Kategorie-Archiv: Archäologie

Marcus Coesfeld wird neuer Direktor der Keltenwelt am Glauberg Dr. Vera Rupp geht nach zwölf Jahren an der Spitze des Archäologisches Landesmuseums in den Ruhestand

Marcus Coesfeld © privat
Marcus Coesfeld © privat

Wiesbaden. Zum Jahresende geht die langjährige Direktorin der Keltenwelt am Glauberg und stellvertretende Landesarchäologin von Hessen, Dr. Vera Rupp, in den Ruhestand. Die Direktion der Keltenwelt übernimmt zum 1. Januar 2024 Marcus Coesfeld. Die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, und Landesarchäologe Prof. Dr. Udo Recker würdigen die herausragenden Leistungen von Dr. Vera Rupp und bedanken sich auf das Herzlichste für ihr außergewöhnliches persönliches Engagement für die Keltenwelt am Glauberg und die Archäologische Denkmalpflege in Hessen.

Dr. Vera Rupp  © Foto: Diether von Goddenthow
Dr. Vera Rupp © Foto: Diether von Goddenthow

„Dr. Vera Rupp hat die Leitung der Keltenwelt am Glauberg kurz nach der Eröffnung des Museums im Jahr 2011 übernommen und das Haus zu dem gemacht, was es heute ist: ein besucherstarkes Landesmuseum und eines der erfolgreichsten Archäologischen Museen zur Eisenzeit in Europa. Ich danke ihr herzlich für ihre Arbeit“, erklärt Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn. „Der Glauberg gibt einen faszinierenden Einblick in die Kultur der Eisenzeit und ganz besonders in den engen Austausch der frühkeltischen Kultur in Europa untereinander sowie mit den mediterranen Kulturen – das Museum macht dies anhand der reichen und europaweit bedeutenden Funde erfahrbar. Ich wünsche dem künftigen Direktor Marcus Coesfeld viel Erfolg und eine glückliche Hand dabei, die Keltenwelt weiter zu entwickeln.“

„Wissenschaftliche wie auch populärwissenschaftliche Publikationen, jährliche Sonderausstellungen und zahlreiche Veranstaltungen im Haus und der Region gehen ebenso auf die Initiative von Dr. Vera Rupp und dem Team der Keltenwelt zurück wie wichtige Infrastrukturmaßnahmen, etwa der Ausbau des Museumsgartens. Sie haben die Stellung des Glaubergs in der nationalen wie europäischen Museumslandschaft, der internationalen Forschung wie auch als Tourismusdestination gefestigt“, ergänzt der hessische Landesarchäologe, Prof. Dr. Udo Recker. Die Keltenwelt ist ein Bestandteil der hessenARCHÄOLOGIE im Landesamt für Denkmalpflege Hessen (LfDH). „Unter der Direktion von Dr. Vera Rupp erfolgte zudem die schrittweise bauliche Umsetzung des Drei-Säulen-Konzepts des Hauses, bestehend aus Museum, Archäologischem Park und Forschungszentrum. Dank der Entscheidung des Landes für einen Neubau des Forschungszentrums hat sie in den zurückliegenden Monaten den notwendigen Architekturwettbewerb für den letzten Ausbauabschnitt mit auf den Weg gebracht.“

Die Nachfolge von Dr. Vera Rupp in der Direktion tritt zum 1. Januar 2024 Marcus Coesfeld an. Er hat ein Studium der Germanistik, Geschichte und Erziehungswissenschaften erfolgreich abgeschlossen. Nach einem wissenschaftlichen Volontariat am LWL-Museum für Archäologie und Kultur – Westfälisches Landesmuseum in Herne übernahm er die Museumspädagogik im Archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen, bevor er Museumsleiter im Archäologischen Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution – Monrepos, einer Einrichtung des Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (LEIZA), in Neuwied wurde. Zuletzt war er im Archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen als Projektleiter einer Digitalen Geschichtswerkstatt tätig. Ihm zur Seite wird Christoph Röder stehen, der bereits im Mai 2023 die neu geschaffene Position des stellvertretenden Direktors übernommen hatte und künftig das Museum und den Archäologischen Park fachlich leiten wird.

Landesmuseum Mainz mit Hybrid-Vortrag von Dr. Guido Faccani zu „Archäologie in St. Johannis …“ am 17.10.2023

St. Johannis (Archivbild) © Foto Diether von Goddenthow
St. Johannis (Archivbild) © Foto Diether von Goddenthow

Sie ist in vielerlei Hinsicht einzigartig – die Mainzer Johanniskirche, die nicht nur die älteste Kirche in Mainz ist, sondern in Deutschland auch eine der wenigen im Grund- und Aufriss zu großen Teilen erhaltenen spätottonischen Kathedralen mit frühmittelalterlichen und römischen Wurzeln. Seit 1828 ist die Johanniskirche eine evangelische Gemeinde. Und seit den spektakulären Ausgrabungen, die vor zehn Jahren begannen – ausgelöst durch Restaurierungsarbeiten rund um eine Heizungserneuerung –, ist St. Johannis nachweislich die alte Bischofskirche und damit der Alte Dom zu Mainz.

Als Experte für Kunstgeschichte und sakrale Bauten der Spätantike und des frühen Mittelalters wird Dr. Guido Faccani, der die wissenschaftliche Forschungsleitung in St. Johannis innehat, am 17. Oktober 2023 um 18 Uhr unter dem Motto „Archäologie in St. Johannis zum ersten, zum zweiten, und …? Rück-, Ein- und Ausblick“ im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) einen hochinteressanten Vortrag rund um St. Johannis halten.

Tatsächlich begann das außergewöhnliche Interesse der archäologischen und baugeschichtlichen Fachwelt, aber auch der Medien und nicht zuletzt der Mainzer Bevölkerung im Jahr 2013 mit den immer spektakulärer werdenden Ausgrabungen in St. Johannis. Doch bereits ab 2008 fanden im Rahmen der Außenrenovierung baugeschichtliche Analysen statt. Grund genug für Dr. Faccani, hier eine Zusammenschau der Ergebnisse zu präsentieren, die er mit einem Ausblick auf geplante Projekte abrundet.

Sein Vortrag mit dem Titel „Archäologie in St. Johannis zum ersten, zum zweiten, und …? Rück-, Ein- und Ausblick“ wird als Hybrid-Veranstaltung durchgeführt. Es besteht demnach die Möglichkeit, an dem Vortrag in Präsenz teilzunehmen oder ihm in digitaler Form zu folgen. Da die Zahl der Teilnehmenden begrenzt ist, wird um eine Anmeldung bis 16. Oktober, 12 Uhr, per E-Mail unter anmeldung@gdke.rlp.de gebeten, die Platzvergabe erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen. Der Zugangslink wird den Teilnehmenden nach Anmeldeschluss per E-Mail zugeschickt. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Landesmuseum Mainz
Große Bleiche 49-51
55116 Mainz
Telefon 0173-7161515
www.landesmuseum-mainz.de

Archäologisches Museum Frankfurt: Archäologie in Slowenien, Altstadtfest, Führungen und mehr

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Am 13. Oktober 2023 öffnet das Archäologische Museum Frankfurt für seine neue Slowenien-Sonderausstellung Türen, passend zum Thema der diesjährigen Buchmesse in Frankfurt. Auch zum Altstadtfest am 02. und 03. Oktober bietet es spannende Führungen und musikalische Klänge an. Noch im September findet eine Buchvorstellung im Historischen Museum statt, zu der das Archäologische Museum im Namen seines Kooperationspartners herzlich einlädt.

Vorschau Sonderausstellungen Herbst 2023

Tweets from the Past Archäologie Sloweniens: Klänge, Symbole und älteste Schriftzeugnisse

13. Oktober 2023 bis 17. März 2024
Die Ausstellung wurde auf Initiative des Archäologischen Museums Frankfurt als Teil der Begleitveranstaltungen der Frankfurter Buchmesse und des Ehrengastes Slowenien ins Leben gerufen.

Das Ziel der Ausstellung ist es, die slowenische Archäologie durch drei spezifische Objektgattungen vorzustellen. Zunächst sind archäologische Objekte zu sehen, die mit Klang verbunden sind. Das sind entweder Musikinstrumente – von prähistorischen Flöten aus Höhlenbärenknochen über antike Doppelflöten bis hin zu mittelalterlichen Maultrommeln – oder Rasseln, die bei Ritualen oder als Kinderspielzeug verwendet wurden.

Bei der zweiten Gruppe von Objekten handelt es sich um Exponate, die Symbole tragen oder selbst eine symbolische Bedeutung besitzen. Dies können prähistorische Figuren sein, die wahrscheinlich Darstellungen uns unbekannter Gottheiten sind, kleine Statuen antiker Götter, Objekte mit eingravierten astralen Symbolen, Figuren in Tiergestalt, Miniaturobjekte und Bildträger mit gravierten Figuren, die wie ein Comic eine Geschichte erzählen.

Die dritte Gattung von Exponaten sind archäologische Objekte, die die ältesten Inschriften aus Slowenien tragen. Unter diesen finden sich Beispiele für venetische Schrift aus der frühen Eisenzeit auf dem Fragment einer bronzenen Situla und einer Silberplatte, Inschriften mit den Namen lokaler Gottheiten, ein antikes Miniaturbuch und Graffiti.

All diese Objekte ermöglichen uns durch ihren Klang, durch die Symbole oder Texte einen tieferen Einblick in die Spiritualität, das Leben und die Welterklärung der Menschen aus der Vergangenheit. Sie zeigen das tiefe Bedürfnis des Menschen nach Ausdruck von Abstraktem bzw. nach der Verwendung von Symbolen und der dauerhaften Aufzeichnung von Geschichten, Gelöbnissen oder informellen Texten. Sie sind deutliche Kennzeichen für die Entwicklung menschlicher Kreativität, die zu einem ihrer Höhepunkte – dem Buch – geführt hat.

Durch die Exponate werden wichtige archäologische Fundorte Sloweniens vorgestellt und die Geschichte der Region bekannt gemacht, zu deren Erforschung die Archäologie einen großen Beitrag leistet.
Zehn größere Museen, die das slowenische archäologische Erbe bewahren, waren an der Vorbereitung der Ausstellung beteiligt. Neben dem Nationalmuseum von Slowenien, das das Projekt leitet, beteiligen sich auch das Regionalmuseum in Celje, das Regionalmuseum in Murska Sobota, das Regionalmuseum Ptuj Ormož, das Museum und die Galerien von Ljubljana, das Regionalmuseum in Novo Mesto, das Regionalmuseum Koper, das Regionalmuseum in Kranj, das Regionalmuseum in Nova Gorica und das Regionalmuseum in Tolmin.

Ausgeschlossen. Archäologie der NS-Zwangslager
Alkett-Kannen aus einem Zwangsarbeiterlager in Berlin-Reinickendorf. Foto: F. Hoffmann.

23. November 2023 bis 26. Mai 2024
Kämme, Löffel, Essnäpfe und Stacheldraht – archäologische Funde erzählen vom Leben und Überleben, aber auch vom Sterben in den national sozialistischen Zwangslagern. Seit den 1990er Jahren werden an ehemaligen Lagerstandorten in Berlin und Brandenburg archäologische Grabungen durchgeführt und massenweise Funde geborgen. Die Ausstellung „Ausgeschlossen. Archäologie der NS-Zwangslager“ zeigt viele dieser Dinge zum ersten Mal. Über 300 Objekte in sieben Kapiteln geben einen Einblick in das komplexe System der Zwangs­lager, in ihre archäologische Überlieferung sowie die Arbeit der zeithistorischen Archäologie.

Altstadtjubiläum in Frankfurt am Main
Jazz zum 3. – Altstadtjubiläum 2023 in der KAISERPFALZ franconofurd

2. u. 3. Oktober 2023
Jazz und Archäologie am Ursprungsort der Stadt
Das Archäologische Museum Frankfurt präsentiert auf dem Domhügel die KAISERPFALZ franconofurd. Feiern Sie mit uns beim Altstadtfest 2023 bei entspannter Musik und spannenden Erkenntnissen der Archäologie an dem Ursprungsort Frankfurts.

onemoment-jazz ist ein Jazz-Trio aus Frankfurt am Main mit eigenen Kompositionen (instrumental). Auf der Suche nach der Melodie kombinieren Carsten Kromschröder (piano), Dirk „Märshall“ Schiller (Bass) und Roland Glöckler (Drums) Jazz-Rock mit Elementen aus Latin, Oriental und Modern Jazz und betten eingängige melodische Themen in rhythmisch-groovige Arrangements, garniert mit kunstvollen Soli aller Instrumente. Die Songs von onemoment-jazz sind konzertant, verspielt, groovig, dramatisch, melodisch und sprechen sowohl den routinierten Jazzfan als auch den Jazz-Neuling an.

An beiden Tagen führen Sie Archäologen des Museums durch die KAISERPFALZ franconofurd und stehen auch sonst jederzeit für Fragen zur Verfügung. Geschützt durch das „Stadthaus am Markt“ bietet die KAISERPFALZ franconofurd ein Schaufenster in die Ursprünge der Stadt Frankfurt: ein römisches Bad, die Mauern des karolingischen Königshofes, spätmittelalterliche Keller – Spuren aus rund 2000 Jahren Stadtgeschichte! Darüber hinaus werden ausgewählte Funde aus den Grabungen im Herzen der Frankfurter Altstadt präsentiert.

Programm
Montag, 2. Oktober 2023
geöffnet 13 – 20 Uhr
14 – 15 Uhr Führung durch die KAISERPFALZ franconofurd (Dr. Carsten Wenzel)
16-17 Uhr Führung durch die KAISERPFALZ franconofurd (Dr. Carsten Wenzel)
17 – 18:30 Uhr Musik mit onemoment – jazz
18:30 – 19 Uhr Führung durch die KAISERPFALZ franconofurd (Kilian Treitl B.A.)
19 – 20 Uhr Musik mit onemoment – jazz

Dienstag, 3. Oktober 2023
geöffnet 13 – 18 Uhr
14 – 15 Uhr Musik mit onemoment – jazz
15 – 15:30 Uhr Führung durch die KAISERPFALZ franconofurd (Kilian Treitl B.A.)
15:30 – 16:30 Uhr Musik mit onemoment – jazz
16:30 – 17 Uhr Führung durch die KAISERPFALZ franconofurd (Kilian Treitl B.A.)
17 – 18 Uhr Musik mit onemoment – jazz

Wenn keine Führungen laufen, stehen Archäologen des Museums für Fragen zur Verfügung.

Politiktheater im alten Rom
Lesung und Podiumsdiskussion mit Karl-Joachim Hölkeskamp
„Geschichte Jetzt!“, die gemeinsame Veranstaltungsreihe von Historischem Museum, Goethe-Universität Frankfurt und Archäologischem Museum, wendet sich in ihrer nächsten Lesung der Antike zu: „Theater der Macht. Die Inszenierung der Politik in der römischen Republik“ heißt die Neuerscheinung des international renommierten Althistorikers Karl-Joachim Hölkeskamp.
Dieser hat als Professor für Alte Geschichte am Historischen Institut der Universität zu Köln besonders zu Sozial-, Kultur- und Mentalitätsgeschichte des römischen Reichs geforscht und gelehrt.
Sein Fokus liegt auf der politischen Kultur der Aristokratie. Denn die als Republik geltende „res publica“ der alten Römer war eher ein aristokratisch-oligarchisches System, mit viel Selbstdarstellung und Machtinszenierung: streng festgelegte Rituale, ausgefeilte Zeremonien, gigantische Bauwerke und Denkmäler. Als Zentrum des Imperium Romanum wurde Rom zur Bühne dieser öffentlichen Aufführungen.
Der Autor wird sein neues Buch vorstellen und mit den Anwesenden diskutieren. Die Moderation hat der Frankfurter Althistoriker Hartmut Leppin.

MI, 27.9., 18.30 Uhr
Eintritt: 4€ / 2€ ermäßigt
Leopold-Sonnemann-Saal
Lesung und Podiumsdiskussion im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Geschichte Jetzt!“
mit Karl-Joachim Hölkeskamp; Moderation: Hartmut Leppin
In Kooperation mit dem Historischen Seminar der Goethe-Universität, dem Archäologischen Museum Frankfurt und hr2-kultur. Medienpartner ist die FAZ.

Eine Anmeldung im Vorfeld wird empfohlen. Möglich ist diese über den Online Ticketshop, oder beim Besucherservice von Montag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr unter T +49 69 212-35154, oder per Mail an besucherservice@historisches-museum-frankfurt.de. Sind noch Plätze verfügbar, kann man sich auch unmittelbar vor Beginn der Veranstaltung an der Museumskasse anmelden.

Mehr Informationen zur Reihe „Geschichte Jetzt“ unter: https://historisches-museum-frankfurt.de/geschichte-jetzt

Ausstellung anlässlich des Paulskirchenfestes zum 175. Jubiläum der Deutschen Nationalversammlung in Frankfurt am Main
Letzte Chance zum Besuch der Ausstellung: Zwischen Römern und Germanen – Auf der Suche nach dem „deutschen Altertum“
18. Mai – 3. Oktober 2023

Die Ausstellung im Archäologischen Museum in der Karmeliterkirche sowie in der KAISERPFALZ franconofurd beleuchtet mit Schaubildern und archäologischen Funden die Zeit des Umbruchs in der Altertumsforschung in Deutschland. Erörtert wird die Frage, welche Rolle Kelten, Germanen, Römer und Slawen am Anfang der „deutschen Geschichte“ spielten.

Mit der Demokratiebewegung und dem Streben nach nationaler Einheit ist nach den Befreiungskriegen 1813 bis 1815 gegen die napoleonische Herrschaft auch die Suche nach einem „deutschen Altertum“ verbunden. In der Folge kommt es im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts in den deutschen Ländern zur Gründung zahlreicher Geschichts- und Altertumsvereine. Der damit verbundene Beginn der systematischen archäologischen Forschung in Deutschland wird maßgeblich von der Suche nach gemeinsamen Wurzeln und einer Urgeschichte der deutschen Nation bestimmt.

Mit der wachsenden Bedeutung der Archäologie als eigenständiger Wissenschaft einher gingen heute in Vergessenheit geratene, kontroverse Debatten über die Frage, welche Rolle Kelten, Germanen, Römer und Slawen am Anfang der „deutschen Geschichte“ spielten. Wenige Jahre nach Auflösung der Nationalversammlung in der Paulskirche erfolgte 1852 die Gründung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz als gemeinsamem (Archäologie-)Museum aller deutschen Länder. Das Museum verfügt heute über Weltgeltung, während der historische und geistesgeschichtliche Kontext seiner Entstehung im Umfeld der Paulskirchenversammlung aus dem öffentlichen Bewusstsein geraten ist.

Alle Infos unter Archäologisches Museum
Mi 10 – 20 Uhr, Do – So 10 – 18 Uhr
Mo und Di geschlossen

KAISERPFALZ franconofurd
Mi – So 13 – 17:30 Uhr

Alte Museums-Artefakte inspirieren zu neuer Kunst und werden dabei selbst wieder lebendig – Kunst trifft Archäologie im Mainzer Landesmuseum

Mit diesem Ausstellungsprojekt LIKE A VIRGIN – touched für the very first time – Kunst trifft Archäologie“ vom 21. April bis 18. Juni 2023 im Mainzer Landesmuseum kommt es erstmals zu einem Experiment zwischen der Archäologischen Abteilung des Landesmuseums und der Kunsthochschule Mainz.  Bild: Professorin Sabine Groß, Leiterin der Klasse für Bildhauerei, erläutert mit Studenten die Ausstellung.  © Foto Diether von Goddenthow
Mit diesem Ausstellungsprojekt LIKE A VIRGIN – touched für the very first time – Kunst trifft Archäologie“ vom 21. April bis 18. Juni 2023 im Mainzer Landesmuseum kommt es erstmals zu einem Experiment zwischen der Archäologischen Abteilung des Landesmuseums und der Kunsthochschule Mainz. Bild: Professorin Sabine Groß, Leiterin der Klasse für Bildhauerei, erläutert mit Studenten die Ausstellung. © Foto Diether von Goddenthow

Vielen jungen Menschen geht es beim Betrachten archäologischer Fundstücke im Museum so wie der Kunststudentin Yvonne Delfendahl: „Wenn ich die sehe, kann ich gar keinen richtigen Bezug dazu aufbauen“. Doch seitdem die Studentin beim Ausstellungsprojekt „Kunst trifft Archäologie“, ein Experiment zwischen der Archäologischen Abteilung des Landesmuseums und der Kunsthochschule Mainz, mitgemacht hat, ist das nun alles ganz anders geworden. Als eine von 13 ausstellenden Künstlern und Künstlerinnen hatte  Yvonne aus dem Museumsfundus für ihr eigenes Projekt 4000 bis 6000 Jahre alte Faustkeile ausleihen können, um hiervon eine eigene Kreation ableiten zu können. Ihre Kommilitonen hatten ganz andere Original-Artefakte als Inspiration für ihre Werke ausgewählt. Ziel war es, diese Artefakte aus einem der Archäologie fremden Blickwinkel zu betrachten und sie in einen neuem Kontext zu stellen, der herkömmliche Sichtweisen und museale Umgangsformen erweitern und bereichern sollte. Das ist gelungen, was nun die soeben im Landesmuseum Mainz eröffnete Ausstellung „LIKE A VIRGIN – touched für the very first time – Kunst trifft Archäologie“ mit ihren wunderbaren, mitunter beinahe skurril wirkenden Werken zeigt. Die Ausstellung geht noch bis zum 18. Juni 2023.

Kunststudentin Yvonne Delfendahl war von den 4000 bis 6000 Jahre alten Faustkeilen aus Mainz-Gonsenheim so affiziert, dass sie sich hiervon zu ihrem Projekt mit Open-Air-Vitrine anregen ließ. © Foto Diether von Goddenthow
Kunststudentin Yvonne Delfendahl war von den 4000 bis 6000 Jahre alten Faustkeilen aus Mainz-Gonsenheim so affiziert, dass sie sich hiervon zu ihrem Projekt mit Open-Air-Vitrine anregen ließ., von der in der Ausstellung ein Foto zu sehen ist, dahinter die Original-Faustkeile des Museums © Foto Diether von Goddenthow

Yvonne Delfendahl hatten es, wie gesagt, die 4000 bis 6000 Jahre alten Faustkeile aus Mainz-Gonsenheim, ihrem Wohnort, sofort angetan. Sie war so fasziniert von der Vorstellung, dass diese „so alten, wertvollen Stücke  einfach an einen normalen Tage von Bauern beim Arbeiten in Gonsenheim gefunden wurden“, dass sie die Idee hatte, Kopien davon in Speckstein anzufertigen, und diese in Fundortnähe in einer Plexiglas-Vitrine auf einer öffentlich zugänglichen Wiese zu platzieren, um Spaziergänger und Wanderer auf das uralte Siedlungsgebiet und die dort gemachten Funde hinzuweisen. Mehr noch: Sie stellte eine zweite „Blanko“-Plexiglas-Vitrine auf, in die Leute, die vielleicht am Wegesrand oder in der Nähe etwas Archäologisches finden,  deponieren können. In der Ausstellung selbst ist von ihrer spannenden Arbeit „nur“ ein Foto zu sehen, in der Vitrine daneben befinden sich die Originalfaustkeile aus graugrünlichem Jadeit-Gestein. Ihre Faustkeil-Nachempfindungen aus Speckstein können ausschließlich in ihrer Open-Air-Plexiglas-Vitrine auf der Wiese in Gonsenheim besichtigt werden. Da die Wiese nahe des vielbelaufenen Spazierwegs dem Gonsenheimer Fahr- und Reitverein gehört, gab es auch keine bürokratischen Hemmnisse mit der Aufstellung. Am Sonntag, 23. April 2023 präsentierte die Studentin in einer kleinen Vorort-Vernissage ihr Werk. Yvonne möchte mit ihrem Projekte „Geschichte in den Alltag wieder zurückzuholen“. Eine Besonderheit ihres Projektes liegt nicht nur in der Gegenüberstellung ihrer Eigenkreation mit einem Original-Museums-Exponat, sondern zudem darin, durch die Auslagerung ihres Kunstwerkes in Fundortnähe, dort ein wenig „Steinzeit“ wieder lebendig werden zu lassen, und „die Spaziergänger vielleicht dazu zu motivieren, sich später auch die Originalfunde im Museum anzuschauen“.

Amelie Reinholdt war fasziniert vom Gedanken, dass Römer mit ihren Riemenlatschen praktisch ganz Europa erlaufen haben, weswegen sie nun ein modernes poppiges Pendant schuf, mit denen ja heutzutage quasi die Welt erlaufen wird. © Foto Diether von Goddenthow
Amelie Reinholdt war fasziniert vom Gedanken, dass Römer mit ihren Riemenlatschen praktisch ganz Europa erlaufen haben, weswegen sie nun ein modernes poppiges Pendant schuf, mit denen heutzutage quasi die Welt erlaufen wird. © Foto Diether von Goddenthow

Wer die Ausstellung betritt, schreitet zunächst durch ein Löwentor, beinahe, lägen da nicht die übergroßen Riesen-Flip-Flop-Latschen, die Amelie Reinholdt, zugleich Romanistin und Lateinaffin, römischen genagelten Riemensandalen aus dem 1. Jh. n. Chr. „nachempfunden“ hat. „Ich weiß nicht, mich hatte dieses Schuhwerk so angesprochen, weil ich es eben so witzig fand im Nachhinein, mir vorzustellen, dass mit diesen römischen Sandalen doch ganz Europa quasi belaufen wurde“, ähnlich wie sich in heutiger Zeit die Flip-Flops-Latschen in allen Varianten weltweit durchgesetzt haben.

Kunststudentin Jeong Lee (mi) erläutert Dr. Heike Otto, Generaldirektorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (li.) und Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide (r.) dass der steinerne alte Originallöwe einst für äußere stand, heutzutage es aber mehr auf innere Stärke ankäme. Diese innere Stärke und Kraft solle ihr nachempfundener, äußerlich weichwirkender Löwe symbolisieren. © Foto Diether von Goddenthow
Kunststudentin Jeong Lee (mi) erläutert Dr. Heike Otto, Generaldirektorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (li.) und Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide (r.) dass der steinerne alte Originallöwe einst für äußere Kraft stand,  es  heute aber mehr auf innere Stärke ankäme. Diese innere Stärke und Kraft solle ihr nachempfundener, äußerlich weich wirkender Löwe symbolisieren (vorne im Bild). © Foto Diether von Goddenthow

Man muss also, um diese Riesenlatschen nicht zu beschädigen, um das Löwentor herumlaufen. Rechts brüllt der Originallöwe aus einem römischen Gräberfeld und Weisenauer Kalkstein seinem aus Epoxidharz erschaffenen „Klon“ linker Hand entgegen. Dieser brüllt leiser zurück. Für Jeong Lee, die sich gleich von der Symbolik des Königs der Tiere angesprochen fühlte, steht die Original-Löwenfigur für äußere Stärke. Ihr aus Epoxidharz, Kerzengel, Ton und Acrylspray erschaffener heller glasähnlicher ausschauender Löwe zeige hingegen das Gegenteil: äußere Weichheit, aber innere Stärke. Innere Stärke, Überzeugung und Substanz seien in der Gesellschaft wichtiger geworden als das Äußere, als äußerliche Stärke, so die Überlegung der Künstlerin.

Die archäologischen Objekte aus der Vorgeschichte und der Römerzeit verdeutlichten dabei ihrerseits unterschiedliche Aspekte des menschlichen Lebens, wie Alltag, Luxus oder kultisch-religiöse Aspekte, vertieft Dr. Heike Otto, Generaldirektorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz.

Wie Flip-Flop-Latschen und das Löwen-Pärchen „äußere Stärke /innere Stärke“ darstellen, haben die Studentinnen und Studenten  eine überaus lebendige Präsentation künstlerischer Neuschöpfungen geschaffen, die fantasievolle Verbindungen zwischen lang vergangenen und heutigen Kulturen herstellen möchten. Dieses reizvolle Zusammentreffen der teils Jahrtausende alten Exponate mit den zeitgenössischen Kunstwerken ermöglicht den Besuchern einen völlig anderen Blick auf die achäologischen Objekte und regt zu einem neuen und frischen Auseinandersetzen mit scheinbar Bekannten an.

Aaron Nora Kappenberger, aus dem Schwarzwald stammend, und als Queerer dort oft nicht beachtet, oder eher negativ wahrgenommen, wie in Zeiten der schwäbisch-alemannischen Fasent, als eine Person, die nicht dazu gehört, zur nicht queeren Mehrheitsgesellschaft, hat diese Ambivalenz zwischen vorurteilsbefördernder fester und ausdrucksoffener Masken dargestellt, indem er einer römischen Büste eine konturenarme Wachsmaske gegenüberstellte. © Foto Diether von Goddenthow
Aaron Nora Kappenberger, aus dem Schwarzwald stammend, und als Queerer dort oft nicht beachtet, oder eher negativ wahrgenommen, wie in Zeiten der schwäbisch-alemannischen Fasent, als eine Person, die nicht dazu gehört, zur nicht queeren Mehrheitsgesellschaft, hat diese Ambivalenz zwischen vorurteilsbefördernder fester und ausdrucksoffener Masken dargestellt, indem er einer römischen Büste eine konturenarme Wachsmaske gegenüberstellte. © Foto Diether von Goddenthow

Aaron Nora Kappenberger stellte sich einer Identitätsfrage, nämlich, was sichtbar ist und was nicht? Welche Realitäten werden unsichtbar und welche zum Narrativ? „despised seer“, so der Projekttitel, befasst sich mit diesen Fragen von Sichtbarkeit im musealen Kontext und schlägt subversive Parallelen zu heutigen Sehgewohnheiten. Im Kontext von Wertungen bedient sich die Arbeit queerer popkultureller Elemente als auch der traditionellen schwäbisch-alemannischen Fasent.

Am Anfang, als den Studenten Exponate zur Auswahl bereitgestellt wurden, gab es keinerlei Informationen über die Artefakte. Denn, so Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide, ging es nicht darum, gleich zu hinterfragen: „Was ist das? Was bedeutet das? Von wann ist das? Nein, es ging erst mal darum, sich inspirieren zu lassen, und einfach mal zu schauen. Und das ist sozusagen auch ein ganz wichtiger Kern von diesem Projekt, dass wir hier auf die Beine gestellt haben“. Hierbei haben die Künstlerinnen und Künstler ganz individuelle Projekte erschaffen, „die sich aber alle mit dem Thema Archäologie beschäftigen, und das auf ganz unterschiedliche Weise. Entweder sind das Neuinterpretationen, fantasievolle Arrangements, oder ist es das Thema im weiteren Sinne „Museum, Ausstellung – was heißt es überhaupt? Was bedeutet es, dass ein Gegenstand prominent einen Wert erhält? Wie dauerhaft sind Wertzuschreibungen? Oder sind es geographische Herangehensweisen, wo man sozusagen eine eigene archäologische Recherche anstellt, und das in Verbindung gebracht hat mit dem entsprechenden Exponaten“, erläutert die Museums-Direktorin. Dabei zeigt sie auf eine Vitrine, in der einige der verbliebenen, nicht von den Studenten ausgewählten Exponate zu sehen sind. Hier können die Besucher kreativ werden, und sich überlegen, welches museale Artefakt davon sie eventuell auswählen würden als Anregung für ihr Kunstwerk.

„Neue Blickwinkel, künstlerische Neuschöpfungen, überraschende Herangehensweisen – es war allen Studierenden ein großes Vergnügen, archäologischen Artefakten, die in Museen unberührbar erscheinen, auf wundersame Weise neues Leben einzuhauchen und buchstäblich eine andere Bühne zu bieten,“ freut sich die Leiterin der Klasse für Bildhauerei der Kunsthochschule Mainz, Professorin Sabine Groß.

(Diether von Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

LIKE A VIRGIN – touched for the very first time? Kunst trifft Archäologie – Landesmuseum Mainz kooperiert mit Kunsthochschule Mainz / Sonderausstellung bis 18. Juni

Megaflop2000 – Copyright Kunsthochschule Mainz/Amelie Reinholdt
Megaflop2000 – Copyright Kunsthochschule Mainz/Amelie Reinholdt

Eine original römische Sandale wird zu einem Riesen-Flip-Flop oder ein 3000 Jahre alter Kultgegenstand in einer gespielten Performance zu neuem Leben erweckt. Das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) hat erstmals Studierende der Kunsthochschule Mainz zu einem Experiment eingeladen. „LIKE A VIRGIN – touched for the very first time? – Kunst trifft Archäologie” heißt das Ergebnis und zugleich die Sonderausstellung, die am 21. April 2023 abends eröffnet wird.

„Entstanden ist ein spannender Dialog zwischen teils Jahrtausende alten Exponaten und völlig neuen, zeitgenössischen künstlerischen Arbeiten“, freut sich die Generaldirektorin kulturelles Erbe, Dr. Heike Otto. Auch Dr. Birgit Heide, die Direktorin des Landesmuseums Mainz, zeigt sich begeistert, „es ist wunderbar zu sehen, mit wieviel Fantasie, aber auch mit welchen Überlegungen sich die Studierenden dieser herausfordernden Aufgabe gestellt haben.“

Zur Vorbereitung der geplanten Neuaufstellung der archäologischen Dauerausstellung waren Studierende der Klasse für Bildhauerei von Prof. Sabine Groß der Kunsthochschule Mainz vom Landesmuseum Mainz eingeladen, sich mit ganz unterschiedlichen Exponaten aus den vorgeschichtlichen und römischen Epochen auseinanderzusetzen.

Prozessbild zu ‚despised seer‘ - Copyright Kunsthochschule Mainz/Aaron Nora Kappenberger
Prozessbild zu ‚despised seer‘ – Copyright Kunsthochschule Mainz/Aaron Nora Kappenberger

„Neue Blickwinkel, künstlerische Neuschöpfungen, überraschende Herangehensweisen – es war allen Studierenden ein großes Vergnügen, archäologischen Artefakten, die in Museen unberührbar erscheinen, auf wundersame Weise neues Leben einzuhauchen und buchstäblich eine andere Bühne zu bieten,“ so die Leiterin der Klasse für Bildhauerei, Prof. Sabine Groß.

Die archäologischen Objekte aus der Vorgeschichte und der Römerzeit, die lange nicht mehr im Landesmuseum Mainz zu sehen waren, zeigen unterschiedliche Aspekte des menschlichen Lebens, wie Alltag, Luxus oder kultisch-religiöse Darstellungen.

Der Ausstellungstitel ist dem Refrain eines Madonna-Songs entliehen und soll einerseits auf die Jungfräulichkeit dieses Ausstellungsunterfangens anspielen, das so in dieser Form keinen Vorläufer hat; andererseits verweist er auf eine gefühlte Unantastbarkeit archäologischer Museumsstücke, die ihnen durch ihre wissenschaftlichen und kulturhistorischen Zuschreibungen verliehen wird. „Ziel des Projektes sei es“, so der Rektor der Kunsthochschule Mainz, Martin Henatsch, „Schnittstellen von Wisenschaft und Kunst, unantastbarer Musealität und zeitgenössischer Intervention aufzuzeigen. Eine wunderbare Herausforderung an die Studierenden der Kunsthochschule Mainz, die damit an die Tradition der Kunst-und Wunderkammern des 16. und 17. Jahrhunderts anschließen, in denen eine heute oftmals vergessene einander bedingende Koexistenz von Artifikalien und Mirabielen, Natur, Wissenschaft und Kunst üblich war.“

Kopf der Rosmerta – Copyright Landesmuseum Mainz, GDKE, U. Rudischer
Kopf der Rosmerta – Copyright Landesmuseum Mainz, GDKE, U. Rudischer

Zu sehen sind archäologische Artefakte und zeitgenössische Kunst in einer lebendigen Präsentation, zugleich auch Arbeiten, die sich mit den Werkzeugen archäologischer Ausgrabungen beschäftigen oder Texte, die sich zwischen Poesie und Wissenschaftlichkeit neues Terrain erobern.

Kuratiert wurde die Ausstellung von Prof. Sabine Groß und den Studierenden der Bildhauereiklasse der Kunsthochschule Mainz – Line Bisanz, Johannes Buchholz, Yvonne Delfendahl, Selina Hammer, Jeong Hoon Shin, Aaron Nora Kappenberger, Anna Karpekin, Jeong Lee, Amelie Reinholdt, Berit Spieß, Paula Tillmanns, Elpida Tsaousidis, Laetitia Wessner – in Zusammenarbeit mit Dr. Birgit Heide, Dr. Ellen Riemer, Dr. Eva Brachert und Andreas Hawner vom Landesmuseum.

Ergänzt wird die Ausstellung durch ein Making-of, das die Museumspädagogik des Landesmuseums Mainz aufbereitet, um einerseits die getroffene Auswahl der Objekte aufzuzeigen, aber auch um das Publikum mit einzubeziehen, das dann ihrerseits seine Gedanken und Ideen dazu mit einbringen kann.

(Michael Bonewitz )

GENERALDIREKTION KULTURELLES ERBE RHEINLAND-PFALZ
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Das neue Leibniz-Zentrums für Archäologie in Mainz wurde eingeweiht – am 26.03. folgt Tag der offenen Tür

Heute am 24. März 2024 wurde das neue Leibniz-Zentrums für Archäologie (LEIZA) eingeweiht. Der neue Name  "Ludwig-Lindenschmit-Forum 1" erinnert an den Gründer des  Römisch-Germanischen-Zentralmuseums, welches ab 1. Januar 2023 entsprechend seiner erweiterten Aufgaben und Funktionen LEIZA heißt. © Foto Diether von Goddenthow
Heute am 24. März 2024 wurde das neue Leibniz-Zentrums für Archäologie (LEIZA) eingeweiht. Der neue Name „Ludwig-Lindenschmit-Forum 1″ erinnert an den Gründer des Römisch-Germanischen-Zentralmuseums, welches ab 1. Januar 2023 entsprechend seiner erweiterten Aufgaben und Funktionen LEIZA heißt. © Foto Diether von Goddenthow

Mainz. Mit einem Festakt wurde heute das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) in Mainz eingeweiht. Vor zahlreichen Gästen betonten der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Clemens Hoch sowie der parlamentarische Staatssekretär Dr. Jens Brandenburg die wissenschaftliche Bedeutung und internationale Strahlkraft des Instituts, das zukünftig im neuen Hauptsitz am Ludwig-Lindenschmit-Forum in Mainz archäologische Spitzenforschung und ein Museum unter seinem Dach vereinen wird. Die Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft Prof. Dr. Martina Brockmeier unterstrich den typischen Auftrag des Leibniz-Forschungsmuseums im Dreiklang von forschen, sammeln und vermitteln. Oberbürgermeister Nino Haase betonte in seinem Grußwort, dass das LEIZA nun den ihm gebührenden Standort erhält.

v.l.n.r.: Wissenschaftsminister Clemens Hoch, Finanzministerin Doris Ahnen, Staatssekretär Dr. Jens Brandenburg (Bundesministerium für Bildung und Forschung), Prof. Dr. Martina Brockmeier, Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft, Mainzer Oberbürgermeister Nino Hase, Generaldirektorin Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch und administrativer Direktor Heinrich Baßler
v.l.n.r.: Wissenschaftsminister Clemens Hoch, Finanzministerin Doris Ahnen, Staatssekretär Dr. Jens Brandenburg (Bundesministerium für Bildung und Forschung), Prof. Dr. Martina Brockmeier, Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft, Mainzer Oberbürgermeister Nino Hase, Generaldirektorin Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch und administrativer Direktor Heinrich Baßler

Rund 60 Mio. Euro investierten das Land Rheinland-Pfalz, die Landeshauptstadt Mainz und der Bund in den Neubau. Nach rund sieben Jahren Bauzeit erfolgte im September 2022 die Schlüsselübergabe. Ein mehrmonatiger Umzug in das neue Gebäude, bei dem u.a. mehr als 220.000 archäologische Objekte bewegt wurden, fand Ende des Jahres seinen erfolgreichen Abschluss.

LEIZA-Impression - die weiteläufige Treppe verfügt mittig über Sitzbänke, so dass hier Veranstaltungen vielfältiger Art möglich sind. © Foto Diether von Goddenthow
LEIZA-Impression – die weiteläufige Treppe verfügt mittig über Sitzbänke, so dass hier Veranstaltungen vielfältiger Art möglich sind. © Foto Diether von Goddenthow

Zum 1.1.2023 benannte sich das bis dato als Römisch-Germanisches Zentralmuseum (RGZM) bekannte Institut in Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) um und machte mit dem Namenswechsel den Schritt in eine neue Ära. Mit der großen Fachbibliothek, den Laboren und Werkstätten hat das LEIZA den Wissenschaftsbetrieb bereits aufgenommen. Ende 2024 wird das neue archäologische Museum mit der Ausstellung „Zusammenleben“ öffnen.

 

 

Generaldirektorin Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch. © Foto Heike von Goddenthow
Generaldirektorin Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch. © Foto Heike von Goddenthow

Generaldirektorin Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch sprach bei den Einweihungsfeierlichkeiten von den Perspektiven, die das neue Gebäude möglich machen: „Ich freue mich für die gesamte Archäologie auf die Möglichkeiten, die ihr der Neubau eröffnet. Hier feiert die Wissenschaft nicht sich selbst, sondern sie geht ihrem Auftrag nach, Antworten zu suchen, was uns als Menschen ausmacht, wie wir denken und handeln und wie ganz aktuelle Probleme erklärt und vielleicht auch gelöst werden können.“

Sie bedankte sich beim Land Rheinland-Pfalz und dem Bund sowie bei der Landeshauptstadt Mainz für die Finanzierung und Realisierung des Großprojektes.

Wissenschaftsminister Clemens Hoch. © Foto Diether von Goddenthow
Wissenschaftsminister Clemens Hoch. © Foto Diether von Goddenthow

Wissenschaftsminister Clemens Hoch sieht durch das neue Gebäude eine bedeutende Chance für den Wissenschaftsstandort Rheinland-Pfalz, nicht nur im Bereich der internationalen Forschung, sondern auch im Bereich der Wissensvermittlung: „Das neue, hoch moderne LEIZA-Gebäude bietet Forschenden deutlich verbesserte Arbeitsbedingungen und macht neugierig auf neue spannende Forschungsergebnisse zur Geschichte des menschlichen Zusammenlebens. Als Wissenschaftsminister freue ich mich sehr darauf zu sehen, wie das LEIZA seine neu gewonnenen Möglichkeiten zur Vermittlung archäologischen Wissens in die breite Öffentlichkeit nutzen wird. Die großzügigen modernen Ausstellungsflächen, das auf Begegnung ausgerichtete große Foyer mit attraktiver Gastronomie und die deutlich vergrößerten Bibliotheksflächen bieten hierfür die besten Voraussetzungen.“

Dr. Jens Brandenburg. © Foto Diether von Goddenthow
Dr. Jens Brandenburg. © Foto Diether von Goddenthow

Dr. Jens Brandenburg, parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, überbrachte herzliche Glückwünsche aus Berlin von Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger und stellte fest: „Nur wer die Vergangenheit versteht, kann die Zukunft gestalten. Das LEIZA erforscht und vermittelt regionen- und epochenübergreifendes Wissen über die frühe Menschheitsgeschichte. Es genießt national wie international einen hervorragenden Ruf. Nun erhält das LEIZA in Mainz ein Gebäude, das einem so bedeutenden und innovativen Forschungsmuseum angemessen ist. Das haben wir seitens des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gerne mit rund 20 Mio. Euro unterstützt.“

Erster Auftritt von  Nino Haase in seiner Funktion als neuer Oberbürgermeister von Mainz. © Foto Diether von Goddenthow
Erster Auftritt von Nino Haase in seiner Funktion als neuer Oberbürgermeister von Mainz. © Foto Diether von Goddenthow

Der neue Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase zeigte sich begeistert vom neuen Wissenschaftsstandort in der Landeshauptstadt: „Ich bin überaus stolz, bei einem meiner ersten offiziellen Termine als Oberbürgermeister einen Schatz in Mainz präsentieren zu dürfen, der in Deutschland, in Europa, in der Welt seines Gleichen sucht: Ein forschendes Museum von Weltrang, das jetzt endlich und unübersehbar jenen Platz in unserer Stadt einnimmt, der ihm gebührt – und die Ausstattung erhält, die seinem Rang in der Wissenschaftsgemeinschaft gerecht wird: als eine der großen, international angesehenen deutschen Forschungs- und Kultur-Institutionen! Das Leibniz-Zentrum für Archäologie ist ein unsagbarer Schatz – made in Mainz. Ein Aushängeschild mit Strahlkraft weit über unsere Stadtgrenzen hinaus.“

Prof. Dr. Martina Brockmeier, die Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft  © Foto Heike von Goddenthow
Prof. Dr. Martina Brockmeier, die Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft © Foto Heike von Goddenthow

Prof. Dr. Martina Brockmeier, die Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft, würdigte noch einmal die Relevanz des archäologischen Forschungsmuseums: „Ich freue mich, dass das Leibniz-Zentrum für Archäologie jetzt seinen für ein Leibniz-Forschungsmuseum typischen Auftrag im Dreiklang von forschen, sammeln und vermitteln an einem Ort und unter optimalen Rahmenbedingungen erfüllen kann. Moderne Forschungsmöglichkeiten, hervorragende Depots für die Sammlungen und zeitgemäße Ausstellungen ermöglichen es nun, das kulturelle Erbe der Archäologie und ihre relevanten Bezüge in unsere Gegenwart noch besser zur Geltung zu bringen. Dass dies unter einem neuen Namen mit darin ausgedrücktem Bekenntnis zu Leibniz-Gemeinschaft geschieht, begrüße ich ganz besonders, vor allem, weil ich mir vorstellen kann, wie herausfordernd es war, sich von dem bisherigen, traditionsreichen und bekannten Namen zu verabschieden.“

Impression der Einweihungsfeier - Heinrich Baßler,  administrativer Direktor des LEIZA moderiert den Festakt.  © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Einweihungsfeier – Heinrich Baßler, administrativer Direktor des LEIZA moderiert den Festakt. © Foto Diether von Goddenthow

Das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA)

Das LEIZA erforscht als Leibniz-Forschungsinstitut und -museum für Archäologie die materiellen Hinterlassenschaften aus mehr als 3 Mio. Jahren Menschheitsgeschichte raum- und zeitübergreifend. Ziel ist es, anhand archäologischer Funde und Befunde menschliches Verhalten und Handeln, menschliches Wirken und Denken sowie die Entwicklung und Veränderung von Gesellschaften aufzuzeigen und zu verstehen. Als eines von acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft verbindet das LEIZA exzellente Wissenschaft mit vielfältigen Formaten des Wissenstransfers. Seine Museen sind zugleich Erfahrungsräume wie auch Orte des Dialoges mit der Gesellschaft.

Das LEIZA ist weltweit tätig und betreibt bislang erfolgreich und umfassend Forschungen in verschiedenen Regionen Afrikas, Asiens und Europas. Die einzigartige Konzentration archäologischer, naturwissenschaftlicher, restauratorischer und informationstechnologischer Kompetenzen verbunden mit bedeutenden Laboren und Archiven, erlaubt es dabei, objektorientierte Forschung zur Archäologie von den Anfängen der Menschheitsgeschichte bis in das hohe Mittelalter zu betreiben.

Das LEIZA arbeitet an drei Standorten: Mainz (Hauptsitz LEIZA und Museum für Antike Schifffahrt), Neuwied (Monrepos. Archäologisches Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution), Mayen (Forschungsstelle Vulkanpark Osteifel). Ab 2024 tritt ein neuer LEIZA-Standort in Schleswig hinzu (Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie (ZBSA).

Als Römisch-Germanisches Zentralmuseum (RGZM) 1852 in Mainz gegründet, benannte sich das Forschungsinstitut am 1.1.2023 in Leibniz-Zentrum für Archäologie um.

Weitere Informationen LEIZA

Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) in Mainz feiert Einweihung und lädt am 26.03.2023 zum Tag der offenen Tür

Das neue Mainzer Leibniz-Zentrum für Archäologie an der Neutorstraße wird eröffnet und lädt am 26.03.2023 zum Tag der offenen Tür. © Foto Diether von Goddenthow
Das neue Mainzer Leibniz-Zentrum für Archäologie an der Neutorstraße wird eröffnet und lädt am 26.03.2023 zum Tag der offenen Tür. © Foto Diether von Goddenthow

Das Römisch Germanische Zentralmuseum Mainz (RGZM), das seit dem 1. Januar 2023 entsprechend seiner erweiterten Funktionen in Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) umbenannt wurde, feiert Einweihung seines Neubaus und lädt anlässlich dieses Ereignisses ein zum Tag der offenen Tür am 26.03.2023 von 10 bis 17.00 Uhr, Ludwig-Lindenschmit-Forum 1 ( Neutorstraße).

Bereits im Vorfeld der Eröffnung durfte heute die Presse schon einmal einen kleinen Blick hinter die Kulissen des 60 Millionen-Forschungszentrums der Superlative werfen. 9.700 qm Nutzfläche misst das neue Forschungs-Flaggschiff von Rheinland-Pfalz, davon allein 3000 qm Ausstellungsfläche: 1820 qm Dauerausstellung im 1. u. 2. OG (wird Ende 2024 eröffnet), 960 qm für Sonderausstellungen im EG und 300 qm für die Forschungsausstellung im Foyer-Bereich.

LEIZA-Generaldirektorin Alexandra Busch und Wissenschaftsminister Clemens Hoch im Austausch mit den Medienvertretern, hier im Raum der künftigen Forschungs-Ausstellung. © Foto Diether von Goddenthow
LEIZA-Generaldirektorin Alexandra Busch und Wissenschaftsminister Clemens Hoch im Austausch mit den Medienvertretern, hier im Raum der künftigen Forschungs-Ausstellung. © Foto Diether von Goddenthow

Die „Forschungs-Ausstellung“ (Arbeitstitel) befindet sich direkt neben der Rezeption im Foyer links. In diesem besonders gesicherten Raum „beschäftigen wir uns mit der 170jährigen Geschichte unserer Forschungsarbeit, unserer Forschungseinrichtung, und unseres Forschungs-Museums“, erläutert LEIZA-Generaldirektorin Alexandra Busch beim gemeinsamen Rundgang mit Wissenschaftsminister Clemens Hoch. Der Aufbau einer archäologischen Sammlung, bestehend aus Originalen und vor allem auch aus Kopien (wissenschaftlichen Replikaten) von den bedeutendsten Objekten und Monumenten des antiken Mittelmeerraums und der angrenzenden Regionen, war grundlegend für die Gründung des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz. „Die Idee war damals 1852, in Mainz eine Sammlung aufzubauen, die kulturvergleichende Studien ermöglicht. Und deshalb eben diese Dinge hier zusammenträgt“, so Prof. Busch. Das RGZM war schon im 19. Jahrhundert so bekannt und bedeutend gewesen, „dass Archäologen von überall her Objekte an uns geschickt haben, damit die in unserer Sammlung sind“, so habe unter anderem Heinrich Schliemann Sachen aus Troja geschickt, weil die hier in Mainz, im RGZM in der Sammlung vorgehalten werden sollten. Hiervon wurden natürlich wissenschaftliche Kopien angefertigt, und das sei auch im Hause die Geburtsstunde „unserer Restaurierung und Konservierung von Fundstücken“ gewesen.

Das Replikat eines ägyptischen Pharaos, im Hintergrund die Raum-Zeit-Vitrine, noch nicht bespielt. © Foto Diether von Goddenthow
Das Replikat eines ägyptischen Pharaos, im Hintergrund die Raum-Zeit-Vitrine, noch nicht bespielt. © Foto Diether von Goddenthow

In diesem Ausstellungs-Raum werde erstmals Besuchern ein kleiner Abriss der Forschungs-Geschichte des RGZM, dem jetzigen LEIZA, gezeigt, mit all seinen Generaldirektoren seit Anbeginn und in den wichtigsten Etappen, die die Einrichtung genommen hat. Anschließend, in einer zweiten Wandtafelreihe, wird der Frage nach der Bedeutung von wissenschaftlichen Objekt-Kopien nachgegangen. Als Beispiel nennt die Generaldirektorin Objekte, die einst im Krieg oder erst kürzlich im Nahen Osten vom IS zerstört worden seien, also kulturelle Güter, die sich im LEIZA wie archäologische 3D-Backups befänden, und jederzeit für die betreffenden Museen und die Wissenschaft wiederhergestellt werden könnten.

Ein Herzstück dieser Forschungs-Ausstellung wird eine 12 Meter lange und 4 Meter hohe fensterartige Wand-Vitrine sein, in der über 2,6 Millionen Jahre Menschheitsgeschichte exemplarisch die Bandbreite „unserer kulturellen Entwicklung und die wichtigsten Etappen dieser kulturellen Entwicklung“ ausgestellt sein werden. Ergänzend dazu wird es ein Medien-Panel geben, „welches Besuchern ermöglicht, einerseits noch vertiefende Informationen zu bekommen zu den Objekten, die sie in der Raum-Zeit-Vitrine sehen werden, aber auch diese Objekte dann in einer ganz anderen Art und Weise individuell zuordnen können, um sich eben dann hierdurch andere Überblicke zu verschaffen.“, so Prof. Busch. Das hier sei eine thematische Ausstellung, „die ganz eng aus unserer Forschung abgeleitet wird, und die sich mit Fragen des Zusammenlebens in menschlichen Gemeinschaften befasst.“ Damit soll im LEIZA ein weiteres Fundament gelegt und ein weiteres Angebot geschaffen werden, auch gerade für Schüler. In der Raum-Zeit-Vitrine werden schwerpunkthaft zu sehen sein: Exponate zu den entscheidenden Schritten der Menschheitsgeschichte, zum Moment der Seßhaftwerdung, zu dem Zeitpunkt, als Menschen begonnen haben, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben, dann zur ersten Verhüttung von Metallen, und über die Entwicklungs-Sprünge, die der Mensch vor allem durch diese technischen Errungenschaften machen konnte. Und vieles mehr.

Das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) öffnet seine Türen am Sonntag, dem 26. März von 10 bis 17 Uhr und heißt alle herzlich willkommen, Im Foyer gelangt man zur eleganten Treppe hinauf zu dem späteren Dauerausstellungsbereich. © Foto Diether von Goddenthow
Das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) öffnet seine Türen
am Sonntag, dem 26. März von 10 bis 17 Uhr und heißt alle herzlich willkommen, Im Foyer gelangt man zur eleganten Treppe hinauf zu dem späteren Dauerausstellungsbereich. © Foto Diether von Goddenthow

Am Tag der offenen Tür können die Besucher mit Führungen oder als Selbst-Entdecker über verschiedene Routen das neue LEIZA  erkunden, etwa durch die rund 20 Restaurierungs-Werkstätten und Labore, die Forschungs-Bibliothek mit rund 9000 Regalmeter Bücherstellfläche, oder zum neuen Fotostudio und in die Räumlichkeiten insgesamt. Zudem wird  ein besonders Kinder- und Familienprogramm angeboten werden.

Exklusive Einblicke mit Führungen werden auch möglich sein in das sonst nicht zugängliche Untergeschoss des Instituts, wo sich die 6 zum Teil klimatisierten Depots für 220 000 Sammlungsstücke sowie das Labor für den 3D-Computertomograph befinden.

Das Herzstück des LEIZA, der neue 3D-Computertomograph. Dr. Ivan Calandra, Laborleiter erläutert die Funktionen. © Foto Diether von Goddenthow
Das Herzstück des LEIZA, der neue 3D-Computertomograph. Dr. Ivan Calandra, Laborleiter erläutert die Funktionen. © Foto Diether von Goddenthow

Highlight und ein Herzstück von LEIZA ist der 1,3 Mio. Euro teure 3-D-Computertomograph. Das „ist ein ganz besonderes Gerät, das es so kein zweites Mal in einer archäologischen Einrichtung oder in einem Museum in Deutschland gibt“, freut sich LEIZA-Generaldirektorin Alexandra Busch. Denn das LEIZA habe damit nun die Möglichkeit, wirklich große archäologische Objekte bis zu maximal 2,5 Meter Höhe und 1 Meter Durchmesser zu „röntgen“. Man könnte auch Menschen damit scannen, so Dr. Ivan Calandra, Laborleiter. Das Problem sei jedoch, dass dieses Gerät dazu viel zu leistungsstark sei, da es auf archäologische Objekte wie Gesteine, Metalle usw. ausgerichtet ist, die viel Röntgenstrahlen absorbierten. Um diese Materialien zu durchdringen und auch eine hohe Auflösung zu erhalten, benötige man sehr viel Leistung.

Qualitätsvergleich eines 2D- mit einem 3D-Computertomographen-Bild (rechts).  © Foto Diether von Goddenthow
Qualitätsvergleich eines 2D- mit einem 3D-Computertomographen-Bild (rechts). © Foto Diether von Goddenthow

Dieses Geräte sei einmalig, es könne diese Bilder in 3D von sehr groß bis sehr klein in ganz unterschiedlichen Auflösungen liefern. Anders als mit 2D, könne man etwa mit dem 3D-Computertomograph bei einer Blockgrabung durch den Sicherungsgips hindurch die Form, Lage und Materialien der darin befindlichen Funde als dreidimensionales Bild abbilden, so dass die Präparatoren schon vor der Öffnung Art und Lage der Gegenstände im noch geschlossenen Fundblock genauer erkennen könnten. Eine Extraktion wäre somit viel leichter. Zum Teil erübrige sich durch die anschaulichen Bilder mitunter auch eine Öffnung des Fundblocks.

Bei Pop-Up Vorträgen über besonders spannende archäologische Projekte, wie zum Beispiel die KulturGutRetter oder die Glasobjekte aus dem Grab von Tutanchamun können sich die Besucher am Tag der offenen Tür weiter informieren im Wechsel zu lockeren Talks auf dem roten Science-Sofa. Dort nehmen Platz das Dlrektorium, Archäologen und Kuratorinnen, die von der Steinzeit über das Gold der Kelten und römische lndustrie-Reviere bis hin zur Frage ,,wie entsteht eigentlich eine Ausstellung?“ berichten und mit diesen und anderen Themen die Archäologie des LEIZA hautnah veranschaulichen.

Nachbildung eines kaukasischen Trinkhorns in Form eines Pegasus 4-Jhd. vor Chr. © Foto Diether von Goddenthow
Nachbildung eines kaukasischen Trinkhorns in Form eines Pegasus 4-Jhd. vor Chr. © Foto Diether von Goddenthow

Obwohl die meisten archäologischen Objekte noch in den Depots auf ihren zukünftigen Platz in der Ausstellung warten, haben es einige Großobjekte zum Tag der offenen Tür auf die  Ausstellungsfläche geschafft. Hier bieten lnfo-Stände nicht nur Ausblicke auf die zukünftigen Ausstellungen, sondern auch die Möglichkeit, sich direkt im Gespräch mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern über die Forschungen des LEIZA zu informieren und mehr über den Berufsalltag in der Archäologie zu erfahren.

Weitere Infos: LEIZA 

Am 26.März 2023 Tag der offenen Tür im LEIZA – Leibniz-Zentrum für Archäologie Mainz

Blick auf das Ludwig Lindenschmit-Forum  © Foto Diether von Goddenthow
Blick auf das Ludwig Lindenschmit-Forum © Foto Diether von Goddenthow

Es ist soweit! Das neue Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) öffnet seine Türen und lädt zum Kennenlernen ein. Unter dem Motto „Was war, ist“ bieten werden Einblicke in die archäologische Spitzenforschung, die Restaurierungswerkstätten, Labore, Bibliothek geboten. Zudem werden erste Schlaglichter zu sehen sein auf die zukünftigen Ausstellungen, die ab 2024 zu sehen sein werden. Für das leibliche Wohl und ein Kinder-/Familienprogramm ist ebenfalls gesorgt.

Leibniz-Zentrum für Archäologie Mainz
Ludwig-Lindenschmit-Forum 1
55116 Mainz

Noch Bewerben für die internationale Messe für Living History, Reenactment und experimentelle Archäologie aller Epochen in Römer-Welt Rheinbrohl am 22. und 23. April 2023

Am 23. und 24. April 2022 fand in der RömerWelt am caput limitis in Rheinbrohl erstmals die Internationale Reenactmentmesse IRM statt. Diese 2011 von Frank Wiesenberg gegründete Fachmesse für lebendige Geschichtsdarstellung (auch Living-History oder Reenactment genannt), Experimentelle Archäologie und Archäotechnik war bis zum Jahr 2018 im Saarland beheimatet und hat nun im Erlebnismuseum und Limes-Informationszentrum RömerWelt am caput limitis ihren neuen Standort gefunden.

An mehr als zwei Dutzend Ständen auf der Freifläche, in den Umgängen und im Veranstaltungsraum des Museums waren vielfältige Replikate, Nachfertigungen und Kopien archäologischer Fundstücke und historischer Gegenstände von der Steinzeit bis zum 19. Jahrhundert zu sehen und zum Teil auch zu erwerben. Neben Textilien und Zubehör für Textilarbeiten, vom pflanzengefärbten Garn bis hin zu handgewebten und handgenähten Kleidungsstücken nach historischen Vorlagen, standen vorbildgetreue Tonwaren, Glasperlen und Glasgefäße, Lederwaren und allerlei authentische Kuriositäten auf dem Programm. Anders als an den in der RömerWelt als Saisonhighlight überregional bekannten RömerTagen bietet das Spektrum der IRM also einen Überblick über die aktuelle „Hard- und Software“ zur Darstellung von mehr als 5000 Jahren Menschheitsgeschichte. Dabei hat sich die IRM als internationaler „Szenetreffpunkt“ für Geschichtsdarsteller aller Epochen, Archäologen und Museumsmitarbeitern etabliert. Diese Tradition konnte und wird am neuen Standort „Rheinbrohl mit IRM2023 fortgesetzt werden.

Am 22. und 23. April 2023 veranstaltet die RömerWelt Erlebnismuseum in Rheinbrohl eine Neuauflage der Internationalen Reenactmentmesse IRM2023 – Internationale Messe für Living History, Reenactment und experimentelle Archäologie.

Interessenten (experimentelle Archäologen, Handwerker, Händler usw.), die die  Epochen von der Steinzeit bis zum 19. Jahrhundert  abdecken, zur  können sich noch bis zum 1. März 2023 in der RömerWelt bewerben.

Weitere Infos über  Örtlichkeiten, Räume usw. hier

 

Das Römisch-Germanische Zentralmuseum in Mainz ändert seinen Namen und heißt ab 1.01.2023 Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA)

Seit dem 1. Januar ist es offiziell: Das ehemalige Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM) hat sich umbenannt und heißt ab jetzt Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) © Foto Diether von Goddenthow
Seit dem 1. Januar ist es offiziell: Das ehemalige Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM) hat sich umbenannt und heißt ab jetzt Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) © Foto Diether von Goddenthow

Seit dem 1. Januar ist es offiziell: Das ehemalige Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM) hat sich umbenannt und heißt ab jetzt Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA). Die Namensänderung verdeutlicht die grundlegende Entwicklung und das breite wissenschaftliche Portfolio des Leibniz-Forschungsmuseums und -instituts, das seit mehr als 170 Jahren archäologische Spitzenforschung an mehreren Standorten in Rheinland-Pfalz betreibt.

Das LEIZA erforscht als Leibniz-Forschungsinstitut und -museum für Archäologie die materiellen Hinterlassenschaften aus mehr als 2,6 Mio. Jahren Menschheitsgeschichte. Ziel ist es, anhand archäologischer Funde und Befunde menschliches Verhalten und Handeln, menschliches Wirken und Denken sowie die Entwicklung und Veränderung von Gesellschaften aufzuzeigen und zu verstehen. Als eines von acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft verbindet das LEIZA exzellente Wissenschaft mit vielfältigen Formaten des Wissenstransfers. Seine Museen sind zugleich Erfahrungsräume, wie auch Orte des Dialoges mit der Gesellschaft. Das LEIZA ist weltweit tätig und betreibt bislang erfolgreich und umfassend Forschungen in verschiedenen Regionen Afrikas, Asiens und Europas. Die einzigartige Konzentration archäologischer, naturwissenschaftlicher, restauratorischer und informationstechnologischer Kompetenzen verbunden mit bedeutenden Laboren und Archiven, erlaubt es dabei, objektorientierte Forschung zur Archäologie von den Anfängen der Menschheitsgeschichte bis in die Neuzeit zu betreiben. Als Römisch-Germanisches Zentralmuseum 1852 in Mainz gegründet, firmiert das international tätige Forschungsinstitut seit 1.1.2023 unter dem neuen Namen Leibniz-Zentrum für Archäologie.

Die neue Dauerausstellung
Eine Arbeitsgruppe bestehend aus Mitarbeiter:innen aus archäologischer Forschung, Restaurierung und Visualisierung hat gemeinsam ein inhaltliches und didaktisches Konzept für eine neue Dauerausstellung erarbeitet, die 2024 im LEIZA zu sehen sein wird. Diese Ausstellung wird dem Kern die Forschungsstrategie des Instituts abbilden und eine wesentliche Schnittstelle zwischen den Forschungen des Leibniz-Forschungsinstituts für Archäologie und der Gesellschaft sein. Sie fasst Objekte als Resultat von Handlungen auf und widmet sich den zentralen Fragen des menschlichen Zusammenlebens: Was verbindet uns Menschen über Zeiten, Räume und Gesellschaften hinweg? Und warum handeln wir dennoch so unterschiedlich?

Ludwig-Lindenschmit-Forum
Der neue Platz in der südlichen Altstadt wird zukünftig das großzügige Entree zum LEIZA bilden. In der Stadtratssitzung am 9. Februar 2022 wurde einstimmig beschlossen, dass das Areal „Ludwig-Lindenschmit-Forum“ heißen soll.

Über den Platz erreicht man die Haupteingänge der beiden Flügel des Neubaus. Im Inneren empfängt die Besuchenden ein großzügiges Foyer, das durch alle Obergeschosse bis unter das teilweise verglaste Dach reicht. Der Gebäudeflügel des Neubaus mit vier Vollgeschossen und einem Untergeschoss folgt der Form eines annähernd rechtwinkligen Dreiecks. Diese Raumfigur ergibt sich aus dem Kontext des Stadtgrundrisses. Die rückwärtige Fassade dieses Hauptgebäudes bildet auf der Nordostseite zur Rheinstraße hin eine Raumkante von 95 Metern Länge. Im Südosten treffen der Instituts- und der Ausstellungsflügel rechtwinklig aufeinander und definieren zwischen sich die neu entstehende Platzfläche. Die Fassade des Neubaus wird überwiegend aus einer Verkleidung mit Ziegelsteinen bestehen, die sich am historischen Vorbild römischer Bauten und an der Farbgebung des umgebenden Gebäudeensemble orientiert. Die Ziegelsteine haben ein langes, schmales Format und werden mit breiten Lagerfugen vermauert. Ein spezielles Herstellungsverfahren verleiht ihnen eine raue Oberfläche. Es werden vier verschiedene Farbtöne eingesetzt.