Kategorie-Archiv: Landesmuseum Mainz

Landesmuseum Mainz mit Hybrid-Vortrag von Dr. Guido Faccani zu „Archäologie in St. Johannis …“ am 17.10.2023

St. Johannis (Archivbild) © Foto Diether von Goddenthow
St. Johannis (Archivbild) © Foto Diether von Goddenthow

Sie ist in vielerlei Hinsicht einzigartig – die Mainzer Johanniskirche, die nicht nur die älteste Kirche in Mainz ist, sondern in Deutschland auch eine der wenigen im Grund- und Aufriss zu großen Teilen erhaltenen spätottonischen Kathedralen mit frühmittelalterlichen und römischen Wurzeln. Seit 1828 ist die Johanniskirche eine evangelische Gemeinde. Und seit den spektakulären Ausgrabungen, die vor zehn Jahren begannen – ausgelöst durch Restaurierungsarbeiten rund um eine Heizungserneuerung –, ist St. Johannis nachweislich die alte Bischofskirche und damit der Alte Dom zu Mainz.

Als Experte für Kunstgeschichte und sakrale Bauten der Spätantike und des frühen Mittelalters wird Dr. Guido Faccani, der die wissenschaftliche Forschungsleitung in St. Johannis innehat, am 17. Oktober 2023 um 18 Uhr unter dem Motto „Archäologie in St. Johannis zum ersten, zum zweiten, und …? Rück-, Ein- und Ausblick“ im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) einen hochinteressanten Vortrag rund um St. Johannis halten.

Tatsächlich begann das außergewöhnliche Interesse der archäologischen und baugeschichtlichen Fachwelt, aber auch der Medien und nicht zuletzt der Mainzer Bevölkerung im Jahr 2013 mit den immer spektakulärer werdenden Ausgrabungen in St. Johannis. Doch bereits ab 2008 fanden im Rahmen der Außenrenovierung baugeschichtliche Analysen statt. Grund genug für Dr. Faccani, hier eine Zusammenschau der Ergebnisse zu präsentieren, die er mit einem Ausblick auf geplante Projekte abrundet.

Sein Vortrag mit dem Titel „Archäologie in St. Johannis zum ersten, zum zweiten, und …? Rück-, Ein- und Ausblick“ wird als Hybrid-Veranstaltung durchgeführt. Es besteht demnach die Möglichkeit, an dem Vortrag in Präsenz teilzunehmen oder ihm in digitaler Form zu folgen. Da die Zahl der Teilnehmenden begrenzt ist, wird um eine Anmeldung bis 16. Oktober, 12 Uhr, per E-Mail unter anmeldung@gdke.rlp.de gebeten, die Platzvergabe erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen. Der Zugangslink wird den Teilnehmenden nach Anmeldeschluss per E-Mail zugeschickt. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Landesmuseum Mainz
Große Bleiche 49-51
55116 Mainz
Telefon 0173-7161515
www.landesmuseum-mainz.de

20 Jahre Heiligtum für ISIS und Mater Magna in Mainzer Römerpassage

Der Vorsitzende der Initiative Römisches Mainz (IRM), Prof. Dr. Christian Vahl eröffnete die feierliche Abendveranstaltung "20 Jahre Heiligtum für ISIS und Mater Magna" in der Mainzer Römerpassage und begrüßte zahlreiche Ehrengäste, darunter etliche Protagonisten der Stunde wie Kurt Beck, Ministerpräsident a.D., Dr. Gerd Rupprecht als damals verantwortlicher Landesarchäologe, Gerd Krämmer, den Gründungsvorsitzenden der IRM, Inke Ried-Neumann, Prof. Dr. Jürgen Blänsdorf, Bernd Funke, Dr. Marion Witteyer, ehemalige Leiterin der Direktion, Landesarchäologie Außenstelle Mainz und viele andere. © Foto Diether von Goddenthow
Der Vorsitzende der Initiative Römisches Mainz (IRM), Prof. Dr. Christian Vahl eröffnete die feierliche Abendveranstaltung „20 Jahre Heiligtum für ISIS und Mater Magna“ in der Mainzer Römerpassage und begrüßte zahlreiche Ehrengäste, darunter etliche Protagonisten der Stunde wie Kurt Beck, Ministerpräsident a.D., Dr. Gerd Rupprecht als damals verantwortlicher Landesarchäologe, Gerd Krämmer, den Gründungsvorsitzenden der IRM, Inke Ried-Neumann, Prof. Dr. Jürgen Blänsdorf, Bernd Funke, Dr. Marion Witteyer, ehemalige Leiterin der Direktion, Landesarchäologie Außenstelle Mainz und viele andere. © Foto Diether von Goddenthow

Am 1. und 2. September hatte die Initiative Römisches Mainz e. V. (IRM) einiges zu feiern. In der Römerpassage trafen sich Mitglieder, langjährige Mitstreiter und Wegbereiter, um die Ereignisse rund um die Eröffnung des bei den Bauarbeiten zur heutigen Einkaufspassage entdeckten Heiligtums für die Göttinnen Isis und Mater Magna vor 20 Jahren Revue passieren zu lassen.

Dipl. Musiker Hagen Pätzhold,  Musikwissenschaftler für experimentelle Musikarchäologie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst der Goethe-Uni Frankfurt,  ließ original nachgebaute römische Instrumente wieder aufleben, darunter das pompejianische Cornu, (r.), die Tuba, Nachbau eines Fundes aus der Nähe von Orleans, u. die römische Kithara, einer Vorgängerin unserer heutigen Gitarre. © Foto/Text Heike von Goddenthow
Dipl. Musiker Hagen Pätzhold, Musikwissenschaftler für experimentelle Musikarchäologie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst der Goethe-Uni Frankfurt, ließ original nachgebaute römische Instrumente wieder aufleben, darunter das pompejianische Cornu, (r.), die Tuba, Nachbau eines Fundes aus der Nähe von Orleans, u. die römische Kithara, einer Vorgängerin unserer heutigen Gitarre. © Foto/Text Heike von Goddenthow

Professor Christian Vahl, seit Oktober 2020 Vorsitzender der IRM, begrüßt am Freitagabend die Gäste. Zuvor hatte Hagen Pätzold, Musikwissenschaftler an der Goethe-Universität Frankfurt eine kurze musikalische Einstimmung gegeben. Pätzold lockert die Wortbeiträge des Abends immer wieder mit fachkundigen Erklärungen zu den von ihm verwendeten Nachbauten antiker Musikinstrumente wie der Tuba oder der Kithara auf, stellt sich als experimenteller Musikarchäologe vor und gibt an diesem Abend selbstverständlich auch zahlreiche kurze musikalische Kostproben.

Kurt Beck, Ministerpräsidenta.D. erinnerte sich in seinem Grußwort noch an die Anfänge der Rettung des Heiligtums für Isis und Mater Magna. Auch seinem Engagement als Ministerpräsident ist die Bewahrung des römischen Heiligtums zu verdanken. © Foto Diether von Goddenthow
Kurt Beck, Ministerpräsidenta.D. erinnerte sich in seinem Grußwort noch an die Anfänge der Rettung des Heiligtums für Isis und Mater Magna. Auch seinem Engagement als Ministerpräsident ist die Bewahrung des römischen Heiligtums zu verdanken. © Foto Diether von Goddenthow

Kurt Beck, Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz a. D., richtet ein Grußwort an die Gäste, schildert, mit wie viel Engagement sich die damaligen Protagonisten der IRM an ihn wandten und für den Erhalt des Heiligtums aus dem 1. Jh. n. Chr. stritten. Untermauert wurde die Forderung mit 10.000 Unterschriften Mainzer Bürgerinnen und Bürger. Nach den ursprünglichen Planungen hätte die archäologische Fundstätte nach 17 Monaten Grabungs- und Kartierungsarbeiten unter dem neuen Einkaufszentrum verschwinden und damit unwiederbringlich zerstört werden sollen. Aber auch Beck selbst habe den Wert des Fundes, übrigens des einzigen derartigen Doppelheiligtums für Isis und Mater Magna nördlich der Alpen, erkannt. Er setzte sich schließlich für dessen Erhalt am Fundort ein und ebnete den Weg für eine Ko-Finanzierung von Stadt und Land. Um das Fundament der neuen Einkaufspassage wie geplant errichten zu können, musste das Heiligtum lediglich um etwa fünf Meter versetzt werden.

Marianne Grosse, Mainzer Dezernentin für Bauen, Denkmalpflege und Kultur. © Foto Diether von Goddenthow
Marianne Grosse, Mainzer Dezernentin für Bauen, Denkmalpflege und Kultur. © Foto Diether von Goddenthow

Kulturdezernentin Marianne Grosse machte darauf aufmerksam, dass bei jeder Bauaktivität in Mainz etwas Römisches zutage trete, und hob hervor, wie der kulturelle Wert des der ägyptischen Göttin Isis und der orientalischen Gottheit Mater Magna geweihten Tempels bis in die heutige Zeit nachwirke.

Weitere Details erfuhren die Anwesenden beim Festakt der Initiative Römisches Mainz zum 20-jährigen Bestehen des Isis-Heiligtums in der Mainzer Römerpassage von Dr. Gerd Rupprecht, dem die damaligen Grabungen leitenden Landesarchäologen, und Gerd Krämmer, dem Gründungsvorsitzenden der IRM. Bernd Funke, der die Arbeit der Mainzer Archäologie seit über dreißig Jahren publizistisch begleitet und seit Gründung der IRM im Jahre 2000 Mitglied des Vorstands ist, moderierte das Gespräch fachkundig.

(v.li.) Bei einem Talk, moderiert von Bernd Funke,  Journalist und Gründungsmitglied der IRM. plauderten Dr. Gerd Rupprecht, als damals verantwortlicher Landesarchäologe und Gerd Krämmer, der Gründungsvorsitzende der IRM, aus dem "Nähkästen", wie es ihnen und ihren Mitstreitern gelang den ISIS-Fund damals vor 20 Jahren vor den "Baggern" zu retten, unter anderem mit 10 000 Unterschriften an den damaligen OB Beutel. © Foto /Text Diether von Goddenthow
(v.li.) Bei einem Talk, moderiert von Bernd Funke, Journalist und Gründungsmitglied der IRM. plauderten Dr. Gerd Rupprecht, als damals verantwortlicher Landesarchäologe und Gerd Krämmer, der Gründungsvorsitzende der IRM, aus dem „Nähkästen“, wie es ihnen und ihren Mitstreitern gelang den ISIS-Fund damals vor 20 Jahren vor den „Baggern“ zu retten, unter anderem mit 10 000 Unterschriften an den damaligen OB Beutel. © Foto Diether von Goddenthow

Es sei ein großer Glücksfall gewesen, dass das enorme bürgerschaftliche Engagement vor mehr als 20 Jahren die politisch Verantwortlichen vom Erhalt dieser archäologischen Stätte überzeugen konnte. Zu den Fundstücken zählen nicht nur die den Göttinnen gewidmeten Altäre, steinerne Inschriften, Bronzefiguren, Münzen und Öllämpchen, sondern auch Tonfiguren mit Voodoocharakter sowie ein Konvolut von Bleitäfelchen, die mit Bitten an die Gottheiten und vor allem auch Verwünschungen gegen oft auch namentlich genannte Mitmenschen versehen, um Hühnerknochen gewickelt wurden. Die Täfelchen waren anschließend dem Feuer übergeben worden und fanden sich in den ergrabenen Brandstätten wieder. Die meist bösen Worte, vergleichbar mit heutiger Hate Speech im Internet, konnten von Archäologen, unterstützt durch den Professor für Klassische Philologie Dr. Jürgen Blänsdorf, entziffert werden und erfreuen sich bei den heutigen Besuchern des Tempels großer Beliebtheit.

Prof. Dr. Christian Vahl erwähnte, dass das Heiligtum seit seiner Eröffnung bereits mehr als 700.000 Besucher hatte. Heute sei es mehr als eine römische Attraktion und auch mehr als ein besonderer musealer Raum. „Es ist zugleich ein Symbol für die Tatkraft der Mainzer Bürgerschaft und damit auch eine Verpflichtung, die uns in die Zukunft führt. Kulturelles Erbe ist eine dauerhafte Aufgabe, damit wir das Konzept der Römerstadt Mogontiacum angesichts des herausragenden historischen Erbes der Stadt Mainz auch bei zukünftigen Funden nicht aus den Augen verlieren“, so der Vorsitzende der IRM mit Blick auf die Zukunft.

Im Rahmen der Feierlichkeiten ehrte der IRM-Vorsitzende  Kurt Beck, Inke Ried-Neumann, Prof. Dr. Jürgen Blänsdorf, Bernd Funke und Uwe Abel mit der Drusus-Medaille, der höchsten Auszeichnung der IRM. Bild: Prof. Dr. Christian Vahl überreicht Kurt Beck, Ministerpräsident a.D. die Drususmedaille.© Foto /Text Diether von Goddenthow
Im Rahmen der Feierlichkeiten ehrte der IRM-Vorsitzende Kurt Beck, Inke Ried-Neumann, Prof. Dr. Jürgen Blänsdorf, Bernd Funke und Uwe Abel mit der Drusus-Medaille, der höchsten Auszeichnung der IRM. Bild: Prof. Dr. Christian Vahl überreicht Kurt Beck, Ministerpräsident a.D. die Drususmedaille.© Foto Diether von Goddenthow

Im Rahmen der Feierlichkeiten wurden Kurt Beck, Inke Ried-Neumann, Prof. Dr. Jürgen Blänsdorf, Bernd Funke sowie Uwe Abel, der durch Peter Jost vertreten wurde, durch den IRM-Vorsitzenden Prof. Vahl mit der Drusus-Medaille der IRM ausgezeichnet.

Einen würdigen Abschluss fand der Abend mit römischen Speisen und Getränken des Weinguts Historic aus Dexheim.

Isis Heiligtum © IRM
Isis Heiligtum © IRM

Am Samstag stand das Heiligtum, das übrigens immer montags bis samstags von 11 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt besucht werden kann, im Mittelpunkt zweier Führungen, Mitglieder der IRM gaben ihr Expertenwissen an Interessierte weiter, und eine Diapräsentation informierte über die Grabung der Jahre 1999 bis 2001. Zusammengestellt hatten die Präsentation das Team der Generaldirektion Kulturelles Erbe, die ehemalige Leiterin der Direktion, Dr. Marion Witteyer, und ihre Nachfolgerin Dr. Stephanie Metz. Der Besuch des Isis-Heiligtums ist jederzeit sehr zu empfehlen, und die Initiative Römisches Mainz e. V. freut sich über neue Mitglieder und Spenden, die eingesetzt werden, um das Römische Mainz sichtbar und erlebbar zu machen sowie das Interesse und Engagement für die Geschichte der Stadt und der Region zu wecken.

(Jutta Ziegler/Rhein-Main.Eurokunst)

Weitere Informationen zur Initiative Römisches Mainz e.V.

Druckgraphiken des Barock in großer Sonderausstellung im Landesmuseum Mainz

Mit einer einzigartigen Sonderausstellung unter dem Titel „Die Freiheit der Linie – Callot, Della Bella, Castiglione und die Radierung im 17. Jahrhundert“ präsentiert das Landesmuseum Mainz vom 9. September 2023 bis 3. Dezember 2023 seine umfangreichen Bestände barocker Druckgraphiken. Innenstaatssekretärin Simone Schneider hat die Ausstellung gemeinsam mit der Generaldirektorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe, Dr. Heike Otto, der Leiterin des Landesmuseums, Dr. Birgit Heide, und der Kuratorin der Ausstellung, Dr. Maria Aresin, vorgestellt.

„Es freut mich außerordentlich, dass diese herausragenden Schätze des Landesmuseums Mainz nun erstmals in so umfassender und ihrer Bedeutung angemessener Form dem Publikum präsentiert werden können. Das Besondere dieser Ausstellung ist neben ihrer künstlerischen Qualität, dass der Grundstock der Graphischen Sammlung im 19. Jahrhundert durch Stiftungen der Mainzerinnen und Mainzer an ihr Museum gelegt wurde“, sagte Staatssekretärin Simone Schneider aus dem für das kulturelle Erbe zuständigen Innenministerium.

Im Zentrum der Ausstellung stehen die Werke dreier Künstler, die sich in der Radiertechnik besonders hervorgetan haben. Der französische Künstler Jacques Callot (1592 – 1635), der eine eigene Radiernadel erfand und als Meister des barocken „Wimmelbildes“ galt, sowie die Italiener Stefano della Bella (1610 – 1664) der dafür bekannt war, seine schnellen Skizzen direkt zu radieren ohne sie vorzuzeichnen, und Giovanni Benedetto Castiglione (1609 – 1664), der Meister der Zick-Zack-Linie, dessen dichte Liniengeflechte den Werken seines Vorbilds Rembrandt in nichts nachstehen.

„Die Arbeiten dieser drei Radierer werden in der Ausstellung mit Werken ihrer Zeitgenossen und Vorgänger, von Hieronymus Hopfer über Federico Barocci bis Rembrandt, verglichen und die Radiertechnik anschaulich erläutert“, so die Generaldirektorin der GDKE, Dr. Heike Otto. Die Radierung, deren Ursprünge als Tiefdrucktechnik am Beginn des 16. Jahrhunderts liegen, entfaltete ihre volle Pracht nach einer Verfeinerung und Weiterentwicklung der Möglichkeiten ihrer Umsetzung in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Die Ausstellung unterstreicht die Bedeutung der Radiertechnik im 17. Jahrhundert und gewährt spannende Einblicke in die Arbeitsprozesse und die detailreiche Ästhetik der barocken Druckgraphik. „Neben den umfangreichen Beständen zur barocken Druckgraphik aus der Graphischen Sammlung des Mainzer Landesmuseums wird die Ausstellung durch eine Reihe hochrangiger Leihgaben aus anderen Museen ergänzt“, so die Direktorin des Landesmuseums Mainz, Dr. Birgit Heide, die sich zugleich für die Unterstützung zahlreicher Kolleginnen und Kollegen, bei Leihgeberinnen und Leihgebern und vor allem Sponsorinnen und Sponsoren bedankte.

Die Radierung sei zunächst noch von berühmten Stechern wie Dürer als eine dem Kupferstich unterlegene Technik verworfen worden. „Ihren wenngleich späten Erfolg verdankt die Radiertechnik der Freiheit der Linie. Anders als in der mühsamen Manier des Kupferstichs, bei dem die Linien mit einem Grabstichel kraftvoll in die Metallplatte getrieben werden müssen, kann die Hand die Zeichnung des Künstlers auf der mit Wachs überzogenen Radierplatte spielerisch leicht umsetzen“, so die Kuratorin und ehemalige Leiterin der Graphischen Sammlung Dr. Maria Aresin.

Die Ausstellung „Die Freiheit der Linie – Callot, Della Bella, Castiglione und die Radierung im 17. Jahrhundert“ wird von einem vielfältigen museumspädagogischen Programm begleitet, dass sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene aller Altersklassen sowie an Schulen richtet. Ein Drucklabor für eigene Druckversuche steht im Ausstellungsbereich vor allem am Wochenende zur Verfügung und lädt zum Ausprobieren verschiedener Drucktechniken durch Jung und Alt ein.

Neben der praktischen Auseinandersetzung mit der Radierung bietet das Landesmuseum auch eine Reihe an Führungen durch die Ausstellung sowie einen Abendvortrag durch einen der führenden Experten für Drucktechniken an. Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog.

(Michael Bonewitz)

Die Initiative Römisches Mainz (IRM) lädt am 20.07. zum Sommerfest ins Mainzer Landesmuseum – über sensationelle Funde u. Frauen in der Antike u. „den männlichen Blick“

Mit zwei hochinteressanten Vorträgen und viel Unterhaltung lädt die Initiative Römisches Mainz (IRM) zum diesjährigen Sommerfest am 20. Juli 2023 um 19 Uhr in den beschaulichen Innenhof des Landesmuseums Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE). Eröffnet wird das IRM-Sommerfest mit je einem Grußwort des rheinland-pfälzischen Innenministers Michael Ebling und der GDKE-Landesarchäologin der Außenstelle Mainz, Stephanie Metz.

Eigens aus Köln angereist wird Prof. Dr. Heinz Günter Horn, Provinzialrömischer Archäologe, über sensationelle Funde in einem Kölner Römergrab berichten und darüber, wie die Stadt Köln erkannte, daraus eine touristische Attraktion zu machen. Horn hat enge Beziehungen zu Mainzer Persönlichkeiten, so arbeitete er nicht nur mit dem ehemaligen Landesarchäologen Dr. Gerd Rupprecht zusammen, sondern war auch Lehrmeister der Generaldirektorin der GDKE, Dr. Heike Otto, wie auch der Generaldirektorin des LEIZA, Prof. Dr. Alexandra Busch.

„Frauen in der Antike und der männliche Blick
Der Schlussvortrag des IRM-Sommerfests beschäftigt sich mit „Frauen in der Antike und der männliche Blick“, ein Thema das lange tabuisiert war. „Der Begriff „the male gaze“ (der männliche Blick), der derzeit so viele Debatten beherrscht, wurde bereits 1975 entwickelt“, erklärt der IRM-Vorsitzende Prof. Christian Vahl, „inzwischen ist das Thema auch in der modernen Archäologie angekommen und man kann an diesem Beispiel tatsächlich unendlich viel über Rezeptionsästhetik lernen und vor allem darüber, dass manche Themen, die uns heute beschäftigen in der Antike bereits angelegt sind bis hin zu gelungenen und weniger gelungenen Lösungsansätzen.“

Während des Sommerfestes spielt das Trio Aeterna, die musikalische Band der Unsichtbaren Römergarde, dazu lädt die IRM alle interessierten Mainzer Bürgerinnen und Bürger zum Dialog ein, um die aktuellen Projekte der IRM näher kennenzulernen. Die Weine hat das Mainzer Weingut Fleischer zur Verfügung gestellt, unterstützt wird das Sommerfest vom Rotary Club Mainz. Es wird kein Eintritt erhoben, allerdings wird zur besseren Planung eine Anmeldung unter taberna@roemisches-mainz.de erbeten.

Mainzer Römertage in der Römerpassage und im Landesmuseum Mainz am 8. und 9. Juli 2023

© Stadt Mainz
© Stadt Mainz

(skh) Unterhaltung für alle Generationen mit Führungen und Familienangeboten, Wissenswertem und Musik am 8. und 9. Juli 2023 in der Mainzer Innenstadt

Abwechslungsreiche Angebote für jedes Alter stehen auf dem Programm, wenn am zweiten Juliwochenende die zweiten Mainzer Römertage stattfinden. Feierlich eröffnet wird die Veranstaltung am Samstag, den 8. Juli 2023, um 10 Uhr an der Römerpassage.

Dort und im Landesmuseum Mainz können sich die Gäste auf Zeitreisen begeben: Wie hat man zu römischer Zeit gelebt? Lehrreich und lustig geht es zu bei Kostümführungen, Rundgängen im Isis- und Magna Mater-Heiligtum und Informationen aus dem Streitwagen. Auch bei Lesungen und Vorträgen gibt es einiges über Archäologie und Geschichte zu erfahren. Informationen rund um die Römerzeit kombiniert das Trio Aeterna mit Musik.

Mitmachstationen rund um die Römerpassage laden am Samstag zum Ausprobieren ein. Zudem werden römische Köstlichkeiten angeboten. Im Landesmuseum Mainz starten am Samstag drei Kurzführungen (um 11, 13 und 15 Uhr) zu Highlights aus dem römischen Mainz, am Sonntag um 14 Uhr steht eine Führung mit „Römerin Aurelia“ auf dem Programm. Jeweils am Samstag und Sonntag gibt es im Landesmuseum von 11 bis 16 Uhr römische Spiel- und Bastelangebote.

Mit haupt- und ehrenamtlichem Engagement wird die Veranstaltung vorbereitet von der Initiative Römisches Mainz (IRM), der Römerpassage, dem Landesmuseum Mainz, der Landeshauptstadt Mainz und weiteren Partnern, zu denen auch die Unsichtbare Römergarde gehört. Die Angebote in der Römerpassage sind kostenfrei, Spenden zugunsten der IRM sind willkommen. Für die Veranstaltungen im Landesmuseum Mainz fällt der reguläre Museumseintritt an.
Das Programm wird ab 15. Juni im mainz STORE, in den Stadthäusern, den Ortsverwaltungen, in Museen und an weiteren öffentlichen Stellen ausliegen. Als pdf-Datei zum Herunterladen kann das Programm abgerufen werden auf www.mainz.de/roemertage

Das römische Mainz sichtbar und erlebbar zu machen und seine Bedeutung ins Bewusstsein zu rücken ist das Ziel der Initiative Römisches Mainz (IRM). Gegründet wurde diese im Jahr 2000 als Förderverein mit der satzungsgemäßen Aufgabe, Kultur- und Besichtigungs-Programme „Römisches Mainz“ zu initiieren und Erlebnistage gestalten. Seit 2020 führt Prof. Dr. Christian Vahl die IRM. Deren Geschäftsstelle ist das Informationszentrum „Taberna archaeologica“ in der Einkaufsmeile Römerpassage. Dort, im Untergeschoss des Einkaufszentrums, befindet sich der Eingang zu den Überresten des ehemaligen Heiligtums der Göttinnen Isis und Mater Magna.

Das Landesmuseum Mainz in der Großen Bleiche ist das kulturhistorische Museum in Rheinland-Pfalz. Es beherbergt eine der bedeutendsten kulturgeschichtlichen Sammlungen des Landes und steht für vielfältige kulturelle Veranstaltungen offen. Weit über die Region hinaus bekannt ist das Landesmuseum Mainz für seine umfangreiche Sammlung römischer Grab- und Weihesteine, von denen eine prägnante Auswahl in der ehemaligen barocken Reithalle, der heutigen Steinhalle, zu sehen ist.

Die Römerpassage ist ein modernes Einkaufszentrum, gebaut auf historischem Fundament. 2003 eröffnet, verfügt sie mit seinem Mixed-Use-Ansatz über eine Handelsfläche von rund 10.000 m². Auf drei Etagen bietet die Römerpassage einen Mix aus Einzelhandel, Dienstleistung und Gastronomie. Die Römerpassage dient als Verbindungsglied zwischen dem Haupteinkaufsboulevard, der Stadthausstraße und dem Mainzer Hauptbahnhof, und nimmt damit eine wichtige Funktion für den Einzelhandel ein.

Mainzer Museumsnacht 2023 lockt bei herrlichem Wetter Tausende Kulturschwärmer in Galerien und Museen

Ein Magnet der Mainzer Museumsnacht 2023 war der Druckerladen des Gutenberg-Museums. Hier konnte, wer wollte, erste Druckversuche wagen, und durfte, wie hier auf dem Bild zu sehen, sein eigenes Kunstwerk mit nach Hause nehmen.  © Foto Diether von Goddenthow
Ein Magnet der Mainzer Museumsnacht 2023 war der Druckerladen des Gutenberg-Museums. Hier konnte, wer wollte, erste Druckversuche wagen, und durfte, wie hier auf dem Bild zu sehen, sein eigenes Kunstwerk mit nach Hause nehmen.
© Foto Diether von Goddenthow

„Wie fängt man es am geschicktesten an, um in 7 Stunden aus der Angebotsfülle von über 36 Museen, Galerien und Ausstellungsorten möglichst viel „mitzunehmen“?, fragten sich Tausende Kulturschwärmer bei der Mainzer Museumsnacht am 3./4. Juni 2023 angesichts der Angebotsfülle. Alles war nicht zu schaffen, nicht einmal, überall mal kurz reinzuschauen. Aber um Vollständigkeit ging es auch nicht: Die Mainzer Museumsnacht soll vielmehr Appetit auf mehr machen, dazu einladen, wiederzukommen. Sie möchte vor allem auch Besuchergruppen und junge Menschen ansprechen, die eher nicht zu den typischen Museums- und Galerie-Besuchern zählen, ihnen auf lockere Art und Weise Gelegenheit geben, in Kunst- und Museums-Atmosphären hinein zu schnuppern und vielleicht Gefallen daran zu finden, beziehungsweise für sich Gewünschtes auszuwählen.

Impression der Mainzer Museumsnacht. "Trotz der pandemiebedingten Pause bleibt sich die Mainzer Museumsnacht treu und bringt von großen Museen und kleinen Galerien über Kunstvereine und Künstler:innen Ateliers bis hin zu temporären Pop-Up Projekten unterschiedliche Orte und Formate der Bildenden Kunst für einige Stunden zusammen. Während der Museumsnacht bieten sie erneut ein außergewöhnliches, spannendes und definitiv sehenswertes Programm für Kunst und Kulturbegeisterte jeden Alters." (Programmheft). © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Mainzer Museumsnacht. „Trotz der pandemiebedingten Pause bleibt sich die Mainzer Museumsnacht treu und bringt von großen Museen und kleinen Galerien über Kunstvereine und Künstler:innen Ateliers bis hin zu temporären Pop-Up Projekten unterschiedliche Orte und Formate der Bildenden Kunst für einige Stunden zusammen. Während der Museumsnacht bieten sie erneut ein außergewöhnliches, spannendes und definitiv sehenswertes Programm für Kunst und Kulturbegeisterte jeden Alters.“ (Programmheft). © Foto Diether von Goddenthow

Wer wollte, konnte   von 18 Uhr bis 1 Uhr morgens ins kreative Universum der Domstadt eintauchen, ganz unterschiedliche Kunst-Richtungen und Kulturformate kennenlernen, Artefakte aus 400 Mio. Jahren vor unserer Zeit bis heute erleben, an (Ein-)Führungen, Vorträgen und Musikdarbietungen (von mittelterlicher bis Techno-Musik) und an Events teilnehmen, Leute treffen, mit anderen ins Gespräch kommen, Weine der Region kosten und tanzen. Ab 1 Uhr hatte das Landesmuseum Mainz bis 4 Uhr morgens zur großen Abschluss-Fete geladen.

Aus dem deutsch-jüdischem Liederbuch mit Capella Antiqua Bambergensis

Capella Antiqua Bambergensis mit Andreas, Anke, Nina, Thomas und Wolfgang Spindler u. rechts Dr. Thomas Sparr. © Foto Heike von Goddenthow
Capella Antiqua Bambergensis mit Andreas, Anke, Nina, Thomas und Wolfgang Spindler u. rechts Dr. Thomas Sparr. © Foto Heike von Goddenthow

Wo die Nacht früh morgens für manchen endete, hatte sie für viele Kultur-Eulen um 18.00 Uhr begonnen, und zwar mit einer ganz außergewöhnlichen musikalischen Überraschung. sozusagen zum Auftakt durch die Capella Antiqua Bambergensis in der Großen Steinhalle im Mainzer Landesmuseum: Auf historischen Instrumenten spielte die Gruppe den Liederzyklus „Vom Sommer, vom Herbst zum Winter des Jahrhunderts“ mit Werken aus dem 12. bis 20.Jhd., entnommen dem erst kürzlich in der Jerusalemer Nationalbibliothek entdeckten deutsch-Jüdischen Liederbuch von 1912.

Dr. Thomas Sparr, Autor u. Literaturwissenschaftler, früherer Geschäftsführer im Suhrkamp-Verlag. © Foto Diether von Goddenthow
Dr. Thomas Sparr, Autor u. Literaturwissenschaftler, früherer Geschäftsführer im Suhrkamp-Verlag. © Foto Diether von Goddenthow

Dieses in der Musikwissenschaft nahezu unbekannte Liederbuch war ein Sensationsfund, als es 2019 in der Israelischen Nationalbibliothek wiedergefunden wurde. Es ist weltweit einzigartig. Es enthält eine Sammlung der beliebtesten hebräischen und deutschen Lieder, faszinierende Melodien aus mehr als 800 Jahren, so Dr. Thomas Sparr, Sprecher und Autor zur Einführung. Das Buch sei 1912 von dem jüdischen Mäzen und Unternehmer Dr. James Simon und dem Kantor Zvi Idelsohn herausgegeben worden. Es zeuge vom fruchtbaren Ineinander jüdischer und deutscher Musik in der „Belle Epoque“ deutsch-jüdischer Gemeinsamkeit, einer Zeit der Erfindungen, des Fortschritts in Wissenschaft und Technik in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg in Deutschland wie in Europa, einer Zeit die ebenso von einer großartigen Literatur, dem Theater, der Kunst wie Musik geprägt war, so Dr. Sparr. Dieses Liederbuch konnte auch im Musikunterricht in Kindergärten, Volks- und höheren Schulen in Palästina, Deutschland und in der Diaspora eingesetzt werden.

Nina Spindler Capella Antiqua Bambergensis. © Foto Diether von Goddenthow
Nina Spindler Capella Antiqua Bambergensis. © Foto Diether von Goddenthow

Das deutsch-Jüdischen Liederbuchs von 1912, jetzt vom Mainzer Schott-Verlag neu herausgegeben, wird auch Eingang finden in die digitale Bibliothek und Wissensplattform „Arche Musica“, dem Kern des deutsch-israelischen Forschungs- und Bildungsprojekts „Projekt 2025 – Arche Musica“. Dabei „handelt sich um eine musikalische Erinnerung , vergleichbar mit der „Arche Noah“. Ihre Aufgabe ist es, die fast vergessenen Kompositionen und Musikstücke aus der Zeit der jüdischen Emanzipation und des Holocaust, den Jahren 1890 – 1945, zu bewahren, zu digitalisieren und diese Manuskripte und Musikstücke einem möglichst breiten Personenkreis zugänglich zu machen.“ (https://www.arche-musica.org/)

Die weitere Tour durch die Mainzer Museumsnacht

Impression der Ausstellung "Whats Is It Like to Be a Bat?" Kunsthalle Mainz  © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Ausstellung „Whats Is It Like to Be a Bat?“ Kunsthalle Mainz © Foto Diether von Goddenthow

Je nach individuell gewähltem Parcours, gelangte man beispielsweise vom Landesmuseum zur Schaufensterausstellung des „Künstlerkollektivs Vitrine“, dort vorbei zum das Naturhistorischen Museum mit Artefakten von vor 400 Millionen Jahren vor unserer Zeit bis heute,  mit Info-Ständen (Kräuter- u. Duftpflanzen, Präparationsexkurs etc.), Musik, Cocktailbar usw. Vor dort zum Landtag Rheinland-Pfalz (Ausstellungen, Führungen, Referate über die Arbeit von Parlament, mit Musik u. Gastronomie). Buslinie 70 brachte Besucher zur Kunsthalle Mainz (Begleitprogramme zu aktuellen Ausstellungen). Anschließend mit einem Turn durch die neue Zollhafen-City zur Hafen-Galerie. Oder, stattdessen einen 15minütigen Marsch zur Emde-Gallery („Heart of Darkness“ Thomas Wunsch) in der Richard-Wagnerstraße. Mit Bus 62 vom Bismarck-Platz zurück zum Höfchen: Entweder von dort einen Katzensprung entfernt, kam man zur „Mainzer Kunstgalerie“ von Prof. Vahl ( Fotoausstellung von Kristina Schäfer). Dann in Richtung Süd ging es zum LEIZA (Leibniz-Zentrum für Archäologie mit Begleitprogramm u. Führungen). Von dort einen Abstecher zur Zitadelle mit Mainzer Garnisonsmuseum, Stadthistorischen Museum und Kulturei.

Dr. Winfried Wilhelmy. Direktor des Dommuseums führt eine Besuchergruppe fachkundig durch die  Ausstellung von Bonifatius zum Naumburger Baumeister in der Gewölbehalle.© Foto Diether von Goddenthow
Dr. Winfried Wilhelmy. Direktor des Dommuseums führt eine Besuchergruppe fachkundig durch die Ausstellung von Bonifatius zum Naumburger Baumeister in der Gewölbehalle.© Foto Diether von Goddenthow

Oder vom Höfchen in die andere Richtung, erreicht man rasch das Bischöfliche Dom- und Diözesan-Museum mit Meisterwerken aus 1000 Jahren, Musik, Führungen, Wein und Tapas. Visavis: das Gutenberg-Museum (Drucktechnik u. Shape of Colour von Veronika Weingärtner), Popmusik, Foodtruck. Nebenan: der Druckerladen, völlig umringt, unter anderem mit der Möglichkeit für junge Besucher, sich in Linoldrucktechnik zu üben.

Impression aus dem Zentrum für Baukultur. Architektur-Studenten der Hochschule Mainz präsentieren ihre Werkschau. © Foto Diether von Goddenthow
Impression aus dem Zentrum für Baukultur. Architektur-Studenten der Hochschule Mainz präsentieren ihre Werkschau. © Foto Diether von Goddenthow

Das nahegelegene Zentrum für Baukultur zeigt noch bis 16.06. die Werkschau der Fachschaft Architektur der Hochschule Mainz. Und im benachbarten Kunstverein im Eisenturm e.V. konnten Franziska Rutishauser bekannten Anthropa-Stein-Werke (aus unterschiedlich farbigen Sanden erstellte Werke), betrachtet werden.

Aber es gab noch so viel mehr zu sehen an  diesem Abend, in dieser herrlichen Mainzer Nacht der Museen, so dass begeisterte  Nachtschwärmer  bekundeten, bei der kommenden 13. Mainzer Museumsnacht 2025 überall dorthin zu gehen, wo sie dieses Mal nicht waren. Diese findet  turnusgemäß am Wochenende nach Pfingsten 2025 statt .

(Diether von Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

 

12. Mainzer Museumsnacht am 3. Juni 2023 von 18.00 bis 1.00 Uhr

© Landeshauptstadt Mainz /die Basis
© Landeshauptstadt Mainz /die Basis

Nach drei Corona-Jahren unfreiwilliger Abstinenz ist die Mainzer Museumsnacht wieder da: Am Samstag, 03. Juni 2023, öffnen 37 Mainzer Museen, Galerien, Institutionen und freie Kulturinitiativen von 18.00 bis 1,00 Uhr ihre Türen zur 12. Mainzer Museumsnacht. Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre werden erneut mehrere Tausend Besucher und Besucherinnen zu diesem nächtlichen Kulturereignis erwartet.

Folgende Museen, Galerien und Kultureinrichtungen werden zur

Naturhistorisches Museum Mainz © Foto Diether von Goddenthow
Naturhistorisches Museum Mainz © Foto Diether von Goddenthow
  • Mainzer Museumsnacht ihre Türen öffnen:
  • Alter Dom St. Johannis
  • Alte Patrone, Atelier Jutta Salomon
  • Atelier Hafenstraße
  • Ateliergemeinschaft Stiftsstraße
  • Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum
  • CinéMayence und Institut français Mainz
  • Deutsches Kabarettarchiv
  • Die VITRINE Galerie
  • Emde Gallery
  • Erlesenes & Büchergilde
  • Fotoclub Mainz e. V. im Haus der Jugend
  • Galerie und Atelier Rousin
  • Gutenberg-Museum und Druckladen
  • Haus Burgund
  • Isis- und Mater Magna-Heiligtum
  • Die Kulturei
  • Kunsthalle Mainz
  • Künstlerkollektiv VITRINE
  • Kunstverein Eisenturm Mainz e. V.
  • Landesmuseum Mainz
  • Landtag Rheinland-Pfalz
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Abschluss-Party –  von 1 bis 4 Uhr im Landesmuseum Mainz  

12. Mainzer Museumsnacht  © Foto Diether von Goddenthow
12. Mainzer Museumsnacht © Foto Diether von Goddenthow

Wenn die Orte der Kunst um 1 Uhr ihre Türen schließen, ist die Mainzer Museumsnacht noch nicht vorbei: Dann sind alle Besucher und Besucherinnen herzlich eingeladen, nach dem Kunstgenuss in den Rest der Nacht hineinzutanzen. Im Landesmuseum – bei gutem Wetter in dessen Innenhof – möchten die Künstler, die teilnehmenden Institutionen und das Museumsnacht-Team den Abend mit Ihnen gemeinsam ausklingen lassen. Für Stimmung und tanzbare Rhythmen wird das DJ-Duo FEIERLAND sorgen: Maximilian Bauer aka Shamwey und Maximilian Diehl aka Maximumbeatz bespielen seit über 15 Jahren als DJs Parties im ganzen Land.

Weitere Informationen über Museumsnacht Mainz

Alte Museums-Artefakte inspirieren zu neuer Kunst und werden dabei selbst wieder lebendig – Kunst trifft Archäologie im Mainzer Landesmuseum

Mit diesem Ausstellungsprojekt LIKE A VIRGIN – touched für the very first time – Kunst trifft Archäologie“ vom 21. April bis 18. Juni 2023 im Mainzer Landesmuseum kommt es erstmals zu einem Experiment zwischen der Archäologischen Abteilung des Landesmuseums und der Kunsthochschule Mainz.  Bild: Professorin Sabine Groß, Leiterin der Klasse für Bildhauerei, erläutert mit Studenten die Ausstellung.  © Foto Diether von Goddenthow
Mit diesem Ausstellungsprojekt LIKE A VIRGIN – touched für the very first time – Kunst trifft Archäologie“ vom 21. April bis 18. Juni 2023 im Mainzer Landesmuseum kommt es erstmals zu einem Experiment zwischen der Archäologischen Abteilung des Landesmuseums und der Kunsthochschule Mainz. Bild: Professorin Sabine Groß, Leiterin der Klasse für Bildhauerei, erläutert mit Studenten die Ausstellung. © Foto Diether von Goddenthow

Vielen jungen Menschen geht es beim Betrachten archäologischer Fundstücke im Museum so wie der Kunststudentin Yvonne Delfendahl: „Wenn ich die sehe, kann ich gar keinen richtigen Bezug dazu aufbauen“. Doch seitdem die Studentin beim Ausstellungsprojekt „Kunst trifft Archäologie“, ein Experiment zwischen der Archäologischen Abteilung des Landesmuseums und der Kunsthochschule Mainz, mitgemacht hat, ist das nun alles ganz anders geworden. Als eine von 13 ausstellenden Künstlern und Künstlerinnen hatte  Yvonne aus dem Museumsfundus für ihr eigenes Projekt 4000 bis 6000 Jahre alte Faustkeile ausleihen können, um hiervon eine eigene Kreation ableiten zu können. Ihre Kommilitonen hatten ganz andere Original-Artefakte als Inspiration für ihre Werke ausgewählt. Ziel war es, diese Artefakte aus einem der Archäologie fremden Blickwinkel zu betrachten und sie in einen neuem Kontext zu stellen, der herkömmliche Sichtweisen und museale Umgangsformen erweitern und bereichern sollte. Das ist gelungen, was nun die soeben im Landesmuseum Mainz eröffnete Ausstellung „LIKE A VIRGIN – touched für the very first time – Kunst trifft Archäologie“ mit ihren wunderbaren, mitunter beinahe skurril wirkenden Werken zeigt. Die Ausstellung geht noch bis zum 18. Juni 2023.

Kunststudentin Yvonne Delfendahl war von den 4000 bis 6000 Jahre alten Faustkeilen aus Mainz-Gonsenheim so affiziert, dass sie sich hiervon zu ihrem Projekt mit Open-Air-Vitrine anregen ließ. © Foto Diether von Goddenthow
Kunststudentin Yvonne Delfendahl war von den 4000 bis 6000 Jahre alten Faustkeilen aus Mainz-Gonsenheim so affiziert, dass sie sich hiervon zu ihrem Projekt mit Open-Air-Vitrine anregen ließ., von der in der Ausstellung ein Foto zu sehen ist, dahinter die Original-Faustkeile des Museums © Foto Diether von Goddenthow

Yvonne Delfendahl hatten es, wie gesagt, die 4000 bis 6000 Jahre alten Faustkeile aus Mainz-Gonsenheim, ihrem Wohnort, sofort angetan. Sie war so fasziniert von der Vorstellung, dass diese „so alten, wertvollen Stücke  einfach an einen normalen Tage von Bauern beim Arbeiten in Gonsenheim gefunden wurden“, dass sie die Idee hatte, Kopien davon in Speckstein anzufertigen, und diese in Fundortnähe in einer Plexiglas-Vitrine auf einer öffentlich zugänglichen Wiese zu platzieren, um Spaziergänger und Wanderer auf das uralte Siedlungsgebiet und die dort gemachten Funde hinzuweisen. Mehr noch: Sie stellte eine zweite „Blanko“-Plexiglas-Vitrine auf, in die Leute, die vielleicht am Wegesrand oder in der Nähe etwas Archäologisches finden,  deponieren können. In der Ausstellung selbst ist von ihrer spannenden Arbeit „nur“ ein Foto zu sehen, in der Vitrine daneben befinden sich die Originalfaustkeile aus graugrünlichem Jadeit-Gestein. Ihre Faustkeil-Nachempfindungen aus Speckstein können ausschließlich in ihrer Open-Air-Plexiglas-Vitrine auf der Wiese in Gonsenheim besichtigt werden. Da die Wiese nahe des vielbelaufenen Spazierwegs dem Gonsenheimer Fahr- und Reitverein gehört, gab es auch keine bürokratischen Hemmnisse mit der Aufstellung. Am Sonntag, 23. April 2023 präsentierte die Studentin in einer kleinen Vorort-Vernissage ihr Werk. Yvonne möchte mit ihrem Projekte „Geschichte in den Alltag wieder zurückzuholen“. Eine Besonderheit ihres Projektes liegt nicht nur in der Gegenüberstellung ihrer Eigenkreation mit einem Original-Museums-Exponat, sondern zudem darin, durch die Auslagerung ihres Kunstwerkes in Fundortnähe, dort ein wenig „Steinzeit“ wieder lebendig werden zu lassen, und „die Spaziergänger vielleicht dazu zu motivieren, sich später auch die Originalfunde im Museum anzuschauen“.

Amelie Reinholdt war fasziniert vom Gedanken, dass Römer mit ihren Riemenlatschen praktisch ganz Europa erlaufen haben, weswegen sie nun ein modernes poppiges Pendant schuf, mit denen ja heutzutage quasi die Welt erlaufen wird. © Foto Diether von Goddenthow
Amelie Reinholdt war fasziniert vom Gedanken, dass Römer mit ihren Riemenlatschen praktisch ganz Europa erlaufen haben, weswegen sie nun ein modernes poppiges Pendant schuf, mit denen heutzutage quasi die Welt erlaufen wird. © Foto Diether von Goddenthow

Wer die Ausstellung betritt, schreitet zunächst durch ein Löwentor, beinahe, lägen da nicht die übergroßen Riesen-Flip-Flop-Latschen, die Amelie Reinholdt, zugleich Romanistin und Lateinaffin, römischen genagelten Riemensandalen aus dem 1. Jh. n. Chr. „nachempfunden“ hat. „Ich weiß nicht, mich hatte dieses Schuhwerk so angesprochen, weil ich es eben so witzig fand im Nachhinein, mir vorzustellen, dass mit diesen römischen Sandalen doch ganz Europa quasi belaufen wurde“, ähnlich wie sich in heutiger Zeit die Flip-Flops-Latschen in allen Varianten weltweit durchgesetzt haben.

Kunststudentin Jeong Lee (mi) erläutert Dr. Heike Otto, Generaldirektorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (li.) und Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide (r.) dass der steinerne alte Originallöwe einst für äußere stand, heutzutage es aber mehr auf innere Stärke ankäme. Diese innere Stärke und Kraft solle ihr nachempfundener, äußerlich weichwirkender Löwe symbolisieren. © Foto Diether von Goddenthow
Kunststudentin Jeong Lee (mi) erläutert Dr. Heike Otto, Generaldirektorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (li.) und Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide (r.) dass der steinerne alte Originallöwe einst für äußere Kraft stand,  es  heute aber mehr auf innere Stärke ankäme. Diese innere Stärke und Kraft solle ihr nachempfundener, äußerlich weich wirkender Löwe symbolisieren (vorne im Bild). © Foto Diether von Goddenthow

Man muss also, um diese Riesenlatschen nicht zu beschädigen, um das Löwentor herumlaufen. Rechts brüllt der Originallöwe aus einem römischen Gräberfeld und Weisenauer Kalkstein seinem aus Epoxidharz erschaffenen „Klon“ linker Hand entgegen. Dieser brüllt leiser zurück. Für Jeong Lee, die sich gleich von der Symbolik des Königs der Tiere angesprochen fühlte, steht die Original-Löwenfigur für äußere Stärke. Ihr aus Epoxidharz, Kerzengel, Ton und Acrylspray erschaffener heller glasähnlicher ausschauender Löwe zeige hingegen das Gegenteil: äußere Weichheit, aber innere Stärke. Innere Stärke, Überzeugung und Substanz seien in der Gesellschaft wichtiger geworden als das Äußere, als äußerliche Stärke, so die Überlegung der Künstlerin.

Die archäologischen Objekte aus der Vorgeschichte und der Römerzeit verdeutlichten dabei ihrerseits unterschiedliche Aspekte des menschlichen Lebens, wie Alltag, Luxus oder kultisch-religiöse Aspekte, vertieft Dr. Heike Otto, Generaldirektorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz.

Wie Flip-Flop-Latschen und das Löwen-Pärchen „äußere Stärke /innere Stärke“ darstellen, haben die Studentinnen und Studenten  eine überaus lebendige Präsentation künstlerischer Neuschöpfungen geschaffen, die fantasievolle Verbindungen zwischen lang vergangenen und heutigen Kulturen herstellen möchten. Dieses reizvolle Zusammentreffen der teils Jahrtausende alten Exponate mit den zeitgenössischen Kunstwerken ermöglicht den Besuchern einen völlig anderen Blick auf die achäologischen Objekte und regt zu einem neuen und frischen Auseinandersetzen mit scheinbar Bekannten an.

Aaron Nora Kappenberger, aus dem Schwarzwald stammend, und als Queerer dort oft nicht beachtet, oder eher negativ wahrgenommen, wie in Zeiten der schwäbisch-alemannischen Fasent, als eine Person, die nicht dazu gehört, zur nicht queeren Mehrheitsgesellschaft, hat diese Ambivalenz zwischen vorurteilsbefördernder fester und ausdrucksoffener Masken dargestellt, indem er einer römischen Büste eine konturenarme Wachsmaske gegenüberstellte. © Foto Diether von Goddenthow
Aaron Nora Kappenberger, aus dem Schwarzwald stammend, und als Queerer dort oft nicht beachtet, oder eher negativ wahrgenommen, wie in Zeiten der schwäbisch-alemannischen Fasent, als eine Person, die nicht dazu gehört, zur nicht queeren Mehrheitsgesellschaft, hat diese Ambivalenz zwischen vorurteilsbefördernder fester und ausdrucksoffener Masken dargestellt, indem er einer römischen Büste eine konturenarme Wachsmaske gegenüberstellte. © Foto Diether von Goddenthow

Aaron Nora Kappenberger stellte sich einer Identitätsfrage, nämlich, was sichtbar ist und was nicht? Welche Realitäten werden unsichtbar und welche zum Narrativ? „despised seer“, so der Projekttitel, befasst sich mit diesen Fragen von Sichtbarkeit im musealen Kontext und schlägt subversive Parallelen zu heutigen Sehgewohnheiten. Im Kontext von Wertungen bedient sich die Arbeit queerer popkultureller Elemente als auch der traditionellen schwäbisch-alemannischen Fasent.

Am Anfang, als den Studenten Exponate zur Auswahl bereitgestellt wurden, gab es keinerlei Informationen über die Artefakte. Denn, so Museumsdirektorin Dr. Birgit Heide, ging es nicht darum, gleich zu hinterfragen: „Was ist das? Was bedeutet das? Von wann ist das? Nein, es ging erst mal darum, sich inspirieren zu lassen, und einfach mal zu schauen. Und das ist sozusagen auch ein ganz wichtiger Kern von diesem Projekt, dass wir hier auf die Beine gestellt haben“. Hierbei haben die Künstlerinnen und Künstler ganz individuelle Projekte erschaffen, „die sich aber alle mit dem Thema Archäologie beschäftigen, und das auf ganz unterschiedliche Weise. Entweder sind das Neuinterpretationen, fantasievolle Arrangements, oder ist es das Thema im weiteren Sinne „Museum, Ausstellung – was heißt es überhaupt? Was bedeutet es, dass ein Gegenstand prominent einen Wert erhält? Wie dauerhaft sind Wertzuschreibungen? Oder sind es geographische Herangehensweisen, wo man sozusagen eine eigene archäologische Recherche anstellt, und das in Verbindung gebracht hat mit dem entsprechenden Exponaten“, erläutert die Museums-Direktorin. Dabei zeigt sie auf eine Vitrine, in der einige der verbliebenen, nicht von den Studenten ausgewählten Exponate zu sehen sind. Hier können die Besucher kreativ werden, und sich überlegen, welches museale Artefakt davon sie eventuell auswählen würden als Anregung für ihr Kunstwerk.

„Neue Blickwinkel, künstlerische Neuschöpfungen, überraschende Herangehensweisen – es war allen Studierenden ein großes Vergnügen, archäologischen Artefakten, die in Museen unberührbar erscheinen, auf wundersame Weise neues Leben einzuhauchen und buchstäblich eine andere Bühne zu bieten,“ freut sich die Leiterin der Klasse für Bildhauerei der Kunsthochschule Mainz, Professorin Sabine Groß.

(Diether von Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

LIKE A VIRGIN – touched for the very first time? Kunst trifft Archäologie – Landesmuseum Mainz kooperiert mit Kunsthochschule Mainz / Sonderausstellung bis 18. Juni

Megaflop2000 – Copyright Kunsthochschule Mainz/Amelie Reinholdt
Megaflop2000 – Copyright Kunsthochschule Mainz/Amelie Reinholdt

Eine original römische Sandale wird zu einem Riesen-Flip-Flop oder ein 3000 Jahre alter Kultgegenstand in einer gespielten Performance zu neuem Leben erweckt. Das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) hat erstmals Studierende der Kunsthochschule Mainz zu einem Experiment eingeladen. „LIKE A VIRGIN – touched for the very first time? – Kunst trifft Archäologie” heißt das Ergebnis und zugleich die Sonderausstellung, die am 21. April 2023 abends eröffnet wird.

„Entstanden ist ein spannender Dialog zwischen teils Jahrtausende alten Exponaten und völlig neuen, zeitgenössischen künstlerischen Arbeiten“, freut sich die Generaldirektorin kulturelles Erbe, Dr. Heike Otto. Auch Dr. Birgit Heide, die Direktorin des Landesmuseums Mainz, zeigt sich begeistert, „es ist wunderbar zu sehen, mit wieviel Fantasie, aber auch mit welchen Überlegungen sich die Studierenden dieser herausfordernden Aufgabe gestellt haben.“

Zur Vorbereitung der geplanten Neuaufstellung der archäologischen Dauerausstellung waren Studierende der Klasse für Bildhauerei von Prof. Sabine Groß der Kunsthochschule Mainz vom Landesmuseum Mainz eingeladen, sich mit ganz unterschiedlichen Exponaten aus den vorgeschichtlichen und römischen Epochen auseinanderzusetzen.

Prozessbild zu ‚despised seer‘ - Copyright Kunsthochschule Mainz/Aaron Nora Kappenberger
Prozessbild zu ‚despised seer‘ – Copyright Kunsthochschule Mainz/Aaron Nora Kappenberger

„Neue Blickwinkel, künstlerische Neuschöpfungen, überraschende Herangehensweisen – es war allen Studierenden ein großes Vergnügen, archäologischen Artefakten, die in Museen unberührbar erscheinen, auf wundersame Weise neues Leben einzuhauchen und buchstäblich eine andere Bühne zu bieten,“ so die Leiterin der Klasse für Bildhauerei, Prof. Sabine Groß.

Die archäologischen Objekte aus der Vorgeschichte und der Römerzeit, die lange nicht mehr im Landesmuseum Mainz zu sehen waren, zeigen unterschiedliche Aspekte des menschlichen Lebens, wie Alltag, Luxus oder kultisch-religiöse Darstellungen.

Der Ausstellungstitel ist dem Refrain eines Madonna-Songs entliehen und soll einerseits auf die Jungfräulichkeit dieses Ausstellungsunterfangens anspielen, das so in dieser Form keinen Vorläufer hat; andererseits verweist er auf eine gefühlte Unantastbarkeit archäologischer Museumsstücke, die ihnen durch ihre wissenschaftlichen und kulturhistorischen Zuschreibungen verliehen wird. „Ziel des Projektes sei es“, so der Rektor der Kunsthochschule Mainz, Martin Henatsch, „Schnittstellen von Wisenschaft und Kunst, unantastbarer Musealität und zeitgenössischer Intervention aufzuzeigen. Eine wunderbare Herausforderung an die Studierenden der Kunsthochschule Mainz, die damit an die Tradition der Kunst-und Wunderkammern des 16. und 17. Jahrhunderts anschließen, in denen eine heute oftmals vergessene einander bedingende Koexistenz von Artifikalien und Mirabielen, Natur, Wissenschaft und Kunst üblich war.“

Kopf der Rosmerta – Copyright Landesmuseum Mainz, GDKE, U. Rudischer
Kopf der Rosmerta – Copyright Landesmuseum Mainz, GDKE, U. Rudischer

Zu sehen sind archäologische Artefakte und zeitgenössische Kunst in einer lebendigen Präsentation, zugleich auch Arbeiten, die sich mit den Werkzeugen archäologischer Ausgrabungen beschäftigen oder Texte, die sich zwischen Poesie und Wissenschaftlichkeit neues Terrain erobern.

Kuratiert wurde die Ausstellung von Prof. Sabine Groß und den Studierenden der Bildhauereiklasse der Kunsthochschule Mainz – Line Bisanz, Johannes Buchholz, Yvonne Delfendahl, Selina Hammer, Jeong Hoon Shin, Aaron Nora Kappenberger, Anna Karpekin, Jeong Lee, Amelie Reinholdt, Berit Spieß, Paula Tillmanns, Elpida Tsaousidis, Laetitia Wessner – in Zusammenarbeit mit Dr. Birgit Heide, Dr. Ellen Riemer, Dr. Eva Brachert und Andreas Hawner vom Landesmuseum.

Ergänzt wird die Ausstellung durch ein Making-of, das die Museumspädagogik des Landesmuseums Mainz aufbereitet, um einerseits die getroffene Auswahl der Objekte aufzuzeigen, aber auch um das Publikum mit einzubeziehen, das dann ihrerseits seine Gedanken und Ideen dazu mit einbringen kann.

(Michael Bonewitz )

GENERALDIREKTION KULTURELLES ERBE RHEINLAND-PFALZ
Große Bleiche 49-51
55116 Mainz
Telefon 0173-7161515
dorothee.glawe@gdke.rlp.de
www.landesmuseum-mainz.de

5. Internationaler Tag der Provenienzforschung: Podiumsdiskussion im Landesmuseum Mainz am 15. April 2023

Justus Juncker, Prunkstillleben mit Früchten, um 1759, Öl auf Holz, Inv. Nr. 1215, GDKE/ Landesmuseum Mainz, © GDKE - Landesmuseum Mainz (Ursula Rudischer)
Justus Juncker, Prunkstillleben mit Früchten, um 1759, Öl auf Holz, Inv. Nr. 1215, GDKE/ Landesmuseum Mainz, © GDKE – Landesmuseum Mainz (Ursula Rudischer)

Mit einer Podiumsdiskussion laden alle Mainzer Institutionen, die aktuell Provenienzforschung betreiben, am 15. April 2023 um 15 Uhr, in das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) ein, um im Umfeld des internationalen Tags der Provenienzforschung unterschiedliche Themen der Provenienzforschung vorzustellen.
Der Eintritt ist frei. Moderiert von Marie-Christine Werner vom SWR geben die Teilnehmenden der Diskussionsrunde einen umfassenden Einblick in ihre laufenden Forschungsvorhaben aus den Bereichen NS-Raubkunst sowie postkoloniale Provenienzforschung in Archäologie und Ethnologie. Im Anschluss an die Podiumsdiskussion erhalten die Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, sich an verschiedenen Stationen Originale und Quellenmaterial anzuschauen. Auch weitere Fragen können hier im persönlichen Gespräch beantwortet werden.

Für das Landesmuseum Mainz nimmt Dorothee Glawe mit dem Thema „Systematische Prüfung der Erwerbungen der Gemäldegalerie und des Altertumsmuseums der Stadt Mainz in den Jahren 1933–45″ teil. Nathalie Neumann vom Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität sowie Prof. Adam Ganz, Medienwissenschaftler an der Royal Holloway-University, London, befassen sich mit der „Rekonstruktion und Lokalisierung der privaten Kunstsammlung des Teppichhändlers Felix Ganz (1869-1944), Inhaber der Firma Ludwig Ganz AG aus Mainz“. Anna Georgiev und Dr. Jörg Drauschke vom Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) stellen das Projekt „Das Glas vom Gleis – Archäologie der Bagdadbahn unter kolonialen Vorzeichen“ vor und Dr. Anna-Maria Brandstetter vom Institut für Ethnologie und Afrikastudien an der Johannes Gutenberg-Universität stellt am Beispiel des in Kamerun tätigen Händlers Adolf Diehl (1870-1943) die Provenienzforschung an der Ethnografischen Studiensammlung vor. Die ersten drei Projekte werden vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert. Das LEIZA-Projekt erhält eine zusätzliche Förderung durch die Gesellschaft der Freunde.

Der Internationale Tag der Provenienzforschung findet 2023 bereits zum fünften Mal statt und wird jeweils am zweiten Mittwoch im April angeboten. Hervorgegangen ist dieser Tag durch eine Initiative des Arbeitskreises Provenienzforschung e. V.

Kontakt
Dorothee Glawe M.A.
Provenienzforschung
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