Kategorie-Archiv: Kunst und Archäologie

Urknall Jam – Street Art-Event vor dem Museum mit Live Sprayen und Street Food- 29. 04.2023, 14 bis 23.00 Uhr, Landesmuseum Darmstadt

Urknall Jam im Rahmen der Ausstellung »Urknall der Kunst. Moderne trifft Vorzeit« © Foto Diether von Goddenthow
Urknall Jam im Rahmen der Ausstellung »Urknall der Kunst. Moderne trifft Vorzeit« © Foto Diether von Goddenthow

Street Art und Graffiti sind die aktuellste Übersetzung von Felskunst und Höhlenmalerei im öffentlichen Raum. Das Erschaffen von Kunstwerken an großen Freiflächen und scheinbar zeitlose, prähistorische Motive üben bis heute einen ungebrochenen Reiz auf Künstler*innen aus.

Durch den »Urknall Jam« erweitert das Landesmuseum Darmstadt die aktuelle Sonderausstellung »Urknall der Kunst. Moderne trifft Vorzeit« bis in die künstlerische Gegenwart. Eingebettet in die Atmosphäre eines lockeren Open Air Jams bietet das Event sechs Street Art Künstler*innen die Möglichkeit, ihre Kunst öffentlichkeitswirksam und im musealen Kontext vor dem Museum zu präsentieren.

Die Auswahl der Künstler*innen und ihrer Motive erfolgte erstmals mit einem öffentlichen Aufruf über die Onlineplattform nextmuseum.io. Alle Interessierten konnten dort ihre Entwürfe einreichen und das Publikum hat darüber abgestimmt. Am Eventtag werden die unter enormer Beteiligung (wir hatten über 5400 Stimmabgaben) ausgewählten Motive von den lokalen und überregionalen Künstler*innen an sechs Stellwände live gesprayt. Diese bleiben bis zum Ende der Ausstellung am 25. Juni 2023 stehen.

Der Jam entstand in Zusammenarbeit mit dem Team vom Lincoln Wall e.V. und wird unterstützt vom Railslide Darmstadt. Am Eventtag sind verschiedene lokale Unternehmen beteiligt: Berry’s Café Bar, Hussen’s Falafel und Thildas Eis. Für die musikalische und tanzbare Komponente sorgt DJ Steevott. Das Museumcafé »Herzblut und Zinke« bietet Kaffeespezialitäten und Kuchen.

Zur Ausstellung
Wo liegt der Ursprung der Kunst? Dieser Frage ging nicht nur der deutsche Ethnologe Leo Frobenius Anfang des 20. Jahrhundert nach. Die einzigartigen Felsbildkopien, die auf seinen weltweiten Expeditionen entstanden, waren ein Schlüsselerlebnis für die Künstler der Moderne.

Die Ausstellung »Urknall der Kunst« entsteht in Kooperation mit dem Frobenius-Institut, Frankfurt und geht dieser künstlerischen Auseinandersetzung erneut nach.
Sie bringt sieben Positionen der Klassischen Moderne in einen Dialog mit den Felsbildern der Vorzeit: Joseph Beuys, Joan Miró, Paul Klee, Pablo Picasso, Hans Arp, Willi Baumeister und André Masson.

Eintritt
Zwischen 15.00-17.00 Eintritt in die Ausstellung »Urknall der Kunst. Moderne trifft Vorzeit« zum reduzierten Sonderpreis von 6 Euro

Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1
64283 Darmstadt
www.hlmd.de

Alte Museums-Artefakte inspirieren zu neuer Kunst und werden dabei selbst wieder lebendig – Kunst trifft Archäologie im Mainzer Landesmuseum

Mit diesem Ausstellungsprojekt LIKE A VIRGIN – touched für the very first time – Kunst trifft Archäologie“ vom 21. April bis 18. Juni 2023 im Mainzer Landesmuseum kommt es erstmals zu einem Experiment zwischen der Archäologischen Abteilung des Landesmuseums und der Kunsthochschule Mainz.  Bild: Professorin Sabine Groß, Leiterin der Klasse für Bildhauerei, erläutert mit Studenten die Ausstellung.  © Foto Diether von Goddenthow
Mit diesem Ausstellungsprojekt LIKE A VIRGIN – touched für the very first time – Kunst trifft Archäologie“ vom 21. April bis 18. Juni 2023 im Mainzer Landesmuseum kommt es erstmals zu einem Experiment zwischen der Archäologischen Abteilung des Landesmuseums und der Kunsthochschule Mainz. Bild: Professorin Sabine Groß, Leiterin der Klasse für Bildhauerei, erläutert mit Studenten die Ausstellung. © Foto Diether von Goddenthow

Vielen jungen Menschen geht es beim Betrachten archäologischer Fundstücke im Museum so wie der Kunststudentin Yvonne Delfendahl: „Wenn ich die sehe, kann ich gar keinen richtigen Bezug dazu aufbauen“. Doch seitdem die Studentin beim Ausstellungsprojekt „Kunst trifft Archäologie“, ein Experiment zwischen der Archäologischen Abteilung des Landesmuseums und der Kunsthochschule Mainz, mitgemacht hat, ist das nun alles ganz anders geworden. Als eine von 13 ausstellenden Künstlern und Künstlerinnen hatte  Yvonne aus dem Museumsfundus für ihr eigenes Projekt 4000 bis 6000 Jahre alte Faustkeile ausleihen können, um hiervon eine eigene Kreation ableiten zu können. Ihre Kommilitonen hatten ganz andere Original-Artefakte als Inspiration für ihre Werke ausgewählt. Ziel war es, diese Artefakte aus einem der Archäologie fremden Blickwinkel zu betrachten und sie in einen neuem Kontext zu stellen, der herkömmliche Sichtweisen und museale Umgangsformen erweitern und bereichern sollte. Das ist gelungen, was nun die soeben im Landesmuseum Mainz eröffnete Ausstellung „LIKE A VIRGIN – touched für the very first time – Kunst trifft Archäologie“ mit ihren wunderbaren, mitunter beinahe skurril wirkenden Werken zeigt. Die Ausstellung geht noch bis zum 18. Juni 2023.

Kunststudentin Yvonne Delfendahl war von den 4000 bis 6000 Jahre alten Faustkeilen aus Mainz-Gonsenheim so affiziert, dass sie sich hiervon zu ihrem Projekt mit Open-Air-Vitrine anregen ließ. © Foto Diether von Goddenthow
Kunststudentin Yvonne Delfendahl war von den 4000 bis 6000 Jahre alten Faustkeilen aus Mainz-Gonsenheim so affiziert, dass sie sich hiervon zu ihrem Projekt mit Open-Air-Vitrine anregen ließ., von der in der Ausstellung ein Foto zu sehen ist, dahinter die Original-Faustkeile des Museums © Foto Diether von Goddenthow

Yvonne Delfendahl hatten es, wie gesagt, die 4000 bis 6000 Jahre alten Faustkeile aus Mainz-Gonsenheim, ihrem Wohnort, sofort angetan. Sie war so fasziniert von der Vorstellung, dass diese „so alten, wertvollen Stücke  einfach an einen normalen Tage von Bauern beim Arbeiten in Gonsenheim gefunden wurden“, dass sie die Idee hatte, Kopien davon in Speckstein anzufertigen, und diese in Fundortnähe in einer Plexiglas-Vitrine auf einer öffentlich zugänglichen Wiese zu platzieren, um Spaziergänger und Wanderer auf das uralte Siedlungsgebiet und die dort gemachten Funde hinzuweisen. Mehr noch: Sie stellte eine zweite „Blanko“-Plexiglas-Vitrine auf, in die Leute, die vielleicht am Wegesrand oder in der Nähe etwas Archäologisches finden,  deponieren können. In der Ausstellung selbst ist von ihrer spannenden Arbeit „nur“ ein Foto zu sehen, in der Vitrine daneben befinden sich die Originalfaustkeile aus graugrünlichem Jadeit-Gestein. Ihre Faustkeil-Nachempfindungen aus Speckstein können ausschließlich in ihrer Open-Air-Plexiglas-Vitrine auf der Wiese in Gonsenheim besichtigt werden. Da die Wiese nahe des vielbelaufenen Spazierwegs dem Gonsenheimer Fahr- und Reitverein gehört, gab es auch keine bürokratischen Hemmnisse mit der Aufstellung. Am Sonntag, 23. April 2023 präsentierte die Studentin in einer kleinen Vorort-Vernissage ihr Werk. Yvonne möchte mit ihrem Projekte „Geschichte in den Alltag wieder zurückzuholen“. Eine Besonderheit ihres Projektes liegt nicht nur in der Gegenüberstellung ihrer Eigenkreation mit einem Original-Museums-Exponat, sondern zudem darin, durch die Auslagerung ihres Kunstwerkes in Fundortnähe, dort ein wenig „Steinzeit“ wieder lebendig werden zu lassen, und „die Spaziergänger vielleicht dazu zu motivieren, sich später auch die Originalfunde im Museum anzuschauen“.

Amelie Reinholdt war fasziniert vom Gedanken, dass Römer mit ihren Riemenlatschen praktisch ganz Europa erlaufen haben, weswegen sie nun ein modernes poppiges Pendant schuf, mit denen ja heutzutage quasi die Welt erlaufen wird. © Foto Diether von Goddenthow
Amelie Reinholdt war fasziniert vom Gedanken, dass Römer mit ihren Riemenlatschen praktisch ganz Europa erlaufen haben, weswegen sie nun ein modernes poppiges Pendant schuf, mit denen heutzutage quasi die Welt erlaufen wird. © Foto Diether von Goddenthow

Wer die Ausstellung betritt, schreitet zunächst durch ein Löwentor, beinahe, lägen da nicht die übergroßen Riesen-Flip-Flop-Latschen, die Amelie Reinholdt, zugleich Romanistin und Lateinaffin, römischen genagelten Riemensandalen aus dem 1. Jh. n. Chr. „nachempfunden“ hat. „Ich weiß nicht, mich hatte dieses Schuhwerk so angesprochen, weil ich es eben so witzig fand im Nachhinein, mir vorzustellen, dass mit diesen römischen Sandalen doch ganz Europa quasi belaufen wurde“, ähnlich wie sich in heutiger Zeit die Flip-Flops-Latschen in allen Varianten weltweit durchgesetzt haben.

Kunststudentin Jeong Lee (mi) erläutert Dr. Heike Otto, Generaldirektorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (li.) und Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide (r.) dass der steinerne alte Originallöwe einst für äußere stand, heutzutage es aber mehr auf innere Stärke ankäme. Diese innere Stärke und Kraft solle ihr nachempfundener, äußerlich weichwirkender Löwe symbolisieren. © Foto Diether von Goddenthow
Kunststudentin Jeong Lee (mi) erläutert Dr. Heike Otto, Generaldirektorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (li.) und Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide (r.) dass der steinerne alte Originallöwe einst für äußere Kraft stand,  es  heute aber mehr auf innere Stärke ankäme. Diese innere Stärke und Kraft solle ihr nachempfundener, äußerlich weich wirkender Löwe symbolisieren (vorne im Bild). © Foto Diether von Goddenthow

Man muss also, um diese Riesenlatschen nicht zu beschädigen, um das Löwentor herumlaufen. Rechts brüllt der Originallöwe aus einem römischen Gräberfeld und Weisenauer Kalkstein seinem aus Epoxidharz erschaffenen „Klon“ linker Hand entgegen. Dieser brüllt leiser zurück. Für Jeong Lee, die sich gleich von der Symbolik des Königs der Tiere angesprochen fühlte, steht die Original-Löwenfigur für äußere Stärke. Ihr aus Epoxidharz, Kerzengel, Ton und Acrylspray erschaffener heller glasähnlicher ausschauender Löwe zeige hingegen das Gegenteil: äußere Weichheit, aber innere Stärke. Innere Stärke, Überzeugung und Substanz seien in der Gesellschaft wichtiger geworden als das Äußere, als äußerliche Stärke, so die Überlegung der Künstlerin.

Die archäologischen Objekte aus der Vorgeschichte und der Römerzeit verdeutlichten dabei ihrerseits unterschiedliche Aspekte des menschlichen Lebens, wie Alltag, Luxus oder kultisch-religiöse Aspekte, vertieft Dr. Heike Otto, Generaldirektorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz.

Wie Flip-Flop-Latschen und das Löwen-Pärchen „äußere Stärke /innere Stärke“ darstellen, haben die Studentinnen und Studenten  eine überaus lebendige Präsentation künstlerischer Neuschöpfungen geschaffen, die fantasievolle Verbindungen zwischen lang vergangenen und heutigen Kulturen herstellen möchten. Dieses reizvolle Zusammentreffen der teils Jahrtausende alten Exponate mit den zeitgenössischen Kunstwerken ermöglicht den Besuchern einen völlig anderen Blick auf die achäologischen Objekte und regt zu einem neuen und frischen Auseinandersetzen mit scheinbar Bekannten an.

Aaron Nora Kappenberger, aus dem Schwarzwald stammend, und als Queerer dort oft nicht beachtet, oder eher negativ wahrgenommen, wie in Zeiten der schwäbisch-alemannischen Fasent, als eine Person, die nicht dazu gehört, zur nicht queeren Mehrheitsgesellschaft, hat diese Ambivalenz zwischen vorurteilsbefördernder fester und ausdrucksoffener Masken dargestellt, indem er einer römischen Büste eine konturenarme Wachsmaske gegenüberstellte. © Foto Diether von Goddenthow
Aaron Nora Kappenberger, aus dem Schwarzwald stammend, und als Queerer dort oft nicht beachtet, oder eher negativ wahrgenommen, wie in Zeiten der schwäbisch-alemannischen Fasent, als eine Person, die nicht dazu gehört, zur nicht queeren Mehrheitsgesellschaft, hat diese Ambivalenz zwischen vorurteilsbefördernder fester und ausdrucksoffener Masken dargestellt, indem er einer römischen Büste eine konturenarme Wachsmaske gegenüberstellte. © Foto Diether von Goddenthow

Aaron Nora Kappenberger stellte sich einer Identitätsfrage, nämlich, was sichtbar ist und was nicht? Welche Realitäten werden unsichtbar und welche zum Narrativ? „despised seer“, so der Projekttitel, befasst sich mit diesen Fragen von Sichtbarkeit im musealen Kontext und schlägt subversive Parallelen zu heutigen Sehgewohnheiten. Im Kontext von Wertungen bedient sich die Arbeit queerer popkultureller Elemente als auch der traditionellen schwäbisch-alemannischen Fasent.

Am Anfang, als den Studenten Exponate zur Auswahl bereitgestellt wurden, gab es keinerlei Informationen über die Artefakte. Denn, so Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide, ging es nicht darum, gleich zu hinterfragen: „Was ist das? Was bedeutet das? Von wann ist das? Nein, es ging erst mal darum, sich inspirieren zu lassen, und einfach mal zu schauen. Und das ist sozusagen auch ein ganz wichtiger Kern von diesem Projekt, dass wir hier auf die Beine gestellt haben“. Hierbei haben die Künstlerinnen und Künstler ganz individuelle Projekte erschaffen, „die sich aber alle mit dem Thema Archäologie beschäftigen, und das auf ganz unterschiedliche Weise. Entweder sind das Neuinterpretationen, fantasievolle Arrangements, oder ist es das Thema im weiteren Sinne „Museum, Ausstellung – was heißt es überhaupt? Was bedeutet es, dass ein Gegenstand prominent einen Wert erhält? Wie dauerhaft sind Wertzuschreibungen? Oder sind es geographische Herangehensweisen, wo man sozusagen eine eigene archäologische Recherche anstellt, und das in Verbindung gebracht hat mit dem entsprechenden Exponaten“, erläutert die Museums-Direktorin. Dabei zeigt sie auf eine Vitrine, in der einige der verbliebenen, nicht von den Studenten ausgewählten Exponate zu sehen sind. Hier können die Besucher kreativ werden, und sich überlegen, welches museale Artefakt davon sie eventuell auswählen würden als Anregung für ihr Kunstwerk.

„Neue Blickwinkel, künstlerische Neuschöpfungen, überraschende Herangehensweisen – es war allen Studierenden ein großes Vergnügen, archäologischen Artefakten, die in Museen unberührbar erscheinen, auf wundersame Weise neues Leben einzuhauchen und buchstäblich eine andere Bühne zu bieten,“ freut sich die Leiterin der Klasse für Bildhauerei der Kunsthochschule Mainz, Professorin Sabine Groß.

(Diether von Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

LIKE A VIRGIN – touched for the very first time? Kunst trifft Archäologie – Landesmuseum Mainz kooperiert mit Kunsthochschule Mainz / Sonderausstellung bis 18. Juni

Megaflop2000 – Copyright Kunsthochschule Mainz/Amelie Reinholdt
Megaflop2000 – Copyright Kunsthochschule Mainz/Amelie Reinholdt

Eine original römische Sandale wird zu einem Riesen-Flip-Flop oder ein 3000 Jahre alter Kultgegenstand in einer gespielten Performance zu neuem Leben erweckt. Das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) hat erstmals Studierende der Kunsthochschule Mainz zu einem Experiment eingeladen. „LIKE A VIRGIN – touched for the very first time? – Kunst trifft Archäologie” heißt das Ergebnis und zugleich die Sonderausstellung, die am 21. April 2023 abends eröffnet wird.

„Entstanden ist ein spannender Dialog zwischen teils Jahrtausende alten Exponaten und völlig neuen, zeitgenössischen künstlerischen Arbeiten“, freut sich die Generaldirektorin kulturelles Erbe, Dr. Heike Otto. Auch Dr. Birgit Heide, die Direktorin des Landesmuseums Mainz, zeigt sich begeistert, „es ist wunderbar zu sehen, mit wieviel Fantasie, aber auch mit welchen Überlegungen sich die Studierenden dieser herausfordernden Aufgabe gestellt haben.“

Zur Vorbereitung der geplanten Neuaufstellung der archäologischen Dauerausstellung waren Studierende der Klasse für Bildhauerei von Prof. Sabine Groß der Kunsthochschule Mainz vom Landesmuseum Mainz eingeladen, sich mit ganz unterschiedlichen Exponaten aus den vorgeschichtlichen und römischen Epochen auseinanderzusetzen.

Prozessbild zu ‚despised seer‘ - Copyright Kunsthochschule Mainz/Aaron Nora Kappenberger
Prozessbild zu ‚despised seer‘ – Copyright Kunsthochschule Mainz/Aaron Nora Kappenberger

„Neue Blickwinkel, künstlerische Neuschöpfungen, überraschende Herangehensweisen – es war allen Studierenden ein großes Vergnügen, archäologischen Artefakten, die in Museen unberührbar erscheinen, auf wundersame Weise neues Leben einzuhauchen und buchstäblich eine andere Bühne zu bieten,“ so die Leiterin der Klasse für Bildhauerei, Prof. Sabine Groß.

Die archäologischen Objekte aus der Vorgeschichte und der Römerzeit, die lange nicht mehr im Landesmuseum Mainz zu sehen waren, zeigen unterschiedliche Aspekte des menschlichen Lebens, wie Alltag, Luxus oder kultisch-religiöse Darstellungen.

Der Ausstellungstitel ist dem Refrain eines Madonna-Songs entliehen und soll einerseits auf die Jungfräulichkeit dieses Ausstellungsunterfangens anspielen, das so in dieser Form keinen Vorläufer hat; andererseits verweist er auf eine gefühlte Unantastbarkeit archäologischer Museumsstücke, die ihnen durch ihre wissenschaftlichen und kulturhistorischen Zuschreibungen verliehen wird. „Ziel des Projektes sei es“, so der Rektor der Kunsthochschule Mainz, Martin Henatsch, „Schnittstellen von Wisenschaft und Kunst, unantastbarer Musealität und zeitgenössischer Intervention aufzuzeigen. Eine wunderbare Herausforderung an die Studierenden der Kunsthochschule Mainz, die damit an die Tradition der Kunst-und Wunderkammern des 16. und 17. Jahrhunderts anschließen, in denen eine heute oftmals vergessene einander bedingende Koexistenz von Artifikalien und Mirabielen, Natur, Wissenschaft und Kunst üblich war.“

Kopf der Rosmerta – Copyright Landesmuseum Mainz, GDKE, U. Rudischer
Kopf der Rosmerta – Copyright Landesmuseum Mainz, GDKE, U. Rudischer

Zu sehen sind archäologische Artefakte und zeitgenössische Kunst in einer lebendigen Präsentation, zugleich auch Arbeiten, die sich mit den Werkzeugen archäologischer Ausgrabungen beschäftigen oder Texte, die sich zwischen Poesie und Wissenschaftlichkeit neues Terrain erobern.

Kuratiert wurde die Ausstellung von Prof. Sabine Groß und den Studierenden der Bildhauereiklasse der Kunsthochschule Mainz – Line Bisanz, Johannes Buchholz, Yvonne Delfendahl, Selina Hammer, Jeong Hoon Shin, Aaron Nora Kappenberger, Anna Karpekin, Jeong Lee, Amelie Reinholdt, Berit Spieß, Paula Tillmanns, Elpida Tsaousidis, Laetitia Wessner – in Zusammenarbeit mit Dr. Birgit Heide, Dr. Ellen Riemer, Dr. Eva Brachert und Andreas Hawner vom Landesmuseum.

Ergänzt wird die Ausstellung durch ein Making-of, das die Museumspädagogik des Landesmuseums Mainz aufbereitet, um einerseits die getroffene Auswahl der Objekte aufzuzeigen, aber auch um das Publikum mit einzubeziehen, das dann ihrerseits seine Gedanken und Ideen dazu mit einbringen kann.

(Michael Bonewitz )

GENERALDIREKTION KULTURELLES ERBE RHEINLAND-PFALZ
Große Bleiche 49-51
55116 Mainz
Telefon 0173-7161515
dorothee.glawe@gdke.rlp.de
www.landesmuseum-mainz.de