Großes Kino im Theater Rheinhessen feiert 200. Geburtstag – und sich selbst

Mädchen und Jungen des Mainzer Domchors sowie des Mädchenchors am Dom und St. Quintin lassen vor dem Mainzer Staatstheater hunderte Rheinhessen-Luftballons anlässlich der 200-Jahrfeier aufsteigen. Foto: ©  Agentur Bartenbach
Mädchen und Jungen des Mainzer Domchors sowie des Mädchenchors am Dom und St. Quintin lassen vor dem Mainzer Staatstheater hunderte Rheinhessen-Luftballons anlässlich der 200-Jahrfeier aufsteigen. Foto: © Agentur Bartenbach

Glückwunsch! Mit einem Festakt im Mainzer Staatstheater und einem großem Bürgerfest  feierte die Region Rheinhessen ihr 200-jähriges Jubiläum – und zwar mit großer Gratulanten-Schar.

Das Wormer Nibelungen Ensemble 2016 mit Josef Ostendorf, Dominic Raacke, Alexandra Kamp, Uwe Ochsenknecht, Nico Hofmann, Nuran David Calis, Katja Weitzenböck und Ismaill Deniz gratuliert zum 200.Foto: ©  Agentur Bartenbach
Das Wormer Nibelungen Ensemble 2016 mit Josef Ostendorf, Dominic Raacke, Alexandra Kamp, Uwe Ochsenknecht, Nico Hofmann, Nuran David Calis, Katja Weitzenböck und Ismaill Deniz gratuliert zum 200.Foto: © Agentur Bartenbach

Rund 850 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind der Einladung von Rheinhessen Marketing gefolgt – und erlebten eine kurzweilige, spritzige Veranstaltung.

Am 8. Juli 1816 entstand die Region auf dem Reißbrett des Wiener Kongresses. Rheinhessen – ein künstliches Gebilde, ohne Identität und Selbstbewusstsein. Seitdem wächst zwischen Mainz, Bingen, Alzey und Worms zusammen, was damals politisch so gewollt war. Heute präsentiert sich Rheinhessen bestens aufgestellt, zählt zu einer der attraktivsten Regionen in Deutschland – mit großen Potenzialen.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer bescheinigte Rheinhessen gleich ein ganzes Bündel positiver Eigenschaften: humorvoll, liebenswert, innovativ, selbstironisch, gastfreundlich. © massow-picture
Ministerpräsidentin Malu Dreyer bescheinigte Rheinhessen gleich ein ganzes Bündel positiver Eigenschaften: humorvoll, liebenswert, innovativ, selbstironisch, gastfreundlich. © massow-picture

„Rheinhessen ist eine lebens- und liebenswerte Region, auf die wir alle stolz sein können. Und ich freue mich, dass wir heute gemeinsam den 200. Geburtstag dieser Region im Herzen Europas feiern können“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer in ihrer Festrede. „Seit Monaten wird das Jubiläum von Alsheim bis Zornheim mit zahlreichen tollen Veranstaltungen begangen. Gastfreundschaft wird hier groß geschrieben. Die Beweglichkeit, die die Menschen an der „Völkermühle Rhein“ in ihrer Geschichte gezeigt hätten, manifestiere sich aktuell auch in der Toleranz gegenüber den Flüchtlingen, so die Ministerpräsidentin.  Sie würdigte zudem den Unternehmer und Vorsitzenden des Vorstandes von Rheinhessen Marketing e.V. Peter E. Eckes für sein jahrzehntelanges Engagement für die Region Rheinhessen: „Wenn einer das Jubiläum geprägt hat, dann Sie.“

Peter E. Eckes, Nieder-Olmer Unternehmer und Vorsitzender des Vorstandes von Rheinhessen Marketing: „Wir haben alles in Bewegung gesetzt, um die Schätze, die wir haben, allen bewusst zu machen. Rheinhessen ist ein Lebensgefühl: 'Mer strunze net, mer hunn.'" © massow-picture
Peter E. Eckes, Nieder-Olmer Unternehmer und Vorsitzender des Vorstandes von Rheinhessen Marketing: „Wir haben alles in Bewegung gesetzt, um die Schätze, die wir haben, allen bewusst zu machen. Rheinhessen ist ein Lebensgefühl: ‚Mer strunze net, mer hunn.'“ © massow-picture

Peter E. Eckes, der zu Beginn seines Grußwortes an zahlreiche rheinhessische Berühmtheiten, allen voran Hildegard von Bingen und Johannes  Gutenberg,  erinnerte, sprach den Organisatoren und Machern des Jubiläumsjahres aus der Seele als er sagte: „Diesen Tag haben wir herbeigesehnt. Endlich begehen wir heute unseren 200. Geburtstag. “ Rheinhessen habe sich unglaublich mächtig herausgeputzt,  und alle Bewohner, über 600 000 Menschen, hätten ein Jahr begonnen mit Freude und Zuneigung zu ihrer Region“, so Eckes. Es seien ihm vielleicht vier Punkte besonders wichtig; „Besinnung auf die gemeinsame Heimat, Freude an der Gegenwart,   Lust auf die Zukunft und das alles mit Opportunismus und Optimismus“.  Er dankte dem Vorstand und Mitarbeitern von Rheinhessen-Marketing und allen beteiligten Institutionen und Bürgern. Seit 2007 habe man mit der Planung und  Organisation für dieses große Ereignis begonnen.  Er habe damals gesagt: „Unternehmen ist besser als unterlassen. Und wenn man ein solches Ereignis hat, dann muss man daraus etwas machen.“ Und Rheinhessen hat etwas daraus gemacht: Das zeigt die überaus erfolgreiche   Halbzeitbilanz des  Jubiläumsjahres, die Tobias Bartenbach, Leiter des Projektbüros 200 Jahre Rheinhessen, während eines Pressefrühstücks im Vorfeld des Festaktes zog.

Talkrunde "Rheinhessen Landauf, Landab. Vli. Oberbürgermeister Michael Kissel (Worms), Landrat Ernst-Walter Görisch (Alzey-Worms), Kabarettist und Moderator Lars Reichow, Oberbürgermeister Michael Ebeling und Landrat Claus Schick (Mainz-Bingen) diskutieren über "schönste Erlebnisse", Weinseligkeit" und "wirtschaftlich Fakten". Ihr Credo: "Wir brauchen keinen Himmel. Wir haben das Paradies". © massow-picture
Talkrunde „Rheinhessen Landauf, Landab. Vli. Oberbürgermeister Michael Kissel (Worms), Landrat Ernst-Walter Görisch (Alzey-Worms), Kabarettist und Moderator Lars Reichow, Oberbürgermeister Michael Ebeling und Landrat Claus Schick (Mainz-Bingen) plauderten aus dem Nähkästchen  über „schönste Erlebnisse“, „Weinseligkeit“ und allerlei Rheinhessisches. Ihr Credo: „Wir wollen nicht den Himmel. Wir haben hier schon das Paradies“. © massow-picture

Aber nicht nur im „Feiern“ und bei der Weinanbaufläche liegt die Region weit vorn: Rheinhessen sei, so IHK-Präsident Dr. Engelbert J. Günster, auch ein Hotspot für Innovationen. Die Region verfüge mit der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und drei Hochschulen über leistungsstarke Forschungs- und Lehreinrichtungen. Innovative Start-ups und Hidden Champions gäbe es in der Biotechnologie, Medizintechnik oder Umwelttechnologie. „Dank hervorragender Rahmenbedingungen für Gründer“, so der IHK-Präsident auf der Pressekonferenz im Vorfeld des Festaktes, „wurden in Rheinhessen in den vergangenen 15 Jahren fast durchweg positive Gründungssalden erzielt.“ Die Perspektiven der Wirtschaft für nachhaltiges Wachstum seien also gut.

Harald Martenstein, Kolumnist und Autor, widmete sich satirisch-bissig der Abtretung der rechtsrheinischen Mainzer Stadtteile an Wiesbaden, was für die Mainzer gefühlt so gewesen sei, als hätte man die Hälfte der USA Nordkorea zugeschlagen.  © massow-picture
Harald Martenstein, Kolumnist und Autor, widmete sich satirisch-bissig der Abtretung der rechtsrheinischen Mainzer Stadtteile an Wiesbaden, was für die Mainzer gefühlt so gewesen sei, als hätte man die Hälfte der USA Nordkorea zugeschlagen. © massow-picture

Bei diesen wirtschaftlichen Top-Rahmenbedingungen gelte nun der Blick auf die  „rheinhessische Seele“. Der Identität, dem Selbstverständnis und Selbstbewusstsein der rund 620.000 hier lebenden Menschen. Genau hier setzt die Jubiläumskampagne an: Sie will das positive Image Rheinhessens nach außen weiter vermitteln und stärken, gleichzeitig im Innern Zusammenhalt und Identität stiften und entsprechende Strukturen für die weitere Entwicklung aufbauen.

 

Das Mainzer Staatstheater war bis auf den letzten Platz belegt.
Das Mainzer Staatstheater war bis auf den letzten Platz belegt. Foto: © Agentur Bartenbach

„Rheinhessen. Ganz schön anders.“ – so lautet das Motto der Jubiläumskampagne. Und so bot der offizielle Festakt den idealen Rahmen, die große Bühne, um zu zeigen, was in Rheinhessen steckt. Dabei präsentierte sich Rheinhessen facettenreich: witzig, unterhaltsam, menschlich und professionell. Großes Kino im Theater – so das einhellige Urteil aller, die live dabei waren.

Kabarettist Lars Reichow führte souverän, ironisch,  pointenreich und mit vielen Metaphern durchs Programm. © massow-picture
Kabarettist Lars Reichow . © massow-picture

Kabarettist Lars Reichow in Mehrfach-Funktion als Fest-Moderator und (Jubiläums-)Botschafter für die Region, führte ironisch, frech, pointiert und immer souverän durchs Fest-Programm. Dies eröffnete das Philharmonische Staatsorchester Mainz unter Leitung von Generalmusikdirektor Hermann Bäumer mit der „Ouvertüre zu Meister Martin und seine Gesellen“ des aus Osthofen stammenden  Komponisten Wendelin Weißheimer.

 

Uraufführung "Panta rhei", vielleicht einer neuen Rheinhessen-Hymne, des Komponisten Enjott Schneider durch das Philharmonische Staatsorchester Mainz unter der Leitung von Generalmusikdirektor Hermann Bäumer. © massow-picture
Uraufführung „Panta rhei“, vielleicht einer neuen Rheinhessen-Hymne, des Komponisten Enjott Schneider durch das Philharmonische Staatsorchester Mainz unter der Leitung von Generalmusikdirektor Hermann Bäumer. © massow-picture

Einen weiteren musikalischen Höhepunkt markierten die Mainzer Philharmoniker auch mit ihrer Welturaufführung der Rheinhessen-Hymne „Panta Rhei – vom Glück des Fließens“ von Professor Enjott Schneider.  Angelehnt an den Rhein, der Lebensader der Region, entstand die  Idee der sechsminütigen Hymne. Enjott Schneider machte daraus eine quirlig, schmissig klingende Kurz-Polka. Enjott für das Projekt gewinnen zu können, war Dr. Peter Hanser-Strecker, Chef des Mainzer Schott-Verlages, zu verdanken. Er stellte die Kontakte zu dem renommierten Komponisten her, der insbesondere mit Filmmusiken zu „Herbstmilch“ und „Schlafes Bruder“ bekannt wurde.

Volker Gallé erklärte, warum die Rheinhessen spätestens seit der preußischen Besatzungszeit nicht "ja", sondern "alla gud" sagen.
Volker Gallé erklärte, warum die Rheinhessen spätestens seit der preußischen Besatzungszeit nicht „ja“, sondern „alla gud“ sagen.

Eine „Mundart-Collage“ vom Feinsten „Kumm geh fort“ bot Volker Gallé (Arbeitskreis Rheinhessen Kultur) als er am Beispiel eines auf Glatteis geführten preußischen Besatzers erläuterte, warum die Rheinhessen bis heute nicht „ja“, sondern „alla gud“ sagen und dass dies dennoch nicht das selbe bedeute.

Sezne aus dem Fröhlichen Weinberg vom Ensemble  der Carl-Zuckmeyer-Gesellschaft. Regie Heinz-Otto Grünewald.© massow-picture
Sezne aus dem Fröhlichen Weinberg vom Ensemble der Carl-Zuckmeyer-Gesellschaft. Regie Heinz-Otto Grünewald.© massow-picture

Und natürlich durfte auch der rheinhessische Klassiker nicht fehlen: Szenen aus dem „Fröhlichen Weinberg“, dargeboten vom Ensemble der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft.

 

 

 

 

Ebersheimer Grundschülerdie erklären  in bester "Dingsda-Manier" Rheinhessen per Video-Einspielung.
Ebersheimer Grundschülerdie erklären in bester „Dingsda-Manier“ Rheinhessen per Video-Einspielung.

Wunderbar erfrischend und ein wenig an  „Die Montagsmaler“ oder „Dingsda“ -erinnernd, sorgten Ebersheimer Grundschüler per Video-Einspielung mit nicht immer reibungslos glückenden Begriffserklärungen von Stichworten zu Rheinhessen für fröhliche Stimmung.

200 Chorkinder singen zum Finale ein Geburtstagsständchen bis es goldene Konfetti regenete © massow-picture
200 Chorkinder singen zum Finale ein Geburtstagsständchen bis es goldene Konfetti regenete © massow-picture

Zum emotionalen Höhepunkt geriet das Geburtstagsständchen im Finale. Fast 200 Mädchen und Jungen des Mainzer Domchors sowie des Mädchenchors am Dom und St. Quintin strömten in weißen Jubiläumsshirts und mit weißen Luftballons nach Sternenmarschmanier aus drei Richtungen durch die Zuschauerreihen, „Zum Geburtstag viel Glück“ singend, auf die Bühne, begleitet vom Philharmonischen Staatsorchester Mainz unter Leitung von Generalmusikdirektor Hermann Bäumer bis es goldene Konfetti regnete.

© massow-picture
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Gleich gegenüberauf dem Gutenbergplatz, in der angrenzenden Schöfferstraße und auf dem Leichhof, dem Tor zur historischen Altstadt, luden die Preisträgerinnen und Preisträger der Best of Wine Tourism Awards im Rahmen einer regionalen Leistungsschau  zum Bürgerfest mit Weinständen, kulinarischen Leckereien und vielen (wein)touristischen Angeboten zum Kennenlernen und Mitmachen ein. Viele Erlebnisse wie Walkingtouren, eine Klostergartenführung, das Pflanzenquiz „Was wächst in Rheinhessen“ und zauberhafte Weinspektakel im Rahmen von drei moderierten Themenweinproben rundeten das Programm ab. Ganztägig veranstalteten die prämierten Weintourismusbetriebe eine Tombola am Glücksrad auf dem Gutenbergplatz.

Aus dem Rahmenprogramm. Foto: ©  Agentur Bartenbach
Aus dem Rahmenprogramm. Foto: © Agentur Bartenbach

Rheinhessen feiert 200. Geburtstag – und damit letztlich sich selbst – mit einem kulturellen Potpourri, das berührt und nachhallt. Zwei Stunden, in denen man spürte, was Rheinhessen ausmacht. Kulturell. Gesellschaftlich. Menschlich. Darauf darf die Region durchaus stolz sein – und erwartungsfroh in die Zukunft schauen.

Siehe auch: Positive Bilanz des bisherigen Jubiläumsjahres „200 Jahre Rheinhessen“ auf der Pressekonferenz.

Rheinhessen 2016 digital: Auf einen Blick, mit einem Klick!
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