Kategorie-Archiv: Frankfurt

Lesungen mit Claude De Demo u. Oleg und Daniel Jurjew am 4. u. 10. Dez 2015 im Literaturforum im Mousonturm Frankfurt

Zofia Posmysz: „Die Passagierin“ Lesung mit Claude De Demo

Freitag, 4. Dezember 2015, 20 Uhr:
Zofia Posmysz: „Die Passagierin“
Lesung mit Claude De Demo

15 Jahre nach Kriegsende befindet sich Lisa mit ihrem Mann Walter auf einer Überfahrt nach Südamerika, wo Walter eine Stelle als deutscher Botschafter annehmen soll. An Bord entdeckt sie eine Passagierin, die sie sofort zu erkennen glaubt: Könnte es sich bei der Frau um die totgeglaubte Martha handeln, eine KZ-Inhaftierte, die Lisa, einer Aufseherin, unterstellt war? Lange verdrängte Erinnerungen werden lebendig: In Rückblenden reflektiert sie ihr altes Leben, jenes als KZ-Wärterin, die ein perfides Spiel aus Nähe und Distanz, aus Zuneigung und Manipulation zu Martha pflegte.

Zofia Posmysz war selbst Auschwitz-Überlebende und verarbeitete die Idee, nach Kriegsende jener Wärterin zu begegnen, die sie einerseits quälte, die andererseits aber auch eine schützende Hand über sie hielt, zunächst in dem Hörspiel Die Passagierin, später auch im gleichnamigen Roman. Es folgten eine Verfilmung sowie schließlich eine Oper, die 2015 auch in Frankfurt aufgeführt wurde. An diesem Abend liest Claude De Demo, lange Zeit festes Mitglied im Ensemble des Schauspiels Frankfurt, aus Zofia Posmyszs Roman.

Organisation: Samuel Weinberger

Zeit: 20 Uhr
Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 15,-/12,-

Anna Radlowa: „Tatarinowa. Die Prophetin von St. Petersburg“ Lesung mit Oleg und Daniel Jurjew

Donnerstag, 10. Dezember 2015, 20 Uhr:
Anna Radlowa: „Tatarinowa. Die Prophetin von St. Petersburg“
Lesung mit Oleg und Daniel Jurjew

Russland im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts. Gemeinsam mit den westlichen Alliierten hat der Zar Napoleon besiegt. Doch im Inneren des Landes droht noch Gefahr: Geheimgesellschaften wie die Skopzen werden als Bedrohungen für den Staat angesehen und verboten. Die Novelle folgt Tatarinowa, einer Vorsteherin einer dieser Gruppen, in denen religiöse Eiferer sich zusammenfinden, Enthaltsamkeit predigen, sich gar selbst kastrieren, um mit Hilfe ihres Glaubens für geistige Reinheit und gegen menschliches Leid zu kämpfen.

Es ist eine so faszinierende wie abstoßende Welt, in die die Leser der Novelle Tatrinowa. Die Prophetin von St. Petersburg der russischen Autorin Anna Radlowa eintauchen. 1931 verfasst, lag der Text der 1949 in einem Arbeitslager verstorbenen Radlowa über Jahrzehnte im Giftschrank und wurde erst Ende der 1990er wiederentdeckt. In der Übersetzung Daniel Jurjews und mit einem einordnenden Nachwort von Oleg Jurjew liegt dieses Kleinod der St. Petersburger Literatur nun auch erstmals in deutscher Übersetzung vor.

Zeit: 20 Uhr
Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,-

Ein Abend für Harry Oberländer. Abschiedsfeier

Freitag, 18. Dezember 2015, 20 Uhr:
Von Abschieden und Neuanfängen. Ein Abend für Harry Oberländer.

30 Jahre lang hat Harry Oberländer die Geschicke des Hessischen Literaturforums zunächst als Mitarbeiter und später als Geschäftsführer mitbestimmt – am Ende des Jahres fügt er seinem Leben ein neues Kapitel hinzu, nämlich das des Ruheständlers.
Zahlreiche Überraschungsgäste haben sich für den Abend angekündigt, um diesen Abschied gebührend zu feiern – Namen nennen wir nicht, sonst wären es ja keine Überraschungen mehr, aber Hinweise können wir geben: Mit dabei sind u.a. Büchner-, Bachmann- und Huchel-Preisträger, ehemalige Stadtschreiber aus Bergen und viele, viele Trägerinnen und Träger der Frankfurter Goetheplakette. Anschließend laden wir alle Gäste ein, bei Wein und den Köstlichkeiten eines opulenten Buffets mit uns zu feiern.

Ebenfalls verabschieden werden wir uns vom Literaturforum, so wie Sie es kennen – denn Anfang kommenden Jahres werden wir unsere Tore für einige Wochen schließen und für Sie renovieren. Da Renovierungen immer auch Geld kosten, würden wir uns über Unterstützung in Form großzügiger Spenden sehr freuen.

Um Reservierung bis zum 11. Dezember unter malte.kleinjung@hlfm.de oder 069 – 2444 9941 wird gebeten.

Zeit: 20 Uhr
Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: frei

Nach Renovierung öffnet das Literaturforum Mousonturm Anfang März 2016 wieder

Im Anschluss an diese Veranstaltung schließt das Hessische Literaturforum seine Pforten bis Anfang März: Diese Zeit wird das Team nutzen, um „endlich auch unseren Veranstaltungsraum in ästhetischer Hinsicht ins 21. Jahrhundert zu überführen.“

Festival des italienischen Films im Filmmuseum Frankfurt – Dezember-Programmvorschau

Verso Sud 21
Festival des italienischen Films vom 28.11. bis 11.12.2015

Verso Sud 21
Samstag, 28. November, bis Freitag, 11. Dezember

Zum 21. Mal bringt Verso Sud eine Auswahl aktueller italienischer Spiel- und Dokumentarfilme nach Frankfurt. Die Hommage ist in diesem Jahr Francesco Rosi gewidmet, den Martin Scorsese den „Meister des zeitgenössischen Kinos“ nannte und der im Januar im Alter von 92 Jahren gestorben ist. Ehrengäste sind Fernando Muraca, Gianni Di Gregorio und Gabriele Del Grande, drei Regisseure, die zu den interessantesten Vertretern des zeitgenössischen italienischen Kinos gehören.

Die Highlighs des Festivals sind 
Festival des italienischen Films vom 28.11. bis 11.12.2015
Hommage an Francesco Rosi
Der italienische Filmemacher ist im Januar im Alter von 92 Jahren gestorben. In der Hommage wird sein vielschichtiges Werk noch einmal beleuchtet.

Frank Sinatra
Zum 100. Geburtstags des Sängers und Entertainers zeigt eine Reihe unterschiedlicher Filme das breite Spektrum von Sinatras Schauspieltätigkeit.

Der Film des Jahres: TAXI TEHERAN
Die Jury der Evangelischen Filmarbeit hat den iranischen Film TAXI TEHERAN (R: Jafar Panahi) zum „Film des Jahres 2015″ gewählt.

Curd Jürgens – Der Nachlass
Vom 13. Dezember an wird die virtuelle Ausstellung zu Curd Jürgens‘ Nachlass online verfügbar sein. Schriftstücke, Bild- und Tondokumente aus der sechs Jahrzehnte umfassenden Schaffenszeit des Schauspielers und Lebemanns Jürgens werden online abrufbar sein.

Alle Filme und Termine des Italienischen Filmfestivals im Überblick

Dienstag, 01.12., 20:30 Uhr
Freitag, 04.12., 22:30 Uhr
SMETTO QUANDO VOGLIO Ich kann jederzeit aussteigen
Italien 2014. R: Sydney Sibilia

Donnerstag, 03.12., 18:00 Uhr
ITALY IN A DAY
Italien 2014. R: Gabriele Salvatores

Freitag, 04.12., 20:30 Uhr
I NOSTRI RAGAZZI Unsere Kinder
Italien 2014. R: Ivano De Matteo

Samstag, 05.12., 20:00 Uhr
BUONI A NULLA Pechvögel
Italien 2014. R: Gianni Di Gregorio

Samstag, 05.12., 22:00 Uhr
NOI E LA GIULIA Ich und die Giulia
Italien 2015. R: Edoardo Leo

Sonntag, 06.12., 19:00 Uhr
CHE STRANO CHIAMARSI FEDERICO Federico
Italien 2013. R: Ettore Scola

Sonntag, 06.12., 21:00 Uhr
BIAGIO
Italien 2015. R: Pasquale Scimeca

Montag, 07.12., 20:30 Uhr
Donnerstag, 10.12., 18:00 Uhr
TORNERANNO I PRATI Die Wiesen werden blühen
Italien 2014. R: Ermanno Olmi

Dienstag, 08.12., 20:30 Uhr
FINO A QUI TUTTO BENE So weit, so gut
Italien 2015. R: Roan Johnson

Mittwoch, 09.12., 20:30 Uhr
BELLUSCONE. UNA STORIA SICILIANA Belluscone – Warum die Italiener Berlusconi lieben
Italien 2014 R: Franco Maresco

Freitag, 11.12., 20:00 Uhr
IO STO CON LA SPOSA Auf der Seite der Braut
Italien 2014. R: Antonio Augugliaro, Gabriele Del Grande, Khaled Soliman Al Nassiry
Zu Gast: Gabriele Del Grande

Verso Sud Special: „Der Gläserne Untertitler” mit Florian Wolf
Mittwoch, 02.12., 16:30 Uhr
Vor dem Film SLOW FOOD STORY vermittelt der auf Filmübersetzung und Untertitelung spezialisierte Florian Wolf als „Gläserner Untertitler“, einen Eindruck seiner anspruchsvollen Arbeit, beantwortet Fragen zum Thema und diskutiert mit dem Publikum, das zudem aktiv mitarbeiten kann.
Mittwoch, 02.12., 18:00 Uhr
SLOW FOOD STORY
Italien 2013. R: Stefano Sardo
Dokumentarfilm. 73 Min. DCP. OmU

Verso Sud Special: Stummfilm mit Live-Klavierbegleitung
Sonntag, 06.12., 17:00 Uhr
CAINÀ – L’ISOLA E IL CONTINENTE Cainà – Die Insel und der Kontinent
Italien1922. R: Gennaro Righelli
Live-Klavierbegleitung: Uwe Oberg

Verso Sud Hommage: Francesco Rosi
Francesco Rosi (*1922 in Neapel, † 2015 in Rom) begann in den späten 1940er Jahren als Regieassistent bei Luchino Visconti und Michelangelo Antonioni. Mit SALVATORE GIULIANO (1962), gelang Rosi der internationale Durchbruch. Mit Filmen wie LE MANI SULLA CITTÀ (1963), IL CASO MATTEI (1972), und LUCKY LUCIANO (1973) festigte er seinen Ruf als politisch engagierter Regisseur, der die Verflechtungen zwischen Politik, Wirtschaft und Verbrechen in seinem Land dokumentiert und analysiert. Ende der 1970er Jahre wandte er sich jedoch auch neuen Stoffen und Verfahren zu und drehte hauptsächlich Literaturverfilmungen. 2008 verlieh im die Berlinale den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk, 2012 wurde er bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Dienstag, 01.12., 18:00 Uhr
Freitag, 18.12., 20:30 Uhr
IL CASO MATTEI Der Fall Mattei
Italien 1972. R: Francesco Rosi

Mittwoch, 02.12., 20:30 Uhr
Sonntag, 20.12., 20:30 Uhr
C’ERA UNA VOLTA Schöne Isabella
Italien/Frankreich 1967. R: Francesco Rosi

Freitag, 04.12. 18:00 Uhr
Dienstag, 29.12. 20:30 Uhr
UOMONI CONTRO Bataillon der Verlorenen
Italien/Yugoslawien 1970. R: Francesco Rosi

Samstag, 05.12., 16:00 Uhr
FRANCESCO ROSI – MOMENTE DER WAHRHEIT
Deutschland 2002. R: Eckhart Schmidt

Samstag, 05.12., 18:00 Uhr
Freitag, 25.12., 20:30 Uhr
LE MANI SULLA CITTÀ Hände über der Stadt
Italien/Frankreich 1963. R: Francesco Rosi

Sonntag, 06.12., 11:30 Uhr
SALVATORE GIULIANO Wer erschoss Salvatore G.?
Italien 1962. R: Francesco Rosi

Montag, 07.12., 18:00 Uhr
IL MAGLIARI Auf St. Pauli ist der Teufel los
IT/FR 1959. R: Francesco Rosi

Donnerstag, 17.12., 20:30 Uhr
TRE FRATELLI Drei Brüder
IT/FR 1981. R: Francesco Rosi

Dienstag, 22.12., 20:30 Uhr
LA TREGUA Die Atempause
IT/FR/DE/CH 1997. R: Francesco Rosi

Frank Sinatra zum 100. Geburtstag
Frank Sinatra war der bedeutendste Entertainer seiner Generation. Mit seinem verführerischen Bariton vermochte er auch banalem Songmaterial eine sehnsuchtsvolle Aura des Verlangens zu verleihen. Am 12. Dezember wäre Sinatra 100 Jahre alt geworden. Das Deutsche Filmmuseum ehrt ihn mit einer Reihe aus vier Filmen, die seine Ausdrucksmöglichkeiten besonders markant zeigen: Er war eben nicht nur ein außergewöhnlicher Sänger, sondern auch ein begnadeter Filmschauspieler. Sinatra kam 1942 zum Kino und trat zunächst vor allem in Musicals auf. Als er für die Rolle des Angelo Maggio in FROM HERE TO ETERNITY (US 1953, R: Fred Zinnemann) den Oscar als Bester männlicher Nebendarsteller erhielt und seinen neu erworbenen Ruf als Charakterdarsteller mit der Rolle eines Drogensüchtigen in THE MAN WITH THE GOLDEN ARM (US 1955, R: Otto Preminger) festigte, war seine weitere Filmkarriere jenseits des Musicals gesichert. In den 70er Jahren zog er sich weitgehend vom Filmgeschäft zurück und konzentrierte sich auf seine Karriere als Sänger und Entertainer. Er starb am 14. Mai 1998.

Freitag, 11.12., 18:00 Uhr
Sonntag, 13.12., 20:30 Uhr
KINGS GO FORTH Rivalen
USA 1958. R: Delmer Daves

Freitag, 18.12., 18:00 Uhr
Samstag, 19.12., 20:30 Uhr
TAKE ME OUT TO THE BALL GAME Spiel zu dritt
USA 1949. R: Busby Berkeley

Mittwoch, 23.12.. 20:30 Uhr
Samstag, 26.12.. 20:30 Uhr
OCEAN’S ELEVEN Frankie und seine Spießgesellen
USA 1960. R: Lewis Milestone

Freitag, 25.12., 20:30 Uhr
Mittwoch, 30.12., 20:30 Uhr
THE DETECTIVE Der Detektiv
USA 1968. R: Gordon Douglas

Was tut sich – im deutschen Film?
Aaron Lehmann zu Gast mit HIGHWAY TO HELLAS (DE 2015)
Dienstag, 15.12., 20:15 Uhr
In der Reihe WAS TUT SICH – IM DEUTSCHEN FILM? präsentiert das Kino des Deutschen Filmmuseums einmal im Monat ein aktuelles Werk. Im Dezember ist Aron Lehmann mit seiner gesellschaftskritischen Komödie HIGHWAY TO HELLAS zu Gast.

Aron Lehmann, geboren 1981 in Wuppertal, arbeitete zunächst in Berlin für verschiedene Filmproduktionen. Anschließend absolvierte er sein Regiestudium an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam. Nach einigen Kurzfilmen drehte Aron Lehmann seinen ersten abendfüllenden Spielfilm KOHLHAAS ODER DIE VERHÄLTNISMÄSSIGKEIT DER MITTEL (DE 2012), der mit dem Publikumspreis des Saarbrücker Max-Ophüls-Preis ausgezeichnet wurde.

HIGHWAY TO HELLAS
Deutschland 2015. R: Aron Lehmann
Der entnervte Bankangestellte Jörg Geissner (Christoph Maria Herbst) reist ins sonnige Griechenland: Auf der idyllischen Insel Paladiki soll er herausfinden, ob für Kredite, die seine Bank vor vielen Jahren einigen Einwohnern gewährte, noch immer die nötigen Sicherheiten existieren. Mit dieser Mission macht der Deutsche sich unter den Insulanern nicht viele Freunde. Vor allem der Supermarktbesitzer Panos und seine Freunde setzen alles daran, Geissners Schnüffeleien mit immer neuen Tricks zu torpedieren. Aber nach einer Weile merken die Kontrahenten, dass sie einander in Wahrheit gar nicht so unähnlich sind.
Nach dem Film spricht Ulrich Sonnenschein mit Aron Lehmann.
Vorfilm: V FOR VAROUFAKIS (DE 2015. R: Jan Böhmermann)

Weihnachts-Special: 50 Jahre „DOCTOR ZHIVAGO“
Sonntag, 27.12., 18:00 Uhr
DOCTOR ZHIVAGO Doktor Schiwago
USA 1965. R: David Lean
Am 22. Dezember 1965 fand in New York die Premiere von David Leans Film DOCTOR ZHIVAGO nach Boris Pasternaks gleichnamigem Roman statt. Darin wird von den Erlebnissen eines dichtenden Arztes in den Wirren der russischen Revolution erzählt. Von der Kritik zumeist als kitschiges kommerzielles Unterfangen abgetan, war der Film ein phänomenaler internationaler Kassenerfolg. In der Rückschau erscheint DOCTOR ZHIVAGO als einer von Leans besten Filmen, als ein Werk von großer visueller Schönheit und als groß angelegtes Panorama einer wirren Umbruchzeit, welches auch politisch von einer erstaunlichen Differenziertheit geprägt ist.

Film des Jahres: TAXI TEHERAN
Samstag, 12.12., 20:00 Uhr

Seit mehr als 60 Jahren vergibt die Jury der Evangelischen Filmarbeit das Prädikat „Film des Monats“ an herausragende Filme. Aus den 2015 ausgezeichneten Filmen wählte sie den „Film des Jahres“: TAXI TEHERAN.

TAXI TEHERAN
Iran 2014. R: Jafar Panahi
Trotz eines von der iranischen Justiz verhängten Berufsverbots hat Jafar Panahi diesen Film gedreht: Er zeigt unterschiedliche Begegnungen in einem
von Panahi gefahrenen Taxi in Teheran. „Ein einzigartiges Dokument über das Leben in der iranischen Gesellschaft, das aktuelle Gesellschaftskritik und
existentielle Fragen nach dem Sinn des Lebens miteinander verbindet“, heißt es in der Begründung der Jury.

 

 

Film-Programm: Dezember
oder Programm-PDF- dfm-kinoprogramm_2015-12_web

Deutsches Filmmuseum
Schaumainkai 41
60596 Frankfurt am Main
info@deutsches-filminstitut.de
Kasse Deutsches Filmmuseum
Tel.: +49 (0)69 961 220 220
Fax: +49 (0)69 961 220 999

Senckenberg-Preis für die „Erhaltung der Artenvielfalt“ verliehen an Biodiversitäts-Forscherin und Astronaut

Das Senckenberggebäude erstrahlte aus Solidarität mit Frankreich in den Farben der Trikolore blau, weiß, rot, © massow-picture
Das Senckenberggebäude erstrahlte aus Solidarität mit Frankreich in den Farben der Trikolore blau, weiß, rot, © massow-picture

Die Erhaltung der Artenvielfalt, der Dienstleistung Biodiversität, bedeute den Lebensraum Erde als unser aller Existenzgrundlage zu bewahren. Für ihre herausragenden Leistungen zur Erforschung und zum öffentlichkeitswirksamen Schutz von Biodiversität verlieh die Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung am Samstag, dem 14. November 2015, während der Senckenberg-night in Frankfurt a. Main den mit insgesamt 20 000 Euro dotierten Senckenberg-Preis für Naturforschung an Prof. Georgina Mace und den Senckenberg-Preis für Natur-Engagement an ESA-Astronaut Dr. Alexander Gerst. Professorin Georgina Mace, ist Leiterin des Zentrums für Biodiversität und Umweltforschung am Universtity College London. Dr. Alexander Gerst ist deutscher ESA-Astronaut, Vulkanologe und Geophysiker.

Damit ehrte die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung zum zweiten Mal herausragende Leistungen in der Naturforschung und den besonderen persönlichen Einsatz für den Schutz und Erhalt unserer Umwelt. Moderiert wurde die Preisverleihung und anschließende Senckenberg-night von Dirk Steffens, unter anderem bekannt als Autor, Dokumentarfilmer und Moderator für Wissenschaftssendungen beim ZDF für Sendungen wie „Terra X – Faszination Erde“ sowie als WWF-Botschafter.

Je suis Paris
je-suis-parisÜberschattet wurde die Veranstaltung von den Ereignissen der Anschläge in Paris. Der Moderator Dirk Steffens bat, für eine Schweigeminute lang die Augen zu schließen und richtete im Namen der über 360 Gäste und aller Mitarbeiter eine Solidaritätsadresse an unsere französischen Freunde.

Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident. © massow-picture
Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident. © massow-picture

Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier, Schirmherr der Preisverleihung und anschließenden Senckenberg-night, rief ebenfalls zur Solidarität mit dem Nachbarn Frankreich auf und mahnte zur Besonnenheit aber auch Entschlossenheit. Wörtlich sagte der Ministerpräsident: „Terror zielt immer darauf ab, dass die Menschen in Angst leben. Wer in Angst lebt, ist nicht mehr frei und sicher. Er traut sich nicht mehr. Und bei jeder Gelegenheit wird er überlegen: ‚Ist das vielleicht jemand, der die Bombe zündet?‘ Wenn Sie bei jedem knatternden Moped erschrecken und denken: ‚Ist das der Beginn einer Kalaschnikow-Salve?‘ dann ist das nicht mehr das, wie wir zusammen leben wollen. Wir werden mit allen Mitteln der Sicherheitsbehörden gegen den Terror antreten. Ich fürchte, es wird uns noch eine ganze Zeit lang beschäftigen. Wir kämpfen gegen den Terror mit allen Mitteln der Sicherheitsbehörden, aber besiegen kann man ihn nur, wenn wir uns nicht in Angst und Schrecken jagen lassen., wenn wir unsere Werte hochhalten, wenn wir unsere Überzeugungen leben. Und dazu gehört eben auch, dass wir Veranstaltungen wie heute Abend nicht einfach aufgeben. Ich bin mit meiner Frau extra gekommen, nicht nur als Schirmherr für beide Veranstaltungen, sondern, um Ihnen auch zu sagen: Wir werden nicht klein beigeben!.

Preise für exzellente Naturforschung!

vl. Prof. Dr. Reinhold Ewald, ESA-Astronaut und Physiker im Gespräch mit Dr. h.c. Beate Heraeus, Präsidentin der Senckenberg Gesellschaft, Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident mit Ehefrau, Prof. Dr. Heinz Riesenhuber, Bundesforschungsminister a.D., Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg-Gesellschaft © massow-picture
vl. Prof. Dr. Reinhold Ewald, ESA-Astronaut und Physiker im Gespräch mit Dr. h.c. Beate Heraeus, Präsidentin der Senckenberg Gesellschaft, Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident mit Ehefrau, Prof. Dr. Heinz Riesenhuber, Bundesforschungsminister a.D., Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg-Gesellschaft © massow-picture

„Wir leben in einer Zeit des Umbruchs, in der extreme Ereignisse die Welt erschüttern“, unterstrich auch der Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung Prof Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger Bouffiers Worte: „Dieser Situation gilt es zu begegnen und zu zeigen: Wir geben nicht klein bei.
Das möchten wir auch am heutigen Abend tun und zwei außergewöhnliche Persönlichkeiten ehren, die unsere Gesellschaft in besonderem Maße vorangebracht haben und sich durch herausragende Leistungen in Sachen Naturforschung und Naturengagement auszeichnen“, so Mosbrugger weiter. Auch der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier gratuliert herzlich: „Der Name Senckenberg ist Ausdruck herausragenden bürgerschaftlichen Gemeinsinns und steht seit nahezu 200 Jahren nicht nur für das hohe und anhaltende Engagement der Bürgerinnen und Bürger Frankfurts, sondern auch für Spitzenforschung von Weltrang, die Wissen teilt und vermittelt. Zwei Personen haben im vergangenen Jahr exzellente Natur-Forschung betrieben und einer breiten Öffentlichkeit näher gebracht. Deshalb freut es mich, dass Prof. Georgina Mace für ihre Arbeit für Biodiversität und Ökosysteme und „unser Mann im All“, der ISS-Astronaut und Geophysiker Dr. Alexander Gerst, mit dem Senckenberg-Preis 2015 ausgezeichnet werden.“

„Warum es wichtig ist, dass der Panda nicht ausstirbt?“

Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor Senckenberg,  Uwe Holz, Leiter BMW-Niederlassungsverbund, und Moderator Dirk Steffen diskutieren über Nachhaltigkeit in  Natur und Umsetzung in der Industrie und den Wert und Nutzen von Biodiversität, © massow-picture
Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor Senckenberg, Uwe Holz, Leiter BMW-Niederlassungsverbund, und Moderator Dirk Steffen diskutieren über Nachhaltigkeit in Natur und bei der Umsetzung in der Industrie sowie über den Wert und Nutzen von Biodiversität für unser Leben., © massow-picture

Während einer kleinen, der eigentlichen Preisverleihung vorgeschalteten Talkrunde mit Prof Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger und Uwe Holzer, Leiter des BMW Niederlassungsverbundes und Sponsor des Preisgeldes, fragte abschließend Moderator Dirk Steffens den Generaldirektor wie wichtig denn „eigentlich diese Biodiversität für unsere Zukunft unserer Gesellschaft, für unseren Lebensraum“ sei, die ja auch die CO ² Immission beeinträchtige.“Warum muss das die Menschen, die hier vor uns sitzen, eigentlich etwas angehen? Ist es nicht egal, wenn der Panda ausstirbt?“ „Ich bin dankbar, dass Sie diese Frage stellen“, so Professor Mosbrugger und weiter: Das Klimaproblem sei bekanntermaßen ein sehr großes zentrales Problem. „Das Thema Verlust von biologischer Vielfalt ist eigentlich, langfristig gesehen, ein noch viel größeres Problem“, so Mosbrugger. „Wir haben im Moment Aussterberaten, die um die Faktoren 100 bis 1000 höher sind, als die ‚normalen‘ Aussterberaten.“ Nun könne man versucht sein zu sagen: „brauche ich denn die ganzen Gänseblümchen und Spatzen usw. Brauch ich die? Ja! Warum? Die Natur gibt uns, wir nennen das Ökosystem ‚Dienstleistung‘, eine ‚Dienstleistung‘, die wir nutzen, letztlich in Form von sauberer Luft, Böden, Nährstoffen, Wasser und, und. Ohne die könnten wir gar nicht leben. Das heißt: Natur ist heute die limitierte Ressource. Und das zu vermitteln: ‚Ohne Natur kann es eigentlich kein nachhaltiges Leben für die Menschen auf diesen Planeten geben‘ ist die Aufgabe sowohl in der Forschung wie auch in der Vermittlung davon: Biodiversität als Basis für alles Leben überhaupt. Wir selber sind doch Natur, wir kommen doch aus der Natur, die Evolution hat uns ja gemacht, das heißt: es geht um das gesamte Ökosystem und wir sind Teil dieses Systems.“ umriss Prof Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger in für alle verständlichen Worten die zentrale Bedeutung von Biodiversität für uns Menschen, dem Forschungsschwerpunkt der beiden Preisträger, wofür  diese  heute ausgezeichnet würden.

Senckenberg-Preis für Naturforschung an Prof. Georgina Mace

Prof. Georgina Mace, PhD Leiterin des Zentrums für Biodiversität und Umweltforschung am University College London. Fotomitschnitt aus Video-Reportage
Prof. Georgina Mace, PhD Leiterin des Zentrums für Biodiversität und Umweltforschung am University College London. Fotomitschnitt aus Video-Reportage

Der Name der Preisträgerin Prof. Georgina Mace ist untrennbar mit der internationalen „Roten Liste“ der bedrohten Tierarten verbunden, die maßgeblich auf ihre Arbeit zurückgeht. Laudatorin Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität Frankfurt, lobte insbesondere Mace’ Arbeit an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik. Die Biologin betreibt richtungsweisende Grundlagenforschung auf dem Feld der Biodiversität und nutzt dieses Wissen für den Naturschutz. Besonders in den letzten Jahren widmet sie sich vermehrt der Fragestellung, welche Bedeutung die Vielfalt des Lebens für das Wohlergehen des Menschen hat.

Latatorin Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität Frankfurt, © massow-picture
Latatorin Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität Frankfurt, © massow-picture

Wörtlich sagte Prof. Dr. Birgitta Wolff: „Georgia Mace betreibt richtungsweisende, relevante, wissenschaftlich erstklassige Forschung, Grundlagenforschung, aber eben immer auch mit dem Impetus, tatsächlich die Welt auch zu verändern, zu verbessern. Sie nutzt ihre Forschungsergebnisse für den Naturschutz und lieferte dafür das, was wir in Deutschland angewandte Forschung nennen im besten Sinne. Berühmt ist die Rote Liste gefährdeter Arten. Und die Entwicklung dieser Liste ist ganz untrennbar mit dem Namen Georgina Mace verbunden. Sie ist gewisser Weise die Erfinderin der Roten Liste. Sie erarbeitete einen Kriterien-Katalog federführend. Die Roten Listen sind wichtiges Werkzeug im Naturschutz geworden. Sie definieren unter anderem, welche Arten weltweit vom Aussterben bedroht sind und welche Arten gefährdet sind. Und so können zum einen gezielte Schutzmaßnahmen ergriffen werden, zum anderen sind die Roten Listen auch ein unheimlich wichtiges Kommunikations-Instrument, die häufig die Tatsache, dass etwas nicht in Ordnung ist, dass irgendwelche Arten vom Aussterben bedroht sind, in die Öffentlichkeit, ins öffentliche Bewusstsein, transportieren. Mit dem großen Panda, oder dem Sumatra-Nashorn, welche vor dem Aussterben bewahrt werden konnten, bekommt dann der Artenschutz im wahrsten Sinne des Wortes ein Gesicht.

In den vergangenen Jahren legte Georgina Mace einen Schwerpunkt darauf, zu zeigen, wie wichtig die Vielfalt des Lebens nicht nur als abstraktes, altruistisches Ziel ist, sondern konkret auch für das Wohlergehen des Menschen: Biodiversität ist tatsächlich einer unser unersetzbarsten Dienstleister. Das ist für manchen wohl eine ungewohnte Terminologie, hilft aber vielleicht, das zu übersetzen, begreiflich zu machen, wie wichtig Biodiversität wirklich für uns ist. Sie sorgt für eine artenreiche Natur, dadurch auch für saubere Luft, für klares Wasser, für Böden und Rohstoffe.
Georgina Mace betreibt auch das, was der Wissenschaftsrat und auch die Goethe-Universität neben Forschung und Lehre als die dritte Dimension von Wissenschaft bezeichnet, nämlich das Potenzieren und Nutzen von Erkenntnissen  für das Leben der Gesellschaft. Es geht um die großen Fragen und die sollten auch leitend für die Entwicklung von Forschungsprogrammen sein“, so Prof. Dr. Birgitta Wolff.

Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger und Prof. Birgitta Wolff überreichen Prof. Georgina Mace (m.) den Senckenberg-Preis für Naturforschung. © massow-picture
Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger und Prof. Birgitta Wolff überreichen Prof. Georgina Mace (m.) den Senckenberg-Preis für Naturforschung. © massow-picture

Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger hob bei der anschließenden Preisübergabe an Prof. Georgina Mace hervor, dass mit dem mit 10.000 Euro dotierten Senckenberg-Preis für Natur-Forschung, die Senckenberg-Gesellschaft Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auszeichne, „die exzellente, international sichtbare Leistungen in der Naturforschung erbracht haben.“

 

 

 

 

Senckenberg-Preis für Naturengagement an Dr. Alexander Gerst

Dr. Alexander Gerst, deutscher ESA-Astronaut, Vulkanologe und Geophysiker, Foto ESA
Dr. Alexander Gerst, deutscher ESA-Astronaut, Vulkanologe und Geophysiker, Foto ESA

Alexander Gerst blickte als deutscher ESA-Astronaut der Internationalen Raumstation ISS über sechs Monate vom All auf die Erde. Im Rahmen der „Blue Dot“-Mission führte er über 100 Experimente in den Bereichen Physik, Biologie, menschliche Physiologie und Strahlenforschung durch.  Laudator Prof. Dr. Heinz Riesenhuber, Bundesforschungsminister a. D., hob besonders den Verdienst des Astronauten hervor, als erster Deutscher Astronaut über die sozialen Netzwerke die Erdenbewohner per ‚Tagebuch‘ mit Texten, Gedanken und Bildern an seinen Erlebnissen während der Expedition sowie an der trotz des Ukraine-Konfliktes großen Kameradschaft  zwischen Russen und Deutschen auf engsten Raum teilhaben zu lassen.

Prof. Dr. Heinz Riesenhuber, Alterspräsident und Bundesforschungsminister  a.D. © massow-picture
Laudator Prof. Dr. Heinz Riesenhuber, Alterspräsident und Bundesforschungsminister a.D. © massow-picture

Er ist somit der erste Ingenieur, der neben seiner wissenschaftlichen Aufgaben an Bord auch einen emotionalen Zugang zu unserer Gesellschaft gefunden hat, um auf unseren schützenswerten Planeten aufmerksam zu machen – sowohl im Hinblick auf die Natur als auch auf die katastrophalen Folgen von Kriegen und Kämpfen. Alexander Gerst war als Bordingenieur insgesamt 165 Tage im All bei den ISS-Expeditionen 40 und 41. Damit ist er nach Thomas Reiter der am zweitlängsten im All weilende deutsche Astronaut. Neben Reiter und Hans Schlegel ist er einer der drei deutschen Astronauten, die an ISS-Missionen beteiligt waren. Seinen exponierten Blick auf die Erde dokumentierte Gerst mit beeindruckenden Bildern und machte in seinen Kommentaren auf persönliche und emotionale Weise auf die Besonderheit und den Schutz unseres einzigartigen blauen Planeten aufmerksam. „Es geht ihm um die Idee einer gemeinsamen Verantwortung für diese Erde“, so Riesenhuber.

Im Trainingscenter der NASA Houston, © ESA
Im Trainingscenter der NASA Houston, © ESA

Dr. Alexander Gerst, der in einem Trainingscenter der NASA in Houston ist, wurde unter großem Applaus aus den USA zugeschaltet zu einem Video-Talk mit Dr. h.c. Beate Heraeus, Präsidentin der Senckenberg-Gesellschaft und Prof. Dr. Reinhold Ewald, ESA-Astronaut und Physiker.  Gerst berichtete sehr bewegt über seine Eindrücke „unseres einzigartigen blauen Planeten“. Wir hätten nur diesen einen Ort, „den wir unsere Heimat nennen, von dem wir manchmal nicht wissen, wie leicht wir ihn zerstören können.“ Von außen betrachtet, fiel einem das relativ leicht auf, so Gerst, der täglich aus dem All beeindruckende Bilder zur Erde  sandte.  Zum Teil habe er nur ein Wort oder einen Satz zu den Fotos geschrieben. Erst hinterher habe er erst bemerkt, was das bei vielen Menschen ausgelöste habe, freute sich Gerst. Ihm sei es darauf angekommen, eine ganzheitliche Perspektive zu vermitteln. Am Bau der Raumstation seien unzählige Nationen beteiligt gewesen, und 100 000 Menschen haben an der Maschine gearbeitet, deshalb, so Gerst „geht dieser Preis eigentlich an alle, die an diesem faszinierenden Projekt mitgearbeitet haben.“.  Stellvertretend  für Dr. Alexander Gerst nahm Prof. Dr. Reinhold Ewald, ESA-Astronaut und Physiker, den Preis entgegen.  Ewald war 1997 erstmals zu einem Raumflug aufgebrochen und hatte einen Monat auf der Raumstation „Mir“ verbracht.

Dr. h.c. Beate Heraeus, Präsidentin der Senckenberg-Gesellschaft und Prof. Dr. Reinhold Ewald, ESA-Astronaut und Physiker, der den Preis für Dr. Alexander entgegennahm, im Video-Live-Talk mit Preisträger Dr. Alexander Gerst in Houston, Johnson Space  Center der ESA, wo er zur Zeit ein Astronautentraining absolviert, weswegen er nicht selbst nach Frankfurt anreisen konnte.© massow-picture
Dr. h.c. Beate Heraeus, Präsidentin der Senckenberg-Gesellschaft und Prof. Dr. Reinhold Ewald, ESA-Astronaut und Physiker, der den Preis für Dr. Alexander entgegennahm, im Video-Live-Talk mit Preisträger Dr. Alexander Gerst in Houston, Johnson Space Center der ESA, wo er zur Zeit ein Astronautentraining absolviert..© massow-picture

Die Senckenberg-Präsidentin Dr. h. c. Beate Heraeus resümiert: „Alexander Gerst und Georgina Mace fügen sich perfekt in die Reihe der Preisträger des letzten Jahres, Reinhold Messner und Page Chamberlain, ein. Wir brauchen starke Botschafter, die mitreißen und fesseln und die mit ihrer Forschung und Naturthemen viele Menschen erreichen und dafür sensibilisieren, wie wichtig der Erhalt der Natur und ihrer Vielfalt ist. Denn auch der Klimawandel wird zunehmen mehr Menschen dazu zwingen ihre Heimat zu verlassen.“ Der ‚Senckenberg- Preis für Natur-Engagement‘, ebenfalls mit 10.000 Euro dotiert, „wird“, so Dr.h.c. Beate Heraeus, „an Einzelpersonen vergehen, die sich durch ein herausragendes persönliches Engagement für den Erhalt der Natur, Naturbildung und eine nachhaltige Nutzung von Naturressourcen verdient gemacht haben.“

BMW: Partner von Senckenberg

Senckenberg-Preis für Naturforschung © massow-picture
Bergkristall  – Senckenberg-Preis für Naturforschung © massow-picture

Die mit je 10.000 Euro dotierten Preise wurden den Preisträgern in Form eines Berg-Kristalls und einer Amethystdruse überreicht. Offizieller Partner der Preisverleihung sowie der anschließenden Senckenberg night, die dieses Jahr unter dem Motto „Welt. Raum. Kosmos.“ stand, war zum zweiten Mal die BMW Niederlassung Frankfurt, die insgesamt 20.000 Euro zur Verfügung stellte.

Amethystdruse: Senckenberg-Preis für Naturengagement © massow-picture
Amethystdruse: Senckenberg-Preis für Naturengagement © massow-picture

Für BMW Niederlassungsleiter Uwe Holzer ist es ein großes Anliegen, das kulturelle und gesellschaftliche Lebender Stadt Frankfurt zu fördern. „Die Senckenberg night ist eine fest etablierte Größe in unserer Stadt – ebenso wie das Senckenberg Naturmuseum“, erklärt Holzer. „Wir unterstützen Senckenberg, da Naturforschung und -engagement Themen sind, die gerade in heutigen Zeiten jeden etwas angehen. Das Verständnis für die Natur sollte möglichst vielen Menschen anschaulich nähergebracht werden; mit dem geplanten Ausbau des Museums wird das noch umfangreicher und eindrücklicher möglich sein.“

Diether v. Goddenthow (Rhein-Main.Eurokunst)

Senckenberg-night – in 8 Jahren über 700 000 Euro eingespielt

Senckenberg-night. Freunde und Sponsoren  feiern um Spenden für Forschung und Museumserweiterungsbau zu sammeln  im Angesicht von Tyrannosaurus rex & co, © massow-picture
Senckenberg-night. Freunde und Sponsoren feiern um Spenden für Forschung und Museumserweiterungsbau zu sammeln im Angesicht von Tyrannosaurus rex & co, © massow-picture

Rund 350 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft kamen am vergangenen Samstag, 14. November 2015, zur Benefizveranstaltung „Senckenberg night“ und feierten zwischen Dinos, Walen und Elefanten unter dem Motto „Welt. Raum. Kosmos.“.

Die „Senckenberg night“ hat sich als bedeutendes Event im Frankfurter Terminkalender etabliert und wurde nun bereits zum achten Mal zu Gunsten Senckenbergs veranstaltet. Im Rahmen der Veranstaltung wurde der Senckenberg-Preis für Natur-Forschung an Prof. Georgina Mace, Leiterin des Zentrums für Biodiversität und Umweltforschung am University College London, verliehen. Der deutsche ESA-Astronaut, Vulkanologe und Geophysiker Dr. Alexander Gerst wurde mit dem „Senckenberg-Preis für Natur-Engagement“ geehrt. Überschattet wurde die Veranstaltung von den Ereignissen der Anschläge in Paris. Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier, Schirmherr der Preisverleihung, rief zur Solidarität mit dem Nachbarn Frankreich auf und mahnte zur Besonnenheit aber auch Entschlossenheit.

„Unsere Gedanken sind heute auch bei den Menschen in Paris. Natürlich haben wir uns gefragt, ob eine Veranstaltung wie die Senckenberg night heute stattfinden kann. Wir haben entschieden: Ja, wir möchten ein klares Zeichen gegen den Terror setzen. Dass so viele heute Abend gekommen sind, bestärkt uns darin. Wir sind froh und stolz, dass sich die Menschen in und um Frankfurt so mit Senckenberg identifizieren und uns tatkräftig unterstützen.“, sagt die Organisatorin der Benefizveranstaltung und Senckenberg-Präsidentin Dr. h. c. Beate Heraeus.

Schirmherr Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident
Schirmherr des Abends und der Preisverleihung Volker Bouffier, Hessischer Ministerpräsident, © massow-picture

„Es muss unser Anspruch sein, dass Senckenberg auch zukünftig international seine Vorreiterrolle erfüllt“, sagte der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und Schirmherr der Senckenberg-Preisverleihung in seinem Grußwort zu Beginn des Abends, „Daher unterstützt die Landesregierung die Spitzenforschung mit der hessischen Landesoffensive zur Entwicklung wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz – kurz LOEWE. Denn gezielte Investitionen in Ausbildung, Forschung und Entwicklung sind von außerordentlicher Bedeutung für die weitere gute Entwicklung unseres Landes. Forschung ist ein Motor für Zukunftsfähigkeit, für Fortschritt, für Wachstum und für Arbeitsplätze. Das gilt mehr denn je und es ist gut, dass wir hier in Hessen, auch dank der Senckenberg-Gesellschaft, höchst beachtlich aufgestellt sind“.

Viel Beifall und Anerkennung für die ehrenamtliche Arbeit des Orgateams  für die Vorbereitung und Realisierung der Museums-night. © massow-picture
Viel Beifall und Anerkennung für die ehrenamtliche Arbeit des Orgateams für die Vorbereitung und Realisierung der Museums-night. © massow-picture

Der Erlös des Abends kommt dem Senckenberg Naturmuseum zu Gute. Insbesondere soll die Forschung der Senckenberg Gesellschaft zukünftig im Naturmuseum Frankfurt noch besser erlebbar werden und deren Erkenntnisse somit allen Menschen zur Verfügung stehen. Zu diesem Zweck plant Senckenberg einen Erweiterungs- und Umbau des Museums für den aktuell auf der Internetseite https://die-welt-baut-ihr-museum.de Spenden gesammelt werden. „Heute ist die Natur d i e limitierende Ressource für den Menschen. Verlust der Arten, Wasserknappheit und Klimawandel stellen uns vor die größten Herausforderungen bei der Erhaltung unserer Zukunft.

Eine spektakuläre Kulisse: Feiern und Anstoßen mit   T-Rex.© massow-picture
Eine spektakuläre Kulisse: Feiern und Anstoßen mit T-Rex.© massow-picture

Um ein Bewusstsein für die nachhaltige Nutzung der Natur zu schaffen, möchten wir diese Themen in unseren Museen vermitteln. Der Um- und Neubau des Frankfurter Museums ist der erste Schritt dazu. Wir freuen uns über jeden Einzelnen, der uns bei diesem Vorhaben unterstützt. Wir hoffen, dass wir mit Veranstaltungen wie der Senckenberg night und der Vergabe des Senckenberg-Preises viele weitere Menschen für unsere Sache begeistern können“, sagte Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.

Wissenschafts-Bestseller-Autor Frank Schätzing hat über seine Romane viel für die allgemein verständliche Vermittlung von Wissenschaft und Forschung beigetragen. © massow-picture
Wissenschafts-Bestseller-Autor Frank Schätzing hat über seine Romane viel für die allgemein verständliche Vermittlung von Wissenschaft und Forschung beigetragen. © massow-picture

Unter den Freunden und Förderern Senckenbergs während der Benefizgala war neben Bestsellerautor Frank Schätzing auch Extrem-Bergsteiger Stefan Glowacz. Der Abenteurer und Expeditionist ist seit kurzem Botschafter der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und unterstützt so den Aus- und Umbau des Naturmuseums in Frankfurt. „Das Thema Umwelt und Natur liegt mir sehr am Herzen. Ich bin stolz darauf, eine so wertvolle Forschungseinrichtung zu unterstützen. Bei meinen Expeditionen versuchen wir immer vom letzten Zivilisationspunkt zu starten, um dann aus eigener Kraft, also ohne Einsatz von Maschinen, zum Fels zu gelangen“, sagt Stefan Glowacz.

Die Senckenberg night wurde auch von der BMW Niederlassung Frankfurt mit 20.000 € unterstützt. Zudem stellte die Frankfurter Niederlassung einen Shuttle-Service für die Gäste des Abends. Sie konnten sich im neuen BMW 7er, der erstmals auf der diesjährigen IAA vorgestellt wurde, komfortabel nach Hause bringen lassen.

 

„Die Paulskirche tanzt“ – Tigerpalast organisierte grandioses Dankes- und Willkommensfest für Helfer und Flüchtlinge

(mitte, vl.) Michel Friedmann, Claudia Roht, Oberbürgermeist Peter Feldmann, Johnny Klinke und viele andere Promis tanzen mit Flüchtlingen allen Helfern zu Besidos Balkan-Pop-Rhythmen  © massow-picture
(mitte, vl.) Michel Friedman, Claudia Roth, Oberbürgermeister Peter Feldman, Johnny Klinke und viele andere Promis tanzen mit Flüchtlingen und Helfern zu Besidos Balkan-Pop-Rhythmen © massow-picture

Spontane  Begeisterung hatte die jungen Flüchtlinge  bereits nach wenigen vertrauten Klängen der Musik Afghanistans  von Ustad Ghulam Hussain, Bobab und anderen zum Auftakt des „Willkommens- und Dankeschön-Fest“ der Stadt Frankfurt am 1. November 2015 in der Paulskirche gepackt, ließ sie heftig mitklatschen, grooven und aus  tiefstem Herzen jubeln. Es waren höchst emotionale Momente  überbordender Lebensfreude der zumeist – unbegleiteten minderjährigen – Flüchtlinge, eine kleine Glückseligkeit  nach tagelanger, unmenschlich strapaziöser, lebensgefährlicher Flucht, die sich hier am Geburtsort der deutschen Demokratie kurz freie Bahn brechen durfte. Es war ihre Musik, die sie  für einen Moment lang ihre  Flucht-Traumata  vergessen und ein wenig Heimat atmen ließ. Dieser freudigen Aufbruchstimmung der jungen Leute vermochte sich niemand  der rund 800 geladenen amtlichen und ehrenamtlichen Helfer, prominenten Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur und Flüchtlinge aus allen Regionen des Nahen und Mittleren Ostens, entziehen.

Die Musik Afghanistans, Freshta Sama, Gesang, Ustad Ghumlam Hussain, Robab, Nirweis Neda, Tabla, Nahid Wassey, Tabla, Kawa Shamet, Harmonia. © massow-picture
Die Musik Afghanistans, Freshta Sama, Gesang, Ustad Ghumlam Hussain, Robab, Nirweis Neda, Tabla, Nahid Wassey, Tabla, Kawa Shamet, Harmonia. © massow-picture

Die spontane Freude der jungen Leute  lag wie ein großes Dankeschön   an  alle Helfer, Organisatoren  und  Künstler beflügelnd über dem  Willkommensfest des Bündnisses „Frankfurt hilft“.  Die Stimmung hatte sich bis zum Ende schließlich so hochgeschaukelt, dass es   kein  Halten mehr auf den Plätzen gab und die „Paulskirche tanzte“, als die Darmstädter Besidos  mit Balkan-Pop zum Schlussakkord ordentlich einheizte (siehe unten).

Das Sozialamt der Stadt Frankfurt sucht Pflegefamilien

vl. Mechthild Ebenau, Heike Tschierschke (Leiterin), Tina Standera, Stefanie Krauße, Abteilung Besondere Dienst Jugendhilfe des Jugend- und  Sozialamtes der Stadt Frankfurt, organisieren die Begleitung und regeln auch die wirtschaftlichen Dinge, etwas für aufnehmende Einrichtungen und Pflegeeltern. © massow-picture
vl. Mechthild Ebenau, Heike Tschierschke (Leiterin), Tina Standera, Stefanie Krauße, aus der Abteilung Besondere Dienste  Jugendhilfe des Jugend- und Sozialamtes der Stadt Frankfurt, organisieren die Begleitung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge und regeln auch die wirtschaftlichen Dinge für aufnehmende Institutionen und Pflegeeltern. © massow-picture

Übrigens: Die Stadt Frankfurt sucht dringend Pflegefamilien für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Krisenländern wie Afghanistan, Eritrea oder Syrien. Interessenten können sich informieren: Jugend- und Sozialamt, Raum A 001, der Behörde an der Eschersheimer Landstraße 241 bis 249, Rufnummer 069/21 23 45 12. Für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge ist das Jugend- und Sozialamt – Abteilung Besonderer Dienst Jugendhilfe – zuständig.

Niemand hätte mit solch einem Veranstaltungserfolg gerechnet
(l.) Dr. Michel Friedmann und Johnny Klinke, Direktor des Tigerpalast Varieté und Gastgeber © massow-picture
(l.) Dr. Michel Friedmann und Johnny Klinke, Direktor des Tigerpalast Varieté und Gastgeber, begrüßen die Gäste © massow-picture

Mit derartigem Erfolg  hatten  wohl selbst die Gastgeber Johnny Klinke, Direktor des Tigerpalast Varieté Theater,  Publizist Dr. Michel Friedman und Schirmherr Oberbürgermeister Peter Feldmann kaum gerechnet.  Ihr Ziel, mit diesem Fest in der Paulskirche ein „Zeichen des Willkommens  an Flüchtlinge und des Dankes an die Helfer“ zu setzen, haben sie bestens erreicht. „Helfer und Flüchtlinge haben sich über die Einladung riesig gefreut. Es ist toll, dass unsere Arbeit so geschätzt wird. Das Schönste sind aber die Liebe und die Emotionen der Flüchtlinge, die wir Helfer zurückbekommen“, sagte Daniele Yumus. Sie hatte eine große Gruppe von Flüchtlingen in die Paulskirche begleitet, darunter auch  den 37-jährigen Syrer Mashem Katnaji, der erst seit wenigen Wochen in Frankfurt weilt und bekräftigt: „Die Einladung in die Paulskirche war eine große Ehre für uns alle. Wir haben heute gespürt, dass wir in Frankfurt von ganzem Herzen willkommen sind und unterstützt werden. Getragen von diesen Gefühlen glaube ich an unsere Zukunft in Deutschland.“

Alle Künstler traten ohne Honorar auf:
Johnny Klinke, Direktor des Tigerpalast Varieté Theater und Gastgeber, begrüßte die Gäste und führte durch das von ihm wunderbar zusammengestellte Programm des Nachmittags  © massow-picture
Johnny Klinke, Direktor des Tigerpalast Varieté Theater und Gastgeber, begrüßte die Gäste und führte durch das von ihm wunderbar zusammengestellte Programm des Nachmittags © massow-picture

Die  international musikalisch-artistische Bühnenshow, in der sämtliche Künstler ohne Honorar auftraten, hatte Johnny Klinke  in einer Kooperation von Tigerpalast Varieté Theater, der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und dem Schauspiel Frankfurt exquisit zusammengestellt.

„Wir beiden sind angestoßen worden von der spontanen Hilfswelle, die durch unser Land gegangen ist. Viele, viele Professionelle und Ehrenamtliche haben das getan, getan, was im Moment nötig ist, zunächst einmal zu sagen: ‚Willkommen, du bist ein Mensch! Und gut dass Du da bist!‘ Das ist die Botschaft des Nachmittags!“ begrüßte Tigerpalast-Direktor und Conférencier des Nachmittags, Johnny Klinke,   gemeinsam mit  Michel Friedman die Gäste.
 „Auch ich war ein Flüchtling“ – Michel Friedman – Auszüge aus seiner Rede
Dr. Michel Friedman, Initiator und Gastgeber: „Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt. Wer diesen wegweisenden Satz in Sonntagreden sagt, muss ihn von Montag bis Samstag in die Realität umsetzten."© massow-picture
Dr. Michel Friedman, Initiator und Gastgeber: „Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt. Wer diesen wegweisenden Satz in Sonntagreden sagt, muss ihn von Montag bis Samstag in die Realität umsetzten.“© massow-picture

Auch ich bin Flüchtling“, begann Michel Friedman sein Grußwort. „Meine Eltern sind, als sie von den Deutschen verfolgt wurden, nach Frankreich gegangen, und nach dem Krieg nach Deutschland. Ich habe 18 Jahre mit einem UN-Ausländerpass gelebt, einem Flüchtlingspass. Als ich 18 Jahre alt war, war meiner Familie klar, dass sie in Deutschland bleiben werden. Und ich habe mir überlegt, ob ich Bürger dieses Landes werde, Und da ich in Frankfurt gelebt habe, habe ich diese Paulskirche immer wieder gesehen. Und diese Paulskirche,  dieses Grundgesetz, dieses neue Deutschland nach 1945, hat ein Versprechen ausgesprochen: Freiheit, Menschenrechte, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, Religionsfreiheit: jeder soll seine Religion ausüben. Auch die, die keine religiöse Beziehung haben, sind Bürger, und es ist der Staat durch seine Demokratie, der die Gesetze beschließt, und nicht die Religion.Diese Versprechen haben mich fasziniert, Und als ich 18 wurde, und mich einbürgern ließ, waren sie mein Begleittext. Ich habe sie unterschrieben.“, erinnert sich Friedmann und wies auf einen für ihn ganz wesentlichen Punkte hin:. „Es gab noch einen Paragraphen, einen Artikel in diesem Grundgesetz: Das Asyl. Gewährt wird es denjenigen Menschen, die politisch verfolgt sind. Das war für mich eine der wichtigsten Aussagen des Deutschlands nach 1945, dieses neuen Deutschlands. Und wir erleben jetzt eine erneute Generalprobe dieses Paragraphen, dass wir Menschen Asyl, Hilfe und Unterstützung geben, die, wenn Krieg und Terror ihr Leben gefährdet haben oder dass ihrer Familien schon verloren haben, und ich denke, gerade in dieser Paulskirche ist es wichtig, nicht nur daran zu erinnern, sondern zu sagen, wie wunderbar es ist, dass wir als deutsche Gemeinschaft zu diesem Asylrecht stehen.“, so Michel Friedmann und ergänzte: „Ich freue mich auf Sie alle, die vielleicht eines Tages auch Deutsche Staatsbürger werden, und diesen Vertrag unterschreiben zu Menschenrecht, Freiheit, Gleichberechtigung von Mann und Frau, von der Religionsfreiheit, und dass es das Volk ist und die Demokratie, nicht die Religion, die das erste und letzte Wort hat, Ich freue mich, dass wir die Zukunft gemeinsam gestalten, ich freue mich. Herzlich Willkommen“.

Shantal und das Bucovina Club Orkestar mit Balkan Pop © massow-picture
Shantal und das Bucovina Club Orkestar mit Balkan Pop © massow-picture

Der weltweit agierende Frankfurter Musiker Shantel hatte mit seinem „Bucovina Club Orkestar“, mit Musikern aus acht Ländern, als zweite Band des Nachmittagsw für fetzige  Balkan-Pop-Stimmung gesorgt.

Jeder Auftritt der Künstler dauerte nicht länger als jeweils 10 Minuten. So konnten mehr Künstler in der Feierstunde  untergebracht werden.  Die Reden zwischendrin waren bewusst kurz gehalten. Für die Flüchtlinge wurden sie konsekutiv übersetzt, so dass sie per Kopfhörer zuhören konnten.

Es hat der Stadt nie geschadet vielfältig zu sein – Auszüge der Rede von Oberbürgermeister Peter Feldmann 
Oberbürgermeister Feldmann und Schirmherr der Veranstaltung Peter Feldmann "Während andere in Europa über die Höhe der Grenzzäune diskutieren, haben wir die Flüchtlinge und Helfer zu diesem Fest eingeladen und haben gesagt: 'Willkommen in Frankfurt!'“,  © massow-picture
Oberbürgermeister Feldmann und Schirmherr der Veranstaltung Peter Feldmann „Während andere in Europa über die Höhe der Grenzzäune diskutieren, haben wir die Flüchtlinge und Helfer zu diesem Fest eingeladen und haben gesagt: ‚Willkommen in Frankfurt!’“, © massow-picture

So brachte auch Oberbürgermeister Feldmann seine Botschaft rasch auf den Punkt:  „In dieser Stadt leben Menschen aus 175 Nationen friedlich zusammen, sie sprechen 210 Sprachen und sie profitieren alle gemeinsam von dieser Tradition als Handelsstadt, als Messestadt, und seit Jahrhunderten alle gemeinsam von der Zuwanderung, Es hat dieser Stadt nie geschadet, vielfältig zu sein,

Die Menschen dieser Stadt haben es begriffen, sie zeigen Hilfsbereit, aber sie haben es begriffen, dass diese Stadt auch auf diese Art wohlhabend geworden ist, dass alles, was  an diesem Prozess kritisierenswert ist, kritisiert werden kann – aber dass es ein Prozess ist, der zu dieser Stadt gehört, der Lebensgefühl repräsentiert, und wir zeigen auch heute, mit dieser Veranstaltung dieses Lebensgefühl. Wir zeigen: Wie Frankfurt tickt,

Ich bin stolz auf diese Stadt: in Frankfurt hört man keine Rufe: ‚Das Boot ist voll!‘ oder den Ruf ‚Flüchtlinge raus!‘,  Wir haben keine aggressiven Demonstrationen vor den Flüchtlingsheimen.
Und diejenigen, die gekommen sind, um Schutz, Sicherheit, Perspektiven für ein Leben in Frieden und Freiheit suchen, sind der Anlass für diese Feier, womit wir ein klares Zeichen setzen.

Während andere in diesem Europa über die Höhe der Grenzzäune diskutieren, laden wir Sie zu diesem Fest ein, reichen Ihnen die Hand und sagen gemeinsam ‚Willkommen in Frankfurt‘.
Wenn ich mir die Bilder von den deutsch-österreichischen Grenzübergängen anschaue, wenn ich sehe wie dort Babys in dieser Kälte gewickelt werden, dann gruselt es mich, wenn sie auf den kalten eiskalten Boden das erste Willkommen haben, was wir eigentlich in unseren westlichen Zivilisationen immer mit dieser Offenheit und Barmherzigkeit anders definieren wollten. (…)

Und wir alle wissen, sie haben ihre Heimat nicht leichtfertig, nicht unbedacht verlassen, heute müssen sie sich in einem fremden Land zurechtfinden, manche sind in Sporthallen untergebracht, manche haben bereits ihre eigene Wohnung, manche warten auf die Entscheidung ihres Asylantrages, müssen sich an die Werte und Normen, Rechte und Pflichten in der westlichen Welt, auch unseres Grundgesetzes gewöhnen. Viele von Ihnen sind heute hier, aber noch nicht richtig angekommen. Ich freue mich deshalb doppelt, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind, auch Ihnen gilt unserer Gruß meine Damen und Herren, willkommen!

Wir haben sie heute eingeladen, in der Paulskirche unserer Gast zu sein. Die Paulskirche, das haben die Veranstalter deutlich gemacht, ist das Symbol für Demokratie und unsere Werte. Hier wird der Adorno-Preis übergeben, und hier hat Frankfurt auch die Queen empfangen, und das, was die Queen in dieser Paulskirche sehen wollte, das war nicht nur die Flaggenparade, die wir hier traditionell aufhängen haben. Sie wollte das sogenannte Englische Monument sehen. Viele von ihnen wissen nicht, was es mit dem Monument auf sich hat: Es ist das Monument der Dankbarkeit, der Religionsflüchtlinge aus England, nachdem eine katholische Königin für einige Dekaden die Macht übernommen hatte und die protestantischen und politischen Flüchtlinge aus England nach Deutschland gekommen sind. Und wo sind sie hingekommen? Sie sind natürlich nach Frankfurt gekommen, und deshalb hat die Queen hier gesagt: ‚Ich möchte dieses Monument sehen. Diese Dankbarkeit und Tradition des Umgangs mit Flüchtlingen scheint heute in Frankfurt aktuell und aktiv gelebt zu werden‘ und das wollte sie sehen, und das war die Botschaft ihres Besuches hier in der Paulskirche meine Damen und Herren.

Wir haben hier vor zwei Wochen den Buchfriedenspreis an Navid Kermani verliehen, der uns eindrucksvoll aus Syrien berichtet hat, ich zitiere: ‚Erst wenn unsere Gesellschaften den Irrsinn nicht mehr akzeptieren, werden sich auch die Regierungen bewegen‘, so Kermani. Heute empfängt Frankfurt in der Paulskirche Sie! Sie, die Flüchtlinge, die eben vor diesem Irrsinn, den Kermani beschreibt, geflohen sind!

Das Recht auf Asyl ist im Grundgesetz festgeschrieben, die Einladung in die Paulskirche macht deutlich, das dies auch in den Köpfen verankert ist. Die Reden an den Heutigen Tag und das Programm zeigen, dass wir diese Haltung in unserem Herzen tragen, dass es keine Aufgabe einer vorweihnachtlichen Besinnung ist, sondern dessen, wie die Menschen diese Haltung im Alltag definieren.  Und deshalb auch meinen ausdrücklichen Dank an die Initiatoren dieser Veranstaltung, Herrn Michel Friedmann und Johnny Klinke . Sie sind als Bürger dieser Stadt, die Verantwortung zeigen, auf mich zugekommen. Sie zeigen damit Haltung, Tatkraft, und ich denke, damit gebührt Ihnen ein Extra-Applaus.

Diese Tatkraft, diese Haltung macht unser Frankfurt aus. Die Welle der Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen war groß. Frankfurt hat die Willkommenskultur mit Leben gefüllt, das ging von den Kleiderspenden bis zu den Deutschkursen, deshalb mein Dank heute auch allen, die mit angepackt haben, ohne groß zu fragen.

Wir haben deshalb auch heute, all die mit anpackten, die hauptamtlichen, die ehrenamtlichen Helfer, ihre Repräsentanten eingeladen, das gilt für Feuerwehr, Rotes Kreuz, Technisches Hilfswerk , Wohlfahrtsverbände und Kirchen bis hin zur Plattform ‚Frankfurt hilft‘. Ich denke, da hat eine Hand in das andere gegriffen, und so arbeitet unsere Stadt. Wir fragen nicht lange! Wir tun das, was nötig ist!“ (…), .

„Mein Name ist Mensch“ – Katharina Bach überzeugt mit Song von Ton, Steine Scherben.
Katharina Bach vom Schauspiel Frankfurt Trio mit "Mein Name ist Mensch" von Ton Steine Scherben © massow-picture
Katharina Bach vom Schauspiel Frankfurt Trio mit „Mein Name ist Mensch“ von Ton Steine Scherben © massow-picture

Wunderbar fügte sich  an Peter Feldsmanns Grußworte der Gesang von Katharina Bach und Christoph Pütthoff in Klavierbegleitung von Christoph Iacono des Schauspiel Frankfurt Trio an. Insbesondere Bachs großartige Interpretation des Liedes „Mein Name ist Mensch“ von „Ton, Steine, Scherben“

Ich habe viele Väter.
Ich habe viele Mütter,
und ich habe viele Schwestern,
und ich habe viele Brüder.
Meine Väter sind schwarz
und meine Mütter sind gelb
und meine Brüder sind rot
und meine Schwestern sind hell.

Refrain:
Ich bin über zehntausend Jahre alt,
und mein Name ist Mensch!
Ich bin über zehntausend Jahre alt,
und mein Name ist Mensch!

Und ich lebe von Licht,
und ich lebe von Luft,
und ich lebe von Liebe,
und ich lebe von Brot.
Ich habe zwei Augen
und kann alles sehn.
Ich habe zwei Ohren
und kann alles verstehen.

Refrain…

Wir haben einen Feind.
Er nimmt uns den Tag,
er lebt von unserer Arbeit,
und er lebt von unserer Kraft.
Er hat zwei Augen,
und er will nicht sehen.
Und er hat zwei Ohren
und will nicht verstehen.

Er ist über zehntausend Jahre alt
und hat viele Namen.
Er ist über zehntausend Jahre alt
und hat viele Namen.

Ich weiß, wir werden kämpfen,
ich weiß, wir werden siegen,
ich weiß, wir werden leben,
und wir werden uns lieben.
Der Planet Erde
wird uns allen gehören,
und jeder wird haben, was er braucht.

Es wird keine zehntausend Jahre mehr dauern,
denn die Zeit ist reif.
Und es wird keine zehntausend Jahre mehr dauern,
denn die Zeit ist reif.

Nebenbei bemerkt: Dieser Song drückt aus, was vor kurzem auf der weltweit einzigartigen Ausstellung „Homo. Expandings World“ des Landesmuseums Darmstadt der international renommierte Paläoanthropologe Prof. Dr. Friedemann Schrenk resümierte: „Moderne Menschen sind das Produkt großräumiger Expansionsbewegungen.Die heutige Abschottung von Wohlstandsregionen wird höchstens wenige Generationen lang erfolgreich sein. Nur die kulturell globale Vernetzung kann das Überleben moderner Menschen langfristig sichern.“

Viel Applaus für Spitzenartist Oleg Izossimov
Oleg Izossimov mit Handstandequilibristik © massow-picture
Oleg Izossimov mit Handstandequilibristik © massow-picture

So gut eingestimmt, kam es zu einem artistischen Höhepunkt: Oleg Izossimov, zeigte Handstand-Akrobatik vom Feinsten. „Allein schon ihn gesehen zu haben, war es wert hergekommen zu sein, selbst die etwas schwülstige Begleitmusik zur seiner Darbietung passte in diesem Zusammenhang“, verriet eine Kulturjournalistin später im Foyer.

„Sie gehören jetzt zu diesem Land“ – Auszüge aus der Videobotschaft Peter Altmaiers 
Peter Altmaier grüßt von der Videoleinwand die Gäste und hält eine ermutigende Rege © massow-picture
Peter Altmaier grüßt von der Videoleinwand die Gäste und hält eine ermutigende Rege © massow-picture

Bundesminister Peter Altmaier, Chef des Bundeskanzleramtes und Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung, musste absagen, da er diesem Sonntag-Nachmittag in Berlin maßgeblich an der „Flüchtlingskonferenz“ teilnahm. Er sendet eine Videobotschaft, in der er sich bei allen Helfern und Betreuern und der Stadt Frankfurt quer über alle Partien herzlich dafür bedankte und sich direkt  die Flüchtlinge ansprach: „Sie gehören jetzt zu diesem Land. Ich möchte, dass sie glückliche Bürger dieses Landes sind. Wir alle möchten dies und ich möchte mich ganz herzlich bedanken, bei denjenigen, die ihnen bei den ersten Schritten im neuen Land, in dieser neuen Freiheit helfen. (…)
Wir möchten, dass Sie all das Schreckliche, was Ihnen widerfahren ist, überwinden. Wir möchten, dass Sie trotz des Verlustes Ihrer Familien, trotz des Verlustes Ihrer gewohnten Umgebung in diesem Land Fuß fassen. Und wir wissen, wie schwer es ist, so weit weg von der Heimat mit Sprachproblemen , mit einer neuen Kultur, einer neuen Umgebung, mit neuen Sitten und Gebräuchen dauerhaft Fuß zu fassen. Und trotzdem sind wir überzeugt, dass Sie es schaffen werden. Sie sind großartige junge Menschen, Sie haben das alles überstanden, und Sie haben sich auf dieses Abenteuer eingelassen. Sie werden dieses Abenteuer erfolgreich überstehen, mit unserer Hilfe, wir alle gemeinsam,

Hier in der Paulskirche hat man vor über 160 Jahren gesagt: Alle Menschen sind frei und gleich geboren, alle Menschen haben die gleichen Rechte, die gleichen Mitwirkungsmöglichkeiten. Leider ist dieser Zustand in weiten Teilen der Welt noch nicht erreicht, und deshalb ist ihr Schicksal auch für uns die Verpflichtung, weltweit zu kämpfen für Freiheit und Menschenrechte, weltweit zu kämpfen für Demokratie. Denn wir sind überzeugt, dort wo es Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gibt, geht es den Menschen besser. Wir müssen wegkommen von der Ideologie und hinkommen zu Staats- und Regierungssystemen im Nahen und Mittleren Osten, in Afrika, in Asien, wo die Menschenrechte im Vordergrund stehen, wo die Würde des Menschen unantastbar ist, Und das heißt, dass auch die Länder, denen es besser geht als anderen, ihren Teil der Verantwortung haben, Hilfe zu leisten, diesen Prozess zu gestalten.

Sicher, kein einziges Land, nicht die Vereinigten Staaten von Amerika, nicht die Deutschen, nicht einmal Europa insgesamt, kann allen Menschen auf dieser Welt, die in Not sind, die in Unfreiheit leben, gleichzeitig und sofort helfen. Aber wir müssen uns darum bemühen. Wir müssen dafür kämpfen. Wir müssen arbeiten für eine bessere Welt, und als wir die Not und das Elend gesehen haben, das insbesondere die Menschen in Syrien erfasst hat, das sie entwurzelt und ihrer Heimat beraubt hat, da hat das Niemanden in Deutschland gleichgültig gelassen.

Ich kann mich nicht erinnern in meinem Leben, dass ich jemals eine solche Welle der Hilfsbereitschaft in meinem eigenen Land erlebt habe. Ihre Not hat uns nicht kalt gelassen, und die Not ihrer Landsleute lässt uns nicht kalt. Weil das so ist, weil Hundertausende Menschen in Deutschland geholfen haben, weil unser Land, weil unsere Bevölkerung und seine Regierung gesagt hat: wir stehen zu unserer humanitären Verantwortung, sage ich Ihnen, ich bin stolz auf mein Land, und auf meine Landsleute, dass wir zu dieser Leistung fähig waren. Und wenn ich Sie sehe und in ihre Gesichter blicke, Sie, die jungen Flüchtlinge und die neuen Bürger, dann sage ich: Es war richtig, dass wir geholfen haben. Und wir möchten, dass diese Hilfe zum Erfolg führt. Wir wünschen uns, dass Sie es schaffen, schnell Deutsch zu lernen, wir wünschen uns, dass Sie in ihrem Beruf arbeiten können oder einen neuen Beruf erlernen, wir wünschen uns, dass Sie Freunde finden, untereinander und mit den neuen Bürgern und alten Bürgern, die in dieser Stadt gemeinsam zusammen leben und wohnen. (…).“

Peter Altmaiers  Videobotschaft hatte genau den richtigen Ton getroffen und  sehr gut aufgenommen.

Opernlieder
Esther Dierkes und Martha Jordan von der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst überzeugten mit Liedern der Opernklassik © massow-picture
Esther Dierkes und Martha Jordan von der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst überzeugten mit Liedern der Opernklassik © massow-picture

Für etwas musikalisches Kontrastprogramm sorgten die  Sängerinnen Esther Dierkes und Martha Jordan der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst mit ihren perfekt und herzlich zugleich vorgetragenen Lieder der Opernklassik.

 

 

Sandro Roy mit einer Solosonate von Johann Sebastian Bach  © massow-picture
Sandro Roy mit einer Solosonate von Johann Sebastian Bach © massow-picture

Auch der junge Geigenvirtuose Sandro Roy, wirkte gegenüber Balkan-Pop eher wie einer musikalischer Kontrapunkt, was aber wie bereits die Auftritte der Opernklassikerinnen der ganzen Veranstaltung entsprechend zusätzliche Würze gab und auch für die Flüchtlinge eine kleine Einführung in die hiesige klassische Musikkultur ware.   Sandro Roy faszinierte mit einem überwältigenden Geigensolo  der Sonate von Johann Sebastian Bach.

Solidarität ist mega-in – Glaudia Roth Auszüge aus ihrer Rede
Claudia Roth, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages . "Solidarität ist überhaupt nicht altmodisch,  ist überhaupt nicht out, sondern Solidarität ist mega-in " © massow-picture
Claudia Roth, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages . „Solidarität ist überhaupt nicht altmodisch, ist überhaupt nicht out, sondern Solidarität ist mega-in “ © massow-picture

Einer der Höhepunkte war mit Sicherheit Claudia Roths Auftritt. Es war ihre Sache, sie war mit dem Herzen dabei, und trug wie häufig ein wenig ihre Seele auf der Zunge. Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages freute sich riesig, an diesem Nachmittag dabei gewesen sein zu dürfen und unterstrich, die große Strahlkraft der Paulskirche als  „Symbol für das demokratische Deutschland, für ein demokratisches Deutschland, das für den Frieden in der Welt einsteht, und für ein friedliches Zusammenleben in einem Vielvölkerstaat, und deswegen ist es so absolut richtig, und so wunderbar, das genau diese Veranstaltung hier in der Paulskirche stattfindet, 
Es ist ein allerallerbeste Ort sich hier zu treffen, um ein Willkommensfest zu feiern für Sie, die erst seit kurzem hier in Deutschland sind, für Sie, die ihre Heimat verlassen mussten, oftmals auch ihre Familien, die alles verloren haben, die nun hoffentlich Schutz und Ruhe und eine neue Perspektive für ihr Leben in Frieden finden können.

Und es ist genau auch der richtige Ort für ein Dankeschönfest für Sie hier, die in Deutschland leben, die in Frankfurt leben, und die den neu Dazugekommenen helfend zur Seite stehen, oder auch ein Dankeschönfest für die wunderbaren Künstler und Künstlerinnen, die uns mit ihrer großen Kunst, Kraft und Lebenslust und Lebensfreude geben, und die können wir brauchen in dieser Welt, die völlig aus den Fugen geraten ist,

Wir alle hier wollen vor allem Sie in den Mittelpunkt stellen, Sie, Menschen, die es auf ihrer Flucht bis nach Frankfurt geschafft haben, und die Helfer und Helferinnen, die jeden Tag bis an ihre Grenzen gehen, manchmal und auch oft bis über ihre Grenzen hinaus, um die Situation für alle so erträglich wie möglich zu machen,
Vielen herzlichen Dank Frankfurt, und ich sehe, so viele ,wenn man sich umschaut, so viele aus dieser Stadt, dass es einem so warm ums Herz wird, und ich sage, da wo Sie sind, wo Sie ihre Hilfe anbieten, da ist Wärme, da ist Offenheit, da ist Nächstenliebe, unser Papst würde sagen ‚da ist Barmherzigkeit‘. Man kann überhaupt nicht genug anerkennen, was Sie für den Zusammenhalt in dieser Stadt und weit über diese Stadt hinaus getan haben und tun, was Sie, bei denen Wärme zuhause ist, bei denen Nächstenliebe zuhause ist, was Sie für den Zusammenhalt in unserem Land leisten.

Mit ihrer Hilfe Tag für Tag, erklären Sie sich nicht nur mit Menschen in Not solidarisch, sondern Sie üben ihnen gegenüber ganz konkrete und auch ganz praktische Solidarität. Sie sind die Botschafter und Botschafterinnen von Humanität , und Sie zeigen, dass Solidarität überhaupt nicht altmodisch ist, überhaupt nicht out, sondern dass Solidarität mega-in ist Und das müssen wir alle beweisen, jeden Tag aufs Neue!

Sie leisten eine Hilfe, die direkt der Menschenwürde dient, die der Menschenwürde entspringt, aus dem Artikel 1 unseres Grundgesetzes, unserem moralischen Imperativ, indem geschrieben steht: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ Und diese Würde, diese Menschenwürde, sie kennt eben kein Adjektiv: sie ist nicht weiß, sie ist nicht schwarz, sie ist nicht christlich, sie ist nicht muslimisch, sie ist nicht hetero, sie nicht jüdisch oder homo, sie ist nicht männlich, sie ist nicht weiblich, nein, die menschliche Würde, sie gilt für jeden Menschen in all seiner Unterschiedlichkeit und in all seiner Differenz, in seinem Menschsein, so wie er so wie sie ist, und das zu schützen und zu achten, das ist unsere Aufgabe und das macht unsere Gesellschaft wirklich stark und wirklich reich.“

Balkon-Pop – Besidos sind einfach mitreißend

Besidos Balkon-Pop lässt die "Paulskirche Tanzen".© massow-picture

Besidos Balkon-Pop lässt die „Paulskirche Tanzen“.© massow-picture

Vom großen Applaus, Umarmungen und Dankesworte Johnny Klinks für Claudia Roth ging  es fast ohne Unterbrechung über zum großen Balkan-Pop-Abschluss mit den Darmstädter Besidos. Zunächst klatschten alle heftig im Rhythmus, nach und nach standen sie auf, wippten mit, schließlich folgten immer mehr der Aufforderung, zu tanzen. Und von hinten strömten  die begeisterten Jugendlichen auf die Bühne, konnten zeigen, wie gut sie tanzen können, und schließlich  „rockte“  die ganze „Paulskirche“: Helfer, Promis und  Flüchtlinge, alle miteinander.  Von so viel echter Emotionalität und dankbarer Begeisterung dieser jungen Menschen überwältigt, wischte sich so mancher  Tränen seiner Rührung aus dem Gesicht. Musik kann soviel,  Grenzen  überwinden, Menschen zueinander führen und das Herz berühren. Das zeigte sich einmal mehr auf sehr eindrucksvolle Weise am Sonntag in der Paulskirche.

Diether v. Goddenthow (Rhein-Main.Eurokunst)

EUROPA-KULTURTAGE 2015 Das kleinste EU-Land zu Gast in Frankfurt – 3. Nov. 2015 bis 20. Feb. 2016

© EZB
© EZB

EUROPA-KULTURTAGE Pulsierendes Malta Programm

3. November 2015 bis 20. Februar 2016
Die EUROPA-KULTURTAGE der Europäischen Zentralbank (EZB) sind für Frankfurt und die Rhein-Main Region zur Tradition geworden und finden in diesem Jahr zum dreizehnten Mal statt.

Malta, kleinster Staat der Europäischen Union, ist 2004 – vierzig Jahre nach seiner Unabhängigkeit von Großbritannien – diesem Staatenbund beigetreten. Mit einer Fläche von 316 Quadratkilometern und 420.000 Einwohnern liegt Malta im Zentrum des Mittelmeerraums. Malta besitzt ein einzigartiges kulturelles Erbe. In keinem anderen Land dieser Größe findet sich eine solche Dichte von Reichtümern der Archäologie, Geschichte, Kunst und zeitgenössischer Kreativität.
Die Besucher der EUROPA-KULTURTAGE erwartet ein vielversprechendes Programm, das mit Musik, Tanz, Theater, Ausstellungen und Vorträgen Eindrücke von der vielfältigen Kultur des Inselstaats bietet. Das Programm wurde von der Europäischen Zentralbank in Kooperation mit der Zentralbank Maltas zusammengestellt. Es steht unter der Schirmherrschaft des EZB Präsidenten Mario Draghi und des Präsidenten der Zentralbank Maltas Josef Bonnici.

Erster Höhepunkt der Veranstaltungsreihe ist das Eröffnungskonzert in der Alten Oper Frankfurt am 3. November 2015 mit dem international gefeierten maltesischen Star-Tenor Joseph Calleja. Er singt Arien und Lieder und wird begleitet vom Malta Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Brian Schembri.

Das Charity-Konzert, das am 27. November 2015 in der Paulskirche stattfindet, steht dieses Jahr unter dem Eindruck der aktuellen Flüchtlingssituation. Die Erlöse kommen dem Johanna-Kirchner Haus zugute. Dieses Haus bietet eine erste sichere Obhut für Kinder und Jugendliche, die vor einer lebensbedrohenden Umgebung geflohen sind. Im Konzert zu erleben ist „The Dominic Galea JAZZTET“ mit der Sängerin Nadine Axisa.

Neben klassischer Musik erwartet das Publikum im Rahmen der EUROPAKULTURTAGE auch Zeitgenössisches aus Malta. So präsentieren sich der Perkussionist, Sound-Künstler und Performer Renzo Spiteri, die mitreißende Combo „Big Band Brothers“; zeitgenössischen Tanz zeigt das Zfin Malta Dance Ensemble.

Zum Abschluss der EUROPA-KULTURTAGE 2015 präsentiert sich die Albert Marshall Theatergruppe am 19. und 20. Februar 2016 mit Tennessee Williams‘ Stück „Die tätowierte Rose“ im English Theatre. Regie führt Albert Marshall, Regisseur, Theaterleiter und einer der angesehensten Autoren Maltas.

Mehr Programmpunkte und Details sowie der Programm-Trailer sind anzuklicken unter:

https://www.ecb.europa.eu/ecb/cultdays/html/index.de.htmlcultural-days@ecb.europa.eu

Programm deutsch

‚Einigkeit und Recht und Freiheit – für Vielfalt‘ – Interkulturelle Wochen in Frankfurt 2. bis 15. Nov. 2015

Archivbild © massow-picture
Archivbild © massow-picture

(pia) Die Frankfurter Interkulturellen Wochen (IKW) finden in diesem Jahr vom 2. bis 15. November statt. Da Frankfurt Anfang Oktober Schauplatz für die zentralen Feierlichkeiten zum 25. Tag der Deutschen Einheit war, stehen die IKW 2015 unter dem Motto „Einigkeit und Recht und Freiheit – für Vielfalt“. Mit diesem Motto möchte der Initiativkreis der Frankfurter IKW daran erinnern, dass zur deutschen Einheit nicht nur ein Zusammenwachsen zweier Staaten, sondern auch ein gelebtes Miteinander in all seiner Vielfalt gehört.

Die mehr als 60 Veranstaltungen der IKW ermöglichen Begegnungen, laden zum Feiern ein und bieten einen Rahmen, um über Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu sprechen. Ob in einer Ausstellung, einer Lesung, beim Frühstück oder in einer Tanzdarbietung, bei einer Filmvorführung, Podiumsdiskussion, einem Kochworkshop oder Breakdance Battle: Viele der teilnehmenden Vereine, Verbände, Stadtteilgruppen und Institutionen laden in zahlreichen Frankfurter Stadtteilen dazu ein, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie Vielfalt verstanden oder aktiv gestaltet werden kann. Sie möchten dazu beitragen, ein buntes Bild der Einheit aller Frankfurter herzustellen.

Montag, 2. November:
Einen möglichen Zusammenhang zwischen Einigkeit, Recht, Freiheit und der Sehnsucht nach leicht verdientem Geld zeigt ein Spielangebot mit Beratung der Evangelischen Suchtberatung im Café Alte Backstube in der Innenstadt auf.

Dienstag, 3. November:
Eine Podiumsdiskussion im AWO-Stadtteilzentrum Sossenheim behandelt die Frage „25 Jahre Deutsche Einheit – Wie sieht es aus mit „Einigkeit und Recht und Freiheit?“

Dienstag, 3. November:
Der Film „Fremd“ von Miriam Faßbender gewährt im Evangelischen Zentrum für Beratung und Therapie am Weißen Stein Einblicke in die Lebensumstände und den zermürbenden Alltag von Migranten.

Donnerstag, 5. November:
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion im Plenarsaal des Römers erörtern Integrationsdezernentin Nargess Eskandari-Grünberg und der integrationspolitische Sprecher der demokratischen Parteien im Römer und KAV-Vorsitzende Enis Gülegen die Frage „Ausländerbeiräte – Auslauf- oder zukunftsweisendes Modell?“

Sonntag, 8. November:
Beim interkulturellen Fußballturnier in der Ernst-Reuter-Schule in der Nordweststadt können Jugendliche aller Nationalitäten mitmachen.

Sonntag, 8. November:
Getanzte Vielfalt verspricht der längste serbische Reigentanz Frankfurts, genannt Kolo, auf der Zeil.

Sonntag, 15. November:
Die Premiere des Dokumentarfilms „Vielfalt in Frankfurt“ von Homayun Alam im Filmforum Höchst lässt Verantwortliche der Frankfurter Stadtpolitik, Kenner der Migration sowie Frankfurter Bürger aus vielen Ländern zu Wort kommen.
Das Programm der Interkulturellen Wochen, das sich an Erwachsene ebenso wie an Kinder und Jugendliche richtet, ist in der Stadtbücherei und den Stadtbibliotheken, in den Bürgerämtern der Stadtteile und in der Bürgerberatung, Römerberg 32, erhältlich. Darüber hinaus liegt es in Bildungseinrichtungen und im Amt für multikulturelle Angelegenheiten, Lange Straße 25-27, aus.

  • Initiativkreis der „Frankfurter interkulturellen Wochen“
  • Amt für multikulturelle Angelegenheiten
  • awo Frankfurt am Main
  • Caritasverband Frankfurt e.v.
  • dgb – Region Frankfurt-Rhein-Main
  • Evangelische Kirche in Frankfurt
  • Evangelischer Regionalverband
  • Internationales Familienzentrum e.v.
  • Katholische Erwachsenenbildung
  • kav – Kommunale Ausländer- und Ausländerinnenvertretung Frankfurt
  • Sportkreis Frankfurt e.v. & Sportjugend Hessen, Programm »Integration durch Sport«
  • Stadtbücherei Frankfurt am Main
  • vhs Frankfurt am Main

Weitere Informationen über Interkulturelle Wochen Frankfurt und Programm Vielfalt bewegt

Ausstellung Fische und Marine Reptilien neu gestaltet – 240 Mio. Jahre alte Pflasterzahnechse feiert 100. Ausgrabungsgeburtstag im Senckenberg-Naturmuseum

Eines der spektakulärsten Stücke des Senckenberg-Naturmuseums, die Pflasterzahnechse Placodos gigas feiert punktgenau ihren 100. Grabungsgeburtstag mit der Wiedereröffnung des modernisierten Ausstellungsbereichs "Fische und Marine Reptilien". Hier huldigt eine erste Gratulantin der Urzeitechse ganz begeistert. © massow-picture
Eines der spektakulärsten Stücke des Senckenberg-Naturmuseums, die Pflasterzahnechse Placodos gigas feiert punktgenau ihren 100. Grabungsgeburtstag mit der Wiedereröffnung des modernisierten Ausstellungsbereichs „Fische und Marine Reptilien“. Hier huldigt eine erste Gratulantin der Urzeitechse ganz begeistert. Bei dem Placodus gigas handelt es sich um eine ungepanzerte Pflasterzahnechse. Die gepanzerten Pflasterzahnechsen sehen großen Schildkröten ähnlich, siehe weiter unten!. © massow-picture

Neues Heim zum 100sten Grabungsgeburtstag –
Ausstellungsbereich Fische und Marine Reptilien neu gestaltet

Auch die Plesiosaurier (griechisch plēsios „nahe, fast“; sauros „Echse“: Fast-Echsen) wurden ein wenig aufpoliert und feiern mit. Sie haben eine schlanke Form mit sehr kleinem Kopf und langem Hals. Foto: Sven Tränkner, Senckenberg
Auch die Plesiosaurier (griechisch plēsios „nahe, fast“; sauros „Echse“: Fast-Echsen) wurden ein wenig aufpoliert und feiern mit. Sie haben eine
schlanke Form mit sehr kleinem Kopf und
langem Hals. Foto: Sven Tränkner, Senckenberg

Frankfurt, den 22.10.2015. Eines der spektakulärsten Stücke des Senckenberg Naturmuseums feiert 100sten  Ausgrabungs-Jahrestag : die Pflasterzahnechse Placodus gigas. Der vor einem Jahrhundert entdeckte Meeressaurier ist als weltweit einziges Exemplar komplett erhalten. Anlässlich des Jubiläums wird der neu überarbeitete und um zahlreiche Stücke ergänzte Ausstellungsbereich „Fische und Marine Reptilien“ am 23. Oktober eröffnet. Zu den neuen Nachbarn von Placodus zählen unter anderem mehrere Skelette von Fischsauriern, Krokodilschädel und fossile Fische sowie Tintenfische. Zur Eröffnung dürfen Besucher, die an diesem Tag ihren eigenen Jahrestag – nämlich Geburtstag – feiern, kostenfrei in das Museum.

Erst als die bereits zur Schotterherstellung vorgeshenen zerschlagenen Teile  wieder in einem Gußverfahren zusammengefügt waren, konnte das Skelette dreidimensional herausgearbeitet werden. Hier betrachten den Fund (vl.) Philipe Havlik, Museumsentwicklung, Herrmann Schäfer, Designer, Dr. Bern Herkner, Museumsdirektor und Olaf Vogel, geowissenschaftlicher Präparator.© massow-picture
Erst als die bereits zur Schotterherstellung vorgeshenen zerschlagenen Teile wieder in einem Gußverfahren zusammengefügt waren, konnte das Skelette dreidimensional herausgearbeitet werden. Hier betrachten den Fund (vl.) Philipe Havlik, Museumsentwicklung, Herrmann Schäfer, Designer, Dr. Bern Herkner, Museumsdirektor und Olaf Vogel, geowissenschaftlicher Präparator.© massow-picture

Das oft unzutreffend verwendete Attribut „einzigartig“ hat Placodus gigas wahrlich verdient: Das 3 Meter lange, eigentümliche Reptil ist das weltweit einzige vollständig erhaltene Skelett dieser Art – ein Unikat. Entdeckt wurde das 240 Millionen Jahre alte Fossil in einem Steinbruch bei Steinsfurt nahe Heidelberg. „Auch die Fundgeschichte ist ungewöhnlich“, erklärt Dr. Bernd Herkner, Leiter der Abteilung Museum, und erläutert: „Die Pflasterzahnechse war in viele winzige Teile zerschlagen. Das Gestein sollte damals als Straßenschotter verwendet werden. Ein privater Sammler erkannte zufällig anhand einiger Bruchstücke den wertvollen Fund – ein Glücksfall!“ Der Mäzen Arthur von Gwinner kaufte vor 100 Jahren das Exponat für Senckenberg. Dort wurde das aus 330 Einzelknochen bestehende Fossil präpariert. Zuerst die Steinbrocken zusammengefügt, dann aus dem Stein das dreidimensionale Skelette herauspräpariert, eine Wahnsinnsarbeit.

Ihren Namen verdankt die Pflasterzahnechse den schwarzen, an Basaltpflastersteine erinnernden Backenzähne © massow-picture
Ihren Namen verdankt die Pflasterzahnechse den schwarzen, an Basaltpflastersteine erinnernden Backenzähne © massow-picture

Ihren Namen verdankt die Pflasterzahnechse ihrem ungewöhnlich aussehenden Gebiss: Mit den spatelförmigen Frontzähnen und den schwarzen, an Basalt-Pflastersteine erinnernden Backenzähnen konnte sie Muscheln abnagen und knacken (siehe Foto oben!).

 

Kraulen, Brust oder Rücken? Die Schwimmtechnik der urzeitlichen Meeressaurier wird grafisch verdeutlicht. Foto: Sven Tränkner, Senckenberg
Kraulen, Brust oder Rücken? Die Schwimmtechnik der urzeitlichen Meeressaurier wird grafisch verdeutlicht. Foto: Sven Tränkner, Senckenberg

Auch in direkter Nachbarschaft schlummern Schätze, denen T-Rex und Co. zu Unrecht häufig die Schau stehlen. Die Dichte der Originale ist im Meeressaurierraum besonders hoch: Der fünf Meter lange Raubfisch Xiphactinus weist als einziges Exemplar dieser Art ein fast vollständiges Schuppenkleid auf. Auch das Skelett einer Meeresschildkröte, die vor 30 Millionen Jahren in Flörsheim am Main lebte, ist weltweit einzigartig. Ein Fischsaurierweibchen aus der Zeit vor 183 Millionen Jahren beweist, dass diese Meeresreptilien einst lebendige Jungtiere zu Welt brachten: das Muttertier ist mit dem Embryo im Körper versteinert worden.

Philipe Havlik, Zentrale Museumsentwicklung, erläuterte die Exponate in den Vitrinen, hier erklärt er den Unterschied zwischen einem 220 Millionen Jahre altem Schein-Krokodil und  einem 165 Millionen Jahre altem Meereskrokodil, deren Kopf auf den ersten Blick einander sehr ähneln. © massow-picture
Philipe Havlik, Zentrale Museumsentwicklung, erläuterte die Exponate in den Vitrinen, hier erklärt er den Unterschied zwischen einem 220 Millionen Jahre altem Schein-Krokodil und einem 165 Millionen Jahre altem Meereskrokodil, deren Kopf auf den ersten Blick einander sehr ähneln. © massow-picture

 

Hinzu kommen nach der Renovierung des Raumes weitere bisher noch nicht gezeigte Highlights: Ein Skelett des Fischsauriers Mixosaurus, die Schädel eines Meereskrokodils und eines Scheinkrokodils, ein Pflasterzahnsaurier aus der Trias von China, mehrere fossile Fische und Tintenfische und ein Schädel von Nothosaurus, der zu den größten seiner Art zählt.

Meereskrokodil,  © massow-picture
Meereskrokodil,
© massow-picture

Bei der Neugestaltung des Raumes wurde besonderes Augenmerk auf die Fortbewegungs-Mechanismen der unterschiedlichen Meeressaurier gelegt: während Mosa- und Ichthyosaurier sich durch eine schlängelnde Bewegung im Wasser fortbewegten, waren Plesiosaurier und Meeresschildkröten mit ihren großen Flossenpaddeln wahre „Unterwasserflieger“: Illustriert wird das auf Wandtafeln hinter dem jeweiligen Fossil.

Placodus gigas mit länglichem Körper. Fotoausschnitt  © Senckenberg, Tränkner (2)
Placodus gigas mit länglichem Körper. Fotoausschnitt © Senckenberg, Tränkner (2)

Während das „Geburtstagskind“, die Pflasterzahnechse Placodos gigas, ungepanzert war, spachtelförmige Frontzähne in Ober- und Unterkiefer und einen länglichen Rumpf besaß, der durch dicht stehende Rippen und Bauchrippen, sowie eine Kette rundlicher Hautverknöcherungen über den Wirbelfortsätzen versteift war, gab es eine zweite Gruppe Pflasterzahnechsen: Die vor rund 228 Millionen Jahre in den Meeren  lebende gepanzerte Cyamodontoidea.

Gepanzerte Pflasterstein-Echse. Sie sieht auf den ersten Blick einer Schildkröte ähnlich, Mit ihrem Basalt-Pflasterstein ähnlichen Zähnen, li, weidete sie vor 228 Millionen Jahren den Meeresgrund nach Muscheln und anderen Hartschalentieren ab, die sie zermalmte. © massow-picture
Gepanzerte Pflasterstein-Echse. Sie sieht auf den ersten Blick einer Schildkröte ähnlich, Mit ihrem Basalt-Pflasterstein ähnlichen Zähnen, li, weidete sie vor 228 Millionen Jahren den Meeresgrund nach Muscheln und anderen Hartschalentieren ab, die sie zermalmte. © massow-picture

„Der Rumpf der  Cyamodontoidea“, so Philipe Havlik, „ist gegenüber Placodos gigas kurz, breit und ähnlich wie bei Schildkröten von einem Panzer aus Knochenplatten umschlossen.“ Cyamodontoidea hatte praktisch keine Freßfeinde, da sie – allein von ihrem Panzer her – ungenießbar war. “ Namensgebend für die Pfalsterzahnechsen seien ihre schwarzen, an Basaltsteine erinnernden Backen- und Gaumenzähne, die eine dicke Schmelzschicht aufweisen, so Havlik. Man nennt sich auch „Nussknacker der Meere“, das sie dank ihrer kräftigen Kiefermuskulatur Muscheln und Brachiopoden aufknacken und zerquetschen konnten. Die Zähne der Pflasterzahnechsen wurden regelmäßig durch neue ersetzt, erfahren von einer der Tafeln. Dies wisse man, so Havlik, da immer wieder in den triassischen Meeresablagerungen Versteinerungen abgestoßener Zähne gefunden würden.

Originaler versteinerter Meeresboden, übersäht mit Muscheln- und anderen Schalen-/Krustentieren. Sie dienten dem "Nussknacker" der Meere als die Nahrung © massow-picture
Originaler versteinerter Meeresboden, übersäht mit Muscheln- und anderen Schalen-/Krustentieren. Sie dienten dem „Nussknacker“ der Meere als die Nahrung © massow-picture

Zur eigenen Nahrungsaufnahme weidete sie den Meeresboden nach Muscheln und anderen Schalentieren ab, die sie mit ihren basaltähnlichen Pflasterzähnen zermalmte. Ein bei Bauarbeiten gefundenes, zerbröseltes Stück versteinerter Meeresboden zu Zeiten Cyamodontoideas, hat Olaf Vogel wieder hergestellt und wird in der selben Vitrine wie Cyamodontoidea gezeigt.

Schon zur Einweihung 1970 erhielt der von Wilhelm Schäfer gestaltete Raum einen Architekturpreis und steht stellvertretend für ein neues Bewusstsein der Ausstellungsarchitektur, bei der grafische Elemente die Objekte ergänzen. Die Neugestaltung  wurde vom  Sohn des legendären Raumdesigners Herrmann Schäfer in enger Abstimmung mit Museumsleiter Dr. Bernd Herkner so behutsam durchgeführt, dass die originale Konzeption trotz der zahlreichen Modernisierungen erhalten werden konnte.  Neben dem Einbau neuer Vitrinen wurde auf energiesparende und objektschonende LED Beleuchtung aufgerüstet.

(v.l.) Designer Herrmann Schäfer, Museumsdirektor Dr. Bernd Herkner und Olaf Vogel, geowissenschaftler Präparator. Da sämtliche Exponate zuzüglich 10 Neuzugänge von Olaf Vogel aufbereitet wurden, heißt Raum 6 bei Senckenberg unter Kollegen nur noch der "Vogelraum".
(v.l.) Designer Herrmann Schäfer, Museumsdirektor Dr. Bernd Herkner und Olaf Vogel, geowissenschaftler Präparator. Da sämtliche Exponate zuzüglich 10 Neuzugängen von Olaf Vogel aufbereitet wurden, heißt Raum 6  unter Senckenberg-Kollegen nur noch der „Vogelraum“.

Wie schon vor rund 100 Jahren der Mäzen Arthur von Gwinner unterstützen auch heute Freunde und Förderer das Senckenberg Naturmuseum und finanzierten den Umbau des Meeressaurierraumes: Die Frankfurt-Trust Investment Gesellschaft mbH sowie die Datz-Stiftung. „Das Senckenberg Naturmuseum hat das Glück, dass es auf eine starke Solidarität der Frankfurter und ihre Unterstützung zählen kann. Diese Beständigkeit finde ich bewundernswert und hoffe, dass wir so auch den bevorstehenden Umbau des Museums stemmen können“, sagt Museumsleiter Dr. Bernd Herkner.

auge-in-auge-mit-natur250Das Senckenberg Naturmuseum hat in diesen Tagen den wunderbaren Museumsführer Auge in Auge mit der Natur herausgebracht, der Jung und Alt einen raschen, kundigen Überblick der  Ausstellungsbereiche, der Forschung und Geschichte des Naturmuseums  gibt.

 

Gespendet werden kann unter https://die-welt-baut-ihr-museum.de.

Diether v. Goddenthow (Rhein-Main.Eurokunst)

Senckenberg
Forschungsinstitut und Naturmuseum
Senckenberganlage 25
60325 Frankfurt

Film-Highlights im November – Filmmuseum Frankfurt

© massow-picture
© massow-picture

Das Kinoprogrammheft November 2015 des Deutschen Filmmuseums

Zu den  Highlights im November zählen:

Woody Allen
Filmreihe mit Werken des notorischen New Yorkers Woody Allen, der am 1. Dezember 80 Jahre alt wird.

Film und Games
Begleitprogramm zur Sonderausstellung: After Work, wissenschaftlicher Workshop „Wechselspiele cineludischer Formen“, Adventure Day

Verso Sud 21
Festival des italienischen Films. Die Hommage ist Francesco Rosi gewidmet, der im Januar im Alter von 92 Jahren gestorben ist.

Ein Abend für Katja Riemann
Eine der facettenreichsten Schauspielerinnen des aktuellen deutschen Filmgeschehens zu Gast im Deutschen Filmmuseum.

NOSFERATU und das Ensemble „Open Source Guitars“
Der Stummfilm-Klassiker von F. W. Murnau (DE 1921), live begleitet von einem zehnköpfigen Gitarrenensemble.

Die Highlights des Historischen Museums Frankfurt

Sammlung Waldschmidt, Globen und Messinstrumente, © Foto: Petra Welzel, Historisches Museum Frankfurt (hmf)
Sammlung Waldschmidt, Globen und Messinstrumente, © Foto: Petra Welzel, Historisches Museum Frankfurt (hmf)

(pia) Am Sonntag, 25. Oktober, um 15 Uhr, führt Rainer Donandt quer durch die Ausstellungen des Historischen Museums. Der Rundgang führt zu den bekannten und ungewöhnlichen Ausstellungsstücken wie auch den architektonischen Besonderheiten des Museums.

Es geht hinab in die „Stauferzeit“, die Einblicke in das höfische Leben des Mittelalters gewährt. Auch Highlights aus der Sammlung der „Frankfurter Sammler und Stifter“ werden gezeigt. Diese kunst- und kulturgeschichtlichen Gegenstände sind von Frankfurter Bürgern zusammengetragen worden. Von den Gemäldekabinetten der Familie Morgenstern bin hin zur Waffensammlung von Christian Alexander Fellner (1800-1883) geht es weiter zu den Frankfurter Stadtmodellen. Je nach eigenem Gusto kann noch der viergeschossige Rententurm, der aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammt, und die darin befindliche „Uhrenstube“ besichtigt werden.

Treffpunkt ist das Foyer des Historischen Museums, der Eintritt kostet 7 Euro, ermäßigt 3,50 Euro, zuzüglich 2 Euro Führungsgebühr.