In diesem Jahr zeigt das Historische Museum Frankfurt wieder mehrere spannende Highlights und weitere interessante Projekte, darunter: vom 19. März bis 19. Juli 2020 die Ausstellung „Kleider in Bewegung – Frauen seit 1850″ sowie vom 16. September 2020 bis 24. Januar 2021 die wissenschaftlich basierte Auseinandersetzung mit „Rassismus – die Erfindung der Menschenrassen“.
Das diesjährige Programm schließt sich an, an das überaus erfolgreiche Museums-Jahr 2019 mit den Sonderausstellungen „Damenwahl – 100 Jahre Frauenwahlrecht“ (40 000 Besucher), „Vergessen – warum wir nicht alles erinnern“ (21 000 Besucher) und „Meisterstücke – Kunst kommt von Können“ (20 000 Besucher) sowie den Dauerausstellungen mit Stadtlabor, Bibliothek der Generationen und Jungen Museum, den zentralen Standbeinen des Museums.
Neu ab 2020 ist das „triadische Konzept“, so Museumsdirektor Dr. Jan Gerchow. Das bedeutet, dass sich drei aufeinander bezogene Ausstellungen zu einem Themen-Ganzen ergänzen. Die großen Sonderausstellungen werden dabei zum einen durch Stadtlabor-Projekte komplettiert, die eine aktuelle Perspektive und Beiträge aus der Bevölkerung im Blick haben. Zum anderen bieten Ausstellungen im Jungen Museum neue Zugänge für die jungen Menschen, so Gerchow.
Das erste Beispiel für das triadische Konzept wird die am 19. März 2020 eröffnende Ausstellung „Kleider in Bewegung – Frauenmode seit 1850“ sein. Diese Hauptausstellung wird in einem zweiten Projekt ab Mai (30.April) durch die Stadtlabor-Ausstellung „Bewegte Kleidung – Ein modisches Stadtlabor“ thematisch ergänzt. Sie entsteht in Kooperation mit der Frankfurter Schule für Mode und Bekleidung und wird über aktuelle Bedingungen für Modeschaffende aufklären und eine Diskussionsplattform bieten. Teile der gegenwärtigen Ausstellung „Kein Leben von der Stange“ werden in die neue Schau integriert werden.
Als dritte Themen-Säule startet schließlich ab 7. Juni 2020 im Jungen Museum die interaktive Werkstatt-Ausstellung „Werk*Stoff*Textil – Vom Faden zum Gewebe“. Sie richtet sich an Kinder ab 7 Jahre, Jugendliche und Familien.
Geht es bei der großen Sonderausstellung „Kleider in Bewegung“ um die Präsentation der Frauenmoden-Entwicklung seit 1850, auch unter dem wachsenden Einfluss der weiblichen Emanzipation, und werden hierzu rund 300 Exponate, darunter 65 Kostüme in typischen Bewegungs- und Nutzungsposen inszeniert, so ist die Werk-Stoff-Textil-Ausstellung handwerksorientiert. Sie führt interaktiv ein in die Gewinnung, Herstellung, Bearbeitung und Verarbeitung textiler Werkstoffe. Dabei bietet sich viel Raum für Experimente.
„Rassismus- die Erfindung von Menschenrassen“
Das zweite große Ausstellungsprojekt, auch wieder ein Cluster, ist die Ausstellung „Rassismus- die Erfindung von Menschenrassen“ vom 16. September 2020 bis 24. Januar 2021. Die Ausstellung argumentiert historisch, und führt sozusagen zur Gegenwart, indem sie fragt, wie eigentlich Rassismus als Konzept, Wissenschaft beziehungsweise als Rassenlehre entstanden ist im 18. Jahrhundert, in welchen wissenschaftlichen Disziplinen der Gedanke/Ansatz von unterschiedlichen Menschenrassen entwickelt wurde, wie die Lehre /Erkenntnisse dann kommuniziert, propagiert und umgesetzt wurden. Dies geschieht vor allem mit dem Focus auf das 20. Jahrhundert, etwa wie die rassistische Ideologie kulminierte und was für Folgen sie hatte für das Handeln von Gesellschaften. Dabei wird zudem in besonderer Weise auf das Thema Kolonialgeschichte, aber auch auf Aspekte wie „entartete Kunst“ und vergleichbare Dinge eingegangen.
Die Rassismus-Ausstellung wurde schon mal von 2018 bis 2019 acht Monate lang im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden gezeigt, erläutert Gerchow. Sie beleuchtete auch stark die Geschichte des Deutschen Hygiene-Museums selbst. Das Dresdner Hygiene Museum wurde 1911 gegründet und avancierte schon vor der NS-Zeit zu einem Leitinstitut für Erbbiologie und rassistische Vorstellungen. Der Dresdner Bezug wird in der Frankfurter Ausstellung ein wenig reduziert. Dafür werden zwei Frankfurter ideologische Leit-Institutionen der NS-Zeit in den Blick genommen, nämlich das einstige „Universitätsinstitut für Erbbiologie und Rassenhygiene“ (Verschuer-Institut) und das 1941 gegründete „Institut zur Erforschung der Judenfrage“, in welchem die ganzen enteigneten jüdischen Hypotheken konzentriert waren, und welches das perfide Ziel hatte, das Judentum zu erforschen, um es von innen heraus besser zerstören zu können, so der Museumsdirektor bei einem Pressegespräch.
Das Historische Museum Frankfurt wird diesen gegenwartsbezogenen Teil der Ausstellung durch ein Stadtlabor zum Thema „Decolonize Frankfurt“ (Arbeitstitel) ergänzen. Im Modus der Partizipation wird zusammen mit Initiativen und betroffenen Menschen in der Region Frankfurt Rhein-Main eine Ausstellung über Rassismus und koloniale Spuren heute erarbeitet und präsentiert.
Ein dichtes Veranstaltungsprogramm begleitet die beiden Ausstellungen und erzeugt über die gesamte Laufzeit hinweg Diskussionen und Öffentlichkeit.
Die Vorschau auf 2020 im Überblick
Ausstellungen im Historischen Museum auf einen Blick
Führungen zum Alt-Frankfurter Bürgerhaus zur Goldenen Waage
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