Kategorie-Archiv: St. Martin Hoher Dom zu Mainz

Einer der prominentesten deutschen Katholiken, Kardinal Lehmann, ist tot

Karl Kardinal Lehmann während seines Dankes für die Wilhelm Leuschner-Medaille als höchste Auszeichnung des Landes Hessen 2016 © Foto: Diether v. Goddenthow
Karl Kardinal Lehmann während seines Dankes für die Wilhelm Leuschner-Medaille als höchste Auszeichnung des Landes Hessen 2016 © Foto: Diether v. Goddenthow

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Ministerpräsidentin Malu Dreyer: Kardinal Lehmann wird uns fehlen

„Rheinland-Pfalz trauert um Karl Kardinal Lehmann. 33 Jahre hat er als Bischof von Mainz gewirkt und Maßstäbe für einen weltoffenen Katholizismus gesetzt. Weit über die Grenzen seines Bistums hinaus wurde ihm wegen seines festen Glaubens, seines beeindruckenden theologischen Wissens, seiner ökumenischen Offenheit, seines gesellschaftlichen Engagements und seiner menschlichen Warmherzigkeit Respekt, Anerkennung und auch Zuneigung entgegen gebracht. In seinem fast einundzwanzigjährigen Wirken als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz hat er die katholische Kirche in Deutschland entscheidend mitgeprägt und in der Weltkirche in herausragender Weise repräsentiert.

Bei seiner Weihe zum Bischof im Mainzer Dom am 2.10.1983 hatte Kardinal Lehmann sein neues Amt unter den Wahlspruch „Steht fest im Glauben“ („State in fide“) gestellt. Diesem Appell des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth ist er während seines jahrzehntelangen Wirkens in Wort und Tat mehr als gerecht geworden. Er stand in Treue zur Kirche, aber vor allen Dingen zu den Menschen. Karl Kardinal Lehmann hatte stets ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Anliegen. Für ihn galt der Grundsatz, dass die Kirche dort mitanpackt, wo Hilfe gebraucht wird. Auch in der Flüchtlingskrise hat er Maßstäbe für Nächstenliebe gesetzt. Wer ihm begegnete, konnte erfahren, dass er es ernst meint mit dem, was er verkündet.

Er hat Brücken gebaut zwischen verschiedenen Konfessionen, zwischen verschiedenen Religionen und auch zwischen Kirche und Politik.

Karl Kardinal Lehmann wusste um die Zeichen der Zeit. Er hat die Konflikte in Kirche und Gesellschaft benannt und die weltweiten Herausforderungen erkannt. In seiner Haltung, Schwangeren im Gewissenskonflikt kirchlich beizustehen, stellte er sich an die Seite der Frauen und riskierte den Konflikt mit Rom. Wichtige Themen hat er immer wieder aufgegriffen und sich in christlicher Verantwortung mit ihnen auseinandergesetzt. Dabei war er der Politik immer ein kritischer und wichtiger Mahner und Ratgeber. Auch in schwierigen Zeiten hat er klare Positionen bezogen und Mut zum Umdenken gemacht.

Glaubensstärke und Humor, Intellekt und Gelassenheit, diese seltene Kombination hat Kardinal Lehmann ausgezeichnet. Ich bin ihm für viele gute Gespräche und Anregungen sowie den vertrauensvollen Austausch mit der Landesregierung sehr dankbar.

Rheinland-Pfalz trauert um einen großartigen Menschen und eine herausragende Persönlichkeit. Bischof Dr. Kohlgraf und allen Gläubigen im Bistum Mainz spreche ich mein aufrichtiges Beileid aus.“

Auch Mainz trauert um seinen Ehrenbürger

 

Oberbürgermeister Michael Ebling: „Wir trauern um den Mainzer Ehrenbürger Karl Kardinal Lehmann. Kardinal Lehmann war eine hochgebildete Persönlichkeit, die in herausfordernden Zeiten Orientierung geben konnte und stets durch seine Warmherzigkeit und Empathie als Mensch zu überzeugen wusste.

Ihn zeichnete vor allem seine Offenheit für die Menschen aus. In einer Zeit, in der so viele, nicht mehr offen sind, in der sich viele gar nicht mehr bemühen, einander zu verstehen, in der die Schranken nicht nur an die Grenzen, sondern auch in manche Köpfe zurückkehren, werden wir diese Eigenschaft wohl mit am meisten vermissen.

Karl Kardinal Lehmann war damit Vorbild, vor allem aber auch immer Anstoßgeber für Debatten: in der Weltkirche, in Deutschland und in Mainz. Große Anerkennung gilt seiner Leistung als Brückenbauer zwischen Kirche und Gesellschaft sowie als verlässlicher und konstruktiver Partner im Dialog mit den anderen christlichen und nichtchristlichen Religionsgemeinschaften.

Er hat die an ihn gerichteten Erwartungen als Wegweiser, Brückenbauer und Moderator nicht nur erfüllt, sondern auf vielfache Weise übertroffen. Hohe theologische Kompetenz und persönliche Glaubwürdigkeit verbanden sich in seiner Person auf überzeugende Weise und strahlten weit über unsere Stadtgrenzen hinaus. Wir werden ihn sehr vermissen.“

Ministerpräsident Volker Bouffier zum Tod
des früheren Mainzer Bischofs Karl Kardinal Lehmann

„Kardinal Lehmann wird dieser Welt als authentischer Repräsentant und Erneuerer der katholischen Kirche fehlen“

Wiesbaden. Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier hat mit Betroffenheit auf den Tod des früheren Bischofs von Mainz, Karl Kardinal Lehmann, reagiert. „Kardinal Lehmann wird dieser Welt als authentischer Repräsentant und Erneuerer der katholischen Kirche fehlen. Er wirkte 33 Jahre in der Diözese Mainz und prägte damit eine Ära im Bistum. Mit seiner humorvollen, bodenständigen und den Menschen zugewandten Art hat er viele Menschen erreicht und in den Dialog eingebunden. Durch sein herausragendes theologisches Wissen und seine Ausstrahlung hat er dem Bistum und seinen Gläubigen weit über die Grenzen hinaus eine geachtete Stimme verliehen. Mit Beharrlichkeit hat Kardinal Lehmann den Geist der Ökumene, das Zusammenführen von katholischer und evangelischer Kirche, wahrhaft gelebt und war als Bischof ein hochgeschätzter Ansprechpartner in der Gesellschaft für Fragen und Nöte der Zeit. Über die Parteigrenzen hinweg war Lehmann auch für die Politik in Hessen und auf Bundesebene ein geistig und geistlich bereichernder Gesprächspartner. Ich trauere aufrichtig um ihn“, sagte der Ministerpräsident.

„Insbesondere als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz hat er wichtige gesellschaftliche Impulse gegeben und war auch in Rom beim Vatikan hoch angesehen. Nicht nur die Menschen in Hessen haben ihn tief ins Herz geschlossen und seine Arbeit wertgeschätzt – Karl Kardinal Lehmann war ein Glücksfall für den deutschen Katholizismus und das Bistum Mainz. Seine Verdienste werden auch nach seinem Tod in guter Erinnerung bleiben“, sagte Ministerpräsident Bouffier, der dem Bistum sein tief empfundenes Beileid aussprach.

Karl Lehmann war von Juni 1983 bis Mai 2016 Bischof des Bistums Mainz, dessen Gebiet in Rheinland-Pfalz und Hessen liegt. Von 1987 bis 2008 war er zudem Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Für seine Verdienste für die Demokratie und den Rechtsstaat erhielt Lehmann im Jahr 2016 die Wilhelm Leuschner-Medaille als höchste Auszeichnung des Landes Hessen sowie 2009 den Hessischen Kulturpreis.
Abschied von Kardinal Lehmann Domradio.de

Hessenschau

Prof. Dr. Peter Kohlgraf ist neuer Bischof von Mainz

Hohe Dom St. Martin zu Mainz Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Hohe Dom St. Martin zu Mainz Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Heute Punkt zwölf Uhr wurde in Rom und in Mainz Professor Dr. Peter Kohlgrafs Ernennung zum neuen Bischof von Mainz durch Papst Franziskus bekannt gegeben. Der Kölner Theologe wird damit auch Oberhirte vieler Katholiken in Hessen, wozu unter anderem auch die Dekanate Darmstadt, Offenbach, Gießen, Rüsselsheim und Alsfeld sowie Bergstrasse und die Wetteraus zählen.. Als Kardinal Lehmanns Nachfolger tritt er ein großes Erbe an. Nach Angaben des Bistums Mainz steht noch kein Termin für die Bischofsweihe fest, die im Mainzer Dom stattfinden wird.

Bild © Katholische Hochschule Mainz
Bild © Katholische Hochschule Mainz

Professor Kohlgraf ist 50 Jahre alt. Er hat in Bonn Theologie studiert, wurde 1993 in Köln zum Priester geweiht und lehrt seit 2012 an der Katholischen Hochschule in Mainz, wo ihn Kardinal Lehmann ab dem Wintersemester 2016/2017 zum Dekan des Fachbereichs Praktische Theologie ernannte. Kohlgraf ist zudem als Pfarrvikar in der Pfarrgruppe Wörrstadt im Dekanat Alzey/ Gau-Bickelheim in Rheinland-Pfalz tätig.

Zahlreiche Glückwünsche
Zu den ersten Gratulanten zählten Limburgs Bischof Georg Bätzing, der betonte, dass mit Kohlgrafs Wahl dem Mainzer Bistum nichts Besseres hätte passieren können: „Peter Kohlgraf ist ein hervorragender Lehrer, ein guter Seelsorger, ein erfahrener Mensch, auch in der Personalführung“, sagte Limburgs Bischof Georg Bätzing.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer betonte in Ihrer Grußadresse, dass mit Peter Kohlgraf ein Theologe als Nachfolger des international hoch geschätzten Kardinal Lehmann gewählt worden sei, der sich seit vielen Jahren wissenschaftlich und praktisch mit der Zukunft der Gemeinden und mit dem christlichen Glauben in der modernen Gesellschaft befasse und nah bei den Menschen sei: „Sie kennen die Wünsche und Sorgen der Gläubigen, insbesondere die junger Menschen. Als Seelsorger und Theologe haben Sie die überlieferte Lehre immer mit einem klaren Blick auf die gegenwärtige Situation der Kirche verbunden.“

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier sagte in seinem Grußtelegramm. „Es ist für mich eine große Freude, dass die Vakanz des Bistums Mainz so rasch beendet wurde. Herzlich gratuliere ich im Namen der Landesregierung und ganz persönlich Professor Kohlgraf zu seiner Wahl durch das Mainzer Domkapitel und seiner Ernennung durch Seine Heiligkeit Papst Franziskus. Für die Katholiken des Bistums Mainz, die zu einem großen Anteil in Hessen leben und für viele Bürgerinnen und Bürger darüber hinaus ist es sehr erfreulich, dass eines der traditionsreichsten Bistümer Deutschlands nun wieder einen Oberhirten hat. Seine pastoraltheologischen Erfahrungen und Kenntnisse aus der Praxis und Wissenschaft werden sicher mit dazu beitragen, die den Menschen zugewandte Leitung des Bistums auch künftig fortzusetzen. Es ist mein Wunsch, den intensiven und für beide Seiten bereichernden Dialog zwischen Politik und Kirche mit dem neunen Bischof von Mainz nahtlos fortzusetzen“, sagte der Regierungschef.

Der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebeling wünschte dem neuen Mainzer Bischof Peter Kohlgraf „viel Erfolg bei der Führung des Mainzer Bistums. Peter Kohlgraf ist im Bistum Mainz kein Unbekannter. Als Professor an der Katholischen Hochschule Mainz und als Pfarrvikar in der Pfarrgruppe Wörrstadt in Rheinhessen hat er sich als Theologe und Seelsorger in der Region einen Namen gemacht.“

„Die reiche Geschichte unserer Stadt ist eng verbunden mit den Mainzer Bischöfen. Sie haben durch viele Jahrhunderte hindurch das Leben und das Gesicht von Mainz entscheidend mitgeprägt und gerade in schweren Tagen, von denen die Menschen hier viele gesehen haben, das ihre getan, um unsere Stadt immer wieder neu entstehen zu lassen. Bedeutende Persönlichkeiten auf dem Bischofsstuhl, wie Bischof Ketteler, Kardinal Volk oder zuletzt Kardinal Lehmann, haben wichtige Impulse in unserer Stadt gesetzt und auch nach außen hin durch ihr Wirken der alten Bischofsstadt Mainz große Ausstrahlungskraft angesichts höchst gegenwärtiger Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft verliehen. Ich freue mich auf einen anregenden Dialog und Austausch zwischen der Stadt und dem neuen Bischof“, erklärt Oberbürgermeister Ebling.

„Kardinal Lehmann hat die Mainzerinnen und Mainzer durch seine Warmherzigkeit und Empathie als Mensch überzeugt. Als weltoffener Mainzer Ehrenbürger und hochgebildete Persönlichkeit in Weltkirche und Bistum hat Kardinal Lehmnann in herausfordernden Zeiten Orientierung gegeben. Er hat sich als Brückenbauer zwischen Kirche und Gesellschaft sowie als verlässlicher und konstruktiver Partner im Dialog mit den anderen christlichen und nichtchristlichen Religionsgemeinschaften große Anerkennung erworben. Ich wünsche mir, dass Peter Kohlgraf als neuer Bischof von Mainz an die Tradition seines Vorgängers anknüpft, dann wird er als neuer Oberhirte sicherlich schnell die Herzen der Mainzerinnen und Mainzer erobern“, so Oberbürgermeister Michael Ebling.

40 Jahre bundesweite Interkulturelle Woche – Auftakt mit Joachim Gauck in der Mainzer Staatskanzlei

© Staatskanzlei Rheinland-Pfalz
© Staatskanzlei Rheinland-Pfalz

Der bundesweite Auftakt der vierzigsten Interkulturellen Woche unter dem Motto „Vielfalt. Das Beste gegen Einfalt“ findet am 27. September 2015 um 18.30 Uhr in der Mainzer Staatskanzlei statt. Bundespräsident Joachim Gauck wird zu diesem Anlass die Auftaktrede halten. Der Festakt findet auf Einladung der Kirchen, der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer sowie des Mainzer Oberbürgermeisters Michael Ebling statt. Der vielfach preisgekrönte Schriftsteller und aktuelle Mainzer Stadtschreiber Feridun Zaimoḡlu wirkt im Programm der Auftaktveranstaltung mit.

Zuvor ist im Mainzer Dom um 17.00 Uhr ein Ökumenischer Gottesdienst, der vom Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, sowie dem Vorsitzenden der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, Metropolit Dr. h.c. Augoustinos von Deutschland, geleitet wird.

Zum vierzigsten Mal sind in diesem Jahr Kirchen, Kommunen, Wohlfahrtsverbände, Gewerkschaften, Integrationsbeiräte und -beauftragte, Migrantenorganisationen oder Initiativgruppen sowie alle Engagierten und Interessierten aufgerufen, die Interkulturelle Woche mitzugestalten. Sie ist eine gemeinsame Initiative der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie und findet seit 1975 mittlerweile in mehr als 500 Städten und Gemeinden in ganz Deutschland statt.

Seit 40 Jahren tragen die Begegnungen im Rahmen der Interkulturellen Woche dazu bei, dass aus Unbekannten geschätzte Nachbarinnen und Nachbarn werden, dass Gemeinsamkeiten entdeckt und Freundschaften geschlossen werden. Gesellschaftliche Teilhabe ist Voraussetzung für Gleichberechtigung und lntegration. Dieses Anliegen der Interkulturellen Woche ist nach 40 Jahren aktueller denn je.

Weitere Informationen unter www.interkulturellewoche.de