Neue Heimat für Rebecca Horns Lebenswerk mit 60 Exponaten im Landesmuseum Wiesbaden dank Koop mit Land Hessen – 24.3.24 Ausstellungseröffnung

Das Lebenswerk der deutschen Bildhauerin, Aktionskünstlerin und Filmemacherin Rebecca Horn kommt für immer ins Hessische Landesmuseum Wiesbaden. Zur Bekanntgabe der Kooperation zwischen dem Land Hessen und Rebecca Horns Stiftung Moontower Foundation war heute eigens Hessens Ministerpräsident u. früherer Kunstminister Boris Rhein zur Pressekonferenz gekommen. Hier bei der Besichtigung einiger Positionen von Rebecca Horn im Künstlerinnen-Saal des Museums Wiesbaden (v.l.n.r.) Ministerpräsident Boris Rhein, Dr. Andreas Henning, Karin und Peter Weyrich, Dr. Jörg Daur, Prof. Dr. Peter Raue. Im Hintergrund Horns Werk "Im Kreis des Adlers" von 2006  © Foto Diether von Goddenthow
Das Lebenswerk der deutschen Bildhauerin, Aktionskünstlerin und Filmemacherin Rebecca Horn kommt für immer ins Hessische Landesmuseum Wiesbaden. Zur Bekanntgabe der Kooperation zwischen dem Land Hessen und Rebecca Horns Stiftung Moontower Foundation war heute eigens Hessens Ministerpräsident u. früherer Kunstminister Boris Rhein zur Pressekonferenz gekommen. Hier bei der Besichtigung einiger Positionen von Rebecca Horn im Künstlerinnen-Saal des Museums Wiesbaden (v.l.n.r.) Ministerpräsident Boris Rhein, Dr. Andreas Henning, Karin und Peter Weyrich, Dr. Jörg Daur, Prof. Dr. Peter Raue. Im Hintergrund Horns Werk „Im Kreis des Adlers“ von 2006 © Foto Diether von Goddenthow

Schon mit 60 hatte sich die unverheiratete und kinderlose international bekannte Bildhauerin, Aktionskünstlerin und Filmemacherin Rebecca Horn Gedanken über den Verbleib ihres Werkes nach dem Tode gemacht. Der Wunsch der in Bad König beheimateten, am Sonntag ihren 80. Geburtstag feiernden Künstlerin war es, nach ihrem Tod den Kern ihrer Arbeiten in einem dafür geeigneten hessischen Museum zu wissen. Dieser Wunsch ging nun in Erfüllung. Bei der heutigen Pressekonferenz mit Ministerpräsident Boris Rhein gaben Prof. Dr. Peter Raue von der Moontower Foundation und Museumsdirektor Dr. Andreas Henning bekannt, dass ein großer Werkkomplex von Rebecca Horn in Hessen verbleiben wird. Im Rahmen einer exklusiven Kooperation der Stiftung von Rebecca Horn mit dem Land Hessen werden dem Museum Wiesbaden 30 raumgreifende Installationen sowie 30 Malereien und Zeichnungen der Künstlerin als Dauerleihgaben anvertraut. Dieses Konvolut umfasst alle wesentlichen Werkzyklen Rebecca Horns. Er wird in wechselnden Konstellationen im Museum Wiesbaden zu sehen sein. Zusammen mit den eigenen Werken, allen voran der Spiegelinstallation Jupiter im Oktogon, wird das Museum damit zum führenden Museum der weltweit renommierten Künstlerin.

 

Die 1944 in Michelstadt im Odenwald geborene Rebecca Horn ist im In- und Ausland mit zahlreichen Auszeichnungen, Ehrungen und Preisen bedacht worden. Die Hessische Kulturpreisträgerin (2010) erhielt – nach zahlreichen Auszeichnungen in den 1980er- und 1990er-Jahren – 2007 den Alexej von Jawlensky-Preis, den Praemium Imperiale (Japan 2010), sowie zuletzt den Wilhelm-Lehmbruck-Preis (2017). Seit 2019 ist sie Trägerin des Großen Verdienstkreuzes mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Prof. Dr. Peter Raue, 2. Vorstandsvorsitzenden der Moontower Foundation. erläutert Ministerpräsident Boris Rhein und Museumsdirektor Andreas Henning die Funktionsweise von Rebecca Horns Werk "Der Rabenbaum", 2009-2011. © Foto Diether von Goddenthow
Prof. Dr. Peter Raue, 2. Vorstandsvorsitzenden der Moontower Foundation. erläutert Ministerpräsident Boris Rhein und Museumsdirektor Andreas Henning die Funktionsweise von Rebecca Horns Werk „Der Rabenbaum“, 2009-2011. © Foto Diether von Goddenthow

Museumsdirektor Dr. Andreas Henning und Prof. Dr. Raue von Rebecca Horns Stiftung präsentierten heute den frisch unterzeichneten Kooperationsvertrag. Laut Vertrag soll der Kernbestand des Werkes von Rebecca Horn dauerhaft in Hessen verbleiben und darf nicht verkauft werden. Gemäß dem Wunsch der Künstlerin finden insgesamt sechzig Dauerleihgaben, davon 30 raumgreifende Installationen und 30 Malereien, „eine Heimat in Hessen“. Die Arbeiten der Künstlerin sollen erforscht, gepflegt, ausgestellt und an die Museen der Welt verliehen werden. Mit dem Museum Wiesbaden, das ihre Werke seit 2007 kontinuierlich präsentiert, wurde der dafür geeignete Ort gefunden. Während Bad König im Odenwald Arbeits- und Lebensmittelpunkt der Künstlerin ist, erlangte Rebecca Horn als documenta-Künstlerin internationales Renommee.

Es sei  eine große Freude und Ehre, dass das Museum Wiesbaden zum Haus von Rebecca Horn werde, war Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden, begeistert. „Diese herausragende Künstlerin spielt eine zentrale Rolle für uns. Bereits seit 2007 kommt keiner unserer Gäste an Rebecca Horn vorbei, denn gleich im Eingangsbereich stößt man auf ihre Arbeit Jupiter im Oktogon, die sie eigens für diesen Ort anlässlich der Verleihung des Alexej-von-Jawlensky-Preises realisiert hat. Wir danken der
Künstlerin, dem Land Hessen sowie der Moontower Foundation für diese exklusive Kooperation. Zugleich sehen wir mit Freude der gemeinsamen Verantwortung entgegen, das Werk Rebecca Horns zukünftig zu vermitteln und zu erforschen.“, so der Museumsdirektor.

Rebecca Horns Werke können erst nach Fertigstellung des Mueumserweiterungs-Baus umziehen

 

Um die 60 mitunter raumgreifenden Werke Rebecca Horns, wie hier "Der Rabenbaum" (2009-2011 aus Kupfer, Stahl, Kohlepulver, Glastrichter, Motoren, Elektronik) überhaupt sämtlich im Wiesbadener Museum unterbringen zu können, bedarf es dringend des geplanten Erweiterungsbaus. © Foto Diether von Goddenthow
Um die 60 mitunter raumgreifenden Werke Rebecca Horns, wie hier „Der Rabenbaum“ (2009-2011 aus Kupfer, Stahl, Kohlepulver, Glastrichter, Motoren, Elektronik) überhaupt sämtlich im Wiesbadener Museum unterbringen zu können, bedarf es dringend des geplanten Erweiterungsbaus. © Foto Diether von Goddenthow

Um die mitunter raumgreifenden 60  Werke, wie beispielsweise die Installation „Rabenbaum“ zeigt,  überhaupt im Museum Wiesbaden unterbringen zu können, müsse die Fertigstellung des Museumserweiterungsbaus abgewartet werden.  Hier soll der Architektenwettbewerb bis Ende der zweiten Jahreshälfte erfolgen, um in den darauf folgenden Jahren den neuen Museumstrakt erstellen zu können.

Bis zur Fertigstellung des Museumsanbaues, werde die Künstlerinnen-Räume mit wechselnden Positionen von Rebecca Horn bespielt, bis schließlich in ein paar Jahren das noch in Bad König lagernde Gesamtkonvolut ins neue Museum dann umziehen könne, so Andreas Henning.

Mit dem Konvolut des Werkes von Rebecca Horn wird eine Museumerweiterung unumgänglich werden, was nicht nur für das Museum, für Wiesbaden, sondern für ganz Hessen eine große Bereicherung werden wird.

Prof. Dr. Peter Raue, 2. Vorstandsvorsitzender der Moontower Foundation erzählte, dass Rebecca Horn bereits vor knapp 20
Jahren zur Sicherung ihres Gesamtwerkes und zur Nachlass-Sicherung die Moontower Foundation  mit Sitz in Bad König gegründet habe. Dort habe  Rebecca ihre Kindheit und Jugend verbracht, „und wohin sie – nach vielen Jahren in Amerika, langen Aufenthalten in Berlin – wieder zurückgekehrt ist.“  Rebecca Horn hab den Stiftungszweck dahin formuliert: „Aufgabe der Stiftung sei unter anderem die ‚Erhaltung, Erforschung und Dokumentation des Werkes von Rebecca Horn‘. Ganz im Sinne des Wunsches hat die Moontower Stiftung nunmehr in dem Museum Wiesbaden einen Partner gefunden, der dem Oeuvre von Rebecca Horn auf Dauer eine Heimat in Hessens Hauptstadt bietet. Es ist ein Glück, dass der geplante Neubau eine Garantie dafür ist, dass immer wieder substantielle Teile dieser dem Museum anvertrauten, Arbeiten der Öffentlichkeit gezeigt werden können.“

Ab 24. März 2024 kleine Rebecca-Horn-Schau im Künstlerinnen-Raum des Museums Wiesbaden

Der stellvertretende Museums-Direktor Dr. Jörg Daur, Kustos für zeitgenössische Kunst am Museum Wiesbaden, erläutert die Funktionsweise von Rebecca Horns Werk "Im Kreis des Adlers". © Foto Diether von Goddenthow
Der stellvertretende Museums-Direktor Dr. Jörg Daur, Kustos für zeitgenössische Kunst am Museum Wiesbaden, erläutert die Funktionsweise von Rebecca Horns Werk „Im Kreis des Adlers“. © Foto Diether von Goddenthow

Zur Feier des 80. Geburtstags von Rebecca Horn wurde der 2019 konzipierte Künstlerinnenraum in der Dauerausstellung des Museums Wiesbaden neu eingerichtet. Das Museum Wiesbaden wird die Leihgaben der Künstlerin in wechselnden Konstellationen und ergänzt durch Werke aus dem Museumsbestand dauerhaft präsentieren. Zum Auftakt der Kooperation wird die raumgreifende Installation Der Rabenbaum, 2009-11, im Kontext weiterer skulpturaler Werke und großformatiger Malereien gezeigt.

Auch der jahrelangen Arbeit und Bemühung von Dr. Jörg Daur, stellvertretender Direktor des Museums Wiesbaden und Kustos für zeitgenössische Kunst am Museum Wiesbaden, ist es zu verdanken, dass Rebecca Horn ihre Werk ins Landesmuseum Wiesbaden einbringt. Er sagte auf der Pressekonferenz unter anderem, dass die „Künstlerinnen-Räume“ eine „zentrale Bedeutung für die Präsentation der Kunst der Gegenwart im Museum Wiesbaden haben. Dabei wird der jeweilige Werkkomplex einer Künstlerin oder eines Künstlers als exemplarische Gesamtheit betrachtet. Mit Jupiter im Oktogon und dem nun neu eingerichteten Raum ist Rebecca Horn im Museum Wiesbaden in besonderer Weise vertreten. Mit dem vereinbarten Zugriff auf einen wesentlichen Kernbestand ihrer Werke, wird unser Museum endgültig zu ihrem „Heimatmuseum“. Dieser Aufgabe kommen wir ausgesprochen gerne nach!“

Das in rund 50 Jahren von ihr erarbeitete, viel beachtete und hoch geschätzte Werk ist bis heute in über 120 Einzelausstellungen in in- und ausländischen Galerien, Kunstvereinen, Kunsthallen, und Museen präsentiert worden – darunter in großformatigen Retrospektiven u.a. im New Yorker Guggenheim-Museum (1993), in der Neuen Nationalgalerie Berlin (1994), in der Londoner Tate Modern (1994), in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Düsseldorf (2004), im Berliner Gropius-Bau Berlin (2006/2007), dem Lehmbruck Museum Duisburg (2017), dem Museum Tinguely in Basel (2019), und zuletzt dem Centre Pompidou in Metz (2019/2020). In wenigen Wochen eröffnet das Haus der Kunst in München eine umfangreiche Ausstellung ihrer Werke.

Rebecca Horn studierte Kunst an der Hochschule der bildenden Künste Hamburg, am Central Saint Martins College of Art and Design in London und ab 1972 in New York. Seit den frühen 1970er-Jahren entwickelte sie ein sowohl weit ausgreifendes wie kohärentes Werk, das Skulptur, Malerei, Installation und Performance, aber auch Dichtung und Film umfasst.
1989 bis 2010 arbeitete sie als Professorin an der Hochschule für Künste in Berlin. 2007 gründete Rebecca Horn die Moontower Foundation mit Sitz in Bad König im Odenwald.

Von den frühen Körperskulpturen wie Einhorn und Paradieswitwe spannt sich ein komplexer, stets auf die existenziellen Bedingungen des Menschseins eingehender Bogen bis hin zu den großen, ortsbezogenen Installationen wie zum Beispiel Turm der Namenlosen (Wien 1994), Konzert für Buchenwald (Weimar 1999), Spiriti di Madreperla (Neapel 2002), Moon Mirror (Berlin, 2006) und Glutkern (Palma de Mallorca 2015). Im Bereich ihres Filmschaffens wurden Berlin – Exercises in nine parts (1974/75), Der Eintänzer (1978), Buster’s Bedroom (1990) sowie Moon Mirror Journey (2011) auf vielen Festivals und in zahlreichen Museen gezeigt.

Das dichterische Werk der Künstlerin erschien gesammelt in dem Band Das Wirbelsäulen Orakel (2015). Einige dieser poetischen Texte waren Ausgangspunkte für die großen, ortsbezogenen Installationen, die im Zentrum ihres Werks stehen.

Weitere Informationen: Museum Wiesbaden