Am 11. September 2022 um 18:30 Uhr (Einlass ab 18:00 Uhr) präsentieren Studierende der Wiesbadener Musikakademie ihr Können anlässlich des Tages des offenen Denkmals wieder im historischen Festsaal des Biebricher Schlosses, Rheingaustraße 140 in 65203 Wiesbaden.
Nach einer kurzen Eröffnungsfanfare unternehmen wir eine rasante Reise durch die Musikgeschichte mit Werken von Bach bis Franz Vorraber, eines Lehrenden der Wiesbadener Musikakademie, einschließlich eines kleinen Ausflugs in den Jazz. Nach der Pause präsentieren wir aparte französische Klangfarben, bevor das Konzert schwungvoll britisch-amerikanisch schließt. Die zur Aufführung kommenden zeitgenössischen Werke sind unterhaltsam und rhythmisch anregend.
Veranstalter sind neben der Musikakademie Wiesbaden der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) und das Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Prof. Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen begrüßt die Gäste, Claudia Hölbling, Direktorin der Wiesbadener Musikakademie, führt kurz in die Veranstaltung ein, Thomas Platte, Direktor des LBIH, spricht abschließende Worte.
Ziel der beliebten Rotundenkonzerte ist es seit vielen Jahren, den Bürgerinnen und Bürgern Gelegenheit zu geben, die historischen Räumlichkeiten des Biebricher Schlosses kostenfrei zu erleben.
Das Konzert ist eintrittsfrei, aber es wird um eine kleine Geldspende für die Musiker und Musikerinnen gebeten.
Mainz/Hofheim. Neun Jahre nach den ersten Untersuchungen am ältesten Grabhügel Mitteleuropas finden derzeit erneut Grabungen auf dem Kapellenberg bei Hofheim am Taunus statt. Ziel der diesjährigen Kampagne ist, die Datierung des jungsteinzeitlichen Grabmonuments weiter einzugrenzen sowie den Aufbau und seinen raschen Verfall zu verstehen. Das Forschungsprojekt zur Besiedelung des Kapellenbergs ist Teil einer langjährigen Kooperation zwischen dem RömischGermanischen Zentralmuseum, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (RGZM), der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der hessenARCHÄOLOGIE und der Stadt Hofheim. Studierende der Mainzer Universität absolvierten auf der Grabung ihr Praktikum.
Erstmals 2013 war es dem Team aus Archäologen gelungen, die gewaltigen Ausmaße des künstlichen Hügels mit einem Durchmesser von 90 Metern und einer erhaltenen Höhe von etwa sechs Metern der Oberfläche korrekt zu bestimmen. Lange blieb unklar, um was es sich gehandelt hatte. Prof. Detlef Gronenborn, der seit über 10 Jahren die Ausgrabungen auf dem Kapellenberg bei Hofheim im Taunus leitet und Archäologe am RGZM ist, erklärt: „Erst mit Hilfe eines LiDAR-Scans der Oberfläche des Höhenrückens konnte die Erhebung in ihren Dimensionen erkannt werden. Des Weiteren konnten wir dank Archivstudien und die Aufarbeitung von Altgrabungen auf dem Kapellenberg Rückschlüsse auf die Datierung des Monuments ziehen. Wir gehen davon aus, dass der Hügel irgendwann zwischen 4500 und 3750 v. Chr., und damit zeitlich bereits vor der inneren Besiedlung, errichtet wurde. Diese These wollen wir nun untermauern.“
Von großem Interesse ist auch der Verfall des Grabhügels: Gronenborn möchte herausfinden, ob der Hügel durch natürliche Ursachen wie Erosion zerfiel oder ob er absichtlich eingeebnet wurde. „Wenn wir nachweisen können, dass der Grabhügel absichtlich zerstört wurde, deutet das auf eine interne Krise zu dieser Zeit hin.“, erläutert er.
Zeit der Besiedlung auf dem Kapellenberg vermutlich von Krisen geprägt
Neueste Ergebnisse aus einer Studie zum Milchkonsum der letzten 9000 Jahre in Europa, die Ende Juli 2022 in der Fachzeitschrift Nature erschien, können diese These stützen. Denn sie lassen vermuten, dass Menschen in vergangenen Krisenzeiten häufiger Milch und Milchprodukte konsumierten. Für die Studie hatte ein internationales Forscherteam unter anderem DNA- und archäologische Proben aus menschlichen Hinterlassenschaften untersucht und ausgewertet. Das RGZM hatte Proben archäologischer Keramikgefäßen aus der Kapellenberg-Siedlung zur Verfügung gestellt. Diese wiesen sehr oft Rückstände von Milch auf.
„Dieser Anstieg der Milchnutzung sowie Hinweise auf eine klimatische Veränderung können Indizien dafür sein, dass es zu Beginn der Höhensiedlung zu einer Krise gekommen ist. Auch die Befestigung der Siedlung durch eine Palisade und einen Wall deutet auf unruhige Zeiten hin, denn sie wurden mehrmals zerstört und wiederaufgebaut. Wenn der Grabhügel nun auch mutmaßlich zerstört worden wäre, passt das ins Bild“, so Gronenborn.
Der Kapellenberg als archäologisches Highlight im Rhein-Main-Gebiet
Unterstützt von der Stadt Hofheim untersucht das RGZM, und der Arbeitsbereich Vor- und Frühgeschichte des Instituts für Altertumswissenschaften der Johannes Gutenberg Universität in Mainz in Zusammenarbeit mit der hessenARCHÄOLOGIE die archäologische Fundstätte aus der Jungsteinzeit. Auf dem Kapellenberg in Hofheim am Taunus sind Grabhügel und eine einzigartige Wallanlage aus der Jungsteinzeit erhalten. Der Wall wurde in der Zeit zwischen 4300 und 3600 v. Chr. errichtet und bislang kaum durch menschliche Eingriffe zerstört oder überbaut. In einem gemeinsamen Projekt mit der Stadt Hofheim und weiteren Partnern ist 2020 ein archäologischer Rundweg auf dem Kapellenberg eingeweiht worden. Dieser verdeutlicht die Spuren der Besiedlung, die bis in die Jungsteinzeit zurückreichen. Ein Höhepunkt ist die 6000 Jahre alte Wallanlage aus der Zeit der Michelsberger Kultur, die noch deutlich zu erkennen ist. Der Rundweg mit seinen Informationstafeln liefert Interessierten viele Hintergründe zum Kapellenberg in den verschiedenen Epochen. „Dazu haben wir jetzt ganz neu einen Flyer herausgebracht“, berichtet Bürgermeister Christian Vogt. „Darin bekommt man einen guten ersten Eindruck von den Highlights des Rundwegs – besonders von der Wallanlage.“ Der Weg hat eine Länge von 4,2 Kilometern. „Etwa zwei Stunden sollte man sich Zeit nehmen“, so Vogt. Den Flyer gibt es – so wie auch den neuen Film zum Kapellenberg – unter den Stichwörtern „Tourismus“ und „Archäologischer Rundweg auf dem Kapellenberg“ auf der Homepage der Stadt Hofheim unterwww.hofheim.de. Außerdem ist er erhältlich im Bürgerbüro, im Tourismusbüro, bei der Stadtinformation im Stadtmuseum und in der Gaststätte „Meisterturm“.
Wiesbaden. Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn hat heute den Hessischen Denkmalschutzpreis 2022 überreicht. Die Auszeichnung ehrt Privatpersonen und Organisationen, die eine Leidenschaft teilen: Sie haben mit individuellen Lösungen, handwerklich-technischem Geschick und besonderem Einsatz Denkmäler instandgesetzt oder erforscht. Die Preisträgerinnen und Preisträger 2022 kommen aus Wächtersbach (Main-Kinzig-Kreis), Marburg, Kassel, Darmstadt, Alsfeld (Vogelsbergkreis) und Gießen. Zudem ging der Ehrenamtspreis an ein Projekt in Grebenhain-Hartmannshain im Vogelsbergkreis.
„Vom liebevoll restaurierten Fachwerkhaus über die Wiederbelebung von Schlössern, Stadtmauern und Brücken bis hin zum neu genutzten Hallenbad: Die Preisträgerinnen und Preisträger des Hessischen Denkmalschutzpreises überraschen und begeistern uns mit ihrem Verständnis für das Können früherer Generationen, großer Ausdauer und ihrer Leidenschaft, unser kulturelles Erbe nutzbar und lebendig zu erhalten. Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung!“, so Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Mich beeindruckt die in die Zukunft gerichtete Energie der Menschen, die diese ausgezeichneten Projekte verwirklicht haben. Sie alle engagieren sich für ein behutsames, generationenübergreifendes Weiterentwickeln und Weiterführen regionaler Ressourcen. Ihr Ziel ist es, der nächsten Generation die kulturellen Errungenschaften der Vergangenheit mit all ihren Zeitschichten möglichst unbeschadet zu übergeben – dafür danke ich herzlich und wünsche weiterhin viel Schaffenskraft.“
Der Hessische Denkmalschutzpreis wurde 1986 vom Landesamt für Denkmalpflege in Hessen sowie der hessischen Lotteriegesellschaft ins Leben gerufen. In diesem Jahr wurde er zum 37. Mal vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert; das Geld stiftet die LOTTO Hessen GmbH. Das Preisgeld für die Kategorie „Ehrenamtspreis“ in Höhe von 7.500 Euro stellt die Hessische Staatskanzlei.
Erster Preis in der Kategorie „Öffentliches Bauen“ Schloss Wächtersbach
Der erste Preis in der Kategorie „Öffentliches Bauen“ geht an die Stadt Wächtersbach, vertreten durch Bürgermeister Andreas Weiher, für die Sanierung des Wächtersbacher Schlosses. Der einstige Sitz der Ysenburger stand über Jahrzehnte leer – Verwahrlosung, Hausschwamm, störende Einbauten früherer Nutzungen und ein verfallender Dachstuhl waren die Folge. Die Stadt erwarb das historische Gebäude, um es als neues Rathaus zu nutzen. Die Einbauten wurden beseitigt, der Dachstuhl wurde umfassend erneuert, die historischen Gewölbe konnten behutsam saniert werden. Der Preis ist undotiert.
Votum der Jury: Das historische Schloss in Wächtersbach überzeugte die Jury in vollem Umfang. Von der Rettungsgeschichte über die jetzt bereits wahrnehmbare Signalwirkung bis zur planerischen- und handwerklichen Umsetzung und der scheinbar mühelosen Integration historischer Sichtfenster begeisterte das Schloss in jeglicher Hinsicht und erlangt einen verdienten ersten Platz.
Zweiter Preis in der Kategorie „Öffentliches Bauen“ Stadtmauer Darmstadt
Den zweiten Preis in der Kategorie „Öffentliches Bauen“ bekommt die TU Darmstadt, vertreten durch Architektin Martina Ißbrücker, für die Sanierung der alten Stadtmauer in Darmstadt. Das Bauwerk an der Erich-Ollenhauer-Promenade verfiel zusehends. Behutsam wurde das nicht mehr zu rettende Fugenmaterial Stück für Stück ausgetauscht, die Patina stabilisiert und die wiederentdeckten Schießscharten gesichert. Informationstafeln und Aufenthaltsbereiche ergänzen die neu gewonnene Anlage. Der Preis ist undotiert.
Votum der Jury: Die Sanierung der alten Stadtmauer in Darmstadt überzeugte die Jury nicht alleine durch ihre hervorragende Umsetzung. Der ideelle Ansatz der Universität, die Initiative, einen vergessenen Ort der Geschichte nicht nur zu erhalten, sondern an die Öffentlichkeit zurückzugeben, wurde besonders gewürdigt. Der sorgsame Umgang mit den verschiedenen Zeitschichten und die individuellen Lösungen, um diese auch für Besucherinnen und Besucher erleb- und wahrnehmbar zu erhalten, rundete ein insgesamt vorbildliches Projekt ab.
Erster Preis „Transformatives Bauen“ Hallenbad Ost Kassel-Bettendorf
Auch in der Kategorie „Transformatives Bauen“ gibt es zwei Preise. Der erste Preis ehrt Marc Köhler, Thomas Meyer und Keivan Karampour von Karampour + Meyer Architekten PartmbB. Sie haben das ehemalige Hallenbad Ost in Kassel zu einem Ort für Veranstaltungen, Büros und Praxen umgestaltet und bekommen 7.500 Euro Preisgeld. Die Preisträger achteten besonders auf die Restaurierung der für die Bauhauszeit typischen Fensterfronten und reparierten behutsam Fußböden, Fliesen, Holztreppen und Wandbeläge.
Votum der Jury: Die Jury lobte die konsequente und mutige Instandsetzung (2019-2021) eines vom langen Leerstand geprägten Großbaus durch engagierte Kasseler Architekten. Sie zeigte sich überzeugt von dem handwerklich überzeugenden Umgang mit der durch Kriegsschäden und spätere Eingriffe in Mitleidenschaft gezogenen historischen Bausubstanz. Einstimmig bewertete sie die reversiblen, das neue Nutzungskonzept ermöglichenden modernen Einbauten als stimmig und die Atmosphäre des Raumes fördernd. In höchstem Maße beeindruckt zeigte sie sich von der städtebaulichen Wirkung des Ensembles: Eindrucksvoll sei es gelungen, aus dem ehemaligen Hallenbad wieder ein Ort der Begegnung und der Kommunikation zu machen.
Zweiter Preis für transformatives Bauen für Alte Post in Gießen
Der zweite Preis für transformatives Bauen geht an Kai Laumann. Er hat die Alte Post und das ehemalige Telegraphenamt in Gießen zu einem Ort der Gastronomie, Wissenschaft, Gesundheit und Dienstleistungen gemacht. In beiden Gebäuden wurden jeweils etwa 100 historischen Fenster erhalten und aufgearbeitet. Historische Deckenkonstruktionen, gusseiserne Stützen und die aus dem 19. Jahrhundert stammenden Treppenhäuser prägen die besondere Atmosphäre des Raumes. Das Preisgeld beträgt 5.000 Euro.
Votum der Jury: Mit einem hohen Maß an Idealismus, Risikobereitschaft und denkmalpflegerischer Sensibilität hat Kai Laumann die Alte Post und das ehemalige Telegraphenamt in Gießen instandsetzen lassen und mit einer neuen Nutzung versehen. Neben der beachtlichen Signalwirkung eines für Gießen und die Gießener Stadtentwicklung wichtigen Industriedenkmales lobte die Jury auch die handwerklich gelungene Umsetzung und stellte besonders die sorgfältige Arbeit an der Fassade heraus.
Erster Preis Kategorie „Privates Bauen“ für Tagelöhnerhaus in Marburg
Den ersten Preis in der Kategorie „Privates Bauen“ hat Katja Berkling gewonnen. Sie hat das Tagelöhnerhaus in Marburg-Dilschhausen restauriert und dabei besonders auf Details geachtet: So sind die Esse und die unebenen Wände, die den Charakter und den besonderen Charme des Hauses prägten, erhalten geblieben. Der Preis ist mit 7.500 Euro dotiert.
Trotz seines vernachlässigten Zustandes erwarb Katja Berkling das 1712 erbaute Tagelöhnerhaus in Marburg-Dilschhausen mit Garten und ließ es 2018-2021 sanieren, wobei sie selbst mit Hand anlegte. Nach dem Tod der letzten Eigentümerin hatte es lange leer gestanden und war schließlich an das Land Hessen gefallen. Das marode Fachwerkgefüge wurde ertüchtigt, das Dach mit Biberschwanzziegeln gedeckt, historische Fenster und die Haustüre repariert. Auch die Innentüren, Dielenböden, die historischen Putze und eine historische Bemalung konnten aufwändig gesichert werden und sind nun wieder Teil eines besonderen Wohnerlebnisses in einem Gebäude mit einer nur sehr geringen Wohnfläche. In enger Absprache mit den Denkmalbehörden war es möglich, einen Teil des Dachgeschosses als Empore auszubauen, wodurch ein offener, luftiger Raum entstand. Auf diese Weise ist die Zukunft der Tagelöhnerhäuser im Kreis Marburg-Biedenkopf zumindest durch dieses liebevoll sanierte Objekt mit Selbstversorgergarten gesichert.
Votum der Jury: Die Instandsetzung des Tagelöhnerhauses in Dilschhausen überzeugte die Jury vor allem aufgrund der durchweg stimmigen und hochwertigen handwerklichen Umsetzung sowohl im Innenraum als auch an der Gebäudehülle. Im Inneren lobte die Jury den liebevollen Erhalt von Details – etwa die Beibehaltung der Esse und der unebenen Wände – die den Charakter und den besonderen Charme des Hauses prägten. Auch von der behutsamen Anpassung der Haustechnik an einen zeitgemäßen Wohnstandard zeigte sie sich überzeugt und lobte die besondere Identifikation der Preisträgerin mit dem Objekt.
Zweiter Platz Kategorie „Privates Bauen“ für Haus Helbig in Alsfeld
Den zweiten Platz in der Kategorie „Privates Bauen“ bekommt Rudolf Knierim für sein Projekt Haus Helbig in Alsfeld. Er hat das Fachwerkhaus in der historischen Kernstadt von Alsfeld instandgesetzt und damit einen wertvollen Beitrag zum Erhalt des Altstadtensembles geleistet. Vor allem die Instandsetzung der Innenräume mit vielen liebevollen Details ist hervorragend gelungen. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert.
Rudolf Knierim erwarb das um 1800 erbaute Haus Helbig, um sein in der unmittelbaren Nachbarschaft gelegenes Elternhaus vor Veränderungen zu schützen. „Ich liebe meine Heimatstadt Alsfeld und den wunderbaren Altstadtkern“, sagt Knierim, der das Gebäude 2017 – 2021 sanieren ließ. Die Wirkung der Fassade für die Gesamtwirkung des historischen Stadtkerns war ihm dabei besonders wichtig. Im Inneren konnten Türen, Dielen, Treppen, Brüstungsgitter, Fliesen und sogar die historischen Gussheizkörper gesichert, gereinigt und aufgearbeitet werden. Die Haustechnik wurde modernisiert und ebenso behutsam in das Raumgefüge integriert wie eine auf das Gebäude abgestimmte Dämmung. „Mit der Instandsetzung des Gebäudes möchte ich ein Beispiel dafür geben, wie ein Denkmal sorgsam wieder hin zum ursprünglichen Zustand entwickelt werden kann und aufzeigen, dass es dadurch wieder Teil des Ganzen wird“, sagt Knierim. Besonders stolz ist er auf die in der Formensprache der 1920er Jahre gestaltete Schaufensterfassade.
Votum der Jury: Mit viel Optimismus, Risikobereitschaft und Gespür für historische Bausubstanz hat Rudolf Knierim ein Fachwerkhaus in der historischen Kernstadt von Alsfeld instandgesetzt und damit einen wertvollen Beitrag zum Erhalt des Altstadtensembles geleistet. Die Jury war sich darin einig, dass die Aufwertung der Fassade durch historisch korrekte Fensternachbauten vorbildlich für den Erhalt der Gesamtwirkung des historischen Stadtkerns ist. Sie lobte auch die handwerkliche Umsetzung im Inneren mit dem Erhalt der vielen baulichen Details. Auch von der geplanten Nutzung des Gebäudes durch Vermietung als Ferienwohnung profitiere Alsfeld zweifellos.
Ehrenamtspreis an Verein Historische Brücke Hartmannshain Brückensanierung
Der von der Hessischen Staatskanzlei gestiftete Ehrenamtspreis geht an den Verein Historische Brücke Hartmannshain und ist mit 7.500 Euro dotiert. Als in Hartmannshain im Vogelsbergkreis die Brücke abgerissen werden sollte, gründeten die Einwohnerinnen und Einwohner einen Förderverein, verhinderten mit Unterschriften und Spenden den Abriss und kümmerten sich selbst um die Sanierung: Die Vereinsmitglieder ersetzten Pfosten, ließen das historische Pflaster freilegen und das Trag- und Mauerwerk sichern.
Hessens Chef der Staatskanzlei, Staatsminister Axel Wintermeyer, würdigte den leidenschaftlichen Einsatz der Menschen für Kulturschätze: „Das ehrenamtliche Engagement ist auch im Bereich von Bauten und Denkmälern eine nicht wegzudenkende Stütze. Bürgerinnen und Bürger wie Gerd Köhler nehmen sich in ihrer Freizeit unentgeltlich und mit Herzblut Herausforderungen wie der Sanierung der Historischen Brücke Hartmannshain an. Hierzu hat er eigens den Verein ‚Historische Brücke Hartmannshain e. V.‘ gegründet. Das verdient unseren Respekt und unsere Anerkennung. Ich freue mich daher, dass der Ehrenamtspreis auch in diesem Jahr wieder vergeben werden kann.“ In Hessen engagieren sich über zwei Millionen Menschen ehrenamtlich.
„Bei unserer zweitägigen Juryreise durch ganz Hessen haben wir wieder großartige Projekte kennengelernt. Die Bandbreite reicht von einem liebevoll instandgesetzten Tagelöhnerhauses in Marburg-Dilschhausen über die Rettung einer Brücke in Hartmannshain im Vogelsbergkreis bis zur Wiederbelebung des Schlosses Wächtersbach. In allen Fällen haben die Beteiligten hervorragendes Gespür und beispielloses handwerkliches Geschick im Umgang mit der historischen Bausubstanz bewiesen. Diese vorbildlichen Maßnahmen sind in doppelter Hinsicht nachhaltig, denn nicht nur wird bereits gebundene ,graue Energie‘ weiter genutzt, auch der soziale Zusammenhalt in den Orten wird gestärkt – das bietet den Menschen Heimat und Identität und ermutigt Interessierte, Ähnliches zu wagen“, so Prof. Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen.
Martin Blach, Geschäftsführer LOTTO Hessen GmbH, ergänzt: „Das kulturelle Erbe in Hessen zu erhalten, dafür steht seit 1986 der Hessische Denkmalschutzpreis, aber auch unsere Rubbelloslotterie. Denn sämtliche Erträge aus dem Verkauf der Rubbellose fließen in den hessischen Denkmalschutz – mehr als 80 Millionen Euro sind auf diese Weise bereits in den vergangenen 36 Jahren zusammengekommen. Das macht uns stolz und motiviert uns zusätzlich, auch für die Zukunft mit unseren Produkten dazu beizutragen, dass die historische Bausubstanz vieler hessischer Dörfer und Städte wieder in neuem Glanz erstrahlen kann.“
Wiesbaden. Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn hat heute den Hessischen Denkmalschutzpreis 2021 überreicht. Die Auszeichnung ehrt Privatpersonen und Organisationen, die eine Leidenschaft teilen: Sie haben mit individuellen Lösungen, handwerklich-technischem Geschick und besonderem Einsatz Denkmäler instandgesetzt oder erforscht. Die Preisträgerinnen und Preisträger kommen aus Fulda, Limburg, Waldbrunn-Ellar (Landkreis Limburg-Weilburg), Herleshausen-Nesselröden (Werra-Meißner-Kreis), Meißner-Abterode (Werra-Meißner-Kreis), Heidenrod-Laufenselden (Rheingau-Taunus-Kreis) und Mücke-Ober-Ohmen (Vogelsbergkreis). Zudem wurde der Ehrenamtspreis an drei vorbildliche Maßnahmen in Darmstadt, Espenau-Mönchehof (Landkreis Kassel) und Allendorf a.d. Lumda (Landkreis Gießen) verliehen.
Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn: „Um Kulturdenkmäler zu erhalten, brauchen wir Menschen, die sie mit Verständnis für das Können früherer Generationen und Einfühlungsvermögen für historische Techniken pflegen. Ihr Engagement, ihre Ausdauer und auch ihren finanziellen Einsatz würdigen wir mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis. Denkmalpflege ist lebendig und dynamisch; sie verbindet Tradition mit der Moderne und bringt Leben in alte Mauern. Privates Denkmalengagement und eine dem Gebäude angemessene Nutzung leiste einen zentralen Beitrag dazu, unser Kulturerbe lebendig und authentisch zu erhalten. Und es trägt zur Nachhaltigkeit bei: Mit jedem Stein, jedem Balken, jeder Wand, die erhalten werden, schonen wir vorhandene Ressourcen. Ich gratuliere zur Auszeichnung und wünsche allen Preisträgerinnen und Preisträgern viel Freude und Schaffenskraft für neue Projekte!“
Der Hessische Denkmalschutzpreis ist mit 20.000 Euro dotiert. Das Geld stiftet die Lotto Hessen GmbH, die den Preis mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Hessen im Jahr 1986 ins Leben gerufen hat. Hinzu kommt als eigene Kategorie des Hessischen Denkmalschutzpreises der Ehrenamtspreis. Das Preisgeld in Höhe von 7.500 Euro stellt die Hessische Staatskanzlei.
Der erste Preis für Privatpersonen wird 2021 zweimal verliehen: Georg und Bettina Gröschen aus Waldbrunn-Ellar (Landkreis Limburg-Weilburg) haben das „Wellehannese-Haus“, ein Ensemble aus Winkelhofreite mit Fachwerkhaus, Scheune und Bauerngarten aus dem 17. und 18. Jahrhundert, vor dem Abriss bewahrt und zu einem Schmuckstück in der Ortsmitte gemacht. Ebenfalls den ersten Platz belegen Prof. Dr. Friedrich Kruse, Dr. Heinrich Kruse und Michaela Kruse für ihre Arbeit am Herrenhaus Schloss Nesselröden in Herleshausen-Nesselröden (Werra-Meißner-Kreis). Besonders wichtig war ihnen die Erhaltung der Falzbieberziegel – fehlende Exemplare ließen sie von einer Manufaktur nachformen.
Auch den zweiten Preis gibt es zweimal: Gerd Rixmann aus Heidenrod-Laufenselden (Rheingau-Taunus-Kreis) bekommt ihn für seine Initiative bei der Rettung des Kulturhauses im Barockstil. Dank einer aufwändigen Dach- und Fachwerkinstandsetzung schmückt es heute wieder den Ortskern von Laufenselden. Peter Sichau wird für die Sanierung des Wohnhauses Angel 11 in Fulda geehrt – inklusive der im originalen Grün gefärbten Kratzputzfassade. Das 1926 erbaute Gebäude stand lange leer und ist jetzt wieder ein Wohnhaus.
Den dritten Preis sicherten sich Zandra Martinez und Ulrich Malessa aus Mücke-Ober-Ohmen (Vogelsbergkreis) für die Sanierung des Koallese-Hauses, dessen Name vermutlich auf das Kohle-Lesen zurückzuführen ist. Mit seinen beinahe 500 Jahren gehört es zu Hessens ältesten Fachwerkhäusern.
Der erste Preis unter den öffentlichen Preisträgern geht an die Stadt Limburg für die behutsame Sanierung des Limburger Schlosses: Die Jury lobte die hohe Wertschätzung des Bestandes und die Anpassung an die Anforderungen eines zeitgemäßen städtischen Gebäudes.
Einen Sonderpreis bekommen „Aufwind – Verein für seelische Gesundheit“ und die Freundinnen und Freunde des jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis: Gemeinsam haben sie aus einer 1871 gebauten ehemaligen Synagoge in Meißner-Abterode einen Lern- und Gedenkort für jüdische Vergangenheit gemacht.
Der von der Hessischen Staatskanzlei gestiftete Ehrenamtspreis geht an drei Gewinnerinnen und Gewinner und ist mit insgesamt 7.500 Euro dotiert. Der Verein für Denkmalpflege Mönchshaus wird für die Instandsetzung des Mönchshauses in Espenau-Mönchehof (Landkreis Kassel) geehrt, er hat dem vermutlich um 1210 im romanischen Stil gebauten Gebäude neues Leben eingehaucht. Die Arbeitsgemeinschaft Heimatgeschichte Allendorf a. d. Lumda (Landkreis Gießen) bekommt den Ehrenamtspreis für ihre Forschungen zur Heimatgeschichte. Der Verein „Zusammen in der Postsiedlung“ hat den Kiosk Moltkestraße saniert und zu einem Treffpunkt des Quartiers umgewandelt.
„Es ist wichtig, unsere Denkmäler zu bewahren, denn sie sind ein Stück Heimat und erzählen von der Geschichte unseres Landes. Ich bin tief beeindruckt, mit welcher Kraft, Leidenschaft und Sachverstand sich viele Ehrenamtliche über Jahre und Jahrzehnte ideell, oft aber auch finanziell dafür einsetzen, dieses historische Erbe zu schützen. Ihnen gebührt großer Dank und unsere Anerkennung, die wir heute mit der Preisverleihung besonders zum Ausdruck bringen wollen“, sagte der per Video zugeschaltete Chef der Staatskanzlei, Staatsminister Axel Wintermeyer.
„Wir haben es in diesem Jahr mit einer besonders großen Anzahl von herausragenden Maßnahmen zu tun, von deren Qualität wir uns vorab im Rahmen einer zweitägigen Jurybereisung quer durch Hessen überzeugt haben: Im Umgang mit ihren Gebäuden haben die Denkmaleigentümer ausnahmslos mit viel Idealismus, großer Sensibilität und bewundernswertem Engagement großartige Lösungen gefunden. In allen Fällen geht die handwerkliche Qualität weit über das geforderte Maß hinaus. Mit dem Denkmalschutzpreis wollen wir zusammen mit der Lotto Hessen GmbH und der Hessischen Staatskanzlei auch in Zukunft Maßstäbe für den Umgang mit unserem herausragenden baukulturellen Erbe in Hessen setzen“, so Prof. Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen.
Dorothee Hoffmann, Leiterin der Unternehmenskommunikation ergänzt: „Seit der Einführung der Rubbelloslotterie im Jahr 1986, deren Erträge ausschließlich in die Denkmalpflege in Hessen fließen, verleihen wir gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege den Hessischen Denkmalschutzpreis. In diesem Jahr wird dies zum 36. Mal der Fall sein. 265 Preisträger konnten wir einschließlich der Preisträger 2021 inzwischen auszeichnen, die Vorbildliches für das kulturelle Erbe in Hessen geleistet haben – und so auch andere dazu motivieren, weitere Denkmäler zu sichern. Das ist für uns alle ein Gewinn.“
Preisträgerinnen und Preisträger des Hessischen Denkmalschutzpreises 2021
Objekt
Preis
Preisgeld
Preisträger/in
Kategorie Private Preisträger/innen
Wellehannese-Haus in Waldbrunn-Ellar (Landkreis Limburg-Weilburg)
Hessischer Denkmalschutzpreis, erster Platz
5.000 Euro
Georg und Bettina Gröschen
Herrenhaus Schloss Nesselröden (Werra-Meißner-Kreis)
Hessischer Denkmalschutzpreis,
erster Platz
5.000 Euro
Prof. Dr. Friedrich Kruse, Dr. Heinrich Kruse und Michaela Kruse
Kulturhaus in Heidenrod-Laufenselden (Rheingau-Taunus-Kreis)
Hessischer Denkmalschutzpreis,
zweiter Platz
3.500 Euro
Gerd Rixmann
Angel 11 in Fulda
Hessischer Denkmalschutzpreis,
zweiter Platz
3.500 Euro
Peter Sichau
Koallese-Haus in Mücke-Ober-Ohmen (Vogelsbergkreis)
Hessischer Denkmalschutzpreis,
dritter Platz
3.000 Euro
Zandra Martinez und Ulrich Malessa
Kategorie Öffentliche Preisträger/innen
Schloss Limburg
Hessischer Denkmalschutzpreis,
erster Platz
Undotiert
Stadt Limburg
Sonderpreis
Synagoge in Meißner-Abterode (Werra-Meißner-Kreis)
Hessischer Denkmalschutzpreis,
Sonderpreis
Undotiert
„Aufwind – Verein für seelische Gesundheit“ und „Freundinnen und Freunde des jüdischen Lebens im Werra-Meißner-Kreis e.v.“
Ehrenamtspreis
Mönchshaus in Espenau-Mönchehof (Landkreis Kassel)
Hessischer Denkmalschutzpreis, Ehrenamtspreis
4.000 Euro
Verein für Denkmalpflege Mönchshaus e.V.
Arbeitsgemeinschaft Heimatgeschichte Allendorf a.d. Lumda
Hessischer Denkmalschutzpreis,Ehrenamtspreis
2.500 Euro
Arbeitsgemeinschaft Heimatgeschichte Allendorf a.d. Lumda
Die Stadt Hofheim am Taunus hat am Wochenende ihr neues Wander-Highlight, den Archäologischen Rundweg auf dem Kapellenberg, in Beisein von Mitstreitern, Wissenschaftlern, Förderern und Politikern öffnet, darunter Bürgermeister Christian Vogt, Projekt- und Grabungsleiter Prof. Dr. Detlef Gronenborn vom Römisch-Germanischen Zentral-Museum Mainz (RGZM), Christian Eckmann, stv. Generaldirektor des RGZM, Jutta Nothacker, Geschäftsführerin der Stiftung Flughafen, und Stadtverordnetenvorsteher Andreas Hegeler.
Bereits seit 2008 graben das RGZM und der Arbeitsbereich Vor- und Frühgeschichte des Instituts für Altertumswissenschaften der Johannes-Gutenberg Universität in Mainz in Zusammenarbeit mit der hessenARCHÄOLOGIE und mit großer Unterstützung der Stadt Hofheim, am 6000 Jahre alten, jungsteinzeitlichen Fundplatz auf dem Kapellenberg bei Hofheim am Taunus, ein „Pompeji der Steinzeit im Rhein-Main-Gebiet“, wie Projektleiter Prof. Dr. Detlef Gronenborn von der untergegangenen Wallanlage der Michelsberger Kultur (4200-3500 v. Chr.) schwärmt.
Das „Pompeji der Steinzeit“ maß immerhin gewaltige 45-ha, wovon 26-ha überbaut waren. Neben den weiteren frühzeitlichen Siedlungen in Schierstein und Glaubberg in der Wetterau dürfte damit das Kapellenberg-Areal zu den größten Anlagen seiner Zeit gehört haben. Genutzt wurde es, so Gronenborn, als Bestattungsplatz, als Schutzanlage, als Siedlung, als Beobachtungsposten oder als Ort der inneren Einkehr.
Auch heute nach 6000 Jahren sind die einstigen Wallanlagen im Gelände zu sehen, zumindest für Fachleute, und nun mit Hilfe der Tafeln und Stelen auch für Laien. Die Anlage wurde offensichtlich zunächst um einen Großgrabhügel errichtet, der zum Ende des Mittelneolithikums (um 4500 v. Chr.) oder zu Beginn der Michelsberger Belegung (um 4200/4100 v. Chr.) errichtet wurde, so Gronenborn. Neben den archäologischen Hinterlassenschaften des Jungneolithikums finden sich auf dem Kapellenberg noch zwei weitere Grabhügel aus dem Endneolithikum, ein kreisförmiger Graben unbekannter Zeitstellung und die Reste eines römischen Wachturms. Der Großgrabhügel wurde im Zuge forstwirtschaftlicher Arbeiten bereits um 1880 in einer undokumentierten Grabung versehentlich angegraben. Die Kreisgrabenanlage und die Reste des Wachturms wurden dann 1896 durch C. L. Thomas wissenschaftlich untersucht.
Der Wall wurde zum ersten Mal durch August von Cohausen beschrieben, der auch die Ähnlichkeit der Keramik mit der vom Michaelsberg bei Bruchsal erkannte, später der namensgebende Fundort der Michelsberger Kultur. Cohausen publizierte zudem zwei vermutlich aus dem Großgrabhügel stammende Beilklingen. Dietwulf Baatz erkannte schließlich die jungneolithischen Grabhügel und vermutete eine Michelsberger Höhensiedlung. 1975 untersuchte Rolf Kubon einen der spätneolithischen Grabhügel. Der Großgrabhügel wurde erst 2012 durch Heinrich Thiemeyer als sicher anthropogene Formation erkannt.
Während der Ausarbeitung des Rundwegs gab es im Rahmen von Grabungs-Praktika jährliche Ausgrabungen auf dem Kapellenberg von Studenten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in einer Zusammenarbeit zwischen dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum (RGZM) und der hessenARCHÄOLOGIE. Die bodenkundlichen Untersuchungen wurden und werden gemeinsam am Geographischen Institut der Goethe-Universität Frankfurt und am Geographischen Institut der Johannes Gutenberg Universität Mainz ausgeführt.
Auf dem jetzt eröffneten 4,2 km langen archäologischen Rundwanderweg helfen drei Info-Tafeln und 15 Stelen mit Text, QR-Codes und Bild den Besuchern die Archäologie, Geologie und Nutzung des Kapellenberges und seiner Bodendenkmäler besser erfahrbar zu machen. Der Weg mit einem Höhenunterschied von gut 300 Metern führt nicht nur über ausgebaute Forstwege, sondern häufig entlang von Trampelpfaden, mitunter fast querwaldein. Das lässt die archäologische Erkundungstour durch 6000 Jahre Siedlungsgeschichte obendrein zu einem einmaligen Naturerlebnis werden. Festes Schuhwerk und eine gute Wanderkarte ist ratsam.
Zurück geht die Nutzung des Kapellenbergs als Naherholungsgebiet auf das Jahr 1895 mit der Errichtung des hölzernen, später eisernen Meisterturms (unterhalb mit Gastronomie), und den Entdecker der Wallanlagen und des Wachturms, Carl August von Cohausen. Der Hofheimer Taunusklub-Verschönerungsverein ehrte ihn 1910 mit dem Cohausen-Tempel.
Hofheim/Mainz. Seit über zehn Jahren erforschenArchäologen das Gebiet des Kapellenbergsbei Hofheim am Taunus und vollziehen anhand ihrer Funde dessen Besiedelungsgeschichte nach.Bereits vor 6000 Jahren lebten hier ca. 900 Menschen. Nun eröffnet sich eine neue Perspektive: Ein erst kürzlich bestimmter Grabhügel undzwei Steinbeile, die dort bereits im 19. Jahrhundert geborgen wurden,fügen der Forschung zur jungsteinzeitlichen Höhensiedlung ein neues Kapitel hinzu. Die Kombination neuesterErkenntnisse mit Daten aus der Fundgeschichte ermöglichtdenArchäologen eine genauere Einordung in die Besiedlungsgeschichte Mitteleuropas. Dabei weisen Verbindungen auch nach Frankreich. Menschen aus dem heutigen Großraum Paris hatten sich hier im Rhein-Main-Gebiet auf dem Kapellenberg angesiedelt, ist sich Projektleiter und Archäologe Professor Detlef Gronenborn (RGZM). Nach 3.750 vor Chr. verlaufen sich die Spuren, wird angenommen, dass die exzessive Landwirtschaft betreibende Frühbauern möglicherweise in Richtung des heutigen Schiersteins weitergezogen waren. Man weiß es nicht genau. Erst wieder gegen 3.300 vor Chr. hätten sich hier Menschen neu angesiedelt, wohl aus Gebieten der heutigen Urkraine , so Gronenborns weitere These, die neue Grabungsfunde erhärteten.
Noch in diesem Jahr soll mit der Eröffnung eines archäologischen Rundwegs das Projekt für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Im Fokus der gegenwärtigen Forschung stehen zwei steinerne Beilklingen, die im 19. Jahrhundert aus einem damals noch nicht erkannten gewaltigen Grabhügel geborgen wurden. Aufgrund der Bestimmung des Monuments, der verwendeten Materialien und der Herstellungstechnik kombiniert der Projektleiter und Archäologe Professor Detlef Gronenborn (RGZM): „Bis kurzem war der Hügel gar nicht erkannt. Mit der Entdeckung, und der Interpretation als Grabmonument, müssen wir folgern, dass die Beile Grabbeigaben für eine bedeutende Persönlichkeit gewesen sein müssen. Das Grab selbst ist jedoch nicht mehr erhalten, wurde vielleicht im 19. Jahrhundert zerstört.
Eine der beiden Klingen ist in hochprofessioneller und mühsamer Handarbeit aus Jade gefertigt worden. Da das Material aus den Westalpen stammt, gehen wir davon aus, dass dieses Objekt über Frankreich bis in das Rhein-Main-Gebiet gebracht worden ist. Solchekostbaren Stücke sind bislang nur in Gräbern hochstehender politischer Persönlichkeiten gefunden worden.“Beide Beile sind mittlerweile im Stadtmuseum Hofheim am Taunus zu sehen.
Bestimmung des Grabhügelsmit Hilfe von 3D-Scans
Erst vor kurzem ist es dem Archäologen und seinem Team gelungen,die gewaltigen Ausmaße des künstlichen Hügels,mit einem Durchmesser von 90 Metern und einer erhaltenen Höhe von etwa sechs Metern,korrekt zu bestimmen. Gronenborn erläutert hierzu: „Erst mit Hilfe eines 3D-Scans der Oberfläche des Höhenrückens konnte die Erhebung in ihren Dimensionen erkannt werden.“Die folgenden Untersuchungen zeigten auch, dass Ende des 19. Jahrhunderts schon einmal jemand im Zentrum des Hügels gegraben hatte, denn dort fanden sich Münzen aus dieser Zeit. Wiederum etwa zehn Jahre nach dieser frühen Grabung ist die Übergabe der beiden Beilklingen an den damaligen Landeskonservator dokumentiert: „Es lag also nahe, diese Erkenntnisse miteinander in Bezug zu setzen“, so Gronenborn. „Obwohl es bislang nicht möglich war, den Hügel direkt zu datieren, lässt die Kombination aus Archivstudien und unseren Ausgrabungen sehr stark vermuten, dass das Monument irgendwann zwischen 4500 und 3750 v. Chr., und damit zeitlich bereits vor der inneren Besiedlung,errichtet wurde.“ Vergleichbare Grabmonumente gibt es aus dieser Zeit heutzutage nur noch in der Bretagne, in der Region um Carnac. Es ist daher möglich, dass die damalige Bevölkerung aus Frankreich eingewandert ist.
Kapellenberg am Taunus:Eine befestigte Höhensiedlung aus der Jungsteinzeit
Eines der bemerkenswertesten Forschungsergebnisse zum Projekt Kapellenberg war, dass das gesamte, heute noch gut sichtbare Wallsystem in der Jungsteinzeit errichtet wurde. „Damit ist der Kapellenberg die am besten erhaltene archäologische Fundstätte aus der Zeit vor 6000 Jahren“, erklärt Gronenborn.„Kontinuierliche Ausgrabungen auf dem inneren Plateau ergaben, dass dort zwischen 3750 und 3650 v. Chr. ein Dorf mit etwa 900 Einwohnern existierte.“
Seit 2008 untersucht das Römisch-Germanische Zentralmuseum, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (RGZM), und der Arbeitsbereich Vor- und Frühgeschichte des Instituts für Altertumswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz in Zusammenarbeit mit der hessenARCHÄOLOGIE die archäologische Fundstätte aus der Jungsteinzeit. Unterstützt wird das Projekt von der Stadt Hofheim. „Wir freuen uns, dass eine solch bedeutende Fundstätte hier in Hofheim liegt. Die Siedlung der Michelsberger Kultur zeigt, Hofheim ist in Mitten des Rhein-Main-Gebiets eine der ältesten Besiedlungen und zeigt die Bedeutung dieses Orts für Handel und Transport seit dieser Zeit“, sagt Bürgermeister Christian Vogt. „In Zukunft wollen wir die Forschungen deshalb weiter unterstützen und intensiv begleiten.Ziel ist auch, die Ergebnisse für die Menschen erlebbar und sichtbarer zu machen.“ Deshalb istim Sommer 2020 geplant, einen archäologischen Rundweg am Kapellenberg,gefördert von der Stiftung Flughafen, zu eröffnen.Dieser soll in den Regionalpark Rhein-Main integriert werden.
Weiterführende Links:
Das Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM), Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie informiert über den aktuellen Forschungsstand unter: www.rgzm.de/kapellenberg
Die wichtigsten Ergebnisse zum Grabhügel erscheinen am 26. Mai 2020 in der Fachzeitschrift Antiquity; Link zu Project Gallery: https://antiquity.ac.uk/open/projgall
Wiesbaden. Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn hat heute den Hessischen Denkmalschutzpreis 2019 überreicht. In der Rotunde des Biebricher Schlosses ehrte sie Privatpersonen und Organisationen, die eine Leidenschaft teilen: Sie haben mit individuellen Lösungen, handwerklich-technischem Geschick und besonderem Einsatz Denkmäler restauriert oder erforscht. Die Preisträgerinnen und Preisträger kommen aus den Landkreisen Waldeck-Frankenberg, Darmstadt-Dieburg, dem Vogelsbergkreis, dem Werra-Meißner-Kreis sowie aus Frankfurt, Offenbach am Main, Gießen und Limburg.
Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn: „Die Jury des Hessischen Denkmalschutzpreises hat eine beneidenswerte Aufgabe: Sie reist quer durch Hessen, um sich Denkmäler anzuschauen, in die Menschen viel Arbeit, Herzblut und natürlich auch Geld gesteckt haben, um sie wieder zum Strahlen zu bringen. In diesem Jahr war die Qualität der Bewerbungen so großartig, dass es nur erste und zweite Preise gibt und die Hessen Lotto GmbH ihr Preisgeld aufgestockt hat. Das ist eine wunderbare Entwicklung und zeigt, wie der Denkmalschutz immer mehr an Bedeutung gewonnen hat – auch für die Hessinnen und Hessen. Baudenkmäler und ganze Ensembles, historische Stadtkerne und neu genutzte Bauten der Industriegeschichte tragen zur Urbanität und Lebensqualität in unserem Land bei. Das Engagement der Preisträgerinnen und Preisträger erhält diese Schätze für uns alle – dafür danke ich Ihnen herzlich und wünsche weiterhin viel Schaffenskraft bei der Pflege Ihrer historischen Schätze.“
Der Hessische Denkmalschutzpreis ist in diesem Jahr mit insgesamt 32.000 Euro dotiert: Statt wie sonst 20.000 Euro stiftet die Lotto Hessen GmbH diesmal 24.500 Euro. Die hessische Lotteriegesellschaft hatte Preis gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Hessen im Jahr 1986 begründet und stellt seitdem das Preisgeld zur Verfügung. Hinzu kommt als eigene Kategorie der Ehrenamtspreis. Das Preisgeld in Höhe von 7.500 Euro stellt die Hessische Staatskanzlei.
Erster Preis für eine Privatperson
Der erste Preis für eine Privatperson geht an Achim Karn. Er hat das Wambolt’sche Schloss in Groß-Umstadt vor dem Verfall bewahrt, indem er es saniert und ihm seine städtebauliche Bedeutung zurückgegeben hat. Durch eine Gastronomie ist das Wamboltsche Schloss wieder in das Alltagsleben der Stadt eingebunden.
Erster Preis für Institutionen
Den ersten Preis für Institutionen gewann die Kirchengemeinde Sickendorf (Vogelsbergkreis) für die sensible und zurückhaltende Sanierung der Heidbergkapelle. Mit Hilfe eines Spendenkomitees gelang es der Gemeinde, die idyllisch am Waldrand gelegene kleine Kirche mit ihren prächtigen bunten Glasfenstern instand zu setzen.
Viermal zweiter Preis
Der zweite Preis wurde viermal vergeben: Horst und Lutz von Buttlar haben mit der Sanierung der alten Dorfschule in Herleshausen-Markershausen dazu beigetragen, den historischen Ortskern zu erhalten. Für die behutsame und liebevolle Sanierung des Weinhauses Schultes in Limburg wurde Achim Kramb ausgezeichnet. Anton Schreibweis bekam die Auszeichnung für sein gelungenes Vorhaben, ein Stück historisches Frankfurt-Höchst wieder aufleben zu lassen: Er hat sein Fachwerkhaus in der Bolongarostraße in Höchst liebevoll saniert. Und Wolfgang Lust hat den Alten Schlachthof in Gießen saniert, den Jugendstilcharakter des Industriedenkmals wieder zum Vorschein gebracht und es zum Teil für die Öffentlichkeit geöffnet.
Drei Ehrenamtspreise
Zudem wurden drei Ehrenamtspreise verliehen. Der Arbeitskreis Rückblende – Gegen das Vergessen e.V. hat das Gustav-Hüneberg-Haus in Volkmarsen (Waldeck-Frankenberg) zu einem außerschulischen Lernort über die regionale deutsch-jüdische Geschichte ausgebaut. Für die Jugendbauhütte der Jugendburg Ludwigstein wurden Dirk Osmers und Jule Stiebing ausgezeichnet. Mit der Unterstützung vieler Helferinnen und Helfer gaben sie der Burg Ludwigstein in Witzenhausen (Werra-Meißner-Kreis) eine neue Bestimmung als Ort der Begegnung und des Lernens. Henning Hehner und Bruno Schmück sowie der Bürgerinitiative Rumpenheim ist es zu verdanken, dass das Uhrwerk der historischen Turmuhr in der evangelischen Schlosskirche in Offenbach-Rumpenheim wieder funktionstüchtig ist und besichtigt werden kann.
„In Zeiten von Globalisierung und Klimawandel ist die Auszeichnung der Preisträger mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis auch ein Statement für das ressourcenschonende Wieder- und Weiterverwenden historischer Baumaterialien“, so Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen. „Ausgezeichnet werden Menschen, die sich leidenschaftlich für den Erhalt von Kulturdenkmälern eingesetzt und sich so mit dem Ort und seiner Geschichte verbunden haben. Dies tut nicht nur den Gebäuden, sondern auch den Orten, der Region und ihren Bewohnern gut.“
Dr. Heinz-Georg Sundermann, Geschäftsführer LOTTO Hessen GmbH, ergänzte: „238 Objekte konnten im Zuge der Verleihung des Hessischen Denkmalschutzpreises seit 1986 bereits ausgezeichnet werden, weitere kommen heute hinzu. Der Preis soll Engagement belohnen, Leuchtturmobjekte auszeichnen und zukünftige Denkmalinhaber anspornen. Neben dem Preisgeld tragen auch die Erlöse der von LOTTO Hessen angebotenen Rubbellose zum Denkmalschutz in Hessen bei.“
Ausführliche Informationen zu den Objekten einschließlich Fotomaterial gibt es unter diesem Link. Eine Übersicht der preisgekrönten Projekte finden Sie auch auf www.kunst.hessen.de/Denkmalschutzpreis2019.
Gut 200 Jahre schlummerten sie als Füllmaterial unter dem Fußboden der 800 Jahre alten Frankfurter Sankt Leonhardskirche: Nun sind sie wieder zu sehen: Frisch restauriert und zumeist aus tausenden Scherben behutsam und kundig zusammengesetzt: „Schätze aus dem Schutt“. Entdeckt wurden die Überreste der Zeugnisse mittelalterlicher Glaubenskultur während der Innensanierung der Kirche St. Leonhard zwischen 2009 und 2017 bei Grabungen im bis zu 2,20 Meter aufgeschütteten Boden.
Denn nicht nur Erweiterungen und eine neue Einwölbung hatten im Lauf der Jahrhunderte das unmittelbar am Main gelegene Gebäude verändert. Auch mehrfache Aufschüttungen als Hochwasserschutz erhöhten den Fußboden, „so dass das zu Beginn der Innensanierung angetroffene Fußbodenniveau 2,20 Meter höher lag als das der ersten romanischen Kirche.“, so Bettina Schmitt, Leiterin des Dommuseums.
„Für jeden dieser Umbauten“, so die Leiterin, „wurde auch Füllmaterial aus der Kirche verwendet, so dass die Ausgrabungen der Jahre 2009–2014 nicht nur die architektonischen Strukturen – etwa die verzierten Basen der Pfeiler und Portale, die Grundmauern des romanischen Rechteckchors oder Altarfundamente – ans Licht brachten, sondern auch eine große Zahl von Grabplatten sowie zerbrochener oder zerschlagener Kunstwerke wurde gefunden, darunter der im 19. Jahrhundert im Chor gleichsam beigesetzte Atzmann, die Fragmente des steinernen Heiliggrabaltars und die Tonscherben einer um 1430/1440 entstandenen Beweinungsgruppe.“ Aufschlussreich seien natürlich auch die zahlreichen Pilgermuscheln, Fußbodenfliesen, Glasfensterscherben oder Münzen, die in der Kirche zutage kamen und nicht zuletzt die anthropologischen Funde in den zahlreichen Grabstellen im Kircheninneren.
Zusammen mit den jüngst am Gebäude erforschten baugeschichtlichen Befunden erzählen die Grabungsfunde in überaus anschaulicher Weise neue Episoden zur wechselvollen Geschichte von St. Leonhard. Anders als die an der Oberfläche verbliebenen Werke haben die wiedergefundenen Fragmente ihr mittelalterliches Aussehen, namentlich ihre Farbfassung, bewahrt. Das stellt gerade im Fall des in leuchtenden Farben bemalten Heiliggrabaltars eine große Besonderheit dar, der somit ein unschätzbares Zeugnis für die Erforschung mittelalterlicher Steinpolychromie ist.
Anlässlich des 800jährigen Jubiläums von Sankt Leonhard und der Wiedereröffnung zeigt nun das Dommuseum Frankfurt gemeinsam mit dem Archäologischen Museum, der Denkmalpflege der Stadt Frankfurt und dem Landesamtes für Denkmalpflege des Landes Hessen ab dem 16. August bis zum 19. Januar 2020 die Funde und Befunde erstmals im Zusammenhang und im kunstlandschaftlichen Kontext in der Sonderausstellung „Schätze aus dem Schutt. 800 Jahre St. Leonhard“.
Neben der erstmaligen Präsentation dieser wertvollen Grabungsfunde und restaurierten Kunstschätze, vermittelt von Bettina Schmitt (Dommuseum Frankfurt) und Dr. Verena Smitt (Kunst- und Architekturhistorikerin) kuratierte Ausstellung insbesondere auch Methoden und Erkenntnisse der oft im Verborgenen tätigen Denkmalpflege, Archäologie und Restaurierungswissenschaften: In akribischer Spurensuche lassen sie ein neues Bild mittelalterlicher Kirche wieder erstehen. Einblicke in die Grabung, die Restaurierung und komplexen mittelalterlichen Herstellungstechniken bedeutender Kunstwerke gibt es im eigens für die „Schätze aus dem Schutt“ im leergeräumten Sakristeuum. Haus am Dom (Domplatz 3), wo Teil 1 der Ausstellung beginnt: Bedeutendstes Exponats ist die 800 Jahre alte Gründungsurkunde von Frankfurts ältester Bürgerkirche St. Leonhard. Das Besondere des von Stauferkaiser König Friedrich II. (1212 – 1250) am 15. August 1219 ausgestellten und königlich besiegelten Pergaments-ist nicht nur die darin verbriefte Grundstücksschenkung für den Kirchenbau. Vielmehr werden die Frankfurter zum ersten Mal urkundlich als Bürger bezeichnet: „Wir haben auf Ersuchen aller Unserer treuen Bürger von Frankfurt … diesen Bürgern … eine Hofstatt geschenkt …“, zitiert eine Texttafel aus der Urkunde, die komplette auf Seiten 24 und 25 im Begleitkatalog zur Ausstellung transkribiert und übersetzt abgedruckt ist. Da das Institut für Stadtgeschichte Frankfurt das wertvolle Original-Exponat wegen der Lichtempfindlichkeit sechs Wochen bereitstellen kann, es anschließend gegen ein Faksimile-Druck austauscht, empfiehlt sich Fans von Originalurkunden ihren Ausstellungsbesuch bis spätestens Ende September einzuplanen.
Zu den besonderen Highlights zählen neben den bis zum Barock hin noch für „jungfräulich Verstorbene“ wie Kinder, Ledige und Priester verwendete Totenkronen und figürlichen Votiven, kleinen Eisenmännchen, die sogenannte Beweingruppe: Dieses Relief wurde wie sämtliche Funde unter Leitung von Christine Kenner (Landesamt für Denkmalpflege Hessen) und Thomas Flügen (Archäologisches Museum Frankfurt) gemeinsam mit den Restauratorenkolleginnen Sarah Hacker, Lilian Pauli, Birgit Schwahn, Birgit Schwieder und Manuele Thews aus 63 geborgenen Tonscherben und ergänzenden Rekonstruktionen, etwa des Schleiers, wieder zusammengesetzt. Bei der Beweingruppe, so Museumsleiterin Bettina Schmitt, „handelt es sich um das wichtigste in Frankfurt überlieferte Zeugnis aus der Gruppe der mittelrheinischen Tonplastiken des frühen 15. Jahrhunderts. Werke dieser Gruppe gehören zu den bedeutenden Exponaten in Museen, so z. B. im Bodemuseum, Berlin und im Louvre, Paris.
Ein grandioser Fund neuzeitlicherer Art war das hinter einer vermauerten Tür im Obergeschoss des Nordturms entdeckte Buch über die Geschichte der schon recht früh bekannten Elektrizität: „Histoire d‘ Électricité“, Paris 1771, von Joseph Priestley (1755 – 1804), einem berühmten Naturwissenschaftler seiner Zeit.
Man nimmt an, dass das ein wenig vom Mausfraß angenagte aber ansonsten noch gut erhaltene Buch über die Geschichte der Elektrizität während der französischen Besatzung 1798 dorthin gelangte. Zu dieser Zeit der Säkularisierung wurde St. Leonhard von Militär als Lager genutzt. Es könnte aber auch sein, dass einige Buchhändler aus der Buchgasse ihre Waren in St. Leonhard deponierten, so Bettina Schmitt.
Die weiteren herausragenden Funde wie die Grabplatte mit „Christus und den drei ersten Frauen am Grab“, der imposante Heiliggrabaltar, sowie die fast lebensgroße „Atzmann“-Figur in liturgischer Kleidung aus dem 15. Jahrhunderts sowie weitere aus dem Schutt geborgene farbige Steinskulpturen der Gotik befinden sich im gegenüber gelegenen Kreuzgang, im Quadrum, des Kaiserdoms St. Bartholomäus ( Domplatz 1).
Anhand der bedeutendsten Funde würden in der Ausstellung zwei Geschichten erzählt, so die Museumsleiterin, nämlich einmal die 800jährige Geschichte St. Leonhards und zugleich die Geschichte der Wiederentdeckung und Erforschung während der Sanierung der vergangenen zehn Jahre. „Mit den Grabungsfunden steht den überlieferten Quellen, wie etwa den Zeugnissen über Stiftungen oder den bildlichen Darstellungen der Kirche aus dem 18. Jahrhundert, nun neue bauhistorische Erkenntnisse und verloren geglaubte, bisher unbekannte Ausstattungsstücke gegenüber.“
Begleit-Publikation:
Zur Ausstellung „Schätze aus dem Schutt. 800 Jahre St. Leonhard“ erscheint im Verlag Schnell + Steiner ein Ausstellungskatalog von ca. 200 Seiten, herausgegeben von Bettina Schmitt und Verena Smit. Beiträge verschiedener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellen in allgemein verständlicher Weise die neuesten Erkenntnisse zur Geschichte der Kirche, ihrer Ausstattung und ihrer Erforschung dar.
Schätze aus dem Schutt. 800 Jahre St. Leonhard Ausstellung im Dommuseum Frankfurt & im Sakristeum FR 16. August 2019 – SO 19. Januar 2020 Eröffnung DO 15. August, 17 Uhr
ÖFFNUNGSZEITEN
DI / DO / FR 10 – 17 Uhr
MI 10 – 19 Uhr
SA & SO & Feiertage 11 – 17 Uhr
MO geschlossen
Während des MUSEUMSUFERFEST (FR 23.8. – SO 25.8.)
gelten folgende Sonderöffnungszeiten: FR & SA 10-20 Uhr, SO 10 – 18 Uhr
EINTRITT
5 € / erm. 3 €
Mit MuseumsuferCard und MuseumsuferTicket ist der Eintritt frei, ebenso am letzten
Samstag im Monat.
FÜHRUNGEN durch die Sonderausstellung „Schätze aus dem Schutt. 800 Jahre St. Leonhard“
MI 17.30 Uhr
SO 14 Uhr
Keine Anmeldung erforderlich / Teilnahme im Eintritt inbegriffen
BEGLEITPROGRAMM
AUGUST 2019 DO 29. August 2019, 17.30 Uhr, St. Leonhard Das Gebäude lesen Spuren aus 800 Jahren Baugeschichte an St. Leonhard Dr. Hans-Hermann Reck (Bauhistoriker) Führung Eintritt: 5 € (inkl. Ausstellung) / Begrenzte Teilnehmerzahl auf max. 30 Personen Anmeldung unter: info@dommuseum-frankfurt.de oder T 069.800 8718-290 Treffpunkt: Dommuseum, Kasse
Veranstaltungen des Dommuseum Frankfurt zum MUSEUMSUFERFEST FR 23.8. – SO 25.8.2019 FR 23.8. 15 Uhr allgemeine Domführung 16 Uhr Königswahl und Kaiserkrönung im Frankfurter Dom 17 Uhr Highlights – der Frankfurter Dom in 30 Minuten 17 Uhr 800 Jahre St. Leonhard – Führung durch die Sonderausstellung Schätze aus dem Schutt. 800 Jahre St. Leonhard 18 Uhr Königswahl und Kaiserkrönung im Frankfurter Dom 18 Uhr 800 Jahre St. Leonhard – Führung durch die Sonderausstellung Schätze aus dem Schutt. 800 Jahre St. Leonhard 19 Uhr Highlights – der Frankfurter Dom in 30 Minuten
SA 24.8. 12 / 15 / 17 / 18 Uhr 800 Jahre St. Leonhard – Führung durch die Sonderausstellung Schätze aus dem Schutt. 800 Jahre St. Leonhard 14 Uhr Finderglück – Kinder-Führung durch die Sonderausstellung Schätze aus dem Schutt. 800 Jahre St. Leonhard 16 Uhr Königswahl und Kaiserkrönung im Frankfurter Dom SO 25.8. 12 / 15 / 17 / 18 Uhr 800 Jahre St. Leonhard – Führung durch die Sonderausstellung Schätze aus dem Schutt. 800 Jahre St. Leonhard 14 Uhr Finderglück – Kinder-Führung durch die Sonderausstellung Schätze aus dem Schutt. 800 Jahre St. Leonhard 16 Uhr Königswahl und Kaiserkrönung im Frankfurter Dom 17 Uhr Highlights – der Frankfurter Dom in 30 Min.
SEPTEMBER 2019 DO 5. September, 17 Uhr, Steindepot Blick hinter die Kulissen Führung durch die Restaurierungswerkstatt und das Depot für Steindenkmäler des Archäologischen Museums Frankfurt Thomas Flügen (Dipl.-Restaurator, Archäologisches Museum Frankfurt) Eintritt: 5 € (inkl. Ausstellung) / Begrenzte Teilnehmerzahl max. 30 Personen Anmeldung unter: info@dommuseum-frankfurt.de oder T 069.800 8718-290 Treffpunkt: Borsigallee 8 HH, 60388 Frankfurt am Main Öffentliche Verkehrsmittel U4 & U7 (Haltestelle Gwinnerstraße)
MI 25. September, 19 Uhr, Haus am Dom St. Leonhard – Eine Frankfurter Bürgerkirche Dr. Andreas Hansert (Historiker und Soziologe) Vortrag Eintritt frei
MI 16. Oktober, 17.30 Uhr, Dommuseum & Sakristeum Wenn Archäologie, Restaurierung und Kunstgeschichte gemeinsam eine Ausstellung machen… Dr. Verena Smit (Kunst- und Architekturhistorikerin) Kuratorinnenführung durch die Ausstellung Schätze aus dem Schutt. 800 Jahre St. Leonhard Eintritt 5 €
DO 24. Oktober, 17 Uhr, Steindepot Blick hinter die Kulissen Führung durch die Restaurierungswerkstatt und das Depot für Steindenkmäler des Archäologischen Museums Frankfurt Thomas Flügen (Diplom-Restaurator, Archäologisches Museum Frankfurt) Eintritt: 5 € (inkl. Ausstellung) / Begrenzte Teilnehmerzahl max. 30 Personen Anmeldung unter: info@dommuseum-frankfurt.de oder T 069.800 8718-290 Treffpunkt: Borsigallee 8 HH, 60388 Frankfurt am Main Öffentliche Verkehrsmittel U4 & U7 (Haltestelle Gwinnerstraße)
NOVEMBER 2019 MI 6. November, 19 Uhr, Haus am Dom Der heilige Leonhard und seine Verehrung in Frankfurt am Main Dr. Gabriel Hefele (Kunsthistoriker) Vortrag Eintritt frei
MI 13. November, 19 Uhr, St. Leonhard Vom Altarretabel zum Sammlerstück und wieder retour – Der Kreuzaltar und seine wechselvolle Geschichte Christiane Weber (M.A., Restauratorin, Landesamt für Denkmalpflege Hessen) & Gesine Dietrich (Dipl.-Restauratorin, Landesamt für Denkmalpflege Hessen) Führung Eintritt: 5 € (inkl. Ausstellung) / Begrenzte Teilnehmerzahl auf max. 30 Personen Anmeldung unter: info@dommuseum-frankfurt.de oder T 069.800 8718-290 Treffpunkt: Dommuseum, Kasse
MI 20. November, 17.30 Uhr, Sakristeum Die Geheimnisse mittelalterlicher Werkstätten Manuela Thews ( Dipl.-Restauratorin, Landesamt für Denkmalpflege Hessen) Führung Eintritt: 5 € (inkl. Ausstellung) Anmeldung unter: info@dommuseum-frankfurt.de oder T 069.800 8718-290 Treffpunkt: Dommuseum, Kasse
DEZEMBER 2019 MI 4. Dezember, 19 Uhr, Haus am Dom Goethe und der Allerheiligenaltar in St. Leonhard Michaela Schedl (Kunsthistorikerin) Vortrag Eintritt frei
MI 18. Dezember, 17.30 Uhr, Dommuseum Geschichte in Fragmenten: das Heilige Grab aus St. Leonhard Dr. Bettina Schmitt (Kunsthistorikerin, Dommuseum Frankfurt) Führung Eintritt: 5 € (inkl. Ausstellung) Anmeldung unter: info@dommuseum-frankfurt.de oder T 069.800 8718-290
JANUAR 2020 DI 7. Januar, 19 Uhr, Kreuzgang Dommuseum Frankfurt Das Heiliggrab und seine Funktion in der Liturgie In der Reihe DING UND Transzendenz Prof. Dr. Günter Kruck (Akademie Rabanus Maurus), Dr. Bettina Schmitt (Dommuseum Frankfurt), Dr. Stefan Scholz (Akademie Rabanus Maurus) Eintritt frei
DO 16. Januar, 17.30 Uhr, Haus am Dom Die gotische Beweinungsgruppe aus St. Leonhard und die mittelrheinische Tonplastik Christine Kenner (Dipl. Restauratorin, Landesamt für Denkmalpflege Hessen) Vortrag und Buchpräsentation Eintritt frei
Das Landesamt für Denkmalpflege Hessen lädt ein zu einem zu einem geologischen Vortrag von Dr. Jan Bohatý, Landespaläontologe im Landesamt für Denkmalpflege Hessen, über farbenprächtige Vulkangläser am 24. Januar 2019 um 19:00 Uhr in den Blauen Salon des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, Schloss Biebrich, 65203 Wiesbaden Begrüßung: Dr. Markus Harzenetter, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen
Der Vortrag widmet sich der spannenden Frage, wie es die Natur fertig bringt solch eine Vielfalt unterschiedlicher Gläser entstehen zu lassen, die schon aufgrund ihrer Schöpfungs-Bedingungen faszinieren. So vermögen Vulkanausbrüche, Meteoriten- und Blitzeinschläge siliziumreiche Gesteine zu Glas aufzuschmelzen, oftmals zu bizarren, wunderbaren und farbenprächtigen Formen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden vulkanische Gläser auch in Hessen gefunden. Zu Ehren des Geologen Christian L. von Buch (1774 bis 1853) wurden sie als „Buchite” bezeichnet. Bei diesen Erscheinungen handelt es sich um zumeist von gräulich-schwärzlichem Glas durchzogene Gesteine. Überaus farbenprächtig zeigen sich dagegen die verglasten Sandstein-„Xenolithe”, welche innerhalb der Basalte und Schlacken der Eifel vorkommen. Sie zeigen äußere, zum Teil zu Edelsteinen schleifbare Glasschmelzkrusten.
Aufgrund ihres mitunter künstlichen Aussehens vermerkte bereits der Geologe Carl Thomae (1835): „Wer die Stücke nicht selbst an Ort und Stelle zwischen den braunen Schlacken hervorzog, möchte schwören, sie seien aus einem Porzellanofen.”
Die Veranstaltung ist kostenfrei.
Ort:
Blauer Salon im Biebricher Schloss
Landesamtes für Denkmalpflege Hessen,
65203 Wiesbaden-Biebrich
Wiesbaden. Kunst- und Kulturminister Boris Rhein hat heute den Hessischen Denkmalschutzpreis 2018 vergeben. In der Rotunde des Biebricher Schlosses ehrte er Privatpersonen und Organisationen, die eine Leidenschaft teilen: Sie haben mit individuelle Lösungen, handwerklich-technischer Qualität und besonderem Engagement Denkmäler restauriert oder erforscht. Die Preisträgerinnen und Preisträger kommen aus den Landkreisen Bergstraße, Darmstadt Dieburg, Gießen, Kassel, Limburg-Weilburg, dem Hochtaunuskreis, dem Lahn-Dill-Kreis, dem Main-Kinzig-Kreis, dem Main-Taunus Kreis, dem Odenwaldkreis, Schwalm-Eder-Kreis und der Stadt Frankfurt.
„Wer glaubt, Denkmalpflege sei irrational und sentimental und habe vor allem mit der Vergangenheit und ihren Lasten zu tun, der irrt gründlich. Das Gegenteil ist richtig: Denkmalpflege ist eine Investition in die Zukunft“, betonte Kunst- und Kulturminister Boris Rhein. „Baudenkmäler und ganze Ensembles, historische Stadtkerne und neu genutzte Bauten der Industriegeschichte tragen zur Urbanität und Lebensqualität in unserem Land bei. Das wäre allerdings nicht möglich ohne das große Engagement der Bürgerinnen und Bürger unseres Landes, wie unser Denkmalschutzpreis Jahr für Jahr deutlich macht. Ich gratuliere den Preisträgerinnen und Preisträgern herzlich und wünsche Ihnen weiterhin viel Schaffenskraft bei der Pflege ihrer historischen Schätze.“
Der Hessische Denkmalschutzpreis ist mit insgesamt 27.500 Euro dotiert, 20.000 Euro stiftet die Lotto Hessen GmbH. Die hessische Lotteriegesellschaft hatte den Hessischen Denkmalschutzpreis gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Hessen im Jahr 1986 ins Leben gerufen und stellt seitdem das Preisgeld zur Verfügung. Hinzu kommt der Ehrenamtspreis, der seit dem vergangenen Jahr als eigene Kategorie vergeben wird. Das Preisgeld in Höhe von 7.500 Euro stellt die Hessische Staatskanzlei.
Der mit 8.000 Euro dotierte erste Preis für eine Privatperson geht an Dr. Jochen Karl. Er hat ein 1669 erbautes ehemaliges Forsthaus an der Hauptstraße in Staufenberg- Treis restauriert und dabei Inschriften, alte Putze und Schablonenmalereien aus dem 18. und 19. Jahrhundert entdeckt. Mit seiner Arbeit hat Dr. Karl einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Identität des historischen Ortskerns geleistet, befand die Jury. Den ersten Preis für Institutionen (undotiert) gewann die Evangelische Kirche von Kurhessen für die Renovierung und behutsame Umwandlung des kleinen Sommerschlösschens in Hofgeismar in ein Tagungsgebäude.
Roswitha Bruggaier und Diez Eichler aus Nidderau im Main-Kinzig Kreis freuten sich über den mit 7.000 Euro dotierten zweiten Preis. Sie haben das ehemalige Pfarrhaus in ihrem Wohnort restauriert. Der dritte Preis (5.000 Euro) ehrt den Förderverein Synagoge Schupbach in Beselich im Landkreis Limburg-Weilburg. Die Mitglieder haben das Gebäude vor dem Verfall gerettet und vor allem die aufwändige Deckenmalerei, die einen Sternenhimmel zeigt, wieder zum Vorschein gebracht.
Die Ehrenamtspreise, je dotiert mit 2.500 Euro, belohnten das Engagement der Interessengemeinschaft Jüdischer Friedhof Bad Soden (Main-Taunus-Kreis), den Arbeitskreis Denkmal im Verein für Heimatgeschichte Leun (Lahn-Dill-Kreis) und den Verein Altbergbau Bergstraße-Odenwald. Gewürdigt wurden zudem Projekte in Frankfurt-Höchst, Frankfurt Sachenhausen, Bad Homburg und Homberg Efze.
„Die ausgezeichneten Projekte zeigen, wie vielfältig Denkmalschutz ist. Und auch die Hessische Landesregierung arbeitet mit verschiedenen Mitteln daran, unsere Kulturschätze zu bewahren. So haben wir zur Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements und zur Betonung der ehrenamtlichen Denkmalpflege die Denkmal- Fördermittel um 200.000 Euro auf 8,21 Millionen Euro erhöht. Zudem habe ich im Juni dieses Jahres erstmalig die Auszeichnung ,Denkmal des Monats‘ überreicht, die Denkmäler in den Fokus rückt, über die der Blick sonst vielleicht hinwegschweifen würde. Kulturdenkmäler sind Zeugnisse der Heimat- und Landesgeschichte und identitätsstiftend für die hessischen Bürgerinnen und Bürger. Nicht selten werden sie zudem von ihnen restauriert und gepflegt. Dieses Engagement wollen wir auf vielfältige Art würdigen“, so Kunst- und Kulturminister Boris abschließend.
Preisträger des Hessischen Denkmalschutzpreises 2018
Preisträger: Dr. Jochen Karl, Staufenberg-Treis (Landkreis Gießen)
Projekt: Ehemaliges Forsthaus
Preis: 1. Preis privat (8.000 Euro)
Mit der Sanierung des ehemaligen Forsthauses in Staufenberg-Treis hat Herr Dr. Karl gezeigt, dass insbesondere „schwierige“ Kulturdenkmäler einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Identität des historischen Ortskernes leisten.
Preisträger: Evangelische Kirche von Kurhessen Waldeck, Hofgeismar (Landkreis Kassel)
Projekt: Schloss Schönburg
Preis: 1. Preis öffentlich (ohne Preisgeld)
Für ihre behutsame Anpassung des Schlösschens Schönburg an die Anforderungen einer modernen Tagungsstätte und die Wiederherstellung eines homogenen Erscheinungsbildes sowohl der Gebäudehülle als auch der historischen Oberflächen.
Preisträger: Roswitha Bruggaier und Diez Eichler, Nidderau-Windecken (Main-Kinzig-Kreis)
Projekt: Ehemaliges Pfarrhaus
Preis: 2. Preis (7.000 Euro)
Für die einfühlsame Sanierung und Wiederherstellung des ehemaligen Pfarrhauses in Nidderau-Windecken.
Projekt: Ehemalige Synagoge
Preis: 3. Preis (5.000 Euro)
Dem besonderen Engagement des Fördervereins Synagoge Schupbach ist es zu verdanken, dass die Decke mit ihrem Sternenhimmel nun wieder sicher über dem Betraum verankert ist und künftig als Veranstaltungsort und Treffpunkt für Überlebende aus der ganzen Welt genutzt werden kann.
Projekte: „Zum Goldenen Anker“ u. Ehemalige Scheune Landesfeind
Preisträger: KEG Konversions-Grundstücksentwicklungsgesellschaft, Rainer Wrenger, Frankfurt-Höchst
Projekt: „Zum Goldenen Anker“
Preis: Würdigung
Für die Instandsetzung des Gebäudes, Bolongarostrasse 156, die auch einen wichtigen Beitrag zur städtebaulichen Denkmalpflege leistet.
Preisträger: Magistrat der Stadt Homberg/Efze, Schwalm-Eder-Kreis
Projekt: Ehemalige Scheune Landesfeind
Preis: Würdigung
Der Umbau der historischen Scheune Landesfeind in eine Kindertagesstätte ist ein wichtiger Beitrag zur Revitalisierung der Altstadt von Homberg-Efze.
Projekte: Ehemalige Bundesschuldenverwaltung und Wohnhaus Mäckler
Preisträger: Magistrat der Stadt Bad Homburg (Hoch-Taunus-Kreis)
Projekt: Ehemalige Bundesschuldenverwaltung
Preis: Würdigung
Für die zurückhaltende Herstellung und zeitgemäße Weiterentwicklung des ursprünglichen Erscheinungsbildes des Gebäudes, das nun wieder eine wichtige Funktion im Stadtbild von Bad Homburg hat.
Preisträger: Anna von Lüneburg und Christian Gärtner, Frankfurt-Sachsenhausen
Projekt: Wohnhaus Mäckler
Preis: Würdigung
Für den behutsamen Umgang mit der historischen Bausubstanz bei den umfassenden Renovierungsarbeiten.
Preisträger: Interessengemeinschaft Jüdischer Friedhof Bad Soden
(Main-Taunus-Kreis)
Projekt: Jüdischer Friedhof
Preis: Ehrenamtspreis (2.500 Euro)
Der Verein Interessengemeinschaft Jüdischer Friedhof in Bad Soden hat vorbildliche Erinnerungsarbeit geleistet und dazu beigetragen, dass ein besonderes Kulturdenkmal nun hervorragend dokumentiert ist.
Preisträger: Arbeitskreis Denkmal im Verein für Heimatgeschichte Leun (Lahn-Dill-Kreis)
Projekt: Denkmal für die „Helden-Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III.“ und vier Leuner Bürger, gefallen 1870/71
Preis: Ehrenamtspreis (2.500 Euro)
Der intensiven Überzeugungs- und Öffentlichkeitsarbeit des „Arbeitskreises Denkmal“ ist es zu verdanken, dass das historisch bedeutsame Mahnmal und seine Außenanlagen denkmalgerecht saniert wurden.
Preisträger: AG Altbergbau des Vereins Altbergbau Bergstraße-
Odenwald, Birkenau (Landkreis Bergstraße)
Projekt: Bergbau im Odenwald
Preis: Ehrenamtspreis (2.500 Euro)
Für seinen Beitrag zur interdisziplinären Kulturlandschaftsforschung.