Literaturhaus Villa Clementine Wiesbaden startet nach Winterpause mit attraktivem Januar-Programm

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Noch bis zum 20. Dezember, dann ab dem 8. Januar 2018 ist das Literaturhausteam der Villa Clementine wieder zu den gewohnten Bürozeiten zu erreichen. Der Cafébetrieb startet wieder am 9. Januar 2018.

Nach der Winterpause des Literaturhauses Villa Clementine in Wiesbaden findet Mitte Januar eine Lesung des renommierten Schriftstellers Thomas Lehr statt. Er stellt seinen sowohl für den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis, als auch den Deutschen Literaturpreis nominierten Roman „Schlafende Sonne“ vor. Im Rahmen der „Poetikdozentur: junge Autoren“ fanden bereits zwei Veranstaltungen statt und man darf gespannt sein auf die letzten beiden, zu denen Jan Wagner im Januar in Wiesbaden zu Gast sein wird.

Mi 17.01. | 19.30 Uhr Hochschul- und Landesbibliothek
Jan Wagners zweite Poetikvorlesung dreht sich ums Gedicht
Nachdem es in Jan Wagners erster Wiesbadener Poetikvorlesung um Grenzen ging, um das Fremde im Eigenen und das Eigene im Fremden, um den Transfer über kulturelle wie sprachliche Barrieren hinweg, schließlich auch um Goethes Begriff der „Weltliteratur“, soll der Fokus der zweiten Vorlesung nunmehr auf dem Allernächsten liegen, der Ort des Gedichts ins Zentrum rücken. Das ist zunächst ganz grundsätzlich gemeint: Wo genau entsteht ein Gedicht, unter welchen Umständen und in welcher Umgebung? Hiervon ausgehend sollen jedoch auch Fragen nach der prägenden und der geprägten Landschaft untersucht werden, nach dem Ort im Gedicht also, darüber hinaus nach Magie und Handwerk, nach dem Dichter als Reisenden – und nach der Kindheit als dem einen unverrückbaren, unerreichbaren Punkt im lyrischen Atlas. Wie schon in der ersten Vorlesung werden zwar auch eigene Gedichte eine Rolle spielen, nicht zuletzt aber die großen Dichter nicht nur des Deutschen zur Sprache kommen, darunter Dylan Thomas, Peter Huchel, Seamus Heaney, Emily Dickinson und Umberto Saba.

Jan Wagner, 1971 in Hamburg geboren, lebt in Berlin. Seit 2001 erschienen zahlreiche Gedichtbände von ihm. Zudem ist er Mitherausgeber der Minnesang-Anthologie „Unmögliche Liebe (2017). Für seine Lyrik wurde Jan Wagner vielfach ausgezeichnet, u.a. 2015 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse und 2017 mit dem Georg-Büchner-Preis.
Eintritt frei
Veranstalter: Hochschule RheinMain in Kooperation mit dem Literaturhaus / Kulturamt Wiesbaden
Ort: Hochschul- und Landesbibliothek, Lesesaal, Rheinstraße 55, 65185 Wiesbaden

Do 18.01. | 19.30 Uhr Thomas Lehr,  liest aus „Schlafende Sonne“ Villa Clementine

Thomas Lehr © Foto: Diether v. Goddenthow
Thomas Lehr © Foto: Diether v. Goddenthow

Thomas Lehrs Roman „Schlafende Sonne“ ist der erste Teil einer als Trilogie angelegten Romanfolge. Die Handlung spielt an einem einzigen Tag, dem 19. August 2011, doch durch das kunstvolle Einweben verschiedener Erzählstränge gelingt es, ein ganzes Jahrhundert deutscher Geschichte zu umspannen und auf zahlreiche geistes- und naturwissenschaftliche Diskurse anzuspielen. Lehrs Sprache ist dabei so poetisch wie präzise und fesselnd.

Ein Tag im Sommer 2011 bildet den Rahmen des Romans. Es ist der Tag, an dem der Dokumentarfilmer Rudolf Zacharias nach Berlin reist, um dort die Vernissage seiner früheren Studentin Milena Sonntag zu besuchen. In ihrer Ausstellung zieht die in der DDR aufgewachsene Milena nicht nur eine künstlerische Lebensbilanz, sondern die ihrer Zeit. Im Zentrum des gewaltigen Geschichtsfreskos steht eine Dreierkonstellation: zwei Männer und eine Frau. Um sie herum entsteht assoziativ aus verschiedenen Perspektiven ein Panorama, das von den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs über die Judenverfolgung, die DDR und deren Zusammenbruch bis hin zur Wendezeit und ins heutige Berlin führt.
Thomas Lehr, 1957 in Speyer geboren, studierte zunächst Biochemie, bevor er sich dem Schreiben zuwandte. Zu seinen Romanen zählen „42“ und „September. Fata Morgana“. Er erhielt zahlreiche Preise, u.a. den Rauriser Literaturpreis, den Förderpreis Literatur zum Kunstpreis Berlin, den Martha-Saalfeld-Förderpreis des Landes Rheinland-Pfalz sowie den Rheingau Literatur Preis. „Schlafende Sonne“ war 2017 sowohl für die Shortlist des Deutschen Buchpreises als auch die Longlist des Wilhelm Raabe-Literaturpreises nominiert.
Autorenlesung
Moderation: Ulrich Sonnenschein (hr2-kultur)
€ 10 / erm. € 6 zzgl. VVG. Kartenvorverkauf: Tourist Information Wiesbaden, Marktplatz 1, Tel.: 06 11 – 17 29 930; TicketBox in der Wiesbadener Galeria Kaufhof, Kirchgasse 28, Tel.: 06 11 – 30 48 08, online unter www.wiesbaden.de/literaturhaus. Abendkasse: € 13 / erm. € 9
Veranstalter und Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden

Weitere Infos unter www.wiesbaden.de/literaturhaus

Galerie Mainzer Kunst zeigt ab 20.01.2018 „Vom Flügelschlag eines Schmetterlings…“ – Neue Bilder & Skulpturen von Cyrus Overbeck

© Cyrus Overbeck
© Cyrus Overbeck

Die Galerie Mainzer Kunst lädt ganz herzlich ein am Samstag, 20. Januar 2018, um 11 Uhr, Weihergarten 11 in Mainz, zur Eröffnung der Ausstellung „Vom Flügelschlag eines Schmetterlings..“ mit neuen Bildern & Skulpturen von Cyrus Overbeck. Die Ausstellung geht bis zum 3.März 2018.

Wie es in einer Pressemitteilung der Galerie heißt, wäre Cyrus Overbeck vielleicht Märchenerzähler geworden, hätte ihn sein Talent nicht in die Malerei geführt. Seine Bilder haben etwas Märchenhaftes, mitunter Geheimnisvolles, spielen mit Licht und Schatten und Andeutungen von Gut und Böse, Schönheit und Vergänglichkeit, zeugen von Freunde und Leid. Dabei geht es immer um die großen Themen menschlicher Existenz, wobei Overbeck, wie ein Magier im Märchen jongliere, mitunter eulenspiegelhaft und mit der Leichtigkeit des Schlages zarter Schmetterlingsflügel, sich durchaus der steten Gefahr von Verletzung bewusst …

Der international tätige Künstler Cyrus Overbeck ist ein Wanderer zwischen den Welten und präsentiert zum 3. Mal seine Werke in der Galerie Mainzer Kunst!. Seine Kunst bewegt sich zwischen der Expressionistischen Abstraktion und dem Neuen Realismus. New York, die Ruhrmetropole Duisburg, die ostfriesische Kleinstadt Esens und eben auch Mainz waren bislang Lebensmittelpunkte des 40-jährigen Künstlers. An diesen unterschiedlichen Orten geht er seinem Schaffensdrang nach. Dort findet bzw. fand er Inspiration für sein Oeuvre.

In kurzer Zeit haben die Exponate von Cyrus Overbeck Einzug gehalten in bedeutende staatliche und private Sammlungen. Werke des Künstlers finden sich unter anderem im Museum Mülheim an der Ruhr, B´nai B´rith Museum Washington (USA), Kunstsammlung der Stadt Köln, Wilhelm Lehmbruck Museum Duisburg, Kunsthalle Emden/Stiftung Henri und Eske Nannen; Sammlung Buhr, Bonn; Sammlung van Almsick, Gronau; Stadtmuseum Düsseldorf; Staatliche Graphische Sammlung München; Sammlung Brüggemann, Duisburg und in der Privatsammlung Dr. Doris König.
Cyrus Overbeck ist ordentliches Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Salzburg.
Prof. Dr. med. Christian Friedrich Vahl – Kunstförderer und Direktor der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie an der Johannes Gutenberg in Universität Mainz – spricht einführende Worte. Cyrus Overbeck präsentiert bereits zum 3. Mal seine Werke in der Galerie und wird zur Eröffnung persönlich anwesend sein.
Den musikalischen Rahmen gestalten an diesem Vormittag Johannes Christ (Oboe) und Sebastian Mies (Geige). Die Ausstellung endet am Samstag, Samstag, Samstag, 3. März 2018.

Ort:
Galerie Mainzer Kunst!
Weihergarten 11
55116 Mainz am Rhein

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 11 Uhr bis 18 Uhr
Samstag: 11 Uhr bis 16 Uhr

Aktuelles von der Galerie Mainzer Kunst!:

www.mainzerkunst.de | https://www.facebook.com/MainzerKunst

https://www.youtube.com/watch?v=JapSAv1JhtU | https://www.youtube.com/watch?v=76K-Q9AMCrE | Virtueller Rundgang durch die Ausstellung „Momente des Glücks!“, Dezember 2016

http://swrmediathek.de/player.htm?show=e6c2ae90-c48d-11e6-8e1e-005056a12b4c

Die Rechte an Curd Jürgens‘ Werk gehen an das Deutsche Filminstitut

Roger Moore und Curd Jürgens mit Ehefrau Margie bei den Dreharbeiten zu THE SPY WHO LOVED ME (GB/US 1977, R: Lewis Gilbert) © DIF-Nachlass-Curd-Juergens
Roger Moore und Curd Jürgens mit Ehefrau Margie bei den Dreharbeiten zu THE SPY WHO LOVED ME (GB/US 1977, R: Lewis Gilbert) © DIF-Nachlass-Curd-Juergens

Er gehörte zu den höchstbezahlten Schauspielern seiner Generation und war einer der wenigen deutschsprachigen Hollywoodstars: Curd Jürgens (1915-1982). 1997 überließ seine Witwe Margie dem Deutschen Filmmuseum schenkungsweise den gesamten künstlerischen Nachlass, woraus eine Ausstellung und eine Publikation hervorgingen. Nun konnte mit Margies Tochter Miriam eine Vereinbarung getroffen werden, die die vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit der Familie Jürgens zum Deutschen Filminstitut/Deutschen Filmmuseum fortführt. Durch diese erhält das Filminstitut sämtliche urheberrechtlichen, leistungsschutzrechtlichen und persönlichkeitsrechtlichen Nutzungsrechte an den Werken, den künstlerischen Leistungen und der Persönlichkeit Curd Jürgens‘. Das beinhaltet etwa die Verwertungsrechte für die vom Regisseur Jürgens verantworteten Filme sowie für sein literarisches Werk, darunter den autobiografischen Roman …und kein bisschen weise (Droemer-Knaur Verlag, München 1976). Auch zu Curd Jürgens‘ musikalischem Werk, etwa seinem Hit „60 Jahre und kein bisschen weise“, liegt ein Teil der Auswertungsrechte jetzt beim Deutschen Filminstitut.
Miriam Duncan hatte zuvor bereits die virtuelle Ausstellung zum Nachlass von Curd Jürgens großzügig unterstützt. Ihr aktueller Entschluss, dem langjährigen Partner nun auch alle Rechte zu übertragen, sei nach vorne gerichtet: „Ich betrachte dies nicht als Ende unserer angenehmen und interessanten Zusammenarbeit, sondern eher als Garantie für die Zukunft.“

Deutsches Filminstitut – DIF e.V.
Deutsches Filmmuseum
Schaumainkai 41
60596 Frankfurt am Main

www.deutsches-filminstitut.de | www.deutsches-filmmuseum.de
www.filmportal.de | www.europeanfilmgateway.eu
www.filmfestival-goeast.de | www.lucas-filmfestival.de

Veranstaltungen im Gutenberg-Museum vom 18.12. bis 23.12.2017 

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

 Veranstaltungen, die vom 18.12.  bis 23.12.2017 im Gutenberg-Museum stattfinden. 

Bitte beachten Sie, dass das Museum am 24.12. (Heiligabend) und am 25.12. (1. Weihnachtsfeiertag) geschlossen hat.
Der Druckladen ist vom 18.12.17 bis zum 01.01.18 geschlossen.

Montag, 18.12.2016, 9.00-17.00 Uhr 

Druckladen geschlossen

Dienstag, 19.12.2017, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr

Druckvorführung an der Gutenberg-Presse 

Mittwoch, 20.12.2017, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse 

Donnerstag, 21.12.2017, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse 

Freitag, 22.12.2017, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr 
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse 


Freitag, 22.12.2017, 11.00 Uhr 
Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung mit den Gästeführern der Stadt Mainz. Führung 5 Euro/erm. 4 Euro/Kinder 2,50 Euro (zzgl. Eintritt)

Samstag, 23.12.2017, 10.00, 11.00, 12.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
Druckvorführung an der Gutenberg-Presse 

Samstag, 23.12.2017, 11.00 Uhr   
Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung mit den Gästeführern der Stadt Mainz. Führung 5 Euro/erm. 4 Euro/Kinder 2,50 Euro (zzgl. Eintritt)

Samstag, 23.12.2017, 13.30-16.30 Uhr
Nachlass von großen und kleinen Sünden
Druckvorführung von Ablassbriefen im 1. Stock des Gutenberg-Museums

Sonntag, 24.12.2016 (Heiligabend)
Museum geschlossen

Montag, 25.12.2016 (1. Weihnachtsfeiertag)
Museum und Druckladen geschlossen.

Gutenberg-Museum
Liebfrauenplatz 5
55116 Mainz
Tel.: 06131-122640

Kunst, die die Seele berührt – Meeting of Styles mit dem Kulturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden ausgezeichnet

Verleihung zur Förderung des kulturellen Lebens der Landeshauptstadt Wiesbaden an das Graffiti-Festival Meeting of Styles im Festsaal des Wiesbadener Rathauses am 12.12.2017. v.l.n.r.: Kulturdezernent Axel Imholz, Stadtverordnetenvorsteherin Christa Gabriel, Preisträger Manuel Gerullis, Gründer von Meetings of Styles, Oberbürgermeister Sven Gerich. Foto: Diether v. Goddenthow
Verleihung zur Förderung des kulturellen Lebens der Landeshauptstadt Wiesbaden an das Graffiti-Festival Meeting of Styles im Festsaal des Wiesbadener Rathauses am 12.12.2017. v.l.n.r.: Kulturdezernent Axel Imholz, Stadtverordnetenvorsteherin Christa Gabriel, Preisträger Manuel Gerullis, Gründer von Meetings of Styles, Oberbürgermeister Sven Gerich. Foto: Diether v. Goddenthow

Am 12. Dezember 2017 haben die Stadtverordnetenvorsteherin Christa Gabriel, Oberbürgermeister Sven Gerich und Kulturdezernent Axel Imholz gemeinsam den Kulturpreis der Landeshauptstadt Wiesbaden 2017 an „Meeting of Styles“ im Festsaal des Wiesbadener Rathauses verleihen. Den Preis nahm der Begründer des inzwischen weltweit bekannten Graffitifestivals Manuel Gerullis mit den Worten entgegen, diesen Preis stellvertretend für alle entgegen genommen zu haben, die Meeting of Styles zu dem gemacht haben, was es heute ist:  Unter anderem ein kultureller Exportschlager in 30 Länder weltweit.  Er und seine Mitstreiter hätten niemals gedacht, dass Wiesbaden einmal zu einer internationalen Brutstätte der Sprayer-Szene und Hip-Hop-Kultur würde.  Akim Walta, der in seiner Laudatio einen interessanten Abriss über die Entwicklung der internationalen Hip-Hop-Kultur der Sprayer, Beatboxer, Breakdancer, Rapper und der DJs gab, wünschte Manuel Gerullis, seinen Wegbegleitern und dem Festival weitere erfolgreiche 30 Jahre. Oberbürgermeister Seven Gerich, brennender Fan des Festivals Meeting of Styles, versprach, wenn möglich, auch 2018  wieder  Gast beim internationalen Graffitifestival Meeting of Styles sein zu wollen.

Kulturdezernent Axel Imholz bemerkte mit einem Augenzwinkern, dass Wandmalereien immerhin zum ältesten Gedächtnis menschlichen Kulturerbes gehörten, und die Wiesbadener Sprayer-Szene so gesehen einem der ältesten künstlerischen Kultur-Traditionen treu geblieben wäre. Allein schon deswegen sei es längst Zeit gewesen, den Kulturpreis der Stadt Wiesbaden an Meeting of Styles zu vergeben.

Und in der Tat: Die im Laufe der vergangenen Jahrzehnte an zahlreichen Hausfassaden, Wänden von Unterführungen, tristen Sichtbetonmauern und vielen anderen Orten gesprühten Groß-Graffitis wirken wie eine neue Volkskunst fantastischer bunter Vielfalt, die gerne mit Farben, Formen und Themen spielt bis hin zu zum Romantischen, mitunter ins Kitschige gehend. Sprayen ist eine Kunst, die nicht nur von unten kommt, sondern die die Menschen, Macher wie Betrachter, mitunter zutiefst  berührt, oftmals wohl mehr, als so manche zeitgenössische, ein wenig  zu akademisch wirkende Avantgarde-Kunst.  Street-Art schafft Bilder, die zumeist sofort berühren, verständlich sind und Menschen  in ihrer seelischen Befindlichkeit abholen. Aber das liegt letztlich immer im  Auge des Betrachters. Beispiele der zum Teil schrecklich schönen, bizarren bis romantisch-wirkenden Motive des vergangenen Festivals Meeting of Styles sind noch zu bestaunen rund um den Brückenkopf in Mainz Kastell und an den Wänden der Autobahnunterführung der Biebricher Gib.

Mit einer super Breakdance-Performance von Fabio Schmitt, Dennis Nagel, Nicola Belea und DJ Eniceo sowie mit Hip-Hop-Stücken von MC Suada und einer Beat-Show mit Mr. Izm und DJ Saje wurde die heitere Preisverleihung in Beisein zahlreicher Weggefährten und Fans künstlerisch bestens umrahmt.

Anmerkung: Es wäre sicherlich ein großer Gewinn für die Stadt, aber auch um junge Menschen  noch besser für Kunst zu begeistern,  wenn die Stadt Wiesbaden die Umsetzung der  Idee eines „Street-Art-Museums“  ernsthaft in Angriff nähme.

Siehe auch den Beitrag von Wolfgang Wenzel im Wiesbadener Kurier Graffitifestival Meeting of Styles erhält Wiesbadener Kulturpreis 2017

Märchenoper »Hänsel und Gretel« wieder im Großen Haus Wiederaufnahme am 20. Dezember 2017

Foto: Diether v. Goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow

Ab Mittwoch, den 20. Dezember 2017, um 19.30 Uhr ist die beliebte Märchenoper »Hänsel und Gretel« von Engelbert Humperdinck nach den »Kinder- und Hausmärchen« der Brüder Grimm wieder im Großen Haus des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden zu erleben.

Seit der Uraufführung 1893 erfreut die Oper vor allem zur Weihnachtszeit viele Generationen von Kindern und Erwachsenen. »Hänsel und Gretel« ist voller Melodien und Kinderlieder, wie »Brüderchen, komm tanz mit mir«, »Ein Männlein steht im Walde« und der »Abendsegen«. Die Geschichte ist berührend und beglückend, einfach und tiefgründig zugleich.

Die Oper nach dem berühmten Märchen wird von der Regisseurin Beka Savić in einer Inszenierung für Jung und Alt liebevoll neu erzählt. Am Pult des Hessischen Staatsorchesters steht Christoph Stiller.
Wieder dabei sind Silvia Hauer als Hänsel und Katharina Konradi als Gretel. Erik Biegel ist die Knusperhexe und Stella An das Sandmännchen & Taumännchen. Thomas de Vries ist Peter Besenbinder und neu als Gertrud, seine Frau, ist Sharon Kempton.

Musikalische Leitung Christoph Stiller Inszenierung Beka Savić Bühne Bettina Neuhaus Kostüme Susanne Füller Video Gérard Naziri Licht Andreas Frank Leitung Jugendchor Dagmar Howe Dramaturgie Katja Leclerc

Peter Besenbinder Thomas de Vries Gertrud, seine Frau Sharon Kempton Hänsel Silvia Hauer Gretel Katharina Konradi Knusperhexe Erik Biegel Sandmännchen & Taumännchen Stella An

Jugendchor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Hessisches Staatsorchester Wiesbaden

Karten sind an der Theaterkasse im Großen Haus, telefonisch unter 0611.132 325 oder auf www.staatstheater-wiesbaden.de erhältlich.

Galerie Mainzer Kunst lädt zur Hunde-Krimi-Lesung – Ausstellung „Rund um den Hund“ noch bis zum 6. Jan. 2018

Ausstellungs-Impression, "Rund um den Hund", vom 18. Nov. 2017 bis 6. Januar 2018. Galerie Mainzer Kunst, Weihergarten 11, 55116 Mainz am Rhein.  Foto: Heike Wolf v. Goddenthow
Ausstellungs-Impression, „Rund um den Hund“, vom 18. Nov. 2017 bis 6. Januar 2018. Galerie Mainzer Kunst, Weihergarten 11, 55116 Mainz am Rhein.
Foto: Heike Wolf v. Goddenthow

Seit 18. November 2017 und noch bis zum 6. Januar 2018 zeigt die Galerie Mainzer Kunst die vielbeachtete, wunderbare Themenausstellung „Rund um den Hund“ mit Skulpturen, Malerei, Zeichnungen, Grafiken, Objektkunst und Fotografie von rund 30 Künstlern der Region Rhein-Main, darunter: Martina Altschäfer, Jens Andres, Julia Belot, Annette Bienhaus,Frank Hoffmann,Joachim Holz,Ottmar Hörl,Vera Kattler, Anne Kuprat, Sigrid Lehr, Kerstin Lichtblau, Jürgen Loh, NABO, Veronika Olma,Cyrus Overbeck, Reinhold Petermann, Usch Quednau, RIZZA,Walter Schels, Carmen Stahlschmidt, Peter Stechert,Sabine Steimer, Philipp Steiner, Christian Uhl Christia, Patricia Waller, Andreas Welzenbach.

Foto: Heike Wolf v. Goddenthow
Wuffis erwarten Sie! Foto: Heike Wolf v. Goddenthow

Vor Weihnachten noch auf den Hund kommen!!!

Wer  möchte, ist herzlich eingeladen,   noch kurz vor Weihnachten „Auf den Hund zu kommen“.  Öffnungszeiten von Dienstag bis Freitag, 11 bis 18 Uhr, oder am Samstag, 11 bis 16 Uhr, Galerie Mainzer Kunst, Weihergarten 11, 55116 Mainz.

 

Mainzer Hunde Krimi-Lesung
Darüber hinaus lädt die Galerie Mainzer Kunst noch zu einem Jahresabschluss-Highlight, nämlich zu einer „Mainzer Hunde Krimi-Lesung“ ein am Samstag, 30.12.2017 um 15 Uhr (Einlass 14.30 Uhr), mit dem Ehepaar Beate & Nikolaus Deister. Einfach kommen! Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der Eintritt ist frei. Der Erlös geht an das Mainzer Tierheim.

Aktuelles von der Galerie Mainzer Kunst!:

www.mainzerkunst.de | https://www.facebook.com/MainzerKunst

https://www.youtube.com/watch?v=JapSAv1JhtU | https://www.youtube.com/watch?v=76K-Q9AMCrE | Virtueller Rundgang durch die Ausstellung „Momente des Glücks!“, Dezember 2016

http://swrmediathek.de/player.htm?show=e6c2ae90-c48d-11e6-8e1e-005056a12b4c

Qualitativ hochwertiger Eckquader mit reichen Verzierungen auf dem Baugelände des Deutschhauses in Mainz geborgen

Der qualitativ hochwertige Eckquader mit reichen Verzierungen wird noch wissenschaftlich untersucht werden. Landtag RLP/ Andreas Linsenmann
Der qualitativ hochwertige Eckquader mit reichen Verzierungen wird noch wissenschaftlich untersucht werden. Landtag RLP/ Andreas Linsenmann

Bei den archäologischen Grabungsarbeiten der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) auf dem Gelände des Deutschhauses, dem Sitz des rheinland-pfälzischen Landtags, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landesarchäologie derzeit dabei, die Reste der römischen Stadtmauer freizulegen. Aktuell sind etwa ein Dutzend Steinquader im Erdreich zu erkennen. „Wie zur Römerzeit üblich“, erklärt die Leiterin der GDKE-Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Mainz, Dr. Marion Witteyer, „wurden für die Stadtmauer gerne die aufgegebenen Reste nicht mehr genutzter bzw. eigens für den Stadtmauerbau abgerissener älterer Bauwerke verwendet“. So findet man im Stadtmauerwerk einerseits unscheinbare Steinquader, aber hin und wieder auch verzierte Spolien oder Teile davon.

Gut erhaltener römischer Eckquader entdeckt
Beim groben Freilegen der Steine wurde nun ein reliefverzierter Eckquader in einer qualitativ hochwertigen Ausführung entdeckt. Der etwa eine Tonne schwere Stein wurde von den Mitarbeitern der Landesarchäologie unter tatkräftiger Unterstützung der Firma Züblin geborgen, um ihn wissenschaftlich untersuchen zu können. „Er ist ganz offensichtlich römisch“, so Dr. Witteyer, „nach erstem Anschein vermutlich 1. oder 2. Jahrhundert n. Chr., man erkennt sehr gut erhaltene Voluten, ein lesbisches Kyma (eine mit herzähnlichen Blättern versehene Zierleiste), ein gefäßähnliches Objekt und eine schlangenartige Verzierung.“ Insgesamt präsentiert sich der rund 2000 Jahre alte Stein in einem sehr gut erhaltenen und aussagekräftigen Zustand.

Der reliefverzierte Quader stammt – wie die Erfahrung der Archäologen zeigt – am Wahrscheinlichsten von einem römischen Großbau, der wohl in der Nähe des jetzigen Fundorts war, da die Römer Steine dieser Größe und Gewichtsklasse vorzugsweise über kurze Distanzen transportiert haben: „Wir können heute nur spekulieren, ob er etwa vom Statthalterpalast, einem anderen Großbau oder von einem Grabbau stammt“, so Witteyer.

v.l.: Dr. Marion Witteyer,Leiterin der Mainzer Außenstelle der Direktion Landesarchäologie der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Thomas Metz, Generaldirektor der GDKE, Hendrik Hering, Rheinland-Pfälzischer Landtagspräsident. Foto: Landtag RLP/ Andreas Linsenmann
v.l.: Dr. Marion Witteyer,Leiterin der Mainzer Außenstelle der Direktion Landesarchäologie der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Thomas Metz, Generaldirektor der GDKE, Hendrik Hering, Rheinland-Pfälzischer Landtagspräsident. Foto: Landtag RLP/ Andreas Linsenmann

Landtagspräsident Hendrik Hering sagte, dass die Baustelle sich immer mehr zu einer wahren Fundgrube für die Archäologen entwickelt habe. So habe man im Sommer beispielsweise eine seltene Goldmünze aus dem 7. Jahrhundert, zwei Dutzend steinerne Kanonenkugeln, Mauerfragmente mittelalterlicher Keller, einen historischen Abwasserkanal und eine Mauerkrone aus römischen Steinquadern gefunden. Die Funde veränderten jedoch den Zeitplan nicht und das frisch sanierte Landtagsgebäude soll laut Hendrik Hering im Jahr 2020 bezogen werden.

Auch für den Generaldirektor der GDKE, Thomas Metz, zeige sich einmal mehr, „was für ein wunderbares kulturelles Erbe in unserem Erdreich schlummert, auch wenn wir nicht alles bergen und der Öffentlichkeit zugänglich machen können, freuen wir uns ganz besonders über solch herausragende Fundstücke, die uns wie ein Fenster in die Vergangenheit unschätzbare Einblicke gewähren.“

Nach eingehender wissenschaftlicher Untersuchung soll das „hochqualitative Objekt“ im kommenden Jahr im Landesmuseum Mainz ausgestellt und damit der interessierten Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Die restlichen, tonnenschweren Quader der römischen Stadtmauer werden in den nächsten Wochen so weit möglich freigelegt, erfasst, fotografiert, dokumentiert und verbleiben aber im Erdreich. An der Stelle, wo der reliefverzierte Eckquader entnommen wurde, wird ein Stellvertreterstein von gleichen Ausmaßen platziert und mit einem Fundzettel aus Metall versehen. „Wir wollen damit späteren Generationen, die hier eventuell einmal Ausgrabungen vornehmen werden, die notwendigen Informationen über den Verbleib des fehlenden Steins geben“, erklärt Witteyer.

Große Robert-Gernhardt Retrospektive vom 15.12.17 bis 15.04.2018 im Caricatura Frankfurt

© Robert Gernhardt, aus: Die Falle. Caricatura Museum für Komische Kunst Frankfurt  Foto: Diether v. Goddenthow
© Robert Gernhardt, aus: Die Falle. Caricatura Museum für Komische Kunst Frankfurt Foto: Diether v. Goddenthow

 

Gebet
Lieber Gott, nimm es hin,
daß ich was Besond’res bin.
Und gib ruhig einmal zu,
daß ich klüger bin als du.
Preise künftig meinen Namen,
denn sonst setzt es etwas. Amen.
(Robert Gernhardt)

Etwas ganz Besond’res war er! Und preisen will ihn nun posthum das Frankfurter Caricatura Museum für Komische Kunst auch: mit einer großen Retrospektive vom 15. Dezember 2017 – bis 15. April 2018. Am 14. Dezember um 18.00 Uhr ist Vernissage. Robert Gernhardt, der am 13. Dezember 2017 80 Jahre alt geworden wäre und  2006 leider viel zu früh verstarb, war Meister der Gedichte und Bildergeschichten und einer der wichtigsten zeitgenössischen Dichter deutscher Sprache. Seine Bücher sind inzwischen Schulstoff und Bestseller. Er war Zeichner und Maler, Lyriker, Schriftsteller und Drehbuchautor und verfasste humortheoretische Schriften. Er war ein Multitalent und beinahe genial, und Mitbegründer der Neuen Frankfurter Schule, jener berüchtigten Künstlergruppe, die zum Wegbereiter eines neuen Komikverständnisses in Deutschland wurde. Sie alle fanden  einst beim Satire-Magazin pardon zusammen.

 Ausstellungs-Überblick:

Sie: "Wenn du nicht mehr mit mir schlafen willst - was willst du denn noch von mir?" Er:  "Das ist jetzt aber ein sehr reduziertes Bild der Frau, das du da entwirfst!" © Robert Gernhardt Caricatura Museum für Komische Kunst Frankfurt; aus: Mit Gernhardt durchs Jahr/ Titanic 12 /1991.  Fotoausschnitt: Diether v. Goddenthow
Sie: „Wenn du nicht mehr mit mir schlafen willst – was willst du denn noch von mir?“ Er: „Das ist jetzt aber ein sehr reduziertes Bild der Frau, das du da entwirfst!“ © Robert Gernhardt Caricatura Museum für Komische Kunst Frankfurt; aus: Mit Gernhardt durchs Jahr/ Titanic 12 /1991. Fotoausschnitt: Diether v. Goddenthow

Das Caricatura Museum Frankfurt präsentiert in der Ausstellung „Robert Gernhardt“ aus Gernhardts zeichnerischen Nachlass ausgewählte Werke seines satirischen Schaffens, allen voran Bildergeschichten, Cartoons und Illustrationen sowie Originale zu seinen Buch-Covern. An verschiedenen Hörstationen werden dem Besucher zudem Gedichte und Texte zugänglich gemacht.

Da liegen nun die Kartoffeln, und schlafen ihrer Auferstehung entgegen. aus "Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen. 99 Sudelblätter von Robert Gernhardt zu 99 Sudelsprüchen von Georg Christoph Lichtenberg", 1999. © Robert Gernhardt
Da liegen nun die Kartoffeln, und schlafen ihrer Auferstehung entgegen. aus „Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen. 99 Sudelblätter von Robert Gernhardt zu 99 Sudelsprüchen von Georg Christoph Lichtenberg“, 1999. © Robert Gernhardt

Ein erster Schwerpunkt der Ausstellung  ist im Erdgeschoss zu sehen, nämlich: Gernhardts Bildergeschichten und Cartoons für TITANIC aus den Jahren 1979 bis 1994. Großen Raum nehmen hierbei die Zeichnungen aus Gernhardts langjährigen Serien „Gernhardts Erzählungen“ und „Mit Gernhardt durchs Jahr“ ein. Daneben werden eine Reihe von Gernhardts bunten Pastellzeichnungen für seine Buchcover präsentiert, sowie die vollständige Reihe „Deutsche Leser“, erschienen 1986 in der Literaturbeilage der Zeit, und Auszüge aus den 99 Sudelblättern, die Robert Gernhardt zu 99 Sudelsprüchen von Georg Christoph Lichtenberg gezeichnet hat.

Coverzeichnung u. Illustrationen zu "Ostergeschichte", Haffmanns Verlag 1995. © Robert Gernhardt, Foto: Diether v. Goddenthow
Coverzeichnung u. Illustrationen zu „Ostergeschichte“,  © Robert Gernhardt,

Auf der Galerie werden Coverzeichnungen und Illustrationen zu Robert Gernhardts Büchern „Die Falle“, „Ostergeschichte“, „Wege zum Ruhm“, „Das Ungeheuer von Well Ness“ (mit Pit Knorr und Bernd Eilert) und „In Zungen reden“ gezeigt. Diese Zeichnungen werden das erste Mal im Caricatura Museum ausgestellt.

 

 

Schnuffi_(ohne Jahr) ©   Robert Gernhardt
Schnuffi_(ohne Jahr) ©
Robert Gernhardt

Ein weiteres Highlight der Ausstellung befindet sich ebenfalls auf der Galerie: Über 50 Comic-Strips mit Schnuffis Abenteuern aus „Welt im Spiegel“ (pardon). Eine weitere Besonderheit, nicht nur für Frankfurter, sind Zeichnungen und Gedichte, die in Robert Gernhardts Amtsperiode 1991/1992 als „Stadtschreiber von Bergen“ entstanden.

Als mediales Extra zeigt das Caricatura Museum in der Ausstellung ein Interview mit Bernd Eilert und Pit Knorr, in dem sie u.a. von ihrer gemeinsamen Zeit mit Robert Gernhardt als Autorentrio „GEK Gruppe“ berichten.

Im 1. Obergeschoss in den Räumen der Dauerausstellung „Die Zeichner der Neuen Frankfurter Schule“ werden im Gernhardt-Kabinett Auszüge aus seinem Buch „Die Magadaskar-Reise“ präsentiert: Gernhardt fügte hierfür lose Zeichnungen aus dem Zeitraum zwischen 1970 und 1980 zusammen und erstellte daraus einen (fiktiven) Reisebericht über seine „Magadaskar-Reise“.

Neben den Zeichnungen kann der Besucher in einer Leseecke in den Büchern von Robert Gernhardt schmökern.

Biographisches zum Groß-Satiriker

Robert Gernhardt © Britta Frenz
Robert Gernhardt © Britta Frenz

Am 13. Dezember 1937 wurde Robert Gernhardt in Reval, dem heutigen Tallinn, als einer von drei Söhnen eines Richters geboren. Zwei Jahre nach seiner Geburt musste die Familie nach Posen umsiedeln. Als sein Vater 1945 im Zweiten Weltkrieg fiel, floh die Mutter mit Robert und seinen Brüdern Per und Andreas über Thüringen nach Niedersachsen, wo sie sich 1946 in Göttingen niederließen.

Nach dem Abschluss seiner Schulausbildung in Göttingen und dem Studium der Malerei und Germanistik in Stuttgart und Berlin, kam Robert Gernhardt schließlich mit 27 Jahren nach Frankfurt – seiner Wahlheimat bis zu seinem zu frühen Tod 2006. Begleitet wurde er damals von seinem Studienkollegen und Freund F.W. Bernstein (Fritz Weigle). Zusammen zogen sie von Berlin nach Frankfurt, um für das neu gegründete Satiremagazin pardon zu schreiben und zu zeichnen.

Seit 1964 arbeitete Robert Gernhardt – bis 1971 unter verschiedenen Pseudonymen, allen voran Lützel Jeman – bei pardon. Zusammen mit F.K. Waechter riefen Gernhardt und F.W. Bernstein die beliebte Nonsens-Beilage „Welt im Spiegel“, kurz „WimS“, ins Leben, welche bis 1976 Zeitungsparodien mit Texten, Rätselspielen und Zeichnungen bot und schnell Kultstatus erlangte. Zu den festen Bestandteilen von WimS gehörte u.a. Gernhardts legendärer „Schnuffi“-Comicstrip mit Geschichten über die absurden Abenteuer eines Nilpferdes.

Bei pardon fanden sich diejenigen Zeichner und Autoren zusammen, die wir heute als „Neue Frankfurter Schule“ kennen und die als Wegbereiter eines neuen Komikverständnisses in Deutschland gelten. Die Künstlergruppe bestand neben den eben genannten Robert Gernhardt, F.W. Bernstein und F.K. Waechter aus den Zeichnern Chlodwig Poth, Hans Traxler und den Autoren Bernd Eilert, Eckhard Henscheid und Pit Knorr. Robert Gernhardt wird dabei von den Kollegen die Rolle des „Schuldirektors“ (Eckhard Henscheid), „Klassenprimus“ (Hans Traxler) oder auch „Supergurus“ (F.K. Waechter) zugeschrieben.

Zeichner der neuen Frankfurter Schule.
Zeichner der neuen Frankfurter Schule.

Gemeinsam mit Pit Knorr schrieb Gernhardt ab 1971 Sketche und eigene Serien für den Hessischen Rundfunk, u.a. „Dr. Seltsams Sonntags-Sortiment oder Hörrohr klar zum Gefecht – eine aktuelle Merkwürdigkeitenschau” und „HELP – ein satirisches Aushilfsmagazin”. Bald stieß Bernd Eilert dazu und das Autoren-Trio „GEK-Gruppe“ war geboren. Diese verantwortete später u.a. die TV-Comedy-Schau „Dr. Muffels Telebrause“ sowie die Produktion „Der Forellenhof – ein neuer Film zu alten Bildern“. In Kleinstarbeit wurde das Material der gleichnamigen Fernsehserie aus den 1960ern auf höchst komische Art und Weise neu zusammengeschnitten und synchronisiert. Nicht zuletzt begann in den 1970ern die Zusammenarbeit mit dem Komiker Otto Waalkes, für den die GEK-Gruppe zahlreiche Programme und Drehbücher schrieb.

1979 gehörte Robert Gernhardt zu den Mitbegründern des endgültigen Satiremagazins TITANIC, welches bis heute seinen Sitz in Frankfurt hat, und in dem Gernhardt unzählige Texte und Zeichnungen veröffentlichte. Exemplarisch sind „Gernhardts Erzählungen“ zu nennen, die sich, bestückt mit Bildergeschichten von Robert Gernhardt, meist auf einer Doppel-, manchmal auf einer Einzelseite durch die frühen TITANIC-Jahre zogen. Sie wurden später abgelöst von „Mit Gernhardt durchs Jahr“. Daneben erschien eine Fülle an weiteren Texten, so auch Humortheoretisches für die Rubrik „Humorkritik“ und Zeichnungen, die alleine oder in Gruppenarbeit entstanden.

Seit Beginn der 1980er veröffentlichte Gernhardt zahlreiche Gedichtbände, u.a. „Wörtersee“ 1981, eine Sammlung seiner Gedichte und Bildgedichte aus dem „Zeitmagazin“, in welchem Robert Gernhardt von 1978 bis 1986 veröffentlichte. Im Laufe der 1990er Jahre wurde Robert Gernhardt endlich auch vom Feuilleton zunehmend als Lyriker geschätzt.

In seinem lyrischen Schaffen verarbeitete Gernhardt auch seinen gesundheitlichen Kampf: Nach seiner schweren Herzoperation 1996 entstand der Band „Herz in Not“. Über seine Darmkrebserkrankung, von der er seit 2002 Kenntnis hatte, verfasste er zahlreiche Gedichte, welche unter dem Titel „K-Gedichte“ veröffentlicht wurden.

Zu Frankfurt am Main hegte Gernhardt eine sehr enge und besondere Verbindung. Zum 10-jährigen Jubiläum des Frankfurter GrünGürtels 2001 schenkte er der Stadt das von ihm gezeichnete GrünGürtel-Tier, laut Schöpfer eine „Mischung aus Wutz, Molch und Star“. Seit 2006 steht es in Bronze gegossen auf der Robert-Gernhardt-Brücke in Bonames. Neben seiner Wahlheimat Frankfurt schaffte er sich 1972 in der Toskana ein zweites Domizil, in dem er jährlich drei bis vier Monate verbrachte.

2001 wurde Robert Gernhardt als Gastdozent für die Frankfurter Poetikvorlesungen an der Johann Wolfgang Goethe-Universität eingeladen. In dem Jahr vor seinem Tod hielt er Lyrik-Vorlesungen an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und residierte kurzzeitig als Autor an der University of Warwick in England.

Seine Werke wurden mit zahlreichen Ausstellungen und Auszeichnungen gewürdigt, z.B. mit dem „Kasseler Kulturpreis für grotesken Humor“, dem „Stadtschreiber von Bergen“, dem „Göttinger Elch“, dem „Bert-Brecht-Preis“, dem „Heinrich-Heine-Preis“ sowie dem „Joachim-Ringelnatz-Preis“.

Robert Gernhardt starb am 30. Juni 2006 nach langer Krankheit in Frankfurt.
Der zeichnerische Nachlass von Robert Gernhardt ist Teil der Sammlung des Caricatura Museums Frankfurt. Ein Teil davon wird ständig in der Dauerausstellung gezeigt. Anlässlich seines 80. Geburtstags präsentiert das Caricatura Museum Frankfurt eine Werkschau, die – wie zuvor aufgezeigt –  das satirische Schaffen Robert Gernhardts in seiner ganzen Vielfalt zeigt. Sehr empfehlenswert, auch für jene, die vielleicht Robert Gernhardt erst wenig oder überhaupt nicht kennen!

Auszeichnungen
1983 Deutscher Jugendbuchpreis
1987 Berliner Kritikerpreis für
Literatur
1988 Kulinarischer Literaturpreis der
Stadt Schwäbisch Gmünd
1991 Kasseler Literaturpreis für
grotesken Humor
1991 Stadtschreiber von BergenEnkheim
1996 Richard-Schönfeld-Preis
1998 Bert-Brecht-Literaturpreis
Augsburg
1999 Erich-Kästner-Preis
2001 Schubart-Preis der Stadt Aalen
2002 Rheingau-Literaturpreis
2003 Binding-Kulturpreis
2003 Deutscher Kleinkunstpreis
2004 Joachim-Ringelnatz-Preis
2004 Heinrich-Heine-Preis der Stadt
Düsseldorf
2006 Wilhelm-Busch-Preis

Ort:

Ausstellungs-Impression. Erdgeschoss Caricatura Museum für Komische Kunst Frankfurt.  Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungs-Impression. Erdgeschoss Caricatura Museum für Komische Kunst Frankfurt, Leiter Achim Frenz. Foto: Diether v. Goddenthow

Caricatura Museum Frankfurt
Museum für Komische Kunst
Weckmarkt 17
D-60311 Frankfurt am Main
Tel.: +49 (0) 69 212 301 61
caricatura.museum@stadt-frankfurt.de
www.caricatura-museum.de
www.facebook.com/caricaturamuseum

Basler Fasnacht zum Immateriellen Welterbe der Menschheit erklärt

Laternen beim Morgenstreich 2017 auf dem Basler Marktplatz Foto: Jutta Ziegler
Laternen beim Morgenstreich 2017 auf dem Basler Marktplatz Foto: Jutta Ziegler

Geschafft: Was den Mainzern bislang leider noch versagt blieb, können die Basler für sich verbuchen: die offizielle Aufnahme der Basler Fasnacht in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit.

Am 7. Dezember 2017 war es so weit: Das Zwischenstaatliche Komitee der UNESCO hat in seiner Sitzung auf der südkoreanischen Insel Jeju die Aufnahme der Basler Fasnacht in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit beschlossen. Nach dem Winzerfest „Fête des Vignerons“ in Vevey im Kanton Waadt ist sie erst das zweite Schweizer Kulturerbe, welches mit dem UNESCO-Prädikat für immaterielle Werte ausgezeichnet wurde.

"Exit for Brexit – Tea for One": Laterne der Muggedätscher Alti Garde beim Morgenstreich 2017. Foto: Jutta Ziegler
„Exit for Brexit – Tea for One“: Laterne der Muggedätscher Alti Garde beim Morgenstreich 2017. Foto: Jutta Ziegler

Während der Fasnacht, die in Basel am Montag nach Rosenmontag um Punkt vier Uhr morgens, mit dem Glockenschlag der ältesten Basler Kirche St. Martin eingeläutet wird, herrscht in Basel 72 Stunden lang der Ausnahmezustand. Zum größten und einzigen protestantischen Karneval der Schweiz gehören zwei rund 14 km lange Umzüge am Montag und Mittwoch, die in Basel Cortège heißen. Der Fasnachtsdienstag ist dem nachmittäglichen Cortège für Kinder und Familien gewidmet. Pfeiffer und Trommler sind ebenso typische Elemente der Fasnacht wie die Guggenmusiken, die am Dienstagabend an verschiedenen Plätzen der Stadt ihre schräg tönenden Konzerte geben, und die Schnitzelbänkler, die mit satirisch-humorvollen Versen durch die Lokale tingeln. Die Basler Fasnacht kann etwa 20.000 aktiv teilnehmende Fasnächtler, die das Brauchtum das ganze Jahr über pflegen, verbuchen. Zu den „drey scheenschte Dääg“ (drei schönsten Tagen) empfängt die Stadt am Rhein rund 200.000 Schweizer und ausländische Besucherinnen und Besucher als Zuschauer.

Trommler im Gerbergässlein am Fasnachtsmontag. Foto: Jutta Ziegler
Trommler im Gerbergässlein am Fasnachtsmontag. Foto: Jutta Ziegler

Mit der Einstufung der Basler Fasnacht als immaterielles Kulturgut würdigte das Gremium der UNESCO die reiche Tradition und nicht zuletzt die Einzigartigkeit der Veranstaltung. Die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit beinhaltet kulturelle Ausdrucksformen wie Tanz, Theater und Musik sowie mündliche Überlieferungen, Bräuche und Handwerkskünste.

Felix Rudolf von Rohr, der ehemalige Obmann des Basler Fasnachts-Comités und erfahrener Fasnachtskenner, war als Vorsitzender des Bewerbungsausschusses eine der treibenden Kräfte, die die Kandidatur mit viel Herzblut und Engagement voranbrachten. Im Mediengespräch im Vorfeld der Fasnacht 2017 hatte er die charakteristischen Bestandteile, die es in Zukunft weiterhin zu pflegen gelte, in drei Besonderheiten zusammengefasst, die die Fasnacht in Basel von ähnlichen Veranstaltungen unterscheiden: Erstens komme den in den Cliquen und als Schnitzelbänkler Aktiven die Rolles eines Hofnarren zu, der der Gesellschaft den Spiegel vorhalte.

Trommler im Gerbergässlein am Fasnachtsmontag.  Foto: Jutta Ziegler
Trommler im Gerbergässlein am Fasnachtsmontag. Foto: Jutta Ziegler

Die jedes Jahr neu erdachten Sujets, die auf großen Laternen am Morgenstreich und in den Versen der Schnitzelbänkler präsentiert werden, seien als Persiflage auf die jeweils aktuelle welt- oder lokalpolitische Lage zu verstehen. Zweitens habe die Fasnacht eine wichtige soziale Komponente, da sich hier alle Schichten, Alt und Jung und Menschen unterschiedlicher politischer oder weltanschaulicher Orientierung gleichberechtigt begegneten. Dies trage zum Zusammenhalt der Basler bei. Und schließlich spiele die Kunst in drei Bereichen eine besondere Rolle: in der künstlerischen Gestaltung der Laternen und Kostüme, in Form der Musik der Trommler, Pfeiffer und Guggenmusiker und nicht zuletzt als Wortkunst in der für die Fasnacht unerlässlichen Basler Mundart Baseldytsch.

Steinenvorstadt: Stillleben mit Trommel und Larve ("Alti Tanti") an der Fasnacht 2014. Foto: Jutta Ziegler
Steinenvorstadt: Stillleben mit Trommel und Larve („Alti Tanti“) an der Fasnacht 2014. Foto: Jutta Ziegler

Dies hat wohl auch das UNESCO-Komitee überzeugt. Ganz untypisch für die Basler, ist Felix Rudolf von Rohr nach der Aufnahme auch ein wenig stolz. Vor allem aber überwiegt die Freude, dass der umfangreiche und langwierige Eingabeprozess Früchte getragen hat. Insbesondere sieht er diesen Erfolg als moralische Verpflichtung, das Brauchtum weiter gut zu pflegen, und hofft, dass auch die Behörden durch die Bereitstellung von mehr geeigneten Übungsräumen und Ateliers für die Cliquen ihren Beitrag dazu leisten. Und vielleicht könne der Basler Fasnacht nun sogar auch eine Vorbildfunktion für andere Fastnachten zukommen, meint der überzeugte Fasnächtler.

Basler Fastnacht 2018
Die nächste Basler Fasnacht findet vom 19. bis 21. Februar 2018 statt. Sie beginnt mit dem Morgenstreich am Montag um 4:00 Uhr und endet 72 Stunden später mit dem Endstreich am Donnerstag, ebenfalls um 4:00 Uhr. Die neue Fasnachts-Plakette wird auf der Plakettenvernissage am 28. Dezember 2017 im Volkshaus Basel präsentiert.

Wissenswertes:

Bannerherren, "Vogel Gryff" und "Leu" in der Rheingasse. Foto: Jutta Ziegler
Bannerherren, „Vogel Gryff“ und „Leu“ in der Rheingasse. Foto: Jutta Ziegler

Eine Veranstaltung in Basel mit anderem Ursprung, aber mit ähnlicher Faszination ist dem „Vogel Gryff“ gewidmet. Die Wurzeln liegen im Spätmittelalter, als einmal jährlich Waffenmusterungen durch die drei für die Bewachung der Stadtmauer verantwortlichen Ehrengesellschaften durchgeführt wurden. Bei der Vorfasnachtsveranstaltung, die als „höchster Kleinbasler Feiertag“ gilt, stehen die drei heraldischen Figuren, auch Ehrenzeichen genannt, „Vogel Gryff“, „Wild Maa“ und „Leu“ im Mittelpunkt.

"Wild Maa" auf seinem Floß bei der Talfahrt auf dem Rhein. Foto: Jutta Ziegler
„Wild Maa“ auf seinem Floß bei der Talfahrt auf dem Rhein. Foto: Jutta Ziegler

Das Ritual beginnt mit der Talfahrt des „Wild Maa“-Floßes auf dem Rhein. Anschließend ziehen die drei Gestalten, begleitet von drei Tambouren, drei Bannerherren und vier Ueli, die Geld für Bedürftige sammeln, durchs rechtsrheinische Kleinbasel und führen dabei an verschiedenen Orten ihre traditionellen Tänze auf. Das nächste Mal am 20. Januar 2018.

(Jutta Ziegler /Rhein-Main.Eurokunst)