Deutsches Romantik-Museum Frankfurt feiert Richtfest – Einzigartig und wichtig für Europa

Ein neues Ensemble der Romantik und Klassik entsteht: Der eingerüstete Rohbau des Romantik Museums, das angrenzende Goethe-Haus und das Goethe-Museum Im Hirschgraben, Frankfurt. Foto: Diether v. Goddenthow
Ein neues Ensemble der Romantik und Klassik entsteht: Der eingerüstete Rohbau des Romantik Museums, das angrenzende Goethe-Haus und das Goethe-Museum Im Hirschgraben, Frankfurt. Rechts die Festgesellschaft wartet auf den Zimmermanns-Spruch zum Richtfest. Foto: Diether v. Goddenthow

Gemeinsam mit dem hessischen Kunst- und Kulturminister Boris Rhein, dem Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt Peter Feldmann, der Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig sowie Vertretern aus dem Kreis der Spender und Handwerker feierte das Freie Deutsche Hochstift Frankfurt am 11. September 2017  Richtfest des Deutschen Romantik-Museums. Der 

Hervorragend für eine so internationalen Stadt wie Frankfurt

Oberbürgermeister Peter Feldmann. Foto: Diether v. Goddenthow
Oberbürgermeister Peter Feldmann. Foto: Diether v. Goddenthow

Oberbürgermeister Peter Feldmann eröffnete den Reigen der Grußwortredner und lobte das Freie Deutsche Hochstift, dem es in den vergangenen Jahren nicht nur gelungen sei, die Debatte zum Thema Romantik in der Frankfurter Region anzustoßen. Es habe sich auch dafür eingesetzt, dass das Brentanohaus in Oestrich-Winkel, einem einstigen Zentrum der Romantik, vom Land Hessen übernommen wird, und damit auch für die Öffentlichkeit gerettet wurde, womit es „unserer Stadt Frankfurt noch nähergekommen“ sei. Mit dem Deutschen Romantik-Museum entstehe „hier ein Museums-Ensemble am Großen Hirschgraben im Herzen der Stadt. Goethe-Haus und Romantik-Museum werden eine Einheit bilden, die einen umfassenden Blick in diese bis heute prägende Zeit des Umbruchs geben und ein umfassendes Verständnis für die in Kunst, Literatur, Kultur, und auch in den Wissenschaften bedeutende Epoche zwischen Mitte des 18. und der Mitte des 19. Jahrhunderts ermöglichen.“, so der Oberbürgermeister
Goethe und die Romantik gehörten nicht nur aus der internationalen Perspektive zusammen. „Die Aufgabe des neuen Museums wird es zusätzlich sein, die vielgestaltige, von Grenzüberschreitung geprägte Epoche der Romantik und ihre Rolle für Europa zu reflektieren.“, sagte Peter Feldmann und fügte hinzu: „Gerade in eine so internationalen Stadt wie Frankfurt, die seit jeher offen für das Neue, offen für das Fremde war und ist, wird das Romantik-Museum hervorragend passen.“ Schließlich werde das Museum an die bedeutenden politischen Umbrüche jener Zeit in dieser Stadt erinnern, so der Oberbürgermeister.

Ein zentraler Knotenpunkt für  zahlreiche Erinnerungsstätten

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein. Foto: Diether v. Goddenthow
Kunst- und Kulturminister Boris Rhein. Foto: Diether v. Goddenthow

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein skizzierte in seinem Grußwort eine künftige Romantik-Route vom Deutschen Romantikmuseum über das Brentano-Haus bis zum Osteiner Park am Niederwalddenkmal oberhalb von Rüdesheim. 1764 von Johann Friedrich Karl Maximilian von Ostein erschlossen, ist dieser –zwischen 2014 bis 2016 revitalisierte – Landschaftspark mit Eremitage, künstlicher Ruine, Zauberhöhle und diversen Blickachsen die früheste romantische Parkanlage Deutschlands. Dieser Ikone der Rheinromantik verdankten alle Autoren der Rheinromantik, die am Rhein und Main geboren beziehungsweise aufgewachsen sind, entscheidende Anregungen für ihr Werk, erklärte Kunst- und Kulturminister Boris Rhein.
Mit dem Bau des Deutschen Romantik-Museums würde ein Ort geschaffen, in dem frei nach Novalis Imperativ, „Die Welt müsse romantisiert werden“, Romantik gelebt und verwirklicht werden könne. Insoweit würde das Romantik-Museum im romantischen Hessen zu einem zentralen Knotenpunkt für seine zahlreichen Erinnerungsstätten, so der Kunst- und Kulturminister. „Zudem entsteht mit der direkten Nachbarschaft zum Goethe-Haus und Goethe-Museum die Chance auf einen einzigartigen kulturellen Dialog zwischen Goethe und der Romantik. Daher unterstützen wir dieses Projekt tatkräftig. Ich wünsche dem Projekt zum Richtfest, dass die Arbeiten weiterhin gut vorangehen und hier künftig viele neugierige Besucherinnen und Besucher die Welt der Romantik entdecken werden.“, sagte Minister Boris Rhein.

Ein europäischer Geist der Romantik ist gerade in diesen Zeiten wie diesen wichtig

Dr. Ina Hartwig,  Sozialdezernentin der Stadt Frankfurt. Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Ina Hartwig, Sozialdezernentin der Stadt Frankfurt. Foto: Diether v. Goddenthow

Dr. Ina Hartwig, Sozialdezernentin der Stadt Frankfurt, ist sich sicher, dass „das ehrgeizige Projekt eines Museums der Romantik, so wie es jetzt geplant wird, weltweit einmalig ist und für die bundesdeutsche Museumslandschaft ein Meilenstein sein wird“. Der Beginn sei zwar mit den ganzen Auseinandersetzungen stockend gewesen, was aber gut für das Projekt gewesen sei: „So konnten nämlich die Idee und das Konzept so geschärft werden, dass das Projekt heute etwas geradezu Zwingendes aufweist“, so Dr.Ina Hartwig. Frankfurt sei der richtige Ort, „denn die Bewegung der Romantik ist ja aufs Engste mit Goethe verknüpft. Darüber hinaus liegen in den Magazinen des Freien Deutschen Hochstifts auf eine mehr als hundertjährige Sammlungstätigkeit zurückgehende Romantik-Schätze – Handschriften von Clemens Brentano, Novalis, den Brüdern Schlegel, Tieck, Eichendorff, aber auch so bekannt Gemälde wie Caspar David Friedrichs Abendstern, Bilder von Carus und Graphiken von Philipp Otto Runge. Sie alle werden endlich einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sein“, ging die Sozialdezernentin ins Detail.

„Der Nachtmahr“ aus dem Jahr 1790 (Frankfurter Goethe-Museum) das Sinnbild der schwarzen Romantik, von Johann Heinrich Füssli, wird im Deutschen Romantik Museum eine neue adäquate Heimat finden. Foto: © Frankfurter Goethe-Haus – Freies Deutsches Hochstift
„Der Nachtmahr“ aus dem Jahr 1790 (Frankfurter Goethe-Museum) das Sinnbild der schwarzen Romantik, von Johann Heinrich Füssli, wird im Deutschen Romantik Museum eine neue adäquate Heimat finden. Foto: © Frankfurter Goethe-Haus – Freies Deutsches Hochstift

Natürlich wäre es immer ein große Herausforderung, die Romantik entsprechend auszustellen. Denn die Romantik habe immer nach innen geschaut, und habe die Seele nach der Aufklärung neu ausgelotet, habe die Vernunft noch einmal übertreten und eben das Romantische, das Poetische gesucht, jedoch basierend auf der Aufklärung. Insofern sei die Romantik eine äußerst interessante und durchaus ambivalente Epoche in der Geistesgeschichte Deutschlands, so Dr. Ina Hartwig und unterstrich: „Die Romantik ist speziell eine deutsche geistige Strömung. Wir können sie in der gegenwärtigen Ausstellung über August Wilhelm Schlegel wunderbar sehen, die im Übrigen auch eine Art Testlauf für das Romantik-Museum sein wird, in der auch die Romantik bereits ganz hervorragend aus der Gegenwart heraus aufgefächert und gedeutet wird.“ Man sähe in dieser Ausstellung über August Friedrich Schlegel, „was die Romantik auch für uns Heutige geleistet hat: Ohne die Romantik würden wir nicht so leben, wie wir heute leben. Ohne die Romantik hätte es keine Wohngemeinschaften gegeben. Ohne die Romantik hätte es keine Mobilität gegeben.“ sagte die Kulturdezernentin und fügte ein wenig augenzwinkernd, aber durchaus ernst gemeint hinzu: “Ohne die Romantik hätten wir nicht begriffen, dass starke Frauen, intelligente Frauen, auch im Leben dazugehören. Die Romantik hat uns wirklich!“
Die Romantik sei deutschlandweit ganz wichtig, „und der europäische Geist der Romantik ist gerade in diesen Zeiten, wo Europa es so schwer hat, sich darzustellen als geschlossene Einheit, sehr wichtig, um sich auf die Romantik – auch als europäische Bewegung – wieder zu beziehen“, sagte Dr. Ina Hartwig.

Ein Stück Identität 

Architekt Prof. Christoph Mäckler. Foto: Diether v. Goddenthow
Architekt Prof. Christoph Mäckler. Foto: Diether v. Goddenthow

Architekt Prof. Christoph Mäckler lobte die Handwerkskunst von vor 300 Jahren am Beispiel der „Stein-auf-Stein“ gemauerten, im Krieg stehengebliebenen, im neuen Museum sichtbar bleibende Brandmauer zum Goethehaus. Der Wert guter Handwerksarbeit sei eine entscheidende Grundvoraussetzung für die Entstehung eines solchen Museums. Er dankte den Handwerkern für ihre bisher großartige Leistung und sagte auf das im Bau befindliche Museum gemünzt: „Identität entsteht an diesem Ort durch historische Kontinuität. Deshalb reagiert das neue Museum nach außen auf die Kleinteiligkeit am Großen Hirschgraben, während es in seinem Inneren den Geist der Romantik in die Zukunft trägt.“

Innenausbau beginnt – Eröffnung 2020

Im Erdgeschoss stehen 400 Quadratmeter für Wechselausstellungen zur Verfügung, in den oberen und seitlichen Bereichen rund 1200 Quadratmeter für die Dauerausstellung. Foto: Diether v. Goddenthow
Im Erdgeschoss stehen 400 Quadratmeter für Wechselausstellungen zur Verfügung, in den oberen und seitlichen Bereichen rund 1200 Quadratmeter für die Dauerausstellung. Foto: Diether v. Goddenthow

Die Museographie konnte nach Abschluss der öffentlichen Ausschreibung im Herbst 2016 an die Arbeitsgemeinschaft der renommierten Architekten und Ausstellungsgestalter Bach Dolder + KatzKaiser (Köln / Darmstadt) vergeben werden, die bundesweit zahlreiche Ausstellungen in namhaften Häusern gestaltet haben; darunter in Frankfurt das Städelmuseum, das Jüdische Museum und das Goethehaus. Das Büro KatzKaiser wurde überdies durch die Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle, am neuen Sitz der Europäischen Zentralbank, bekannt.

Die Eröffnung des Museumserweiterungsbaus ist für das Frühjahr 2020 vorgesehen. Die Finanzierung des Deutschen Romantik-Museums verteilt sich mit jeweils vier Millionen Euro auf Bund und Land, 1,8 Millionen kommen von der Stadt Frankfurt, die auch das Grundstück zur Verfügung stellt, und über 6 Millionen von privaten Spendern. Zu den maßgeblichen Förderern zählen die Deutsche Bank AG und die Ernst Max von Grunelius-Stiftung sowie der Kölner Galerist Karsten Greve, die Stiftung Polytechnische Gesellschaft, der Kulturfonds Frankfurt RheinMain und die Wüstenrot Stiftung. Dazu kommen mehr als 1.200 Privatspender.
Der Vorsitzende des Verwaltungsausschusses des Freien Deutschen Hochstifts, Carl-L. von Boehm-Bezing, dankte Bund, Land und Stadt sowie nicht zuletzt den privaten Geldgebern und Stiftungen für ihre großartige Unterstützung. „Nur mit den Spenden zahlreicher Bürger und Bürgerinnen aus Frankfurt und weit darüber hinaus ist es gelungen, die Mittel zusammenzutragen, die zur Ergänzung der Förderung durch unsere institutionellen Zuwendungsgeber erforderlich wurden. Das erfolgreiche Zusammenspiel von privaten Geldgebern und öffentlicher Hand hat die Realisierung des Deutschen Romantik-Museums erst ermöglicht.“

v.l.n.r.:  Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt (Stiftung Polytechnisches Gesellschaft), Frank Junker (Vorsitzender der Geschäftsführung der ABG Frankfurt Holding), Prof. Christoph Mäckler (ausführender Architekt), Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken (Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts), Peter Feldmann (Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main), Dr. Ina Hartwig (Kulturdezernentin), Carl-L. von Boehm-Bezing (Vorsitzender des Verwaltungsausschuss des Freien Deutschen Hochstifts), Dr. h.c. Petra Roth (Oberbürgermeisterin a.D. und Ehrenbürgerin der Stadt Frankfurt), Boris Rhein (Hessischer Minister für Wissenschaft und Kunst), Friedrich von Metzler, Bankier, Sandra Paul (Ernst Max von Grunelius-Stiftung) Foto: Diether v. Goddenthow
v.l.n.r.: Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt (Stiftung Polytechnisches Gesellschaft), Frank Junker (Vorsitzender der Geschäftsführung der ABG Frankfurt Holding), Prof. Christoph Mäckler (ausführender Architekt), Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken (Direktorin des Freien Deutschen Hochstifts), Peter Feldmann (Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main), Dr. Ina Hartwig (Kulturdezernentin), Carl-L. von Boehm-Bezing (Vorsitzender des Verwaltungsausschuss des Freien Deutschen Hochstifts), Dr. h.c. Petra Roth (Oberbürgermeisterin a.D. und Ehrenbürgerin der Stadt Frankfurt), Boris Rhein (Hessischer Minister für Wissenschaft und Kunst), Friedrich von Metzler, Bankier, Sandra Paul (Ernst Max von Grunelius-Stiftung) Foto: Diether v. Goddenthow

Im Projektareal Goethehöfe entstehen auch 28 Wohnungen

Auf dem Projektareal werden unter dem Titel „Goethehöfe“ neben dem Deutschen Romantik-Museum 28 Wohnungen (4.900m2 BGF) und ein Café entstehen. Der bestehende Cantate-Saal (1.600m2 BGF) wird für die Fliegende Volksbühne umgebaut und saniert. Verantwortlich für den Städtebau des Gesamtensembles ist das Büro Michael A. Landes – Landes & Partner Architekten. Die Planung des Projektes „Goethehöfe“ (Cantate-Saal, Café und Wohnbebauung) erfolgt durch das Büro Michael A. Landes – Landes & Partner Architekten im Auftrag der Frankfurter Aufbau AG und für das Deutsche Romantik-Museum (3.200m2 BGF) durch das Büro Christoph Mäckler Architekten im Auftrag der ABG FRANKFURT HOLDING. Die Fertigstellung ist für Ende 2018 vorgesehen.

Bauherr für das Projekt ist die ABG FRANKFURT HOLDING. „Wir freuen uns als Immobilienkonzern den Bau dieses für Frankfurt wichtigen Museums termingerecht und im Kostenrahmen umzusetzen und damit einen Beitrag zur Stadtentwicklung zu leisten“, sagte ABG-Geschäftsführer Frank Junker.

Tag der offenen Tür am 30. September 2017

Am Samstag, 30. September, 10 bis 18 Uhr, veranstaltet das Freie Deutsche Hochstift anlässlich des Richtfestes für das Deutsche Romantik-Museum einen Tag der offenen Tür. Unter dem Motto „ Mit Goethe auf dem Weg zum Deutschen Romantik-Museum“ erwartet die Besucherinnen und Besucher ein vielfältiges Sonderprogramm im Goethe-Haus und -Museum. Der Eintritt ist frei.