20 Jahre Heiligtum für ISIS und Mater Magna in Mainzer Römerpassage

Der Vorsitzende der Initiative Römisches Mainz (IRM), Prof. Dr. Christian Vahl eröffnete die feierliche Abendveranstaltung "20 Jahre Heiligtum für ISIS und Mater Magna" in der Mainzer Römerpassage und begrüßte zahlreiche Ehrengäste, darunter etliche Protagonisten der Stunde wie Kurt Beck, Ministerpräsident a.D., Dr. Gerd Rupprecht als damals verantwortlicher Landesarchäologe, Gerd Krämmer, den Gründungsvorsitzenden der IRM, Inke Ried-Neumann, Prof. Dr. Jürgen Blänsdorf, Bernd Funke, Dr. Marion Witteyer, ehemalige Leiterin der Direktion, Landesarchäologie Außenstelle Mainz und viele andere. © Foto Diether von Goddenthow
Der Vorsitzende der Initiative Römisches Mainz (IRM), Prof. Dr. Christian Vahl eröffnete die feierliche Abendveranstaltung „20 Jahre Heiligtum für ISIS und Mater Magna“ in der Mainzer Römerpassage und begrüßte zahlreiche Ehrengäste, darunter etliche Protagonisten der Stunde wie Kurt Beck, Ministerpräsident a.D., Dr. Gerd Rupprecht als damals verantwortlicher Landesarchäologe, Gerd Krämmer, den Gründungsvorsitzenden der IRM, Inke Ried-Neumann, Prof. Dr. Jürgen Blänsdorf, Bernd Funke, Dr. Marion Witteyer, ehemalige Leiterin der Direktion, Landesarchäologie Außenstelle Mainz und viele andere. © Foto Diether von Goddenthow

Am 1. und 2. September hatte die Initiative Römisches Mainz e. V. (IRM) einiges zu feiern. In der Römerpassage trafen sich Mitglieder, langjährige Mitstreiter und Wegbereiter, um die Ereignisse rund um die Eröffnung des bei den Bauarbeiten zur heutigen Einkaufspassage entdeckten Heiligtums für die Göttinnen Isis und Mater Magna vor 20 Jahren Revue passieren zu lassen.

Dipl. Musiker Hagen Pätzhold,  Musikwissenschaftler für experimentelle Musikarchäologie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst der Goethe-Uni Frankfurt,  ließ original nachgebaute römische Instrumente wieder aufleben, darunter das pompejianische Cornu, (r.), die Tuba, Nachbau eines Fundes aus der Nähe von Orleans, u. die römische Kithara, einer Vorgängerin unserer heutigen Gitarre. © Foto/Text Heike von Goddenthow
Dipl. Musiker Hagen Pätzhold, Musikwissenschaftler für experimentelle Musikarchäologie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst der Goethe-Uni Frankfurt, ließ original nachgebaute römische Instrumente wieder aufleben, darunter das pompejianische Cornu, (r.), die Tuba, Nachbau eines Fundes aus der Nähe von Orleans, u. die römische Kithara, einer Vorgängerin unserer heutigen Gitarre. © Foto/Text Heike von Goddenthow

Professor Christian Vahl, seit Oktober 2020 Vorsitzender der IRM, begrüßt am Freitagabend die Gäste. Zuvor hatte Hagen Pätzold, Musikwissenschaftler an der Goethe-Universität Frankfurt eine kurze musikalische Einstimmung gegeben. Pätzold lockert die Wortbeiträge des Abends immer wieder mit fachkundigen Erklärungen zu den von ihm verwendeten Nachbauten antiker Musikinstrumente wie der Tuba oder der Kithara auf, stellt sich als experimenteller Musikarchäologe vor und gibt an diesem Abend selbstverständlich auch zahlreiche kurze musikalische Kostproben.

Kurt Beck, Ministerpräsidenta.D. erinnerte sich in seinem Grußwort noch an die Anfänge der Rettung des Heiligtums für Isis und Mater Magna. Auch seinem Engagement als Ministerpräsident ist die Bewahrung des römischen Heiligtums zu verdanken. © Foto Diether von Goddenthow
Kurt Beck, Ministerpräsidenta.D. erinnerte sich in seinem Grußwort noch an die Anfänge der Rettung des Heiligtums für Isis und Mater Magna. Auch seinem Engagement als Ministerpräsident ist die Bewahrung des römischen Heiligtums zu verdanken. © Foto Diether von Goddenthow

Kurt Beck, Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz a. D., richtet ein Grußwort an die Gäste, schildert, mit wie viel Engagement sich die damaligen Protagonisten der IRM an ihn wandten und für den Erhalt des Heiligtums aus dem 1. Jh. n. Chr. stritten. Untermauert wurde die Forderung mit 10.000 Unterschriften Mainzer Bürgerinnen und Bürger. Nach den ursprünglichen Planungen hätte die archäologische Fundstätte nach 17 Monaten Grabungs- und Kartierungsarbeiten unter dem neuen Einkaufszentrum verschwinden und damit unwiederbringlich zerstört werden sollen. Aber auch Beck selbst habe den Wert des Fundes, übrigens des einzigen derartigen Doppelheiligtums für Isis und Mater Magna nördlich der Alpen, erkannt. Er setzte sich schließlich für dessen Erhalt am Fundort ein und ebnete den Weg für eine Ko-Finanzierung von Stadt und Land. Um das Fundament der neuen Einkaufspassage wie geplant errichten zu können, musste das Heiligtum lediglich um etwa fünf Meter versetzt werden.

Marianne Grosse, Mainzer Dezernentin für Bauen, Denkmalpflege und Kultur. © Foto Diether von Goddenthow
Marianne Grosse, Mainzer Dezernentin für Bauen, Denkmalpflege und Kultur. © Foto Diether von Goddenthow

Kulturdezernentin Marianne Grosse machte darauf aufmerksam, dass bei jeder Bauaktivität in Mainz etwas Römisches zutage trete, und hob hervor, wie der kulturelle Wert des der ägyptischen Göttin Isis und der orientalischen Gottheit Mater Magna geweihten Tempels bis in die heutige Zeit nachwirke.

Weitere Details erfuhren die Anwesenden beim Festakt der Initiative Römisches Mainz zum 20-jährigen Bestehen des Isis-Heiligtums in der Mainzer Römerpassage von Dr. Gerd Rupprecht, dem die damaligen Grabungen leitenden Landesarchäologen, und Gerd Krämmer, dem Gründungsvorsitzenden der IRM. Bernd Funke, der die Arbeit der Mainzer Archäologie seit über dreißig Jahren publizistisch begleitet und seit Gründung der IRM im Jahre 2000 Mitglied des Vorstands ist, moderierte das Gespräch fachkundig.

(v.li.) Bei einem Talk, moderiert von Bernd Funke,  Journalist und Gründungsmitglied der IRM. plauderten Dr. Gerd Rupprecht, als damals verantwortlicher Landesarchäologe und Gerd Krämmer, der Gründungsvorsitzende der IRM, aus dem "Nähkästen", wie es ihnen und ihren Mitstreitern gelang den ISIS-Fund damals vor 20 Jahren vor den "Baggern" zu retten, unter anderem mit 10 000 Unterschriften an den damaligen OB Beutel. © Foto /Text Diether von Goddenthow
(v.li.) Bei einem Talk, moderiert von Bernd Funke, Journalist und Gründungsmitglied der IRM. plauderten Dr. Gerd Rupprecht, als damals verantwortlicher Landesarchäologe und Gerd Krämmer, der Gründungsvorsitzende der IRM, aus dem „Nähkästen“, wie es ihnen und ihren Mitstreitern gelang den ISIS-Fund damals vor 20 Jahren vor den „Baggern“ zu retten, unter anderem mit 10 000 Unterschriften an den damaligen OB Beutel. © Foto Diether von Goddenthow

Es sei ein großer Glücksfall gewesen, dass das enorme bürgerschaftliche Engagement vor mehr als 20 Jahren die politisch Verantwortlichen vom Erhalt dieser archäologischen Stätte überzeugen konnte. Zu den Fundstücken zählen nicht nur die den Göttinnen gewidmeten Altäre, steinerne Inschriften, Bronzefiguren, Münzen und Öllämpchen, sondern auch Tonfiguren mit Voodoocharakter sowie ein Konvolut von Bleitäfelchen, die mit Bitten an die Gottheiten und vor allem auch Verwünschungen gegen oft auch namentlich genannte Mitmenschen versehen, um Hühnerknochen gewickelt wurden. Die Täfelchen waren anschließend dem Feuer übergeben worden und fanden sich in den ergrabenen Brandstätten wieder. Die meist bösen Worte, vergleichbar mit heutiger Hate Speech im Internet, konnten von Archäologen, unterstützt durch den Professor für Klassische Philologie Dr. Jürgen Blänsdorf, entziffert werden und erfreuen sich bei den heutigen Besuchern des Tempels großer Beliebtheit.

Prof. Dr. Christian Vahl erwähnte, dass das Heiligtum seit seiner Eröffnung bereits mehr als 700.000 Besucher hatte. Heute sei es mehr als eine römische Attraktion und auch mehr als ein besonderer musealer Raum. „Es ist zugleich ein Symbol für die Tatkraft der Mainzer Bürgerschaft und damit auch eine Verpflichtung, die uns in die Zukunft führt. Kulturelles Erbe ist eine dauerhafte Aufgabe, damit wir das Konzept der Römerstadt Mogontiacum angesichts des herausragenden historischen Erbes der Stadt Mainz auch bei zukünftigen Funden nicht aus den Augen verlieren“, so der Vorsitzende der IRM mit Blick auf die Zukunft.

Im Rahmen der Feierlichkeiten ehrte der IRM-Vorsitzende  Kurt Beck, Inke Ried-Neumann, Prof. Dr. Jürgen Blänsdorf, Bernd Funke und Uwe Abel mit der Drusus-Medaille, der höchsten Auszeichnung der IRM. Bild: Prof. Dr. Christian Vahl überreicht Kurt Beck, Ministerpräsident a.D. die Drususmedaille.© Foto /Text Diether von Goddenthow
Im Rahmen der Feierlichkeiten ehrte der IRM-Vorsitzende Kurt Beck, Inke Ried-Neumann, Prof. Dr. Jürgen Blänsdorf, Bernd Funke und Uwe Abel mit der Drusus-Medaille, der höchsten Auszeichnung der IRM. Bild: Prof. Dr. Christian Vahl überreicht Kurt Beck, Ministerpräsident a.D. die Drususmedaille.© Foto Diether von Goddenthow

Im Rahmen der Feierlichkeiten wurden Kurt Beck, Inke Ried-Neumann, Prof. Dr. Jürgen Blänsdorf, Bernd Funke sowie Uwe Abel, der durch Peter Jost vertreten wurde, durch den IRM-Vorsitzenden Prof. Vahl mit der Drusus-Medaille der IRM ausgezeichnet.

Einen würdigen Abschluss fand der Abend mit römischen Speisen und Getränken des Weinguts Historic aus Dexheim.

Isis Heiligtum © IRM
Isis Heiligtum © IRM

Am Samstag stand das Heiligtum, das übrigens immer montags bis samstags von 11 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt besucht werden kann, im Mittelpunkt zweier Führungen, Mitglieder der IRM gaben ihr Expertenwissen an Interessierte weiter, und eine Diapräsentation informierte über die Grabung der Jahre 1999 bis 2001. Zusammengestellt hatten die Präsentation das Team der Generaldirektion Kulturelles Erbe, die ehemalige Leiterin der Direktion, Dr. Marion Witteyer, und ihre Nachfolgerin Dr. Stephanie Metz. Der Besuch des Isis-Heiligtums ist jederzeit sehr zu empfehlen, und die Initiative Römisches Mainz e. V. freut sich über neue Mitglieder und Spenden, die eingesetzt werden, um das Römische Mainz sichtbar und erlebbar zu machen sowie das Interesse und Engagement für die Geschichte der Stadt und der Region zu wecken.

(Jutta Ziegler/Rhein-Main.Eurokunst)

Weitere Informationen zur Initiative Römisches Mainz e.V.