Kategorie-Archiv: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz

Schaurestaurierung des 2000 Jahre alten keltischen Blussus-Grabsteins nach römischen Vorbild im Landesmuseum Mainz

Ausschnitt: Grabstein des Schiffers Blussus und seiner Frau Menimane. Zweiseitig verziert, auf der Rückseite ist die ältestes römische Schiffsdarstellung nördlich der Alpen. © Foto Diether von Goddenthow
Ausschnitt: Grabstein des Schiffers Blussus und seiner Frau Menimane. Zweiseitig verziert, auf der Rückseite ist die ältestes römische Schiffsdarstellung nördlich der Alpen. © Foto Diether von Goddenthow

Der Blussus-Stein, ein ganz besonderer Grabstein einer durch den Handel mit Römern reich gewordenen keltischen Schiffersfamilie aus römischer Zeit, zeigt zugleich die älteste römische Schiffsdarstellung nördlich der Alpen. Dieser international bekannte Stein gehört zu den ganz besonderen Schätzen in den Sammlungen des Landesmuseums Mainz Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE). Er kann nun, dank einer großzügigen Spende des Freundeskreises des Museums restauriert werden. Wer den Restauratoren dabei einmal über die Schultern schauen möchte, ist bis zum 19. Juli 2024 herzlich in die Steinhalle des Landesmuseums Mainz eingeladen. Die Besichtigung ist im Eintrittspreis enthalten.

Direktorin des Landesmuseums Mainz, Dr. Birgit Heide, begrüßt den Vorstand der Freunde des Museums, die Restauratoren und Medienleute. © Foto Diether von Goddenthow
Direktorin des Landesmuseums Mainz, Dr. Birgit Heide, begrüßt den Vorstand der Freunde des Museums, die Restauratoren und Medienleute. © Foto Diether von Goddenthow

Bei einem Pressetermin in der Steinhalle unterstrich die Direktorin des Landesmuseums Mainz, Dr. Birgit Heide, einmal mehr wie notwendig es sei, dass das inzwischen vom Zahn der Zeit entsprechend gezeichnete Steindenkmal zur Erhaltung für nächste Generationen dringend restauriert werden muss: „Der Stein wurde 1848 in Mainz-Weisenau gefunden und hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, die ihre Spuren hinterlassen hat. Umso mehr freut es mich, dass wir dank der großzügigen finanziellen Unterstützung durch den Verein der Freunde des Landesmuseums Mainz den Blussus-Stein von renommierten Restauratoren mit modernsten Methoden reinigen, restaurieren und zugleich wissenschaftlich auf die ursprüngliche Farbfassung untersuchen lassen können.“

Blussus-Stein ist  ein Zeugnis für die Verschmelzung keltischer mit römischer Kultur

Dr. Ellen Riemer, zuständige Archäologin für die Altertümer im Landesmuseum, erläuterte die einzigartige Bedeutung des aus der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts stammenden, doppelseitig verzierten Grabsteins des Schiffers Blussus und seiner Frau Menimane, die keine Römer, sondern Kelten waren,  sich jedoch nach römischen Vorbild einen Grabstein  setzen ließen. Sie demonstrierten damit römische Lebensweise. Vater Blussus habe  für die damalige Zeit mit 75 Jahren ein biblisches Alter erreicht. Sohn Primus habe den Grabstein nach dem Tod seiner Mutter gesetzt, die nach ihrem Mann verstorben sei. „Man sieht so kleine Löcher um ihr Gesicht herum, deswegen nimmt man an, dass zu ihren Lebzeiten als der Mann schon tot war, das Gesicht verdeckt war, weil sie ja noch nicht unter diesem Grabstein gelegen hat.“, so die Archäologin.

Dr. Ellen Riemer, zuständige Archäologin für die Altertümer im Landesmuseum, erläuterte die einzigartige Bedeutung des aus der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts stammenden, doppelseitig verzierten Grabsteins des Schiffers Blussus. © Foto Diether von Goddenthow
Dr. Ellen Riemer, zuständige Archäologin für die Altertümer im Landesmuseum, erläuterte die einzigartige Bedeutung des aus der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts stammenden, doppelseitig verzierten Grabsteins des Schiffers Blussus. © Foto Diether von Goddenthow

Auf der Vorderseite, der Reliefseite, sitzt das Ehepaar bequem auf einer Art Sofa. Der Mann sei in einer typisch keltischen Tracht, dem Cucullus, einem Kapuzenmantel, dargestellt: “Er sitzt breitbeinig und behäbig da, und man sieht auch, dass er reich und stolz ist. Er hält in der Hand einen dicken fetten Geldbeutel“, so Riemer.
Die Tracht seiner neben ihm sitzenden keltischen Frau Menimane, sei in der Archäologie für einen Trachten-Typ, der Menimane-Tracht, namensgebend gewesen. Diese „besteht aus mindestens drei verschiedenen Gewändern, einem Untergewand, einem langen Obergewand und einem Mantel. Alles wird mit mindestens fünf Fibeln zusammengehalten, was man besonders schön sieht, „an der Schulter zum Beispiel und wo der Träger verrutscht ist“.

Menimane hat um den Hals einen Halsreifen, an dem eine Rosette als Schmuck hängt. Auf dem Schoss sind noch die beiden Vorderbeine des kleinen Hündchen zu erkennen. „In der Hand hält sie ein Wollknäuel und eine Spindel mit aufgesponnener Wolle als Zeichen für die Hausfrau.“, erläutert die Archäologin. Und hinter ihr steht ein Junge, wobei die Archäologen noch nicht genau wüssten, so Riemer, ob es der Sohn Primus oder der Sklave Satto sei, „der ja eigentlich auch unter dem Stein liegen müsste“.
Ein weiteres archäologisches Problem sei auch, dass dass der Junge eine sogenannte Bulla um den Hals trägt. „Das ist ein zweiteiliges Amulett. Das tragen aber nur freigeborene, römische Knaben bis sie 16 Jahre alt werden und dann zum Mann werden. Eigentlich dürfte weder Primus, weil er ja Kelte war, noch der Haussklave Satto ein solches Schmuckstück getragen haben“, läutert Riemer.

Bei all diesen Details werde ganz deutlich, „dass das Ehepaar nicht Römer waren, sondern Kelten. Für die Römer waren sie sogenannte „peregrini“ , also Fremde, die das römische Bürgerrecht nicht besaßen, obwohl es eigentlich Einheimische waren“. Sie haben aber versucht, sich ein bisschen an die Römer anzugleichen, einmal, „indem sie ihren Sohn den typisch römischen Namen Primus gaben, und indem sie auch die die Sitte, einen Grabstein auf ihr Grab zu setzen, von den Römern übernommen.“, so Riemer

Reich geworden ist die Familie in ersten Hälfte des 1 Jahrhunderts durch den Handel mit den Römern. „Denn Mainz ist ja aus dem Nichts quasi entstanden, und alle Vorräte mussten von außen herbeigeschafft werden. Und da war man als Schiffer, als Nauta, natürlich auf der richtigen Seite. Man konnte richtig ordentliche Geschäfte mit den Römern machen, und damit ist er wohl auch reich geworden und konnte sich dann einen solchen Grabstein leisten, beidseitig verziert, nochmal besser als die Grabsteine der Römer auf jeden Fall. Und er hat Lothringer Kalkstein verwendet, also einen teuren Import.“, so die Archäologin abschließend.

Behutsame Reinigung des Blussus-Steins

Diplom Restaurator Matthias Steyer  bei seiner Arbeit. © Foto Diether von Goddenthow
Diplom Restaurator Matthias Steyer bei seiner Arbeit. © Foto Diether von Goddenthow

Die Restaurierung des Blussus-Steins hat die Firma Matthias Steyer aus Eppstein-Niederjosbach übernommen. Diplom Restaurator Matthias Steyer und sein Team hatten bereits die Restaurierung der Großen Mainzer Jupitersäule durchgeführt. Das Heikle bei der Reinigung dieses Grabsteins besteht unter anderem darin, nur den Schmutzfilm und nicht darunter liegende – für das menschliche Auge zwar nicht sichtbare aber für die Wissenschaftler wichtige – Farbpigmente mit zu beseitigen. Dafür setzt Diplom-Restaurator Matthias Steyer einen Hochleistungs-Laser, einen sogenannten Zeilenlaser mit einer Leistung von bis zu 1064 Nanometer. Hierbei sauste der Laserstrahl blitzschnell von links- nach rechts hin und her, so der Restaurator. Anhand verschiedener Parameter (Wattstärke von 1 bis 100, Pulsgeschwindigkeit, Breite des Strahls) ließe sich der Reinigungsgrad ganz sensibel ändern. „Es hängt natürlich auch davon ab, was man reinigt, welche Art Stein oder Untergründe, und da muss man die Parameter manchmal verändern, ob man mehr, einen schnelleren Impuls will, oder einen schnelleren Übergang. Damit kann man das genau steuern, was dann abgenommen wird.“, so Steyer. Er schätzt, dass er uns sein Team für die Reinigung dieses Steine eine Woche benötigten. Der Restaurator arbeitet mit einer Laser-Schutzbrille und der Arbeitsbereich ist aus Sicherheitsgründen abgehängt. Der verdampfte Schmutz wird direkt durch eine moderne Abzugsanlage mit Spezialfilter abgesaugt.

Ursprünglich war der Blussus-Stein farbig

Charleen Hack vom Institut für Klassische Archäologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, ist den Farbpigmenten auf der Spur. © Foto Diether von Goddenthow
Charleen Hack vom Institut für Klassische Archäologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, ist den Farbpigmenten auf der Spur. © Foto Diether von Goddenthow

Beim Restaurierungsprojekt mit dabei ist die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Klassische Archäologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Charleen Hack, die mit unterschiedlichen Techniken und einem Auflichtmikroskop mit bloßem Auge nicht mehr erkennbare Farbspuren an römischen Steinen auffindet. Tatsächlich soll der Blussus-Stein bei seiner Entdeckung vor 176 Jahren heute nicht mehr sichtbare Farbreste gezeigt haben, die nun wissenschaftlich untersucht werden, damit noch vor der Laser-Reinigung des Steindenkmals mögliche Auswirkungen des Lasers vorab getestet werden können.

Ohne die Freunde des Museums wäre die Restaurierung nicht möglich

„Der Blussus-Stein ist bis heute ein in der Fachwelt begehrtes Anschauungsobjekt und auch bei den Besucherinnen und Besuchern des Landesmuseums ein beliebter Anlaufpunkt. Wir freuen uns daher sehr, dass wir diesem wichtigen Monument durch unsere Förderung zu neuem Glanz verhelfen können,“ so die Vorsitzende des Vereins der Freunde des Landesmuseums Mainz, Elisabeth Kolz. Der Freundeverein, der nächstes Jahr sein 60-jähriges Jubiläum feiern wird, hat nicht nur die 2021 abgeschlossenen Restaurierungsarbeiten an der Großen Mainzer Jupitersäule mit einem namhaften Beitrag unterstützt, sondern gerade in den letzten Jahren bedeutende Ankäufe für die Abteilung Kunstgeschichte ermöglicht. Diese Förderungen unterstützen die Arbeit im Museum auf vielfältige und äußerst wertvolle Weise.

Die Restaurierung findet noch bis zum 19. Juli 2024 bei laufendem Betrieb in der Steinhalle des Landesmuseums Mainz statt. Wir haben das bewusst als Schaurestaurierung für diese Woche vorgesehen, unterstreicht die Museumsdirektorin und freut sich, auf interessierte Besucher.

(Diether von Goddenthow)

Landesmuseum Mainz
Große Bleiche 49-51

Von Neuguinea über Biebrich nach Mainz – Vortrag der Ethnologin Dr. Anna-Maria Brandstetter im Landesmuseum Mainz der GDKE am 11.06.

Landesmuseum Mainz. © Foto Diether von Goddenthow
Landesmuseum Mainz. © Foto Diether von Goddenthow

Wie kamen Kulturgüter aus Papua-Neuguinea vor rund 75 Jahren nach Mainz? Dr. Anna-Maria Brandstetter, vom Institut für Ethnologie und Afrikastudien an der Joh. Gutenberg-Universität Mainz, stellt in ihrem Vortrag am 11. Juni 2024 um 18 Uhr im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) die spannende Geschichte der „Sammlung Bergmann“ vor. Tatsächlich wurden in den Jahren 1950 und 1951 insgesamt 42 kulturelle Objekte – davon 18 Waffen – aus Papua-Neuguinea an die Ethnografische Studiensammlung des damaligen Mainzer Instituts für Völkerkunde übergeben. Die Gegenstände gehörten Karoline und Gustav Bergmann, die von 1888 bis 1904 die Missionsstation der Rheinischen Missionsgesellschaft auf der Insel Siar leiteten, und auf diesem Weg in den Besitz der Kulturgüter kamen. Die Insel liegt vor der Nordostküste Neuguineas und war bis 1914 Teil der Kolonie Deutsch-Neuguinea.

Der Vortrag findet im Rahmenprogramm der Sonderausstellung „Herkunft [un]geklärt“ statt. Wobei sich die Frage nach der Herkunft – wie man am Beispiel der Sammlung Bergmann sieht – längst nicht nur auf das Thema Kunstraub oder Enteignung während des NS-Regimes konzentriert. Die Forschung zur Provenienz von Kulturgütern ist eben auch ein aktuelles Thema im Kontext der europäischen Kolonisationsgeschichte. Anna-Maria Brandstetter geht in ihrem Vortrag unter dem Titel „Von Neuguinea über Biebrich nach Mainz: Zur Geschichte der Sammlung Karoline und Gustav Bergmann“ dabei unterschiedlichen Fragestellungen nach: Aus welchem kulturellen Kontext kamen die Wertgegenstände? Was wissen wir über ihren Weg bis nach Mainz? Wie sah damals der Kontakt aus? Wie lassen sich die kulturellen Objekte zurückbinden?

Karoline Bergmann ist übrigens gebürtig aus Biebrich (1864) und heiratete 1888 den aus Bochum stammenden Pfarrer Gustav Bergmann (1856–1904) in Finschhafen (Papua-Neuguinea). Gemeinsam reisten sie 1887 nach „Deutsch-Neuguinea“ zu den Salomon-Inseln (seit 1973 Papua-Neuguinea). Während Gustav Bergmann 1904 in Sydney verstarb, kehrte Karoline Bergmann nach Biebrich zurück, wo sie 1952 verstarb.

Wer sich für den Vortrag von Anna-Maria Brandstetter zur „Sammlung Bergmann“ interessiert, kann diesen in Präsenz erleben oder der Veranstaltung in digitaler Form folgen. Da die Zahl der Teilnehmenden begrenzt ist, wird um eine Anmeldung bis 10. Juni 2024, 12 Uhr, per E-Mail unter anmeldung@gdke.rlp.de gebeten, die Platzvergabe erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen. Der Zugangslink wird den Teilnehmenden nach Anmeldeschluss per E-Mail zugeschickt. Die Teilnahme ist kostenfrei.

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Spurensuche – Michel Oppenheim und seine Sammlung – Vortrag zur Ausstellung „Herkunft [un]geklärt. Die Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz 1933-45“

 Simon Feilner/Manufaktur Höchst, Putto vermisst die Welt, um 1750, Porzellan, Inv. Nr. MO 8. © GDKE - Landesmuseum Mainz, Foto: U. Rudischer
Simon Feilner/Manufaktur Höchst,
Putto vermisst die Welt, um 1750, Porzellan, Inv. Nr. MO 8. © GDKE – Landesmuseum Mainz, Foto: U. Rudischer

Hybrid-Vortrag von Dr. Udo Felbinger, Zentrale Stelle für Provenienzforschung Hessen, am 14. Mai 2024 um 18 Uhr im Landesmuseum Mainz

Michel Oppenheim (1885-1963), der in Mainz geboren wurde und hier Abitur machte, studierte Rechtswissenschaften und hat einen wesentlichen Beitrag zum kulturellen Aufbau der Stadt Mainz geleistet. Er war der erste Kulturdezernent der Stadt Mainz nach dem Zweiten Weltkrieg, war an der Neugründung der jüdischen Gemeinde in Mainz beteiligt und gehörte zu den Gründern der Vereinigung der Freunde der Universität Mainz. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg galt Oppenheim als Keramikexperte und bedeutender Sammler. Während der von den Nationalsozialisten betriebenen Verfolgungen konnte er sein Leben nur knapp retten und verlor einen großen Teil seines Eigentums.

Im Rahmen der Sonderausstellung „Herkunft [un]geklärt. Die Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz 1933-45“ wird Dr. Udo Felbinger von der Zentrale Stelle für Provenienzforschung Hessen, Darmstadt, in einem beachtenswerten Vortrag über seine Forschungen zu Oppenheims Sammlung berichten. Unter dem Titel „Expertise in Keramik – Michel Oppenheim und seine Sammlung“ erzählt Felbinger am Dienstag, 14. Mai 2024 um 18 Uhr, im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) über seine ungewöhnliche Spurensuche.

Impression der Sonderausstellung „Herkunft [un]geklärt. Die Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz 1933-45“ im Mainzer Landesmuseum. © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Sonderausstellung „Herkunft [un]geklärt. Die Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz 1933-45“ im Mainzer Landesmuseum. © Foto Diether von Goddenthow
Die Sonderausstellung „Herkunft [un]geklärt“, in deren Rahmenprogramm der Vortrag eingebettet ist, wird noch bis 15. September 2024 im Landesmuseum Mainz zu sehen sein. Gezeigt werden dabei die Ergebnisse eines mehrjährigen Provenienzforschungsprojekts, das sich mit den rund 375 Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz – den Vorgängerinstitutionen des Landesmuseums Mainz – aus den Jahren 1933 bis 1945 beschäftigt hat.

Es besteht die Möglichkeit, an der Veranstaltung in Präsenz teilzunehmen oder ihr in digitaler Form zu folgen. Da die Zahl der Teilnehmenden begrenzt ist, wird um eine Anmeldung bis 13. Mai, 12 Uhr, per E-Mail unter anmeldung@gdke.rlp.de gebeten. Die Platzvergabe erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen. Der Zugangslink wird den Teilnehmenden nach Anmeldeschluss per E-Mail zugeschickt. Die Teilnahme ist kostenfrei.

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Ministerpräsidentin Malu Dreyer eröffnet rheinland-pfälzischen Kultursommer 2024 auf der Feste Ehrenbreitenstein

Kultursommer Rheinland-Pfalz. Impression von den Historienspielen auf der Festung Ehrenbreitstein (Archivfoto), wieder am 9./11. u. 12. Mai 2024. © Foto Diether von Goddenthow
Kultursommer Rheinland-Pfalz. Impression von den Historienspielen auf der Festung Ehrenbreitstein (Archivfoto), wieder am 9./11. u. 12. Mai 2024. © Foto Diether von Goddenthow

Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Kulturstaatssekretär Prof. Dr. Jürgen Hardeck haben heute gemeinsam mit dem Koblenzer Oberbürgermeister David Langner im Kulturzentrum Festung Ehrenbreitstein den Kultursommer Rheinland-Pfalz offiziell eröffnet. Die Veranstaltungen der 33. Saison stehen unter dem Motto „Kompass Europa: Sterne des Südens“ und beenden damit den Zyklus, in dem auf die Kulturen der europäischen Nachbarländer in allen Himmelrichtungen geblickt wurde. „Es ist so wichtig, sich gegenseitig intensiver kennen und eben auch besser verstehen zu lernen, damit wir die europäische Idee jeden Tag mit Leben füllen“, betonte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Bereits zum zweiten Mal ist auch in diesem Jahr die Bürgerinitiative „Pulse of Europe“ bei der Kultursommer-Eröffnung vertreten. Ministerpräsidentin Malu Dreyer weiß das zu schätzen: „Sie machen zum einen deutlich, dass wir viele unserer Probleme nur gemeinsam lösen können, zum anderen aber auch, welches Geschenk dieses Europa für uns alle ist!“ Gleichzeitig betonte sie die Bedeutung der Kommunen für die konkreten Entscheidungen vor Ort: „Deshalb sollte jeder und jede die Möglichkeit nutzen, am 9. Juni sowohl an den Europawahlen als auch an den Kommunalwahlen teilzunehmen!“

Preußische Kanonade. Sa. + So. mit Exerzieren & Musketensalven © Foto Diether von Goddenthow
Preußische Kanonade. Sa. + So. mit Exerzieren & Musketensalven © Foto Diether von Goddenthow

Kulturstaatssekretär Jürgen Hardeck bekräftigte: „Der Kultursommer ist und bleibt das Schaufenster der freien Kulturszene!“

Zwei Tage lang bringen Künstlerinnen und Künstler jetzt den Süden Europas auf die Festung Ehrenbreitstein. Es erklingen Lieder aus Italien und Griechenland ebenso wie Alphornklänge; Flamenco und Artistik aus Spanien laden zum Staunen ein. Straßentheater und Brassbands sind unterwegs – und vor allem am Sonntag gibt es besondere Angebote für das junge Publikum, unter anderem mit deutsch-italienischem Kindertheater.

Oberbürgermeister Langner freute sich über den Auftakt des Kultursommers in seiner Heimatstadt: „Wir freuen uns, dass in Koblenz bereits zum dritten Mal der Kultursommer eröffnet wird. Unsere Stadt liegt und sieht sich im Zentrum Europas, viele Nationalitäten beeinflussten und beeinflussen das Leben in dieser Stadt – gerade auch im kulturellen Bereich. So ist Koblenz zu dem geworden, was es ist: lebenswert und vielfältig. Daher freuen wir uns besonders, gastgebende Stadt in diesem Jahr sein zu dürfen.“

RömerTage in der RömerWelt, wieder am 4.-5. Mai 2024 © Foto Diether von Goddenthow
RömerTage in der RömerWelt, wieder am 4.-5. Mai 2024 © Foto Diether von Goddenthow

„Für mich ist das Besondere am Kultursommer Rheinland-Pfalz, dass er hochwertige Festivals und vielfältige Kulturprojekte auch in den ländlichen Räumen ermöglicht. Zudem gibt er vielen Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen, mit ihren Ideen und ihrer Kreativität“, so die Ministerpräsidentin. Damit vereint der Kultursommer Rheinland-Pfalz jedes Jahr von Mai bis Oktober über 200 Kulturprojekte aller Sparten und damit mehrere tausend Einzelveranstaltungen im ganzen Land unter seinem Dach, von den Nibelungenfestspielen in Worms bis zu Rock the Forest in Rengsdorf/Westerwald, von Ausstellungen in Schönecken/Eifel bis zu Musik des Mittelalters in der Pfalz.

Das Programm zum Eröffnungswochenende gibt es unter: www.kultursommer-eroeffnung.de

Informationen zum gesamten Kultursommer Rheinland-Pfalz von Mai bis Oktober im ganzen Land sind unter www.kultursommer.de zu finden.

„Herkunft [un]geklärt – Spannende Sonderausstellung zur Provenienzforschung im Landesmuseum Mainz – 12.04. – 15.09.2024

Innenminister Michael Ebling und Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide begrüßen die Gäste zur Ausstellung, darunter auch Dr. Uwe Hart­mann, Leiter des Fach­be­reichs Kul­tur­gut­ver­lus­te im 20. Jahr­hun­dert in Eu­ro­pa im Deutschen Zentrum für Kulturverluste, Magdeburg. Dr. Heike dankte vor allem auch Dr. Heike Otto, Generaldirektorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) und Kulturdezernentin Marianne Grosse für die seit Jahren erfolgende vertrauensvolle Zusammenarbeit, die so eine Ausstellung erst ermöglicht habe. © Foto Diether von Goddenthow
Innenminister Michael Ebling und Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide begrüßen die Gäste zur Ausstellung, darunter auch Dr. Uwe Hart­mann, Leiter des Fach­be­reichs Kul­tur­gut­ver­lus­te im 20. Jahr­hun­dert in Eu­ro­pa im Deutschen Zentrum für Kulturverluste, Magdeburg. Dr. Heike dankte vor allem auch Dr. Heike Otto, Generaldirektorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) und Kulturdezernentin Marianne Grosse für die seit Jahren erfolgende vertrauensvolle Zusammenarbeit, die so eine Ausstellung erst ermöglicht habe. © Foto Diether von Goddenthow

Wer sich vom 12.04. bis 15.09.2024 im Mainzer Landesmuseum in der spannenden, mit viel wissenschaftlicher  Detektivarbeit über Jahre  hinweg erarbeiteten Sonderausstellung „Herkunft [un]geklärt. Die Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz 1933-1945“  umschaut, kann zum einen seltene und  wunderbare Kunstwerke entdecken. Zum anderen werden die Betrachter aber unweigerlich konfrontiert mit der jeweilig unterschiedlichen, erschütternden und – zum Teil noch  lückenhaften – Herkunfts-Geschichte dieser  unter Zwang verkauften Stücke aus ehemaligen jüdischen Sammlungen.

Gestern hat  Innenminister Michael Ebling gemeinsam mit der Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse die Ausstellung eröffnet.  In dieser Ausstellung vom  12. April bis 15. September 2024 zeigt das Landesmuseum  rund 375 Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz. Diese Bestände aus der Zeit des Nationalsozialismus bewahrt das Landesmuseum Mainz auf.

Impression der Sonderausstellung „Herkunft [un]geklärt. Die Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz 1933-1945“. © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Sonderausstellung „Herkunft [un]geklärt. Die Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz 1933-1945“. © Foto Diether von Goddenthow
„Mit der Erforschung der Herkunft und des unrechtmäßigen Entzugs von Kulturgütern nimmt sich das Landesmuseum Mainz zum wiederholten Male einem sensiblen und ungemein wichtigen Thema an. Das aktive Nachspüren, wo die Werke im eigenen Bestand herkommen und wer die rechtmäßigen Eigentümerinnen und Eigentümer waren oder auch noch sind, ist unverzichtbarer Teil einer verantwortungsvollen Kulturpolitik. Mit der neuen Ausstellung macht das Landesmuseum diese Forschungsarbeit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Das Land kommt damit der moralischen Verpflichtung nach, mit dem geschehenem Unrecht offen und transparent umzugehen“, sagte Innenminister Michael Ebling anlässlich der Ausstellungseröffnung.

Kuratorin Dorothee Glawe, zuständig für die Provenienzforschung im Landesmuseum Mainz, erläutert beim Presserundgang, hier Marianne Grosse (li.) und Ministerpräsident Michael Ebling. Dokumente in einer Vitrine. © Foto Diether von Goddenthow
Kuratorin Dorothee Glawe, zuständig für die Provenienzforschung im Landesmuseum Mainz, erläutert beim Presserundgang, hier Marianne Grosse (li.) und Innenminister  Michael Ebling. Dokumente in einer Vitrine. © Foto Diether von Goddenthow

„Die Ergebnisse, die aufgearbeitet wurden, sind überraschend, beeindruckend, aber auch erschütternd“, so Dr. Heike Otto, die Generaldirektorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE). Das Landesmuseum Mainz ist Teil der GDKE.

Das Landesmuseum Mainz widmet sich mit seinem Blick auf die Herkunft der Werke indirekt auch der eigenen Geschichte. 1967 entstand es durch den Zusammenschluss von Altertumsmuseum, Gemäldegalerie und Graphischer Sammlung. „So gesehen hat auch die Stadt Mainz ein originäres Interesse an der Provenienzforschung der Kulturgüter, die zum Teil auch heute noch im Besitz der Stadt Mainz sind“, betonte die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse.

„Bei den Recherchen haben wir grundlegende Erkenntnisse zur Kunststadt Mainz im Nationalsozialismus gewonnen – ein bisher kaum erforschtes Thema“, so die Kuratorin Dorothee Glawe, die die Provenienzforschung im Landesmuseum Mainz verantwortet. Die Ausstellung geht unter anderem den Fragen nach, was Museen sammelten, welche heute längst vergessenen Sammlerinnen und Sammler in der Stadt lebten, welche Kunsthandlungen vor, während und nach der NS-Zeit florierten und aus welchen Bezugsquellen die Städtischen Sammlungen ihre Kunst erwarben.

Impression der „Herkunft [un]geklärt. Die Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz 1933-1945“. Hier eine Wand mit Kunstwerken, deren Herkunft noch zum Teil lückenhaft, d.h. ungeklärt ist. © Foto Diether von Goddenthow
Impression der „Herkunft [un]geklärt. Die Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz 1933-1945“. Hier eine Wand mit Kunstwerken, deren Herkunft noch zum Teil lückenhaft, d.h. ungeklärt ist. © Foto Diether von Goddenthow
„Das Landesmuseum Mainz befasste sich schon in den 1990er Jahren mit der Herkunft seiner Kunstwerke. Damals listeten Mitarbeitende eindeutig aus jüdischem Eigentum beschlagnahmte Kunstwerke auf und veröffentlichten diese Listen mit dem Ziel, die ehemaligen Eigentümerinnen und Eigentümer zu finden“, so Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseums Mainz. In den Jahren 2016 bis 2019 wurde die Herkunft der Bestände im Rahmen eines ersten Forschungsprojekts dann systematisch untersucht. Seit 2019 stehen in einem zweiten wieder vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Provenienzforschungsprojekt die Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz aus den Jahren 1933 bis 1945 im Zentrum der Untersuchungen.

Mit der Ausstellung trägt das Landesmuseum zum Internationalen Tag der Provenienzforschung bei. Im vergangenen Jahr hatten sich allein in Deutschland über 100 Kulturinstitutionen beteiligt und Einblicke in die Erforschung der Herkunft ihrer Sammlungen gegeben. In Deutschland steht dabei vor allem die Zeit des Nationalsozialismus im Fokus, die zu einer grausamen Entrechtung, Verfolgung und Ermordung vor allem der jüdischen Bevölkerung führte. In der Folge gerieten große Mengen an Kunst- und Kulturgütern durch Enteignung und Notverkäufe in Umlauf. Die Dunkelziffer NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter, die sich noch immer in Privatsammlungen, im Kunsthandel und in Museen befinden, ist kaum abzuschätzen.

Landesmuseum Mainz
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Fr von 9 – 12 Uhr
landesmuseum-mainz@gdke.rlp.de

Sonderausstellung „Herkunft [un]geklärt“ im Landesmuseum Mainz vom 12. April bis 15. September 2024

csm_Provenienz_Slider__1600x900px__1__b230934827 KopieÜberraschend, beeindruckend, aber auch erschütternd und in vielen Teilen lückenhaft sind die Ergebnisse eines mehrjährigen Provenienzforschungsprojekts, das sich mit den rund 375 Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz – den Vorgängerinstitutionen des Landesmuseums Mainz – aus den Jahren 1933 bis 1945 beschäftigt hat. Zu sehen sind die Ergebnisse in der Sonderausstellung „Herkunft [un]geklärt. Die Erwerbungen des Altertumsmuseums und der Gemäldegalerie der Stadt Mainz 1933-1945“, die im Rahmen des nunmehr 6. Internationalen Tags der Provenienzforschung im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) vom 12. April bis 15. September 2024 präsentiert wird. Bei den Recherchen wurden auch grundlegende Erkenntnisse zur Kunststadt Mainz im Nationalsozialismus gewonnen – ein bisher kaum erforschtes Thema. Die Ausstellung wird durch den für das kulturelle Erbe zuständigen Innenminister Michael Ebling und die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse eröffnet (Presse-Terminhinweis folgt).

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Neue Blickwinkel im Landesmuseum Mainz – Aktionstag am 3. März: Abteilung der Moderne und der Kunst des 20. Jahrhunderts wiedereröffnet – freier Eintritt

M. Beckmann, Vor dem Kostümfest, 1945; O. Ritschl, Janus, 1933, DL Ritschl-Verein e.V., Wiesbaden; M. Slevogt, Sommermorgen, 1901; M. Slevogt, Bal Paré, 1904; H. Lismann, Frau mit Blumengarbe, um 1930; T. Gebürsch, Kater Simba, 1950. Alle außer Nr. 2: GDKE, Landesmuseum Mainz (Fotos: A. Brachat; A. Garth)
M. Beckmann, Vor dem Kostümfest, 1945;
O. Ritschl, Janus, 1933, DL Ritschl-Verein e.V., Wiesbaden; M. Slevogt, Sommermorgen, 1901; M. Slevogt, Bal Paré, 1904; H. Lismann, Frau mit Blumengarbe, um 1930; T. Gebürsch, Kater Simba, 1950. Alle außer Nr. 2: GDKE, Landesmuseum Mainz (Fotos: A. Brachat; A. Garth)

Alte Meister und neue Leihgaben, eine kreative App und Virtual Reality (VR) – ab 3. März präsentiert sich im Landesmuseum Mainz der GDKE die Abteilung der Moderne und der Kunst des 20. Jahrhunderts in einer neuen Auswahl und Hängung. Die Wiedereröffnung mit einem Aktionstag am 3. März zwischen 10 und 17 Uhr bietet Führungen, Museumsbingo und Mitmachaktionen in den frisch sanierten Räumen. Neue Blickwinkel auf die Highlights von Lovis Corinth, Max Beckmann oder Hans Purrmann, spektakuläre neue Dauerleihgaben von dem Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner, dem „deutschen Impressionisten“ Max Slevogt oder auch dem ehemaligen Professor für Malerei an der Kunsthochschule Mainz, Friedemann Hahn. „Wir zeigen unseren Besucherinnen und Besuchern aktuelle Forschungen, ungewöhnliche Gegenüberstellungen und neue Touren mit kreativen Vermittlungsideen“, freut sich die Direktorin des Landesmuseums Mainz, Dr. Birgit Heide.

Einer der Schwerpunkte, in der mit einer komplett erneuerten Lichtdecke ausgestatteten Abteilung ist natürlich Max Slevogt, er ist eines der Alleinstellungsmerkmale des Landesmuseums Mainz. Eintauchen können alle in „Slevogts Welt“ und sein vielseitiges Schaffen unter anderem über eine VR-Brille mit einer verblüffenden Multimedia-Projektion. In dieser virtuellen Selvogt-Welt wird die ganze Bandbreite seiner Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken völlig neu in Szene gesetzt. Etwa seine enge Beziehung zur Musik und dem Theater, seine erschütternden Kriegserlebnisse und deren Verarbeitung, zahlreiche Illustrationsprojekte oder seine Biografie. „Wir zeigen Slevogt auf eine ganz neue Art und Weise und machen ihn durch Animationen emotional erlebbar“, ergänzt Dr. Birgit Heide. Untermalt mit klassischer Musik seiner Lieblingskomponisten und eigens für das Projekt produzierten Sounds, ermöglicht „Slevogts Welt“ einen neuen Zugang zu seinem kreativen Werk.

Die Eröffnung ist bei kostenfreiem Eintritt mit einer besonderen Mitmachaktion verbunden, bei der die Besucherinnen und Besucher mithilfe eines Fragebogens die Abteilung und ihre Besonderheiten gezielt bewerten und beschreiben können. Die Ergebnisse und Erkenntnisse daraus können dann künftig für anderen Abteilungen und weitere Planungen genutzt werden.

(Michael Bonewitz)

Römische Mosaike aus Mainz – Dr. Jens Dolata referiert einführend über die archäologische Revision der Mosaikfunde im Landesmuseum Mainz

Ausschnitt aus dem Orpheus-Mosaik im Landesmuseum Mainz. © Foto: Diether von Goddenthow
Ausschnitt aus dem Orpheus-Mosaik im Landesmuseum Mainz. © Foto: Diether von Goddenthow

Es war der damals bedeutendste derartige Fund aus dem römischen Mainz: Bei Bauarbeiten in der Badergasse, im Herzen der Mainzer Altstadt, trafen Archäologen der damaligen Archäologischen Denkmalpflege 1995 auf die Überreste eines außergewöhnlichen Mosaikbodens einer römischen Stadtvilla des 2./3. Jahrhunderts, die in Teilen ausgegraben werden konnte.

Ausgehend vom Fund dieses Orpheus-Mosaiks, das aktuell im Marstall des Landesmuseums Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) ausgestellt wird, erforscht die Landesarchäologie gerade alle überlieferten Fundstellen römischer Mosaike aus Mainzer Stadtvillen. Zum Forschungsstand bietet Dr. Jens Dolata, stellvertretender Außenstellenleiter der Landesarchäologie Mainz, einen einführenden Vortrag an mit dem Titel „Pavimenta tessellata Mogontiacenses – Erste Einblicke in die archäologische Revision der Mosaikfunde aus dem römischen Mainz“. Der Vortrag läuft am 30. Januar 2024 um 18 Uhr als Hybrid-Veranstaltung im Landesmuseum Mainz.

Für Dolata bietet die eingehende Beschäftigung mit den Fundorten und Befunden der Überreste stattlicher Schmuckfußböden neue und überraschende Einblicke in prächtige Wohnausstattungen im römischen Mainz. In seinem Vortrag beleuchtet er nicht nur Baukontexte, vergesellschaftete Funde und besondere Erhaltungssituationen, sondern erklärt auch Bildmotive und ordnet sie ein. Dabei sind die aus viereckigen Stückchen oder Würfelchen, lateinisch tessellae, erstellten Mosaike für Dolata „ganz besondere Fundstücke, die unseren Blick auf außergewöhnliche Häuser von Mogontiacum lenken.“

Die Präsentation von römischen Mosaiken im Marstall ist ein gemeinsam vom Landesmuseum Mainz und der Landesarchäologie Mainz durchgeführtes Projekt, das unter anderem aufzeigen soll, dass auch in Mainz in römischer Zeit repräsentative Stadtvillen vorhanden waren.

Der Vortrag wird als Hybrid-Veranstaltung durchgeführt. Es besteht demnach die Möglichkeit, in Präsenz teilzunehmen oder der Veranstaltung in digitaler Form zu folgen.

Da die Zahl der Teilnehmenden begrenzt ist, wird um eine Anmeldung bis 29. Januar 2024, 12 Uhr, per E-Mail unter anmeldung@gdke.rlp.de gebeten, die Platzvergabe erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen. Der Zugangslink wird den Teilnehmenden nach Anmeldeschluss per E-Mail zugeschickt. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Landesausstellung „Der Untergang des römischen Reichs” gewinnt Red Dot Design Award

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Die große Landesausstellung ‚Der Untergang des Römischen Reiches‘ ist mit dem Red Dot Design Award 2023 ausgezeichnet worden. Die Jury würdigte das Projektteam der Agentur Duncan McCauley, das vom Rheinischen Landesmuseum Trier beauftragt wurde, für das Ausstellungsdesign.

„Die Verleihung des renommierten Red Dot Design Awards für die Untergang-Ausstellung ist hochverdient und unterstreicht die herausragende Qualität der Landesausstellung in Trier, die 2022 über 200.000 Besucherinnen und Besucher anlockte. Ich gratuliere den Macherinnen und Machern herzlich. Die Auszeichnung macht einmal mehr Lust auf 2025, wenn in Trier die nächste Landesausstellung über den Kaiser, Feldherrn und Philosophen Marc Aurel ihre Tore öffnet“, sagte Innenminister Michael Ebling.

„Wir freuen uns mit und für die Gestalterinnen und Gestalter der Landesausstellung über den Red Dot Award. Wer die Ausstellung in Trier gesehen hat, konnte die thematische Atmosphäre in jedem einzelnen Raum spüren. Die kreativen Köpfe hinter der Ausstellungsgestaltung haben es verdient, für ihre hervorragende Leistung anerkannt zu werden“, so auch die Generaldirektorin der GDKE, Dr. Heike Otto. Das Rheinische Landesmuseum Trier war einer von drei Ausstellungsorten der Landesausstellung und ist Teil der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE). Museumsdirektor Dr. Marcus Reuter sagte: „Wir gratulieren Duncan McCauley und seinem Team zum Red Dot Award. Die Ausstellung hat die Thematik rund um den Untergang des Römischen Reiches spannend und anschaulich präsentiert. Unsere Ausstellungsgäste waren von der Gestaltung begeistert.“

„Die Arbeit an diesem Projekt war eine faszinierende Möglichkeit, das Römische Reich als Hauptfigur in einer dramatischen Tragödie des Untergangs in einer unvergesslichen Ausstellung zu zeigen. Man konnte regelrecht fühlen, wie die einzigartigen Exponate in den stimmungsvollen Räumen für die Besucherinnen und Besucher erlebbar wurden“, freute sich auch Noel McCauley, Geschäftsführer von Duncan McCauley.

Triumph Herrmanns über die römische Armee. Gemälde Johann Heinrich Tischbein. © Foto: Diether von Goddenthow
Triumph Herrmanns über die römische Armee. Gemälde Johann Heinrich Tischbein. © Foto: Diether von Goddenthow

Der Red Dot ist eine Auszeichnung für hohe Designqualität. Nur an Projekte und Marken, die mit ihrer guten Gestaltungsqualität und kreativen Leistung überzeugen, vergibt die internationale Jury das begehrte Qualitätssiegel. Designer, Agenturen und Unternehmen können einzelne Kommunikationsprojekte und Kreativarbeiten in einer oder mehreren der 18 Kategorien in der Sparte „Communication Design“ einreichen.

Die Landesausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches“ fand vom 25. Juni bis zum 27. November 2022 in den drei großen Trierer Museen, dem Rheinischen Landesmuseum Trier, dem Museum am Dom Trier und dem Stadtmuseum Simeonstift Trier statt. An drei verschiedenen Standorten widmeten sich die Museen mit circa 700 Exponaten, darunter nationale und internationale Spitzenleihgaben, verschiedenen Aspekten rund um die Endzeit der einstigen römischen Weltmacht.

Neue Ursaurierart bei Kusel (Pfalz) entdeckt – Forscher tauften ihn Stenokranio (Schmalschädler)

Lebensrekonstruktion des Kuseler Ursauriers Stenokranio. Dr. Frederik Spindler, Kipfenberg
Lebensrekonstruktion des Kuseler Ursauriers Stenokranio. Dr. Frederik Spindler, Kipfenberg

Wie das rheinland-pfälzische Innenministerium mitteilt hat ein internationales Forscherteam um das Urweltmuseum Geoskop bei Kusel im Auftrag von Erdgeschichte-Experten der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) Rheinland-Pfalz zwischen Kaiserslautern und Trier eine neue Ursaurierart nachgewiesen. Das nach seiner speziellen Kopfform Stenokranio („Schmalschädler“) benannte Tier wurde bis zu anderthalb Meter lang, hatte einen großen, flachen Schädel mit vielen spitzen Zähnen und ernährte sich von Fischen und anderen Ursauriern. Es lebte vor knapp 300 Millionen Jahren und war eines der größten Raubtiere seiner Zeit.

„Zu Lebzeiten von Stenokranio lag die Pfalz nahe des Äquators und war Teil eines riesigen Gebirgstals, das sich von Lothringen bis Frankfurt am Main erstreckte und eine tropische Fluss- und Seenlandschaft beherbergte. Im Bereich des heutigen Remigiusbergs bei Kusel mündete damals ein großer Fluss in einen etwa 70 Kilometer langen See. Dieses Flussdelta bevölkerte die neu entdeckte Ursaurierart. Es ist faszinierend, dass wir heute erstmals Überreste dieses urzeitlichen Rheinland-Pfälzers finden und dadurch Erkenntnisse über eine längst vergangene Epoche erlangen“, sagte Innenminister Michael Ebling.

Auch die Generaldirektorin der GDKE, Dr. Heike Otto, zeigte sich ob der Neuentdeckung begeistert. „Die beiden fossilen Schädel wurden bereits 2013 und 2018 entdeckt und auch mithilfe von Ehrenamtlichen ausgegraben. Ein internationales Forscherteam konnte diese dann präparieren und nun die Beschreibung einer neuen Art vornehmen. Der sensationelle Fund führt uns den erdgeschichtlichen Reichtum unserer Region eindrucksvoll vor Augen“, so Otto.

Stenokranio besetzte die ökologische Nische der späteren Krokodile. Es war ein Amphib, das im Wasser und an Land leben konnte. Als Fisch- und Fleischfresser, dürfte er als Lauerjäger im Flachwasser und am Ufer von Seen und Flüssen seiner Beute nachgestellt haben. Neben frühen Vorläufern der Säugetiere gehörte Stenokranio zu den größten bekannten Raubtieren seiner Zeit.

Stenokranio ist Teil der ältesten gut belegten Ursauriergemeinschaft Europas, die vom Remigiusberg bei Kusel in der Westpfalz stammt. An Vierfüßern wurden aus dem pfälzischen Fossilvorkommen bisher Reste von drei weiteren Ursaurierarten (Cryptovenator hirschbergeri, Remigiomontanus robustus, Trypanognathus remigiusbergensis) beschrieben, deren nächste Verwandtschaft im heutigen Südwesten der USA und in Thüringen beheimatet war. Die „Ursaurier“ haben nichts mit den Dinosauriern zu tun, sondern lange vor diesen gelebt. Die ersten Dinosaurier traten etwa 60 Millionen Jahre nach Stenokranio auf.

Ein Teil der Fossilien ist bereits in die Dauerausstellung des Urweltmuseums Geoskop bei Thallichtenberg (Landkreis Kusel) integriert und damit der Öffentlichkeit zugänglich. Geplant ist der Bau eines lebensgroßen Modells von Stenokranio.

Fakten zu Ursaurier Stenokranio

Um welches Tier handelt es sich?
Stenokranio war ein Amphib, also ein Tier, das im Wasser und an Land leben konnte. Die Vermehrung erfolgte durch Laichen im Wasser.

Wie viel und welches Fossilmaterial gibt es?
Die Beschreibung der neuen Art beruht auf zwei fossilen Schädeln, 25 und 27 Zentimeter lang. Von dem größeren Exemplar gibt es zusätzlich Teile der Wirbelsäule und des Schultergürtels.

Wo wurden die fossilen Reste gefunden?
Fundort ist der Remigiusberg bei Kusel in der Westpfalz (Landkreis Kusel, Rheinland-Pfalz). Der Fundort befindet sich auf dem Betriebsgelände eines aktiven Steinbruchs (Hartsteinwerk Rammelsbach der Basalt AG, Linz am Rhein). Der Steinbruch fördert ein Hartgestein zur Herstellung von Straßen- und Gleisbettschotter. Fossilführend sind die Deckschichten über dem Hartgestein. Zutritt zum Betriebsgelände und zur Fundstelle sind nur mit schriftlicher Genehmigung der Basalt AG möglich.

Wer und wann wurden die Fossilien entdeckt?
Die Fossilien wurden 2013 (großes Exemplar als Zufallsfund; Entdecker: Dr. Jan Fischer) und 2018 (kleineres Exemplar bei einer wissenschaftlichen Grabung des Urweltmuseums GEOSKOP; Entdecker: ehrenamtlicher Grabungshelfer Hans-Rieder
Matzenbacher) entdeckt.

Wo, wann und von wem wurden die Fossilien präpariert?

Präparation des 2018 entdeckten Schädels durch den geowissenschaftlichen Präparator Larry Rinehart aus Albuquerque/New Mexico. im GEOSKOP
Präparation des 2018 entdeckten Schädels durch den geowissenschaftlichen Präparator Larry Rinehart aus Albuquerque/New Mexico. im GEOSKOP

Das große Exemplar wurde 2014, das kleinere Exemplar 2018 vom geowissenschaftlichen Präparator Larry Rinehart aus Albuquerque/New Mexico ehrenamtlich im Urweltmuseum GEOSKOP bei Kusel präpariert. Eine Nachpräparation des kleineren Schädels zur wissenschaftlichen Beschreibung erfolgte 2019/2020 durch Georg Sommer, geowissenschaftlicher Präparator des Naturhistorischen Museums Schloss Bertholdsburg, in Schleusingen/Thüringen.

Wann hat das Tier gelebt?
Die Fundschichten sind knapp 300 Millionen Jahre alt und werden in das ausgehende Erdaltertum, genauer in den Grenzbereich der erdgeschichtlichen Systeme Karbon und Perm gestellt.

Wie heißen die Fundschichten?
Die Stenokranio-Fossilien wurden in Ablagerungsgesteinen der sogenannten Remigiusberg-Formation, Basis des Rotliegend im Saar-Nahe-Becken, gefunden.

Weiß man, wie die Tiere zu Tode gekommen sind?
Nein. Die bisher bekannten fossilen Reste von Stenokranio stammen von zerfallenen Skeletten, die am Ufer eines Sees (größeres Exemplar) und im Flachwasser eines Sees (kleineres Exemplar) im Schlamm begraben worden sind. Es ist möglich, dass beide Tiere eines natürlichen Todes gestorben und im Laufe der Zeit zerfallen und teilweise fortgespült worden sind.

Wie groß und schwer konnten die Tiere werden?
Stenokranio konnte schätzungsweise bis zu 1,5 Meter lang werden. Das am nächsten verwandte Tier, Eryops megacephalus aus den USA, erreichte Schädellängen von bis zu 60 Zentimeter und Körperlängen von bis zu drei Metern. Das Körpergewicht der großen amerikanischen Tiere wird auf 160 Kilogramm geschätzt. Das größte bekannte Exemplar von Stenokranio könnte bis zu 70 Kilogramm Lebendgewicht aufgewiesen haben.

Wo hat das Tier gelebt? Wie muss man sich den Lebensraum vorstellen?
Zu Lebzeiten von Stenokranio lag die Pfalz nahe dem Äquator und war Teil eines riesigen (100 x 300 Kilometer großen) Gebirgstals, das von Lothringen bis Frankfurt/M. und vom Hunsrück bis fast nach Karlsruhe reichte. Das Gebirgstal (geologisch: Lothringen-Saar-Nahe-Becken) war eine tropische Fluss- und Seelandschaft. Im Bereich des heutigen Remigiusbergs mündete damals ein großer Fluss in einen etwa 70 Kilometer langen See. Am Ufer dieses Sees bzw. im Delta des besagten Flusses hat Stenokranio gelebt.

Wie hat das Tier gelebt?
Stenokranio hat die ökologische Nische der erst seit dem Erdmittelalter auftretenden Krokodile besetzt. Es war ein Amphib, das im Wasser und an Land leben konnte. Die Vermehrung erfolgte im Wasser. Die Jungtiere werden überwiegend im Wasser, die erwachsenen Tiere im Wasser und an Land gelebt haben. Stenokranio war ein Fischund Fleischfresser, der als Lauerjäger im Flachwasser und am Ufer von Seen und Flüssen seiner Beute nachgestellt haben dürfte. Neben frühen Vorläufern der Säugetiere, wie den fleischfressenden Rückensegelsauriern, gehörte Stenokranio zu den größten bekannten Raubtieren seiner Zeit. Die Konstruktion seiner Kiefer ermöglichte kein Zerschneiden (oder Kauen) von Beute. Beutetiere wurden gepackt, mit den spitzen Zähnen und den vergrößerten Reißzähnen im Gaumen festgehalten und vermutlich mehr oder weniger im Ganzen heruntergeschlungen.

Was passiert nun mit den Fossilien? Wie geht es weiter?
Ein Teil der Fossilien ist bereits in die Dauerausstellung des Urweltmuseums GEOSKOP integriert und damit der Öffentlichkeit zugänglich. Geplant ist der Bau eines lebensgroßen Modells von Stenokranio. Alle Fossilien, das Modell und gegebenenfalls virtuelle Animationen sollen später in einer neuen Dauerausstellung zu den „Kuseler Ursauriern“ im GEOSKOP präsentiert werden.

Warum wird das Tier als Ursaurier bezeichnet?
Der Begriff „Ursaurier“ ist eine populäre Sammelbezeichnung für die Vierfüßer des Erdaltertums. Der Begriff schließt Amphibien und Reptilien ein, hat aber keine wissenschaftliche Bedeutung und hat auch nichts mit den Dinosauriern zu tun. Die „Ursaurier“ haben vor den Dinosauriern gelebt. Die ersten Dinosaurier haben etwa 60 Millionen Jahre nach Stenokranio in der Mittleren Trias gelebt.

Wo genau ist die Position von Stenokranio im Stammbaum der vierfüßigen Wirbeltiere?
Stenokranio gehört zur Familie der Eryopiden, die relativ großwüchsige, nach Gestalt und Lebensweise krokodilähnliche Amphibien des ausgehenden Erdaltertums vereint. Die Eryopiden gehören zur Gruppe der Temnospondyli, die die artenreichste Gruppe an Amphibien des Erdaltertums repräsentiert und wahrscheinlich auch die Vorläufer der heutigen Amphibien einschließt.

Wem gehören die Fossilien?
Nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Rheinland-Pfalz werden erdgeschichtliche Objekte von wissenschaftlicher Bedeutung mit ihrer Entdeckung Eigentum des Landes Rheinland Pfalz. Entsprechende Funde werden in der Landessammlung für Naturkunde in Mainz inventarisiert.

Wer hat welchen Anteil an der Arbeit?

Der 2018 gefundene Schädel von Stenokranio. Urweltmuseum GEOSKOP, Thallichtenberg
Der 2018 gefundene Schädel von Stenokranio. Urweltmuseum GEOSKOP, Thallichtenberg

Die wissenschaftlichen Forschungen und Ausgrabungen im Steinbruch am Remigiusberg bei Kusel erfolgen unter der Leitung des Urweltmuseums GEOSKOP im Auftrag und in Kooperation mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz/ Referat Erdgeschichte. Finanzielle und logistische Hilfe stellt das Hartsteinwerk Rammelsbach der Basalt AG zur Verfügung. Die Ausgrabungen werden von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern aus der Pfalz und dem Saarland unterstützt.
Die präparatorischen und konservatorischen Arbeiten an den Fossilien sowie die wissenschaftliche Auswertung erfolgen im Urweltmuseum GEOSKOP.  Die Beschreibung und Illustration der Fossilien sowie die Analyse der verwandtschaftlichen Beziehungen zu altersgleichen Amphibien wurden von den Spezialisten für fossile Amphibien der Gruppe der Eryopiden in Schleusingen/Thüringen, am Naturkundemuseum Berlin und am New Mexico Museum of Natural History in Albuquerque/New Mexico durchgeführt.

Was macht diesen Fund so spannend?
Eryopiden, die nach dem besonders großen amerikanischen Vertreter Eryops benannte Familie von Amphibien des späten Erdaltertums, werden in Saurierbüchern oft zusammen mit Rückensegelechsen als typisch amerikanische Lebensgemeinschaft der Vordinosaurierzeit dargestellt. Die Funde vom Remigiusberg belegen, dass große krokodilartige Amphibien zusammen mit den auffälligen Rückensegelechsen und anderen aus Nordamerika bekannten Ursaurierformen auch auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands existiert haben.

Quelle  – Originalarbeit: Werneburg, R., Witzmann, F., Rinehart, L., Fischer, J. & Voigt, S. (2024): A new eryopid temnospondyl from the Carboniferous-Permian boundary of Germany. – Journal of Paleontology, doi: 10.1017/jpa.2023.58.