MARUŠA SAGADIN LUV BIRDS IN TOTEN WINKELN – Rotundenausstellung in der Schirn des Ehrengastlandes Slowenien zur 75. Frankfurter Buchmesse

DSCF9706-marusa-sagin-rotunde-schirnAnlässlich des Ehrengastauftritts Sloweniens auf der Frankfurter Buchmesse 2023 präsentiert die Schirn Kunsthalle Frankfurt vom 21. September 2023 bis zum 14. Januar 2024 eine ortspezifische Installation der Künstlerin Maruša Sagadins (*1978) in ihrer Rotunde. Beeinflusst durch die Architekturgeschichte kreist ihre künstlerische Auseinandersetzung um die mit einem Gebäude oder Ort verbundenen sozialen Aspekte. So steht am Anfang ihrer Installationen oft die zentrale Frage des sozialurbanen Framings: „Wer baut was, für wen und wo?“
Wie in der Rotunde der Schirn präsentiert, interagiert die Künstlerin mit „Luv Birds in toten Winkeln“ mit den Bedingungen des halböffentlichen Raums und versammelt monumentale Skulpturen aus drei zentralen Werkgruppen, die an Durchgänge, Säulen und Bänke erinnern und von den Besuchern durchquert und zum Verweilen genutzt werden können. Sagadins Augenmerk liegt dabei auf wenig beachteten architektonischen Strukturen, die sie mit neuen Bedeutungen, Funktionen und physischen Assoziationen belegt. Mittels Humor und Übertreibung in ihrer Formensprache und in der Verwendung von Farben deckt sie gesellschaftliche Ein- und Ausschlussmechanismen im gebauten Stadtraum auf und bricht mit etablierten Codes der Kunstbetrachtung. Spielerisch-subversiv verweisen ihre Arbeiten auf Elemente der Pop- und Subkultur und der angewandten Kunst. Im Zusammenspiel von Gender, Sprache und Skulptur unterwandern sie bestehende Normen und thematisieren Bildhauerei als eine Form des Sichtbarmachens von Ungleichheiten.

Wer baut, was, für wen und wo? Beein­flusst durch die Archi­tek­tur­ge­schichte erkun­det Maruša Saga­din (*1978) die einem Gebäude oder Ort zugrunde liegen­den sozia­len Aspekte. Ihre künst­le­ri­sche Arbeit bewegt sich an der Schnitt­stelle von priva­tem und öffent­li­chem Raum und vereint Elemente aus Archi­tek­tur, Skulp­tur und Male­rei. Saga­din nutzt Humor und Über­trei­bung in ihrer Formen­spra­che und in der Verwen­dung von Farben, um Ein- und Ausschluss­me­cha­nis­men aufzu­de­cken und mit etablier­ten Codes der Kunst­be­trach­tung zu brechen. © Foto Diether von Goddenthow
Wer baut, was, für wen und wo? Beein­flusst durch die Archi­tek­tur­ge­schichte erkun­det Maruša Saga­din (*1978) die einem Gebäude oder Ort zugrunde liegen­den sozia­len Aspekte. Ihre künst­le­ri­sche Arbeit bewegt sich an der Schnitt­stelle von priva­tem und öffent­li­chem Raum und vereint Elemente aus Archi­tek­tur, Skulp­tur und Male­rei. Saga­din nutzt Humor und Über­trei­bung in ihrer Formen­spra­che und in der Verwen­dung von Farben, um Ein- und Ausschluss­me­cha­nis­men aufzu­de­cken und mit etablier­ten Codes der Kunst­be­trach­tung zu brechen. © Foto Diether von Goddenthow

Mit dem toten Winkel als gedanklichem Ausgangspunkt ihrer Installation in der Rotunde der Schirn nimmt Sagadin Widersprüchlichkeiten in den Blick, die im Stadtraum sekundären Architekturen wie Treppen, Gehsteigkanten oder Häuserfluchten innewohnen. So können tote Winkel per Definition schwer einsehbar, gefährlich oder hinderlich sein, gleichzeitig aber auch als Orte des Rückzugs, Ausruhens oder Versteckens genutzt werden. Mit „Luv Birds in toten Winkeln“ verweist die Künstlerin auf Orte in der Peripherie unseres Blicks und die Möglichkeit, ihnen neue Bedeutungen zuzuschreiben. Ihre Skulpturen aus Holz, Beton und Karton vermitteln durch ihre kulissenhafte Anmutung, bunte Farben, cartooneske Elemente und ausufernde Formen eine Zugänglichkeit, die zu einer unmittelbaren Interaktion einlädt. Die humorvollen Titel der Arbeiten wirken dabei oft wie parodierte Sprichwörter, die spielerisch den Bruch zwischen Sprache und Zuordnung aufzeigen. Wiederkehrende Elemente in Sagadins Werken sind stilisierte Körperformen, die Intimität erzeugen: So treten etwa die vier eigens für die Ausstellung entstandenen Arbeiten Luv Bird (Noses), Luv Birds (Tongues), Luv Bird (Belly) und Schlechter Witz (alle 2023) durch überproportionierte Körperteile in direkte Beziehung mit den Betrachter*innen. Riesige Nasen, leckende Zungen oder ein rundlicher Bauch widersetzen sich zudem konventionellen Zuschreibungen und fragen danach, wann Körper(teile) aus der sie umgebenden Norm fallen. Andere Arbeiten wie Paravent (2022) oder Nasse Füsse (2022) unterbrechen die gewohnten Durchgänge durch die Rotunde, sie schaffen Zwischenräume für alternative Perspektiven und eröffnen neue Wege durch den Raum. Daneben bieten die skulpturalen Bänke Selbe Schuhe, andere Wohnung (Luisa), Schlechte Laune ohne Kiosk und Küche (Juliana) oder Summer (alle 2020) an, auf ihnen zu verweilen und wie auf gemütlicheren Gehsteigkanten zu sitzen. Damit rebellieren sie gegen die traditionelle Vorstellung einer aktiv-rationalen Kunstrezeption, die aufrechten Körpern vorbehalten ist. Gleichzeitig fordern sie zu einer kritischen Auseinandersetzung mit etablierten Formen der Kunstbetrachtung auf, indem sie zur ästhetischen Betrachtung im Ruhen anleiten.

Spie­le­risch-subver­siv verwei­sen ihre Arbei­ten auf Elemente der Pop- und Subkul­tur und der ange­wand­ten Kunst. Im Zusam­men­spiel von Gender, Spra­che und Skulp­tur unter­wan­dern sie beste­hende Normen und thema­ti­sie­ren Bild­haue­rei als eine Form des Sicht­bar­ma­chens. Anläss­lich des Ehren­gast­auf­tritts Slowe­ni­ens auf der Frank­fur­ter Buch­messe 2023 reali­siert die in der Rotunde der Schirn Kunst­halle Frank­furt neue Arbei­ten, die auf die spezi­fi­sche Beschaf­fen­heit des halb­öf­fent­li­chen Raumes einge­hen. © Foto Diether von Goddenthow
Spie­le­risch-subver­siv verwei­sen ihre Arbei­ten auf Elemente der Pop- und Subkul­tur und der ange­wand­ten Kunst. Im Zusam­men­spiel von Gender, Spra­che und Skulp­tur unter­wan­dern sie beste­hende Normen und thema­ti­sie­ren Bild­haue­rei als eine Form des Sicht­bar­ma­chens. Anläss­lich des Ehren­gast­auf­tritts Slowe­ni­ens auf der Frank­fur­ter Buch­messe 2023 reali­siert die in der Rotunde der Schirn Kunst­halle Frank­furt neue Arbei­ten, die auf die spezi­fi­sche Beschaf­fen­heit des halb­öf­fent­li­chen Raumes einge­hen. © Foto Diether von Goddenthow

Marie Oucherif, Kuratorin der Ausstellung, betont: „In ihren Arbeiten beschäftigt sich Maruša Sagadin mit Fragen zu Raumentwürfen, Bildhauerei und Feminismus. Diese drei Elemente vereint die Installation in der Rotunde der Schirn und regt damit zum Nachdenken über soziale und geschlechtliche Ungleichheiten an, die in den öffentlichen Stadtraum eingeschrieben sind. Nichtsdestotrotz geschieht dies immer mit einem Augenzwingern – Sagadins Werke verbinden Leichtigkeit und Freude mit tiefgründiger Reflexion.“

Dr. Sebastian Baden, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, erläutert: „Mit ihrer eigens für die Schirn-Rotunde geschaffenen Installation lädt Maruša Sagadin dazu ein, den öffentlichen Raum neu zu betrachten und zu besetzen. Der Künstlerin ist es ein Anliegen, mit ihren Skulpturen Infrastrukturen zu schaffen, die ohne Bedingungen funktionieren und somit neue Formen der Zugänglichkeit und Interaktion ermöglichen. Damit setzt Sagadin wichtige Impulse, um diskursive Festschreibungen zu hinterfragen. Ihre Kunst eröffnet neue Perspektiven auf unser Stadtbild wie auch auf Körperlichkeit, Kommunikation und Teilhabe in der Gesellschaft.“

Maruša Sagadin (*1978, Ljubljana) lebt und arbeitet in Wien. Sie studierte Architektur an der Technischen Universität Graz sowie Performative Kunst und Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien. Sie wurde in internationalen Institutionen in bedeutenden Gruppen- und Einzelausstellungen präsentiert, darunter das MAK Center for Art and Architecture, Mackey Apartments Garage Top, Los Angeles (2022); die Cukrarna Gallery, Ljubljana (2022); die Hobusepea Gallery, Tallin (2021); das Belvedere 21, Wien (2021); das Künstlerhaus, Halle für Kunst und Medien, Graz (2018); die Secession, Wien (2018) und der SPACE, London (2016).

Förderung: Die Ausstellung „Maruša Sagadin. Luv Birds in toten Winkeln“ wird gefördert durch das Slowenische Kulturministerium und SKICA Berlin – Slowenisches Kulturzentrum Berlin im Rahmen von Sloweniens Ehrengastauftritt auf der Frankfurter Buchmesse 2023 sowie von den SCHIRN ZEITGENOSSEN, einem Kreis privater Förderer junger Kunst an der Schirn Kunsthalle Frankfurt.

ORT :SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT, Römerberg, 60311 Frankfurt am Main
DAUER: 21. September 2023 – 14. Januar 2024.

EINTRITT frei
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