
Am 1. und 2. September hatte die Initiative Römisches Mainz e. V. (IRM) einiges zu feiern. In der Römerpassage trafen sich Mitglieder, langjährige Mitstreiter und Wegbereiter, um die Ereignisse rund um die Eröffnung des bei den Bauarbeiten zur heutigen Einkaufspassage entdeckten Heiligtums für die Göttinnen Isis und Mater Magna vor 20 Jahren Revue passieren zu lassen.

Professor Christian Vahl, seit Oktober 2020 Vorsitzender der IRM, begrüßt am Freitagabend die Gäste. Zuvor hatte Hagen Pätzold, Musikwissenschaftler an der Goethe-Universität Frankfurt eine kurze musikalische Einstimmung gegeben. Pätzold lockert die Wortbeiträge des Abends immer wieder mit fachkundigen Erklärungen zu den von ihm verwendeten Nachbauten antiker Musikinstrumente wie der Tuba oder der Kithara auf, stellt sich als experimenteller Musikarchäologe vor und gibt an diesem Abend selbstverständlich auch zahlreiche kurze musikalische Kostproben.

Kurt Beck, Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz a. D., richtet ein Grußwort an die Gäste, schildert, mit wie viel Engagement sich die damaligen Protagonisten der IRM an ihn wandten und für den Erhalt des Heiligtums aus dem 1. Jh. n. Chr. stritten. Untermauert wurde die Forderung mit 10.000 Unterschriften Mainzer Bürgerinnen und Bürger. Nach den ursprünglichen Planungen hätte die archäologische Fundstätte nach 17 Monaten Grabungs- und Kartierungsarbeiten unter dem neuen Einkaufszentrum verschwinden und damit unwiederbringlich zerstört werden sollen. Aber auch Beck selbst habe den Wert des Fundes, übrigens des einzigen derartigen Doppelheiligtums für Isis und Mater Magna nördlich der Alpen, erkannt. Er setzte sich schließlich für dessen Erhalt am Fundort ein und ebnete den Weg für eine Ko-Finanzierung von Stadt und Land. Um das Fundament der neuen Einkaufspassage wie geplant errichten zu können, musste das Heiligtum lediglich um etwa fünf Meter versetzt werden.

Kulturdezernentin Marianne Grosse machte darauf aufmerksam, dass bei jeder Bauaktivität in Mainz etwas Römisches zutage trete, und hob hervor, wie der kulturelle Wert des der ägyptischen Göttin Isis und der orientalischen Gottheit Mater Magna geweihten Tempels bis in die heutige Zeit nachwirke.
Weitere Details erfuhren die Anwesenden beim Festakt der Initiative Römisches Mainz zum 20-jährigen Bestehen des Isis-Heiligtums in der Mainzer Römerpassage von Dr. Gerd Rupprecht, dem die damaligen Grabungen leitenden Landesarchäologen, und Gerd Krämmer, dem Gründungsvorsitzenden der IRM. Bernd Funke, der die Arbeit der Mainzer Archäologie seit über dreißig Jahren publizistisch begleitet und seit Gründung der IRM im Jahre 2000 Mitglied des Vorstands ist, moderierte das Gespräch fachkundig.

Es sei ein großer Glücksfall gewesen, dass das enorme bürgerschaftliche Engagement vor mehr als 20 Jahren die politisch Verantwortlichen vom Erhalt dieser archäologischen Stätte überzeugen konnte. Zu den Fundstücken zählen nicht nur die den Göttinnen gewidmeten Altäre, steinerne Inschriften, Bronzefiguren, Münzen und Öllämpchen, sondern auch Tonfiguren mit Voodoocharakter sowie ein Konvolut von Bleitäfelchen, die mit Bitten an die Gottheiten und vor allem auch Verwünschungen gegen oft auch namentlich genannte Mitmenschen versehen, um Hühnerknochen gewickelt wurden. Die Täfelchen waren anschließend dem Feuer übergeben worden und fanden sich in den ergrabenen Brandstätten wieder. Die meist bösen Worte, vergleichbar mit heutiger Hate Speech im Internet, konnten von Archäologen, unterstützt durch den Professor für Klassische Philologie Dr. Jürgen Blänsdorf, entziffert werden und erfreuen sich bei den heutigen Besuchern des Tempels großer Beliebtheit.
Prof. Dr. Christian Vahl erwähnte, dass das Heiligtum seit seiner Eröffnung bereits mehr als 700.000 Besucher hatte. Heute sei es mehr als eine römische Attraktion und auch mehr als ein besonderer musealer Raum. „Es ist zugleich ein Symbol für die Tatkraft der Mainzer Bürgerschaft und damit auch eine Verpflichtung, die uns in die Zukunft führt. Kulturelles Erbe ist eine dauerhafte Aufgabe, damit wir das Konzept der Römerstadt Mogontiacum angesichts des herausragenden historischen Erbes der Stadt Mainz auch bei zukünftigen Funden nicht aus den Augen verlieren“, so der Vorsitzende der IRM mit Blick auf die Zukunft.

Im Rahmen der Feierlichkeiten wurden Kurt Beck, Inke Ried-Neumann, Prof. Dr. Jürgen Blänsdorf, Bernd Funke sowie Uwe Abel, der durch Peter Jost vertreten wurde, durch den IRM-Vorsitzenden Prof. Vahl mit der Drusus-Medaille der IRM ausgezeichnet.
Einen würdigen Abschluss fand der Abend mit römischen Speisen und Getränken des Weinguts Historic aus Dexheim.

Am Samstag stand das Heiligtum, das übrigens immer montags bis samstags von 11 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt besucht werden kann, im Mittelpunkt zweier Führungen, Mitglieder der IRM gaben ihr Expertenwissen an Interessierte weiter, und eine Diapräsentation informierte über die Grabung der Jahre 1999 bis 2001. Zusammengestellt hatten die Präsentation das Team der Generaldirektion Kulturelles Erbe, die ehemalige Leiterin der Direktion, Dr. Marion Witteyer, und ihre Nachfolgerin Dr. Stephanie Metz. Der Besuch des Isis-Heiligtums ist jederzeit sehr zu empfehlen, und die Initiative Römisches Mainz e. V. freut sich über neue Mitglieder und Spenden, die eingesetzt werden, um das Römische Mainz sichtbar und erlebbar zu machen sowie das Interesse und Engagement für die Geschichte der Stadt und der Region zu wecken.
(Jutta Ziegler/Rhein-Main.Eurokunst)
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