Das „Mainzer Denkmalnetzwerk“, hochkarätig besetzt mit Peter Krawietz, Dezernent für Kultur und Schule a. D., Hartmut Fischer, Leiter des Denkmal- und Sanierungsamtes i. R., Dr. Gerd Rupprecht, Landesarchäologe i. R., und Prof. Dr. Christian-Fr. Vahl, Vorsitzender der Initiative Römisches Mainz, strebt in konstruktiver Zusammenarbeit mit der Stadt Mainz und unter Einbeziehung der Bevölkerung an, dem römischen Erbe von Stadt und Region wieder deutlich mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Das Mainzer Denkmal-Netzwerk sehe, so Krawietz, „doch einen ordentlichen Handlungsbedarf“ und es fehle immer noch ein Gesamtkonzept Römisches Mainz. Natürlich sei „jedem von uns bewusst, dass das Römisches Mainz natürlich auch nur Teil eines eigentlichen Gesamtkonzeptes für das historische Mainz sein müsste“, in dem beispielsweise auch „das jüdische Mainz“, „die bedeutende Phase um nach und vor der Mainzer Republik“ , „das Mittelalterliche Mainz“ usw. gehörten. Obgleich solch eine Gesamtschau noch ausstehe, haben “ wir uns berufen gefühlt, uns mit dem Römischen Mainz zu beschäftigen“, was sich praktisch aus der Fachlichkeit der Initiatoren ergäbe. So war „Dr. Rupprecht der führende Mann in den 1990er Jahren der das Römische Mainz sozusagen aus dem Schlaf geweckt hat“. Krawietz selbst “ hatte das Glück, damals als Kulturdezernent zuständig zu sein für diesen Bereich den Herr Dr. Rupprecht bearbeitet hat“. Und Herr Fischer war damals der Leiter des Amtes Denkmalpflege und Denkmalschutz, Denkmal und Sanierungsamt.“ Und Prof. Vahl habe „sich auch sehr früh schon um das Römische Mainz, unter anderem in der Initiative Römisches Mainz, gekümmert“, so Krawietz bei einem Pressegespräch in der vergangenen Woche.
Man habe beschlossen, im Rahmen der eigenen Möglichkeiten der Stadt Mainz zu helfen, dem römischen Erbe besser gerecht zu werden. Nachdem ein im Dezember 2023 an den Mainzer Oberbürgermeister gerichtetes Schreiben, das auf den teils desolaten Zustand des römischen Erbes hinwies, bislang unbeantwortet geblieben sei, wolle man nun selbst eine „Konzeption Römisches Mainz“ erstellen. Titel und Untertitel sollen lauten: „Mainzer Kulturdenkmäler aus römischer Zeit. Bestandsaufnahme und Handlungsbedarf.“
Am Anfang einer solchen Arbeit stehe selbstverständlich eine fundierte „Bestandsaufnahme“, um zu dokumentieren, über welche römischen Kulturdenkmäler die Stadt Mainz verfügt, in welchem Zustand sich diese befinden und welche Handlungsbedarfe sich daraus ergeben.
Seit den letzten Monaten waren die Fachleute im gesamten Stadtgebiet zu einer Bestandsaufnahme der römischen Wurzeln in Mainz unterwegs. Man sei auf 32 im öffentlichen Raum zugängliche Monumenten und Informationstafeln gestoßen und habe eine umfassende Bestandsaufnahme erarbeitet und daraus Handlungsfelder abgeleitet. Noch nicht mitgezählt wurden dabei römische Funde auf privaten oder kirchlichen Grundstücken. Die Liste sei noch im Aufbau, und es gelte hier keine wissenschaftliche mehrjährig dauernde Studie zu erstellen, sondern ein praxisorientiertes Konzept zu erschaffen, das in einem überschaubaren Zeitrahmen auch umsetzbar sei, das insbesondere auch im Hinblick darauf, die Öffentlichkeit stärker einzubeziehen und sie für das Gesamtprojekt „Römisches Mainz“ stärker zu interessieren.
Bei den 32 römischen Monumenten, die derzeit thematisch im Fokus stehen, gebe es bei einem kleineren Teil keinen akuten Handlungsbedarf, da diese in einem zufriedenstellenden Zustand seien. Allerdings gebe es an anderer Stelle umso mehr zu tun. So habe es beispielsweise für den Drususstein auf der Zitadelle ein Konzept gegeben, das die Rekonstruktion einer Ecke des Sockels vorsah. Fischer beklagt jedoch, dass das neueste Bauschild diese Rekonstruktion nicht mehr vorsieht. „Im Rahmen dieses Prozesses muss geklärt werden, warum nun auf diese kleine Veranschaulichung des Sockels verzichtet wurde,“ so Fischer.
Dr. Rupprecht fügt hinzu, dass das Unterlassen der Rekonstruktion dieser Ecke des quadratischen Sockels dazu führt, dass Besucher, die das Postament betrachten, ohne die auf dem Bauschild geplante visualisierte Erklärung nicht nachvollziehen könnten, was sie vor sich haben. Bereits vor Jahren habe er einen Materialspender für die Rekonstruktion gefunden, doch sei das Projekt offenbar nicht weiter verfolgt worden.
Noch in diesem Jahr plant das Mainzer Denkmalnetzwerk die Veröffentlichung eines Booklets, das alle 32 im öffentlichen Raum zugänglichen römischen Monumente und deren historische Bedeutung beschreibt. Ergänzt wird das Booklet durch eine Übersichtskarte, die es den Bürgern und Besuchern erleichtert, die römischen Funde im Stadtraum von Mainz zu finden und zu erkunden. Dank eines Sponsors kann das Booklet kostenfrei an die Mainzer Bürger ausgegeben werden, wie Prof. Dr. Christian-Fr. Vahl erklärt.
Ziel dieser Dokumentation ist es, das Bewusstsein für das römische Erbe der Stadt zu schärfen und ein breiteres Interesse in der Bevölkerung zu wecken. Durch die umfassende Information und die anschauliche Darstellung der römischen Denkmäler hofft das Netzwerk, auch die private Spendenbereitschaft zu fördern. Dies könnte dazu beitragen, Projekte trotz begrenzter öffentlicher Mittel voranzutreiben und das römische Erbe von Mainz besser zu erhalten und sichtbar zu machen.
(Diether von Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)