Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz feiert Richtfest für das neue Archäologische Zentrum

Richtfest  für den Neubau  des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie, Neutorstraße 2. © atelier-goddenthow Foto: Heike v. Goddenthow
Richtfest am 17. August 2018 für den Neubau des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie, Neutorstraße 2. Im gesamten rechten Flügel soll auf 3000 qm über drei Etagen die ständige Ausstellung des Archäologischen Zentrums untergebracht werden.   © atelier-goddenthow Foto: Heike v. Goddenthow

Am 17. August 2018 feierten die Mitarbeiter des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM) gemeinsam mit den Bauleuten und zahlreichen Gästen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft 15 Monate nach der Grundsteinlegung das Richtfest für den Rohbau des Archäologischen Zentrums in der Neutorstraße.

Der Standort am südlichen Stadteingang liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum RGZM-Museum für Antike Schifffahrt und nahe des Ausgrabungsortes des Römischen Theaters, wo sich auch die gleichnamige Regional- und S-Bahnstation befindet. Rund 51,4 Millionen Euro investieren das Land Rheinland- Pfalz, die Landeshauptstadt Mainz und der Bund in dieses moderne Zentrum für archäologische Spitzenforschung und Öffentlichkeit mit großzügigen Ausstellungsbereichen.

vli.) Die Grußwortredner/innen: Michael Ebling, Mainzer, Oberbürgermeister, Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Vize-Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft, Dr. Alexandra Busch, Direktorin am RGZM, Prof. Dr. Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, (dahinter), Holger Basten, Geschäftsführer des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetrauung (LBB) und Doris Ahnen, Finanz- und Bauministerin mit Richtkranz. © Foto: Diether v. Goddenthow
vli.) Die Grußwortredner/innen: Michael Ebling, Mainzer, Oberbürgermeister, Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Vize-Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft, Dr. Alexandra Busch, Direktorin am RGZM, Prof. Dr. Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, (dahinter), Holger Basten, Geschäftsführer des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetrauung (LBB) und Doris Ahnen, Finanz- und Bauministerin mit Richtkranz. © Foto: Diether v. Goddenthow

Bei seiner Begrüßung sagte der Geschäftsführer des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetrauung (LBB) Holger Basten, dass „seit der Grundsteinlegung im Mai 2017 große Herausforderungen, insbesondere bei der Gründung des Gebäudes, der Umverlegung von Leitungen und der archäologischen Begleitung gemeistert“ wurden. Der heute gerichtete Rohbau gäbe „nicht nur einen Eindruck von der Kubatur des Bauwerks, sondern ist auch von hoher konstruktiver Qualität. Daher geht ein besonderes Dankeschön des Landesbetriebs LBB an alle unsere Projektpartner.“

Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen betonte in ihrer Rede beim Richtfest die Bedeutung des RGZM: „Das Römisch-Germanische Zentralmuseum genießt hohes Ansehen. Der entstehende Neubau trägt diesem guten Ruf Rechnung und schafft einen repräsentativen Ort für zukünftige Forschungen und Ausstellungen. Das neue RGZM wird für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger, für unsere Landeshauptstadt Mainz, für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und für das Land Rheinland-Pfalz eine Bereicherung sein.“

Der in Stahlbeton-Bauweise errichtete viergeschossige Rohbau imponiert mit einer Länge von 95 Metern entlang der Rheinstraße. In dem zur Neutorstraße hin rechtwinklig angesetzten Ausstellungsflügel wird künftig das RGZM auf drei Etagen und 3000 Quadratmetern seine völlig neu konzipierte Dauerausstellung präsentieren.

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Die vorgehängte Ziegelfassade orientiert sich am antiken römischen Mauerbild mit seinen schmalen, aufgrund der Herstellungsweise etwas rauen Ziegeln und den im Verhältnis dazu breiten Fugen. Das ist auch eine Referenz an das Forschungsfeld Wirtschaft und Technik des RGZM.

Der Rotton wird auf die Fassade des benachbarten Museums für Antike Schiffahrt, das ebenfalls zum RGZM gehört, sowie die ehemalige Neutorschule abgestimmt. Sie soll in ihrem ursprünglichen Rotton wieder hergerichtet werden. Beide Gebäude begrenzen den künftigen „Archäologischen Platz“, dessen Gestaltung die Fußwegeverbindungen in die Altstadt, das Neubaugebiet Am Winterhafen und in die Oberstadt berücksichtigt. Unter den mächtigen Platanen vor der Neutorschule wird es einen ruhigeren Bereich geben, der zum Verweilen einlädt.

© Visualisierung RGZM
Lichtdurchflutet und großzügig wird der Empfang im Eingangsbereich des Archäologischen Zentrum werden mit einer zentralen Treppe, über die Besucher unter anderem in den Lesebereich der großen Fach-Bibliothek und  in die Ausstellungsbereiche gelangen können © Visualisierung RGZM

Voraussichtlich in zwei Jahren kann das Römisch-Germanische Zentral-Museum sein bisheriges Domizil im Kurfürstlichen Schloss Mainz sowie einen Ergänzungsbau aus den 1970er-Jahren verlassen und in den Neubaukomplex einziehen, was für sich genommen nochmals eine Herkulesaufgabe bedeutet, da jedes der 220 000 Objekte gereinigt, dokumentiert, verpackt, transportiert und seinem neuem (Archiv-/Ausstellungs-)Ort zugewiesen werden muss. Jedes der 220 000 Objekte in der Sammlung des RGZM müsse einzeln angefasst werden, „von der kleinsten Scherbe bis zum tonnenschweren Artefakt“, was zusätzlicher Mitarbeiter und Mittel bedürfe, sagte Professor Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur. Der Minister betonte, dass die Errichtung des Neubaus nicht nur ein technischer Vorgang sei, „sondern dem Römisch- Germanischen Zentralmuseum als Forschungsinstitut neue Perspektiven“ eröffne. „Genauso wichtig ist jedoch, dass er zu einer neuen Wahrnehmung der Vermittlungsarbeit des Museums in der Öffentlichkeit weit über den Standort Mainz hinaus führen wird. Der Neubau stärkt Rheinland-Pfalz als Forschungsstandort und als Ort der Wissensvermittlung.“, so der Wissenschaftsminister.

Rohbau-Impression  künftiger Restaurierungswerkstätten und Labore im EG. Die Decken werden später mit Kranträgern ausgestattet, um auch schwere Objekte bewegen zu können. Daneben liegen Fotolabore und Vortragsräume. © Foto: Diether v. Goddenthow
Rohbau-Impression künftiger Restaurierungswerkstätten und Labore im EG. Die Decken werden später mit Kranträgern ausgestattet, um auch schwere Objekte bewegen zu können. Daneben liegen Fotolabore und Vortragsräume. © Foto: Diether v. Goddenthow

„Als eines der acht Leibniz-Forschungsmuseen wird das Römisch-Germanische Zentralmuseum nicht nur Schaufenster seiner archäologischen Forschung sein. Es ist vielmehr bestrebt, Menschen unterschiedlicher Herkunft, Bildung und unterschiedlichen Alters zu erreichen und den Dialog mit der Gesellschaft zu suchen“, sagte Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Vize-Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft. „Zu sehen, wie das neue RGZM nun konkrete Formen annimmt und damit den nötigen Raum für exzellente Wissenschaft und Wissensvermittlung schafft, ist wunderbar. Ich bin sehr gespannt auf die Realisierung des zukunftsweisenden Gesamtkonzepts des RGZM, das Forschung und Wissenstransfer verbindet.“

Dr. Alexandra Busch, Direktorin am RGZM und Prof. Dr. Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur während des Rundgangs durch den Rohbau des Archäologischen Zentrums. © Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Alexandra Busch, Direktorin am RGZM und Prof. Dr. Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur während des Rundgangs durch den Rohbau des Archäologischen Zentrums. © Foto: Diether v. Goddenthow

Dr. Alexandra Busch, Direktorin am RGZM, betonte: „Der Neubau bedeutet einen Quantensprung für unser Haus und dies gleich in zweierlei Hinsicht: Einerseits werden mit großzügigen Räumlichkeiten für unsere Forschungsbibliothek, Tagungsräumen sowie zeitgemäß ausgestatteten Laboren und Werkstätten für Restaurierung und Konservierung archäologischer Objekte optimale Bedingungen für die Forschung und die internationale Positionierung des RGZM geschaffen. Gleichzeitig bietet der Neubau völlig neue Möglichkeiten für den musealen Wissenstransfer des RGZM in Mainz. Hier werden wir den Besucherinnen und Besuchern Erfahrungsräume anbieten, die es ihnen ermöglichen, kulturelles Erbe und die daraus abgeleiteten Forschungen als Zugang zur Reflexion gesellschaftlicher Dynamiken und als Ressource für ihr Leben in der Gegenwart zu begreifen“.

Dort, wo jetzt noch der Baukran sein Fundament hat, wird ein neuer Super-Computertomograph für radiologisch-bildgebende Analyse-Verfahren aufgestellt werden. Der 1,2 Mio Euro teure Koloss  wiegt  mit seiner Beton-Bodenplatte 15 Tonnen, und könne nur dorthin, da  anderswo der Boden nachgebe, so Prof. Dr. Markus Egg, Direktor für Werkstätten und Labore. Bild: Blick  aus dem besonders gesicherten Sonderausstellungsbereich auf das Noch-Kranfundament. © Foto: Diether v. Goddenthow
Dort, wo jetzt noch der Baukran sein Fundament hat, wird ein neuer Super-Computertomograph für radiologisch-bildgebende Analyse-Verfahren aufgestellt werden. Der 1,2 Mio Euro teure Koloss wiegt mit seiner Beton-Bodenplatte 15 Tonnen, und könne nur dorthin, da anderswo der Boden nachgebe, so Prof. Dr. Markus Egg, Direktor für Werkstätten und Labore. Bild: Blick aus dem besonders gesicherten Sonderausstellungsbereich auf das Noch-Kranfundament. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die gesamte Baugrube erhielt gegen Nachrutschen und als Schutz gegen das hoch anstehende Grundwasser einen Verbau aus dicht gesetzten Bohrpfählen. Im Schutz des Verbaus legten Archäologen der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) 15 Monate lang Festungsmauern aus verschiedenen Epochen der Stadtgeschichte frei und dokumentierten sie für die Forschung. Zu den besonderen baulichen Herausforderungen gehört es, dass unterhalb des Ausstellungsflügels die Versorgungsleitungen der Altstadt (Wasser, Gas, Strom, Kommunikation) verlaufen. Diese mussten vor dem Ausheben der Baugrube zunächst in zwei Trassen gebündelt werden. Die Bohrpfähle zur Gründung des Ausstellungsflügels wurden dann in unmittelbarer Nähe zu den Leitungstrassen eingebracht.

Der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz, Michael Ebling, sagte: „Das Römisch- Germanische-Zentralmuseum leuchtet weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Wir können in Mainz stolz darauf sein, Heimstatt eines solchen Museums zu sein, denn mit dem neuen Haus präsentiert sich Mainz einmal mehr als einer der bedeutendsten Standorte für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Rhein-Main.“

Trotz Baustellen-Atmosphäre schon gut erkennbar ist der neue Archäologische Platz, der links begrenzt wird durch die ehemalige Neutorschule (nicht im Bild). Der von alten Platanen dominierte Platz wird einer der größten seiner Art in Mainz werden und ist orientiert  an den Wegeverbindungen in die Altstadt, das Neubaugebiet Winterhafen und in die Oberstadt. Foto: Heike v. Goddenthow
Trotz Baustellen-Atmosphäre schon gut erkennbar ist der neue Archäologische Platz, der links begrenzt wird durch die ehemalige Neutorschule (nicht im Bild). Der von alten Platanen dominierte Platz wird einer der größten seiner Art in Mainz werden und ist orientiert an den Wegeverbindungen in die Altstadt, das Neubaugebiet Winterhafen und in die Oberstadt. Foto: Heike v. Goddenthow

Bereits am Rohbau klar erkennbar ist der auf den künftigen „Archäologischen Platz“ ausgerichtete Haupteingangsbereich mit dem dahinter liegenden Foyer. Insgesamt steht künftig eine Nutzfläche von fast 10.000 Quadratmetern für moderne Forschungslabore und Restaurierungswerkstätten, die wissenschaftliche Bibliothek, die Sammlungen, die wissenschaftlichen Arbeitsbereiche und den wissenschaftlichen Austausch wie auch für die Publikumsbereiche mit neuer Dauerausstellung auf 3000 Quadratmetern über drei Etagen und Raum für Sonderschauen, mit Bistro und Museumsshop zur Verfügung.

Rohbau-Impression der Ausstellungsfläche in der zweiten Etagen für die Ständige Ausstellung. Foto: Heike v. Goddenthow
Rohbau-Impression der Ausstellungsfläche in der zweiten Etagen für die Ständige Ausstellung. Foto: Heike v. Goddenthow

Der Neubau erhält großzügige Fensterflächen, die Einblicke in die Ausstellung gewähren und die optische Verbindung zwischen Innen- und Außenraum herstellen.