Der wichtigste Ort im Leben ist das Zuhause – Internationale Tage Ingelheim zeigen ab 21.04.2024 „HOME SWEET HOME Zuhause sein von 1900 bis heute“

Die Ausstellung HOME SWEET HOME. Zuhause sein von 1900 bis heute (21. April bis 30. Juni 2024) beleuchtet das alltägliche Tun, Erleben und Erfahren im Zuhause. Ort: Kunstforum Ingelheim - Alter Bahnhof. © Foto Diether von Goddenthow
Die Ausstellung HOME SWEET HOME. Zuhause sein von 1900 bis heute (21. April bis 30. Juni 2024) beleuchtet das alltägliche Tun, Erleben und Erfahren im Zuhause. Ort: Kunstforum Ingelheim – Alter Bahnhof. © Foto Diether von Goddenthow

Die eigenen vier Wände sind für die meisten Menschen der Mittelpunkt des Lebens. Wie unterschiedlich dieses Zuhause jedoch individuell gelebt und erlebt werden kann, beleuchtet die wunderbare Ausstellung mit dem ironischen Titel „Home Sweet Home – Zuhause sein von 1900 bis heute“ im Rahmen der Internationalen Tage Ingelheim vom 21. April bis 30. Juni 2024 im Kunstforum Ingelheim – Altes Rathaus (François-Lachenal-Platz 1,55218 Ingelheim am Rhein).

Dr. Katharina Henkel, neue Leiterin und Kuratorin der Internationalen Tage Ingelheim. © Foto Heike  von Goddenthow
Dr. Katharina Henkel, neue Leiterin und Kuratorin der Internationalen Tage Ingelheim. © Foto Heike von Goddenthow

Dr. Katharina Henkel, neue Leiterin der Ingelheimer Tage und Kuratorin, gelang es bestens rund um die  „eigenen vier Wände“ eine komplexe hintergründige und schöne  Ausstellung zu konzipieren, „die einen hohen Identifikationsfaktor schafft, also ein Thema in den Fokus rückt, bei dem auch jeder mitreden kann.“ Das „Thema „Zuhause sei sehr naheliegend gewesen“, so die Kuratorin. Henkel hat dabei unser alltägliches Tun, Erleben und Erfahren im Zuhause in den Mittelpunkt gerückt und  in fünf Themen schwerpunktmäßig untergliedert.   Alltagsroutinen, aber auch wie innere Krisen und äußere Ereignisse in unsere Privatsphären  hineinwirken können, werden in „Home Sweet Home“  aus der Perspektive von 80 bekannten Künstlern  auf ganz unterschiedliche Weise erzählt und lassen uns dabei auch unser eigenes Zuhause neu entdecken.

Es gab natürlich schon einige Ausstellungen zum Thema Interieur, so Dr. Henkel, ebenso auch thematische Ausstellungen, „die den einen oder anderen Fokus in den Mittelpunkt gerückt haben. In meiner Ausstellung habe ich tatsächlich den Schwerpunkt auf das gelegt, was man zuhause tut.“ Und das sei natürlich vielfältig, wobei es bestimmte Dinge gibt, die wir alle zuhause machen, etwa „Körperpflege“, oder „das in Familie sein“, „an geborgenen beschützten Ort zu sein“, „Freizeit verbringen“, „sich erholen“, „Treffen mit Familie und Freunden“ Man spielt, man musiziert usw., das seien klassische kunsthistorische Themen, die auch vertreten seien in der Schau, so die Kuratorin.

Impression der Ausstellung "HOME SWEET HOME Zuhause sein von 1900 bis heute" vom 21.April bis 30. Juni 2024 Internationale Tage Ingelheim. © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Ausstellung „HOME SWEET HOME
Zuhause sein von 1900 bis heute“ vom 21.April bis 30. Juni 2024 Internationale Tage Ingelheim. © Foto Diether von Goddenthow

117 Exponate  – Papierarbeiten, Gemälde, Fotografien, Videos und Skulpturen – zeigen Erwachsene und Kinder, allein oder in der Gemeinschaft, bei ganz verschiedenen Beschäftigungen oder in Alltagssituationen bis hin zum Home-Office in Zeiten von Corona. Den privaten Rückzugsort positiv erleben zu können, hat in allen Lebensphasen eine herausragende Relevanz: Hier ist man aufgewachsen, hier verrichtet man seine Arbeit im Haushalt, am Schreibtisch oder im Atelier, verbringt seine Freizeit, erfährt Glück, Liebe, Schutz und Geborgenheit. Hier kann man genesen und im Idealfall sterben. An dem eigentlich geschützten Ort müssen nicht wenige Menschen aber auch Not erleben oder Bedrohung und Gewalt erfahren. Anhand ausgewählter Werke zeigt die Ausstellung der Internationalen Tage Ingelheim neben der positiv besetzten Seite des Zuhauses auch deren negative Umkehrung. So stellt Dr. Henkel beispielsweise dem Themenraum „Das Zuhause als Ort der Familie und Geborgenheit“ als Gegenpol den Themenraum „Das Zuhause als Ort der Bedrohung“ gegenüber, dem Thema „Das Zuhause als Ort der Freizeit und des Müßiggangs“ als Kontrapunkt das Schwerpunktthema: „Das Zuhause als Ort der Arbeit“

Die fünf Themenräume im Überblick:

Part 1: Das Zuhause als Ort der Privatsphäre

links eröffnet der erste Themenraum mit Eric William ohnsens "Boudoirszene, 1918, In diesem Raum geht es um Körperpflege und Intimität der Geschlechter. © Foto Diether von Goddenthow
links eröffnet der erste Themenraum mit Eric William ohnsens „Boudoirszene, 1918, In diesem Raum geht es um Körperpflege und Intimität der Geschlechter. © Foto Diether von Goddenthow

In diesem ersten Themenraum im Untergeschoss, werden  Liebespaare, Frauen und Männer bei der Körperpflege, beim Ankleiden, sich Zurechtmachen sowie bei der Selbstinszenierung vor dem Spiegel präsentiert. Diese Motive stehen direkt und symbolisch für die  Welt der Privatsphäre. In seinem privaten Bereich kann sich jeder Mensch frei und unbeobachtet entfalten und auch verhalten. Werkbeispiele von Edgar Degas, Pierre Bonnard oder den Künstlern der Brücke wie auch Künstler:innen der Gegenwart zeigen das Zuhause als den Ort, an dem man sich nackt und ungeniert bewegt und sich ganz um sich selbst kümmert.

Part 2: Das Zuhause als Ort der Familie und Geborgenheit

Die Lithographie "Geburt" von Conrad Felixmüller (1897 - 1977) gehört zu den Lieblingsbildern der Kuratorin. Nicht die von der Hausgeburt noch völlig erschöpfte Mutter steht im Mittelpunkt des Blattes, sondern der Säugling, hochgehalten wie eine Trophäe von der Hebamme.  © Foto Diether von Goddenthow
Die Lithographie „Geburt“ von Conrad Felixmüller (1897 – 1977) gehört zu den Lieblingsbildern der Kuratorin. Nicht die von der Hausgeburt noch völlig erschöpfte Mutter steht im Mittelpunkt des Blattes, sondern der Säugling, hochgehalten wie eine Trophäe von der Hebamme. © Foto Diether von Goddenthow

Dieser Raum widmet sich der Familie als Keimzelle unserer Identität: Nichts prägt alle so intensiv wie die eigene Familie, kein anderes soziales Umfeld hat solch einen nachhaltigen Einfluss auf die eigene Persönlichkeit und auf das Verhalten anderen Menschen gegenüber: Hier lernt man den Umgang miteinander, das Einstehen füreinander und die Sorge umeinander. Im Zuhause in der Familie erfahren die meisten Menschen von klein auf die Liebe, Nähe, Zuwendung und Fürsorge, die sie schließlich selbst weitergeben. Werkbeispiele von Paula Modersohn-Becker, Conrad Felixmüller, Nathalie Djurberg & Hans Berg, Edvard Munch oder Beate Höing zeigen Facetten der Geborgenheit.

Part 3: Das Zuhause als Ort der Bedrohung

Patricia Waller hat in ihren gehäkelten Figuren, hier "René" (2020) die häusliche Gewalt festgehalten. © Foto Diether von Goddenthow
Patricia Waller hat in ihren gehäkelten Figuren, hier „René“ (2020) die häusliche Gewalt festgehalten. © Foto Diether von Goddenthow

Zwar sollten an kaum einem anderen Ort  alle so geschützt sein wie in ihrem Zuhause.

In seinem Bild "Der Albtraum" (2019) hat Markus Fräger die auch vorkommende häusliche Gewalt von Frauen gegen Männer aufgespießt.  © Foto Diether von Goddenthow
In seinem Bild „Der Albtraum“ (2019) hat Markus Fräger die auch vorkommende häusliche Gewalt von Frauen gegen Männer aufgespießt. © Foto Diether von Goddenthow

Doch mitunter wird dieses Zuhause auch zum Ort von Bedrohung,  Werkbeispiele von Max Beckmann, Pablo Picasso, Käthe Kollwitz, Herlinde Koelbl, Patricia Waller, Eleanor Macnair oder Csaba Nemes zeigen in diesem Themenraum wie das   Zuhause  von innen heraus zu einem Ort werden, an dem es sich wegen ökonomischer Faktoren oder durch ausgeübte Gewalt nur unter erschwerten Bedingungen oder gar nicht leben lässt.

Ebenso können Einwirkungen von außen wie Krieg und Zerstörung  massive  Bedrohungen darstellen, die dazu zwingen, das Zuhause zu verlassen.

Part 4: Das Zuhause als Ort der Freizeit und des Müßiggangs

Musizierende, Spielende und Lesende, aber auch Ruhende sind Themen in Raum 4 © Foto Diether von Goddenthow
Musizierende, Spielende und Lesende, aber auch Ruhende sind Themen in Raum 4 © Foto Diether von Goddenthow

Lange war der Begriff Müßiggang negativ besetzt, wurde er doch als Inbegriff der Faulheit verstanden. Doch aus dem Müßiggang können wegweisende Ideen, Erkenntnisse oder kreative Schübe entstehen. Mit ihm gehen aber auch Freizeitaktivitäten wie Geselligkeit, Ertüchtigung oder Weiterbildung einher. Arbeiten von James McNeill Whistler, Paul Kayser, August Macke, Walter Gramatté oder Ulrike Theusner richten den Blick auf den Zeitvertreib, wie er zuhause gerne praktiziert wird: musizieren, spielen, lesen, zusammen sein oder dösen.

Part 5: Das Zuhause als Ort der Arbeit

Gegenpol zum Zuhause, Ort der Freizeit und Müßiggangs bilden die Werke im Raum 5 "Das Zuhause als Ort der Arbeit" Hier reicht der Bogen von "Haushalt und Hausarbeit" über Home-Office (etwa Zeit von Corona) bis hin zu Atelier-Szenen. Eine der bekanntesten Motive ist dabei sicher Erich Heckels "Sich Waschende" von 1912. © Foto Diether von Goddenthow
Gegenpol zum Zuhause, Ort der Freizeit und Müßiggangs bilden die Werke im Raum 5 „Das Zuhause als Ort der Arbeit“ Hier reicht der Bogen von „Haushalt und Hausarbeit“ über Home-Office (etwa Zeit von Corona) bis hin zu Atelier-Szenen. Eine der bekanntesten Motive ist dabei sicher Erich Heckels „Sich Waschende“ von 1912. © Foto Diether von Goddenthow

Die Arbeit zuhause ist im Wandel: Im Haushalt strukturiert sie – zwischen Last und beruhigender Routine – zwar schon immer den Alltag, nun zieht jedoch die Büroarbeit im Homeoffice zusätzlich ein. Beruf und Privatleben lassen sich für die meisten zuhause gut trennen. Das Kunstschaffen speist sich hingegen aus dem Leben, weshalb bei Künstler:innen die Grenze zwischen Arbeits- und Lebensraum fließend, und häufig untrennbar ist. Corinna Schnitt oder Erich Hartmann, Thomas Wrede oder Johannes Hüppi, Maurice Denis, Fritz Nölken oder André Villers geben mit ihren Werken Einblick in die Arbeit im Haushalt oder am Schreibtisch sowie ins Atelier.

20240418_105833 plakat home sweet home 450Kunstforum Ingelheim – Altes Rathaus
François-Lachenal-Platz 1,
55218 Ingelheim am Rhein

Öffnungszeiten
Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag
11.00 bis 18.30 Uhr

Samstag, Sonntag und Feiertag
11.00 bis 18.00 Uhr

Montag geschlossen
(außer an Feiertagen)

Internationale Tage Ingelheim