Kategorie-Archiv: Museum Reinhard Ernst

Für das neue Wiesbadener Museum Rheinhard Ernst sind ab sofort Tickets im Onlineshop erhältlich – Eröffnung am 23.06.2024

Das Museum Reinhard Ernst ist das einzige Museum des japanischen Architekten und Pritzker Preisträgers Fumihiko Maki in Europa mit einer Sammlungspräsentation, die erstmals Meisterwerke des Abstrakten Expressionismus, des Informel und der japanischen Gutai Gruppe zeigt. Eine Sonderausstellung zur Eröffnung würdigt den Architekten Fumihiko Maki. © Foto Diether von Goddenthow
Das Museum Reinhard Ernst ist das einzige Museum des japanischen Architekten und Pritzker Preisträgers Fumihiko Maki in Europa mit einer Sammlungspräsentation, die erstmals Meisterwerke des Abstrakten Expressionismus, des Informel und der japanischen Gutai Gruppe zeigt. Eine Sonderausstellung zur Eröffnung würdigt den Architekten Fumihiko Maki. © Foto Diether von Goddenthow

Wiesbaden, 6. Mai 2024 – Das Museum Reinhard Ernst (mre) wird am Sonntag, 23. Juni 2024 feierlich eröffnet. An diesem Tag steht das mre von 10:15 Uhr bis 19:00 Uhr allen Interessierten offen. Der Eintritt ist frei. Für den Besuch des mre an diesem Tag müssen Zeitfenster gebucht werden. Kostenlose Zeitkarten für den Eröffnungstag sind ab sofort im Online-Museumsshop erhältlich. Kunst- und Architekturbegeisterte, die das Museum zu einem späteren Zeitpunkt besuchen möchten, haben jetzt ebenfalls die Möglichkeit, Tickets online zu erwerben.

Museum Reinhard Ernst
Tickets

60 Werke in der ersten Sammlungspräsentation Farbe ist alles!

Hinter der strahlend weißen Granitfassade laufen die Vorbereitungen für die Eröffnung des mre auf Hochtouren. Während das Gebäude den letzten Feinschliff erhält, kümmern sich Lea Schäfer, die Kuratorin des mre, und Restaurateurin Nelly Paletta mit einem Team von Art Handlern um die Hängung der ersten Sammlungspräsentation. Unter dem Titel Farbe ist alles! werden rund 60 Arbeiten aus der über 960 Werke umfassenden Sammlung Reinhard Ernst präsentiert.

Viele der in der Ausstellung gezeigten Werke weisen beeindruckende Formate auf und stellen das Hängeteam vor eine logistische Herausforderung. Die größte Arbeit, Formation Stream (1971) von Toshimitsu Imai, misst ca. 20 Meter in der Breite. Die 18-teilige Komposition wurde ursprünglich für ein Restaurant in Tokyo angefertigt und wird auch in Wiesbaden ein beindruckendes Raumerlebnis bieten.

Die Suche nach dem weißen Wal: mre richtet Raum für Frank Stella ein
Gruppenbild mit Stella: v.l. Direktor Dr. Oliver Kornhoff, Sammler Reinhard Ernst, Kuratorin Lea Schäfer und Restaurateurin Nelly Paletta. Foto: Kathrin Grün
Gruppenbild mit Stella: v.l. Direktor Dr. Oliver Kornhoff, Sammler Reinhard Ernst, Kuratorin Lea Schäfer und Restaurateurin Nelly Paletta. Foto: Kathrin Grün

Kurz bevor die Nachricht von Frank Stellas Tod am Wochenende um die Welt ging, wurde im Museum Reinhard Ernst ein Raum mit drei Reliefs aus der Werkreihe Moby Dick eingerichtet. Frank Stella gehört seit vielen Jahren zu den Lieblingskünstlern von Reinhard Ernst. Insgesamt sind fünf Reliefs und weitere Gemälde in seinem Besitz.

Von 1986 bis 1997 arbeitete er an der Serie, die insgesamt 266 großformatige Skulpturen und Metallreliefs, eine Wandmalerei, Collagen und Druckgraphiken umfasst. Nach den 135 Kapiteln des Romans ist je ein Werk benannt.

Die Beschäftigung mit Moby Dick warf für den Künstler die Frage auf, „ob die Abstraktion geeigneter [sei], dem Roman einen bildnerischen Ausdruck zu liefern, als jede noch so geschickte Illustration“. Damit formuliert Stella das Leitmotiv der Eröffnungsausstellung, die in jedem Saal die Möglichkeiten der Abstraktion in Sachen Gestaltung, Material und Technik neu auslotet.

„Es ist ein erhebender Moment, die Werke aus meiner Sammlung nun an den Wänden unseres Museums zu sehen. Das Ziel, auf das wir – einschließlich der Planung – fast acht Jahre intensiv hingearbeitet haben, rückt nun in greifbare Nähe. Es macht mich sehr glücklich zu wissen, dass diese Kunstwerke bald einem großen Publikum zugänglich sind“, sagte Museumsgründer Reinhard Ernst.

Friedel Dzubas: Deutsche Maltradition und Sinn für große Formate
Archivbild: Friedel Dzubas' Gemälde Argonaut wird ausgerollt. Foto: Anika Dekubanowski
Archivbild: Friedel Dzubas‘ Gemälde Argonaut wird ausgerollt. Foto: Anika Dekubanowski

Am heutigen Montag, 6. Mai 2024, wurde das Gemälde Argonaut (1983) von Friedel Dzubas (1915-1994) für die Hängung in der Sammlungspräsentation vorbereitet. Das Gemälde wurde auf dem Boden des Ausstellungssaals ausgerollt und anschließend auf seinen Rahmen aufgespannt.

Dr. Oliver Kornhoff: „Dzubas betitelt das Werk Argonaut nach den mythischen Seefahrern der griechischen Antike. Damit verweist er auf seine persönliche Emigrationsgeschichte, da er als Deutscher mit jüdischem Vater in die USA fliehen musste. Er schenkt uns aber auch ein hinreißendes Farbenmeer, in dem wir uns verlieren können. Ob Sie es glauben oder nicht: Wir haben das Gemälde bislang selbst erst einmal richtig gesehen. Es misst mehr als sieben Meter in der Breite und ist damit zu groß sogar für unser Kunstlager. Daher ruhte das Gemälde in seiner Kiste, bis zu diesem besonderen Tag, an dem wir endlich ein entrolltes, aufgespanntes und gerahmtes Wiedersehen feiern können“, so Oliver Kornhoff.

Mit 24 Jahren floh Dzubas kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs von Berlin in die USA. Er gilt heute als herausragendes Beispiel für eine Kombination von deutscher Maltradition und dem Sinn für große Formate, gepaart mit einem Faible für amerikanische Materialien. 1948 traf Dzubas Clement Greenberg und lernte über ihn Willem de Kooning, Jackson Pollock, Adolph Gottlieb, Barnett Newman, Franz Kline und später auch Helen Frankenthaler kennen. Mit ihr teilte er sich von Oktober 1952 bis November 1953 in der 23rd Street in New York City ein Atelier.

Wie viele Künstler der Zeit nutzte Dzubas ab 1966 Magna, eine amerikanische lösemittellösliche Acrylharzfarbe, die schnelltrocknend ihre Farbintensität behält. Sein künstlerischer Prozess führte ihn von klassischen Landschaften hin zu großen Leinwänden, auf denen er pure Farbformationen ohne erzählende Inhalte arrangierte.

Das große Format eröffnet ein landschaftliches Panorama, das in der Farbverteilung an die Gemälde seines großen Vorbilds, des italienischen Barockmalers Giovanni Battista Tiepolo, erinnert. Er selbst notierte dazu: „Wenn man im großen Format arbeitet, kann man sich leichter verlieren, und ich möchte mich verlieren.“ (Zitiert nach Barbara Rose: „Friedel Dzubas: Romantic Abstractionist,“ in: Reconsidering Friedel Dzubas, Ausst.-Kat. Eaton Fine Art, Inc., West Palm Beach 2009)

Biografie Friedel Dzubas (1915 Berlin-1994 Auburndale, Florida, USA)
1936-39 Studium der Malerei an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin und an der Kunstakademie Düsseldorf bei Paul Klee.
1939 Emigration nach Chicago, dort Tätigkeit als Illustrator.
1945 Umzug nach New York. Trifft auf Clement Greenberg, der den Kontakt u. a. zu Jackson Pollock herstellt.
1948 Mitglied der Künstlergruppe Eighth Street Club.
1952 gemeinsames Atelier mit Helen Frankenthaler, erste Einzelausstellung in der Tibor de Nagy Gallery, New York.
1964 Teilnahme an der von Clement Greenberg veranstalteten Ausstellung Post-Painterly Abstraction im Los Angeles County Museum of Art. Zahlreiche Lehraufträge, u. a. an der University of Pennsylvania, Philadelphia (1968/69) und der Schule des Museum of Fine Arts, Boston (1976-83).

Publikationen
Zur Eröffnung erscheint die Publikation Magazin – Die Sammlung Reinhard Ernst No. 1 (118 Seiten, 97 Abbildungen, 29,7 x 23 cm, Fadenheftung, ISBN 978-3-910941-00-7). Ebenfalls zur Eröffnung erscheint der Interviewband Die Kunst gehört allen. Museumsgründer Reinhard Ernst im Gespräch mit Peter Lückemeier und Stefan Schröder (Waldemar Kramer Verlag, 160 Seiten, 60 Abbildungen in Farbe, kartoniert, ISBN 978-3-7374-0501-0). Bereits jetzt lieferbar ist der Bildband Faszination Farbe. Abstrakte Malerei – Die Sammlung Reinhard Ernst (Hirmer Verlag, 384 Seiten, 330 Abbildungen in Farbe, 28,6 x 30,7 cm, gebunden, vierfarbig bedruckter Leineneinband, ISBN: 978-3-7774-3233-5). Die Publikationen werden im Museumsshop erhältlich sein.

Service
Öffnungszeiten ab Dienstag, 25. Juni 2024
Dienstag bis Sonntag 12:00-18:00 Uhr
Mittwoch 12:00-21:00 Uhr
Montags geschlossen

Vormittags ist der Museumsbesuch ausschließlich Schulklassen vorbehalten. Der Eintritt ins Museumsfoyer ist für alle Besucher frei.
Tickets können ab 6. Mai 2024 im Onlineshop vorbestellt werden.
Tickets

Eintrittspreise:
Erwachsene 14 €
Ermäßigt 12 €
Jugendliche bis 18 Jahre erhalten freien Eintritt.
An jedem letzten Dienstag ist der Eintritt im Museum Reinhard Ernst von 15-18 Uhr kostenfrei.

Öffnungszeiten Restaurant rue 1 by gollner’s (ab Dienstag, 25. Juni 2024)
Dienstag bis Samstag 10:00-00:00 Uhr
Sonntag 10:00-18:00 Uhr
Montag Ruhetag

Alle Infos: Museum Reinhard Ernst

Museum Reinhard Ernst (mre) – Baustellenbericht Oktober 2023

Gold Moon Chandelier (© Nava Rapacchietta)
Gold Moon Chandelier (© Nava Rapacchietta)

Wenn die Tage kürzer und die Abende dunkler werden, gewinnt Licht an Bedeutung. Deshalb wollen wir heute über die Leuchten im Maki-Forum sprechen, unserem Veranstaltungsraum. Dieser kann für Lesungen, Konzerte und Privat- oder Unternehmensfeiern gemietet werden. Für den festlichen Saal hat das Stifterehepaar Reinhard und Sonja Ernst vier Lüster des italienischen Leuchtenherstellers Catellani & Smith ausgewählt.

Da das Maki Forum stellenweise über eine Deckenhöhe von über acht Metern verfügt, wurden die italienischen Designer mit einer Sonderanfertigung der Pendelleuchte „Gold Moon Chandelier“ beauftragt. Jedes der ca. 35 Pendel endet in einem Lampenschirm, dessen Innenseite in Handarbeit mit echtem Blattgold verziert wurde. Die filigranen Scheiben messen im Durchmesser rund 35 Zentimeter. Ihre schwebenden Formen erinnern an Mondscheiben, die das Licht märchenhaft funkeln lassen. Jede Pendelleuchte besteht aus etwa 35 asymmetrisch und in unterschiedlicher Höhe angeordneten Elementen. Diese werden an dünnen Kabeln befestigt, die zwischen 4,70 und 5,40 Meter lang sind.

Es ist wohl nicht übertrieben zu sagen, dass diese skulpturalen Leuchten Kunstwerke für sich sind. Sie kommen übrigens besonders gut zur Geltung, wenn man sie von unten betrachtet. Wir freuen uns darauf, diesen atmosphärischen Raum zu erleuchten – und sind davon überzeugt, dass die edle Lichtstimmung Ihre Veranstaltung zu einem unvergesslichen Ereignis machen wird.

(Kathrin Grün Museum Reinhard Ernst)

Museum Reinhard Ernst

Kathrin Grün wechselt von der Frankfurter Buchmesse als Pressesprecherin zum Museum Reinhard Ernst (mre) Wiesbaden

Kathrin Grün wird ab 1.12.22 Pressesprecherin des Museums Reinhard Ernst in Wiesbaden. © Foto: Diether von Goddenthow
Kathrin Grün wird ab 1.12.22 Pressesprecherin des Museums Reinhard Ernst in Wiesbaden. © Foto: Diether von Goddenthow

Zum 1. Dezember verstärkt Kathrin Grün (49) das Gründungsteam des Museums Reinhard Ernst (mre). „Wir sind sehr froh, dass sich Frau Grün entschieden hat, ihre reiche internationale PR Kompetenz in das mre einzubringen und ihre große Begeisterung für die Kultur künftig auch auf die Bildende Kunst auszudehnen,“ so Dr. Oliver Kornhoff, Direktor. „Zusammen mit dem ganzen Team freue ich mich über die Besetzung dieser Schlüsselposition in unserem Museums-Start-Up.
Gemeinsam gehen wir nun auf die Zielgerade zur Eröffnung in 2023.“ „Mit dem Museum Reinhard Ernst entsteht in Wiesbaden ein faszinierendes neues Haus für abstrakte Kunst. Das Museum, dessen Architektur vom Pritzker-Preisträger Fumihiko Maki entworfen wurde, wird die umfangreiche und wertvolle Kunstsammlung des Wiesbadener Stifters Reinhard Ernst beherbergen und ab nächstem Jahr der Öffentlichkeit präsentieren. Ich freue mich sehr darauf, das Team um Oliver Kornhoff zu unterstützen und meine Expertise, mein Netzwerk und mein Herzblut in diese junge Institution einbringen zu können,“ sagt Kathrin Grün. Kathrin Grün kommt von der Frankfurter Buchmesse: Sie war seit 2017 Pressesprecherin und leitete die Kommunikationsabteilung. Ins Team der Frankfurter Buchmesse kam sie 2009 nach Stationen beim Fachmagazin Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, dem Deutschen Filmmuseum in Frankfurt und dem White Star Verlag in Wiesbaden.

Museum Reinhard Ernst mre.

Frank Stella erhält den Jawlensky-Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden

Jawlensky Selbstbildnis Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert
Jawlensky Selbstbildnis
Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

Zu Ehren des berühmtesten Künstlers der Stadt vergibt die Landeshauptstadt Wiesbaden gemeinsam mit Spielbank und Nassauischer Sparkasse den Alexej von Jawlensky-Preis für das Werk eines zeitgenössischen Künstlers. Der Magistrat erkannte, auf Vorschlag des Museums Wiesbaden und nach positivem Votum des Kuratoriums für den Jawlenskypreis, Frank Stella die Ehrung zu. Er ist der siebte Preisträger nach Agnes Martin, Robert Mangold, Brice Marden, Rebecca Horn, Ellsworth Kelly und Richard Serra. Der Jawlenskypreis ist mit 18.000 Euro dotiert und mit einer Ausstellung im Museum Wiesbaden verbunden. Des Weiteren soll eine Arbeit der Preisträgerin oder des Preisträgers angekauft werden.

Frank Stella (geboren am 12. Mai 1936) ist ein US-amerikanischer Maler, Bildhauer und Objektkünstler. Frank Stella zählt zu den bedeutendsten Repräsentanten der Analytischen Malerei, des Hard Edge und der Farbfeldmalerei, der er sich nach einer Frühphase des Abstrakten Expressionismus zuwandte. Viele seiner Bilder und Reliefs sind gekennzeichnet von farbig leuchtenden Rechteck-, Kreis- oder spitz zulaufenden geometrischen Formen. Seine berühmten „Black Paintings“ kennzeichnen schwarze und daraus abgeleitete metallfarbene Streifen, die jede herkömmliche Vorstellung von Farbe und Form negieren. Seit den 1980er Jahren und bis heute vertritt Frank Stella einen räumlichen Stil abstrakt-dynamischer Elemente.

Ähnlich konsequent wie die bisherigen Träger/innen des Jawlensky-Preises besetzt Stella eine Position in der Kunst der letzten 50 Jahre, die heute bereits zu den Klassikern zählt. Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden, führt hierzu aus: „Mit Frank Stella werden wir zweifelsohne einen der bedeutendsten Gegenwartskünstler bei uns in Wiesbaden zu Gast haben. Frank Stella ist ein weiterer würdiger Träger des Jawlensky-Preises, und ich freue mich schon heute auf die Ausstellung.“

Das Verfahren zur Bestimmung des Preisträgers/der Preisträgerin sieht vor, dass zunächst das Kuratorium eine Jury benennt. Diese wählt dann aus einigen vorgeschlagenen Künstlerinnen und Künstlern, einen Preisträger oder eine Preisträgerin aus. Im Oktober fand die Sitzung des Kuratoriums statt. Hierbei wurde vom Museum Wiesbaden der Vorschlag unterbreitet, in diesem Jahr bei der Verleihung des Jawlensky-Preises einen verkürzten Verfahrensweg zu beschreiten. Zielsetzung ist es, Preisverleihung und Ausstellung, dem Turnus der vergangenen Preisverleihungen folgend, in 2022 durchzuführen. Die Realisierung im „documenta-Jahr“ bringt regelmäßig eine erhöhte Aufmerksamkeit sowie die Chance, die hessische Landeshauptstadt und diese Ausstellung noch stärker überregional/international in den Fokus von Kunstinteressierten zu bringen. Angesichts der aktuellen Situation wurde dem Kuratorium vorgeschlagen, auf die Einberufung einer Jury im herkömmlichen Sinn zu verzichten und sich stattdessen bei der Entscheidungsfindung auf die externe Expertise eines ausgewiesenen Fachmannes (Dr. Holger Broeker/Kunstmuseum Wolfsburg) sowie die interne Expertise des Museums zu berufen und so Frank Stella den kommenden Jawlensky-Preis zuzuerkennen. Die zugehörige Preisträgerausstellung kann 2022 im Museum Wiesbaden stattfinden, wobei eine Kooperation mit dem neuen Museum Reinhard Ernst geplant ist.

Zu diesem Vorschlag hat das Kuratorium ein positives Votum gegeben, auch wenn das verkürzte Verfahren teilweise kritisch bewertet wurde. Der Magistrat hat nun diesem Verfahrensweg und dem Preisträgervorschlag zugestimmt. Abschließend erklärt Kulturdezernent Imholz: „Ich danke sehr herzlich dem Museum Wiesbaden und dem Museum Reinhard Ernst, die es gemeinsam ermöglichen, eine solch hochkarätige Ausstellung in Wiesbaden zu präsentieren. Mein Dank gilt auch der Naspa Wiesbaden und der Spielbank Wiesbaden ohne deren finanzielles Engagement der Jawlenskypreis nicht realisierbar wäre.“

Biografie Frank Stella:
Frank Stella wird am 12. Mai 1936 in Malden, Massachusetts, geboren. 1950 bis1954 studiert er an der Phillips Academy in Andover bei dem abstrakten Maler Patrick Morgan. Anschließend studiert Stella 1954 bis 1958 Geschichte an der Princeton University, wo er auch die offene Malklasse von William C. Seitz besucht. Ab 1958 hat Frank Stella ein Atelier in New York, seinen Lebensunterhalt verdient er als Anstreicher. Die frühen Bilder der New Yorker Zeit orientieren sich am „Abstract Expressionism“. 1958 sieht Frank Stella in der Galerie von Leo Castelli eine Ausstellung Jasper Johns, dessen „Flaggen“- und „Ziel-scheiben“-Bilder ihn beeindrucken. Wenige Monate später wechselt Frank Stella von der gestischen Abstraktion zu einer reduzierten, konzeptuellen Malweise. Es entstehen seine ersten „Black Paintings“, großformatige Leinwände, die mit einem symmetrischen Muster aus schwarzen Streifen bedeckt sind. Bald darauf beginnt Stella auch, die Form der Bildträger der inneren Struktur seiner Bilder anzupassen. Die Leinwand kann nun jede geometrische, später auch asymmetrische Form annehmen. 1960/61 wird daraus die Serie der Aluminium- und Kupferbilder und die „Shaped Canvases“, die den Bildern Frank Stellas Objektcharakter verleihen. Ab 1971 arbeitet Frank Stella an der Serie der „Polish Villages“. Diese großformatigen Collagen aus Papier, Filz, Leinwand, Sperrholz, Resopal und Aluminium, deren Titel sich jeweils auf zerstörte polnische Synagogen beziehen, markieren den Übergang von der Malerei zum Relief. Ab Mitte der 1970er Jahre entstehen große, leuchtend bunte Reliefs, zumeist aus Aluminium und Fiberglas, die aus geometrischen Formen zusammengesetzt sind. Ab 1980 arbeitet Frank Stella auch an umfangreichen Grafikzyklen, etwa den „Circuits“, den „Shards“ oder der Serie der „Cones and Pillars“, letzteren entspricht eine gleichnamige Reliefserie. Ab Anfang der 1990er Jahre erobert der Künstler auch den dreidimensionalen Raum mit plastischen Werken, Relief-Friesen und Außenskulpturen. Frank Stella gilt als einer der bedeutendsten amerikanischen Künstler der Nachkriegszeit, seine Werke werden in zahlreichen großen Ausstellungen gezeigt. Seine letzte große Retrospektive war in Deutschland 2012 in Wolfsburg zu sehen. Frank Stella lebt und arbeitet in New York.

Bisherige Preisträgerinnen und Preisträger
1991 Agnes Martin
1998 Robert Mangold
2004 Brice Marden
2007 Rebecca Horn
2012 Ellsworth Kelly
2014 Richard Serra
2020 Frank Stella

Freunde des Museums Wiesbaden