»Der Zaunkönig und die silberne Flöte« im Foyer des Großen Hauses Kammerkonzert für Kinder am 30. September & 1. Oktober

oto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
oto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Das Kammerkonzert für Kinder »Der Zaunkönig und die silberne Flöte«, eine musikalische Erzählung für Kinder ab 5 Jahren, findet am Samstag, den 30. September und am Sonntag, den 1. Oktober jeweils um 15 Uhr im Foyer des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden statt.

Die Kinder lernen den spezifischen Klang der Streichinstrumente kennen: Geige, Bratsche, Cello, Kontrabass – jedes Instrument stellt sich mit einem eigenen Stück vor und zeigt sein ganzes Klangspektrum. Mit viel Witz und Charme präsentieren sich Klarinette und Schlaginstrumentarium, alias Kuckuck und Specht, bevor alle von der Namensgeberin des Konzerts verzaubert werden: der silbernen Flöte.

Franz Kanefzkys Musik erzählt auf bezaubernde Weise die Geschichte aus der Feder von Martina Oberhauser und lädt mit facettenreicher Instrumentierung ein, genau hinzuhören und die Welt der Musik zu entdecken: Einem kleinen neugierigen Zaunkönig wird es in seinem Wald zu eng. Überhaupt gehen ihm die anderen Vögel auf die Nerven, die immer die gleichen Melodien zwitschern. Wie gut, dass die Musiker des Hessischen Staatsorchesters Wiesbaden wunderbar abwechslungsreich spielen können!

Samstag, 30. September 2017 und Sonntag, 1. Oktober 2017
jeweils um 15 Uhr
Foyer Großes Haus
Eintritt: 8 Euro / ermäßigt 5 Euro / Familien 16 Euro

Karten sind erhältlich an der Theaterkasse, telefonisch unter 0611.132 325 oder auf www.staatstheater-wiesbaden.de

U-Bahnstation: „Bockenheimer Warte (Senckenbergmuseum)“ eingeweiht

Die Senckenberg-Bahn. © Senckenberg/Jördens
Die Senckenberg-Bahn. © Senckenberg/Jördens

Frankfurt, den 14.09.2017. Heute wurde die umgetaufte Station „Bockenheimer Warte (Senckenbergmuseum)“ durch Oberbürgermeister Peter Feldmann gemeinsam mit Verkehrsdezernent Klaus Oesterling, VGF-Geschäftsführer Thomas Wissgott, Senckenberg-Generaldirektor Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger und Senckenberg-Präsidentin Dr. hc. Beate Heraeus eingeweiht. Die Umbenennung ist ein Geschenk der Stadt Frankfurt anlässlich des 200jährigen Jubiläums der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Neu vorgestellt wurde zudem eine Senckenberg-U-Bahn, die im Rahmen einer langfristigen Kooperation mit der VGF mit bunten Senckenberg-Motiven gestaltet wurde und nun mehrere Jahre durch das Frankfurter Stadtgebiet fährt.  Weiter unter „Bahn frei für Senckenberg!“

„Abgedreht. Die Filmfabrik von Michel Condry“ lädt im Frankfurter Filmmuseum zum Do-it-Yourself-Kurzfilm-Dreh ein

Es wird kreativ, verrückt, laut, schrill, lustig und mal ganz anders: Abgedreht! Die Filmfabrik von Michel Gondry verwandelt das Deutsche Filmmuseum vom 14. September 2017 bis 28. Januar 2018 in einen interaktiven Parcours. Hier ist Teamgeist gefragt: In nur drei Stunden drehen Gruppen von fünf bis zwölf Personen ihren eigenen Kurzfilm – der Eintritt ist frei. Foto: Diether v. Goddenthow
Es wird kreativ, verrückt, laut, schrill, lustig und mal ganz anders: Abgedreht!
Die Filmfabrik von Michel Gondry verwandelt das Deutsche Filmmuseum
vom 14. September 2017 bis 28. Januar 2018 in einen interaktiven Parcours.
Hier ist Teamgeist gefragt: In nur drei Stunden drehen Gruppen von fünf bis
zwölf Personen ihren eigenen Kurzfilm – der Eintritt ist frei. Foto: Diether v. Goddenthow

„Abgedreht. Die Filmfabrik von Michel Gondry“, die weltweit bereits in 12 Städten – von New York über Moskau bis Tokio – unzählige Menschen aller Altersgruppen dazu animierte, in unvorstellbaren 3 Stunden einen eigenen Genre-Kurzfilm bis zur fertigen DVD zum Mitnehmen zu drehen, kommt unter dem Motto „Frankfurt auf Französisch“ als Teil des Gastlandauftritts Frankreichs bei der Frankfurter Buchmesse 2017 vom 14.September 2017 bis 28.Januar 2018 ins Filmmuseum Frankfurt.

Paul de Sinety Foto: Diether v. Goddenthow
Paul de Sinety Foto: Diether v. Goddenthow

Paul de Sinety, Generalkommissar Frankreich 2017 – Ehrengast der Frankfurter Buchmesse – betonte, dass der Ehrengastauftritt die gemeinsame Position Deutschlands und Frankreichs im Sinne einer europäischen Strategie der Kulturen im digitalen Zeitalter für eine Europa der gemeinsamen Kulturstätten stärken und ein Schaufenster für französische Innovationen im Kultursektor sein solle, wofür auch Condrys interaktive Filmfabrik stehe.

Catherine Briet. Foto: Diether v. Goddenthow
Catherine Briet. Foto: Diether v. Goddenthow

Die Leiterin der Kulturabteilung der Französischen Botschaft, Catherine Briet, versicherte, dass es für die Französische Botschaft und das Institut français Deutschland eine große Ehre sei, Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse zu sein, was sie mit Stolz erfülle. In diesem Rahmen werde die Frankfurter Buchmesse für Frankreich nicht nur ein wichtiger Treffpunkt für die Verlags- und die Buchbranche, sondern auch „höchst bedeutender politischer Moment“. Frankreich habe in Deutschland ein französisches Kulturjahr eingeläutet – unter dem Motto „Frankfurt auf Französisch“ finden seit Anfang Januar mehr als 450 Veranstaltungen in ganz Deutschland statt, nicht nur im Bereich des Schreibens, sondern mit dieser heute eröffneten Veranstaltung „Filmfabrik“ jetzt auch im Bereich Filmen, Kino und Medien.

Dr. Helmut Müller. Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Helmut Müller. Foto: Diether v. Goddenthow

Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der angesichts der weltweiten und europäischen Turbulenz den Zeitpunkt von Frankreichs Ehrengastrolle auf der Frankfurter Buchmesse 2017 für äußerst gut gewählt hält, weiß, dass Partnerschaft nicht davon lebt, „dass man nur rezeptiv unterwegs ist, sondern, dass man zusammen arbeitet, sich unterhält, streitet, sich wertschätzt, aber dass man eben immer zu gemeinsamen Lösungen kommen muss.“ Und wenn man sich, auf das Projekt Filmfabrik bezogen, „den Zeitraum von drei Stunden anguckt, ist der Druck zu Lösungen zu kommen, erheblich“. Die Vorstellung, dass Leute, die sich nicht kennen, zusammenkommen, in drei Stunden vereinbarten, was sie machen wollten, und das nicht nur aufschrieben, was sie machen wollten, sondern es „wirklich dann machen“, dass hat Dr. Helmut Müller fasziniert und neugierig gemacht, und war mit ein wichtiger Punkt, das Projekt zu unterstützen.

Zum Projekt: „Abgedreht. Die Filmfabrik“ – Selbermachen statt Zugucken

Herzstück der Filmfabrik ist eine Auswahl von Kulissen, die in Genrefilmen eine Rolle spielen könnten, vom Café über die U-Bahn bis hin zum Friedhof. Sobald der Inhalt festgelegt ist, die Rollen verteilt und die Kostüme ausgesucht sind, kann es losgehen: Für den eigentlichen Dreh bleibt eine Stunde Zeit. Foto: Diether v. Goddenthow
Herzstück der Filmfabrik ist eine Auswahl von Kulissen, die in Genrefilmen eine
Rolle spielen könnten, vom Café über die U-Bahn bis hin zum Friedhof. Sobald
der Inhalt festgelegt ist, die Rollen verteilt und die Kostüme ausgesucht sind,
kann es losgehen: Für den eigentlichen Dreh bleibt eine Stunde Zeit. Foto: Diether v. Goddenthow
Frauke Haß. Foto: Diether v. Goddenthow
Frauke Haß. Foto: Diether v. Goddenthow

„Abgedreht“ sei kein Projekt für couch-potatoes, da ginge es nicht um passives „ich lass das mal über mich ergehen, und guck mir mal was an!“ Nein, da sei man gefragt als Kamerafrau oder Kameramann, als Schauspieler, als Drehbuchautor, Skriptmacher, Musikmacher und was auch immer, da müsse man ran an den Speck, und innerhalb von drei Stunden in Kleingruppen von 5 bis 12 Personen einen Film drehen, bringt Frauke Hass, Pressechefin des Filmmuseums, den Projektansatz gleich zu Beginn des Pressegesprächs auf den Punkt.

Einem genauen Protokoll folgend durchläuft die Gruppe, deren Mitglieder sich oft erst vor Ort kennenlernen, gemeinsam alle Stationen der Filmfabrik – von der Auswahl eines Genres und Titels für den Film, über den Entwurf der Handlung und die Rollenverteilung bis hin zum Dreh selbst. Es entsteht ein kurzer Genrefilm, den die Teilnehmer/innen sich in der letzten Station, dem kleinen Kino, gemeinsam ansehen. Anschließend wandert der Film ins wachsende Archiv der Filmfabrik.

Dorfplatz aus dem Kulissen-Parcours der Filmfabrik.  Foto: Diether v. Goddenthow
Dorfplatz aus dem Kulissen-Parcours der Filmfabrik. Foto: Diether v. Goddenthow

Das Herzstück der „Filmfabrik“ besteht aus einer Auswahl von Kulissen, vom „Café“ über 70er Jahre Schlafzimmer bis „Zelten im Wald“, die in Genrefilmen eine Rolle spielen könnten. Sobald der Inhalt festgelegt ist, die Rollen verteilt und die Kostüme ausgesucht sind, kann es losgehen: Für den eigentlichen Dreh bleibt eine Stunde Zeit.

Straßenbahn- Filmkulisse im Parcours der Filmfabrik. Foto: Diether v. Goddenthow
Straßenbahn- Filmkulisse im Parcours der Filmfabrik. Foto: Diether v. Goddenthow

Das Ziel einer Filmemacher-Tour durch die Filmfabrik besteht nicht darin, ein filmisch perfektes Werk zu schaffen. Im Vordergrund des Projekts steht die Gruppendynamik, nämlich die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten, die – ob einander bekannt oder unbekannt – unter erheblichen Zeitdruck innerhalb 3 Stunden ein gemeinsames Ziel, ihren Filmdreh, formulieren und realisieren „müssen“. Die katapultiert zumeist jeden einzelnen aus seiner Alltagssituation katapultiert und bringt völlig neue Selbst- und Gruppenerfahrungen.

Mitmachen können alle: Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Laien und Profis, Singles oder Familien, Privat- oder Geschäftsleute. Die Filmfabrik möchte vor allem eines: Menschen zusammenbringen.

Der Treffpunkt ist im Eingangs-Foyer des Filmmuseums. Ein 45-minütiges, abwechslungsreiches, einstimmendes Warteprogramms sorgt für Abwechslung, bis jeweils die entsprechenden Kleingruppen zusammengefunden haben und zur Do-it-your-self-Film-Tour Einlass in die Filmfabrik erhalten.

Stefanie Plappert. Foto: Diether v. Goddenthow
Stefanie Plappert. Foto: Diether v. Goddenthow

Die einzelnen Phasen des Filmemacher-Prozesses bestehen aus „zwei Workshops, je 45 Minuten, in denen man sich über den Filmtitel, das Genre, das kleine Drehbuch, das man zu erstellen hat verständigt, sowie über die Rollenverteilung, die Kostüme und natürlich nicht zuletzt auch über die Schauplätze, an denen der eigene Film spielen soll“, erklärt Stefanie Plappert und unterstreicht: „Diese Verständigung oder der Abstimmungsprozess, der findet vollkommen demokratisch statt: Am Schluss kommt nur das ins Drehbuch, was die Gruppe mehrheitlich für gut befindet“.

Szene aus Testfilm-Dreh. Foto: Diether v. Goddenthow
Szene aus Testfilm-Dreh. Foto: Diether v. Goddenthow

Die Materialien wie Kostüme, Requisiten und Technik werden vom Filmmuseum gestellt, und was fehlt, müssen darüber hinaus die Teilnehmer „selber basteln“. Die Drehzeit in den Kulissen beträgt eine Stunde, was natürlich im Verhältnis zu Spielfilmen, die über mehrere Wochen abgedreht werden, „ein unglaublich enges Zeitfenster“, sei, so die Kuratorin. Aber es funktioniere, und die, die das schon durchgemacht haben, seien am Schluss zwar erschöpft, aber stolz mit einer DVD in der Hand wieder rausgegangen.

Zum Schluss noch ein selbstgemaltes Cover für die DVD-Hülle. Foto: Diether v. Goddenthow
Zum Schluss noch ein selbstgemaltes Cover für die DVD-Hülle. Foto: Diether v. Goddenthow
Gemeinsam wird die fertige DVD im kleinen Kino angeschaut. Foto: Diether v. Goddenthow
Gemeinsam wird die fertige DVD im kleinen Kino angeschaut. Foto: Diether v. Goddenthow

Die Filmpremiere feiert die Gruppe gemeinsam zum Ende des Prozesses, nachdem noch ein Cover für die DVD-Hülle angefertigt wurde, in einem Kleinkino, „welches wir extra im dritten Stock aufgebaut haben“. „Ein Exemplar des Filmes bleibt hier bei uns im Archiv“, so Stefanie Plappert.

 

 

 

 

 

Das innere Kind wiederzuentdecken und den Wert von Kunst schätzen zu lernen

Liane Jessen. Foto: Diether v. Goddenthow
Liane Jessen. Foto: Diether v. Goddenthow

Nach ihren Erfahrungen als Testteilnehmerin zu „Abgedreht. Die Filmfabrik“ befragt, zog Liane Jessen, Leiterin Fernseh-Spiel und Spielfilm im Hessischen Rundfunk, eine positive, jedoch kritische Bilanz: „Also ich kann’s empfehlen! Ich bin Filmproduzentin im Spielfilmbereich und bin an diesem Sonntag hergekommen, einfach, weil ich für jeden Spaß zu haben bin. Und weil Kultur etwas mit Spaß zu tun haben sollte“. Sie habe aber nicht wirklich an das Konzept geglaubt, weil eben Filmemachen „kein demokratischer Prozess“ sei, aber diesen Widerspruch zu entdecken sei das Interessante, so Liane Jessen, die vor allem einen Gewinn darin sieht, das Menschen, die schon von Jugend an oftmals in Rollen zu festgefügt seien, ihre Rollenfächer verlassen müssten. Bei manchen Menschen löse das regelrechte Panik aus, könne aber dabei helfen, ein wenig das innere Kind wiederzuentdecken.

Szene aus Testfilm-Dreh. Foto: Diether v. Goddenthow
Szene aus Testfilm-Dreh. Foto: Diether v. Goddenthow

Vor allem zeige es den Teilnehmern den Wert der Kunst, was professionelle Schauspieler leisteten, und das Kunst wie eine gute Geschichte, ein Drehbuch usw. nicht mal nebenbei einfach so am Küchentisch entstehen könnten, wie das häufig so kolportiert würde, so die vor allem auch aus zig Tatortproduktionen bekannte Filmproduzentin. Für sie sei das Projekt ein Studentenspaß, ein spielerisches Projekt, welches Menschen aller Altersgruppen ermögliche, in einem höchst kreativen Prozess mit viel Spaß wertvolle gruppendynamische Selbsterfahrungen zu erleben.

„Filmfabrik“ passt in keine Schublade 

Christine Kopf. Foto: Diether v. Goddenthow
Christine Kopf. Foto: Diether v. Goddenthow

„Abgedreht. Die Filmfabrik“ passe auch in keinerlei Schublade, erläuterte Christine Kopf, Projektleiterin. Selbst wenn es darum ginge „Raum zu gestalten“ und vieles aufzubauen, und auch mal zu lassen, handele es sich nicht um eine klassische kuratierte Ausstellung zu einem Thema, wie das üblicherweise im Filmmuseum im dritten Obergeschoss geschehe. Die Filmfabrik sei, wie Michel Condry schon auf den ersten Seiten seines Büchleins festgehalten habe, kein edukatives Projekt:. „Es wird keinerlei pädagogische Begleitung gegeben. Das heißt aber natürlich nicht, dass man nichts über das Filmemachen lernen kann. Das ist wieder etwas anderes. Wie gesagt: Keine Schublade“, so die Projektleiterin.

Vorlage aus „Be Kind Rewind“

„Aus meiner Sicht ist Condrys Filmfabrik ein interaktiver Studienparcours“, den er aus der Kinofilm-Vorlage „Be Kind Rewind“ entwickelt habe, ist Christine Kopf überzeugt. In Michel Gondrys tiefgründiger US-Komödie „Be Kind Rewind“ von 2008 versuchen zwei Aushilfen nach Vernichtung aller VHS-Bänder ihrer Videothek den Laden über Wasser zu halten, indem sie beschließen, die von Kunden nachgefragten nicht mehr vorhandene Filme wie „Der König der Löwen“, „RoboCop“ oder „Ghostbusters“ einfach selbst nachzudrehen. Die beiden bedienen sich dabei nicht nur primitivster Filmtechnik und ihres schier unerschöpflichen Improvisationstalentes, sondern animieren die Leute des Viertels mitzumachen, was schließlich zu einer ansteckenden Solidaritätswelle führt, selbst wenn der Videothek am Ende Ruin trotzdem nicht erspart bleibt.

Wichtig ist der Gruppenprozess. Voneinander lernen. Foto: Diether v. Goddenthow
Wichtig ist der Gruppenprozess. Voneinander lernen. Foto: Diether v. Goddenthow

Die Do-it-Yourself-Botschaft von Condrys Kino-Hit hatte einen wahren YouTube-Trend entfacht, und Condry zur Überlegung inspiriert, ob diese Film-Idee, Laien ihre eigenen kleine Filme entwickeln und realisieren zu lassen, nicht auch in einem anderen Format zu inszenieren sei. Das war die Geburtsstunde „Michel Gondrys Home Movie Factory“, die jetzt unter dem Namen „Abgedreht. Die Filmfabrik von Michel Gondry“ zum ersten Mal in Deutschland im Frankfurter Filmmuseum, und weltweit zum ersten Mal in einer Cinemathek gezeigt wird, so Christine Kopf.

(Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

 

Wichtige Infos 
EINZELBESUCHER/INNEN können die kostenlose Tour durch die Filmfabrik dienstags bis freitags zwischen 11:15 Uhr und 15 Uhr sowie samstags und sonntags zwischen 10:15 Uhr und 14:45 Uhr starten.

Alle 45 Minuten beginnt eine neue dreistündige Tour, deren Gruppe sich aus voneinander unabhängigen Besucher/innen zusammensetzt. Plätze können online sowie vor Ort gebucht werden.

SCHULKLASSEN (von der 6. Klassenstufe an) können die Filmfabrik dienstags bis freitags vormittags besuchen. Eine Tour beginnt wahlweise zwischen 8:15 Uhr und 9:45 Uhr und endet entsprechend zwischen 12 Uhr und 13:30 Uhr.
Aufgrund der begrenzten Gruppengröße werden Schulklassen in zwei Gruppen geteilt.

TEAMBUILDING- UND FIRMENEVENTS – auch in größeren Gruppen – lassen sich ideal mit einer Tour durch die Filmfabrik verbinden. Ob mit anschließendem Dinner oder Sektumtrunk in den Kulissen – am besten ein individuelles Angebot einholen (buchbar ab 16:30 Uhr und nach Absprache).
Das Kino des Deutschen Filmmuseums bietet im Oktober passend zum Projekt eine Filmreihe zum Werk von Michel Gondry an.

Mehr Informationen zur Home Movie Factory von Michel Gondry:
facebook.com/thehomemoviefactorymichelgondry/
usinedefilmsamateurs.com/

Kontakt:
filmfabrik@deutsches-filminstitut.de
abgedreht.deutsches-filmmuseum.de
Telefon 069 / 961 220 585

 

Ausstellung „Drache trifft Pferd“ – Archäologisches Erbe aus China zu Gast im Landesmuseum Mainz Chinesische Stadt Xi´an trifft Rheinland-Pfalz

Schreitender Drache. Fundort: Hansenzhai (Vorort von Xi'an) Der Drache ist der älteste Talisman Chinas. Er ist seit Jahrtausenden ein glücksbringendes Symbol in Ostasien.Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Schreitender Drache. Fundort: Hansenzhai (Vorort von Xi’an) Der Drache ist der älteste Talisman Chinas. Er ist seit Jahrtausenden ein glücksbringendes Symbol in Ostasien.Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) und der rheinland-pfälzische Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf eröffneten gestern gemeinsam mit Prof. Dr. Hu Sishe, Vizepräsident der Gesellschaft des Chinesischen Volkes für Freundschaft mit dem Ausland (CPAFFC), Dr. Wang Yongkang, Oberbürgermeister von Xi´an, und dem Wirtschaftsdezernenten der Stadt Mainz, Christopher Sitte die Ausstellung „Drache trifft Pferd – Archäologisches Erbe aus Xi’an zu Gast in Mainz“ ein. Hintergrund der Ausstellung ist der Besuch einer hochrangigen Delegation aus der chinesischen Metropole Xi’an, die auf Initiative der Gesellschaft Deutsch-Chinesische Freundschaft Mainz-Wiesbaden (GDCF) unter anderem in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt reist. Für den rheinland-pfälzischen Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf, „eine wunderbare Gelegenheit, sich über Grenzen hinweg über das kulturelle Erbe auszutauschen und dies in einem Jahr, in dem mit der Ausstellung „vorZEITEN – Archäologische Schätze an Rhein und Mosel“ das Herz der Archäologie in Deutschland ohnehin in Mainz schlägt.“

Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf und Dr. Wang Yongkang, Oberbürgermeister von Xi’an enthüllen gemeinsam eine der Vitrinen mit den wertvollen Repliken. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf und Dr. Wang Yongkang, Oberbürgermeister von Xi’an enthüllen gemeinsam eine der Vitrinen mit den wertvollen Repliken. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Zur großen Überraschung und völlig unerwartet, hatten die chinesischen Gäste dem Mainzer Landesmuseum wertvolle Repliken, z.B. Gewichte in Form kämpfender Tiger und Bären aus der Han-Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.), Pferde bzw. Reiter auf galoppierendem Pferd aus der Tang-Dynastie (18 – 907 n. Chr.), die Replik eines vergoldeten Bronze-Drachen, dem ältesten Talisman Chinas, und viele wertvolle Stücke mehr geschenkt. Während des Festaktes wurden die in zahlreichen Vitrinen präsentierten einmaligen Exponate von Oberbürgermeister Dr. Wang Yongkang und Kulturminister Professor Dr. Wolf feierlich enthüllt.

Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseums Mainz und Dr. Wang Yongkang, Oberbürgermeister von Xi’an  besiegeln nach der Unterzeichnung die Kooperationsvereinbarung symbolisch noch einmal mit einem Handschlag. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Dr. Birgit Heide, Direktorin des Landesmuseums Mainz und Dr. Wang Yongkang, Oberbürgermeister von Xi’an besiegeln nach der Unterzeichnung die Kooperationsvereinbarung symbolisch noch einmal mit einem Handschlag. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Den zentralen   Höhepunkt der feierlichen Ausstellungseröffnung bildete abschließend die Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen dem Landesmuseum Mainz und dem Xi’an Banpo Museum durch Direktorin Dr. Birgit Heide und Oberbürgermeister Dr. Wang Yongkang.

 

 

 

Das Ensemble vom Musik- und Tanzgheater Xi’an JIANG Yi (Erhu), HUA Wei (Hackbrett), ZHANG Sisi (Guzheng, LIU Yimeng (Suona) umrahmte die Veranstaltung mit traditioneller chinesischer Musik aus Xi’an und spielte als Zugabe für die Gastgeber den englischen Song „Auld Lang Syne“.

Das Ensemble vom Musik- und Tanzgheater Xi'an JIANG Yi (Erhu), HUA Wei (Hackbrett), ZHANG Sisi (Guzheng, LIU Yimeng (Suona). Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Das Ensemble vom Musik- und Tanzgheater Xi’an JIANG Yi (Erhu), HUA Wei (Hackbrett), ZHANG Sisi (Guzheng, LIU Yimeng (Suona). Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

 

In der Ausstellung werden Fotos und Texte und die besagten Repliken archäologischer Funde aus der Stadt Xi’an (Provinz Shaanxi) präsentiert. Im Fokus stehen dabei Tempelanlagen, Museen und Fundstellen vornehmlich aus Xi’an und der Provinz Shaanxi. Die gezeigten Funde datieren vor allem in die Han-Dynastie, die zeitgleich mit der Römerzeit in Europa zu sehen ist, und in die Tang-Dynastie, die dem Frühmittelalter in Europa zugeordnet werden kann. So lassen sich also auch hier vergleichende Schlüsse am archäologischen Objekt vornehmen.

Xi‘an war in der Qin-Dynastie (221-207 v. Chr.) die erste Hauptstadt des Kaiserreichs China. 1974 wurde die im 8. Jh. mit einer Million Einwohner größte Stadt der Erde weltbekannt, als man rund 36 km nordöstlich die Grabanlage des ersten chinesischen Kaisers Qín Shǐhuángdì entdeckte mit über 8000 lebensgroßen Terrakotta-Kriegern in Gefechtsaufstellung (seit 1987 in der Liste des Welterbes der UNESCO).

Im Gebiet der Stadt Xi’an selbst liegt als archäologische Stätte die antike chinesische Hauptstadt Chang’an. Hier ist der östliche Beginn der Seidenstraße, die zum UNESCO Welterbe gehört.

Zu einem Blick auf das eigene kulturelle Erbe gehört auch der Blick auf das kulturelle Erbe anderer Länder. Denn Kultur verbindet die Menschheit über politische und wirtschaftliche Grenzen hinweg. Die Anerkennung und der Austausch zwischen den Kulturen dieser Erde ist ein bedeutsamer Teil einer gemeinsamen Geschichte, die letztlich auch unsere gemeinsame Zukunft sein wird. „Dies ist zugleich eine Forderung der UNESCO für die Welterbestätten, die sich auf das gesamte kulturelle Erbe übertragen lässt“, betont Thomas Metz, Generaldirektor der GDKE.

Neben der Ausstellung findet im Landesmuseum seit heute auch ein Kolloquium unter dem Motto „Xi´an trifft Rheinland-Pfalz – Umgang mit dem archäologischen kulturellen Erbe“ statt. Gemeinsamkeiten aber auch die unterschiedliche Vorgehensweise mit den historischen Objekten sind zentrale Themen des Treffens mit chinesischen und deutschen Wissenschaftlern. Dabei soll zwischen den Referenten aus China und Deutschland ein Erfahrungsaustausch im Umgang mit dem kulturellen (Welt-)Erbe erfolgen. Auch hier wird ein spannender Aspekte der Vergleich der zeitgleichen Kaiserstädte Xi’an und Trier sein, die beide auf der UNESCO Welterbeliste zu finden sind.

Begleitet wird der Besuch aus Xi’an von einem umfangreichen Rahmenprogramm.

Interkultureller Austausch im Landesmuseum Mainz Chinesische Stadt Xi´an trifft Rheinland-Pfalz / Kolloquium thematisiert Umgang mit archäologischem kulturellen Erbe

Salvatore Barbaro, der auch Regierungsbeauftragter für das UNESCO-Welterbe Rheinland-Pfalz ist, und Hu Shishe unterzeichneten heute einen Kooperationsvertrag zwischen der GDKE und der CPAFFC. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Salvatore Barbaro, der auch Regierungsbeauftragter für das UNESCO-Welterbe Rheinland-Pfalz ist, und Hu Shishe unterzeichneten heute einen Kooperationsvertrag zwischen der GDKE und der CPAFFC. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Das Land Rheinland-Pfalz tritt in einen interkulturellen Austausch mit der chinesischen Metropole Xi´an. Eine hochrangige Delegation aus der alten Kaiserstadt ist im September zu Gast in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt. Im Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) informierten heute Kulturstaatssekretär Prof. Dr. Salvatore Barbaro, Hu Shishe, Vizepräsident der Gesellschaft des Chinesischen Volkes für Freundschaft mit dem Ausland (CPAFFC) und Thomas Metz, Generaldirektor der GDKE, über die gemeinsamen Aktivitäten und das umfangreiche Rahmenprogramm, das den Austausch begleitet. Zudem unterschrieben Salvatore Barbaro, der auch Regierungsbeauftragter für das UNESCO-Welterbe Rheinland-Pfalz ist, und Hu Shishe einen Kooperationsvertrag zwischen der GDKE und der CPAFFC.

Für Salvatore Barbaro wird durch die Zusammenarbeit mit Vertretern der alten Kaiserstadt Xi´an auch eine Forderung der UNESCO aufgegriffen. Barbaro dazu: „Zu einem Blick auf das eigene kulturelle Erbe gehört auch der Blick auf das kulturelle Erbe anderer Länder, jenseits der aktuellen politischen Lage. Denn Kultur verbindet die Menschheit über politische und wirtschaftliche Grenzen hinweg. Die Anerkennung und der Austausch zwischen den Kulturen dieser Erde ist ein bedeutsamer Teil einer gemeinsamen Geschichte, die letztlich auch die gemeinsame Zukunft betrifft.“

Thomas Metz fügte hinzu: „Dieser Dialog über das kulturelle Erbe beider Länder ist eine wunderbare Ergänzung zur aktuellen Landesausstellung „vorZEITEN – Archäologische Schätze an Rhein und Mosel“, die derzeit im Landesmuseum unser eigenes kulturelles Erbe eindrücklich in den Mittelpunkt stellt.“

Der Generaldirektor der GDKE hat sich ganz besonders auf den Kulturaustausch mit den chinesischen Vertretern gefreut, deren Besuch in Mainz durch die Gesellschaft Deutsch-Chinesische Freundschaft Mainz-Wiesbaden (GDCF) initiiert wurde. Denn Xi’an und Rheinland-Pfalz verbindet zwei bedeutende zeitgleiche historische Epochen. Auf der einen Seite die Römer, die vor rund 2000 Jahren das heutige Europa und insbesondere die Regionen in Rheinland-Pfalz geprägt haben. Auf der anderen Seite gilt das Han-Reich wiederum als das ostasiatische Pendant dazu – mit vergleichbarer Macht und Geltung sowie zeitlichem Horizont (206 v. Chr. – 220 n. Chr.). Im Gebiet der Stadt Xi’an selbst liegt als archäologische Stätte die antike chinesische Hauptstadt Chang’an. Hier ist der östliche Beginn der Seidenstraße, die ebenfalls zum UNESCO Welterbe gehört.

Kolloquium zum Umgang mit archäologischem Erbe

Mit dem Kolloquium „Xi´an trifft Rheinland-Pfalz – Umgang mit dem archäologischen kulturellen Erbe“ stand heute im Landesmuseum Mainz auch gleich ein Schwerpunkt des Kulturaustausches auf dem Programm. In Rahmen der Veranstaltung referierten Fachleute über den archäologischen Umgang mit Funden und Befunden, sowie über die Konservierung dieser Funde und deren Präsentation. Jian Feng von ICOMOS (International Council on Monuments and Sites), einer Berater-Organisation der UNESCO, stellte „die wichtigsten archäologischen Funde in Xi‘an aus den letzten Jahren“ vor. Im Mittelpunkt der deutschen Vorträge standen die archäologischen Stätten in Mainz und Trier als UNESCO-Weltkulturerbe. So informierte Dr. Georg Breitner, Stabsstelle UNESCO-Welterbe Trier, über Management-Aufgaben, Identifikation und Wahrnehmung der Welterbestätte Trier. Prof. Dr. Michael Kloos von der Hochschule Rhein Main, verantwortlich für die Sicherung und nachhaltige Entwicklung historischer Stadt- und Kulturlandschaften, widmete sich dem Thema „Archäologisches Erbe in der Stadt – Bremsblock oder Potenzial der Stadtentwicklung?“

Die Veranstaltung, an der Wissenschaftler aus beiden Nationen teilnahmen, bot zudem reichlich Raum zu Diskussion und Erfahrungsaustausch. Im Anschluss an das Kolloquium wurden noch das UNESCO Welterbe Oberes Mittelrheintal und die UNESCO Welterbestätten in Trier besichtigt.

Neben dem Kolloquium findet im Landesmuseum auch eine Ausstellung statt unter dem Motto „Drache trifft Pferd – Archäologisches Erbe aus Xi’an“ zu Gast in Mainz“, zudem wird der Besuch aus Xi’an begleitet von einem umfangreichen Rahmenprogramm. Der interkulturelle Austausch mit Xi´an umfasst mehrere Programmpunkte, die allesamt – sofern nicht anders ausgewiesen – im Landesmuseum Mainz stattfinden.

„Nachhaltiges Kino“-Preis für „Cineplex“ in Baunatal

Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Bundesweit einmalige Auszeichnung würdigt umweltfreundliche und nachhaltige Konzepte

Wiesbaden. Kunst- und Kulturminister Boris Rhein hat heute im Murnau-Filmtheater Wiesbaden den Preis „Nachhaltiges Kino“ verliehen. Die bundesweit einmalige, mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung geht an die Betreiber des Kinos „Cineplex“ in Baunatal im Landkreis Kassel. Erstmals wurden in diesem Jahr zudem Würdigungen für sieben weitere Kinos aus Kassel, Witzenhausen, Eschborn, Lich, Kronberg und Nidda ausgesprochen. Die Betreiber erhielten eine Urkunde als Anerkennung.

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein: „Ich gratuliere den Betreibern des Gewinner-Kinos herzlich zu ihrem Erfolg: Sie haben mit ihrem erst neu errichteten Haus viele bauliche Möglichkeiten ausgeschöpft, um einen nachhaltigen Kinobetrieb zu gewährleisten. Insgesamt bin ich begeistert von der Ideenvielfalt der eingereichten Bewerbungen und freue mich, in diesem Jahr mehreren Kinos Urkunden überreichen zu können, mit denen sie ihr Engagement auch ihren Kunden sichtmachbar machen können.“
Für den Preis „Nachhaltiges Kino“ bewertete eine Jury die eingereichten Vorschläge zum Beispiel danach, ob fair gehandelte Speisen und Getränke verkauft werden, es Mitarbeiterfortbildungen gibt oder das Programm die Auseinandersetzung mit umweltpolitischen Themen fördert. Sie setzt sich aus Fachleuten der Kinobranche sowie Vertretern des Film- und Kinobüros Hessen e.V. und dem Institut für Nachhaltigkeit in Kultur und Tourismus zusammen.

Die Jury begründet ihre Entscheidung für das „Cineplex“ in Baunatal damit, dass das Kino bereits viele gute Nachhaltigkeits-Ideen umsetzt und auch vor kostspieligen Investitionen nicht zurückschreckt. So haben die Planer des 2015 eröffneten Kinos architektonische Details berücksichtigt, die helfen, die Umwelt zu schonen: zum Beispiel eine bei Bedarf abrufbare Steuerung des Saallichtes und eine neuartige Laser-Projektion, die neben noch schärferen Bildern erhebliche Energieeinsparungen ermöglicht.

Auch die gewürdigten Kinos zeigen, wie vielfältig das Thema Nachhaltigkeit ist: Die „Kronberger Lichtspiele“ haben ihr Dach begrünt, das „Lumos Lichtspiel“ in Nidda unterstützt seine Mitarbeiter finanziell bei Sportaktivitäten und der Raucherentwöhnung. Das kommunale Kino in Eschborn bietet Flyer in Brailleschrift für Sehbehinderte an, während das „Kino Traumstern“ in Lich seine Programme bei einer ökologischen Druckerei anfertigen lässt. Zwei „Cineplex“-Kinos in Kassel lassen nicht mehr benötigte Werbebanner zu Taschen umnähen und das „Capitol“-Kino in Witzenhausen plant, Solarmodule anzuschaffen, um seine Ökobilanz zu verbessern. In diese Richtung geht auch die Idee der „Bali-Kino“ und des „Filmladens“ in Kassel: Sie wollen mit der Universität Kassel in einem Experiment prüfen, wie die Kinobesucher auf die Einführung eines CO2-Preises reagieren würden.

„Die Hessische Landesregierung will mit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie die gute Lebensqualität, die vielfältige Landschaft und die hohe Wirtschaftskraft Hessens für die zukünftigen Generationen erhalten. Ich bin stolz, dass wir als erstes Bundesland auch Kinos als Orte für nachhaltige Strategien mit einem eigenen Preis auszeichnen“, so Kunst- und Kulturminister Boris Rhein abschließend.

Vorschau auf Highlights der Frankfurter Buchmesse vom 11. bis 15. Oktober 2017 – So viel Flächen wie nie!

Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Die Buch-Branche präsentiert sich selbstbewusst und optimistisch. E-Books stagnieren, gedruckte Bücher beliebt und einfach unverzichtbar. Rechtehandel boomt / internationale Meinungsführer in Frankfurt / Festivalstimmung auf der Messe und in der Stadt

In einem hochpolitischen Jahr etabliert sich die Frankfurter Buchmesse (11.-15. Oktober 2017) mehr denn je zu einem Seismographen für globalgesellschaftliche Entwicklungen. „Wo das politische Weltgeschehen unübersichtlich wird, tiefe Risse nahezu alle Gesellschaften prägen und Fake News die journalistische Berichterstattung herausfordern, wächst der Wunsch nach verlässlichen Informationsquellen, nach fundiertem Wissen und gut recherchierten Nachrichten. Verlagen kommt hier eine enorme Bedeutung zu, und sie sind sich dieser Verantwortung bewusst“, sagte Juergen Boos heute anlässlich einer Pressekonferenz in Frankfurt.

Der Blick in die Programmvorschauen zeige, dass Verlage in einer schnelllebigen Zeit auf Qualität setzten: auf die sorgfältige Auswertung von Informationen und eine differenzierte Einordnung von Sachverhalten, so Boos weiter. Er führte aus: „2017 wird als ein Jahr in Erinnerung bleiben, in dem viele Weichen gestellt wurden – das gilt für die Politik ebenso wie für ökonomische und gesellschaftliche Zusammenhänge, in Deutschland und in weiten Teilen der Welt. Auf der Frankfurter Buchmesse kommen Aussteller aus über 100 Nationen zusammen. An fünf Tagen steht hier nicht nur das Geschäft mit Inhalten im Vordergrund, vielmehr ist die Frankfurter Buchmesse der Ort, an dem die Branche beweist, dass sie auf der Höhe der Zeit ist: aufgeschlossen für Innovationen, stabil in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung und meinungsstark wie eh und je.“

Ein Fest für die Literatur

Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Mit Margaret Atwood, Cecilia Ahern, Paula Hawkins, Nicholas Sparks, Daniel Kehlmann, Paul Maar, Bergsteiger-Held Reinhold Messner, den Thriller-Autoren Ken Follett und Sebastian Fitzek, Bestseller-Philosoph Dr. Richard David Precht sowie Teenager-Star Lukas Rieger u.v.a. wird die Frankfurter Buchmesse wieder ein besonderes Festival der Literatur werden. Rund 1.800 Gäste, internationale Verleger und akkreditierte Pressevertreter haben am Messesamstag die seltene Gelegenheit, den US-Bestsellerautor Dan Brown live zu erleben: Er wird seinen neuen Thriller Origin vorstellen (Samstag, 14. Oktober 2017). Nach Messeschluss lockt das BOOKFEST Besucherinnen und Besucher mit einem vollen Veranstaltungsprogramm in verschiedene Locations in der Stadt. (www.bookfest.de)

Neues Format: Weltempfang Satelliten

Bei einem neuen Veranstaltungsformat, dem Weltempfang Satellit, trifft Messedirektor Juergen Boos auf bekannte Persönlichkeiten und Schriftsteller, um sich mit ihnen über Gegenwartsphänomene auszutauschen: Über den Einfluss von Fake News wird er mit Kriegsberichterstatterin Åsne Seierstad und einem der profiliertesten investigativen Journalisten, Hans Leyendecker, sprechen (Mittwoch, 11. Oktober). Leben und Schreiben im Exil wird Gegenstand des Gesprächs mit dem türkischen Publizisten Can Dündar und Autor Burhan Sönmez sein (Donnerstag, 12. Oktober). Dem Phänomen der Neuen Rechten schließlich wird sich Juergen Boos gemeinsam mit Thomas Wagner (Die Angstmacher) und Gerald Hensel (Werber und #keingeldfürrechts Initiator) widmen (Freitag, 13. Oktober, jeweils 9.30-10.15 Uhr im Business Club). Im Weltempfang, der kulturpolitischen Bühne der Frankfurter Buchmesse in Halle 3.1, werden unter dem Motto „Krise-Ordnung-Gestaltung“ aktuelle Konfliktfelder beleuchtet.

THE ARTS+

Im letzten Jahr bei THE ARTS+ war David Hockney, hier auf dem Stand des Taschenverlags, der Star unter Stars. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Im vergangenem Jahr bei THE ARTS+ war David Hockney, hier auf dem Stand des Taschenverlags, der Star unter Stars. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Bei THE ARTS+, dem im vergangenen Jahr gegründeten Business Festival rund um die Themen Digitalisierung, Kreativität und Gesellschaft, werden u.a. der Intendant der Berliner Volksbühne, Chris Dercon und Peter Weibel, Direktor des ZKM Karlsruhe erwartet. In Kooperation mit europäischen Institutionen aus der Politik, der Kreativwirtschaft und der Kultur findet am Messemittwoch der „THE ARTS+ Innovation Summit“ statt. In einem Werkstattgespräch wird das Künstlerkollektiv robolab (ZKM Karlsruhe) seinen Roboter „manifest“ vorstellen.

Rechtehandel boomt, internationale Meinungsführer positionieren sich in Frankfurt

Auch 2017 behauptet die Frankfurter Buchmesse ihre Position als wichtigste und größte Veranstaltung der internationalen Buchbranche. Das Rechtegeschäft in Frankfurt boomt: Mit 500 verkauften Tischen stellt das Literary Agents & Scouts Centre (LitAg) einen neuen Rekord auf. Die einflussreichsten Persönlichkeiten der Branche nutzen die Messe, um ihre Botschaften zu platzieren: Markus Dohle, CEO der Verlagsgruppe Penguin Random House, wird seine Sicht auf die globale Branchenentwicklung bei der Eröffnungspressekonferenz der Frankfurter Buchmesse (Dienstag, 10. Oktober) darlegen. Ebenfalls am Messedienstag wird mit Andrew Wylie einer der mächtigsten Literaturagenten der Welt die Business Club Conference THE MARKETS eröffnen, während bei der Abschlussdiskussion fünf starke Führungsfrauen das Wort ergreifen werden: Tracey Armstrong (Copyright Clearance Center, USA), Sophie de Closets (Fayard, Frankreich), Arpita Das (Yoda Press, Indien), Xandra Ramos-Padilla (National Book Store / Anvil Publishing, Philippinen) und Vicky Williams (Emerald Group, UK) werden sich über Karrierechancen und Hindernisse austauschen. Beim CEO Panel am Mittwoch, 11. Oktober 2017, stellt sich Carolyn Reidy, CEO der amerikanischen Verlagsgruppe Simon & Schuster, den Fragen der Branchenjournalisten. Sie ist die einzige Frau an der Spitze eines der „Big Five“ Publikumsverlage. Ebenfalls beim CEO Talk wird Guillaume Dervieux, der Generaldirektor von Albin Michel, Auskunft über die französische Buchbranche geben. Nils Rauterberg, Geschäftsführer von Audible Deutschland, wird im Business Club den Audible Hörkompass 2017 vorstellen und über die dynamische Entwicklung des Massenmediums Hörbuch sprechen. Unter dem Titel „Reporting the truth in the age of fake news“ werden Chad Thomas, Büroleiter Deutschland von Bloomberg News, und die leitenden Bloomberg News Redakteure Heather Harris und Matthew Miller über die Verantwortung von Medien im Zeitalter von Fake News diskutieren.

 

Ehrengastauftritt „Francfort en français / Frankfurt auf Französisch“

ehrengast-frankreich2Das Gastland der Frankfurter Buchmesse, Frankreich, stellt in Zeiten der Globalisierung nicht das Land, sondern die auf fünf Kontinenten und in rund 80 Ländern gesprochene französische Sprache in den Mittelpunkt seiner Aktivitäten: 180 Autorinnen und Autoren, die in französischer Sprache publizieren, werden anlässlich des Ehrengastauftrittes erwartet, darunter Philippe Dijan, Michel Houellebecq, Édouard Louis, Alain Mabanckou, Yasmina Reza, Leïla Slimani, Amélie Nothomb und viele mehr. 143 deutschsprachige Verlage haben 555 Titel im Rahmen des Gastlandauftrittes aus dem Französischen ins Deutsche übertragen, 269 Verlage und Aussteller aus Frankreich und französischsprachigen Ländern treten in Frankfurt auf. „Die Ehrengastpräsentation Frankreichs steht unter der Schirmherrschaft des französischen Präsidenten Emmanuel Macron – das allein zeigt schon die politische Dimension dieses Auftritts. Im Wahljahr 2017 ist die Präsenz Frankreichs ein starkes Symbol der Solidarität und der Partnerschaft zwischen Deutschland und Frankreich innerhalb Europas – und ein kultureller Höhepunkt“, sagte Juergen Boos.

 

Frankfurter Buchmesse 2017– so international wie nie

Wie im Vorjahr werden Aussteller aus über 100 Ländern die Frankfurter Buchmesse für ihren Auftritt nutzen: Premiere feiert der Gemeinschaftsstand „Publishers from Africa & Haiti“ auf der Frankfurter Buchmesse. Hier stellen erstmalig 20 französischsprachige Verlage ihre Publikationen aus 13 Ländern aus. Niger, Madagaskar und Gabun sind in diesem Jahr zum ersten Mal in Frankfurt vertreten. Die Präsenz befindet sich in der Halle 5.1 in direkter Nachbarschaft zum französischen Gemeinschaftsstand (Halle 5.1 E 17).

Erneut macht sich auf der Messe der „Ehrengasteffekt“ bemerkbar: Französische Aussteller haben in diesem Jahr ihre Fläche um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr vergrößert. Norwegen, Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2019, hat flächenmäßig um 23 Prozent zugelegt, die Kanadier (Ehrengast 2020), die bereits 2016 sehr stark vertreten waren, haben jetzt schon 3 Prozent mehr Fläche gebucht. Ebenfalls sehr sichtbar war der Auftritt Georgiens im vergangenen Jahr – in diesem Jahr präsentiert sich der Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2018 auf Vorjahresniveau.

Die Flächenbelegung der Aussteller aus Nordamerika sowie Nord-, West- und Mitteleuropas ist trotz Konsolidierungsprozessen stabil geblieben. Größeres Flächenwachstum verzeichnet die Messe aus Afrika, Zentralasien und dem Nahen Osten. Die Regionen Osteuropa (+8 Prozent), Iran (+ 6 Prozent) und Ostasien (+ 5 Prozent) legten leicht zu. Überraschend ist, dass vergleichsweise kleinere Buchmärkte wie etwa Kasachstan oder die baltischen Länder Estland und Litauen ihre Präsenz in Frankfurt im Vergleich zum Vorjahr signifikant ausgebaut haben. Auch die Schweizer Verlage präsentieren sich in diesem Jahr auf einer größeren Fläche (+ 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).

MATISSE – BONNARD „ES LEBE DIE MALEREI!“ – 13. SEPTEMBER 2017 BIS 14. JANUAR 2018

Foto: Diether v. Goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow

Vom 13. September 2017 bis 14. Januar 2018 zeigt das Frankfurter Städel Museum zwei herausragende Protagonisten der Klassischen Moderne erstmals gemeinsam in Deutschland: Henri Matisse (1869–1954) und Pierre Bonnard (1867–1947). Im Mittelpunkt der Sonderausstellung „Matisse – Bonnard. ‚Es lebe die Malerei!‘“ steht die über 40 Jahre andauernde Künstlerfreundschaft der beiden französischen Maler. Beide setzten sich intensiv mit den gleichen künstlerischen Sujets auseinander: Interieur, Stillleben, Landschaft und besonders auch mit dem weiblichen Akt. Anhand von rund 120 Gemälden, Plastiken, Zeichnungen und Grafiken eröffnet die Schau einen Dialog zwischen Matisse und Bonnard und bietet damit neue Perspektiven auf die Entwicklung der europäischen Avantgarde vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Bereichert wird die Werkauswahl durch eine Reihe von Fotografien Henri Cartier-Bressons, der die beiden Maler 1944 in ihren Landhäusern an der französischen Riviera besuchte.

Aus dem übersetzten,  digitalisierten, individuell abrufbaren, wunderbaren Briefwechsel der beiden Freunde, deren Freundschaft einzigartig war.Foto: Diether v. Goddenthow
Aus dem übersetzten, digitalisierten, individuell abrufbaren, wunderbaren Briefwechsel der beiden Freunde, deren Freundschaft einzigartig war.Foto: Diether v. Goddenthow

Für die groß angelegte Ausstellung konnte das Städel Museum eine Vielzahl hochkarätiger Leihgaben aus international bedeutenden Sammlungen gewinnen, darunter das Art Institute of Chicago, die Tate Modern in London, das Museum of Modern Art in New York, das Centre Pompidou und das Musée d’Orsay in Paris, die Eremitage in Sankt Petersburg sowie die National Gallery of Art in Washington. Zudem zeigt die Werkschau zahlreiche Hauptwerke aus Privatsammlungen, die der Öffentlichkeit sonst nicht zugänglich sind. Besondere Höhepunkte sind dabei die beiden Gemälde, die die Künstler jeweils voneinander besaßen und die hier in Frankfurt zum ersten Mal gemeinsam gezeigt werden: Pierre Bonnards Abend im Wohnzimmer (1907, Privatbesitz) und Henri Matisse’ Das offene Fenster (1911, Privatbesitz). Ein weiteres Highlight der Ausstellung ist Matisse’ 1935 entstandenes Hauptwerk Großer liegender Akt, das zum ersten Mal seit über 30 Jahren wieder in Deutschland zu sehen ist und vom Baltimore Museum of Art ausgeliehen wird. Der längst zur Ikone gewordene Akt war ein Meilenstein auf dem Weg des Künstlers zu einer Ästhetik stark reduzierter Formen und stellt seine Atelierassistentin und zugleich sein letztes bedeutendes Modell, Lydia Delectorskaya, dar. Gut möglich, dass das Gemälde von Bonnards kompositorisch eng verwandtem Werk Liegender Akt auf weißblau kariertem Grund (um 1909) inspiriert wurde, welches sich seit 1988 in der Sammlung des Städel Museums befindet. Die Gegenüberstellung dieser beiden Bilder war ein wichtiger Impuls zur Vorbereitung der Ausstellung.

Der Sponsor-Partner der Schau ist die global tätige Bank Société Générale. Gefördert wird die Ausstellung vom Städelschen Museums-Verein e. V. Zusätzliche Unterstützung leistet die Georg und Franziska Speyer’sche Hochschulstiftung.

„Henri Matisse und Pierre Bonnard sind in unserer Sammlung mit zwei großartigen Gemälden vertreten: einem Akt von Bonnard und einem Stillleben von Matisse. Darauf aufbauend eröffnet unser diesjähriges Ausstellungshighlight ein visuelles Wechselspiel zwischen den Künstlern, deren gegenseitiger Einfluss bei vergleichender Betrachtung unverkennbar zum Vorschein kommt. Die Schau reiht sich ein in die erfolgreichen Präsentationen im Städel, mit denen wir unserem Publikum einzigartige Meisterwerke zeigen und dabei immer auch einen neuen und frischen Blick auf die Protagonisten der Moderne werfen“, so Städel Direktor Philipp Demandt.

Kuratiert haben die Ausstellung Felix Krämer, der ab Oktober die Stelle als Generaldirektor am Museum Kunstpalast in Düsseldorf antreten wird, und Ko-Kurator Daniel Zamani (Städel Museum). „Nach der Ausstellung ‚Monet und die Geburt des Impressionismus‘ (2015) widmet sich das Städel Museum erneut einem spannenden Kapitel der französischen Kunstgeschichte, der über 40 Jahre andauernden Freundschaft zwischen Henri Matisse und Pierre Bonnard“, erläutert Felix Krämer. „Die Ausstellung ermöglicht es, den kreativen Dialog der beiden Ausnahmekünstler nachzuvollziehen. Es ist lange her, dass so viele Hauptwerke dieser bedeutenden Maler in Deutschland zu sehen waren.“ Daniel Zamani führt aus: „Beide Künstler entwickelten eine unverwechselbar individuelle Formsprache, die von einem unablässigen Arbeitseifer und einer lebenslangen Experimentierfreude angetrieben wurde. Bereits zu Lebzeiten zählten Matisse und Bonnard zu den bedeutendsten Wegbereitern der Moderne. Gerade bei Bonnard entfaltet sich die Faszination für seine Werke dabei erst vollständig bei der Begegnung mit dem Original. Allein dafür lohnt sich ein Besuch hier im Städel.“

Der Titel der Ausstellung, „Es lebe die Malerei!“, beruht auf dem programmatischen Ausruf, mit dem Matisse seinen Freund Bonnard am 13. August 1925 grüßte. Die wenigen Worte auf einer Postkarte aus Amsterdam waren der Beginn eines über 20-jährigen Briefwechsels, der von tiefer gegenseitiger Wertschätzung zeugt. Beide verlegten ihren Lebensmittelpunkt aus der Kunstmetropole Paris an die Côte d’Azur und behaupteten von dort ihren Ruf als führende Protagonisten der europäischen Kunstszene. ln der Malereigeschichte werden die Kollegen trotz ihrer markanten zeitlichen Nähe oft zwei entgegengesetzten Strömungen zugerechnet: Bonnard, mit seinem luftigen, lockeren Pinselduktus und dem Einsatz zarter, flirrender Pastellfarben als letzter großer Erbe des Impressionismus; Matisse, mit seinem Interesse an grellen Farben und flächigen, stark konturierten Bildkompositionen als ein weit ins 20. Jahrhundert weisender Pionier der Abstraktion.

In thematisch orientierten Kapiteln widmet sich die Ausstellung der unterschiedlichen künstlerischen Umsetzung von solch zentralen Sujets wie Interieur, Stillleben, Landschaft und Akt. Dabei soll die gemeinsame Präsentation von Matisse und Bonnard das vergleichende Sehen ermöglichen, einen Raum schaffen, in dem Gemeinsamkeiten und Unterschiede zutage treten – ohne dass dies jedoch in einen Wettstreit mündet. Ein solcher würde dem Verhältnis der beiden Künstler zueinander nicht gerecht. „Wenn ich an Sie denke, denke ich an einen von aller überkommenen ästhetischen Konvention befreiten Geist; dies allein gestattet eine direkte Sicht auf die Natur, das größte Glück, das einem Maler widerfahren kann. Dank Ihnen habe ich ein wenig daran teil“, schrieb Bonnard an Matisse im Januar 1940. Welchen Wert Letzterer wiederum dem Urteil seines Freundes beimaß, dokumentiert ein Brief vom November desselben Jahres: „[I]ch müsste jemanden sehen, und Sie sind es, den ich sehen möchte.“ Mit niemand anderem wollte Matisse über seine Bilder sprechen. Selten haben sich zwei Künstler so gut ergänzt.

Ausstellungsrundgang

Ausstellungs-Impression. Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungs-Impression.
Foto: Diether v. Goddenthow

Die Ausstellung erstreckt sich über zwei Etagen und orientiert sich an den Sujets Interieur, Landschaft/Natur, Stillleben sowie Frauenbild/Akt. In einem Prolog widmen sich die ersten Räume im Untergeschoss des Ausstellungshauses der Künstlerfreundschaft der beiden Maler, mit Aufnahmen des Fotografen Henri Cartier-Bresson, Selbstporträts und Werken, die die Künstler voneinander besaßen. Die anschließenden Räume behandeln das Thema Interieur, mit einem Schwerpunkt auf dem Motiv des Fensterbildes, in dem der enge Austausch zwischen den beiden Künstlerfreunden eindringlich zum Vorschein kommt. Herausragende Werke sind hier unter anderem Bonnards Gemälde Die Milchschüssel (um 1919) und Das offene Fenster (1925), beide aus der Tate Modern in London, sowie Matisse’ Großes rotes Interieur (1948) – eines seiner letzten ikonischen Werke in Öl, das vom Centre Pompidou in Paris ausgeliehen wird. Der letzte Raum im Untergeschoss ist dem Briefwechsel der beiden Maler gewidmet, den Besucher in Auswahl in einer szenischen Lesung hören sowie digital vollständig einsehen können.

Im Obergeschoss schließt das Thema Landschaft und Natur an, wobei die lebenslange Faszination der beiden Maler für das Licht und die Atmosphäre der französischen Riviera eine besondere Rolle spielt. Ein Highlight der Ausstellung ist in diesem Zusammenhang Bonnards Die sonnige Terrasse (1939–1946, Privatbesitz). Das aufgrund seines extremen Querformats ungewöhnliche Gemälde zeigt im
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Bildzentrum in leuchtender, fast pinker Farbigkeit eine sich jenseits einer Terrasse erstreckende Gartenlandschaft. Während viele von Bonnards späten Werken direkte Ansichten aus der Umgebung seines Wohnsitzes Le Bosquet zum Thema haben, erinnert das großformatige Werk eher an ein zeitloses Idyll. Matisse war zutiefst beeindruckt, als er das noch unfertige Gemälde im Atelier seines Freundes begutachten konnte. In einem Brief vom Januar 1940 schrieb er ihm: „Ich habe Ihre Arbeit genau in Erinnerung behalten. Nie zuvor habe ich sie als so geschlossen empfunden, und die Dekoration mit der Fläche aus Rosensträuchern sehe ich noch ganz deutlich vor mir, sie gefällt mir sehr.“

Ein weiteres Thema, in dem sich der Dialog zwischen den beiden Malern widerspiegelt, ist das Stillleben. Wie wenige Künstler ihrer Generation blieben Bonnard und Matisse dem über Jahrhunderte tradierten Genre zeit ihres Lebens treu. Aufbauend auf Impulsen von Vorgängern wie Jean Siméon Chardin oder Paul Cézanne forcierten sie die Befreiung der Gattung von der realitätsgetreuen Abbildung von Alltagsgegenständen und nahmen sie als Ausgangspunkt für malerisch radikale Experimente mit Farbe und Form. Zu sehen ist hier unter anderem das Stillleben von Matisse aus dem Städel Museum, Blumen und Keramik (1913) – ein frühes Hauptwerk, das zu den absoluten Publikumslieblingen der Sammlung gehört. Wie ein perfektes Pendant hierzu wirkt der leuchtende Mimosenstrauß (um 1945, Privatbesitz) von Bonnard. Typisch für die oft abstrakt anmutenden Gemälde seines Spätstils, erscheint die Materialität der Farbe selbst als das eigentliche Thema der Komposition, in der die pastos aufgetragenen Nuancen von Gelb und Orange die leuchtenden Blumen mit dem sie umgebenden Interieur verschmelzen lassen.

Bei der Auseinandersetzung mit dem weiblichen Akt entwickelten beide Maler ihr besonderes „Markenzeichen“: Bei Bonnard sind es sinnliche Aktdarstellungen in Bad und Boudoir, bei Matisse verträumte Odalisken, Haremsdamen in exotischem Dekor. In Bonnards Aktdarstellungen steht die Figur seiner Frau Marthe im Vordergrund, die er in über 50 Jahren auf beinahe 400 Gemälden verewigte und selbst nach ihrem Tod weiterhin malte. Immer wieder inszenierte er ihren stets jugendlichen Körper in Badebildern, die von einer traumartigen und häufig befremdlichen Atmosphäre des Rätselhaften durchdrungen sind. Ganz anders die Odaliskendarstellungen von Matisse – Kammerspiele voll flirrender Farbigkeit, in denen er Figur und Raum in Kompositionen lebhafter Ornamentik verzahnt und in denen seine Vision einer Kunst der vollkommenen Harmonie lebhaften Ausdruck fand. Die Ausstellung gibt auch Einblick in den Entstehungsprozess eines Schlüsselwerks von Matisse, Großer liegender Akt. Von Mai bis Oktober 1935 dokumentierte der Künstler mit einer Kamera die Entwicklung dieses Bildes. In den insgesamt 22 Schwarz-Weiß-Fotografien wird sichtbar, wie der Maler wesentliche Elemente der Komposition nach und nach herausgearbeitet hat, indem er sie immer weiter vereinfachte und zunehmend flächiger gestaltete. Das Gemälde gehört zudem zu den allerersten Ölwerken, bei denen Matisse ausgeschnittene Papierstücke als Hilfsmittel verwendete – eine Technik, die für sein spätes OEuvre entscheidend wurde und nach 1948 sein Schaffen an der Leinwand vollständig ablöste. Die vielleicht bekannteste Arbeit, die mithilfe dieser sogenannten Scherenschnitte entstanden ist, ist Matisse’ Künstlerbuch Jazz (1947), das der bunten Welt von Zirkus, Gauklern und Theater gewidmet ist und in der Ausstellung ebenfalls gezeigt wird.

Katalog: Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Prestel Verlag mit 240 Seiten und 208 Farbabbildungen. Mit Beiträgen von Dita Amory, Jenny Graser, Margrit Hahnloser-Ingold, Iris Hasler, Felix Krämer, Elena Schroll, Beate Söntgen und Daniel Zamani. Deutsche / englische Ausgabe, 39,90 Euro (Museumsausgabe).
Begleitheft: Zur Ausstellung erscheint ein Begleitheft in deutscher Sprache, 7,50 Euro.

Information: www.staedelmuseum.de, info@staedelmuseum.de,
Telefon +49(0)69-605098-200, Fax +49(0)69-605098-112
Besucherdienst: Telefon +49(0)69-605098-232, besucherdienst@staedelmuseum.de
Ort: Städel Museum, Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt am Main

Öffnungszeiten: Di, Mi, Sa, So + Feiertage 10.00–18.00 Uhr, Do + Fr 10.00–21.00 Uhr, montags geschlossen.

Sonderöffnungszeiten: Di, 3.10., Di, 31.10., Mo, 25., Di, 26.12.; Mo, 8.1.18: 10.00–18.00 Uhr; Mo, 1.1.18: 11.00–18.00 Uhr; geschlossen: So, 24.12., So, 31.12.

Eintritt: 14 Euro, ermäßigt 12 Euro; Sa, So, Feiertage: 16 Euro, ermäßigt 14 Euro; Familienkarte 24 Euro; freier Eintritt für Kinder unter 12 Jahren; Gruppen ab 10 regulär zahlenden Personen: ermäßigter Eintrittspreis pro Person. Für Gruppen ist vorab eine frühzeitige Anmeldung unter Telefon +49(0)69-605098-200 oder info@staedelmuseum.de erforderlich.
Kartenvorverkauf unter: tickets.staedelmuseum.de.
Für Mitglieder des Städelschen Museums-Vereins ist der Eintritt in die Sonderausstellung frei.

Überblicksführungen durch die Ausstellung: Di, 15.00 Uhr; Mi, 13.00 Uhr; Do, 18.00 Uhr; Fr, 19.00 Uhr; Sa, 16.00 Uhr und So, 12.00 Uhr. An allen Feiertagen (3.10., 31.10., 25.12, 26.12., 1.1.) sowie am 8.1. finden die Führungen jeweils um 16.00 Uhr statt. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Tickets für die Führungen sind für 5 Euro ab zwei Stunden vor Führungsbeginn an der Kasse erhältlich. Im Online-Shop ist ein Kontingent an Tickets für Überblickführungen gemeinsam mit dem Eintritt zum Vorteilspreis von 18 Euro erhältlich: tickets.staedelmuseum.de.

Städel App und Audiotour: Die Audiotour führt in deutscher und englischer Sprache durch die Ausstellung. Die deutsche Audiotour wird von der Schauspielerin Sophie Rois gesprochen und kann bequem von zu Hause auf die Städel App geladen werden. Die Städel App ist kostenfrei im Android und Apple Store verfügbar, der In-App-Kauf für gängige IOS und Android Smartphones kostet 1 Euro: http://www.staedelmuseum.de/de/angebote/staedel-app. Vor Ort im Museum kann der Audioguide zu einem Preis von 4 Euro (7 Euro für zwei Audioguides) ausgeliehen werden. Die Audiotour wird unterstützt von der Georg und Franziska Speyer’schen Hochschulstiftung.

Digitorial: Das Digitorial wird durch die Aventis Foundation ermöglicht. Es ist ab 30. August abrufbar unter matissebonnard.staedelmuseum.de.

Social Media: Das Städel Museum kommuniziert die Ausstellung in den sozialen Medien mit den Hashtags #MatisseBonnard und #Staedel

Die 6 Finalisten für den Deutschen Buchpreis 2017 stehen fest

Shortlist2(c)Gass-BoersenveDeutscher Buchpreis 2017: Sechs Romane im Finale. Die Jury hat sechs Romane für die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2017 ausgewählt:

  • Gerhard Falkner: Romeo oder Julia (Berlin Verlag, September 2017)
  • Franzobel: Das Floß der Medusa (Paul Zsolnay, Januar 2017)
  • Thomas Lehr: Schlafende Sonne (Carl Hanser, August 2017)
  • Robert Menasse: Die Hauptstadt (Suhrkamp, September 2017)
  • Marion Poschmann: Die Kieferninseln (Suhrkamp, September 2017)
  • Sasha Marianna Salzmann: Außer sich (Suhrkamp, September 2017)

„Angesichts unserer Endlichkeit seien wir verpflichtet, kühn zu denken, hat Imre Kertész einmal geschrieben. Kühnes Denken: das ist es, was die Texte der Shortlist miteinander verbindet – bei aller thematischen und ästhetischen Unterschiedlichkeit. Allen gemeinsam ist das Bewusstsein, dass ernsthaftes literarisches Tun immer auch ein Brechen mit herrschenden Ordnungen im Sprechen, Denken und Fühlen bedeutet. Thematisch ist es die Frage danach, wer ‚wir‘ sind und wer ‚wir‘ sein wollen, die viele der Texte zusammenhält – womit auch Europa auf den Plan kommt. Und es besteht nach der Lektüre kein Zweifel: die Idee Europa, sie steht immer, im Besonderen gegenwärtig, auf dem Spiel, und es ist an uns Zeitgenossen, verantwortlich, und das heißt auch kühn, zu handeln“, sagt Katja Gasser (Österreichischer Rundfunk), Sprecherin der Jury des Deutschen Buchpreises 2017.

Die sieben Jurymitglieder haben seit Ausschreibungsbeginn 200 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2016 und dem 12. September 2017 erschienen sind.

Der Jury für den Deutschen Buchpreis 2017 gehören neben Katja Gasser an: Silke Behl (Radio Bremen), Mara Delius (Die Welt), Christian Dunker (autorenbuchhandlung berlin), Maria Gazzetti (Casa di Goethe, Rom), Tobias Lehmkuhl (freier Kritiker, Berlin) und Lothar Schröder (Rheinische Post).

Mit dem Deutschen Buchpreis 2017 zeichnet die Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung den deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Der Preisträger oder die Preisträgerin erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalistinnen und Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro. Die Preisverleihung findet am 9. Oktober 2017 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt.

Der Deutsche Buchpreis wird von der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung vergeben. Förderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland.

Weitere Infos: Deutscher Buchpreis

Deutsches Romantik-Museum Frankfurt feiert Richtfest – Einzigartig und wichtig für Europa

Ein neues Ensemble der Romantik und Klassik entsteht: Der eingerüstete Rohbau des Romantik Museums, das angrenzende Goethe-Haus und das Goethe-Museum Im Hirschgraben, Frankfurt. Foto: Diether v. Goddenthow
Ein neues Ensemble der Romantik und Klassik entsteht: Der eingerüstete Rohbau des Romantik Museums, das angrenzende Goethe-Haus und das Goethe-Museum Im Hirschgraben, Frankfurt. Rechts die Festgesellschaft wartet auf den Zimmermanns-Spruch zum Richtfest. Foto: Diether v. Goddenthow

Gemeinsam mit dem hessischen Kunst- und Kulturminister Boris Rhein, dem Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt Peter Feldmann, der Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig sowie Vertretern aus dem Kreis der Spender und Handwerker feierte das Freie Deutsche Hochstift Frankfurt am 11. September 2017  Richtfest des Deutschen Romantik-Museums. Der 

Hervorragend für eine so internationalen Stadt wie Frankfurt

Oberbürgermeister Peter Feldmann. Foto: Diether v. Goddenthow
Oberbürgermeister Peter Feldmann. Foto: Diether v. Goddenthow

Oberbürgermeister Peter Feldmann eröffnete den Reigen der Grußwortredner und lobte das Freie Deutsche Hochstift, dem es in den vergangenen Jahren nicht nur gelungen sei, die Debatte zum Thema Romantik in der Frankfurter Region anzustoßen. Es habe sich auch dafür eingesetzt, dass das Brentanohaus in Oestrich-Winkel, einem einstigen Zentrum der Romantik, vom Land Hessen übernommen wird, und damit auch für die Öffentlichkeit gerettet wurde, womit es „unserer Stadt Frankfurt noch nähergekommen“ sei. Mit dem Deutschen Romantik-Museum entstehe „hier ein Museums-Ensemble am Großen Hirschgraben im Herzen der Stadt. Goethe-Haus und Romantik-Museum werden eine Einheit bilden, die einen umfassenden Blick in diese bis heute prägende Zeit des Umbruchs geben und ein umfassendes Verständnis für die in Kunst, Literatur, Kultur, und auch in den Wissenschaften bedeutende Epoche zwischen Mitte des 18. und der Mitte des 19. Jahrhunderts ermöglichen.“, so der Oberbürgermeister
Goethe und die Romantik gehörten nicht nur aus der internationalen Perspektive zusammen. „Die Aufgabe des neuen Museums wird es zusätzlich sein, die vielgestaltige, von Grenzüberschreitung geprägte Epoche der Romantik und ihre Rolle für Europa zu reflektieren.“, sagte Peter Feldmann und fügte hinzu: „Gerade in eine so internationalen Stadt wie Frankfurt, die seit jeher offen für das Neue, offen für das Fremde war und ist, wird das Romantik-Museum hervorragend passen.“ Schließlich werde das Museum an die bedeutenden politischen Umbrüche jener Zeit in dieser Stadt erinnern, so der Oberbürgermeister.

Ein zentraler Knotenpunkt für  zahlreiche Erinnerungsstätten

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein. Foto: Diether v. Goddenthow
Kunst- und Kulturminister Boris Rhein. Foto: Diether v. Goddenthow

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein skizzierte in seinem Grußwort eine künftige Romantik-Route vom Deutschen Romantikmuseum über das Brentano-Haus bis zum Osteiner Park am Niederwalddenkmal oberhalb von Rüdesheim. 1764 von Johann Friedrich Karl Maximilian von Ostein erschlossen, ist dieser –zwischen 2014 bis 2016 revitalisierte – Landschaftspark mit Eremitage, künstlicher Ruine, Zauberhöhle und diversen Blickachsen die früheste romantische Parkanlage Deutschlands. Dieser Ikone der Rheinromantik verdankten alle Autoren der Rheinromantik, die am Rhein und Main geboren beziehungsweise aufgewachsen sind, entscheidende Anregungen für ihr Werk, erklärte Kunst- und Kulturminister Boris Rhein.
Mit dem Bau des Deutschen Romantik-Museums würde ein Ort geschaffen, in dem frei nach Novalis Imperativ, „Die Welt müsse romantisiert werden“, Romantik gelebt und verwirklicht werden könne. Insoweit würde das Romantik-Museum im romantischen Hessen zu einem zentralen Knotenpunkt für seine zahlreichen Erinnerungsstätten, so der Kunst- und Kulturminister. „Zudem entsteht mit der direkten Nachbarschaft zum Goethe-Haus und Goethe-Museum die Chance auf einen einzigartigen kulturellen Dialog zwischen Goethe und der Romantik. Daher unterstützen wir dieses Projekt tatkräftig. Ich wünsche dem Projekt zum Richtfest, dass die Arbeiten weiterhin gut vorangehen und hier künftig viele neugierige Besucherinnen und Besucher die Welt der Romantik entdecken werden.“, sagte Minister Boris Rhein.

Ein europäischer Geist der Romantik ist gerade in diesen Zeiten wie diesen wichtig

Dr. Ina Hartwig,  Sozialdezernentin der Stadt Frankfurt. Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Ina Hartwig, Sozialdezernentin der Stadt Frankfurt. Foto: Diether v. Goddenthow

Dr. Ina Hartwig, Sozialdezernentin der Stadt Frankfurt, ist sich sicher, dass „das ehrgeizige Projekt eines Museums der Romantik, so wie es jetzt geplant wird, weltweit einmalig ist und für die bundesdeutsche Museumslandschaft ein Meilenstein sein wird“. Der Beginn sei zwar mit den ganzen Auseinandersetzungen stockend gewesen, was aber gut für das Projekt gewesen sei: „So konnten nämlich die Idee und das Konzept so geschärft werden, dass das Projekt heute etwas geradezu Zwingendes aufweist“, so Dr.Ina Hartwig. Frankfurt sei der richtige Ort, „denn die Bewegung der Romantik ist ja aufs Engste mit Goethe verknüpft. Darüber hinaus liegen in den Magazinen des Freien Deutschen Hochstifts auf eine mehr als hundertjährige Sammlungstätigkeit zurückgehende Romantik-Schätze – Handschriften von Clemens Brentano, Novalis, den Brüdern Schlegel, Tieck, Eichendorff, aber auch so bekannt Gemälde wie Caspar David Friedrichs Abendstern, Bilder von Carus und Graphiken von Philipp Otto Runge. Sie alle werden endlich einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sein“, ging die Sozialdezernentin ins Detail.

„Der Nachtmahr“ aus dem Jahr 1790 (Frankfurter Goethe-Museum) das Sinnbild der schwarzen Romantik, von Johann Heinrich Füssli, wird im Deutschen Romantik Museum eine neue adäquate Heimat finden. Foto: © Frankfurter Goethe-Haus – Freies Deutsches Hochstift
„Der Nachtmahr“ aus dem Jahr 1790 (Frankfurter Goethe-Museum) das Sinnbild der schwarzen Romantik, von Johann Heinrich Füssli, wird im Deutschen Romantik Museum eine neue adäquate Heimat finden. Foto: © Frankfurter Goethe-Haus – Freies Deutsches Hochstift

Natürlich wäre es immer ein große Herausforderung, die Romantik entsprechend auszustellen. Denn die Romantik habe immer nach innen geschaut, und habe die Seele nach der Aufklärung neu ausgelotet, habe die Vernunft noch einmal übertreten und eben das Romantische, das Poetische gesucht, jedoch basierend auf der Aufklärung. Insofern sei die Romantik eine äußerst interessante und durchaus ambivalente Epoche in der Geistesgeschichte Deutschlands, so Dr. Ina Hartwig und unterstrich: „Die Romantik ist speziell eine deutsche geistige Strömung. Wir können sie in der gegenwärtigen Ausstellung über August Wilhelm Schlegel wunderbar sehen, die im Übrigen auch eine Art Testlauf für das Romantik-Museum sein wird, in der auch die Romantik bereits ganz hervorragend aus der Gegenwart heraus aufgefächert und gedeutet wird.“ Man sähe in dieser Ausstellung über August Friedrich Schlegel, „was die Romantik auch für uns Heutige geleistet hat: Ohne die Romantik würden wir nicht so leben, wie wir heute leben. Ohne die Romantik hätte es keine Wohngemeinschaften gegeben. Ohne die Romantik hätte es keine Mobilität gegeben.“ sagte die Kulturdezernentin und fügte ein wenig augenzwinkernd, aber durchaus ernst gemeint hinzu: “Ohne die Romantik hätten wir nicht begriffen, dass starke Frauen, intelligente Frauen, auch im Leben dazugehören. Die Romantik hat uns wirklich!“
Die Romantik sei deutschlandweit ganz wichtig, „und der europäische Geist der Romantik ist gerade in diesen Zeiten, wo Europa es so schwer hat, sich darzustellen als geschlossene Einheit, sehr wichtig, um sich auf die Romantik – auch als europäische Bewegung – wieder zu beziehen“, sagte Dr. Ina Hartwig.

Ein Stück Identität 

Architekt Prof. Christoph Mäckler. Foto: Diether v. Goddenthow
Architekt Prof. Christoph Mäckler. Foto: Diether v. Goddenthow

Architekt Prof. Christoph Mäckler lobte die Handwerkskunst von vor 300 Jahren am Beispiel der „Stein-auf-Stein“ gemauerten, im Krieg stehengebliebenen, im neuen Museum sichtbar bleibende Brandmauer zum Goethehaus. Der Wert guter Handwerksarbeit sei eine entscheidende Grundvoraussetzung für die Entstehung eines solchen Museums. Er dankte den Handwerkern für ihre bisher großartige Leistung und sagte auf das im Bau befindliche Museum gemünzt: „Identität entsteht an diesem Ort durch historische Kontinuität. Deshalb reagiert das neue Museum nach außen auf die Kleinteiligkeit am Großen Hirschgraben, während es in seinem Inneren den Geist der Romantik in die Zukunft trägt.“

Innenausbau beginnt – Eröffnung 2020

Im Erdgeschoss stehen 400 Quadratmeter für Wechselausstellungen zur Verfügung, in den oberen und seitlichen Bereichen rund 1200 Quadratmeter für die Dauerausstellung. Foto: Diether v. Goddenthow
Im Erdgeschoss stehen 400 Quadratmeter für Wechselausstellungen zur Verfügung, in den oberen und seitlichen Bereichen rund 1200 Quadratmeter für die Dauerausstellung. Foto: Diether v. Goddenthow

Die Museographie konnte nach Abschluss der öffentlichen Ausschreibung im Herbst 2016 an die Arbeitsgemeinschaft der renommierten Architekten und Ausstellungsgestalter Bach Dolder + KatzKaiser (Köln / Darmstadt) vergeben werden, die bundesweit zahlreiche Ausstellungen in namhaften Häusern gestaltet haben; darunter in Frankfurt das Städelmuseum, das Jüdische Museum und das Goethehaus. Das Büro KatzKaiser wurde überdies durch die Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle, am neuen Sitz der Europäischen Zentralbank, bekannt.

Die Eröffnung des Museumserweiterungsbaus ist für das Frühjahr 2020 vorgesehen. Die Finanzierung des Deutschen Romantik-Museums verteilt sich mit jeweils vier Millionen Euro auf Bund und Land, 1,8 Millionen kommen von der Stadt Frankfurt, die auch das Grundstück zur Verfügung stellt, und über 6 Millionen von privaten Spendern. Zu den maßgeblichen Förderern zählen die Deutsche Bank AG und die Ernst Max von Grunelius-Stiftung sowie der Kölner Galerist Karsten Greve, die Stiftung Polytechnische Gesellschaft, der Kulturfonds Frankfurt RheinMain und die Wüstenrot Stiftung. Dazu kommen mehr als 1.200 Privatspender.
Der Vorsitzende des Verwaltungsausschusses des Freien Deutschen Hochstifts, Carl-L. von Boehm-Bezing, dankte Bund, Land und Stadt sowie nicht zuletzt den privaten Geldgebern und Stiftungen für ihre großartige Unterstützung. „Nur mit den Spenden zahlreicher Bürger und Bürgerinnen aus Frankfurt und weit darüber hinaus ist es gelungen, die Mittel zusammenzutragen, die zur Ergänzung der Förderung durch unsere institutionellen Zuwendungsgeber erforderlich wurden. Das erfolgreiche Zusammenspiel von privaten Geldgebern und öffentlicher Hand hat die Realisierung des Deutschen Romantik-Museums erst ermöglicht.“

v.l.n.r.:  Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt (Stiftung Polytechnisches Gesellschaft), Frank Junker (Vorsitzender der Geschäftsführung der ABG Frankfurt Holding), Prof. Christoph Mäckler (ausführender Architekt), Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken (Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts), Peter Feldmann (Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main), Dr. Ina Hartwig (Kulturdezernentin), Carl-L. von Boehm-Bezing (Vorsitzender des Verwaltungsausschuss des Freien Deutschen Hochstifts), Dr. h.c. Petra Roth (Oberbürgermeisterin a.D. und Ehrenbürgerin der Stadt Frankfurt), Boris Rhein (Hessischer Minister für Wissenschaft und Kunst), Friedrich von Metzler, Bankier, Sandra Paul (Ernst Max von Grunelius-Stiftung) Foto: Diether v. Goddenthow
v.l.n.r.: Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt (Stiftung Polytechnisches Gesellschaft), Frank Junker (Vorsitzender der Geschäftsführung der ABG Frankfurt Holding), Prof. Christoph Mäckler (ausführender Architekt), Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken (Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts), Peter Feldmann (Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main), Dr. Ina Hartwig (Kulturdezernentin), Carl-L. von Boehm-Bezing (Vorsitzender des Verwaltungsausschuss des Freien Deutschen Hochstifts), Dr. h.c. Petra Roth (Oberbürgermeisterin a.D. und Ehrenbürgerin der Stadt Frankfurt), Boris Rhein (Hessischer Minister für Wissenschaft und Kunst), Friedrich von Metzler, Bankier, Sandra Paul (Ernst Max von Grunelius-Stiftung) Foto: Diether v. Goddenthow

Im Projektareal Goethehöfe entstehen auch 28 Wohnungen

Auf dem Projektareal werden unter dem Titel „Goethehöfe“ neben dem Deutschen Romantik-Museum 28 Wohnungen (4.900m2 BGF) und ein Café entstehen. Der bestehende Cantate-Saal (1.600m2 BGF) wird für die Fliegende Volksbühne umgebaut und saniert. Verantwortlich für den Städtebau des Gesamtensembles ist das Büro Michael A. Landes – Landes & Partner Architekten. Die Planung des Projektes „Goethehöfe“ (Cantate-Saal, Café und Wohnbebauung) erfolgt durch das Büro Michael A. Landes – Landes & Partner Architekten im Auftrag der Frankfurter Aufbau AG und für das Deutsche Romantik-Museum (3.200m2 BGF) durch das Büro Christoph Mäckler Architekten im Auftrag der ABG FRANKFURT HOLDING. Die Fertigstellung ist für Ende 2018 vorgesehen.

Bauherr für das Projekt ist die ABG FRANKFURT HOLDING. „Wir freuen uns als Immobilienkonzern den Bau dieses für Frankfurt wichtigen Museums termingerecht und im Kostenrahmen umzusetzen und damit einen Beitrag zur Stadtentwicklung zu leisten“, sagte ABG-Geschäftsführer Frank Junker.

Tag der offenen Tür am 30. September 2017

Am Samstag, 30. September, 10 bis 18 Uhr, veranstaltet das Freie Deutsche Hochstift anlässlich des Richtfestes für das Deutsche Romantik-Museum einen Tag der offenen Tür. Unter dem Motto „ Mit Goethe auf dem Weg zum Deutschen Romantik-Museum“ erwartet die Besucherinnen und Besucher ein vielfältiges Sonderprogramm im Goethe-Haus und -Museum. Der Eintritt ist frei.

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