Kategorie-Archiv: RGZM – Leibniz-Zentrum für Archäologie

Spektakuläre Funde entdeckt – Archäologen der GDKE stoßen am Zollhafen auf römische Zeugnisse

Die eine Skulptur ist bis auf den Kopf vollständig erhalten, bei der anderen handelt es sich um ein Fragment. Beide Skulpturen stammen wohl aus dem 1. oder 2. Jahrhundert.  © GDKE Rheinland Pfalz (Fotos: Agentur Bonewitz)
Die eine Skulptur ist bis auf den Kopf vollständig erhalten, bei der anderen handelt es sich um ein Fragment. Beide Skulpturen stammen wohl aus dem 1. oder 2. Jahrhundert. © GDKE Rheinland Pfalz (Fotos: Agentur Bonewitz)

Wer in Mainz gräbt, muss zwangsläufig damit rechnen, archäologischen Zeugnissen zu begegnen. Im Optimalfall sind es die Archäologen selbst, die die Funde entdecken und sie fachgerecht bergen. So lief es idealerweise auch beim Bauprojekt auf dem Areal „Rheinallee IV“ am Mainzer Zollhafen, auf dem eine neue Wohnanlage mit 138 Mietwohnungen entsteht. Bei Bodenuntersuchungen stießen die Experten der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE), Direktion Landesarchäologie, auf eindrucksvolle Exponate, die aus der Römerzeit stammen und wertvolle Erkenntnisse zur Mainzer Stadtgeschichte und zur Rheinufertopografie liefern. „Wir haben zwei exzeptionelle Skulpturen gefunden“, berichtet Dr. Marion Witteyer, Leiterin der Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Mainz. „Eine Skulptur ist bis auf den Kopf vollständig, von der anderen sind Fragmente erhalten“. Dass die Archäologen an dieser Stelle fündig werden würden, war für Witteyer keine Überraschung. „Die archäologischen Untersuchungsergebnisse von der benachbarten Baustelle haben nahegelegt, dass wir auch hier Funde aus der römischen Siedlungszeit finden würden“. Allerdings hatte die Archäologin nicht damit gerechnet, auf Funde von einer solchen Qualität zu stoßen. „Das sind absolut außergewöhnliche Exponate. Etwas Vergleichbares haben wir in Mainz noch nicht entdeckt. Seit vielen Jahrzehnten haben wir generell keine Fundstücke mehr sichern können, die von einer ähnlichen Qualität waren“, freute sich Witteyer bei der heutigen Präsentation der eindrucksvollen Fundstücke, die nun zur Landesarchäologie gebracht und ausgiebig untersucht werden.

© GDKE Rheinland-Pfalz (Fotos: Agentur Bonewitz)
© GDKE Rheinland-Pfalz (Fotos: Agentur Bonewitz)

Auf dem Areal fand heute die Grundsteinlegung des Bauprojekts statt, das von dem Wohnungsunternehmen Sahle Wohnen aus dem nordrhein-westfälischen Greven verantwortet wird. Hier sollen 138 geförderte und damit preisgebundene Mietwohnungen entstehen. Ergänzt werden die modernen Wohnungen durch einen großzügigen Gemeinschaftsraum, eine Kindertagesstätte und zwei Büroeinheiten im Erdgeschoss. Sahle Wohnen hatte das Grundstück „Rheinallee IV“ vor drei Jahren von der Zollhafen Mainz GmbH & Co. KG erworben. Im Jahr 2018 ging das Kölner Büro „Molestina Architekten“ als Sieger aus einem Architektenwettbewerb hervor.

In sechs Monaten kann das RGZM ins neue Archäologische Zentrum Mainz umziehen. Trotz Corona gut im Zeitplan

Gut im Zeitplan liegt der Neubau des Archäologischen Zentrums in Mainz. Die Außenfassade kleiden rötliche Klinker nach römischem Muster sowie riesige Fenster. Der rotschraffierte Bereich zeigt an, wo die große LED-Wand einmal Bilder aus dem Inneren des Ausstellungsbereiches nach außen hin über den Innenhof projizieren wird. © Foto: Diether v. Goddenthow
Gut im Zeitplan liegt der Neubau des Archäologischen Zentrums in Mainz. Die Außenfassade kleiden rötliche Klinker nach römischem Muster sowie riesige Fenster. Der rotschraffierte Bereich zeigt an, wo die große LED-Wand einmal Bilder aus dem Inneren des Ausstellungsbereiches nach außen hin über den Innenhof projizieren wird. © Foto: Diether v. Goddenthow

In sechs Monaten will das RGZM ins neue Archäologische Zentrum Mainz umziehen. Die Baufertigstellung trotz Corona gut im Zeitplan
Die Bauarbeiten am Neubau des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM), Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie, in Nachbarschaft des Museums für Antike Schifffahrt liegen trotz Corona gut im Zeitplan, freuen sich Professorin Dr. Alexandra W. Busch, Generaldirektorin des RGZM, und Wissenschaftsminister Professor Dr. Konrad Wolf beim gestrigen Presserundgang durch den Rohbau des neuen hochmodernen Wissenschafts- und Museumsstandorts in Mainz.
Auf rund 14 500 Quadratmetern sollen hier nach Schlüsselübergabe im 1 Quartal 2021 und Umzug der Mitarbeiter bis Sommer 2021 alle wissenschaftlichen Kompetenzbereiche, Forschungslabore, Werkstätten, Depots, Bibliothek, Sonderausstellungs- und Dauerausstellungsbereiche, Vortragssaal, ein Forum und Räume für die Wissenschaftspädagogik eingerichtet werden- Ab Spätsommer 2021 werden erste Bereiche wie Foyer, Café und der begrünte Innenhof bereits öffentlich zugänglich sein, die Sonderausstellung ab 2023.

Wissenschaftsminister Professor Dr. Konrad Wolf und Generaldirektorin Professorin Dr. Alexandra Busch hatten zu einem Presserundgang durch den im Innenausbau befindlichen Neubau des Archäologischen Zentrums Mainz eingeladen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Wissenschaftsminister Professor Dr. Konrad Wolf und Generaldirektorin Professorin Dr. Alexandra Busch hatten zu einem Presserundgang durch den im Innenausbau befindlichen Neubau des Archäologischen Zentrums Mainz eingeladen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Der Einbezug der Öffentlichkeit und der Austausch zwischen Wissenschaft und Bürgern sei ein zentrales Anliegen des neuen Mainzer Archäologischen Zentrums. Bürgerinnen und Bürgern könnten hier einmal Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern quasi über die Schulter schauen und den Prozess von Wissenschaft gewissermaßen miterleben. Wissenschaftliche Prozesse sollen hier verständlich, anschaulich und erfahrbar präsentiert werden, unterstrich Wissenschaftsminister Wolf.

Vom Foyer aus gelangt man über die Freitreppe ab 2023 zu der neuen Daueraussstellung in der ersten Etage. © Foto: Diether v. Goddenthow
Vom Foyer aus gelangt man über die Freitreppe ab 2023 zu der neuen Daueraussstellung in der ersten Etage. © Foto: Diether v. Goddenthow

Generaldirektorin Busch machte einmal mehr deutlich, dass das Römisch-Germanische-Zentralmuseum (RGZM als Leibniz-Forschungsinstitut und -museum für Archäologie die materiellen Hinterlassenschaften aus 2,6 Mio. Jahren Menschheitsgeschichte erforsche. Der weit größte Teil der Menschheitsgeschichte sei uns nur über materielle Hinterlassenschaften und Spuren menschlicher Aktivität überliefert, so Busch. Damit stelle dieses Vermächtnis die grundlegende Quelle des Wissens über unsere biologische, soziale, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung dar. Ziel sei es, anhand archäologischer Funde und Befunde menschliches Verhalten und Handeln, menschliches Wirken und Denken sowie die Entwicklung und Veränderung von Gesellschaften aufzuzeigen und zu verstehen. Das RGZM sei weltweit tätig und betreibe bislang erfolgreich und umfassend Forschungen in verschiedenen Regionen Afrikas, Asiens und Europas, wobei ein geographischer Schwerpunkt auf Mittel- und Südeuropa sowie dem mediterranen Raum liege.

„Die einzigartige Konzentration archäologischer, naturwissenschaftlicher, restauratorischer und informationstechnologischer Kompetenzen verbunden mit bedeutenden Werkstätten, Laboren und Archiven, erlaubt es dabei, objektorientierte Forschung zur Archäologie der Alten Welt (Asien, Afrika, Europa) von den Anfängen der Menschheitsgeschichte bis in die Neuzeit zu betreiben“, erklärte Busch.

Noch hängen und liegen überall  Kabel herum und letzte Elektroinstallationen erfolgen. Die Böden sind weitestgehend fertig und mit Schutzfolien abgedeckt. © Foto: Diether v. Goddenthow
Noch hängen und liegen überall Kabel herum und letzte Elektroinstallationen erfolgen. Die Böden sind weitestgehend fertig und mit Schutzfolien abgedeckt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Gründungsgedanke des RGZM vor 168 Jahren war es, in Mainz eine Studien- und Referenzsammlung der bedeutendsten und aussagekräftigsten Fundobjekte der Alten Welt anzulegen und damit die wissenschaftliche Grundlage für kulturvergleichende Studien zu schaffen. Im Laufe des 20. Jhs. kam es zu einer Erweiterung der Forschungsfragen und Aufgaben, die mit der Gründung weiterer Standorte einherging. 1994 kam in Mainz das Museum für Antike Schifffahrt hinzu, 1986 „MONREPOS“, das „Archäologische Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution“ in Neuwied, 1996 wurde der Forschungsbereich „Vulkanologie, Archäologie und Technikgeschichte“ in Mayen eingerichtet und 2012 um das „Labor für Experimentelle Archäologie“ (LEA) ergänzt, sowie um das Römerbergwerk in Meurin. Hauptsitz des RGZM ist Mainz. Zum Institut gehören insgesamt fünf Forschungsfelder, vier Museen, div. Werkstätten und Labore, außerdem ein institutseigener Verlag und mehrere Fachbibliotheken.

Blick von der Freitreppe auf den Foyerbereich. © Foto: Diether v. Goddenthow
Blick von der Freitreppe auf den Foyerbereich. © Foto: Diether v. Goddenthow

Heutzutage umfassen allein die Sammlungen im RGZM Mainz über 200 000 Sammlungsstücke, deren Umzug aus dem Kurfürstlichen Schloss seit 2015 von einer hausinternen Umzugsgruppe, bestehend aus Kuratoren, Restauratoren, Archivaren und Fachkräften für Arbeitssicherheit, sorgfältig vorbereitet wird. Jedes Objekt wird mit Barcode gekennzeichnet, ins Datenbank-System eingescannt und in einen emissionsfreien, mit Code und Abbildung versehenen Archiv-Spezialkarton nach DIN-Norm verpackt. Auf diese Weise können die Objekte direkt an ihren späteren Depotplatz im neuen RGZM eingelagert werden.
Mittlerweile, so Generaldirektorin Busch, sei der Großteil der Sammlungsstücke verpackt, so dass der Umzug plangemäß im 1. Quartal 2021 erfolgen kann. Im 2. Quartal 2021 werden dann Mitarbeiter ihre neuen Quartiere beziehen. Sie werden den Forschungsbetrieb, die Restaurierungs- und Abformungs-Werkstätten und die Bibliothek einrichten und die große Dauerausstellung aufbauen.

Im besonders gesicherten Wechselausstellungsbereich wird eine 14,5 mal 4 Meter große Vitrinenwand die bedeutendsten Sammlungsstücke aus 168 Jahren Geschichte des Römisch Germanischen Zentral Museums zeigen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Im besonders gesicherten Wechselausstellungsbereich wird eine 14,5 mal 4 Meter große Vitrinenwand die bedeutendsten Sammlungsstücke aus 168 Jahren Geschichte des Römisch Germanischen Zentral Museums zeigen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Der Wechselausstellungsbereich im Erdgeschoss wird 500 m² umfassen, und auch als buchbarer Veranstaltungsraum der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Ein Herzstück davon wird eine 13,5 mal 4 Meter große verglaste Vitrinenwand sein, in der über 1200 wichtige Original-Exponate ausschließlich aus der 168-jährigen Geschichte des RGZM gezeigt werden sollen. Der Clou dabei ist: über eine Videokamera können die hier gezeigten Ausstellungsstücke auch auf eine an der Außenfassade zum Innenhof hin installierten LED-Wand live übertragen werden. Das wird zusätzlich viel Aufmerksamkeit auf die vielfältigen Schätze des Museums lenken und auch ein wenig die Fassaden-Attraktivität des rostbraun verklinkerten Baus erhöhen.

Der Fokus der Dauerausstellung wird auf den letzten 10.000 Jahren Menschheitsgeschichte und den Fragen der Entwicklung des gesellschaftlichen Zusammenlebens liegen, so Generaldirektorin Dr. Alexandra Busch, hier im künftigen Dauerausstellungs-Bereich der ersten Etage. © Foto: Diether v. Goddenthow
Der Fokus der Dauerausstellung wird auf den letzten 10.000 Jahren Menschheitsgeschichte und den Fragen der Entwicklung des gesellschaftlichen Zusammenlebens liegen, so Generaldirektorin Dr. Alexandra Busch, hier im künftigen Dauerausstellungs-Bereich der ersten Etage. © Foto: Diether v. Goddenthow

Für die Dauerausstellung sind 3000 m² Fläche in der zweiten und dritten Etage vorgesehen. Große Fensterfronten werden für natürliches Licht und Leichtigkeit sorgen. Vom Foyer aus können schätzungsweise ab Sommer 2023 die Besucher rechterhand über die große Frei-Treppe dorthin gelangen. Bei der Präsentation geht es nicht darum, Besucher ehrfurchtsvoll wertvolle Artefakte bestaunen zu lassen, so die Generaldirektorin. Vielmehr soll vermittelt werden, was wir als Archäologen tun, wobei der Fokus der Dauerausstellung auf den letzten 10.000 Jahren Menschheitsgeschichte und den Fragen der Entwicklung des gesellschaftlichen Zusammenlebens liegen werde. Einzelheiten wollte Busch jedoch noch nicht verraten, nur soviel, dass sich die Dauerstellung in sechs Hauptbereiche gliedere, in denen jeweils 150 bis 200 Objekte – im Wechsel aus den umfangreichen Sammlungen des RGZM bestückt – gezeigt würden. Die neue Dauerausstellung könne schätzungsweise im Sommer 2023 eröffnet werden.

Ein Großteil der nunmehr von 26 auf 80 Leseplätze erweiterten Bibliothek wird auf einer Empore an der Glasfront mit Blick zur Rheinstraße zu finden sein. Der Raum dient auch als Vortragsraum. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ein Großteil der nunmehr von 26 auf 80 Leseplätze erweiterten Bibliothek wird auf einer Empore an der Glasfront mit Blick zur Rheinstraße zu finden sein. Der Raum dient auch als Vortragsraum. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Forschungsbibliothek, das eigentliche „geistige Zentrum“ des RGZM, wird zwischen dem öffentlichen Ausstellungs-Bereich und dem nicht öffentlich zugänglichen Kompetenz-Sektor (Labore, Werkstätten etc.) liegen. Über 8600 Rollregal-Meter werden dort über 268 000 Fachpublikationen Platz bieten. Statt bislang 29 medial optimal ausgestatteten Leseplätzen sind nunmehr 80 vorgesehen, etliche davon in einem zweiten großen Raum zur Rheinstrasse hin, der auch für Vortrags- und andere Fachveranstaltungen genutzt werden soll. Auf dieser Seite wird zudem die erweiterte museumpädagogische Abteilung angesiedelt sein. Unter anderem soll ein spezielles Kinderprogramm entwickelt werden und das Angebot für Erwachsene deutlich ausgebaut werden.

Die neue Bibliothek wird über 8,6 km Rollregalfläche verfügen.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Die neue Bibliothek wird über 8,6 km Rollregalfläche verfügen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Verwaltungsräume werden in der dritten Etage angesiedelt sein. Im gesamten Haus wird noch an allen Ecken und Enden handwerklich gearbeitet. Die Wände sind bereits verputzt, die meisten Böden gelegt, Steckdosen, Lichtschalter und Kabel für die digitale Infrastruktur eingebracht, Türen gesetzt und Lampen gehängt.

«Mit dem Neubau macht unser Institut einen Quantensprung», freut sichdie Generaldirektorin. Es soll «ein Ort des kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Austauschs werden».

Diether v. Goddenthow / Rhein-Main.Eurokunst)

Weitere Informationen zum neuen Archäologischen Zentrum

Erkundungstour durch 6000 Jahre Siedlungsgeschichte auf dem Hofheimer Kapellenberg – neuer Archäologischer Wanderweg eröffnet

 (v.li.) Projekt- und Grabungsleiter Prof. Dr. Detlef Gronenborn vom Römisch-Germanischen Zentral-Museum Mainz,  Stadtverordnetenvorsteher Andreas Hegeler, Bürgermeister Christian Vogt und die Geschäftsführerin der Stiftung Flughafen Jutta Nothacker durchschneiden symbolisch das rote Band zu offiziellen Eröffnung des Archäologischen Rundwegs auf dem Kapellenberg in Hofheim. © Foto: Diether v. Goddenthow
(v.li.) Projekt- und Grabungsleiter Prof. Dr. Detlef Gronenborn vom Römisch-Germanischen Zentral-Museum Mainz, Stadtverordnetenvorsteher Andreas Hegeler, Bürgermeister Christian Vogt und die Geschäftsführerin der Stiftung Flughafen Jutta Nothacker durchschneiden symbolisch das rote Band zur offiziellen Eröffnung des Archäologischen Rundwegs auf dem Kapellenberg in Hofheim. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Stadt Hofheim am Taunus hat am Wochenende ihr neues Wander-Highlight, den Archäologischen Rundweg auf dem Kapellenberg, in Beisein von Mitstreitern, Wissenschaftlern, Förderern und Politikern öffnet, darunter Bürgermeister Christian Vogt, Projekt- und Grabungsleiter Prof. Dr. Detlef Gronenborn vom Römisch-Germanischen Zentral-Museum Mainz (RGZM), Christian Eckmann, stv. Generaldirektor des RGZM, Jutta Nothacker, Geschäftsführerin der Stiftung Flughafen, und Stadtverordnetenvorsteher Andreas Hegeler.

Diese Karte sollten Wanderer zur Orientierung auf dem archäologischen Rundweg dabei haben (einscannbar per QR-Code), um sich  im Gelände auch abseits der ausgebauten Forstwege zurechtzufinden.
Diese Karte sollten Wanderer zur Orientierung auf dem archäologischen Rundweg dabei haben (einscannbar per QR-Code), um sich im Gelände auch abseits der ausgebauten Forstwege zurechtzufinden.

Bereits seit 2008 graben das RGZM und der Arbeitsbereich Vor- und Frühgeschichte des Instituts für Altertumswissenschaften der Johannes-Gutenberg Universität in Mainz in Zusammenarbeit mit der hessenARCHÄOLOGIE und mit großer Unterstützung der Stadt Hofheim, am 6000 Jahre alten, jungsteinzeitlichen Fundplatz auf dem Kapellenberg bei Hofheim am Taunus, ein „Pompeji der Steinzeit im Rhein-Main-Gebiet“, wie Projektleiter Prof. Dr. Detlef Gronenborn von der untergegangenen Wallanlage  der Michelsberger Kultur (4200-3500 v. Chr.) schwärmt.
Das „Pompeji der Steinzeit“ maß immerhin  gewaltige 45-ha, wovon 26-ha überbaut waren. Neben den weiteren frühzeitlichen Siedlungen  in Schierstein und Glaubberg in der Wetterau dürfte damit das Kapellenberg-Areal zu den größten Anlagen seiner Zeit gehört haben. Genutzt wurde es, so  Gronenborn, als Bestattungsplatz, als Schutzanlage, als Siedlung, als Beobachtungsposten oder als Ort der inneren Einkehr.

Projektleiter Prof. Dr. Detlef Gronenborn referiert an Stele Nr. 3 über die Historische Waldnutzung im Spätmittelalter, nachdem Hofheim 1352 Stadtrechte erhalten hatte und damit das Recht, den Wald auf dem Kapellenberg zu nutzen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Projektleiter Prof. Dr. Detlef Gronenborn referiert an Stele Nr. 3 über die Historische Waldnutzung im Spätmittelalter, nachdem Hofheim 1352 Stadtrechte erhalten hatte und damit das Recht, den Wald auf dem Kapellenberg zu nutzen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Auch heute nach 6000 Jahren sind die einstigen Wallanlagen im Gelände zu sehen, zumindest für Fachleute, und nun mit Hilfe der Tafeln und Stelen auch für Laien. Die Anlage wurde offensichtlich zunächst um einen Großgrabhügel errichtet, der zum Ende des Mittelneolithikums (um 4500 v. Chr.) oder zu Beginn der Michelsberger Belegung (um 4200/4100 v. Chr.) errichtet wurde, so Gronenborn. Neben den archäologischen Hinterlassenschaften des Jungneolithikums finden sich auf dem Kapellenberg noch zwei weitere Grabhügel aus dem Endneolithikum, ein kreisförmiger Graben unbekannter Zeitstellung und die Reste eines römischen Wachturms. Der Großgrabhügel wurde im Zuge forstwirtschaftlicher Arbeiten bereits um 1880 in einer undokumentierten Grabung versehentlich angegraben. Die Kreisgrabenanlage und die Reste des Wachturms wurden dann 1896 durch C. L. Thomas wissenschaftlich untersucht.

Mitunter geht's fernab von ausgebauten Forstwegen querwaldein und sorgt für einmalige Naturerlebnisse. © Foto: Diether v. Goddenthow
Mitunter geht’s fernab von ausgebauten Forstwegen querwaldein und sorgt für einmalige Naturerlebnisse. © Foto: Diether v. Goddenthow

Der Wall wurde zum ersten Mal durch August von Cohausen beschrieben, der auch die Ähnlichkeit der Keramik mit der vom Michaelsberg bei Bruchsal erkannte, später der namensgebende Fundort der Michelsberger Kultur. Cohausen publizierte zudem zwei vermutlich aus dem Großgrabhügel stammende Beilklingen. Dietwulf Baatz erkannte schließlich die jungneolithischen Grabhügel und vermutete eine Michelsberger Höhensiedlung. 1975 untersuchte Rolf Kubon einen der spätneolithischen Grabhügel. Der Großgrabhügel wurde erst 2012 durch Heinrich Thiemeyer als sicher anthropogene Formation erkannt.

Während der Ausarbeitung des Rundwegs gab es im Rahmen von Grabungs-Praktika jährliche Ausgrabungen auf dem Kapellenberg von Studenten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in einer Zusammenarbeit zwischen dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum (RGZM) und der hessenARCHÄOLOGIE. Die bodenkundlichen Untersuchungen wurden und werden gemeinsam am Geographischen Institut der Goethe-Universität Frankfurt und am Geographischen Institut der Johannes Gutenberg Universität Mainz ausgeführt.

Auf dem jetzt eröffneten 4,2 km langen archäologischen Rundwanderweg helfen drei Info-Tafeln und 15 Stelen mit Text, QR-Codes und Bild den Besuchern die Archäologie, Geologie und Nutzung des Kapellenberges und seiner Bodendenkmäler besser erfahrbar zu machen. Der Weg mit einem Höhenunterschied von gut 300 Metern führt nicht nur über ausgebaute Forstwege, sondern häufig entlang von Trampelpfaden, mitunter fast querwaldein. Das lässt die archäologische Erkundungstour durch 6000 Jahre Siedlungsgeschichte obendrein zu einem einmaligen Naturerlebnis werden. Festes Schuhwerk und eine gute Wanderkarte ist ratsam.

Zurück geht die Nutzung des Kapellenbergs als Naherholungsgebiet auf das Jahr 1895 mit der Errichtung des hölzernen, später eisernen Meisterturms (unterhalb mit Gastronomie), und den Entdecker der Wallanlagen und des Wachturms, Carl August von Cohausen. Der Hofheimer Taunusklub-Verschönerungsverein ehrte ihn 1910 mit dem Cohausen-Tempel.

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Weitere Informationen

Archäologischer Rundweg am Kapellenberg

Informationen des RGZM: Anfänge der Urbanisierung im Rhein-Main-Gebiet – der Kapellenberg bei Hofheim am Taunus vor 6000 Jahren

RGZM Mainz, Hessen-Archäologie und Gemeinde Hofheim präsentieren weitere neue Erkenntnisse über die 6000 Jahre alte Besiedlungsgeschichte am Kappellenberg

Grabungen im Innenraum des Kapellenberg im August 2019, Nähe Meisterturm/ Aussichtsturm Hofheim. Foto: Hans Szédeli/hessenARCHÄOLOGIE
Grabungen im Innenraum des Kapellenberg im August 2019, Nähe Meisterturm/ Aussichtsturm Hofheim. Foto: Hans Szédeli/hessenARCHÄOLOGIE

Hofheim/Mainz. Seit über zehn Jahren erforschenArchäologen das Gebiet des Kapellenbergsbei Hofheim am Taunus und vollziehen anhand ihrer Funde dessen Besiedelungsgeschichte nach.Bereits vor 6000 Jahren lebten hier ca. 900 Menschen. Nun eröffnet sich eine neue Perspektive: Ein erst kürzlich bestimmter Grabhügel undzwei Steinbeile, die dort bereits im 19. Jahrhundert geborgen wurden,fügen der Forschung zur jungsteinzeitlichen Höhensiedlung ein neues Kapitel hinzu. Die Kombination neuesterErkenntnisse mit Daten aus der Fundgeschichte ermöglichtdenArchäologen eine genauere Einordung in die Besiedlungsgeschichte Mitteleuropas. Dabei weisen Verbindungen auch nach Frankreich.  Menschen aus dem heutigen Großraum Paris hatten sich hier im Rhein-Main-Gebiet auf dem Kapellenberg angesiedelt, ist sich Projektleiter und Archäologe Professor Detlef Gronenborn (RGZM). Nach 3.750 vor Chr. verlaufen sich die Spuren, wird angenommen, dass die exzessive  Landwirtschaft betreibende Frühbauern möglicherweise in Richtung des heutigen Schiersteins weitergezogen waren. Man weiß es nicht genau. Erst wieder gegen 3.300 vor Chr.  hätten sich hier Menschen neu angesiedelt, wohl aus Gebieten der heutigen Urkraine , so  Gronenborns weitere These, die  neue Grabungsfunde erhärteten.

Projektleiter Prof. Dr. Detlef Gronenborn (RGZM) erläutert die Dimensionen dieser im Durchmesser 90 Meter betragenden Anlage mit einer erhaltenen Höhe von sechs Metern. © Foto: Diether v. Goddenthow
Projektleiter Prof. Dr. Detlef Gronenborn (RGZM) erläutert die Dimensionen dieser im Durchmesser 90 Meter betragenden Anlage mit einer erhaltenen Höhe von sechs Metern. © Foto: Diether v. Goddenthow

Noch in diesem Jahr soll mit der Eröffnung eines archäologischen Rundwegs das Projekt für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Im Fokus der gegenwärtigen Forschung stehen zwei steinerne Beilklingen, die im 19. Jahrhundert aus einem damals noch nicht erkannten gewaltigen Grabhügel geborgen wurden. Aufgrund der Bestimmung des Monuments, der verwendeten Materialien und der Herstellungstechnik kombiniert der Projektleiter und Archäologe Professor Detlef Gronenborn (RGZM): „Bis kurzem war der Hügel gar nicht erkannt. Mit der Entdeckung, und der Interpretation als Grabmonument, müssen wir folgern, dass die Beile Grabbeigaben für eine bedeutende Persönlichkeit gewesen sein müssen. Das Grab selbst ist jedoch nicht mehr erhalten, wurde vielleicht im 19. Jahrhundert zerstört.

Steinbeilklinge Typ Greenlaw/Altenstadt, gefertigt aus westalpiner Jade vom Monte Viso. Alter etwa 4200/4100 v. Chr., Fundort Kapellenberg um 1880. Foto: Sabine Steidl/RGZM
Steinbeilklinge Typ Greenlaw/Altenstadt, gefertigt aus westalpiner Jade vom Monte Viso. Alter etwa 4200/4100 v. Chr., Fundort Kapellenberg um 1880. Foto: Sabine Steidl/RGZM

Eine der beiden Klingen ist in hochprofessioneller und mühsamer Handarbeit aus Jade gefertigt worden. Da das Material aus den Westalpen stammt, gehen wir davon aus, dass dieses Objekt über Frankreich bis in das Rhein-Main-Gebiet gebracht worden ist. Solchekostbaren Stücke sind bislang nur in Gräbern hochstehender politischer Persönlichkeiten gefunden worden.“Beide Beile sind mittlerweile im Stadtmuseum Hofheim am Taunus zu sehen.

Bestimmung des Grabhügelsmit Hilfe von 3D-Scans
Erst vor kurzem ist es dem Archäologen und seinem Team gelungen,die gewaltigen Ausmaße des künstlichen Hügels,mit einem Durchmesser von 90 Metern und einer erhaltenen Höhe von etwa sechs Metern,korrekt zu bestimmen. Gronenborn erläutert hierzu: „Erst mit Hilfe eines 3D-Scans der Oberfläche des Höhenrückens konnte die Erhebung in ihren Dimensionen erkannt werden.“Die folgenden Untersuchungen zeigten auch, dass Ende des 19. Jahrhunderts schon einmal jemand im Zentrum des Hügels gegraben hatte, denn dort fanden sich Münzen aus dieser Zeit. Wiederum etwa zehn Jahre nach dieser frühen Grabung ist die Übergabe der beiden Beilklingen an den damaligen Landeskonservator dokumentiert: „Es lag also nahe, diese Erkenntnisse miteinander in Bezug zu setzen“, so Gronenborn. „Obwohl es bislang nicht möglich war, den Hügel direkt zu datieren, lässt die Kombination aus Archivstudien und unseren Ausgrabungen sehr stark vermuten, dass das Monument irgendwann zwischen 4500 und 3750 v. Chr., und damit zeitlich bereits vor der inneren Besiedlung,errichtet wurde.“ Vergleichbare Grabmonumente gibt es aus dieser Zeit heutzutage nur noch in der Bretagne, in der Region um Carnac. Es ist daher möglich, dass die damalige Bevölkerung aus Frankreich eingewandert ist.

Kapellenberg am Taunus:Eine befestigte Höhensiedlung aus der Jungsteinzeit

(vli.): Projektleiter Prof. Dr. Detlef Gronenborn (RGZM), Christian Vogt, Bürgermeister der Stadt Hofheim, und Dr. Dieter Neubauer, Bezirksarchäologe, Landesamt für Denkmalpflege Hessen, stehen etwa dort, wo einst der Gipfel der Grabanlage emporragte.  © Foto: Diether v. Goddenthow
(vli.): Projektleiter Prof. Dr. Detlef Gronenborn (RGZM), Christian Vogt, Bürgermeister der Stadt Hofheim, und Dr. Dieter Neubauer, Bezirksarchäologe, Landesamt für Denkmalpflege Hessen, stehen etwa dort, wo einst der Gipfel der Grabanlage emporragte. © Foto: Diether v. Goddenthow

Eines der bemerkenswertesten Forschungsergebnisse zum Projekt Kapellenberg war, dass das gesamte, heute noch gut sichtbare Wallsystem in der Jungsteinzeit errichtet wurde. „Damit ist der Kapellenberg die am besten erhaltene archäologische Fundstätte aus der Zeit vor 6000 Jahren“, erklärt Gronenborn.„Kontinuierliche Ausgrabungen auf dem inneren Plateau ergaben, dass dort zwischen 3750 und 3650 v. Chr. ein Dorf mit etwa 900 Einwohnern existierte.“
Seit 2008 untersucht das Römisch-Germanische Zentralmuseum, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (RGZM), und der Arbeitsbereich Vor- und Frühgeschichte des Instituts für Altertumswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz in Zusammenarbeit mit der hessenARCHÄOLOGIE die archäologische Fundstätte aus der Jungsteinzeit. Unterstützt wird das Projekt von der Stadt Hofheim. „Wir freuen uns, dass eine solch bedeutende Fundstätte hier in Hofheim liegt. Die Siedlung der Michelsberger Kultur zeigt, Hofheim ist in Mitten des Rhein-Main-Gebiets eine der ältesten Besiedlungen und zeigt die Bedeutung dieses Orts für Handel und Transport seit dieser Zeit“, sagt Bürgermeister Christian Vogt. „In Zukunft wollen wir die Forschungen deshalb weiter unterstützen und intensiv begleiten.Ziel ist auch, die Ergebnisse für die Menschen erlebbar und sichtbarer zu machen.“ Deshalb istim Sommer 2020 geplant, einen archäologischen Rundweg am Kapellenberg,gefördert von der Stiftung Flughafen, zu eröffnen.Dieser soll in den Regionalpark Rhein-Main integriert werden.

Weiterführende Links:

Aus der Antike für die Zukunft lernen – Kooperation von RGZM, GDKE u. Uni Trier schaffen hierzu neuen Forschungsschwerpunkt Römische Archäologie und Maritime Antike (FoRuM)

(v.l. n. r.:)Generaldirektor Thomas Metz (GDKE), Wissenschafts- und Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf, Prof. Dr. Michael Jäckel, Präsident der Universität Trier, Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Wissenschafts- und Kulturminister und Generaldirektorin Prof. Dr. Alexandra Busch (RGZM) schmieden mit der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung eine neue Allianz für Spitzenforschung zur römischen Archäologie und Maritimen Antike in Rheinland-Pfalz. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
(v.l. n. r.:)Generaldirektor Thomas Metz (GDKE), Wissenschafts- und Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf, Prof. Dr. Michael Jäckel, Präsident der Universität Trier, Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Wissenschafts- und Kulturminister und Generaldirektorin Prof. Dr. Alexandra Busch (RGZM) schmieden mit der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung eine neue Allianz für Spitzenforschung zur römischen Archäologie und Maritimen Antike in Rheinland-Pfalz. © Foto: Diether v Goddenthow

Die nördlich der Alpen einzigartigen rheinland-pfälzischen antiken Schätze der Römerzeit und der maritimen Antike sollen Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Alters und unterschiedlichen Bildungsstandes durch verstärkte Erforschung der Antike in neu zu schaffenden Erfahrungsräumen als wertvolle Ressource ihrer Gegenwart näher gebracht werden. Aus diesem Grund schmieden das Römisch-Germanische Zentralmuseum Mainz Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (RGZM), die Universität Trier und die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) eine neue strategische Allianz. Als einen wesentlichen Schritt hierzu, unterzeichneten am 23.09.219 Prof. Dr. Michael Jäckel, Präsident der Universität Trier, sowie Generaldirektor Thomas Metz (GDKE) und Generaldirektorin Prof. Dr. Alexandra Busch (RGZM) zwei Kooperationsvereinbarungen. Ziel sei die nachhaltige Etablierung eines international sichtbaren Forschungsschwerpunktes für Römische Archäologie und Maritime Antike (FoRuM) in Rheinland-Pfalz, gaben die drei Einrichtungen heute in Anwesenheit von Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Wissenschafts- und Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf in Mainz bekannt.

„Rheinland-Pfalz ist reich an antikem Erbe. Unsere Forschungseinrichtungen haben einen exzellenten Ruf auf dem Gebiet der Altertumsforschung. Ich freue mich sehr, dass wir heute durch die intensive Kooperation des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, der Universität Trier und der Generaldirektion Kulturelles Erbe eine neue Allianz schaffen. Damit bündeln wir unsere Expertise und können international noch schlagkräftiger auftreten“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer. „Das ist ein großer Schritt für das Wissenschaftsland Rheinland-Pfalz, da Forschungen zur Antike einen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten und helfen können, die richtigen Fragen im Hinblick auf die Herausforderungen unserer Zeit zu stellen.“

Schwerpunkt Wissenstransfer: Antike Realität mobil erleben" © RGZM
Schwerpunkt Wissenstransfer: Antike Realität mobil erleben“ © RGZM

Staatsminister Prof. Dr. Konrad Wolf, zuständig für die Ressorts Wissenschaft und Kultur in Rheinland-Pfalz, ergänzte: „Mit den neuen Partnerschaften bereichern wir unser Wissenschaftssystem in Rheinland-Pfalz, denn wir bringen die akademische Antiken-Forschung eines außeruniversitären Leibniz-Forschungsinstituts und – museums, der Universität und der Landesverwaltung zusammen. Das ist eine große Chance. Eine enge Verschränkung über einen personellen Austausch garantiert die Nachhaltigkeit.“

So werden im kommenden Jahr zwei neu eingerichtete Professuren in einer gemeinsamen Berufung durch Leibniz-Forschungsinstitut und -museum und Universität Trier besetzt, die neue gemeinsame Forschungsimpulse setzen und die universitäre Lehre bereichern. Darüber hinaus sieht die Kooperationsvereinbarung vor, dass die Universität eine zusätzliche Junior-Professur für provinzialrömische Archäologie einrichtet, um die Erforschung der Römischen Provinzen dauerhaft auszubauen.

„Die Altertumswissenschaften werden an der Universität Trier seit jeher groß geschrieben. In Trier trifft kulturelles Erbe auf moderne Wissenschaft. Das zeigen unter anderem aktuelle Projekte wie die Rekonstruktion eines römischen Handelsschiffes oder das Erlebbarmachen antiker Stätten mittels Augmented Reality. Ich freue mich über die neue Kooperation, die uns auch als interessanter Partner für Dritte auftreten lässt“, führte Prof. Dr. Michael Jäckel, Präsident der Universität Trier, aus.

Schwerpunkt Forschung: "'Seehandel in einer globalisierten Welt'" © RGZM
Schwerpunkt Forschung: „‚Seehandel in einer globalisierten Welt'“ © RGZM

Schon 2015 hat sich an der Universität Trier das Forschungsinstitut TRANSMARE gegründet, das die bereits vielfach vorhandenen Forschungen zu maritimen Verbindungen über die Flüsse und das Meer sowie zum Transport von Menschen Gütern und Ideen über ebendiese Verkehrswege bündelt. Das Besondere daran ist die Perspektive langer Dauer. Hier werden mit nationalen und internationalen Kooperationen bis hin zu Oxford und dem Massachusetts Institut of Technology (MIT) aus der Antike heraus Forschungsfragen und Ideen für die Gegenwart entwickelt, etwa im Hinblick auf Globalisierungsphänomene. Bereits im vergangenen Jahr hatten die Universität Trier und die Generaldirektion Kulturelles Erbe den Forschungsverbund VaKT gegründet, der die verstärkte Erforschung der römischen Kaiserresidenz Trier zum Ziel hat.

Die zweite, heute geschlossene Kooperationsvereinbarung baut auf VaKT und TRANSMARE auf und begründet einen gemeinsamen neuen Forschungsschwerpunkt Römische Archäologie und Maritime Antike (FoRuM) zwischen RömischGermanischen Zentralmuseum Mainz, Universität Trier und der Generaldirektion. Hier liegt der Fokus räumlich insbesondere auf den römischen Nordwestprovinzen mit Trier als Zentrum und ihre Verbindungen in die antike Mittelmeerwelt. Inhaltliche Schwerpunkte sollen u.a. die Archäologie und Geschichte Triers und seines Umlands, der Erhalt des kulturellen Erbes, die Erforschung der wirtschaftlichen und kulturellen Verflechtungen und die infrastrukturelle Vernetzung in die gesamte antike Welt unter besonderer Berücksichtigung der antiken Schifffahrt werden. Die Partnerinstitutionen werden eine gemeinsame Forschungsagenda entwickeln, gemeinsam neue Forschungsvorhaben auf den Weg bringen und sich bei der Bearbeitung dieser Forschungsfelder gegenseitig unterstützen. Zudem wird der wissenschaftliche Nachwuchs und die internationale Vernetzung entscheidend gefördert werden. Die Forschungsergebnisse werden in innovativen Formaten an die Öffentlichkeit vermittelt. Damit wird FoRuM einen wichtigen Beitrag zur Profilbildung des Wissenschaftsstandortes Trier und des Wissenschaftslandes Rheinland-Pfalz leisten.

Schwerpunkt Forschung: "'Kaiservillen im Trierer Land" © RGZM
Schwerpunkt Forschung: „‚Kaiservillen im Trierer Land“ © RGZM

Thomas Metz, Generaldirektor Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, wies auf die Bedeutung von Trier als dem Zentrum der Antike in Deutschland, wenn nicht sogar, „als Zentrum nördlich der Alpen“. „Dies ist für uns nicht nur Marke, um Besucher/innen nach Trier zu locken, um sie mit den Römerbauten und den Museen zu konfrontieren, sondern es ist auch eine Marke, die wichtig ist für unsere interne Kommunikation für das Verständnis unserer Arbeit.“, so der Generaldirektor. Die Organisationsstrukturen seien entsprechend auf dieses Zentrum in Rheinland-Pfalz ausgerichtet. Das bedeute beispielsweise, das die GDKE einen sehr engen Verbund zwischen Museum und Archäologie habe und darüber hinaus gehöre entsprechend des gesetzlichen Auftrags des Denkmalschutzgesetzes, das wissenschaftliche Erforschung von Kulturdenkmäler und die öffentliche Zugänglichmachung der Ergebnisse zu den zentralen Aufgaben der GDKE. „Durch die Kooperation wird die gute Zusammenarbeit zwischen RGZM, Universität Trier und der GDKE nachhaltig gefestigt und der gesetzliche Auftrag der GDKE, das kulturelle Erbe zu erforschen, in Trier weiter optimiert“, freute sich Metz.

Zahlreiche Wissenschaftler/innen des RGZM und seiner Außenstellen, der Universität Trier und des GDKE waren bei der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung und dem anschließenden Ausstellungsrundgang im Museum für Antike Schifffahrt in Mainz am 23.09.2019 anwesend. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Zahlreiche Wissenschaftler/innen des RGZM und seiner Außenstellen, der Universität Trier und des GDKE waren bei der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung und dem anschließenden Ausstellungsrundgang im Museum für Antike Schifffahrt in Mainz am 23.09.2019 anwesend. © Foto: Diether v Goddenthow

Professorin Dr. Alexandra Busch, Generaldirektorin des Römisch-Germanischen-Zentralmuseums, betonte, dass mit den beiden strategischen Kooperationsvereinbarungen nicht nur dem Leibniz-Forschungs-Credo entsprochen würde, sondern es sei vor allem möglich, „ wichtige Forschungsbereiche unseres Hauses gezielt und zukunftsträchtig in Zusammenarbeit mit starken Partnern, der Universität Trier, der Landesarchäologie und dem Landesmuseum der GDKE gezielt weiterzuentwickeln.“ Trier sei dabei in zweierlei Hinsicht bedeutend: Als antike Kaiserresidenz, gülten für Trier und sein Umland, als einer der bedeutendsten Orte im gesamten römischen Reich, außergewöhnliche Erhaltungsbedingungen. Mit Landesarchäologie, Landesmuseum und Universität seien an diesem Stantort die besten Voraussetzungen geschaffen, „um beispielhaft grundlegende Fragen zur römischen Archäologie zu klären. Denn Qualität und Quantität der Befunde und Funde, wie auch Dokumentation findet so gut wie keine Entsprechung im römischen Reich. Die geplante gemeinsame Berufung unterstützt die strategischen Planung der Universität und des Landesmuseums, da hierdurch nicht nur inhaltliche, sondern auch im Langfristigen infrastrukturelle und strukturelle Verbindungen mit der zweitgrößten Forschungseinrichtung für Archäologie in Deutschland eingegangen wird.“, so Busch.

Schwerpunkt Forschung: "'Ein römisches Industrierevier in der Südeifel" © RGZM
Schwerpunkt Forschung: „‚Ein römisches Industrierevier in der Südeifel“ © RGZM

Die römische Archäologie Deutschland würde der neuen Kooperation in den Bereichen Forschung, Lehre und Nachwuchsförderung wie auch im Bereich des Wissenstransfers auf ein neues Fundament und auch auf ein neues Level gebracht und die internationale Sichtbarkeit für das Wissenschaftsland Rheinland-Pfalz deutlich verbessert werden.

Ein weiterer nicht weniger bedeutender Punkt sei die die Antike Schifffahrt, so die Generaldirektorin. Denn in Deutschland gebe „es genau zwei Spezialisten für alles, was sich um antike Schifffahrt dreht. Das ist der Kollege Prof. Dr. Christoph Schäfer in Trier und der Kollege Dr. Ronald Bockius“, so Busch. So fördere die Kooperation „die Etablierung eines dauerhaften maritimen Forschungsschwerpunktes vor allem für historische und archäologische Untersuchungen in den älteren historischen Epochen, insbesondere des griechisch-römischen Altertums“, erläuterte die Generaldirektorin. Hiermit baue man zudem gezielt ein Alleinstellungsmerkmal des Landes Rheinland-Pfalz in der deutschen Wissenschaft auf, ist sich Busch sicher.

Die Ergebnisse der Forschungskooperationen würden gemeinsam in die Öffentlichkeit vermittelt. „Und Ziel ist es dabei, Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Alters und unterschiedlichen Bildungsstandes Erfahrungsräume zu bieten, die es ihnen ermöglichen kulturelles Erbe und die daraus abgeleiteten Forschungen nicht als statischen Wissensbestand sehen, sondern als Ressourcen für ihr Leben in der Gegenwart begreifen.“, so die Generaldirektorin des RGZM. Busch ist sich sicher, dass mit der jetzt geschlossenen Kooperation optimale Bedingungen für nationale und internationale Positionierung „unseres Landes und auch für die römische Archäologie und die maritime Antike“ geschaffen würde.

Mobile Begleitausstellung FoRuM

© RGZM
© RGZM

Einen visuellen Überblick wichtiger Bereiche des neuen Forschungsschwerpunkt Römische Archäologie und Maritime Antike (FoRuM) gibt die gleichnamige mobile Ausstellung:

  • Forschung: „Binnenwasserstrassen und maritime Ökonomie“, „Seehandel in einer ‚globalen Welt‘“, „Falschmünzer in Trier“, „Ein römisches Industrierevier in der Südeifel“, „Römische Ziegeltempel aus Trier“, „Kaiservillen im Trierer Land“ und „Rom ist dort, wo der Kaiser ist“.
  • Wissenstransfer: „Antike Realität mobil erleben“
  • Nachwuchs: „Antike Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Trier“.

Was geschah vor 4000 Jahren am Ural?

Ural Konopljanka 2 Ausgrabung 2018 DSC 2126
Ural Konopljanka 2 Ausgrabung 2018 DSC 2126

Archäologen der Universitäten Frankfurt und Mainz erforschen gemeinsam mit russischen Wissenschaftlern bronzezeitliche Prozesse in der Steppe zwischen Europa und Asien – 600.000 Euro für zunächst zwei Jahre von der DFG

FRANKFURT. Archäologen der Goethe-Universität um Prof. Rüdiger Krause werden wieder im Ural forschen. Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und russischen Kollegen wollen sie herausfinden, was im 2. Jahrtausend vor Christus zu großen Veränderungen in der Lebensweise geführt haben könnte. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zunächst bis Ende 2020 mit 600.000 Euro gefördert. Die Forschungen knüpfen an ein früheres Projekt an, das von 2009 bis 2014 stattfand.

Ziel ist es, demographische Prozesse und Siedlungsstrukturen der Übergangszeit von der Bronze- zur Eisenzeit rekonstruieren zu können, die so genannte Post-Sintaschta-Petrovka-Periode. Bisherige Funde haben gezeigt, dass der südliche Trans-Ural an der Trennlinie zwischen Europa und Asien am nördlichen Rand der Eurasischen Steppe eine einzigartige Kulturlandschaft darstellt. Herausragende Denkmäler der Bronze- und Eisenzeit wie Grabhügel („Kurgane“) und Siedlungen zeigen, dass sich hier ein Zentrum wirtschaftlicher Entwicklung und soziokultureller Prozesse befand, die bereits im dritten Jahrtausend vor Christus einsetzten. Nach dem Niedergang der befestigten Siedlungen veränderte sich die Wohnstruktur, es entstanden „offene“ Siedlungen mit Reihenhausbauten ohne Befestigungsanlagen. Russische Forschungen datieren diese Siedlungen in die Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr., also in die späte Bronzezeit.

In der von 2009 bis 2014 andauernden Forschungsphase hat sich Professor Rüdiger Krause vor allem den befestigten Siedlungen der Sintaschta-Petrovka-Phase gewidmet. Diese Kultur zeichnete sich durch frühe Streitwagen aus, durch intensiven Kupferbergbau und eine hoch entwickelte Bronzeherstellung. Nun rücken verschiedene andere archäologische Stätten der Bronze- und Eisenzeit in der Mikroregion des Flusses Yandyrka-Akmulla und am oberen Karagaily-Ayat in den Fokus. Wie haben sich die Siedlungsstrukturen verändert? Wie wurde die Landschaft als ökonomische Basis für Tierhaltung genutzt? Und wie haben sich die Bestattungsformen gewandelt? Die demographischen Prozesse, die alldem zugrunde liegen, sollen im Lauf des interdisziplinären Projekts erforscht werden. Dabei kommen Methoden der Palaeogenetik zum Tragen, aber auch archäologische Ausgrabungen, geophysikalische Prospektionen und die Interpretation der materiellen Kultur und die Archäobotanik.

Ural Neplujevka Grab 6 Kurgan Grabung 2016
Ural Neplujevka Grab 6 Kurgan Grabung 2016

Wer waren die Menschen, die den damaligen Wandel von einer sesshaften Lebensform zum Nomadismus vollzogen haben? Woher stammten sie und wie sind sie in den Ural gekommen? Auf der Suche nach Antworten werden Archäologie und Palaeogenetik eng zusammenarbeiten. Ein Ziel der Kollaboration ist es, mit modernsten Genomanalysen populationsgenetische Analysen durchzuführen.

Das Team von Professor Joachim Burger an der Universität Mainz ist auf die Analyse von Genomen aus archäologischen Skeletten spezialisiert. In diesem Projekt werden die Mainzer Palaeogenetiker der Frage nachgehen, inwiefern genetische Einflüsse aus Europa oder der zentralasiatischen Steppe einhergehen mit dem kulturellen Wandel, der im Transural zu beobachten ist. Waren es Fremde, die den Wandel einleiteten? Oder haben hier regionale kulturelle Entwicklungen stattgefunden? Wie hat sich die Bevölkerungsstruktur und Demographie über die Jahrtausende verändert? Um Antworten zu finden, werden die Mainzer Forscher die Genome aus den archäologischen Fundstellen des Projekts hochauflösend sequenzieren und sie mit eigens entwickelten statistischen Methoden analysieren, um möglichst viele Details über die Menschen der Bronze- und Eisenzeit herauszufinden.

Information: Prof. Dr. Rüdiger Krause, Institut für Archäologische Wissenschaften, Vor- und Frühgeschichte, Campus Westend, Norbert-Wollheim-Platz 1, Telefon +49(0)69 798-32120; https://www.uni-frankfurt.de/61564916/LOEWE-Schwerpunkt

Prof. Dr. Joachim Burger, AG Palaeogenetik, Institut für Oragnismische und Molekulare Evolutionsbiologie (iomE), Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Anselm Franz von Bentzel Weg 7, 55128 Mainz, Telefon +49 (0)6131 39-20981; http://palaeogenetics-mainz.de

Univ.-Prof. Dr. Alexandra Busch ist neue Generaldirektorin des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM)

Mit einer Feierstunde, zu der das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur sowie das RGZM gemeinsam eingeladen hatten, wurde am 3. November 2018 im Museum für Antike Schiffahrt  Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch offiziell die Leitung des Leibniz-Forschungsinstituts und - museums für Archäologie übertragen. Bild (v.l.n.r.): Univ.-Prof. Dr.-Ing. Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Wissenschaftsminister Prof. Dr. Konrad Wolf, Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch, frisch gekürte Generaldirektorin des RGZM, Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg Universität Mainz sowie Marianne Grosse, Kultur- und Baudezernentin der Landeshauptstadt Mainz. © Foto: Diether v. Goddenthow
Mit einer Feierstunde, zu der das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur sowie das RGZM gemeinsam eingeladen hatten, wurde am 3. November 2018 im Museum für Antike Schiffahrt Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch offiziell die Leitung des Leibniz-Forschungsinstituts und – museums für Archäologie übertragen. Bild (v.l.n.r.): Univ.-Prof. Dr.-Ing. Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Wissenschaftsminister Prof. Dr. Konrad Wolf, Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch, frisch gekürte Generaldirektorin des RGZM, Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg Universität Mainz sowie Marianne Grosse, Kultur- und Baudezernentin der Landeshauptstadt Mainz. © Foto: Diether v. Goddenthow

Mainz. Im  Anschluss an den bunten Familiennachmittag  im Museum für Antike Schiffahrt  wurde gestern Abend im Rahmen einer Feierstunde Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch in Beisein zahlreicher prominenter Gäste und Grußwort-Redner offiziell die Leitung des Leibniz-Forschungsinstituts und – museums für Archäologie übertragen. Schon seit 2014 setzt  sie sich als Forschungsdirektorin am RGZM dafür ein, dass 1852 gegründete Haus mit neuen Formaten in Forschung und Vermittlung voran zu bringen.

Begrüßt hatte die gut 250 Gäste Prof. Dr. Markus Egg, Direktor für Werkstätten und Labore sowie Leiter des Kompetenzbereichs Vorgeschichte.  Bei seinem anschließenden Grußwort zeigte sich Wissenschaftsminister Prof. Dr. Konrad Wolf hocherfreut, mit Frau Busch eine kompetente Wissenschaftlerin gewonnen zu haben, „die zugleich aus ihrer bisherigen Tätigkeit als Direktorin am RGZM über detaillierte Kenntnisse dieses einzigartigen Forschungsmuseums verfügt. Frau Busch übernimmt mit der Leitung des zweitgrößten archäologischen Forschungsinstituts in Deutschland zugleich die verantwortungsvolle Aufgabe, das Institut auf den Umzug in das neue Hauptgebäude vorzubereiten und damit eine neue Ära in der langen Geschichte des RGZM einzuleiten. Das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur wird das Institut weiterhin mit aller Kraft auf diesem Wege begleiten und unterstützen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit.“

Auch Kulturdezernentin Marianne Grosse, Universitätspräsident Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch und Leibniz-Präsident Univ.-Prof. Dr.-Ing. Matthias Kleiner freuten sich in anschließenden Grußworten über die gute  Wahl von Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch zur neuen Generaldirektorin und sagten ihr weiterhin eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zu. Sie wünschten der ersten Frau in der Ahnenreihe der bisherigen Generaldirektoren in der 166-jährigen Geschichte des RGZM die Balance zwischen „Herz und Härte“ und das „Quäntchen Glück, das ein jeder brauche, der so ein verantwortungsvolles, großes Amt“ übernehme.

Impression aus dem Museum für Antike Schiffahrt bei der Feierstunde anlässlich der Amtsübergabe an Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch. © Foto: Diether v. Goddenthow
Impression aus dem Museum für Antike Schiffahrt bei der Feierstunde anlässlich der Amtsübergabe an Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch.. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die in Neuss gebürtige Wissenschaftlerin,   die, von den schönen Bildern  der Lektüre von „Götter, Gräber und Gelehrte“ von C.W. Ceram inspiriert, bereits als Fünfjährige ihr Faible für die Archäologie entdeckte,  dankte den zahlreichen Grußwort-Rednern für ihre herzlichen Worte , ihren Eltern für ihre jahrelange Geduld und Unterstützung und insbesondere ihren bisherigen Wegbegleitern und Kollegen, ohne die sie es nicht bis hierin geschafft hätte:„Der heutige Tag ist für mich der wichtigste Tag in meiner bisherigen beruflichen Laufbahn. Ich freue mich darauf, ein für die Archäologie so wichtiges Haus zu übernehmen und gemeinsam mit meinen kompetenten Kolleginnen und Kollegen die uns bevorstehenden vielfältigen Herausforderungen zu meistern“, sagte die neue Generaldirektorin, die sich schon vorher maßgeblich an der strategischen Neuausrichtung des RGZM beteiligt hatte. Eine der größten momentanen Herausforderung sei der Einzug in den Neubau bis 2020, mit Einrichtung der Werkstätten, des Forschungsbereichs und dem Aufbau der neuen Dauerausstellung: „Mit den großzügigen neuen Flächen für Dauer- und Sonderausstellungen sowie Räumlichkeiten für Bildung und Vermittlung bietet der Neubau dem RGZM die einmalige Chance, sein neues Gesamtkonzept einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und sich damit national wie auch international neu zu positionieren.“ Der Neubau bedeute für sie aber nicht nur einen Quantensprung für die museale Präsentation am Mainzer Standort, sondern auch für die Forschung und die Forschungsinfrastruktur: „Wir erhalten dringend nötige Räumlichkeiten für Forschung, Lehre und die Umsetzung von Drittmittelprojekten, Raum für insgesamt 80 Leseplätze in unserer Bibliothek, die als eine der umfangreichsten Spezialbibliotheken für die archäologischen Wissenschaften und ihre Nachbardisziplinen nun auch zum internationalen Studienzentrum weiterentwickelt werden kann. Hinzu kommen Tagungsräume für den wissenschaftlichen Austausch und Veranstaltungen mit der Öffentlichkeit, zeitgemäß ausgestattete Labore und Werkstätten für Restaurierung und Konservierung sowie naturwissenschaftliche Archäologie und nicht zuletzt klimatisierte Magazine für unsere Sammlungen und Archive und deren Studium“, so die neue Generaldirektorin.

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Zur Person

Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch, Generaldirektorin des RGZM. © Foto: Diether v. Goddenthow
Univ.-Prof.
Dr. Alexandra W. Busch, Generaldirektorin des RGZM. © Foto: Diether v. Goddenthow

Alexandra W. Busch studierte Archäologie der römischen Provinzen, Alte Geschichte sowie Ur- und Frühgeschichte an der Goethe-Universität in Frankfurt und der Universität zu Köln, wo sie 2004 promovierte. Bevor sie 2014 ans RGZM kam, leitete sie die Fotothek der größten Auslandsabteilung des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom. Zuvor arbeitete sie zunächst als Volontärin, dann als wissenschaftliche Referentin am LVR Archäologischen Park Xanten an der Konzeption und Realisierung des LVR-Römermuseums. Neben langjährigen Feldforschungen in Italien leitet Busch derzeit ein interdisziplinäres Forschungsprojekt der Leibniz-Förderlinie Kooperative Exzellenz, das Forschungsinstitute aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet miteinander vernetzt und danach fragt, was Menschen widerstandsfähig macht. Sie ist außerdem maßgeblich an einem 2017 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bewilligten Projekt beteiligt, in dessen Rahmen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des RGZM und des i3mainz der Hochschule Mainz mit der 3D-Digitalisierung und automatisierten Analyse einer Objektgattung aus den Sammlungen des RGZM befasst.

(RGZM)

Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz feiert Richtfest für das neue Archäologische Zentrum

Richtfest  für den Neubau  des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie, Neutorstraße 2. © atelier-goddenthow Foto: Heike v. Goddenthow
Richtfest am 17. August 2018 für den Neubau des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie, Neutorstraße 2. Im gesamten rechten Flügel soll auf 3000 qm über drei Etagen die ständige Ausstellung des Archäologischen Zentrums untergebracht werden.   © atelier-goddenthow Foto: Heike v. Goddenthow

Am 17. August 2018 feierten die Mitarbeiter des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM) gemeinsam mit den Bauleuten und zahlreichen Gästen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft 15 Monate nach der Grundsteinlegung das Richtfest für den Rohbau des Archäologischen Zentrums in der Neutorstraße.

Der Standort am südlichen Stadteingang liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum RGZM-Museum für Antike Schifffahrt und nahe des Ausgrabungsortes des Römischen Theaters, wo sich auch die gleichnamige Regional- und S-Bahnstation befindet. Rund 51,4 Millionen Euro investieren das Land Rheinland- Pfalz, die Landeshauptstadt Mainz und der Bund in dieses moderne Zentrum für archäologische Spitzenforschung und Öffentlichkeit mit großzügigen Ausstellungsbereichen.

vli.) Die Grußwortredner/innen: Michael Ebling, Mainzer, Oberbürgermeister, Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Vize-Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft, Dr. Alexandra Busch, Direktorin am RGZM, Prof. Dr. Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, (dahinter), Holger Basten, Geschäftsführer des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetrauung (LBB) und Doris Ahnen, Finanz- und Bauministerin mit Richtkranz. © Foto: Diether v. Goddenthow
vli.) Die Grußwortredner/innen: Michael Ebling, Mainzer, Oberbürgermeister, Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Vize-Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft, Dr. Alexandra Busch, Direktorin am RGZM, Prof. Dr. Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, (dahinter), Holger Basten, Geschäftsführer des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetrauung (LBB) und Doris Ahnen, Finanz- und Bauministerin mit Richtkranz. © Foto: Diether v. Goddenthow

Bei seiner Begrüßung sagte der Geschäftsführer des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetrauung (LBB) Holger Basten, dass „seit der Grundsteinlegung im Mai 2017 große Herausforderungen, insbesondere bei der Gründung des Gebäudes, der Umverlegung von Leitungen und der archäologischen Begleitung gemeistert“ wurden. Der heute gerichtete Rohbau gäbe „nicht nur einen Eindruck von der Kubatur des Bauwerks, sondern ist auch von hoher konstruktiver Qualität. Daher geht ein besonderes Dankeschön des Landesbetriebs LBB an alle unsere Projektpartner.“

Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen betonte in ihrer Rede beim Richtfest die Bedeutung des RGZM: „Das Römisch-Germanische Zentralmuseum genießt hohes Ansehen. Der entstehende Neubau trägt diesem guten Ruf Rechnung und schafft einen repräsentativen Ort für zukünftige Forschungen und Ausstellungen. Das neue RGZM wird für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger, für unsere Landeshauptstadt Mainz, für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und für das Land Rheinland-Pfalz eine Bereicherung sein.“

Der in Stahlbeton-Bauweise errichtete viergeschossige Rohbau imponiert mit einer Länge von 95 Metern entlang der Rheinstraße. In dem zur Neutorstraße hin rechtwinklig angesetzten Ausstellungsflügel wird künftig das RGZM auf drei Etagen und 3000 Quadratmetern seine völlig neu konzipierte Dauerausstellung präsentieren.

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Die vorgehängte Ziegelfassade orientiert sich am antiken römischen Mauerbild mit seinen schmalen, aufgrund der Herstellungsweise etwas rauen Ziegeln und den im Verhältnis dazu breiten Fugen. Das ist auch eine Referenz an das Forschungsfeld Wirtschaft und Technik des RGZM.

Der Rotton wird auf die Fassade des benachbarten Museums für Antike Schiffahrt, das ebenfalls zum RGZM gehört, sowie die ehemalige Neutorschule abgestimmt. Sie soll in ihrem ursprünglichen Rotton wieder hergerichtet werden. Beide Gebäude begrenzen den künftigen „Archäologischen Platz“, dessen Gestaltung die Fußwegeverbindungen in die Altstadt, das Neubaugebiet Am Winterhafen und in die Oberstadt berücksichtigt. Unter den mächtigen Platanen vor der Neutorschule wird es einen ruhigeren Bereich geben, der zum Verweilen einlädt.

© Visualisierung RGZM
Lichtdurchflutet und großzügig wird der Empfang im Eingangsbereich des Archäologischen Zentrum werden mit einer zentralen Treppe, über die Besucher unter anderem in den Lesebereich der großen Fach-Bibliothek und  in die Ausstellungsbereiche gelangen können © Visualisierung RGZM

Voraussichtlich in zwei Jahren kann das Römisch-Germanische Zentral-Museum sein bisheriges Domizil im Kurfürstlichen Schloss Mainz sowie einen Ergänzungsbau aus den 1970er-Jahren verlassen und in den Neubaukomplex einziehen, was für sich genommen nochmals eine Herkulesaufgabe bedeutet, da jedes der 220 000 Objekte gereinigt, dokumentiert, verpackt, transportiert und seinem neuem (Archiv-/Ausstellungs-)Ort zugewiesen werden muss. Jedes der 220 000 Objekte in der Sammlung des RGZM müsse einzeln angefasst werden, „von der kleinsten Scherbe bis zum tonnenschweren Artefakt“, was zusätzlicher Mitarbeiter und Mittel bedürfe, sagte Professor Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur. Der Minister betonte, dass die Errichtung des Neubaus nicht nur ein technischer Vorgang sei, „sondern dem Römisch- Germanischen Zentralmuseum als Forschungsinstitut neue Perspektiven“ eröffne. „Genauso wichtig ist jedoch, dass er zu einer neuen Wahrnehmung der Vermittlungsarbeit des Museums in der Öffentlichkeit weit über den Standort Mainz hinaus führen wird. Der Neubau stärkt Rheinland-Pfalz als Forschungsstandort und als Ort der Wissensvermittlung.“, so der Wissenschaftsminister.

Rohbau-Impression  künftiger Restaurierungswerkstätten und Labore im EG. Die Decken werden später mit Kranträgern ausgestattet, um auch schwere Objekte bewegen zu können. Daneben liegen Fotolabore und Vortragsräume. © Foto: Diether v. Goddenthow
Rohbau-Impression künftiger Restaurierungswerkstätten und Labore im EG. Die Decken werden später mit Kranträgern ausgestattet, um auch schwere Objekte bewegen zu können. Daneben liegen Fotolabore und Vortragsräume. © Foto: Diether v. Goddenthow

„Als eines der acht Leibniz-Forschungsmuseen wird das Römisch-Germanische Zentralmuseum nicht nur Schaufenster seiner archäologischen Forschung sein. Es ist vielmehr bestrebt, Menschen unterschiedlicher Herkunft, Bildung und unterschiedlichen Alters zu erreichen und den Dialog mit der Gesellschaft zu suchen“, sagte Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Vize-Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft. „Zu sehen, wie das neue RGZM nun konkrete Formen annimmt und damit den nötigen Raum für exzellente Wissenschaft und Wissensvermittlung schafft, ist wunderbar. Ich bin sehr gespannt auf die Realisierung des zukunftsweisenden Gesamtkonzepts des RGZM, das Forschung und Wissenstransfer verbindet.“

Dr. Alexandra Busch, Direktorin am RGZM und Prof. Dr. Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur während des Rundgangs durch den Rohbau des Archäologischen Zentrums. © Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Alexandra Busch, Direktorin am RGZM und Prof. Dr. Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur während des Rundgangs durch den Rohbau des Archäologischen Zentrums. © Foto: Diether v. Goddenthow

Dr. Alexandra Busch, Direktorin am RGZM, betonte: „Der Neubau bedeutet einen Quantensprung für unser Haus und dies gleich in zweierlei Hinsicht: Einerseits werden mit großzügigen Räumlichkeiten für unsere Forschungsbibliothek, Tagungsräumen sowie zeitgemäß ausgestatteten Laboren und Werkstätten für Restaurierung und Konservierung archäologischer Objekte optimale Bedingungen für die Forschung und die internationale Positionierung des RGZM geschaffen. Gleichzeitig bietet der Neubau völlig neue Möglichkeiten für den musealen Wissenstransfer des RGZM in Mainz. Hier werden wir den Besucherinnen und Besuchern Erfahrungsräume anbieten, die es ihnen ermöglichen, kulturelles Erbe und die daraus abgeleiteten Forschungen als Zugang zur Reflexion gesellschaftlicher Dynamiken und als Ressource für ihr Leben in der Gegenwart zu begreifen“.

Dort, wo jetzt noch der Baukran sein Fundament hat, wird ein neuer Super-Computertomograph für radiologisch-bildgebende Analyse-Verfahren aufgestellt werden. Der 1,2 Mio Euro teure Koloss  wiegt  mit seiner Beton-Bodenplatte 15 Tonnen, und könne nur dorthin, da  anderswo der Boden nachgebe, so Prof. Dr. Markus Egg, Direktor für Werkstätten und Labore. Bild: Blick  aus dem besonders gesicherten Sonderausstellungsbereich auf das Noch-Kranfundament. © Foto: Diether v. Goddenthow
Dort, wo jetzt noch der Baukran sein Fundament hat, wird ein neuer Super-Computertomograph für radiologisch-bildgebende Analyse-Verfahren aufgestellt werden. Der 1,2 Mio Euro teure Koloss wiegt mit seiner Beton-Bodenplatte 15 Tonnen, und könne nur dorthin, da anderswo der Boden nachgebe, so Prof. Dr. Markus Egg, Direktor für Werkstätten und Labore. Bild: Blick aus dem besonders gesicherten Sonderausstellungsbereich auf das Noch-Kranfundament. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die gesamte Baugrube erhielt gegen Nachrutschen und als Schutz gegen das hoch anstehende Grundwasser einen Verbau aus dicht gesetzten Bohrpfählen. Im Schutz des Verbaus legten Archäologen der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) 15 Monate lang Festungsmauern aus verschiedenen Epochen der Stadtgeschichte frei und dokumentierten sie für die Forschung. Zu den besonderen baulichen Herausforderungen gehört es, dass unterhalb des Ausstellungsflügels die Versorgungsleitungen der Altstadt (Wasser, Gas, Strom, Kommunikation) verlaufen. Diese mussten vor dem Ausheben der Baugrube zunächst in zwei Trassen gebündelt werden. Die Bohrpfähle zur Gründung des Ausstellungsflügels wurden dann in unmittelbarer Nähe zu den Leitungstrassen eingebracht.

Der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz, Michael Ebling, sagte: „Das Römisch- Germanische-Zentralmuseum leuchtet weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Wir können in Mainz stolz darauf sein, Heimstatt eines solchen Museums zu sein, denn mit dem neuen Haus präsentiert sich Mainz einmal mehr als einer der bedeutendsten Standorte für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Rhein-Main.“

Trotz Baustellen-Atmosphäre schon gut erkennbar ist der neue Archäologische Platz, der links begrenzt wird durch die ehemalige Neutorschule (nicht im Bild). Der von alten Platanen dominierte Platz wird einer der größten seiner Art in Mainz werden und ist orientiert  an den Wegeverbindungen in die Altstadt, das Neubaugebiet Winterhafen und in die Oberstadt. Foto: Heike v. Goddenthow
Trotz Baustellen-Atmosphäre schon gut erkennbar ist der neue Archäologische Platz, der links begrenzt wird durch die ehemalige Neutorschule (nicht im Bild). Der von alten Platanen dominierte Platz wird einer der größten seiner Art in Mainz werden und ist orientiert an den Wegeverbindungen in die Altstadt, das Neubaugebiet Winterhafen und in die Oberstadt. Foto: Heike v. Goddenthow

Bereits am Rohbau klar erkennbar ist der auf den künftigen „Archäologischen Platz“ ausgerichtete Haupteingangsbereich mit dem dahinter liegenden Foyer. Insgesamt steht künftig eine Nutzfläche von fast 10.000 Quadratmetern für moderne Forschungslabore und Restaurierungswerkstätten, die wissenschaftliche Bibliothek, die Sammlungen, die wissenschaftlichen Arbeitsbereiche und den wissenschaftlichen Austausch wie auch für die Publikumsbereiche mit neuer Dauerausstellung auf 3000 Quadratmetern über drei Etagen und Raum für Sonderschauen, mit Bistro und Museumsshop zur Verfügung.

Rohbau-Impression der Ausstellungsfläche in der zweiten Etagen für die Ständige Ausstellung. Foto: Heike v. Goddenthow
Rohbau-Impression der Ausstellungsfläche in der zweiten Etagen für die Ständige Ausstellung. Foto: Heike v. Goddenthow

Der Neubau erhält großzügige Fensterflächen, die Einblicke in die Ausstellung gewähren und die optische Verbindung zwischen Innen- und Außenraum herstellen.

 

Hinter den Werkstatt-Kulissen des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz

Stephan Patscher M.A., Archäologe und Archäologischer Restaurator, Kunsthistoriker und Goldschmied, sowie Lehrbeauftragter für präventive Konservierung des Studiengangs Archäologische Restaurierung an der Johann-Gutenberg-Universität Mainz, erläutert die radiologischen Untersuchungsmethoden am RGZM anhand des  Beispiels eines im Gips-Block bewahrten Schädelfundes mit Scheibenfibel , Bronzedraht und Silberohrring aus einem frühmittelalterlichen Gräberfeldes des 6. /7. Jahrhunderts nahe Mannheim im Auftrag des Reiss EngelhornMuseums. Foto: Diether v. Goddenthow
Stephan Patscher M.A., Archäologe und Archäologischer Restaurator, Kunsthistoriker und Goldschmied, sowie Lehrbeauftragter für präventive Konservierung des Studiengangs Archäologische Restaurierung an der Johann-Gutenberg-Universität Mainz, erläutert die radiologischen Untersuchungsmethoden am RGZM anhand des Beispiels eines im Gips-Block bewahrten Schädelfundes mit Scheibenfibel , Bronzedraht und Silberohrring aus einem frühmittelalterlichen Gräberfeldes des 6. /7. Jahrhunderts nahe Mannheim im Auftrag des Reiss EngelhornMuseums. Foto: Diether v. Goddenthow

„Ein bisschen ‚TerraX‘ live“, schwärmt eine Besucherin, noch ganz hingerissen von den Infos zu Tutanchamuns Goldblechen, dem byzantinischen Goldschatz aus Preslav und vielem mehr, bei ihrer Tour durch die Restaurierungswerkstätten und Laboratorien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz am Tage der offenen Werkstätten vom 18. bis 19. November 2017. Alle zwei Jahre öffnet das RGZM, eines der weltweit bedeutendsten Leibniz-Forschungsinstitute für Archäologie, dazu seine Pforten. Interessenten aller Altersgruppen können dann den Restauratoren und Wissenschaftlern bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen, sich umfassend über aktuelle Projekte, neue Entwicklungen und Vorhaben informieren und die Demonstrationen von Arbeitstechniken und herstellungstechnischen Experimenten live mitverfolgen.

Milena Temelkova-Gringorova, Studierende des Dualen Bachelor-Studiengangs Archäologischer Restaurator in der Kermanik-Konservierungswerkstatt beim Schicht-für-Schicht-Freilegen eines Fundblocks.  Foto: Diether v. Goddenthow
Milena Temelkova-Gringorova, Studierende des Dualen Bachelor-Studiengangs Archäologischer Restaurator in der Kermanik-Konservierungswerkstatt beim Schicht-für-Schicht-Freilegen eines Fundblocks. Foto: Diether v. Goddenthow

Im Mittelpunkt der Präsentationen stehen dieses Mal die Eisen- und Buntmetallrestaurierung, Edelmetall, Glas, Keramik, Abformung und Kolorierung sowie die Nassholzkonservierung. Zudem werden die zeichnerische, digitale und fotografische Dokumentation sowie die Archäometrie-Laboratorien und das Studium »Archäologische Restaurierung« (europaweit einziger dualer Bachelor-Studiengang) vorgestellt.

Das Kurfürstliches Schloss dient zur Zeit als Zwischendepot und Packstation des Umzugs 2020.  Foto: Diether v. Goddenthow
Das Kurfürstliches Schloss dient zur Zeit als Zwischendepot und Packstation des Umzugs 2020. Foto: Diether v. Goddenthow

Darüber hinaus gewährt die Museumspädagogik einen „Blick hinter die Umzugsaktivitäten“ im Kurfürstlichen Schloss, den Ort, an dem die zahlreichen Sammlungen des RGZM zwischengelagert und für den Umzug ins 2021 neu zu eröffnende Archäologische Zentrum in der Neutorstrasse neben dem Museum für Antike Schiffahrt archivfertig vorbereitet werden.

Der Werkstätten-Parcours im Detail

Archäometrie – Abteilung zerstörungsfreier Materialanalysen

Prof. Dr. Markus Egg. Direktor für Werkstätten und Labore sowie Leiter des Kompetenzbereichs Vorgeschichte.  Foto: Diether v. Goddenthow
Prof. Dr. Markus Egg. Direktor für Werkstätten und Labore sowie Leiter des Kompetenzbereichs Vorgeschichte. Foto: Diether v. Goddenthow

„Der Clou, den wir hier eigentlich haben, ist, dass Archäologen und Restauratoren ganz eng zusammenarbeiten. Das ist ein nicht zu trennendes Geflecht“, erläutert Professor Dr. Markus Egg, Direktor für Werkstätten und Labore sowie Leiter des Kompetenzbereichs Vorgeschichte bei einem Presserundgang „den wirklich optimalen Austausch im RGZM von Restauratoren, Geologen, Biologen und Archäometern“, wodurch es möglich sei, die archäologischen Objekte nicht nur zu erhalten, sondern darüber hinaus „auf ihren Informationsgehalt hin zu hinterfragen, möglichst zerstörungsfrei“, so Markus Egg. Um beispielsweise etwas über die Materialbeschaffenheit und ihre Herkunft zu erfahren, erstellt das mit der Uni-Mainz in Personalunion genutzte stationäre Röntgenfluoreszenz-Messgerät der hauseigenen Archäometrie-Abteilung exakte Analysen. Das zu untersuchende Objekt werde in eine Kammer hineingegeben. Es werde ein Röntgenstrahl durch das Objekt gejagt. Die Brechung, die für jedes Material unterschiedlich ist, wird gemessen und auf dem Bildschirm entsprechend angezeigt. So ließen sich – zerstörungsfrei – bis in tiefere Schichten hinein Materialien messen. Neben Metallen würden auch Steineinlagen und andere Materialen analysiert. Die Analyse ergebe gewissermaßen fast so etwas wie einen chemischen Fingerabdruck, erklärt der Werkstätten-Direktor.

Phylacterium aus dem 12. Jh. zur Aufbewahrung einer kleinen Reliquie wie beispielsweise einem Fingerknöchelchen eines Heiligen. Foto: Diether v. Goddenthow
Phylacterium aus dem 12. Jh. zur Aufbewahrung einer kleinen Reliquie wie beispielsweise einem Fingerknöchelchen eines Heiligen. Foto: Diether v. Goddenthow

Zurzeit befände sich  im Röntgenfluoreszenz-Spektrometer ein aus dem letzten Drittel des 12. Jahrhunderts stammender Vierpassanhänger, ein sogenanntes Phylacterium, ein Behälter für eine Reliquie wie beispielsweise ein Fingerknöchelchen eines Heiligen, erklärt Prof. Egg. Der wertvolle Anhänger wurde im Oktober 2008 in der Mainzer Altstadt im „Jüngeren Dalberger Hof“ ausgegraben und könne mit der Röntgenfluoreszenz-Methode zerstörungsfrei genau auf Materialbeschaffenheit und Inhalte hin bestimmt werden.

Die  fragilen Goldbleche  Tutanchamuns

Fragment eines von zirka 100 Goldblechen des Tutanchamun im Ägyptischen Museum in Kairo.
Fragment eines von zirka 100 Goldblechen des Tutanchamun im Ägyptischen Museum in Kairo.

Mit Hilfe der modernen Archäometrie lassen sich heutzutage Erkenntnisse gewinnen, die früher so und vor allem so schonend nicht möglich waren, wie etwa die erneute Untersuchung der „Goldbleche des Tutanchamun zur kulturellen Kommunikation zwischen Ägypten und Vorderasien“. Seit Mai 2013 haben die Experten aus dem RGZM in Kooperation mit dem Deutschen Archäologischen Institut, dem Institut für Kulturen des Alten Orients der Uni Tübingen und dem Ägyptischen Museum Kairo fast 200 Objekte aus dem Grab des Tutanchamon neu untersucht „Im Mittelpunkt des Projektes“, so Prof. Markus Egg, tags zuvor aus Kairo von der Vernissage der Ausstellung » Tutankhamun‘s Unseen Treasures: The Golden Appliqués« im Ägyptischen Museum zurückgekehrt, „stehen die archäologische, technologische und archäometrische Analyse sowie die vergleichende ikonographisch-kunstgeschichtliche Aufarbeitung der zirka 100 figürlich dekorierten Goldblechbeschläge“. Diese stammten größtenteils von einem Streitwagen. Ziel sei es, die Objektgruppe erstmals archäologisch zu verstehen, in ihren Objekt- und Sachzusammenhängen zu rekonstruieren und in den Kontext ägyptischer Streitwagen und Waffenausstattungen einzuordnen, so Professor Markus Egg.

Natürlich seien zahlreiche Teile zerbrochen gewesen, und „an den Goldflächen gab’s durchaus einiges zu machen, weil sie eben in sehr, sehr fragilen Zustand sind und zum Teil geklebt, mit Kleber-, Stoff- und Lederresten behaftet waren, und mit 0,035 Millimeter hauchdünn, fast eine Folie waren“, erläuterte Dr. Florian Ströbele, Archäologe und Archäometrie-Experte im RGZM.

Pharaonen-Dolch  aus Himmeleisen

30 Zentimeter misst Tutanchamus Dolch aus Meteorit-Eisen.
30 Zentimeter misst Tutanchamus Dolch aus Meteorit-Eisen.

Dr. Florian Ströbele führte die Floureszenz-Analysen der Metallbeigaben aus dem Pharaonen-Grab durch. Sie lagern im Ägyptischen Museum Kairo und dürfen das Land nicht verlassen. Quasi als „Nebenprodukt“ des Tutanchamun-Projektes stießen die Mainzer Archäologen auf weitere sensationelle Metall-Funde: auf eine kleine Nackenstütze aus dem innersten Sarg des Pharaos, auf einen Armreif und auf den wohl ältesten, noch so vollkommen erhaltenen Eisendolch der Menschheit, der bislang bekannt ist.

Die Sensation: Die Gegenstände waren aus Meteoriteisen, aus Metall, welches aus einem Meteoriten, und nicht von der Erde stammt. Die Ägypter waren sich durchaus bewusst, dass dieses Eisen vom Himmel kommt. Das war einfach ein göttliches Material, das wertvollste in dieser Zeit. Tutanchamun trug  einen Dolch aus Himmelseisen. Obgleich schon länger vermutet wurde, dass der Dolch aus  Meteroriteisen sei, konnten  erst Dr. Ströbele und sein RGZM-Team  2016 mit der Röntgen-Fluoreszenzmethode den exakten wissenschaftlichen Nachweis führen.

Dr. Florian Ströbele wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kompetenzbereich »Naturwissenschaftliche Archäologie« und Archäometrie-Experte demonstriert eine mobile Röntgenfluoreszenz-Anlage. Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Florian Ströbele
wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kompetenzbereich »Naturwissenschaftliche Archäologie« und Archäometrie-Experte demonstriert eine mobile Röntgenfluoreszenz-Anlage. Foto: Diether v. Goddenthow

Es sei „sehr viel Zähneschlottern dabei gewesen, die schon lange bestehende Vermutung, dass es sich um Meteorobjekte handelt, dann durch die entsprechenden Zahlen auf dem Gerät bestätigt zu sehen“, erinnert sich Dr. Ströbele. Der Dolch enthalte einen Nickelgehalt von 12,8 Prozent. Dieser hohe Nickelgehalt sei typisch für Meteorit-Eisen. Dies käme auf der Erde nicht vor. Als man den Dolch fand, steckte er in einer goldenen Scheide und konnte problemlos herausgezogen werden. Bei einem gewöhnlichen  Eisendolch „wäre nichts mehr zum Rausziehen gewesen“, da dieser einfach zu sehr korrodiert wäre. Tutanchamuns Dolch war hingegen, als man ihn fand, nach über 3000 Jahren fast noch blitzeblank, völlig funktionstüchtig und scharf ausgeschliffen, erklärt der Wissenschaftler. Ein zweiter Dolch, den Carter 1922 bei der Entdeckung des Grabes von Tutanchamun (18. Dynastie, † 1324/1323 v. Chr.) fand, sei aus reinem Gold gewesen und steckte ebenfalls  in einer goldenen Scheide.

Mit mobiler Röntgen-Fluoreszenz-Anlage dem „Schrott“ aus der Vergangenheit auf der Spur 

Möglich wurden die Röntgenfluoreszenz-Analysen vor Ort im Ägyptischen Museum durch den Einsatz einer mobilen Röntgenfluoreszenz-Anlage. Die funktioniere genau nach dem gleichen Prinzip wie die große stationäre Anlage. „Die Maschine hat eben den Vorteil, dass ich sie mitnehmen kann. Und wenn sie nicht die Möglichkeit haben, Objektproben oder Bodenproben hierher auszuleihen, dann müssen sie einfach die Maschine zum Objekt bringen“, unterstreicht Dr. Ströbele die Vorteile der Mobil-Anlage.

Mit der "Röntgenpistole" können Materialien selbst im offenen Feld analysiert werden. Foto: Diether v. Goddenthow
Mit der „Röntgenpistole“ können Materialien selbst im offenen Feld analysiert werden. Foto: Diether v. Goddenthow

Der Kern der mobilen Röntgenfluoreszenz-Anlage besteht aus einer Art „Röntgenpistole“. Damit können Röntgenstrahlen auf Fund-Objekte abgegeben und die dabei erzeugten materialabhängig unterschiedlichen Lichtbrechungen ermittelt und an einen PC-Rechner übermittelt, ausgewertet und über einen Bildschirm dargestellt werden. Dem Gerät sei es völlig egal, was analysiert werden solle. Es mache genau das, wofür es programmiert sei. Diese Geräte seien entwickelt worden, um Schrott zu analysieren. um auf dem Schrottplatz und im Schrotthandel ganz schnell zu klassifizieren: das ist beispielsweise „Stahl 2 Va, rostfrei“. Man erziele hierdurch im Schrotthandel deutlich höhere Preise. Mit einer Anlage könne man innerhalb eines Tages bis zu 1000 Metallteile analysieren.

Das RGZM müsse sich, so Prof. Markus Egg, immer ein bisschen nach solchen Erfindungen umschauen, „die wir dann auch für unsere Zwecke verwenden können“.

Bildgebende Verfahren für zerstörungsfeie Fund(block)untersuchung –  Ab 2020 neuer Super-Computertomograph

Mindestens so unverzichtbar wie die Archäometrie  zur Durchführung „zerstörungsfreier“ Fund-Untersuchungen   sind radiologisch-bildgebende Analyse-Verfahren wie  CTs. Die Archäologen neigten heutzutage zunehmend dazu, so Professor Egg, auf den Grabungen nicht mehr alles freizulegen, sondern möglichst im Block zu bergen und in den Werkstätten das dann fertig „auszugraben“. Das spare enorm viel Zeit und habe den Vorteil, statt bei Wind und Wetter, geschützt in der Werkstatt viel präziser und sauberer die Arbeit zu Ende bringen zu können.

Stephan Patscher M.A., Archäologe und Archäologischer Restaurator, zeigt, wie die CT-Aufnahmen zu deuten sind.  Foto: Diether v. Goddenthow
Stephan Patscher M.A., Archäologe und Archäologischer Restaurator, zeigt, wie die CT-Aufnahmen zu deuten sind. Foto: Diether v. Goddenthow

Leiter der Röntgenabteilung am RGZM ist Stephan Patscher M.A., Archäologe und Archäologischer Restaurator, Kunsthistoriker und Goldschmied, sowie Lehrbeauftragter für präventive Konservierung des Studiengangs Archäologische Restaurierung an der Johann-Gutenberg-Universität Mainz. Mit Hilfe eines Computer-Tomographen untersucht er zurzeit im Auftrag des Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museums einen im Gips-Block bewahrten Schädelfund mit Scheibenfibel , Bronzedraht und Silberohrring aus einem frühmittelalterlichen Gräberfeldes des 6. /7. Jahrhunderts. Die dort im heutigen Mannheimer Ortsteil Seckenheim, Gemarkung Hermsheimer Bosfeld, bestattete Dame gehörte vermutlich einst zur oberen alemannischen Mittelschicht freier Bauern. Auf dem Bildschirm sind Schädel, Scheibenfibel und die anderen Utensilien präzise dreidimensional abgebildet. „Hier sehen Sie die Fibel, aber Sie sehen auch, wenn man hier mit einem Pinsel drübergehen würde bei einer Freigrabung im Feld, da wäre die Hälfte der Fibel schon weggepinselt“, erörtert Stephan Patscher an diesem  Beispiel den großen Vorteil von zerstörungsfreien CT-Untersuchungen archäologischer Funde.

Sehr schön sind die im Gips-Block bewahrten Schädelfunde mit Scheibenfibel, Bronzedraht und Silberohrring zu sehen, die  aus einem frühmittelalterlichen Gräberfeldes des 6. /7. Jahrhunderts nahe Mannheims stammen, erläutert Stephan Patscher M.A. Foto: Diether v. Goddenthow
Sehr schön sind die im Gips-Block bewahrten Schädelfunde mit Scheibenfibel, Bronzedraht und Silberohrring zu sehen, die aus einem frühmittelalterlichen Gräberfeldes des 6. /7. Jahrhunderts nahe Mannheims stammen, erläutert Stephan Patscher M.A. Foto: Diether v. Goddenthow

Die CT-Aufnahme des Mannheimer „Gipsblocks“ erfolgte auf dem hochmodernen Mikrofokus Röntgensystem – phoenix v|tome|x L 450, welches das RGZM ab 2020 in seinem neuen Domizil, im Archäologischen Zentrum neben dem Römerschiff-Museum, erhalten wird. Damit sind wir auch künftig „State of the Art“, erklärt Stephan Patscher M.A. 1,2 Millionen Euro wird der moderne Computer-Tomograph für industrielle und wissenschaftliche Zwecke kosten. Er sei inzwischen finanziert, beauftragt und bestellt, bestätigt Professor Egg. Der Super-Tomograph wiege mit seiner Beton-Bodenplatte 15 Tonnen, und würde dort aufgestellt, wo jetzt der große Baukran auf der Baustelle steht. An allen anderen Stellen würde der Boden nachgeben.

Erforschung und Restaurierung des byzantinischen Schatzfundes

Heidrun Hochgesand, Goldeschmiede-Restauratorin und Matthias Heinzel Restaurator und Leiter der Werkstatt für Edelmetallrestaurierung geben spannende Einblicke in die Edelmetallkonservierung und in die unterschiedlichen Goldschmiedetechniken von der Antike bis in die Neuzeit. Foto: Diether v. Goddenthow
Heidrun Hochgesand, Goldschmiede-Restauratorin und Matthias Heinzel, Restaurator und Leiter der Werkstatt für Edelmetallrestaurierung, geben spannende Einblicke in die Edelmetallkonservierung und in die unterschiedlichen Goldschmiedetechniken von der Antike bis in die Neuzeit. Foto: Diether v. Goddenthow

Spannende Einblicke in die Edelmetallkonservierung und in die unterschiedlichen Goldschmiedetechniken von der Antike bis in die Neuzeit sowie in die Herstellung galvanoplastischer Kopien, unter anderem am Beispiel des Tassilokelches aus Kremsmünster (786 n. Chr) geben Heidrun Hochgesand, Goldeschmiede-Restauratorin und Lehrbeauftragte des Studiengangs Archäologische Restaurierung der JGU-Mainz sowie Matthias Heinzel Restaurator und Leiter der Werkstatt für Edelmetallrestaurierung und Goldschmiede sowie ebenfalls Lehrbeauftragter des Studiengangs Archäologische Restaurierung der JGU-Mainz.

Colliers aus dem byzantinischen Goldschatzes von Preslav  971 n. Chr. Foto: Diether v. Goddenthow
Ein Collier aus dem byzantinischen Goldschatz von Preslav 971 n. Chr. Foto: Diether v. Goddenthow

Das absolute Highlight  ist  der byzantinische Goldschatz von Preslav, ein byzantinischer Goldschmuck, der in Preslav, einstmals Hauptstadt des Bulgarenreiches, entdeckt wurde. Sehr wahrscheinlich sei er 971 n. Chr. bei der Zerstörung von Preslav durch den byzantinischen Kaiser Johannes I. Tzimiskes (969 – 976) von seinen Besitzern versteckt worden. Erst in den 1978er Jahren sei der insgesamt 180 goldene, vergoldete und silberne Objekte umfassende Schatz beim Pflügen angerissen, auf dem Feld verteilt und dabei wiederentdeckt worden. Die bulgarischen Archäologen hätten die über den Acker verstreuten Einzelteile damals nach der Schneeschmelze geborgen und zusammengeführt. Normalerweise wird der Goldschatz von Preslav , der jetzt als Leihgabe im RGZM zu Forschungsuntersuchungen zur Archäologie, Geschichte und Bedeutung gelangte, im Nationalen Geschichts- und Archäologiemuseum „Veliki Preslav“ aufbewahrt. Nach Abschluss der Untersuchungen und seiner „Runderneuerung“ soll der Goldschatz von Preslav im Pariser Louvre in seinem neuen Glanz präsentiert werden.

Wertvolle Emaille-Arbeit zeigt eine Taube - Detail aus dem Collier des Goldschatzes von Preslav. Foto: Diether v. Goddenthow
Wertvolle Emaille-Arbeit, inmitten abgebildet wahrscheinlich eine Taube – Detail aus dem Collier des Goldschatzes von Preslav. Foto: Diether v. Goddenthow

Man wolle herausfinden, so Professor Egg, was das für Steine und Gold sei und mit welchen Herstellungstechniken gearbeitet wurde. Der Schatzfund sei der bedeutendste byzantinische Schmuckfund, der nicht nur archäologisch ergraben wurde, sondern auch aufgrund historischer Umstände sicher datiert werden kann, und somit eine Datierungsgrundlage für verwandte Denkmäler liefere. Es handele sich bei den goldenen und emaillierten Schmuckstücken und Insignien um die einzigen materiellen Zeugnisse kaiserlicher Repräsentation von Goldschmiedearbeiten in Byzanz.

Edelmetallrestaurierung und Goldschmiede

Teilweise seien alte Verkrustungen, Kalk- und Erdreste und noch Dreck von der Ausgrabung an den Schmuckstücken dran. Bei manchen Teilen, so Restaurator Matthias Heinzel, klebten noch, abformungsbedingt, Reste von Plastilin und Silicon. Dies müsse alle sorgfältig entfernt werden. Mitunter seien manche Schmucksegmente falsch zusammengesetzt worden, die der Restaurator wieder in die richtige Position zusammenbringen müsse. Vor allem wolle das RGZM auch die Herstellungstechnik herauszufinden,  wie etwa die Perlen, Edelsteine, die Fuchsschwanzketten mit Scharnieren, die Steineinfassungen und das Emaille verarbeitet wurden und welche Materialien tatsächlich zum Einsatz kamen.

Matthias Heinzel, Restaurator und Leiter der Werkstatt für Edelmetallrestaurierung und Goldschmiede sowie Lehrbeauftragter des Studiengangs Archäologische Restaurierung der Johannes Gutenberg Universität-Mainz, ist mit der Reinigung und Restaurierung des   Goldschatzes von Preslav betraut. Foto: Diether v. Goddenthow
Matthias Heinzel, Restaurator und Leiter der Werkstatt für Edelmetallrestaurierung und Goldschmiede sowie Lehrbeauftragter des Studiengangs Archäologische Restaurierung der Johannes Gutenberg Universität-Mainz, ist mit der Reinigung und Restaurierung des
Goldschatzes von Preslav betraut. Foto: Diether v. Goddenthow

Zur chemischen Analyse habe das RGZM extra eine Chemikerin aus Paris für ein Jahr in das interdisziplinäre Forscherteam nach Mainz geholt. Sie untersuche das Gold, das Email, und vor allem die Steine. Beispielsweise haben sich die hellen Steine, die bislang für Bergkristalle oder Ametysten gehalten wurden, nach der chemischen Analyse als Flussspat entpuppt. Mit Hilfe der Röntgenflureszenzanalyse konnte die mit 93 Prozent hohe Qualität der Goldlegierung bestimmt werden. Die Steine der Ohrringe „sind alles wirklich Smaragde, bei den Anhängern waren dann Rubine und ein Granat dabei“, erklärt der Restaurator. Insbesondere würde das Emaille ganz ausführlich untersucht, „weil aus der byzantinischen Zeit nicht so viel bekannt ist“, so Matthias Heinzel. Das absolut Besondere bei dem Schatz sei, dass er wirklich auf das Jahr 971 datiert werden und als Referenz für andere ähnliche Funde dienen könne. Es seien auch zeitlich ganz eng eingrenzbare Silbermünzen beim Schatz gefunden worden, so dass er wirklich als byzantinisch einzuordnen sei. „Und wir versuchen da, soviel wie möglich Input rauszubekommen“, freut sich Matthias Heinzel, seinen Beitrag bei der Restaurierung dieses Highlights  leisten zu können.

Hallstattzeitliche Grabfunde – Highlight: Der Kultwagen von Strettweg

Die Toten werden mit Dingen ausgestattet, die man für wichtig erachtete: Bronzegefäße, Waffen, Pferdegeschirrteile u.ä. Das sind die Statussymbole dieser Zeit. Die Toten werden sozusagen inszeniert, was sie waren. Der Tote dieses Grabes aus Strettweg 6. Jh. v. Chr. war wohl ein mächtiger Krieger. Denn er ist ein Mensch, der Pferde, damals das schnellste Fortbewegungsmittel, besitzt, und der damit umgehen kann, erläutert Professor Markus Egg die Bedeutung des im Schaukasten befindlichen Grabfundkomplexes. Foto: Diether v. Goddenthow
Die Toten werden mit Dingen ausgestattet, die man für wichtig erachtete: Bronzegefäße, Waffen, Pferdegeschirrteile u.ä. Das sind die Statussymbole dieser Zeit. Die Toten werden sozusagen inszeniert, was sie waren. Der Tote dieses Grabes aus Strettweg 6. Jh. v. Chr. war wohl ein mächtiger Krieger. Denn er ist ein Mensch, der Pferde, damals das schnellste Fortbewegungsmittel, besitzt, und der damit umgehen kann, erläutert Professor Markus Egg die Bedeutung des im Schaukasten befindlichen Grabfundkomplexes. Foto: Diether v. Goddenthow

In der Metallwerkstatt 3 haben Besucher die Möglichkeit, sich zu informieren über die Bearbeitung einer Blockbergung und über wertvolle Grabbeigaben wie Lanzenspitzen, Schwerter, Bronzegefäße und ein Pferdegeschirr aus dem Fundkomplex eines hallstattzeitlichen Grabes aus Strettweg (6. Jh. v. Chr.) Österreich.

Die Kopie des Kultuwagens von Strettweg besteht aus 75 Einzelteilen, die in der Bachelorarbeit von Carina J. "Vermessung des Kultwagens von Strettweg mittels 3D-Scanning" FH Mainz digitalisiert wurde. Eine Studentin demonstriert das Ergebnis am Bildschirm. Foto: Diether v. Goddenthow
Die Kopie des Kultuwagens von Strettweg besteht aus 75 Einzelteilen, die in der Bachelorarbeit von Carina J. „Vermessung des Kultwagens von Strettweg mittels 3D-Scanning“ FH Mainz digitalisiert wurde. Eine Studentin demonstriert das Ergebnis am Bildschirm. Foto: Diether v. Goddenthow

Aus selbigem Gräberfeld stammt auch ein bereits 1852 in einem Fürstengrab der Hallstattkultur in Strettweg bei Judenburg in Österreich entdecktes berühmtes einmaliges Fund-Stück: Der bronzene Kultwagen von Strettweg (7. Jh. v. Chr,)! Die Versicherungssumme des Kultwagen von Strettweg betrug 15 Millionen, als er zu Forschungszwecken ins RGZM entliehen wurde. In den Werkstätten wurde der Wagen  erforscht, restauriert, wissenschaftlich gezeichnet und kopiert.

Digitalisiert: Der Kultwagen von Strettwig.Foto: Diether v. Goddenthow
Digitalisiert: Der Kultwagen von Strettweg.Foto: Diether v. Goddenthow

Im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit „Vermessung des Kultwagens von Strettweg mittels 3D-Scanning“ an der Fachhochschule Mainz (Nov. 2010 – Jan. 2011)  digitalisierte  Carina J. nun den Kultwagen  anhand der im RGZM befindlichen Kopie.  Das war eine recht komplizierte Arbeit, galt es doch, visuelle Überschneidungen  der einzelnen bronzenen Kult-Figuren und Wagenverstrebungen beim Laser-Scan zu vermeiden. Daher wurde die Kopie  in ihre 75 Einzelteile zerlegt, jedes Einzelteil separat gescannt, und anschließend digital  zu einem Gesamtbild des Kultwagens wieder zusammengerechnet. Dabei entstand eine beeindruckende digitale Ansicht des Wagens von Strettweg, jedoch ohne die feinen Strukturen und kleinen Unebenheiten, wie sie eine exakt wissenschaftliche Zeichnung leisten kann. Dafür kann nunmehr der Kultwagen am Bildschirm in alle gewünschten Positionen gedreht, und aus allen  unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden.

Wissenschafliches Zeichnen

Michael Ober M.A. Leiter des Arbeitsbereichs Grafik weiß: Die maßgenaue Erfassung der restaurierten archäologischen Objekte sei überaus wichtig für die Interpretation. Sie gewährleistet die Zugänglichkeit archäologischer Informationen weltweit. Foto: Diether v. Goddenthow
Michael Ober M.A. Leiter des Arbeitsbereichs Grafik weiß: Die maßgenaue Erfassung der restaurierten archäologischen Objekte sei überaus wichtig für die Interpretation. Sie gewährleistet die Zugänglichkeit archäologischer Informationen weltweit. Foto: Diether v. Goddenthow

Auch im Zeitalter moderner Technologien bildet die manuelle wissenschaftliche Zeichnung die Grundlage der Dokumentation archäologischer Objekte, erklärt Michael Ober M.A., Leiter des Arbeitsbereichs Grafik. Die maßgenaue Erfassung der hier restaurierten archäologischen Objekte sei überaus wichtig für die Interpretation, und gewährleistet die Zugänglichkeit archäologischer Informationen weltweit. Denn die standardisierte Zeichensprache gelte weltweit gleichermaßen. Beispielsweise käme der Lichteinfall stets von links oben und die Fundstücke seien durch die Wiedergabe einer bestimmten Oberflächenstruktur für Bronze, Eisen, Bein, Holz usw. gekennzeichnet. Ein großer Vorteil wissenschaftlicher Zeichnungen sei nicht nur die Messgenauigkeit, die jedem Archäologen ermöglicht, die vom publizierten Objekt benötigten Maße und Detailmaße abzunehmen. Vielmehr hebe die wissenschaftliche Objektzeichnung all die Details hervor, die in der Fotografie nicht ersichtlich, zu schwach oder auch verzerrt abgebildet sind.

Metallkonservierung

Eine Studentin des Bachelor-Studiengangs Archäologischer Restaurator demonstriert die Phasen der Behandlung frühgeschichtlicher Lederfunde. Foto: Diether v. Goddenthow
Eine Studentin des Bachelor-Studiengangs Archäologischer Restaurator demonstriert die Phasen der Behandlung frühgeschichtlicher Lederfunde. Foto: Diether v. Goddenthow

In der  Metall-Konservierungs-Werkstatt erläutern Restauratoren die Bearbeitung eines picenischen Fundkomplexes aus 7./6. Jh. v. Chr. aus Numana in Italien sowie die Behandlung diverser frühgeschichtlicher Lederobjekte und anderer Fundkomplexe. Im Kern geht es darum, den Verfallsprozess von Metallen und anderen Materialien zu stoppen, die Objekte zu stabilisieren und haltbar zu machen.

 

Nassholzkonservierung

Einen besonderen Werkstattkomplex bildet die Nassholzkonservierung, die nicht im RGZM selbst, sondern  im Museum für Antike Schiffahrt beheimatet ist. Doch zum Tag der offenen Werkstätten hat Restaurator Markus Wittköpper interessante Exponate der Nassholzkonservierung aus dem Museum für Antike Schiffahrt  ins RGZM mitgebracht, darunter: Eine keltischzeitliche Radnabe (200 v. Chr.) aus Bad Nauheim, wikingerzeitliche Holzfunde aus dem Oesbergfund in Schweden (8. – 9. Jh.) und 40 000 Jahre alte Holzspitzen aus Slowenien.

Das ist nicht Markus Wittköppers typische Dienstkleidung, aber bei Mainzer Fastnacht gelten auch im RGZM mitunter andere Regeln. Der Restaurator aus dem Museum für Antike Schiffahrt erläutert die Prozesse der Nassholzkonservierung. Foto: Diether v. Goddenthow
Das ist nicht Markus Wittköppers typische Dienstkleidung, aber während der Mainzer Fastnacht gelten auch im RGZM mitunter andere Regeln. Der Restaurator aus dem Museum für Antike Schiffahrt erläutert die Prozesse der Nassholzkonservierung. Foto: Diether v. Goddenthow

Diese Hölzer konnten die Zeiten nur  überdauern und erhalten bleiben, da sie in extrem sauerstoffarmem Milieu lagen. Solange solche Holzfunde nass gehalten und Wasser den Verlust an Holzmasse ausgleicht, bleiben die Objekte formstabil, erläutert der Restaurator. Zur Konservierung von Nasshölzern, wie dies beispielsweise auch bei den Mainzer Römerschiff-Funden durchgeführt wurde,  kommen am RGZM unterschiedliche Konservierungsverfahren zum Einsatz. Bei einem Verfahren werden beispielsweise   zur Stabilisierung die wassergesättigten Hölzer in 25prozentige Tränkbäder eingelegt. Dabei diffundieren Melaminharzmoleküle in die Holzzellen und ersetzen das Wasser im Nassholz. Nach vollständiger Durchtränkung, so Markus Wittköpper, werden die Hölzer entnommen, in Folie eingepackt und das Harz bei 60 Grad im Wärmeschrank ausgehärtet. Danach erfolgt eine langsame, kontrollierte Trocknung, die bei sehr großen Objekten (z.B. bei großen Fundteilen eines Römerschiffs) mehrere Jahre dauern kann. Dieses Verfahren führe zu hoher Formstabilität und bildet holzanatomische Details und Bearbeitungsspuren genau ab, so der Restaurator.

Keramikwerkstatt

Milena Temelkova-Gringorova, Studierende des Dualen Bachelor-Studiengangs Archäologischer Restaurator in der Kermanik-Konservierungswerkstatt beim Schicht-für-Schicht-Freilegen eines Fundblocks.  Foto: Diether v. Goddenthow
Milena Temelkova-Gringorova, Studierende des Dualen Bachelor-Studiengangs Archäologischer Restaurator in der Kermanik-Konservierungswerkstatt beim Schicht-für-Schicht-Freilegen eines Fundblocks. Foto: Diether v. Goddenthow

„Keramikkonservierung“ steht auf dem Schildchen an der nächsten offenen Tür. Durchgeführt werden hier unter anderem  „Werkstatt-Ausgrabungen“. Auf dem Feld im Block geborgene und mit Gipsbinden und Lehm gesicherte  Funde werden ganz vorsichtig freigelegt.  In Arbeit befindet sich gerade ein im ganzen Erdblock geborgener, radiologisch bereits durchleuchteter Grabfund mit Keramik-Urnen und teilweise reichen Metallbeigaben vom eisenzeitlichen Urnengräberfeld in Wörgl/Tirol. Ebene für Ebene werden der Fund-Klumpen freigelegt, die Arbeitssituationen Schicht für Schicht dokumentiert und der Block nach und nach ausgeräumt.

Mit dem Wunsch nach Fund-Kopien etablierte sich der Beruf des Restaurators

Prof. Dr. Markus Egg bei der Präsentation des 3D-Scanners. Foto: Diether v. Goddenthow
Prof. Dr. Markus Egg bei der Präsentation des 3D-Scanners. Foto: Diether v. Goddenthow

Wenig bekannt  ist, dass eines der ursprünglichen Ziele der ersten Restauratoren war, Fund-Kopien und Replikate herzustellen. „Und wenn Sie ein Objekt kopieren wollen, wird das Objekt natürlich einem gewissen Stress ausgesetzt. Und deshalb hat man die Objekte gereinigt und stabilisiert, und daraus sind schließlich die heutigen  Restaurierungswerkstätten entstanden“, erläuterte Prof. Markus Egg die historische Entwicklung von dem anfänglichen Wunsch nach Fundkopien bis zur Etablierung moderner  Restaurierungs-Werkstätten.
Restaurierung heute bedeutet, archäologisches Kulturgut wissenschaftlich zu erschließen, zu erhalten und zu pflegen, wozu die Restauratorinnen und Restauratoren im Team mit Archäologen, Archäometern, Konservatoren usw. zusammenarbeiten und alle erforderlichen restauratorischen und und konservatorischen Maßnahmen durchführen, um beschädigte, entstellte oder fragmentierte Objekte ohne Zerstörung historisch bedeutender Substanz in allen relevanten Dimensionen zu erschließen.  Sie bestimmen Schadensbilder und treffen Vorkehrungen, um schädliche Veränderungen an Objekten zu verhindern und aufzuhalten. Sie erstellen Objektkopien zu wissenschaftlichen Zwecken, für Aus- und Weiterbildung, zur Präsentation und Ausstellung, um Rückformungen anfertigen und/oder auch um bestimmte Objekte verstreuter Fundensembles wieder zusammenführen zu können

Manche archäologischen Objekte und Artefakte können nur noch durch rechtzeitiges Abformen mit Kunststoffen wie Silicon, Latex, Kautschuk, Gips und ähnlichen Stoffen der  Nachwelt erhalten bleiben. Aus den Abformungsnegativen können,  wenn diese nicht selbst als Form taugen,  neue Gussformen zur Herstellung von Kopien gegossen oder neue Ur-Modelle als Muster für (manuelle und CAD-gestützte) Nachbildungen hergestellt werden.

Ein3D-Scanner vermisst den wertvollen einmaligen Krug. Die Messdaten werden mit entsprechender Software für den 3D-Print weiterverarbeitet.  Foto: Diether v. Goddenthow
Ein 3D-Scanner vermisst per Laser den wertvollen antiken Krug.  Foto: Diether v. Goddenthow

Am RGZM kommen ganz unterschiedliche Abform-Techniken bis hin zu 3D-Scans zum Einsatz, mit Möglichkeiten zur berührungslosen Erstellung von virtuellen Modellen und Kopien per 3D-Fräsung und/oder 3D-Prints als Ergänzung zu den etablierten Verfahren.

Kolorierung von Kopien

Ulrike Lehnert, Restauratorin, Kolorierwerkstatt und Lehrbeauftragte des Studiengangs Archäologische Restaurierung der JGU-Mainz, lässt die Besucher raten: Welcher Helm ist das Original und welcher die Kopie? Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Ulrike Lehnert, Restauratorin, Kolorierwerkstatt, und Lehrbeauftragte des Studiengangs Archäologische Restaurierung der JGU-Mainz, lässt die Besucher raten: „Welcher Helm ist das Original und welcher die Kopie?“ Foto: Diether v. Goddenthow

Ob Nachbildungen original koloriert oder verblasste Objekte farblich überarbeitet werden müssen – alles, was mit Farbreinigung, Farbgebung und Vergoldungen zu tun hat, geschieht im RGZM in der Kolorierungswerkstatt. Ein besonders anschauliches Beispiel professioneller wissenschaftlicher Kolorierung ist die Kopie des Helmes von Dolina (9. Jh. v. Chr.) aus dem Gräberfeld von Dolina Glavicice/ Kroatien: Neben das Original gestellt, ist die kolorierte Kunstharzkopie für Laien nicht vom Original zu unterscheiden.

Glaswerkstatt

Inga Vollmer B.A., Stellvertretende Leiterin der Restaurierungswerkstatt für archäologisches Glas, restauriert  „Kölner Gläser“ (1.- 4. Jh.), die bereits vor 50 Jahren bearbeitet wurden. Rechts im Bild hat sie einen typischen Restaurierungsablauf bei verscherbtem Glas präsentiert. Die Klebe-Pistole kommt aus der Dentaltechnik, eignet sich aber bestens für die Einbringung von Kleber und Ergänzungsharz. Foto: Diether v. Goddenthow
Inga Vollmer B.A., Stellvertretende Leiterin der Restaurierungswerkstatt für archäologisches Glas, restauriert „Kölner Gläser“ (1.- 4. Jh.), die bereits vor 50 Jahren bearbeitet wurden. Rechts im Bild hat sie einen typischen Restaurierungsablauf bei verscherbtem Glas präsentiert. Die Klebe-Pistole kommt aus der Dentaltechnik, eignet sich aber bestens für die Einbringung von Kleber und Ergänzungsharz. Foto: Diether v. Goddenthow

„Glaswerkstatt“ sei die hohe Schule des Restaurierens. Denn Glas, so Prof. Markus Egg, sei ein Material, das keine Fehler erlaube, durchsichtig und zudem extrem zerbrechlich sei. Restauratorin Inga Vollmer arbeitet zumeist an mehreren Objekten gleichzeitig, unter anderem ist sie zurzeit mit Alt-Restaurierungen eines „Diatretglases“ aus Bulgarien (3./4. Jh.) und von „Kölner Gläsern“ (1.- 4. Jh.) aus dem Römisch-Germanischen Museum in Köln beschäftigt.

Am römischen"Einhenkelkrug" sind noch die Omega-Klammern angebracht. Sie werden nach der Klebung entfernt. Anschließen wird die Glaslücke unten links mit beschriebener RGZM-Ergänzungs-Methode verschlossen. Foto: Diether v. Goddenthow
Am römischen“Einhenkelkrug“ sind noch die Omega-Klammern angebracht. Sie werden nach der Klebung entfernt. Anschließen wird die Glaslücke unten links mit beschriebener RGZM-Ergänzungs-Methode verschlossen. Foto: Diether v. Goddenthow

Besonders interessant ist die in den 1990er Jahren von einem RGZM-Kollegen entwickelte Glas-Ergänzungsmethode (Schließung von Glaslücken) von zerscherbtem Glas. Hierzu werden zunächst die losen Fragmente mit Klebestreifen aneinandergefügt, dann mit kleinen Omega-förmigen Messinghäkchen provisorisch zusammengehalten. Nachdem die Klebestreifen wieder entfernt werden, erfolgt eine Infiltrationsklebung mit Kunstharz. Nach Aushärtung des Klebers werden die Metall-Omega-Klammern und kleinste Klebereste entfernt sowie das Glas versäubert. Um eine Glaslücke im fast wiederhergestellten Glas zu schließen, formt die Restauratorin zur Anfertigung einer Silikonform von innen und außen ein etwa gleich großes Stück an anderer Stelle im Glas ab. Die von innen und außen an der „Lochstelle“ des Glases zu einer Formmanschette fixierten Silikonteile erhalten über zwei dünne „Strohhalme“ einen Einfülltrichter und einen Entlüfter. So kann das eingefüllte Ergänzungsharz problemlos in der Form lückenfüllend von unten nach oben aufsteigen. Nach Aushärten kann die Silikonform entfernt werden. Diese Methode führt zu besten Ergebnissen. Die ersetzten Glasstücke sind nicht vom Originalmaterial zu unterscheiden, da „alle Informationen, die ich auf der Glasoberfläche habe, durch das Silikon übertragen werden, alle Kratzer, alle Dekorationen usw.“, erklärt die Restauratorin.

Fotowerkstatt

Impression aus der Fotowerkstatt. Foto: Diether v. Goddenthow
Impression aus der Fotowerkstatt. Foto: Diether v. Goddenthow

Fotografisch dokumentiert werden die Objekte sowie alle während der Restaurierung am Objekt gemachten Befunde in der Fotowerkstatt. Dabei handelt es sich um eine hochspezialisierte Querschnittsabteilung, welche die Restaurierung, Forschung und den Verlag mit dem Bildarchiv verbindet. Gemeinsam mit Restauratoren und Archäologen entstehen hier hochwertige wissenschaftliche Fotografien. Dazu ist die Fotowerkstatt ausgerüstet mit hochwertiger Kameratechnik und Software. Die werde für wissenschaftlich exakte Fotografie benötig. Denn das Hauptproblem sei, so René Müller, Fotograf im Arbeitsbereich Fotografie, „dass wir das abzufotografierende Objekt mit einer einzelnen Aufnahme nicht scharf bekommen“. Pro Objekt werden deshalb im Schnitt zwischen fünf und zehn Aufnahmen mit unterschiedlichen Schärfen gemacht, die zu einem Bild zusammengerechnet werden.

Der „Tassilokelch“, 786 n. Chr. steht am Tag der offenen Werkstätten noch einmal Modell.Foto: Diether v. Goddenthow
Der „Tassilokelch“, 786 n. Chr. steht am Tag der offenen Werkstätten noch einmal Modell.Foto: Diether v. Goddenthow

Seit 2010 werden die Fotoaufnahmen in einer Nachbereitung grafisch freigestellt. Der Verlag hat damit keine Arbeit mehr. Er kann über die Datenbank, die die Fotowerkstatt bestückt, das Fotomaterial, welches für Publikationen benötigt wird, herunterladen, erläutert René Müller. Die Schritte von der Objekt-Positionierung über die Ausleuchtung bis hin zum optimierten freigestellten Foto können die Besucher am Beispiel des „Tassilokelchs“ (786 n. Chr.) anschaulich nachvollziehen. Der einzigartig, reich verzierte Kelch stammt aus dem Benediktinerkloster Stift Kremsmünster in Oberösterreich und befindet sich seit April 2016 zu Forschungszwecken im RGZM.

Umzugsplanung

Katharina Lippe, Restauratorin, und Dr. Jörg Drauschke, Konservator für Frühgeschichte und Byzans, beantworten alle RGZM-Umzugsfragen und demonstrieren das  auf Barcodes beruhende künfigte Archivsystem. Hinten links sind die verschiedenen Typengrößen der verwendeten Spezial-Archivkartons anschaulich aufgebaut. Foto: Diether v. Goddenthow
Katharina Lippe, Restauratorin, und Dr. Jörg Drauschke, Konservator für Frühgeschichte und Byzans, beantworten alle RGZM-Umzugsfragen und demonstrieren das auf Barcodes beruhende künftige Archivsystem. Hinten links sind die verschiedenen Typengrößen der verwendeten Spezial-Archivkartons anschaulich aufgebaut. Foto: Diether v. Goddenthow

Entweder am Beginn oder als krönenden Abschluss des Werkstätten-Rundgangs können sich Besucher im Kurfürstlichen Schloss über den Stand des bevorstehenden RGZM-Umzugs ins Archäologische Zentrum in der Neutorstrasse, dem neuen Hauptsitz des RGZM, informieren. Die Räumlichkeiten des RGZM im Kurfürstlichen Schloss sind seit Mitte Juni 2017 für Ausstellungen geschlossen. Sie dienen seither als Zwischendepot für die umfangreiche Sammlung und als „Verpackstation“ für den Umzug. Katharina Lippe, Restauratorin, und Dr. Jörg Drauschke, Konservator für Frühgeschichte und Byzans, stehen  Rede und Antwort. Der Beginn des Umzugs sei für 2020 geplant.

Ein Umzug mit bis zu 165 Jahre alten Sammlungen und mit rund 200 000 Objekten insgesamt, mit der Bibliothek, den Werkstätten und der Verwaltung bedarf einer guten Planung und ist eine konservatorische wie logistische Herausforderung. Eigens hierfür hat das RGZM eine hausinterne Umzugsgruppe zusammengestellt, die aus Kuratoren, Restauratoren, Archivaren und Fachkräften für Arbeitssicherheit besteht. „Ein Punkt unserer Vorarbeiten ist, die Objekte der Sammlungen neu zu verpacken“, erläutert Dr. Jörg Drauscheke, nämlich einmal für den Transport an sich, aber insbesondere für die neue Einlagerung in den künftigen Depots. Jedes Objekt wird mit Barcode gekennzeichnet, ins Datenbank-System eingescannt und in einen emissionsfreien Archiv-Spezialkarton nach DIN-Norm verpackt. Jeder Archivkarton erhält ein Etikett auf dem das darin befindliche Objekt mit Foto abgebildet und Barcode versehen wird. Die Kartons werden so, wie sie hier im Schloss-Zwischendepot verpackt werden, im neuen Depot des Archäologischen Zentrums eingelagert, ohne dafür  gesondert nochmals ausgepackt werden zu müssen.

Die Spedition, die den Transport durchführen wird, erhält vom RGZM eine Gesamtliste und kann für jedes Depot die Barcodes der entsprechend dafür vorgesehenen Objektgruppen /Sammlungen im „Schloss“ anfordern. „Und wenn das Ganze dann dort im Depot des Neubaus in die Regale eingeräumt wird, wird jemand dort stehen mit dem Scanner in der Hand und jedes einzelne Objekt wieder einscannen“, erläutert Dr. Jörg Drauschke. So habe man die doppelte Kontrolle, nämlich zum einen, dass unterwegs nichts verlorengegangen ist. Und später wisse man genau: „Dieses Objekt XY‘ liegt in Depot 3, Regal 12, Regalboden 1, so dass wir das nachher auch in unserer internen Datenbank alles wiederfinden können“, erläutert der Konservator.

Das neue Archäologische Zentrum

2021 soll das neue Archäologische Zentrum mit einer 3000 Quadratmeter großen Dauerausstellung und ab da mit wechselnden Sonderausstellungen auf 500 Quadratmeter Fläche in der Neutorstrasse neben dem Museum für Antike Schiffahrt eröffnet werden. Foto  © RGZ
2021 soll das neue Archäologische Zentrum mit einer 3000 Quadratmeter großen Dauerausstellung und ab da mit wechselnden Sonderausstellungen auf 500 Quadratmeter Fläche in der Neutorstrasse neben dem Museum für Antike Schiffahrt eröffnet werden. Foto © RGZM

Die Gesamtfläche des neuen Archäologischen Zentrums wird mit seinen Forschungseinrichtungen, der umfangreichen Bibliothek, den Restaurierungswerkstätten und der neuen rund 3000 m² großen Dauerausstellung insgesamt rund 14 500 m² Nutzfläche einnehmen. Zum neuen Archäologischen Zentrum wird auch das Museum für Antike Schiffahrt des Römisch-Germanischen Zentralmuseums gehören. Zudem soll in einer zweiten Ausbaustufe die vorgeschichtlichen und römischen Sammlungen des Landesmuseums sowie Ausstellungsflächen der Landesarchäologie Mainz (Generaldirektion Kulturelles Erbe des Landes Rheinland-Pfalz) im Archäologischen Zentrum zusammengeführt werden.

In unmittelbarer Nachbarschaft des im Bau befindlichen Archäologischen Museums bilden bedeutende römische Denkmäler einen eindrucksvollen Rahmen: die Ruinen eines der größten römischen Bühnentheater seiner Art nördlich der Alpen (dies will die Stadt Mainz für zwei Millionen sanieren), und der Drususstein als Überrest des Kenotaphs des römischen kaiserlichen Feldherren und Prinzen Drusus.

Informationen zum Neubau

Europaweit einzigartig: Duales Studium zum Archäologischen Restaurator (B.A.)

Das Römisch-Germanische-Zentralmuseum ist die einzige Fachinstitution europaweit, die in Zusammenarbeit mit der Universität Mainz, Arbeitsbereich Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie, den Dualen Bachelor-Studiengang Archäologische Restaurierung anbietet.

Mehr Informationen zum Studiengang »Archäologische Restaurierung« (Bachelor of Art) hier.

(Diether v. Goddenthow / Rhein-Main.Eurokunst)

Tage der offenen Werkstätten im Römischer-Germanischen Zentralmuseum RGZM am 18. u. 19.11.2017

Restaurierung am RGZM Einblick in die Werkstatt der Edelmetallrestaurierung und Goldschmiede Foto: S.Steidl / RGZM
Restaurierung am RGZM Einblick in die Werkstatt der Edelmetallrestaurierung und Goldschmiede Foto: S.Steidl / RGZM

Am kommenden Wochenende 18./ 19. November 2017, jeweils von 10 bis 18 Uhr, öffnet das Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM) in Mainz seine Werkstätten für die Öffentlichkeit. Besucher haben an diesem „Tag der offenen Werkstätten“ Gelegenheit, den Restauratoren über die Schultern zu schauen, verschiedene Arbeitstechniken kennen zu lernen, herstellungstechnische Experimente zu erleben und Fragen zur archäologischen Restaurierung zu stellen.

Im Mittelpunkt  der Präsentation stehen Eisen- und Buntmetallrestaurierung, Edelmetall, Glas, Keramik, Abformung und Kolorierung sowie die Nassholzkonservierung. Zudem werden die zeichnerische, digitale und fotografische Dokumentation sowie die Archäometrie-Laboratorien und das Studium »Archäologische Restaurierung« (dualer Bachelor-Studiengang) vorgestellt.
Darüber hinaus gewährt die Museumspädagogik einen weiteren „Blick in die Umzugskulissen“ im Kurfürstlichen Schloss.

Die Veranstaltung findet statt am 18. und 19. November 2017, jeweils 10 bis 18.00 Uhr in den Werkstätten des RGZM (Gebäude neben dem Kurfürstlichen Schloss).

RGZM | Römisch-Germanisches Zentralmuseum
im Kurfürstlichen Schloss
Ernst-Ludwig-Platz 2
55116 Mainz
Eintritt frei!