Ob zarte Zeichnungen mit Bleistift oder Tusche, ob farbige Aquarelle, ausdrucksstarke Holzschnitte oder raffinierte Radierungen – das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) zeigt ab 10. September eine einzigartige Auswahl seiner Graphischen Sammlung mit Künstlerinnen und Künstlern von der Renaissance bis zur Gegenwart. Zu sehen sind Arbeiten etwa von Albrecht Dürer, Max Beckmann, Emil Orlik, Ludwig Lindenschmit d. Ä. oder Käthe Kollwitz.
„Wir wollen mit dieser Kabinett-Ausstellung die enorme Vielfalt der unterschiedlichen Techniken präsentieren. Und da wir die größte graphische Sammlung in Rheinland-Pfalz in unseren Beständen haben, ist die Auswahl und somit die Ausstellung dieses Mal von den persönlichen Vorlieben unserer Kuratorin Dr. Karoline Feulner geprägt – das verspricht also sehr spannend zu werden“, so die Direktorin des Landesmuseums Mainz, Dr. Birgit Heide.
Unter dem Titel „Curators Choice“ wird exemplarisch die besondere Faszination der graphischen Sammlung in ausgewählten Highlights ausgestellt. „Die Betrachter sollten sich in jedem Fall die Zeit nehmen, für all die herausragenden Details und auch, um die verschiedenen Schraffuren, die an- und abschwellenden Linien des Stiftes oder der Radiernadel sowie die feinen tonalen Abstufungen der Druckplatte auf den meist kleinen Formaten erfassen zu können“, ergänzt Dr. Karoline Feulner, Leiterin der Abteilung Gemälde und Skulpturen und kommissarische Leiterin der Graphischen Sammlung.
Gestern haben Innenminister Michael Ebling und Wissenschaftsminister Clemens Hoch gemeinsam mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe die bei Bauarbeiten auf dem Baugelände der TRON gGmbH entdeckten bemerkenswerten archäologischen Funde aus römischer Zeit vorgestellt. Das Baufeld liegt unmittelbar südlich eines ehemaligen römischen Legionslagers, eine sogenannte Canabae legionis-Bebauung. Dies beherbergte einst 12.000 Soldaten. Ebling erklärte, dass sich neben dem römischen Militärlager zudem eine zivile Siedlung befand, Die archäologischen Funde, die sich von Münzen und Fensterglasbruch, Tonscherben und Knochen bis hin zu Prägestempeln erstrecken, haben mittlerweile mehrere hundert Kisten gefüllt.
Darunter ist eine in nur 50 Zentimeter unter der Erdoberfläche entdeckte außergewöhnliche Grabinschriftenstele. Diese weist auf eine Grabkammer mit Gewölbedecke für Körperbestattung hin. Innenminister Michael Ebling betonte die Besonderheit dieser Bestattung mitten in der zivilen Siedlung, die sicherlich großes Interesse in der Fachwelt wecken wird.
Auch der Fund einer Sandsteinstatue aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. sei spektakulär. „Die Götterstatue zeigt einen Genius, einen persönlichen Schutzgeist, und wurde wohl in einer obergermanischen Bildhauerwerkstatt erschaffen. Der Genius-Kult war im militärischen Kontext wie auch beim römischen Kaiserhaus sehr verbreitet und inhaltlich facettenreich“, so Ebling. Dabei seien die stilistischen Parallelen der Statue zur bekannten Statue der römischen Göttin Salus aus der Mainzer Neustadt auffällig.
Wissenschaftsminister Clemens Hoch hob die historische Bedeutung des Standorts hervor, wo vor 2.000 Jahren die Spitzentechnologie der Römer zum Einsatz kam. Heute setzt Mainz mit wegweisender Forschung, insbesondere auf dem Gebiet der mRNA-Technologie, erneut internationale Maßstäbe. Der Neubau des TRON wird die Voraussetzungen schaffen, diese Spitzenstellung auch in Zukunft zu halten und die Forschung näher an die Patienten zu bringen. Darüber hinaus soll das Institut seine Expertise auf weitere Krankheitsbilder wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausweiten.
Das neue TRON-Forschungsgebäude entsteht in direkter Nachbarschaft zur Universitätsmedizin Mainz, was die enge Verbindung von Spitzenforschung und Spitzenmedizin weiter stärkt. Der Entwurf des sechsstöckigen, lichtdurchfluteten Gebäudes fügt sich harmonisch in die umgebenden Grünflächen und die denkmalgeschützte Fichtesiedlung ein. Bis Anfang 2027 soll der Neubau mit einer Nutzfläche von bis zu 10.800 Quadratmetern fertiggestellt sein und Platz für exzellente Forschung sowie rund 400 Mitarbeitende bieten, Durch die Grabungen dürfte sich der Termin nach gegenwärtiger Einschätzung um zwei Monate verschieben, wenn nicht noch mehr Funde als jetzt absehbar, noch entdeckt würden.
Archäologische Spurensicherung wie in einem Kriminalfall
Landesarchäologe Dr. Ulrich Himmelmann von der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) schilderte den großen zeitlichen Druck, unter dem die Mitarbeiter der GDKE auf dem Tron-Baufeld stünden. Sie arbeiteten in enger Kooperation mit den Mitarbeitern von Tron zusammen, damit sich der Bau nicht allzu sehr verzögere. Die GDKE wurde von Anbeginn an ganz regulär an dem Bauvorhaben beteiligt, so Himmelmann „Wir wussten auch, dass hier wichtige römische Befunde im Boden liegen.“ Natürlich sei so eine Baustelle nicht frei von Überraschungen, was bedeute, dass oftmals auch mehr sei, als man vermutet hätte“. Zudem seien auch die Anforderungen der Baustelle nicht immer so gradlinig, wie man sich das am Anfang vorgestellt hatte. Um dennoch möglichst im Zeitplan zu bleiben, habe man praktisch jede Woche ein Treffen mit den Tron-Mitarbeitern, um den Fortgang von Grabung und Bau immer wieder miteinander verzahnen und neu aneinander ausrichten zu können, um die Prioritäten neu setzen, und damit eigentlich die Verzögerung so gering wie möglich halten zu können, so Himmelmann.
„Wir bemühen uns im Moment gerade um die Spurensicherung wie in einem Kriminalfall, alles hier vor Ort so schnell wie möglich aufzunehmen“, so der Landesarchäologe der GDKE. Deswegen habe man auch „noch nicht alles zeitlich sortiert“. Die wissenschaftliche Auswertung erfolge später wenn „wir hier schon lange weg sind“, auch in Kooperation mit anderen Partnern, so Himmelmann. Da die GDKE sich momentan von den wissenschaftlich spannenden Fragen momentan völlig zurückhalte, und sich einfach nur darauf konzentriere, die Dinge zu bergen, Informationen aufzunehmen, zu dokumentieren und später erst zu sortieren, vereinfache die Situation vor Ort.
Römische Grabungsstätte inmitten einer Zivilsiedlung ist außergewöhnlich
Was man aber jetzt schon sagen könne, sei, so der Landesarchäologe, „dass die Ergebnisse extrem reichhaltig§ seien und „wir wirklich Überraschungen mit dabei haben“. Dazu gehörten eben auch die herausragenden Funde, etwa „diese Grabanlage mit der Stele so nah am Legionslager“. Das sei „etwas Herausragendes, womit sich die . Fachwelt beschäftigen müsse“, etwa mit der Frage:„Wer und warum wurde an so prominenter Stelle beerdigt. Das ist auch heute nicht üblich, und war auch in römischer Zeit nicht üblich mitten in Städten Menschen zu beerdigen. Das ist also wirklich etwas Außergewöhnliches und eben auch die spannende Spur, die sich hier aus dieser Statue entwickelt, die man sehr gut vergleichen kann mit der Salus-Statue.“, so Himmelmann.
500 Jahre Römisches Leben am Legionslager
Ganz deutlich sei die äußere Umwehrung des Legionslagers zu sehen. Im Militärlager waren einst zwei, später dann eine Legion stationiert. Auf der Baustelle befände man sich inmitten des zivilen Umfeldes des Legionslagers, wo man sich die Speicherbauten und Bauten für Logistik, die ein Legionslager brauchte, aber auch die Häuser privater Handwerker, Firmen usw. vorstellen müsse. Ohne solch eine unmittelbare zivile Infrastruktur hätte so eine große Militäreinrichtung gar nicht existieren können, erklärt Himmelman.
500 Jahre fand hier römisches Leben statt. Das bedeute, so Himmelman, dass es also nicht nur ein Bau, ein Straßennetz gab, sondern, „dass in der Zeit immer wieder alles umgebaut gebaut wurde, Parzellen zusammengelegt und Straßenverbindungen neu gemacht wurden, so dass wir praktisch aus all diesen Jahrhunderten Gebäude haben“, erklärte der Landesarchäologe die „Fund-Gemengelage“, durch die sich die Teams kämpfen müssten. Man kann an einer Seite des Baufeldes beispielsweise noch eine Steinmauer Speichergebäudes sehen, an anderer Stelle rund 30 Meter davor, werden zurzeit Pfosten einer Holzbebauung freigelegt, besser gesagt, die Abdrücke, die die inzwischen ja längst verrotteten und abgebauten Pfosten hinterließen. Die Holzbebauung sei viel älter als die Steingebäude. „Die waren nicht gleichzeitig dar. Somit haben wir da ganz viele Teile von Gebäuden, und wir wissen noch gar nicht, wie viele Gebäude das insgesamt sind“, so Himmelman.
Es dürfte also weiterhin noch spannend werden, wie sich die Fundsituation und damit die Baustelle in den nächsten Monaten entwickelt. „Wir versuchen das bestmöglich hinzubekommen, und trotzdem noch im Zeit –und Kostenrahmen zu bleiben. Das gelingt uns bis jetzt auch ganz gut, durch eine sehr hervorragende Zusammenarbeit mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe, mit den Archäologen, durch personelle Aufstockungen, die wir zusammen schon bewerkstelligen konnten“, ist Tron-Geschäftsführer Dr. Michael Ludorf dennoch ganz zuversichtlich, bis zum Dezember mit den Grabungen hier fertig zu sein. Übrigens können die Mitarbeiter, so Wissenschaftsminister Clemens Hoch durch die Einnahmen aus Impflizenzen bezahlt werden.
Innenminister Michael Ebling und Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide haben bei der gestrigen Pressekonferenz im bereits rückgebauten Interims-Plenarsaal der historischen Steinhalle erste Schritte zur Neugestaltung des Landesmuseums Mainz vorgestellt. Durch den Ausbau des in Teilen der Steinhalle zwischen 2016 –bis 2021 interimsmäßig für den rheinland-pfälzischen Landtag untergebrachten Plenarsaals bietet sich die geplante Neuerung des Landesmuseums Mainz jetzt besonders an.
Dabei sollen moderne Formate und eine noch weitere Öffnung zur Stadt sowie für Schulen und Kitas das Landesmuseum zukunftsfähig machen. Es soll hierdurch für ein breites Publikum noch attraktiver werden. Wichtige Elemente der Neukonzeption sind die einzigartig gestaltete Steinhalle, die wieder vollständig für kulturelle Zwecke genutzt werden soll. Noch stärker soll auch der barocke Museums-Innenhof bespielt und darüber hinaus auch als Ruhe-Oase im Stadtzentrum nutzbar werden. Neue digitale Vermittlungs- und Ausstellungsmodule sowie eine für visuelle Inszenierungen nutzbare Außenfassade sind weitere Stichworte der Ideensammlung.
Innenminister Michael Ebling, dessen Ministerium in einem ersten Schritt einen Zuschuss von 1,5 Mio Euro eingeplant hat, unterstrich, dass das Landesmuseum Mainz das Museum für Kunst- und Kulturgeschichte in Rheinland-Pfalz schlechthin sei. „Dabei bietet es nicht nur herausragende Sammlungen wie die Werke von Max Slevogt oder die römischen Monumente rund um die Große Mainzer Jupitersäule, sondern mit der Steinhalle und dem barocken Innenhof als Ruhepol inmitten der Stadt auch eine einzigartige Architektur. Es ist ein Meilenstein, dass die Steinhalle fortan wieder voll und ganz musealen Nutzung zur Verfügung steht. In einem ersten Schritt werden wir dort ab 2025 die neue Ausstellung ‚Jüdisches Erbe und Leben in Rheinland-Pfalz‘ präsentieren, mit der wir auch modernste Museumstechnik wie Künstliche Intelligenz und Augmented Reality für die spätere Erneuerung der Dauerausstellung erproben werden“, sagte Innenminister Michael Ebling.
Parallel zur Ausstellung über das jüdische Erbe werde die dauerhafte Umgestaltung der Steinhalle geplant. Diese soll künftig wieder ohne Raumteiler und multifunktional nutzbar sein. Das jüdische Erbe und das UNESCO-Welterbe SchUM werden danach feste Bestandteile des Landesmuseums sein, so Ebling.
Die Chance den Bogen über rund 300 000 Jahre Kultur-, Menschheits- und Gesellschaftsgeschichte zu schlagen
Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide freut sich über die künftige Neugestaltung als einen weiteren Meilenstein des Mainzer Landesmuseums in seiner wechselvollen Geschichte. Es werde dadurch zukunftssicher gemacht. Das 1803 begründete Landesmuseum Mainz sei eines der ältesten Museen Deutschlands, dessen Anfänge der Sammlungen auf das 16. Jahrhundert zurückgingen. Der eine Grundstock sei 1803 die sogenannte Napoleonische Schenkung mit 36 wertvollen Gemälden aus dem Pariser Louvre gewesen, Das zweite sei das altertumsrelevante Standbein, das sowohl die städtischen Sammlungen als auch alle Funde umfasse, die der Mainzer Altertumsvereins 1910 eingebracht habe. Schenkungen, Nachlässe usw. wären hinzu gekommen. Kurzum: Mittlerweile verfüge das Landesmuseum Mainz über die bedeutendsten Sammlungen im Lande mit über 300 000 Sammlungsstücken.
„Keiner hat wie das Mainzer Landesmuseum dieses Sammlungsspektrum wie wir“, so Dr. Heide. Zwar werde es oft als Mehrspartenmuseum bezeichnet, aber hierdurch habe man Chancen zur Neuausrichtung „wie sonst kein Museum in Rheinland-Pfalz“. Eine Überlegung sei, bewusst eben nicht die einzelnen Abteilungen zu separieren, etwa zu sagen, „da habe ich ein archäologisches Museum, da habe ich vielleicht ein Kunstmuseum, sondern wir wollen die Chance nutzen, es zu kombinieren. Wir haben die Chance, wirklich diesen Bogen über rund 300 000 Jahre Kultur-, Menschheits- und Gesellschaftsgeschichte zu schlagen von Beginn der Menschheit an bis heute“, so die Museumsdirektorin. Es sei ja nichts vom Himmel gefallen, alles hatte und hat irgendwie eine Wirkung, eine Ursache. „Wir wollen zum Beispiel die Archäologie mit der Kunstgeschichte auch verknüpfen“, so Dr. Heide, da viele Maler ja Bezug genommen hätte. Und „das wollen wir eben zeigen, dass die Kulturgeschichte von uns, von unserem Menschsein, mehr ist als nur ein Gemälde oder ein Fund, ein archäologisches Objekt. Die Chance wird sein, und da freue ich mich, dass es zusammenfindet, das gehört alles zusammen, und in dieser Form wollen wir es bringen“. Dafür gäbe es bislang keine Vorbilder, nach denen man sich in Mainz orientieren könne. Mainz wolle und werde da Vorreiter sein.
Vier Alleinstellungsmerkmale stärker herausstellen
Zugleich sollen aber die vier Alleinstellungs-Merkmale des Mainzer Landesmuseums noch stärker sichtbar werden:
Das eine sei natürlich das das Römische Erbe, insbesondere in der Steinhalle. Dieser Ort und die Sammlung sei etwas ganz Besonders: „Allein die Menge an bildverzierten Grabsteinen ist hier doppelt größer als selbst in Trier oder in Köln, da hat Mainz wirklich eine absolute Vorreiterrolle, und das wollen wir auch gern wieder zeigen“, ist Dr. Heide stolz.. (Bildgrabstein von letztem Termin zeigen)
Das zweite Alleinstellungsmerkmal sei Mainz im Mittelalter: „Mainz war im Mittelalter eine absolute Metropole gewesen, was hinreichend gar nicht ganz so bekannt ist“, erklärte die Museumdirektorin. Das wolle man „ stärker auch wieder fokussieren, und natürlich damit auch die Bedeutung der Shum-Gemeinde, der Shum-Stadt in Mainz auch wieder zeigen, weil das einfach zu Mainz gehört.“, so Dr. Heide,
Ein drittes Alleinstellungsmerkmal solle die napoleonische Schenkung als Grundstock des Museums mit hervorragender Kunst, die damals nach Mainz gekommen sei, herausgestellt werden. Es gäbe kein Museum auf deutschem Boden mit solch einer Schenkung.
Ein ganz wichtiger Punkt sei auch der Maler Slevogt. Kein Museum verfüge, so Dr. Heide, wie Mainz über solch einen großen Bestand. Vor 10 Jahren könnte das Land Rheinland-Pfalz zudem „auch den grafischen Nachlass erwerben. Auch das ist ein Alleinstellungsmerkmal, was es gilt herauszustellen.“
Ausstellungsplanung
Ab Januar 2025 werde das Schaufenster „General-Direktion Kulturelles Erbe“ (GDKE) gestartet mit wechselnd spannenden Exponaten der GDKE. Hierdurch können die Besucher in Mainz auch mal einen Überblick bekommen, was das an Funden und Kulturschätzen reiche Bundesland Rheinland-Pfalz alles zu bieten. Wie bei einer Wanderausstellung sollen die in Mainz vorgestellten Exponate dann als nächstes in der Landesarchäologie Koblenz gezeigt werden. Im Laufe der Zeit solle die ganze Generaldirektion in allen Bereichen und Abteilungen einmal vorkommen.
Die rund 15 Jahre alte Dauerausstellung des Landesmuseums, die technisch und pädagogisch nicht mehr zeitgemäß ist, soll schrittweise erneuert werden. Dabei werden alle Erneuerungen im laufenden Betrieb umgesetzt werden, sodass das Museum weiterhin geöffnet bleibt.
Eine erste Neuerung dabei wird die neue Ausstellung „Mainz Kompakt“ sein, die ab 2026 im Marstall zu sehen sein wird. Hier werden ausgewählte Highlights und Funde aus Mainz gezeigt werden. Diese Überblicksausstellung dürfte auch besonders für Tagestouristen und Besuchergruppen mit begrenzter Zeit interessant sein.
Es seien auch ab 2025 jährlich zwei bis drei wechselnde Sonderausstellungen geplant und darüber hinaus weitere kleine Kabinettausstellungen in der Grafischen Sammlung. „Das ist uns wichtig, dass wir durchgehend ein breites abwechslungsreiches. aber auch ein lohnendes und spannendes Ausstellungsangebot veranstalten.“, so Dr. Heide.
Barocker Innenhof soll attraktiver werden
Zukünftig soll auch der Innenhof attraktiver gestaltet werden, um das Museum stärker zur Stadt hin zu öffnen. Dazu wird das Schwerlastregal für die Steindenkmäler abgebaut, und der Innenhof wird so umgestaltet, dass seine Aufenthaltsqualität weiter steigt. „Der Innenhof ist bereits jetzt ein beliebter Treffpunkt und Veranstaltungsort. Durch eine sichtbare Aufwertung wollen wir sein Potenzial noch besser nutzen“, sagte Dr. Heide. Zusätzlich wird die Außenfassade des Museums, zunächst in der Weihnachtszeit mit einem ‚Adventskalender‘ und ab dem nächsten Jahr mit neuen Fahnen und Bannern, stärker in Szene gesetzt.
Digital aufrüsten
„Zukünftig werden Museen immer mehr auf Interaktion und Erlebnisse setzen müssen – genau das wird durch die Neugestaltung des Landesmuseums ermöglicht. In einer Stadt wie Mainz, die für ihren Gemeinschaftssinn und ihre lebendige Stadtkultur bekannt ist, haben wir die einmalige Gelegenheit, das Museum zu einem gesellschaftlichen Hotspot zu machen und das kulturelle Erbe für alle zugänglich zu machen. Mit dem Abbau des Plenarsaals steht die Steinhalle nun wieder vollständig für die Präsentation bedeutender Kulturgüter zur Verfügung“, so Ebling.
Der Blussus-Stein, ein ganz besonderer Grabstein einer durch den Handel mit Römern reich gewordenen keltischen Schiffersfamilie aus römischer Zeit, zeigt zugleich die älteste römische Schiffsdarstellung nördlich der Alpen. Dieser international bekannte Stein gehört zu den ganz besonderen Schätzen in den Sammlungen des Landesmuseums Mainz Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE). Er kann nun, dank einer großzügigen Spende des Freundeskreises des Museums restauriert werden. Wer den Restauratoren dabei einmal über die Schultern schauen möchte, ist bis zum 19. Juli 2024 herzlich in die Steinhalle des Landesmuseums Mainz eingeladen. Die Besichtigung ist im Eintrittspreis enthalten.
Bei einem Pressetermin in der Steinhalle unterstrich die Direktorin des Landesmuseums Mainz, Dr. Birgit Heide, einmal mehr wie notwendig es sei, dass das inzwischen vom Zahn der Zeit entsprechend gezeichnete Steindenkmal zur Erhaltung für nächste Generationen dringend restauriert werden muss: „Der Stein wurde 1848 in Mainz-Weisenau gefunden und hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, die ihre Spuren hinterlassen hat. Umso mehr freut es mich, dass wir dank der großzügigen finanziellen Unterstützung durch den Verein der Freunde des Landesmuseums Mainz den Blussus-Stein von renommierten Restauratoren mit modernsten Methoden reinigen, restaurieren und zugleich wissenschaftlich auf die ursprüngliche Farbfassung untersuchen lassen können.“
Blussus-Stein ist ein Zeugnis für die Verschmelzung keltischer mit römischer Kultur
Dr. Ellen Riemer, zuständige Archäologin für die Altertümer im Landesmuseum, erläuterte die einzigartige Bedeutung des aus der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts stammenden, doppelseitig verzierten Grabsteins des Schiffers Blussus und seiner Frau Menimane, die keine Römer, sondern Kelten waren, sich jedoch nach römischen Vorbild einen Grabstein setzen ließen. Sie demonstrierten damit römische Lebensweise. Vater Blussus habe für die damalige Zeit mit 75 Jahren ein biblisches Alter erreicht. Sohn Primus habe den Grabstein nach dem Tod seiner Mutter gesetzt, die nach ihrem Mann verstorben sei. „Man sieht so kleine Löcher um ihr Gesicht herum, deswegen nimmt man an, dass zu ihren Lebzeiten als der Mann schon tot war, das Gesicht verdeckt war, weil sie ja noch nicht unter diesem Grabstein gelegen hat.“, so die Archäologin.
Auf der Vorderseite, der Reliefseite, sitzt das Ehepaar bequem auf einer Art Sofa. Der Mann sei in einer typisch keltischen Tracht, dem Cucullus, einem Kapuzenmantel, dargestellt: “Er sitzt breitbeinig und behäbig da, und man sieht auch, dass er reich und stolz ist. Er hält in der Hand einen dicken fetten Geldbeutel“, so Riemer.
Die Tracht seiner neben ihm sitzenden keltischen Frau Menimane, sei in der Archäologie für einen Trachten-Typ, der Menimane-Tracht, namensgebend gewesen. Diese „besteht aus mindestens drei verschiedenen Gewändern, einem Untergewand, einem langen Obergewand und einem Mantel. Alles wird mit mindestens fünf Fibeln zusammengehalten, was man besonders schön sieht, „an der Schulter zum Beispiel und wo der Träger verrutscht ist“.
Menimane hat um den Hals einen Halsreifen, an dem eine Rosette als Schmuck hängt. Auf dem Schoss sind noch die beiden Vorderbeine des kleinen Hündchen zu erkennen. „In der Hand hält sie ein Wollknäuel und eine Spindel mit aufgesponnener Wolle als Zeichen für die Hausfrau.“, erläutert die Archäologin. Und hinter ihr steht ein Junge, wobei die Archäologen noch nicht genau wüssten, so Riemer, ob es der Sohn Primus oder der Sklave Satto sei, „der ja eigentlich auch unter dem Stein liegen müsste“.
Ein weiteres archäologisches Problem sei auch, dass dass der Junge eine sogenannte Bulla um den Hals trägt. „Das ist ein zweiteiliges Amulett. Das tragen aber nur freigeborene, römische Knaben bis sie 16 Jahre alt werden und dann zum Mann werden. Eigentlich dürfte weder Primus, weil er ja Kelte war, noch der Haussklave Satto ein solches Schmuckstück getragen haben“, läutert Riemer.
Bei all diesen Details werde ganz deutlich, „dass das Ehepaar nicht Römer waren, sondern Kelten. Für die Römer waren sie sogenannte „peregrini“ , also Fremde, die das römische Bürgerrecht nicht besaßen, obwohl es eigentlich Einheimische waren“. Sie haben aber versucht, sich ein bisschen an die Römer anzugleichen, einmal, „indem sie ihren Sohn den typisch römischen Namen Primus gaben, und indem sie auch die die Sitte, einen Grabstein auf ihr Grab zu setzen, von den Römern übernommen.“, so Riemer
Reich geworden ist die Familie in ersten Hälfte des 1 Jahrhunderts durch den Handel mit den Römern. „Denn Mainz ist ja aus dem Nichts quasi entstanden, und alle Vorräte mussten von außen herbeigeschafft werden. Und da war man als Schiffer, als Nauta, natürlich auf der richtigen Seite. Man konnte richtig ordentliche Geschäfte mit den Römern machen, und damit ist er wohl auch reich geworden und konnte sich dann einen solchen Grabstein leisten, beidseitig verziert, nochmal besser als die Grabsteine der Römer auf jeden Fall. Und er hat Lothringer Kalkstein verwendet, also einen teuren Import.“, so die Archäologin abschließend.
Behutsame Reinigung des Blussus-Steins
Die Restaurierung des Blussus-Steins hat die Firma Matthias Steyer aus Eppstein-Niederjosbach übernommen. Diplom Restaurator Matthias Steyer und sein Team hatten bereits die Restaurierung der Großen Mainzer Jupitersäule durchgeführt. Das Heikle bei der Reinigung dieses Grabsteins besteht unter anderem darin, nur den Schmutzfilm und nicht darunter liegende – für das menschliche Auge zwar nicht sichtbare aber für die Wissenschaftler wichtige – Farbpigmente mit zu beseitigen. Dafür setzt Diplom-Restaurator Matthias Steyer einen Hochleistungs-Laser, einen sogenannten Zeilenlaser mit einer Leistung von bis zu 1064 Nanometer. Hierbei sauste der Laserstrahl blitzschnell von links- nach rechts hin und her, so der Restaurator. Anhand verschiedener Parameter (Wattstärke von 1 bis 100, Pulsgeschwindigkeit, Breite des Strahls) ließe sich der Reinigungsgrad ganz sensibel ändern. „Es hängt natürlich auch davon ab, was man reinigt, welche Art Stein oder Untergründe, und da muss man die Parameter manchmal verändern, ob man mehr, einen schnelleren Impuls will, oder einen schnelleren Übergang. Damit kann man das genau steuern, was dann abgenommen wird.“, so Steyer. Er schätzt, dass er uns sein Team für die Reinigung dieses Steine eine Woche benötigten. Der Restaurator arbeitet mit einer Laser-Schutzbrille und der Arbeitsbereich ist aus Sicherheitsgründen abgehängt. Der verdampfte Schmutz wird direkt durch eine moderne Abzugsanlage mit Spezialfilter abgesaugt.
Ursprünglich war der Blussus-Stein farbig
Beim Restaurierungsprojekt mit dabei ist die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Klassische Archäologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Charleen Hack, die mit unterschiedlichen Techniken und einem Auflichtmikroskop mit bloßem Auge nicht mehr erkennbare Farbspuren an römischen Steinen auffindet. Tatsächlich soll der Blussus-Stein bei seiner Entdeckung vor 176 Jahren heute nicht mehr sichtbare Farbreste gezeigt haben, die nun wissenschaftlich untersucht werden, damit noch vor der Laser-Reinigung des Steindenkmals mögliche Auswirkungen des Lasers vorab getestet werden können.
Ohne die Freunde des Museums wäre die Restaurierung nicht möglich
„Der Blussus-Stein ist bis heute ein in der Fachwelt begehrtes Anschauungsobjekt und auch bei den Besucherinnen und Besuchern des Landesmuseums ein beliebter Anlaufpunkt. Wir freuen uns daher sehr, dass wir diesem wichtigen Monument durch unsere Förderung zu neuem Glanz verhelfen können,“ so die Vorsitzende des Vereins der Freunde des Landesmuseums Mainz, Elisabeth Kolz. Der Freundeverein, der nächstes Jahr sein 60-jähriges Jubiläum feiern wird, hat nicht nur die 2021 abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten an der Großen Mainzer Jupitersäule mit einem namhaften Beitrag unterstützt, sondern gerade in den letzten Jahren bedeutende Ankäufe für die Abteilung Kunstgeschichte ermöglicht. Diese Förderungen unterstützen die Arbeit im Museum auf vielfältige und äußerst wertvolle Weise.
Die Restaurierung findet noch bis zum 19. Juli 2024 bei laufendem Betrieb in der Steinhalle des Landesmuseums Mainz statt. Wir haben das bewusst als Schaurestaurierung für diese Woche vorgesehen, unterstreicht die Museumsdirektorin und freut sich, auf interessierte Besucher.
Wie kamen Kulturgüter aus Papua-Neuguinea vor rund 75 Jahren nach Mainz? Dr. Anna-Maria Brandstetter, vom Institut für Ethnologie und Afrikastudien an der Joh. Gutenberg-Universität Mainz, stellt in ihrem Vortrag am 11. Juni 2024 um 18 Uhr im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) die spannende Geschichte der „Sammlung Bergmann“ vor. Tatsächlich wurden in den Jahren 1950 und 1951 insgesamt 42 kulturelle Objekte – davon 18 Waffen – aus Papua-Neuguinea an die Ethnografische Studiensammlung des damaligen Mainzer Instituts für Völkerkunde übergeben. Die Gegenstände gehörten Karoline und Gustav Bergmann, die von 1888 bis 1904 die Missionsstation der Rheinischen Missionsgesellschaft auf der Insel Siar leiteten, und auf diesem Weg in den Besitz der Kulturgüter kamen. Die Insel liegt vor der Nordostküste Neuguineas und war bis 1914 Teil der Kolonie Deutsch-Neuguinea.
Der Vortrag findet im Rahmenprogramm der Sonderausstellung „Herkunft [un]geklärt“ statt. Wobei sich die Frage nach der Herkunft – wie man am Beispiel der Sammlung Bergmann sieht – längst nicht nur auf das Thema Kunstraub oder Enteignung während des NS-Regimes konzentriert. Die Forschung zur Provenienz von Kulturgütern ist eben auch ein aktuelles Thema im Kontext der europäischen Kolonisationsgeschichte. Anna-Maria Brandstetter geht in ihrem Vortrag unter dem Titel „Von Neuguinea über Biebrich nach Mainz: Zur Geschichte der Sammlung Karoline und Gustav Bergmann“ dabei unterschiedlichen Fragestellungen nach: Aus welchem kulturellen Kontext kamen die Wertgegenstände? Was wissen wir über ihren Weg bis nach Mainz? Wie sah damals der Kontakt aus? Wie lassen sich die kulturellen Objekte zurückbinden?
Karoline Bergmann ist übrigens gebürtig aus Biebrich (1864) und heiratete 1888 den aus Bochum stammenden Pfarrer Gustav Bergmann (1856–1904) in Finschhafen (Papua-Neuguinea). Gemeinsam reisten sie 1887 nach „Deutsch-Neuguinea“ zu den Salomon-Inseln (seit 1973 Papua-Neuguinea). Während Gustav Bergmann 1904 in Sydney verstarb, kehrte Karoline Bergmann nach Biebrich zurück, wo sie 1952 verstarb.
Wer sich für den Vortrag von Anna-Maria Brandstetter zur „Sammlung Bergmann“ interessiert, kann diesen in Präsenz erleben oder der Veranstaltung in digitaler Form folgen. Da die Zahl der Teilnehmenden begrenzt ist, wird um eine Anmeldung bis 10. Juni 2024, 12 Uhr, per E-Mail unter anmeldung@gdke.rlp.de gebeten, die Platzvergabe erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen. Der Zugangslink wird den Teilnehmenden nach Anmeldeschluss per E-Mail zugeschickt. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Hybrid-Vortrag von Dr. Udo Felbinger, Zentrale Stelle für Provenienzforschung Hessen, am 14. Mai 2024 um 18 Uhr im Landesmuseum Mainz
Michel Oppenheim (1885-1963), der in Mainz geboren wurde und hier Abitur machte, studierte Rechtswissenschaften und hat einen wesentlichen Beitrag zum kulturellen Aufbau der Stadt Mainz geleistet. Er war der erste Kulturdezernent der Stadt Mainz nach dem Zweiten Weltkrieg, war an der Neugründung der jüdischen Gemeinde in Mainz beteiligt und gehörte zu den Gründern der Vereinigung der Freunde der Universität Mainz. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg galt Oppenheim als Keramikexperte und bedeutender Sammler. Während der von den Nationalsozialisten betriebenen Verfolgungen konnte er sein Leben nur knapp retten und verlor einen großen Teil seines Eigentums.
Im Rahmen der Sonderausstellung „Herkunft [un]geklärt. Die Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz 1933-45“ wird Dr. Udo Felbinger von der Zentrale Stelle für Provenienzforschung Hessen, Darmstadt, in einem beachtenswerten Vortrag über seine Forschungen zu Oppenheims Sammlung berichten. Unter dem Titel „Expertise in Keramik – Michel Oppenheim und seine Sammlung“ erzählt Felbinger am Dienstag, 14. Mai 2024 um 18 Uhr, im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) über seine ungewöhnliche Spurensuche.
Die Sonderausstellung „Herkunft [un]geklärt“, in deren Rahmenprogramm der Vortrag eingebettet ist, wird noch bis 15. September 2024 im Landesmuseum Mainz zu sehen sein. Gezeigt werden dabei die Ergebnisse eines mehrjährigen Provenienzforschungsprojekts, das sich mit den rund 375 Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz – den Vorgängerinstitutionen des Landesmuseums Mainz – aus den Jahren 1933 bis 1945 beschäftigt hat.
Es besteht die Möglichkeit, an der Veranstaltung in Präsenz teilzunehmen oder ihr in digitaler Form zu folgen. Da die Zahl der Teilnehmenden begrenzt ist, wird um eine Anmeldung bis 13. Mai, 12 Uhr, per E-Mail unter anmeldung@gdke.rlp.de gebeten. Die Platzvergabe erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen. Der Zugangslink wird den Teilnehmenden nach Anmeldeschluss per E-Mail zugeschickt. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Kulturstaatssekretär Prof. Dr. Jürgen Hardeck haben heute gemeinsam mit dem Koblenzer Oberbürgermeister David Langner im Kulturzentrum Festung Ehrenbreitstein den Kultursommer Rheinland-Pfalz offiziell eröffnet. Die Veranstaltungen der 33. Saison stehen unter dem Motto „Kompass Europa: Sterne des Südens“ und beenden damit den Zyklus, in dem auf die Kulturen der europäischen Nachbarländer in allen Himmelrichtungen geblickt wurde. „Es ist so wichtig, sich gegenseitig intensiver kennen und eben auch besser verstehen zu lernen, damit wir die europäische Idee jeden Tag mit Leben füllen“, betonte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
Bereits zum zweiten Mal ist auch in diesem Jahr die Bürgerinitiative „Pulse of Europe“ bei der Kultursommer-Eröffnung vertreten. Ministerpräsidentin Malu Dreyer weiß das zu schätzen: „Sie machen zum einen deutlich, dass wir viele unserer Probleme nur gemeinsam lösen können, zum anderen aber auch, welches Geschenk dieses Europa für uns alle ist!“ Gleichzeitig betonte sie die Bedeutung der Kommunen für die konkreten Entscheidungen vor Ort: „Deshalb sollte jeder und jede die Möglichkeit nutzen, am 9. Juni sowohl an den Europawahlen als auch an den Kommunalwahlen teilzunehmen!“
Kulturstaatssekretär Jürgen Hardeck bekräftigte: „Der Kultursommer ist und bleibt das Schaufenster der freien Kulturszene!“
Zwei Tage lang bringen Künstlerinnen und Künstler jetzt den Süden Europas auf die Festung Ehrenbreitstein. Es erklingen Lieder aus Italien und Griechenland ebenso wie Alphornklänge; Flamenco und Artistik aus Spanien laden zum Staunen ein. Straßentheater und Brassbands sind unterwegs – und vor allem am Sonntag gibt es besondere Angebote für das junge Publikum, unter anderem mit deutsch-italienischem Kindertheater.
Oberbürgermeister Langner freute sich über den Auftakt des Kultursommers in seiner Heimatstadt: „Wir freuen uns, dass in Koblenz bereits zum dritten Mal der Kultursommer eröffnet wird. Unsere Stadt liegt und sieht sich im Zentrum Europas, viele Nationalitäten beeinflussten und beeinflussen das Leben in dieser Stadt – gerade auch im kulturellen Bereich. So ist Koblenz zu dem geworden, was es ist: lebenswert und vielfältig. Daher freuen wir uns besonders, gastgebende Stadt in diesem Jahr sein zu dürfen.“
„Für mich ist das Besondere am Kultursommer Rheinland-Pfalz, dass er hochwertige Festivals und vielfältige Kulturprojekte auch in den ländlichen Räumen ermöglicht. Zudem gibt er vielen Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen, mit ihren Ideen und ihrer Kreativität“, so die Ministerpräsidentin. Damit vereint der Kultursommer Rheinland-Pfalz jedes Jahr von Mai bis Oktober über 200 Kulturprojekte aller Sparten und damit mehrere tausend Einzelveranstaltungen im ganzen Land unter seinem Dach, von den Nibelungenfestspielen in Worms bis zu Rock the Forest in Rengsdorf/Westerwald, von Ausstellungen in Schönecken/Eifel bis zu Musik des Mittelalters in der Pfalz.
Wer sich vom 12.04. bis 15.09.2024 im Mainzer Landesmuseum in der spannenden, mit viel wissenschaftlicher Detektivarbeit über Jahre hinweg erarbeiteten Sonderausstellung „Herkunft [un]geklärt. Die Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz 1933-1945“ umschaut, kann zum einen seltene und wunderbare Kunstwerke entdecken. Zum anderen werden die Betrachter aber unweigerlich konfrontiert mit der jeweilig unterschiedlichen, erschütternden und – zum Teil noch lückenhaften – Herkunfts-Geschichte dieser unter Zwang verkauften Stücke aus ehemaligen jüdischen Sammlungen.
Gestern hat Innenminister Michael Ebling gemeinsam mit der Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse die Ausstellung eröffnet. In dieser Ausstellung vom 12. April bis 15. September 2024 zeigt das Landesmuseum rund 375 Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz. Diese Bestände aus der Zeit des Nationalsozialismus bewahrt das Landesmuseum Mainz auf.
„Mit der Erforschung der Herkunft und des unrechtmäßigen Entzugs von Kulturgütern nimmt sich das Landesmuseum Mainz zum wiederholten Male einem sensiblen und ungemein wichtigen Thema an. Das aktive Nachspüren, wo die Werke im eigenen Bestand herkommen und wer die rechtmäßigen Eigentümerinnen und Eigentümer waren oder auch noch sind, ist unverzichtbarer Teil einer verantwortungsvollen Kulturpolitik. Mit der neuen Ausstellung macht das Landesmuseum diese Forschungsarbeit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Das Land kommt damit der moralischen Verpflichtung nach, mit dem geschehenem Unrecht offen und transparent umzugehen“, sagte Innenminister Michael Ebling anlässlich der Ausstellungseröffnung.
„Die Ergebnisse, die aufgearbeitet wurden, sind überraschend, beeindruckend, aber auch erschütternd“, so Dr. Heike Otto, die Generaldirektorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE). Das Landesmuseum Mainz ist Teil der GDKE.
Das Landesmuseum Mainz widmet sich mit seinem Blick auf die Herkunft der Werke indirekt auch der eigenen Geschichte. 1967 entstand es durch den Zusammenschluss von Altertumsmuseum, Gemäldegalerie und Graphischer Sammlung. „So gesehen hat auch die Stadt Mainz ein originäres Interesse an der Provenienzforschung der Kulturgüter, die zum Teil auch heute noch im Besitz der Stadt Mainz sind“, betonte die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse.
„Bei den Recherchen haben wir grundlegende Erkenntnisse zur Kunststadt Mainz im Nationalsozialismus gewonnen – ein bisher kaum erforschtes Thema“, so die Kuratorin Dorothee Glawe, die die Provenienzforschung im Landesmuseum Mainz verantwortet. Die Ausstellung geht unter anderem den Fragen nach, was Museen sammelten, welche heute längst vergessenen Sammlerinnen und Sammler in der Stadt lebten, welche Kunsthandlungen vor, während und nach der NS-Zeit florierten und aus welchen Bezugsquellen die Städtischen Sammlungen ihre Kunst erwarben.
„Das Landesmuseum Mainz befasste sich schon in den 1990er Jahren mit der Herkunft seiner Kunstwerke. Damals listeten Mitarbeitende eindeutig aus jüdischem Eigentum beschlagnahmte Kunstwerke auf und veröffentlichten diese Listen mit dem Ziel, die ehemaligen Eigentümerinnen und Eigentümer zu finden“, so Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseums Mainz. In den Jahren 2016 bis 2019 wurde die Herkunft der Bestände im Rahmen eines ersten Forschungsprojekts dann systematisch untersucht. Seit 2019 stehen in einem zweiten wieder vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Provenienzforschungsprojekt die Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz aus den Jahren 1933 bis 1945 im Zentrum der Untersuchungen.
Mit der Ausstellung trägt das Landesmuseum zum Internationalen Tag der Provenienzforschung bei. Im vergangenen Jahr hatten sich allein in Deutschland über 100 Kulturinstitutionen beteiligt und Einblicke in die Erforschung der Herkunft ihrer Sammlungen gegeben. In Deutschland steht dabei vor allem die Zeit des Nationalsozialismus im Fokus, die zu einer grausamen Entrechtung, Verfolgung und Ermordung vor allem der jüdischen Bevölkerung führte. In der Folge gerieten große Mengen an Kunst- und Kulturgütern durch Enteignung und Notverkäufe in Umlauf. Die Dunkelziffer NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter, die sich noch immer in Privatsammlungen, im Kunsthandel und in Museen befinden, ist kaum abzuschätzen.
Überraschend, beeindruckend, aber auch erschütternd und in vielen Teilen lückenhaft sind die Ergebnisse eines mehrjährigen Provenienzforschungsprojekts, das sich mit den rund 375 Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz – den Vorgängerinstitutionen des Landesmuseums Mainz – aus den Jahren 1933 bis 1945 beschäftigt hat. Zu sehen sind die Ergebnisse in der Sonderausstellung „Herkunft [un]geklärt. Die Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz 1933-1945“, die im Rahmen des nunmehr 6. Internationalen Tags der Provenienzforschung im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) vom 12. April bis 15. September 2024 präsentiert wird. Bei den Recherchen wurden auch grundlegende Erkenntnisse zur Kunststadt Mainz im Nationalsozialismus gewonnen – ein bisher kaum erforschtes Thema. Die Ausstellung wird durch den für das kulturelle Erbe zuständigen Innenminister Michael Ebling und die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse eröffnet (Presse-Terminhinweis folgt).
Alte Meister und neue Leihgaben, eine kreative App und Virtual Reality (VR) – ab 3. März präsentiert sich im Landesmuseum Mainz der GDKE die Abteilung der Moderne und der Kunst des 20. Jahrhunderts in einer neuen Auswahl und Hängung. Die Wiedereröffnung mit einem Aktionstag am 3. März zwischen 10 und 17 Uhr bietet Führungen, Museumsbingo und Mitmachaktionen in den frisch sanierten Räumen. Neue Blickwinkel auf die Highlights von Lovis Corinth, Max Beckmann oder Hans Purrmann, spektakuläre neue Dauerleihgaben von dem Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner, dem „deutschen Impressionisten“ Max Slevogt oder auch dem ehemaligen Professor für Malerei an der Kunsthochschule Mainz, Friedemann Hahn. „Wir zeigen unseren Besucherinnen und Besuchern aktuelle Forschungen, ungewöhnliche Gegenüberstellungen und neue Touren mit kreativen Vermittlungsideen“, freut sich die Direktorin des Landesmuseums Mainz, Dr. Birgit Heide.
Einer der Schwerpunkte, in der mit einer komplett erneuerten Lichtdecke ausgestatteten Abteilung ist natürlich Max Slevogt, er ist eines der Alleinstellungsmerkmale des Landesmuseums Mainz. Eintauchen können alle in „Slevogts Welt“ und sein vielseitiges Schaffen unter anderem über eine VR-Brille mit einer verblüffenden Multimedia-Projektion. In dieser virtuellen Selvogt-Welt wird die ganze Bandbreite seiner Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken völlig neu in Szene gesetzt. Etwa seine enge Beziehung zur Musik und dem Theater, seine erschütternden Kriegserlebnisse und deren Verarbeitung, zahlreiche Illustrationsprojekte oder seine Biografie. „Wir zeigen Slevogt auf eine ganz neue Art und Weise und machen ihn durch Animationen emotional erlebbar“, ergänzt Dr. Birgit Heide. Untermalt mit klassischer Musik seiner Lieblingskomponisten und eigens für das Projekt produzierten Sounds, ermöglicht „Slevogts Welt“ einen neuen Zugang zu seinem kreativen Werk.
Die Eröffnung ist bei kostenfreiem Eintritt mit einer besonderen Mitmachaktion verbunden, bei der die Besucherinnen und Besucher mithilfe eines Fragebogens die Abteilung und ihre Besonderheiten gezielt bewerten und beschreiben können. Die Ergebnisse und Erkenntnisse daraus können dann künftig für anderen Abteilungen und weitere Planungen genutzt werden.