„Die Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz steht seit 30 Jahren für einen engen, konstruktiven und dauerhaften Dialog zwischen Landespolitik, Wirtschaft und Wissenschaft in Rheinland-Pfalz. Sie zeigt auch, dass Rheinland-Pfalz ein Land ist, das nach vorne schaut, neue Entwicklungen frühzeitig erkennt und Zukunft zum Wohle der Menschen gestaltet“, würdigte Ministerpräsidentin Malu Dreyer die Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (ZIRP). Diese feierte heute mit rund 200 geladenen Gästen ihr 30-jähriges Bestehen. Die ZIRP sei als Netzwerk und Standortinitiative in einer Zeit, die Antworten auf massive Krisen braucht, wichtiger denn je. „Nur gemeinsam können wir die großen Aufgaben angesichts der drohenden Energiekrise, des Klimawandels oder die digitale Transformation bewältigen“, so die Ministerpräsidentin und stellvertretende Vorsitzende der ZIRP. Ein Netzwerk wie die ZIRP sei dafür die ideale Plattform, da sie unterschiedliche Sichtweisen aufnehme und vereine.
Im gemeinsamen Talk mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Innenhof des Landesmuseums Mainz brachte auch Dr. Sabine Nikolaus, Landesleiterin Deutschland der Boehringer Ingelheim Deutschland GmbH und seit Oktober 2021 Vorsitzende der ZIRP, ihre Wertschätzung für die ZIRP zum Ausdruck: „Es ist kaum vorstellbar, dass eine so erfolgreiche Institution wie die ZIRP nach wie vor bundesweit einmalig ist“. Für sie persönlich bedeute die ZIRP gebündeltes Know-how, zukunftsweisende Diskurse und Inspiration. Die ZIRP sei insbesondere auch für die Wirtschaft im Land von großer Bedeutung. Das bereits 2013 und damit sehr frühzeitig von der ZIRP aufgegriffene Thema Digitalisierung oder Künstliche Intelligenz, ebenso wie der Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft oder nachhaltiges Wirtschaften seien großartige Belege hierfür.
Heike Arend, die Geschäftsführerin der ZIRP, würdigte das große Engagement der knapp 100 Mitglieder und weiterer langjähriger Partner: „Sie alle dokumentieren mit ihrer Mitgliedschaft und ihrem Engagement, wie wichtig ihnen die Entwicklung von Rheinland-Pfalz als guter Ort zum Leben und Arbeiten ist.“ Die ZIRP stehe auch weiterhin dafür, Themen der Zukunft frühzeitig zu erkennen und zu bearbeiten. Der ZIRP sei es als Standortinitiative wichtig, die Themen frühzeitig aufzugreifen, die das Wohlergehen und den Wohlstand des Wirtschafts- und Wissenschaftslandes Rheinland-Pfalz prägen.
Dass die Arbeit der ZIRP auch über die schwierige Phase der Pandemie hinaus von ihren Mitgliedern und Partnern geschätzt wird, zeigten die über 200 anwesenden Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Als musikalischer Botschafter stand an diesem Abend die mit dem ZIRP-Stipendium 2021 ausgezeichnete Band „Willkür“ auf der Bühne.
Das renommierte Musikstipendium vergibt die ZIRP gemeinsam mit der Landesstiftung Villa Musica seit nunmehr 25 Jahren an ausgewählte junge Musikerinnen und Musiker aus Rheinland-Pfalz. Seit Beginn der Förderung hat die ZIRP 71 Stipendien vergeben und damit insgesamt 83 junge Musikerinnen und Musiker gefördert. Mit einer Dotierung von insgesamt 12.000 Euro bewegt es sich bundesweit innerhalb der Spitzengruppe der Förderprogramme.
Die ZIRP wurde am 13. November 1992 in der Staatskanzlei in Mainz gegründet. Ihrer Gründung ging der gemeinsame Aufruf von Rudolf Scharping, damaliger Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz, Vorstandsmitgliedern der größten Unternehmen des Landes sowie Vertretern aus der Kultur und den rheinland-pfälzischen Industrie- und Handelskammern voraus: Es sollte ein Verein gegründet werden, der in Rheinland-Pfalz die Diskussion über wichtige Zukunftsentwicklungen anstößt, Strukturwandel aktiv unterstützt und Menschen zusammenführt, denen die Entwicklung des Landes am Herzen liegt.
Zum fünften Mal stellte die Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (ZIRP) e.V. beim traditionellen kulturellen Jahresauftakt im Mainzer unterhaus vier prominente Persönlichkeiten aus Rheinland-Pfalz mit ihren neuen Plänen und Zielen für 2020 vor. Im Gespräch mit SWR-Moderatorin Patricia Küll verrieten Professorin Susanne Weissman, designierte Präsidentin der Hochschule Mainz, Dr. Denis Alt, seit 2019 Kulturstaatssekretär im Wissenschafts- und Kulturministerium, Dr. Bernd Herkner, seit 2019 Leiter des Naturhistorischen Museums Mainz und Stephan Denzer, seit Juli 2019 Geschäftsführer und Programmplaner des Mainzer Unterhauses, ihre wichtigsten Ziele für die kommenden 11 Monate vor. Heike Arend, Geschäftsführerin der ZIRP konnte zahlreiche Gäste begrüßen und gab einen kurzen Rückblick . Musikalisch grandios umrahmt wurde die Veranstaltung von den jungen Musikstipendiaten der ZIRP Enrico Czmorek (Klavier) und Morgane Voisin (Violine).
Durch die Talkrunde „Auf ein Neues“ führte SWR-Moderatorin Patricia Küll.
Professorin Dr. Susanne Weissman, Vizepräsidentin an der Technischen Hochschule Nürnberg, sagte, sie trete buchstäblich in große Fußstapfen ihres Vorgängers Herrn Muth. Dafür habe sie in Nürnberg mit einigen Dingen im Leben abgeschlossen, zum Beispiel ihre Psychotherapeutische Praxis und ihre Unternehmensberatung aufgegeben, um hundertprozentig ihre künftige Position an der Mainzer Hochschule auszuüben. Bei den ersten Besuchen, „die ich schon in den Fachbereichen hatte“ sei ihr aufgefallen, „dass es viele verborgene Schätze gibt, die es zu heben gilt“, deren Heben sie gerne unterstützen will. Sie hoffe in einem Jahr in wesentlichen Zügen ein gemeinsames Zielbild zu entwickeln.
Aus aktuellem Anlass erinnerte Dr. Denis Alt, Staatssekretär für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur , an den weltweiten Gedenktag des Nationalsozialismus, auch um einmal deutlich zu machen, dass „wir als Ministerium im Grunde genommen die ersten sind, die unter Einschränkung der Demokratie ganz besonders zu leiden hätten. Wir vertreten die Wissenschaft die Wissenschaftsfreiheit, aber auch die Kunst und Kultur und damit die Kunst und Kulturfreiheit, die als erstes zu leiden hätten wenn, „die Demokratie unter Beschuss gerät“. Und da es gegenwärtig diese Entwicklung gibt, so Alt, „lege nahe, dass wir uns in besonderer Weise der Verteidigung unserer Demokratie in diesem Jahr 2020 verschreiben müssen“. Der Staatssekretär und Kulturmensch Alt, der gerne klassische wie rockige Musik hört, glaubt, dass die Vielfältigkeit kultureller Angebote in Rheinland-Pfalz nicht nur in Oberzentren, sondern insbesondere auch in der Fläche etwas ganz Besonderes seien. Für ihn stünde es gar nicht persönlich zur Diskussion, ob für Kultur Geld ausgegeben werden müsse, denn „wir können Kultur nicht ausschließlich am wirtschaftlichen Erfolg messen“; sondern es gäbe eben Einrichtungen, „die der Pflege von Kultur dienen“, und es gäbe „auch so etwas wie einen kulturellen Schatz und Reichtum, den man pflegen muss, den man sich für kommende Generationen bewahren muss.“, so Alt, der überzeugt davon ist, „dass es die Aufgabe eines Staates, eines öffentlichen Gemeinwesen ist, übrigens auch jeder Stadt und Gemeinde, Kulturpflege zu betreiben“ .
Paläoanthropologe und Dinosaurierexperte Dr. Bernd Herkner sieht im neuen Jahr seine vordringliche Aufgabe darin, „das Naturkundemuseum Mainz sichtbarer zu machen, und zwar einmal das Museum selbst, aber auch die Bedeutung der Sammlung nach außen hin zu unterstreichen. Die Sammlung des Naturkundemuseums Mainz umfasse 1,5 Millionen Objekte. Das sei eine wissenschaftliche Datenbasis, eine Datenbank der Natur, eine unschätzbare Infrastruktur für die Forschung gerade jetzt auch hinsichtlich des Artenverlustes, so der Museumsdirektor. Die Naturkundemuseen weltweit seien mit ihren Sammlungen praktisch die „Verwalter der Artenvielfalt“, da sie die Daten, die physischen Objekte dazu haben mit zum Teil darin schlummernden unbekannten wertvollen Informationen für spätere Generationen. Die notwendige Pflege der Sammlung sei sehr verbesserungswürdig, insbesondere auch im Hinblick auf ihre Digitalisierung. Selbst Sammlungen der ganz großen Häuser in Paris und in London seien noch weniger als 10 % digitalisiert. Das sei eine Riesenaufgabe und da müssten natürlich auch Mittel fließen, um das leisten zu können. Mit dem „Standardpersonal„ wäre man froh, gerade mal den Museumsalltag, die Ausstellungen, Vermittlung usw. zu schaffen. Da sei noch viel zu tun, und vor allem wäre für ihn in diesem Jahr noch fällig, das Konzept für den weiteren, neuen Gebäudebereich zu entwickeln, so Herkner.
Stephan Denzer, langjähriger Leiter der Abteilung Kabarett und Comedy im ZDF, 3sat und ZDFneo, und seit Juli 2019 neuer Chef im Mainzer unterhaus will 2020 seine Visionen für ein neues unterhaus in ein klares, konkretes Bild gießen, um den Wandlungsprozess in Gang zu setzten. Das geht nicht von heute auf morgen. Bei der „Heute-Show“ habe es auch fünf Jahre gedauert, bis aus dem anfänglichen Quotenflopp nun das Programmformat mit der höchsten Einschaltquote junger Zuschauer im ZDF wurde. Dem Erfinder von „Die Anstalt“, „Heute-Show“, Leute, Leute“, „Pelzig hält sich“, „Ellerbeck“, „Sketch History“ usw. fiel seine Entscheidung nicht leicht, mit knapp über 50 nochmal etwas ganz Neues zu wagen. Das Loslassen seines Leitungspostens beim ZDF, wo er viel bewegen konnte, sei eine seiner schwersten Entscheidungen im Leben gewesen. Doch die Zeit war reif, nach all dem Erreichten eine neue Herausforderung anzunehmen. Mit der Leitung der Kleinkunstbühne, „er hasse diesen Begriff Kleinkunst“, sei ihm das gelungen. Vor dieser Aufgabe habe er einen Riesenrespekt, und hoffe, dass ihm die Neugestaltung gelinge. Das Unterhaus, so Denzer, müsse wieder für alle Altersgruppen da sein, müsse zu einer Welt für alt und jung werden. Das Unterhaus müsse sich wandeln, offen für neue Formate werden, „um nicht am Ende abgehängt zu werden von den Entwicklungen wie etwa der Digitalisierung, so Denzer. Man müsse sich die Frage stellen, „wie kann ich einer solchen gravierenden gesellschaftlichen Veränderung gerecht werden, auch in einem so alten Traditionshaus wie dem unterhaus“.
Vorteilhaft sei, dass das Unterhaus über zwei Spielstätten verfüge, einmal über das traditionelle Kabarett im großen Theater unten, „und da werden wir natürlich das, was bisher dieses Haus geprägt hat und auch für eine breite Zustimmung in der Bevölkerung sorgt, weitermachen und sich das traditionelle Kabarett weiter entfalten lassen, so Denzer. Im der oberen Theater hingegen sollen dann „die“ Jungen „ihre“ Spielstätte bekommen, wo Experimente stattfinden können, „wo das passiert, was dann hoffentlich in Zukunft die Menschen, wenn sie nicht mehr die Treppe hier hochkommen, unten ins Theater führt“, erläutert Denzer ein wenig augenzwinkernd und zeigt damit, wie die verschiedenen „Formate“ einander befruchten könnten.
Zurzeit verknüpft sich der neue Unterhaus-Chef mit zahlreichen Mainzer Kulturinstitutionen, wie etwa dem Frankfurter Hof oder mit der Mainzer Film-Hochschule. „Wir arbeiten mit den Studenten zusammen. Wir versuchen ihnen den Einblick in Kleinkunst und Comedy zu geben, etwa wie man Inhalte lustig gestalten kann usw.. Im Gegenzug hilft die Hochschule, die ihnen neue Web- und Instagram-Auftritte gestaltet hat, das Unterhaus auf Instagram, Facebook usw. aktiver zu bewerben. „Das ist eine wunderbare Symbiose, eine Synergie, die da entsteht“, so Denzer. Er habe angehende Filmwissenschaftler und auch Studenten am journalistischen Seminar versucht für Comedy zu begeistern. Zwei seien bereits hängen geblieben, „die jetzt gemeinsam ein bisschen im unterhaus mitarbeiten wollen“.
Ja, und es stimme auch, dass ein eigenes Ensemble am Unterhaus entstehen solle. „Wir sind jetzt in der Casting-Phase“. Man könne sich noch bewerben: „Sie müssen uns ein kleines Selfie -Video schicken und irgendetwas Lustiges zu Fridays for Future sagen können. Und dann schaffen Sie’s ins Casting!“ , ermutigt der Unterhaus-Chef, es zu versuchen.
Bei der Veranstaltung „ZIRP international: Frankreich zu Gast“ der Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (ZIRP) e.V. diskutierten am Mittwoch, 24. Oktober 2018, Ministerpräsidentin Malu Dreyer, stv. Vorsitzende der ZIRP, und Anne-Marie Descôtes, Botschafterin der Republik Frankreich in Deutschland, über die Rolle des deutsch-französischen Tandems in Europa.
Zu Beginn unterstrich Ministerpräsidentin Malu Dreyer die gute und enge Beziehung zwischen Rheinland-Pfalz und Frankreich: „Verständnis wächst durch Verständigung. Das dokumentieren unter anderem zahlreiche Partnerschaften zwischen Kommunen, Schulen, Hochschulen und Verbänden aus Rheinland-Pfalz und Frankreich.“ Allein 430 Partnerschaften bestünden beispielsweise zwischen rheinland-pfälzischen und französischen Schulen.
Bezüglich der Rolle des deutsch-französischen Tandems in Europa machte Ministerpräsidentin Malu Dreyer in der Diskussion deutlich: „Es wäre eine Überfrachtung der deutsch-französischen Beziehungen, wenn wir erwarteten, dass all die kleinen und großen Krisen, die Europa zurzeit beschäftigen, durch dieses Gespann abgewendet werden könnten.“ Die Vorreiterrolle der beiden Staaten bringe jedoch eine große Verantwortung mit sich, derer sich die Länder bewusst seien.
Dies bekräftigte auch Josef Janning, einer der Mitdiskutanten und Head of ECFR Berlin Office und Senior Policy Fellow am European Council on Foreign Relations: „Frankreich und Deutschland bilden das politische Zentrum der EU, ob sie wollen oder nicht.“ Ohne ihr Engagement, so betonte er, ohne ihre Zusammenarbeit und ohne die Aktivierung weiterer Mitgliedstaaten könne Europa nicht vorankommen. „Gelingt es Frankreich und Deutschland nicht, verlässliche Gestaltungskoalitionen zu bilden, fällt die EU auseinander“, gab Janning zu bedenken.
Europa stehe derzeit vor großen Aufgaben, darin waren sich alle Podiumsgäste einig. Christophe Braouet, Präsident der Deutsch-Französischen Gesellschaft Frankfurt, dazu: „Europa hat sich in den letzten Jahrzehnten Dank amerikanischem Schutz auf Binnenfragen konzentriert. Diese Zeit ist vorbei!“ Europa müsse sich, sagte Braouet, so aufstellen, dass es externen Bedrohungen eigenmächtig antworten könne. Dabei sei es unerlässlich und im ureigenen Interesse Deutschlands, die Vorschläge von Präsident Macron, beispielsweise zu einer gemeinsamen Verteidigung oder zum Thema Zuwanderung, zu beantworten. Den Brexit schätzte Braouet in dieser Hinsicht als förderlich ein: „Der Brexit zwingt uns regelrecht dazu, Europa neu aufzustellen.“
Dass Europa Veränderung brauche, betonte auch Anne Marie Descôtes, Botschafterin der Republik Frankreich in Deutschland: „Wir benötigen die Neubegründung eines souveräneren, geeinteren und demokratischeren Europas. Denn die Entscheidungen, die wir heute treffen, gestalten das Europa von morgen.“
Um die Zufriedenheit Europas in der Bevölkerung stehe es besser, als mancher denke, machte Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit Blick auf die Europawahl im Mai 2019 deutlich: „Die Europäer sind nicht europamüde. Im Gegenteil: 62 Prozent der EU-Bürgerinnen und EU-Bürger befürworten die Mitgliedschaft ihres Landes in der EU. Das ist der höchste Wert seit 25 Jahren.“ Diesen Höchststand in der Zustimmung zu Europa zeige das in der vergangenen Woche veröffentlichte Eurobarometer. In Deutschland gelte die Zustimmung sogar für 81 Prozent der Bürgerinnen und Bürger.
Die Veranstaltungsreihe „ZIRP international“ widmet sich jährlich wechselnden Gastländern und bietet internationale Perspektiven auf Themen, die für Rheinland-Pfalz wichtig sind. Dieses Jahr nahmen knapp 200 Gäste an der Veranstaltung in der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei teil.