Kategorie-Archiv: Museum Wiesbaden

Wiesbadener Museum erhält von Danielle Neess weitere wertvolle Werke zur „Jugendstilsammlung Schenkung F. W. Neess“

© Foto: Diether von Goddenthow
© Foto: Diether von Goddenthow

Das Museum Wiesbaden erhält eine große Zustiftung zur „Jugendstilsammlung Schenkung F. W. Neess“ mit bedeutenden Werken von Künstlern wie Heinrich Vogeler, Josef Urban oder Adolf Loos die bislang als Leihgaben in der Dauerausstellung zu sehen waren. Anlass dafür ist der Geburtstag der Mäzenin und Stifterin Danielle Neess.

„Ich möchte das Werk meines Mannes fortsetzten und die Sammlung Neess weiterhin unterstützen.“ Danielle Neess

Danielle Neess hat Geburtstag und teilt diesen Festtag mit dem Museum.
Seit 2019 darf das Museum Wiesbaden die einzigartige Jugendstil-Schenkung Ferdinand Wolfgang Neess sein eigen nennen. Dank der Sammlung konnte sich da Museum im In- und Ausland einen exzellenten Ruf im Jugendstil und Art Nouveau erarbeiten. Zum 6. Oktober, dem Geburtstag der Stifterin, gehen über 30 Positionen in den Besitz des Museums über, die sich bislang als Leihgaben dort befunden haben. Darunter so prominente Werke wie ein Stehpult aus Mahagoni von Josef Urban anlässlich des 60. Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Joseph I. am 14. August 1908, der legendäre „Elefantenrüssel-Tisch“ von Adolf Loos, um 1900 oder die „Toilettengarnitur für eine Dame“ von Heinrich Vogeler von 1906. Zwei Gemälde, die „Ophelia“ von Friedrich Wilhelm Theodor Heyser und der „Tod und das Mädchen“ von Friedrich König, zählen zu den Publikumslieblingen und gehören nun zum Bestand des Hauses.

„Ich bin Frau Neess sehr dankbar für diese großzügige Schenkung, mit der die Werke dauerhaft der Öffentlichkeit übergeben werden,“ betont Museumsdirektor Dr. Andreas Henning. „Wir schätzen uns äußerst glücklich, dass wir durch das Engagement von Frau Neess auch über den Tod ihres Mannes hinaus die Jugendstilsammlung passgenau und auf höchstem Niveau erweitern können. Das Museum Wiesbaden gehört mit der Jugendstilsammlung F. W. Neess zu den internationalen Topadressen des Art Nouveau.“

„HAP Grieshaber FORM | SPRACHE“ – Revolutionär der Holzschnitt-Technik ab 23.09.2023 im Museum Wiesbaden in einer Überblicksschau


Der deutsche Grafiker und Holzschneider HAP Grieshaber  (1909—1981) gilt als „homme engagé“, der die Mittel des traditionellen Holzschnitts als Sprachrohr seiner sozialen wie politischen Ansichten und Forderungen nutzte. In einer Überblicksschau nähert sich das Museum Wiesbaden eben diesem Künstler zwischen Fragestellungen um die Revolution des Holzschnitts in Deutschland und den soziopolitischen Appellen, die HAP Grieshaber damit und darin formulierte

HAP Grieshaber revolutionierte die Technik des Holzschnitts im Deutschland der Nachkriegszeit. Seine großformatigen, abstrakten und zugleich figurativen Arbeiten thematisieren , die bis heute aktuellen Fragen – von Naturschutz bis hin zu sozialer Gerechtigkeit. Mit der Sonderausstellung „HAP Grieshaber — FORM|SPRACHE“ (22 Sep 23 — 21 Jan 24) präsentiert das Museum Wiesbaden mit rund 70 Grafiken Grieshabers umfassendes künstlerisches und ideelles Œuvre.

FORM und SPRACHE definieren das künstlerische Erbe des Holzschneiders HAP Grieshaber (*1909, Rot an der Rot—†1981, Eningen unter Achalm). Mit seinen großformatigen Holzschnitten gelang es dem renommierten Grafiker in der Mitte des 20. Jahrhunderts nicht nur den Holzschnitt ins Großformat zu überführen, auch re-etablierte er die Technik zu den für ihn prägenden Themen und Fragen des Nachkriegsdeutschlands.

HAP Grieshabers Werdegang ist gezeichnet von politischen Umbrüchen und Fragen nach Identität im historischen Kontext von zwei Weltkriegen, der Teilung Deutschlands und einer Sensibilisierung für Missstände auf internationaler Ebene. Die Folgen der Weltwirtschaftskrise führten zum frühzeitigen Ende seines Studiums an der Staatlichen Kunstgewerbeschule in Stuttgart. Unregelmäßige Auftragsarbeiten sicherten dem ausgebildeten Buchdrucker und Schriftsetzer zwischenzeitlich seinen Lebensunterhalt und ermöglichten ihm Reisen nach Ägypten und Griechenland. Nicht von einem Arbeitsverbot belegt, jedoch stark in seiner Tätigkeit eingeschränkt, agierte seine Kunst in Zeiten der nationalsozialistischen Meinungspolitik und Diktatur im Verborgenen – auch während seinem verpflichtenden Dienst als Funker und während der Kriegsgefangenschaft bis 1946. Sich ganz dem Miteinander widmend, sind Grieshabers Aktivitäten nach dem Krieg geprägt von regem Engagement im Deutschen Künstlerbund und neu gegründeten Kunstgruppierungen oder Lehrtätigkeiten an der progressiven Bernsteinschule in Sulz am Neckar sowie an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Es bewegten ihn Fragen nach dem Mehrwert und der Wertschätzung künstlerischer Arbeit – sowohl unter sozialen wie ökologischen Aspekten.

Impression der Überblicksschau: HAP Grieshaber FORM | SPRACHE 22 Sep 23 — 21 Jan 24, Jana Dennhard M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin Museum Wiesbaden, gibt eine Einführung.© Foto Heike von Goddenthow
Impression der Überblicksschau: HAP Grieshaber
FORM | SPRACHE
22 Sep 23 — 21 Jan 24, Jana Dennhard M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin Museum Wiesbaden, gibt eine Einführung.© Foto Heike von Goddenthow

Sensibilisiert für Missstände internationaler Art und humanistische Belange im Spektrum von Fragen nach Identität bis zur Thematisierung von Umwelt- und Artenschutz, bieten seine Werke noch heute Reibungspunkte. Bereits 1972 prangert er beispielsweise im Schriftzug eines Holzschnitts mit „Umweltschutz Sache der Jugend“ die Betrachter an und verweist auf damalige Handlungsmissstände.

„Vor allem Grieshabers Spätwerk ist von den politischen wie sozialen Missständen und Umweltfragen seiner Zeit geprägt“, wie Kuratorin Jana Dennhard betont. „Aktivistische Aktionen der jüngsten Vergangenheit zeigen, dass diese Fragen bis heute nicht an Aktualität eingebüßt haben“.

Die Ausstellung „HAP Grieshaber— FORM|SPRACHE“ (22.09.2023–21.01.2024) widmet sich in drei großen Themenkomplexen dem Œuvre Grieshabers unter Fragestellungen nach soziokulturellen Hintergründen des Künstlers und seines Interessenkosmos‘, dem Holzschnitt als dessen präferierte Technik und Teil seines künstlerischen Selbstverständnisses. Ebenso liegt der Fokus auf den Apellen und Schwerpunkten, mit denen sich der engagierte Künstler Zeit seines Lebens beschäftigte. Die Ausstellung schlägt darin einerseits inhaltliche Brücken zu Kunstschaffenden und Personen der Kunstwelt, die bereits in der ständigen Sammlung des Museums Wiesbaden thematisiert werden. Dazu zählt beispielsweise die Mäzenin und Galeristin Hanna Bekker vom Rath, in deren Galerie HAP Grieshaber mehrfach ausstellte. Andererseits knüpft die Ausstellung an Fragestellungen um das Selbstverständnis künstlerischer Positionen in einem zunehmend globalen soziokulturellen Feld an. Sie lädt die Besucher  ein, vor Ort gemeinsam den Meinungskosmos HAP Grieshabers zu erarbeiten und ihn und sich selbst unter aktuellen Inhalten neu zu befragen.

„Die Ausstellung wurde möglich durch die Generosität eines Sammlers, der uns seine Türen weit und vertrauensvoll öffnete,“ unterstreicht Dr. Andreas Henning, Direktor des Museum Wiesbaden. „Die herausragende Qualität der Werke wie auch die beeindrucke Vollständigkeit dieser Sammlung sind ein großes Glück. Wir sind sehr dankbar, dass wir dieses Glück nun mit der Öffentlichkeit teilen dürfen.“

Die Ausstellung wird umrahmt von einem vielseitigen Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm. Die von Grieshaber meinungsstark aufgegriffenen und verhandelten Themen und deren Aktualität nehmen wir zum Anlass um unsere Besuchenden direkt einzubeziehen. In zwei interaktiven Stationen in der Ausstellung können Besucher auf Entdeckungstour gehen und sich selbst zu den vom Künstler aufgegriffenen Statements und Themenfeldern befragen. Eine kostenfreie Media Tour mit weiteren Informationen zu ausgewählten Objekten begleitet in der MuWi-App die Schau.

Weiterführende Inhalte bietet der gleichnamige Ausstellungskatalog (HG: Jörg Daur und Jana Dennhard für das Museum Wiesbaden, Hirmer Verlag 2023, ISBN 978-3-7774-4216-7, 28,– Euro an der Museumskasse).

Die Ausstellung wird gefördert durch die Freunde des Museums Wiesbaden e.V.
Hr2 ist Kulturpartner der Ausstellung.
https://museum-wiesbaden.de/hap-grieshaber

Begleitprogramm (Auswahl)

Do, 7 Dez 2023, 18:00
Der „politische“ Grieshaber: Aktuell wie eh und je Ein Gespräch mit Wolfgang Glockner (Freundeskreis HAP Grieshaber e. V.)

Weitere Informationen unter www.museum-wiesbaden.de/kalender

Eintritt
Ticketerwerb an der Tageskasse oder Buchung online:
https://tickets.museum-wiesbaden.de/
Sonderausstellung* 12,— Euro (9,— Euro ermäßigt)
* Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen.
Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

Anton Kokl – Inner Colours. Museum Wiesbaden präsentiert eine Werkauswahl abstrakter Malerei unter Nutzung des Interferenzfarbens-Effekts

Das Museum Wiesbaden widmet dem Mainzer Künstler Anton Kokl vom 16. Juni bis zum 24. September 2023 die  Sonderausstellung Inner Colours in zwei Räumen und zeigt eine Werkauswahl aus den letzten 15 Jahren. Ob großformatige Malereien oder Gummidrucke auf Papier – immer spielen in den rund 20 Werken der Ausstellung Interferenzpigmente eine entscheidende Rolle. Kokls Kunst lädt die Besucher:innen ein, sich vor den Arbeiten zu bewegen und in die Farberfahrung einzutauchen. © Foto Diether von Goddenthow
Das Museum Wiesbaden widmet dem Mainzer Künstler Anton Kokl vom 16. Juni bis zum 24. September 2023 die Sonderausstellung Inner Colours in zwei Räumen und zeigt eine Werkauswahl aus den letzten 15 Jahren. Ob großformatige Malereien oder Gummidrucke auf Papier – immer spielen in den rund 20 Werken der Ausstellung Interferenzpigmente eine entscheidende Rolle. Kokls Kunst lädt die Besucher:innen ein, sich vor den Arbeiten zu bewegen und in die Farberfahrung einzutauchen. © Foto Diether von Goddenthow

Man muss schon sehr genau schauen können, und etwas üben, bis einem die leichte farbliche Verwandlung bei der Veränderung der Betrachtungsperspektive auffällt. Aber vielleicht waren gestern Abend bei der Vernissage die Lichtverhältnisse zur vollen Wahrnehmung des Interferenzfarben-Effekts nicht mehr ganz optimal. Denn Polarisationsfarben, wie Interferenz-Farben auch genannt werden, entstehen erst bei der Einwirkung von ausreichendem Tages- oder polychromatischem Glühlicht. Es ist eine komplizierte Materie, wobei das Licht ein wesentlicher Faktor für die Leuchtkraft des Bildes ist. Je nach Lichtquelle, Lichtstärke, Lichtwinkel und Tageszeit und Blickwinkel wirken Bilder anders, vergleichbar mit der laufenden regenbogenhaften Farbveränderung einer sich im Sonnenlichte drehenden Seifenblase. 30 Jahre beschäftigt sich Anton Kokl, nun schon mit den künstlerischen Eigenschaften der Interferenzfarbe.
Das Museum Wiesbaden widmet dem Mainzer Künstler vom 16. Juni bis zum 24. September 2023 eine Sonderausstellung in zwei Räumen und zeigt eine Werkauswahl aus den letzten 15 Jahren. Ob großformatige Malereien oder Gummidrucke auf Papier – immer spielen in den rund 20 Werken der Ausstellung Interferenzpigmente eine entscheidende Rolle. Kokls Kunst lädt die Besucher ein, sich vor den Arbeiten zu bewegen und in die Farberfahrung einzutauchen.

„Ich stieß in dem Moment auf die Interferenzfarbe (1993), als ich mich in der Ölmalerei mit ‚monochromischen‘ Farbflächen und Farbverläufen beschäftigte. Ich merkte sofort, dass das mit dem Interferenz-Bild in einem direkten Verhältnis abhängig vom Standortlicht und der Bewegung des Betrachters geschah.“ Anton Kokl

Anton Kokl wurde 1949 als Deutscher im ehemaligen Jugoslawien geboren. Im Alter von sieben Jahren siedelte er mit seiner Familie nach Deutschland über, wo er nach seinem Abitur in Speyer ab 1971 Bildende Kunst in Mainz studierte. Seit 1982 ist Kokl freischaffend in Mainz tätig, zudem nahm er Arbeits-aufenthalte in Paris und Rom wahr. Bei seiner Lehrtätigkeit als Leiter der Druckwerkstätten der Kunsthochschule Mainz konnte er sein fundiertes Wissen im Bereich des Hoch-, Tief-, Flach- und Durchdrucks an die Studierenden weitergeben. Dieses Wissen stand ihm auch bei der Weiterentwicklung seiner Malerei zur Verfügung und so ist der Einfluss des Druckgrafischen und eine gegenseitige Abhängigkeit von Malerei und Grafik in seinen Werken stets zu erkennen – mal subtil, mal offensichtlich.

30 Jahre beschäftigt sich Anton Kokl nun schon mit den künstlerischen Eigenschaften der Interferenzfarbe. Impression aus der Serie "Fliegendes Weiß". © Foto Diether von Goddenthow
30 Jahre beschäftigt sich Anton Kokl nun schon mit den künstlerischen Eigenschaften der Interferenzfarbe. Impression aus der Serie „Fliegendes Weiß“. © Foto Diether von Goddenthow

„IF/Fliegendes Weiß“ ist eine Serie, die diese Verschränkung der Techniken verdeutlicht. Mit vollem Körpereinsatz trägt der Künstler weiße Tusche auf die schwarz grundierte Leinwand auf. Bis zu drei Meter hoch kann das Gewebe sein, das zunächst noch unaufgespannt an die Wand genagelt wird. Die Setzung der gestischen Pinselspuren erfolgt ohne Augenkontrolle – „vorbewusste Malbewegung“ nennt Kokl diese Art des künstlerischen Prozesses. Das für ihn Interessante sind dabei die sich ergebenden Formen bzw. Formreste, bestehend aus fließender Farbe und den sich allmählich entleerenden Pinselstrichen.

Als dritte Komponente, die die weißen Formen optisch fliegen lässt, kommt die Interferenzfarbe hinzu. Die schimmernden Farbpigmente werden im Siebdruckverfahren auf die Leinwand gebracht und scheinen sich zwischen die weiße Geste und den schwarzen Grund zu legen. Es entsteht eine „gläserne Atmosphäre“, die den Bildraum in die Tiefe hinein eröffnet. Je nach Standpunkt der Betrachtenden und Einfallswinkel sowie Intensität des Lichts verändert sich die Farbwahrnehmung jedes einzelnen Bildes.
Aus der Sphäre der Autolacke, Kunststoffe und Kosmetika hat Anton Kokl die Interferenzpigmente in die Kunstwelt überführt, um sie in unterschiedlichsten Verfahren für seine Kunst nutzbar zu machen. Er agiert hierbei nicht nur als Künstler, sondern auch als Forscher. Die kleinformatigeren Papierarbeiten der „Gum Print“-Serie entstehen in einem fototechnischen Verfahren und schaffen durch die besondere Verzahnung von Figur und Grund, Positiv und Negativ ein komplexes Wahrnehmungsangebot.

„Wenn man hauptsächlich autodidaktisch aufwächst und in die Materie des Bildermachens auf natürliche Weise hineingerät, spürt man keinen Unterschied zwischen Experiment und etwas anderem, alles ist eins. Noch heute wundere ich mich, wenn ehemalige Studienkollegen sagen, ich hätte ständig experimentiert. […] Für mich war ‚experimentieren‘ nicht eigentlich zielgerichtet, es war ein Spielen. Dieses Spielen bedeutet nichts anderes als ein kontinuierliches, geschmeidiges sich Erneuern, ein lebendig bleiben.“ Anton Kokl

Impression der Sonderausstellung "Anton Kokl  Inner Colours" vom 16.06. bis 24.09.2023 © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Sonderausstellung „Anton Kokl Inner Colours“ vom 16.06. bis 24.09.2023 © Foto Diether von Goddenthow

Weiterführende Inhalte bietet der gleichnamige Ausstellungskatalog mit Texten von Prof. Dr. Gregor Wedekind, Lea Schäfer, Valerie Ucke und Dr. Andreas Henning (HG: Museum Wiesbaden, 2023, ISBN 978-3-89258-143-7, Preis: 22 Euro, Erscheinungsdatum: Juli 2023).

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2,
65185 Wiesbaden
https://museum-wiesbaden.de/

Begleitprogramm (Auswahl)

Künstlergespräch
Sa 1 Jul 23, 14:00 Uhr
Künstler im Gespräch
Lea Schäfer (Kuratorin des Museums Reinhard Ernst) spricht mit dem Künstler über seine Werke

Dialogführung
Do 24 Aug 2023, 17:30 Uhr
Kunst trifft Natur
Dialogführung zu den Interferenzfarben der Natur und im Werk des Künstlers Anton Kokl
Mit: Susanne Kridlo (Kuratorin Naturhistorische Abteilung), Valerie Ucke (Kuratorin Ausstellung) und Anton Kokl

Hr2 ist Kulturpartner der Ausstellung.
https://museum-wiesbaden.de/anton-kokl

Eintritt
Ticketerwerb an der Tageskasse oder Buchung online:
https://tickets.museum-wiesbaden.de/
Dauerausstellung* 6,— Euro (4,— Euro ermäßigt) Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

23. Festival des mittel- und osteuropäischen Films goEast vom 26.4. bis 2. Mai 2023 – mit 110 Filmen, Filmtalks, Workshop, Partys usw.

Das diesjährige goEast-Festivalmotiv, das Sie auch auf 'dem Umschlag dieses Programmhefts wiederfinden, zeigt eine Szene aus der DDR im Jahr 1971: In der beliebten Disko im Ostberliner Alextreff" tanzen die Menschen, umarmen und unterhalten sich. Auch das soll es 2023 wieder bei goEast geben: Partys, Filmtalks und sogar eine Schifffahrt mit Lesungen, Begegnungen und Performances am 1. Mai,
Das diesjährige goEast-Festivalmotiv, das Sie auch auf ‚dem Umschlag dieses Programmhefts wiederfinden, zeigt eine Szene aus der DDR im Jahr 1971: In der beliebten Disko im Ostberliner Alextreff“ tanzen die Menschen, umarmen und unterhalten sich. Auch das soll es 2023 wieder bei goEast geben: Partys, Filmtalks und sogar eine Schifffahrt mit Lesungen, Begegnungen und Performances am 1. Mai,

Nach drei Corona-Jahren findet vom 26.4. bis 2. Mai 2023 die 23. Ausgabe von goEast ¬Festival des mittel- und osteuropäischen Films –  endlich wieder in gewohnter Präsenz statt: in der Caligari Filmbühne, im Murnau Filmtheater, Kulturzentrum Schlachthof und Apollo-Kinocenter, zudem in Spielstätten in Darmstadt, Mainz und Gießen.  Festivial Center sind das Museum Wiesbaden und zum ersten Mal auch das Alte Gericht für Filmtalks und mit Filmbar im Clubhouse.

Trotz des Ukraine-Krieges mit all seinen Folgen für den Kultursektor gelang es dem goEast-Team ein spannendes Programm mit 110 Filmen aus 18 osteuropäischen Ländern zusammenzustellen. In diesen Zeiten war es besonders aufwändig  für das goEast-Team, benötigte Einreisepapiere sowie die oftmals komplizierten Flugverbindungen für Gäste und Filmschaffende aus den osteuropäischen Ländern zu organisieren.

Umso mehr freut sich das goEast-Team, dass bereits über 350 Filmgäste ihr Kommen nach Wiesbaden zugesagt haben. Eine besondere Ehre dabei ist der Besuch der bosnischen Regisseurin Jasmila Žbanić, welcher das diesjährige Porträt gewidmet ist. Sie wird bei Filmgesprächen und in einem ausführlichen Werkstattgespräch über ihre umfangreiches Schaffen Auskunft geben.

Heleen Gerritsen, Festivalleiterin von goEast seit 2017. © Foto Diether von Goddenthow
Heleen Gerritsen, Festivalleiterin von goEast seit 2017. © Foto Diether von Goddenthow

Heleen Gerritsen, Festivalleiterin von goEast seit 2017, erklärte auf er heutigen Pressekonferenz „Die 23. Ausgabe von goEast startet mit einem starken Wettbewerb und einer Auswahl an besonderen Filmgästen. Osteuropa auf Augenhöhe – das ist seit der 1. Festivalausgabe das Motto von goEast. Es gilt, nicht nur ÜBER Osteuropa, sondern MIT Osteuropa zu reden. In Zeiten von Krieg und kulturellen Missverständnissen sind Dialogforen wie das unsere wichtiger denn je.“

So wird das Festival neben der Präsentation seltener und hierzulande praktisch nie gezeigter Filmkunst mit zahlreichen Premieren, vor allem auch eine Woche sein mit intensiven Begegnungen, mit Austausch und weiteren kulturellen Highlights. Und goEast wird  ein Ort sein, an dem erneut die Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zum Ausdruck gebracht werden wird.

Anna Schoeppe, Geschäftsführerin von HessenFilm. © Foto Diether von Goddenthow
Anna Schoeppe, Geschäftsführerin von HessenFilm. © Foto Diether von Goddenthow

Anna Schoeppe, Geschäftsführerin von HessenFilm, ist voller Vorfreude auf goEast: „Als feste Größe im hessischen Kulturkalender bringt das goEast Festival aktuelles Kino aus Mittel- und Osteuropa in das Rhein-Main-Gebiet. goEast versteht Film dabei auch als Medium, das den kulturellen Dialog und Austausch fördert: zwischen Filmschaffenden und Publikum und zwischen Nachwuchsregisseur:innen aus Ost und West. Ich freue mich auf ein Programm, das die Vielfalt der mittel- und osteuropäischen Kultur in Wiesbaden erlebbar macht!“

Im goEast Wettbewerb konkurrieren 16 aktuelle Spiel- und Dokumentarfilme untereinander um die von einer internationalen Jury verliehenen drei Hauptpreise des Festivals. Im Einzelnen sind das die mit 10.000 Euro dotierte „Goldene Lilie“, der mit 7.500 Euro dotierte Preis für die Beste Regie der Landeshauptstadt Wiesbaden und der neu ausgelobte und mit 4.000 Euro dotierte CEEOL-Preis für den besten Dokumentarfilm. Darüber hinaus vergibt die Internationale Filmkritik FIPRESCI mit einer eigenen Jury zwei Preise.

Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Festivalleiterin Heleen Gerritsen, Anna Schöppe, Geschäftsführerin der HessenFilm& Medien GmbH und Axel Imholz. Kulturdezernent der Stadt Wiesbaden gewährten bei der Pressekonferenz in der Caligari-Filmbühne Wiesbaden Einblicke in das Festivalprogramm. Während Axel Imholz sehr vom Animationsprogramm und dem armenischen Eröffnungsfilm AURORA'S SUNRISE angetan ist, empfahl Anna Schoeppe u.a. den Film PARADE herzlichst, der am 28. April um 19:00 Uhr in der Caligari FilmBühne laufen wird. © Foto Diether von Goddenthow
Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Festivalleiterin Heleen Gerritsen, Anna Schöppe, Geschäftsführerin der HessenFilm& Medien GmbH und Axel Imholz. Kulturdezernent der Stadt Wiesbaden gewährten bei der Pressekonferenz in der Caligari-Filmbühne Wiesbaden Einblicke in das Festivalprogramm. Während Axel Imholz sehr vom Animationsprogramm und dem armenischen Eröffnungsfilm AURORA’S SUNRISE angetan ist, empfahl Anna Schoeppe u.a. den Film PARADE herzlichst, der am 28. April um 19:00 Uhr in der Caligari FilmBühne laufen wird. © Foto Diether von Goddenthow

In der Matinee ist Slowenien mit der Regisseurin Maja Weiss und ihrem Mystery-Film HÜTER DER GRENZE (2002) zu Gast. Ein Film, der seiner Zeit weit voraus war — feministisch, mysteriös, queer und anti-nationalistisch.

Im Symposium soll insbesondere die sich verändernde Filmlandschaft in Mittel- und Osteuropa reflektiert und unter dem Motto „Decolonizing the (Post-)Soviet Screen“ der Blick erstmals auf die Kolonialisierung Osteuropas und Unterdrückung indigener Völker durch Russland gerichtet werden- Dabei wird insbesondere dem ukrainischen Kino der Vergangenheit und Gegenwart ein großer Platz eingeräumt werden. Im Rahmenprogramm treffen sich Filmschaffende, Künstler und Künstlerinnen und Anti-Kriegsaktivisten aus indigenen Bewegungen des post-sowjetischen Raums.

Der Krieg in der Ukraine und die vielen, auch in Deutschland heftig geführten Diskussionen über den Umgang mit russischer Kultur, machen das Thema aktuell und die Debatte notwendig. In weiteren Sektionen wie den Anarcho Shorts oder der RheinMain Kurzfilmrolle werden Kurzfilme verschiedener Genres gezeigt. in der Archivpräsentation, die dieses Jahr der Slovenska Kinoteka aus Ljubljana gewidmet ist, ist FAREWELL UNTIL THE NEXT WAR von Živojin Pavlović (Jugoslawien, 1980) zu sehen.
In der Matinee am Sonntag, 30. April, in der Caligari FilmBühne wird GUARDIAN OF THE FRONTIER (Frankreich, Slowenien, Deutschland, 2002) von Maja Weiss vorgeführt. Zu Gast mit einem Filmprogramm ist auch das tschechische Institute of Documentary Film (IDF), das seit 2001 kreative Dokumentarfilme aus Mittel- und Osteuropa unterstützt – hier kann das Genre „AniDoc – animierte Dokumentarfilme – erkundet werden. Begleitend dazu gibt es einen Workshop für junge Menschen von dem Prager Duo Nazlı Kaya und Tomáš Doruška in der Wiesbadener Medienwerkstatt, wo Teilnehmer:innen selbst mit dem animierten Dokumentarfilmgenre experimentieren können.

Eine neue Generation von Filmschaffenden wird sich im Fast-West Talent Lab mit Expertinnen und Gleichgesinnten austauschen. Besonders freut das goEast-Team, dass in diesem Jahr gleich zwei ehemalige Teilnehmerinnen einen Platz im goEast Wettbewerb ergatterten: MOTHERILAND (Belarus) und FLOTACIJA (Serbien) haben ihre Reise beide im Wiesbadener Lab begonnen.

Daran, dass jeder Krieg irgendwann ein Ende nimmt, und dann eine lange Nachkriegszeit mit Wiederaufbau und Aufarbeitung folgt, soll das Oeuvre der bosnischen Star-Regisseurin Jasmila Zbanic erinnern, die in diesem Jahr im Mittelpunkt der Porträt-Sektion steht. In Bosnien und Herzegowina geht das Leben weiter, Filme helfen bei der Verarbeitung von Traumata. Jasmila Zhanic setzt sich in ihrer Heimat zudem auch aktiv für Frauenrechte ein.
Das Festival-Programm beinhaltet im 23. Festivaljahr erstaunlich viele Animationsfilme ¬psychedelische Klassiker aus Ungarn und Estland stehen neben zeitgenössischen animierten Dokumentarfilmen aus Tschechien und Lettland. Auch der beeindruckende Eröffnungsfilm AURORA’S SUNRISE verwendet Animation, um verloren gegangene Stellen aus einem Hollywood-Film sowie Erinnerungen aus der Vergangenheit zu rekonstruieren,

Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow
Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow

Für Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden und Zeichentrickfilm-Liebhaber, hat das goEast Filmfestival aktuell besondere Relevanz: „Der Angriff Russlands, das unermessliche Leid und die Zerstörung in der Ukraine, all das ist Tag für Tag noch immer gegenwärtig. Ein Festival wie goEast, das nicht nur eine filmische, sondern auch eine Gesprächsplattform für Filmemacherinnen/Filmemacher und Besucherinnen/Besucher aus Ost und West bietet, bleibt daher mehr denn unglaublich wertvoll“, so Kulturdezernent Axel Imholz.

Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain. © Foto Diether von Goddenthow
Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain. © Foto Diether von Goddenthow

Karin Wolff, Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der schon zum zweiten Mal das innovative Rahmenprogramm „Cinema Archipelago“ fördert, sieht die Aufgabe des Programms in der Stärkung von Solidarität und Verständnis: „Das Rahmenprogramm ‚Cinema Archipelago‘ des goEast Filmfestivals geht nach einem erfolgreichen Start in die zweite Runde. Das Filmfestival, das vom DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum ausgerichtet wird, nimmt neue mediale Ausdrucksformen in den Fokus und steht zugleich auch weiterhin unter dem Einfluss des andauernden russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Kunstschaffende aus Ungarn, Ukraine, Lettland, Weißrussland und vielen weiteren mittel- und osteuropäischen Nationen, die beim diesjährigen Festival zu Gast sein werden, wollen in ganz unterschiedlichen Sparten aufzeigen, wie angespannt das aktuelle Verhältnis zwischen ihrer jeweiligen und der russischen Kultur ist und welch‘ große Individualität in ihrer eigenen Kulturszene steckt. Besucherinnen und Besucher dürfen sich auf ein facettenreiches Programm aus klassischen und neuen Formaten freuen. Wir freuen uns sehr auf das Festival und wünschen viel Erfolg!“

Die Website des Festivals trägt bereits ihr neues Gewand, auch das komplette Programm ist online zu finden. Am 26. April wird goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films zum 23. Mal feierlich eröffnet – mit dem Eröffnungsfilm AURORA’S SUNRISE (Aurora – Star wider Willen, Armenien, Deutschland, Litauen, 2022) der armenischen Regisseurin Inna Sahakyanin in der Caligari FilmBühne.

Das komplette goEast-Programm mit Programm-Heft, Katalog, Timetable, goEast Fokus sowie Symposiumflyer unter https://www.filmfestival-goeast.de/

Tickets der Veranstaltungen können über die goEast-Webseite https://www.filmfestival-goeast.de/ erworben werden. Über den Reiter „Filmsuche 2023″ oder „Cinema Archipelago“ gelangt man ganz einfach zu den gewünschten Veranstaltungen.

SPIELSTÄTTEN WIESBADEN

Festivalzentrum Museum Wiesbaden
Friedrich-Ebert-Allee 2
65185 Wiesbaden

Altes Gericht (hier finden die Filmtalks jeweils um 22.00 h im Clubhouse statt)
Gerichtsstraße 2
65185 Wiesbaden

Caligari FilmBühne
Marktplatz 9
65183 Wiesbaden

Murnau-Filmtheater
Murnaustraße 6
65189 Wiesbaden

Apollo-Kinocenter
Moritzstraße 6
65185 Wiesbaden

Ostkiosk
Friedrich-Ebert-Allee 2
65185 Wiesbaden

Kulturzentrum Schlachthof
Murnaustraße 1
65189 Wiesbaden

WEITERE SPIELSTÄTTEN
Kino Palatin
Hintere Bleiche 6 – 8
55116 Mainz

Programmkino Rex
Wilhelminenstraße 9
64283 Darmstadt

Kinocenter
Bahnhofstraße 34
35390 Gießen

 

Jugendstil hat keine Patina – Gemeinsame Weltsprache von Kunst und Natur – Studierende der HSRM entwickeln ein digitales Vermittlungstool rund ums Ornament im Jugendstil

Das Museum Wiesbaden lädt ein, den Jugendstil aus neuen Perspektiven zu betrachten und zu erleben. Anhand einer reduzierten Auswahl von Objekten des alltäglichen Lebens thematisiert der Aktionsraum inhaltliche Gestaltungsthemen des Jugendstils. Linienführung, Typographie, Licht und Transparenz, Formensprache naturhistorischer Entdeckungen, zeitgenössische Adaptionen und Weiterentwicklungen der Kunst um die Jahrhundertwende werden an einzelnen Stationen näher beleuchtet. © Foto Diether von Goddenthow
Das Museum Wiesbaden lädt ein, den Jugendstil aus neuen Perspektiven zu betrachten und zu erleben. Anhand einer reduzierten Auswahl von Objekten des alltäglichen Lebens thematisiert der Aktionsraum inhaltliche Gestaltungsthemen des Jugendstils. Linienführung, Typographie, Licht und Transparenz, Formensprache naturhistorischer Entdeckungen, zeitgenössische Adaptionen und Weiterentwicklungen der Kunst um die Jahrhundertwende werden an einzelnen Stationen näher beleuchtet. © Foto Diether von Goddenthow

Das Wiesbadener Museum lässt dank eines von Kommunikationsdesign-Studenten der Hochschule RheinMain entwickelten digitalen Anwender-Tools Jugendstil noch lebendiger werden. Dazu wurde im zweiten Obergeschoss des Museums der spannende Aktionsraum „Experiment und Ornament“ eröffnet. 

„Wir zünden heute eine neue Vermittlungsstufe im Museum Wiesbaden dank einer wunderbaren Kooperation mit der Hochschule RheinMain“, freut sich Museums-Direktor Dr. Andreas Henning. Ihn begeistere besonders an diesem Projekt, dass die digitale Anwendung hier im Museum stattfindet. Die Besucher kommen  also hierdurch auch mit den Jugendstil-Exponaten der wunderbaren epochalen Schenkung von Ferdinand Wolfgang Neess Jugendstil-Sammlung  in Kontakt. Sie  können sich faszinieren lassen, nunmehr ergänzt durch den „Jugendstilizer“, womit jeder Besucher selbst zum „Jugendstil-Artist“ werden kann.

Eingebettet in den neuen Aktionsraum 'Experiment Ornament' wird das digitale Tool 'Jugendstilizer' als Herzstück der Präsentation spielerisch und partizipativ dazu beitragen, Wissen über die Inspirationsquellen und Formensprache von Ornamenten sowie ihrer Verwendung zu vermitteln - und vor allem dazu einladen, selbst aktiv zu werden. © Foto Diether von Goddenthow
Eingebettet in den neuen Aktionsraum ‚Experiment Ornament‘ wird das digitale Tool ‚Jugendstilizer‘ als Herzstück der Präsentation spielerisch und partizipativ dazu beitragen, Wissen über die Inspirationsquellen und Formensprache von Ornamenten sowie ihrer Verwendung zu vermitteln – und vor allem dazu einladen, selbst aktiv zu werden. © Foto Diether von Goddenthow

Entwickelt haben den „Jugendstilizier“ die Studentinnen Julia Muthler , Alisa Sawchuk und Leah Stephan unter der Projektleitung von Jana Dennhard und Valerie Ucke, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am Museum.  Ausgangspunkt war ein  Seminar des Studiengangs Kommunikationsdesign von Prof. Jörg Waldschütz zu Beginn des Jahres 2022, welches in Kooperation mit dem Museum Wiesbaden zum Jahresthema  „Belebung der Dauerausstellung im Museum Wiesbaden“ führte.

Bei der Projekt-Präsentation im Aktionsraum "Experiment und Ornament" Hintere Reihe von links. Prof. Dr. Eva Waller, Präsidentin der Hochschule RheinMain, Prof. Jörg Waldschütz, des Fachbereichs Kommunikationsdesign der Hochschule RheinMain, Klaus Niemann, Vorsitzender des Vereins „Freunde des Museums e.V.“, Dr. Peter Forster, Kustos für die Alten Meister, Museum Wiesbaden, Dr. Andreas Henning, Direktor Museum Wiesbaden. Vordere Reihe von links: Ko-Projektleiterin Jana Dennhard, die Kommunikationsdesign-Studentinnen Julia Muthler, Alisa Sawchuk, Leah Stephan sowie Ko-Projektleiterin Valerie Ucke.
Bei der Projekt-Präsentation im Aktionsraum „Experiment und Ornament“ Hintere Reihe von links. Prof. Dr. Eva Waller, Präsidentin der Hochschule RheinMain, Prof. Jörg Waldschütz, des Fachbereichs Kommunikationsdesign der Hochschule RheinMain, Klaus Niemann, Vorsitzender des Vereins „Freunde des Museums e.V.“, Dr. Peter Forster, Kustos für die Alten Meister, Museum Wiesbaden, Dr. Andreas Henning, Direktor Museum Wiesbaden. Vordere Reihe von links: Ko-Projektleiterin Jana Dennhard, die Kommunikationsdesign-Studentinnen Julia Muthler, Alisa Sawchuk, Leah Stephan sowie Ko-Projektleiterin Valerie Ucke.

Mir war wichtig, so Dr. Peter Forster, Museums-Kustos für die Alten Meister und einer der international derzeit renommierteste Jugendstilexperte,  fortzufahren in unserem Ansatz: ganz Wiesbaden einzubeziehen in die im Juni 2019 per Schenkung erworbene wichtigste, größte und zentralste Jugendstil-Privatsammlung Europas. „Wir wollten den Jugendstil nicht für uns haben, sondern alle Jugendstil-Geister, die in der Stadt hier präsent sind, wieder mit Leben erfüllen“. Das habe von Anfang an zu Kooperationen geführt. So sei in diesem Jahr bereits „Literatur entstanden, die sich mit dem Thema Jugendstil beschäftigt hat, wir haben einen eigenen Musikwettbewerb gehabt, in dem Musik entstanden ist.“ Das seien alles sehr griffige und sehr spannende Projekte gewesen, die die Jahrhundertwende mit der Gegenwart miteinander verknüpft haben und zu einer ständigen Aktualisierung, eine Verlebendigung der Dauerausstellung geführt haben.

Jugendstil ist letzte  Weltsprache, um Kunst und Natur miteinander zu verbinden

„Der Jugendstil ist der letzte gemeinsame weltweite Aufschlag, in dem man versucht hat, Jugend und Natur, also aus dem Blick der Natur, mit Kunst als gemeinsame Weltsprache zu verbinden.“ Jugendstilexperte Dr. Peter Forster Kustos Alte Meister Museum Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow
„Der Jugendstil ist der letzte gemeinsame weltweite Aufschlag, in dem man versucht hat, Jugend und Natur, also aus dem Blick der Natur, mit Kunst als gemeinsame Weltsprache zu verbinden.“ Jugendstilexperte Dr. Peter Forster Kustos Alte Meister Museum Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow

„Der Jugendstil hat keine Patina“. Denn der Jugendstil „stellte Fragen um 1900, die heute aktuell sind wie damals, und zum Teil genauso wenig Antworten hat, wie einst, aber einen eigenen spannenden Kunststil entwickelte“, so Dr. Forster.  „Der Jugendstil ist der letzte gemeinsame weltweite Aufschlag, in dem man versucht hat, Jugend und Natur, also aus dem Blick der Natur, mit Kunst als gemeinsame Weltsprache zu verbinden.“, erläutert Forster.
Die sei „etwas sehr, sehr Anspruchsvolles“, weswegen das Museum Wiesbaden immer wieder erfolgreich versucht habe, diesem Teilhabe-Anspruch der Wiesbadener und seiner Besucher gerecht zu werden, „in dem wir versuchen, das hier entsprechend zu bespielen“, was mit dem exorbitanten tollen digitalen Vermittlungstool einmal mehr großartig gelungen sei.
Denn „wir haben es versucht, den „Aktionsraum Experiment – Ornament“ im zweiten Obergeschoss so atmosphärisch spannend zu gestalten, „dass Sie, wenn Sie einmal da waren, immer ein wenig das Bedürfnis haben, sofort wiederzukommen“, schwärmt Forster.

Impression am Jugendstilizer. (v.li.) Klaus H. Niemann, Vorstand "Freundes des Museums", Dr. Andreas Henning, Direktor Museum Wiesbaden, Besucherin, u Kommunikationsdesign-Studentin Julia Muthler  © Foto Diether von Goddenthow
Impression am Jugendstilizer. (v.li.) Klaus H. Niemann, Vorstand „Freundes des Museums“, Dr. Andreas Henning, Direktor Museum Wiesbaden, Besucherin, u Kommunikationsdesign-Studentin Julia Muthler © Foto Diether von Goddenthow

Mit Recht: Den einmal begonnen, kann man fast nicht mehr aufhören, eigene Ornamente  zu kreieren: Mit diesem digitalen Zeichentool mit Spiegelfunktion und Mustervorlagen bei Bedarf, hat man zahlreiche Möglichkeiten selbst Jugendstil-Ornamente zu entwickeln. Jeden gelingt dies, ggfs. mit Unterstützung angebotener Grundmuster, die Besucher modifizieren und weiterentwickeln können. Es kann unter verschiedenen Programmen gewählt werden. Gemalt wird mit den Fingern auf dem Touch-Screen. Selbstkreierte Kunstwerke können per QR-Code direkt aufs Handy gespeichert , über eine Share-Funktion in der  Galerie im Aktionsraum gespeichert und/oder  mit Freunden geteilt werden. Man kann die eigene Jugendstil-Kreation sich auch sofort gegen einen kleinen Obolus von 50 Cent am Museums-Shop  ausdrucken lassen und mit nach Hause nehmen. Zudem kann das eigene Kunstwerk auf der Ausstellungswand hochgezoomt werden und auch die ungewöhnliche selbstgestaltete Kulisse  für ein Künstler-Selfi bieten.

„Wir haben uns gefragt, welchen Stellenwert das Jugendstil-Ornament noch heute hat, und wie sich ein digitales Tool zur Vermittlung wie der ‚Jugendstilizer‘ logisch in den Kontext des Hauses einbinden lässt. Wir hoffen mit dem Aktionsraum neue Perspektiven auf die gestalterischen Mittel des Jugendstils zu eröffnen, und unsere Besucher zu eigener Kreativität zu animieren. Bis heute besitzt die Kunst der Jahrhundertwende ästhetische wie inhaltliche Aktualität“, schildern die Projektleiterinnen Jana Dennhard und Valerie Ucke, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen am Museum Wiesbaden.

Weit mehr als „nur“ ästhetische Gestaltung

Ein neues digitales Vermittlungstool im Museum Wiesbaden führt ab April junge Besucher an die Kunst des Jugendstils heran und nimmt das Ornament als ihr zentrales Gestaltungselement in den Fokus. Gemeinsam mit dem Team des Museums Wiesbaden haben Studierende des Studiengangs Kommunikationsdesign der Hochschule RheinMain (HSRM) den 'Jugendstilizer' entwickelt, eine interaktive und kreative Anwendung, die es den Nutzern ermöglicht, eigene Ornamente zu kreieren und mit der Welt zu teilen. Ein eigens für den 'Jugendstilizer' geschaffener Aktionsraum gibt mit Beispielen Angewandter Kunst weiterführende Einblicke. Jula Muthler, eine der drei Erfinder-Studentinnen, erläutert Prof. Dr. jur. Eva Waller, Präsidentin der Hochschule RheinMain, die Funktion des Jugendstilizers. © Foto Diether von Goddenthow
Ein neues digitales Vermittlungstool im Museum Wiesbaden führt ab April junge Besucher an die Kunst des Jugendstils heran und nimmt das Ornament als ihr zentrales Gestaltungselement in den Fokus. Gemeinsam mit dem Team des Museums Wiesbaden haben Studierende des Studiengangs Kommunikationsdesign der Hochschule RheinMain (HSRM) den ‚Jugendstilizer‘ entwickelt, eine interaktive und kreative Anwendung, die es den Nutzern ermöglicht, eigene Ornamente zu kreieren und mit der Welt zu teilen. Ein eigens für den ‚Jugendstilizer‘ geschaffener Aktionsraum gibt mit Beispielen Angewandter Kunst weiterführende Einblicke. Jula Muthler, eine der drei Erfinder-Studentinnen, erläutert Prof. Dr. jur. Eva Waller, Präsidentin der Hochschule RheinMain, die Funktion des Jugendstilizers. © Foto Diether von Goddenthow

„Es freut mich sehr, dass unsere Kommunikationsdesignstudierenden mit ihrem Konzept für die Jugendstil-Sammlung im Museum Wiesbaden überzeugen konnten. Die anwendungsbezogene Lehre ist für uns und unsere Studierenden sehr relevant. Im Rahmen dieser fruchtbaren Zusammenarbeit haben die Studierenden für das Museum und dessen Besucherinnen und Besucher ein wunderbares digitales Vermittlungstool in Form des ‚Jugendstilizers‘ entwickelt“, so Prof. Dr. Eva Waller, Präsidentin der Hochschule RheinMain. Aber dieses Projekt bedeute eben weit mehr als „nur“ ästhetische Gestaltung oder ein ausgearbeitetes Konzept. Es bedeute „interdisziplinäre Praxisnähe“, mit Fragen der Raumgestaltung, der Besucher, der Ausstellungsplanung, der geeigneten Ansprache von Zielgruppen, und der museumsinternen Strategie. Und es seien hier noch Kommunikationsprozesse miteinander verbunden worden. „Das ist schon eine großer Herausforderung, unglaublich gewesen für Sie“, lobt die Hochschulpräsidentin.

„Freunde des Museums Wiesbaden e.V.“ und Sponsoren ermöglichten das Projekt

Die im Aktionsraum "Experiment und Ornamente" gezeigten Jugendstil-Exponate machen Lust auf mehr, auf eine Entdeckungstour durch die große Welt des Jugendstils dank  der "Jugendstil-Schenkung Ferdinant Wolfgang Neess".  © Foto Diether von Goddenthow
Die im Aktionsraum „Experiment und Ornamente“ gezeigten Jugendstil-Exponate machen Lust auf mehr, auf eine Entdeckungstour durch die große Welt des Jugendstils dank der „Jugendstil-Schenkung Ferdinant Wolfgang Neess“. © Foto Diether von Goddenthow

“ Wir sind überzeugt, dass der Aktionsraum ‚Experiment Ornament‘ unsere Museumsgäste dazu inspiriert, sich auf Entdeckungstouren durch unsere herausragende Jugendstil-Sammlung zu begeben. Sehr herzlich danken wir den Studierenden der Hochschule RheinMain wie auch dem Verein der „Freunde des Museums Wiesbaden e.V.“, vertreten durch Vorstandsmitglied Klaus Niemann. Die Freunde des Museums haben es sich  zur Aufgabe gemacht,  Kooperationen mit Wiesbadener Hochschulen anzustoßen, um junge Menschen für das Museum zu begeistern.“ Eine solche Kontaktaufnahme durch die „Museumsfreunde“ mit zahlreichen Folgeterminen in der Hochschule RheinMain und im Museum Wiesbaden stand auch am Anfang der Zusammenarbeit, die im Ergebnis den  ‚Jugendstilizer‘ entstehen ließ.

Die Realisierung des Aktionsraums ‚Experiment Ornament‘ wurde ermöglicht durch die großzügige Unterstützung der R + V Versicherung, Herrn Prof. em. Olaf Leu, das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst sowie die Freunde des Museum Wiesbaden e.V.

(Diether v. Goddenthow /RheinMain.Eurokunst)

foyer-museum-wiesbaden-(c)-diether-von-goddetnhowMuseum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2,
65185 Wiesbaden
https://museum-wiesbaden.de/

Eintritt Dauerausstellungen
Ticketerwerb an der Tageskasse oder Buchung online:
https://tickets.museum-wiesbaden.de/
Dauerausstellung* 6,- Euro (4,- Euro ermäßigt) Freier Eintritt für junge Menschen unter 18 Jahren

Tipp: Kostenfreier Eintritt bei der „Kurzen Nacht der Museen und Galerien“ am ersten April, sowie an jedem ersten Samstag im Monat.

Öffnungszeiten
Mo geschlossen
Di, Do 11-19 Uhr
Mi, Fr 11-17 Uhr
Sa, So, Feiertage 11-18 Uhr

21. Kurze Nacht der Museen und Galerien in Wiesbaden am 1. April 2023 von 19 bis 24 Uhr

kurzenachtdermueseen2023Die diesjährige „Kurze Nacht“ der Museen und Galerien in Wiesbaden findet am 1. April 2023 mit der Rekordzahl von 34 teilnehmenden Museen, Kunstvereinen, Projekträumen und Galerien statt. Auch sind wieder der Wiesbadener PopJazzChor und das Rollende Museum, bei dem einhundert Oldtimerbesitzer aus Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern ihre Teilnahme zugesagt haben, mit dabei.

Die „Kurze Nacht“ gehört damit nicht nur zu den ältesten Museumsnächten in Deutschland, sondern ist in jedem Frühjahr für Wiesbaden, aber auch überregional, ein unumstößliches Kulturevent. Die Veranstaltung lockt mit einem spannenden und facettenreichen Programm viele tausende Besucher aus dem Großraum Rhein-Main in die Landeshauptstadt und ist Botschafter für den hohen kulturellen Anspruch der Stadt.

In diesem Jahr freuen sich die Veranstalter über sieben neue Aussteller. Es sind: Der artroom Wiesbaden in der Eltviller Str. 6, wo unter dem Titel „CROSSWORLD_PUZZLE“ eine Gruppenausstellung mit keramischen Skulpturen von Studierenden der Hochschule für Gestaltung Offenbach und deren Leiterin des Labors Kunst, Merja Herzog-Hellstén gezeigt wird.

Im KunstKontor in der Taunusstraße 55 wird unter anderem die Gruppenausstellung „Mixed Media“ zu sehen sein, wo sich u.a. Stefanie Minzenmay und Rolf Gith mit dem Thema Materialität auseinandersetzen.

Premiere haben außerdem die Galerie Neongolden in der kleinen Schwalbacher Str. 8 mit Fotografien von Marc Peschke und Holzschnitten von Roman Klonek, das Queere Zentrum e.V. Wiesbaden, Bornhofenweg 7a mit Arbeiten von Sanja Praktisch und der Kunstverein Walkmühle, Bornhofenweg 9, wo sich 26 Künstler*innen mit dem außerordentlich spannenden, weil aktuellen Thema „ANGST – Krisenindikator oder Überlebenstrieb“ auseinandersetzen.

Besondere Highlights sind auch die Gruppenausstellung „Angst“ in der Walkmühle Bornhofenweg 9, die Präsentation neuer Bilder von Marc Jung, einem der gefragtesten jungen Künstler der deutschen Kunstszene in der SV AtriumGalerie der SV SparkassenVersicherung in derBahnhofstraße 69, und die Ausstellungen der Hamburgerin Annika Kahrs und der in Wiesbaden geborenen Cemile Sahin im Nassauischen Kunstverein, Wilhelmstr. 15. Ebenso ist Malerei im Künstlerhaus43 im altehrwürdigen, ehemaligen Palasthotel am Kochbrunnenplatz 1 von Shabnam Miller zu sehen.

Die Performances, Filmarbeiten, Soundinstallationen und Objekte von Annika Kahrs zeigen auf vielfältige Weise, welche Bedeutung Musik und Klang – also akustische Informationen – in unterschiedlichen sozialen, kulturellen und politischen Strukturen der Koexistenz spielen, während im Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit der in Wiesbaden geborenen Cemile Sahin politische Ereignisse und deren Narration stehen, die sie in Installation, Film, Skulptur, Text, Sound und Fotografie bemerkenswert kombiniert.

© Museum Wiesbaden
© Museum Wiesbaden

Weltfluchtparty, sogleich die Clubnacht zur Ausstellung „Oskar Zwintscher – Weltflucht und Moderne im Wiesbadener Museum“, bildet von 22:00 bis 04:00 Uhr den krönenden Abschluss.
Im Badhaus.1520,
Häfnergasse 3,
65183 Wiesbaden

Insgesamt laden 34 Institutionen und Galerien ein zur 21. Kurzen Nacht der Museen und Galerien in Wiesbaden.
Zeit:  19 bis 24 Uhr
Freier Eintritt.

Eröffnung 18 Uhr:  Kulturdezernent Axel Imholz , NKV-Vorsitzende Elke Gruhn und  Kurznacht-Veranstaltungsleiter Erhard Witzel eröffnen die „Kurze Nach“ um 18.00 Uhr im Nassauischen Kunstverein, Wilhelmstraße 15, 65185 Wiesbaden. Hierzu präsentiert Annika Kahrs  ihre Performance „Strings“.

Unterstützt wird die Kulturveranstaltung vom  Kulturamt der Stadt Wiesbaden und der Nassauischen Sparkasse ( NASPA).

Organisationsverantwortung „Rollendes Museum“: Rainer Wehner, 0171-313 3389

100 Oldtimer fahren die Besucher KOSTENFREI
zu den 5 Haltestellen und präsentieren sich mit
dieser kleinen Zeitreise als rollendes Kulturgut.
Ab ca. 16:00 Uhr können ‘Vorwitznasen’ auf dem
Parkplatz des Innenministeriums, Friedrich-Ebert-
Allee 12, nicht nur die Oldtimer genauer in
Augenschein nehmen, sondern sich auch mit
den Eigentümern der Autos austauschen.

Die 5 Haltstellen 2020
– A = Landesmuseum
– B = SAM am Markt
– C = Staatskanzlei
– D = Abeggstraße
– E = Schwalbacher Straße

Gesamtorganisationsverantwortung: Erhard Witzel, 0171-6504 690, ew@galerie-witzel.de

Weitere Informationen über Galerien, Programm usw. über: Kurze-Nacht.de

Flyer mit Kartenausschnitt zur Orientierung

„Weltflucht und Moderne“ – Wiesbadener Museum entdeckt einen der profiliertesten Jungendstilkünstler Oskar Zwintscher neu

Weltflucht und Moderne: Museum Wiesbaden präsentiert Dresdener Größe des Jugendstils - Oskar Zwintscher. Eine großangelegte Ausstellung im Museum Wiesbaden holt das facettenreiche Werk des Künstlers vom 3. März bis zum 23. Juli 2023 nach 114 Jahren nach Wiesbaden zurück. Bild: Hauptsaal der Ausstellung unter anderem das kolossale Gemälde von OSKAR ZWINTSCHER, Begegnung, 1915, Öl auf Leinwand, 200 × 200 cm, Leihgabe der Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Albertinum. Mitte links Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden, neben ihm Kurator Dr. Peter Forster, Kustos Sammlungen 12. bis 19. Jh., Museum Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow
Weltflucht und Moderne: Museum Wiesbaden präsentiert Dresdener Größe des Jugendstils – Oskar Zwintscher. Eine großangelegte Ausstellung im Museum Wiesbaden holt das facettenreiche Werk des Künstlers vom 3. März bis zum 23. Juli 2023 nach 114 Jahren nach Wiesbaden zurück.
Bild: Hauptsaal der Ausstellung unter anderem das kolossale Gemälde von OSKAR ZWINTSCHER, Begegnung, 1915, Öl auf Leinwand, 200 × 200 cm, Leihgabe der Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Albertinum. Mitte links Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden, neben ihm Kurator Dr. Peter Forster, Kustos Sammlungen 12. bis 19. Jh., Museum Wiesbaden. © Foto Diether von Goddenthow

Diese Ausstellung „Weltflucht und Moderne“ ist im Grunde ein großes Finale, das Finale einer mehrjährigen Forschungsarbeit der staatlichen Kunstsammlungen in Dresden zu Oskar Zwintscher, die sowohl das Œuvre wie auch die Maltechnik von Zwintscher erforscht haben, schwärmt Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden. Das Museum Wiesbaden sei froh und sehr dankbar für diese Kooperation mit der Kunstsammlung Dresden. Zuerst wurde die Zwintscher-Schau mit Gemälden, Zeichnungen und Karikaturen des großen sächsischen Malers und Zeichners am Albertinum in Dresden gezeigt. Kuratiert von Dr. Peter Forster und Valerie Ucke, werden in Wiesbaden vom 2. März  bis 23. Juli 2023 in einem anderen Kontext nun 80 Arbeiten aus den unterschiedlichen Gattungen des Jugendstils präsentiert, darunter allein knapp 60 Zwintscher-Bilder seines facettenreichen Werkes, darunter Porträts von prominenten Mitgliedern der Gesellschaft der Jahrhundertwende oder von Zwintschers Muse und Ehefrau Adele. Die Schau spannt mit ikonischen Porträts, brillanten Zeichnungen und Karikaturen, Beispielen angewandter Kunst bis hin zu idyllischen Landschaften den Bogen vom Jugendstil über den Symbolismus bis hin zum Vorgriff auf die Neue Sachlichkeit.

Ausstellungs-Impression Weltflucht und Moderne, Museum Wiesbaden vom 2.März bis 23. Juli 2023 © Foto Diether von Goddenthow
Ausstellungs-Impression Weltflucht und Moderne, Museum Wiesbaden vom 2.März bis 23. Juli 2023 © Foto Diether von Goddenthow

Der Hauptteil der präsentierten Werke sind Dresdener Leihgaben, zudem etliche Bilder von privaten Sammlern, wodurch eine solch einzigartige Dichte seiner Bilder in „Weltflucht und Moderne“ erreicht werden konnte. Diese steht zudem in Bezügen zu den hauseigenden Sammlungen „Alter Meister“ und der „Jugendstil-Sammlung von F.W. Neess“, wodurch eine noch weitere Tiefe erreicht wird.

Die Achse Dresden Wiesbaden sei historisch erprobt, so Henning. Bereits 1899, nachdem die erste Zwintscher-Ausstellung in Dresden stattfand, machte die spätere Wanderausstellung auch Station in Wiesbaden. 1909 gab es eine zweite Ausstellung, bei der das Museum Wiesbaden, seinen ersten Zwintscher, ein Proträt von  Dr. Ferdinand Gregori angekauft hat.

Oskar Zwintscher, Porträt Dr. Ferdinand Gregori, 1907 © Museum Wiesbaden. Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert
Oskar Zwintscher, Porträt Dr. Ferdinand Gregori, 1907 © Museum Wiesbaden. Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert

Das Porträt Gregoris, einem Hofschauspieler am Burgtheater in Wien und früherer Leiter der dortigen Akademie für Musik und darstellende Kunst, geriet in Folge der Ausstellungen im damaligen progressiven Kunstsalon Banger und dem Wiesbadener Rathaus nach dem Einzug in die Museumssammlung in Vergessenheit. Das Bild bildet den Schlusspunkt der Ausstellung, bewusst auch als Überleitung zur sich anschließenden Kabinett-Ausstellung von Karl Otto Hy, einem Wiesbadener Chronisten.

Oskar Zwintscher gilt in der Kunstwelt als eine der ganz großen künstlerischen Wiederentdeckungen unserer Zeit. Auch im Museum Wiesbaden, so müsse man bekennen, sei Zwintscher in Vergessenheit geraten, und erst durch die epochale Schenkung der umfangreichen Jugendstilsammlung von Ferdinand Wolfgang Neess wieder zum Vorschein gekommen. Denn in Neess Sammlung befanden sich auch zwei Zwintscher-Gemälde, die 2019 seit der Eröffnung der Jugendstil-Dauerausstellung dort entsprechend präsentiert werden.
Zwintscher sei ein unglaublich facettenreicher faszinierender Künstler, der in verschiedenen Gattungen gearbeitet hat. Er sei sowohl maltechnisch als auch vom malerischen Können her ein herausragender Künstler. Peter Forster hat jahrelang Zwintschers Arbeit erforscht, und setzt sie nun  gemeinsam mit Valerie Ucke in „Weltflucht und Moderne“ wunderbar in Szene.

Der Künstler Oskar Zwintscher sei so gut, dass es eigentlich keiner großen Worte bedürfe, um diesen Künstler auch nur annähernd zu verbalisieren und zu übersetzen, um ihm tatsächlich gerecht zu werden, unterstreicht Peter Forster, der seinem Anspruch, als Kunsthistoriker zu glauben, Antworten im Sinne des Künstlers liefern zu können, im Fall Oskar Zwintscher aufgegeben habe. Denn „in dem Fall habe ich Oskar Zintscher selbst als Frage empfunden“, und „ich kann mir nicht vorstellen, dass er selbst, trotz etlicher Versuche seine Kunst zu erklären, diese tatsächlich auf den Punkt gebracht hätte, so der Kurator, der sich unter anderem auf einen Brieffund „Oskar Zwintschers an einen Wiesbadener Kritiker“ bezieht, und sich trotz positiver Kritik derart missverstanden fühlte, dass er den Kritiker nach Dresden einlud, damit er verstehe, worum es ihm ginge.

Oskar Zwintscher zählt zu den großen künstlerischen Wiederentdeckungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und des Museums Wiesbaden, Kurartor Dr. Peter Forster ist ganz fasziniert von dem großartigen Künstler Oskar Zwintscher. Im Hintergrund unter anderem das Werk "Blicke auf Oskar Zwintschers Lehre an der Dresdner Kunstakademie" von Richard Müller.© Foto Diether von Goddenthow
Oskar Zwintscher zählt zu den großen künstlerischen Wiederentdeckungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und des Museums Wiesbaden, Kurartor Dr. Peter Forster ist ganz fasziniert von dem großartigen Künstler Oskar Zwintscher. Im Hintergrund unter anderem das Werk „Blicke auf Oskar Zwintschers Lehre an der Dresdner Kunstakademie“ von Richard Müller.© Foto Diether von Goddenthow

Oskar Zwintscher (1870, Leipzig–1916, Loschwitz) studierte Kunstgewerbe in Leipzig und Malerei an der Kunstakademie in Dresden. Einen Namen machte er sich als Porträtmaler, Werbegrafiker und Karikaturist für Zeitschriften wie „Meggendorfers humoristische Blätter“ oder „PAN“. 1898 zeichnete die Schokoladenfabrik Stollwerck Zwintscher für die Gestaltung berühmter Sammelbilder aus. Wiesbaden zählte schon 1899 zu den Stationen seiner Ausstellungstournee. Zwintscher stand der Reformbewegung nahe und pflegte Kontakt zu den Künstlervereinigungen der Jahrhundertwende u.a. der Künstlerkolonie in Worpswede, der Berliner Bohème oder der Münchner Secession. 1904 erhielt der Maler eine Professur an der Dresdener Kunstakademie, während renommierte Museen seine Kunst erwarben. 1909 wurden seine Arbeiten bereits zum zweiten Mal im Wiesbadener Rathaus ausgestellt. In diesem Jahr kaufte das Museum Wiesbaden ein Porträt des Schauspielers Ferdinand Gregori an. Heute befinden sich drei seiner Gemälde und eine Papierarbeit in der musealen Sammlung. Zwintscher verstarb bereits 1916 und das Ausstellungsprojekt Weltflucht und Moderne ist das Ergebnis jüngster Forschungsprojekte in Dresden.

Forschungen an den Neuzugängen aus der Jugendstilsammlung Ferdinand Wolfgang Neess, darunter das Bildnis mit gelben Narzissen, brachten das Porträt wieder ans Licht. Im Bildnis vollendet sich Zwintschers Meisterschaft — und sie verdeutlichen seine Qualitäten als Maler des Jugendstils und des Symbolismus. Porträts entwickelten sich nach und nach zum Kern von Zwintschers Werk. Er verstand es, durch Vereinfachungen in den Kompositionen die Aufmerksamkeit auf das Gesicht, und vor allem auf die Augen zu lenken. Bereits von seinen Zeitgenossen wurde Zwintschers Bildnissen eine gewisse Strenge und Kühle nachgesagt: „Was aber dieser an sich so herben Kunst ganz besonders starke und merkwürdige Reize leiht, ist, daß hinter ihrer Altmeisterlichkeit die ganze nervöse Psychologie unseres Zeitalters in einer ganz besonders empfänglichen Persönlichkeit hervorblickt.“ Lothar Brieger-Wasservogel, 1910

Der Maler ordnete seine Bilder in klaren Formen, häufig in vertikaler Linienbetonung und mit Bezug auf Ornamente. Neben repräsentativen Damenbildnissen, die auch großbürgerliche Salons zieren konnten, entstanden sehr private Bildnisse, in denen mitunter Spuren des Alters kaum idealisiert und ungeschönt dargestellt sind. Besonders häufig, insgesamt in 14 Porträts, ist seine Frau Adele als zentrale Quelle von Zwintschers Inspiration wiederzufinden.

Ebenfalls bekannt war der Maler für seine Nähe zur Natur, die in seinen Gemälden zum Ornament wird. Seine Modelle finden sich darin dynamisch eingebettet wieder. Die Beschäftigung mit der Landschaft nahm in Zwintschers Werk neben der Porträtkunst einen wichtigen Platz ein. In jungen Jahren begann er mit impressionistisch aufgelösten Szenen, experimentierte jedoch mehr und mehr mit der Betonung der Fläche und klaren Strukturen in seinen Landschaften. Besonders Frühlings- und Sommermotive — häufig in starken Hochformaten und leuchtenden Farben — stehen symbolisch für Aufbruch, hoffnungsvollen Beginn, Jugend und Wachstum.

„Die Galerie Neue Meister im Albertinum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden hat in einem mehrjährigen wissenschaftlichen Projekt die Maltechnik und das Œuvre Zwintschers grundlegend erforscht“, unterstreicht Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden. „Wir freuen uns sehr, dass wir dank der Kooperation mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden diesen Künstler, der uns insbesondere im Kontext der epochalen Schenkung der Jugendstilsammlung Ferdinand Wolfgang Neess so wichtig ist, jetzt hier im Rhein-Main-Gebiet vorstellen können. Die Ausstellung feiert die überragende malerische Qualität Zwintschers, zudem gibt sie faszinierende Einblicke in seine Maltechnik.“

„Die Ausstellung ‚Weltflucht und Moderne‘ über das Werk des Malers Oskar Zwintscher erlaubt einen umfassenden Blick in das vielverzweigte Wurzelwerk der Moderne zwischen Jugendstil, Symbolismus und Neuer Sachlichkeit. Das Museum Wiesbaden hat im Kontext seiner Jugendstil-Sammlung den in Dresden verorteten Maler Zwintscher für sich neu entdeckt und eine Brücke in die Staatliche Kunstsammlung Dresden geschlagen. Es ist eine besondere Bestätigung der Stiftungsarbeit, wenn unsere Förderungen solche neuen Bezüge und Forschungsfelder aufschließen, die das Museum Wiesbaden und seine Sammlung weiter vernetzen und differenzieren,“ betont Eva Claudia Scholtz, Geschäftsführerin der Hessischen Kulturstiftung.

„Weltflucht und Moderne“ vereint 80 Exponate, darunter Skulptur, Keramik, Plakatkunst, Zeichnungen und Gemälde in einem vielseitigen Rundgang. Im Fokus stehen die symbolistischen Porträtarbeiten des Malers, aber auch Landschaftsdarstellungen in der Manier des Jugendstils oder Beispiele angewandter Kunst geben Einblicke in sein facettenhaftes Œuvre. Innerhalb von Themenblöcken wie „Landschaften“, „Zwintschers künstlerischem Umfeld“, „Adele Zwintscher“ und „Portraits“ werden Zwintschers unterschiedliche Schaffensphasen vorgestellt. Unter den Exponaten befinden sich neben den berühmten Stollwerck-Sammelbildern auch eine Ikone aus dem Dresdener Sammlungsbestand, das Bildnis einer Dame mit Zigarette. Die Ausstellung wird umrahmt von einem vielseitigen Veranstaltungsprogramm. Eine kostenfreie Media Tour in der MuWi-App begleitet die Schau.

weltflucht-und-moderne-logoWeiterführende Inhalte bietet der gleichnamige Ausstellungskatalog (HG: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Andreas Dehmer & Birgit Dalbajewa, Sandstein Verlag 2022, ISBN 978-3-95498-681-1, 42,– Euro an der Museumskasse).

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2,
65185 Wiesbaden
https://museum-wiesbaden.de/

Frank Brabant entdeckt Karl Otto Hy. Museum Wiesbaden präsentiert in Kabinettausstellung den künstlerischen Chronisten Wiesbadens Hy u. weitere Depotschätze

Karl Otto Hy, Waldstraße in Wiesbaden, 1935 © Museum Wiesbaden, Foto: Museum Wiesbaden ⁄ Bernd Fickert
Karl Otto Hy, Waldstraße in Wiesbaden, 1935 © Museum Wiesbaden, Foto: Museum Wiesbaden ⁄ Bernd Fickert

In Folge eines Depotbesuches des Wiesbadener Mäzens Frank Brabant präsentiert eine Kabinett-ausstellung im Museum Wiesbaden den Wiesbadener Architekt, Dekorationsmaler und Werbegestalter Karl Otto Hy. Vom 17. Februar bis zum 25. Juni 2023 geben 18 Werke einen Überblick über das Schaffen des vielseitigen Künstlers, der in seinen neusachlichen Stadtansichten das noch vom Krieg unversehrten Wiesbaden der 1930er-Jahre in Öl, Aquarell und Bleistift festgehalten, dokumentiert und interpretiert hat. Der Wiesbadener Sammler Frank Brabant wurde anlässlich seines 85. Geburtstags eingeladen, in den Depots des Museums Wiesbaden auf Entdeckungsreise zu gehen. Aufgefallen ist ihm der unbekannte Karl Otto Hy (1904—1992), der zwischen 1920 und 1937 als Maler in Wiesbaden gewirkt hat.

„Für mich waren immer auch die in der Region ansässigen Künstler relevant. Natürlich Alexej von Jawlensky, der 20 Jahre hier gelebt hat von 1921 bis 1941. Aber neben diesem großen, weltweit bekannten Künstler gab es auch viele andere Maler, die es zu entdecken galt und gilt — wie Karl Otto Hy, einer der wohl unbekanntesten der hiesigen Künstlerschaft,“ schildert Frank Brabant.

Karlo Otto Hy Kriedricher Strasse (Wiesbaden) 1937. Öl auf Leinwand. © Foto Diether von Goddenthow
Karlo Otto Hy Kriedricher Strasse (Wiesbaden) 1937. Öl auf Leinwand. © Foto Diether von Goddenthow

Karl Otto Hy war Architekt, Dekorationsmaler und Werbegestalter. Er erhielt größere öffentliche Aufträge und war u.a. an der Ausgestaltung der Herbert-Anlage und Theaterkolonnaden beteiligt. Hy entwarf Werbeprodukte für die Firmen Albert, Dyckerhoff, Glyco und Kalle und bemalte für die Mainzer Aktien- und die Wiesbadener Germania-Brauerei sowie für das Hotel Schwarzer Bock und das Opelbad Hauswände mit großflächigen Werbebildern. Als Architekt begleitete er Bauprojekte im Wiesbadener Stadtgebiet, darunter die Bebauung des äußeren Rheingauviertels. Den Puls der Zeit hat Hy mit seinen neusachlichen Wiesbadener Stadtansichten getroffen — sie wirken klar und poetisch gleichermaßen und zeigen Straßenzüge, Plätze sowie Alltagsmomente. Trotz seines langen Lebens ist das Werk Hys überschaubar geblieben. Die meisten und wichtigsten Werke entstanden zwischen 1927 und 1937. Einen Einblick in das Schaffen des wiederentdeckten Künstlers ermöglicht die neue, in Kollaboration mit Kurator Dr. Roman Zieglgänsberger entstandene Kabinettausstellung „Frank Brabant entdeckt … Karl Otto Hy“.

„Im ersten Moment scheinen all diese Stadtansichten mit ihren rollerfahrenden Kindern, den schicken Hutläden oder der Trambahn entlang der Alleen unbedarft, fast naiv“, so Roman Zieglgänsberger, „aber je länger man schaut, macht sich durch die grauen Himmel, das Marionettenartige der Spaziergänger oder einfach durch eine zerknüllte Zeitung auf dem sonst blitzblank gekehrten Trottoir ganz nebenbei eine große Unheimlichkeit breit, die es verhindert, dass wir es uns zu gemütlich machen beim Betrachten der Bilder, die in einer Zeit entstanden sich, die man nicht mehr heraufbeschwört sehen möchte.“

Dr. Roman Zieglgänsberger, Kustos Klassische Moderne Museum Wiesbaden, erläutert Karl Otto Hys Bild und Symbolik "Hotel Vierjahreszeiten /Nassauer Hof (Wiesbaden). © Foto Diether von Goddenthow
Dr. Roman Zieglgänsberger, Kustos Klassische Moderne Museum Wiesbaden, erläutert Karl Otto Hys Bild und Symbolik „Hotel Vierjahreszeiten /Nassauer Hof (Wiesbaden). © Foto Diether von Goddenthow

Bei der Mehrzahl der Wiesbadener Stadtansichten nach 1933 meint man mit heutigem Wissen eine Atmosphäre ausmachen zu können, die bereits eingetretenes und noch bevorstehende Unheil vermittelt, so Zieglgänsberger. So lasse die Farbgebung die Szenerien in einer fortwährenden Dämmerung mit von Wolken verhangenen Himmelspartien erscheinen. Das wird besonders deutlich bei Karl Otto Hys Werk „Hotel Vierjahreszeiten /Nassauer Hof (Wiesbaden) von 1937, welches im Stil eines realistischen Symbolismus in seiner düsteren Ausstrahlung  bedrückend wirkt. Hy zeigt zwar die der Zeit geschuldeten roten Fahnen der NSDAP , diese jedoch windstill eingerollt, so dass deren politisches Emblem nicht zur Geltung kommt. Im Hintergrund ist hingegen an einem Gerüst noch der Schriftzug eines geschlossenen Modegeschäftes zu sehen, welches einst einem jüdischen Kaufmann gehört hatte.

Neben Werken aus der musealen Sammlung ergänzen Leihgaben, unter anderem von Frank Brabant, den Kabinettraum. Im Begleitheft zur Ausstellung finden sich ein einführender Essay zu Karl Otto Hy von Nikolas Werner Jacobs sowie ein Interview zwischen dem Sammler und Roman Zieglgänsberger (erhältlich für 3,– Euro an der Museumskasse). In der MuWi-App werden Interview-Auszüge des Malers bereitgestellt, in welchem er von Lothar Bembenek im Jahr 1981 aufgrund seiner Kontakte zu Widerstandskämpfern befragt wurde (Quelle: © Baruch Archiv – Archiv für jüdische Familienforschung / Rhein – Main – Nahe).

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2,
65185 Wiesbaden
https://museum-wiesbaden.de/

Neuer Gesellschafter Wiesbaden komplettiert die KulturRegion mit vielfältigen Kulturangeboten

Alle in einem Kulturboot , hier im Landesmuseum Wiesbaden (v.l.i.) Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden, Thomas Will, Aufsichtsratsvorsitzender Kulturregion Frankfurt RheinMain und Landrat des Kreises Groß-Gerau, Dr. Ina Hartwig, Aufsichtsratsvorsitzende Kulturregion FrankfurtRhein Main u. Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt a. Main, Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden, Gert-Uwe Mende, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Wiesbaden und Sabine von Bebenburg, Geschäftsführerin Kulturregion FrankfurtRheinMain, © Foto Diether von Goddenthow
Alle in einem Kulturboot , hier im Landesmuseum Wiesbaden (v.l.i.) Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden, Thomas Will, Aufsichtsratsvorsitzender Kulturregion Frankfurt RheinMain und Landrat des Kreises Groß-Gerau, Dr. Ina Hartwig, Aufsichtsratsvorsitzende Kulturregion FrankfurtRhein Main u. Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt a. Main, Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden, Gert-Uwe Mende, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Wiesbaden und Sabine von Bebenburg, Geschäftsführerin Kulturregion FrankfurtRheinMain, © Foto Diether von Goddenthow

Die KulturRegion FrankfurtRheinMain freut sich über den Beitritt der Landeshauptstadt Wiesbaden zum Jahresanfang 2023, mit dem ein wichtiger Lückenschluss sowohl territorial als auch inhaltlich gelungen ist. Mit Wiesbaden wächst die gemeinnützige GmbH auf 54 Mitglieder und umfasst jetzt insgesamt über 3,6 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner.

Die Hessische Landeshauptstadt bringt vielfältige Kulturangebote in die Programme und Projekte der KulturRegion ein. So gelingt es auf der einen Seite, die Kulturvielfalt vor Ort mit Museen, Bühnen, Parks und Gärten bis zu Orten der Industriekultur bekannt zu machen, andererseits gewinnt die KulturRegion durch die Landeshauptstadt weiter an Bedeutung in der hessischen Kulturlandschaft. Mit dem Beitritt Wiesbadens rücken auch KulturRegion und Kulturfonds Frankfurt RheinMain enger zusammen. Die Kulturschätze Wiesbadens bereichern bereits das druckfrisch vorliegende Museumsheft „Museen & Sonderausstellungen 2023“ sowie die kommende Neuauflage der „Parkporträts“.

Das Jahr 2023 steht bei der KulturRegion unter dem Fokusthema „Wasser“: Sowohl im „GartenRheinMain“-Veranstaltungsprogramm als auch bei den „21. Tagen der Industriekultur Rhein-Main“ werden Wert und Umgang mit dieser wichtigen Ressource beleuchtet.

Anlässlich der Jahresauftakt-Pressekonferenz der KulturRegion im Museum Wiesbaden, wo noch das ganze Jahr über die Ausstellung „Vom Wert des Wassers“ zu sehen ist, erklärte Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende die Bedeutung des Beitritts Wiesbadens in die KulturRegion: „Es freut mich sehr, dass Wiesbaden jetzt Teil der KulturRegion ist und es ist schön, zu sehen, wenn aus einem solchen Zusammenschluss in der Region mehr wird als die Summe der einzelnen Teile. Durch die Teilnahme an den Projekten machen wir unsere Kulturangebote in der ganzen Metropolregion bekannt. Und die KulturRegion erhält durch die erweiterte Angebotspalette, wie etwa die Ausstellung ‚Vom Wert des Wassers‘, ihrerseits einen Bedeutungszuwachs in der regionalen und hessischen Kulturlandschaft.“

Thomas Will, Aufsichtsratsvorsitzender der KulturRegion und Landrat des Kreises Groß-Gerau, freut sich, dass der Beitritt Wiesbadens das Kulturnetzwerk komplettiert: „Mit dem Beitritt von Wiesbaden gelingt uns ein wichtiger Lückenschluss, denn Wiesbaden ist territorial das Bindeglied zwischen Rheingau-Taunus-Kreis, Main-Taunus-Kreis sowie dem Kreis Groß-Gerau. Inhaltlich ist Wiesbaden eine wichtige neue Stimme, bringt großes Know-how und kulturelle Vielfalt in unser interkommunales Netzwerk ein und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Kulturprofils der Rhein-Main-Region.“

Die KulturRegion arbeitet Hand-in-Hand mit unzähligen Akteurinnen und Akteuren aus Kommunen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, was maßgeblich zum Zusammenhalt in der Region und der regionalen Identität beiträgt. Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt, verspricht sich durch dieses große Netzwerk die gemeinschaftliche Arbeitsweise mit Kulturakteurinnen und -akteuren in der gesamten Region. Dem Austausch über erfolgreiche Projekte misst er einen hohen Mehrwert bei: „Alle Beteiligte lernen und profitieren am vorhandenen Knowhow, so auch gleichsam an den Beiträgen, die Wiesbaden ins Netzwerk beisteuert“, erläuterte er auf der Pressekonferenz. „Die Landeshauptstadt hat in jeder Hinsicht mit einer herausragenden örtlichen Kulturvielfalt mit Museen, Galerien, Bühnen, Musikstätten, Gärten und Parks und Industriekultur viel beizutragen“, sagte Imholz weiter.

Dr. Ina Hartwig, Aufsichtsratsvorsitzende der KulturRegion und Kultur- und Wissenschaftsdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, würdigte besonders das nun noch engere Zusammenrücken der KulturRegion mit dem Kulturfonds: „Wiesbaden ist seit Anbeginn Gesellschafter des Kulturfonds. Das erleichtert die Zusammenarbeit. Beide regionalen Gesellschaften ergänzen sich wechselseitig mit ihren jeweiligen Kompetenzen, was sich 2023 zum Beispiel am ‚Starke Stücke Festival‘ zeigt – im Rahmen einer Kooperation mit dem Kulturfonds können 2023 erstmals zusätzliche Gastspiele gefördert und neue Spielstätten gewonnen werden.”

Auch Sabine von Bebenburg, Geschäftsführerin der KulturRegion, freut sich über die durch Wiesbadens Kulturschätze erweiterte Angebotspalette: „Wiesbaden wirkt ab sofort maßgeblich mit Beiträgen an unseren Projekten mit. So erwarten wir auch interessante Veranstaltungen und bedeutende Kulturorte aus der Landeshauptstadt, die an alle unsere Projekte anknüpfen und besonders die Auseinandersetzung mit dem Jahresthema Wasser bereichern werden.“

14. Ausgabe des Jahresprogramms „Museen & Sonderausstellungen“
Druckfrisch erschienen ist die 14. Ausgabe der „Museen & Sonderausstellungen“. Der Jahresplaner ist mit 106 beteiligten Ausstellungshäusern so umfangreich wie nie zuvor. Das liegt zum einen an den Neuzugängen aus Wiesbaden: Frauenmuseum, Kunsthaus, sam – Stadtmuseum am Markt, Nassauischer Kunstverein und bald auch das neue Museum Reinhard Ernst. Neu im Heft, laden auch die Galerie Artlantis in Bad Homburg, das neue Mechanicum in Rüdesheim sowie das Kunsthaus Taunusstein zu Besuchen ein. Viele der versammelten Ausstellungen erzählen von den gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit und eröffnen spannende Themen und Diskurse – beispielsweise zum 175. Paulskirchen-Jubiläum 2023. Mit Ausstellungen in international bekannten Kunstmuseen, bedeutenden naturkundlichen und technischen Sammlungen, Geschichts- und Heimatmuseen, Archiven oder Besucherzentren bündelt der Jahresplaner die museale Vielfalt der Rhein-Main-Region.

Weitere Projekte, Programme und Themen 2023
Das Internationale Theaterfestival für junges Publikum „Starke Stücke“ bespielt vom 2. bis 13. März die Bühnen der Rhein-Main-Region. Theaterschaffende aus 13 Ländern erproben Räume der Begegnung, erzählen Geschichten auf neue Art und stellen Fragen, die auf den Nägeln brennen. Mit Themen wie Freundschaft, Beziehungen und Identität richtet sich das Festival an alle Altersgruppen, unabhängig von sprachlichen und kulturellen Hintergründen. Das Programm reicht von Erzähl- und Tanztheater über Objekt- und Figurentheater bis hin zu einer ortsspezifischen, interaktiven Tanzperformance auf Spielplätzen in der Region. Geplant sind rund 130 Vorstellungen von 21 Theaterkompanien an 49 verschiedenen Spielorten. Im Rahmen einer Kooperation mit dem Kulturfonds Frankfurt RheinMain können 2023 erstmals zusätzliche Gastspiele gefördert und neue Spielstätten gewonnen werden. Neu dabei sind Michelstadt, Oestrich-Winkel, Walluf, Seligenstadt und Wiesbaden. Informationen gibt es unter www.starke-stuecke.net.

„Geist der Freiheit“ veranstaltet mit dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg und der Hessischen Landeszentrale für Politische Bildung am 2. Februar in Aschaffenburg und online per Livestream ein Symposion zu „90 Jahre ‚Machtergreifung‘ in der Rhein-Main-Region“. Kommunen, Archive und Geschichtswerkstätten widmen sich Aspekten der Machtübernahme 1933 auf lokaler Ebene. Programmdetails und die Anmeldung sind unter www.krfrm.de/1933 zu finden. Zum 175. Jahrestag der Revolution 1848/49 hat „Geist der Freiheit“ zum Mitschreiben aufgerufen. Autorinnen und Autoren in der ganzen Region erarbeiten derzeit Beiträge für die Jubiläumszeitung „Extrablatt 1848“. Sie widmet sich lokalen Geschichten in der Revolutionszeit und aktuellen Fragen zu Freiheit und Revolution. Theatralische Interventionen „zwischen Zeitungslektüre und Debatte“ in Kooperation mit der BüchnerBühne begleiten das Erscheinen der Zeitung ab Mai an verschiedenen Orten in der Region.

Mit dem Fokusthema „Wasser“ richtet sich „GartenRheinMain“ 2023 an alle Garten- und Naturinteressierten in der Region. Thematisiert wird Wasser als Grundvoraussetzung für öffentliche und private Grünanlagen sowie den Wald. Es geht um die Abhängigkeit des Pflanzengedeihens von der Verfügbarkeit von Wasser: die klimatisch bedingte Verknappung einerseits und den Überschuss zum Beispiel bei Überflutungen an anderer Stelle. Daher wird das Management der Ressource ebenso behandelt wie das Spannungsfeld zwischen Verschwendung und echtem Nutzen. Lösungsansätze werden beispielhaft aufgezeigt und geben praktische Ideen für Handlungsmöglichkeiten. Das Programmheft bündelt rund 650 Veranstaltungen von April bis Dezember 2023 und erscheint Ende März. Die „GartenRheinMain-Spezial“-Reihe vertieft das Thema in den Sommermonaten bis in den Herbst.

GartenRheinMain veröffentlicht zudem Mitte März die Neuauflage des Garten- und Parkführers „Parkporträts: Ins Grüne“ mit elf neuen Anlagen und stellt somit nunmehr 130 öffentlich zugängliche Gärten und Parks in der Region vor. Neu dabei sind unter anderem mit dem Kurpark und dem Schlosspark Biebrich erstmals Grünanlagen aus Wiesbaden sowie Parks in Aschaffenburg, Frankfurt, Idstein, Bad Vilbel und Hanau. Das Angebot wird abgerundet durch die drei Naturparks der Region und den Regionalpark RheinMain.

Auch die „Route der Industriekultur Rhein-Main“ richtet mit ihren Veranstaltungsreihen in diesem Jahr den Fokus auf das „Wasser“. Im Rahmen der 21. „Tage der Industriekultur Rhein-Main“ vom 29. August bis 3. September zeigen zahlreiche Akteurinnen und Akteure aus Kultur, Tourismus, Wirtschaft und Industrie die Themenvielfalt des Wassers als Lebensmittel, Rohstoff und Energieträger. Darüber hinaus wird es auch um den Umgang mit Wasser als Ware oder freies Gut sowie die Wasserversorgung und potentielle Nutzungskonflikte gehen. Weitere Themen sind unter anderem die Wasserstraßen in Rhein-Main und Wassermanagement. Geplant ist eine Kooperation mit dem Kulturfonds mit der Neuauflage von „KlangKunst in Industriekultur“. Das Programm erscheint im Juli 2023. Zum Hessentag in Pfungstadt wird ein neuer Lokaler Routenführer für den Landkreis Darmstadt-Dieburg herausgegeben, mit spannenden Objekten und Sehenswürdigkeiten der Industriekultur. Die „Route Industriekultur Junior“, das Vermittlungsprogramm für Kinder- und Jugendliche der KulturRegion, findet von April bis Dezember 2023 statt.

Auslagen der Programmhefte und Publikationen
Das Museumsheft „Museen & Sonderausstellungen“ ist ab sofort in den beteiligten Museen, Rathäusern, Bürgerbüros und Tourist-Infos der Region erhältlich. Auch das Programmheft des „Starke Stücke Festivals“ ist an diesen Stellen und bei den beteiligten Veranstalterinnen und Veranstaltern zu bekommen. Gemeinsam mit den Programmen und allen Publikationen stehen sie zum Download auf der Webseite der KulturRegion bereit und sind in der Geschäftsstelle der Kultur-Region (Poststraße 16, neben dem Frankfurter Hauptbahnhof) erhältlich. Weitere Informationen gibt es unter www.krfrm.de oder unter Telefon 069 25771700.

Jubiläen, Neuerwerbungen und ein Sensationsfund für das Museum Wiesbaden: Adolf Hölzel, Lesende

Museum Wiesbaden Hölzel Lesende Foto: Bernd Fickert
Museum Wiesbaden Hölzel Lesende Foto: Bernd Fickert

2022 war ein bewegtes Jahr für die Sammlungspräsentation des 20. Jahrhunderts im Wiesbadener Landesmuseum. Neben Sonderausstellungsprojekten zu großen Namen wie Frank Stella oder Ernst Wilhelm Nay, gibt es Neues in der Sammlung zu entdecken: Ankäufe und Schenkungen von Dietrich Helms, Ida Kerkovius und Winston Roeth. Ein besonderes Ereignis für die museale Sammlung ist die Wiederentdeckung eines verschollenen Glasfensters von Adolf Hölzel.

Das bislang im Werkverzeichnis als verschollen geführte, originale Glasfenster „Lesende“ (1926) des Stuttgarter Künstlers Adolf Hölzel, einer der Pioniere der abstrakten Kunst, ist für das Museum Wiesbaden ein Sensationsfund. Mit diesem bedeutenden Ankauf ist nach der Restitution des Hölzel-Gemäldes Prozession im Jahr 2020 an die Erben von Ernst und Gertrud Flersheim wieder ein spätes Werk des Künstlers in der Sammlung. Das vielteilige Glasfenster (über 650 Scheiben) wurde zunächst aufwendig restauriert. Das Werk verbindet – wegweisend erleuchtet durch den Einsatz sparsamer LED-Technik – die Jugendstilabteilung im ersten Stock mit dem Aufbruch der Moderne im Erdgeschoss des Museums Wiesbaden. Das Glasbild „Lesende“ ist eines von nur vier Fenstern, die Hölzel für zumeist industrielle Auftraggeber ausführte – 1918 in Hannover für den Festsaal der Firma Bahlsen, 1928/29 für das Rathaus in Stuttgart und 1932, erneut in Hannover, für den Konferenzsaal der Pelikan-Werke. 1926 beauftragte Dr. Willi Fulda in der Lausitz (Schlesien) das schmales Glasfenster „Lesende“ für die Bibliothek des von ihm geleiteten „Lauta“-Werks. Jetzt wird es nun im Museum Wiesbaden präsentiert, nachdem es über ein Kölner Auktionshaus aus Privatbesitz erworben werden konnte.

Ebenso hat sich in den Galerieräumen des Museums einiges getan: In den neu eingerichteten Jawlensky-Räumen findet man nicht nur Werke der mit dem Maler viele Jahre liierten Marianne von Werefkin, sondern auch seiner Weggefährtinnen Natalia Gontscharowa, Maria Marc, Gabriele Münter oder Ida Kerkovius. Von letzterer wird der erst seit 2021 in der Sammlung befindliche Bauhaus-Teppich Hommage à Kandinsky mit den geometrischen Abstrakten Köpfen Jawlenskys kombiniert. Schließlich wird der vor wenigen Wochen verstorbene und dem Museum Wiesbaden über drei Jahrzehnte sehr verbundene Objektkünstler, Maler und Zeichner Dietrich Helms (1933-2022) durch die erstmalige Präsentation eines seiner seltenen frühen Rauten-Bilder geehrt. Dieses ist 1956 unter dem Eindruck der kurz zuvor von ihm besuchten Lehrveranstaltung Ernst Wilhelm Nays in der Landeskunstschule Hamburg entstanden und wurde vom Künstler 2018 dem Museum Wiesbaden überlassen. Helms wird im Kontext des De Stijl-Künstlers Friedrich Vordemberge-Gildewart gezeigt, dessen schriftlichen Nachlass er nicht nur erforscht hat; er war auch daran beteiligt, dass dieser 1997 von der schweizerischen Stiftung Vordemberge-Gildewart dem Museum Wiesbaden in Gänze (inkl. der Briefwechsel mit so bedeutenden Künstlern wie Hans Arp, Theo van Doesburg oder Piet Mondrian) übergeben wurde.

Aus dem Bereich der Malerei der Gegenwart ist neben Eva Hesse, Ellsworth Kelly, Robert Mangold, Albert Oehlen, Andy Warhol und Gerhard Richter eine Arbeit des amerikanischen Malers Winston Roeth zu erwähnen, die der Künstler anlässlich seiner Ausstellung „Speed of Light“ 2020 dem Museum geschenkt hat. Eine Arbeit auf Holz, die im Pendant zur Farbmalerei von Otto Ritschl für einen besonderen Schwerpunkt des Hauses steht.

Museum Wiesbaden