Kategorie-Archiv: Museum Reinhard Ernst

Museum Reinhard Ernst (mre) – Baustellenbericht Oktober 2023

Gold Moon Chandelier (© Nava Rapacchietta)
Gold Moon Chandelier (© Nava Rapacchietta)

Wenn die Tage kürzer und die Abende dunkler werden, gewinnt Licht an Bedeutung. Deshalb wollen wir heute über die Leuchten im Maki-Forum sprechen, unserem Veranstaltungsraum. Dieser kann für Lesungen, Konzerte und Privat- oder Unternehmensfeiern gemietet werden. Für den festlichen Saal hat das Stifterehepaar Reinhard und Sonja Ernst vier Lüster des italienischen Leuchtenherstellers Catellani & Smith ausgewählt.

Da das Maki Forum stellenweise über eine Deckenhöhe von über acht Metern verfügt, wurden die italienischen Designer mit einer Sonderanfertigung der Pendelleuchte „Gold Moon Chandelier“ beauftragt. Jedes der ca. 35 Pendel endet in einem Lampenschirm, dessen Innenseite in Handarbeit mit echtem Blattgold verziert wurde. Die filigranen Scheiben messen im Durchmesser rund 35 Zentimeter. Ihre schwebenden Formen erinnern an Mondscheiben, die das Licht märchenhaft funkeln lassen. Jede Pendelleuchte besteht aus etwa 35 asymmetrisch und in unterschiedlicher Höhe angeordneten Elementen. Diese werden an dünnen Kabeln befestigt, die zwischen 4,70 und 5,40 Meter lang sind.

Es ist wohl nicht übertrieben zu sagen, dass diese skulpturalen Leuchten Kunstwerke für sich sind. Sie kommen übrigens besonders gut zur Geltung, wenn man sie von unten betrachtet. Wir freuen uns darauf, diesen atmosphärischen Raum zu erleuchten – und sind davon überzeugt, dass die edle Lichtstimmung Ihre Veranstaltung zu einem unvergesslichen Ereignis machen wird.

(Kathrin Grün Museum Reinhard Ernst)

Museum Reinhard Ernst

Kathrin Grün wechselt von der Frankfurter Buchmesse als Pressesprecherin zum Museum Reinhard Ernst (mre) Wiesbaden

Kathrin Grün wird ab 1.12.22 Pressesprecherin des Museums Reinhard Ernst in Wiesbaden. © Foto: Diether von Goddenthow
Kathrin Grün wird ab 1.12.22 Pressesprecherin des Museums Reinhard Ernst in Wiesbaden. © Foto: Diether von Goddenthow

Zum 1. Dezember verstärkt Kathrin Grün (49) das Gründungsteam des Museums Reinhard Ernst (mre). „Wir sind sehr froh, dass sich Frau Grün entschieden hat, ihre reiche internationale PR Kompetenz in das mre einzubringen und ihre große Begeisterung für die Kultur künftig auch auf die Bildende Kunst auszudehnen,“ so Dr. Oliver Kornhoff, Direktor. „Zusammen mit dem ganzen Team freue ich mich über die Besetzung dieser Schlüsselposition in unserem Museums-Start-Up.
Gemeinsam gehen wir nun auf die Zielgerade zur Eröffnung in 2023.“ „Mit dem Museum Reinhard Ernst entsteht in Wiesbaden ein faszinierendes neues Haus für abstrakte Kunst. Das Museum, dessen Architektur vom Pritzker-Preisträger Fumihiko Maki entworfen wurde, wird die umfangreiche und wertvolle Kunstsammlung des Wiesbadener Stifters Reinhard Ernst beherbergen und ab nächstem Jahr der Öffentlichkeit präsentieren. Ich freue mich sehr darauf, das Team um Oliver Kornhoff zu unterstützen und meine Expertise, mein Netzwerk und mein Herzblut in diese junge Institution einbringen zu können,“ sagt Kathrin Grün. Kathrin Grün kommt von der Frankfurter Buchmesse: Sie war seit 2017 Pressesprecherin und leitete die Kommunikationsabteilung. Ins Team der Frankfurter Buchmesse kam sie 2009 nach Stationen beim Fachmagazin Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, dem Deutschen Filmmuseum in Frankfurt und dem White Star Verlag in Wiesbaden.

Museum Reinhard Ernst mre.

Museum Reinhard Ernst veröffentlicht mitreißenden Kunst-Filmclip über Jawlensky-Preisträger 2022 der Stadt Wiesbaden

Wiesbaden, 8.6.22: Wellen, Netze, Bootsplanken, Gischt und immer wieder der Wal. Als Betrachter:in mittendrin. Mittendrin im Abenteuer Walfang. Mittendrin im Abenteuer Kunst. Mittendrin im Werk von Frank Stella. Zu Ehren des Jawlensky-Preisträgers 2022 hat das Museum Reinhard Ernst zwei großformatige Skulpturen aus Frank Stellas Moby-Dick-Serie filmisch zum Leben erweckt.

Rufe hallen über das Deck, Matrosen lassen die Boote zu Wasser, Wellen schlagen gegen den Schiffsrumpf, der Wal taucht auf, die Jagd beginnt… Die außergewöhnliche Kombination aus Reliefs von Frank Stella und dem spannenden Romantext von Herman Melville machen den Kurzfilm zu einem mitreißenden Erlebnis.

Das Museum Reinhard Ernst hat diesen Film als Zeichen der Wertschätzung für den Künstler erstellt und freut sich, diesen in Verbundenheit mit der Stadt Wiesbaden und dem Museum Wiesbaden zu veröffentlichen.

Wie berichtet, präsentiert das Museum Wiesbaden anlässlich der Jawlensky-Preisverleihung zu Ehren von Frank Stella ab 10. Juni eine große Sonderausstellung. Dort wird auch eine Leihgabe des Museums Reinhard Ernst zu sehen sein. Das Werk ist Teil der Moby-Dick-Serie, an der Frank Stella von 1986 bis 1997 arbeitete. Sie umfasst insgesamt 266 großformatige Skulpturen und Metallreliefs, eine Wandmalerei, Collagen und Druckgrafiken. Jedes Werk der Serie ist nach einem der 135 Kapitel des gleichnamigen Romans von Herman Melville benannt.

Die Idee zu dieser Serie entstand, als Stella mit seinen Söhnen Beluga‐Wale in einem großen Aquarium beobachtete und sich für gekurvte Wellen‐ und Walformen zu interessieren begann. Seine Beobachtungen veranlassten Stella zur Lektüre von Melvilles Roman: Ihn faszinierte die Geschichte von Kapitän Ahabs rachsüchtiger Jagd nach dem weißen Pottwal Moby-Dick, die ihn durch die Weltmeere treibt. Eine Metapher auch für Frank Stellas lebenslange künstlerische Motivation: „Ich suche eine Antwort auf die Frage, ob die Abstraktion geeigneter ist, dem Roman [Moby Dick] einen bildnerischen Ausdruck zu liefern, als jede noch so geschickte Illustration.“

Besonders ist diese gesamte Werkserie vor allem wegen ihrer Verschränkung von abstrakten und figurativen Formen in unterschiedlichen Materialien und Texturen. Die einzelnen Elemente der Geschichte (Wal, Welle, Netze, Bootsplanken, Gischt, etc.) sind alle in den Reliefs sichtbar, ohne dass vom Künstler ein zeitlicher Ablauf in ihnen festgeschrieben ist. Beim Versuch sie zu fassen und zu begreifen, entrinnen zugleich die Verweise auf den Roman. Diese Art der Betrachtung ist analog zur rastlosen Jagd zu sehen, in welcher der Wal sich mal durch seinen Blas am Horizont zu erkennen gibt, mal in greifbarer Nähe erscheint – und dann seinen Verfolgern doch immer wieder entkommt. Stella lädt durch die Kombination und Überlagerung von Formen dazu ein, mehr als nur eine Sache in einem Moment wahrzunehmen. Die legendäre Erzählung von der Jagd Kapitän Ahabs nach einem großen, aber schwer fassbaren Wal namens Moby-Dick kann als Stellas eigene Leidenschaft für das Wesen und die Zukunft der Abstraktion gelesen werden.

Der Film vermittelt eine Kostprobe zu dieser fantastischen Kunst. Nach der Eröffnung des Museums Reinhard Ernst Ende April/Anfang März können hier weitere Arbeiten von Frank Stella betrachtet werden.

Museum Reinhard Ernst
Wilhelmstraße1
65185 Wiesbaden

https://www.ernst-stiftung.de/

Wiesbadener Museum Reinhard Ernst (mre) eröffnet im Frühjahr 2023

Bauherr und die bauleitenden Architekten, haben den Zeitplan den aktuellen Umständen zur Eröffnung des Museums Reinhard Ernst (mre) an der Wiesbadener Wilhelmstrasse 1 angepasst und den Eröffnungstermin verschoben. © Foto Diether v. Goddenthow
Bauherr und die bauleitenden Architekten, haben den Zeitplan den aktuellen Umständen zur Eröffnung des Museums Reinhard Ernst (mre) an der Wiesbadener Wilhelmstrasse 1 angepasst und den Eröffnungstermin verschoben. © Foto Diether v. Goddenthow

Ursprünglich war die Eröffnung des neuen Wiesbadener Kunst-Museums Reinhard Ernst für den Herbst dieses Jahres geplant. Nun wurde aufgrund der aktuellen Situation mit Lieferengpässen und Personalausfällen in Handwerkerfirmen der Eröffnungstermin auf das Frühjahr 2023 gelegt.

So haben die zum Baubeginn nicht einschätzbaren Ereignisse wie die Corona-Jahre zu weltweiten Engpässen bei Baumaterialien geführt und etablierte Lieferketten in der ganzen Branche gesprengt, was immer wieder kreative Lösungen gefordert habe, aber sich in den letzten Monaten doch so stark potenziert habe, dass eine Verschiebung des Eröffnungstermins ins nächste Jahr unausweichlich wurde“, so Bauherr und Stifter Reinhard Ernst vergangene Woche bei einer Baubegehung. Zwar koste jeder Monat, den das Museum später als geplant öffne, der Stiftung 122.000 Euro. Doch es sei ohnehin nötig, dass „wir nach Fertigstellung des Gebäudes zunächst über mehrere Monate eine konstante Luftfeuchtigkeit und Temperatur einpegeln müssen, bevor die Kunstwerke ins Depot einziehen und in den Ausstellungsräumen aufgehängt werden können“. Aufgrund der Terminverschiebung „haben wir etwas Zeit gewonnen und können alles bestens vorbereiten“, was im Normalfall dann unter mehr Druck zwar ebenso gelungen wäre. Aber nunmehr verlaufe alles ein wenig entspannter, so Stifter Reinhard Ernst.

Stifter und Bauherr Reinhard Ernst, hier vor der Rückseite seines  Museums erläutert die Aufwendigkeit zur Anbringung der speziellen Bethel White-Granitplatten. © Foto Diether v. Goddenthow
Stifter und Bauherr Reinhard Ernst, hier vor der Rückseite seines Museums erläutert die Aufwendigkeit zur Anbringung der speziellen Bethel White-Granitplatten. © Foto Diether v. Goddenthow

Hinter dem noch eingerüsteten  Großbau zeigt sich das Reinhard Ernst Museum  zunehmend in seiner endgültigen Form und Farbe. Viel Arbeit bereitet noch die Anbringung der restlichen 65 x 135 cm großen Bethel White-Granitplatten an der Fassade. Man brauche pro Bohrung für die Befestigungsgalgen der Platten etwa 20 Minuten und pro Platte 5 Bohrungen. Wir haben speziell diesen hellen Granit für die Außenhaut gewählt. Die Platten seien gestockt worden, was sie schmutzabweisender mache und die winzigen funkelnden Kristalle im Stein besser freilege. Im Sonnenlicht leuchte durch das Aufrauen  die gesamte  Oberfläche kristalliner und heller. Da die Fugen sehr schmal seien und die Eckplatten aus vollem Stein geschnitten würden, verschmelze ab einem Sichtabstand von 30 Metern optisch die Fassade zu einer einzigen blütenweiß leuchtenden Fläche. Aus dem Betonklotz soll ja einer heller Granitklotz werden, so der Bauherr.

Rund um den Lichthof (links) können die Menschen ohne Eintritt zu bezahlen, flanieren. © Foto Diether v. Goddenthow
Rund um den Lichthof (links) können die Menschen ohne Eintritt zu bezahlen, flanieren. © Foto Diether v. Goddenthow

Im Haus selbst hat der Innenausbau schon begonnen. Restliche Estriche werden noch gegossen und  alles für die Verlegung der Parkett-Fußböden vorbereitet.  Decken werden abgehängt und die Wände mit großen Holzpanelen verblendet. Hinter den vorgesetzten Holzpanelen  verbergen sich Hochleistungs-Klima- und Lüftungsanlagen sowie die Versorgungsleitungen und mitunter auch auch hochwertige Veranstaltungstechnik. Beispielsweise werden im großen Veranstaltungsraum sämtliche Lautsprecher im Wandbereich versteckt und mit akustischen Deckensegeln für eine besondere Akustik verstärkt werden. „Wir möchten, dass auch in der letzten Reihe die Tonqualität genauso gut ist wie ganz vorne“, so der Bauherr. Der Saal wird doppelstöckig  und  rund 9 Meter hoch sein. Er bietet auf über 300 qm Platz für 250 Reihensitzplätze oder 120 Tisch-Sitzplätze. Er soll für Events vermietet werden: vom Abi-Ball über Firmenfeiern und Familienfesten bis hin zu Konzert- und Vortragsveranstaltungen. Einnahmen hieraus  sollen  helfen, das einkalkulierte monatliche Defizit des Museumsbetriebs ein wenig zu verringern.

Die Reinhard-Ernst-Stiftung trage ja nicht „nur“ die reinen Baukosten von derzeit gut 62 Millionen Euro zuzüglich 5 Millionen Euro für den Innenausbau, sondern auch die Unterhalts- und Betriebskosten des Museums für nächsten 99 Jahre.

Da stimmt die Chemie: Dr. Oliver Kornhoff, Gründungsdirektor hat noch viel vor mit dem rem. Neben ihm Stifter Reinhard Ernst.- © Foto Diether v. Goddenthow
Da stimmt die Chemie: Dr. Oliver Kornhoff, Gründungsdirektor hat noch viel vor mit dem rem. Neben ihm Stifter Reinhard Ernst.- © Foto Diether v. Goddenthow

Das sei einmalig, dass ein Stifter das Gebäude und die laufenden Betriebskosten übernehme. Das habe aber auch den großen Vorteil, dass das Museum nicht von öffentlichen Fördergeldern abhängig sei und nicht in Konkurrenz zu anderen Häusern stehe, erklärt Gründungsdirektor Dr. Oliver Kornhoff. Seit 100 Tagen ist er im Amt und freut sich über das herzliche Willkommen in Wiesbaden: „Ich hatte den denkbar besten Start. Kornhoff möchte das Reinhard Ernst Museum zu dem internationalen Kompetenzzentrum für abstrakte Malerei und Kunst machen. Dazu bringt der gebürtige Kölner viel Erfahrung und Know-how mit ein. Er war seit 2009 Direktor am Arp Museums Bahnhof Rolandseck und von 2013 bis 2020 zudem künstlerischer Leiter des Künstlerhauses Schloss Balmoral in Bad Ems. Seine beruflichen Stationen führten ihn davor als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Staatlichen Kunsthalle nach Baden-Baden sowie als stellvertretender Leiter der Städtischen Galerie nach Bietigheim-Bissingen.

Kreativraum für Kinder

Noch sieht der künftige Kreativraum (links) so aus. Er soll mit einer von   Katharina Grosse gestalteten Glaswand zum Flanier-Gang hin (hier mit Blick in den Eingangsbereich) abgegrenzt werden. © Foto Diether v. Goddenthow
Noch sieht der künftige Kreativraum (links) so aus. Er soll mit einer von Katharina Grosse gestalteten Glaswand zum Flanier-Gang hin (hier mit Blick in den Eingangsbereich) abgegrenzt werden. © Foto Diether v. Goddenthow

Besonders am Herzen liegt Reinhard Ernst die Förderung der Kreativität von Kindern und jungen Menschen. Das sei sein Credo als Unternehmer: „wenn man von 100 Mitarbeitern 5 hat, die kreativ sind, hat man Glück“, so Ernst aus eigener Erfahrung. „Man kann Kreativität nicht lernen, aber man kann sie wecken bis zu einem gewissen Maß. Wenn uns das gelingt, dass wir Kinder an die Kunst heranführen, und auch noch an die Kreativität“ habe sich der Bau dieses Hauses bereits für ihn gelohnt.

So wird es gleich im Erdgeschoss an zentraler Stelle einen großen Kreativraum für Kinder geben, der täglich von 8 bis 12 Uhr zur Verfügung stehen soll. „Wir wünschen uns natürlich, dass wir so viel Resonanz wie möglich bekommen, nicht nur aus Wiesbaden, sondern auch aus dem Rhein-Main-Gebiet“, so Ernst. Es werde für Kinder interessant werden, selbst ihre Arbeiten mit denen der im Haus ausgestellten Künstler zu vergleichen, sich an ihnen als Vorbilder zu orientieren. Es werde aber nicht auf Papier, sondern mit dem Tablett gemalt werden, so dass die eigenen Werke zuhause und in der Schule weiterverwendet werden könnten.

Zwischen Kreativraum und Flanierbereich vor dem Atrium wird eine Glaswand installiert, die von der international bekannten Künstlerin Katharina Grosse gestaltet wird. Sie arbeite bereits daran in der Taunussteiner Glasmanufaktur. Es ist ihre erste Arbeit in Glas. Die Muster auf Leinwänden seien „sehr sehr vielversprechend, sehr farbig, und wenn am Nachmittag dann die Sonne reinkommt und durch die Glaswand bis hierher scheint, dann werden Sie Bilder erleben, die einmalig sind, die wirklich sehr schön sind.“, freut sich  der Bauherr schon auf die Atmosphäre und betont: „Ich möchte irgendwo reinkommen, wo ich mich wie zuhause fühle. Ich möchte nicht irgendwo reinkommen, wo ich erschlagen werde beispielsweise von einer wunderschönen Treppe. Es gibt in München gute Beispiele. Das möchte ich eigentlich nicht. So sind wir bei der Planung dieses Hauses in allen Bereichen vorgegangen“, erklärt Ernst sein Konzept.

Ist das  Kunst oder Klimalüftung? Die hinter Holzpanelen verdeckten Belüftungsanlagen im ganzen Haus gehören zu den effektivsten. © Foto Diether v. Goddenthow
Ist das Kunst oder Klimalüftung? Die hinter Holzpanelen verdeckten Belüftungsanlagen im ganzen Haus gehören zu den effektivsten. © Foto Diether v. Goddenthow

Hierzu gehört auch, dass er möchte, dass die Besucher die verschiedenen Blickachsen des Museums erleben, was nur ginge, wenn sie nach oben gingen. „Deswegen möchten wir, dass die Leute die Treppen hochgehen, nicht mit dem Aufzug fahren. Natürlich kann man mit dem Aufzug fahren, wenn jemand schlecht laufen kann.“ Man werde am Ticketschalter gefragt, ober man laufen wolle oder ob man nicht laufen könne, „dann geben wir ihnen ein Ticket für den Aufzug!“ Aber lieber möchten man vom Konzept her, „dass die Leute die Treppen erleben und damit sehen, was in dem Museum überhaupt los ist. Denn wir haben hier Kunst. Aber wir betrachten das Gebäude selbst auch als Kunstwerk. Und so wollen wir es auch gestalten“, unterstreicht der Stifter die konzeptuelle Intention des Museums.

Im Frühjahr 2023 wird das Reinhard Ernst Museum Wiesbaden mit rund 80 von 860 Gemälden starten und die erste Museumsschau weltweit überhaupt über Werk und die Arbeit des Architekten Fumihiko Maki präsentieren. Die Arbeiten kommen direkt aus Tokio und Berlin, wo im Mai 2022 im Aedes Architekturforum Maki zu seinem neuestem Museumsprojekt ausstellt – das des „Museums Reinhard Ernst“ in Wiesbaden. Es wird ein Museums-Bistro geben, ebenso einen Museums-Shop. All diese Räume gehören zum öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten im Erdgeschoss.

(Diether v. Goddenthow)

Weitere Informationen Museum Reinhard Ernst

Gründungsdirektor Dr. Oliver Kornhoff startet seine Tätigkeit im bald eröffneten Wiesbadener Kunstmuseum Reinhard Ernst

Innenansicht des bald abgeschlossenen Rohbaus (Baustandsbericht vom 10.11.2021)
Innenansicht des bald abgeschlossenen Rohbaus (Baustandsbericht vom 10.11.2021)

Diese Woche startet der neue und erste Direktor des Museums Reinhard Ernst (mre) in Wiesbaden.
Das einzigartige Privatmuseum von Sammler Reinhard Ernst befindet sich zwar noch im Bau, doch die Eröffnung kommt mit großen Schritten näher und ist für Herbst 2022 vorgesehen.

Nicht nur Bauherr, Sammler und Stifter Reinhard Ernst freuten sich, dass der neue Direktor endlich in Wiesbaden jetzt durchstarten kann. Erwartet wurde er auch von einem bereits vor Ort agierenden kleinen Team. Dieses hat bereits in den letzten Monaten und Jahren viel Aufbauarbeit geleistet. Jetzt gilt es aber, die Sammlungen entsprechend zu strukturieren, die Werke zu hängen /zu stellen und das Museum fit zu machen für die zum September 2022 geplante Eröffnung und für den anschließenden laufenden Museumsbetrieb.
„Ich freue mich sehr, dass wir mit Dr. Oliver Kornhoff einen Museumsprofi für die künstlerische Leitung begrüßen dürfen und bin überzeugt, dass er das mre zu einem internationalen Ort für abstrakte Kunst entwickeln wird,“ erklärt Reinhard Ernst.
In seiner Antrittsrede unterstreicht Oliver Kornhoff das Privileg, ein solch museales Lebenswerk anvertraut bekommen zu haben und dankt Reinhard Ernst für die Wertschatzung und diese einmalige Chance. „Jetzt gilt es in die Sammlung einzutauchen und zu erarbeiten, wie sie am besten zur Geltung kommt.“ Und während er dies sagt, hat er schon die eine oder andere Ausstellungsidee im Kopf.
Viele organisatorische, kuratorische und bauliche Entscheidungen warten in den kommenden Monaten bis zur Eröffnung auf ihn. Aber, da sind sich Stifter und Bauherr sicher, bringt Oliver Kornhoff mit 12 Jahren Erfahrungen im international renommierten Arp Museum Bahnhof Rolandseck entsprechend großes Know-how beim Aufbau eines jungen Hauses wie dem mre mit.

Weitere Informationen

Erster Direktor des Museums Reinhard Ernst ist Dr. Oliver Kornhoff

Dr Oliver Kornhoff Foto:  Museum Reinhard Ernst gGmbH
Dr Oliver Kornhoff Foto: Museum Reinhard Ernst gGmbH

Wiesbaden, 7. Juli 2021: der Museumsbeirat hat getagt und Herrn Dr. Oliver Kornhoff zum ersten Direktor des Museums Reinhard Ernst gewählt. Herr Dr. Kornhoff wechselt zum 1. Dezember 2021 vom Arp Museum Bahnhof Rolandseck an die Wilhelmstraße 1 nach Wiesbaden.
„Zum Bau eines Museums gehört neben dem Gebäude und der Sammlung auch ein professionell funktionierendes Team mit einem top Direktor an der Spitze“, sagt Reinhard Ernst, Vorsitzender der Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung. Er freut sich sehr über die Zusage von Herrn Dr. Oliver Kornhoff als Gründungsdirektor, denn auch im Bewerbungsprozess hat die Corona-Pandemie das Reisen und gegenseitige Kennenlernen nicht unbedingt vereinfacht. Herr Dr. Oliver Kornhoff bringt langjährige Erfahrung in der Leitung eines Museums und fachliche Versiertheit mit.
Das Museum Reinhard Ernst, dessen Träger die Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung ist, ist ein Privatmuseum und wird eine international attraktive Adresse für abstrakte Kunst sein. Die voraussichtliche Eröffnung ist für Herbst 2022 geplant. Das „Kulturhaus für alle“, wie sich das Museum Reinhard Ernst versteht, beinhaltet neben der Sammlung und den WechselAusstellungsräumen, auch ein Bistro, ein Forum für Veranstaltungen, einen Kreativraum (u.a. für Schulklassen) sowie einen Museums-Shop.

Zur Person:
Dr. Oliver Kornhoff, geb. 1969, ist verheiratet und Vater eines Sohnes. Er studierte Kunstgeschichte, Geschichte, Klassische Archäologie und Völkerkunde in Köln sowie Florenz und promovierte in Freiburg über die Skulpturen der „Brücke“-Künstler Erich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner.
Der gebürtige Kölner ist seit 2009 Direktor am Arp Museums Bahnhof Rolandseck und war von 2013 bis 2020 zudem künstlerischer Leiter des Künstlerhauses Schloss Balmoral in Bad Ems. Seine beruflichen Stationen führten ihn davor als wissenschaftliche n Mitarbeiter der Staatlichen Kunsthalle nach Baden-Baden sowie als stellvertretende n Leiter der Städtischen Galerie nach Bietigheim-Bissingen.

Museum Reinhard Ernst für abstrakte Kunst zeigt „Abstraktion im Quadrat“ auf dem Noch-Bauzaun

Etage um Etage wächst der Bau in die Höhe und lässt die konkreten Formen des Gebäudes erkennen. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren, sodass mit der Fertigstellung des Rohbaus im Frühling 2021 gerechnet werden kann. © Foto Diether v. Goddenthow
Etage um Etage wächst der Bau in die Höhe und lässt die konkreten Formen des Gebäudes erkennen. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren, sodass mit der Fertigstellung des Rohbaus im Frühling 2021 gerechnet werden kann. © Foto Diether v. Goddenthow

Bislang konnte selbst „Corona“ die Verwirklichung der Vision des Stifter-Ehepaars Reinhard Sonja Ernst, ein Museum für abstrakte Kunst an der Wilhelmstraße 1 in Wiesbaden zu errichten, nicht bremsen. So wächst der Bau Etage um Etage in die Höhe und lässt bereits die konkreten Formen des späteren Sichtbeton-Gebäudes erkennen. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren, sodass mit der Fertigstellung des Rohbaus im Frühling 2021 gerechnet werden kann, wie es in einer Meldung heißt.

Bereits im Frühjahr 2020 konnte das Team der Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung elf pädagogische Einrichtungen in Wiesbaden für das Projekt eines zur Bauzaungalerie umfunktionierten Bauzauns gewinnen. Hierbei handelt es sich um 114 Laufmeter Holzzaun, der die derzeitige Baustelle des Museum Reinhard Ernst einfasst, und als Freilichtgalerie bestehen bleiben und große, farbstarke Gemälde präsentieren soll. So entstand die Idee, diesen Bauzaun von jungen Menschen bespielen zu lassen und ihre Neugier auf Abstrakte Kunst zu wecken.

"Abstraktion im Quadrat", auf 114 Metern zur Bauzaungalerie umfunktionierten Bauzaun werden 76 abstrakte Kunstwerke von  Jugendlichen aus zehn Schulen und der Kulturwerkstatt im Jugendhilfezentrum Johannesstift gezeigt. © Foto Diether v. Goddenthow
„Abstraktion im Quadrat“, auf 114 Metern zur Bauzaungalerie umfunktionierten Bauzaun werden 76 abstrakte Kunstwerke von Jugendlichen aus zehn Schulen und der Kulturwerkstatt im Jugendhilfezentrum Johannesstift gezeigt. © Foto Diether v. Goddenthow

Die Stiftung stellte Malutensilien und Tafeln im Format 1 x 1 Meter zur Verfügung, formale Vorgabe war einzig das Thema „Abstraktion“. Im Sommer waren die Gemälde fertiggestellt. Unter verschärften Bedingungen (Masken, Abstand, limitierte Gästeliste, strenges Hygienekonzept) fand nun die Ausstellungseröffnung Mitte September 2020 statt. Neben den Künstlerinnen und Künstlern, ihren pädagogischen Betreuerinnen und Betreuern erschienen auch zahlreiche Presseschaffende sowie Vertreter der Landeshauptstadt Wiesbaden – Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, Kulturdezernent Axel Imholz und Kulturamtsleiter Jörg-Uwe Funk. Auch Elke Gruhn, Leiterin des benachbarten Nassauischen Kunstvereins, ließ sich dieses Ereignis nicht entgehen, wie es im neuesten Newsletter der Stiftung heißt.

Die 76 Kunstwerke, die in zehn Wiesbadener Schulen und der Kulturwerkstatt im Jugendhilfezentrum Johannesstift entstanden sind, können bis zum Frühjahr 2021 besichtigt werden. In ihrer Ursprünglichkeit und Farbigkeit stehen die Schüler-Werke manch professioneller Abstraktion in nichts nach! Ein Laie würde zumeist nicht unterscheiden können, ob Schüler oder berühmter Künstler.

Weitere Details hier!

Informationen: Museum Reinhard Ernst

Frank Stella erhält den Jawlensky-Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden

Jawlensky Selbstbildnis Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Jawlensky Selbstbildnis
Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

Zu Ehren des berühmtesten Künstlers der Stadt vergibt die Landeshauptstadt Wiesbaden gemeinsam mit Spielbank und Nassauischer Sparkasse den Alexej von Jawlensky-Preis für das Werk eines zeitgenössischen Künstlers. Der Magistrat erkannte, auf Vorschlag des Museums Wiesbaden und nach positivem Votum des Kuratoriums für den Jawlenskypreis, Frank Stella die Ehrung zu. Er ist der siebte Preisträger nach Agnes Martin, Robert Mangold, Brice Marden, Rebecca Horn, Ellsworth Kelly und Richard Serra. Der Jawlenskypreis ist mit 18.000 Euro dotiert und mit einer Ausstellung im Museum Wiesbaden verbunden. Des Weiteren soll eine Arbeit der Preisträgerin oder des Preisträgers angekauft werden.

Frank Stella (geboren am 12. Mai 1936) ist ein US-amerikanischer Maler, Bildhauer und Objektkünstler. Frank Stella zählt zu den bedeutendsten Repräsentanten der Analytischen Malerei, des Hard Edge und der Farbfeldmalerei, der er sich nach einer Frühphase des Abstrakten Expressionismus zuwandte. Viele seiner Bilder und Reliefs sind gekennzeichnet von farbig leuchtenden Rechteck-, Kreis- oder spitz zulaufenden geometrischen Formen. Seine berühmten „Black Paintings“ kennzeichnen schwarze und daraus abgeleitete metallfarbene Streifen, die jede herkömmliche Vorstellung von Farbe und Form negieren. Seit den 1980er Jahren und bis heute vertritt Frank Stella einen räumlichen Stil abstrakt-dynamischer Elemente.

Ähnlich konsequent wie die bisherigen Träger/innen des Jawlensky-Preises besetzt Stella eine Position in der Kunst der letzten 50 Jahre, die heute bereits zu den Klassikern zählt. Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden, führt hierzu aus: „Mit Frank Stella werden wir zweifelsohne einen der bedeutendsten Gegenwartskünstler bei uns in Wiesbaden zu Gast haben. Frank Stella ist ein weiterer würdiger Träger des Jawlensky-Preises, und ich freue mich schon heute auf die Ausstellung.“

Das Verfahren zur Bestimmung des Preisträgers/der Preisträgerin sieht vor, dass zunächst das Kuratorium eine Jury benennt. Diese wählt dann aus einigen vorgeschlagenen Künstlerinnen und Künstlern, einen Preisträger oder eine Preisträgerin aus. Im Oktober fand die Sitzung des Kuratoriums statt. Hierbei wurde vom Museum Wiesbaden der Vorschlag unterbreitet, in diesem Jahr bei der Verleihung des Jawlensky-Preises einen verkürzten Verfahrensweg zu beschreiten. Zielsetzung ist es, Preisverleihung und Ausstellung, dem Turnus der vergangenen Preisverleihungen folgend, in 2022 durchzuführen. Die Realisierung im „documenta-Jahr“ bringt regelmäßig eine erhöhte Aufmerksamkeit sowie die Chance, die hessische Landeshauptstadt und diese Ausstellung noch stärker überregional/international in den Fokus von Kunstinteressierten zu bringen. Angesichts der aktuellen Situation wurde dem Kuratorium vorgeschlagen, auf die Einberufung einer Jury im herkömmlichen Sinn zu verzichten und sich stattdessen bei der Entscheidungsfindung auf die externe Expertise eines ausgewiesenen Fachmannes (Dr. Holger Broeker/Kunstmuseum Wolfsburg) sowie die interne Expertise des Museums zu berufen und so Frank Stella den kommenden Jawlensky-Preis zuzuerkennen. Die zugehörige Preisträgerausstellung kann 2022 im Museum Wiesbaden stattfinden, wobei eine Kooperation mit dem neuen Museum Reinhard Ernst geplant ist.

Zu diesem Vorschlag hat das Kuratorium ein positives Votum gegeben, auch wenn das verkürzte Verfahren teilweise kritisch bewertet wurde. Der Magistrat hat nun diesem Verfahrensweg und dem Preisträgervorschlag zugestimmt. Abschließend erklärt Kulturdezernent Imholz: „Ich danke sehr herzlich dem Museum Wiesbaden und dem Museum Reinhard Ernst, die es gemeinsam ermöglichen, eine solch hochkarätige Ausstellung in Wiesbaden zu präsentieren. Mein Dank gilt auch der Naspa Wiesbaden und der Spielbank Wiesbaden ohne deren finanzielles Engagement der Jawlenskypreis nicht realisierbar wäre.“

Biografie Frank Stella:
Frank Stella wird am 12. Mai 1936 in Malden, Massachusetts, geboren. 1950 bis1954 studiert er an der Phillips Academy in Andover bei dem abstrakten Maler Patrick Morgan. Anschließend studiert Stella 1954 bis 1958 Geschichte an der Princeton University, wo er auch die offene Malklasse von William C. Seitz besucht. Ab 1958 hat Frank Stella ein Atelier in New York, seinen Lebensunterhalt verdient er als Anstreicher. Die frühen Bilder der New Yorker Zeit orientieren sich am „Abstract Expressionism“. 1958 sieht Frank Stella in der Galerie von Leo Castelli eine Ausstellung Jasper Johns, dessen „Flaggen“- und „Ziel-scheiben“-Bilder ihn beeindrucken. Wenige Monate später wechselt Frank Stella von der gestischen Abstraktion zu einer reduzierten, konzeptuellen Malweise. Es entstehen seine ersten „Black Paintings“, großformatige Leinwände, die mit einem symmetrischen Muster aus schwarzen Streifen bedeckt sind. Bald darauf beginnt Stella auch, die Form der Bildträger der inneren Struktur seiner Bilder anzupassen. Die Leinwand kann nun jede geometrische, später auch asymmetrische Form annehmen. 1960/61 wird daraus die Serie der Aluminium- und Kupferbilder und die „Shaped Canvases“, die den Bildern Frank Stellas Objektcharakter verleihen. Ab 1971 arbeitet Frank Stella an der Serie der „Polish Villages“. Diese großformatigen Collagen aus Papier, Filz, Leinwand, Sperrholz, Resopal und Aluminium, deren Titel sich jeweils auf zerstörte polnische Synagogen beziehen, markieren den Übergang von der Malerei zum Relief. Ab Mitte der 1970er Jahre entstehen große, leuchtend bunte Reliefs, zumeist aus Aluminium und Fiberglas, die aus geometrischen Formen zusammengesetzt sind. Ab 1980 arbeitet Frank Stella auch an umfangreichen Grafikzyklen, etwa den „Circuits“, den „Shards“ oder der Serie der „Cones and Pillars“, letzteren entspricht eine gleichnamige Reliefserie. Ab Anfang der 1990er Jahre erobert der Künstler auch den dreidimensionalen Raum mit plastischen Werken, Relief-Friesen und Außenskulpturen. Frank Stella gilt als einer der bedeutendsten amerikanischen Künstler der Nachkriegszeit, seine Werke werden in zahlreichen großen Ausstellungen gezeigt. Seine letzte große Retrospektive war in Deutschland 2012 in Wolfsburg zu sehen. Frank Stella lebt und arbeitet in New York.

Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger
1991 Agnes Martin
1998 Robert Mangold
2004 Brice Marden
2007 Rebecca Horn
2012 Ellsworth Kelly
2014 Richard Serra
2020 Frank Stella

Freunde des Museums Wiesbaden

Museum Reinhard Ernst – Erster Spatenstich für „Ein echtes Jahrhundertprojekt“ an Wiesbadens Wilhelmsstrasse

Modell des Museum Reinhard Ernst an der Wilhelmstrasse 1.©  Foto: Diether  v Goddenthow
Modell des Museum Reinhard Ernst an der Wilhelmstrasse 1.© Foto: Diether v Goddenthow

Mit dem ersten Spatenstich startete am Freitag, 30.August 2019, der Bau des  Museum Reinhard Ernst für abstrakte Kunst in Wiesbaden. 

Es gelte weder Gegner abzuwehren, noch die eigenen Leute in Extase zu versetzen, da dies „einige von uns schon lange“ seien, scherzte Museumsstifter und Japanfreund Reinhard Ernst mit Blick auf den  Samurai-Trommel-Auftakt des Heidelberger Ensembles TAIKO bei seiner Begrüßung der rund 200 Gäste aus Politik, Kultur und Wirtschaft . Bis 2022 soll an Wiesbadens bester Adresse, in der Wihelmstrasse 1,  ein Museums-Komplex von 8000 Quadratmetern für abstrakte Kunst als Alleinstellungsmerkmal entstehen, in dem der größte Teil der Sammlung, gut 800 Bilder und Skulpturen, des Stifter-Ehepaars Sonja und Reinhard Ernst eine neue Heimat finden wird.

Stifterehepaar Sonja und Reinhard Ernst vor dem Areal des künftigen Museums. .©  Foto: Diether  v Goddenthow
Stifterehepaar Sonja und Reinhard Ernst vor dem Areal des künftigen Museums. .© Foto: Diether v Goddenthow

Geplant sei zudem im oberen Bereich die moderne Interpretation eines japanischen Gartens, sozusagen als Reminiszenz ihrer Japanverbundenheit.
„Wir wollen nicht nur ein Museum bauen, wir wollen ein besonderes, ein schönes Museum bauen, in dem sich nicht nur die abstrakte Kunst, sondern auch seine Besucher wohlfühlen.“, unterstrich der Museumsstifter.

Mit Kunst Kreativität fördern
Das Museumsgebäude, aber auch die zu sehende abstrakte Kunst werde polarisieren, Zustimmung und Ablehnung finden. Aber damit „können wir sehr gut leben. Womit wir nicht leben können, ist der Gedanke oder sogar die Aussage: ‚Kein Mensch braucht Kunst!‘“, so Ernst. Denn Musik und Kunst förderten Kreativität, insbesondere bei Kindern. Er habe als „Unternehmer erlebt, wie wichtig es ist, kreative Mitarbeiter zu haben. In Deutschland werden wir in Zukunft Schwierigkeiten bekommen, wenn’s uns nicht gelingt, immer wieder neue Ideen zu finden, mit immer wieder neuen Ideen auf den Markt zu kommen. Der deutsche Mittelstand ist aus Ideen kreativer Menschen entstanden, und wir möchten dazu beitragen, dass diese Wirbelsäule unserer Wirtschaft erhalten bleibt, und hoffentlich noch weiter wächst.“, unterstricht Ernst. Kreativität könne man zwar nicht erlernen, jedoch fördern, „damit sie sich entwickelt und zutage tritt.“

Der Bau

Museumsstifter Reinhard Ernst: "„Wir wollen nicht nur ein Museum bauen, in dem sich die abstrakte Kunst, sondern auch seine Besucher wohlfühlen“.©  Foto: Diether  v Goddenthow
Museumsstifter Reinhard Ernst: „„Wir wollen nicht nur ein Museum bauen, in dem sich die abstrakte Kunst, sondern auch seine Besucher wohlfühlen“.© Foto: Diether v Goddenthow

Gebaut wird ein Museumsgebäude von 60 Meter Länge entlang der Rheinstrasse und 45 Meter Länge entlang der Wilhelmstrasse auf dem insgesamt 5685 Quadratmeter großen Grundstück. Die Höhe des Museums werde etwa die Höhe der benachbarten Commerzbank ohne dessen Aufbau erreichen. Dazu käme im hinteren Bereich noch ein kleines, etwa 100 Quadratmeter großes einstöckiges Gebäude für die Versorgung.

Für die Umsetzung diese einzigartigen Vorhabens werden der japanische Architekt Fumihiko Maki und Michel van Ackere, Partner und Projektleiter des Architekturbüros, unterstützt vom Team des Frankfurter Architekturbüros schneider + schumacher. Das renommierte Frankfurter Büro wurde unter anderem bekannt durch den Erweiterungsbau des Frankfurter Städelmuseums.
„Untergeschoss, Erdgeschoss sowie das erste und zweite Obergeschoss schaffen etwas über 8000 Quadratmeter Netto-Nutzfläche, so der Museumstifter, wobei die reine Ausstellungsfläche bei knapp 2000 Quadratmetern liegen dürfte. Aus heutiger Sicht betrügen die Baukosten über 50 Millionen Euro. Bei der Planung wurde dafür gesorgt, dass alle Erfahrungen, die in den vergangenen Jahren im Museumsbau gemacht und gesammelt wurden, bei diesem Museumbau zu tragen kommen. Hierzu zählten auch, neue „Wege zu gehen, die so wenig wie möglich Erschütterungen und Lärm mit sich bringen“. Man wolle beispielsweise zugunsten einer etwas teureren neuen Methode zur Absicherung gegen Grundwasser-auf das erschütterungsstarke Einrammen von Spundwänden verzichten.

Die Heidelberger Gruppe Taiko sorgte für die entsprechende musikalische Umrahmung: "schon die Samurai hatten die Wirksamkeit der Taiko erkannt: Sie ließen die großen Trommeln vor ihren Angriffen schlagen. Das hat die Gegner mental eingeschüchtert, und die eigenen Mitstreiter in Extase versetzt. Beides haben wir natürlich heute nicht nötig. Gegner sehen wir keine, und in Extase sind einige von uns schon lange.", so Reinhard Ernst augenzwinkernd bei der Eröffnung.. © Foto: Diether v Goddenthow
Die Heidelberger Gruppe Taiko sorgte für die entsprechende musikalische Umrahmung: „schon die Samurai hatten die Wirksamkeit der Taiko erkannt: Sie ließen die großen Trommeln vor ihren Angriffen schlagen. Das hat die Gegner mental eingeschüchtert, und die eigenen Mitstreiter in Extase versetzt. Beides haben wir natürlich heute nicht nötig. Gegner sehen wir keine, und in Extase sind einige von uns schon lange.“, so Reinhard Ernst augenzwinkernd bei der Eröffnung.. © Foto: Diether v Goddenthow

Ziel: die Sammlung als Einheit erhalten
„Meine Sammlung“ so Ernst, „stellt in ihrer Gesamtheit eine bedeutende Zusammenstellung deutscher wie internationaler Nachkriegskunst dar“. So habe es zumindest Professor Christoph Zuschlag und seine Frau Dr. Kirsten Maria Limberg, Autoren des ersten Sammlungsbandes, Faszination Farbe, erschienen im Hirmer-Verlag, gutachterlich beschrieben. Eine Schenkung der mittlerweile über 800 zum Teil großformatigen Werke umfassende Sammlung an ein Museum, „würde unweigerlich dazu führen, dass man sie auseinander reißen muss“, so der Stifter. Denn kein Museum, speziell kein deutsches Museum, verfüge über die räumlichen Möglichkeiten, um die Sammlung zusammenzuhalten. „Man würde sich die Rosinen herauspicken, der Rest würde im Depot verschwinden. Die Zusammenhänge der nach dem Krieg entstandenen Künstlergruppen und deren Künstler zu zeigen, wäre nicht möglich. Jahrelanges Sammeln oder das Sammeln auch von Künstlern, die heute von der Bildfläche verschwunden sind, die aber unbedingt zu unserer Geschichte der abstrakten Kunst nach dem Krieg gehört, wären umsonst gewesen“, so Ernst. Deshalb werde das Museum Reinhard Ernst gebaut, in dem es neben der Dauerausstellung auch Wechselausstellungen anderer Werken und Sammlungen geben wird.

Zudem trage man dafür Sorge, „dass auch die Kosten für das Betreiben des Museums von unserer Stiftung getragen werden“, so Ernst. Denn es sei „nämlich nicht davon auszugehen, dass sich das Museum selbst trägt. Wir sehen das als unseren Beitrag als eine Investition in Bildung und damit in die Zukunft unserer Stadt und unseres Landes. Es freut uns sehr, dass wir diese Ideen in der Stadt, in der wir leben, und die wir lieben, umsetzen können.“

Ein echtes Jahrhundertprojekt

Oberbürgermeister Gert Uwe Mende. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Oberbürgermeister Gert Uwe Mende. © Foto: Diether v Goddenthow

Oberbürgermeister Gert Uwe Mende, hob hervor, dass mit dem Bau des Museums Reinhard Ernst wirklich ein Traum wahr werde, nämlich für das Stifterpaar gleichfalls wie für die Landeshauptstadt, „dass dieses Projekt realisiert wird“. Mende lobte, dass der Stifter Reinhard Ernst kein Träumer, sondern ein Realist, ein Macher, ein Anpacker sei, also alles dessen verkörpere, was es eben bedürfe, „um einen solchen Traum zu realisieren. „Und sie schaffen es wirklich, einen Traum hier in Wiesbaden zu verwirklichen.“, sagte der Oberbürgermeister. Der Bau dieses neuen Kunstmuseums sei für die Stadt etwas, „dass es seit 100 Jahren nicht mehr gegeben hat. Es ist ein echtes Jahrhundertprojekt, wenn das Museum Reinhard Ernst hier in zweieinhalb Jahren seine Türen öffnen wird für eine breite Öffentlichkeit.“, so Mende, der sich zudem darüber freute, dass die breite Anwesenheit vieler Kulturschaffenden zeige, dass „Ihr Projekt etwas Verbindendes hat, und dass diese Kulturszene in Wiesbaden dahinter steht“. Der Bau des Museums sei insbesondere auch ein Ergebnis eines breiten Bürgerbeteiligungsprozesses gewesen, freute sich der Oberbürgermeister.

Gert Uwe Mende feiert den Museumsstifter Reinhard Ernst. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Gert Uwe Mende feiert den Museumsstifter Reinhard Ernst. © Foto: Diether v Goddenthow

Das neue Museum Reinhard Ernst werde sich in eine Kulturachse einreihen, die mit der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung und dem Kulturzentrum Schlachthof beginne, sich über das RheinMain CongressCenter, das Museum Wiesbaden, den Nassauischen Kunstverein und das Literaturhaus bis hin zum Hessischen Staatstheater und dem Kurhaus erstrecke.
Das Museum sei für Wiesbaden ein Glücksfall. Wir bekommen als Stadt einen wunderbaren Ort, ein hochattraktives Museum, was weit, weit über Wiesbaden hinausstrahlt.

Oberbürgermeister Gert Uwe Mende, Sonja Ernst, Reinhard Ernst und Michel van Ackere, Partner und Projektleiter des Architekturbüros Fumihiko Maki. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Oberbürgermeister Gert Uwe Mende, Sonja Ernst, Reinhard Ernst und Michel van Ackere, Partner und Projektleiter des Architekturbüros Fumihiko Maki. © Foto: Diether v Goddenthow

 

 

Informationsveranstaltung am 9.September im Museum Wiesbaden

Das rotweißgestreifte Band markiert die später überbaute Fläche.  ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Das rotweißgestreifte Band markiert die später überbaute Fläche. © Foto: Diether v Goddenthow

Michel van Ackere, Partner und Projektleiter des japanischen Architekturbüros Fumihiko Maki, wird auf Einladung des Bundes Deutscher Architekten (BDA) am 9. September um 19.00 Uhr im Hessischen Landesmuseum Wiesbaden die Planung des Museums Reinhard Ernst vorstellen. Die Veranstaltung ist öffentlich und kostenfrei.
Museum Wiesbaden
Friedrich-Ebert-Allee 2,
65185 Wiesbaden

( Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst )