Archäologisches Museum Frankfurt: Archäologie in Slowenien, Altstadtfest, Führungen und mehr

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Am 13. Oktober 2023 öffnet das Archäologische Museum Frankfurt für seine neue Slowenien-Sonderausstellung Türen, passend zum Thema der diesjährigen Buchmesse in Frankfurt. Auch zum Altstadtfest am 02. und 03. Oktober bietet es spannende Führungen und musikalische Klänge an. Noch im September findet eine Buchvorstellung im Historischen Museum statt, zu der das Archäologische Museum im Namen seines Kooperationspartners herzlich einlädt.

Vorschau Sonderausstellungen Herbst 2023

Tweets from the Past Archäologie Sloweniens: Klänge, Symbole und älteste Schriftzeugnisse

13. Oktober 2023 bis 17. März 2024
Die Ausstellung wurde auf Initiative des Archäologischen Museums Frankfurt als Teil der Begleitveranstaltungen der Frankfurter Buchmesse und des Ehrengastes Slowenien ins Leben gerufen.

Das Ziel der Ausstellung ist es, die slowenische Archäologie durch drei spezifische Objektgattungen vorzustellen. Zunächst sind archäologische Objekte zu sehen, die mit Klang verbunden sind. Das sind entweder Musikinstrumente – von prähistorischen Flöten aus Höhlenbärenknochen über antike Doppelflöten bis hin zu mittelalterlichen Maultrommeln – oder Rasseln, die bei Ritualen oder als Kinderspielzeug verwendet wurden.

Bei der zweiten Gruppe von Objekten handelt es sich um Exponate, die Symbole tragen oder selbst eine symbolische Bedeutung besitzen. Dies können prähistorische Figuren sein, die wahrscheinlich Darstellungen uns unbekannter Gottheiten sind, kleine Statuen antiker Götter, Objekte mit eingravierten astralen Symbolen, Figuren in Tiergestalt, Miniaturobjekte und Bildträger mit gravierten Figuren, die wie ein Comic eine Geschichte erzählen.

Die dritte Gattung von Exponaten sind archäologische Objekte, die die ältesten Inschriften aus Slowenien tragen. Unter diesen finden sich Beispiele für venetische Schrift aus der frühen Eisenzeit auf dem Fragment einer bronzenen Situla und einer Silberplatte, Inschriften mit den Namen lokaler Gottheiten, ein antikes Miniaturbuch und Graffiti.

All diese Objekte ermöglichen uns durch ihren Klang, durch die Symbole oder Texte einen tieferen Einblick in die Spiritualität, das Leben und die Welterklärung der Menschen aus der Vergangenheit. Sie zeigen das tiefe Bedürfnis des Menschen nach Ausdruck von Abstraktem bzw. nach der Verwendung von Symbolen und der dauerhaften Aufzeichnung von Geschichten, Gelöbnissen oder informellen Texten. Sie sind deutliche Kennzeichen für die Entwicklung menschlicher Kreativität, die zu einem ihrer Höhepunkte – dem Buch – geführt hat.

Durch die Exponate werden wichtige archäologische Fundorte Sloweniens vorgestellt und die Geschichte der Region bekannt gemacht, zu deren Erforschung die Archäologie einen großen Beitrag leistet.
Zehn größere Museen, die das slowenische archäologische Erbe bewahren, waren an der Vorbereitung der Ausstellung beteiligt. Neben dem Nationalmuseum von Slowenien, das das Projekt leitet, beteiligen sich auch das Regionalmuseum in Celje, das Regionalmuseum in Murska Sobota, das Regionalmuseum Ptuj Ormož, das Museum und die Galerien von Ljubljana, das Regionalmuseum in Novo Mesto, das Regionalmuseum Koper, das Regionalmuseum in Kranj, das Regionalmuseum in Nova Gorica und das Regionalmuseum in Tolmin.

Ausgeschlossen. Archäologie der NS-Zwangslager
Alkett-Kannen aus einem Zwangsarbeiterlager in Berlin-Reinickendorf. Foto: F. Hoffmann.

23. November 2023 bis 26. Mai 2024
Kämme, Löffel, Essnäpfe und Stacheldraht – archäologische Funde erzählen vom Leben und Überleben, aber auch vom Sterben in den national sozialistischen Zwangslagern. Seit den 1990er Jahren werden an ehemaligen Lagerstandorten in Berlin und Brandenburg archäologische Grabungen durchgeführt und massenweise Funde geborgen. Die Ausstellung „Ausgeschlossen. Archäologie der NS-Zwangslager“ zeigt viele dieser Dinge zum ersten Mal. Über 300 Objekte in sieben Kapiteln geben einen Einblick in das komplexe System der Zwangs­lager, in ihre archäologische Überlieferung sowie die Arbeit der zeithistorischen Archäologie.

Altstadtjubiläum in Frankfurt am Main
Jazz zum 3. – Altstadtjubiläum 2023 in der KAISERPFALZ franconofurd

2. u. 3. Oktober 2023
Jazz und Archäologie am Ursprungsort der Stadt
Das Archäologische Museum Frankfurt präsentiert auf dem Domhügel die KAISERPFALZ franconofurd. Feiern Sie mit uns beim Altstadtfest 2023 bei entspannter Musik und spannenden Erkenntnissen der Archäologie an dem Ursprungsort Frankfurts.

onemoment-jazz ist ein Jazz-Trio aus Frankfurt am Main mit eigenen Kompositionen (instrumental). Auf der Suche nach der Melodie kombinieren Carsten Kromschröder (piano), Dirk „Märshall“ Schiller (Bass) und Roland Glöckler (Drums) Jazz-Rock mit Elementen aus Latin, Oriental und Modern Jazz und betten eingängige melodische Themen in rhythmisch-groovige Arrangements, garniert mit kunstvollen Soli aller Instrumente. Die Songs von onemoment-jazz sind konzertant, verspielt, groovig, dramatisch, melodisch und sprechen sowohl den routinierten Jazzfan als auch den Jazz-Neuling an.

An beiden Tagen führen Sie Archäologen des Museums durch die KAISERPFALZ franconofurd und stehen auch sonst jederzeit für Fragen zur Verfügung. Geschützt durch das „Stadthaus am Markt“ bietet die KAISERPFALZ franconofurd ein Schaufenster in die Ursprünge der Stadt Frankfurt: ein römisches Bad, die Mauern des karolingischen Königshofes, spätmittelalterliche Keller – Spuren aus rund 2000 Jahren Stadtgeschichte! Darüber hinaus werden ausgewählte Funde aus den Grabungen im Herzen der Frankfurter Altstadt präsentiert.

Programm
Montag, 2. Oktober 2023
geöffnet 13 – 20 Uhr
14 – 15 Uhr Führung durch die KAISERPFALZ franconofurd (Dr. Carsten Wenzel)
16-17 Uhr Führung durch die KAISERPFALZ franconofurd (Dr. Carsten Wenzel)
17 – 18:30 Uhr Musik mit onemoment – jazz
18:30 – 19 Uhr Führung durch die KAISERPFALZ franconofurd (Kilian Treitl B.A.)
19 – 20 Uhr Musik mit onemoment – jazz

Dienstag, 3. Oktober 2023
geöffnet 13 – 18 Uhr
14 – 15 Uhr Musik mit onemoment – jazz
15 – 15:30 Uhr Führung durch die KAISERPFALZ franconofurd (Kilian Treitl B.A.)
15:30 – 16:30 Uhr Musik mit onemoment – jazz
16:30 – 17 Uhr Führung durch die KAISERPFALZ franconofurd (Kilian Treitl B.A.)
17 – 18 Uhr Musik mit onemoment – jazz

Wenn keine Führungen laufen, stehen Archäologen des Museums für Fragen zur Verfügung.

Politiktheater im alten Rom
Lesung und Podiumsdiskussion mit Karl-Joachim Hölkeskamp
„Geschichte Jetzt!“, die gemeinsame Veranstaltungsreihe von Historischem Museum, Goethe-Universität Frankfurt und Archäologischem Museum, wendet sich in ihrer nächsten Lesung der Antike zu: „Theater der Macht. Die Inszenierung der Politik in der römischen Republik“ heißt die Neuerscheinung des international renommierten Althistorikers Karl-Joachim Hölkeskamp.
Dieser hat als Professor für Alte Geschichte am Historischen Institut der Universität zu Köln besonders zu Sozial-, Kultur- und Mentalitätsgeschichte des römischen Reichs geforscht und gelehrt.
Sein Fokus liegt auf der politischen Kultur der Aristokratie. Denn die als Republik geltende „res publica“ der alten Römer war eher ein aristokratisch-oligarchisches System, mit viel Selbstdarstellung und Machtinszenierung: streng festgelegte Rituale, ausgefeilte Zeremonien, gigantische Bauwerke und Denkmäler. Als Zentrum des Imperium Romanum wurde Rom zur Bühne dieser öffentlichen Aufführungen.
Der Autor wird sein neues Buch vorstellen und mit den Anwesenden diskutieren. Die Moderation hat der Frankfurter Althistoriker Hartmut Leppin.

MI, 27.9., 18.30 Uhr
Eintritt: 4€ / 2€ ermäßigt
Leopold-Sonnemann-Saal
Lesung und Podiumsdiskussion im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Geschichte Jetzt!“
mit Karl-Joachim Hölkeskamp; Moderation: Hartmut Leppin
In Kooperation mit dem Historischen Seminar der Goethe-Universität, dem Archäologischen Museum Frankfurt und hr2-kultur. Medienpartner ist die FAZ.

Eine Anmeldung im Vorfeld wird empfohlen. Möglich ist diese über den Online Ticketshop, oder beim Besucherservice von Montag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr unter T +49 69 212-35154, oder per Mail an besucherservice@historisches-museum-frankfurt.de. Sind noch Plätze verfügbar, kann man sich auch unmittelbar vor Beginn der Veranstaltung an der Museumskasse anmelden.

Mehr Informationen zur Reihe „Geschichte Jetzt“ unter: https://historisches-museum-frankfurt.de/geschichte-jetzt

Ausstellung anlässlich des Paulskirchenfestes zum 175. Jubiläum der Deutschen Nationalversammlung in Frankfurt am Main
Letzte Chance zum Besuch der Ausstellung: Zwischen Römern und Germanen – Auf der Suche nach dem „deutschen Altertum“
18. Mai – 3. Oktober 2023

Die Ausstellung im Archäologischen Museum in der Karmeliterkirche sowie in der KAISERPFALZ franconofurd beleuchtet mit Schaubildern und archäologischen Funden die Zeit des Umbruchs in der Altertumsforschung in Deutschland. Erörtert wird die Frage, welche Rolle Kelten, Germanen, Römer und Slawen am Anfang der „deutschen Geschichte“ spielten.

Mit der Demokratiebewegung und dem Streben nach nationaler Einheit ist nach den Befreiungskriegen 1813 bis 1815 gegen die napoleonische Herrschaft auch die Suche nach einem „deutschen Altertum“ verbunden. In der Folge kommt es im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts in den deutschen Ländern zur Gründung zahlreicher Geschichts- und Altertumsvereine. Der damit verbundene Beginn der systematischen archäologischen Forschung in Deutschland wird maßgeblich von der Suche nach gemeinsamen Wurzeln und einer Urgeschichte der deutschen Nation bestimmt.

Mit der wachsenden Bedeutung der Archäologie als eigenständiger Wissenschaft einher gingen heute in Vergessenheit geratene, kontroverse Debatten über die Frage, welche Rolle Kelten, Germanen, Römer und Slawen am Anfang der „deutschen Geschichte“ spielten. Wenige Jahre nach Auflösung der Nationalversammlung in der Paulskirche erfolgte 1852 die Gründung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz als gemeinsamem (Archäologie-)Museum aller deutschen Länder. Das Museum verfügt heute über Weltgeltung, während der historische und geistesgeschichtliche Kontext seiner Entstehung im Umfeld der Paulskirchenversammlung aus dem öffentlichen Bewusstsein geraten ist.

Alle Infos unter Archäologisches Museum
Mi 10 – 20 Uhr, Do – So 10 – 18 Uhr
Mo und Di geschlossen

KAISERPFALZ franconofurd
Mi – So 13 – 17:30 Uhr

Patientenbücherei an der Universitätsmedizin Mainz feiert ihr 40jähriges Bestehen

Bereits seit 40 Jahren stellt die Patientenbücherei des Deutschen Evangelischen Frauenbundes – Ortsverband Mainz e.V. an der Universitätsmedizin Mainz ein umfassendes Angebot an aktuell rund 8.000 Büchern, Zeitschriften, Hörbüchern, Musik-CDs, Filmen und Spielen zur Verfügung. Die ausschließlich ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter der Einrichtung bieten den Patienten Ablenkung vom Klinikalltag und unterstützen sie über das Medienangebot hinaus insbesondere durch ihre menschliche Zuwendung. Im Bild das Ehrenamt-Team der Patientenbücherei  bei der Jubiläumsfeier zum 40jährigen Bestehen  am 21. September 2023.  © Foto Diether von Goddenthow
Bereits seit 40 Jahren stellt die Patientenbücherei des Deutschen Evangelischen Frauenbundes – Ortsverband Mainz e.V. an der Universitätsmedizin Mainz ein umfassendes Angebot an aktuell rund 8.000 Büchern, Zeitschriften, Hörbüchern, Musik-CDs, Filmen und Spielen zur Verfügung. Die ausschließlich ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter der Einrichtung bieten den Patienten Ablenkung vom Klinikalltag und unterstützen sie über das Medienangebot hinaus insbesondere durch ihre menschliche Zuwendung. Im Bild das Ehrenamt-Team der Patientenbücherei bei der Jubiläumsfeier zum 40jährigen Bestehen am 21. September 2023. © Foto Diether von Goddenthow

Anlässlich des 40jährigen Bestehens der Patientenbücherei würdigt die Universitätsmedizin Mainz heute mit einer Jubiläumsfeier den tatkräftigen Einsatz der ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Die unter der Trägerschaft des Deutschen Evangelischen Frauenbunds – Ortsverband Mainz stehende Einrichtung bietet Patienten und Mitarbeiter der Universitätsmedizin Mainz ein vielfältiges Medienangebot und leistet einen Beitrag zur Humanität im Krankenhaus.

„Bibliotheken sind immer Orte der Begegnung und der Horizonterweiterung. Das gilt auch und gerade im Krankenhaus. Die Mitarbeitenden der Patientenbücherei an der Universitätsmedizin Mainz leisten wertvolle Arbeit für die Patientinnen und Patienten“, betont der Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit (MWG) Rheinland-Pfalz und Aufsichtsratsvorsitzende der Universitätsmedizin Mainz, Dr. Denis Alt, der im Rahmen der Jubiläumsfeier Grußworte spricht.

Blick in die Patientenbibliothek an der Mainzer Uniklinik, Haus 206.© Foto Diether von Goddenthow
Blick in die Patientenbibliothek an der Mainzer Uniklinik, Haus 206.© Foto Diether von Goddenthow

Die Patientenbücherei an der Universitätsmedizin Mainz wurde Anfang der 1980er Jahre auf Initiative von Ingeborg Zohlnhöfer gegründet. Die langjährige Vorsitzende des Deutschen Evangelischen Frauenbunds – Ortsverband Mainz begleitete das Projekt über fast vier Jahrzehnte des Bestehens. Unter dem Motto „Lesen hilft genesen“ entwickelte sich die Einrichtung aus kleinen Anfängen im evangelischen Klinikpfarramt zur größten Patientenbücherei in Rheinland-Pfalz.

Auch bundesweit zählt die Patientenbücherei heute zu den größten Bibliotheken ihrer Art. Sie bietet ein stetig erneuertes und wachsendes Medienangebot. Aktuell umfasst ihr Bestand rund 8.000 deutsch- und fremdsprachige Bücher, Zeitschriften, Hörbücher, Film-DVDs, Musik-CDs und Spiele mit einer großen inhaltlichen Vielfalt. Von der Bibel über Pippi Langstrumpf bis zum Krimi, vom Roman bis hin zu Comics und Sachbüchern aus den verschiedensten Gebieten ist alles dabei.

Marion Hahn. © Foto Diether von Goddenthow
Marion Hahn. © Foto Diether von Goddenthow

Pflegevorständin Marion Hahn würdigte im Namen des Medizinischen Vorstands der Universitätsmedizin Mainz die Bedeutung der Patientenbücherei. Die Universitätsmedizin sei sehr stolz darauf, dank der Ehrenamtler über solch eine Patientenbücherei mit einem derart beachtlichen Angebot zu verfügen. Die Patientenbücherei sei eine große Bereicherung. Sie dankte dem Ortsverband Mainz des Deutschen Evangelischen Frauenbunds als  Träger der Patientenbücherei und insbesondere den ehrenamtlichen Mitarbeitenden, die mit ihrem Engagement und ihrer menschlichen Zuwendung den Patienten Trost, Lebensmut und Zuversicht spendeten und damit zur Genesung beitragen.“

Blick in die Patientenbibliothek an der Mainzer Uniklinik, Haus 206.© Foto Diether von Goddenthow
Blick in die Patientenbibliothek an der Mainzer Uniklinik, Haus 206.© Foto Diether von Goddenthow

Seit 2009 ist die Patientenbücherei der Universitätsmedizin Mainz in zentraler Lage auf dem Klinikgelände im Erdgeschoss des Gebäudes 206 untergebracht. In den barrierefreien Räumlichkeiten können Patienten und Mitarbeiter der Universitätsmedizin Mainz von Montag bis Freitag in angenehmer Atmosphäre schmökern und ausleihen. Patienten die nicht mobil genug sind, um selbst die Bücherei zu besuchen, profitieren von einem besonderen Service: Das Team der Patientenbücherei kommt regelmäßig mit dem Bücherwagen und einer Auswahl an Medien auf die Stationen. Das Angebot der mobilen Bücherei wird an die Bedürfnisse der Patienten angepasst und variiert deshalb je nach Station.

Dr. Annelen Ottermann. © Foto Diether von Goddenthow
Dr. Annelen Ottermann. © Foto Diether von Goddenthow

Die Vorsitzende des Mainzer Ortsverbands des Deutschen Evangelischen Frauenbundes, Dr. Annelen Ottermann, dankte der Leiterin der Patientenbücherei, Renate Severin und ihren 27 ehrenamtlichen Mitstreiterinnen. Dr.  Ottermann hatte einen wunderbaren Vortrag im Gepäck: Jeden Buchstaben des Wortes „Patientenbücherei“ wies sie einen Aspekt zu: Der erste Buchstabe von „Patientenbücherei“, das „P“, stünde für „Professionelles Arbeiten der Patientenbücherei“. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter seien bibliothekarisch geschult, manche verfügten über eine bibliothekarische Fachausbildung. Der Folgebuchstabe „a“ stünde für „Am Menschen orientierte Arbeit“, entsprechend des Mottos  „Lesen hilft genesen“. Das „t“ für „Team“, das „i“ für Ingeborg Zohlnhöfer, „en“ für „Entwicklungspotential“, „t“ für Tatkraft, „e“ für Ehrenamt, „n“ für Nachhaltigkeit und Notwendigkeit. Notwendig sei die Bücherei, weil sie Not zu lindern hilft. „b“ steht für Bücherwagen. Die  ehrenamtlichen Bibliothekare besuchen mit ihren Bücherwagen Patienten auf 40 Stationen. Das „u“ bedeute „Universitätsmedizin“. Diesem Buchstaben wittmete Dr.  Ottermann den umfangreichsten Abschnitt. Ohne Unterstützung und Hilfe der Unimedizin wäre die Patientenbücherei nicht möglich, etwa die mietfreien Räume, die Übernahme der Betriebskosten, ein jährliches Budget zum Neuerwerb von Büchern usw. . Der folgende Buchstabe „e“ stünde für Entschleunigung: Denn neben Patienten können auch Klinikmitarbeiter  die Räume der Bibliothek in Haus 206 nutzen, dort  mit oder ohne Buch ein wenig verweilen, um kurz mal abzuschalten und ein wenig  Stress abzubauen . Das „ch“ stehe für „Charme“, denn, so Dr. Ottermann, seien die Damen und Herren des Teams  äußerst charmant. Wenn sie in ein Patientenzimmer mit ihrem Bücherwagen kämen, änderte sich sofort die Atmosphäre. Es ginge die Sonne auf. „e + r“ stünden für Empathie und Rücksicht. Die Mitarbeiter müssten sich auf jedem Patienten individuell einstellen, und auch das rechte Maß von Nähe und Distanz finden.  Das  letzte Buchstabenpaar „ei“ stünde für „einfach einmalig“, „einfühlsam“ usw.
Als kleine Überraschung überreichte Dr. Ottermann jeder Mitarbeiterin der Patientenbücherei  zudem einen kleinen Buchgutschein.

Stefan Moster. © Foto Diether von Goddenthow
Stefan Moster. © Foto Diether von Goddenthow

Ein weiteres Highlight war der Festvortrag des renommierten  Schriftstellers, Übersetzers  und (Profi-)Lesers Stefan Moster zum Thema „Wer bin ich, wenn ich schreibe? Wer bist Du, wenn Du liest?“ Stefan Moster,1964 in Mainz geboren, ist seit fast dreißig Jahren einer der gefragtesten Übersetzer aus dem Finnischen. Sein Lebensmittelpunkt befindet sich im finnischen Porvoo und in Berlin, wobei er immer wieder gern in seine Heimatstadt nach Mainz(-Gonsenheim) zurückkehrt.
„Was  macht das Lesen mit uns?“, fragte der Leser Moster? Im besten Fall mache es  uns empathisch, „weil es uns mit anderen Lebensarten und Schicksalen vertraut macht. Beim Lesen können sich Welten öffnen, wir können uns von einem Buch ernst genommen fühlen, es kann uns guttun, genauso wie es auch irrsinnige Gefühle auslösen kann.“

Renate Severin.© Foto Diether von Goddenthow
Renate Severin.© Foto Diether von Goddenthow

Die Leiterin der Patientenbücherei, Renate Severin, dankte dem Festredner für seine Worte, und unterstrich noch einmal, dass für das Team der Patientenbücherei der persönliche Kontakt mit den Patienten und Beschäftigten der Universitätsmedizin Mainz mindestens ebenso wichtig sei, wie die Bereitstellung des umfangreichen und attraktiven Medienangebots. „Unser Ziel ist es, Brücken zu bauen und insbesondere den Patienten sowohl Ablenkung vom Klinikalltag als auch Zuwendung im Gespräch zu bieten, um sie in schwierigen Lebenssituationen zu unterstützen“, so Renate Severin. Für ihr humanitäres Engagement der Mitarbeiter habe die rheinland-pfälzische Landesregierung die Patientenbücherei 2016 mit dem Brückenpreis des Landes Rheinland-Pfalz in der Kategorie „Bürgerschaftliches Engagement in Kommunen“ ausgezeichnet. Diese Auszeichnung habe uns in unserer Arbeit sehr beflügelt, erinnert sich die Bücherei-Leiterin.

Einer der typischen Bibliothekswagen, mit denen die ehrenamtlichen Mitarbeiter Patienten in Zimmern auf 40 Stationen der Unimedizin Mainz aufsuchen. © Foto Diether von Goddenthow
Einer der typischen Bibliothekswagen, mit denen die ehrenamtlichen Mitarbeiter Patienten in Zimmern auf 40 Stationen der Unimedizin Mainz aufsuchen. © Foto Diether von Goddenthow

Aktuell sind 27 ausschließlich ehrenamtliche Mitarbeiter für die Patientenbücherei tätig. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Berufen, unter ihnen sind auch Bibliothekarinnen. Das Team arbeitet nach den Richtlinien für Patientenbibliotheken des Deutschen Bibliotheksinstituts und ist jährlich rund 7.000 Stunden im Einsatz.

Die Mitarbeiter der Patientenbücherei freuen sich immer über Menschen, die ehrenamtlich in der Bücherei tätig werden möchten. Ideale Voraussetzungen für die Mitarbeit sind literarische Kenntnisse und Freude am Umgang mit Erwachsenen und Kindern im Krankenhaus. Interessierte können sich unter der Telefonnummer 06131 17 2679 oder per E-Mail an: patientenbuecherei@unimedizin-mainz.de melden.

Weitere Informationen zur Patientenbücherei  unter: www.patientenbuecherei.de

(Pressestelle Unimedizin /Diether von Goddenthow)

„Die hessischen Landwirte und ihre Produkte stehen für einen wichtigen Teil unserer Heimat und brauchen in Zeiten des Wandels unsere volle Unterstützung.“

Landtagspräsidentin Astrid Wallmann (3. v.li.) mit Ministerpräsident Boris Rhein (2.v.li.) mit der Schwälmer Volkstanzgruppe Röllshausen im Hessischen Landtag. Zu Tradition, Heimat und Kultur dieser und weiterer Regionen informier auch das Freilichtmuseum Hessenpark  (Neu-Anspach/Taunus).
Landtagspräsidentin Astrid Wallmann (3. v.li.) mit Ministerpräsident Boris Rhein (2.v.li.) mit der Schwälmer Volkstanzgruppe Röllshausen im Hessischen Landtag. Zu Tradition, Heimat und Kultur dieser und weiterer Regionen informier auch das Freilichtmuseum Hessenpark (Neu-Anspach/Taunus).

Am Mittwoch hat Landtagspräsidentin Astrid Wallmann beim „Abend der Agrarwirtschaft“ des Hessischen Bauernverbandes im Landtag ein Grußwort gesprochen.

Astrid Wallmann sagte: „Die hessische Agrarwirtschaft und ihre Produkte stehen für einen wichtigen Teil unserer Heimat und brauchen in Zeiten des Wandels unsere volle Unterstützung. Trotz des Klimawandels und großer wirtschaftlicher Herausforderungen vieler Betriebe, leisten unsere Landwirtinnen und Landwirte 365 Tage im Jahr einen wichtigen Beitrag zur Versorgung unserer Bevölkerung. Ich danke Ihnen von Herzen für Ihren unermüdlichen Einsatz und wünsche Ihnen reiche Ernten.“

Im Laufe des Abends nahm die Landtagspräsidentin die Erntekrone der Hessischen Landjugend entgegen.

„Das Überreichen der Erntekrone ist mehr als nur eine schöne Tradition – sie symbolisiert Dankbarkeit für die Ernte und erinnert an die Herkunft unserer Nahrungsmittel. Sie übermittelt uns die Botschaft, dass wir Teil eines großen Ökosystems sind, das uns nährt und uns nicht in unbegrenztem Maße zur Verfügung steht. Wir tragen Verantwortung für den Erhalt und den Schutz der Natur, die uns umgibt. Durch einen bewussten und sorgsamen Umgang mit Lebensmitteln können wir alle einen wichtigen Beitrag dazu leisten“, so die Landtagspräsidentin.
Schwälmer Volkstanzgruppe Röllshausen
Hessenpark

KÖNIG LUDWIG I. – SEHNSUCHT PFALZ – Das Historische Museum der Pfalz Speyer zeigt die Lebensleistung des Förderers von Kunst, Kultur und Wirtschaft.

© Historisches Museum der Pfalz Speyer
© Historisches Museum der Pfalz Speyer

Ab dem 17. September 2023 zeigt das Historische Museum der Pfalz eine Ausstellung unter dem Titel „König Ludwig I. – Sehnsucht Pfalz“. Ludwig hinterließ zahlreiche Spuren in den Pfalz : Das „y“ in „Speyer“ und die Villa Ludwigshöhe sind dafür nur zwei Beispiele.

„Die Lebensleistung Ludwigs I. wird bisher stark aus dem Blickwinkel des heutigen Bayern bewertet. Der bayerische König regierte im 19. Jahrhundert aber nicht nur das Land an Main und Donau sondern auch den Rheinkreis, das sogenannte linksrheinische Bayern mit der Hauptstadt Speyer. Ludwig I. selbst sprach mit Blick auf die Rheinpfalz von dem gesegneten Land. Die Villa Ludwigshöhe, der Speyerer Dom, die Stadt Ludwigshafen, die Schreibweise Speyers mit „griechischem Y“, die Namensgebung „Pfalz“ für den vormaligen Rheinkreis oder die Vielzahl der philhellenistischen Bauten: die Hinterlassenschaft Ludwigs I. ist in der Pfalz, ähnlich wie in München und Bayern, mit Hände zu greifen. Kein anderes gekröntes Haupt hat die Identität der Pfalz und der Pfälzer stärker geprägt.“ , erläutert Alexander Schubert Leitender Direktor und Projektleiter.

König Ludwig I. (1786– 1868) ist vor allem als bayerischer Regent in Erinnerung geblieben. Dass er eine tiefe Verbundenheit zur heutigen Pfalz empfand und zahlreiche, bis heute sichtbare Spuren hinterließ, ist weit weniger bekannt. Mit der Ausstellung „König Ludwig I. – Sehnsucht Pfalz“ widmet sich das Historische Museum der Pfalz ab 17. September seinem Leben und Wirken als Förderer von Kunst, Kultur und Wirtschaft. Die Schau setzt die Reihe kulturhistorischer Ausstellungen fort, die die regionale Geschichte der Pfalz in den europäischen Kontext stellt.

Bilck in die Ausstellung. © Historisches Museum der Pfalz Speyer
Bilck in die Ausstellung. © Historisches Museum der Pfalz Speyer

Ludwig Karl August kam am 25. August 1786 in Straßburg zur Welt, das Datum trägt bis heute den Namen „Ludwigstag“. 1868 verstarb er in Nizza. Die Schau begleitet ihn über seine Kindheit, die er in Mannheim und dem nahegelegenem Rohrbach verbrachte über seine Regierungszeit bis zur Abdankung im Schicksalsjahr 1848. Dabei werden auch ganz private Themen wie seine Liebschaft mit der Tänzerin Lola Montez thematisiert.

Bis heute zeugen Kulturdenkmäler wie die klassizistische Villa Ludwigshöhe in Edenkoben von der engen Verbindung, die Ludwig I. zur Pfalz hegte, die seit 1816 zu Bayern gehörte. In Speyer veranlasste der Regent die Ausmalung des Speyerer Doms im Stil der Nazarener. Wenig später beauftragte er die Errichtung des westlichen Querbaus mit den beiden Vordertürmen. Maßgeblich verantwortlich war er darüber hinaus für den Ausbau der Industrie und schuf die erste Ost-West-Verbindung auf Schienen durch die Pfalz. Pioniere wie der Ingenieur Paul Camille Denis arbeiteten für ihn.

Kunstwerke aus dem 18. und 19. Jahrhundert werden in der Ausstellung ergänzt durch Auszüge aus Gedichten, die Ludwig I. schrieb und aus Briefwechseln mit seinen Zeitgenossen.

Multimediale Stationen und Video-Installationen nehmen das Museumspublikum mit auf eine Zeitreise. So treffen die Gäste beispielsweise auf ein überdimensionales, animiertes Buch das in wechselnden Bildern und Texten von den politischen Entwicklungen zu Ludwigs Lebzeiten berichtet. In der „Galerie der Schönheiten“ erfahren die Ausstellungsgäste nicht nur Wissenswertes rund um die beginnende Frauenbewegung, sondern können sich selbst in eines der Gemälde projizieren. Humorvoll und mit einem Augenzwinkern porträtieren Carolin Matzko und der Zeichner Elias Hauck, beide bekannt unter anderem aus der BR-TV-Sendung „Ringlstetter“, in zwei Comic-Videos den Monarchen und seine Geliebte „Lola Montez“. Die Museumsapp bietet zur Ausstellung unter dem Titel „Bayerisches Speyer“ eine Führung auf Ludwigs Spuren rund um den Domplatz. Eine der Stationen zeigt die Bavaria, die sich einst an der Ecke von Domplatz zu Kleiner Pfaffengasse befand.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft Seiner Königlichen Hoheit Herzog Franz von Bayern.  „Es bereitet mir große Freude, dass die Geschichte meiner Familie in diesem Landesteil, dem auch ich mich immer verbunden fühle, so engagiert aufgearbeitet und präsentiert wird. Mein Dank gilt allen, die dazu beigetragen haben, dass die Ausstellung ,,König Ludwig I. – Sehnsucht Pfalz“ in Speyer stattfindet“, freut sich  der Schirmherr Herzog Franz von Bayern.

Großes Begleitprogramm

Alle Detail-Infos zu Besuch, Öffnungszeiten, Tickets und Veranstaltungen über:
Historisches Museum der Pfalz Speyer
Domplatz 4
67346 Speyer
Tel.: 06232 13 25 0
Fax: 06232 13 25 40
E-Mail:info@museum.speyer.de

„HAP Grieshaber FORM | SPRACHE“ – Revolutionär der Holzschnitt-Technik ab 23.09.2023 im Museum Wiesbaden in einer Überblicksschau


Der deutsche Grafiker und Holzschneider HAP Grieshaber  (1909—1981) gilt als „homme engagé“, der die Mittel des traditionellen Holzschnitts als Sprachrohr seiner sozialen wie politischen Ansichten und Forderungen nutzte. In einer Überblicksschau nähert sich das Museum Wiesbaden eben diesem Künstler zwischen Fragestellungen um die Revolution des Holzschnitts in Deutschland und den soziopolitischen Appellen, die HAP Grieshaber damit und darin formulierte

HAP Grieshaber revolutionierte die Technik des Holzschnitts im Deutschland der Nachkriegszeit. Seine großformatigen, abstrakten und zugleich figurativen Arbeiten thematisieren , die bis heute aktuellen Fragen – von Naturschutz bis hin zu sozialer Gerechtigkeit. Mit der Sonderausstellung „HAP Grieshaber — FORM|SPRACHE“ (22 Sep 23 — 21 Jan 24) präsentiert das Museum Wiesbaden mit rund 70 Grafiken Grieshabers umfassendes künstlerisches und ideelles Œuvre.

FORM und SPRACHE definieren das künstlerische Erbe des Holzschneiders HAP Grieshaber (*1909, Rot an der Rot—†1981, Eningen unter Achalm). Mit seinen großformatigen Holzschnitten gelang es dem renommierten Grafiker in der Mitte des 20. Jahrhunderts nicht nur den Holzschnitt ins Großformat zu überführen, auch re-etablierte er die Technik zu den für ihn prägenden Themen und Fragen des Nachkriegsdeutschlands.

HAP Grieshabers Werdegang ist gezeichnet von politischen Umbrüchen und Fragen nach Identität im historischen Kontext von zwei Weltkriegen, der Teilung Deutschlands und einer Sensibilisierung für Missstände auf internationaler Ebene. Die Folgen der Weltwirtschaftskrise führten zum frühzeitigen Ende seines Studiums an der Staatlichen Kunstgewerbeschule in Stuttgart. Unregelmäßige Auftragsarbeiten sicherten dem ausgebildeten Buchdrucker und Schriftsetzer zwischenzeitlich seinen Lebensunterhalt und ermöglichten ihm Reisen nach Ägypten und Griechenland. Nicht von einem Arbeitsverbot belegt, jedoch stark in seiner Tätigkeit eingeschränkt, agierte seine Kunst in Zeiten der nationalsozialistischen Meinungspolitik und Diktatur im Verborgenen – auch während seinem verpflichtenden Dienst als Funker und während der Kriegsgefangenschaft bis 1946. Sich ganz dem Miteinander widmend, sind Grieshabers Aktivitäten nach dem Krieg geprägt von regem Engagement im Deutschen Künstlerbund und neu gegründeten Kunstgruppierungen oder Lehrtätigkeiten an der progressiven Bernsteinschule in Sulz am Neckar sowie an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Es bewegten ihn Fragen nach dem Mehrwert und der Wertschätzung künstlerischer Arbeit – sowohl unter sozialen wie ökologischen Aspekten.

Impression der Überblicksschau: HAP Grieshaber FORM | SPRACHE 22 Sep 23 — 21 Jan 24, Jana Dennhard M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin Museum Wiesbaden, gibt eine Einführung.© Foto Heike von Goddenthow
Impression der Überblicksschau: HAP Grieshaber
FORM | SPRACHE
22 Sep 23 — 21 Jan 24, Jana Dennhard M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin Museum Wiesbaden, gibt eine Einführung.© Foto Heike von Goddenthow

Sensibilisiert für Missstände internationaler Art und humanistische Belange im Spektrum von Fragen nach Identität bis zur Thematisierung von Umwelt- und Artenschutz, bieten seine Werke noch heute Reibungspunkte. Bereits 1972 prangert er beispielsweise im Schriftzug eines Holzschnitts mit „Umweltschutz Sache der Jugend“ die Betrachter an und verweist auf damalige Handlungsmissstände.

„Vor allem Grieshabers Spätwerk ist von den politischen wie sozialen Missständen und Umweltfragen seiner Zeit geprägt“, wie Kuratorin Jana Dennhard betont. „Aktivistische Aktionen der jüngsten Vergangenheit zeigen, dass diese Fragen bis heute nicht an Aktualität eingebüßt haben“.

Die Ausstellung „HAP Grieshaber— FORM|SPRACHE“ (22.09.2023–21.01.2024) widmet sich in drei großen Themenkomplexen dem Œuvre Grieshabers unter Fragestellungen nach soziokulturellen Hintergründen des Künstlers und seines Interessenkosmos‘, dem Holzschnitt als dessen präferierte Technik und Teil seines künstlerischen Selbstverständnisses. Ebenso liegt der Fokus auf den Apellen und Schwerpunkten, mit denen sich der engagierte Künstler Zeit seines Lebens beschäftigte. Die Ausstellung schlägt darin einerseits inhaltliche Brücken zu Kunstschaffenden und Personen der Kunstwelt, die bereits in der ständigen Sammlung des Museums Wiesbaden thematisiert werden. Dazu zählt beispielsweise die Mäzenin und Galeristin Hanna Bekker vom Rath, in deren Galerie HAP Grieshaber mehrfach ausstellte. Andererseits knüpft die Ausstellung an Fragestellungen um das Selbstverständnis künstlerischer Positionen in einem zunehmend globalen soziokulturellen Feld an. Sie lädt die Besucher  ein, vor Ort gemeinsam den Meinungskosmos HAP Grieshabers zu erarbeiten und ihn und sich selbst unter aktuellen Inhalten neu zu befragen.

„Die Ausstellung wurde möglich durch die Generosität eines Sammlers, der uns seine Türen weit und vertrauensvoll öffnete,“ unterstreicht Dr. Andreas Henning, Direktor des Museum Wiesbaden. „Die herausragende Qualität der Werke wie auch die beeindrucke Vollständigkeit dieser Sammlung sind ein großes Glück. Wir sind sehr dankbar, dass wir dieses Glück nun mit der Öffentlichkeit teilen dürfen.“

Die Ausstellung wird umrahmt von einem vielseitigen Veranstaltungs- und Vermittlungsprogramm. Die von Grieshaber meinungsstark aufgegriffenen und verhandelten Themen und deren Aktualität nehmen wir zum Anlass um unsere Besuchenden direkt einzubeziehen. In zwei interaktiven Stationen in der Ausstellung können Besucher auf Entdeckungstour gehen und sich selbst zu den vom Künstler aufgegriffenen Statements und Themenfeldern befragen. Eine kostenfreie Media Tour mit weiteren Informationen zu ausgewählten Objekten begleitet in der MuWi-App die Schau.

Weiterführende Inhalte bietet der gleichnamige Ausstellungskatalog (HG: Jörg Daur und Jana Dennhard für das Museum Wiesbaden, Hirmer Verlag 2023, ISBN 978-3-7774-4216-7, 28,– Euro an der Museumskasse).

Die Ausstellung wird gefördert durch die Freunde des Museums Wiesbaden e.V.
Hr2 ist Kulturpartner der Ausstellung.
https://museum-wiesbaden.de/hap-grieshaber

Begleitprogramm (Auswahl)

Do, 7 Dez 2023, 18:00
Der „politische“ Grieshaber: Aktuell wie eh und je Ein Gespräch mit Wolfgang Glockner (Freundeskreis HAP Grieshaber e. V.)

Weitere Informationen unter www.museum-wiesbaden.de/kalender

Eintritt
Ticketerwerb an der Tageskasse oder Buchung online:
https://tickets.museum-wiesbaden.de/
Sonderausstellung* 12,— Euro (9,— Euro ermäßigt)
* Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen.
Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

And the Story goes on! Mit Geschichten, Debatten, Philosophie, Poesie und Politik feiert die Frankfurter Buchmesse ihr 75 Jahre-Jubiläum

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Die 75. Frankfurter Buchmesse (18.-22. Oktober 2023) bietet in ihrem Jubiläumsjahr ein kulturell wie politisch hochkarätiges Programm – als Forum der Literatur und der gesellschaftlichen Debatten. Eröffnet wird das international größte Zusammentreffen in der Publishing-Branche am Dienstag, den 17. Oktober von Bundeskanzler Olaf Scholz und der slowenischen Staatspräsidentin Nataša Pirc Musar. Eine philosophische und eine literarische Festrede auf der Eröffnungsfeier halten – ausgewählt vom Komitee des Ehrengastlands Slowenien – der Autor und Philosoph Slavoj Žižek sowie die Lyrikerin und Publizistin Miljana Cunta. Weitere Redner*innen sind der Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt, Mike Josef, als Vertreterin des Landes Hessen die Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, und die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs.

Heute fand in der Evangelischen Akademie Frankfurt die Vorschau-Pressekonferenz zur 75. Frankfurter Buchmesse (18.-22.Okt.2023) statt. Unter dem Motto „And the Story goes on“ wird die Frankfurter Buchmesse ihre Tore öffnen und spannende Geschichten und die Autoren und Verlage dahinter feiern. (v.li.:): Simone Bühler, Leiterin Ehrengast-Programm, Ines Bachor, PR Managerin Frankfurter Buchmesse, Torsten Casimier, Sprecher Frankfurter Buchmesse und Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, stellten ihr umfangreiches Programm der Presse vor. © Foto Diether von Goddenthow
Heute fand in der Evangelischen Akademie Frankfurt die Vorschau-Pressekonferenz zur 75. Frankfurter Buchmesse (18.-22.Okt.2023) statt. Unter dem Motto „And the Story goes on“ wird die Frankfurter Buchmesse ihre Tore öffnen und spannende Geschichten und die Autoren und Verlage dahinter feiern. (v.li.:): Simone Bühler, Leiterin Ehrengast-Programm, Ines Bachor, PR Managerin Frankfurter Buchmesse, Torsten Casimier, Sprecher Frankfurter Buchmesse und Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, stellten ihr umfangreiches Programm der Presse vor. © Foto Diether von Goddenthow

Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, betonte auf der heutigen Pressekonferenz „die wachsende Bedeutung intellektueller und künstlerischer Verortung in Zeiten einer Verunsicherung, die in der Wirtschaft, in der Politik, auch in der Kultur überall zu beobachten ist. Für demokratischen Austausch, für Begegnungen in Frieden und Sicherheit steht die Frankfurter Buchmesse seit ihren Anfängen der frühen Nachkriegsjahre bis heute. Wir sind die Demokratiemesse.“

Frankfurt Pavilion

In zahlreichen Veranstaltungen werden während der fünf Messetage die drängendsten Themen aus Politik und Gesellschaft in den Fokus gerückt: Auf der kulturpolitischen Hauptbühne im ikonischen Frankfurt Pavilion diskutieren u.a. der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk und die philippinische Friedensnobelpreisträgerin Maria Ressa über die Lage und die Zukunft der Menschenrechte. Ebenfalls dort gibt die israelische Sängerin Liraz, die auf Farsi singt und mit ihren Liedern zu einer Identifikationsfigur der iranischen Frauenbewegung geworden ist, am Abend des Messedonnerstags ein Konzert.

Zum 70. der Buchmesse wurde erstmals der Frankfurt Pavilion, die kulturpolitische Hauptbühne der Buchmesse, aufgebaut. © Foto Diether von Goddenthow
Zum 70. der Buchmesse wurde erstmals der Frankfurt Pavilion, die kulturpolitische Hauptbühne der Buchmesse, aufgebaut. © Foto Diether von Goddenthow

Auf der International Stage widmen sich Experten der Vereinten Nationen dem Klimawandel und regen unter dem Titel „The era of global boiling – what can we do?“ den Schritt von der Analyse zur Aktion an. Auch die Klima-Aktivistin und Mitgründerin der „Letzten Generation“, Lea Bonasera, ist in Frankfurt zu Gast. Sie ist neben anderen Aktivistinnen Teil des Programms „SHEROES – Streiterinnen für die Zukunft“ auf der Literaturbühne von ARD, ZDF und 3sat. Zu den geladenen Autorinnen gehören in diesem Jahr des weiteren die ehemalige Femen-Aktivistin Zana Ramadani und die KI-Expertin Mina Saidze.

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Fans guter Geschichten und literarischer Live-Begegnungen können sich in diesem Jahr auf eine Menge Highlights freuen. Im Bereich Frankfurt Audio, in dem es ums Hörbuch und um Podcasts geht, sind so bekannte Stimmen zu hören wie die von Rufus Beck (Harry Potter), Marc-Uwe Kling (Känguru-Chroniken) sowie der Moderatorin, Satirikerin und Autorin Sophie Passmann. Zum ersten Mal kommt der reichweitenstarke Politik-Podcast Lage der Nation in den Saal Harmonie des Congress Centers (CMF). Philip Banse und Ulf Buermeyer nehmen dort bei „Lage Live“ vor rund 2.000 Zuschauer eine neue Folge ihres Erfolgsformats auf und kommen mit ihren Hörern ins Gespräch. Ebenfalls im CMF wird es eine von ARD, ZDF und 3sat kuratierte Literaturgala mit Christopher Clark, Lizzie Doron, Cornelia Funke, Amir Gudarzi und Thomas Hettche geben. Auch der diesjährige Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels, Salman Rushdie hat seine Teilnahme an der Literaturgala zugesagt. Täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr werden auf der Literaturbühne von ARD, ZDF und 3sat literarische Neuheiten präsentiert. Bekannte Moderatoren wie Bärbel Schäfer, Denis Scheck, Knut Cordsen, Mona Ameziane, Thea Dorn, Katty Salié, Jo Schück, Vivian Perkovic und Gert Scobel treffen auf illustre Autoren.

Große Namen der Kinder- und Jugendliteratur versammelt das Frankfurt Kids Festival von Freitag bis Sonntag auf verschiedenen Bühnen des Messegeländes. Zu den Stars, die sich angekündigt haben, gehören neben Margit Auer und Cornelia Funke auch Benjamin Lacombe und Ursula Poznanski. Der runde Geburtstag Otfried Preußlers (er wäre am 20. Oktober 2023 100 Jahre alt geworden) wird ebenfalls gebührend gefeiert. Bei so viel literarischer Prominenz darf die Möglichkeit zu Signierstunden nicht fehlen: Das Meet the Author Areal in Halle 4.1 ist eine neue Eventlocation für die Begegnung zwischen Autoren und Fans auf Augenhöhe.

Großes Ehrengast-Kino verspricht das Organisationsteam des slowenischen Buchmesse-Auftritts. Rund 75 Autoren und Kreative aus dem erst seit 32 Jahren eigenständigen Nationalstaat gehören zur Delegation. Dazu kommen mehr als 30 ausstellende Verlage und Institutionen, eine Illustratoren-Ausstellung und ein umfangreiches Programm mit mehr als 70 Veranstaltungen im Ehrengast-Pavillon. Zu den Höhepunkten dort gehört ein Gespräch, das Messedirektor Juergen Boos mit UEFA-Präsident Aleksander Čeferin führen wird. Literarisch steht die Lyrik im Mittelpunkt des slowenischen Auftritts, unter dem Motto „Waben der Worte“.

Einen zweiten Schwerpunkt im Ehrengast-Programm bildet die Philosophie. So werden an der Goethe-Universität Theoretiker der Frankfurter Schule der Kritischen Theorie und der Ljubljana-Schule der Psychoanalyse und Philosophie aufeinandertreffen, um verschiedene Ansätze der Ideologiekritik zu diskutieren. Mit Spannung zu erwarten ist das von dem Buchwissenschaftler Miha Kovač kuratierte Fachprogramm, das sich interdisziplinär mit dem Thema „Higher Level Reading“ befasst. Kultureller Höhepunkt im Ehrengast-Programm wird das Konzert von Sloweniens berühmtester Band Laibach, die gemeinsam mit iranischen Interpretinnen und dem RTV Slovenia Symphony Orchestra „Alamut – Historische Sinfonie” in der Jahrhunderthalle aufführt. Das interkulturelle Werk basiert auf einem 1938 erschienenen Roman Vladimir Bartols.

plakat-75-jahre-frankfurter-buchmesseAus Anlass ihres Jubiläums wird die 75. Frankfurter Buchmesse mit besonderen Aktionen auf sich aufmerksam machen und die Bürger der Stadt Frankfurt in die Feier „ihrer“ Buchmesse einbeziehen. Unter dem Claim „And the story goes on“ verbindet die Kampagne Erinnerungen an historische Meilensteine mit dem Ausblick auf die nächsten Kapitel. Im öffentlichen Raum werden verschiedene Motive bereits vor der Messe in vielfältigen Werbeformaten ausgespielt. Werbeflächen an Bussen und Bahnhöfen sprechen potenzielle Besucher und Passanten im gesamten Stadtgebiet an, während die Positionierung am Flughafen und Hauptbahnhof ankommende Passagiere und Fahrgäste willkommen heißt. Ganz Frankfurt wird bereits ab Ende September zur Literaturstadt, wenn alle öffentlichen Bücherschränke der Stadt das diesjährige FBM-Branding tragen. Vorbeischauen lohnt sich: Im Inneren der Bücherschränke sind gelbe Umschläge versteckt, in denen sich Tickets für den Eintritt aufs Messegelände und weitere Gewinne befinden.

Am Montag, den 16. Oktober, verwandelt sich der geschichtsträchtige Paulsplatz in einen Ort der Geschichten: 75 Stühle werden auf dem Platz verteilt, an jedem Stuhl ist ein QR-Code angebracht, der zu einer persönlichen Geschichte über die Frankfurter Buchmesse führt. Unter den Erzähler*innen befinden sich bekannte Namen ebenso wie Besucher*innen und Menschen hinter den Kulissen.

Frankfurter Buchmesse 2023

MARUŠA SAGADIN LUV BIRDS IN TOTEN WINKELN – Rotundenausstellung in der Schirn des Ehrengastlandes Slowenien zur 75. Frankfurter Buchmesse

DSCF9706-marusa-sagin-rotunde-schirnAnlässlich des Ehrengastauftritts Sloweniens auf der Frankfurter Buchmesse 2023 präsentiert die Schirn Kunsthalle Frankfurt vom 21. September 2023 bis zum 14. Januar 2024 eine ortspezifische Installation der Künstlerin Maruša Sagadins (*1978) in ihrer Rotunde. Beeinflusst durch die Architekturgeschichte kreist ihre künstlerische Auseinandersetzung um die mit einem Gebäude oder Ort verbundenen sozialen Aspekte. So steht am Anfang ihrer Installationen oft die zentrale Frage des sozialurbanen Framings: „Wer baut was, für wen und wo?“
Wie in der Rotunde der Schirn präsentiert, interagiert die Künstlerin mit „Luv Birds in toten Winkeln“ mit den Bedingungen des halböffentlichen Raums und versammelt monumentale Skulpturen aus drei zentralen Werkgruppen, die an Durchgänge, Säulen und Bänke erinnern und von den Besuchern durchquert und zum Verweilen genutzt werden können. Sagadins Augenmerk liegt dabei auf wenig beachteten architektonischen Strukturen, die sie mit neuen Bedeutungen, Funktionen und physischen Assoziationen belegt. Mittels Humor und Übertreibung in ihrer Formensprache und in der Verwendung von Farben deckt sie gesellschaftliche Ein- und Ausschlussmechanismen im gebauten Stadtraum auf und bricht mit etablierten Codes der Kunstbetrachtung. Spielerisch-subversiv verweisen ihre Arbeiten auf Elemente der Pop- und Subkultur und der angewandten Kunst. Im Zusammenspiel von Gender, Sprache und Skulptur unterwandern sie bestehende Normen und thematisieren Bildhauerei als eine Form des Sichtbarmachens von Ungleichheiten.

Wer baut, was, für wen und wo? Beein­flusst durch die Archi­tek­tur­ge­schichte erkun­det Maruša Saga­din (*1978) die einem Gebäude oder Ort zugrunde liegen­den sozia­len Aspekte. Ihre künst­le­ri­sche Arbeit bewegt sich an der Schnitt­stelle von priva­tem und öffent­li­chem Raum und vereint Elemente aus Archi­tek­tur, Skulp­tur und Male­rei. Saga­din nutzt Humor und Über­trei­bung in ihrer Formen­spra­che und in der Verwen­dung von Farben, um Ein- und Ausschluss­me­cha­nis­men aufzu­de­cken und mit etablier­ten Codes der Kunst­be­trach­tung zu brechen. © Foto Diether von Goddenthow
Wer baut, was, für wen und wo? Beein­flusst durch die Archi­tek­tur­ge­schichte erkun­det Maruša Saga­din (*1978) die einem Gebäude oder Ort zugrunde liegen­den sozia­len Aspekte. Ihre künst­le­ri­sche Arbeit bewegt sich an der Schnitt­stelle von priva­tem und öffent­li­chem Raum und vereint Elemente aus Archi­tek­tur, Skulp­tur und Male­rei. Saga­din nutzt Humor und Über­trei­bung in ihrer Formen­spra­che und in der Verwen­dung von Farben, um Ein- und Ausschluss­me­cha­nis­men aufzu­de­cken und mit etablier­ten Codes der Kunst­be­trach­tung zu brechen. © Foto Diether von Goddenthow

Mit dem toten Winkel als gedanklichem Ausgangspunkt ihrer Installation in der Rotunde der Schirn nimmt Sagadin Widersprüchlichkeiten in den Blick, die im Stadtraum sekundären Architekturen wie Treppen, Gehsteigkanten oder Häuserfluchten innewohnen. So können tote Winkel per Definition schwer einsehbar, gefährlich oder hinderlich sein, gleichzeitig aber auch als Orte des Rückzugs, Ausruhens oder Versteckens genutzt werden. Mit „Luv Birds in toten Winkeln“ verweist die Künstlerin auf Orte in der Peripherie unseres Blicks und die Möglichkeit, ihnen neue Bedeutungen zuzuschreiben. Ihre Skulpturen aus Holz, Beton und Karton vermitteln durch ihre kulissenhafte Anmutung, bunte Farben, cartooneske Elemente und ausufernde Formen eine Zugänglichkeit, die zu einer unmittelbaren Interaktion einlädt. Die humorvollen Titel der Arbeiten wirken dabei oft wie parodierte Sprichwörter, die spielerisch den Bruch zwischen Sprache und Zuordnung aufzeigen. Wiederkehrende Elemente in Sagadins Werken sind stilisierte Körperformen, die Intimität erzeugen: So treten etwa die vier eigens für die Ausstellung entstandenen Arbeiten Luv Bird (Noses), Luv Birds (Tongues), Luv Bird (Belly) und Schlechter Witz (alle 2023) durch überproportionierte Körperteile in direkte Beziehung mit den Betrachter*innen. Riesige Nasen, leckende Zungen oder ein rundlicher Bauch widersetzen sich zudem konventionellen Zuschreibungen und fragen danach, wann Körper(teile) aus der sie umgebenden Norm fallen. Andere Arbeiten wie Paravent (2022) oder Nasse Füsse (2022) unterbrechen die gewohnten Durchgänge durch die Rotunde, sie schaffen Zwischenräume für alternative Perspektiven und eröffnen neue Wege durch den Raum. Daneben bieten die skulpturalen Bänke Selbe Schuhe, andere Wohnung (Luisa), Schlechte Laune ohne Kiosk und Küche (Juliana) oder Summer (alle 2020) an, auf ihnen zu verweilen und wie auf gemütlicheren Gehsteigkanten zu sitzen. Damit rebellieren sie gegen die traditionelle Vorstellung einer aktiv-rationalen Kunstrezeption, die aufrechten Körpern vorbehalten ist. Gleichzeitig fordern sie zu einer kritischen Auseinandersetzung mit etablierten Formen der Kunstbetrachtung auf, indem sie zur ästhetischen Betrachtung im Ruhen anleiten.

Spie­le­risch-subver­siv verwei­sen ihre Arbei­ten auf Elemente der Pop- und Subkul­tur und der ange­wand­ten Kunst. Im Zusam­men­spiel von Gender, Spra­che und Skulp­tur unter­wan­dern sie beste­hende Normen und thema­ti­sie­ren Bild­haue­rei als eine Form des Sicht­bar­ma­chens. Anläss­lich des Ehren­gast­auf­tritts Slowe­ni­ens auf der Frank­fur­ter Buch­messe 2023 reali­siert die in der Rotunde der Schirn Kunst­halle Frank­furt neue Arbei­ten, die auf die spezi­fi­sche Beschaf­fen­heit des halb­öf­fent­li­chen Raumes einge­hen. © Foto Diether von Goddenthow
Spie­le­risch-subver­siv verwei­sen ihre Arbei­ten auf Elemente der Pop- und Subkul­tur und der ange­wand­ten Kunst. Im Zusam­men­spiel von Gender, Spra­che und Skulp­tur unter­wan­dern sie beste­hende Normen und thema­ti­sie­ren Bild­haue­rei als eine Form des Sicht­bar­ma­chens. Anläss­lich des Ehren­gast­auf­tritts Slowe­ni­ens auf der Frank­fur­ter Buch­messe 2023 reali­siert die in der Rotunde der Schirn Kunst­halle Frank­furt neue Arbei­ten, die auf die spezi­fi­sche Beschaf­fen­heit des halb­öf­fent­li­chen Raumes einge­hen. © Foto Diether von Goddenthow

Marie Oucherif, Kuratorin der Ausstellung, betont: „In ihren Arbeiten beschäftigt sich Maruša Sagadin mit Fragen zu Raumentwürfen, Bildhauerei und Feminismus. Diese drei Elemente vereint die Installation in der Rotunde der Schirn und regt damit zum Nachdenken über soziale und geschlechtliche Ungleichheiten an, die in den öffentlichen Stadtraum eingeschrieben sind. Nichtsdestotrotz geschieht dies immer mit einem Augenzwingern – Sagadins Werke verbinden Leichtigkeit und Freude mit tiefgründiger Reflexion.“

Dr. Sebastian Baden, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, erläutert: „Mit ihrer eigens für die Schirn-Rotunde geschaffenen Installation lädt Maruša Sagadin dazu ein, den öffentlichen Raum neu zu betrachten und zu besetzen. Der Künstlerin ist es ein Anliegen, mit ihren Skulpturen Infrastrukturen zu schaffen, die ohne Bedingungen funktionieren und somit neue Formen der Zugänglichkeit und Interaktion ermöglichen. Damit setzt Sagadin wichtige Impulse, um diskursive Festschreibungen zu hinterfragen. Ihre Kunst eröffnet neue Perspektiven auf unser Stadtbild wie auch auf Körperlichkeit, Kommunikation und Teilhabe in der Gesellschaft.“

Maruša Sagadin (*1978, Ljubljana) lebt und arbeitet in Wien. Sie studierte Architektur an der Technischen Universität Graz sowie Performative Kunst und Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien. Sie wurde in internationalen Institutionen in bedeutenden Gruppen- und Einzelausstellungen präsentiert, darunter das MAK Center for Art and Architecture, Mackey Apartments Garage Top, Los Angeles (2022); die Cukrarna Gallery, Ljubljana (2022); die Hobusepea Gallery, Tallin (2021); das Belvedere 21, Wien (2021); das Künstlerhaus, Halle für Kunst und Medien, Graz (2018); die Secession, Wien (2018) und der SPACE, London (2016).

Förderung: Die Ausstellung „Maruša Sagadin. Luv Birds in toten Winkeln“ wird gefördert durch das Slowenische Kulturministerium und SKICA Berlin – Slowenisches Kulturzentrum Berlin im Rahmen von Sloweniens Ehrengastauftritt auf der Frankfurter Buchmesse 2023 sowie von den SCHIRN ZEITGENOSSEN, einem Kreis privater Förderer junger Kunst an der Schirn Kunsthalle Frankfurt.

ORT :SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT, Römerberg, 60311 Frankfurt am Main
DAUER: 21. September 2023 – 14. Januar 2024.

EINTRITT frei
INFORMATION www.schirn.de E-MAIL welcome@schirn.de TELEFON +49.69.29 98 82-0

HASHTAG #MARUSASAGADIN #SCHIRN FACEBOOK, TWITTER, YOUTUBE, INSTAGRAM, PINTEREST, TIKTOK, SCHIRN MAGAZIN www.schirn.de/magazin

Sonderausstellung „Phönix“ zum Thema Neubeginn im MVB-Forum Mainz am 19.09.2023 eröffnet

Gestern Abend, am 19.09.2023,  wurde der mit 10.000 € dotierte Kunstpreis Eisenturm (Hans Jürgen Imiela Gedächtnispreis) vergeben. Den 1. Preis holte Sybille Möndel mit einem Krähenmotiv (Bild o.Titel), den 2. Platz sicherte sich Manfred Glöckler mit „Phönix“, einer Druckkollage. Der 3. Preis ging an Kamen Kissimov und sein großformatiges Gemälde „Cycle“. (v.li.) Uwe Abel, Vorstandsvorsitzender der Mainzer Volksbank (MVB), Preisträger des Eisenturmpreises: Kamen Kissimov, 3. Platz, Manfred Glöckler 2. Platz und Sibylle Möndel 1. Platz, hier vertreten durch den Aktionskünstler und „Brandstifter“ Stefan Brand, Vorsitzender des Mainzer Kunstvereins Walpodenstr. 21 e. V., Kulturdezernentin Marianne Grosse und Petra Schippers, neue Vorsitzende des Kunstverein Eisenturm Mainz e.V.  © Foto Diether von Goddenthow
Gestern Abend, am 19.09.2023, wurde der mit 10.000 € dotierte Kunstpreis Eisenturm (Hans Jürgen Imiela Gedächtnispreis) vergeben. Den 1. Preis holte Sybille Möndel mit einem Krähenmotiv (Bild o.Titel), den 2. Platz sicherte sich Manfred Glöckler mit „Phönix“, einer Druckkollage. Der 3. Preis ging an Kamen Kissimov und sein großformatiges Gemälde „Cycle“. (v.li.) Uwe Abel, Vorstandsvorsitzender der Mainzer Volksbank (MVB), Preisträger des Eisenturmpreises: Kamen Kissimov, 3. Platz, Manfred Glöckler 2. Platz und Sibylle Möndel 1. Platz, hier vertreten durch den Aktionskünstler und „Brandstifter“ Stefan Brand, Vorsitzender des Mainzer Kunstvereins Walpodenstr. 21 e. V., Kulturdezernentin Marianne Grosse und Petra Schippers, neue Vorsitzende des Kunstverein Eisenturm Mainz e.V. © Foto Diether von Goddenthow

Am 19.09.2023 fand im MVB-Forum der Mainzer Volksbank die Eröffnung der Ausstellung des 29. Mainzer Kunstpreises Eisenturm, dem Hans Jürgen Imiela Gedächtnispreis, unter Teilnahme der Kulturdezernentin Marianne Grosse statt. Bereits seit 1990 stiftet die Mainzer Volksbank die Preisgelder für den mit 10.000 € dotierten Kunstpreis. Glücklich über diese Unterstützung, konnte der Kunstverein auch dieses Jahr eine Ausschreibung mit dem Thema „Phönix“ veröffentlichen.

In seinen Begrüßungsworten hob der Vorstandsvorsitzende der Mainzer Volksbank, Uwe Abel, die Bedeutung der Kunst als gesellschaftliches Gut hervor und betonte: „Nach vielen Jahren pandemiebedingter Abstinenz wird diese Ausstellung in unseren Räumlichkeiten als sprichwörtlicher ‚Phönix aus der Asche‘ mit einem besonderen Maß an Begeisterung und Freude begleitet.“ Im übernächsten Jahr werde der alle zwei Jahre vergebende Preis nicht mehr von der MVB, sondern von der dann mit der Darmstädter Volksbank fusionierten MVB vergeben werden, so Abel.

Petra Schippers, neue Vorsitzende des Kunstverein Eisenturm Mainz, erläuterte die Vorgehensweise: „Bundesweit ausgeschrieben erreichten uns 150 Bewerbungen Kunstschaffender aus ganz Deutschland, zugelassene Techniken waren Druckgrafik und Malerei. Die Juryarbeit beinhaltet die Auswahl von 27 Kunstwerken, anonymisiert nach fotografischen Bildvorlagen, im Hinblick auf Erfassung des Themas, künstlerischer und technischer Umsetzung.“

Impression der Vernissage und Preisverleihung des Eisentumpreises im MVB-Forum. © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Vernissage und Preisverleihung des Eisentumpreises im MVB-Forum. © Foto Diether von Goddenthow

Der „Phönix“, Wundervogel mit antiken Wurzeln, ist das Thema des 29. Mainzer Kunstpreises, des Hans-Jürgen Imiela Gedächtnispreises. Tod und Wiedergeburt sind die Attribute des Vogels, der sich selbst verbrennt und die Gabe hat, aus der eigenen Asche wiederaufzuerstehen. Er ist ein Sinnbild des Neuanfangs und ein Motiv, das die Kunst seit Jahrtausenden beschäftigt. Dabei ist seine Darstellung immer auch ein Spiegel der historischen, gesellschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen.

Die Künstler haben sich ganz individuell mit dem Thema auseinandergesetzt. Das Resultat sind Arbeiten, in welchen die Figur des Phönix mit zeitgenössischen Themen wie Krieg, Umweltzerstörung, Technisierung, aber eben auch Wiederaufbau, Hoffnung und Lebensfreude in Verbindung gebracht wird.

Die Kunsthistorikerin Miriam Maslowski führte in die Ausstellung ein und stellte anschließend die preisgekrönten Bilder vor.

Der dritte Preis ging an Kamen Kissimov und sein großformatiges Gemälde „Cycle“. Im Mittelpunkt stehen die Lebensalter des Menschen und der Weltgeschichte als Symbol für Unschuld, Höhepunkt und Niedergang.
Der zweite Preis, „Phönix“ von Manfred Glöckler thematisiert in einer Siebdruck-Collage aus Raubvogelköpfen und Anleitungen für mechanische Anleitungen eines Kurbeltriebs das Spannungsfeld von Natur und Technik.
Den ersten Preis erhielt Sibylle Möndel für ihre Arbeit „o.T.“. Ihre Druckgrafik zeigt einen sterbenden Vogel auf Asphalt. Aus seiner Körpermitte erhebt sich kraftvoll ein Flügel, während aus seiner Asche ein ganzer Vogelschwarm entsteht. Sybille Möndel verknüpft kunstvoll das Vogelmotiv mit dem des Untergangs und der Wiederbelebung und setzt es in den zeitgenössischen Zusammenhang des Artensterbens.

Die Ausstellung ist bis zum 17.November 2023 im MVB-Forum, Neubrunnenstraße 2, Mainz zu sehen an folgenden Terminen:

Mi. 20.09.2023 von 09:00 Uhr – 13:00 Uhr
Fr. 22.09.2023 von 09:00 Uhr – 13:00 Uhr
Do. 28.09.2023 von 09:00 Uhr – 17:00 Uhr
Fr. 13.10.2023 von 09:00 Uhr – 13:00 Uhr
Mo. 16.10.2023 von 09:00 Uhr – 17:00 Uhr
Di. 17.10.2023 von 09:00 Uhr – 17:00 Uhr
Fr. 20.10.2023 von 09:00 Uhr – 13:00 Uhr
Mo. 23.10.2023 von 09:00 Uhr – 17:00 Uhr
Di. 24.10.2023 von 09:00 Uhr – 16:00 Uhr
Mi. 25.10.2023 von 09:00 Uhr – 13:00 Uhr
Fr. 27.10.2023 von 09:00 Uhr – 13:00 Uhr
Mo. 30.10.2023 von 09:00 Uhr – 17:00 Uhr
Di. 07.11.2023 von 09:00 Uhr – 17:00 Uhr
Mo. 13.11.2023 von 09:00 Uhr – 17:00 Uhr
Di. 14.11.2023 von 09:00 Uhr – 17:00 Uhr
Mi. 15.11.2023 von 09:00 Uhr – 13:00 Uhr

Mainzer Volksbank (MVB)
Kunstverein Eisenturm

Deutscher Buchpreis 2023: Sechs Romane im Finale

© Foto Christof Jakob
© Foto Christof Jakob

Die Jury hat diese sechs Romane für die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2023 ausgewählt:

  • Terézia Mora: Muna oder Die Hälfte des Lebens (Luchterhand Literaturverlag, August 2023)
  • Necati Öziri: Vatermal (claassen, Juli 2023)
  • Anne Rabe: Die Möglichkeit von Glück (Klett-Cotta, März 2023)
  • Tonio Schachinger: Echtzeitalter (Rowohlt Verlag, März 2023)
  • Sylvie Schenk: Maman (Carl Hanser Verlag, Februar 2023)
  • Ulrike Sterblich: Drifter (Rowohlt Hundert Augen, Juli 2023)

Jurysprecherin Katharina Teutsch, Freie Kritikerin: „Sechs Romane, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Sie spielen zu unterschiedlichen Zeiten, beschreiben unterschiedliche Milieus in unterschiedlichen Ländern und finden dafür die je überzeugendsten Ausdrucksmittel. Legt man diese Sechs aber nebeneinander, kommen sie unweigerlich miteinander ins Gespräch. Dieses Gespräch handelt von unseren Prägungen: von Erziehung und sozialer Herkunft, von politischen Ideologien, von dramatischen Systemwechseln und den Härten der Migration – von all dem also, was unsere Gegenwart ausmacht und herausfordert. Darüber wird mit so viel Scharfsinn, aber auch Witz und Wärme geschrieben, dass wir uns nach der Lektüre dieser Shortlist nicht nur die Frage stellen, wo wir herkommen, sondern auch wo wir hinwollen.“

Die sieben Jurymitglieder haben seit Ausschreibungsbeginn 196 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2022 und dem 19. September 2023 erschienen sind. Der Jury gehören neben Katharina Teutsch an: Shila Behjat (Journalistin und Publizistin), Heinz Drügh (Goethe-Universität Frankfurt am Main), Melanie Mühl (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Lisa Schumacher (Steinmetz’sche Buchhandlung, Offenbach), Florian Valerius (Gegenlicht Buchhandlung, Trier), Matthias Weichelt (Zeitschrift Sinn und Form).

Mit dem Deutschen Buchpreis 2023 zeichnet die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels den deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Der oder die Preisträger*in erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalist*innen erhalten jeweils 2.500 Euro. Die Preisverleihung findet am 16. Oktober 2023 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt und wird live übertragen. Interessierte können die Preisverleihung unter www.deutscher-buchpreis.de verfolgen.

Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur übertragen die Veranstaltung live über den Sonderkanal „Dokumente und Debatten“ im Digitalradio und als Livestream auf Dokumente und Debatten | deutschlandradio.de.

Hauptförderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland.

Ab 4. Oktober 2023 werden Auszüge aus den Shortlist-Titeln in englischer Übersetzung und ein englischsprachiges Dossier zur Shortlist auf dem Internetportal www.new-books-in-german.com präsentiert.

Der Hashtag zum Deutschen Buchpreis lautet: #dbp23

Robert Gernhardt-Preis an Ulrike Almut Sandig u. Leona Stahlmann in der Naxos-Halle Frankfurt verliehen

Leona Stahlmann (Erzählung „Siebeninselsommer“) und  Ulrike Almut Sandig (Romanprojekt „Die Düne“) freuen sich über den 15. Robert Gernhardt-Preis und das von der WiBank gestiftete Preisgeld in Höhe von jeweils 12.000 Euro. Die Verleihung fand im Willy Praml Theater in der Naxos Halle Frankfurt statt. © Foto Diether von Goddenthow
Leona Stahlmann (Erzählung „Siebeninselsommer“) und Ulrike Almut Sandig (Romanprojekt „Die Düne“) freuen sich über den 15. Robert Gernhardt-Preis und das von der WiBank gestiftete Preisgeld in Höhe von jeweils 12.000 Euro. Die Verleihung fand im Willy Praml Theater in der Naxos Halle Frankfurt statt. © Foto Diether von Goddenthow

Während einer Feierstunde im Willy Praml Theater der Frankfurter Naxos-Halle überreichten am 14. September 2023 Staatssekretärin Ayse Asar vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und Dr. Michael Reckhard, Mitglied der Geschäftsleitung der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank) den mit jeweils 12 000 Euro dotierten 15. Robert Gernhardt-Preis an Ulrike Almut Sandig (Romanprojekt „Die Düne“) und Leona Stahlmann (Erzählung „Siebeninselsommer“). Den Preis loben das Land Hessen und die Wirtschafts- und InfrastrukturbankHessen (WIBank) gemeinsam aus. Die WIBank stiftet das Preisgeld.

„Der Robert Gernhardt Preis wird 2023 zum 15. Mal verliehen. Mich erfüllt die Auszeichnung jedes Jahr aufs Neue mit Dankbarkeit und Vorfreude. Dankbar bin ich dafür, dass die WIBank mit ihrem Preisgeld einen Beitrag zu kreativen Schaffensprozessen und kultureller Vielfaltleisten kann. Mit dem Literaturpreis zu Ehren Robert Gernhardts verleihen wir auch unserer Überzeugung Ausdruck, dass Literatur im aktuellen diskursiven Prozess eine wichtige Rolle spielt. Sie ist eine kraftvolle Stimme in unserer Gesellschaft und ein mächtiges Werkzeug, das dazu beiträgt, unser Wissen zu erweitern, Ideen und Informationen zu vermitteln und unsere Identität zu formen. Gleichzeitig fördert Literatur Empathie und Mitgefühl und ermutigt zur kritischen Reflexion. Und am Ende steht die Hoffnung, die Literatur möge dabei helfen, uns einander näher zu bringen und Gräben zu schließen“, sagte Dr. Michael Reckhard.

Staatssekretärin Ayse Asar, vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und Dr. Michael Reckhard, Mitglied der Geschäftsleitung der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank), verleihen den 15. Robert Gernhardt-Preis an Leona Stahlmann (Erzählung „Siebeninselsommer“) und  Ulrike Almut Sandig (Romanprojekt „Die Düne“) © Foto Diether von Goddenthow
Staatssekretärin Ayse Asar, vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und Dr. Michael Reckhard, Mitglied der Geschäftsleitung der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank), verleihen den 15. Robert Gernhardt-Preis an Leona Stahlmann (Erzählung „Siebeninselsommer“) und Ulrike Almut Sandig (Romanprojekt „Die Düne“) © Foto Diether von Goddenthow

Staatssekretärin Ayse Asar gratulierte in Vertretung von Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn den beiden Preisträgerinnen und „ich wünsche Ihnen, dass die Auszeichnung ihnen dabei hilft, die im Entstehen begriffenen Texte zu vollenden“. Beide Frauen präsentierten „den weiblichen Blick auf die Herausforderungen unserer Zeit, von der Klimakrise bis zur gesellschaftlichen Spaltung– unglaublich facettenreich, experimentell und überraschend“.

Willy Praml, Gründer und Leiter des „Theater Willy Praml“ hatte die Gäste begrüßt und den Preisträgerinnen gratuliert.

Die Laudatio hielt der ehemalige Robert Gernhardt-Preisträger Dr. Andreas Maier. Musikalisch umrahmt und bereichert wurde das Programm vom Duo Claste (Stefanie Hazenbiller und Clara Holzapfel) mit einer einfühlsamen musikalischen Darbietung von Tschaikowsky bis Madonna, die das Publikum begeisterte.

Impression der Verleihung des 15. Robert Gernhardt Preises im Willy Praml Theater, Naxos Halle Frankfurt. Im Vordergrund das Duo Claste  mit Stefanie Hazenbiller und Clara Holzapfel, die den Abend musikalisch umrahmten. © Foto Diether von Goddenthow
Impression der Verleihung des 15. Robert Gernhardt Preises im Willy Praml Theater, Naxos Halle Frankfurt. Im Vordergrund das Duo Claste mit Stefanie Hazenbiller und Clara Holzapfel, die den Abend musikalisch umrahmten. © Foto Diether von Goddenthow

Auch in diesem Jahr wurden im Rahmen der Preisverleihung Spenden für ein gemeinnütziges Projekt gesammelt. Am Büchertisch präsentierte sich die Bücherei Kirchditmold e.V. Der Verein hat die städtische Bücherei in Kirchditmold – einem Stadtteil von Kassel – vor der Schließung bewahrt und sieht sich mit mehr als 600 Mitgliedern und 30 aktiven Ehrenamtlichen auch als Stadtteil- und Kulturzentrum.

Hintergrund:
Robert Gernhardt zu Ehren, der viele Jahre in Frankfurt am Main zu Hause war, wird der von der WIBank gestiftete und zusammen mit dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst ausgeschriebene Literaturpreis jährlich an zwei Autorinnen und/oder Autoren vergeben. Er soll sie mit einem Preisgeld von jeweils 12.000 Euro bei der Realisierung eines größeren literarischen Vorhabens unterstützen. Seit 2009 ist der Preis bereits an 31 Autorinnen und Autoren vergeben worden; 20 Bücher wurden davon bisher veröffentlicht.