„Das visuell Wahrgenommene“, zöge uns nicht allein durch die Gestaltung in „eine andere Welt,‘, sondern „entwickelt sich im Sehvorgang als ständig Werdendes zu seiner rhythmisierten Lichtmenge zurück“, war einer der Ansätze in Günther Fruhtrunks Werk, vielen – zumeist unbewusst bekannt – durch die Gestaltung der Einkaufstragetüte von Aldi Nord. Fruhtrunk revolutionierte die abstrakte Nachkriegsmalerei in einer Weise, die bis heute ihresgleichen sucht. Seine Kunst prägte Jahrzehntelang das Straßenbild der Bundesrepublik – und dies auf ungewöhnliche Weise: 1970 entwarf Fruhtrunk das Design für die Plastiktüten des Discounters ALDI Nord. Anlässlich des 100. Geburtstages des Malers und Grafikers widmen das Kunstmuseum Bonn und das Museum Wiesbaden dem Künstler eine große Retrospektive. Vom 26. April bis zum 25. August 2024 präsentiert das Museum Wiesbaden rund 50 Gemälde aus allen Schaffensphasen Fruhtrunks.
„…meine Bildmittel sind Wirkung der Farbe, sinnliche Energie, Nicht-Farbe als Energie und jeweils Rhythmisierung als innerstes Prinzip der Geistestätigkeit…“ Gunter Fruhtrunk, 1976
Günter Fruhtrunks (1923—1982) Gemälde fordern die Betrachterinnen und Betrachter heraus, bieten dem Auge Flirren und Halt zugleich. Seine Arbeit zeichnet sich durch klare Linien, geometrische Formen und kontrastreiche Farben aus. Über viele Jahre entwickelte er eine eigene abstrakte Bildsprache, die er in vielfältigen Variationen perfektionierte. Dabei erhielt er wichtige Impulse in Freiburg von Julius Bissier und in Paris durch Fernand Léger und Jean Arp. Es entstanden enorm verdichtete, leuchtende Bilder, die sich der passiven Betrachtung entziehen und den Sehvorgang permanent herausfordern. Die Arbeit in Serien und seine Bezüge zur Musik sind dabei charakteristisch. Der Künstler machte sich nicht nur als Maler und Grafiker einen Namen, sondern auch in der Ausgestaltung von Architektur. Popularität gewann er zusätzlich mit dem Entwurf des ikonischen blau-weißen Diagonalmusters für ALDI Nord.
„Neben dem Frühwerk ist sicherlich auch das Spätwerk von Günter Fruhtrunk eine Entdeckung. Seine Malerei löst sich zu Beginn der 80er Jahre von der strengen Geometrie und zeigt eine Offenheit, die Lust auf mehr macht. Gerne wüsste ich, wie Fruhtrunk in den 90er Jahren gemalt hätte,“ so Dr. Jörg Daur, Kurator der Ausstellung und Kustos für Zeitgenössische Kunst.
Die gemeinsam mit dem Kunstmuseum Bonn konzipierte Ausstellung beleuchtet die Werkentwicklung Fruhtrunks in drei großen Blöcken: Sie reflektiert das bislang wenig gezeigte Frühwerk zwischen 1950 und 1954, mit vorwiegend kleinen Formaten, auf denen geometrische Formen frei im Raum schweben und in denen Bild und Motiv noch getrennte Ebenen darstellen. Der zweite Schwerpunkt beschäftigt sich mit den späten 1950er und 1960er Jahren, in denen Fruhtrunk seine geschichteten Streifenbilder entwickelte. Hier verschmelzen Bild und Motiv miteinander und die Farbe gewinnt immer deutlicher eine eigenständige Bedeutung. Den Abschluss bilden Werke aus den 1970er und frühen 1980er Jahren, in denen sich die Streifenstruktur zu Feldern und Flächen ausbildet und die Emanzipation der Farbe vollständig gelingt. Rund 50 Gemälde aus allen Schaffensphasen sind vom 26. April bis zum 25. August 2024 im Museum Wiesbaden zu sehen.
Zur Ausstellung ist der Katalog „Günter Fruhtrunk Retrospektive 1952-1982″ (herausgegeben von Stephan Berg, Jörg Daur) erschienen, 170 Seiten, 28 € an der Museumskasse, ISBN 978-3868327687). Eine kostenfreie Media-Tour in der MuWi-App begleitet die Schau.
Eintritt
Ticketerwerb an der Tageskasse oder Buchung online: https://tickets.museum-wiesbaden.de/
Sonderausstellung* 12,— Euro (9,— Euro ermäßigt)
* Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen.
Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.
Öffnungszeiten
Di, Mi, Fr, Sa und So 10—17 Uhr
Do 10—21 Uhr
Mo geschlossen
Weitere Informationen Günter Fruhtrunk Retrospektive
Das Hessische Landesmuseum Wiesbaden ist – mit Ausnahme des Naturkunde-Museums Münster – das einzige deutsche Museum, welches jedes Jahr in seiner naturhistorischen Sparte noch eine große aufwändige naturwissenschaftliche Jahresausstellung präsentiert. In diesem Jahr ist es dem Museum Wiesbaden mit seiner Schau zum südlichen Afrika „Der Hase ist des Jägers Tod. Kultur und Natur des südlichen Afrika“, die vom 21. März 2024 bis 2. Februar 2025 läuft, besonders gut gelungen. Besucher tauchen sofort ein in eine mit über 500 Tiermodellen und Präparaten in Originalgröße fantasievoll komponierten Tierwelt auch gut 100 Arten des südlichen Afrikas. Es geschieht so intensiv, wie es in keiner Safari oder im Zoo möglich wäre. Es ist zudem alles ohne Risiko für Leib und Leben, selbst, wenn vor dem Maul eines zu Beginn rechts im Sumpf lauernden Krokodils nur noch der Tropenhut eines anscheinend soeben verschlungenen Forschers etwas hervorlugt. Von den oberen Wänden prangen etliche originalgetreue Reproduktionen steinzeitlicher Höhlenmalereien. Es ist eine Auswahl aus über 10 000 gescannten Aufnahmen, die ein beeindruckendes historisches Zeug der intensiven Beziehungen zwischen Mensch und Tier Afrikas abgeben.
Entsprechend liegt der zentrale Focus der Ausstellung auf den Mensch-Tier-Beziehungen, insbesondere in Namibia. Dieser Jahrtausende langen Interaktion zwischen Menschen und ihrer Umwelt wird im Kontext wechselseitiger anthropologischer, kulturanthropologischer, biologischer und archäologischer Bezogenheit nachgespürt. Ausstellungs-Intention ist dabei, insbesondere bei jungen Menschen Neugier und Faszination für die Biologie und Kultur des südlichen Afrikas zu wecken. Zudem sollen Besucher auch für den Schutz der biologischen Vielfalt, dem Verstehen ethnisch-kultureller Diversität und auf einen Rückblick auf koloniales Unrecht sensibilisiert werden.
Die Jahresausstellung der Naturhistorischen Sammlungen des Museums basiert auf zwei Säulen: Im Bereich der Natur begeben sich die Gäste auf eine Reise durch die verschiedenen Lebensräume des facettenreichen südlichen Afrikas und finden sich Auge in Auge mit Elefanten, Löwe und Giraffe. Dabei reicht das Spektrum von der trockenen Etosha-Pfanne bis zum Okavango-Delta. „Das Museum Wiesbaden bietet mit dieser Ausstellung eine weitere Reise zur Beschreibung dieser Welt an“, so Direktor Andreas Henning. „Seit mehreren Jahren geht es den Naturhistorischen Sammlungen darum, Besucherinnen und Besucher die biologische Vielfalt der Erde vor Augen zu führen. Wesentlich dabei ist jedoch stets der Mensch als Teil seiner Umwelt. Wir skizzieren historische wie auch gegenwärtige Strategien des Zusammenlebens zwischen Mensch und Natur – sowohl erfolgreiche, als auch missglückte.“
Begehbares Panorama mit mehr als 100 Tierarten Südafrikas
Für die Ausstellung wurden im Museum erstmals lebensgroße Modelle von Giraffe und Elefant geschaffen. Den Präparatorinnen und Präparatoren gelangen so Meisterstücke ihres Fachgebietes. Wie keine anderen Tiere stehen diese Riesen für die Faszination Savanne. Denn nirgends sonst auf der heutigen Welt vereinen sich so vielfältig und zahlreich große Säugetiere einschließlich der Big Five. In der Ausstellung treten sie in Beziehungen zu einander und verdeutlichen sinnbildlich das komplexe System der Natur. In einem riesigen begehbaren Panorama können mehr als 100 Tierarten studiert werden. Der Mensch als Teil dieses Systems greift mit seinem Handeln ein, weshalb die Ausstellung auch von den Konflikten und Chancen, die ein Zusammenleben mit Wildtieren mit sich bringt, berichtet. Es geht dabei um Fragen wie Elefanten von Feldern ferngehalten werden können oder in der Bevölkerung Verständnis für das Wandern großer Tierherden entstehen kann. Diese Themen wurden in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Michael Bollig von der Universität zu Köln und seinem Team erarbeitet.
„Sicher fasziniert Afrikas Natur die Menschen des Nordens seit vielen Generationen. Mancher hält sie für ein unberührtes Paradies ohne jegliche menschliche Beeinflussung, die sie nicht ist“, erläutert Kurator Hannes Lerp. „Die Ausstellung thematisiert die heutigen Herausforderungen, denen die Menschen vor Ort gegenüberstehen, wenn sie mit Elefanten und Löwen in der Nachbarschaft leben. Ebenso sind die wirtschaftlichen Interessen anzuerkennen, und mit dem Naturschutz in Einklang zu bringen.“ Dem Kurator ist es wichtig, dass Debatten zur Großwildjagd nicht dominant von europäischen Vorstellungen beschnitten werden. Denn wir selbst schauen gerne nach Afrika und vergessen unsere eigene Kontroverse zur Jagd auf Wölfe und Luchse.
Die zweite Säule der Ausstellung bildet die Kulturgeschichte der Region. Dank der Kooperation mit Archäologen der Goethe-Universität Frankfurt zeigt das Museum Aufnahmen prähistorischer Felsbilder in Originalgröße, die im Rahmen mehrerer Kampagnen unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Breunig angefertigt wurden. Diese frühen Quellen bezeugen die lange Beziehung von Mensch und Tier seit mindestens 12.000 Jahren. Für die jüngste Vergangenheit stehen ethnologische Objekte aus der Sammlung bereit. Hier sieht der zweite Kurator der Ausstellung, Andy Reymann, eine besondere Verantwortung der Museen: „Deutschland war eine Kolonialmacht und es ist klar, dass in fast allen historischen Sammlungen auch Zeugnisse dieser Zeit zu finden sind. Als Landesmuseum sind wir seit 2004 bestrebt, unsere Sammlungen auf ihre koloniale Vergangenheit hin zu überprüfen. Als Teil der bundesweiten 3-Wege-Strategie bildeten unsere Objekte aus Namibia dabei bereits den Grundstock unserer allerersten digitalen Aufarbeitung und wurden seither weiter beforscht.
Der kulturanthropologische Teil der Schau startet dabei mit der Vorstellung einiger in Namibia ansässigen Gemeinschaften und ihrer Lebensweisen zu Beginn der Kolonialzeit. Weiter werden die Gäste durch die Präsentation von historischen Objekten bis zur Thematisierung des Genozids der deutschen Schutztruppe an den Herero und Nama geführt. Auch Sammlungsobjekte des aus Wiesbaden stammenden Missionars Carl Berger werden vorgestellt. Als Mitglied der Rheinischen Missionsgesellschaft war er während der Aufstände 1904 direkt vor Ort und schildert in seinen schriftlichen Berichten die Ereignisse.
„Als deutscher Missionar befand sich Carl Berger in einem Spannungsfeld zwischen christlicher Nächstenliebe, deutschem Imperialismus und persönlichem Profitstreben“, betont der Kulturanthropologe Reymann. Er ist der verantwortliche Wissenschaftler für die Koordinierungsstelle zur Aufarbeitung von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in hessischen Landeseinrichtungen und Mit-Kurator der Ausstellung: „So steht dieser Missionar inmitten der größten Konflikte zwischen den kolonialen Begehren der Deutschen und der ansässigen Bevölkerung. Er stand in persönlicher Beziehung zu Hendrik Witbooi, dem heutigen Nationalhelden Namibias, und Simon Kooper, dem Anführer der Nama während der Aufstände.“
Der Genozid bildet jedoch nicht den Abschluss der Ausstellung. Im letzten Teil der kulturanthropologischen Sektion wird das heutige Namibia seit seiner Unabhängigkeit 1990 präsentiert. Dabei liegt der Fokus auf der Frage, wie mit dem kolonialen Erbe umgegangen werden kann und wie Versöhnung möglich ist.
Die Ethnologin und Mitkuratorin Jutta MacConnell lässt in Interviews die verschiedenen Perspektiven der heutigen namibischen Gesellschaft zu Wort kommen und zeigt anhand aktueller Kooperationsprojekte, wie ein offenes Miteinander der durch die koloniale Geschichte verstrickten Nationen möglich ist.
Neben einem vielseitigen Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm begleitet eine kostenfreie Media-Tour in der MuWi-App die Schau. Weitere Informationen:https://museum-wiesbaden.de/suedliches-afrika
Zur Ausstellung erschien die Publikation „Ein Bäckersohn in Südwest-Afrika – Deutscher Kolonialismus in Afrika am Beispiel des Wiesbadener Missionars Carl Berger“ in Deutsch und Englisch von Alexandra Kafirz und Andyy Reymann. Die hierin abgebildeten und transkribierten persönlichen Briefe und Stationsberichte des Missionars und Farmers Carl Berger während der Hochzeit des Kolonialismus geben tiefe subjektive Einblicke über Erfahrungen dieses Zeitzeugen und „wie er sein Handeln gegenüber seinen Vorgesetzten zu legitimieren suchte. Die Briefe und Berichte Carl Bergers sind ein wichtiges Zeitzeugnis. Sie spiegeln, wie der sich selbst sieht, seine Ambitionen und sein christliches Missions-Verständnis. Zugleich zeigen sie seine Einbindung in das System des deutschen Kolonialismus. So können Bergers Texte als Grundlage weiterer Forschungen dienen.“, aus dem Prolog „Die Schätze im Archiv“, Seite 5.
Hauptförderer:
Die Ausstellung wird unterstützt durch die Alfred Weigle Stiftung, die Nassauische Sparkasse, Gramenz GmbH, die Freunde des Museums Wiesbaden e.V., den Nassauischen Verein für Naturkunde e.V. und Christiane Matten.
In Kooperation mit der Goethe Universität Frankfurt am Main, der Universität zu Köln und dem Projekt rewilding the antropocene. Hr2 ist Kulturpartner der Ausstellung.
Schon mit 60 hatte sich die unverheiratete und kinderlose international bekannte Bildhauerin, Aktionskünstlerin und Filmemacherin Rebecca Horn Gedanken über den Verbleib ihres Werkes nach dem Tode gemacht. Der Wunsch der in Bad König beheimateten, am Sonntag ihren 80. Geburtstag feiernden Künstlerin war es, nach ihrem Tod den Kern ihrer Arbeiten in einem dafür geeigneten hessischen Museum zu wissen. Dieser Wunsch ging nun in Erfüllung. Bei der heutigen Pressekonferenz mit Ministerpräsident Boris Rhein gaben Prof. Dr. Peter Raue von der Moontower Foundation und Museumsdirektor Dr. Andreas Henning bekannt, dass ein großer Werkkomplex von Rebecca Horn in Hessen verbleiben wird. Im Rahmen einer exklusiven Kooperation der Stiftung von Rebecca Horn mit dem Land Hessen werden dem Museum Wiesbaden 30 raumgreifende Installationen sowie 30 Malereien und Zeichnungen der Künstlerin als Dauerleihgaben anvertraut. Dieses Konvolut umfasst alle wesentlichen Werkzyklen Rebecca Horns. Er wird in wechselnden Konstellationen im Museum Wiesbaden zu sehen sein. Zusammen mit den eigenen Werken, allen voran der Spiegelinstallation Jupiter im Oktogon, wird das Museum damit zum führenden Museum der weltweit renommierten Künstlerin.
Die 1944 in Michelstadt im Odenwald geborene Rebecca Horn ist im In- und Ausland mit zahlreichen Auszeichnungen, Ehrungen und Preisen bedacht worden. Die Hessische Kulturpreisträgerin (2010) erhielt – nach zahlreichen Auszeichnungen in den 1980er- und 1990er-Jahren – 2007 den Alexej von Jawlensky-Preis, den Praemium Imperiale (Japan 2010), sowie zuletzt den Wilhelm-Lehmbruck-Preis (2017). Seit 2019 ist sie Trägerin des Großen Verdienstkreuzes mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Museumsdirektor Dr. Andreas Henning und Prof. Dr. Raue von Rebecca Horns Stiftung präsentierten heute den frisch unterzeichneten Kooperationsvertrag. Laut Vertrag soll der Kernbestand des Werkes von Rebecca Horn dauerhaft in Hessen verbleiben und darf nicht verkauft werden. Gemäß dem Wunsch der Künstlerin finden insgesamt sechzig Dauerleihgaben, davon 30 raumgreifende Installationen und 30 Malereien, „eine Heimat in Hessen“. Die Arbeiten der Künstlerin sollen erforscht, gepflegt, ausgestellt und an die Museen der Welt verliehen werden. Mit dem Museum Wiesbaden, das ihre Werke seit 2007 kontinuierlich präsentiert, wurde der dafür geeignete Ort gefunden. Während Bad König im Odenwald Arbeits- und Lebensmittelpunkt der Künstlerin ist, erlangte Rebecca Horn als documenta-Künstlerin internationales Renommee.
Es sei eine große Freude und Ehre, dass das Museum Wiesbaden zum Haus von Rebecca Horn werde, war Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden, begeistert. „Diese herausragende Künstlerin spielt eine zentrale Rolle für uns. Bereits seit 2007 kommt keiner unserer Gäste an Rebecca Horn vorbei, denn gleich im Eingangsbereich stößt man auf ihre Arbeit Jupiter im Oktogon, die sie eigens für diesen Ort anlässlich der Verleihung des Alexej-von-Jawlensky-Preises realisiert hat. Wir danken der
Künstlerin, dem Land Hessen sowie der Moontower Foundation für diese exklusive Kooperation. Zugleich sehen wir mit Freude der gemeinsamen Verantwortung entgegen, das Werk Rebecca Horns zukünftig zu vermitteln und zu erforschen.“, so der Museumsdirektor.
Rebecca Horns Werke können erst nach Fertigstellung des Mueumserweiterungs-Baus umziehen
Um die mitunter raumgreifenden 60 Werke, wie beispielsweise die Installation „Rabenbaum“ zeigt, überhaupt im Museum Wiesbaden unterbringen zu können, müsse die Fertigstellung des Museumserweiterungsbaus abgewartet werden. Hier soll der Architektenwettbewerb bis Ende der zweiten Jahreshälfte erfolgen, um in den darauf folgenden Jahren den neuen Museumstrakt erstellen zu können.
Bis zur Fertigstellung des Museumsanbaues, werde die Künstlerinnen-Räume mit wechselnden Positionen von Rebecca Horn bespielt, bis schließlich in ein paar Jahren das noch in Bad König lagernde Gesamtkonvolut ins neue Museum dann umziehen könne, so Andreas Henning.
Mit dem Konvolut des Werkes von Rebecca Horn wird eine Museumerweiterung unumgänglich werden, was nicht nur für das Museum, für Wiesbaden, sondern für ganz Hessen eine große Bereicherung werden wird.
Prof. Dr. Peter Raue, 2. Vorstandsvorsitzender der Moontower Foundation erzählte, dass Rebecca Horn bereits vor knapp 20
Jahren zur Sicherung ihres Gesamtwerkes und zur Nachlass-Sicherung die Moontower Foundation mit Sitz in Bad König gegründet habe. Dort habe Rebecca ihre Kindheit und Jugend verbracht, „und wohin sie – nach vielen Jahren in Amerika, langen Aufenthalten in Berlin – wieder zurückgekehrt ist.“ Rebecca Horn hab den Stiftungszweck dahin formuliert: „Aufgabe der Stiftung sei unter anderem die ‚Erhaltung, Erforschung und Dokumentation des Werkes von Rebecca Horn‘. Ganz im Sinne des Wunsches hat die Moontower Stiftung nunmehr in dem Museum Wiesbaden einen Partner gefunden, der dem Oeuvre von Rebecca Horn auf Dauer eine Heimat in Hessens Hauptstadt bietet. Es ist ein Glück, dass der geplante Neubau eine Garantie dafür ist, dass immer wieder substantielle Teile dieser dem Museum anvertrauten, Arbeiten der Öffentlichkeit gezeigt werden können.“
Ab 24. März 2024 kleine Rebecca-Horn-Schau im Künstlerinnen-Raum des Museums Wiesbaden
Zur Feier des 80. Geburtstags von Rebecca Horn wurde der 2019 konzipierte Künstlerinnenraum in der Dauerausstellung des Museums Wiesbaden neu eingerichtet. Das Museum Wiesbaden wird die Leihgaben der Künstlerin in wechselnden Konstellationen und ergänzt durch Werke aus dem Museumsbestand dauerhaft präsentieren. Zum Auftakt der Kooperation wird die raumgreifende Installation Der Rabenbaum, 2009-11, im Kontext weiterer skulpturaler Werke und großformatiger Malereien gezeigt.
Auch der jahrelangen Arbeit und Bemühung von Dr. Jörg Daur, stellvertretender Direktor des Museums Wiesbaden und Kustos für zeitgenössische Kunst am Museum Wiesbaden, ist es zu verdanken, dass Rebecca Horn ihre Werk ins Landesmuseum Wiesbaden einbringt. Er sagte auf der Pressekonferenz unter anderem, dass die „Künstlerinnen-Räume“ eine „zentrale Bedeutung für die Präsentation der Kunst der Gegenwart im Museum Wiesbaden haben. Dabei wird der jeweilige Werkkomplex einer Künstlerin oder eines Künstlers als exemplarische Gesamtheit betrachtet. Mit Jupiter im Oktogon und dem nun neu eingerichteten Raum ist Rebecca Horn im Museum Wiesbaden in besonderer Weise vertreten. Mit dem vereinbarten Zugriff auf einen wesentlichen Kernbestand ihrer Werke, wird unser Museum endgültig zu ihrem „Heimatmuseum“. Dieser Aufgabe kommen wir ausgesprochen gerne nach!“
Das in rund 50 Jahren von ihr erarbeitete, viel beachtete und hoch geschätzte Werk ist bis heute in über 120 Einzelausstellungen in in- und ausländischen Galerien, Kunstvereinen, Kunsthallen, und Museen präsentiert worden – darunter in großformatigen Retrospektiven u.a. im New Yorker Guggenheim-Museum (1993), in der Neuen Nationalgalerie Berlin (1994), in der Londoner Tate Modern (1994), in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Düsseldorf (2004), im Berliner Gropius-Bau Berlin (2006/2007), dem Lehmbruck Museum Duisburg (2017), dem Museum Tinguely in Basel (2019), und zuletzt dem Centre Pompidou in Metz (2019/2020). In wenigen Wochen eröffnet das Haus der Kunst in München eine umfangreiche Ausstellung ihrer Werke.
Rebecca Horn studierte Kunst an der Hochschule der bildenden Künste Hamburg, am Central Saint Martins College of Art and Design in London und ab 1972 in New York. Seit den frühen 1970er-Jahren entwickelte sie ein sowohl weit ausgreifendes wie kohärentes Werk, das Skulptur, Malerei, Installation und Performance, aber auch Dichtung und Film umfasst.
1989 bis 2010 arbeitete sie als Professorin an der Hochschule für Künste in Berlin. 2007 gründete Rebecca Horn die Moontower Foundation mit Sitz in Bad König im Odenwald.
Von den frühen Körperskulpturen wie Einhorn und Paradieswitwe spannt sich ein komplexer, stets auf die existenziellen Bedingungen des Menschseins eingehender Bogen bis hin zu den großen, ortsbezogenen Installationen wie zum Beispiel Turm der Namenlosen (Wien 1994), Konzert für Buchenwald (Weimar 1999), Spiriti di Madreperla (Neapel 2002), Moon Mirror (Berlin, 2006) und Glutkern (Palma de Mallorca 2015). Im Bereich ihres Filmschaffens wurden Berlin – Exercises in nine parts (1974/75), Der Eintänzer (1978), Buster’s Bedroom (1990) sowie Moon Mirror Journey (2011) auf vielen Festivals und in zahlreichen Museen gezeigt.
Das dichterische Werk der Künstlerin erschien gesammelt in dem Band Das Wirbelsäulen Orakel (2015). Einige dieser poetischen Texte waren Ausgangspunkte für die großen, ortsbezogenen Installationen, die im Zentrum ihres Werks stehen.
Max Pechstein (1881–1955), Maler und Grafiker der deutschen Avantgarde, kreierte sein gesamtes Schaffen inspiriert von der Sonne. Als bislang unerkannter roter Faden durchzieht sie alle Werkgruppen und Phasen des Künstlers. Die große Sonderausstellung „Max Pechstein – Die Sonne in Schwarzweiß“ stellt vom 15. März bis 30. Juni 2024 jüngste Forschungsergebnisse vor und zeigt farbenprächtige Gemälde, wie kontraststarke Holzschnitte. Das Museum Wiesbaden präsentiert die erste Retrospektive des Künstlers im Rhein-Main-Gebiet und stellt alle Themen des Künstlers – von Aktmalerei, Tanz bis hin zu Krieg, Familie und Religion – sowohl in farbigen als auch schwarzweißen Arbeiten vor. Ein besonderer Höhepunkt ist das erstmals seit fast 30 Jahren öffentlich ausgestellte Hauptwerk Selbstbildnis, liegend von 1909.
Max Pechstein prägte die Kunstepoche der Moderne von 1906 und 1912 gemeinsam mit der Dresdener Künstlervereinigung „Brücke“, zu der auch Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Emil Nolde und Karl Schmidt-Rottluff zählten. Die „Brücke“-Künstler nutzen Farbe als Ausdrucksmittel von Emotionen und lösten sie vom realen Gegenstand. Pechstein machte es sich zum Ziel, dass die Betrachter seiner Arbeiten die Gefühlsregungen, die er bei seinen Reisen spürte nachempfinden können sollten.
Eine besondere Inspiration für Max Pechstein war der niederländische Künstler Vincent van Gogh. Nicht nur seine Maltechnik sondern sein Ansatz, Kunst, Leben und Natur zu verbinden und sich mit dem Leben und den Menschen in all seinen Facetten zu befassen beflügelte seinen kreativen Prozess. Symbolisieren Sonnenblumen bei beiden Künstlern das Leben mit ihren zum Teil aufblühenden, aufgeblühten und verblühten Blumen, so symbolisieren Sonnenstrahlen für Pechstein die Verbindung zwischen Himmel und Erde und Sonnenaufgänge die Hoffnung.
Pechstein beschäftigte sich ein halbes Jahrhundert mit der Sonne als einem seiner Hauptgegenstände seiner Arbeit. Der Kustos für die Klassische Moderne am Museum Wiesbaden und Kurator der Schau, Dr. Roman Zieglgänsberger, bezeichnet ihn als den „Sonnenmaler des 20. Jahrhunderts“.
Die Sonne erscheint positiv besetzt als Lebensspender der Natur in allen wesentlichen Themen des Künstlers, häufig sogar in ihrem Zentrum: Akt & Figur, Bühne & Tanz, Paradies & Krieg, Boote & Fischer, Familie & Religion. Wie auch schon beim französischen Impressionisten Monet malt Pechstein sie in allen denkbaren Farben – von Rot, Orange bis hin zu Weiß, Pink, Blau und Grün.
Eine Vielzahl an Arbeiten zeigt die Sonne aber auch in Schwarzweiß. Der maximale Kontrast bot dem Künstler inhaltliche Möglichkeiten um beispielsweise ihre Härte, Unerbittlichkeit oder ihre Zugehörigkeit zu unserem Planeten zu zeigen. Der Kurator wirft die Leitfrage der Schau auf: „Warum verzichtete ein expressiver Maler, dem es vordringlich um Emotionen ging, freiwillig und nicht selten auf das entscheidende, am Beginn des 20. Jahrhunderts soeben ‚neu erfundene Werkzeug‘ Farbe?“
Neben farbenprächtigen Gemälden und Hauptwerken des Künstlers rückt die Ausstellung Die Sonne in Schwarzweiß Pechsteins Kunst auf Papier, welche aus dem Blick der Forschung geraten ist, in den Fokus. Als ausgebildeter Dekorationsmaler und Absolvent eines kunsthandwerklichen Studiums bei Otto Gussmann an der Kunstakademie Dresden entwickelte Pechstein schon früh eine Vorliebe für Druckgrafik in Schwarzweiß. „Nach längerem Malen ergreift mich Sehnsucht nach der Farbigkeit des Schwarzen in der Graphik … die kräftigen Schnitte im Holz, den energische Riß der Nadel auf dem Metall, das schmeichelnde Hauchen der Kreide über den Stein.“ Max Pechstein, 1921
So stellt die Schau ausgewählte Gemälde aus einem Themengebiet mit druckgrafischen Werken gegenüber. Ein Höhepunkt ist das großformatige Selbstbildnis, liegend von 1909, welches mit der Schau erstmals seit 1996 wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Es ist die erste Retrospektive des Künstlers im Rhein-Main-Gebiet.
Eintritt
Ticketerwerb an der Tageskasse oder Buchung online: https://tickets.museum-wiesbaden.de/
Sonderausstellung* 12,— Euro (9,— Euro ermäßigt)
* Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen.
Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.
Sehr empfehlenswert ist der zur Ausstellung erschienene wissenschaftliche Katalog (herausgegeben von Roman Zieglgänsberger für das Museum Wiesbaden) mit Beiträgen von Katharina Henkel, Annika Weise, Aya Soika, Petra Lewey (Michael Imhof Verlag, 256 Seiten, 34 € an der Museumskasse, ISBN 978-3-7319-1409-9).
Eine kostenfreie Media-Tour in der MuWi-App begleitet die Schau.
In Kooperation mit dem Brücke-Museum Berlin, den Kunstsammlungen Zwickau — Max-Pechstein-Museum, sowie der Max Pechstein Urheberrechtsgemeinschaft, Hamburg ⁄ Berlin.
Die Ausstellung wird gefördert vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Max Pechstein Stiftung und den Freunden des Museums Wiesbaden e.V.
Bei allen Unterschieden verbindet den deutschen Konstruktivisten Erich Buchholz und den nord-amerikanischen Minimalisten Fred Sandback neben ihrem ausgeprägten Interesse für den Raum eine minimale Formsprache, mit der die Grenzen des Bildes in sämtliche Richtungen ausgelotet werden. Rund 50 Neuzugänge aus der Sammlung Büsser aus allen Schaffensphasen der beiden Künstler werden vom 19. Januar bis zum 14. April 2024 in der Kabinettausstellung „Kurt Büsser ermöglicht … Erich Buchholz und Fred Sandback“ gegenübergestellt.
Der Wiesbadener Sammler Kurt Büsser hat über viele Jahre Werke des dem Bauhaus nahestehenden Konstruktivisten Erich Buchholz (1891–1972) sowie Grafiken und Zeichnungen des der Minimal Art zugerechneten Installationskünstlers Fred Sandback (1943–2003) zusammengetragen. Beide Konvolute sind in den letzten Jahren in das Museum Wiesbaden übergegangen und werden nun in einer faszinierenden Gegenüberstellung erstmals gemeinsam präsentiert.
Mit Erich Buchholz beginnt Kurt Büssers Sammlertätigkeit. 1979 – mit 39 Jahren – erwirbt er das erste von insgesamt 16 Werken, vierzig Jahre später 2019 das letzte. Buchholz durchlief eine bemerkenswerte Metamorphose: vom ausgebildeten Volksschullehrer wurde er während des Ersten Weltkriegs zum Bühnenbildner und zwischen 1920 und 1923 allmählich vom Konstruktivisten zum Architekten.
Etwa 20 Jahre nach der ersten Buchholz-Zeichnung erwirbt Büsser seine erste Arbeit von Fred Sandback – eine partiturgleiche Pinselzeichnung. Bis heute ist das Konvolut auf 78 Arbeiten angewachsen und umfasst mit
71 graphischen Blätter wesentliche Teile des druckgraphischen Oeuvres des Künstlers. In Ergänzung zu den sich bereits in der Museumssammlung befindlichen Arbeiten ergibt sich damit ein Überblick, der alle Werkphasen abbildet. Eine Auswahl daraus wird nun den Werken von Erich Buchholz gegenübergestellt.
Werke beider Künstler wurden als Leihgaben der Sammlung Büsser bereits in Berlin (Haus am Waldsee), Bottrop (Josef Albers Museum Quadrat Bottrop), Ingolstadt (Museum für Konkrete Kunst), Ludwigshafen (Wilhelm-Hack-Museum) und im Museum Wiesbaden (2014) präsentiert.
Neben Buchholz und Sandback schenkte der Sammler Werke von Al Hansen, Ben Patterson, Fischli/Weiss und Sol LeWitt. Kurt Büsser wird am 16. Mai 85 Jahre alt. Wir gratulieren schon heute!
Die Ausstellung wird gefördert durch die Freunde des Museums Wiesbaden e.V.
Hr2 ist Kulturpartner der Ausstellung.
Eintritt
Ticketerwerb an der Tageskasse oder Buchung online: https://tickets.museum-wiesbaden.de/
Sonderausstellung* 12,— Euro (9,— Euro ermäßigt)
* Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen.
Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.
Öffnungszeiten
Di, Mi, Fr, Sa und So 10—17 Uhr
Do 10—21 Uhr
Mo geschlossen
Das Museum Wiesbaden ist ab sofort an den „Langen Donnerstagen“ für Besucher bis 21 Uhr geöffnet. Ein besonderer Anreiz: Gäste zahlen ab 18 Uhr den ermäßigten Eintritt. Als Abendprogramm werden abwechselnd Vorträge, Afterwork-Führungen mit den Kuratoren, Kunstkurse oder Aktionen wie „Dress like a Balkenhol“ (22.2.) angeboten. Wer an diesem Tag im ikonischen Balkenhol-Look ins Museum kommt, erhält an diesem Tag ab 18.30 Uhr freien Eintritt sowie um 19 Uhr eine ca. 30 minütige Kurzführung durch die Stephan Balkenhol Ausstellung mit dem Kurator, Dr. Peter Forster.
Auch das Trüffel Museumscafé bietet den Gästen kleine Speisen und Getränke in gemütlicher Atmosphäre an.
„Mit unseren verlängerten Öffnungszeiten möchten wir allen die Chance auf einen entspannten Museumsabend ermöglichen, insbesondere auch Berufstätigen,“ sagt Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden. „Zu dem abwechslungsreichen Programm gehören auch Kreativ- und Forschungskurse, die wir für unterschiedliche Altersgruppen anbieten.“
Ausgewählte Programmpunkte:
Do 18. Jan 2024, 19 Uhr
Führung HAP Grieshaber – Formsprache
Mit Kuratorin Jana Dennhard
Do 25. Jan 2024, 18:45 Uhr
Führung Gemischtes Doppel – Die Molls und die Purrmanns Mit Kurator Dr. Roman Zieglgänsberger
Do 8. Feb 2024, 19 Uhr
Dialogführung: Zur Provenienz der Porträts des Ehepaares Margarete und Oskar Moll von Lovis Corinth Mit Shammua-Maria Mohr, M.A., Provenienzforschung Institut Mathildenhöhe Darmstadt und Miriam Olivia Merz, M.A., Zentrale Stelle für Provenienzforschung Hessen, Museum Wiesbaden
Do 15. Feb 2024, 18 Uhr
Vortrag: Die Laus im Gras von Mambalam. Einblicke in die globale Ökonomie der Cochenille um 1800 Mit Dr. Alexander Engel, LMU München
Do 22. Feb 2024, 19 Uhr
Aktion und Führung Dress like a Balkehol Mit Dr. Peter Forster Kleiden Sie sich in Stil der Skulpturen des Künstlers Stephan Balkenhol und erhalten Sie ab 18:30 Uhr freien Eintritt in die Ausstellung sowie eine kostenlose Kurzführung (Teilnehmerzahl begrenzt) mit Kurator Dr. Peter Forster um 19 Uhr.
Zahlreiche Sonder- und Dauerausstellungen im Hessischen Landesmuseum Wiesbaden können in der dunklen Jahreszeit Geist und Seele ein wenig erhellen, beflügeln, inspirieren und vielleicht auch Besuchern neue Impulse verleihen. Allein ein Gang durch die einmalige Jugendstil-Sammlung von F.W. Neess mit über 500 Exponaten zu allen Facetten des Jugendstils im ausgehenden 19. Jahrhundert berührt ungemein.
Aktuell werden neben den weiteren Dauerausstellungen „Alte Meister“, „Klassische Moderne“, „Moderne und Gegenwart“, „Ästhetik der Natur“, „Farbe“, „Form“ und „Bewegung“ folgende Sonderausstellungen gezeigt: Nadine Schemmann: Amplituden Intervention
15 Dez 2023 — 7 Apr 2024
Ab dem 19 Jan präsentiert das Museum Wiesbaden die Kabinettausstellung: „Kurt Büsser ermöglicht… Erich Buchholz und Fred Sandback“. Der Wiesbadener Sammler hat über viele Jahre Werke des Konstruktivisten Erich Buchholz (1891—1972) und mit ebenso großer Kennerschaft Grafiken und Zeichnungen des Installationskünstlers Fred Sandback (1943—2003) zusammengetragen. Beide Konvolute sind in den letzten Jahren, größtenteils als Schenkung, an das Museum Wiesbaden übergegangen und werden nun erstmals gemeinsam gezeigt.
Freier Eintritt am esten Samstag im Monat
Weiterhin haben Besucher in 2024 am ersten Samstag im Monat freien Eintritt ins Museum. Ermöglicht wird dieser Tag seit vielen Jahren durch die Unterstützung der Freunde des Museums Wiesbaden e.V.
Einmal im Jahr lädt das Museum Wiesbaden alle Bürger von 1 bis 99 Jahren ein, gemeinsam in seinen Atelierräumen zu malen, zeichnen, kritzeln, schreiben und drucken – jeder so, wie er es mag. Einfach vorbeikommen. Alle kreativen Angebote sind kostenfrei, dank einer großzügigen Spende des Lions Club e.V. anlässlich dessen 60-jährigen Jubiläums.
Seit 2012 engagiert sich der Förderverein mit der Spenden-Gala für die stärkere Verankerung des Museums in der Stadtgesellschaft mit dem Ziel, das Museum Wiesbaden bei der Erweiterung der musealen Sammlung zu unterstützen. Am Mittwochabend fand die Museumsgala der Freunde des Museums Wiesbaden e.V. nach dreijähriger Pause zum neunten Mal statt. Dank der Unterstützung der Gäste konnten 50.000 Euro gesammelt werden. Die Preview zur Ausstellung „Stephan Balkenhol: Zeitfenster“ und ein exklusiver Besuch im Museum Reinhard Ernst umrahmten den Abend.
„Mit der Museumsgala 2023 schreiben wir das 9. Kapitel einer Erfolgsgeschichte, in der wir vielfältiges, umfangreiches bürgerschaftliches Engagement gebündelt haben. Damit unterstützen wir das Museum bei der Erweiterung seiner Sammlung um wichtige Kunstwerke. Mein herzlicher Dank gilt allen, die Anteil an dieser Wertschöpfung haben!“ so Dr. Gerd Eckelmann, Vorsitzender des Vorstands des Fördervereins.
Der Verein der Freunde des Museums Wiesbaden e.V. unterstützt das Wiesbadener Landesmuseum seit 1994 bei der Förderung von Ausstellungen, kultureller Bildung, dem Erwerb von Kunstwerken und insbesondere als Bindeglied zur Wiesbadener Stadtgesellschaft. Die 2012 vom Kuratoriumsvorstand Stephan Ziegler ins Leben gerufene Museumsgala ermöglichte dem Museum Wiesbaden Ankäufe von Kunstwerken bedeutender Künstler, darunter Wilhelm Lehmbruck, Alexej von Jawlensky oder Ellsworth Kelly. Akteure aus der Wirtschaft und Gesellschaft unterstützten in diesem Jahr den Ankauf des Kunstwerkes „König auf Stuhl“ von Stephan Balkenhol. Dr. Gerd Eckelmann, Vorstandsvorsitzender der Freunde des Museums Wiesbaden e.V. überreichte Museumsdirektor Dr. Andreas Henning am Mittwochabend den Scheck über 50.000 Euro.
„Meine unendliche Dankbarkeit gilt den Unterstützern unserer Museumsgala. Sie bewirken durch ihre großzügigen Spenden, dass wir zum 9. Mal in Folge dem Museum Wiesbaden den Erwerb eines wichtigen Kunstwerks ermöglichen können“, betont Stephan Ziegler, Vorstandsmitglied des Kuratoriums der Freunde des Museums Wiesbaden e.V.
Ein besonderer Programmpunkt der diesjährigen Gala, die im Zeichen der Alten Meister und ihrer Begegnung mit der Skulpturenfamilie von Stephan Balkenhol stattfand, war der Auftakt im Museum Reinhard Ernst. Der langjährige Unterstützer der Museumsgala Reinhard Ernst begrüßte die Gäste im Foyer des Museumsneubaus und gab einen exklusiven Einblick in die aktuelle Bauphase des Nachbar-Museums. Im Anschluss wurden die Gäste im Museum Wiesbaden zu einer Preview der Ausstellung „Stephan Balkenhol: Zeitfenster“ (10 Nov 2023 – 2 Jun 2024) eingeladen.
„Für meine Frau und mich ist diese Gala ist ein ganz besonderer Anlass: Als langjährige Unterstützer der Museumsgala ist es uns eine große Freude, den Freundeskreis und seine Gäste im mre willkommen zu heißen“, so Museumsgründer Reinhard Ernst bei der Begrüßung. „Wenn unser Haus geöffnet ist, werden die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener gleich am Anfang der Wilhelmstraße zwei kulturelle Höhepunkte in unmittelbarer Nachbarschaft finden. Die beiden Häuser bilden nun den Anfang einer Kulturmeile, die mit dem Nassauischen Kunstverein und dem Literaturhaus Villa Clementine, dem Kurhaus und dem Staatstheater, dem Bellevue-Saal sowie ein paar Schritte weiter dem SAM – Stadtmuseum am Markt und dem Kunsthaus – für jeden Geschmack und jede Sparte das passende Angebot bereithält. Unser Haus mit seinem Fokus auf abstrakter Kunst bietet hier eine bedeutende Erweiterung und begründet eine neue Tradition.“
Zuletzt fand die 8. Museumsgala 2019 im Zuge der mäzenatischen Schenkung der Jugendstil-Sammlung Ferdinand Wolfgang Neess statt. Rund 360 Gäste besuchten die diesjährige Gala. Museumsdirektor Dr. Andreas Henning äußert seinen Dank: „Kunst auf einem hohen Niveau ankaufen zu können, ist ohne die Unterstützung von Förderern und Sponsoren undenkbar. Die Museumsgala ermöglicht uns, einer unserer wesentlichen Kernaufgaben, dem Sammeln, nachzukommen und das kulturelle Erbe unserer Zeit für zukünftige Generationen zu bewahren. Ich danke daher sehr herzlich allen Tischsponsoren sowie auch dem Verein der Freunde des Museums Wiesbaden e. V. für die großartige Chance, in diesem Jahr ein Werk von Stephan Balkenhol ankaufen zu können. Die Preview zur Balkenhol-Ausstellung ist der beste Zeitpunkt, um diese schmerzliche Lücke in der Sammlung zu schließen. Namentlich möchte ich Stephan Ziegler meinen großen Dank zurufen, Vorsitzender des Kuratoriums des Freundeskreises. Ihm verdanken wir nicht nur die Erfindung der Museumsgala, sondern erneut auch die Organisation dieses festlichen Abends.“
Der international renommierte Bildhauer Stephan Balkenhol hat sich das Material Holz zu Eigen gemacht und öffnet im Museum Wiesbaden ein Zeitfenster der besonderen Art. Seine Figuren, Abbilder des zeitgenössischen Menschen, treten eigens für die Sonderausstellung „Zeitfenster: Stephan Balkenhol trifft Alte Meister“ (10.11.2023-02.06.2024) in den Dialog mit den Kunstwerken der Gemäldesammlung Alte Meister des Museums Wiesbaden. Fast 50 Skulpturen wurden in Raumbildern vom Künstler inszeniert und Gäste sind dazu eingeladen, die Konfrontation zwischen Alt und Neu zu erfahren und Teil der Begegnungen von Gemälde und Skulptur zu werden.
„Wir freuen uns sehr, dass Stephan Balkenhol, der bedeutendste figurative Bildhauer in Deutschland der Gegenwart, unsere Einladung angenommen hat, mit seinen Skulpturen die Alten Meister zu besuchen“, unterstreicht Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden. „In diesem einzigartigen Kontext entwickelt Balkenhol ein so ästhetisch bezauberndes wie intellektuell funkensprühendes Treffen über die Jahrhunderte hinweg. Wir sind glücklich, dass wir den bedeutendsten deutschen figurativen Bildhauer unserer Zeit zum ersten Mal im Museum Wiesbaden präsentieren können.“
Das Museum Wiesbaden legt in seiner Präsentation der Alten Meister seit 2013 den Fokus auf unterschiedliche Themenschwerpunkte: Sakrale Kunst, Porträtkunst, Landschaft oder das Goldene Zeitalter. Höhepunkte sind das „Walsdorfer Kruzifix“ aus dem 12. Jahrhundert oder „Die Falschspieler“ von Gerard van Honthorst. Auch die Zusammenarbeit mit lebenden Künstlerinnen und Künstlern nimmt dabei einen hohen Stellenwert ein. So begrüßt die raumgreifende Installation Grapheme von Robert Seidel die Gäste beim Eintritt in den Sammlungsbereich und mit der Ausstellung Zeitfenster begibt sich ein Teil von Stephan Balkenhols (*1957) „Kunstfamilie“ auf einem Museumsbesuch. Dabei entsteht ein ungezwungener Dialog zwischen aktueller Gegenwartskunst und deren künstlerischen Vorläufern. Die Besucher:innen kommen in das so entstandene Raumbild hinzu und werden selbst Teil der gemeinsamen Kunstbetrachtung. Tradierte Betrachterverhältnisse werden aufgebrochen, in Bewegung versetzt und vereinen alle Beteiligten.
„Vor zehn Jahren wurde der Sammlungsbereich der Alten Meister neugestaltet und in Themenräume gegliedert. Wir freuen uns, dieses Jubiläum nun mit Stephan Balkenhol feiern zu dürfen“, freut sich Dr. Peter Forster, Kustos Sammlungen 12. bis 19. Jh.
Stephan Balkenhol begann 1969/70 mit ersten künstlerischen Arbeiten und studierte an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste. Er besuchte die Bildhauerklasse des abstrakten Bildhauers Ulrich Rückriem und beschäftigte sich vermehrt mit menschlichen Köpfen aus Ton und schließlich aus Holz. Nach dem Studium entstanden die ersten hölzernen Menschenfiguren. Seit 1983 gab es über 100 Einzelausstellungen in renommierten Galerien und internationalen Museen und für den öffentlichen Raum realisierte er zahlreiche Skulpturen. Von 1992 bis 2023 war Stephan Balkenhol Professor für Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe.
Balkenhols künstlerisches Schaffen ist tief verwurzelt in der europäischen Kunstgeschichte und deren humanistischen Anspruch. Bisweilen greift Balkenhol direkt auf diesen kulturellen Fundus zurück, überträgt ihn in seinen ihm ganz eigenen Stil und schenkt den Betrachter:innen, wie beispielsweise bei der Venus von Milo, eine moderne zeitgemäße Variation der Göttin. Auf höchst lebendige Art und Weise repräsentieren seine Figuren unseren Alltag und schaffen somit eine große Nähe zu uns selbst.
Die Ausstellung „Zeitfenster: Stephan Balkenhol trifft Alte Meister“ (10.11.2023 – 02.06.2024) befindet sich in den Themenräumen der Dauerausstellung der Alten Meister. Dem Künstler ist es gelungen, ein Experiment mit Perspektivwechseln und Begegnungen zu inszenieren: „Meine künstlerische Arbeit ist eine Auseinandersetzung mit dem Menschsein und der Welt, in der wir Menschen verhaftet sind. Dazu gehört auch die Historie. Nur mit Geschichtsbewusstsein lassen sich Gegenwart und Zukunft bewältigen. Stellvertretend für den Ausstellungsbesucher stehen meine Figuren in einer Gemäldegalerie, betrachten Kunst und Geschichte und versuchen sich dadurch selbst zu verorten“, so Stephan Balkenhol.
Die Ausstellung lädt die Besucher zu Begegnungen mit der „Familie Balkenhol“ auf ihrem Besuch bei den Alten Meistern dazu ein, die Raumbilder mit ihrer Konfrontation von Altem und Neuem zu erfahren. Im Vortragssaal des Museums werden zudem Videos über Stephan Balkenhols Arbeit in seinem Atelier gezeigt.
Die Edition „Waage / Justitia“ von Stephan Balkenhol ist über die Ausstellungslaufzeit im Museum Wiesbaden erhältlich. Die Erlöse kommen anteilig der Finanzierung des Ausstellungskataloges zu Gute.
Die Ausstellung wird umrahmt von einem vielseitigen Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm. Ein Ausstellungskatalog erscheint Februar 2024.
Die Ausstellung wird gefördert durch die Freunde des Museums Wiesbaden e.V.