Kategorie-Archiv: Kunsthandwerk

Hessischer Staatspreis für das deutsche Kunsthandwerk auf der Frankfurter Ambiente verliehen

Verleihung des Hessischen Staatspreises für das Deutsche Kunsthandwerk im Rahmen der internationalen Frankfurter Konsumgüter-Messe Ambiente 2024 (v.l.n.r.): Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, Emma Brix (Förderpreis), Christoph Leuner (1. Platz), Marianne Kassamba, Bundesverband Kunsthandwerk, Dora Herrmann und Alexandra Wiechert (3. Platz), Philipp Gröninger (2. Platz), Kaweh Mansoor, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen und Moderator Stefan Suchaneck. © Foto: Diether von Goddenthow
Verleihung des Hessischen Staatspreises für das Deutsche Kunsthandwerk im Rahmen der internationalen Frankfurter Konsumgüter-Messe Ambiente 2024 (v.l.n.r.): Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, Emma Brix (Förderpreis), Christoph Leuner (1. Platz), Marianne Kassamba, Bundesverband Kunsthandwerk, Dora Herrmann und Alexandra Wiechert (3. Platz), Philipp Gröninger (2. Platz), Kaweh Mansoor, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen und Moderator Stefan Suchaneck. © Foto: Diether von Goddenthow

Frankfurt am Main, 26. Januar 2024. Ausgezeichnete Arbeiten, strahlende Gesichter: Am 26. Januar 2024 wurde der 72. Hessische Staatspreis für das deutsche Kunsthandwerk verliehen. Über den Award freuten sich Christoph Leuner, Philipp Gröninger und Dora Herrmann sowie über den Förderpreis die Newcomerin Emma Brix. Der feierliche Festakt fand im Rahmen der internationalen Konsumgütermesse Ambiente statt, auf der noch bis zum 30. Januar die Ausstellung aller 25 nominierten Arbeiten zu sehen ist.

Produkte, die jeder kennt – und die doch so besonders gedacht und gemacht sind, dass sie die erfahrene Fachjury im Sturm erobert haben: Den ersten Platz in dem Wettbewerb um den Hessischen Staatspreis für das deutsche Kunsthandwerk erlangte der Schreinermeister Christoph Leuner mit seinen künstlerisch gearbeiteten Dosenobjekten „Hohl-Körper“. Zweiter wurde der Gold- und Silberschmiedemeister Philipp Gröninger mit seiner handgeschmiedeten silberne Kaffeepresse ausgezeichnet. Die Handweberin Dora Herrmann erhielt den dritten Preis für ihren zeitgemäßen konzeptionellen Ansatz der Wolldecke unter dem Label „Gemeinsam Regional“. Über den Förderpreis freut sich die Absolventin der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Emma Brix, die in ihren „Luftschlössern“ die Faszination der Weihnachtspyramiden in einen neuen Kontext setzt.

Im Rahmen der internationalen Konsumgütermesse Ambiente übergab der Hessische Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum Kaweh Mansoori am Freitag in Frankfurt den 72. Hessischen Staatspreis für das deutsche Kunsthandwerk.© Foto: Diether von Goddenthow
Im Rahmen der internationalen Konsumgütermesse Ambiente übergab der Hessische Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum Kaweh Mansoori am Freitag in Frankfurt den 72. Hessischen Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk.© Foto: Diether von Goddenthow

Der Hessische Staatspreis gilt als einer der wichtigsten und renommiertesten Auszeichnungen für das deutsche Kunsthandwerk. In diesem Jahr wurde das Preisgeld von 8.500 Euro auf insgesamt 13.000 Euro angehoben. Kaweh Mansoori, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum, sagte bei der Auszeichnung: „Allen Bewerberinnen und Bewerbern, die sich für den Hessischen Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk beworben haben, möchte ich meine große Anerkennung für Ihre Arbeit aussprechen. Sie spiegeln die Vielfalt des Kunsthandwerks mit seiner tiefen Verbindung zwischen Tradition und Moderne, Individualität und Nachhaltigkeit wider. Unsere Wertschätzung für die herausragenden Leistungen zeigen wir mit diesem Preis und mit einer besonderen Veränderung ab diesem Jahr – der Erhöhung der Preisgelder auf insgesamt 13.000 Euro.“

Zum Wettbewerb 2024 hatten rund 150 Kunsthandwerker*innen ihre Arbeiten eingereicht und damit fast 50 mehr als im Vorjahr. Besonders ins Auge fällt der gestiegene Anteil junger und erstmaliger Teilnehmer*innen. Diese positive Entwicklung betonte Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, im Rahmen der festlichen Preisverleihung: „Das deutsche Kunsthandhandwerk hat traditionell eine besondere Bedeutung für die Ambiente, deren Aufgabe es unter anderem ist, den Facettenreichtum zeitgenössischer Gestaltungskunst zu spiegeln. Daher freue ich mich sehr, dass sich das deutsche Kunsthandwerk heute so vital und jung präsentiert.“ Insgesamt zeichnen sich die nominierten Einreichungen durch ihre beeindruckend kontemporären Ansätze aus. Darin überführen die Kunsthandwerker aktuelle Themen wie Nachhaltigkeit und Entschleunigung in anspruchsvolle und poetische Arbeiten, die durch einen hohen qualitativen und konzeptionellen Anspruch auffallen. In diesem Kontext setzt auch gerade die jüngere Generation klare Statements und zeigt Werke, in denen sie dem technisierten und schnelllebigen Lifestyle ihre große Wertschätzung für regionale Traditionen, Techniken und Materialien entgegensetzt. Die Ausstellung aller nominierten Arbeiten ist in der Halle 3.1 Stand J71 zu sehen.

Die Jury des Hessischen Staatspreises 2024.
Die fünfköpfige Jury setzt sich aus Persönlichkeiten aus dem Bereich des Kunsthandwerks und des Designs zusammen. Die Jurymitglieder 2024 sind:

  • Alexandra Gerlach, Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum
  • Dr. Sabine Wilp, Bundesverband Kunsthandwerk
  • Prof. Matthias Wagner K, Museum Angewandte Kunst
  • Britt Fröse, Handwerkskammer Wiesbaden
  • Tischlerei Sommer, 1. Preisträger 2023
  • Preisträger*innen 2024 – Werk und Jurystatement

1. Preis: Christoph Leuner für Dosenobjekte „HOHL-KÖRPER“

Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori und Marianne Kassamba, Bundesverband Kunsthandwerk, sind beeindruckt von Christoph Leuner "Hohlkörpern: Dosenobjekte". © Foto: Diether von Goddenthow
Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori und Marianne Kassamba, Bundesverband Kunsthandwerk, sind beeindruckt von Christoph Leuner „Hohlkörpern: Dosenobjekte“. © Foto: Diether von Goddenthow

Christoph Leuner (geb. 1956), Schreinermeister aus Garmisch-Partenkirchen, beschäftigt sich schon lange mit dem Drechseln von Hohlkörpern: Dosenobjekte, in denen Menschen Dinge aufbewahren, die für sie eine besondere Bedeutung haben – seien es ganz reale Objekte oder auch Gedanken, Wünsche und Ideen.

Christoph Leuner fachsimpelt mit Holzbildhauerinnen über seine Hohlkörper, für die er mit dem 1. Preis des 72. Hessischen Staatspreises für das Kunsthandwerk  ausgezeichnet wurde. © Foto: Diether von Goddenthow
Christoph Leuner fachsimpelt mit Holzbildhauerinnen über seine Hohlkörper, für die er mit dem 1. Preis des 72. Hessischen Staatspreises für das deutsche Kunsthandwerk ausgezeichnet wurde. © Foto: Diether von Goddenthow

Mit der neuen Hohl-Körper Serie #12 setzt er sich mit der Frage auseinander, ob das Aufbewahren von bedeutungsvollem Inhalt auch ein wertvolles Material des Gefäßes verlangt. Oder anders gefragt: Kann ein eher preiswertes, zweitrangiges Material auch zum Hüter und Träger von Bedeutungen werden? Für die Dosen dieser Reihe wurden Spanplatten und MDF-Platten miteinander verleimt und dann von Hand gedrechselt. Dieses eher einfache Material künstlerisch so zu bearbeiten, dass die haptischen und ästhetischen Reize hervortreten, war eine spannende Herausforderung. Die Jury zeigte sich begeistert und erkannte Christoph Leuner einstimmig den ersten Preis des Hessischen Staatspreises für das Deutsche Kunsthandwerk 2024 zu.

2. Preis: Philipp Gröninger für  Handgeschmiedete Kaffeepresse aus Silber

Philipp Gröninger vor seiner handgeschmiedeten silbernen Kaffeepresse mit dem hölzernen Griff, für die er mit dem 2. Preis des 72. Hessischen Staatspreises für das Kunsthandwerk  ausgezeichnet wurde. © Foto: Diether von Goddenthow
Philipp Gröninger vor seiner handgeschmiedeten silbernen Kaffeepresse mit dem hölzernen Griff, für die er mit dem 2. Preis des 72. Hessischen Staatspreises für das Deutsche Kunsthandwerk ausgezeichnet wurde. © Foto: Diether von Goddenthow

Philipp Gröninger (geb. 1984) trat bereits früh in die Fußstapfen seines Vaters und hatte schon als kleiner Junge seine eigene Werkbank. Seither beschäftigt er sich kontinuierlich mit der Arbeit mit Edelmetallen und schafft anspruchsvolle Designstücke für die feine Tafel. 2015 schloss er seine Berufsausbildung zum Gold- und Silberschmiedemeister ab, bildete sich vielfach weiter und zog 2022 zog mit seiner Werkstatt nach Caan in den Westerwald.

Gröningers anspruchsvolle Arbeiten sind geprägt von der Hingabe zu immer neuen gestalterischen Herausforderung. In diesem Kontext entstand auch die handgeschmiedete silberne Kaffeepresse mit dem hölzernen Griff. Sie besticht durch eine gradlinige Formensprache und modernes Design.

Wirtschaftsminister Kaweh Mansoor betrachtet gemeinsam mit Jurorin Alexandra Gerlach, vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Christoph Leuners handgeschmiedete silberne Kaffeepresse mit dem hölzernen Griff, für die er mit dem 2. Preis des 72. Hessischen Staatspreises für das Kunsthandwerk  ausgezeichnet wurde. © Foto: Diether von Goddenthow
Wirtschaftsminister Kaweh Mansoor betrachtet gemeinsam mit Jurorin Alexandra Gerlach, vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Christoph Leuners handgeschmiedete silberne Kaffeepresse mit dem hölzernen Griff, für die er mit dem 2. Preis des 72. Hessischen Staatspreises für das Deutsche Kunsthandwerk ausgezeichnet wurde. © Foto: Diether von Goddenthow

Elegant und trotzdem nicht mit dem Nimbus des unberührbaren Silbers behaftet, verlangt sie gerade danach, in einer edlen Küche zum Einsatz zu kommen. Die Jury zeigte sich fasziniert und vergab mit Freude den zweiten Preis für diese Einreichung.

3. Preis: Dora Herrmann  für Wolldecke des Labels „Gemeinsam Regional

Dora Herrmanns "Wolldecke" des Labels „Gemeinsam Regional“. Die mit dem 3. Preis des Hessischen Staatspreis für das Kunsthandwerk bedachte Wolldecke  zeigt, auf, dass heimische Wolle durchaus ein hochwertiges, regionales Material darstellt, aus dem besondere und nachhaltige Produkte entstehen können. © Foto: Diether von Goddenthow
Dora Herrmanns „Wolldecke“ des Labels „Gemeinsam Regional“. Die mit dem 3. Preis des Hessischen Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk bedachte Wolldecke zeigt, auf, dass heimische Wolle durchaus ein hochwertiges, regionales Material darstellt, aus dem besondere und nachhaltige Produkte entstehen können. © Foto: Diether von Goddenthow

Dora Herrmann (geb. 1965) ist Handweberin gründete 1993 die eigene Werkstatt im Spritzenhaus in Wennigsen / Bredenbeck. In ihrer Arbeit ist sie stark in der Region verankert. Aus diesem Ansatz heraus entstand das ausgezeichnete Produkt. Eine Decke kann einen in einem Stück komplett umhüllen, bietet Schutz und stellt so eine Art Zuhause zum Mitnehmen dar. Das ausgezeichnete Textil ist darüber hinaus mit dem Begriff „Zuhause“ eng verbunden: Die Decke entstand unter dem Label „Gemeinsam Regional“ firmiert. Im Rahmen dieser Kooperation arbeiten drei Frauen zusammen, die im Umkreis von 20 Kilometern in der Peripherie von Hannover leben: eine Züchterin von
rauwolligen Pommerschen Landschafen, die Inhaberin der „kleinen Spinnerei“, die die Schafwolle zu einem mitteldicken, zweifädigem Garn verarbeitet, und eine Handweberin, die aus dem Material mit seiner eigenwilligen Struktur eine Decke webt, in der sich der Farbenreichtum der kleinen Herde widerspiegelt.

Zum Hintergrund: In Deutschland werden kaum noch Garne produziert. Regionale Wolle endet in der Regel als wertloser Abfall oder maximal als Dünger. Die preisgekrönte Decke zeigt, auf, dass heimische Wolle durchaus ein hochwertiges, regionales Material darstellt, aus dem besondere und nachhaltige Produkte entstehen können. Die Jury hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, den dritten Preis an Dora Herrmann zu vergeben und will damit explizit auch auf das wichtige Thema einer achtsamen und regionalen Produktion aufmerksam machen.

Förderpreis:

Wirtschaftsminister Kaweh Mansoor und  Jurorin Alexandra Gerlach, vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, sind ganz fasziniert von der ohne Kerzen funktionierenden federleichten erzgebirgischen Weihnachtspyramiden, die den Förderpreis  des Hessischen Staatspreises für das Kunsthandwerk   © Foto: Diether von Goddenthow
Wirtschaftsminister Kaweh Mansoor und Jurorin Alexandra Gerlach, vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, sind ganz fasziniert von der ohne Kerzen funktionierenden federleichten erzgebirgischen Weihnachtspyramiden, die den Förderpreis des Hessischen Staatspreises für das Kunsthandwerk © Foto: Diether von Goddenthow

Emma Brix (geb. 1997) hat 2023 ihr Bachelor-Studium an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule in Halle abgeschlossen. 2021 absolvierte sich ein Praktikum als Gestalterin bei Emil A. Schalling KG Erzgebirgisches Kunstgewerbe in Seiffen, in dessen Rahmen die ausgezeichnete Arbeit entstand. Darin widmet sie sich einem gut bekannten Produkt, das bisher eher weniger im Fokus der jungen Generation stand.
Die erzgebirgische Weihnachtspyramide ziert in der Adventszeit viele Wohnungen – ein bisschen altbacken, ein bisschen traditionell, ein bisschen heimelig. In ihrer Arbeit greift Brix die gesamte Faszination der Weihnachtspyramiden auf und setzt diese in einen neuen Kontext. Anstelle von Figuren drehen sich kleine reifengedrehte Häuser wie von Zauberhand durch Torbögen hindurch. Brix „Luftschlösser“ entstehen in Kooperation mit der Firma Emil A. Schalling. Das Besondere: Die saisonunabhängigen Designs können
das ganze Jahr hindurch zum Einsatz kommen. Dabei brauchen sie keine Kerzen, sondern können einfach auf der Fensterbank oder dem Kaminsims stehen. Schon der kleinste Luftzug setzt die „fliegende Stadt“ in Bewegung. Eine absolut gelungene Mischung von Kunsthandwerk und Design befand die Jury und erkannte Emma Brix den Förderpreis zu.

Hessischer Staatspreis für das deutsche Kunsthandwerk
Der Hessische Staatspreis gilt als der erste Staatspreis in Deutschland und stellt bis heute einer der wichtigsten Preise für das deutsche Kunsthandwerk dar. Ins Leben gerufen wurde er 1951 auf Initiative des Kunsthandwerk Hessen e. V., um einen Anreiz für
besonders kreative Leistungen zu schaffen. Seitdem sind jährlich Kunsthandwerker*innen aus der gesamten Bundesrepublik dazu eingeladen, sich mit ihre besten aktuellen Arbeiten dem Wettbewerb zu stellen. Im Fokus stehen dabei überzeugende eigenständige Gestaltungsansätze, Innovationen, Beherrschung von Material und Technik sowie ein überzeugendes Gesamtbild des Oeuvres. Die feierliche Preisverleihung und die Ausstellung aller nominierten Einreichungen finden traditionell im Rahmen der Frankfurter Konsumgütermessen statt.

Die Ambiente findet 2024 erneut zeitgleich mit der Christmasworld und Creativeworld auf dem Frankfurter Messegelände statt:

  • Ambiente/Christmasworld: 26. bis 30. Januar 2024
  • Creativeworld: 27. bis 30. Januar 2024

Weitere Informationen zum Hessischen Staatspreis für das Kunsthandwerk

Meisterstücke aus „Künstlerhand“ im Meistersaal – Handwerkskammer Wiesbaden präsentiert handgefertigte edle Schreibtische, Sideboards und Co.

20 Meisterstücke im Meistersaal der Handwerkskammer Wiesbaden. Gestern war Ausstellungseröffnung - noch bis zum  12. April 2023 können die Unikate zu den unten genannten Öffnungszeiten besichtigt werden. © Foto Diether von Goddenthow
20 Meisterstücke im Meistersaal der Handwerkskammer Wiesbaden. Gestern war Ausstellungseröffnung – noch bis zum 12. April 2023 können die Unikate zu den unten genannten Öffnungszeiten besichtigt werden. © Foto Diether von Goddenthow

Ihre Meistermöbel aus edlen Hölzern wie Hainbuche, Kirschbaum, Eiche und Kastanie, in unzähligen Stunden geplant, entwickelt, umgesetzt und von der Prüfungskommission für sehr gut befunden, haben eine hohe künstlerische Note. Jedes Sideboard, jede Vitrine, jeder Schreibtische oder Multifunktions-Schrank ist ein Unikat, und ist echte Handarbeit in allerbester Ausführung. Wer solche Möbel herstellen kann, ist ein Künstler, mehr noch: nicht jeder Künstler wäre auch nur annähernd fähig, so präzise mit Holz zu arbeiten.

Kammerpräsident Stefan Füll. © Foto Diether von Goddenthow
Kammerpräsident Stefan Füll. © Foto Diether von Goddenthow

Handwerkskammerpräsident Stefan Füll schwärmte auf der gestrigen Vernissage: „Die Möbel stammen aus den Händen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des aktuellen Meisterkurses im Tischlerhandwerk und waren Bestandteil ihrer praktischen Prüfung auf dem Weg zur Meisterschaft. Jedes einzelne Stück wurde mit Liebe zum Detail und handwerklichem Geschick hergestellt und spiegelt die kreativen Fähigkeiten unserer Tischlerinnen und Tischler wider.

Johanna Thielges, einzige Schreinermeisterin unter den 20 Absolventen der Meisterprüfung überzeugte mit ihrem beinahe filigranen Sideboard "Hibou" (dtsch: Eule), ein sogenanntes Stollenmöbel. © Foto Diether von Goddenthow
Johanna Thielges, einzige Schreinermeisterin unter den 20 Absolventen der Meisterprüfung überzeugte mit ihrem beinahe filigranen Sideboard „Hibou“ (dtsch: Eule), ein sogenanntes Stollenmöbel. © Foto Diether von Goddenthow

Das Tischlerhandwerk ist ein Handwerk, das die Verbindung zwischen Mensch und Material in den Vordergrund stellt und das uns lehrt, dass echte Schönheit durch harte Arbeit, Leidenschaft und Hingabe entsteht”. Füll würdigte auch den ehrenamtlichen Einsatz der Mitglieder des Meisterprüfungsausschusses und dass sie damit „die Qualität der Meisterprüfung hochhalten“.

 

 

 

 

Oberbürgermeister Gerd-Uwe Mende.© Foto Diether von Goddenthow
Oberbürgermeister Gerd-Uwe Mende.© Foto Diether von Goddenthow

Auch der Oberbürgermeister der Stadt Wiesbaden, Gert-Uwe Mende, betonte in seinem Grußwort, der Meisterbrief sei das „Gütesiegel für Qualität, Fachkompetenz und Vertrauen“ und ergänzte, dass das Handwerk eine tragende Säule der Stadt Wiesbaden sei. Denn wer habe denn die Städte gebaut? Es seien Handwerker nicht Politiker oder Planer, so Mende, der sich vor allem für eine Aufwertung des Handwerks gegenüber akademischen Berufen einsetzt.
Mit Recht: Denn mit Meisterbrief kann, wer möchte, auch studieren, oder auch umgekehrt gibt es mitunter auch den Trend, dass Leute nach oder noch während des Studiums merken, dass sie weniger für ständige Schreibtisch- bzw. Bildschirm-Arbeit geeignet sind, sondern auch etwas mit den Händen machen möchten, was sie einfach glücklicher macht. Man sieht als Handwerker eben eher ein Ergebnis seiner Arbeit und vielen gefällt auch der direktere Ton untereinander auf der Arbeit besser.

Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Bott führte pointiert durchs die Ausstellungseröffnung und stellte jeden der frischgebackenen Schreiner-Meister vor. © Foto Diether von Goddenthow
Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Bott führte pointiert durchs die Ausstellungseröffnung und stellte jeden der frischgebackenen Schreiner-Meister vor. © Foto Diether von Goddenthow

Auf recht unterhaltsame Weise stellte Dr. Martin Pott, stv. Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Wiesbaden, jeden einzelnen Meister und eine Meisterin mit ihren jeweilen Meisterstücken vor. Dabei erfuhr er und die Gäste ganz nebenbei von den Meistern etwas über die Turbulenzen am derzeitigen Holzmarkt und noch so einiges mehr.

Wer möchte. kann sich alle 20 Meisterstücke, die zur Zeit im Meistersaal der Handwerkskammer Wiesbaden präsentiert werden, noch bis zum 12. April 2023 anschauen. Öffnungszeiten: von montags bis donnerstags zwischen 7 und 17 Uhr sowie freitags zwischen 7 und 14 Uhr. An Feiertagen ist die Ausstellung geschlossen. Der Eintritt ist kostenfrei.

Sie haben es geschafft, und mit ihren Meisterstücken die Prüfungskommission überzeugt. 19 Meister und eine Meisterin und Mitglieder der Prüfungskommission. © Foto Diether von Goddenthow
Sie haben es geschafft, und mit ihren Meisterstücken die Prüfungskommission überzeugt. 19 Meister und eine Meisterin und Mitglieder der Prüfungskommission. © Foto Diether von Goddenthow

Handwerkskammer Wiesbaden
Bierstadter Straße 45
65189 Wiesbaden

Mythos Handwerk. Zwischen Ideal und Alltag 29. April – 11. September 2022

Die Ausstellung Mythos Handwerk vom 29. April – 11. September 2022 im MAK Frankfurt. Zwischen Ideal und Alltag legt den Fokus auf die universellen Werte und Botschaften, die in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit dem Handwerk verbunden werden. © Foto Diether v. Goddenthow
Die Ausstellung Mythos Handwerk vom 29. April – 11. September 2022 im MAK Frankfurt. Zwischen Ideal und Alltag legt den Fokus auf die universellen Werte und Botschaften, die in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit dem Handwerk verbunden werden. © Foto Diether v. Goddenthow

„Der Mythos bestimmt sich nicht durch den Gegenstand seiner Botschaft, sondern durch die Art, wie er sie äußert.“ – Roland Barthes, Mythen des Alltags

Was ist Handwerk? Wenn über „das Handwerk“ gesprochen wird, ist meistens eine Abfolge von erlernten Handlungen und Techniken gemeint, die im Idealfall mit der Hand oder dem von der Hand geführten Werkzeug ausgeführt werden; seltener kommen Maschinen zum Einsatz. Dabei orientiert sich die handwerkliche Produktion an überlieferten Handwerkstechniken und folgt meist einer festen Reihenfolge von Arbeitsschritten. Handwerker:innen entwickeln oft Einzellösungen oder produzieren nur kleine Stückzahlen. Daher gilt „Handwerk“ auch als Gütesiegel für Qualitätsarbeit. Außerdem kann der Begriff einen Beruf oder eine ökonomische Branche bezeichnen. Aber was hat es mit dem Handwerk als Mythos auf sich?

Der französische Philosoph Roland Barthes stellt in seinen Thesen über den Mythos fest, dass ein Mythos eine spezifische Weise des Bedeutens und demnach eine Form des Sprechens ist. Mythisch ist damit nicht der Gegenstand – in diesem Fall das Handwerk –, über den gesprochen wird, sondern die besondere Form, wie über ihn erzählt wird: Eine Fülle zuweilen sich zum einen gegenseitig verstärkender, zum anderen sich widersprechender Zuschreibungen, Emotionen, Interpretationen und Wunschvorstellungen werden dem Begriff unhinterfragt zugeschrieben und machen ihn so zu einem „Mythos“.

Bananenlampe Blow 2018, Kunstharz und Glas.© Foto Diether v. Goddenthow
Bananenlampe Blow 2018, Kunstharz und Glas.© Foto Diether v. Goddenthow

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das Handwerk im Spannungsfeld zwischen Ideal und Alltag. Wie ein Raster zieht sich die Frage nach dem Mythos durch die gesamte Ausstellung. Tradition, Ehrlichkeit, Schlichtheit – oft wurde und wird das Handwerk mit solchen universellen Werten in Verbindung gebracht. Welche dieser Zuschreibungen sind heute noch von Bedeutung und welche entstehen gerade neu? Mythos Handwerk. Zwischen Ideal und Alltag hinterfragt gängige Vorstellungen und entblößt sowohl Romantisierungen als auch Ideologien und zeigt auf, welche Gefühle und Affekte, Vorstellungen und Wünsche rund um das handwerklich hergestellte Objekt an das Individuum und die Gesellschaft transportiert werden. In ihr werden zahlreiche zeitgenössische Debatten und die gesellschaftliche Dimension von Gestaltung verdeutlicht und neu angeregt. Die Ausstellung umfasst dabei eine Fülle von Objekten, Filmen, Bildern, Fotografien und Kunstwerken.

Impression der Ausstellung Mythos Handwerk  im MAK Frankfurt © Foto Diether v. Goddenthow
Impression der Ausstellung Mythos Handwerk im MAK Frankfurt © Foto Diether v. Goddenthow

Mythos Handwerk gliedert sich in sechs Ausstellungs-Cluster: Einzelstück/Serie, Hand/Kopf, Lokal/Global, Luxus/Notwendigkeit, Meisterschaft/Do-it-yourself und Tradition/Fortschritt. Hier können sich Besucher:innen unter anderem mit folgenden Fragestellungen auseinandersetzen: Ist Handwerk immer einzigartig? Ist das Handwerk oder Design? Wie viel Kopfarbeit steckt im Handwerk? Schafft Handwerk Identität? Schafft Handwerk Heimat? Was macht Handwerk zu Luxus? Was unterscheidet Profis von Laien? Wie viel Neues steckt im Alten? Viele Fragen zum Handwerk durchziehen die Ausstellung, tauchen in den Interviews auf, die die Kuratorinnen mit Handwerker:innen unterschiedlicher Branchen und Regionen führten und werden vertieft im Katalog zur Ausstellung. Sie sind ein Leitmotiv des gesamten Projekts und entstehen aus der Intention heraus, vielfältige Antworten auf die Frage nach der Zukunft des Handwerks zu finden.

Ein weiteres Element ist der HandWERKRaum inmitten der Ausstellung, in dem Besucher:innen die Möglichkeit haben, selbst aktiv zu werden. Sechs Stationen laden ein, durch Zeichnen, Konstruieren, Flechten, Bauen, Messen und Stöbern Kernkompetenzen des Handwerks zu entdecken und auszuprobieren. Es können eigene Ideen entwickelt und mit anderen an einer Pinnwand geteilt werden.

Die Ausstellung reagiert damit entsprechend auf das gestiegene gesellschaftliche Interesse am Handwerk. Zum einen lässt sich ein neokonservatives Qualitätsbewusstsein auf der Seite der Konsument:innen festmachen, das mit dem Kauf von gehobenen handwerklichen Gütern einhergeht.
Zum anderen gibt es die DIY-Bewegungen, die in unterschiedlichen Konjunkturen schon seit den 1970er Jahren das handwerkliche Selbermachen mit einem politischen Verständnis von Selbstermächtigung und Konsumkritik verknüpft. Doch für 13 Prozent der Bundesbürger:innen ist das Handwerk Berufs- und Einkommensgrundlage. Etwa ein Drittel aller Auszubildenden ist in Deutschland im Handwerk tätig. Nicht statistisch erfasst ist die große Zahl an Hobby-Handwerker:innen, an die sich die Werbekampagnen verschiedener Baumarktketten richtet.

Original und Nachbau? © Foto Diether v. Goddenthow
Original und Nachbau? © Foto Diether v. Goddenthow

Ganz grundsätzlich zeigt das Interesse an handwerklichen Verfahren und Fertigungstechniken, an Material und Materialität, die Bedeutung und Wertschätzung des Handwerks als wesentlicher Bestandteil materieller Kultur, kultureller Identität und Gemeinschaft. Die Wertschätzung des Handwerks ist dabei eine Seite der Medaille, auf der anderen finden sich die problematischen Aspekte: politische Instrumentalisierungen von Tradition, Heimat und Volkszugehörigkeit, aber auch die teils prekären Lebensverhältnisse von Handwerker:innen, die niedrigen Ausbildungslöhne mancher Sparten, der mangelnde Nachwuchs, die erhöhte Gefahr für Arbeitsunfälle und körperliche Versehrtheit.

Zur Ausstellung erscheint im Verlag für moderne Kunst ein umfangreicher Katalog. Mit dem gesammelten Wissen dreier Museen und differenzierten Beiträgen spüren Autor:innen unterschiedlicher Professionen dem handwerklichen Mythos in all seinen Facetten nach. Sie beleuchten fachkundig und abwechslungsreich Aspekte des Handwerks. Der Katalog kostet 24 Euro und ist an der Museumskasse erhältlich.

Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Kunstgewerbemuseum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden und dem vorarlberg museum in Bregenz und wird an den beiden Standorten in den Jahren 2023/24 zu sehen sein. Neben den Gemeinsamkeiten der Institutionen und ihrer Verankerung in der europäischen Kulturgeschichte ergeben sich aus deren Standorten in unterschiedlich geprägten urbanen und ländlichen Räumen auch unterschiedliche Narrationen rund um die handwerkliche Praxis. Diese werden sichtbar gemacht und um globale Perspektiven auf das Handwerk exemplarisch erweitert.

Kuratorinnen: Grit Weber (Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main), Kerstin Stöver und Ute Thomas (Kunstgewerbemuseum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden) sowie Theresia Anwander (vorarlberg museum, Bregenz)

© Foto Diether v. Goddenthow
© Foto Diether v. Goddenthow

Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt
www.museumangewandtekunst.de

Happy Birthday, Albin Müller – Sonderöffnung des Museum Künstlerkolonie und Thementag

Impression aus dem dritten Themenbereich der Ausstellung mit Schwerpunkt auf die Vielfalt des Raumkünstlers und Möbelbauers Albin Müller. Im Bild unter anderem  Repräsentationsräume für die Hessische Landesausstellung 1908. ©  Foto Diether v Goddenthow
Impression aus dem dritten Themenbereich der Ausstellung mit Schwerpunkt auf die Vielfalt des Raumkünstlers und Möbelbauers Albin Müller. Im Bild unter anderem Repräsentationsräume für die Hessische Landesausstellung 1908. © Foto Diether v Goddenthow

Zum Geburtstag des Künstlers Albin Müller lädt das Museum Künstlerkolonie, Olbrichweg 13 auf der Mathildenhöhe Darmstadt, am MONTAG, den 13. Dezember 2021 herzlich ein zum Thementag.

Das Rahmenprogramm an diesem Tag beinhaltet:
LUNCH BREAK TALKS* von 12:30-13:30 Uhr
TEA TIME WITH ALBIN MÜLLER* von 16:30-17:30 Uhr
Das kuratorische Team um Dr. Bornemann-Quecke steht während der Veranstaltung für Fragen an einzelnen Stationen innerhalb der Ausstellung zur Verfügung.

Der Eintritt ist an diesem Montag kostenlos, es bedarf keiner Anmeldung. Es gelten die Hygieneregeln.

Neben seinem kunsthandwerklichen und architektonischen Wirken profilierte sich Albin Müller insbesondere auch als Designer und schuf ein breites Spektrum an Gebrauchsobjekten. Seine wichtigsten Partner waren Manufakturen, die auf Materialien wie Serpentinstein, Metall und Gusseisen spezialisiert waren.Im Bild: Kuratorin und stv Direktorin Dr.Bornemann-Quecke mit ihrem Team. ©  Foto Diether v Goddenthow
Neben seinem kunsthandwerklichen und architektonischen Wirken profilierte sich Albin Müller insbesondere auch als Designer und schuf ein breites Spektrum an Gebrauchsobjekten. Seine wichtigsten Partner waren Manufakturen, die auf Materialien wie Serpentinstein, Metall und Gusseisen spezialisiert waren.Im Bild: Kuratorin und stv Direktorin Dr.Bornemann-Quecke mit ihrem Team. © Foto Diether v Goddenthow

MUSEUM KÜNSTLERKOLONIE
Olbrichweg 13
64287 Darmstadt

Hessischer Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk verliehen

Verleihung des Hessischen Staatspreises für das Deutsche Kunsthandwerk am 9. November 2021 in der Hessischen Staatskanzlei in Wiesbaden. Erste Reihe: Mitte: Petra Bittl, erster Preis, links Antje Dienstbir, zweite Preisträgerin, rechts Drechsler Konrad Koppold, dritter Preis. Zweite Reihe: Förderpreisträgerin Lena Kaapke. Hintere Reihe (v.l.): Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Philipp Nimmermann, Stefan Füll, Hessischer Handwerkspräsident und Präsident des Hessischen Handwerkstags, Dr. Sabine Wilp, Präsidentin des Bundesverbandes Kunsthandwerk und Monika Monika Gass, langjährige Leiterin  der Fachschule Keramik und des Keramikmuseums Westerwald in Höhr-Grenzhausen. © Foto Diether v Goddenthow
Verleihung des Hessischen Staatspreises für das Deutsche Kunsthandwerk am 9. November 2021 in der Hessischen Staatskanzlei in Wiesbaden. Erste Reihe: Mitte: Petra Bittl, erster Preis, links Antje Dienstbir, zweite Preisträgerin, rechts Drechsler Konrad Koppold, dritter Preis. Zweite Reihe: Förderpreisträgerin Lena Kaapke. Hintere Reihe (v.l.): Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Philipp Nimmermann, Stefan Füll, Hessischer Handwerkspräsident und Präsident des Hessischen Handwerkstags, Dr. Sabine Wilp, Präsidentin des Bundesverbandes Kunsthandwerk und Monika Monika Gass, langjährige Leiterin der Fachschule Keramik und des Keramikmuseums Westerwald in Höhr-Grenzhausen. © Foto Diether v Goddenthow

Der 1921 erstmals verliehene Hessische Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk zählt zu den ältesten und renommiertesten Auszeichnungen auf seinem Gebiet und ist mit insgesamt 9000 Euro dotiert. Verliehen wird er traditionell auf der Frankfurter Konsumgütermesse „Tendence“, die allerdings in diesem und im vergangenen Jahr nicht stattfinden konnte. Daher wurde der Hessische Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk am 9. November 2021   in der Hessischen Staatskanzlei in Wiesbaden überreicht.

Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Philipp Nimmermann  © Foto Diether v Goddenthow
Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Philipp Nimmermann © Foto Diether v Goddenthow

„Diese Sonderedition war uns ein wichtiges Anliegen“, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Philipp Nimmermann  im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen. „Wir möchten den Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerkern damit einen Ausgleich für abgesagte Veranstaltungen bieten. Die Werke der Preisträgerinnen und Preisträger erinnern uns daran, wie arm unser Leben ohne das Individuelle und Besondere wäre.“

Durch den Abend führte Carolin Friedländer, Referatsleiterin Handwerk, Mittelstand, Handel, Wirtschaftsrecht im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen.

Dr. Sabine Wilp, Präsidentin des Bundesverbandes Kunsthandwerk e.V. © Foto Diether v Goddenthow
Dr. Sabine Wilp, Präsidentin des Bundesverbandes Kunsthandwerk e.V. © Foto Diether v Goddenthow

Dr. Sabine Wilp, Präsidentin des Bundesverbandes Kunsthandwerk, würdigte die Preisträger sowie deren preisgekrönten Werke. Gemeinsam mit Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Philipp Nimmermann überreichte die Präsidentin in Beisein von Stefan Füll, Hessischer Handwerkspräsident und Präsident des Hessischen Handwerkstags, die Urkunden an die Preisträger.

 

 

Förderpreis des Hessischen Staatspreises für das Deutsche Kunsthandwerk 

In diesem Jahr wurden zwei Förderpreise in Höhe von je 500 Euro vergeben. Diese erhielten die Porzellan-Künstlerin Lena Kaapke und der Tischler Gabriel Tarmassi.

Gabriel Tamassi
Gabriel Tamassi

Gabriel Tamassi, 1993 in Bamberg geboren, entdeckte schon früh seine Liebe zum Werkstoff Holz, absolvierte eine Ausbildung zum Tischler mit einem sehr gutem Ergebnis, bildete sich in München zum Gestalter im Handwerk weiter, hatte dabei die Gelegenheit beim deutschen Drechsler-Papst Ernst Gamperl zu hospitieren. Das Spektrum seiner Arbeit reicht von reduzierten Möbelentwürfen bis hin zu skulpturalen Wandobjekten. „Und ein solches Wandobjekt hat er hier eingereicht. Die Oberfläche dieses Wandmöbels erinnert an eine glänzende Wasseroberfläche. Sein Ästhetik-Empfinden und seine handwerkliche Kompetenz vereinigen sich hier poetisch miteinander.“, so Dr. Wilp.

Lena Kaapke arbeitet als freie Künstlerin in Kiel und arbeitet heute vorwiegend mit Porzellan.

Lena Kaapke  © Foto Diether v Goddenthow
Lena Kaapke © Foto Diether v Goddenthow

Die reichlich ausgezeichnete Künstlerin erhielt für ihre Installation „Wasser zum Trinken“ ebenfalls den mit 500 Euro dotierten Förderpreis des Hessischen Staatspreises für das Deutsche Kunsthandwerk. Die eingereichte Arbeit verweise in eindrücklicher Weise auf das zentrale Problem, dass die meisten Menschen auf diesem Planeten keinen Zugang zu sauberen Trinkwasser haben. So habe Kaapke eine Installation aus 194 handgedrehten Krügen und 194 Trinkbehältnissen geschaffen, die jeweils einen Nationalstaat der Erde repräsentierten. Die Größe des Trinkwasserbehältnisses repräsentiere den tatsächlichen Trinkwasserbedarf eines Menschen.

Lena Kaapke
Lena Kaapke

Und auch farblich symbolisierte der Grad der Wasserfarben-Intensität, wieviel Trinkwasser in dem betreffenden Land vorhanden sei.

 

 

Hessischer Staatspreis für das deutsche Kunsthandwerk

Dritter Preis

Konrad Koppold © Foto Diether v Goddenthow
Konrad Koppold © Foto Diether v Goddenthow

Der Drechsler Konrad Kopper, geboren 1967 in Bayern, wuchs auf dem elterlichen Bauernhof, hat nach jahrelanger Tätigkeit als Tischler an der Fachoberschule für Gestaltung in Augsburg und anschließend an der Fachhochschule in Rosenheim Innenarchitektur studiert und fand nach Lektüre eines berühmten englischen Drechslers zu seiner Berufung als Drechsler. Seit 2005 lebt und arbeitet er als freiberuflicher Drechsler in Leverkusen. Mit seinen drei eingereichten Objekten hat er den mit 2000 Euro dotierten dritten Preis im Hessischen Staatspreis gemacht.

Konrad Koppold
Konrad Koppold

Die Liebe zum Holz spräche aus jedem seiner gedrechselten Objekte und ließen die Emotionen sofort auf die Betrachter überspringen. Stilistisch asymmetrisch, relativ groß mit Brüchen und offenen Stellen, zeigten sich seine Gefäße, denen etwas Archaisches anhaftet und zugleich hochmodern sei, so Dr. Wilp.

Zweiter Platz

Antje Dienstbir  © Foto Diether v Goddenthow
Antje Dienstbir © Foto Diether v Goddenthow

Silberschmiedin Antje Dienstbir lebt und arbeitet in Wiesbaden und hat den mit 2.500 Euro dotierten zweiten Platz des Hessischen Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk für die Becherserie erhalten. Unter Eingeweihten ist Antje Dienstbir vor allen Dingen als Löffelschmiedin bekannt. 1970 in Bremen geboren, erlangte sie 1989 die Fachhochschulreife für Gestaltung, es folgten eine Ausbildung zur Goldschmiedin und ein Studium an der Hochschule Pforzheim im Fachbereich Gestaltung mit dem Studienschwerpunkt „Objekt in Metall“, welches sie als Diplom-Designerin für Schmuck und Gerät beendete.

Antje Dienstbir
Antje Dienstbir

Seither ist sie freischaffend als Löffelschmiedin tätig. Ihre Objekte lassen die Spuren des Schmiedeprozesses deutlich sichtbar werden. Am besten und feinsten gelingt das, wenn sie mit ihrem Lieblingsmaterial Silber arbeitet, so Dr. Wilp. Für den Hessischen staatspreis hat Antje Dientbier eine Serie von fünf Bechern eingereicht, Becher aus aufgezogenem Feinsilber und Becher aus Kupfer, aufgezogen und thermisch gefärbt. Eine Serie, die die zugrundliegende Form geschickt variiert. Zurückhaltend und klassisch in der Formgebung, gezeichnet durch die kräftigen Hammerschläge mit den die Künstlerin den metallischen Materialien zuleibe rückt und beeindruckend durch den Farbwechsel vom eleganten kühlen Silber bis zu den ausdrucksstarken monochrom oder zweifarbigen Kupferbechern mit ihrem starken Kontrast von innen und außen, so Dr. Wilp.

Erster Platz

Petra Bittl  © Foto Diether v Goddenthow
Petra Bittl © Foto Diether v Goddenthow

Den mit 3.500 Euro dotierten ersten Platz des Hessischen Staatspreises für das Deutsche Kunsthandwerk erhielt die Bonner Keramikerin Petra Bittl für ihr zum Wettbewerb eingereichtes keramisches Gefäß „Gestalt“. –Dr. Wilp zitierte in ihrer Laudatio  Monika Gass, langjährige Leiterin der Leiterin der Fachschule Keramik und des Keramikmuseums Westerwald in Höhr-Grenzhausen. „Wenn Talent und ästhetische Empfindsamkeit zusammentreffen mit breit gefächertem Wissen, fachlich exzellenter Ausbildung, einer präzisen Materialkenntnis und technischer Verfeinerung bis ins Detail, dann entstehen Werke und Keramiken, die den Rahmen üblicher Betrachtung massiv erweitern.

Petra Bittl © Foto Diether v Goddenthow
Petra Bittl © Foto Diether v Goddenthow

Petra Bittl, eine der absolut herausragenden deutschen Künstlerinnen , die sich der Keramik, dem Material Ton, Porzellan, seit Jahrzehnten widmet, gelingt es treffsicher und anscheinend mühelos ihre Liebe zu Malerei zum Stofflichen, zur Skulptur und zum Bildhaften in ihren Werken eng zu verweben. Dicht beschichtete, so rhythmisch wie zart strukturierte komplexe Oberflächen fügen sich in Petra Bittls gebauten Formen zur Einheit, zum Unikat, zur Figur. Gebaut, geflochten, gedreht, doppelwandig, vielfältig montiert, filigran, für Wand und Sockel. Ihre Handschrift ist stark und unverwechselbar.
Bei ihrem eingereichten Objekt suggeriere die Leichtigkeit großer Keramik-Körper Textiles in Faltenwurf in Webstruktur. Variantenreich und vielfältig, immer im Experimentieren und im Verfeinern ihrer künstlerischen Sprache, nutze sie in letzter Zeit klassisch koreanische Ritztechniken mit ganz eigenen Stempel und Schabtechniken, kombiniert diese mit nuancenreich aufgetragenen farbigen experimentellen Rohstoffen (…), so Dr. Wilp zit. n. Monika-Gass.

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Bilderliste der eingereichten Exponate

Kunsthandwerk ist Kaktus – Museum Angewandte Kunst Frankfurt zeigt ab 6. November die kunsthandwerkliches Sammlung von 1945 bis heute

kunst-ist-kaktus„Wir glauben etwas von den Dingen selbst zu wissen, wenn wir von Bäumen, Farben, Schnee und Blumen reden, und besitzen doch nichts als Metaphern der Dinge, die den ursprünglichen Wesenheiten ganz und gar nicht entsprechen.“ (Friedrich Nietzsche)

Der Begriff Kunsthandwerk wirft genauso viele Fragen auf, wie es vorgefasste Meinungen dazu gibt. Mit ihm verbinden sich Individualität, Einmaligkeit, multiperspektivische Natur, dekoratives Potential, künstlerische Qualität und ein hoher Erlebniswert. Sein wahres Potential ist dabei einer immer noch viel zu kleinen Öffentlichkeit bekannt.

Aus diesem Grund stellt sich das Museum Angewandte Kunst erstmals die Aufgabe, die eigene Sammlung des Kunsthandwerks aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu reflektieren und an den Schnittstellen zu Design und bildender Kunst zu untersuchen. Mit über 700 Werken aus dem internationalen Bestand des Museum Angewandte Kunst wird diese Ausstellung eine Expedition durch ein Terrain, das es unter aktuellen Perspektiven neu zu entdecken gilt. Die Frage, was Kunsthandwerk heute sein kann, wird somit neu gestellt und bewertet. Mit dem Wort „Kaktus“ gibt die Ausstellung im Titel eine provokative Antwort. Sie thematisiert das diffuse Image dieser Kunstdisziplin und spielt in ironischer Zuspitzung mit den Eigenschaften des genialen Überlebenskünstlers „Kaktus“ in Analogie zum Zukunftspotenzial von „Hand made & Artwork“.

Im Gegensatz zu dem sich einfach vermittelnden anglistischen Begriff „Design“, der im Deutschen Sprachgebrauch Produktdesign und die anspruchsvolle Gestaltung von industriell hergestellten Produkten umfasst, wirkt das zusammengesetzte Wort „Kunsthandwerk“ im Deutschen kompliziert. Es wird heute mangels Positionierung in der Kunstgeschichte zwischen Kunstgewerbe, Design und Kunst hin und her geschoben und wirkt auf den ersten Blick wie eine leere Schublade.

kunsthandwerk-ist-kaktusDer „Kaktus“ im Titel der Ausstellung dient dabei als Metapher für diese vermeintliche Leerstelle, denn auch er ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht greifbar, wenn man an seine mit Dornen bewährte Oberfläche denkt. Nach dem deutschen Philosophen Hans Blumenberg geben Metaphern Aufschluss über fundamentale, tragende Gewissheiten, Vermutungen, Wertungen, aus denen sich die Haltungen, Erwartungen, Tätigkeiten und Untätigkeiten, Sehnsüchte und Enttäuschungen, Interessen und Gleichgültigkeiten ableiten lassen. Es seien eben nicht nur die klaren Definitionen, die menschliches Denken und Verhalten bestimmen, sondern vor allem die Metaphern. So undefinierbar der Kaktus sein mag, der mittlerweile wieder zur Modeerscheinung geworden ist, so weitläufig scheint die Definition von Kunsthandwerk zu sein. Es ist keine schlichte Addition von Kunst und Handwerk, denn hier treffen Begriffe aufeinander, die in einem Widerspruch zueinanderstehen. Sie sind damit das eigentlich Herausfordernde am Kunsthandwerk und haben das Potential einer Sprengkraft: Das Definierte trifft auf das Undefinierte.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der im Design von Sandra Doeller, mit den fotografischen Perspektiven von Franziska Krieck und mit Texten verschiedener Autor:innen unterschiedlicher Professionen Kunsthandwerk beleuchtet und Lust auf die Entdeckung der Materie machen soll. So erfüllt der Katalog nicht allein den Wunsch nach einem Bestandskatalog, sondern wird ein grafisch interpretiertes Druckobjekt und Lesebuch.

Die Ausstellung wird gefördert durch die Hessische Kulturstiftung, die Stiftung Polytechnische Gesellschaft und den Kunstgewerbeverein in Frankfurt am Main e. V.

Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt
info.angewandte-kunst@stadt-frankfurt.de
www.museumangewandtekunst.de

„albinmüller3 Architekt Gestalter Lehrer“ – Mathildenhöhe feiert 150. Geburtstag des Universal-Künstlers u. UNESCO-Welterbe-Anerkennung

Kuratorin Dr-Sandra-Bornemann-Quecke erläutert bei einer Führung zu den 1914 errichteten Bauten  auf der Mathildenhöhe Darmstadt, wozu auch das heute noch erhaltene Lilienbecken auf dem Vorplatz der Russischen Kirche (im Hintergrund der Hochzeitsturm) gehört. Das lang gestreckte Lilienbecken nimmt die Steigerung des Geländes auf und betont in der Mittelachse die perspektivische Flucht zur Russischen Kirche. Die Farben der Bodenfliesen - Türkis, Orange, Blau - dürfen als direkte Reminiszenz an die Dach- und Fassadengestaltung der Kirche verstanden werden, so die Kuratorin. Die  letzten noch erhaltenen Originalfliesen aus dem Lilienbecken werden in der Ausstellung gezeigt. © Foto Diether v. Goddenthow
Kuratorin Dr-Sandra-Bornemann-Quecke erläutert bei einer Führung zu den 1914 errichteten Bauten auf der Mathildenhöhe Darmstadt, wozu auch das heute noch erhaltene Lilienbecken auf dem Vorplatz der Russischen Kirche (im Hintergrund der Hochzeitsturm) gehört. Das lang gestreckte Lilienbecken nimmt die Steigerung des Geländes auf und betont in der Mittelachse die perspektivische Flucht zur Russischen Kirche. Die Farben der Bodenfliesen – Türkis, Orange, Blau – dürfen als direkte Reminiszenz an die Dach- und Fassadengestaltung der Kirche verstanden werden, so die Kuratorin. Die letzten noch erhaltenen Originalfliesen aus dem Lilienbecken werden in der Ausstellung gezeigt. © Foto Diether v. Goddenthow

„Wir könnten noch eine ganz eigene Ausstellung über Albinmüller als Maler machen“, schwärmt Dr. Philipp Gutbrod, Direktor des Institut Mathildenhöhe Darmstadt, über die vielfältigen Facetten des großartigen Künstlers, den das Institut Mathildenhöhe Darmstadt vom 3. Oktober 2021 bis zum 30. Januar 2022 anlässlich dessen 150. Geburtstag und der UNESCO-Welterbe-Anerkennung der Mathildenhöhe mit einer erstmals großen Sonderausstellung als Architekten, Gestalter und Lehrer feiert. Keine Retrospektive soll es sein, sondern eine umfassende Präsentation Albinmüllers Wirken und Schaffen auf der Mathildenhöhe Darmstadt von 1900 bis 1914, seiner fruchtbarsten Zeit. Dr. Sandra Bornemann-Quecke kuratierte gemeinsam mit den kuratorischen Assistentinnen Caroline Maddè, Barbara Muhr und Katrina Weissenboren, zugleich auch Autorinnen des gleichnamigen Begleitkatalogs, diese einzigartige Schau des ganzheitlich praktizierenden Universal-Künstlers.

Den Auftakt der Ausstellung bildet Albin Müllers kreatives Schaffen auf der Mathildenhöhe Darmstadt, die ihm eine unerschöpfliche Inspirationsquelle bot. 1906 wurde Müller von Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein an die Künstlerkolonie Darmstadt berufen. Mit den temporären Bauten für die Hessische Landesausstellung 1908 widmete sich der Architekt seiner ersten umfassenden Bauaufgabe. Die Miethäusergruppe war Müllers Hauptbeitrag zur letzten Künstlerkolonie-Ausstellung im Jahr 1914.

Albin Müllers  "Schwanentempel" Die Säulen sind verkleidet mit Ziegeln  aus der Gail'schen Dampfziegelei und Tonwarenfabrik, Gießen.  © Foto Diether v. Goddenthow
Albin Müllers „Schwanentempel“ Die Säulen sind verkleidet mit Ziegeln aus der Gail’schen Dampfziegelei und Tonwarenfabrik, Gießen. © Foto Diether v. Goddenthow

Der einzige noch erhaltene Bau des ursprünglich acht Häuser umfassenden Ensembles ist das Ateliergebäude, das heute dem Fachbereich Gestaltung der Hochschule Darmstadt Unterrichtsräume bietet. Zu Müllers Werken, die überdies noch am Originalort zu sehen sind, zählen unter anderem das „Lilienbecken“ vor der Russischen Kirche und der „Schwanentempel“. „Es ist ein Glückfall, dass der 150. Geburtstag von Albin Müller und die aktuelle Sonderausstellung ins Jahr der Anerkennung der Mathildenhöhe Darmstadt als UNESCO-Welterbestätte fallen, da der Künstler neben Joseph Maria Olbrich und Peter Behrens zu den wichtigsten Architekten und Designer der Mathildenhöhe zählt“, so der Institutsdirektor.

Der aus dem sächsischen Dittersbach stammende Müller begann seine künstlerische Laufbahn zunächst über eine handwerkliche Lehre als Tischler. Als Möbelzeichner konnte er sein Gespür für gestalterische Zusammenhänge von Architektur und Ausstattungen sowie deren Form und Funktion weiterentwickeln.

Anrichte 1902  Albin-Mueller,-Theodor-Encke-u-Fliesen von Fitz von-Heider während seiner Magdeburger Zeit als Lehrer an der dortigen Kunstgewerbeschule.© Foto Diether v. Goddenthow
Anrichte 1902 von Albin-Mueller,-Theodor-Encke-u-Fliesen von Fitz von-Heider während seiner Magdeburger Zeit als Lehrer an der dortigen Kunstgewerbeschule.© Foto Diether v. Goddenthow

Mit Magdeburg, wo Müller von 1900 bis 1906 als Lehrer an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule tätig war, wird im zweiten Themenbereich der Ausstellung der Fokus auf eine weitere zentrale Wirkungsstätte gelegt. In dieser Position setzte Müller wesentliche Impulse zur Reform der Lehre. Gleichzeitig profilierte er sich als Entwerfer für Kunsthandwerk und schuf ein breites Spektrum an Gebrauchsobjekten. Seine wichtigsten Partner waren Manufakturen, die auf Materialien wie Serpentinstein, Metall und Gusseisen spezialisiert waren. Indem er Kontakte zu regionalen Firmen vermittelte, förderte er zudem die Entwurfstätigkeit seiner Schülerinnen und Schüler. Die Erfolge, die Müller auf der Weltausstellung in St. Louis 1904 und der Dritten Deutschen Kunstgewerbeausstellung in Dresden 1906 feierte, ebneten den Weg für seine Berufung an die Künstlerkolonie Darmstadt.

Mit der international viel beachteten Unterstützung von Großherzog Ernst Ludwig konnte Müller gleichzeitig erfolgreich als Architekt, Gestalter und Lehrer tätig sein. Von 1907 bis 1911 unterrichtete er an den neu gegründeten Großherzoglichen Lehrateliers für angewandte Kunst in Darmstadt. Der dritte Themenbereich der Ausstellung legt einen Schwerpunkt auf die Vielfalt des Raumkünstlers Albin Müller. Die Repräsentationsräume für die Hessische Landesausstellung 1908, ebenso wie die alltagstauglichen Einrichtungsgegenstände der Miethäusergruppe aus dem Jahr 1914 führen vor Augen, dass sich Müller mit den Wohnbedürfnissen unterschiedlicher Zielgruppen auseinandergesetzt hat.

Eine besondere Entdeckung ist das reich dekorierte Tischtuch, das zur Ausstattung des Wohnhauses von Albin Müller auf der Mathildenhöhe gezählt hat. Das Tischtuch, das von der Oberhessischen Leinenindustrie Marx und Kleinberger aus Frankfurt am Main gefertigt worden ist, hat sich bis heute in einer Privatsammlung erhalten. Dr. Sandra Bornemann-Quecke, Ausstellungskuratorin: „Wir sind ausgesprochen dankbar, dass dieses singuläre Werk anlässlich der Ausstellung aus einer Privatsammlung als Schenkung in den Bestand der Städtischen Kunstsammlung Darmstadt übergegangen ist.“

albinmüller3  Architekt Gestalter Lehrer -  3. Oktober 2021 bis 30. Januar 2022 Ausstellungs-Impression   hier Exponate die auf der Weltausstellung in St. Louis 1904 gezeigt wurden. Rechts von ihm entworfene Gebrauchs-Objekte für Gastronomie- und Hotelbetriebe. © Foto Diether v. Goddenthow
albinmüller3 Architekt Gestalter Lehrer – 3. Oktober 2021 bis 30. Januar 2022 Ausstellungs-Impression
hier Exponate die auf der Weltausstellung in St. Louis 1904 gezeigt wurden. Rechts von ihm entworfene Gebrauchs-Objekte für Gastronomie- und Hotelbetriebe. © Foto Diether v. Goddenthow

Im produktiven Austausch mit Kollegen wie Fritz von Heider sowie den ehemaligen Künstlerkolonie-Mitgliedern Peter Behrens und Paul Bürck wird die Vernetzung der Städte Darmstadt und Magdeburg als Zentren der Reformbewegung in Deutschland anschaulich. Schlaglichtartig wird Müllers umfassende Bautätigkeit für die Deutsche Theaterausstellung in Magdeburg 1927 beleuchtet. Schließlich nimmt die Ausstellung auch das Spätwerk Müllers und sein Schaffen während der Nazidiktatur kritisch in den Blick.

Neben Entwürfen für Architektur und Raumkunst präsentiert die Ausstellung Möbel sowie Gebrauchs- und Ziergegenstände, die in Kooperation mit rund 25 Herstellerfirmen entstanden sind. In einer abwechslungsreichen Zusammenstellung von Werken der Städtischen Kunstsammlung Darmstadt sowie Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen entfaltet sich das facettenreiche Œuvre von Albin Müller. Wie ein roter Faden ziehen sich die Bücher, Publikationen und Zeitschriftenartikel des Künstlers, der sich ab 1917 Albinmüller nannte, durch den Rundgang.

Albin Müller, Turmuhr, Darmstadt, 1914, Foto: © Bildarchiv Foto Marburg / Ingo E. Fischer
Albin Müller, Turmuhr, Darmstadt, 1914, Foto: © Bildarchiv Foto Marburg / Ingo E. Fischer

Eine digitale Präsentation des Mappenwerks „Architektur und Raumkunst. Ausgeführte Arbeiten nach Entwürfen von Professor Albin Müller“ macht die Exponate, die Müller für die Hessische Landesausstellung 1908 entwarf, in ihrem ursprünglichen Kontext erfahrbar.

Ergänzend zur Ausstellung vertiefen einige Stationen der Sammlungspräsentation „Raumkunst – Made in Darmstadt“ Müllers Wirken als Mitglied der Künstlerkolonie. Über Objekte, die in beiden Ausstellungen gezeigt werden, entstehen somit spannende Verbindungen. Werke von Müller in der Dauerausstellung sind durch gelbe Markierungen hervorgehoben.

KATALOG
Begleitend zur Ausstellung erscheint der Katalog „albinmüller3 – Architekt Gestalter Lehrer“, herausgegeben von Philipp Gutbrod und Sandra Bornemann-Quecke, deutsch, 168 Seiten, rund 200 Abbildungen, 24,80 €, Justus von Liebig Verlag, Darmstadt 2021.

Ort:
Museum Künstlerkolonie
Olbrichweg 13 A
64287 Darmstadt
Tel:+49 6151 13-3385

Ausstellungsdauer:

  1. Oktober 2021 – 30. Januar 2022

„viele wege – ein ziel“ 50 Jahre Berufsverband Kunsthandwerk: Sonderausstellung im Landesmuseum Mainz

„viele wege – ein ziel“ 50 Jahre Berufsverband Kunsthandwerk: Sonderausstellung im Landesmuseum Mainz - Ausstellungs-Impression ©  Foto: Diether  v Goddenthow
„viele wege – ein ziel“ 50 Jahre Berufsverband Kunsthandwerk: Sonderausstellung im Landesmuseum Mainz – Ausstellungs-Impression © Foto: Diether v Goddenthow

Der Berufsverband Kunsthandwerk Rheinland-Pfalz feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen und zeigt aus diesem Anlass vom 10. September bis 3. November im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) die Sonderausstellung „viele wege – ein ziel“. Präsentiert wird zeitgenössisches Kunsthandwerk aus Rheinland-Pfalz mit ausgewählten Exponaten von 68 Gestaltern, von denen eine Vielzahl mit wichtigen Preisen des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet worden sind. „Wir wollen mit unserer Ausstellung visualisieren, was war, was ist und was die Zukunft bringt“, so der Vorsitzende des Berufsverbandes, Bernd Roeter.

Mit Kunsthandwerk den Alltag erleichtern, verschönern und beflügeln
Bei der Eröffnung am 8.September betonte Daniela Schmitt, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau des Landes Rheinland-Pfalz, dass sich seit Gründung des Berufsverband Kunsthandwerk Rheinland-Pfalz e.V. (Bkrlp) vor 50 Jahren, im Jahr 1969 als Neil Armstrong als erster Mensch den Mond betrat und die 68er Bewegung auf dem Höhepunkt war, auch im Handwerk sehr viel verändert habe. Die Jubiläums-Ausstellung „Viele Wege – ein Ziel“ zeige dies, auch neue Materialien und Materialmixe.
Es seien unsere Kunsthandwerker, die sowohl damals als auch heute auf beeindruckende Art und Weise ihre handwerklichen Fähigkeiten mit Design kombinieren und somit das tägliche Leben manchmal vereinfachten, gestalteten, aber auch schmückten und unseren Alltag in vielfacher Hinsicht erleichtern, verschönern und beflügeln, so die Staatssekretärin.

Landesmuseum guter Ort für Kunsthandwerk-Ausstellungen

Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseums Mainz, betonte, dass das Jubiläum des Berufsverband Kunsthandwerk Rheinland-Pfalz e.V. ja nicht die erste Zusammenarbeit sei. Diese kunsthandwerklichen Ausstellungen seien im Landesmuseum gut aufgehoben, da sie, so Dr. Heide, viele verschiedene Anbindungen mit den Exponaten in praktisch allen Abteilungen und Sammlungsbereichen des Landesmuseums aufzeigten, nämlich: von der Steinzeit bis ins 20. Jahrhundert hinein, mit historischen Techniken und Anwendungen, „die teilweise auch heute immer noch genauso angewendet werden wie vor vielen Jahrhunderten“, so die Museumsdirektorin. Besucher fänden im Landesmuseum Mainz ebenso kunsthandwerkliche Beispiele, wie etwa, dass Mainz ein Zentrum des Möbelbaus im 18. Und 19. Jahrhundert gewesen sei, sowie Sammlungen zum Jugendstil, Höchster Porzellan und die Keramiksammlung des Landes Rheinland-Pfalz. Sie alle zeigten, so Dr. Heide, die vielfältigen Aspekte und Parallelen des alten und des modernen Kunsthandwerks. Und parallel zur Ausstellung „viele wege – ein ziel“ würde ab dem 15. September bis zum 19. Januar 2019 die Ausstellung „bauhaus – form und reform“ zum Jubiläum 100 Jahre Bauhaus präsentiert, „die die Entwicklung vom individuellen Handwerk zum Industrie-Design nachvollzieht“, und damit ähnliche Themen anspräche, wie die aktuelle „viele wege – ein ziel“.

Das Deutsche Kunsthandwerk zu einer echten Marke machen

Bettina Franz, Präsidentin des Bundesverband Kunsthandwerk e.V. (BK), zeigte auf, dass die einfache Gleichung „Handwerk plus Kunst gleich Kunsthandwerk“ heute wohl nicht mehr aufginge. Bei der Frage aber, was denn Kunsthandwerk sei, müsse man mindestens bis ins deutsche Mittelalter zurückblicken. In dieser Zeit fände man „Handwerker, die die Luxusbedürfnisse weltlicher und geistlicher Herren befriedigten“ und die „sich noch ganz unbestraft als Künstler fühlen konnten“. Die Künstler seien stolz gewesen auf ihre handwerklichen Fähigkeiten und ihr handwerkliches Wissen, “dessen Geheimnisse sie eifersüchtig hüteten, damit sie nicht von anderen gestohlen wurden. Das Problem der Werksspionage gab es damals schon.“

Begriff aus der Zeit des Mittelalters?

Aus dieser Zeit des Mittelalters würde der Begriff des Kunsthandwerks wohl herrühren, „den die deutsche Handwerksordnung überhaupt nicht kennt.“ „Auch ansonsten weiß ihn so recht niemand zu schätzen oder einzuschätzen, weder die Museumsleute noch die Galeristen, weder die Wissenschaftler, und am allerwenigsten die Kunsthandwerker selbst“. Die BK-Präsidentin bedauerte, dass es in Deutschland nicht wirklich gelungen sei, „das deutsche Kunsthandwerk zu einer echten Marke auszubauen“.
So müsse „der Begriff des Kunsthandwerks immer wieder neu erläutert und definiert und die Auseinandersetzung um die Qualität der kunsthandwerklichen Produkte immer wieder geführt werden“, so Franz, die unterstrich, dass dies kaum besser geschehen könne, als mit kunsthandwerklichen Ausstellungen „wie die, die heute eröffnet wird“.
Die Jubiläumsausstellung „Viele Wege – ein Ziel“ zeige „das funktionale Schöne in all seinen Facetten und mache einmal mehr deutlich, dass Kunsthandwerk aus wahrer Könnerschaft resultiert, einer Könnerschaft, die aus der Meisterschaft meisterhafter Beherrschung des Materials resultiert, in Kombination in der perfekten Anwendung der handwerklichen Techniken sowie der herausragenden Gestaltungs- und Innovations-Kraft des Kunsthandwerks“, so die BK-Präsidentin. Sie wies darauf hin, dass diese hohe Könnerschaft heutzutage in der Regel durch eine umfassende handwerkliche Ausbildung und ein anschließendes Designstudium und immer wieder und vor allem auch durch eine langjährige Praxis erworben werde.

Die unerträgliche Arroganz  „der“ Mainstream-Kunstszene gegenüber Kunsthandwerk

Umso empörter zeigte sich die langjährige ehemalige Leiterin des Keramikmuseums Westerwald in Höhr-Grenzhausen, Monika Gass, über die Arroganz so mancher Vertreter der zeitgenössischen Kunstszene gegenüber dem Kunsthandwerk. Als aktuelles Beispiel spießte sie den abschätzigen Mainstream-Beitrag zur Ausstellung der im Kölner Museum für Angewandte Kunst (MAKK) auf. Dieser hatte am 2.9.2019 die mit dem „Manufactum Staatspreis NRW 2019“ ausgezeichneten Kundhandwerker-Arbeiten im Kölner Stadtanzeiger nicht nur mit der abschätzigen Überschrift: „Ausstellung im Kölner MAKK – Unvermeidlicher Kitsch und Tinnef im Großformat“ abgewertet, sondern darüber hinaus den Kunsthandwerkern generell die Berechtigung abgesprochen, im Museum Angewandte Kunst Köln auszustellen.

Die Gefahr  zunehmenden Wegfalls manueller Fertigkeiten im Vereinfachungswahn der Digitalisierung

Tanja Corbach mit ihrem "Thron für Lauscher", Beton und Keramik. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Tanja Corbach mit ihrem „Thron für Lauscher“, Beton und Keramik. © Foto: Diether v Goddenthow

Die Kunsthandwerkerin Tanja Corbach, warnte in ihren hervorragenden Beitrag eindringlich vor einem weiteren Wegfall von Handarbeit. „Die dramatischen Folgen und Auswirkungen dieser Verarmung von Handlungen“ seien „noch gar nicht erfasst“. Höchstwahrscheinlich befänden „wir uns kollektiv noch in der Rauschphase mit dieser jungen Droge“, und zusehends drohe „das Begreifen, jene vielschichtige, entwicklungsfördernde Handlung, unserem Lerninstrumentarium und unserem Leben verloren zu gehen“. Es ginge nicht allein dabei um das Kunsthandwerk, denn „die Fähigkeit, mit den jeweiligen Materialien durch Wissen und Handwerk mit einem ästhetischen Anspruch zu arbeiten, eröffnet Räume, die weit über das Werkstück hinausgehen“, erläuterte Corbach und sprach darüber, wie „in der Auseinandersetzung mit handwerklichen Arbeitsprozessen Haltungen vom eigenen Körper zur Arbeit geschult und Aufmerksamkeit, wie Motorik ausgebildet“ werden. Mit der Verarmung der Handgriffe in der Welt der Erwachsenen, so Corbach weiter, verkümmere „die Fähigkeit, sich Handlungen und Handlungsweisen abzuschauen und dadurch einfach und auf organische Weise zu lernen“. „Auch die stetige Wiederholung von Handgriffen“ sei „eine unterschätzte Kraft“, so die Kunsthandwerkerin. In der Verstetigung verlangsame sich die Zeit, in der Wiederholung ernähre sich die Vertrauensbildung in die eigenen Fähigkeiten, so Corbach, die in diesem Zusammenhang dem Satz „ In der Ruhe liegt die Kraft“ nochmal eine ganz andere Bedeutung zuspricht. Denn diese Ruhe, die handgemachten Werken zu finden ist, „ist eine Qualität, die aussendet und Raum gibt.“ Das Kunsthandwerk böte „ein Refugium an altem Wissen, das dringend erkannt, gestärkt und bewahrt werden muss“, forderte die Kunsthandwerkerin.

Die kunsthandwerklichen Werte um das schöpferische und manuelle Tuen müssten stärker wieder in den Alltag verankert werden. So erzählten Kunsthandwerker*innen „von dem Wissen um geschulte Handgriffe, Materialien und den Prozessen, die Zeit brauchen, um reifen zu können. Sie erzählen von einer Ästhetik, die den Alltag durchdringt, und mitten im Leben der Schönheit Zeit und Raum schenkt. In diesem Sinne erzählt das Kunsthandwerk Geschichten mit Antworten auf die Fragen, was für ein aufrichtiges und in lebensbejahenden Werten verankertes Sein und Wirken, wirklich wichtig ist.“, so Corbach, die einer kunsthandwerklichen Auseinandersetzung mit Recht einen bewusstseinsschulenden Gehalt zuschreibt.

Zur Ausstellung:

Ausstellungs-Impression ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Ausstellungs-Impression © Foto: Diether v Goddenthow

Gerade in Zeiten der Digitalisierung nimmt die Wertschätzung von Kunsthandwerk wieder zu. Mehr und mehr wird erkannt, dass zur Veredelung einfacher Materialien wie Holz, Metall oder Keramik zu gebrauchstauglichen Gegenständen ein hohes Maß an gestalterischer Erfahrung erforderlich ist. Wichtig sind dafür die besondere Herangehensweise, der sehr materialbezogene Herstellungsprozess und der individuelle Denkansatz, die bei Werken der Angewandten Kunst zu der spezifischen Gestaltungsqualität führen.

Verschiedene Teilbereiche grenzen sich ab: „einst“ zeigt einige Exponate verstorbener Gestalter*innen, die für das Land bedeutend waren; „jetzt“ präsentiert einen Querschnitt des aktuellen kunsthandwerklichen Schaffens im Lande; „mixed media“ beleuchtet die spannenden Möglichkeiten von Materialkombinationen in Objekten der Angewandten Kunst; unter „ausgezeichnet“ sind 29 Preisträger*innen aus Rheinland-Pfalz versammelt, die mit wichtigen Preisen des Landes ausgezeichnet wurden; im Bereich „öffentlich“ sind beispielhafte Arbeiten des Sektors Kunst am Bau vereinigt; schließlich zeigt „studien“ noch nicht realisierte, aber denkbare Projekte zum Thema Kunst im öffentlichen Raum. Zur Ausstellung „viele wege – ein ziel“ erscheint ein bebilderter Katalog mit 140 Seiten spannender Information, der im Museumsshop des Landesmuseums zum Preis von 20,- Euro erhältlich ist.

Die Ausstellung wird von einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm begleitet.

Ein besonderes Highlight ist der Kunsthandwerkermarkt „vom Feinsten!“. Am Wochenende des 5. und 6. Oktober, jeweils von 10 bis 18 Uhr, wird hochwertiges Kunsthandwerk und Design präsentiert. Zahlreiche Gastaussteller*innen aus anderen Bundesländern runden das Bild ab.

Darüber hinaus steht am Dienstag, 29. Oktober, eine Podiumsdiskussion in Zusammenarbeit mit dem Werkbund Rheinland-Pfalz zum Thema „LebensWert? Gute Gestaltung im Alltag“ auf dem Programm. Während der Ausstellungsdauer wird eine große Zahl von Führungen durch Mitglieder des Berufsverbandes angeboten. Eine spannende Möglichkeit mit Kunsthandwerker*innen ins Gespräch zu kommen.

Das Rahmenprogramm in der Übersicht: Kunsthandwerkermarkt „vom Feinsten!“, 5. + 6. Oktober 2019 Landesmuseum Mainz, Große Bleiche 49-51, 55116 Mainz Öffnungszeiten: 10 bis 18 Uhr / Eintritt frei Podiumsdiskussion „LebensWert?- Gute Gestaltung im Alltag“, 29. Oktober 2019, Zusammen mit dem Werkbund Rheinland-Pfalz Landesmuseum Mainz, Große Bleiche 49-51, 55116 Mainz
Beginn: 18 Uhr / Eintritt frei

In der Ausstellung finden Führungen mit verschiedenen Schwerpunkten durch Mitglieder des Berufsverbandes Kunsthandwerk statt.

Museumseintritt
Eine Terminübersicht in der Anlage.