Matthias Jügler erhält Rheingau Literatur Preis 2024 – Kartenvorverkauf für Rheingau Literatur Festival startet ab 2. Mai

Matthias Jügler © Michael Bader
Matthias Jügler © Michael Bader

Oestrich-Winkel, 25.04.2024 – Der mit 11.111 Euro und 111 Flaschen besten Rheingauer Rieslings dotierte Rheingau Literatur Preis 2024 geht an den Schriftsteller Matthias Jügler für seinen Roman „Maifliegenzeit“.  Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur sowie der Rheingau Musik Festival e.V. stiften je 5.000 Euro des Preises, der vom Relais & Chateaux Hotel Burg Schwarzenstein um 1.111 Euro ergänzt wird. Die erlesenen Weine stammen aus den herausragenden Kellern des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter Rheingau.

Der zum 31. Mal vergebene Rheingau Literatur Preis wird Matthias Jügler im Rahmen des diesjährigen Rheingau Literatur Festivals am Sonntag den 22.9. um 11 Uhr auf Burg Schwarzenstein verliehen. Die Laudatio wird FAZ-Literatur-Ressortleiter Andreas Platthaus halten. Er ist künstlerische Leiter des Rheingau-Literaturfestivals. Timon Gremmels, Hessischer Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, gratulierte dem Preisträger.  „Maifliegenzeit“ erzähle uns die traumatische Geschichte einer  in der DDR gewaltsam um ihr Glück betrogene Familie. Jügler schlüge „damit ein dunkles Kapitel DDR-Geschichte auf – umso wichtiger ist, dass wir davor nicht die Augen verschließen“, so der Minister.

In der Jurybegründung heißt es: „Matthias Jüglers dritter Roman heißt „Maifliegenzeit“, und im Titel steckt bereits das nur kurze Glück, das dem Ich-Erzähler Hans und seiner Frau Katrin beschieden ist. Im Mai, so erfahren wir im Buch, schwärmen für wenige Tage kleine Insekten aus und machen die Fische gefräßig und damit unvorsichtig. ‚Seit jeher faszinieren mich diese Fliegen‘, erzählt der passionierte Angler Hans über die den größten Teil ihres Lebens verborgenen Tiere: ‚Nur, weil sich etwas konsequent dem Blick entzieht, heißt das nicht, dass es nicht existiert.‘ Das gilt auch für das, was dem jungen Ehepaar in der Spätphase der DDR widerfährt, als ihr Kind zur Welt kommt. Im Krankenhaus wird vom Personal der Tod des Säuglings vorgetäuscht, um das Neugeborene zur Adoption an andere Eltern weiterzureichen. Der Roman erzählt von der verspäteten Suche des Vaters nach der Wahrheit und dem mittlerweile erwachsenen Sohn. Beide findet er, doch damit ist für ihn der Sohn noch nicht gewonnen. Jüglers literarische Präzision erlaubt ihm, seinen Stoff in nicht einmal hundertfünfzig Seiten zu fassen und sich dennoch den nötigen Raum für eine Beschreibungsgenauigkeit zu nehmen, die der psychologischen Last der verzweifelten Eltern ebenso gerecht wird wie dem für den Ich-Erzähler seelenwichtigen Naturerlebnis des Angelns. ‚Maifliegenzeit‘, der einen realen Verdachtsfall zur Vorlage hat, macht einen Schatten der Zeitgeschichte sichtbar, aber erhebt nicht den Anspruch aufzuklären, was damals geschah. Die Literatur bleibt bei sich: als Möglichkeitsraum.“

Über den Preisträger
Matthias Jügler, geboren 1984 in Halle/Saale, studierte Skandinavistik und Kunstgeschichte in Greifswald sowie Oslo und Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Sowohl für seinen Debütroman ‚Raubfischen‘ (2015) als auch für seinen Roman ‚Die Verlassenen‘ (2021) wurde er mehrfach ausgezeichnet, 2022 erhielt er den Klopstock-Preis für Literatur des Landes Sachsen-Anhalt. 2023 war Jügler Stadtschreiber von Halle. Er lebt mit seiner Familie in Leipzig, wo er auch als freier Lektor arbeitet.

Die Jury des Rheingau Literatur Preises setzt sich unter der Leitung von Andreas Platthaus (Leiter des Ressorts „Literatur und literarisches Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung) zusammen aus Prof. Dr. Heiner Boehncke, Dr. Viola Bolduan (ehemalige Feuilletonchefin des Wiesbadener Kuriers), Dr. Alf Mentzer (Literaturredakteur des Hessischen Rundfunks) und Shirin Sojitrawalla (Literatur- und Theaterkritikerin).

Die bisherigen Preisträger waren Stefanie Menzinger, Ulla Berkéwicz, Herbert Maurer, Thomas Meinecke, Hella Eckert, Thomas Lehr, Peter Stamm, Bodo Kirchhoff, Robert Gernhardt, Reinhard Jirgl, Ralf Rothmann, Gert Loschütz, Clemens Meyer, Antje Rávic Strubel, Ursula Krechel, Christoph Peters, Jochen Schimmang, Josef Haslinger, Sten Nadolny, Ralph Dutli, Stephanie Bart, Klaus Modick, Saša Stanišić, Ingo Schulze, Robert Seethaler, Dörte Hansen, Annette Pehnt, Judith Hermann, Katerina Poladjan und Arno Geiger.

Über das Rheingau Literatur Festival

Zur herbstlichen Weinlese hält zwischen dem 12. und 22. September 2024 wieder ein literarischer Jahrgang Einzug in einmalige Kulturstätten des Rheingaus. Zu den Veranstaltungsorten gehören in diesem Jahr die Burg Schwarzenstein, das Weingut Baron Knyphausen, das Weingut Balthasar Ress, das Schloss Johannisberg, das Kurhaus Wiesbaden, die Kelterhalle des Rheingau Musik Festivals und die Villa Belvedere in Eltville, wo die eingeladenen Schriftstellerinnen und Schriftsteller Kostproben aus ihren aktuellen oder noch unveröffentlichten Werken geben. Am 12. September wird das Rheingau Literatur Festival „WeinLese 2024“ unter der Künstlerischen Leitung von Andreas Platthaus in der Kelterhalle des Rheingau Musik Festivals in Oestrich-Winkel eröffnet.

Der Vorverkauf für das Rheingau Literatur Festival startet am: 2. Mai 2024 Karten- und Infoline: Tel. 06723 / 60 21 70 https://www.rheingau-literatur-festival.de