Der Tischlermeister Wolfgang Kramwinkel, Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens mit rund 50 Mitarbeitern in Mühlheim am Main, wurde in seinem Amt als Präsident der Arbeitgeberverbände des hessischen Handwerks (AHH) bestätigt. Im Rahmen der AHH-Mitgliederversammlung am 25. Oktober in Oberursel wurde ihm von den Mitgliedsverbänden einstimmig das Vertrauen ausgesprochen.
Ihm zur Seite stehen als Vizepräsident der wiedergewählte Landesinnungsmeister des Kraftfahrzeuggewerbes, Jürgen Karpinski sowie die ebenfalls in ihren Positionen bestätigten Christoph Hansen (Elektro- und Informationstechnik), Thomas Jüngel (Verband baugewerblicher Unternehmen), Andreas Schmitt (Bäckerhandwerk) und Michael Stamatiou (Gebäudereiniger). Komplettiert wird das Präsidium durch drei Neuzugänge, die sich bereits jahrelang ehrenamtlich für das Handwerk einsetzen:
Florian Häßner, gelernter Dachdecker- und Klempnermeister, ist Geschäftsführer eines Dachdeckerbetriebs in Nidda. Ehrenamtlich engagiert er sich zum einen als stellvertretender Landesinnungsmeister im Landesinnungsverband des Dachdeckerhandwerks in Hessen, zum anderen als Vorsitzender des Berufsbildungswerks des Hessischen Dachdeckerhandwerks.
Alexander Repp, Schlossermeister und Geschäftsführer eines Unternehmens in Echzell ist Landesinnungsmeister des Fachverbands Metall Hessen. Außerdem ist er Mitglied in der Vollversammlung der Handwerkskammer Wiesbaden sowie des Berufsbildungsausschusses der Handwerkskammer Wiesbaden.
Markus Burger ist selbstständiger Schornsteinfegermeister und zudem als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Schornsteinfegerhandwerk tätig. Er ist auch Landesinnungsmeister für das Schornsteinfegerhandwerk Hessen.
Im Rahmen der AHH-Mitgliederversammlung, zu der Kramwinkel auch den Präsidenten des Hessischen Handwerkstages, Stefan Füll eingeladen hat, vermittelte Dr. Mandy Pastohr, Leiterin der Abteilung „Außenwirtschaft, Mittestand, Berufliche Bildung, Technologische Innovation“ des hessischen Wirtschaftsministeriums, den anwesenden Handwerksvertretern Einblicke in die aktuellen Förderprogramme des Ministeriums. Außerdem referierte Lars Potthof, Leiter der Organisationsdirektion West der Signal Iduna, über Herausforderungen des Versicherungswesens und ging vor allem auf das immer wichtiger werdende Thema der Altersvorsorge ein.
AHH-Infos:
Die Arbeitgeberverbände des Hessischen Handwerks sind der Zusammenschluss von 30 handwerklichen Fachverbänden, in denen rund 15.000 Betriebe freiwillig organisiert sind.
Am Samstag, dem 19. September 2020 findet der zehnte bundesweite „Tag des Handwerks“ statt. Am Tag des Handwerks schaut ganz Deutschland auf seine Handwerker. Handwerksbetriebe und -organisationen verdeutlichen an diesem Tag bundesweit mit Aktionen und Veranstaltungen, dass Deutschland handgemacht ist. An diesem Tag wird das Verwaltungsgebäude der Handwerkskammer Wiesbaden an der Bierstadter Straße 45 ab 20 Uhr durch eine effektvolle Beleuchtung in Szene gesetzt. Technisch umgesetzt wird die Illuminierung durch die Wiesbadener Firma „Audiluma“.
Für Hauptgeschäftsführer Bernhard Mundschenk ist das im Jahr 2004 bezogene Verwaltungsgebäude aufgrund seiner architektonischen Beschaffenheit ideal für eine Illuminierung geeignet. „Das markante und repräsentativ gelegene Haus wird durch die individuelle Beleuchtung noch mehr zu einem Hingucker“, so Mundschenk. Die Handwerkskammer Wiesbaden wolle zudem mit dieser spektakulären Aktion gerade in Zeiten der Corona-Pandemie für einen „erhellenden Lichtblick“ sorgen und Hoffnungsschimmer senden.
Ins Leben gerufen wurde der bundesweite Aktionstag im Jahr 2011. Er verfolgt die Zielsetzung, gegenüber einer breiten Öffentlichkeit die Bedeutung und Leistung von über 1 Million Handwerksbetrieben mit ihren rund 5,5 Millionen Beschäftigten zu verdeutlichen. Der Bezirk der Handwerkskammer Wiesbaden umfasst rund 26.000 Betriebe mit knapp 120.000 Beschäftigten und 9.000 Lehrlingen und ist damit die „Wirtschaftsmacht von nebenan“.
Die Arbeitgeberverbände des hessischen Handwerks e.V. (AHH) fordern die Politik auf, Mittelständler finanziell zu unterstützen, die aufgrund der Corona-Pandemie erhebliche Umsatzeinbußen haben. „Diese Betriebe fallen derzeit vollkommen aus dem Raster. Gerade im Handwerk gibt es zahlreiche Betriebe aus dem Bereich der Gebäudereinigung, Tischler oder auch Baubetriebe, die mehr als 50 Mitarbeiter haben und jetzt um ihre Existenz kämpfen. Es kann nicht sein, dass diese Familienbetriebe in der Krise entweder untergehen oder mit enormen Schulden in den nächsten Jahren weiterarbeiten müssen“, so Wolfgang Kramwinkel, Präsident der AHH.
Nach einer aktuellen Umfrage des Zentralverbands des deutschen Handwerks (ZDH) sind Betriebe aus den Handwerks-Bereichen Gesundheitsgewerbe, Dienstleistungsgewerbe sowie Kraftfahrzeuggewerbe zu über 90% von Umsatzrückgang betroffen, aber auch alle anderen Sparten verzeichnen in erheblichem Umfang Umsatzrückgänge. Der Verband rechnet damit, dass sich die Situation im April zuspitzen wird und fordert deshalb eine Aufstockung der Hilfsprogramme des Landes Hessen. Vorstellbar wäre laut dem Verband z.B. eine Regelung, die Bundesmittel auch für Betriebe bis 250 Mitarbeiter aufzustocken. Auch andere Bundesländer planen derzeit Erweiterungen der Soforthilfen für mittelgroße Betriebe. „Natürlich werden Soforthilfen nicht mit einem Schlag die Probleme der Betriebe lösen. Aber in Kombination mit dem Kurzarbeitergeld, staatlich garantierten Krediten sowie Stundungsmöglichkeiten von Beiträgen und Steuern, besteht eine Chance, mittelständische Betriebe über diese Krise zu retten“, betont Kramwinkel.
„Die Handwerksbetriebe leisten im Moment Erhebliches, um neben dem eigenen Geschäftsbetrieb unsere Grundversorgung aufrecht zu erhalten und tragen damit zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Stabilität unseres Landes bei. Wir müssen jetzt verhindern, dass Betriebe in großer Zahl pleitegehen und Menschen ihre Arbeit verlieren. Entscheidend wird sein, Betriebe rasch auf der Finanzierungs- und auf der Kostenseite zu entlasten und ihnen Liquidität zu verschaffen. Die hessische Politik muss mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln sicherstellen, dass Betriebe diese schwierige Phase durchhalten können. Denn sonst droht auch eine Gefährdung der Grundversorgung, an der unsere Handwerksbetriebe ganz wesentlichen Anteil haben. Nur wenn das gelingt, werden die Betriebe ihre Produktion ohne große Zeitverzögerung wieder hochfahren können, wenn sich die Situation wieder beruhigt hat“, appelliert Geschäftsführer Rainer von Borstel abschließend.
Die Arbeitgeberverbände des Hessischen Handwerks sind der Zusammenschluss von 31 handwerklichen Fachverbänden, in denen rund 15.000 Betriebe freiwillig organisiert sind.
90 Frauen und 337 Männer erhielten im Kurhaus Wiesbaden ihre „Wertpapiere des Handwerks“. Unter den 16 Jahresbesten befanden sich 4 weibliche und 12 männliche Handwerksmeister. Ihnen wurde eine Urkunde von Kammerpräsident Stefan Füll (l.), VdK-Präsidentin Verena Bentele (2.v.l.) und Kammerhauptgeschäftsführer Bernhard Mundschenk (3.v.l.) verliehen. Foto: Annika List
„Setzen Sie als Handwerksmeister Ihre eigenen Akzente. Und, das ist mein persönlicher Wunsch, geben Sie Ihr Wissen weiter.“ Das legte Stefan Füll, Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden, den frisch gebackenen Jungmeisterinnen und Jungmeistern im Wiesbadener Kurhaus ans Herz. In seiner Eröffnungsrede zur traditionellen Meisterfeier der Handwerkskammer begrüßte der Kammerpräsident mit Freude „427 Charakterköpfe, jeder und jede mit einer eigenen Geschichte, mit eigenen Erfahrungen und Vorstellungen.“
Traditionelle Meisterfeier im Wiesbadener Kurhaus
427 Jungmeisterinnen und Jungmeister aus insgesamt 22 Berufen, darunter 90 Frauen, legten im vergangenen Jahr ihre Meisterprüfung ab und nahmen anlässlich dieser Feierstunde ihre verdienten Meisterbriefe entgegen. Die 16 Jahresbesten in der Prüfung erhielten neben dem begehrten Meisterbrief auch eine Extraauszeichnung in Form einer Urkunde. Kammerpräsident Füll würdigte es als besondere Wertschätzung des Meisterbriefes, „dass Bundestag und Bundesrat jüngst den Weg für die Wiedereinführung der Meisterpflicht in 12 bislang zulassungsfreien Handwerken freigemacht haben. Die Politik setzt mit ihrem klaren ,Ja zum Meister‘ ein starkes Zeichen für mehr Qualität und Qualifizierung im Handwerk.“
Das Handwerk als „Rückgrat des Mittelstandes“
Die Festansprache hielt die ehemalige Spitzensportlerin und 12-fache Goldmedaillengewinnerin bei den Paralympics, Verena Bentele, die seit 2018 Präsidentin des größten deutschen Sozialverbandes VdK ist. In ihrer Ansprache, die begeistert aufgenommen wurde, zog sie Parallelen zwischen dem Erreichen von beruflichen Zielen und dem Hochleistungssport und ermutigte die Jungmeisterinnen und Jungmeister dazu, auch Fehler machen zu dürfen, daraus zu lernen und so zukünftig noch leistungsfähiger zu werden.
Auch der Oberbürgermeister der Stadt Wiesbaden, Gert-Uwe Mende, gratulierte den Jungmeisterinnen und Jungmeistern zur ihren Leistungen und nannte das Handwerk das „Rückgrat des Mittelstandes“. Darüber hinaus unterstrich er die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Er sprach sich zudem für die Einführung von Werkunterricht an Schulen aus, damit junge Menschen früher den Bezug zu handwerklichen Tätigkeiten erleben könnten, und schloss sich damit einer Forderung des hessischen Handwerks an.
„Besser spät als nie“
Der Jungmeisterredner, Thorsten Meusel, erhielt als einer der Jahresbesten seinen Meisterbrief im Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerk. Mit bereits 43 Jahren sehe er zwar nicht mehr wie ein Jungmeister aus, doch Meusel pflege immer zu sagen „besser spät als nie“. Er appellierte an seine Handwerkskolleginnen und -kollegen: „Wir dürfen nicht vergessen, dass eine gute Handwerksleistung oft mehrere Generationen glücklich macht. Also lebt und liebt euer Handwerk! Wir sollten uns vor Augen führen, dass man später von der Handwerkskunst sprechen wird, deswegen übt euer Handwerk mit Liebe zum Detail aus.“
Der Vizepräsident der Handwerkskammer Wiesbaden, Andreas Brieske, gab den Jungmeisterinnen und Jungmeistern abschließend mit auf den Weg: „Nun steht Ihnen die Welt des Handwerks offen, und ich kann Sie dazu nur ermutigen, das Beste aus sich und Ihrem Beruf zu machen.“ Durch die Meisterfeier führte die Radio-Moderatorin Evren Gezer.
(HWK Wiesbaden)
Zukunft geht nur mit dem hessischen Handwerk – das wurde erneut auf dem traditionellen parlamentarischen Neujahrstreffen der Arbeitgeberverbände des Hessischen Handwerks (AHH) in Wiesbaden klar. Präsident Wolfgang Kramwinkel machte vor über 200 Teilnehmern aus Politik und Wirtschaft deutlich, dass das Handwerk die derzeit etwas bröckelnde Konjunktur stütze. Vor allem die kleinen und mittelständischen Familienbetriebe aus dem Handwerk machten es der Politik einfach, da sie maßgeblich zur aktuellen Rekordbeschäftigung und zu dem damit in Zusammenhang stehenden hohen Steueraufkommen beitrügen. „Doch das alles ist kein Selbstläufer. Wenn wir wollen, dass dies auch in Zukunft so bleibt, müssen heute die richtigen politischen Entscheidungen getroffen werden“, sagte Kramwinkel.
Gleichstellung von akademischer und beruflicher Bildung
Zu den politischen Entscheidungen gehöre unter anderem, dass die Zwei-Klassen-Behandlung von akademischer und beruflicher Ausbildung endlich beendet werden muss: „Akademische und berufliche Bildung gelten in Deutschland immer noch nicht gleich viel. Betrachtet man, wie stark beide Bildungswege finanziell gefördert werden, dann besteht ein starkes Ungleichgewicht. Deshalb fordern wir, Azubis und Studierende endlich finanziell gleichwertig zu behandeln und unsere Ausbildungsbetriebe und Azubis zu entlasten. Das wäre ein wirklich starkes Zeichen der Wertschätzung des Handwerks und der beruflichen Ausbildung.“ Kramwinkel machte deutlich, dass die Wertschätzung für die berufliche Ausbildung auch bei der Ausstattung der Berufsschule beginnen muss: „Das Schlagwort digitale Schule muss auch für Berufsschulen sowie berufliche Weiterbildungsangebote gelten. Gerade um die handwerkliche Berufsausbildung attraktiv und zukunftsfest zu machen, ist eine Modernisierung der Inhalte und Unterrichtsformen zwingend notwendig. Hier bedarf es dringend der Unterstützung des Landes Hessen.“
Abbau von Bürokratie und Überregulierung
Zudem warnte Kramwinkel vor den negativen Folgen einer ausufernden Bürokratisierung, die sich bereits auf die jüngere Generation auswirkten. Zwar habe Deutschland den Anspruch ein Gründerland zu sein. „Die Wahrheit ist aber, dass sich junge Menschen immer seltener für die Selbstständigkeit entscheiden. Selbst die Übernahme des elterlichen Betriebs lehnt die nächste Generation zunehmend ab. Es ist für junge Menschen heute anscheinend attraktiver, im Angestelltenverhältnis feste Arbeitszeiten und ein geregeltes Einkommen zu haben.“
Vor allem die Überregulierung mache dem Handwerk zunehmend zu schaffen. Immer mehr junge Meisterinnen und Meister , so Kramwinkel , seien beispielsweise darüber besorgt, „angesichts der ausufernden Bürokratie keine Zeit mehr für ihre Kunden und die eigentliche handwerkliche Tätigkeit zu haben. Sie wollen ihr Handwerk und keine Bürokratietätigkeit ausüben.“, so der AHH-Präsident.
Bürokratieabbau sei zwar seit Jahren in aller Munde, aber es fehle letztlich an entsprechendem Elan und Wille. Die seit Jahren bekannten und genügend vorliegenden Handlungsvorschläge würden einfach nicht wirklich aufgegriffen, trotz Weiterentwicklung des „One-in / One-out-Verfahrens“ und aktuellen Bürokratieentlastungsgesetz. Beispielsweise „brauchen wir eine sinnvolle Harmonisierung von Handels-und Steuervorschriften, damit Betriebe nicht immer häufiger gezwungen sind, neben der Handelsbilanz zusätzlich eine Steuerbilanz zu erstellen“, so Kramwinkel. Endlich geestrichen gehöre auch die Vorfälligkeit für Sozialversicherungsbeiträge, da es ein Ende haben müsse, dass die Wirtschaft in Vorleistung trete, um Liquiditätsengpässe bei den Sozialversicherungen vorzubeugen. „Konsequente Korrekturen brauchen wir auch bei den bürokratischen Anforderungen des Mindestlohns, der elektronischen Registrierungskassen und den zehnjährigen Aufbewahrungspflichten. Es ist ein Irrweg, die Wirtschaft unter Generalverdacht zu stellen und sämtliche Betriebe mit bürokratischen Pflichten zu belasten, nur um einzelne Missbrauchsfälle aufzudecken„, unterstrich Kramwinkel und fügte hinzu: „Aus den Betrieben höre ich, dass es immer schwerer fällt, die stetig neuen gesetzlichen Anforderungen umfassend zu erfüllen. Auch dort scheint sich immer häufiger das Gefühl der Überbelastung einzustellen. Klar ist, die Summe macht es aus –der Unmut darüber wächst.“
Bouffier: Hessen ist dank Handwerk wirtschaftlich erfolgreich
Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier betonte, dass die Hessische Landesregierung das Handwerk wertschätze. „Das hessische Handwerk ist ein starkes Stück Mittelstand und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Vom Handwerk geht eine große integrative Kraft aus“, so Bouffier. Als Beispiel dafür nannte er die bundesweit beispiellos enge Zusammenarbeit beim Landes-Programm ,Wirtschaft integriert´, das u.a. Flüchtlinge auf dem Weg ins Berufsleben begleitet. „Hessen ist dank des Handwerks ein wirtschaftlich erfolgreiches Land, das den gesellschaftlichen Zusammenhalt pflegt.“ Der Ministerpräsident machte deutlich, dass die berufliche Bildung zu den Kernthemen der Hessischen Landesregierung gehöre. „Die Landesregierung engagiert sich mit voller Kraft im Bündnis Ausbildung Hessen, das vor zwei Wochen zum zweiten Mal unterzeichnet wurde. Zudem stocken wir die Haushaltsmittel für die berufliche Bildung auf. Um den Berufsschülerinnen und Berufsschülern die nötigen Kenntnisse zu vermitteln, die mit dem digitalen Wandel einhergehen und digitale Infrastrukturen zu verbessern, fördert die Landesregierung die Beruflichen Schulen durch den Digitalpakt und das Programm „Digitale Schule Hessen.“
Talkrunde – IAA-Weggang hätte verhindert werden können
Die Themen Digitalisierung und Ausbildung standen auch im Fokus der anschließenden Podiumsdiskussion unter der Moderation von Stefan Schröder, Chefredakteur des Wiesbadener Kuriers. Michael Boddenberg (CDU), Nancy Faeser (SPD), Renè Rock (FDP), Mathias Wagner (Bündnis 90/Die Grünen), Janine Wissler (Die Linke) und Arno Enners (AfD) sicherten die Unterstützung des hessischen Landtages zu, Mittelstand und Handwerk zu unterstützen. Kontrovers besprochen wurde die tagesaktuelle Absage an den Standort Frankfurt der Internationalen Automobil Ausstellung IAA. Es gelte nun, einen Masterplan zu erstellen um die IAA 2023 wieder nach Frankfurt zurück zu holen. Das RheinMain-Gebiet müsse zum führenden Zentrum von Mobilität und technikoffener Erforschung klimaneutraler Antriebsmöglichkeiten und Kraftstoffe werden.
„Um beim Klimaschutz im Verkehrsbereich voranzukommen, sind neben der Elektromobilität auch andere alternative Kraftstoffe und Antriebe unverzichtbar.
Die Potentiale synthetischer Kraftstoffe und auch die Brennstoffzellentechnologie müssen in der politischen Debatte eine viel größere Rolle spielen,“ forderte Rainer von Borstel, Geschäftsführer der AHH in seinem Schlusswort.
Ganz oben auf der Agenda aller Neujahres- und Jahresempfänge von IHKs und HWKs, Wirtschafts- und Branchenverbänden, von Mittelstandstreffen und Arbeitgeberverbänden in jüngster Vergangenheit steht die Digitalisierung: „Industrie 4.0″ bzw. „Handwerk 4.0″ als Garant für internationale Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und Innovation schlechthin.
So wunderte es nicht, dass das Thema Digitalisierung wiederholt auch das Schlagwort des Abends auf dem traditionellen parlamentarischen Neujahrstreffen der Arbeitgeberverbände des Hessischen Handwerks (AHH) in Wiesbaden war.
Präsident Jochen Honikel stellte vor knapp 250 Teilnehmer aus Politik und Wirtschaft die Fortschritte und Aufgaben für die Digitalisierung im Handwerk dar: „Für uns ist klar: Nur wenn das Handwerk heute die Chancen der Digitalisierung beherzt nutzt, werden unsere Geschäftsmodelle auch in Zukunft erfolgreich sein. Dafür haben wir in Zusammenarbeit mit unseren Partnerorganisationen und der hessischen Politik im vergangenen Jahr ganz konkrete Maßnahmen auf den Weg gebracht: Beispielhaft will ich unsere Studie in Kooperation mit dem hessischen Wirtschaftsministerium und dem eBusiness-Kompetenz-Zentrum über die bestehenden Digitalisierungsangebote und Erfordernisse im Handwerk nennen. Auch in den Gremien des Hessischen Handwerkstages haben wir durch einen neu gegründeten Digitalisierungsarbeitskreis das wichtige Zukunftsthema fest in den Blick genommen. Mein Dank gilt an dieser Stelle der Landespolitik, die mit jeweils 500.000 Euro im Doppelhaushalt 2018/19 einen weiteren Beitrag leistet, um die Digitalisierung im hessischen Handwerk voranzubringen. Wir wissen die heute Abend anwesenden Politiker parteiübergreifend an unserer Seite. Dafür sind wir Ihnen allen sehr verbunden.“
Honikel machte aber auch deutlich, dass der technische Fortschritt unvorhersehbare Herausforderungen bringe: „Unsere Gesellschaft und auch unsere Arbeitswelt verändern sich rasend schnell. Die Frage ist: Können wir als Handwerk mit dieser Geschwindigkeit der Entwicklung mithalten? Welchen Beitrag können wir dazu leisten? Und schlussendlich: Wie verändert sich das Handwerk durch die Digitalisierung? Welche Fähigkeiten muss der Mitarbeiter der Zukunft haben? Wie müssen wir die Ausbildung unserer jungen Leute verändern?“
Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir sicherte dem Handwerk bei diesen wichtigen Fragen die Unterstützung der Landesregierung zu: „Mit unserer Ausbildungsförderung helfen wir gerade Handwerksbetrieben beim Wettbewerb um junge Leute. In diesem Jahr führen wir die Meisterprämie ein, um junge Frauen und Männer noch mehr zu motivieren, sich beruflich weiterzuentwickeln und den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Wir wollen auch, dass die hessischen Handwerksbetriebe Schritt halten können mit dem technologischen Wandel; deshalb fördern wir Stellen für Digitalisierungsberater und stellen Zuschüsse bereit für die Umstellung der Arbeitsprozesse und die Verbesserung der IT-Sicherheit.“
In kurzen Statements der Vorsitzenden der Landtagsfraktionen bestätigten Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD), Fraktionsvorsitzender Michael Boddenberg (CDU), Renè Rock (FDP) und Mathias Wagner (Bündnis 90/Die Grünen) die Aufforderung Honikels, die anstehenden Aufgaben gemeinsam anzugehen. Die im Landtag vertretenen Fraktionen suchen gezielt den Dialog mit dem hessischen Handwerk. Bei den aktuellen Herausforderungen, wie z.B. der finanzielle Ausstattung der Kommunen, dem Nachwuchsmangel oder der Luftreinhaltung, sollen in gemeinsamen Gesprächen die Belange und Lösungsvorschläge des Handwerks diskutiert werden.
Vize-Präsident Jürgen Karpinski, Präsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe, forderte in seinem Schlusswort von der Politik endlich der massiven Verunsicherung darüber, ob, wann und wo Dieselfahrzeuge künftig noch bewegt werden dürfen ein Ende zu setzen: „Anstatt die derzeitige Angst vor Diesel zu schüren muss es gelingen, gesetzliche Rahmenbedingungen für einen Anreiz zu setzen, Euro 5 Dieselfahrzeuge technisch so nachzurüsten, dass deren Stickoxidausstoß auf Euro 6-Niveau reduziert wird.“
Die Arbeitgeberverbände des Hessischen Handwerks sind der Zusammenschluss von 30 handwerklichen Fachverbänden, in denen rund 15.000 Betriebe freiwillig organisiert sind.