Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) in Mainz feiert Einweihung und lädt am 26.03.2023 zum Tag der offenen Tür

Das neue Mainzer Leibniz-Zentrum für Archäologie an der Neutorstraße wird eröffnet und lädt am 26.03.2023 zum Tag der offenen Tür. © Foto Diether von Goddenthow
Das neue Mainzer Leibniz-Zentrum für Archäologie an der Neutorstraße wird eröffnet und lädt am 26.03.2023 zum Tag der offenen Tür. © Foto Diether von Goddenthow

Das Römisch Germanische Zentralmuseum Mainz (RGZM), das seit dem 1. Januar 2023 entsprechend seiner erweiterten Funktionen in Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) umbenannt wurde, feiert Einweihung seines Neubaus und lädt anlässlich dieses Ereignisses ein zum Tag der offenen Tür am 26.03.2023 von 10 bis 17.00 Uhr, Ludwig-Lindenschmit-Forum 1 ( Neutorstraße).

Bereits im Vorfeld der Eröffnung durfte heute die Presse schon einmal einen kleinen Blick hinter die Kulissen des 60 Millionen-Forschungszentrums der Superlative werfen. 9.700 qm Nutzfläche misst das neue Forschungs-Flaggschiff von Rheinland-Pfalz, davon allein 3000 qm Ausstellungsfläche: 1820 qm Dauerausstellung im 1. u. 2. OG (wird Ende 2024 eröffnet), 960 qm für Sonderausstellungen im EG und 300 qm für die Forschungsausstellung im Foyer-Bereich.

LEIZA-Generaldirektorin Alexandra Busch und Wissenschaftsminister Clemens Hoch im Austausch mit den Medienvertretern, hier im Raum der künftigen Forschungs-Ausstellung. © Foto Diether von Goddenthow
LEIZA-Generaldirektorin Alexandra Busch und Wissenschaftsminister Clemens Hoch im Austausch mit den Medienvertretern, hier im Raum der künftigen Forschungs-Ausstellung. © Foto Diether von Goddenthow

Die „Forschungs-Ausstellung“ (Arbeitstitel) befindet sich direkt neben der Rezeption im Foyer links. In diesem besonders gesicherten Raum „beschäftigen wir uns mit der 170jährigen Geschichte unserer Forschungsarbeit, unserer Forschungseinrichtung, und unseres Forschungs-Museums“, erläutert LEIZA-Generaldirektorin Alexandra Busch beim gemeinsamen Rundgang mit Wissenschaftsminister Clemens Hoch. Der Aufbau einer archäologischen Sammlung, bestehend aus Originalen und vor allem auch aus Kopien (wissenschaftlichen Replikaten) von den bedeutendsten Objekten und Monumenten des antiken Mittelmeerraums und der angrenzenden Regionen, war grundlegend für die Gründung des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz. „Die Idee war damals 1852, in Mainz eine Sammlung aufzubauen, die kulturvergleichende Studien ermöglicht. Und deshalb eben diese Dinge hier zusammenträgt“, so Prof. Busch. Das RGZM war schon im 19. Jahrhundert so bekannt und bedeutend gewesen, „dass Archäologen von überall her Objekte an uns geschickt haben, damit die in unserer Sammlung sind“, so habe unter anderem Heinrich Schliemann Sachen aus Troja geschickt, weil die hier in Mainz, im RGZM in der Sammlung vorgehalten werden sollten. Hiervon wurden natürlich wissenschaftliche Kopien angefertigt, und das sei auch im Hause die Geburtsstunde „unserer Restaurierung und Konservierung von Fundstücken“ gewesen.

Das Replikat eines ägyptischen Pharaos, im Hintergrund die Raum-Zeit-Vitrine, noch nicht bespielt. © Foto Diether von Goddenthow
Das Replikat eines ägyptischen Pharaos, im Hintergrund die Raum-Zeit-Vitrine, noch nicht bespielt. © Foto Diether von Goddenthow

In diesem Ausstellungs-Raum werde erstmals Besuchern ein kleiner Abriss der Forschungs-Geschichte des RGZM, dem jetzigen LEIZA, gezeigt, mit all seinen Generaldirektoren seit Anbeginn und in den wichtigsten Etappen, die die Einrichtung genommen hat. Anschließend, in einer zweiten Wandtafelreihe, wird der Frage nach der Bedeutung von wissenschaftlichen Objekt-Kopien nachgegangen. Als Beispiel nennt die Generaldirektorin Objekte, die einst im Krieg oder erst kürzlich im Nahen Osten vom IS zerstört worden seien, also kulturelle Güter, die sich im LEIZA wie archäologische 3D-Backups befänden, und jederzeit für die betreffenden Museen und die Wissenschaft wiederhergestellt werden könnten.

Ein Herzstück dieser Forschungs-Ausstellung wird eine 12 Meter lange und 4 Meter hohe fensterartige Wand-Vitrine sein, in der über 2,6 Millionen Jahre Menschheitsgeschichte exemplarisch die Bandbreite „unserer kulturellen Entwicklung und die wichtigsten Etappen dieser kulturellen Entwicklung“ ausgestellt sein werden. Ergänzend dazu wird es ein Medien-Panel geben, „welches Besuchern ermöglicht, einerseits noch vertiefende Informationen zu bekommen zu den Objekten, die sie in der Raum-Zeit-Vitrine sehen werden, aber auch diese Objekte dann in einer ganz anderen Art und Weise individuell zuordnen können, um sich eben dann hierdurch andere Überblicke zu verschaffen.“, so Prof. Busch. Das hier sei eine thematische Ausstellung, „die ganz eng aus unserer Forschung abgeleitet wird, und die sich mit Fragen des Zusammenlebens in menschlichen Gemeinschaften befasst.“ Damit soll im LEIZA ein weiteres Fundament gelegt und ein weiteres Angebot geschaffen werden, auch gerade für Schüler. In der Raum-Zeit-Vitrine werden schwerpunkthaft zu sehen sein: Exponate zu den entscheidenden Schritten der Menschheitsgeschichte, zum Moment der Seßhaftwerdung, zu dem Zeitpunkt, als Menschen begonnen haben, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben, dann zur ersten Verhüttung von Metallen, und über die Entwicklungs-Sprünge, die der Mensch vor allem durch diese technischen Errungenschaften machen konnte. Und vieles mehr.

Das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) öffnet seine Türen am Sonntag, dem 26. März von 10 bis 17 Uhr und heißt alle herzlich willkommen, Im Foyer gelangt man zur eleganten Treppe hinauf zu dem späteren Dauerausstellungsbereich. © Foto Diether von Goddenthow
Das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) öffnet seine Türen
am Sonntag, dem 26. März von 10 bis 17 Uhr und heißt alle herzlich willkommen, Im Foyer gelangt man zur eleganten Treppe hinauf zu dem späteren Dauerausstellungsbereich. © Foto Diether von Goddenthow

Am Tag der offenen Tür können die Besucher mit Führungen oder als Selbst-Entdecker über verschiedene Routen das neue LEIZA  erkunden, etwa durch die rund 20 Restaurierungs-Werkstätten und Labore, die Forschungs-Bibliothek mit rund 9000 Regalmeter Bücherstellfläche, oder zum neuen Fotostudio und in die Räumlichkeiten insgesamt. Zudem wird  ein besonders Kinder- und Familienprogramm angeboten werden.

Exklusive Einblicke mit Führungen werden auch möglich sein in das sonst nicht zugängliche Untergeschoss des Instituts, wo sich die 6 zum Teil klimatisierten Depots für 220 000 Sammlungsstücke sowie das Labor für den 3D-Computertomograph befinden.

Das Herzstück des LEIZA, der neue 3D-Computertomograph. Dr. Ivan Calandra, Laborleiter erläutert die Funktionen. © Foto Diether von Goddenthow
Das Herzstück des LEIZA, der neue 3D-Computertomograph. Dr. Ivan Calandra, Laborleiter erläutert die Funktionen. © Foto Diether von Goddenthow

Highlight und ein Herzstück von LEIZA ist der 1,3 Mio. Euro teure 3-D-Computertomograph. Das „ist ein ganz besonderes Gerät, das es so kein zweites Mal in einer archäologischen Einrichtung oder in einem Museum in Deutschland gibt“, freut sich LEIZA-Generaldirektorin Alexandra Busch. Denn das LEIZA habe damit nun die Möglichkeit, wirklich große archäologische Objekte bis zu maximal 2,5 Meter Höhe und 1 Meter Durchmesser zu „röntgen“. Man könnte auch Menschen damit scannen, so Dr. Ivan Calandra, Laborleiter. Das Problem sei jedoch, dass dieses Gerät dazu viel zu leistungsstark sei, da es auf archäologische Objekte wie Gesteine, Metalle usw. ausgerichtet ist, die viel Röntgenstrahlen absorbierten. Um diese Materialien zu durchdringen und auch eine hohe Auflösung zu erhalten, benötige man sehr viel Leistung.

Qualitätsvergleich eines 2D- mit einem 3D-Computertomographen-Bild (rechts).  © Foto Diether von Goddenthow
Qualitätsvergleich eines 2D- mit einem 3D-Computertomographen-Bild (rechts). © Foto Diether von Goddenthow

Dieses Geräte sei einmalig, es könne diese Bilder in 3D von sehr groß bis sehr klein in ganz unterschiedlichen Auflösungen liefern. Anders als mit 2D, könne man etwa mit dem 3D-Computertomograph bei einer Blockgrabung durch den Sicherungsgips hindurch die Form, Lage und Materialien der darin befindlichen Funde als dreidimensionales Bild abbilden, so dass die Präparatoren schon vor der Öffnung Art und Lage der Gegenstände im noch geschlossenen Fundblock genauer erkennen könnten. Eine Extraktion wäre somit viel leichter. Zum Teil erübrige sich durch die anschaulichen Bilder mitunter auch eine Öffnung des Fundblocks.

Bei Pop-Up Vorträgen über besonders spannende archäologische Projekte, wie zum Beispiel die KulturGutRetter oder die Glasobjekte aus dem Grab von Tutanchamun können sich die Besucher am Tag der offenen Tür weiter informieren im Wechsel zu lockeren Talks auf dem roten Science-Sofa. Dort nehmen Platz das Dlrektorium, Archäologen und Kuratorinnen, die von der Steinzeit über das Gold der Kelten und römische lndustrie-Reviere bis hin zur Frage ,,wie entsteht eigentlich eine Ausstellung?“ berichten und mit diesen und anderen Themen die Archäologie des LEIZA hautnah veranschaulichen.

Nachbildung eines kaukasischen Trinkhorns in Form eines Pegasus 4-Jhd. vor Chr. © Foto Diether von Goddenthow
Nachbildung eines kaukasischen Trinkhorns in Form eines Pegasus 4-Jhd. vor Chr. © Foto Diether von Goddenthow

Obwohl die meisten archäologischen Objekte noch in den Depots auf ihren zukünftigen Platz in der Ausstellung warten, haben es einige Großobjekte zum Tag der offenen Tür auf die  Ausstellungsfläche geschafft. Hier bieten lnfo-Stände nicht nur Ausblicke auf die zukünftigen Ausstellungen, sondern auch die Möglichkeit, sich direkt im Gespräch mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern über die Forschungen des LEIZA zu informieren und mehr über den Berufsalltag in der Archäologie zu erfahren.

Weitere Infos: LEIZA