Kategorie-Archiv: RGZM – Leibniz-Zentrum für Archäologie

Das neue Leibniz-Zentrums für Archäologie in Mainz wurde eingeweiht – am 26.03. folgt Tag der offenen Tür

Heute am 24. März 2024 wurde das neue Leibniz-Zentrums für Archäologie (LEIZA) eingeweiht. Der neue Name  "Ludwig-Lindenschmit-Forum 1" erinnert an den Gründer des  Römisch-Germanischen-Zentralmuseums, welches ab 1. Januar 2023 entsprechend seiner erweiterten Aufgaben und Funktionen LEIZA heißt. © Foto Diether von Goddenthow
Heute am 24. März 2024 wurde das neue Leibniz-Zentrums für Archäologie (LEIZA) eingeweiht. Der neue Name „Ludwig-Lindenschmit-Forum 1″ erinnert an den Gründer des Römisch-Germanischen-Zentralmuseums, welches ab 1. Januar 2023 entsprechend seiner erweiterten Aufgaben und Funktionen LEIZA heißt. © Foto Diether von Goddenthow

Mainz. Mit einem Festakt wurde heute das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) in Mainz eingeweiht. Vor zahlreichen Gästen betonten der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Clemens Hoch sowie der parlamentarische Staatssekretär Dr. Jens Brandenburg die wissenschaftliche Bedeutung und internationale Strahlkraft des Instituts, das zukünftig im neuen Hauptsitz am Ludwig-Lindenschmit-Forum in Mainz archäologische Spitzenforschung und ein Museum unter seinem Dach vereinen wird. Die Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft Prof. Dr. Martina Brockmeier unterstrich den typischen Auftrag des Leibniz-Forschungsmuseums im Dreiklang von forschen, sammeln und vermitteln. Oberbürgermeister Nino Haase betonte in seinem Grußwort, dass das LEIZA nun den ihm gebührenden Standort erhält.

v.l.n.r.: Wissenschaftsminister Clemens Hoch, Finanzministerin Doris Ahnen, Staatssekretär Dr. Jens Brandenburg (Bundesministerium für Bildung und Forschung), Prof. Dr. Martina Brockmeier, Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft, Mainzer Oberbürgermeister Nino Hase, Generaldirektorin Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch und administrativer Direktor Heinrich Baßler
v.l.n.r.: Wissenschaftsminister Clemens Hoch, Finanzministerin Doris Ahnen, Staatssekretär Dr. Jens Brandenburg (Bundesministerium für Bildung und Forschung), Prof. Dr. Martina Brockmeier, Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft, Mainzer Oberbürgermeister Nino Hase, Generaldirektorin Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch und administrativer Direktor Heinrich Baßler

Rund 60 Mio. Euro investierten das Land Rheinland-Pfalz, die Landeshauptstadt Mainz und der Bund in den Neubau. Nach rund sieben Jahren Bauzeit erfolgte im September 2022 die Schlüsselübergabe. Ein mehrmonatiger Umzug in das neue Gebäude, bei dem u.a. mehr als 220.000 archäologische Objekte bewegt wurden, fand Ende des Jahres seinen erfolgreichen Abschluss.

LEIZA-Impression - die weiteläufige Treppe verfügt mittig über Sitzbänke, so dass hier Veranstaltungen vielfältiger Art möglich sind. © Foto Diether von Goddenthow
LEIZA-Impression – die weiteläufige Treppe verfügt mittig über Sitzbänke, so dass hier Veranstaltungen vielfältiger Art möglich sind. © Foto Diether von Goddenthow

Zum 1.1.2023 benannte sich das bis dato als Römisch-Germanisches Zentralmuseum (RGZM) bekannte Institut in Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) um und machte mit dem Namenswechsel den Schritt in eine neue Ära. Mit der großen Fachbibliothek, den Laboren und Werkstätten hat das LEIZA den Wissenschaftsbetrieb bereits aufgenommen. Ende 2024 wird das neue archäologische Museum mit der Ausstellung „Zusammenleben“ öffnen.

 

 

Generaldirektorin Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch. © Foto Heike von Goddenthow
Generaldirektorin Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch. © Foto Heike von Goddenthow

Generaldirektorin Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch sprach bei den Einweihungsfeierlichkeiten von den Perspektiven, die das neue Gebäude möglich machen: „Ich freue mich für die gesamte Archäologie auf die Möglichkeiten, die ihr der Neubau eröffnet. Hier feiert die Wissenschaft nicht sich selbst, sondern sie geht ihrem Auftrag nach, Antworten zu suchen, was uns als Menschen ausmacht, wie wir denken und handeln und wie ganz aktuelle Probleme erklärt und vielleicht auch gelöst werden können.“

Sie bedankte sich beim Land Rheinland-Pfalz und dem Bund sowie bei der Landeshauptstadt Mainz für die Finanzierung und Realisierung des Großprojektes.

Wissenschaftsminister Clemens Hoch. © Foto Diether von Goddenthow
Wissenschaftsminister Clemens Hoch. © Foto Diether von Goddenthow

Wissenschaftsminister Clemens Hoch sieht durch das neue Gebäude eine bedeutende Chance für den Wissenschaftsstandort Rheinland-Pfalz, nicht nur im Bereich der internationalen Forschung, sondern auch im Bereich der Wissensvermittlung: „Das neue, hoch moderne LEIZA-Gebäude bietet Forschenden deutlich verbesserte Arbeitsbedingungen und macht neugierig auf neue spannende Forschungsergebnisse zur Geschichte des menschlichen Zusammenlebens. Als Wissenschaftsminister freue ich mich sehr darauf zu sehen, wie das LEIZA seine neu gewonnenen Möglichkeiten zur Vermittlung archäologischen Wissens in die breite Öffentlichkeit nutzen wird. Die großzügigen modernen Ausstellungsflächen, das auf Begegnung ausgerichtete große Foyer mit attraktiver Gastronomie und die deutlich vergrößerten Bibliotheksflächen bieten hierfür die besten Voraussetzungen.“

Dr. Jens Brandenburg. © Foto Diether von Goddenthow
Dr. Jens Brandenburg. © Foto Diether von Goddenthow

Dr. Jens Brandenburg, parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, überbrachte herzliche Glückwünsche aus Berlin von Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger und stellte fest: „Nur wer die Vergangenheit versteht, kann die Zukunft gestalten. Das LEIZA erforscht und vermittelt regionen- und epochenübergreifendes Wissen über die frühe Menschheitsgeschichte. Es genießt national wie international einen hervorragenden Ruf. Nun erhält das LEIZA in Mainz ein Gebäude, das einem so bedeutenden und innovativen Forschungsmuseum angemessen ist. Das haben wir seitens des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gerne mit rund 20 Mio. Euro unterstützt.“

Erster Auftritt von  Nino Haase in seiner Funktion als neuer Oberbürgermeister von Mainz. © Foto Diether von Goddenthow
Erster Auftritt von Nino Haase in seiner Funktion als neuer Oberbürgermeister von Mainz. © Foto Diether von Goddenthow

Der neue Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase zeigte sich begeistert vom neuen Wissenschaftsstandort in der Landeshauptstadt: „Ich bin überaus stolz, bei einem meiner ersten offiziellen Termine als Oberbürgermeister einen Schatz in Mainz präsentieren zu dürfen, der in Deutschland, in Europa, in der Welt seines Gleichen sucht: Ein forschendes Museum von Weltrang, das jetzt endlich und unübersehbar jenen Platz in unserer Stadt einnimmt, der ihm gebührt – und die Ausstattung erhält, die seinem Rang in der Wissenschaftsgemeinschaft gerecht wird: als eine der großen, international angesehenen deutschen Forschungs- und Kultur-Institutionen! Das Leibniz-Zentrum für Archäologie ist ein unsagbarer Schatz – made in Mainz. Ein Aushängeschild mit Strahlkraft weit über unsere Stadtgrenzen hinaus.“

Prof. Dr. Martina Brockmeier, die Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft  © Foto Heike von Goddenthow
Prof. Dr. Martina Brockmeier, die Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft © Foto Heike von Goddenthow

Prof. Dr. Martina Brockmeier, die Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft, würdigte noch einmal die Relevanz des archäologischen Forschungsmuseums: „Ich freue mich, dass das Leibniz-Zentrum für Archäologie jetzt seinen für ein Leibniz-Forschungsmuseum typischen Auftrag im Dreiklang von forschen, sammeln und vermitteln an einem Ort und unter optimalen Rahmenbedingungen erfüllen kann. Moderne Forschungsmöglichkeiten, hervorragende Depots für die Sammlungen und zeitgemäße Ausstellungen ermöglichen es nun, das kulturelle Erbe der Archäologie und ihre relevanten Bezüge in unsere Gegenwart noch besser zur Geltung zu bringen. Dass dies unter einem neuen Namen mit darin ausgedrücktem Bekenntnis zu Leibniz-Gemeinschaft geschieht, begrüße ich ganz besonders, vor allem, weil ich mir vorstellen kann, wie herausfordernd es war, sich von dem bisherigen, traditionsreichen und bekannten Namen zu verabschieden.“

Impression der Einweihungsfeier - Heinrich Baßler,  administrativer Direktor des LEIZA moderiert den Festakt.  © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Einweihungsfeier – Heinrich Baßler, administrativer Direktor des LEIZA moderiert den Festakt. © Foto Diether von Goddenthow

Das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA)

Das LEIZA erforscht als Leibniz-Forschungsinstitut und -museum für Archäologie die materiellen Hinterlassenschaften aus mehr als 3 Mio. Jahren Menschheitsgeschichte raum- und zeitübergreifend. Ziel ist es, anhand archäologischer Funde und Befunde menschliches Verhalten und Handeln, menschliches Wirken und Denken sowie die Entwicklung und Veränderung von Gesellschaften aufzuzeigen und zu verstehen. Als eines von acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft verbindet das LEIZA exzellente Wissenschaft mit vielfältigen Formaten des Wissenstransfers. Seine Museen sind zugleich Erfahrungsräume wie auch Orte des Dialoges mit der Gesellschaft.

Das LEIZA ist weltweit tätig und betreibt bislang erfolgreich und umfassend Forschungen in verschiedenen Regionen Afrikas, Asiens und Europas. Die einzigartige Konzentration archäologischer, naturwissenschaftlicher, restauratorischer und informationstechnologischer Kompetenzen verbunden mit bedeutenden Laboren und Archiven, erlaubt es dabei, objektorientierte Forschung zur Archäologie von den Anfängen der Menschheitsgeschichte bis in das hohe Mittelalter zu betreiben.

Das LEIZA arbeitet an drei Standorten: Mainz (Hauptsitz LEIZA und Museum für Antike Schifffahrt), Neuwied (Monrepos. Archäologisches Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution), Mayen (Forschungsstelle Vulkanpark Osteifel). Ab 2024 tritt ein neuer LEIZA-Standort in Schleswig hinzu (Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie (ZBSA).

Als Römisch-Germanisches Zentralmuseum (RGZM) 1852 in Mainz gegründet, benannte sich das Forschungsinstitut am 1.1.2023 in Leibniz-Zentrum für Archäologie um.

Weitere Informationen LEIZA

Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) in Mainz feiert Einweihung und lädt am 26.03.2023 zum Tag der offenen Tür

Das neue Mainzer Leibniz-Zentrum für Archäologie an der Neutorstraße wird eröffnet und lädt am 26.03.2023 zum Tag der offenen Tür. © Foto Diether von Goddenthow
Das neue Mainzer Leibniz-Zentrum für Archäologie an der Neutorstraße wird eröffnet und lädt am 26.03.2023 zum Tag der offenen Tür. © Foto Diether von Goddenthow

Das Römisch Germanische Zentralmuseum Mainz (RGZM), das seit dem 1. Januar 2023 entsprechend seiner erweiterten Funktionen in Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) umbenannt wurde, feiert Einweihung seines Neubaus und lädt anlässlich dieses Ereignisses ein zum Tag der offenen Tür am 26.03.2023 von 10 bis 17.00 Uhr, Ludwig-Lindenschmit-Forum 1 ( Neutorstraße).

Bereits im Vorfeld der Eröffnung durfte heute die Presse schon einmal einen kleinen Blick hinter die Kulissen des 60 Millionen-Forschungszentrums der Superlative werfen. 9.700 qm Nutzfläche misst das neue Forschungs-Flaggschiff von Rheinland-Pfalz, davon allein 3000 qm Ausstellungsfläche: 1820 qm Dauerausstellung im 1. u. 2. OG (wird Ende 2024 eröffnet), 960 qm für Sonderausstellungen im EG und 300 qm für die Forschungsausstellung im Foyer-Bereich.

LEIZA-Generaldirektorin Alexandra Busch und Wissenschaftsminister Clemens Hoch im Austausch mit den Medienvertretern, hier im Raum der künftigen Forschungs-Ausstellung. © Foto Diether von Goddenthow
LEIZA-Generaldirektorin Alexandra Busch und Wissenschaftsminister Clemens Hoch im Austausch mit den Medienvertretern, hier im Raum der künftigen Forschungs-Ausstellung. © Foto Diether von Goddenthow

Die „Forschungs-Ausstellung“ (Arbeitstitel) befindet sich direkt neben der Rezeption im Foyer links. In diesem besonders gesicherten Raum „beschäftigen wir uns mit der 170jährigen Geschichte unserer Forschungsarbeit, unserer Forschungseinrichtung, und unseres Forschungs-Museums“, erläutert LEIZA-Generaldirektorin Alexandra Busch beim gemeinsamen Rundgang mit Wissenschaftsminister Clemens Hoch. Der Aufbau einer archäologischen Sammlung, bestehend aus Originalen und vor allem auch aus Kopien (wissenschaftlichen Replikaten) von den bedeutendsten Objekten und Monumenten des antiken Mittelmeerraums und der angrenzenden Regionen, war grundlegend für die Gründung des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz. „Die Idee war damals 1852, in Mainz eine Sammlung aufzubauen, die kulturvergleichende Studien ermöglicht. Und deshalb eben diese Dinge hier zusammenträgt“, so Prof. Busch. Das RGZM war schon im 19. Jahrhundert so bekannt und bedeutend gewesen, „dass Archäologen von überall her Objekte an uns geschickt haben, damit die in unserer Sammlung sind“, so habe unter anderem Heinrich Schliemann Sachen aus Troja geschickt, weil die hier in Mainz, im RGZM in der Sammlung vorgehalten werden sollten. Hiervon wurden natürlich wissenschaftliche Kopien angefertigt, und das sei auch im Hause die Geburtsstunde „unserer Restaurierung und Konservierung von Fundstücken“ gewesen.

Das Replikat eines ägyptischen Pharaos, im Hintergrund die Raum-Zeit-Vitrine, noch nicht bespielt. © Foto Diether von Goddenthow
Das Replikat eines ägyptischen Pharaos, im Hintergrund die Raum-Zeit-Vitrine, noch nicht bespielt. © Foto Diether von Goddenthow

In diesem Ausstellungs-Raum werde erstmals Besuchern ein kleiner Abriss der Forschungs-Geschichte des RGZM, dem jetzigen LEIZA, gezeigt, mit all seinen Generaldirektoren seit Anbeginn und in den wichtigsten Etappen, die die Einrichtung genommen hat. Anschließend, in einer zweiten Wandtafelreihe, wird der Frage nach der Bedeutung von wissenschaftlichen Objekt-Kopien nachgegangen. Als Beispiel nennt die Generaldirektorin Objekte, die einst im Krieg oder erst kürzlich im Nahen Osten vom IS zerstört worden seien, also kulturelle Güter, die sich im LEIZA wie archäologische 3D-Backups befänden, und jederzeit für die betreffenden Museen und die Wissenschaft wiederhergestellt werden könnten.

Ein Herzstück dieser Forschungs-Ausstellung wird eine 12 Meter lange und 4 Meter hohe fensterartige Wand-Vitrine sein, in der über 2,6 Millionen Jahre Menschheitsgeschichte exemplarisch die Bandbreite „unserer kulturellen Entwicklung und die wichtigsten Etappen dieser kulturellen Entwicklung“ ausgestellt sein werden. Ergänzend dazu wird es ein Medien-Panel geben, „welches Besuchern ermöglicht, einerseits noch vertiefende Informationen zu bekommen zu den Objekten, die sie in der Raum-Zeit-Vitrine sehen werden, aber auch diese Objekte dann in einer ganz anderen Art und Weise individuell zuordnen können, um sich eben dann hierdurch andere Überblicke zu verschaffen.“, so Prof. Busch. Das hier sei eine thematische Ausstellung, „die ganz eng aus unserer Forschung abgeleitet wird, und die sich mit Fragen des Zusammenlebens in menschlichen Gemeinschaften befasst.“ Damit soll im LEIZA ein weiteres Fundament gelegt und ein weiteres Angebot geschaffen werden, auch gerade für Schüler. In der Raum-Zeit-Vitrine werden schwerpunkthaft zu sehen sein: Exponate zu den entscheidenden Schritten der Menschheitsgeschichte, zum Moment der Seßhaftwerdung, zu dem Zeitpunkt, als Menschen begonnen haben, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben, dann zur ersten Verhüttung von Metallen, und über die Entwicklungs-Sprünge, die der Mensch vor allem durch diese technischen Errungenschaften machen konnte. Und vieles mehr.

Das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) öffnet seine Türen am Sonntag, dem 26. März von 10 bis 17 Uhr und heißt alle herzlich willkommen, Im Foyer gelangt man zur eleganten Treppe hinauf zu dem späteren Dauerausstellungsbereich. © Foto Diether von Goddenthow
Das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) öffnet seine Türen
am Sonntag, dem 26. März von 10 bis 17 Uhr und heißt alle herzlich willkommen, Im Foyer gelangt man zur eleganten Treppe hinauf zu dem späteren Dauerausstellungsbereich. © Foto Diether von Goddenthow

Am Tag der offenen Tür können die Besucher mit Führungen oder als Selbst-Entdecker über verschiedene Routen das neue LEIZA  erkunden, etwa durch die rund 20 Restaurierungs-Werkstätten und Labore, die Forschungs-Bibliothek mit rund 9000 Regalmeter Bücherstellfläche, oder zum neuen Fotostudio und in die Räumlichkeiten insgesamt. Zudem wird  ein besonders Kinder- und Familienprogramm angeboten werden.

Exklusive Einblicke mit Führungen werden auch möglich sein in das sonst nicht zugängliche Untergeschoss des Instituts, wo sich die 6 zum Teil klimatisierten Depots für 220 000 Sammlungsstücke sowie das Labor für den 3D-Computertomograph befinden.

Das Herzstück des LEIZA, der neue 3D-Computertomograph. Dr. Ivan Calandra, Laborleiter erläutert die Funktionen. © Foto Diether von Goddenthow
Das Herzstück des LEIZA, der neue 3D-Computertomograph. Dr. Ivan Calandra, Laborleiter erläutert die Funktionen. © Foto Diether von Goddenthow

Highlight und ein Herzstück von LEIZA ist der 1,3 Mio. Euro teure 3-D-Computertomograph. Das „ist ein ganz besonderes Gerät, das es so kein zweites Mal in einer archäologischen Einrichtung oder in einem Museum in Deutschland gibt“, freut sich LEIZA-Generaldirektorin Alexandra Busch. Denn das LEIZA habe damit nun die Möglichkeit, wirklich große archäologische Objekte bis zu maximal 2,5 Meter Höhe und 1 Meter Durchmesser zu „röntgen“. Man könnte auch Menschen damit scannen, so Dr. Ivan Calandra, Laborleiter. Das Problem sei jedoch, dass dieses Gerät dazu viel zu leistungsstark sei, da es auf archäologische Objekte wie Gesteine, Metalle usw. ausgerichtet ist, die viel Röntgenstrahlen absorbierten. Um diese Materialien zu durchdringen und auch eine hohe Auflösung zu erhalten, benötige man sehr viel Leistung.

Qualitätsvergleich eines 2D- mit einem 3D-Computertomographen-Bild (rechts).  © Foto Diether von Goddenthow
Qualitätsvergleich eines 2D- mit einem 3D-Computertomographen-Bild (rechts). © Foto Diether von Goddenthow

Dieses Geräte sei einmalig, es könne diese Bilder in 3D von sehr groß bis sehr klein in ganz unterschiedlichen Auflösungen liefern. Anders als mit 2D, könne man etwa mit dem 3D-Computertomograph bei einer Blockgrabung durch den Sicherungsgips hindurch die Form, Lage und Materialien der darin befindlichen Funde als dreidimensionales Bild abbilden, so dass die Präparatoren schon vor der Öffnung Art und Lage der Gegenstände im noch geschlossenen Fundblock genauer erkennen könnten. Eine Extraktion wäre somit viel leichter. Zum Teil erübrige sich durch die anschaulichen Bilder mitunter auch eine Öffnung des Fundblocks.

Bei Pop-Up Vorträgen über besonders spannende archäologische Projekte, wie zum Beispiel die KulturGutRetter oder die Glasobjekte aus dem Grab von Tutanchamun können sich die Besucher am Tag der offenen Tür weiter informieren im Wechsel zu lockeren Talks auf dem roten Science-Sofa. Dort nehmen Platz das Dlrektorium, Archäologen und Kuratorinnen, die von der Steinzeit über das Gold der Kelten und römische lndustrie-Reviere bis hin zur Frage ,,wie entsteht eigentlich eine Ausstellung?“ berichten und mit diesen und anderen Themen die Archäologie des LEIZA hautnah veranschaulichen.

Nachbildung eines kaukasischen Trinkhorns in Form eines Pegasus 4-Jhd. vor Chr. © Foto Diether von Goddenthow
Nachbildung eines kaukasischen Trinkhorns in Form eines Pegasus 4-Jhd. vor Chr. © Foto Diether von Goddenthow

Obwohl die meisten archäologischen Objekte noch in den Depots auf ihren zukünftigen Platz in der Ausstellung warten, haben es einige Großobjekte zum Tag der offenen Tür auf die  Ausstellungsfläche geschafft. Hier bieten lnfo-Stände nicht nur Ausblicke auf die zukünftigen Ausstellungen, sondern auch die Möglichkeit, sich direkt im Gespräch mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern über die Forschungen des LEIZA zu informieren und mehr über den Berufsalltag in der Archäologie zu erfahren.

Weitere Infos: LEIZA 

Am 26.März 2023 Tag der offenen Tür im LEIZA – Leibniz-Zentrum für Archäologie Mainz

Blick auf das Ludwig Lindenschmit-Forum  © Foto Diether von Goddenthow
Blick auf das Ludwig Lindenschmit-Forum © Foto Diether von Goddenthow

Es ist soweit! Das neue Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) öffnet seine Türen und lädt zum Kennenlernen ein. Unter dem Motto „Was war, ist“ bieten werden Einblicke in die archäologische Spitzenforschung, die Restaurierungswerkstätten, Labore, Bibliothek geboten. Zudem werden erste Schlaglichter zu sehen sein auf die zukünftigen Ausstellungen, die ab 2024 zu sehen sein werden. Für das leibliche Wohl und ein Kinder-/Familienprogramm ist ebenfalls gesorgt.

Leibniz-Zentrum für Archäologie Mainz
Ludwig-Lindenschmit-Forum 1
55116 Mainz

Das Römisch-Germanische Zentralmuseum in Mainz ändert seinen Namen und heißt ab 1.01.2023 Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA)

Seit dem 1. Januar ist es offiziell: Das ehemalige Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM) hat sich umbenannt und heißt ab jetzt Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) © Foto Diether von Goddenthow
Seit dem 1. Januar ist es offiziell: Das ehemalige Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM) hat sich umbenannt und heißt ab jetzt Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) © Foto Diether von Goddenthow

Seit dem 1. Januar ist es offiziell: Das ehemalige Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM) hat sich umbenannt und heißt ab jetzt Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA). Die Namensänderung verdeutlicht die grundlegende Entwicklung und das breite wissenschaftliche Portfolio des Leibniz-Forschungsmuseums und -instituts, das seit mehr als 170 Jahren archäologische Spitzenforschung an mehreren Standorten in Rheinland-Pfalz betreibt.

Das LEIZA erforscht als Leibniz-Forschungsinstitut und -museum für Archäologie die materiellen Hinterlassenschaften aus mehr als 2,6 Mio. Jahren Menschheitsgeschichte. Ziel ist es, anhand archäologischer Funde und Befunde menschliches Verhalten und Handeln, menschliches Wirken und Denken sowie die Entwicklung und Veränderung von Gesellschaften aufzuzeigen und zu verstehen. Als eines von acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft verbindet das LEIZA exzellente Wissenschaft mit vielfältigen Formaten des Wissenstransfers. Seine Museen sind zugleich Erfahrungsräume, wie auch Orte des Dialoges mit der Gesellschaft. Das LEIZA ist weltweit tätig und betreibt bislang erfolgreich und umfassend Forschungen in verschiedenen Regionen Afrikas, Asiens und Europas. Die einzigartige Konzentration archäologischer, naturwissenschaftlicher, restauratorischer und informationstechnologischer Kompetenzen verbunden mit bedeutenden Laboren und Archiven, erlaubt es dabei, objektorientierte Forschung zur Archäologie von den Anfängen der Menschheitsgeschichte bis in die Neuzeit zu betreiben. Als Römisch-Germanisches Zentralmuseum 1852 in Mainz gegründet, firmiert das international tätige Forschungsinstitut seit 1.1.2023 unter dem neuen Namen Leibniz-Zentrum für Archäologie.

Die neue Dauerausstellung
Eine Arbeitsgruppe bestehend aus Mitarbeiter:innen aus archäologischer Forschung, Restaurierung und Visualisierung hat gemeinsam ein inhaltliches und didaktisches Konzept für eine neue Dauerausstellung erarbeitet, die 2024 im LEIZA zu sehen sein wird. Diese Ausstellung wird dem Kern die Forschungsstrategie des Instituts abbilden und eine wesentliche Schnittstelle zwischen den Forschungen des Leibniz-Forschungsinstituts für Archäologie und der Gesellschaft sein. Sie fasst Objekte als Resultat von Handlungen auf und widmet sich den zentralen Fragen des menschlichen Zusammenlebens: Was verbindet uns Menschen über Zeiten, Räume und Gesellschaften hinweg? Und warum handeln wir dennoch so unterschiedlich?

Ludwig-Lindenschmit-Forum
Der neue Platz in der südlichen Altstadt wird zukünftig das großzügige Entree zum LEIZA bilden. In der Stadtratssitzung am 9. Februar 2022 wurde einstimmig beschlossen, dass das Areal „Ludwig-Lindenschmit-Forum“ heißen soll.

Über den Platz erreicht man die Haupteingänge der beiden Flügel des Neubaus. Im Inneren empfängt die Besuchenden ein großzügiges Foyer, das durch alle Obergeschosse bis unter das teilweise verglaste Dach reicht. Der Gebäudeflügel des Neubaus mit vier Vollgeschossen und einem Untergeschoss folgt der Form eines annähernd rechtwinkligen Dreiecks. Diese Raumfigur ergibt sich aus dem Kontext des Stadtgrundrisses. Die rückwärtige Fassade dieses Hauptgebäudes bildet auf der Nordostseite zur Rheinstraße hin eine Raumkante von 95 Metern Länge. Im Südosten treffen der Instituts- und der Ausstellungsflügel rechtwinklig aufeinander und definieren zwischen sich die neu entstehende Platzfläche. Die Fassade des Neubaus wird überwiegend aus einer Verkleidung mit Ziegelsteinen bestehen, die sich am historischen Vorbild römischer Bauten und an der Farbgebung des umgebenden Gebäudeensemble orientiert. Die Ziegelsteine haben ein langes, schmales Format und werden mit breiten Lagerfugen vermauert. Ein spezielles Herstellungsverfahren verleiht ihnen eine raue Oberfläche. Es werden vier verschiedene Farbtöne eingesetzt.

Übergabe des neuen Mainzer Leibniz-Zentrums für Archäologie – Römisch Germanisches Zentralmuseum ändert zum 1.1.2023 seinen Namen

Seit 170 Jahren im Kurfürstlichen Schloss in Mainz beheimatet, schlägt das Römisch-Germanische Zentralmuseum, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (RGZM) nun ein völlig neues Kapitel in seiner Geschichte auf.  Ab 1.1.2023 wird das alte RGZM seinen Namen in Leibniz-Zentrum für Archäologie  umbenennen. Heute war die Schlüsselübergabe des neuen Gebäudes an der Neutorstrasse 2. Im März 2023 wird der Umzug abgeschlossen sein. Das Museum wird 2024 seine Türen für alle öffnen. © Foto Diether von Goddenthow
Seit 170 Jahren im Kurfürstlichen Schloss in Mainz beheimatet, schlägt das Römisch-Germanische Zentralmuseum, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (RGZM) nun ein völlig neues Kapitel in seiner Geschichte auf. Ab 1.1.2023 wird das alte RGZM seinen Namen in Leibniz-Zentrum für Archäologie umbenennen. Heute war die Schlüsselübergabe des neuen Gebäudes an der Neutorstrasse 2. Im März 2023 wird der Umzug abgeschlossen sein. Das Museum wird 2024 seine Türen für alle öffnen. © Foto Diether von Goddenthow

In Beisein von über 300 Gästen und viel Prominenz fand am 28. September 2022 nach siebenjähriger Bauzeit die feierliche Gebäudeübergabe des Römisch-Germanisches ZentralmuseumLeibniz-Forschungsinstitut für Archäologie in der Mainzer Neutorstraße 2 statt. Ab Dienstag nächster Woche kann dann der Umzug ins neue Gebäude beginnen.

Vor zahlreichen Gästen überreichte Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung Rheinland-Pfalz (LBB), Holger Basten, der zukünftigen Hausherrin und Generaldirektorin des RGZM, Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch, den symbolischen Schlüssel. Ebenfalls bei der Übergabe anwesend waren der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Clemens Hoch sowie der Oberbürgermeister der Stadt Mainz, Michael Ebling. Rund 60 Mio. Euro investierten das Land Rheinland-Pfalz, die Landeshauptstadt Mainz und der Bund in den neuen Standort. Dieser Schritt in die Zukunft wird zudem durch einen Namenswechsel unterstrichen, der die breite Ausrichtung des weltweit tätigen archäologischen Forschungsmuseums der Leibniz-Gemeinschaft treffender und vollumfänglicher abbilden soll. Zum 1.1.2023 wird sich das RGZM in Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) umbenennen.

Übergabe des symbolischen Schlüssels für das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) v.l.n.r.: Finanz- undBauministerin Doris Ahnen, Oberbürgermeister Michael Ebling, Administrati ver Direktor des RGZMHeinrich Baßler, Generaldirektorin Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch , Wissenschaft sminister ClemensHoch, LBB Geschäft sführer Holger Basten © Foto Diether von Goddenthow
Übergabe des symbolischen Schlüssels für das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA)
v.l.n.r.: Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen, Oberbürgermeister Michael Ebling, Administrati ver Direktor des RGZMHeinrich Baßler, Generaldirektorin Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch
Wissenschaftsminister Clemens Hoch, LBB Geschäftsführer Holger Basten © Foto Diether von Goddenthow

„Mit dem Neubau des RGZM schreiben wir die Geschichte fort. Die Geschichte der Forschung des Museums, aber auch der Stadt Mainz. Gemeinsam mit dem Bund und der Stadt haben wir rund 60 Millionen Euro für die Weiterentwicklung des zukünftigen Leibniz-Zentrums bereitgestellt. Damit stellen wir unsere Forschung im Land auf eine breitere Basis. Der Neubau hat das Ziel, als Magnet für Besucherinnen und Besucher zu wirken. Er bietet Platz zum Forschen, Verweilen und Entdecken. Ich bin überzeugt, dass die neuen Räumlichkeiten zum Renommee des künftigen LEIZA beitragen werden und ein neuer Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen ermöglicht wird“, so Bau- und Finanzministerin Doris Ahnen.

Blick auf das großzügige Foyer - von links ist der Eingang mit einem geplanten Cafe, links geht es zu den Vortragsräumen. © Foto Diether von Goddenthow
Blick auf das großzügige Foyer – von links ist der Eingang mit einem geplanten Cafe, rechts geht es zu den Vortragsräumen. © Foto Diether von Goddenthow

Oberbürgermeister Michael Ebling unterstrich in seinem Grußwort, dass die Mainzer, die ohnehin auf Schritt und Tritt auf den Spuren ihrer über 2000jährigen Geschichte wandeln könnten, nunmehr in diesem einzigartigen historischen Ensemble am Stadteingang unterhalb vom römischen Bühnentheater und Drususstein bald nicht mehr „nur“ die Antike Schifffahrt, sondern im neuen Archäologie-Zentrum demnächst mehrere Millionen Jahre Menschheitsgeschichte erkunden könnten.

„Es ist ein ganz besonderer Moment nun diesen symbolischen Schlüssel in Händen zu halten und damit im wahrsten Sinne des Wortes eine neue Tür in unserer langjährigen Institutsgeschichte zu öffnen. © Foto Diether von Goddenthow
„Es ist ein ganz besonderer Moment nun diesen symbolischen Schlüssel in Händen zu halten und damit im wahrsten Sinne des Wortes eine neue Tür in unserer langjährigen Institutsgeschichte zu öffnen. © Foto Diether von Goddenthow

Für die Hausherrin, Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch, Generaldirektorin des RGZM, bedeute die Übergabe des Schlüssels zu diesem Gebäude viel mehr, als es jetzt beziehen und mit Leben erfüllen zu können. Es sei „der Schlüssel zu einem neuen bedeutenden Kapitel in der Geschichte unseres Hauses“, denn der Bezug und die Inbetriebnahme des neuen Hauptsitzes in Mainz markiere den Beginn einer neuen Ära, einen regelrechten Quantensprung für die Weiterentwicklung des Hauses entsprechend „unserer Agenda“. Diese sei durch den Dreiklang des Zusammenspiels von archäologischer Forschung, Forschungsinfrastrukturen und Transfer in die Gesellschaft gekennzeichnet, die, so Prof. Busch, sich der Untersuchung des Menschen auf Basis seiner materiellen Hinterlassenschaften widmet. Ziel dieser ganzheitlich ausgelegten Forschung sei es, menschliches Verhalten und Handeln, sowie Entwicklung und Veränderung von Gesellschaft viel besser zu verstehen. „Wir wollen verstehen, was uns als Individuen auszeichnet, und als Menschen eint. In Zeit und Raum übergreifenden Forschungsbildern bearbeiten wir hierfür grundlegende Fragen aus mehr als 2,6 Millionen Jahren Menschheitsgeschichte, die von der Evolution unseres Verhaltens bis hin zu komplexen gesellschaftlichen Systemen Mensch-Umweltbeziehungen reichen“, unterstrich die Generaldirektorin. Das RGZM- Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie bündele hierfür archäologische, naturwissenschaftliche, restauratorische und informationstechnologische Expertise. Man verfüge über Speziallaboratorien, unter anderem einen der modernsten 3-D-Computertomographen, Sammlungen mit 220 000 – künftig in klimatisierten Magazinen – gelagerten Objekten und eine der umfangreichsten Fachbibliotheken für die Archäologie in Europa mit 200 000 Bänden auf 9 Regal-Kilometern, die als Fachbibliothek frei zugänglich ist und sich zum Studienzentrum weiterentwickeln lasse. Zudem  fänden dort künftig  70 Forschende Raum.

Die wissenschaftliche Bibliothek mit 70 Leseplätzen und rund 9.000 Regalmetern Bücherstellfläche erstreckt sich über das 1. und 2. Obergeschoss.© Foto Diether von Goddenthow
Die wissenschaftliche Bibliothek mit 70 Leseplätzen und rund 9.000 Regalmetern Bücherstellfläche erstreckt sich über das 1. und 2. Obergeschoss.© Foto Diether von Goddenthow

Die Tagungs- und Konferenzräume sowie Veranstaltungsflächen im Erdgeschoss würden aber „nicht nur für den wissenschaftlichen Austausch da sein und diesen fördern, sondern auch für die Begegnung und zum Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft“, so Prof. Dr. Buch.

Dabei sei es insbesondere bei Ausstellungen das Ziel, „Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters und unterschiedlichen Bildungsstandes Erfahrungsräume anzubieten, die es ihnen ermöglichen, kulturelles Erbe und die dazugehörige Forschung als Ressource für ihr Leben in der Gegenwart zu begreifen“, so die Generaldirektorin

Die Ausstellungsflächen betragen 3000 qm auf mehreren Ebenen. © Foto Diether von Goddenthow
Die Ausstellungsflächen betragen 3000 qm auf mehreren Ebenen. © Foto Diether von Goddenthow

Bei der künftigen Dauerausstellung, die auf zwei Etagen auf rund 3000 qm gezeigt werden wird, geht es im Kern um das Zusammenleben der Menschen. Anhand von Forschungserkenntnissen über eine Spanne von 2,6 Millionen Jahren wird erkundet und gezeigt werden können, „wie wir als Menschen Gemeinschaften bilden und was der Kit ist, der uns als Gemeinschaften zusammenhält“. Dabei sollen Faktoren dargelegt werden, „die unser Handeln beeinflussen und die gesellschaftlichen Veränderungen bedingen. Kurz und gut: Es geht um das Menschsein, und das Miteinander in Gesellschaft„, erläuterte Prof. Dr. Buch.

Mit neuem Namen LEIZA die ganze Funktions-Bandbreite abbilden
Um die gesamte Bandbreite der Einrichtung „und die einzigartige Kombination von fachlicher Expertise, Infrastrukturen und musealen Transfer wie auch unsere Zugehörigkeit zur Leibniz-Gemeinschaft“ abzubilden, „werden wir uns zum 1.1.2023 deshalb nach 170 Jahren in ‚Leibniz-Zentrum für Archäologie‘, kurz ‚LEIZA‘ umbenennen“, so Prof. Dr. Busch. Denn das Forschungsprofil der vergangenen 170 Jahren habe sich substantiell weiterentwickelt. Das Römisch Germanische Zentralmuseum benenne nur einen kleinen Ausschnitt des gesamten Spektrums. Dieser alte Name bilde weder die Bandbreite der forschenden Institutionen noch den Umstand ab, dass es sich um eine Leibniz-Einrichtung handelte mit mehreren Forschungsstandorten, Speziallaboratorien und Museen auf drei Kontinenten unter einem Forschungszeitfenster von 2,6 Mio Jahren. „Uns ist wichtig, dass all das sichtbar wird, auch in unserem Namen“, so die Generaldirektorin.

Selbst in die unteren Bereiche gelangt Tageslicht durch teilweise Glasbedachungen. © Foto Diether von Goddenthow
Selbst in die unteren Bereiche gelangt Tageslicht durch teilweise Glasbedachungen. © Foto Diether von Goddenthow

Der Rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Clemens Hoch, der sich schon vor ein paar Tagen einen Eindruck vom neuen Gebäude verschaffen konnte, schwärmte, es gäbe „wunderbare räumliche Verbesserungen, und tolle Bedingungen für Forschung und auch Lehre, für Schulklassen und auch Ausstellungsfläche und vor allem das, was wir in Mainz auch an ganz vielen Stellen gerade diskutieren: es gibt Labore für die Forschenden hier im Gebäude und zwar auf dem neuesten Stand, um auch Archäologie erfahrbar zu machen und auszuwerten“.

Holger Basten, Geschäftsführer LBB erläuterte: „Auf Grundlage eines Architekturwettbewerbs wurde ein Projekt realisiert, das funktional, gestalterisch und städtebaulich von hoher Qualität ist. Im Gebäude sind die unterschiedlichsten Nutzungen von Werkstätten über Labore bis hin zu Ausstellungs- und Veranstaltungsbereichen optimal organisiert. Die Ziegelfassade mit den verglasten Ein- und Ausblicken ist architektonisch gelungen. Und nicht zuletzt ist das neue Leibniz-Zentrum für Archäologie städtebaulich prägend sowohl im südlichen Auftakt der Rheinstraße als auch mit der Anbindung an die Altstadt. Auch die gegen Ende des Projektverlaufs hin zunehmenden baulichen Herausforderungen haben alle Projektbeteiligten gemeinsam erfolgreich gemeistert“, zieht Basten Bilanz.

Kurzführungen durchs neue Haus

Im Anschluss an die Schlüsselübergabe konnten sich die Gäste in Kurzführungen mit Gruppen von maximal 20 Personen persönlich einen Eindruck über die Räumlichkeiten machen, die einmal als Bibliothek, Werkstätten, Depot, Ausstellungsflächen /Veranstaltungsflächen, Museums-Pädagogik und Radiologie sowie Büros  genutzt werden.

Stephan Patscher M.A., Archäologe und Archäologischer Restaurator, präsentiert den neuen Super-3-D- Computertomograph Phoenix v tome x L, im neuen Leibniz-Zentrum für Archäologie. © Foto Diether von Goddenthow
Stephan Patscher M.A., Archäologe und Archäologischer Restaurator, präsentiert den neuen Super-3-D- Computertomograph Phoenix v tome x L, im neuen Leibniz-Zentrum für Archäologie. © Foto Diether von Goddenthow

Ein besonderes Highlight im  künftigen Leibniz-Zentrums für Archäologie ist der 1,3 Mio Euro teure Computertomograph im UG gleich gegenüber der Tresorräume. Wegen seines großen Gewichtes musste ein extra verstärktes Fundament gegossen werden. Stephan Patscher M.A., Archäologe und Archäologischer Restaurator, Kunsthistoriker und Goldschmied, sowie Lehrbeauftragter für präventive Konservierung des Studiengangs Archäologische Restaurierung an der Johann-Gutenberg-Universität Mainz, gab einen kleinen Einblick über die Arbeitsweise des Computertomographen. Der Detektor gehört zur allerneuesten Generation und sei einer der hochauflösensten, den es zur Zeit gibt, auch hinsichtlich Vergrößerung der Objekte, die bis zu einem Kubikmeter groß oder auch bis zum 1,80 Meter hoch sein dürfen. „Da kann der Detektor, wenn das Objekt da ist, nach einem bestimmten Programm entsprechend hochfahren“, so Patscher. Für kleinere Objekte diene der bisherige Computertomograph, der bereits aus dem RGZM umgezogen ist. „Wir können hier alle Materialien röntgen, also: Keramik, Organika auch Metalle usw.. Aufgrund der großen Vergrößerungsmöglichkeiten könne man Mikrostrukturen in Materialien anschauen, wodurch sich auch hier künftig allein in der Materialforschung ganz neue Forschungsfelder ergäben. Ein anderer Schwerpunkt wäre auch, den Röntgen-Tomographen  zur Erforschungen von Herstellungstechniken und Herstellungsprozessen einzusetzen.

Zu den klassischen Objekten, die untersucht würden, gehörten alle möglichen Funde und Objekte  archäologischer Forschung. Vieles, was beispielsweise ausgegraben würde, würde nicht immer gleich vor Ort freigelegt. In diesem Fall würden Fundsituationen vor Ort „abgestochen, eingewickelt mit einer Schutzplane und dann mit einer Schutzkapsel aus Gips oder einem anderen Material eingepackt“. Durch ein 3-D-Röntgenbild könne „man dann sozusagen auch  in den Block schon hineinschauen, ohne ihn öffnen zu müssen. Man kann Untersuchungen  von Objekten machen, die noch gar nicht geborgen (freigelegt) sind“, so Patscher. Man könne sogar mithilfe des ermittelten Datenmaterials von Objekten, über einen 3-D-Drucker eine Kopie der Fundsituation erstellen. Das habe den Vorteil, dass man  ursprüngliche Fundsituation, wie etwa einzelne Dinge zueinander lagen etc. , selbst dann noch einsehen könne, wenn der Fund geöffnet und bereits einzelne Stücke freigelegt und herausgenommen worden seien.

Mit 60 Mio. Euro heute ein Schnäppchen

Der neue Platz zwischen dem Neubau und der ehemaligen Neutorschule bildet das großzügige Entree zum Neubau. Er wird „Ludwig Lindenschmit-Forum“ heißen und jeden  zum Verweilen einladen.  © Foto Diether von Goddenthow
Der neue Platz zwischen dem Neubau und der ehemaligen Neutorschule bildet das großzügige Entree zum Neubau. Er wird „Ludwig Lindenschmit-Forum“ heißen und jeden zum Verweilen einladen. © Foto Diether von Goddenthow

Bis März 2023 soll der Umzug mit Einrichtung des Forschungsbereiches und der Büros abgeschlossen sein. Die Eröffnung des archäologischen Museums mit der Präsentation der geplanten  neuen Dauerausstellung ist für 2024 vorgesehen.

Die Gesamtfläche des Hauses beträgt 14.500 m², davon sind 9.700m² Nutz- und 3.000 m² Ausstellungsfläche. Kostenpunkt: 60 Mio. Euro. Bezogen auf steigenden Baukosten ist das neue Mainzer Leibniz-Zentrum für Archäologie wohl fast ein Schnäppchen.

Römisch-Germanisches Zentralmuseum  – Leibniz-Zentrum für Archäologie

Krieg und Krisen vor 6000 Jahren: Ältester Grabhügel Mitteleuropas auf dem Kapellenberg bei Hofheim/Ts. gibt weitere Erkenntnisse preis

Mainz/Hofheim. Neun Jahre nach den ersten Untersuchungen am ältesten Grabhügel Mitteleuropas finden derzeit erneut Grabungen auf dem Kapellenberg bei Hofheim am Taunus statt. Ziel der diesjährigen Kampagne ist, die Datierung des jungsteinzeitlichen Grabmonuments weiter einzugrenzen sowie den Aufbau und seinen raschen Verfall zu verstehen. Das Forschungsprojekt zur Besiedelung des Kapellenbergs ist Teil einer langjährigen Kooperation zwischen dem RömischGermanischen Zentralmuseum, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (RGZM), der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der hessenARCHÄOLOGIE und der Stadt Hofheim. Studierende der Mainzer Universität absolvierten auf der Grabung ihr Praktikum.

Erstmals 2013 war es dem Team aus Archäologen gelungen, die gewaltigen Ausmaße des künstlichen Hügels mit einem Durchmesser von 90 Metern und einer erhaltenen Höhe von etwa sechs Metern der Oberfläche korrekt zu bestimmen. Lange blieb unklar, um was es sich gehandelt hatte. Prof. Detlef Gronenborn, der seit über 10 Jahren die Ausgrabungen auf dem Kapellenberg bei Hofheim im Taunus leitet und Archäologe am RGZM ist, erklärt: „Erst mit Hilfe eines LiDAR-Scans der Oberfläche des Höhenrückens konnte die Erhebung in ihren Dimensionen erkannt werden. Des Weiteren konnten wir dank Archivstudien und die Aufarbeitung von Altgrabungen auf dem Kapellenberg Rückschlüsse auf die Datierung des Monuments ziehen. Wir gehen davon aus, dass der Hügel irgendwann zwischen 4500 und 3750 v. Chr., und damit zeitlich bereits vor der inneren Besiedlung, errichtet wurde. Diese These wollen wir nun untermauern.“

Von großem Interesse ist auch der Verfall des Grabhügels: Gronenborn möchte herausfinden, ob der Hügel durch natürliche Ursachen wie Erosion zerfiel oder ob er absichtlich eingeebnet wurde. „Wenn wir nachweisen können, dass der Grabhügel absichtlich zerstört wurde, deutet das auf eine interne Krise zu dieser Zeit hin.“, erläutert er.

Zeit der Besiedlung auf dem Kapellenberg vermutlich von Krisen geprägt
Neueste Ergebnisse aus einer Studie zum Milchkonsum der letzten 9000 Jahre in Europa, die Ende Juli 2022 in der Fachzeitschrift Nature erschien, können diese These stützen. Denn sie lassen vermuten, dass Menschen in vergangenen Krisenzeiten häufiger Milch und Milchprodukte konsumierten. Für die Studie hatte ein internationales Forscherteam unter anderem DNA- und archäologische Proben aus menschlichen Hinterlassenschaften untersucht und ausgewertet. Das RGZM hatte Proben archäologischer Keramikgefäßen aus der Kapellenberg-Siedlung zur Verfügung gestellt. Diese wiesen sehr oft Rückstände von Milch auf.

„Dieser Anstieg der Milchnutzung sowie Hinweise auf eine klimatische Veränderung können Indizien dafür sein, dass es zu Beginn der Höhensiedlung zu einer Krise gekommen ist. Auch die Befestigung der Siedlung durch eine Palisade und einen Wall deutet auf unruhige Zeiten hin, denn sie wurden mehrmals zerstört und wiederaufgebaut. Wenn der Grabhügel nun auch mutmaßlich zerstört worden wäre, passt das ins Bild“, so Gronenborn.

Der Kapellenberg als archäologisches Highlight im Rhein-Main-Gebiet

Ausgrabungssituation am Kapellenberg: Im Bereich des Grubenhauses am Meisterturm wurde auch dieses Jahr wieder weiter gegraben. Unter der Steinpackung fanden sich Keramikscherben. Der Befund zeigt, wie vielschichtig die Fundlage im Zentrum der Siedlung ist; Foto: D. Gronenborn/RGZM.
Ausgrabungssituation am Kapellenberg: Im Bereich des Grubenhauses am Meisterturm wurde auch dieses Jahr wieder weiter gegraben. Unter der Steinpackung fanden sich Keramikscherben. Der Befund zeigt, wie vielschichtig die Fundlage im Zentrum der Siedlung ist; Foto: D. Gronenborn/RGZM.

Unterstützt von der Stadt Hofheim untersucht das RGZM, und der Arbeitsbereich Vor- und Frühgeschichte des Instituts für Altertumswissenschaften der Johannes Gutenberg Universität in Mainz in Zusammenarbeit mit der hessenARCHÄOLOGIE die archäologische Fundstätte aus der Jungsteinzeit. Auf dem Kapellenberg in Hofheim am Taunus sind Grabhügel und eine einzigartige Wallanlage aus der Jungsteinzeit erhalten. Der Wall wurde in der Zeit zwischen 4300 und 3600 v. Chr. errichtet und bislang kaum durch menschliche Eingriffe zerstört oder überbaut. In einem gemeinsamen Projekt mit der Stadt Hofheim und weiteren Partnern ist 2020 ein archäologischer Rundweg auf dem Kapellenberg eingeweiht worden. Dieser verdeutlicht die Spuren der Besiedlung, die bis in die Jungsteinzeit zurückreichen. Ein Höhepunkt ist die 6000 Jahre alte Wallanlage aus der Zeit der Michelsberger Kultur, die noch deutlich zu erkennen ist. Der Rundweg mit seinen Informationstafeln liefert Interessierten viele Hintergründe zum Kapellenberg in den verschiedenen Epochen. „Dazu haben wir jetzt ganz neu einen Flyer herausgebracht“, berichtet Bürgermeister Christian Vogt. „Darin bekommt man einen guten ersten Eindruck von den Highlights des Rundwegs – besonders von der Wallanlage.“ Der Weg hat eine Länge von 4,2 Kilometern. „Etwa zwei Stunden sollte man sich Zeit nehmen“, so Vogt. Den Flyer gibt es – so wie auch den neuen Film zum Kapellenberg – unter den Stichwörtern „Tourismus“ und „Archäologischer Rundweg auf dem Kapellenberg“ auf der Homepage der Stadt Hofheim unter www.hofheim.de. Außerdem ist er erhältlich im Bürgerbüro, im Tourismusbüro, bei der Stadtinformation im Stadtmuseum und in der Gaststätte „Meisterturm“.

(Text: E.Esmen/RGZM)

Das RGZM informiert über den Fortlauf der Untersuchungen unter
www.rgzm.de/kapellenberg
Archäologischer Rundweg
https://www.hofheim.de/tourismus/Archaeologischer_Rundweg/archaeologischer-rundweg.php

Großes Familienfest am 11. Juni 2022 im Römerschiff Museum Mainz

plakat2-familienfest-2022-250Das Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM) Mainz lädt bei freiem Eintritt zu einem großen Familienfest am 11. Juni von 13 bis 17 Uhr ins Museum für  Antike Schifffahrt ein. Geplant ist ein spannender Nachmittag im Schifffahrts-Museum voller Erzählungen, Spiele, Aktionen und Kurzführungen. Für Speisen und Getränke (kostenpflichtig) ist ebenfalls bestens gesorgt.

Da das Museum für Antike Schifffahrt umgebaut und die Ausstellung aktualisiert werden soll, wird es vom 1. Juli 2022 bis voraussichtlich Frühjahr 2023 schließen. Noch bis zum 30. Juni kann die jetzige Ausstellung besucht werden. Eine ideale Gelegenheit bietet daher das Familienfest am 11. Juni, da, wie gesagt der Eintritt frei ist.

Eine vorherige Anmeldung ist nicht notwendig.

Museum für Antike Schifffahrt
Neutorstraße 2b
55116 Mainz

Wissenschaftler aus dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum am 15. Juni zu 60 Themen für Einzelgespräche buchbar

Fragen zum Römischenr Bogenbau! © Foto Diether v. Goddenthow
Fragen zum Römischenr Bogenbau! © Foto Diether v. Goddenthow

Über 60 buchbare Themen bietet „Book a Scientist“ am 15. Juni 2022 allen Wissensdurstigen. Das Online-Angebot der Leibniz-Gemeinschaft gilt Interessenten, die vis-à-vis mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu einem ausgewählten Thema sprechen möchten. In den persönlichen Gesprächen geben die Expertinnen und Experten Einblick in aktuelle Forschungen, ihren Arbeitsalltag und beantworten individuelle Fragen. Mit dabei ist das Römisch-Germanische Zentralmuseum, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (RGZM), das innerhalb der Aktion unter der Kategorie Literatur, Kultur & Geschichte prominent vertreten ist. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem archäologischen Forschungsinstitut in Mainz stellen mit ihren Erkenntnissen aus der Vergangenheit spannende Bezüge zur Gegenwart her.
Wie netzwerkten die Römer? Was ist die Rolle der Restaurierung in der Archäologie? Mithilfe von Archäologie das Wesen der Menschen ergründen? Diese und andere Fragen beschäftigen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des RGZM und können als Thema für 25-minütige Einzelgespräche gebucht werden. Die Bandbreite ist groß und reicht von Mensch-Umwelt Beziehungen, Zusammenleben und Entwicklung von Gesellschaften bis zu ganz konkreten Fragestellungen aus dem archäologischen Berufsalltag. Bei „Book a Scientist“ gibt es die Chance, sich mit einer Expertin oder einem Experten innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft auszutauschen. Neben dem RGZM bieten noch weitere Leibniz-Institute Gesprächsthemen in unterschiedlichen Kategorien an.
Anmeldung ab sofort möglich

Fragen zur römischen Bestattungskultur? Abbildung zeigt Wandbemalung im Museum Caput-Limitis Römerwelt Rheinbrohl von Heike von Goddenthow  © Foto Diether v. Goddenthow
Fragen zur römischen Bestattungskultur? Abbildung zeigt Wandbemalung im Museum Caput-Limitis Römerwelt Rheinbrohl von Heike von Goddenthow © Foto Diether v. Goddenthow

Die Anmeldung erfolgt über eine E-Mail an veranstaltungen@leibniz-gemeinschaft.de unter Angabe des Namens, des gewählten Themas und des gewünschten Zeitfensters. Das Angebot ist kostenlos. Die Gespräche finden virtuell statt. Alle Themen und Termine im Überblick gibt es über den folgenden Link:
https://www.leibniz-gemeinschaft.de/bookascientist
Die Themen der RGZM-Forschenden sind unter den Kategorien „Literatur, Kultur & Geschichte“ zu finden.

Spätrömischer Netzbecher kehrt nach Restaurierung im Römisch-Germanischen Zentralmuseum nach Frankreich zurück

Der in Frankreich - mehr als „Scherbenhaufen - ausgegrabene einzigartige spätrömische Netzbecher kehrt nach fünfmonatigen Restaurierungsarbeiten durch Spezialisten des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz wieder in seine Heimat zurück.© Foto  Diether v Goddenthow
Der in Frankreich – mehr als „Scherbenhaufen – ausgegrabene einzigartige spätrömische Netzbecher kehrt nach fünfmonatigen Restaurierungsarbeiten durch Spezialisten des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz wieder in seine Heimat zurück.© Foto Diether v Goddenthow

Mainz. Fünf Monate dauerte die komplexe Bearbeitung eines sogenannten Diatretglases durch die Restaurierungswerkstätten am Römisch-Germanischen Zentralmuseum, Leibniz Forschungsinstitut für Archäologie (RGZM). Der stark fragmentierte, aber nahezu vollständig erhaltene, gläserne Netzbecher stammt aus spätrömischer Zeit und wurde 2020 bei Grabungsarbeiten im französischen Autun entdeckt. In einer Feierstunde am 7. Oktober 2021 gab die Generaldirektorin des RGZM, Prof. Dr. Alexandra W. Busch das einzigartige Glasgefäß zurück in die Obhut von Dr. Carole Fossurier und Nicolas Tisserand des Institut National de Recherches Archéologiques Préventives (Inrap).[/caption]

Außergewöhnlicher Fund und Erhaltungszustand „Im Frühjahr erhielten wir eine Anfrage der verantwortlichen Kolleginnen und Kollegen aus Frankreich, die um Unterstützung bei der Restaurierung baten. Wir waren von dem außergewöhnlichen Fund, dem Erhaltungszustand und dem Kooperationsangebot sofort begeistert“, erinnert sich Alexandra W. Busch. „Mitarbeiterinnen des RGZM haben in den letzten anderthalb Jahrzehnten zahlreiche Diatretgläser restauriert und beforscht und sich somit eine exzellente Expertise für dieses Unterfangen erworben.” ergänzt Busch. „Dass dieses bedeutende Kulturgut Frankreich überhaupt verlassen durfte, ist wirklich eine Besonderheit. Wir freuen uns sehr über das große Vertrauen, das in unsere Arbeit gesetzt wurde“, so die Generaldirektorin des RGZM zu den französischen Gästen bei der Feierstunde im Museum für Antike Schifffahrt.

Nicolas Tisserand, der mit der wissenschaftlichen Bearbeitung beauftragte Archäologe des Inrap, zeigt sich hocherfreut über das gelungene Ergebnis: “Die Kooperation mit den Kolleginnen und Kollegen des RGZM verlief hervorragend und die Qualität der geleisteten Arbeit, insbesondere von Katja Broschat, der Spezialistin für diese Gläser ist wirklich erstklassig. Dass wir sie und Frau Dr. Höpken vom Landesdenkmalamt des Saarlands für eine wissenschaftliche Zusammenarbeit gewinnen konnten, freut mich sehr.”

“Dieser besondere Fund hat uns alle sehr überrascht, und wir sind überaus gespannt, wie sich die Forschungsergebnisse in die Gesamtbetrachtung der Nekropole einfügen.” ergänzt Carole Fossurier, die die Ausgrabungen im vergangenen Jahr leitete.

(v.l.n.r.): Dr. Constanze Höpken (Landesdenkmalamt Saarland), Christian Eckmann, Prof. Dr. Alexandra W. Busch (RGZM), Dr. Carole Fossurier und Nicolas Tisserand (Inrap) bei der feierlichen Übergabe im Museum für Antike Schifffahrt. © Foto  Diether v Goddenthow
(v.l.n.r.): Dr. Constanze Höpken (Landesdenkmalamt Saarland), Christian Eckmann, Prof. Dr. Alexandra W. Busch (RGZM), Dr. Carole Fossurier und Nicolas Tisserand (Inrap) bei der feierlichen Übergabe im Museum für Antike Schifffahrt. © Foto Diether v Goddenthow

Filigranes Luxusgefäß mit Inschrift – „Lebe glücklich“

Diatretgläser gehörten zu den ultimativen Luxusgütern der römischen Elite und ihre Fundorte liegen weit verstreut zwischen England und Tunesien, zwischen Portugal und Afghanistan. Bislang sind etwa 100 dieser filigranen Gefäße bekannt, aber nur wenige weisen einen derart guten Erhaltungszustand auf, wie das Exemplar aus Autun. Es stammt aus einer Bestattung einer ab dem 3. Jh. n. Chr genutzten spätrömischen Nekropole aus dem Umfeld der antiken Stadt Augustodunum. Das Diatretglas war das einzige erhaltene Objekt in einem der Sarkophage, deponiert im Bereich der Füße des Bestatteten.
Bei dem Gefäß handelt es sich um eine Schale, deren Glaskörper von einem filigranen gläsernen Netz und einem sogenannten Kragen mit Eierstabverzierung sowie einer Inschrift umfangen wird. In elegant
gestalteten Buchstaben ist in Latein zu lesen „VIVAS FELICITER“ – „Lebe glücklich“.
Das “reparierte” C
Bei der Untersuchung der kunstvoll gearbeiteten Dekoration fiel ein ungewöhnliches Detail auf: Bereits in der Antike gingen Teile des Buchstabens „C“ aus der Inschrift verloren. „Ganz offensichtlich hat man sich aber um eine Korrektur des Schadens bemüht“, erklärt Christian Eckmann, Leiter des Kompetenzbereichs Restaurierung und Konservierung (RGZM). Die Untersuchung ergab, dass vermutlich heißes Glas aufgeschmolzen und dieses nach dem Erkalten erneut in Form des Buchstabens „C“ geschliffen wurde. Dieses Verfahren erwies sich jedoch als wenig erfolgreich, denn „bereits vor der Beigabe des Diatretglases in das Grab ging der Buchstabe, vermutlich aufgrund thermischer Spannungen, erneut verloren“, erläutert Christian Eckmann und ergänzt: „Dieses Gefäß ist wirklich eine kleine archäologische Sensation. Von den heute bekannten Diatretgläsern ist ein Großteil lediglich in Form einzelner oder einer geringen Zahl von Fragmenten erhalten. Auf einen solchen Fund mussten wir daher auch lange warten, ein im Erhaltungszustand vergleichbares Diatretglas wurde zuletzt vor über 45 Jahren in Montenegro entdeckt!“

RGZM

Römisches Bühnentheater erhält eine stilisierte Sitzkulisse aus Drahtgeflecht mit Beleuchtung

Römisches Bühnentheater erhält eine stilisierte Sitzkulisse aus Drahtgeflecht mit Beleuchtung Beschreibung: Foto  © Stadt Mainz
Römisches Bühnentheater erhält eine stilisierte Sitzkulisse aus Drahtgeflecht mit Beleuchtung Beschreibung: Foto © Stadt Mainz

(rap) Die Arbeiten am Römischen Bühnentheater schreiten voran. Die nächsten Schritte zur baulichen Verbesserung werden in den kommenden Tagen umgesetzt.
„Wir arbeiten seit zwei Jahren intensiv an einem dauerhaften und nachhaltigen Konservierungskonzept für das Römische Bühnentheater“, erläutert Bau- und Denkmalpflegedezernentin Marianne Grosse. „Dazu gehört neben der eigentlichen Konservierung der wertvollen römischen Bausubstanz vor allem auch ein Präsentations- und Nutzungskonzept für das Theater. Der im letzten Jahr verstorbene ehemalige Vorsitzende der Initiative Römisches Mainz, Dr. Hans Marg, war hierfür ein entscheidender Motor.“

„Deshalb freue ich mich umso mehr“, so die Dezernentin weiter, „dass wir jetzt mit der Erstellung eines stilisierten Ausschnitts der ehemaligen Sitzkulisse aus Drahtgeflecht mit Beleuchtung nach einiger Zeit wieder etwas zeigen können, dass für alle sichtbar und erlebbar sein wird. Ich bin der Initiative Römisches Mainz und dem Rotary Club und damit insbesondere Professor Vahl sehr dankbar für ihre Unterstützung und die Möglichkeit, mit einer Beleuchtung einen Teil des Theaters ins richtige Licht zu rücken.“

Freigelegte Ruinen des Römischen Theater in Mainz Süd. © Foto Diether v. Goddenthow
Freigelegte Ruinen des Römischen Theater in Mainz Süd. © Foto Diether v. Goddenthow

Die Initiative Römisches Mainz hält die adäquate Illumination und eine bürgernahe Möglichkeit einer Sitzplatznutzung für unerlässlich, um das Römische Bühnentheater noch mehr in den Herzen der Mainzerinnen und Mainzer zu verankern, denn „nur wer das Theater im Herzen hat, wird etwas für das Theater tun,“ so der neue Vorsitzende der Initiative Römisches Mainz e.V., Professor Christian-Friedrich Vahl. „Das Römische Bühnentheater bietet eine große Vielfalt an Nutzungsmöglichkeiten und ich bin überzeugt, es wird als einziges Freilufttheater in Mainz gerade in der Zeit nach der Corona-Epidemie eine ganz besondere Rolle spielen“, so Professor Vahl weiter.

„Nachdem die in die Jahre gekommenen und nicht mehr schön anzuschauenden Sitzreihen weggenommen wurden, wird jetzt durch eine ganz moderne Präsentationsform das Rund der ehemaligen Sitzreihen in einem Ausschnitt durch Drahtkörbe optisch wieder hervorgehoben. Dazu wird die künftige abendliche Beleuchtung ein Highlight sein, auch für alle, die mit dem Zug am Theater vorbeifahren. Das wird sicherlich ein weiterer Grund sein, in Mainz Station zu machen und die römischen Denkmäler zu besuchen“, so Dr. Marion Witteyer, Leiterin der der Landesarchäologie Mainz.

Auf dem Jakobsberg, unterhalb der Zitadelle in Mainz, befindet sich das größte römische Theater nördlich der Alpen. Die heute sichtbaren baulichen Überreste sind auf einen Steinbau aus dem 4. Jahrhundert nach Christus zurück zu führen.
In den Jahren 1997 und 1999 erfolgte unter der Leitung der Landesarchäologie mit der Hilfe von zahlreichen Archäologen, Studenten, Schulklassen und anderen Freiwilligen die Freilegung des Theaters bis zu den möglichen Grenzen der Umgebungsbebauung.

2005 wurden unter der Leitung des damaligen Landesarchäologen Dr. Gerd Rupprecht die ersten fünf Sitzreihen als Holzkonstruktion in Form von halbkreisförmigen, ansteigenden Sitzstufen errichtet. Witterungseinflüsse setzten der Konstruktion stark zu, so dass sie zunehmend marode und morsch wurde. Aufgrund der akuten Einsturzgefahr konnte die Ausgrabungsstätte über Monate nicht mehr begangenen werden, da dieser Bereich nicht abtrennbar war. Im Sommer 2017 wurden die Brüstungselemente, welche die Sitzreihen zur Orchestra hin abgrenzten, abgebrochen, erneuert und mit einer vorgelagerten Sitzstufe versehen. Seit diesem Zeitpunkt können wieder Führungen und kleinere Veranstaltungen in der Ausgrabungsstätte stattfinden.

Aufgrund des großen didaktischen Wertes in der Denkmalvermittlung bestand auf allen Seiten der Wunsch, im Falle der Entfernung der maroden Sitzreihenkonstruktion die Anmutung der Sitzreihen wieder aufzunehmen, bis das Gesamtareal überplant wird und klar ist, wie die zukünftige Gestaltung, Präsentation und Konservierung des Römischen Bühnentheaters aussehen soll.
In enger Abstimmung mit der Archäologie, der Landesdenkmalpflege, der Unteren Denkmalschutzbehörde sowie dem Stadtrat entschied man sich für eine temporäre, nicht begehbare Installation in Form eines Drahtgitters, welche einen Teilbereich der alten hölzernen Zuschauerränge visualisieren wird.

In der Dämmerung wird die Installation zeitweise zurückhaltend illuminiert. Hierbei wird darauf geachtet, artenschutzverträgliche Leuchtmittel einzusetzen. Die Beleuchtung der stilisierten Sitzkulisse wird finanziell unterstützt durch eine Spende des Rotary Clubs Mainz in Höhe von 20 000 Euro. Seine Zeit als Präsident und Vize-Präsident des Rotary Clubs Mainz in den Jahren 2018 und 2019 hatte Professor Christian-Friedrich Vahl ganz in das Zeichen des römischen Bühnentheaters gestellt und mit dem Rotary Club diese große Spendensumme für das Theater eingeworben.

Da es sich um kein herkömmliches Produkt und um einen sehr sensiblen Aufstellungsort handelt, wird vorerst ein Muster gebaut. Die vorbereitenden Landschaftsbauarbeiten dazu haben nun begonnen. Zunächst wurde der Befund mehrlagig geschützt und mit Lavakies überdeckt. Auch die Metallbauarbeiten sind in vollem Gang und werden in den nächsten Wochen, je nach Witterung, auf dem Gelände installiert.
Parallel laufen weitere Konservierungsmaßnahmen an den Pfeileresten im Theater kontinuierlich weiter.