Kategorie-Archiv: Kunstpalast Düsseldorf

„Tod und Teufel – Faszination des Horrors“ vom 1.März bis 2. Juni 2024 im Landesmuseum Darmstadt

Die Ausstellung "Tod und Teufel. Faszination des Horror" vom 1.März bis 2.Juni 2024 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt zeigt mit Meisterwerken vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert den Ursprung der Darstellung des Grauens in Kunst und Kulturgeschichte. Arnold Böcklins "Charon", 1876, zeigt den greisen Fährmann, der die Toten mit einem Bott in die Unterwelt bringt. © Foto Diether von Goddenthow
Die Ausstellung „Tod und Teufel. Faszination des Horror“ vom 1.März bis 2.Juni 2024 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt zeigt mit Meisterwerken vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert den Ursprung der Darstellung des Grauens in Kunst und Kulturgeschichte. Arnold Böcklins „Charon“, 1876, zeigt den greisen Fährmann, der die Toten mit einem Boot in die Unterwelt bringt. © Foto Diether von Goddenthow

Gruseln hat Tradition. Die Faszination des Horrors ist  Teil der Kulturgeschichte des Menschen von Anfang an und war immer auch schon Thema künstlerischer Auseinandersetzung, sagt  Dr. Martin Faass, Direktor des Hessischen Landesmuseums Darmstadt, welches sich vom 1. März bis 2. Juni 2024 in der neuen Ausstellung „Tod und Teufel. Die Faszination des Horrors“ der Geschichte des Schreckens widmet. Auf 480 qm zeigen über 100 Meisterwerke vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert  den Ursprung der Darstellung des Grauens in Kunst und Kulturgeschichte bis zur heutigen Goth- Szene.  Die Schau entstand in Kooperation mit dem Museum Kunstpalast Düsseldorf.

Ob die Gorgonen in der griechischen Mythologie, die apokalyptischen Reiter im Neuen Testament, die Totentänze der Knochenmänner des Mittelalters oder die Todessehnsüchte in der schwarzen Romantik  – all diese Epochen erzählen von Endzeitangst und Grusellust. Insbesondere in Zeiten von Kriegen,  Hungersnöten oder Epidemien wie der Pest und Cholera war der Tod realer täglicher Begleiter:   „Memento mori“,  „Sei dir stets deiner Sterblichkeit bewusst!“ Bilder vom bevorstehenden Weltuntergang und drohender ewiger Verdamnis mahnten insbesondere das Christenvolk zu einem gottesfürchtigeren Leben.

Impression der Ausstellung "Tod und Teufel - Faszination des Horrors" vom 1. März bis 2. Juni 2024 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, im Vordergrund eine  Arbeit von Mary Audres Ramirez . © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Ausstellung „Tod und Teufel – Faszination des Horrors“ vom 1. März bis 2. Juni 2024 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, im Vordergrund eine Arbeit von Mary Audres Ramirez . © Foto Diether von Goddenthow

Mit  der Aufklärung und der sich im 18. Jahrhundert anschließenden Romantik als Gegenbewegung zur säkularen Welt der reinen Vernunft, veränderten sich die  vor allem  christlich-mittelalterlich geprägten Schreckens-Vorstellungen von Tod und Teufel. In der säkularisierten gottesferneren  Welt  hatten unerklärliche  Erscheinungen, Aberglauben, Naturphänomene, spiritistische Sitzungen, Satanismus, Geister- und Monstergeschichten,  sowie sentimentale, melancholische Gemütszustände, Grenzerfahrungen  und Todessehnsüchte  wachsende Konjunktur.  Infolge dieser  schwarzen Romantik in Literatur und Kunst  entstanden  zu  Beginn des 20. Jahrhunderts regelrechte Gruselkabinette bis hin zu blutrünstigen Shows in Gruseltheatern wie dem Grand Guignol in Paris. Diese befeuerten und stillten zugleich die wachsende Lust am Schaudern. Heutige Geisterbahnen sind noch Relikte aus jener Zeit. Mit der Erfindung des Films  entwickelten erste Horrorfilme die bizarren Hauptfiguren und düsteren Handlungsstränge  spannungsgeladener und schauriger visualisierter Erzählkunst.

Horror – ungewöhnliches  für eine Museum?

Impression der Ausstellung "Tod und Teufel. Faszination des Horrors" vom 1.März bis 2.Juni 2024 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt. © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Ausstellung „Tod und Teufel. Faszination des Horrors“ vom 1.März bis 2.Juni 2024 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt. © Foto Diether von Goddenthow

Für eine Kulturinstitution wie ein Museum sei es ein ungewöhnliches Thema. Doch „es war mir wichtig, eben dieses Vorurteil, Horror sei oberflächlich und abgedroschen, aufzubrechen, um die Wertigkeit, die wirkliche Tiefe und  Vielfalt sowie die Allgegenwärtigkeit des Horrors in unserer Kultur zu zeigen“, erläutert die in USA geborene Kunsthistorikerin und Kuratorin Westrey Page vom Kunstpalast ihre Intention zu dieser „Horror-Show“. Gemeinsam mit Co-Kurator Dr. Oliver Sandrock vom Landesmuseum Darmstadt hat Page eine kompakte Darmstädter Version mit den BestOff- Stücken der zuvor in Düsseldorf gezeigten Ausstellung entwickelt. Es sei „ein Potpourri mit vielen Impressionen von Malerei, Skulpturen, Fotografie, Werbung bis hin zu Installationen, also für jeden Geschmack etwas dabei. Das mache diese Ausstellung so charmant“, freut sich Dr. Oliver Sandrock. „Wir definieren Horror“, denn es „waren Menschen, die dem Teufel eine Gestalt gegeben haben.“,  Man glaube heutzutage nicht mehr an den Teufel, weil man wisse:  „Das wahre Böse sind wir!“

Ausstellungs-Schwerpunkt Goth- u. Popkultur

Der Schwerpunkt der Ausstellung, so Page, liege  auf den aktuellen Motiven unserer Zeit mit Arbeiten der letzten zwanzig Jahre von Künstlern wie Alexander McQueen, den Chapman Brothers, Billie Eilish, Lars von Trier, Berlinde de Bruyckere, Mary Sibande und vielen anderen. Death Metal und die blutgefüllten Turnschuhe von MSCHF treffen auf Beiträge von Andres Serrano und Eliza Douglas. Sie alle rufen mit ihren Werken ambivalente Gefühle von Angst, Unbehagen, aber auch stimulierende Begeisterung mit kommerziellem sowie identitätsstiftendem Potential hervor, wie die rasante Entwicklung der monsteraffizierten Goth-Bewegung zeigt.

Prolog – Horror und Schaudern in der  Kunstgeschichte

(v.r.n.li.) Kuratorin Westrey Page vom Museum Kunstpalast, hatte die Idee zu dieser zunächst in Düsseldorf gezeigten Schau. Gemeinsam mit Co-Kurator Dr. Oliver Sandrock (nebenstehend ) hat sie mit den BestOff-Werken  aus Düsseldorf die Darmstädter Schau "Tod und Teufel - Faszination des Horrors"entwickelt. Links Dr. Martin Faass, Museumsdirektor,. Hintergrund: Die "Hölle" von Friedrich Wilhelm von Schadow u. seinen Schülern, 1848-1852. © Foto Diether von Goddenthow
(v.r.n.li.) Kuratorin Westrey Page vom Museum Kunstpalast, hatte die Idee zu dieser zunächst in Düsseldorf gezeigten Schau. Gemeinsam mit Co-Kurator Dr. Oliver Sandrock (nebenstehend ) hat sie mit den BestOff-Werken aus Düsseldorf die Darmstädter Schau „Tod und Teufel – Faszination des Horrors“entwickelt. Links Dr. Martin Faass, Museumsdirektor,. Hintergrund: Die „Hölle“ von Friedrich Wilhelm von Schadow u. seinen Schülern, 1848-1852. © Foto Diether von Goddenthow

Der Prolog, der erste Teil der Ausstellung, mit dem Titel „Die Schönheit der Finsternis“, sei ihr  sehr wichtig, so Page, um  die Wurzeln der künstlerischen Auseinandersetzung mit Horror und Schaudern in der älteren Kunstgeschichte zu zeigen. Gemälde und Stiche von Albrecht Dürer, Wilhelm von Schadow, Johann Heinrich Füssli, Max Klinger, Arnold Böcklin, Baldung Griens und anderen bekannten Künstlern sowie ein reichlich verzierter historischer Sarg, eine Totenmaske, Totentanz-Figuren sowie die auf ihre Opfer lauernden expressiven Gestalten der ersten Horrorfilme zu Beginn des 20. Jahrhunderts  führen die Besucher ins Thema ein und zeigen die künstlerischer Herkunft vieler Horror- und Gruselmotive moderner  Goth- und  Metal-Kultur.

 Friedrich Wilhelm von Schadow und Schüler Ausschnitt aus "Hölle" 1848 - 1852 © Foto Diether von Goddenthow
Friedrich Wilhelm von Schadow und Schüler Ausschnitt aus „Hölle“ 1848 – 1852 © Foto Diether von Goddenthow

Empfangen werden die Besucher vom Teufel in Friedrich Wilhelm von Schadows  Werk „Hölle“. Es handelt sich hierbei um eine der monumentalen Tafeln seines letztem Hauptwerkes „Purgatorium – Paradies – Hölle“ (1848 – 1852), das er – im gerade von den Preußen annektiertem Rheinland –  für den Neubau des Landgerichts Düsseldorf anfertigen sollte. Da seine Kräfte nachließen, vollendeten das Bild seine Schüler.  Von Schadows Höllenfürst erscheint hier  nicht wie in den gängigen Satansdarstellungen seiner Zeit als verschlagener vollhaariger Dämon mit Hufen. Sein Höllenfürst  schaut erhaben, beinahe heroisch, an Helden erinnernd. Er ist so ganz  anders als in  Dantes Alighieris Göttlicher Komödie, von Schadows  literarischer Vorlage zu diesem Werk.

"Danse Macabre" - Aus der Figurenfolge des Zizenhausner Totentanz, nach einer 60 Meter langen Friedhofs-Darstellung von 1440. Hier tanzt der Tod mit der Kaiserin, ein anderes Mal mit dem Papst. Der Tod ist respektlos und kümmert sich nicht um Rang und Titel, er holt jeden. © Foto Diether von Goddenthow
„Danse Macabre“ – Aus der Figurenfolge des Zizenhausner Totentanz, nach einer 60 Meter langen Friedhofs-Darstellung von 1440. Hier tanzt der Tod mit der Kaiserin, ein anderes Mal mit dem Papst. Der Tod ist respektlos und kümmert sich nicht um Rang und Titel, er holt jeden. © Foto Diether von Goddenthow

Gleich zu Beginn, linkerhand in einer kleinen länglichen Wandvitrine zu sehen,  wartet die Ausstellung mit einem besonderen Highlight spätmittelalterlicher Todesvorstellungen auf,  mit  Anton Sohns farbigen „Terrakotta-Figurenfolge „Zizenhausener Totentanz – Kaiserin, Narr, Papst und Dame“. Die um 1822 entstandenen vier Figurenpaare gehen zurück auf eine 60 Meter lange – auch als „Danse Macabre“ bekannte – Bemalung einer  Baseler Friedhofsmauer von 1440.  Sie zählt zu einer den einflussreichsten Darstellungen des Totentanzes. Matthäus Merian d.Ä. hatte dieses allmählich bröckelnde Friedhofsgemälde in einem  Kupferstich gesichert. Nach dieser Vorlage hat Anton Sohn vor gut 200 Jahren diese Figuren modellierte. Sie symbolisieren den Tod als  großen gesellschaftlichen „Gleichmacher“, der – ohne Ansehen auf  Rang und Titel – jeden früher oder später  umarmt. Hier tanzt der Knochenmann  mit Kaiserin,  Narr, Papst und Dame.

Ausschnitt aus Albrecht Dürers Kupferstich "Das Sonnenweib und der siebenköpfige Drache", 1498. Das Blatt aus Dürers Apokalypse zeigt den Kampf zwischen Gut und Böse, hier als Drache figuriert. © Foto Diether von Goddenthow
Ausschnitt aus Albrecht Dürers Kupferstich „Das Sonnenweib und der siebenköpfige Drache“, 1498. Das Blatt aus Dürers Apokalypse zeigt den Kampf zwischen Gut und Böse, hier als Drache figuriert. © Foto Diether von Goddenthow

Eine Fülle makabrer Darstellungen früherer Zeiten finden Besucher auch auf den zahlreichen historischen  Stichen,  beispielsweis bei Albrecht Dürer,  in seinen  apokalyptischen Darstellungen von 1498: „Michaels Kampf mit dem Drachen“ und „Das Sonnenweib mit dem siebenköpfigen Drachen“. Mit solcherart Motiven wurden einst  die Menschen angesichts des  nahenden Weltunterganges  zu mehr Gottesfürchtigkeit  ermahnt, um eventuell einer ewigen Verdammnis zu entgehen. Auch vertreten  ist Dürers berühmter Kupferstich „Der Reiter – Tod und Teufel“ von 1513. Der Werk zeigt einen einsamen Ritter auf steinigem Weg, nur begleitet von den zwei unheimlichen Gestalten Tod und  Teufel.

Max Klinger: Der Tod als Pflasterer. Opus III, Blatt 6: Eva und die Zukunft, Dritte Zukunft. Radierung 1889. © Foto Diether von Goddenthow
Max Klinger: Der Tod als Pflasterer. Opus III, Blatt 6: Eva und die Zukunft, Dritte Zukunft. Radierung 1889. © Foto Diether von Goddenthow

Hans Baldung Griens Holzschnitt greift mit  „Hexensabbat“ 1510 ein allseits beliebtes Thema aus dem Spektrum der  Hexenverfolgung auf. Gezeigt wird die Umkehrung einer heiligen Messe,  eine  Versammlung nackter Hexen, umgeben von Menschen- und Tierknochen, die den Teufel verehren. Mit derartigen Schmäh-Bildern wurde in der Bevölkerung entsprechend Stimmung gemacht.

Ganz im Stile der Schwarzen Romantik lässt Max Klingers Stich „Der Tod als Pflasterer“ (1889)  breitbeinig ein Skelett über den Köpfen der Menschen stehen und erbarmungslos eine Ramme auf ihre Schädel niedersausen. Haut und Haare sind verzerrt. Und aus den zermatschten Menschenhirnen steigt Rauch (ihre Seelen) gen Himmel.  In „Die Cholera“ von Arnold Böcklins  um 1876, metzelt der auf einem ungeheuerlichen Drachenwesen reitende Tod die Menschen mit einer Sense nieder.

In dieser Zeit hatte auch  der schweizerisch-englische Maler Johann Heinrich Füssli, Meister der Darstellung psychischer Abgründe, Hochkonjunktur. Er ist in der Ausstellung vertreten mit dem bösartig-voyeuristischem Grusel-Gemälde „Wolfram beobachtet seine Gemahlin in der Kerkerzelle“ (1812/20). Die Szene handelt von  Wolframs bestialischer Rache an seiner Ehefrau für ihren Seitensprung. Der zutiefst gekränkte Wolfram ermordete zunächst ihren Geliebten und  anschließend sperrte er seine treulose Frau mit  der Leiche ihres Liebhabers ein, dargestellt, wie  sie  sein Skelett umarmt.

Anfänge des Horrorfilms

Eine Szene des laufenden Horrorfilms "Dr. Caligari" von Robert Wiene. Sein expressionistischer Horrorfilm hat starke surreale Züge. Er handelt von zwei Männern, die sich in einer Irrenanstalt die Geschichte eines Schlafwandlers erzählen, der von dem zwielichtigen Dr. Caligari auf dem Jahrmarkt vorgeführt wird. Nachts verübt dieser anscheinend  unbewusst grausame Morde. Ein Spiel zwischen Illusion und Wahrheit, lässt offen, wer Täter und wer wahnsinnig ist. © Foto Diether von Goddenthow
Eine Szene des laufenden Horrorfilms „Dr. Caligari“ von Robert Wiene. Sein expressionistischer Horrorfilm hat starke surreale Züge. Er handelt von zwei Männern, die sich in einer Irrenanstalt die Geschichte eines Schlafwandlers erzählen, der von dem zwielichtigen Dr. Caligari auf dem Jahrmarkt vorgeführt wird. Nachts verübt dieser anscheinend unbewusst grausame Morde. Ein Spiel zwischen Illusion und Wahrheit, lässt offen, wer Täter und wer wahnsinnig ist. © Foto Diether von Goddenthow

Einen Übergang zu den neuzeitlichen Ausstellungsabschnitten bildet der Videoinstallationsbereich über die Entstehung des  Horrorfilms. Zu Beginn des Mediums drehte der Franzose George Méliès 1896 den ersten Horrorfilm „Das Schloss des Teufels“. Entscheidend für die Entwicklung des Horrors im Kino waren aber die 1920er Jahre, etwa mit dem Film „Das Kabinett des Dr. Caligari“ (1920). In diesem  meisterhaften ersten Psychothriller überhaupt, geht es um Wahrnehmungstäuschungen, kognitive Verzerrungen, Traumwelten und  krankhafte Geisteszustände, wobei nicht aufgelöst wird, wer nun irre und wer „normal“ ist.  Als  weiterer Meilenstein des Horror-Genres gilt  „Nosferatu“ von Friedrich Wilhelm Murnau. Es ist der  erste Draculafilm, basierend Bram Stokers Roman. Dieser Film war vor allem durch seine äußerst gespenstische Hauptfigur bahnbrechend für die weitere Entwicklung dieses Genre.

Aus Monstern wurden Sympathieträger des modernen Horrors

Im Ausstellungsbereich "Identität und Widerstand" geht es um Goth-Mode und -Design. Hier strahlt den Besuchern meterhoch  der schon ein wenig furchteinflößende "Zombi-Boy" entgegen, dessen "Ganzkörpertätowierung", so Kuratorin Page, "die Ästhetik einer verwesenden Leiche verkörpere". Linker Hand eine interessante Kollektion von Goth-Mode, rechts finden Besucher Vitrinen mit besonderen abschreckenden Accessoirs, bis hin zur Barbie-Horrorpuppen für's Kinderzimmer. © Foto Diether von Goddenthow
Im Ausstellungsbereich „Identität und Widerstand“ geht es um Goth-Mode und -Design. Hier strahlt den Besuchern meterhoch der schon ein wenig furchteinflößende „Zombi-Boy“ entgegen, dessen „Ganzkörpertätowierung“, so Kuratorin Page, „die Ästhetik einer verwesenden Leiche verkörpere“. Linker Hand eine interessante Kollektion von Goth-Mode, rechts finden Besucher Vitrinen mit besonderen abschreckenden Accessoirs, bis hin zur Barbie-Horrorpuppen für’s Kinderzimmer. © Foto Diether von Goddenthow

Westrey Page sieht zwischen den „Bildern“ des Horrors der Vergangenheit und Gegenwart einen gravierenden Unterschied: Während die Teufel und Dämonen von einst überwiegend fiese und  wenig sympathische Figuren waren, wäre es heutzutage genau umgekehrt: „In unserer Zeit sind es genau diese Outsider, die Monster, die  Sympathieträger sind, weil sie eben diese besondere Individualität des selbst-ermächtigten Andersseins ausstrahlten.“  Rick Genest, auch „Zombie Boy“ genannt, gehört wohl zur Gruppe der sympathischen Antihelden, beziehungsweise zu den „Außenseitern“, die Standpunkte außerhalb der Norm verkörpern, was sie attraktiv erscheinen lässt. Raumhoch erschaudert  Ricks furchteinflößende  Erscheinung  „Normalos“ im Raum der Moderne des Horrors mit dem Titel „Widerstand und Identität“. Rick war ein kanadischer Performer und Künstler, auf dessen gesamten Körper ein Skelett tätowiert war.

Die Kuratorin Westrey Page erläutert Mode und Design der 1980 in England entstandenen Goth-Kultur. © Foto Diether von Goddenthow
Die Kuratorin Westrey Page erläutert Mode und Design der 1980 in England entstandenen Goth-Kultur. © Foto Diether von Goddenthow

Diese  „Ganzkörpertätowierung“, so die Kuratorin, „verkörpere die Ästhetik einer verwesenden Leiche“.   2011 entdeckte  Lady Gaga Rick als „Zombie Boy“für ihr Musikvideo Bron This Way. Im selben Jahr machte das Modelabel Mugler „Zombie Boy“ zum Gesicht der Werbekampagne, was einmal mehr zeigt das große Interesse der  Mainstream-Kultur an einer dunklen, alternativen Ästhetik, aber auch an  der Inspiration, die viele aus Zombie-Boys Überzeugung zogen: „Normalität ist eine Illusion“.

Drei weitere Portäts von  Outside- Sympathieträgern der Goth-Kultur, aufgenommen beim Goth-Treffen in Leipzig, strahlen links von Rick Besuchern entgegen.

Die morbide Mode der Gothic-Szene

Ein blau-graues Gewand für moderen "Hexen" von der japanischen Designerin Comes des Barcons, 2016 präsentiert durch Modells mit rotgefärbten Haaren, die zu einer nach oben zeigenden Spitze gezirbelt waren und gruftigen Charme versprühten.  © Foto Diether von Goddenthow
Ein blau-graues Gewand für moderen „Hexen“ von der japanischen Designerin Comes des Barcons, 2016 präsentiert durch Modells mit rotgefärbten Haaren, die zu einer nach oben zeigenden Spitze gezirbelt waren und gruftigen Charme versprühten. © Foto Diether von Goddenthow

In einer Langvitrine verbreitet eine   Goth-Kleiderkollektion  den düster-schwarzen  Dresscode-Charme einer ganzen Szene. Gerade in Gesellschaften, die Vernunft, Zurückhaltung und lebensbejahende Einstellungen fördern, gelten theatralische, übermäßige und makabre Kleidungselemente als rebellisch und identitätsstiftend. Die aus dem konservativen England 1980 hervorgehende Goth-Szene legte den Grundstein für eine Ästhetik des Grauens. Diese Subkultur, so Page, hat eben den gängigen Schönheitswahn abgelehnt, um eine Ästhetik zu behaupten, die eben exzessiv, künstlich und morbide war. Diese war  beeinflusst von  der gotischen Literatur und der viktorianischen Trauerkultur. Schwarze Kleidung, blasses Make-up sowie morbide Themen sind bis heute ihr Markenzeichen, erläutert die Kuratorin am Beispiel von Commes des Garcons Hexen-Look 14, aus der Frühjahrskollektion 2016. In Blau- und Grautönen habe sich die japanische Designerin des Hexenthemas angenommen.  Hexe seien für des Garcons  Frauen mit Macht, die aufgrund ihres Andersseins – vor allem in der Neuzeit – missverstanden und verfolgt wurden.  Sie habe sich den Monsterfiguren Hexe angenommen, weil diese ähnlich wie Zombies und Vampire, die ihr Anderssein lebten,  eigentlich  Empowering- Figuren seien, erläutert die Kuratorin.

Schwarze Kleidung und blasses Make-up,  Markenzeichen der Goth-Ikonen, werden erweitert um Elemente aus Fantasy, Pop und Sportswear. Im Gegenzug halten Anregungen aus der Goth-Subkultur in die High Fashion Einzug: Alexander McQueen hat seine Kollektionen mit Narrativen von Trauma und Mysterium angereichert, Rick Owens und Rei Kawakubo haben die klassische Silhouette mit fremden, fast monströsen Anhängseln versehen und John Galliano sowie Jean Paul Gaultier haben den dunklen Glamour historischer Designs zum Vorschein gebracht. Junge (Mode-)Designer wie MSCHF, Fantich & Young und Thom Browne finden in der Auseinandersetzung mit der Bildwelt des Horrors neue Wege, um zu rebellieren. Die Ablehnung von gängigen ästhetischen Normen ist  zum Mainstream geworden.

Gegenüber der Grufti-Bekleidungs-Vitrine sind die  Accessoires einiger der genannten Designer zu besichtigen. Besonders hervorhebenswert sind vielleicht zwei bizarre Schmuckstücke von McQueen, der den stilisierten Totenkopf zu seinem Markenzeichen erkor.

Eine "Damen"halskette mit Totenkopf vom Goth-Designer McQueen. Er wolle, so die Legende, dass andere vor Frauen Angst bekommen.  © Foto Diether von Goddenthow
Eine „Damen“halskette mit Totenkopf vom Goth-Designer McQueen. Er wolle, so die Legende, dass andere vor Frauen Angst bekommen. © Foto Diether von Goddenthow

McQueen habe wohl mal gesagt, so Page, dass er mit seiner Totenkopf-Halskette für Frauen  wollte, „dass Menschen Angst vor den Frauen haben, die er kleidet“.  Und eine Person, die Angst verursachen kann, habe Macht. Dieser Aspekt gehört zur   Monsterdynamik, dass sich  Menschen durch  Anlegen von Monster-Accessoirs  sichtbarer machen und zum Anderssein selbst ermächtigen können. McQueen hilft ihnen  mit seinen speziellen Asseccoires, sich als Outsider von der normativen Gesellschaft besser abgrenzen  und hieraus identitätsstiftende Kraft schöpfen zu können.

Einmal vom jährlichen Halloween-Trubel abgesehen, reicht die Angebotspalette alltäglichen „Monster-“ und „Grusel-Designs“  bis hin zum Spielzeug für den Monster-Nachwuchs. Die Kleinen können mit  Barbie-ähnlichen Puppen wie  „Draculara“  oder   „Frankie Stein“ aus der Monster-High-Serie von Mattel spielen. Diese Figruen verkörpern Nachkommen von bekannten Ungeheuern wie Dracula und Frankenstein oder von Mumien und Werwölfen. Als Inspirationen dienten den Spielzeugherstellern vor allem Horrorfilme und Gruselliteratur. Diese Spielzeugkollektionen mit Gruseleffekt wurden zu Verkaufshits, getreu dem Motto:  „Sei du selbst, sei einzigartig, werde ein Monster und fange so früh, wie möglich damit an!“.

Musik der Goth-Kultur

Musik - Überblick der einschlägigen Band und Genres in  der  Ausstellung "Tod und Teufel. Faszination des Horror" vom 1.März bis 2.Juni 2024 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt. © Foto Diether von Goddenthow
Musik – Überblick der einschlägigen Bands und Genres in der Ausstellung „Tod und Teufel. Faszination des Horror“ vom 1.März bis 2.Juni 2024 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt. © Foto Diether von Goddenthow

Der dritte Ausstellungsabschnitt „Subversion und Macht“ gibt anhand einer recht vollständigen Zusammenstellung von Schallplattenhüllen  Einblicke darüber, wie ab dem späten 20. Jahrhundert verschiedene Musikgenres die unterschiedlichsten  Motive und Aspekte des Horrors  als grundlegende Stilelemente ihrer Musik verwendeten. Die wichtigsten Bands der Geschichte des Metal und der Gothic-Musik sind vertreten. Während Metal und Rock, die einst mit Tod und Goth-Kultur assoziiert wurden, Elemente aus Pop und Hip-Hop übernehmen, verleihen sich Hiphop Künstler wie Lil Nas X und Sängerin Billie Eilish durch die Verwendung einer Ästhetik des Schreckens ein neues Image. Die prägenden Cover-Darstellungen, unter anderem  von Don Bräutigam (Metallica), Larry Carrel (Slayer), Derek Riggs (Iron Malden) und Michael Whelan (Sepultura), dominieren weiterhin den Bildkanon der Covergestaltung mit: mysteriösen Landschaften, Fabelwesen, dunklem Mittelalter, Blut und esoterischen Symbolen.

Gruselige Filme 

Im 21. Jahrhundert haben Filmemacher neue Strategien und Inhalte entwickelt, die zu einer Konjunktur des Horrors führen, in der sich die strengen Grenzen zugunsten einer neuen Vielfalt des Genres auflösen. Die Kuratorin Westrey  erläutert die Vielfalt des Horrorfilm-Genres. © Foto Diether von Goddenthow
Im 21. Jahrhundert haben Filmemacher neue Strategien und
Inhalte entwickelt, die zu einer Konjunktur des Horrors führen, in der sich die strengen Grenzen zugunsten einer neuen Vielfalt des Genres auflösen. Die Kuratorin Westrey erläutert die Vielfalt des Horrorfilm-Genres. © Foto Diether von Goddenthow

Der nächste Ausstellungs-Abschnitt baut auf, an die im Prolog thematisierte cineastische Entwicklung des Horrorfilms à la „Dr. Caligari“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts. An einer an Leuchtreklame erinnernden Wand sind die Plakate legendärer Grusel- und Horrorfilme versammelt wie etwa  „Tanz der Vampire“, „Rosemaries Baby„,  „Der Exorzist“,. „Basic Instinct“, „The Shining“ oder „Das Schweigen der Lämmer“. Auch Zombies wie in Serien a la »The Walking Dead« haben ihren Platz gefunden. Mehr als Hintergrundfolie gedacht, wollen sie den Menschen in überhöhter Weise ein wenig augenzwinkernd den Spiegel der  “ Bestie in ihnen“ vorhalten.
Im Bereich Film, so die Kuratorin, gäbe es sehr viele unterschiedliche Interpretationen von Monstern, nicht nur die schaurigen Figuren, sondern auch sexy  Figuren, wie etwa aus der Twilight-Serie (Biss zum Morgengrauen). Aber es gäbe auch Francis Dracula und Vampire, die durchaus witzig  sein könnten wie etwa in „What We Do in the Shadows“, eine Serie, die eine WG von Vampiren thematisiert, so Page. Man sehe, dass ein sehr vielfältiger Kanon von Horrorfiguren verwendet würden, um ganz unterschiedliche Zwecke zu bedienen. Es können Komödien sein, aber auch Filme, die auf Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft hinweisen, wie etwa Getout von Jordan Peele 2017, der den tiefverwurzelten Rassismus in den USA auf den Schirm gehoben habe, so die Kuratorin.

Der Horror  in der Kunst

Impression der Ausstellung "Tod und Teufel - Faszination des Horrors" hier mit Kunstpositionen von Eliza Douglas "Farbige Arbeiten" © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Ausstellung „Tod und Teufel – Faszination des Horrors“ hier mit Kunstpositionen von Eliza Douglas „Farbige Arbeiten“ © Foto Diether von Goddenthow

Im letzten Abschnitt der Ausstellung können Betrachter anhand bizarrer, mitunter witziger, aber auch abartig empfundener Positionen erleben, wie  Künstler Schönheit und Ekel  zusammengeführt haben.  Es fängt relativ harmlos an mit den Positionen von Mary-Audres Ramirez und Eliza Douglas, die sich in ihren großflächig farbigen Arbeiten mit der Verbreitung, Kommerzialisierung und Darstellung dieses Kunst-Genres beschäftigen. Dabei spielt Eliza Douglas  in ihren farbenstarken Werken mit der  „Künstlichkeit im Gothic“  und „Bedeutungskonstruktion“. Ihre ausgestellten komponierten Gemälde seien entstanden, so Kuratorin Page, indem Douglas eigene T-Shirts von Metal-Bands, auf einer Tischplatte ausgebreitet, leicht in sich verdrehte und abfotografiert habe. Die Fotos ließ sie dann von einer Assistentin auf Leinwand abmalen, signierte  diese mit ihren eigenen Namen.

Die luxemburgische Künstlerin Mary-Audrey Ramires ist mit zahlreichen bizarren aufblasbaren Horror-Skulpturen an Wänden und am Boden vertreten, die hummer- und skorpionähnlichen Wesen haben von Grunde her für uns Menschen wohl schon immer etwas Unheimliches und kommen, hier in überdimensionierter Größe, recht gruselig rüber. Das sollen sie auch, und uns dabei anregen, zu hinterfragen, was niedlich und skurril, Mensch- und Fremdsein oder Realität und Fiktion sei. Zugleich sollen sie demonstrieren, auf welche Art und Weise unheimliche Welten in der Popkultur verstanden und verwendet werden. Letztlich entscheidet der Betrachter, wie alles auf ihn wirkt.

Humorvoll abtreten mit Lewandowskys  Selbsttoetungsmaschine. © Foto Diether von Goddenthow
Humorvoll abtreten mit Lewandowskys Selbsttoetungsmaschine. © Foto Diether von Goddenthow

„Humorvoll sterben“, könnte das Motto der Selbsttötungsmaschine von Via  Lewandowskys lauten  , die er aus Haushaltsgegenständen gefertigt hatte. Sie macht den potenziellen, überall lauernden Tod auf absurde Weise „greifbar“. Ihre Funktion wurde noch nicht getestet, aber die Vorstellung ist wohl viel spannender, vor allem da wiederholbar.  Mit solcher Art Nonsens-Installation wird  dem in westlichen Gesellschaften als Tabuthema geltenden Tod erfolgreich die Leichtigkeit der Komik entgegengesetzt.

Realer Horror und Abjektionen

Mit morbider Heiterkeit ist spätestens Schluss bei einigen Positionen gegen Ende der Ausstellung, in der wahrer Horror als politische Anklage gezeigt wird. Wahrer  Horror fasziniert  nicht. Er ist abstoßend. Anders als die bisherigen Darstellungen  fiktionalen Grauens in Meisterwerken der Kunstgeschichte und  der Goth- und Popkultur,  beruhen die   politisch deklarierten  Positionen  der Ausstellung auf realem Grauen  echter Menschen. Etwa  prangerte  der britische Künstler Mat Collishawse   in der 2010 entstandenen Fotoserie  „Letzte Mahlzeit im Todestrakt“  mit ähnlich sorgfältig komponierten Stillleben wie man sie  aus dem 17. Jahrhundert kennt, die Todesstrafe in den USA an.

An anderer Stelle  erinnern Original-Blutspuren auf schmutzigen Fliesen-Boden aus Mexiko, auf dem  die Leiche des bei einem Raubüberfall ermordeten Künstlers Luis Miguel Suro  fiel, an das sinnlose Morden dieser Region. Mit ihrer Position „32 Jahre“ von 2006 klagt die Freundin des Ermordeten Teres Margolles die ungezügelte Gewalt-Kriminalität  in Mexiko an.

Nicht mehr lustig ist auch die Position „Alles hat seine Zeit“: Auf zwei wandhohen identisch erscheinenden Fotos sitzen vor einer Art gotischem Buntglasfenster je eine weiß gekleidete und mit roten Eingeweiden übergossene Frau mit Strick um den Hals. Damit will die Künstlerin Mary Sibandes unter anderem auf die generationsübergreifenden Traumata  und gespaltenen Identitäten  infolge fortbestehender wachsender  Ungleichheit nach der Apartheid Südafrikas.

King Cobra – Rotes Gestell der Geschändeten und Unwilligen“

Realer Horror und Abjektionen: Doreen Garners Extremposition "King Cobra - Rotes Gestell der Geschändeten und Unwilligen" von 2018, zeigt nachempfundene  Leichenteile von  durch medizinische Experimenten ohne Betäubung grausam zerstückelten schwarzen Sklavinnen des 19. Jahrhunderts. Garner hat diese an Metzgerhaken aufgehängt.  © Foto Diether von Goddenthow
Realer Horror und Abjektionen: Doreen Garners Extremposition „King Cobra – Rotes Gestell der Geschändeten und Unwilligen“ von 2018, zeigt nachempfundene Leichenteile von durch medizinische Experimenten ohne Betäubung grausam zerstückelten schwarzen Sklavinnen des 19. Jahrhunderts. Garner hat diese an Metzgerhaken aufgehängt. © Foto Diether von Goddenthow

Wohl am schockierendsten ist Doreen Garners 2018 entstandene Kunstinstallation „King Cobra – Rotes Gestell der Geschändeten und Unwilligen“.   Doreen Garner ist eine amerikanische Künstlerin, die sich mit Medizingeschichte auseinandersetzt, und in diesem Fall vor allem mit der Geschichte von dem berühmt-berüchtigten US-Arzt  James Marion Sims. Dieser hatte, so Kuratorin Page, „im 19. Jahrhundert brutalste gynäkologische Experimente  an schwarzen versklavten Frauen ausgeübt,  und zwar ohne Betäubung, weil er  der Meinung war, dass schwarze Frauen kein Schmerz empfinden könnten“. Dieser Arzt sei teilweise  heute noch anerkannt als der Vater der modernen Gynäkologie. Doreen Garner hat diese Arbeit „King Cobra“ geschaffen, um auf diese grausamen, perversen Experimente aufmerksam zu machen und den Arzt James Marion Sims posthum vom Sockel zu stoßen. In ihrem Kunstwerk „King Cobra“ spiegeln sich die an den Frauen begangenen bestialischen Grausamkeiten in künstlerisch nachempfundenen zusammengenähten „Fleischpaketen“ wider. Immer wieder sieht man Teil von Rippen, Brüsten usw,  die mit Fleischerhaken wie in einer Metzgerei   aufgehängt sind und von Neoröhren angestrahlt werden. Die Oberfläche der Körperteile hat  Doreen Garner mit Perlen geschmückt und mit Nadeln gespickt, vielleicht als eine Geste rückwirkender Wertschätzung, spekuliert die Kuratorin.

Man könne an „King Cobra“ nicht vorbeischauen, so Page. Und was vielleicht, wer es weiß,  noch schockierender  ist: Der private Leihgeber hatte  dieses Kunstwerk  in seinem Esszimmer aufgestellt, worin er und  seine beiden Kinder, drei und fünf Jahre alt, täglich verkehrten. Laut Auskunft des Leihgebers hätten die  vermeintlichen Körperteilen seine Kinder gar nicht interessiert. In ihrem Fokus lagen allein die  glitzernden Perlen.

Man sieht also wohl nur, was man weiß. So betrachtet, liegt der größte Schrecken  wohl letztlich im Auge des Betrachters.

(Dokumentation: Diether von Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)
Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Friedensplatz 1
64283 Darmstadt

„Tod und Teufel – Faszination des Horrors“ ab 1. März 2024 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt

Dmitry Smirnov, Zombie Boy (Rick Genest), 2011
Dmitry Smirnov, Zombie Boy (Rick Genest), 2011

Das Hessische Landesmuseum Darmstadt zeigt vom 1. März bis 2. Juni 2024 die Ausstellung »TOD UND TEUFEL. Faszination des Horrors«, die in Kooperation mit dem Museum Kunstpalast entstanden ist. Mit mehr als 100 Meisterwerken vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert zeigt sie einen Abriss der Kunstgeschichte des Grauens. Sie beleuchtet die jahrhundertalte Faszination des Horrors. Schrecken und Grauen begleitet die Menschheit durch die Jahrhunderte. Dem Unbehagen davor steht jedoch in Kunst und Kultur ein lustvolles Interesse daran, manchmal gar ein humorvoller Zugang gegenüber. Die Ausstellung thematisiert erstmals die vielfältige und mehrdeutige Geschichte des künstlerischen Umgangs mit dem Schrecken sowie die Aktualität des Horrors in Mode, Musik, Film und der zeitgenössischen Kunst. Das Spektrum der mehr als 100 gezeigten Werke reicht von klassischer Malerei und Skulptur bis zu aufwendigen Installationen.

Schon in der Renaissance hatten Visionen von Hölle und Tod eine anziehende und zugleich faszinierende Wirkung. In der schwarzen Romantik und der Literatur Edgar Allan Poes erreichte die Faszination für das Grauen einen ersten Höhepunkt. Zu einem epochemachenden Phänomen wurde sie dann im Laufe des 19. Jahrhundert. Bildende Künstler*innen, die sich der Wissenschaft und Rationalität der Aufklärung verweigerten, wandten sich der Emotionalität, der Wildheit der Natur und übernatürlichen Themen zu. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sorgten dann blutrünstige Shows in Gruseltheatern wie dem Grand Guignol in Paris dafür, den Hunger nach der Lust des Schauderns zu stillen. Zeitgleich entwickelten frühe Horrorfilme die Hauptfiguren und Strategien der spannungsgeladenen und schaurigen Erzählkunst.

Die Ausstellung »TOD UND TEUFEL. Faszination des Horrors« zeigt mit Meisterwerken vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert den Ursprung der Darstellung des Grauens in der Kunst- und Kulturgeschichte. Der Schwerpunkt der Schau liegt auf Arbeiten der letzten zwanzig Jahre von Künstler*innen wie Alexander McQueen, den Chapman Brothers, Billie Eilish, Lars von Trier, Berlinde de Bruyckere, Mary Sibande und vielen anderen präsentiert. Death Metal und die blutgefüllten Turnschuhe von MSCHF treffen auf Beiträge von Andres Serrano und Eliza Douglas. Sie alle rufen mit ihren Werken ambivalente Gefühle von Angst, Unbehagen, aber auch Begeisterung hervor. Vollziehen sie damit einen Regelbruch? Überschreiten sie die Grenzen der gesellschaftlichen Konventionen? Auf jeden Fall sollen die Werke unter die Haut gehen und die Fantasie beflügeln.

Die Ausstellung

Die Präsentation beginnt mit einem Prolog, der veranschaulicht, wie die Kunst- und Kulturgeschichte von dem Thema Tod und Schrecken geprägt sind. Von den fantastischen Dämonen der Renaissance, die zu sündigem Verhalten verführen sollen, über die Landschaften der Romantik, die von Ruinen und Schatten durchdrungen sind, spannt sich ein Bogen bis hin zu den expressiven Gestalten, die in den frühen Horrorfilmen des 20. Jahrhunderts auf ihre Opfer lauern.

Der Hauptteil der Ausstellung legt den Fokus auf aktuelle Positionen in Kunst, Mode und Popkultur und geht den Fragen nach: Was passiert mit den klassischen Monstern, wenn die Ikonographie des Grauens zum Stilelement in der Pop-Kultur und Mode wird? Schwarze Kleidung und blasses Make-up, Markenzeichen der Goth-Ikonen, werden erweitert um Elemente aus Fantasy, Pop und Sportswear. Im Gegenzug halten Anregungen aus der Goth-Subkultur in die High Fashion Einzug: Alexander McQueen hat seine Kollektionen mit Narrativen von Trauma und Mysterium angereichert, Rick Owens und Rei Kawakubo haben die klassische Silhouette mit fremden, fast monströsen Anhängseln versehen und John Galliano sowie John Paul Gaultier haben den dunklen Glamour historischer Designs zum Vorschein gebracht. Junge (Mode-)Designer*innen wie MSCHF, Fantich & Young und Thom Browne finden in der Auseinandersetzung mit der Bildwelt des Horrors neue Wege, um zu rebellieren. Die Ablehnung von gängigen ästhetischen Normen ist fast zum Mainstream geworden.

Im Bereich der Musik stellt die Verwendung von Motiven des Grauens eine interessante Schnittmenge zwischen bisher unvereinbaren Genres dar. Während Metal und Rock, die einst mit Tod und Goth-Kultur assoziiert wurden, Elemente aus Pop und Hip-Hop übernehmen, verleihen sich Hiphop Künstler*innen wie Lil Nas X und Sängerin Billie Eilish durch die Verwendung einer Ästhetik des Schreckens ein neues Image. Die Adaption der Bildwelt des Horrors wird zu einem wichtigen Stilmittel, mit dem sich die Musiker*innen als gesellschaftliche Outlaws oder als missverstandene Monster kennzeichnen.

Die Auflösung der Grenzen ist im Film ebenso spürbar, und zwar nicht nur in Bezug auf die Genres, sondern auch hinsichtlich der grundlegenden Einteilung in ‚Gut‘ und ‚Böse‘ und der ‚wahren‘ Quelle des Horrors. Dracula und seine Nachfahren im frühen zwanzigsten Jahrhundert haben in zeitgenössischen Interpretationen eine Wandlung von schrecklichen Monstern hin zu romantischen, gequälten Seelen vollzogen, Figuren, die mit den Widrigkeiten des Alltags kämpfen und sich nach Zugehörigkeit sehnen. Auch Zombies sind in Serien wie »The Walking Dead« nicht mehr das ultimative Übel, sondern dienen als Hintergrundfolie, um den Menschen, der in einer dystopischen Welt ohne gesellschaftliche Ordnung auf sich gestellt ist, als eigentliche Bestie hervorzuheben.

Die Werke der modernen Kunst wiederum thematisieren Tod, Unheil, groteske Körper, grenzüberschreitende Mischwesen und gebrochene Identitäten. Daher vereint die Ausstellung blutrünstige postkoloniale Kritik von Adriana Varejão mit den Zeichen gesellschaftlicher Ungerechtigkeit in der Arbeit von Mary Sibande. In ähnlicher Weise kommt das Monströse in den skurrilen Gothic-Porträts von Amandine Urruty zum Ausdruck. Andres Serrano und Mat Collishaw verdeutlichen, dass Bilder des Todes unter die Haut gehen. Die Horrorsymbole, die in vielen Arbeiten aufgegriffen werden, sind Zeichen des Protests und des selbstbewussten Andersseins oder einfach beunruhigende Erinnerungen an die Sterblichkeit des Menschen.

Der Vorverkauf für die Ausstellung starte am Freitag, dem 8.Dezember 2023

Der Kauf des Onlinetickets für 12 Euro, ermäßigt 8 Euro jeweils inkl. Dauerausstellung ist über die Homepage möglich unter: https://shop.hlmd.de/de/tickets/1936

Tickets gibt es auch an den Museumskassen.

Grunderneuerter Düsseldorfer Kunstpalast eröffnet am 21.November 2023 mit Kunst vom Rubens bis zur Aldi-Tüte

Blick in die Sammlung Foto: © Anne Orthen
Blick in die Sammlung Foto: © Anne Orthen

Am 21. November 2023 öffnet der grundsanierte und inhaltlich vollkommen erneuerte Düsseldorfer Kunstpalast  seine Pforten. In der Eröffnungswoche einschließlich des großen Palastfestes am 26.11. ist der Eintritt frei. Der neue Kunstpalast lädt ein zur Erkundung des 5.000 m² umfassenden Sammlungsrundgangs: In 49 Räumen erwarten Kunstinteressenten und die, die es vielleicht immer schon mal werden wollten, ein Erlebnisfeuerwerk von 800 Werken aus elf Jahrhunderten,  vom Rubens bis quasi zur Aldi-Tüte. Sie stammen aus der eigenen umfangreichen Sammlung von zurzeit insgesamt 130 000 Werken.  Die Bandbreite der präsentierten Exponate zeichnet nicht nur einen chronologischen Weg kunstgeschichtlicher  Epochen weltweit auf, sondern verspricht „zwangsläufig“ Highlights für jeden Kunstgeschmack, darunter historische Buddha-Statuen, großformatige Gemälde bis hin zu Möbeln und Alltagsgegenständen verschiedener Epochen, sowie aktuelle Virtual-Reality-Arbeiten.

Kunstpalast aus der Vogelperspektiive mit Ehrenhof und E.ON-Konzernzentrale, 2012 Foto: © Thomas Robbin (Architekturbildarchiv)
Kunstpalast aus der Vogelperspektiive mit Ehrenhof und E.ON-Konzernzentrale, 2012 Foto: © Thomas Robbin (Architekturbildarchiv)

Der Kunstpalast möchte sein Publikum abseits von der Zentrierung auf den Kanon zeitgenössischer Kunst inspirieren und neue, ungewohnte Perspektiven ermöglichen, indem er künstlerische Positionen aus allen Sammlungsbereichen zusammenführt. Ob gemalt oder fotografiert, ob aus Holz oder Plastik, ob aus fernen Ländern oder aus Düsseldorf – alle Objekte sind Zeugnisse ihrer Zeit und erzählen Geschichten.

Blick in die Sammlung Foto: © Anne Orthen
Blick in die Sammlung Foto: © Anne Orthen

Neben den Highlights und großen Namen der Sammlung werden in dem chronologischen, 49 Säle umfassenden Rundgang auch weniger bekannte, zum Teil bislang nie ausgestellte Arbeiten sowie einige Neuerwerbungen zu sehen sein. Versteckte, eigens für Kinder eingerichtete Räume laden zudem junge Besucher ein, das Museum für sich zu erobern.

„Mehr denn je soll der neue Kunstpalast ein Ort sein, an dem sich alle Menschen – unabhängig von Alter und kunsthistorischer Vorbildung – wohlfühlen und Neues entdecken können“, beschreibt Felix Krämer, Generaldirektor des Kunstpalasts, seine Vision für das Haus. „Wir freuen uns über Besuchende, die unser Museum noch nie zuvor betreten haben ebenso, wie über diejenigen, die in der Vergangenheit schon oft hier waren und die Sammlung gut kennen“, so Krämer, dem die Niederschwelligkeit seines Hauses eines der größten Anliegen ist.

Kunstpalast-App Foto: © Anne Orthen
Kunstpalast-App Foto: © Anne Orthen

Eine neu entwickelte App wird den Besuch des Hauses zukünftig um eine digitale Dimension erweitern. Nach aktuellen Standards ausgestattete Sammlungsräume, ein offenes Studio der Kulturellen Bildung und ein einladender Innenhof samt gastronomischem Angebot machen den neuen Kunstpalast zu einem Ort, an dem die Besuchenden gerne verweilen und an den sie gerne zurückkehren.

Nach aktuellen Standards ausgestattete Sammlungsräume, ein offenes Studio der Kulturellen Bildung und ein einladender Innenhof samt gastronomischem Angebot machen den neuen Kunstpalast zu einem Ort, an dem die Besuchenden gerne verweilen und an den sie gerne zurückkehren – dem Wohnzimmer der Stadt.

Angesichts der Fülle gezeigter Kunst sollte man am besten gleich zwei Tage zur Erst-Erkundung einzuplanen. Ortsansässigen sei eine Jahreskarte für 100 Euro Basispreis zu empfehlen, mit der  über den Kunstpalast hinaus praktisch alle  Düsseldorfer Museen  beliebig oft  besucht werden können.

Ab dem 21. November 2023 können sich alle Kunstbegeisterten, Kulturinteressierten und Neugierigen selbst ein Bild davon machen und den neuen Kunstpalast – in der ersten Woche bei freiem Eintritt – erkunden.

Kunstpalast-App

Ort:
Kunstpalast,
Ehrenhof 4-5,
40479 Düsseldorf

Eintrittspreis
während er Eröffnungswoche freier Eintritt
Vom 21.11. – 26.11.2023:
kostenloser Eintritt in die Sammlung

Regulär
ab 28.11.2023:
16 €, ermäßigt 12 € (gilt für Sammlung inkl.
Ausstellungen)
Ticketkauf im Online-Shop empfohlen
Kinder unter 18 Jahren: freier Eintritt

TOD UND TEUFEL FASZINATION DES HORRORS vom 14. September 2023 bis 21. Januar 2024 im Kunstpalast Düsseldorf

Friedrich Wilhelm von Schadow und Schüler, Purgatorium – Paradies – Hölle (Triptychon “Das Jüngste Gericht”), 1848–1852, Hölle (von Schülerhand vollendet), Kunstpalast, Dauerleihgabe des Landes Nordrhein-Westfalen (Justizverwaltung), Kunstpalast, Düsseldorf,
Friedrich Wilhelm von Schadow und Schüler, Purgatorium – Paradies – Hölle (Triptychon “Das Jüngste Gericht”), 1848–1852, Hölle (von Schülerhand vollendet), Kunstpalast, Dauerleihgabe des Landes Nordrhein-Westfalen (Justizverwaltung), Kunstpalast, Düsseldorf,

Nichts für Zartbesaitete ist die große Herbstausstellung am Düsseldorfer Kunstpalast: Hier verbreiten Tod und Teufel Angst und Schrecken. Horror und Grauen beschäftigen die Menschheit seit eh und je. Erstmals geht mit Tod und Teufel eine epochen- und spartenübergreifende Ausstellung dieser ungebrochenen Anziehungskraft nach. Das Spektrum der gezeigten 120 Werke reicht von klassischer Malerei und Skulptur bis zu aufwendigen Installationen.

Ein Prolog zu Beginn der Präsentation veranschaulicht, wie die Kunst- und Kulturgeschichte von Tod und Schrecken geprägt ist. Dabei spannt sich der Bogen von den fantastischen Dämonen der Renaissance, die sündiges Verhalten anmahnen, über die Landschaften der Romantik, die von Ruinen und Schatten durchdrungen sind, bis hin zu den spannungsgeladenen Figuren, die in frühen Horrorfilmen des 20. Jahrhunderts lauern. Als Teil eines „kannibalischen“ Genres, das seine eigenen Symbole, Charaktere und Themen immer wieder neu aufgreift, dienen diese historischen Beispiele zur Kontextualisierung der zeitgenössischen Interpretationen des Grauens.
Im Hauptteil der Schau bringt die Ausstellung Werke aus den letzten zwei Jahrzehnten zusammen und lässt vielfältige Adaptionen von Strategien und Protagonisten des Horrors erkennen. Wie keine andere Subkultur war ab dem späten 20. Jahrhundert die Goth-Szene für einen ästhetischen Kanon prägend. Aufgegriffen von Designer*innen wie Rei Kawakubo, Rick Owens oder Viktor & Rolf fanden Facetten der Goth-Mode zunächst Eingang in die High Fashion, um später fast zum Mainstream zu werden. Musikgenres des Metal und Rock, die am engsten thematisch und symbolisch mit Tod und Teufel verbunden sind, haben sich auf globaler Ebene weiterentwickelt und neue politische Kontexte und musikalische Einflüsse integriert. Auch im Horrorfilm ist die Auflösung der Grenzen spürbar – in Bezug auf Genres ebenso, wie hinsichtlich der Frage, wo die wahre Quelle des Horrors liegt und wer eigentlich gut und wer böse ist.

In der bildenden Kunst schließlich beschäftigen die Themen Tod, Unheil, groteske Körper und grenzüberschreitende Mischwesen zeitgenössische Künstler*innen weiterhin. Sie bedienen sich eines breiten und widersprüchlichen Spektrums an Ansätzen und ihre Werke können von Angst über Ekel bis hin zu Humor und Romantik unterschiedlichste Emotionen und Assoziationen bei den Betrachtenden hervorrufen.

Die Ausstellung im Kunstpalast vereint Exponate aus Mode, Kunst, Musik und Film. Präsentiert werden Arbeiten von so verschiedenen Künstler*innen wie Rei Kawakubo, den Chapman Brothers, Billie Eilish, Lars von Trier, Berlinde de Bruyckere, Mary Sibande und vielen anderen. Death Metal und die blutgefüllten Turnschuhe von MSCHF treffen auf Beiträge von Andres Serrano und Eliza Douglas. Gemeinsam ist diesen Werken ein kanonisierter Regelbruch, der die Grenzen der Gesellschaft überschreitet, unter die Haut geht und die Fantasie beflügelt.

Die Ausstellung wird gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und Mey & Edlich

Ort:
Kunstpalast,
Ehrenhof 4-5,
40479 Düsseldorf

„Beyond Fame. Die Kunst der Stars“ – Die Ausstellung im Düsseldorfer NRW-Forum gibt interessante Einblicke in die Arbeit der Selfmade-Teilzeitkünstler

Kurator Alain Bieber hat für seine Ausstellung "Beyond Fame. Die Kunst der Stars" im NRW-Forum Düsseldorf nebenher entstandene Kunstwerke von 18 prominenten Stars ausgewählt. Der Mix der Genres ist so breit wie die Palette der kunstschaffenden Persönlichkeiten. Sie reicht von Stars aus Musik, Schauspiel und Literatur bis hin zu Sport und Politik. Zu sehen sind Fotos ebenso wie Malerei, Zeichnungen und Skulpturen. © Foto Diether von Goddenthow
Kurator Alain Bieber hat für seine Ausstellung „Beyond Fame. Die Kunst der Stars“ im NRW-Forum Düsseldorf nebenher entstandene Kunstwerke von 18 prominenten Stars ausgewählt. Der Mix der Genres ist so breit wie die Palette der kunstschaffenden Persönlichkeiten. Sie reicht von Stars aus Musik, Schauspiel und Literatur bis hin zu Sport und Politik. Zu sehen sind Fotos ebenso wie Malerei, Zeichnungen und Skulpturen. © Foto Diether von Goddenthow

Spätestens seit Marcel Duchamp 1917 mit der Präsentation eines Urinals begann, auch in Alltags- oder Naturgegenständen „Kunstwerke“ zu entdecken, wissen wir, dass alles Kunst werden kann, und dass das Denken keine Grenzen hat. Da braucht es nur noch ein Quäntchen Mut, den „Beuys“  in sich zu entdecken, und schon kann’s losgehen. Denn schließlich ist alles Kunst, was man Kunst nennt, auch, wenn Kunst manchmal  eher von „Kommerz“ als von „Können“ zu kommen scheint. Je prominenter ein Name, um so weniger kommt es in der Regel auf  handwerkliche Fertigkeiten. Der Name ist das „wahre Werk“.  Letztlich entscheiden die Fans.

Der Promikunst-Markt ist richtig lukrativ. Einer der ersten, der seine Berühmtheit nutzte, war  Udo Lindenberg mit seinen originellen Likörellen. Noch davor war es    Otto Waalkes, von Hause aus studierter Kunstpädagoge und ausgebildeter Künstler, der erst durch seine Prominenz als Komiker  als Künstler erfolgreich wurde, insbesondere mit   seinen humorvollen,  handwerklich brillanten Neuinterpretationen historischer Meisterwerke, oftmals versehen mit Ottifanten.
Auch Deutschlands bekanntester Satiriker Dieter Nuhr ist von Hause aus bildender Künstler mit abgeschlossenem Kunststudium, Schwerpunkt Malerei. Statt aber Kunstlehrer zu werden, wurde er Kabarettist. Jetzt kehrt er verstärkt zur bildenden Kunst wieder zurück,

Kunst von Girmes, amerikanische Musikerin, Sängerin und Songwriterin, unter anderem bekannt durch  Game of Thrones:- "Ich bin wirklich besessen von Polytheismus. Ich liebe es, wie die alten Griechen oder die alten Ägypter in dieser seltsamen Anime-Welt gelebt hat, in der einfach tonnenweise Götter und Göttingen gab, die alles Mögliche sein konnten. Ich glaube, mein Lebensmotto lautet: 'Sei nicht gelangweilt'," so die Musikerin über ihr Werk. © Foto Diether von Goddenthow
Kunst von Girmes, amerikanische Musikerin, Sängerin und Songwriterin, unter anderem bekannt durch Game of Thrones:- „Ich bin wirklich besessen von Polytheismus. Ich liebe es, wie die alten Griechen oder die alten Ägypter in dieser seltsamen Anime-Welt gelebt hat, in der einfach tonnenweise Götter und Göttingen gab, die alles Mögliche sein konnten. Ich glaube, mein Lebensmotto lautet: ‚Sei nicht gelangweilt‘,“ so die Musikerin über ihr Werk. © Foto Diether von Goddenthow

Es wäre also es unfair,   Promi-Kunst pauschal als reines Marketing abzuwerten. Dies zeigt auch einmal mehr die  Ausstellung „Beyond Fame. Die Kunst der Star“ im Düsseldorfer NRW-Forum am Ehrenhof (18. August 2023 bis 24. Januar 2024). Auf 1200 qm präsentiert  die Ausstellung in einem geschickt konzipierten Parcours Arbeiten internationaler und nationaler Berühmtheiten, die Einblicke hinter die Fassade der öffentlichen Personen bieten, jenseits von Rolle und Prominenz.

Auch die Ausstellungsmacher um Kurator Alain Bieber fragten sich, ob jeder Star ein Künstler sei. Denn immer mehr erfolgreiche Schauspieler, Musiker und Prominente betätigten sich auch künstlerisch „und gehen damit in die Öffentlichkeit. Warum suchen sie einen weiteren Erfolg auf der Kunstbühne? Oder dient die Kunst eher der persönlichen Selbstfindung? Die Ausstellungsmacher haben für sich die Frage durch die Auswahl der Promi-Künstler und ihrer Arbeiten recht gut beantwortet. Was hier gezeigt wird, ist Kunst, mitunter hochwertige Kunst.

Modedesigner Harald Glööckler, selbst ein Lebendkunstwerk, zeigt seine Kunst in einem in Schwarz gehaltenen Sonderraum. Die einen nennen es Kunst, die anderen Kitsch, auf alle Fälle präsentiert er hier wieder einmal ein Feuerwerk zitierter Kreativität diverser Epochen. © Foto Diether von Goddenthow
Modedesigner Harald Glööckler, selbst ein Lebendkunstwerk, zeigt seine Kunst in einem in Schwarz gehaltenen Sonderraum. Die einen nennen es Kunst, die anderen Kitsch, auf alle Fälle präsentiert er hier wieder einmal ein Feuerwerk zitierter Kreativität diverser Epochen. © Foto Diether von Goddenthow

So unterschiedlich die Persönlichkeiten aus Schauspiel, Sport, Politik, Musik oder Literatur sind, so verschieden sind auch ihre Wege zur Kunst. Die Wahl des künstlerischen Mediums ist oft unerwartet und überraschend, die Werke eng mit den jeweiligen Biografien verbunden. Die Ausstellung präsentiert mit Malerei, Fotografie, Video und Installation Arbeiten von Bryan Adams, Meret Becker, Tim Bendzko, Carlito (Cro), Samy Deluxe, Anna Delvey, Lea Draeger, Peter Doherty, Harald Glööckler, Grimes, Josephine Henning, Anton Hofreiter, Isis-Maria Niedecken, Edi Rama, Jean Remy, Michael Stich, Laura Tonke und Gedeon Schenkt.
Die ausgestellten Künstler*innen teilen eine jahrelange, intensive Auseinandersetzung mit der Kunst, auch wenn viele keine Akademie besucht haben, sondern als Autodidakten begannen. In der Zusammenstellung der Arbeiten zeigt sich, dass der Trend in Richtung Universalkünstler*innen geht, die schreiben, malen, singen, fotografieren und gerne gängige Formate sprengen.

Rockstar Peter Doherty war mit seinem Hund Gladys angereist  im Outfit eines freundlichen englischen  Dandys. Anzug, Krawatte, Einstecktuch und Gehstock, dazu roten Socken in Maßherrenschuhen. Doherty betrachtet sich selbst als Kunstwerk, und empfindet seine facettenreiche Karriere insgesamt als Kunstwerk: "meine Karriere IST meine Kunst. Auch wenn sie manchmal wie eine krumme, grobe Skizze wirken mag. © Foto Diether von Goddenthow
Rockstar Peter Doherty war mit seinem Hund Gladys angereist im Outfit eines freundlichen englischen Dandys. Anzug, Krawatte, Einstecktuch und Gehstock, dazu roten Socken in Maßherrenschuhen. Doherty betrachtet sich selbst als Kunstwerk, und empfindet seine facettenreiche Karriere insgesamt als Kunstwerk: „meine Karriere IST meine Kunst. Auch wenn sie manchmal wie eine krumme, grobe Skizze wirken mag. © Foto Diether von Goddenthow

Künstlerinnen wie Lea Draeger und Meret Becker sind in vielfältigen künstlerischen Feldern zuhause. Lea Draeger ist Schauspielerin, Autorin und bildende Künstlerin. Seit 2015 ist sie festes Ensemblemitglied des Maxim-Gorki-Theaters in Berlin. 2022 veröffentlichte sie ihr hoch gelobtes Romandebüt und seit 2018 arbeitet sie verstärkt als Künstlerin: Sie zeichnet Päpstinnen und Päpste, mit denen sie patriarchale Systeme und hierarchische Strukturen hinterfragt. Meret Becker kommt aus einer Künstler*innen-Familie und ist selbst Sängerin, Schauspielerin und Malerin. In ihrer Kunst setzt sie sich mit gesellschaftlichen Themen auseinander und nutzt ihre Popularität, um sich für Frauenrechte einzusetzen.

Vielleicht hätte Duchamp an Pete Dohertys Installation "Britisch Mermaid" aus seiner Sammmlung von Schaufensterpuppen Freude gehabt. Denn zugegeben versprüht die mit Britischer Flagge umhüllte und Lampenschirm bedeckte Lady etwas mehr Charme als dessen Urinal 1917. Doch hätte er dies Werk nicht zum Kunstwerk erklärt, wie Duchamp seine Gebrauchsgegenstände, wäre es vielleicht niemanden als Solches aufgefallen. Obgleich die Schaufensterlady originell, aber  doch eher als aufgehübschtes Deko-Püppchen daher kommt. Doch wie gesagt: Kunst ist, wenn man es zur Kunst erklärt. Und wenn sie Spaß macht. Dohertys Kunst hat Humor. © Foto Diether von Goddenthow
Vielleicht hätte Duchamp an Pete Dohertys Installation „Britisch Mermaid“ aus seiner Sammmlung von Schaufensterpuppen Freude gehabt. Denn zugegeben versprüht die mit Britischer Flagge umhüllte und Lampenschirm bedeckte Lady etwas mehr Charme als dessen Urinal 1917. Doch hätte er dies Werk nicht zum Kunstwerk erklärt, wie Duchamp seine Gebrauchsgegenstände, wäre es vielleicht niemanden als Solches aufgefallen. Obgleich die Schaufensterlady originell, aber doch eher als aufgehübschtes Deko-Püppchen daher kommt. Doch wie gesagt: Kunst ist, wenn man es zur Kunst erklärt. Und wenn sie Spaß macht. Dohertys Kunst hat Humor. © Foto Diether von Goddenthow

Rockstars wie Bryan Adams und Peter Doherty haben Millionen Platten verkauft und sind schon seit vielen Jahren künstlerisch tätig. Während für Adams gute Fotografien wie Zeitkapseln sind, die Erinnerungen speichern, bietet die Kunst dem skandalträchtigen Libertines-Sänger Peter Doherty neben der Lyrik eine ausdrucksstarke Möglichkeit, sein Leben zu verarbeiten. Er malt mit Blut und Kohle, kombiniert wild Zeichnung, Malerei, Bild-Text-Collagen und Skulpturen. Die Arbeiten der kanadischen Musikerin Claire Elise Boucher alias Grimes sind von Krieger*innen, Nymphen, Cyborgs und Manga-Figuren bevölkert, die sie in ihren Musikvideos auch selbst verkörpert. Die Inspiration für ihre Zeichnungen und Cover bezieht sie aus mythischen und psychedelischen Bildern, entleiht Figuren und Motive beim Jugendstil und Surrealisten und setzt oft künstliche Intelligenz ein.

Beim Anblick von Anton Hofreiters Werk staunt jedoch der Betrachter wohl ein wenig über den Mut, so etwas öffentlich zu zeigen. Erinnern die Bilder des Grünen-Politikers, zumindest mich, eher an durchschnittliche Schülerarbeiten. Aber so etwas als Erwachsener hinzubekommen, kann auch eine große Kunst sein. © Foto Diether von Goddenthow
Beim Anblick von Anton Hofreiters Werk staunt jedoch der Betrachter wohl ein wenig über den Mut, so etwas öffentlich zu zeigen. Erinnern die Bilder des Grünen-Politikers, zumindest mich, eher an durchschnittliche Schülerarbeiten. Aber so etwas als Erwachsener hinzubekommen, kann auch eine große Kunst sein. © Foto Diether von Goddenthow

Aber nicht nur in Kultur und Unterhaltung, sondern auch in vermeintlich weiter von der Kunst entfernten Bereichen wie Politik und Sport gibt es Persönlichkeiten, die neben ihren Karrieren auch als Künstler*innen tätig sind. Seine Begeisterung für Botanik kommt in den Arbeiten von Politiker Anton Hofreiter, seit 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages und promovierter Biologe, zum Ausdruck. Sein häufigsten Motive sind Blumen und Zeichnen ist für ein Weg „um zu erkennen, wie die Dinge wirklich sind“.

Tennislegende Michael Stich gibt sich recht bescheiden. Ihn inspirierten am meisten Erinnerungen und Erfahrungen. Ob Zufall oder Glück - er lasse sich treiben. Er sei kein ehrgeiziger Maler, sondern ginge nur in sein Atelier, ein Raum in seinem Haus, wenn er in Stimmung ist. Kunst sei für ihn Spaß und Leidenschaft, aber er sei genauso zur Kunst gekommen, wie zum Profi-Tennis, durch Zufall, weil er wie beim Tennisspielen auf einmal gemerkt habe, dass es ihn fasziniert, Spaß macht, das habe ihn angetrieben. Kunst bereichert mein Leben in jeglicher Form. Ich kann Gefühle und Gedanken ausdrücken, ohne mich erklären zu müssen, verriet der frühere Tennis-Profi. Stichs Arbeiten überzeugen.© Foto Diether von Goddenthow
Tennislegende Michael Stich gibt sich recht bescheiden. Ihn inspirierten am meisten Erinnerungen und Erfahrungen. Ob Zufall oder Glück – er lasse sich treiben. Er sei kein ehrgeiziger Maler, sondern ginge nur in sein Atelier, ein Raum in seinem Haus, wenn er in Stimmung ist. Kunst sei für ihn Spaß und Leidenschaft, aber er sei genauso zur Kunst gekommen, wie zum Profi-Tennis, durch Zufall, weil er wie beim Tennisspielen auf einmal gemerkt habe, dass es ihn fasziniert, Spaß macht, das habe ihn angetrieben. Kunst bereichert mein Leben in jeglicher Form. Ich kann Gefühle und Gedanken ausdrücken, ohne mich erklären zu müssen, verriet der frühere Tennis-Profi. Stichs Arbeiten überzeugen.© Foto Diether von Goddenthow

Der frühere Wimbledonsieger Michael Stich interessierte sich schon in jungen Jahren für Kunst und wurde erst zu einem begeisterten Kunstsammler, bevor er begann, persönliche Erfahrungen zu verarbeiten, indem er sie auf die Leinwand bringt. „Meine Kunst ist Spiegelbild meiner Persönlichkeit und meiner Emotionen“, sagt er.

Unter dem Pseudonym Gedeon Schenkt ist eine prominente Person Teil der Ausstellung, deren Identität noch nicht bekannt gegeben wird. Den Besuchenden wird es überlassen, in den Werken nach Hinweisen zu suchen und damit auch der Frage nachzugehen, inwieweit Identität mit der öffentlichen Person und dem Kunstwerk verbunden ist.

Neben persönlichen Einblicken und überraschenden Blickwinkeln auf bekannte Persönlichkeiten hält die Ausstellung Besuchenden auch einen Spiegel vor: In der Begegnung mit den Werken stellt man unwillkürlich fest, wie stark man von den medialen Stereotypen der prominenten Menschen beeinflusst ist, wie sehr diese die eigene Rezeption lenken und wie viele eigene Wünsche und Fantasien wir auf berühmte Menschen richten.

Ein Besuch der Ausstellung lohnt und kann sehr empfohlen werden.

(Diether von Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Weitere Informationen Beyond Fame – Die Kunst der Stars

 

MEHR LICHT. DIE BEFREIUNG DER NATUR ab 8.2.2023 im Düsseldorfer Kunstpalast – Kuratiert von Florian Illies

Johann Wilhelm Schirmer (1807–1863) Bachschleuse, um 1827/28, Öl auf Papier, auf Pappe, 32 x 40,2 cm, Kunstpalast, Düsseldorf, Sammlung der Kunstakademie Düsseldorf (NRW) © Kunstpalast - Horst Kolberg - ARTOTHEK
Johann Wilhelm Schirmer (1807–1863) Bachschleuse, um 1827/28, Öl auf Papier, auf Pappe, 32 x 40,2 cm, Kunstpalast, Düsseldorf, Sammlung der Kunstakademie Düsseldorf (NRW) © Kunstpalast – Horst Kolberg – ARTOTHEK

Wolken, Wellen, Wind und Licht – ab 1820 wurde das Flüchtige der Natur von den Maler*innen in der neuen Technik der Ölstudie erfasst. Die wichtigsten Künstler*innen der Düsseldorfer Malerschule aber auch Caspar David Friedrich und Camille Corot nutzten schnell trocknende Farben, um ihr Naturerlebnis direkt vor dem Objekt umzusetzen.

Erstmals widmet sich in Deutschland eine Ausstellung der Ölstudie als einer der größten formalen Revolutionen in der Kunst des 19. Jahr­hunderts. Mit zahlreichen noch nie öffentlich gezeigten Werken aus musealen und privaten europäischen Sammlungen präsentiert die Schau den wertschätzenden Blick von Künstler*innen auf die Natur im Zeitalter der Romantik.

Außergewöhnlich ist, dass die Ölstudien von den Künstler*innen nur für den privaten Gebrauch eingesetzt und nie ausgestellt wurden. Erst zweihundert Jahre später werden sie wegen der veränderten Sehgewohnheiten als eigenständige Kunstwerke geschätzt – und zwar oftmals weit mehr als die fertigen Ateliergemälde, auf denen das Renommee der Maler*innen gründete. Doch die Ölstudien waren nicht nur formal revolutionär, sondern auch inhaltlich: Es ging um einen neuen Blick auf die Natur. Plötzlich wurde das Beiläufige bildwürdig, das Spiel von Licht und Schatten, die Bäume am Wegesrand, Gräser im Wind, sprudelnde Bäche. Die Künstler*innen legten mit den Studien einen Motivvorrat an, den sie lebenslang als Inspirationsquelle nutzten. Und genau diese Kraft besitzen sie heute für die Besuchenden/Betrachtenden.

Die Ausstellung präsentiert rund 170 Werke von 75 Künstler*innen.

Kurator der Ausstellung ist Kunsthistoriker und Autor Florian Illies, Co-Kuratorin ist Anna Christina Schütz, Kunstpalast, Düsseldorf.