Kategorie-Archiv: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz

Prof. Dr. Peter Kohlgraf ist neuer Bischof von Mainz

Hohe Dom St. Martin zu Mainz Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Hohe Dom St. Martin zu Mainz Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Heute Punkt zwölf Uhr wurde in Rom und in Mainz Professor Dr. Peter Kohlgrafs Ernennung zum neuen Bischof von Mainz durch Papst Franziskus bekannt gegeben. Der Kölner Theologe wird damit auch Oberhirte vieler Katholiken in Hessen, wozu unter anderem auch die Dekanate Darmstadt, Offenbach, Gießen, Rüsselsheim und Alsfeld sowie Bergstrasse und die Wetteraus zählen.. Als Kardinal Lehmanns Nachfolger tritt er ein großes Erbe an. Nach Angaben des Bistums Mainz steht noch kein Termin für die Bischofsweihe fest, die im Mainzer Dom stattfinden wird.

Bild © Katholische Hochschule Mainz
Bild © Katholische Hochschule Mainz

Professor Kohlgraf ist 50 Jahre alt. Er hat in Bonn Theologie studiert, wurde 1993 in Köln zum Priester geweiht und lehrt seit 2012 an der Katholischen Hochschule in Mainz, wo ihn Kardinal Lehmann ab dem Wintersemester 2016/2017 zum Dekan des Fachbereichs Praktische Theologie ernannte. Kohlgraf ist zudem als Pfarrvikar in der Pfarrgruppe Wörrstadt im Dekanat Alzey/ Gau-Bickelheim in Rheinland-Pfalz tätig.

Zahlreiche Glückwünsche
Zu den ersten Gratulanten zählten Limburgs Bischof Georg Bätzing, der betonte, dass mit Kohlgrafs Wahl dem Mainzer Bistum nichts Besseres hätte passieren können: „Peter Kohlgraf ist ein hervorragender Lehrer, ein guter Seelsorger, ein erfahrener Mensch, auch in der Personalführung“, sagte Limburgs Bischof Georg Bätzing.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer betonte in Ihrer Grußadresse, dass mit Peter Kohlgraf ein Theologe als Nachfolger des international hoch geschätzten Kardinal Lehmann gewählt worden sei, der sich seit vielen Jahren wissenschaftlich und praktisch mit der Zukunft der Gemeinden und mit dem christlichen Glauben in der modernen Gesellschaft befasse und nah bei den Menschen sei: „Sie kennen die Wünsche und Sorgen der Gläubigen, insbesondere die junger Menschen. Als Seelsorger und Theologe haben Sie die überlieferte Lehre immer mit einem klaren Blick auf die gegenwärtige Situation der Kirche verbunden.“

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier sagte in seinem Grußtelegramm. „Es ist für mich eine große Freude, dass die Vakanz des Bistums Mainz so rasch beendet wurde. Herzlich gratuliere ich im Namen der Landesregierung und ganz persönlich Professor Kohlgraf zu seiner Wahl durch das Mainzer Domkapitel und seiner Ernennung durch Seine Heiligkeit Papst Franziskus. Für die Katholiken des Bistums Mainz, die zu einem großen Anteil in Hessen leben und für viele Bürgerinnen und Bürger darüber hinaus ist es sehr erfreulich, dass eines der traditionsreichsten Bistümer Deutschlands nun wieder einen Oberhirten hat. Seine pastoraltheologischen Erfahrungen und Kenntnisse aus der Praxis und Wissenschaft werden sicher mit dazu beitragen, die den Menschen zugewandte Leitung des Bistums auch künftig fortzusetzen. Es ist mein Wunsch, den intensiven und für beide Seiten bereichernden Dialog zwischen Politik und Kirche mit dem neunen Bischof von Mainz nahtlos fortzusetzen“, sagte der Regierungschef.

Der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebeling wünschte dem neuen Mainzer Bischof Peter Kohlgraf „viel Erfolg bei der Führung des Mainzer Bistums. Peter Kohlgraf ist im Bistum Mainz kein Unbekannter. Als Professor an der Katholischen Hochschule Mainz und als Pfarrvikar in der Pfarrgruppe Wörrstadt in Rheinhessen hat er sich als Theologe und Seelsorger in der Region einen Namen gemacht.“

„Die reiche Geschichte unserer Stadt ist eng verbunden mit den Mainzer Bischöfen. Sie haben durch viele Jahrhunderte hindurch das Leben und das Gesicht von Mainz entscheidend mitgeprägt und gerade in schweren Tagen, von denen die Menschen hier viele gesehen haben, das ihre getan, um unsere Stadt immer wieder neu entstehen zu lassen. Bedeutende Persönlichkeiten auf dem Bischofsstuhl, wie Bischof Ketteler, Kardinal Volk oder zuletzt Kardinal Lehmann, haben wichtige Impulse in unserer Stadt gesetzt und auch nach außen hin durch ihr Wirken der alten Bischofsstadt Mainz große Ausstrahlungskraft angesichts höchst gegenwärtiger Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft verliehen. Ich freue mich auf einen anregenden Dialog und Austausch zwischen der Stadt und dem neuen Bischof“, erklärt Oberbürgermeister Ebling.

„Kardinal Lehmann hat die Mainzerinnen und Mainzer durch seine Warmherzigkeit und Empathie als Mensch überzeugt. Als weltoffener Mainzer Ehrenbürger und hochgebildete Persönlichkeit in Weltkirche und Bistum hat Kardinal Lehmnann in herausfordernden Zeiten Orientierung gegeben. Er hat sich als Brückenbauer zwischen Kirche und Gesellschaft sowie als verlässlicher und konstruktiver Partner im Dialog mit den anderen christlichen und nichtchristlichen Religionsgemeinschaften große Anerkennung erworben. Ich wünsche mir, dass Peter Kohlgraf als neuer Bischof von Mainz an die Tradition seines Vorgängers anknüpft, dann wird er als neuer Oberhirte sicherlich schnell die Herzen der Mainzerinnen und Mainzer erobern“, so Oberbürgermeister Michael Ebling.

Breite Kultur ehrenamtlichen Engagements in Rheinland-Pfalz – 5. Bürgerempfang in Mainzer Staatskanzlei

Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat zum fünften Mal ehrenamtlich engagierte Bürge-rinnen und Bürger aus ganz Rheinland-Pfalz in der Staatskanzlei eingeladen. In diesem Jahr sind es vor allem junge Erwachsene, die aus den zwölf kreisfreien Städten und 24 Landkreisen des Landes gekommen waren. Eingerahmt von den Europäischen Miniköchen und den Pfälzer Wandermusikanten dankte die Ministerpräsidentin den Helden und Heldinnen des Alltags. Foto: Diether v. Goddenthow
Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat zum fünften Mal ehrenamtlich engagierte Bürge-rinnen und Bürger aus ganz Rheinland-Pfalz in der Staatskanzlei eingeladen. In diesem Jahr sind es vor allem junge Erwachsene, die aus den zwölf kreisfreien Städten und 24 Landkreisen des Landes gekommen waren. Eingerahmt von den Europäischen Miniköchen und den Pfälzer Wandermusikanten dankte die Ministerpräsidentin den Helden und Heldinnen des Alltags. Foto: Diether v. Goddenthow

Zu ihrem fünften Bürgerempfang hatte Ministerpräsidentin Malu Dreyer am Samstag, den 1. April 2017, vor allem junge Menschen in die Rheinland-Pfälzische Staatskanzlei Mainz eingeladen.
Umrahmt von 60 Jungköchen, der Europäischen Miniköche im Alter ab 10 Jahren und den Pfälzern Wandermusikanten dankte die Rheinlandpfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer den Helden und Heldinnen des Alltags: „Sie sind Menschen, die sich in unserem Land für andere einsetzen – und das ganz unentgeltlich. Ihr Engagement spiegelt genau die Pluralität und den Reichtum des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens wider, für die Rheinland-Pfalz steht“, sagte sie an ihre Gäste gewandt. „Ich finde es schön und es ist mir wichtig, so viele interessante Menschen kennenzulernen, die sich mit großem Einsatz ihrem persönlichen Herzensprojekt widmen. Rheinland-Pfalz braucht solche Menschen. Sie sind die Helden und Heldinnen des Alltags. Ohne ihre tatkräftige Unterstützung würde dieses Land nicht so gut funktionieren. Deswegen danke ich ihnen von ganzem Herzen“, so die Ministerpräsidentin weiter.

Gut 260 junge Ehrenamtliche - der Jugendfeuerwehr, den Kirchen bis zu den Pfadfindern lauschten gespannt der Ansprache. Anschließend konnten sie in Gruppen die Staatskanzlei besichtigen, Filme schauen, sich über alles informieren und untereinander austauschen. Foto: Diether v. Goddenthow
Gut 260 junge Ehrenamtliche – der Jugendfeuerwehr, den Kirchen bis zu den Pfadfindern lauschten gespannt der Ansprache. Anschließend konnten sie in Gruppen die Staatskanzlei besichtigen, Filme schauen, sich über alles informieren und untereinander austauschen. Foto: Diether v. Goddenthow

Rund 260 ehrenamtlich Engagierte aus den zwölf kreisfreien Städten und 24 Landkreisen waren der Einladung der Ministerpräsidentin gefolgt. Im Vordergrund standen auch diesmal die persönliche Begegnung und das Gespräch mit allen Delegationen. Leitgedanke beim diesjährigen Bürgerempfang war „Jung denken, Europa gestalten“. Während der rheinland-pfälzischen Bundesratspräsidentschaft möchte die Ministerpräsidentin insbesondere für die Chancen des demokratischen Miteinanders und ein einiges, freiheitliches Europa werben. „Mir ist es wichtig, dass junge Menschen mitgestalten, ihre Stimme erheben – und auch gesehen und gehört werden. Denn sie alle sind junge Botschafter und Botschafterinnen der Demokratie, sie alle gestalten mit. Das ist in den heutigen Zeiten, in denen Menschen unsere freiheitlich-demokratischen Werte in Frage stellen, wichtiger denn je“, zeigte sich die Ministerpräsidentin überzeugt.

Im Stresemann-Saal gab es den ganzen Tag über Filmvorführungen bei Kaffee und Kuchen.Foto: Diether v. Goddenthow
Im Stresemann-Saal gab es den ganzen Tag über Filmvorführungen bei Kaffee und Kuchen.Foto: Diether v. Goddenthow

Die Demokratie brauche Menschen, die sich für sie einsetzen, die neue Impulse geben und die deutliche Signale für Freiheit, Menschenrechte und eine vielfältige Gesellschaft setzen. So engagieren sich die geladenen Ehrenamtlichen vor allem in Jugendparlamenten, Schüler- und Studierendenvertretungen, bei Aktionen gegen rechts oder auch in der Flüchtlingshilfe. Ebenfalls vertreten waren Engagierte der Feuerwehren, Kirchen und Nachbarschaftshilfen.

Die Ministerpräsidentin im Gespräch mit einer der Gruppen aus 24 Landkreisen u. 12 kreisfreien Städten. Foto: Diether v. Goddenthow
Die Ministerpräsidentin im Gespräch mit einer der Gruppen aus 24 Landkreisen u. 12 kreisfreien Städten. Foto: Diether v. Goddenthow

Ehrenamtliches Engagement sei unverzichtbar, aber keineswegs selbstverständlich. „Deshalb ist mir die Anerkennung und Unterstützung des Ehrenamtes ein Herzensanliegen. Gute Rahmenbedingungen für ehrenamtliches Engagement zu schaffen, hat einen hohen Stellenwert in der Politik der Landesregierung“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

"Europäische Miniköche" reichen Obstspießchen. Foto: Diether v. Goddenthow
„Europäische Miniköche“ reichen Obstspießchen. Foto: Diether v. Goddenthow

Als eine besondere Form des Dankes habe sie beispielsweise die landesweite Ehrenamtskarte eingeführt, die Wertschätzung mit geldwerten Vorteilen verbinde. „Mittlerweile machen über 100 Kommunen mit und haben die Karte eingeführt. Die Karteninhaber und –inhaberinnen können landesweit bereits rund 475 Vergünstigungsangebote wie ermäßigte Eintrittspreise nutzen“, so die Ministerpräsidentin. Erst kürzlich sei zudem die Altersgrenze von 16 auf 14 Jahre gesenkt worden, um auch das Engagement von jungen Menschen anzuerkennen und zu fördern.

Vielfältige Informationen gab es bei der Landeszentrale für Politische Bildung, Rheinland-Pfalz im zum Café Kabinett umfunktionierten alten Kabinettssaal. Foto: Diether v. Goddenthow
Vielfältige Informationen gab es bei der Landeszentrale für Politische Bildung, Rheinland-Pfalz im zum Café Kabinett umfunktionierten alten Kabinettssaal. Foto: Diether v. Goddenthow

Die zum Bürgerempfang geladenen Engagierten werden auf Vorschlag der jeweiligen Landräte und Landrätinnen wie auch der Oberbürgermeister und Oberbürgermeisterinnen ausgewählt. Rund um das persönliche Treffen mit der Ministerpräsidentin konnten die Gäste die Staatskanzlei besichtigen, sich bei der Landeszentrale für politische Bildung informieren oder sich von den Pfälzer Wandermusikanten, dem Mainzer Singer-Songwriter David Strack und der Schule für Clowns unterhalten lassen.

Tag der Deutschen Einheit 2017 wirft in Mainz seine „Schatten“ voraus – Großes Bürgerfest geplant

Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Oberbürgermeister Ebling informierten heute über die zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit am 2. und 3. Oktober 2017 in Mainz. Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Oberbürgermeister Ebling informierten heute über die zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit am 2. und 3. Oktober 2017 in Mainz. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Tag der Deutschen Einheit 2017 in Mainz Ministerpräsidentin Dreyer/Oberbürgermeister Ebling: Rheinland-Pfalz und die Landeshauptstadt freuen sich auf die Einheitsfeier

(gl) „Am 2. und 3. Oktober 2017 wird Rheinland-Pfalz die Ehre und schöne Aufgabe haben, die zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit auszurichten. Es soll ein besonderes Fest werden, so vielfältig, kreativ und modern wie unser Land und seine Landeshauptstadt“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die heute gemeinsam mit dem Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling die inhaltliche Ausrichtung und den Planungsstand vorstellte.

Rheinland-Pfalz hat zum sechsten Mal den Vorsitz im Bundesrat inne und richtet damit verbunden zum zweiten Mal den Tag der Deutschen Einheit in seiner Landeshauptstadt aus. Für das Jahr der rheinland-pfälzischen Bundesratspräsidentschaft und die Einheitsfeier hat die Landesregierung das Motto „Zusammen sind wir Deutschland“ gewählt. „Unser Motto verstehe ich nicht nur als Aufruf zum Mitfeiern, sondern auch zum Mitmachen“, erläuterte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Alle Rheinland-Pfälzer und Mainzer seien herzlich eingeladen, als Botschafter für die Einheitsfeier zu werben und aktiv mitzuwirken.
„Am 3. Oktober erinnern wir uns an das Glück, dass wir wiedervereint in Frieden und Freiheit in einer Demokratie leben können. Als Ausrichter wollen wir dazu beitragen, dass sich die Menschen in Deutschland mit ihrem Feiertag identifizieren“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Die deutsche Einheit sei einer starken demokratischen Bewegung zu verdanken. Als Rheinland-Pfälzerin habe sie als Symbol die schwarz-rot-goldene Fahne vor Augen, die vor 185 Jahren in der Pfalz beim Hambacher Fest zum Symbol der demokratischen Kultur wurde. „Diese Farben stehen für unser Land, für die Wiedervereinigung und inzwischen auch für ein weltoffenes Deutschland. Wir werden sie deshalb als prägendes Gestaltungselement in den Tag der Deutschen Einheit in Mainz einbauen“, erläuterte die Ministerpräsidentin.

„Wir freuen uns, dass die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in diesem Jahr in der Landeshauptstadt Mainz stattfinden. Mainz feiert gerne – und das nicht nur zur fünften Jahreszeit. Was die Landeshauptstadt auszeichnet, ist ihre Weltoffenheit, die besondere Lebensfreude, die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Mainzerinnen und Mainzer. Wir werden Mainz an den beiden Tagen als weltoffene, tolerante und gastfreundliche Stadt präsentieren, in der Hass und Fremdenfeindlichkeit keinen Platz finden“, sagte Oberbürgermeister Michael Ebling.

Neben dem großen Bürgerfest am 2. und 3. Oktober gibt es protokollarische Veranstaltungen mit hochrangigen Mitwirkenden und Gästen. Der offizielle Teil beginnt am 3. Oktober um 9.30 Uhr im Gutenbergmuseum. Dort begrüßen Bundesratspräsidentin Malu Dreyer und Oberbürgermeister Michael Ebling die Verfassungsorgane des Bundes. Nach dem Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Mainz findet im Dom der ökumenische Gottesdienst statt, der live vom SWR übertragen wird. Der anschließende Festakt, den das ZDF live überträgt, findet in der Rheingoldhalle statt. Im Anschluss lädt der Bundespräsident alle Gäste und Mitwirkenden zu einem Empfang ein. Das große Bürgerfest mit vielen Aktionsflächen und Bühnen beginnt am 2. Oktober um 11.00 Uhr in der Mainzer Innenstadt. Dort präsentieren sich auch Bundestag, Bundesrat und Bundesregierung sowie alle Länder. Der SWR wird mit seinen Hörfunkprogrammen SWR1 und SWR4 auf dem Schillerplatz, die RPR-Unternehmensgruppe mit RPR1.und bigFM auf dem Ernst-Ludwig-Platz für hochwertige Open-Air-Bühnenprogramme sorgen.

„Natürlich werden wir die bundesweite Aufmerksamkeit auch nutzen, um die Stärken unseres Landes zu präsentieren. Es wird einen ansprechenden und informativen Landesauftritt geben, bei dem wir den Erlebnischarakter und das Mitmachen in den Vordergrund stellen. Auch werden wir unsere Partnerregionen und Nachbarn aktiv einbinden“, erläuterte die Ministerpräsidentin. Die Feierlichkeiten enden am 3. Oktober am späten Abend mit einer großen Abschlussshow auf dem Rhein. „Dort werden wir mit viel Licht, Animation und Musik die deutsche Geschichte aus dem Blickwinkel unseres Landes eindrucksvoll inszenieren“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
„Mainz ist eine junge und dynamische Stadt mit einer lebendigen Kunst- und Kulturszene. Auf der städtischen Bühne auf dem Bischofsplatz werden wir den Besucherinnen und Besuchern einen Einblick in diese kreative Szene mit Angeboten für alle Altersgruppen bieten und so sicherlich den einen oder anderen Gast überzeugen, die Landeshauptstadt Mainz erneut zu besuchen. Neben Angeboten etwa der Hochschule für Musik, des Staatstheaters Mainz oder des Peter-Cornelius-Konservatoriums der Stadt Mainz sind Künstlerinnen wie Mine und Hanne Kah oder Comedian Sven Hieronymus eingeplant“, sagte Oberbürgermeister Michael Ebling zu den Plänen der Stadt.

„Wir wollen die Einheitsfeier zu einem fröhlichen, informativen und bunten Fest für alle machen und dabei für ein Höchstmaß an Sicherheit sorgen. Das Thema Veranstaltungssicherheit steht für uns ganz oben“, versicherte die Ministerpräsidentin. Man stehe seit Beginn der Planungen in einem intensiven Dialog mit Polizei, Feuerwehr und dem Ordnungsamt. Diese bundesweit ausstrahlende Großveranstaltung werde natürlich Beeinträchtigungen im Innenstadtbereich mit sich bringen. „Diese wollen wir sowohl in räumlicher wie auch in zeitlicher Hinsicht möglichst gering gehalten. Wir sind mitten in den Planungen und können deshalb noch keine konkreten Angaben zum Sicherheits- und Verkehrskonzept mitteilen“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Es sei ihr wichtig, dass im weiteren Verlauf Anwohner, Gewerbetreibende und Gastronomen rechtzeitig und regelmäßig informierte werden. Unser Ziel ist es, dass sich alle Rheinland-Pfälzer und Rheinland-Pfälzerinnen sowie unsere Gäste auf den Tag der Deutschen Einheit in Mainz freuen“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Oberbürgermeister Michael Ebling.

Die erste Informationsveranstaltung für Gastronomie, Einzelhandel und Hotels findet am 6. März um 14.30 Uhr in der Staatskanzlei statt. Die als Anwohner betroffenen Bürgerinnen und Bürger werden am 16. März um 18.00 Uhr ebenfalls in der Staatskanzlei über den derzeitigen Planungsstand informiert.

Mut für diese „entsetzliche Lücke“ – Carl Zuckmayer Medaille 2017 an Joachim Meyerhoff verliehen

Ministerpräsidentin Malu Dreyer überreicht Joachim Meyerhoff die Urkunde und  Carl Zuckmeyer-Medaille 2017 des Künstlers Otto Kallenbach. Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Ministerpräsidentin Malu Dreyer überreicht Joachim Meyerhoff die Urkunde und Carl Zuckmeyer-Medaille 2017 des Künstlers Otto Kallenbach. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Selbst Carl Zuckmayer wäre wohl entzückt gewesen über den bewegten Abend der Auszeichnung des Schauspielers und Autors Joachim Meyerhoff durch Ministerpräsidentin Malu Dreyer am 18. Januar 2017 im Mainzer Staatstheater mit der Carl-Zuckmayer-Medaille, bestehend aus Bronze-Medaille, Urkunde und 30 Liter Wein aus Nackenheim, dem Geburtsort Zuckmayers.

Malu Dreyer würdigte den diesjährigen Preisträger als „einen der begabtesten Schauspieler unserer Zeit“, der ein wunderbarer Erzähler sei und mit seinen autobiographischen Romanen sein Publikum begeistere. Meyerhoff sei ein Fantasiebündel, ein Querdenker und habe einen Überschuss von Energie, was sehr intensiv, manchmal anstrengend, aber immer toll sei, so die Ministerpräsidentin, die aber auch einen Schlenker in Meyerhoffs Vergangenheit machte, als sie auf eines von Meyerhoffs Hauptschreibmotive, nämlich seinen Verlust von geliebten Menschen, abhob: „Dass das Leben von einen Tag auf den anderen anders aussehen kann, erfährt Joachim Meyerhoff als 17jähriger. Er hält sich bei seiner Gastfamilie in Wyoming auf, als ihn die Nachricht erreicht, dass sein mittlerer Bruder bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt ist. Später stirbt der geliebte Vater an Krebs, und in kurzer Folge sterben dann auch seine innig geliebten Großeltern, der Philosophie-Professor Herrmann Krings und seine Frau Inge“. Sie war Schauspielerin. Diese und weitere Verlusterlebnisse waren mit ein Antrieb für Joachim Meyerhoff, seine Stücke „Alle Toten fliegen hoch“ in einer inzwischen bald vierbändigen Reihe niederzuschreiben. Alle bisher im Kiepenheuer und Witsch Verlag erschienenen Werke „Alle Toten fliegen hoch“, 2011, „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“, Teil 2, 2013 und „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“, Teil 3 2015, sind Bestseller.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Wie Zuckmayer habe auch Meyerhoff eine Art des Erzählens gefunden, die uns mit viel Witz und Ironie zum Lachen und zum Nachdenken zugleich bringe und die von Menschenliebe getragen sei, ohne sentimental zu werden, begründete die Ministerpräsidentin ihre Entscheidung für den Preisträger, die sie aufgrund von Vorschlägen einer hochkarätigen Fachkommission getroffen hat. Mit der Carl Zuckmayer Medaille werden Verdienste um die deutsche Sprache geehrt. Sie ist die höchste kulturelle Auszeichnung der Ministerpräsidentin und wird in Erinnerung an den großen rheinhessischen Schriftsteller und Dramatiker Carl Zuckmayer verliehen.
Beim Lesen habe man manchmal das Gefühl, „jetzt müsstest du eigentlich wegschauen, um der Scham zu entkommen, um den anderen nicht zu nahe zu treten, das hätte schiefgehen können“, so die Ministerpräsidentin. Doch Joachim Meyerhoff sei es gelungen, und darin zeige sich seine literarische Meisterschaft, „die Figuren vor der Lächerlichkeit zu bewahren, weil am Ende die Menschen, die er beschreibt, nicht nur von ihrer Eigenart, sondern auch von ihrer Liebenswürdigkeit ganz deutlich werden“, so die Ministerpräsidentin. Joachim Meyerhoff gehe es in seinen Darbietungen und Werken um die Wertschätzung jedes und jeder Einzelnen in ihrer Individualität. „Keine Schubladen nach Herkunft, nach Rolle, nach Geschlecht, nach Status, die jemandem einen Platz in der gesellschaftlichen Ordnung zuweisen. Das beeindruckt mich zutiefst“, sagte die Ministerpräsidentin. „Meyerhoffs Spiel und seine Romane sind für mich das Plädoyer, die Freiheitsräume für Verwandlungen zu bewahren. Damit jeder und jede eine Chance hat, sich zu entfalten.“ Seine mit so viel Herz und Witz erzählten Geschichten machten Lust auf mehr, „eigentlich machen sie geradezu süchtig. Wir erwarten also sehnsüchtig auf die Fortsetzung auf der Bühne und im Buch“, schloss die Ministerpräsidentin.

Szene aus „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“

Mitglieder des Schauspielensembles Staatstheater Mainz spielten eine kroteske Szene aus "Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke".  Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Mitglieder des Schauspielensembles Staatstheater Mainz spielten eine kroteske Szene aus „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“.
Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Aus „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ spielten Mitglieder des Schauspielensembles des Staatstheater Mainz brillant kroteske Szenen eines ersten Tages in der Münchener Falckenberg-Schauspielschule mit der Aufgabe, eine beliebige Textstelle aus Fontanes „Effi Briest“ in Rollen von Eule, Affe, Elefant und Nilpferd zum Besten zu geben. Der Saal brüllte vor Lachen.

„Betrachtungen eines Freundes“ von Dr. Johannes Janssen

Dr. Johannes Janssens, Kunsthistoriker und Leiter des Bad Homburger Museums Sinclair-Haus. Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Dr. Johannes Janssens, Kunsthistoriker und Leiter des Bad Homburger Museums Sinclair-Haus. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Gleichsam emotional berührt war das Publikum nachfolgend von Dr. Johannes Janssens Laudatio auf seinen engen Freund seit Kindertagen Joki, die, wie schon der Titel „Die Betrachtungen eines Freundes“ signalisierte, als sehr persönliche Retrospektive über eine übliche Lobrede weit hinausreichte. Den Verlust von geliebten Menschen ist eine Erfahrung, die Meyerhoff schon sehr früh und immer wieder machen musste. Durch diese Zeit begleitet hatte ihn Janssen, mittlerweile Kunsthistoriker und Leiter des Bad Homburger Museums Sinclair-Haus. Dieser hatte schon früh erkannt, welche Talente in dem großgewachsenen und immer irgendwie unruhigen Joachim Meyerhoff schlummern. Janssen ist sicher, dass die Lebenslücken einen großen Anteil an seiner künstlerichen Entwicklung haben, sagt er in seiner Laudatio: „Damals hat mich schon beeindruckt, dass diese Lücke nicht nur entsetzlich war und ein Ohnmachtszustand, sondern, dass du sehr früh begriffen hast, dass du konstruktiv, kreativ und vital auf diese Lücke reagieren kannst“, und dass diese Lücke auch neue Freiräume eröffnet hätte, fügte er hinzu. Er habe begriffen, „dass alles was du tust, damit zu tun hat, dass Du dich weigerst, dass Erinnerung klein wird, dass Du dich weigerst, dass das im Leben irgendwo verschwindet, dass die ganze Arbeit darauf hingerichtet ist, dass die Sachen groß bleiben, dass man sie behauptet, dass man souverän mit ihnen umgeht“, sagte Janssen, der vor allem über Meyerhoffs großes Talent, insbesondere zu konzentriertem Arbeiten und temporärem Expertentum, und über seinen unbändigen Drang nach Freiheit, um sich immer wieder neue Räume zu erobern, bewundernd erstaunt war. Da Meyerhoff eine erste kleine Rolle in Kassel als „Razman“ in Schillers Räuber zu „limitiert“ erschien, habe er diese durch eine lebende Ratte auf der Schulter dramaturgisch zum „Ratsman“ aufwertend zu erweitern versucht. Das sei  beim Regisseur gar nicht gut angekommen. Schließlich habe sich der in der gemeinsamen WG in einer Duschwanne untergebrachte Nager nach und nach durch zwei als Behausung gedachte Hemingway-Schuber gefressen.
Janssen gelangt es immer wieder mit tiefgründigem Witz seine „Liebeserklärung“ an seinen Freund zu pointieren, dessen Wahrhaftigkeit er abschließend ganz besonders hervorhob.

„Der Fish, der vile Freinde hatte“ statt einer Dankesrede

Preisträger Joachim Meyerhoff. Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Preisträger Joachim Meyerhoff. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Der so humoristisch, bisweilen seelisch  entblößte,  geehrte Joachim Meyerhoff rächte sich daraufhin für die Freundes-Worte und für die Preisverleihung als Dank mit der Lesung seines literarischen Erstlings: „Der Fish, der vile Freinde hatte“.
Projiziert auf Bühnen-Großleinwand, konnten die über 800 geladenen Gäste im aufgeschlagenen linierten Schulheft des achtjährigen Joachim Meyerhoff visuell der mit voller selbstironischer Hingabe vorgetragenen frühdichterischen Lesung folgen. Auf 10 Seiten hatte Meyerhoff einst in krakeligem Deutsch nach Gehör seine Geschichte von Tom verfasst, einem Jungen seines Alters, der sich einen „Goldvish“ wünschte, und als stolzer Besitzer eines Akwariums unfreiwillig zum „Goldfish“-Züchter avancierte. Das Publikum bog sich vor Lachen.
Hätte man seinen Lehrern damals erzählt, so Meyerhoff, dass er eines Tages für die Verdienste um die deutsche Sprache ausgezeichnet würde, hätte dies wohl niemand glauben wollen. Wo die Lust hergekommen sei, überhaupt irgendwann etwas zu schreiben, könne tatsächlich auch mit diesen Verlusten zu tun haben, wenn man Menschen verliere, die man so liebt – und irgendwann Antworten suche und brauche, vermutet der Preisträger.

Der Intendant des Mainzer Staatstheaters  Markus Müller rollte den flüssigen Teil des Carl Zuckmayer Preises,  ein  30 Liter-Fässchen  Nackenheimer Wein, höchstpersönlich mit einem Bollerwagen zur und von der Bühne. Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Der Intendant des Mainzer Staatstheaters Markus Müller rollte den flüssigen Teil des Carl Zuckmayer Preises, ein 30 Liter-Fässchen Nackenheimer Wein, höchstpersönlich mit einem Bollerwagen zur und von der Bühne. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

(Diether v. Goddenthow – Rhein-Main.Erokunst)

Übrigens: Das filmische Porträt des Preisträgers von Kulturredakteur Alexander Wasner und weitere Begegnungen rund um die Carl-Zuckmeyer-Medaille sind am Samstag, 21. Januar 2017, 18.45 h, in der SWR-Sendung „landart“ zu sehen.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei Neujahresempfang: „Zusammen sind wir Rheinland-Pfalz … und auch Mutmacher für die Verzagten“

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (rechts), traditionell von Schornsteinfegern umgeben,  begrüßt beim Neujahrsempfang am 11. Jan. 2017 in der Mainzer Staatskanzlei über 350 Gäste aus Gesellschaft, Kultur, Kirchen und Wirtschaft.  Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier goddenthow
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (rechts), traditionell von den für „Glück“ stehenden Schornsteinfegern umgeben, begrüßt beim Neujahrsempfang am 11. Jan. 2017 in der Mainzer Staatskanzlei über 350 Gäste aus Gesellschaft, Kultur, Kirchen und Wirtschaft. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier goddenthow

„Rheinland-Pfalz wird in diesem Jahr 70 Jahre alt. Mehr als 70 Jahre gibt es Frieden in Europa. In diesen Jahrzehnten haben die Menschen in unserem Bundesland mit großer Tatkraft viel geschaffen. Gerade der Frieden und die Freiheit, die Abkehr vom Nationalistischen, haben unserem Land diese Entwicklung ermöglicht“, sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei ihrem gestrigen Neujahrsempfang vor rund 350 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in der Mainzer Staatskanzlei. Aber momentan sei sie besorgt: Denn wir alle spürten doch, dass das uns Liebgewonnene in Gefahr geraten sei: „die Liberalität, die Toleranz, die Werte der Aufklärung, die Achtung vor Minderheiten und unterschiedlicher Religionen. Wir müssen uns bewusst machen, dass angesichts der nationalistischen Kräfte in ganz Europa all das nicht mehr selbstverständlich ist“, sagte die Ministerpräsidentin.

Dreyer rief dazu auf, gegen ein Treffen und Vernetzung der europäischen «rechtsextremen und populistischen Parteien» des Europaparlaments, der ENF-Fraktion, in Koblenz am 21. Januar zu demonstrieren.

Der IS-Terror habe viele Wunden hinterlassen und halte Deutschland, Europa und die Welt in Atem, sagte Dreyer, die turnusmäßig den Vorsitz im Bundesrat innehat. Dreyer ermahnte angesichts der schrecklichen Anschläge, zuletzt auf dem Berliner Weihnachtsmarkt, dennoch weiterhin besonnen zu reagieren: Nicht jeder Vorschlag sei geeignet, so die Ministerpräsidentin, mögliche Sicherheitslücken zu schließen und zugleich auch die Verhältnismäßigkeit zu wahren. Umso wichtiger sei es, so Frau Dreyer, das Wissen um den Tathergang des schrecklichen Terroranschlags zu nutzen, um zu prüfen, wo tatsächlich Änderungsbedarf besteht, um die Sicherheit noch weiter erhöhen zu können.

„Was unsere Regierung nicht tun wird, ist, alle Flüchtlinge in unserem Land unter Generalverdacht zu stellen. Wir stehen zu unseren humanitären Verpflichtungen, ohne blauäugig zu sein.“, stellte Frau Dreyer klar und dankte dafür, „dass unzählige Bürger und Bürgerinnen in unserem Land dies teilen, und sich bis heute über das normale Maß hinaus engagieren.“

In der Zeit der vielen Flüchtlinge sei das Ehrenamt hier ganz besonders wichtig. Aber es gäbe darüber hinaus unzählige Bereiche des Alltags, wo das Ehrenamt dauerhaft und kontinuierlich erbracht werde, so die Ministerpräsidentin. Erfreut war Dreyer zugleich mit einem neuen Ehrenamts-Rekord aufwarten zu können. So engagierten sich erstmals 48,3 Prozent der Rheinland-Pfälzer ehrenamtlich, gegenüber 48 Prozent im Jahr zuvor. Dreyer dankte stellvertretend für alle ehrenamtlich Tätigen in diesem Jahr den Rettungsdiensten und begrüßte die Vertreter dieser Organisationen und auch der Kirchen.

Dreyer wies darauf hin, dass es insbesondere in diesen Zeiten so wichtig sei, dass die Kirchen und unterschiedlichen Glaubens- und Religionsgemeinschaften in diesem Land auch im neuen Jahr gemeinsam einen konstruktiven Dialog miteinander suchten.

lutherbilder-cover100Mit Blick auf das Luther-Jahr fügte die Ministerpräsidentin hinzu, dass 2017 auch unter dem kirchlichen Aspekt ein ganz besonderes Jahr sei, weil das 500ste Reformationsjubiläum gefeiert würde. Es gäbe viele Orte hier in Rheinland-Pfalz, die eng verbunden seien mit dem Leben und dem Werk Martin Luthers, so Dreyer. Entsprechend werde es auch zahlreiche, interessante und schöne und feierliche Veranstaltungen geben, worauf sie sich freue.
(Tipp: Heute Abend wird anlässlich des Luther-Jahrs im Mainzer Rathaus gegen 18.00 Uhr die Ausstellung „Lutherbilder“ eröffnet.)

Die Ministerpräsidentin bekräftigte an ihre Gäste gewandt: „Sie prägen den Erfolg dieses Landes maßgeblich. Sie arbeiten in den unterschiedlichsten Bereichen: in der Wirtschaft und Wissenschaft, in der Politik, in den Gewerkschaften, in Kirchen, und ehrenamtlichen Initiativen daran mit, dass Rheinland-Pfalz weiterhin ein erfolgreiches und solidarisches Land bleibt. Eine Gesellschaft funktioniert nur, wenn alle daran mitwirken und teilhaben. Dafür danke ich Ihnen.“

„Ich freue mich auf die Zusammenarbeit, auf ein gutes, erfolgreiches und hoffentlich friedliches Jahr 2017. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass unsere Gesellschaft stark bleibt und auch in schwierigen Zeiten zusammenhält. Unser Staat ist stark. Wir haben allen Grund zur Zuversicht. Aber es ist auch entscheidend, dass wir uns engagieren für unsere Werte im Wissen um unsere Stärken, die unsere vielfältige Gesellschaft ausmachen, und im Streben nach einer positiven Zukunft, so die Ministerpräsidentin und fügte hinzu:“ Sie alle tragen in ganz unterschiedlichen Bereichen Verantwortung in unserem Land, uns Sie gestalten das Zusammenleben. Und viele Menschen trauen Ihnen und trauen uns dabei auch zu, eine Orientierung für die Zukunft zu geben. Das ist gleichzeitig ein großes Glück und eine große Verantwortung.

Mit Zuversicht in neue Jahr. Malu Dreyer umringt von glücksverheißenden Schornsteinfegern, die an die Gäste Glücks-Cents verteilten. Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier goddenthow
Mit Zuversicht in neue Jahr. Malu Dreyer umringt von glücksverheißenden Schornsteinfegern, die an die Gäste Glücks-Cents verteilten. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier goddenthow

Wir sollten diese Verantwortung im neuen Jahr in dem Vertrauen annehmen, dass uns fast alles gelingen kann, wenn wir es zusammen anpacken. «Zusammen sind wir Rheinland-Pfalz», sagte Dreyer, und ergänzte mit Blick auf den Tag der Deutschen Einheit, der in Mainz gefeiert wird: «Zusammen sind wir Deutschland“
An die Gäste gewandt ergänzte die Ministerpräsidentin, dass sie sich sicher, „dass wir auch diejenigen erreichen können, die weniger optimistisch in das neue Jahr starten; diejenigen, denen die Herausforderungen vielleicht zu groß erscheinen, die vor den Veränderungen auch vielleicht ein wenig Angst haben.“ Zusammen werde es „uns gelingen, für die Verzagten auch Mutmacher zu sein, und den Angstmachern mit Kraft und Zuversicht zu begegnen“.

(Dokumentation: Diether v. Goddenthow)

„Den“ durch und durch „guten“ Menschen gibt es selbst in „Downtown“ nicht – Ramba-Zamba mit großartigem Theater zum Auftakt des Mainzer Festivals „Kultur grenzenlos Vol. 18″

Der GuteMensch von Downtown GrenzenlosKultur. Foto: Diether v. Goddenthow
Der GuteMensch von Downtown GrenzenlosKultur. Foto: Diether v. Goddenthow

Wunderbar unterhaltsam, kurzweilig und mit Brechtbezug entführte das Theater RambaZamba die Zuschauer im vollbesetzten kleinen Haus des Mainzer Staatstheaters am 22. September 2016 bei der Premiere von „Der gute Menschen von Downtown“ die Zuschauer in andere Welten. Hauptakteure waren Menschen mit Downsyndrom, die hier gemeinsam mit Profi-Schauspielern, unter ihnen Eva Mattes, eine zweistündige Meisterleistung an Schauspiel- und Tanzkunst, Konzentration und Authentizität vorführten, die ihresgleichen sucht.

So großartig fantasievoll dargeboten, ginge die Handlungs-Inszenierung auch als außergewöhnliche Theater-Performance durch, nur mit dem vorteilhaften Unterschied, dass die Ramba-Zamba-Performance mich gepackt, fasziniert und innerlich mit neuen Impulsen erfüllt hat. Ich gebe zu: Ich bin kein Performance-Typ, insbesondere wenn es um „Da da“ geht, weil es mir in der Regel zu verkopft, zu abgehoben, zu inhaltsleer und ideenverlegen zugeht. Ganz anders gestern Abend mit der RamaZamba-Truppe:. „Der gute Mensch von Downtown“, angelehnt an Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“, war bei allen  von Anfang bis zum Schluss aussagestark, symbolisch ausgefeilt, inhaltlich ergiebig aufgebaut, assoziationsstark und dramaturgisch sowie bühnenbildnerisch mit nur einem Bühnenbild, und all die verschiedenen Schauspieler-Talente integrierend, genial inszeniert. In allen Szenen faszinierte das Spiel und war als eigener und dem Publikum vorgehaltener Spiegel menschlicher Existenzweise in jeder Hinsicht entwaffnend.

Worum ging es? Es ging um nichts Geringeres, als um die Frage aller Fragen, nämlich, ob die Menschheit noch zu retten sei? Und wie schon der Programmtext ausführt, sind „Gott und Luzifer  sich einig: Das wird nichts mehr, eine neue Sintflut muss her. Zwei Erzengel aber wollen drei „gute“ Menschen finden als Beweis, dass nicht alle verdorben sind. Auf der Erde allerdings, in Downtown, hat niemand etwas für die Engel inkognito übrig – alle sind mit ihrem Überlebenskampf beschäftigt. Nur drei junge Frauen mit Downsyndrom (Juliana Götze, Zora Schemm, Nele Winkler) erweisen ihnen Gastfreundschaft. Zum Dank schenken die Engel ihnen ein Teehaus. Aber es dauert nicht lange, bis die „guten“ Schwestern zu kaltherzigen Brüdern werden und sich selbst zu Hilfe kommen müssen.

Frei nach Bertolt Brechts Der gute Mensch von Sezuan inszeniert Gisela Höhne mit der Bühnenlegende und Tatort-Kommissarin Eva Mattes einen Abend, der wichtige Fragen stellt: Warum ist es so schwer, den Bedürftigen die Tür zu öffnen? Was ist Mitleid wert? Zählt das Gutsein überhaupt, wenn es eine Art Geburtsfehler ist? Ist ein gerechtes Leben in einer ungerechten Gesellschaft möglich?“

Der GuteMensch von Downtown GrenzenlosKultur. Foto: Melanie Buehnemann
Der GuteMensch von Downtown GrenzenlosKultur. Foto: Melanie Buehnemann

Die Moral von der Geschicht': „Den“ durch und durch „guten“ Menschen gibt es selbst in „Downtown“ nicht. Und was lernen wir daraus? Richtig! Auch Menschen mit Downsyndrom sind keine „Heiligen“. Sie haben wie jeder Mensch Wünsche und Begierden  und sind vor Verlockungen genauso wenig gefeit. Und dies zu erkennen, ist meines Erachtens  auch gut so, weil jedes Vorurteil, welches wir einreißen, uns alle  einander näherbringt.   „Der gute Mensch von Downtown“ hat dies auf eine sehr kreative, erheiternde Art  ermöglicht und einige Vorurteile, wenigstens für Stunden, weggewischt.

Im Anschluss der Vorführung eröffneten Prof. Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz, Markus Müller, Intendant des Mainzer Staatstheaters gemeinsam mit Barbara Jesse, Vorsitzende  der Lebenshilfe, Landesverband Rheinland-Pfalz, das Theater-Festival „GrenzenlosKultur Vol. 18“.

Weitere Programmpunkte von GrenzenlosKultur Vol. 18 Theaterfestival finden Sie hier!

1_grenzenloskultur_plakat_2Grenzenlos Kultur vol. 18 – Theaterfestival

Do 22. September – Sa 1. Oktober 2016
Ort: Staatstheater Mainz, Gutenbergplatz 7 + Tritonplatz
www.grenzenloskultur.de

Ist Dada gaga oder wer gaga ist, Dada?
Theaterfestival Grenzenlos Kultur vol. 18 lädt vom 22. September bis 1. Oktober die Dada-Enkel ins Staatstheater Mainz

Das Theaterfestival Grenzenlos Kultur feiert vom 22. September bis 1. Oktober seine 18. Ausgabe und den 100. Geburtstag der Dada-Kunst. Rund 150 Künstler mit und ohne Behinderungen kommen aus England, Mosambik, Österreich, der Schweiz, Spanien, USA, Deutschland und anderen Ländern ins Staatstheater Mainz. Die 21 Veranstaltungen gehen von Theater, Tanz, Revue, Performance, Film bis zum Symposium. Am 17. September, fünf Tage vor Festival-Beginn, gestaltet das Festivalteam wieder das beliebte inklusive Kinder-Kulturfest „Kraut & Rüben“ im Rahmen des Theaterfestes.

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Programm
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KINDERFEST BEIM THEATERFEST
Sa 17. September 11-18 Uhr – Kleines Haus, Tritonplatz, Gutenbergplatz
Kraut und Rüben
Inklusives Kinder-Kultur-Fest für Kinder ab 3.
Grenzenlos Kultur präsentiert 6 Tage vor seinem Theaterfestival und zeitgleich mit dem Theaterfest ein inklusives Kinderfest. Mit Rolliparcours, Zirkus, Workshops, Musik, Kinderkino, Lesungen, Kindertheater, und zum Schluß Randale!
Eintritt frei
Aufführungen, Lesungen und Kinderkino mit Gebärdensprachdolmetscher*in

THEATER
Do 22.September um 19.30 – Kleines Haus
18.45 Uhr Einführung / 22 Uhr Empfang zur Festivaleröffnung

Fr 23. September um 19.30 – Kleines Haus
18.45 Uhr Einführung

Theater RambaZamba (Berlin)
Der gute Mensch von Downtown
Sehr frei nach Bertolt Brecht suchen zwei Erzengel drei gute Menschen. Mit Tatort-Komissarin Eva Matthes, einer Jazzband und schlagfertigen Spielern.
Tickets: 35 – 13,50 / 17,50 – 6,75 erm.

TANZ PERFORMANCE
Fr 23. September um 19.30 Uhr – U17

Michael Turinsky (Wien)
my body, your pleasure
Der Choreograf, von Geburt an behindert, entwickelt aus seinem Bewegungsrepertoire einen subversiven Mix zwischen Ausgeliefert-Sein und Lust-Forderung. Er schickt seine Tänzer auf einen Parcour aus Ghetto- und Fashion-Ästhetik, Wackelpudding und Holzpaletten.
Tickets: 14,50 / 7,25 ermäßigt

FILM
Fr 23. September um 22 Uhr – Kleines Haus
Die Menschliebe
Zwei Männer, zwei Geschichten über Behinderung und körperliche Wünsche. Ein Plädoyer für die Erlangung der Würde durch das Erwachsenwerden.
Eintritt mit Einlasskarten frei

TAGUNG
Sa 24. September 10-18 Uhr – Glashaus
So 25. September 10-15 Uhr – Glashaus
Grenzenlos Kultur, Staatstheater Mainz und TheaterRaumMainz präsentieren
Who Cares?
Über Körperkultur, Lust, Abhängigkeiten, Fürsorge, Selbstbestimmung, Grundeinkommmen und Teilhabegesetz
Teilnahmegebühr: 60 / 30 ermäßigt

PERFORMANCE
Sa 24. + So 25. September um 19.30 Uhr – U17
Jeremy Wade (D/USA)
Together Forever
Mit dem Versprechen ewiger Liebe im Gepäck, erforschen die fünf Gastgeber mit dem Publikum soziale und politische Bedingungen für eine liebevolle Gemeinschaft.
Tickets: 14,50 / 7,25 ermäßigt

TANZ
So 25. September um 18 Uhr – Kleines Haus

17.15 Uhr Einführung

Danza Mobile (Sevilla/Spanien)
+
Yugsamas Movement Collective (International)
Where is down
Wilde Gestalten in wallenden Kleidern, bunten Perücken und dicken Brillen auf der Suche nach ihrem selbst.
Tickets: 14,50 / 7,25 ermäßigt

ZWEI TANZ-STÜCKE
Mo 26. September um 18.30 Uhr – U17
Di 27. September um 19.30 Uhr – U17

Panaibra Gabriel Canda (Maputo/Mosambik)
Metamorphoses + Time and Spaces – The Marrabenta Solos
In „Metamorphoses“ erfinden die Künstler neue Körperformen, indem sie organische Körper und anorganische Materialien miteinander verbinden.
In „Time and Spaces“ macht Canda den Körper zum Gradmesser der gesellschaftlichen Umbrüche in Mosambik. Gitarrist Jorge Domingos begleitet das Stück mit Marrabenta Musik.
Tickets: 14,50 / 7,25 ermäßigt

DADAISTISCHE REVUE / Uraufführung
Mi 28. September um 19.30 – Kleines Haus
18.45 Uhr Einführung

Theater RambaZamba (Berlin)
Dada Diven
Hommage an den Geist der ersten Dadaisten. 100 Jahre nach Gründung geben die Dada-Enkelinnen Einblick in ihr Café Voltaire.
Tickets: 14,50 / 7,25 ermäßigt

THEATER, PERFORMANCE
Mi 28. September um 21 Uhr – U17
Theater Thikwa (Berlin)
+ TamS (München)
Hindernisse auf der Fahrbahn
Ernst Herbecks dichtete in der Landesnervenklinik Gugging. Mit seiner Poesie, feinem Humor und Live-Musik entsteht ein spielerisch musikalisch-poetisches Gewebe, das sanft den Riss in den Kulissen der Welt sichtbar macht.
Tickets: 14,50 / 7,25 ermäßigt

THEATRALER WALKACT / Uraufführung
Do 29. + Fr 30. September um 18.30 Uhr – Tritonplatz
Meine Damen und Herren (Hamburg)
Eine lange Strecke ist zu weit für mich
Dada-Prozession mit Querverbindungen zu fremden Welten. Kartons verwandeln sich in Vögel, Becher werden zum Telefon. Den Soundtrack liefern die Geräusche der Stadt.
Eintritt frei

MUSIKTHEATER
Do 29. September um 19.30 Uhr – Kleines Haus
18.30 Uhr Einführung
Thom Luz (Schweiz)
When I die
Rosemary Brown (1916–2001) bekam von toten Komponisten wie Beethoven und Liszt neue Werke diktiert. Ein fröhlicher Geisterabend mit Musik über die Vergänglichkeit.
Tickets: 35 – 13,50 / 17,50 – 6,75 erm.

THEATER, PERFORMANCE
Do 29.September um 21.15 Uhr – U17
Martin Clausen und Kollegen (D)
Come Together
Absurde Alltagsgespräche in Acrylpullovern.
Tickets: 14,50 / 7,25 ermäßigt

FIGURENTHEATER / KOMÖDIE
Fr 30. September um 19.30 Uhr- U17
Sa 1. Oktober um 19.30 Uhr – U17
Hijinx Theatre (Cardiff/England)
+ Blind Summit (London)
Meet Fred
Fred will ein normales Leben. Plötzlich merkt er, dass er anders ist. Er ist nämlich eine Puppe, und hat ganz viel britischem Humor.
Tickets: 14,50 / 7,25

DADA-PUPPEN-REQUIEM (Uraufführung)
Sa 1. Oktober – Kleines Haus
Das Helmi (Berlin)
Die letzte Lockerung
Mit Insassen von Schweizer Sanatorien und Typen wie Sylvester Stallone, Siddhartha, Vincent van Gogh und der Eselfamilie Grau geht es um Geburt, Liebe, Lust, Blut, Geld. Dazu wird gekocht, gezeichnet, geboxt, gebaut und gemalt.
Tickets: 14,50 / 7,25 ermäßigt

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Veranstalter + Tickets
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Grenzenlos Kultur vol. 18 – Theaterfestival
Do 22. September – Sa 1. Oktober 2016
www.grenzenloskultur.de

Veranstaltungsort
Staatstheater Mainz, 55116 Mainz
Tritonplatz: Kleines Haus + U17
Gutenbergplatz 7: Glashaus (Symposium)

Theaterkasse

Staatstheater Mainz, Gutenbergplatz 7, 06131/2851222, kasse@staatstheater-mainz.de
Vorverkauf: Montag bis Freitag 10 – 19 Uhr, Samstag 10 -15 Uhr
Onlinetickets: www.staatstheater-mainz.com
Abendkasse: jeweils 1 Stunde vor Veranstaltungsbeginn
Die Eintritts-Karten gelten als Fahrkarte im Verkehrsverbund Mainz-Wiesbaden und im gesamten Tarifgebiet des RNN, am Tag der Vorstellung jeweils 3 Stunden vor und nach der Veranstaltung.

Veranstalter: Lebenshilfe Kunst und Kultur gGmbH & Staatstheater Mainz
Gefördert durch: Aktion Mensch, Kultursommer Rheinland-Pfalz

 

Großes Kino im Theater Rheinhessen feiert 200. Geburtstag – und sich selbst

Mädchen und Jungen des Mainzer Domchors sowie des Mädchenchors am Dom und St. Quintin lassen vor dem Mainzer Staatstheater hunderte Rheinhessen-Luftballons anlässlich der 200-Jahrfeier aufsteigen. Foto: ©  Agentur Bartenbach
Mädchen und Jungen des Mainzer Domchors sowie des Mädchenchors am Dom und St. Quintin lassen vor dem Mainzer Staatstheater hunderte Rheinhessen-Luftballons anlässlich der 200-Jahrfeier aufsteigen. Foto: © Agentur Bartenbach

Glückwunsch! Mit einem Festakt im Mainzer Staatstheater und einem großem Bürgerfest  feierte die Region Rheinhessen ihr 200-jähriges Jubiläum – und zwar mit großer Gratulanten-Schar.

Das Wormer Nibelungen Ensemble 2016 mit Josef Ostendorf, Dominic Raacke, Alexandra Kamp, Uwe Ochsenknecht, Nico Hofmann, Nuran David Calis, Katja Weitzenböck und Ismaill Deniz gratuliert zum 200.Foto: ©  Agentur Bartenbach
Das Wormer Nibelungen Ensemble 2016 mit Josef Ostendorf, Dominic Raacke, Alexandra Kamp, Uwe Ochsenknecht, Nico Hofmann, Nuran David Calis, Katja Weitzenböck und Ismaill Deniz gratuliert zum 200.Foto: © Agentur Bartenbach

Rund 850 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind der Einladung von Rheinhessen Marketing gefolgt – und erlebten eine kurzweilige, spritzige Veranstaltung.

Am 8. Juli 1816 entstand die Region auf dem Reißbrett des Wiener Kongresses. Rheinhessen – ein künstliches Gebilde, ohne Identität und Selbstbewusstsein. Seitdem wächst zwischen Mainz, Bingen, Alzey und Worms zusammen, was damals politisch so gewollt war. Heute präsentiert sich Rheinhessen bestens aufgestellt, zählt zu einer der attraktivsten Regionen in Deutschland – mit großen Potenzialen.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer bescheinigte Rheinhessen gleich ein ganzes Bündel positiver Eigenschaften: humorvoll, liebenswert, innovativ, selbstironisch, gastfreundlich. © massow-picture
Ministerpräsidentin Malu Dreyer bescheinigte Rheinhessen gleich ein ganzes Bündel positiver Eigenschaften: humorvoll, liebenswert, innovativ, selbstironisch, gastfreundlich. © massow-picture

„Rheinhessen ist eine lebens- und liebenswerte Region, auf die wir alle stolz sein können. Und ich freue mich, dass wir heute gemeinsam den 200. Geburtstag dieser Region im Herzen Europas feiern können“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer in ihrer Festrede. „Seit Monaten wird das Jubiläum von Alsheim bis Zornheim mit zahlreichen tollen Veranstaltungen begangen. Gastfreundschaft wird hier groß geschrieben. Die Beweglichkeit, die die Menschen an der „Völkermühle Rhein“ in ihrer Geschichte gezeigt hätten, manifestiere sich aktuell auch in der Toleranz gegenüber den Flüchtlingen, so die Ministerpräsidentin.  Sie würdigte zudem den Unternehmer und Vorsitzenden des Vorstandes von Rheinhessen Marketing e.V. Peter E. Eckes für sein jahrzehntelanges Engagement für die Region Rheinhessen: „Wenn einer das Jubiläum geprägt hat, dann Sie.“

Peter E. Eckes, Nieder-Olmer Unternehmer und Vorsitzender des Vorstandes von Rheinhessen Marketing: „Wir haben alles in Bewegung gesetzt, um die Schätze, die wir haben, allen bewusst zu machen. Rheinhessen ist ein Lebensgefühl: 'Mer strunze net, mer hunn.'" © massow-picture
Peter E. Eckes, Nieder-Olmer Unternehmer und Vorsitzender des Vorstandes von Rheinhessen Marketing: „Wir haben alles in Bewegung gesetzt, um die Schätze, die wir haben, allen bewusst zu machen. Rheinhessen ist ein Lebensgefühl: ‚Mer strunze net, mer hunn.'“ © massow-picture

Peter E. Eckes, der zu Beginn seines Grußwortes an zahlreiche rheinhessische Berühmtheiten, allen voran Hildegard von Bingen und Johannes  Gutenberg,  erinnerte, sprach den Organisatoren und Machern des Jubiläumsjahres aus der Seele als er sagte: „Diesen Tag haben wir herbeigesehnt. Endlich begehen wir heute unseren 200. Geburtstag. “ Rheinhessen habe sich unglaublich mächtig herausgeputzt,  und alle Bewohner, über 600 000 Menschen, hätten ein Jahr begonnen mit Freude und Zuneigung zu ihrer Region“, so Eckes. Es seien ihm vielleicht vier Punkte besonders wichtig; „Besinnung auf die gemeinsame Heimat, Freude an der Gegenwart,   Lust auf die Zukunft und das alles mit Opportunismus und Optimismus“.  Er dankte dem Vorstand und Mitarbeitern von Rheinhessen-Marketing und allen beteiligten Institutionen und Bürgern. Seit 2007 habe man mit der Planung und  Organisation für dieses große Ereignis begonnen.  Er habe damals gesagt: „Unternehmen ist besser als unterlassen. Und wenn man ein solches Ereignis hat, dann muss man daraus etwas machen.“ Und Rheinhessen hat etwas daraus gemacht: Das zeigt die überaus erfolgreiche   Halbzeitbilanz des  Jubiläumsjahres, die Tobias Bartenbach, Leiter des Projektbüros 200 Jahre Rheinhessen, während eines Pressefrühstücks im Vorfeld des Festaktes zog.

Talkrunde "Rheinhessen Landauf, Landab. Vli. Oberbürgermeister Michael Kissel (Worms), Landrat Ernst-Walter Görisch (Alzey-Worms), Kabarettist und Moderator Lars Reichow, Oberbürgermeister Michael Ebeling und Landrat Claus Schick (Mainz-Bingen) diskutieren über "schönste Erlebnisse", Weinseligkeit" und "wirtschaftlich Fakten". Ihr Credo: "Wir brauchen keinen Himmel. Wir haben das Paradies". © massow-picture
Talkrunde „Rheinhessen Landauf, Landab. Vli. Oberbürgermeister Michael Kissel (Worms), Landrat Ernst-Walter Görisch (Alzey-Worms), Kabarettist und Moderator Lars Reichow, Oberbürgermeister Michael Ebeling und Landrat Claus Schick (Mainz-Bingen) plauderten aus dem Nähkästchen  über „schönste Erlebnisse“, „Weinseligkeit“ und allerlei Rheinhessisches. Ihr Credo: „Wir wollen nicht den Himmel. Wir haben hier schon das Paradies“. © massow-picture

Aber nicht nur im „Feiern“ und bei der Weinanbaufläche liegt die Region weit vorn: Rheinhessen sei, so IHK-Präsident Dr. Engelbert J. Günster, auch ein Hotspot für Innovationen. Die Region verfüge mit der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und drei Hochschulen über leistungsstarke Forschungs- und Lehreinrichtungen. Innovative Start-ups und Hidden Champions gäbe es in der Biotechnologie, Medizintechnik oder Umwelttechnologie. „Dank hervorragender Rahmenbedingungen für Gründer“, so der IHK-Präsident auf der Pressekonferenz im Vorfeld des Festaktes, „wurden in Rheinhessen in den vergangenen 15 Jahren fast durchweg positive Gründungssalden erzielt.“ Die Perspektiven der Wirtschaft für nachhaltiges Wachstum seien also gut.

Harald Martenstein, Kolumnist und Autor, widmete sich satirisch-bissig der Abtretung der rechtsrheinischen Mainzer Stadtteile an Wiesbaden, was für die Mainzer gefühlt so gewesen sei, als hätte man die Hälfte der USA Nordkorea zugeschlagen.  © massow-picture
Harald Martenstein, Kolumnist und Autor, widmete sich satirisch-bissig der Abtretung der rechtsrheinischen Mainzer Stadtteile an Wiesbaden, was für die Mainzer gefühlt so gewesen sei, als hätte man die Hälfte der USA Nordkorea zugeschlagen. © massow-picture

Bei diesen wirtschaftlichen Top-Rahmenbedingungen gelte nun der Blick auf die  „rheinhessische Seele“. Der Identität, dem Selbstverständnis und Selbstbewusstsein der rund 620.000 hier lebenden Menschen. Genau hier setzt die Jubiläumskampagne an: Sie will das positive Image Rheinhessens nach außen weiter vermitteln und stärken, gleichzeitig im Innern Zusammenhalt und Identität stiften und entsprechende Strukturen für die weitere Entwicklung aufbauen.

 

Das Mainzer Staatstheater war bis auf den letzten Platz belegt.
Das Mainzer Staatstheater war bis auf den letzten Platz belegt. Foto: © Agentur Bartenbach

„Rheinhessen. Ganz schön anders.“ – so lautet das Motto der Jubiläumskampagne. Und so bot der offizielle Festakt den idealen Rahmen, die große Bühne, um zu zeigen, was in Rheinhessen steckt. Dabei präsentierte sich Rheinhessen facettenreich: witzig, unterhaltsam, menschlich und professionell. Großes Kino im Theater – so das einhellige Urteil aller, die live dabei waren.

Kabarettist Lars Reichow führte souverän, ironisch,  pointenreich und mit vielen Metaphern durchs Programm. © massow-picture
Kabarettist Lars Reichow . © massow-picture

Kabarettist Lars Reichow in Mehrfach-Funktion als Fest-Moderator und (Jubiläums-)Botschafter für die Region, führte ironisch, frech, pointiert und immer souverän durchs Fest-Programm. Dies eröffnete das Philharmonische Staatsorchester Mainz unter Leitung von Generalmusikdirektor Hermann Bäumer mit der „Ouvertüre zu Meister Martin und seine Gesellen“ des aus Osthofen stammenden  Komponisten Wendelin Weißheimer.

 

Uraufführung "Panta rhei", vielleicht einer neuen Rheinhessen-Hymne, des Komponisten Enjott Schneider durch das Philharmonische Staatsorchester Mainz unter der Leitung von Generalmusikdirektor Hermann Bäumer. © massow-picture
Uraufführung „Panta rhei“, vielleicht einer neuen Rheinhessen-Hymne, des Komponisten Enjott Schneider durch das Philharmonische Staatsorchester Mainz unter der Leitung von Generalmusikdirektor Hermann Bäumer. © massow-picture

Einen weiteren musikalischen Höhepunkt markierten die Mainzer Philharmoniker auch mit ihrer Welturaufführung der Rheinhessen-Hymne „Panta Rhei – vom Glück des Fließens“ von Professor Enjott Schneider.  Angelehnt an den Rhein, der Lebensader der Region, entstand die  Idee der sechsminütigen Hymne. Enjott Schneider machte daraus eine quirlig, schmissig klingende Kurz-Polka. Enjott für das Projekt gewinnen zu können, war Dr. Peter Hanser-Strecker, Chef des Mainzer Schott-Verlages, zu verdanken. Er stellte die Kontakte zu dem renommierten Komponisten her, der insbesondere mit Filmmusiken zu „Herbstmilch“ und „Schlafes Bruder“ bekannt wurde.

Volker Gallé erklärte, warum die Rheinhessen spätestens seit der preußischen Besatzungszeit nicht "ja", sondern "alla gud" sagen.
Volker Gallé erklärte, warum die Rheinhessen spätestens seit der preußischen Besatzungszeit nicht „ja“, sondern „alla gud“ sagen.

Eine „Mundart-Collage“ vom Feinsten „Kumm geh fort“ bot Volker Gallé (Arbeitskreis Rheinhessen Kultur) als er am Beispiel eines auf Glatteis geführten preußischen Besatzers erläuterte, warum die Rheinhessen bis heute nicht „ja“, sondern „alla gud“ sagen und dass dies dennoch nicht das selbe bedeute.

Sezne aus dem Fröhlichen Weinberg vom Ensemble  der Carl-Zuckmeyer-Gesellschaft. Regie Heinz-Otto Grünewald.© massow-picture
Sezne aus dem Fröhlichen Weinberg vom Ensemble der Carl-Zuckmeyer-Gesellschaft. Regie Heinz-Otto Grünewald.© massow-picture

Und natürlich durfte auch der rheinhessische Klassiker nicht fehlen: Szenen aus dem „Fröhlichen Weinberg“, dargeboten vom Ensemble der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft.

 

 

 

 

Ebersheimer Grundschülerdie erklären  in bester "Dingsda-Manier" Rheinhessen per Video-Einspielung.
Ebersheimer Grundschülerdie erklären in bester „Dingsda-Manier“ Rheinhessen per Video-Einspielung.

Wunderbar erfrischend und ein wenig an  „Die Montagsmaler“ oder „Dingsda“ -erinnernd, sorgten Ebersheimer Grundschüler per Video-Einspielung mit nicht immer reibungslos glückenden Begriffserklärungen von Stichworten zu Rheinhessen für fröhliche Stimmung.

200 Chorkinder singen zum Finale ein Geburtstagsständchen bis es goldene Konfetti regenete © massow-picture
200 Chorkinder singen zum Finale ein Geburtstagsständchen bis es goldene Konfetti regenete © massow-picture

Zum emotionalen Höhepunkt geriet das Geburtstagsständchen im Finale. Fast 200 Mädchen und Jungen des Mainzer Domchors sowie des Mädchenchors am Dom und St. Quintin strömten in weißen Jubiläumsshirts und mit weißen Luftballons nach Sternenmarschmanier aus drei Richtungen durch die Zuschauerreihen, „Zum Geburtstag viel Glück“ singend, auf die Bühne, begleitet vom Philharmonischen Staatsorchester Mainz unter Leitung von Generalmusikdirektor Hermann Bäumer bis es goldene Konfetti regnete.

© massow-picture
© massow-picture

Gleich gegenüberauf dem Gutenbergplatz, in der angrenzenden Schöfferstraße und auf dem Leichhof, dem Tor zur historischen Altstadt, luden die Preisträgerinnen und Preisträger der Best of Wine Tourism Awards im Rahmen einer regionalen Leistungsschau  zum Bürgerfest mit Weinständen, kulinarischen Leckereien und vielen (wein)touristischen Angeboten zum Kennenlernen und Mitmachen ein. Viele Erlebnisse wie Walkingtouren, eine Klostergartenführung, das Pflanzenquiz „Was wächst in Rheinhessen“ und zauberhafte Weinspektakel im Rahmen von drei moderierten Themenweinproben rundeten das Programm ab. Ganztägig veranstalteten die prämierten Weintourismusbetriebe eine Tombola am Glücksrad auf dem Gutenbergplatz.

Aus dem Rahmenprogramm. Foto: ©  Agentur Bartenbach
Aus dem Rahmenprogramm. Foto: © Agentur Bartenbach

Rheinhessen feiert 200. Geburtstag – und damit letztlich sich selbst – mit einem kulturellen Potpourri, das berührt und nachhallt. Zwei Stunden, in denen man spürte, was Rheinhessen ausmacht. Kulturell. Gesellschaftlich. Menschlich. Darauf darf die Region durchaus stolz sein – und erwartungsfroh in die Zukunft schauen.

Siehe auch: Positive Bilanz des bisherigen Jubiläumsjahres „200 Jahre Rheinhessen“ auf der Pressekonferenz.

Rheinhessen 2016 digital: Auf einen Blick, mit einem Klick!
www.rheinhessen-2016.de
www.shop-rheinhessen.de
www.facebook.com/rheinhessen.2016
www.youtube.com (Kanal „Rheinhessen 2016“ über Kanal-/Videosuche)

Sven Regener mit Carl-Zuckmayer-Medaille ausgezeichnet

vl. Malu Dreyer, Ministerpräsidentin, Seven Regener, Preisträger, Markus MÜller, Intendant Mainzer Theater. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
vl. Malu Dreyer, Ministerpräsidentin, Seven Regener, Preisträger, Markus MÜller, Intendant Mainzer Theater. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Ministerpräsidentin Malu Dreyer zeichnet Sven Regener mit Carl-Zuckmayer-Medaille aus

Der Schriftsteller, Musiker und Sänger Sven Regener erhält die Carl-Zuckmayer-Medaille 2016. „Sven Regener ist ein Allroundtalent, das mit seinen deutschsprachigen Songtexten und Romanen unglaublich viele Menschen erreicht. Seine Kunst ist erfrischend kompromisslos und deutlich“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Sie wird ihm die bundesweit beachtete Auszeichnung bei einem Festakt am 18. Januar 2016, dem Todestag des großen rheinhessischen Dichters, im Mainzer Staatstheater verleihen.

Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

„Sven Regener hat es geschafft, dass die von ihm getexteten Lieder seiner Band Element of Crime in WG-Wohnküchen ebenso gehört werden wie in Häusern mit Designer-Ausstattung. Auch seine Bücher erreichen ein Millionenpublikum aus allen Gesellschaftsschichten, begründete die Ministerpräsidentin ihre Entscheidung, die sie aufgrund von Vorschlägen einer Kommission getroffen hat.

Während die Rock- und Pop-Songs von Element of Crime mit ihrer Melange aus melancholischen Melodien und einfallsreichen Texten die Zuhörerinnen und Zuhörer verzauberten, sei es in den Romanen der schnoddrig-norddeutsche Ton, der einen nicht mehr loslasse. „Sven Regeners Texte ziehen in den Bann. Wenn man angefangen hat, ihn zu lesen oder zu hören, will man immer mehr davon haben“, so die Ministerpräsidentin. So wie auch Carl Zuckmayer habe Sven Regener keinen intellektuellen Dünkel, der Mainstream war ihm stets egal. „Auch wenn Sven Regener sehr erfolgreich ist, hat er sich nicht verbiegen lassen. Seinem Stil ist er immer treu geblieben“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Sven Regener wurde 1961 in Bremen geboren. Gemeinsam mit anderen gründete er 1985 die Band Element of Crime, die seither in nahezu unveränderter Besetzung knapp 20 CDs eingespielt und Kultstatus erlangt hat. 2001 gelang ihm mit seinem Debütroman Herr Lehmann über einen sympathischen Loser im Kreuzberg der Vorwende-Zeit ein Sensationserfolg. Mit seinen nachfolgenden Veröffentlichungen Neue Vahr Süd, Der kleine Bruder, Meine Jahre mit Hamburg-Heiner und Magical Mystery oder Die Rückkehr des Karl Schmidt konnte Regener an diesen Erfolg anknüpfen. Seine Bücher verkauften sich bislang mehr als drei Millionen Mal; Regener gehört damit zu den auflagenstärksten deutschsprachigen Autoren unserer Zeit.

Mit der Carl-Zuckmayer-Medaille ehrt das Land Rheinland-Pfalz seit 1979 Persönlichkeiten, die sich um die deutsche Sprache verdient gemacht haben. Der Preisträger bekommt die von dem Künstler Otto Kallenbach geschaffene Medaille sowie ein 30-Liter-Fass mit dem von Carl Zuckmayer geschätzten Nackenheimer Wein.

Der Jury unter Leitung von Kulturministerin Vera Reiß gehörten an:

Bruno Ganz (Preisträger 2015), Peter Krawietz (Präsident der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft Mainz e.V.), Professor Dr. Ulrich Port (Universität Trier), Professorin Dr. Dagmar von Hoff (Johannes-Gutenberg-Universität Mainz), Professor Dr. Lothar Bluhm (Universität Koblenz-Landau), Monika Böss (stellvertretende Landesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftsteller), Denis Scheck (Literaturkritiker), Dr. Joachim Unseld (Verleger, Frankfurter Verlagsanstalt), Martina Zöllner (Journalistin und Autorin), Petra Gerster (Moderatorin und Autorin), Petra Plättner (Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz), Eberhard Duchstein (Buchhändler), und Ernst Schwall (Staatskanzlei).

Trägerinnen und Träger der Carl-Zuckmayer-Medaille sind:

Günther Fleckenstein (1979), Werner Hinz (1980), Georg Hensel (1982), Friedrich Dürrenmatt (1984), Ludwig Harig (1985), Dolf Sternberger (1986), Tankred Dorst (1987), Günter Strack (1988), Hanns Dieter Hüsch (1989), Martin Walser, Adolf Muschg, André Weckmann (1990), Albrecht Schöne (1991), Hilde Domin (1992), Hans Sahl (1993), Fred Oberhauser (1994), Grete Weil (1995), Mario Adorf (1996), Katharina Thalbach (1997), Harald Weinrich (1998), Eva-Maria Hagen (1999), Peter Rühmkorf (2000), Mirjam Pressler (2001), Herta Müller (2002), Monika Maron, Wolf von Lojewski (2003), Edgar Reitz (2004), Thomas Brussig (2005), Armin Mueller-Stahl (2006), Udo Lindenberg (2007), Bodo Kirchhoff (2008), Volker Schlöndorff (2009), Emine Sevgi Özdamar (2010), Hans Werner Kilz (2011), Uwe Timm (2012), Doris Dörrie (2013), Dieter Kühn (2014) und Bruno Ganz (2015).

Festakt mit Bundespräsident Gauck zum Auftakt der 40. Interkulturellen Woche in Mainzer Staatskanzlei am 27.09.15

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Der im Anschluss an den Ökumenischen Gottesdienst im Mainzer Dom stattfindende Festakt in der  Staatskanzlei des Landes Rheinland-Pfalz war zugleich der bundesweite Auftakt der 40. bundesweiten Interkulturellen Woche. Festredner war Bundespräsident Joachim Gauck. Weitere Beiträge leisteten Gastgeberin Malu Dreyer,  Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Michael Ebling, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz sowie Gabriele Erpenbeck, Vorsitzende des Ökumenischen Vorbereitungsausschusses.  Über interkulturelle Perspektiven sprach Moderatorin  Hadija Haruna-Oelker mit dem türkischstämmigen deutschen Bestseller-Autor Feridun Zaimoglu. Zurzeit ist er auch Mainzer Stadtschreiber. Das Duo Benyonca umrahmte musikalisch den Festakt.

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ganz links Feridun Zaimoglu, übernächste Position: Michal Ebling, OB, Kardinal Lehmann, Mitte: Joachm Gauck mit Malu Dreyer, Ministerpräsidentin und vielen anderen hohen Amts- und Würdenträgern © massow-picture

„Die Interkulturelle Woche tut unserem Land gut, vor allem aber ist sie gut für das Miteinander der Menschen“, betonte die Ministerpräsidentin. Gemeinsam mit Gabriele Erpenbeck, der Vorsitzenden des Ökumenischen Vorbereitungsausschusses der Interkulturellen Woche und dem Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling begrüßte die Ministerpräsidentin die Gäste, Repräsentanten aus Gesellschaft, Politik, Kirche und der Migrationsarbeit.

Gastgeberin war Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz. © massow-picture
Gastgeberin war Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz. © massow-picture

Das Motto „Vielfalt statt Einfalt“ der Interkulturellen Woche bezeichnete Ministerpräsidentin Malu Dreyer als treffend gewählt, weil es dazu auffordere, die gesellschaftliche Vielfalt und die Erfolge und Vorzüge einer Einwanderungsgesellschaft stärker in den Blick zu  nehmen. „Das im Bewusstsein der Menschen zu verankern, ist gerade angesichts des Flüchtlingszustroms nach Deutschland unabdingbar. Nichts ist so wichtig wie Aufklärung und Integration“, betonte die Ministerpräsidentin. Schon 1975, als die erste Interkulturelle Woche noch als Woche des ausländischen Mitbürgers ausgerichtet worden sei, ging es darum, die Notwendigkeit einer aktiven gesellschaftlichen Teilhabe zu verstehen und sie umzusetzen. Zahlreiche Impulse hierfür seien in den vergangenen vier Jahrzehnten aus den Interkulturellen Wochen heraus gegeben worden.

Für Ministerpräsidentin Malu Dreyer ist es eine zutiefst menschliche Verpflichtung, Flüchtlinge aufzunehmen. Sie empfinde größte Hochachtung für das Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger. „Rheinland-Pfalz leistet, was immer möglich und nötig ist. Vieles ist jedoch noch zu beschleunigen, bei den Verfahren, bei der Unterbringung und vor allem bei der Finanzierung, wie das auch die Beschlüsse vom Bund-Länder-Treffen am vergangenen Donnerstag zeigen. Es kommt darauf an, dass wir diese Situation als Gemeinschaftsaufgabe begreifen. Es geht um deutsche und europäische Solidarität“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Die Gesellschaft und das Land würden daran wachsen, wenn diese Bewährungsprobe gemeistert werde. Der Beitrag der Kirchen und Religionsgemeinschafen, die Botschaft und das Engagement in der Interkulturellen Woche sind dabei für die Ministerpräsidentin heute und auf lange Sicht unverzichtbar.

Bundespräsident Joachim Gauck hält die Festrede zur 40. IKW als Auftakt zur bundesweiten Aktion. © massow-picture
Bundespräsident Joachim Gauck hält die Festrede zur 40. IKW als Auftakt zur bundesweiten Aktion. © massow-picture

Im Anschluss an die Rede der Gastgeberin  folgte die zentrale Ansprache der Festveranstaltung von Bundespräsidenten Joachim Gauck.  Er betonte, dass „wir alle in den vergangenen Wochen viel über die deutsche Gesellschaft gelernt  haben. Die Ruhe und die kreative Tatkraft, mit der die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung auf diese Krise reagiert hat, wie zuvor schon auf andere Herausforderungen, das stellt ihr ein Reifezeugnis aus, mit dem sie auch kommende Prüfungen bestehen wird.“ Und weiter: „Lassen Sie mich zunächst sagen: Mit wem ich in diesen Tagen auch spreche, ob mit Bürgern oder Amtsträgern, ob ich Flüchtlingsunterkünfte besuche oder politische Versammlungen, überall sind die Menschen, wie ich, tief beeindruckt von der Hilfsbereitschaft und dem Engagement der vielen tausend freiwilligen und hauptamtlichen Helferinnen und Helfer, auch der Kommunen und Länder.“ Doch was Gauck zugleich auch sorgt, ist ein zusehend entstehendes Dilemma zwischen „Helfenwollen“ und einer nicht unendlichen  Leistungsfähigkeit. Wörtlich sagte er:  „Aber zugleich treibt viele die Sorge um: Wie kann Deutschland auch in Zukunft offen bleiben für Flüchtlinge, wenn zu den vielen, die schon da sind, viele weitere hinzukommen? Wird der Zuzug uns irgendwann überfordern? Werden die Kräfte unseres wohlhabenden und stabilen Landes irgendwann über das Maß hinaus beansprucht? Mir geht der Satz eines Vertreters der nordrhein-westfälischen Kommunen nicht aus dem Kopf. Er sagte: „Die Profis und Ehrenamtler können nicht mehr. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand.“Und er fügte hinzu, 2016 sei für die Gemeinden ein vergleichbar hoher Zustrom wie in diesem Jahr nicht mehr zu verkraften. Inzwischen trauen wir uns, das fundamentale Dilemma dieser Tage offen anzusprechen: Wir wollen helfen. Unser Herz ist weit. Doch unsere Möglichkeiten sind endlich.“

 Rede des Bundespräsidenten

Oberbürgermeister Michael Ebling, freute sich darüber, dass die 40. IKW, die einst in Mainz begründet wurde, auch hier ihr Jubiläum feiern kann. Er betonte, wie sehr "wir durch" die Migranten aus 160 Nationen in Mainz, einer traditionell von Zuwanderern getragenen Stadt, profitiert hätten.  © massow-picture
Oberbürgermeister Michael Ebling, freute sich darüber, dass die 40. IKW, die einst in Mainz begründet wurde, auch hier ihr Jubiläum feiern kann. Er betonte, wie sehr „wir durch“ die Migranten aus 160 Nationen in Mainz, einer traditionell von Zuwanderern getragenen Stadt, profitiert hätten. © massow-picture

Auch der Mainzer Oberbürgermeister würdigte die Erfolgsgeschichte der Interkulturellen Woche. „Sie macht besonders deutlich: Integration gelingt nur in den Kommunen, nicht im Bundestag und nicht im Landtag. Sie gelingt in den Städten, in den Kreisen und in den Dörfern – und sie gelingt nur gemeinsam mit den Menschen, die in diesen Städten und Dörfern leben. Wir dürfen das von den Menschen in unserem Land fordern, und wir fordern viel in diesen Tagen. Und wir bekommen noch mehr, als wir je zu fordern gewagt hätten“, sagte der Oberbürgermeister.

Im kleinem Zwischen-Talk  über interkulturelle Perspektiven zwischen  Hadija Haruna-Oelker und Feridun Zaimoglu forderte der 1964 im anatolischen Bolu (Türkei) geborene Bestseller-Autor die Kinder bzw. die Enkel der ersten Gastarbeitergeneration auf, ihren „Arsch hoch zu kriegen“.

Der türkischstämmige Feridun Zaimoglu ruft den jungen Migrantengenerationen zu: Statt sich in Scharmützeln zu verlieren sollen sie tatkräftig handeln, so wie es ihre Eltern bzw. Großeltern taten als sie in den 60er /70er Jahren nach Deutschland kamen.
Der türkischstämmige Feridun Zaimoglu ruft den jungen Migrantengenerationen zu: Statt sich in Scharmützeln zu verlieren sollen sie tatkräftig handeln, so wie es ihre Eltern bzw. Großeltern taten als sie in den 60er /70er Jahren nach Deutschland kamen.

. Sie hätten großartiges geleistet. Isolation, Abgrenzung sei das reinste Gift. Raus aus der Isolation, nur so  gelinge es, neue Heimatliebe zu entwickeln. Das Wort Integration träfe nicht den Kern, es ginge darum, neue Liebe zu entwickeln.  Feridun Zeimoglu, studierter Mediziner,  ist Mitgründer von Kanak Attack und nahm als ein Vertreter der Zivilgesellschaft an der ersten deutschen Islamkonferenz teil und wurde 2009 als Wahlmann der Schleswig-Holsteiner Grünen benannt.

Gabriele Erpenbeck, Vorsitzende des Ökumenischen Vorbereitungsausschusses (ÖVA): "Einstehen für die Menschenwürde, Offenheit, Demokratie, Respekt und Eintreten für eine friedliches Zusammenleben seien die Grundwerte, die dieses Land trage. Und es gelte, dass die Wertegemeinschaft lebendig und für alle Menschen erlebbar gemacht werden müsse."© massow-picture
Gabriele Erpenbeck, Vorsitzende des Ökumenischen Vorbereitungsausschusses (ÖVA): „Einstehen für die Menschenwürde, Offenheit, Demokratie, Respekt und Eintreten für eine friedliches Zusammenleben seien die Grundwerte, die dieses Land trage. Und es gelte, dass die Wertegemeinschaft lebendig und für alle Menschen erlebbar gemacht werden müsse.“© massow-picture

In ihrem Schlusswort erklärte Gabriele Erpenbeck, Vorsitzende des Ökumenischen Vorbereitungsausschusses (ÖVA), dass das momentan große Engagement zu Gunsten von Flüchtlingen ein deutlicher Hinweis darauf sei, dass Deutschland sich in den letzten 40 Jahren grundlegen verändert habe. Die sogenannten Gastarbeiter-innen der ersten Generation gelten als größte Einwanderungsgruppe nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Flüchtlinge stehen heute vor den gleichen Problemen: Spracherwerb, medizinische Versorgung, Wohnen und natürlich Zugang zum Arbeitsmarkt, zu Bildung und Ausbildung. Abseits der aktuellen und manchmal aufgeregten Debatten müssten wir uns die Frage stellen, wie miteinander Wege gefunden werden könnten, unsere Gesellschaft für alle lebenswert zu machen, hob Gabriele Erpenbeck hervor und mahnte: „Dabei müssen wir wachsam bleiben gegenüber rassistischen und rechtsradikalen Bewegungen und Aktionen in Deutschland, die die Menschenwürde mit Füßen treten und unsere Gesellschaft bedrohen!“.

Duo Benyonca © massow-picture
Duo Benyonca © massow-picture

Musikalisch umrahmten den Festakt das Duo Benyonca mit „Enerji“ (Energie).

 

 

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), Bischof Heinrich Bedford-Strohm im Gespräch mit Julia Klöckner, CDU-Fraktionsvorsitzende des Landestags Rheinland-Pfalz. "Einanander annehmen gelte aber in beide Richtungen. Dass das nicht immer funktioniert, erfuhr unlängst Juliane Klöckner, als sich ein Imam weigerte ihr als Frau die Hand zu geben. "Das Denken, das hinter der Verweigerung eines Handschlags an Frauen stecke, könne man nicht hinnehmen“, waren sich beide einig. Inzwischen hat jemand von der Moscheegemeinde angerufen und sich entschuldigt. © massow-picture
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), Bischof Heinrich Bedford-Strohm im Gespräch mit Julia Klöckner, CDU-Fraktionsvorsitzende des Landestags Rheinland-Pfalz. „Einanander annehmen gelte aber in beide Richtungen. Dass das nicht immer funktioniert, erfuhr unlängst Juliane Klöckner, als sich ein Imam weigerte ihr als Frau die Hand zu geben. „Das Denken, das hinter der Verweigerung eines Handschlags an Frauen stecke, könne man nicht hinnehmen“, waren sich beide einig. Inzwischen hat jemand von der Moscheegemeinde angerufen und sich entschuldigt. © massow-picture

Zum vierzigsten Mal sind in diesem Jahr Kirchen, Kommunen, Wohlfahrtsverbände, Gewerkschaften, Integrationsbeiräte und -beauftragte, Migrantenorganisationen oder Initiativgruppen sowie alle Engagierten und Interessierten aufgerufen, die Interkulturelle Woche mitzugestalten. Sie ist eine gemeinsame Initiative der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie und findet seit 1975 mittlerweile in mehr als 500 Städten und Gemeinden in ganz Deutschland statt.

Bericht über den Ökumenischen Gottesdienstes im Mainzer Dom!

 

Ökumenischer Gottesdienst im Mainzer Dom – Auftakt bundesweiter 40. Interkultureller Woche

Ökumensischer Auftaktsgottesdienst  anlässlich der 40. Interkulturellen Woche und bundesweiten Aktion im Hohen Dom St. Martin zu Mainz . © massow-picture
Ökumenischer Auftaktsgottesdienst anlässlich der 40. Interkulturellen Woche und bundesweiten Aktion im Hohen Dom St. Martin zu Mainz . © massow-picture

Am gestrigen Sonntag, 27.09.2015, fand anlässlich des Jubiläums zum Auftakt der 40.  bundesweiten  Interkulturellen Woche  im Hohen Dom St. Martin zu Mainz ein Ökumenischer Gottesdienst mit anschließendem Festakt in der Rheinland-Pfälzischen Staatskanzlei statt. Der Gottesdienst wurde geleitet vom Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, sowie dem Vorsitzenden der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, Metropolit Dr. h.c. Augoustinos.

Unter den Gottesdienstbesucher unter anderem v.l. Landtagspräsident Joachim Mertes , Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Bundespräsident Joachim Gauck, Oberbürgermeister Michael Ebling u.viele andere. © massow-picture
Unter den Gottesdienstbesucher unter anderem v.l. Landtagspräsident Joachim Mertes , Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Bundespräsident Joachim Gauck, Oberbürgermeister Michael Ebling u.viele andere. © massow-Picture

 

"Hausherr" Kardinal Lehmann unterstrich das Motto der 40. IKW "Vielfalt statt Einfalt" und begrüßte die Gäste und Aktiven zum gemeinsamen Ökumenischen Gottesdienst im Mainzer Dom zur 40. IKW. © massow-picture
„Hausherr“ Kardinal Lehmann unterstrich das Motto der 40. IKW „Vielfalt statt Einfalt“ und begrüßte die Gäste und Aktiven zum gemeinsamen Ökumenischen Gottesdienst im Mainzer Dom zur 40. IKW. © massow-picture

Nach einer Begrüßung durch Hausherrn Kardinal Karl Lehmann würdigten in einem Gemeinsamen Wort  der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm, und der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, Metropolit Dr. h.c. Augoustinos von Deutschland, die Entwicklung Deutschlands zu einem Einwanderungsland. Dennoch gebe es Teile der Bevölkerung, die Probleme mit der zunehmenden gesellschaftlichen Vielfalt hätten: „In den vergangenen Monaten mussten wir erkennen, dass es in Deutschland auch heute noch offenen und verdeckten Rassismus gibt.“ Jeder Form von Ausgrenzung setzen die Kirchenvertreter das Konzept der Interkulturellen Woche entgegen: „Begegnung führt zum Abbau von Ängsten und lässt aus Unbekannten geschätzte Nachbarn, Freundinnen und Freunde werden. Gespräche schaffen Verständnis. Gesellschaftliche Teilhabe erlaubt volle Gleichberechtigung und lässt Integration wachsen.“

Kardinal Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, unterstrich in Anlehnung an die Worte des jüdischen Religionsphilosophen, Martin Buber, die Wichtigkeit zwischenmenschlicher Begegnung, denn ein friedliches Zusammenleben gelänge weder durch Segregation noch durch Assimilierung, sondern durch Begegnung, im Sinne gegenseitiger Teilhabe und Toleranz. © massow-picture
Kardinal Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, unterstrich in Anlehnung an die Worte des jüdischen Religionsphilosophen, Martin Buber, die Wichtigkeit zwischenmenschlicher Begegnung, denn ein friedliches Zusammenleben gelänge weder durch Segregation noch durch Assimilierung, sondern durch Begegnung, im Sinne gegenseitiger Teilhabe und Toleranz. © massow-picture

In seiner Einführung während des Ökumenischen Gottesdienstes dankte Kardinal Marx für die große Hilfsbereitschaft derer, „die in den letzten Wochen und Monaten dafür gesorgt haben, dass der Ansturm von Flüchtlingen in Deutschland bewältigt werden konnte: der Bundesregierung und den zuständigen Stellen auf allen Ebenen der öffentlichen Verwaltung, den Wohlfahrtsverbänden und ihren professionellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und vor allen Dingen den ungezählten ehrenamtlich Engagierten, die mit ihrer spontanen Hilfsbereitschaft und ihrem Einsatz ein überwältigendes Bild von Gast- und Menschenfreundlichkeit gezeichnet haben. Ein Bild im Großformat! So zeigt sich auch und gerade unsere christliche Identität: sich der Armen, der Leidenden, der Kranken, auch der Fremden anzunehmen, zu helfen und zu teilen.“ Auf den Erfahrungen des schon langen Weges der Interkulturellen Woche könne die künftige Arbeit weiter aufgebaut werden: „Wir müssen uns darauf einstellen, dass zahlreiche Flüchtlinge mit ihren je eigenen kulturellen und religiösen Prägungen dauerhaft bei uns bleiben werden. Das wird Schwierigkeiten mit sich bringen, nicht alles wird glatt laufen. Aber wir wissen: Am besten wird Integration gelingen, wenn wir den neu zu uns Gekommenen von Anfang an aussichtsreiche Bildungs- und Berufsperspektiven eröffnen und ihnen eine aktive Teilhabe an unserem Gemeinwesen ermöglichen“, so Kardinal Marx.

Ratsvorsitzender, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), appellierte gemäß des Paulus-Wortes 15. Kap. Vers. 7 "Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob", © massow-picture
Ratsvorsitzender, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), appellierte gemäß des Paulus-Wortes 15. Kap. Vers. 7 „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob“, © massow-picture

In seiner Predigt im Eröffnungsgottesdienst nahm der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Bezug auf die Jahreslosung, die angesichts der in Deutschland ankommenden Flüchtlinge aktueller denn je sei: „Nehmt einander an“, dieser Appell sei nicht vereinbar mit religiöser oder anderer Intoleranz. „Gerade als Christinnen und Christen halten wir in diesen Tagen die gottgegebene unveräußerliche Menschenwürde hoch. Sie gilt allen.“ Es gebe keine spezielle Christenwürde, vielmehr gelte es, die Würde aller Menschen zu bewahren. „Ob als Einheimische oder Zugewanderte, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Alteingesessene, Neuzugezogene und Flüchtlinge auf der Durchreise – uns alle verbindet: dass wir Menschen sind.“ Umso dringlicher sei es, die Menschen, die zu uns kommen, zu integrieren. „Denn auch sie werden Teil der interkulturellen Gesellschaft, ob auf Dauer oder nur vorübergehend.“ Die Interkulturelle Woche mit ihren Begegnungsorten leiste dazu einen wichtigen Beitrag: „Wer sich wirklich begegnet und sich in die Augen schaut, wird feststellen, dass das fremde Gegenüber vielleicht gar nicht so fremd ist, sondern ähnliche Bedürfnisse, Sorgen und Hoffnungen hegt. Nicht selten sind durch solche Begegnungen Freundschaften fürs Leben entstanden“, so Bedford-Strohm.

Dem ökumenischen Gottesdienst schloss sich ein Festakt in der Staatskanzlei des Landes Rheinland-Pfalz auf Einladung von Ministerpräsidentin Malu Dreyer an, bei dem auch Bundespräsident Joachim Gauck anwesend war.

Weitere Informationen
Die Interkulturelle Woche findet 2015 zum 40. Mal statt. Sie ist eine bundesweite Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Deutschlandweit sind während der Interkulturellen Woche mehr als 4.500 Veranstaltungen an über 500 Orten geplant.

Predigten/Gemeinsame Worte:

Predigt Interkulturelle Woche EKD-Vorsitzender Bischof Bedford-Strohm
Einfuehrung Kard.-Marx-Eroeffnung-der 40.-Interkulturellen-Woche
„Gemeinsame Worte der Kirchen zur Interkulturellen Woche 2015“  des Ökumenischen Vorbereitungsausschusses.

Material für eigene Veranstaltungen:
Verschiedene Materialien (Materialheft, Plakate und Postkarten) zur IKW können hier: Internetadresse bestellt werden.
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