Das neue Standardwerk: Mittelalterliche Architektur in Polen

© massow-picture Professor Dr. Dethard von Winterfeld (Mainz) diskutiert bei der Buchpräsentation mit einer polnischen Schueler-/Studentengruppe des Institut für Kunstgeschichte der Universität Danzig/Gdansk. Die Gruppe war mit Professor Dr. Jacek Bielak aus Danzig in Kooperation mit Professor Dr. Matthias Müller vom Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft, Mainz, auf einer Deutschland-Exkusion am Rhein.
Foto: Diether v. Goddenthow © massow-picture Professor Dr. Dethard von Winterfeld (Mainz) diskutiert bei der Buchpräsentation mit einer polnischen Schueler-/Studentengruppe des Institut für Kunstgeschichte der Universität Danzig/Gdansk. Die Gruppe war mit Professor Dr. Jacek Bielak aus Danzig in Kooperation mit Professor Dr. Matthias Müller vom Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft, Mainz, auf einer Deutschland-Exkusion am Rhein.

Sieben Jahre Forschungsarbeit mit unzähligen Reisen in das heutige Polen liegen hinter den hochkarätigen Autoren des soeben von den Professoren Christofer Herrmann und Dethard von Winterfeld im  Michael-Imhof-Verlag herausgegebenen zweibändigen einmaligen Standardwerk „Mittelalterliche Architektur in Polen. Romanische und gotische Baukunst zwischen Oder und Weichsel“. Es wurde gestern Abend  im Erbacher Hof Mainz  im Beisein einer Studentengruppe aus Danzig der Öffentlichkeit vorgestellt.

polen-1-mittela-architekturMittelalterliche Architektur
in Polen
Romanische und gotische Baukunst
zwischen Oder und Weichsel
Christofer Herrmann, Dethard von Winterfeld (Hg.)
Mit Beiträgen von Udo Arnold, Christofer Herrmann,
Jaroslaw Jarzewicz, Alexander Konieczny, Jacek
Kowalski, Marek Ober, polen-2-mittela-architekturAndrzej Tomaszewski, Dethard
von Winterfeld
2 Bände, 24 x 30 cm, zusammen 1136 Seiten, 1609
Farbabbildungen, Hardcover
Band 1: 544 Seiten, 1017 Farbabbildungen
Band 2: 592 Seiten, 874 Farbabbildungen
ISBN 978-3-7319-0087-0
Euro (D) 99,00
CHF 114,00
Euro (A) 101,80

Auf einen Blick

Die Autoren des Buches haben in bemerkenswerter Fülle populäre und vielfach auch in Vergessenheit geratene Denkmäler  mittelalterlicher Baukunst im heutigen Polen erfasst, wissenschaftlich ausgewertet und stilistischen Landkarten zugeordnet und wissenschaftlich exakt, aber dennoch in leicht verständlicher Sprache, beschrieben. Ob die Baudenkmäler zwischen Oder und Weichsel stärker den Kernlandschaften Polens oder auch des vormals deutschen Kulturraums zuzuordnen oder Denkmäler mit doppelter Nationalität sind, spielte bei der wissenschaftlichen Kartierung keine Rolle. Hierdurch gelang es,  vorurteilsfrei die  im gesamten Raum vielfältige und einander durchdringende Phänomene der deutsch-polnischen Kulturbeziehungen jenseits nationaler Empfindlichkeiten authentisch zu präsentieren.

Den Autoren, allesamt namhafte Kunsthistoriker aus Deutschland und Polen  gelang  erstmals in deutscher Sprache eine umfassende Gesamtdarstellung der mittelalterlichen Architektur in den historischen Landschaften von Großpolen, Kleinpolen, Masowien, Schlesien, Hinterpommern/Neumark sowie des Deutschordensland Preußen.   Die mit aktuellen und hochwertigen Farbaufnahmen reich bebilderte Publikation dürfte für lange Zeit das absolute Standardwerk zur mittelalterlichen Architekturgeschichte  in Polen sein. Das Werk sollte in keiner privaten wie öffentlichen Bibliothek fehlen. Es eignet sich nicht nur für den fachlich versierten Leser, sondern ist auch eine hervorragende lehrreiche Lektüre für alle, die das heutige Polen baugeschichtlich in historischen Gesamtzusammenhängen seiner Epochen neu oder wiederentdecken möchten. (Diether Wolf  v. Goddenthow)

Inhaltsverzeichnis

Textausschnitt

„Die Errichtung von Gebäuden aus Stein kennzeichnet in der mittelalterlichen Geschichte der mittelosteuropäischen Länder den Übergang zur christlich-abendländischen Zivilisation. Das Vordringen des römischen Imperiums schob die Grenze des Steinbaus um die Zeitenwende von den Mittelmeerländern bis zu Rhein und Donau vor. Die Herrschaft der Karolinger verlegte diese Grenze im 9. Jahrhundert nach Osten bis zur Elbe, in die Stammesgebiete der Sachsen. Im 10. Jahrhundert hielt der Steinbau Einzug in die Länder des östlichen Mitteleuropa, zunächst nach Böhmen und Mähren, anschließend nach Polen. Diese Expansion stand in unmittelbarem Zusammenhang mit der Annahme des Christentums durch die herrschenden Eliten, in Polen vollzogen durch die Taufe Herzog Mieszkos I. im Jahr 966. Dabei handelte es sich um einen bewussten religiös und politisch motivierten Akt, der der jungen Dynastie der Piasten den Anschluss an das westliche Gesellschaftssystem ermöglichte. Gleichzeitig diente der Übertritt zum Christentum auch dem Machterhalt des entstehenden polnischen Reichs, das nun keine Kreuzzüge und Okkupationsversuche von Seiten der großen Nachbarn im Westen mehr zu befürchten hatte. Wie wichtig dieser Schritt für die Behauptung der eigenen Souveränität war, zeigt das Schicksal der Elbslawen, die sich der christlichen Religion noch lange versagten und in der Folge unter die Vorherrschaftder christlichen Nachbarländer gerieten (…) mehr.