Kategorie-Archiv: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz

40. Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille

Ministerpräsidentin Malu Dreyer überreicht Maren Kroymann abschließend zur Auszeichnung mit der Carl Zuckmayer-Medaille noch einen großen bunten Blumenstrauß.  ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Ministerpräsidentin Malu Dreyer überreicht Maren Kroymann abschließend zur Auszeichnung mit der Carl Zuckmayer-Medaille noch einen großen bunten Blumenstrauß. © Foto: Diether v Goddenthow

Witzig, pointiert und feministisch – Ministerpräsidentin Malu Dreyer würdigt künstlerisches Schaffen von Maren Kroymann

Für ihre Verdienste um die deutsche Sprache hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer die deutsche Schauspielerin, Kabarettistin und Sängerin Maren Kroymann mit der Carl-Zuckmayer-Medaille ausgezeichnet. Bei der Feierstunde im Mainzer Staatstheater würdigte die Ministerpräsidentin die Künstlerin und ihr Werk: „Maren Kroymann steht seit fast 40 Jahren auf der Bühne und jongliert in einer scheinbar großen Leichtigkeit mit der deutschen Sprache so, dass wir manchmal erst lachen und dann verstehen, dass es vielleicht auch zum Weinen wäre. In ihren Texten hat sie eine ganz eigene Sprache für sich gefunden. Elegant und sprachbewusst, ganz leise, aber gestochen präzise sind ihre Pointen“, so die Ministerpräsidentin.

Rund 750 Gäste aus Politik, Medien, Wirtschaft und Kultur sowie 120 Schülerinnen und Schüler aus Mainzer Schulen waren zur diesjährigen Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille ins Mainzer Staatstheater gekommen. Unter ihnen konnte die Ministerpräsidentin auch die früheren Preisträger Edgar Reitz und Robert Menasse begrüßen. Sie dankte der Laudatorin Cordula Stratmann, die, wie Maren Kroymann selbst, eine Vorreiterin als Frau im Bereich Kabarett und Comedy ist.

Malu Dreyer, Maren Kroymann und Moderator Klaus Köhler Im Gespräch vor der Kulisse eines  Pariser Appartements in Anspielung an Kroymanns frühe Pariser Zeit. ©  Foto: Heike  v Goddenthow
Malu Dreyer, Maren Kroymann und Moderator Klaus Köhler Im Gespräch vor der Kulisse eines Pariser Appartements in Anspielung an Kroymanns frühe Pariser Zeit. © Foto: Heike v Goddenthow

„Seit fast 40 Jahren ist unsere Preisträgerin das weibliche Gesicht des deutschen politischen Kabaretts. Als erste Frau im Fernsehen hatte sie mit ‚Nachtschwester Kroymann‘ bis 1997 ein eigenes Comedy TV-Format, das witzig, frech, kühn und intelligent war. Durch ihr Vorbild und auch ihr Engagement bei pro Quote für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Medienbranche hat sie vielen starken jungen Kabarettistinnen und Comedians den Weg auf die Bühne geebnet“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Maren Kroymann parodiere nicht nur, sondern sie beziehe in ihren Formaten wie im echten Leben Stellung zu wichtigen gesellschaftlichen Fragen, so die Ministerpräsidentin. Ihren Ruhm und die öffentliche Sichtbarkeit nutze sie, um sich für die Rechte homosexueller Menschen einzusetzen. „Ihre klare Haltung und ihre Bereitschaft, sich mit Nachdruck für Ideale einzusetzen, verbindet Maren Kroymann und den Namensträger des Preises“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Carl Zuckmayer habe sich durch seinen kritischen Geist ausgezeichnet, der den Opportunismus seiner Zeit feinzüngig und scharf karikierte. „Ihm war die Heuchelei und Manipulierbarkeit seiner Zeitgenossen zuwider. Weil er für das Nazi-Regime unbequem war, musste er aus Deutschland fliehen“, so die Ministerpräsidentin. Mehr denn je müsse heute deutlich gemacht werden, dass eine freie, kritische und künstlerische Meinungsäußerung ein hohes Gut sei, das gelebt und beschützt werden müsse. Auch dies sei ein Anliegen des Carl-Zuckmayer-Preises, einer der bedeutendsten kulturellen Auszeichnungen des Landes Rheinland-Pfalz.

Die Komikerin, Schauspielerin, Moderatorin und Schriftstellerin Cordula Stratmann hielt die Laudatio. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Die Komikerin, Schauspielerin, Moderatorin und Schriftstellerin Cordula Stratmann hielt die Laudatio. © Foto: Diether v Goddenthow

„Als Künstlerin ist sie in vielen Bereichen Vorreiterin, nicht nur als erste Kabarettistin mit einer eigenen Sendung und eine der wenigen Schauspielerinnen jenseits der 50, die nicht vom Bildschirm verschwindet, sondern neue Sendeplätze bekommt. In den letzten Jahren hat ihre Karriere unglaublich rasant Fahrt aufgenommen und sie wird, so kann man es schon sagen, am laufenden Band mit den wichtigsten Kunstpreisen geehrt, die es in der Branche gibt“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Ihre Sprache sei scharf wie ein Skalpell und es gelinge ihr, die sprachlichen Strategien derer zu durchschauen, die Diskurse von Ungleichheit und Spaltung verfestigen, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer weiter. „Sie deckt dadurch gesellschaftliche Widersprüche, Ungerechtigkeiten und Heuchelei auf.“ Als ein gelungenes Beispiel nannte sie ein Stück ihres aktuellen Formats, in dem eine Frau und ein Rollstuhlfahrer um einen Vorstandsposten konkurrieren. „Klarer „Gleichstand – zwei Kandidaten mit Behinderung“ sage der Chef in der Satire, im wahren Leben mag das so manche Frau schon genau so empfunden haben“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Maren Kroymann empfand sich wie ein "Klumpen Dank", den sie in ihrer Dankesrede aufdröselte und ihre Kabarettistenkollegen zu gelegentlich mehr Selbstironie und Selbst-Infragestellung aufforderte. ©  Foto: Heike  v Goddenthow
Maren Kroymann empfand sich wie ein „Klumpen Dank“, den sie in ihrer Dankesrede aufdröselte und ihre Kabarettistenkollegen zu gelegentlich mehr Selbstironie und Selbst-Infragestellung aufforderte. © Foto: Heike v Goddenthow

Für die Preisträgerin bzw. den Preisträger gibt es traditionell eine Medaille aus Bronze, die von dem Künstler Otto Kallenbach gestaltet wurde.

Zur Auszeichnung gehört außerdem ein Fass des von Zuckmayer geschätzten Nackenheimer Riesling-Weines. Die Verleihung findet jährlich am Todestag des großen rheinhessischen Dramatikers statt.

Die Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille seit 1979 sind:

Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012), Doris Dörrie (2013), Dieter Kühn (2014) und Bruno Ganz (2015), Sven Regener (2016), Joachim Meyerhoff (2017), Dr. Yoko Tawada (2018), Robert Menasse (2019)

Impression aus dem Staatstheater Mainz während der Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille 2020 am 18.Junaur, dem Geburtstag von Carl Zuckmayer. ©  Foto: Heike  v Goddenthow
Impression aus dem Staatstheater Mainz während der Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille 2020 am 18.Junaur, dem Geburtstag von Carl Zuckmayer. © Foto: Heike v Goddenthow

Der Jury unter Leitung von Staatsminister Prof. Dr. Konrad Wolf gehörten an:

Dr. Robert Menasse (Preisträger 2019), Professor Dr. Lothar Bluhm (Universität Koblenz-Landau), Monika Böss (stellvertretende Landesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftsteller), Silke Müller (Buchhändlerin), Petra Gerster (Moderatorin und Autorin), Professorin Dr. Dagmar von Hoff (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz), Günter Beck (Präsident der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft Mainz e.V.), Melanie Mohr (Staatskanzlei), Markus Müller (Intendant des Staatstheaters Mainz), Petra Plättner (Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz), Professorin Dr. Andrea Geier (Universität Trier), Denis Scheck (Literaturkritiker), Susanne Schmaltz (Journalistin) und Dr. Joachim Unseld (Verleger, Frankfurter Verlagsanstalt).

Neujahrsempfang der Mainzer Staatskanzlei: Wir brauchen eine Dekade der Diplomatie und der Übereinkunft in internationalen Institutionen

Ministerpräsidentin Malu Dreyer empfängt umgeben von den Glücksbringern der rheinland-pfälzischen Schornsteinfegerinnung die Rerpäsentanten der aus Gesellschaft, Wirtschaft, Kirchen, Öffentlicher Verwaltung und Institutionen in der Mainzer Staatskanzlei am 8.1.2020 © Foto: Diether v Goddenthow
Ministerpräsidentin Malu Dreyer empfängt umgeben von den Glücksbringern der rheinland-pfälzischen Schornsteinfegerinnung die Rerpäsentanten der aus Gesellschaft, Wirtschaft, Kirchen, Öffentlicher Verwaltung und Institutionen in der Mainzer Staatskanzlei am 8.1.2020 © Foto: Diether v Goddenthow

Ministerpräsidentin Malu Dreyer: Wir brauchen eine Dekade der Diplomatie und der Übereinkunft in internationalen Institutionen

Mit Blick auf die angespannte Lage im Nahen Osten mahnte Ministerpräsidentin Malu Dreyer in ihrer Neujahrsansprache, alles für eine friedliche Lösung im Konflikt zwischen den USA und dem Iran zu tun. „Das Jahr hat, wenn wir den Blick über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus richten, gar nicht friedlich begonnen. Viele Menschen befürchten, dass sich der Konflikt zwischen den USA und dem Iran weiter zuspitzt. Ich bin überzeugt, dass wir eine neue Dekade brauchen, in der wir Brücken bauen und bei internationalen Konflikten wieder stärker auf die Kraft der Diplomatie setzen und darauf, Übereinkünfte in den internationalen Institutionen zu erzielen, statt auf Alleingänge und die Kraft der Waffen“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei ihrem Neujahrsempfang in der Staatskanzlei vor rund 350 Gästen aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens.

Rheinland-Pfalz stehe gut da, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer weiter, seit 2003 habe das Land die drittniedrigste Arbeitslosenquote in Deutschland. Sie lobte an dieser Stelle besonders den Mittelstand, der immer wieder beweise, wie anpassungsfähig, innovativ und widerstandsfähig er auch in herausfordernden Zeiten sei. Eine große Herausforderung sei die Sicherung der Fachkräfte. Landesregierung, Arbeitgeber, Gewerkschaften und die Bundesagentur für Arbeit arbeiteten gemeinsam an diesem Ziel. Ministerpräsidentin Malu Dreyer zeigte sich zuversichtlich, dass Rheinland-Pfalz gut aufgestellt sei, um dem digitalen Wandel in der Arbeitswelt zu begegnen. Das Land habe schon in Zeiten des Umbruchs während der Konversion gezeigt, dass es sich immer wieder neu erfinden könne. „Wir alle merken, dass wir in einer Zeit eines fundamentalen Umbruchs leben, der alle Lebensbereiche betrifft. Eine der dynamischsten Veränderungen der Arbeitswelt, ähnlich umwälzend wie die Industrielle Revolution im 19. Jahrhundert, stellt die Herausforderung an uns, Sicherheit in Zeiten des Wandels zu geben,“ so Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Menschen brauchten die Zuversicht, dass sie vom Wandel profitierten. Das sicherzustellen, sei eine politische Aufgabe. „Rheinland-Pfalz soll Transformationsgewinner werden. Ich bin überzeugt, dass es gelingen wird, wenn wir die Kompetenzen von allen nutzen“, so die Ministerpräsidentin.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer © Foto: Diether v Goddenthow
Ministerpräsidentin Malu Dreyer © Foto: Diether v Goddenthow

Auch der Klimaschutz betreffe alle und fordere daher auch alle Menschen zum Umdenken auf. Viele würden jetzt vor allem wegen der seit Monaten wütenden verheerenden Brände in Australien wach. „Klimaschutz ist für die Landesregierung keine Modeerscheinung. Wir fangen nicht erst bei Null an, sondern Rheinland-Pfalz ist in Sachen Klimaschutz bereits auf einem sehr guten Weg, denn wir halten unsere Klimaschutzziele ein! Seit 30 Jahren reduzieren wir Treibhausgasemissionen und stehen kurz vor Erreichung unseres eigenen Klimaschutzziels: 40 Prozent Reduktion bis 2020“, unterstrich Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

In Zeiten des Umbruchs sei es besonders wichtig, den Zusammenhalt zu stärken. Es lohne sich, für Frieden, Freiheit und Demokratie als elementare Bestandteile unserer Gesellschaft einzustehen. Ein guter Kompromiss sei keine Schwäche, sondern die Königsdisziplin der Demokratie und des Zusammenlebens.

Die Ministerpräsidentin zeigte sich davon überzeugt, dass die Solidargemeinschaft in Rheinland-Pfalz stark sei und dass es viele gute Gründe gebe, zuversichtlich nach vorn zu schauen. „Wir sind schon lange das Land der guten und gebührenfreien Bildung von der Kita bis zur Hochschule und wir ruhen uns darauf nicht aus. Seit diesem Jahr gilt auch: ‚Beitragsfrei ab zwei! In Krippe und Kita!‘ Das ist auch ein wichtiger Grund dafür, dass in keinem anderen Land in Deutschland der Bildungserfolg der Kinder so unabhängig vom Geldbeutel der Eltern ist wie in Rheinland-Pfalz. Wir haben die beste Unterrichtsversorgung seit Jahrzehnten. In den Grundschulen 106 Prozent, in den allgemeinbildenden Schulen 99,2 Prozent strukturelle Versorgung. Bundesweit haben wir die kleinsten Grundschulklassen. Trotz zurückgehender Schülerzahlen haben wir in dieser Legislaturperiode 660 zusätzliche neue Stellen geschaffen. Und weil auch Lehrer manchmal krank werden, haben wir den Vertretungspool auf 1.650 unbefristete Planstellen aufgestockt. Und auch bei der Umsetzung des Digitalpakt Schule gehören wir zu Spitzengruppe in Deutschland.“

Die Glücksbringer der rheinlandpfälzischen Schornsteinfeger-Innung empfingen jeden Gast mit frohen Worten und einem kleinen Talisman.  © Foto: Diether v Goddenthow
Die Glücksbringer der rheinlandpfälzischen Schornsteinfeger-Innung empfingen jeden Gast mit frohen Worten und einem kleinen Talisman. © Foto: Diether v Goddenthow

Ihren Gästen dankte Ministerpräsidentin Malu Dreyer für ihr Engagement in ihren jeweiligen Bereichen. „Sie alle prägen den Erfolg unseres Landes maßgeblich mit. Ob in der Wirtschaft und Wissenschaft, in der Politik, in Kirchen, Sport, Kultur, Medien, Kommunen oder im Rahmen von ehrenamtlichen Initiativen. Ich danke Ihnen für Ihren Einsatz und Ihre tatkräftige Beteiligung an gesellschaftlichen Prozessen, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Erste Content Convention Mainz über Chancen digitaler Transformation in den Medien

eMotion Xsens liefert bewährte Systeme zur Bewegungserfassung und -analyse für eine Vielzahl von Anwendern, etwa zur Erstellung und Implementierung von Originalbewegungsmustern für  Film-/Video-Animation.  © Foto: Diether v Goddenthow
eMotion Xsens liefert bewährte Systeme zur Bewegungserfassung und -analyse für eine Vielzahl von Anwendern, etwa zur Erstellung und Implementierung von Originalbewegungsmustern für Film-/Video-Animation. © Foto: Diether v Goddenthow

Mit sehr guter Resonanz fand am 22. November 2019 im Gutenberg Digital Hub am Zollhafen  die erste ganztägige  „Content Convention Mainz“ statt. Eingeladen hatte hierzu die Rheinland-pfälzische Staatskanzlei gemeinsam mit ZDF Digital, Südwestrundfunk, Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz und Spieleentwickler Ubisoft. Dabei trafen sich Innovationstreiberinnen und -treiber der Medienbranche, unter ihnen zahlreiche Studenten. Im Rahmen eines eng getakteten Programms mit Präsentationen aus allen relevanten Medien-Segmenten diskutierten die Teilnehmer über aktuelle Themen, Trends, Kanäle, Distributionswege sowie zukünftig relevante Technologie-Entwicklungen und machten diese an eigenen Info-Ständen erlebbar.

Impression von der ersten Mainzer Content Convention "ConCon".  © Foto: Diether v Goddenthow
Impression von der ersten Mainzer Content Convention „ConCon“. © Foto: Diether v Goddenthow

Agile Programmplanung, Storytelling Potenziale für virtuelle Anwendungen, aktuelle Trends in der Gaming-Branche und das Erreichen relevanter Zielgruppen in der sich rasant wandelnden Medienlandschaft waren die Themenschwerpunkte.
Dabei standen im Zentrum des Content-Diskurses Fragen zur digitalen Transformation und die damit für die Medienbranchen verbundenen Herausforderungen und Chancen: „Wie beeinflusst die wachsende Bedeutung digitaler Plattformen die Entwicklung der Spielebranche, Filmindustrie und Zeitungsmedien und was bedeutet der Wandel für Macher, User und Politik?“ Moderiert wurde die Veranstaltung von der Sportmoderatorin und ehemaligen Leichtathletin Anna Kraft.

Eröffnet wurde die Konferenz mit ihren rund 300 nationalen und internationalen Fachbesucherinnen und -besuchern von Staatssekretärin Heike Raab gegen 12.00 Uhr. „Mainz ist ein starker und bedeutender Medienstandort in Deutschland und in Europa, auf den wir sehr stolz sind. Über 630 Medienunternehmen in Mainz mit über 24.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen stehen für hochwertige und innovative Inhalte“, erklärte die Staatssekretärin und Bevollmächtigte des Landes beim Bund und für Europa, für Medien und Digitales. ZDF, SWR, Funk, ARD Online, SAT1, der offene Kanal, Radio und Zeitungsmacher, Ubisoft, die Landeszentrale für Medien und Kommunikation, Produktionsbüros, YouTuber – alle seien hier vor Ort am Start. Aber auch die Beteiligung der großen internationalen Medienplattformen, wie Google, Facebook und Netflix, als Partner der Content Convention zunterstreiche die besondere Bedeutung von Mainz als Medienstandort: „Dass Mainz eine Medienhauptstadt ist, zeigt ein Blick auf das Programm. Die internationalen Medienplattformen, die Global Player, sind zu uns nach Rheinland-Pfalz gekommen, um mit uns über aktuelle Trends und vor allem die Chancen der Technologie-Entwicklungen zu sprechen und zu diskutieren. Die Zusammensetzung des Programms, der Veranstalter und der Partner zeige, wie klassische und neue Medienunternehmen in Rheinland-Pfalz Hand in Hand zusammenarbeiteten,“ erklärte Staatssekretärin Heike Raab.

Politik Panel über die Herausforderungen neuer Inhalte und der Digitalisierung mit (v.li.) Moderatorin Anna Kraft,  Manuel Höferlin (MdB), Staatssekretärin Heike Raab,Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling, Dr. Marc Jan Eumann (Landeszentrale für Medien und Kommunikation) und Florian Hager (ZDF-Digital "Funk") © Foto: Diether v Goddenthow
Politik Panel über die Herausforderungen neuer Inhalte und der Digitalisierung mit (v.li.) Moderatorin Anna Kraft, Manuel Höferlin (MdB), Staatssekretärin Heike Raab,Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling, Dr. Marc Jan Eumann (Landeszentrale für Medien und Kommunikation) und Florian Hager (ZDF-Digital „Funk“) © Foto: Diether v Goddenthow

Ein Höhepunkt der Veranstaltung bildeten gegen 16.00 Uhr das Grußwort von Ministerpräsidentin Malu Dreyer zur Gestaltung neuer Medienwelten,  das Impulsreferat „Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk von SWR-Landessenderdirektorin Dr. Simone Schelberg und der anschließende „Politik Panel“.

Die Digitalisierung hat viele Prozesse demokratischer gemacht

Noch ein Selfie für Instagram - Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit Moderatorin Anna Kraft. © Foto: Diether v Goddenthow
Noch ein Selfie für Instagram – Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit Moderatorin Anna Kraft. © Foto: Diether v Goddenthow

Unsere offene Demokratie, Freiheit und Teilhabe lebten von unserer vielfältigen und freien Medienlandschaft, betonte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. „Wenn Qualitätsjournalismus dieser wichtigen Rolle für Demokratie und Gesellschaft gerecht werden will, muss er durch zeitgemäße Formate relevant bleiben und die Menschen in jeder Generation über alle Kanäle erreichen“, so die Ministerpräsidentin. Die Staatskanzlei hat zusammen mit ZDF-Digital; SWR, Landeszentrale für Medien und Kommunikation und dem Spieleentwickler UBISOFT die Content Convention aus der Taufe gehoben: „Sie ist eine digitale Weiterentwicklung des ‚Mainzer Mediendisputes‘. Kritisch hinterfragen, sich vernetzen und Chancen nutzen, bleibe auch in der digitalen Medienwelt wichtig, erläuterte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Das in Deutschland und in Europa vielfältige und staatsferne Mediensystem sei derzeit durch digitale Transformation oder Plattformökonomie im Wandel, dürfe aber nicht aus der Balance geraten, so die Ministerpräsidentin. „Der Bedarf an einer freien und pluralistischen Medienlandschaft, also dem Nebeneinander von privaten und öffentlich-rechtlichen Medien, ist größer denn je. Die Rolle der Medien in der demokratischen Gesellschaft ist unverändert wichtig.“

Die Digitalisierung habe viele Prozesse demokratischer gemacht, Barrieren abgebaut, Zugänge eröffnet, die Möglichkeiten der Wissensvermittlung erweitert und die Transparenz erhöht, erklärte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Die Geschichte der Demokratie lehre aber auch, dass diese immer wieder verteidigt werden müsse. „Damals wie heute lebt Demokratie davon, dass wir uns gemeinsam und jeden Tag aufs Neue für Gleichberechtigung, Toleranz und Vielfalt stark machen. Wir brauchen Antworten auf digitale Propaganda, Desinformation und Hatespeech. In der analogen Welt kennen wir den Begriff Zivilcourage, ins Netz übertragen fordere ich Digitalcourage. Das bedeutet, dass wir unseren Anspruch von Demokratie und Gesellschaft auch im Netz selbstbewusst durchsetzen müssen. Die Gesetze, die offline gelten, gelten auch im Internet“, so die Ministerpräsidentin.

Das mediale Angebot sei noch nie so groß gewesen wie heute und es sei noch nie so einfach gewesen, sich am allgemeinen Diskurs zu beteiligen oder sogar selbst Inhalte zu erstellen. „Daher werden wir die Medienordnung an die neuen Kommunikationsmöglichkeiten und den neuen Content anpassen. Mit dem neuen Medienstaatsvertrag schaffen wir neuen Raum für Kreative“, erklärte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Die Abschaffung der Rundfunkzulassungspflicht komme Youtubern und Let’s-playern entgegen. Es gehe den Ländern aber vor allem darum, kommunikative Chancengleichheit zu sichern, offline und online, für Transparenz zu sorgen und Diskriminierung zu verhindern. „Wir wollen die Auffindbarkeit von journalistisch-redaktionellen Angeboten verbessern, um jenseits der kommerziellen Dominanz der US-amerikanischen Plattformen und Suchmaschinen die Menschen zu erreichen“, so die Ministerpräsidentin.

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion „Politik Panel“, moderiert von Anna Kraft, diskutierte Staatssekretärin Heike Raab mit Dr. Marc Jan Eumann (Landeszentrale für Medien und Kommunikation), Manuel Höferlin (MdB), Florian Hager (Funk) und dem Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling über die Herausforderungen neuer Inhalte und der Digitalisierung.

Das Öffentlich-Rechtliche Dilemma

Dr. Simone Schelberg SWR-Senderdirektorin. © Foto: Diether v Goddenthow
Dr. Simone Schelberg SWR-Senderdirektorin. © Foto: Diether v Goddenthow

SWR-Landessenderdirektorin Dr. Simone Schelberg wies in ihrem anschließenden Impuls-Vortrag darauf hin, dass die digitale Ungewissheit mit unablässig neuen, vielleicht noch kundenorientierten (App-)Angeboten für die Öffentlich- Rechtlichen Rundfunkanstalten eine Herausforderung sei wie ein Balance-Akt ohne Netz und doppelten Boden, wobei niemand wisse, „wohin das Seil führt, auf dem wir stehen“. Die Öffentlich-Rechtlichen Sender hätten den rasant wachsenden Streamingportale á la Netflix & Co zurzeit nichts entgegenzusetzen. Diese werteten die Daten der sich eingeloggten Kunden aus, entwickelten Profile von deren Sehverhalten und empfählen potentiell die passendsten Filme aus.
Diesen Mehrwert könnten die Öffentlich-Rechtlichen Sender nicht anbieten, da das durch die Rundfunkgebühren finanzierte Programm frei und ohne vorheriges Einloggen zugänglich sei, was ja auch so bleiben müsse. „Aber ich bin schon dafür, dass wir unsere ARD-Mediathek mit einem echten Mehrwert ausstatten und so professionell gestalten wie nur möglich. Und hier haben wir dringenden Bedarf, den wir angehen müssen, und auch wollen“.

Als zweiten wichtigen Beleg für die Auswirkung des digitalen Wandels sei dass, „was ich mal flapsig als Plattform-Dilemma bezeichnen würde“, womit Dr. Schelberg auf die große Abhängigkeit des Senders von fremden Messenger-Diensten à la Whatsapp bei der Durchführung von Hörer-Aktionen etwa bei SWR 1, 3 oder 4 hinwies. Kürzlich habe Whatsapp die Kommunikation zwischen Hörern und den SWR-Sendern „willkürlich schlicht für uns eingestellt“. „Und schon saßen wir sozusagen digital komplett auf dem Trockenen. Wir mussten bei unserer Hitparade, unserer großen SWR1 Hitparade, mit dem Anbieter Telegram arbeiten, ein Messangerdienst, den natürlich längst nicht jeder bei sich hat, und der längst nicht an die Reichweite und Nutzerzahlen von Whatsapp herankommt. Und das ist eben genau das Dilemma, der Frage, der wir uns stellen müssen: Wie sehr nutzen wir digitale externe Plattformen, wie abhängig machen wir uns? Können wir mit eigenen digitalen Angeboten überhaupt dagegen halten?“, so die Senderdirektorin.

Die Chancen der Öffentlich-Rechtlichen lägen in der Verknüpfung ihres Know-hows mit den neuen digitalen Möglichkeiten:“Das, was uns auszeichnet, die hohe journalistische Qualität, die Zuverlässigkeit und mediale Unabhängigkeit und Ausgewogenheit sowie unser Gespür für die Belange der Menschen – all das wird künftig weiterhin ebenso wichtiger Faktor sein, wie eben auch dann auf der anderen Seite „Business Intelligence“ oder „Plattform-Strategien“. Beides muss parallel gelingen, uns gelingen, und beides muss auf dem Weg in die Zukunft dabei sein, und dabei bleiben“, so Dr. Schelberg.

Die ARD Audiothek mit mittlerweile 1 Mio Menschen, die diese App installiert haben, sei dafür sicher das beste Beispiel, dass dies möglich sei. „Wir haben mehr als 3,2 Mio. Audio-Abrufe im Monat, mit Inhalten die nah bei den Menschen sind, sie interessieren und ihnen einen echten Mehrwert bieten“.

 

Aus der Antike für die Zukunft lernen – Kooperation von RGZM, GDKE u. Uni Trier schaffen hierzu neuen Forschungsschwerpunkt Römische Archäologie und Maritime Antike (FoRuM)

(v.l. n. r.:)Generaldirektor Thomas Metz (GDKE), Wissenschafts- und Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf, Prof. Dr. Michael Jäckel, Präsident der Universität Trier, Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Wissenschafts- und Kulturminister und Generaldirektorin Prof. Dr. Alexandra Busch (RGZM) schmieden mit der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung eine neue Allianz für Spitzenforschung zur römischen Archäologie und Maritimen Antike in Rheinland-Pfalz. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
(v.l. n. r.:)Generaldirektor Thomas Metz (GDKE), Wissenschafts- und Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf, Prof. Dr. Michael Jäckel, Präsident der Universität Trier, Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Wissenschafts- und Kulturminister und Generaldirektorin Prof. Dr. Alexandra Busch (RGZM) schmieden mit der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung eine neue Allianz für Spitzenforschung zur römischen Archäologie und Maritimen Antike in Rheinland-Pfalz. © Foto: Diether v Goddenthow

Die nördlich der Alpen einzigartigen rheinland-pfälzischen antiken Schätze der Römerzeit und der maritimen Antike sollen Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Alters und unterschiedlichen Bildungsstandes durch verstärkte Erforschung der Antike in neu zu schaffenden Erfahrungsräumen als wertvolle Ressource ihrer Gegenwart näher gebracht werden. Aus diesem Grund schmieden das Römisch-Germanische Zentralmuseum Mainz Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (RGZM), die Universität Trier und die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) eine neue strategische Allianz. Als einen wesentlichen Schritt hierzu, unterzeichneten am 23.09.219 Prof. Dr. Michael Jäckel, Präsident der Universität Trier, sowie Generaldirektor Thomas Metz (GDKE) und Generaldirektorin Prof. Dr. Alexandra Busch (RGZM) zwei Kooperationsvereinbarungen. Ziel sei die nachhaltige Etablierung eines international sichtbaren Forschungsschwerpunktes für Römische Archäologie und Maritime Antike (FoRuM) in Rheinland-Pfalz, gaben die drei Einrichtungen heute in Anwesenheit von Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Wissenschafts- und Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf in Mainz bekannt.

„Rheinland-Pfalz ist reich an antikem Erbe. Unsere Forschungseinrichtungen haben einen exzellenten Ruf auf dem Gebiet der Altertumsforschung. Ich freue mich sehr, dass wir heute durch die intensive Kooperation des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, der Universität Trier und der Generaldirektion Kulturelles Erbe eine neue Allianz schaffen. Damit bündeln wir unsere Expertise und können international noch schlagkräftiger auftreten“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer. „Das ist ein großer Schritt für das Wissenschaftsland Rheinland-Pfalz, da Forschungen zur Antike einen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten und helfen können, die richtigen Fragen im Hinblick auf die Herausforderungen unserer Zeit zu stellen.“

Schwerpunkt Wissenstransfer: Antike Realität mobil erleben" © RGZM
Schwerpunkt Wissenstransfer: Antike Realität mobil erleben“ © RGZM

Staatsminister Prof. Dr. Konrad Wolf, zuständig für die Ressorts Wissenschaft und Kultur in Rheinland-Pfalz, ergänzte: „Mit den neuen Partnerschaften bereichern wir unser Wissenschaftssystem in Rheinland-Pfalz, denn wir bringen die akademische Antiken-Forschung eines außeruniversitären Leibniz-Forschungsinstituts und – museums, der Universität und der Landesverwaltung zusammen. Das ist eine große Chance. Eine enge Verschränkung über einen personellen Austausch garantiert die Nachhaltigkeit.“

So werden im kommenden Jahr zwei neu eingerichtete Professuren in einer gemeinsamen Berufung durch Leibniz-Forschungsinstitut und -museum und Universität Trier besetzt, die neue gemeinsame Forschungsimpulse setzen und die universitäre Lehre bereichern. Darüber hinaus sieht die Kooperationsvereinbarung vor, dass die Universität eine zusätzliche Junior-Professur für provinzialrömische Archäologie einrichtet, um die Erforschung der Römischen Provinzen dauerhaft auszubauen.

„Die Altertumswissenschaften werden an der Universität Trier seit jeher groß geschrieben. In Trier trifft kulturelles Erbe auf moderne Wissenschaft. Das zeigen unter anderem aktuelle Projekte wie die Rekonstruktion eines römischen Handelsschiffes oder das Erlebbarmachen antiker Stätten mittels Augmented Reality. Ich freue mich über die neue Kooperation, die uns auch als interessanter Partner für Dritte auftreten lässt“, führte Prof. Dr. Michael Jäckel, Präsident der Universität Trier, aus.

Schwerpunkt Forschung: "'Seehandel in einer globalisierten Welt'" © RGZM
Schwerpunkt Forschung: „‚Seehandel in einer globalisierten Welt'“ © RGZM

Schon 2015 hat sich an der Universität Trier das Forschungsinstitut TRANSMARE gegründet, das die bereits vielfach vorhandenen Forschungen zu maritimen Verbindungen über die Flüsse und das Meer sowie zum Transport von Menschen Gütern und Ideen über ebendiese Verkehrswege bündelt. Das Besondere daran ist die Perspektive langer Dauer. Hier werden mit nationalen und internationalen Kooperationen bis hin zu Oxford und dem Massachusetts Institut of Technology (MIT) aus der Antike heraus Forschungsfragen und Ideen für die Gegenwart entwickelt, etwa im Hinblick auf Globalisierungsphänomene. Bereits im vergangenen Jahr hatten die Universität Trier und die Generaldirektion Kulturelles Erbe den Forschungsverbund VaKT gegründet, der die verstärkte Erforschung der römischen Kaiserresidenz Trier zum Ziel hat.

Die zweite, heute geschlossene Kooperationsvereinbarung baut auf VaKT und TRANSMARE auf und begründet einen gemeinsamen neuen Forschungsschwerpunkt Römische Archäologie und Maritime Antike (FoRuM) zwischen RömischGermanischen Zentralmuseum Mainz, Universität Trier und der Generaldirektion. Hier liegt der Fokus räumlich insbesondere auf den römischen Nordwestprovinzen mit Trier als Zentrum und ihre Verbindungen in die antike Mittelmeerwelt. Inhaltliche Schwerpunkte sollen u.a. die Archäologie und Geschichte Triers und seines Umlands, der Erhalt des kulturellen Erbes, die Erforschung der wirtschaftlichen und kulturellen Verflechtungen und die infrastrukturelle Vernetzung in die gesamte antike Welt unter besonderer Berücksichtigung der antiken Schifffahrt werden. Die Partnerinstitutionen werden eine gemeinsame Forschungsagenda entwickeln, gemeinsam neue Forschungsvorhaben auf den Weg bringen und sich bei der Bearbeitung dieser Forschungsfelder gegenseitig unterstützen. Zudem wird der wissenschaftliche Nachwuchs und die internationale Vernetzung entscheidend gefördert werden. Die Forschungsergebnisse werden in innovativen Formaten an die Öffentlichkeit vermittelt. Damit wird FoRuM einen wichtigen Beitrag zur Profilbildung des Wissenschaftsstandortes Trier und des Wissenschaftslandes Rheinland-Pfalz leisten.

Schwerpunkt Forschung: "'Kaiservillen im Trierer Land" © RGZM
Schwerpunkt Forschung: „‚Kaiservillen im Trierer Land“ © RGZM

Thomas Metz, Generaldirektor Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, wies auf die Bedeutung von Trier als dem Zentrum der Antike in Deutschland, wenn nicht sogar, „als Zentrum nördlich der Alpen“. „Dies ist für uns nicht nur Marke, um Besucher/innen nach Trier zu locken, um sie mit den Römerbauten und den Museen zu konfrontieren, sondern es ist auch eine Marke, die wichtig ist für unsere interne Kommunikation für das Verständnis unserer Arbeit.“, so der Generaldirektor. Die Organisationsstrukturen seien entsprechend auf dieses Zentrum in Rheinland-Pfalz ausgerichtet. Das bedeute beispielsweise, das die GDKE einen sehr engen Verbund zwischen Museum und Archäologie habe und darüber hinaus gehöre entsprechend des gesetzlichen Auftrags des Denkmalschutzgesetzes, das wissenschaftliche Erforschung von Kulturdenkmäler und die öffentliche Zugänglichmachung der Ergebnisse zu den zentralen Aufgaben der GDKE. „Durch die Kooperation wird die gute Zusammenarbeit zwischen RGZM, Universität Trier und der GDKE nachhaltig gefestigt und der gesetzliche Auftrag der GDKE, das kulturelle Erbe zu erforschen, in Trier weiter optimiert“, freute sich Metz.

Zahlreiche Wissenschaftler/innen des RGZM und seiner Außenstellen, der Universität Trier und des GDKE waren bei der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung und dem anschließenden Ausstellungsrundgang im Museum für Antike Schifffahrt in Mainz am 23.09.2019 anwesend. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Zahlreiche Wissenschaftler/innen des RGZM und seiner Außenstellen, der Universität Trier und des GDKE waren bei der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung und dem anschließenden Ausstellungsrundgang im Museum für Antike Schifffahrt in Mainz am 23.09.2019 anwesend. © Foto: Diether v Goddenthow

Professorin Dr. Alexandra Busch, Generaldirektorin des Römisch-Germanischen-Zentralmuseums, betonte, dass mit den beiden strategischen Kooperationsvereinbarungen nicht nur dem Leibniz-Forschungs-Credo entsprochen würde, sondern es sei vor allem möglich, „ wichtige Forschungsbereiche unseres Hauses gezielt und zukunftsträchtig in Zusammenarbeit mit starken Partnern, der Universität Trier, der Landesarchäologie und dem Landesmuseum der GDKE gezielt weiterzuentwickeln.“ Trier sei dabei in zweierlei Hinsicht bedeutend: Als antike Kaiserresidenz, gülten für Trier und sein Umland, als einer der bedeutendsten Orte im gesamten römischen Reich, außergewöhnliche Erhaltungsbedingungen. Mit Landesarchäologie, Landesmuseum und Universität seien an diesem Stantort die besten Voraussetzungen geschaffen, „um beispielhaft grundlegende Fragen zur römischen Archäologie zu klären. Denn Qualität und Quantität der Befunde und Funde, wie auch Dokumentation findet so gut wie keine Entsprechung im römischen Reich. Die geplante gemeinsame Berufung unterstützt die strategischen Planung der Universität und des Landesmuseums, da hierdurch nicht nur inhaltliche, sondern auch im Langfristigen infrastrukturelle und strukturelle Verbindungen mit der zweitgrößten Forschungseinrichtung für Archäologie in Deutschland eingegangen wird.“, so Busch.

Schwerpunkt Forschung: "'Ein römisches Industrierevier in der Südeifel" © RGZM
Schwerpunkt Forschung: „‚Ein römisches Industrierevier in der Südeifel“ © RGZM

Die römische Archäologie Deutschland würde der neuen Kooperation in den Bereichen Forschung, Lehre und Nachwuchsförderung wie auch im Bereich des Wissenstransfers auf ein neues Fundament und auch auf ein neues Level gebracht und die internationale Sichtbarkeit für das Wissenschaftsland Rheinland-Pfalz deutlich verbessert werden.

Ein weiterer nicht weniger bedeutender Punkt sei die die Antike Schifffahrt, so die Generaldirektorin. Denn in Deutschland gebe „es genau zwei Spezialisten für alles, was sich um antike Schifffahrt dreht. Das ist der Kollege Prof. Dr. Christoph Schäfer in Trier und der Kollege Dr. Ronald Bockius“, so Busch. So fördere die Kooperation „die Etablierung eines dauerhaften maritimen Forschungsschwerpunktes vor allem für historische und archäologische Untersuchungen in den älteren historischen Epochen, insbesondere des griechisch-römischen Altertums“, erläuterte die Generaldirektorin. Hiermit baue man zudem gezielt ein Alleinstellungsmerkmal des Landes Rheinland-Pfalz in der deutschen Wissenschaft auf, ist sich Busch sicher.

Die Ergebnisse der Forschungskooperationen würden gemeinsam in die Öffentlichkeit vermittelt. „Und Ziel ist es dabei, Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Alters und unterschiedlichen Bildungsstandes Erfahrungsräume zu bieten, die es ihnen ermöglichen kulturelles Erbe und die daraus abgeleiteten Forschungen nicht als statischen Wissensbestand sehen, sondern als Ressourcen für ihr Leben in der Gegenwart begreifen.“, so die Generaldirektorin des RGZM. Busch ist sich sicher, dass mit der jetzt geschlossenen Kooperation optimale Bedingungen für nationale und internationale Positionierung „unseres Landes und auch für die römische Archäologie und die maritime Antike“ geschaffen würde.

Mobile Begleitausstellung FoRuM

© RGZM
© RGZM

Einen visuellen Überblick wichtiger Bereiche des neuen Forschungsschwerpunkt Römische Archäologie und Maritime Antike (FoRuM) gibt die gleichnamige mobile Ausstellung:

  • Forschung: „Binnenwasserstrassen und maritime Ökonomie“, „Seehandel in einer ‚globalen Welt‘“, „Falschmünzer in Trier“, „Ein römisches Industrierevier in der Südeifel“, „Römische Ziegeltempel aus Trier“, „Kaiservillen im Trierer Land“ und „Rom ist dort, wo der Kaiser ist“.
  • Wissenstransfer: „Antike Realität mobil erleben“
  • Nachwuchs: „Antike Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Trier“.

7. Bürgerempfang: Ministerpräsidentin Malu Dreyer dankt allen Helden des Alltags für ihr ehrenamtliches Engagement

Ministerpräsidentin Malu Dreyer dankt Helden und Heldinnen des Alltags beim 7. Bürgerempfang in der Mainzer Staatskanzlei. Musikalisch umrahmt von den „Men in Blue“, den Blechbläsern des Landespolizeiorchesters.© Foto: H. v. Goddenthow.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer dankt Helden und Heldinnen des Alltags beim 7. Bürgerempfang in der Mainzer Staatskanzlei. Musikalisch umrahmt von den „Men in Blue“, den Blechbläsern des Landespolizeiorchesters.© Foto: Atelier Goddenthow.

„Ihr bürgerschaftliches Engagement verbindet Menschen, es baut Brücken zwischen verschiedenen Gruppen und Lebenswelten und ist damit ein wichtiger Faktor des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Es ist gelebte Demokratie“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer am Samstag beim siebten Bürgerempfang in der Staatskanzlei. In diesem Jahr waren rund 300 ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger eingeladen. „Ich weiß, dass ein Großteil der Arbeit im ehrenamtlichen Bereich im Verborgenen bleibt. Aber ich möchte, dass Sie wissen: Ihre Mühe und der Einsatz für Ihre Herzensprojekte werden wahrgenommen und wertgeschätzt“, betonte sie. Diese Anerkennung und den Dank zu vermitteln, sei die Intention des Bürgerempfangs.

In diesem Jahr waren rund 300 ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger eingeladen.© Foto: Atelier . v. Goddenthow.
In diesem Jahr waren rund 300 ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger eingeladen.© Foto: Atelier . v. Goddenthow.

In diesem Jahr waren aus allen zwölf kreisfreien Städten und den 24 Landkreisen Bürger und Bürgerinnen eingeladen, die sich in besonderem Maße in den Kommunen einsetzen und diese so direkt vor Ort stärken. So sind die Gäste beispielsweise engagiert in der Nachbarschaftshilfe, der Feuerwehr, der Brauchtumspflege, bei der Kulturarbeit, in Wander- oder Heimatvereinen, Büchereien, in der Seniorenarbeit und Flüchtlingshilfe oder engagieren sich im Sport oder der Kommunalpolitik. Sie hatten in kurzen Gesprächen die Gelegenheit, sich mit der Ministerpräsidentin auszutauschen. „Ich bin persönlich immer sehr gespannt, von den Projekten der Menschen zu hören. Sie sind in ihren Kommunen die Anpacker, die Vernetzer, die helfenden Hände, überall dort, wo Unterstützung vor Ort gebraucht wird“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Sie beeindrucke in jedem Jahr, mit wieviel Herzblut engagierte Bürger und Bürgerinnen sich für ihre Gemeinschaft einsetzten, sagte die Ministerpräsidentin.

Bei herrlichem Wetter „Men in Blue“ im Hof der Staatskanzlei.© Foto: H. v. Goddenthow.
Bei herrlichem Wetter „Men in Blue“ im Hof der Staatskanzlei.© Foto: H. v. Goddenthow.

Rheinland-Pfalz sei im bundesweiten Vergleich Spitzenreiter im ehrenamtlichen Engagement, fast jeder und jede Zweite ist ehrenamtlich tätig. „Ich bin froh, in einem Land zu leben, in dem es so vielen Menschen wichtig ist, sich für das Gemeinwohl einzusetzen“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Die Landesregierung unterstütze dieses Engagement, etwa durch die Einführung der Ehrenamtskarte, die Einrichtung der Leitstelle Ehrenamt und Bürgerbeteiligung oder die Initiative „Ich bin dabei!“.

Die rheinhessische Weinkönigin Anna Göhring  verkostete mit den Gästen Weine. © Foto: H. v. Goddenthow.
Die rheinhessische Weinkönigin Anna Göhring verkostete mit den Gästen Weine. © Foto: H. v. Goddenthow.

Den Gästen wurde beim Bürgerempfang in der Staatskanzlei ein buntes und vielfältiges Rahmenprogramm geboten. Sie konnten mit der rheinhessischen Weinkönigin Anna Göhring Weine verkosten, bei Führungen durch die Staatskanzlei einen Blick „hinter die Kulissen“ werfen, sich zu verschiedenen Themen wie beispielsweise 100 Jahre Frauenwahlrecht und 70 Jahre Grundgesetz informieren sowie am Schreibtisch von Ministerpräsidentin Malu Dreyer Platz nehmen. Musikalisch begleiteten unter anderem die „Men in Blue“, die Blechbläser des Landespolizeiorchesters, den Tag. Zudem spielte die Saxophonistin Stephanie Winzen gemeinsam mit dem Gitarristen Alex Litau. Das Saxophon ist 2019 das Instrument des Jahres und Stephanie Winzen dessen Schirmherrin in Rheinland-Pfalz.

Die Delegationen der zwölf kreisfreien Städte und  24 Landkreise ließen es sich nicht nehmen ein Foto mit ihrer Ministerpräsidentin als Andenken nach Hause zu nehmen, hier des Kreises Ahrweiler.  © Foto: Atelier . v. Goddenthow.
Die Delegationen der zwölf kreisfreien Städte und 24 Landkreise ließen es sich nicht nehmen ein Foto mit ihrer Ministerpräsidentin als Andenken nach Hause zu nehmen, hier des Kreises Ahrweiler. © Foto: Atelier . v. Goddenthow.

Erster Rheinland-Pfälzischer Frauenpreis anlässlich 100 Jahre Frauenwahlrecht in Mainz verliehen?

Die erste Preisträgerin des neuen rheinland-pfälzischen Frauenpreises, für den noch eine Namenspatronin gesucht wird, erhielt am 7.2.2019  die renommierte Juristin Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit aus den Händen der Rheinland-Pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die erste Preisträgerin des neuen rheinland-pfälzischen Frauenpreises, für den noch eine Namenspatronin gesucht wird, erhielt am 7.2.2019 die renommierte Juristin Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit aus den Händen der Rheinland-Pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer. © Foto: Diether v. Goddenthow

Anlässlich des Jubiläums von 100 Jahren Frauenwahlrecht hat die Ministerpräsidentin Malu Dreyer am 7. 2. 2019 während einer Feierstunde den ersten Rheinland-Pfälzischen Frauenpreis verliehen, der noch keinen Namen trägt. MitbürgerInnen werden aufgefordert, Vorschläge für eine Namenspatronin  des neuen Frauenpreises zu machen. Dieser soll jährlich  am 8. März zum Internationalen Tag der Frau verliehen werden.

Preisträgerin Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit hat Geschichte der Teilzeitarbeit geschrieben und Förderung der Gleichberechtigung ins Grundgesetz geboxt. © Foto: Diether v. Goddenthow
Preisträgerin Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit hat Geschichte der Teilzeitarbeit geschrieben und Förderung der Gleichberechtigung ins Grundgesetz geboxt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die erste Preisträgerin der nicht mit Geld dotierten Auszeichnung ist die Juristin Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit. Die in Hamburg geborene 86-Jährige war von 1977 bis 1983 Bundesvorsitzende des Deutschen Juristinnenbundes. In den 90er-Jahren war sie für die SPD Justizsenatorin in Hamburg und Berlin.  Anfang der 60er hatte es die damals erst 30jährige Amtsrichterin Peschel-Gutzeit gegen alle Hürden des Justizapparats mit geschickter Verhandlungsführung geschafft, dass Beamte aus familiären Gründen Teilzeitarbeit leisten können, was später als sogenannte Lex Peschel in § 92 BBG Eingang fand. 1992 war sie maßgeblich treibende Kraft, dass Art. 3 GG Abs. 2 „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ um den Zusatz „Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin“ erweitert wurde. Mehr Gerechtigkeit ist das zentrale Thema von Peschel-Gutzeit, der es stets wichtig war und ist, Männer in die Bemühungen um mehr Gleichberechtigung einzubeziehen, als Verbündete zu gewinnen, statt sie auszugrenzen. Sie habe, erzählt sie in der Talkrunde während der Feierlichkeiten eigentlich immer vernünftige Männer getroffen, die letztlich immer bereit waren, den Schritt zu mehr Gleichberechtigung mitzugehen, wenn man ihnen erklärt habe, worum es ginge und ihnen die Chance gegeben habe, sich in die Problemlage hineinzuversetzen.

Laudatorin Malu Dreyer  © Foto: Diether v. Goddenthow
Laudatorin Malu Dreyer © Foto: Diether v. Goddenthow

«Das Jubiläum mahnt uns, die Errungenschaften der Gleichberechtigung nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen, sich für sie einzusetzen und für sie zu streiten», begründete Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) die Entscheidung für die Auszeichnung. Peschel-Gutzeit habe in vielen Bereichen Pionierarbeit geleistet, lobte Dreyer. Die Preisträgerin stehe dafür, «dass es sich lohnt, als einzelner Mensch mit guten Ideen für mehr gesellschaftliche Gerechtigkeit zu kämpfen».

Gleichberechtigung brauche mutige Streiterinnen, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer, deswegen habe sie einen Frauenpreis ins Leben gerufen. Die erste Preisträgerin ist die Juristin Dr. Lore Peschel-Gutzeit. „Die Leidenschaft für mehr Gerechtigkeit treibt unsere Preisträgerin bis heute an. Sie ruht sich nicht auf dem Erreichten aus, sondern mahnt etwa heute die Teilzeitfalle an, die viele Frauen in die Altersarmut führt“, sagte die Ministerpräsidentin.

Talkrunde: v.l.n.r.: Stefanie Lohaus, Pressesprecherin EAF Berlin, Dorothee Linnemann, Historikerin und Kuratorin der Ausstellung 'Damenwahl 1918/1919 - Frauen in der Politik im  Historischen Museum Frankfurt, Dr. Susanne Becker, Moderatorin, Literaturwissenschaftlerin und Kulturredakteurin im ZDF, Preisträgerin Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit, Rechtsanwältin, Richterin a.D. und Justizsenatorin a.D.  und Vincent-Immanuel Herr, Autor und Botschafter der HeForShe-Kampagne Deutschland.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Talkrunde: v.l.n.r.: Stefanie Lohaus, Pressesprecherin EAF Berlin, Dorothee Linnemann, Historikerin und Kuratorin der Ausstellung ‚Damenwahl 1918/1919 – Frauen in der Politik im Historischen Museum Frankfurt, Dr. Susanne Becker, Moderatorin, Literaturwissenschaftlerin und Kulturredakteurin im ZDF, Preisträgerin Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit, Rechtsanwältin, Richterin a.D. und Justizsenatorin a.D. und Vincent-Immanuel Herr, Autor und Botschafter der HeForShe-Kampagne Deutschland. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Auszeichnung ist nicht dotiert und mit einer Skulptur der rheinhessischen Künstlerin Jutta Lutz verbunden. „Die Skulptur drückt Haltung und Selbstbewusstsein aus und trifft damit das Bild einer starken Frau sehr genau“, erläuterte die Ministerpräsidentin. Bisher trage der Preis, der künftig jährlich im Umfeld des Internationalen Frauentages am 8. März verliehen werden soll, noch keinen Namen. „Rheinland-Pfalz war und ist ein Land der starken Frauen. Eine von ihnen möchten wir künftig dadurch ehren, dass der Frauenpreis nach ihr benannt wird. Ich freue mich über viele Vorschläge und verbinde damit die Hoffnung, dass wir das öffentliche Interesse an Frauenbiografien aus Rheinland-Pfalz stärken“, sagte die Ministerpräsidentin.

Christiane Rohleder,  Staatssekretärin im Ministerium für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz.© Foto: Diether v. Goddenthow
Christiane Rohleder, Staatssekretärin im Ministerium für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz.© Foto: Diether v. Goddenthow

Der Frauenpreis wurde im Rahmen einer Feierstunde zu 100 Jahre Frauenwahlrecht verliehen, zu der sie gemeinsam mit Frauenministerin Anne Spiegel und in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung eingeladen hatte. Trotz formaler Gleichstellung seien Frauen in der Politik, im MINT-Bereich oder in DAX-Vorständen unterrepräsentiert, sie arbeiteten häufiger in Teilzeit und übernähmen einen Großteil der Sorgearbeit neben dem Beruf. „Der Fortschritt kommt nicht von allein. Deshalb ist Gleichstellung bei uns in Rheinland-Pfalz ein Querschnittsthema, das nicht nur nebenbei läuft, sondern an dem wir in allen Bereichen weiterarbeiten“, betonten Dreyer und Staatssekretärin Christiane Rohleder in Vertretung der erkrankten Frauenministerin Anne Spiegel.

Die musikalische Umrahmung erfolgte durch Steph Winzen, Saxophon nd Fritz Walther am Flügel. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die musikalische Umrahmung erfolgte durch Steph Winzen, Saxophon nd Fritz Walther am Flügel. © Foto: Diether v. Goddenthow

 

„Was soll ich armes Schwein in Mainz bloß sagen?“ Robert Menasse erhält trotz Zitatenstreit die Carl-Zuckmayer-Medaille 2019

Für seine Verdienste um die deutsche Sprache hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer den österreichischen Schriftsteller Robert Menasse mit der Carl-Zuckmayer-Medaille 2019 ausgezeichnet. © Foto: Diether v. Goddenthow
Für seine Verdienste um die deutsche Sprache hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer den österreichischen Schriftsteller Robert Menasse mit der Carl-Zuckmayer-Medaille 2019 ausgezeichnet. © Foto: Diether v. Goddenthow

Es war wohl die spektakulärste Preisverleihung seit es den Carl-Zuckmayer-Preis gibt: Denn bis zuletzt war es gar nicht sicher, ob der österreichische Schriftsteller Robert Menasse, der wegen falscher Zitate mit Recht in die öffentliche Kritik geraten war, seinen Preis tatsächlich erhalten würde. Angegriffen wurde der Autor, weil er in seinem in Brüssel spielenden Roman „Die Hauptstadt“ und offenbar auch in Interviews dem verstorbenen Politiker und ersten Präsidenten der Europäischen Kommission Walter Hallstein frei erfundene Zitate in den Mund gelegt hatte, um noch stärker für ein vereintes Europa zu werben.
Für  Ministerpräsidentin Malu Dreyer war es deswegen eine schwierige Entscheidung.   Erst nach ausführlicher Beratung mit der Vergabe-Kommission unter Leitung von Staatsminister Prof. Dr. Konrad Wolf   und aufgrund der glaubhaften Entschuldigung von Robert Menasse, habe man sich für die Beibehaltung der geplanten  Preisverleihung  entschieden.

So konnte dann doch noch Ministerpräsidentin Malu Dreyer termingerecht am 18.1.2019 die Carl-Zuckmayer-Medaille 2019 während einer Feierstunde an Robert Menasse   für seine Verdienste um die deutsche Sprache überreichen.  Zunächst sprach die Ministerpräsidenten die gegenwärtige Debatte um Menasses Fake-Zitate  an:   „Der heutige Preisträger hat unmissverständlich erklärt, dass es ein Fehler war, in öffentlichen Äußerungen und nicht-fiktionalen Texten einer historischen Person Zitate zuzuschreiben, die diese wörtlich so nicht gesagt hat. Robert Menasse hat eingeräumt, nicht zwischen der künstlerischen Freiheit im Roman und den Spielregeln des politischen Diskurses unterschieden zu haben. Das haben Historiker und Journalisten zu Recht kritisiert. Und dafür hat er sich entschuldigt. Wenn jemand bereit ist, einen Fehler einzusehen und diesen auch einzugestehen, so bin ich bereit, das anzuerkennen“, so die Ministerpräsidentin. Argumente, um die in der öffentlichen Arena gerungen werde, müssten selbstverständlich dem Anspruch von Überprüfbarkeit und Wahrhaftigkeit standhalten. „Selbstverständlich sei es für das Gelingen einer demokratischen Debatte unerlässlich, Gewissheiten von Annahmen und Fakten von Meinungen zu trennen, so die Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Aber auch umgekehrt gelte: „Wer einen Roman über die Gegenwart als ein politisches Enthüllungsbuch liest, schlägt die Einladung der Literatur aus, sich auf ein ‚So könnte es sein‘ oder ‚So könnte es gewesen sein‘ einzulassen. Und natürlich ist jedem Versuch zu widersprechen, der darauf zielt, die künstlerische Freiheit einzuschränken, weil die Romanwelt der eigenen Position entgegensteht. Ich würde mir wünschen, dass wir nach dem heutigen Abend wieder den Blick frei bekommen dafür, dass Robert Menasse uns wachrütteln will, in den gegenwärtigen Entwicklungen kein unabänderliches Schicksal zu sehen“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Robert Menasse sei ein Meister der Sprache, einer, der mit einem ganz eigenen Ton die Gegenwart erzähle und reflektiere. Er schaue genau hin, benenne und spitze zu, pointiert und provoziert. An Hegel, Marx, Lukácz und Adorno dialektisch geschult, durchleuchte er in seinen rund dreißig Büchern mit Scharfsinn und Witz die Zustände und Abgründe menschlicher Verhältnisse und Seelen. Menasses Sprache sei poetisch verknappt, lakonisch, manchmal beißend ironisch – aber ohne dabei die Grenze zum Zynismus zu überschreiten. Denn Robert Menasse sei einer, dem die Welt nicht gleichgültig sei, der sich nicht verächtlich abwende, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer in ihrer Rede. Der Roman „Die Hauptstadt“ sei eine Liebeserklärung an Europa: ein elegant geschriebener, zum Teil scharf satirischer und pointiert reflektierender Roman.

Gut 750 Gäste aus Politik, Medien, Wirtschaft und Kultur sowie 150 Schülerinnen und Schüler aus Mainzer Schulen waren zur Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille ins Mainzer Staatstheater gekommen. Unter ihnen konnte die Ministerpräsidentin auch die früheren Preisträger Dr. Yoko Tawada und Hans-Werner Kilz begrüßen.

„Luftikus“ bereut und verspricht Besserung

Deutscher Buchpreisträger 2017: Robert Menasse, bekennt: Beim Versuch Menschen besser zu machen, gescheitert zu sein."Es gelingt mir nicht einmal, mich selbst besser zu machen" © Foto: Diether v. Goddenthow
Deutscher Buchpreisträger 2017: Robert Menasse, bekennt: Beim Versuch Menschen besser zu machen, gescheitert zu sein.“Es gelingt mir nicht einmal, mich selbst besser zu machen“ © Foto: Heike  v. Goddenthow

In seiner Dankesrede befragt Robert Menasse Carl Zuckmayer in einem Traum: „Was soll ich armes Schwein in Mainz bloß sagen?“ Der Alte bleibt ihm eine direkte Antwort schuldig. Stattdessen hört Menasse Zuckmayer aus dessen Biografie „Als wär’s ein Stück von mir“, 2. Kapitel „Austreibung“, über den Beginn der Naziherrschaft am 12. März 1938 in Wien zitieren und findet sich schließlich in dessen Nazi-Dossiersammlung „Geheimreport“ wieder und träumte, „dass Zuckmayer auch über mich eine Akte anlegte“ mit folgendem Eintrag:
„Luftikus steht wegen unkorrekten Zitierens schwer in der Kritik. Aber mit welchen Methoden? Letzthin wurde er von einem Kritiker sogar als Psychopath bezeichnet, weil Luftikus dem Kritiker zufolge geschrieben haben soll, dass er am liebsten bei strömenden Regen schwimmen geht. Tatsächlich aber hatte Luftikus geschrieben: ‚Es regnet seit Tagen. Aber morgen wird es wieder sonnig und warm – ideal, um schwimmen zu gehen.‘ Wenn man nun den ersten und den dritten Satz zitiert, ganz korrekt, wörtlich, nachweisbar mit Gänsefüßchen, und wenn man den mittleren Satz weglässt, dann hat man durch korrektes Zitieren eine Fälschung produziert, dann heißt es: ‚Er regnet seit Tagen, ideal um schwimmen zu gehen‘.
Allerdings muss sich Luftikus auch selbst an der Nase nehmen: Er verdreht zwar den Sinn nicht, wenn er zitiert. Er verdreht niemandem das Wort im Munde, selbst, wenn er die Worte umdreht. Er beschädigt nicht den Ruf einer realen Persönlichkeit, die er zu seiner Erfindung macht. Aber wenn er zitiert, muss er doch wörtlich zitieren. Sinngemäß allein ist kein Zitat.
Es darf nicht sein, dass ihn noch einmal der Pegasus, dieses alte Ross, gar so leicht durchgeht. Er hat es mir versprochen, und deshalb will ich ihn  nun in die Kategorie ‚Guter Dichter, jetzt mit noch besserer Rezeptur‘ einreihen.“

Für den Preisträger gab es, wie  traditionell üblich, eine Medaille aus Bronze, die von dem Künstler Otto Kallenbach gestaltet wurde. Zur Auszeichnung gehört außerdem ein Fass des von Zuckmayer geschätzten Nackenheimer Weines. Die Verleihung fand, wie jedes Jahr,  am Todestag des großen rheinhessischen Dramatikers statt.

Die Menasse-Fans stehen Schlange, und für jede und jeden nimmt sich der Autor kurz Zeit. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Menasse-Fans stehen Schlange, und für jede und jeden nimmt sich der Autor kurz Zeit. © Foto: Diether v. Goddenthow

(Diether v. Goddenthow/ Rhein-Main.Eurokunst)

Die Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille seit 1979 sind:

Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012), Doris Dörrie (2013), Dieter Kühn (2014) und Bruno Ganz (2015), Sven Regener (2016), Joachim Meyerhoff (2017), Dr. Yoko Tawada (2018)

Der Kommission unter Leitung von Staatsminister Prof. Dr. Konrad Wolf gehörten an:

Dr. Yoko Tawada (Preisträgerin 2018), Professor Dr. Lothar Bluhm (Universität Koblenz-Landau), Monika Böss (stellvertretende Landesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftsteller), Eberhard Duchstein (Buchhändler), Petra Gerster (Moderatorin und Autorin), Professorin Dr. Dagmar von Hoff (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz), Reinhard Dietzen ( Carl-Zuckmayer-Gesellschaft Mainz e.V.), Melanie Mohr (Staatskanzlei), Markus Müller (Intendant des Staatstheaters Mainz), Petra Plättner (Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz), Professor Dr. Ulrich Port (Universität Trier), Denis Scheck (Literaturkritiker), Susanne Schmaltz (Journalistin) und Dr. Joachim Unseld (Verleger, Frankfurter Verlagsanstalt).

 

Soll es eine Kindergrundsicherung geben? – Parlamentarischer Abend der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege Rheinland-Pfalz

(v.r.n.l.) Andreas Zels, neuer LIGA-Vorsitzender der Freien Wohlfahrtpflege Rheinland-Pfalz, Ralph Szepanski (ZDF-Moderator) und die Fraktionsvorsitzenden im rheinland-pfälzischen Landtag: Dr. Bernhard Braun. (Bündnis 90 Die Grünen), Christian Baldauf (CDU), Alexander Schweitzer (SPD), Cornelia Willius-Senzer (FDP) und Dr. Timo Böhme (AFD) beim Talk über Kinderarmut  am 16.01.2019 anlässlich des Parlamentarischen Abends im Landesmuseum Mainz. © Foto: Diether v. Goddenthow
(v.r.n.l.) Andreas Zels, neuer LIGA-Vorsitzender der Freien Wohlfahrtpflege Rheinland-Pfalz, Ralph Szepanski (ZDF-Moderator) und die Fraktionsvorsitzenden im rheinland-pfälzischen Landtag: Dr. Bernhard Braun. (Bündnis 90 Die Grünen), Christian Baldauf (CDU), Alexander Schweitzer (SPD), Cornelia Willius-Senzer (FDP) und Dr. Timo Böhme (AFD) beim Talk über Kinderarmut am 16.01.2019 anlässlich des Parlamentarischen Abends im Landesmuseum Mainz. © Foto: Diether v. Goddenthow

Beim Parlamentarischen Abend der Liga der Freien Wohlfahrtspflege Rheinland-Pfalz am 16.01.2019 im Mainzer Landesmuseums diskutierten die Fraktionsvorsitzenden aller Parteien des Mainzer Landtages über „Armutsfolgen für Kinder und Jugendliche” und über Fragen, wie der wachsenden Kinderarmut in Deutschland wirksamer entgegengewirkt werden könnte: Sollte es beispielsweise eine Kindergrundsicherung geben? Sollten „Hartz IV-Eltern“ das ihnen zurzeit aufs Hartz-Geld angerechnete Kindergeld ohne Abzüge künftig behalten dürfen? Müssten die Hinzuverdienstgrenzen, insbesondere die von Kindern und Jugendlichen, nicht erhöht oder ganz aufgehoben werden, um die Leistungsmotivation zu steigern? Müsste nicht auch das mitunter überbürokratisierte Antragsverfahren vereinfacht werden?

Gerad Holz über ISS-Langzeitstudie zur Kinderarmut. © Foto: Diether v. Goddenthow
Gerda Holz über ISS-Langzeitstudie zur Kinderarmut. © Foto: Diether v. Goddenthow

Begrüßt hatten die Landtagsvizepräsidentin Astrid Schmitt  sowie Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
Basiert auf der gleichnamigen Bertelsmannstudie 2016 „Armutsfolgen für Kinder und Jugendliche” führte Gerda Holz vom Institut für Sozialarbeit Frankfurt (ISS) in das Thema „Armut im Kindesalter“ in all seinen Facetten und Auswirkungen ein.

 

„Armut im Kindesalter beschreibt leider nicht nur eine Phase des Lebens, die schwer ist, aber vorübergeht. Kinderarmut kann den ganzen weiteren Lebensweg verbauen“, sagte Landtagsvizepräsidentin Astrid Schmitt. Politik und Sozialverbände seien deshalb aufgefordert, gemeinsam gegen Kinderarmut vorzugehen. Das Fachwissen und das praktische Engagement der in der LIGA zusammengeschlossenen Verbände seien dabei für die Landespolitik unverzichtbar. Denn bei den Sozialverbänden liege das Knowhow, wie Bedürftigen am besten geholfen werden kann. „Ihre haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten einen wichtigen Beitrag zu einer solidarischen Gesellschaft“, dankte Schmitt den Anwesenden.

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Info Landtag Rheinland-Pfalz

Studie „Armutsfolgen für Kinder und Jugendliche”
Metastudie von Claudia Laubstein, Gerda Holz und Nadine Seddig vom „Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e. V.“ (ISS) in Frankfurt am Main für die Bertelsmann Stiftung

Je länger Kinder in Armut leben, desto negativer sind die Folgen für ihre Entwicklung und ihre Bildungschancen. Sie haben häufig kein eigenes Zimmer, keinen Rückzugsort für Schularbeiten, essen kaum oder gar kein Obst und Gemüse. Verglichen mit Kindern in gesicherten Einkommensverhältnissen sind arme Kinder häufiger sozial isoliert, gesundheitlich beeinträchtigt und ihre gesamte Bildungsbiografie ist deutlich belasteter. Das zeigt eine Metastudie, die Claudia Laubstein, Gerda Holz und Nadine Seddig vom „Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e. V.“ (ISS) in Frankfurt am Main für die Bertelsmann Stiftung verfasst haben.

Die Bertelsmann Stiftung entwickelt zur Bekämpfung von Kinderarmut derzeit ein Konzept mit Lösungsvorschlägen. Die Studie „Armutsfolgen für Kinder und Jugendliche“ des ISS-Frankfurt a. M. bildet dafür eine Grundlage und bündelt Erkenntnisse deutscher Studien der letzten 20 Jahre.

Claudia Laubstein, Gerda Holz und Nadine Seddig
Armutsfolgen für Kinder und Jugendliche
Erkenntnisse aus empirischen Studien in Deutschland
© 2016 Bertelsmann Stiftung

Carl-Zuckmayer-Preis 2019 kann vorbehaltlos an Robert Menasse verliehen werden

Nach Gesprächen zwischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer, dem Kommissionsvorsitzenden Kulturminister Professor Konrad Wolf, Kommissionsmitgliedern und Robert Menasse hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer entschieden, den Carl Zuckmayer Preis am 18. Januar 2019 an Robert Menasse zu überreichen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Nach Gesprächen zwischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer, dem Kommissionsvorsitzenden Kulturminister Professor Konrad Wolf, Kommissionsmitgliedern und Robert Menasse hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer entschieden, den Carl Zuckmayer Preis am 18. Januar 2019 an Robert Menasse zu überreichen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Während des Neujahrsempfangs gab Ministerpräsidentin Malu Dreyer bekannt, dass nach intensiven Gesprächen mit dem Kommissionsvorsitzenden Kulturminister Professor Konrad Wolf, den Kommissionsmitgliedern und Robert Menasse entschieden wurde, den Carl Zuckmayer Preis am 18. Januar 2019 an Robert Menasse zu überreichen.

Folgend die gemeinsame Erklärung im Wortlaut:

„Erklärung zur Verleihung des Carl-Zuckmayer-Preises 2019 an Robert Menasse

„Robert Menasse hat sich große Verdienste um die deutsche Sprache erworben, er hat in den vergangenen Jahren ein beeindruckendes literarisches Gesamtwerk geschaffen, für das er zurecht große Anerkennung erhält. Sein engagiertes Streiten für die europäische Idee trifft europaweit auf große Resonanz und hat die politische Debatte um die Zukunft der Europäischen Union sehr bereichert. In Würdigung dieses beeindruckenden Wirkens werde ich Robert Menasse am 18. Januar 2019 die Carl-Zuckmayer-Medaille verleihen“, so Ministerpräsidentin Dreyer.

Die öffentliche Diskussion um den Umgang von Robert Menasse mit angeblichen Zitaten von Walter Hallstein hatte einen intensiven Austausch zwischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer, dem Kommissionsvorsitzenden, Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf und Robert Menasse zur Folge.

„Wir sind davon überzeugt, dass die vorbehaltlose Anerkennung von Fakten zum Wertefundament unserer liberalen Öffentlichkeit gehört. Die Bereitschaft, ja die Notwendigkeit, Gewissheiten von Annahmen und Fakten von Meinungen zu trennen, ist für das Gelingen einer demokratischen Debatte unerlässlich“, so Dreyer und Menasse. In einem offenen politischen Austausch müsse der Konsens gelten, dass in höchstem Maße gewissenhaft und sorgfältig mit Zitaten und historischen Tatsachen umgegangen werde.

„Es war ein Fehler von mir, Walter Hallstein in öffentlichen Äußerungen und nicht-fiktionalen Texten Zitate zuzuschreiben, die er wörtlich so nicht gesagt hat. Es war unüberlegt, dass ich im Vertrauen auf Hörensagen die Antrittsrede von Hallstein in Auschwitz verortet habe. Diese hat dort nicht stattgefunden. Das hätte ich überprüfen müssen. Ich habe diese Fehler nicht absichtsvoll und nicht mit dem Ziel der Täuschung begangen. Ich hielt diese Geschichte für ein starkes symbolisches Bild des europäischen Einigungsprojekts, das doch zweifellos mit dem Schwur ‘Nie wieder Auschwitz‘ verbunden ist. In meinem Roman ist das stimmig, aber die Vermischung von literarischen Fiktionen mit Äußerungen in europapolitischen Diskussionen bedauere ich sehr und entschuldige mich bei allen, die sich getäuscht fühlen“, erklärt Robert Menasse.

Robert Menasse erhielt für sein Werk "Hauptstadt", um welches es in der derzeitigen Debatte geht, den Deutschen Buchpreis 2017. Hier bei der Verleihung im Frankfurter  Römer. © Foto: Diether v. Goddenthow
Robert Menasse erhielt für sein Werk „Hauptstadt“, um welches es in der derzeitigen Debatte geht, den Deutschen Buchpreis 2017. Hier bei der Verleihung im Frankfurter Römer. © Foto: Diether v. Goddenthow

Es gebe einen Unterschied zwischen der künstlerischen Freiheit, die ein Schriftsteller in seinem fiktionalen Schaffen genieße, und der Verantwortung, der er gerecht werden müsse, wenn er sich in den politischen Diskurs begebe. Während Ersterer mit der historischen wie gegenwärtigen Realität künstlerisch umgehen, sie deuten und modellieren dürfe, unterliege Letzterer der Verpflichtung, Fakten von Fiktion zu trennen.

„Das Spiel von Fakten und Fiktionen zuzuspitzen und zu polarisieren – das war lange Zeit im öffentlichen Diskurs eine Rolle des Dichters. Es war eine produktive Methode, Diskussionen auszulösen, vor der sich Pragmatiker und so genannte Realisten drücken. Dass aber heute, in Zeiten der allgemeinen Verunsicherung, in Zeiten von Hetze und absichtlichen Fälschungen, hier klar abgegrenzt werden muss, verstehe ich. Die künstlerische Freiheit im Roman und die Spielregeln im politischen Diskurs dürfen nicht vermischt werden. Darauf werde ich achten und darauf können Sie sich verlassen“, so Menasse.“

„70 Jahre Grundgesetz“ und „Europawahl“ im Zentrum beim Neujahrsempfang 2019 in der Mainzer Staatskanzlei

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer begrüßt beim Neujahrsempfang am 7. Januar 2019 in der Mainzer Staatskanzlei  über 350 Gäste aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens. Dabei wird sie unterstützt von zahlreichen symbolischen Glücksbringern der Schornsteinfeger-Innung. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer begrüßt beim Neujahrsempfang am 7. Januar 2019 in der Mainzer Staatskanzlei über 350 Gäste aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens. Dabei wird sie unterstützt von zahlreichen symbolischen Glücksbringern der Schornsteinfeger-Innung. © Foto: Diether v. Goddenthow

Ministerpräsidentin Malu Dreyer: Aus Herausforderungen Chancen erwachsen zu lassen – im Sinne der Menschen in unserem Land

Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat bei ihrem Neujahrsempfang den Blick auf die Europawahl 2019 und das Jubiläum 70 Jahre Grundgesetz gerichtet. „2019 ist zum einen das Jahr, in dem wir das 70. Jubiläum der Bundesrepublik und des Grundgesetzes feiern. Und es ist zum anderen ein Entscheidungsjahr für Europa, in dem Europa als gemeinsames Friedensprojekt uns als engagierte Europäer und Europäerinnen braucht“, so die Ministerpräsidentin. Beides gehöre zusammen, denn die Bundesrepublik sei ohne unsere europäischen Nachbarn und unsere Geschichte nicht denkbar, sagte sie in der Staatskanzlei vor rund 350 Gästen aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens.

„Was die Europäische Idee bedeutet, das brauche ich Rheinland-Pfälzern und Rheinland-Pfälzerinnen nicht zu erklären. Wir leben Europa jeden Tag und wir wissen, dass wir unser Dorf oder unsere Stadt lieben und gleichzeitig weltoffene Europäer sein können“, so die Ministerpräsidentin. Im Jahr der Europawahl und des Brexits müsse sich jeder und jede deshalb fragen: Wie kann ich meinen Beitrag dazu leisten, dass dieses Friedensprojekt fortbesteht? Der Gang zur Wahlurne bei der Europawahl am 26. Mai sei eine Möglichkeit, aktiv zu werden.

In Rheinland-Pfalz seien der Landesregierung gleichwertige Lebensverhältnisse ein zentrales Anliegen. Sie tue deshalb alles dafür, dass die Menschen, egal ob alt oder jung, männlich, weiblich oder divers, behindert oder nicht behindert und unabhängig davon, woran sie glaubten, wen sie liebten oder woher sie kämen, überall im Land am sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben teilhaben könnten. „Mit dem Doppelhaushalt für die Jahre 2019/2020 investieren wir deshalb weiter in Bildung, Infrastruktur, Nachhaltigkeit, die Sicherheit unserer Bürger und Bürgerinnen, unsere Kommunen und vieles mehr“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Sie sei stolz auf das, was die Landesregierung bereits erreicht habe, etwa den schuldenfreien Haushalt, die Chancengleichheit in der Bildung und die niedrige Arbeitslosenquote. Das alles sei jedoch nur gemeinsam mit zahlreichen Partnern möglich.

Über 350 Gäste aus über Gäste aus Gesellschaft, Kultur, Politik, Kirchen und Wirtschaft. © Foto: Diether v. Goddenthow
Über 350 Gäste aus über Gäste aus Gesellschaft, Kultur, Politik, Kirchen und Wirtschaft. © Foto: Diether v. Goddenthow

Ihren Gästen dankte die Ministerpräsidentin deshalb für ihr Engagement in ihren jeweiligen Bereichen. „Sie alle prägen den Erfolg unseres Landes maßgeblich mit. Ob in der Wirtschaft und Wissenschaft, in der Politik, in Kirchen, Kommunen oder ehrenamtlichen Initiativen. Es ist ganz besonders auch Ihr Verdienst, dass Rheinland-Pfalz so sicher, stark und solidarisch ist. Ich danke Ihnen für Ihren Einsatz und Ihre stetige, tatkräftige Beteiligung“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

„Aus Herausforderungen Chancen erwachsen zu lassen – im Sinne der Menschen in unserem Land: Das ist der Auftrag, den die Landesregierung auch in diesem Jahr wieder beherzt angehen wird. Es wird ein ereignisreiches Jahr werden und ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit“, sagte die Ministerpräsidentin. „Lassen Sie uns gemeinsam mit Mut und Tatkraft daran arbeiten, dass Rheinland-Pfalz auch weiterhin stark, sicher und stabil bleibt.“

Gute Wünsche gab es auch von der Schornsteinfeger-Innung: Sie verteilte kleine Schornsteinfegerfiguren und bescherte damit symbolisch Glück und Erfolg.