Kategorie-Archiv: Museum Wiesbaden

Kunst-Mäzen Ferdinand Wolfgang Neess von Ministerpräsident Volker Bouffier mit derGeorg August Zinn-Medaille ausgezeichnet

Danielle Neess, Ferdinand Wolfgang Neess, Familienmitglied und Ministerpräsident Volker Bouffier. © Foto: Diether v Goddenthow
Danielle Neess, Mäzen Ferdinand Wolfgang Neess, Familienmitglied und Ministerpräsident Volker Bouffier. © Foto: Diether v Goddenthow

Während einer Feierstunde im Hessischen Landesmuseum Wiesbaden hat der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier den Wiesbadener Kunstsammler und Mäzen Ferdinand Wolfgang Neess mit der Georg August Zinn-Medaille geehrt. „Ferdinand Wolfgang Neess hat dem Museum Wiesbaden einen einzigartigen Schatz vermacht. Hessen ist nun im Besitz einer der bedeutendsten europäischen Privatsammlungen des Jugendstils und des Symbolismus“, erklärte der Regierungschef heute im Museum Wiesbaden.

Ministerpräsident Volker Bouffier. © Foto: Diether v Goddenthow
Ministerpräsident Volker Bouffier. © Foto: Diether v Goddenthow

Seit März 2017 ist das Museum Wiesbaden Eigentümer der Sammlung. Es war die größte Einzelschenkung in der Geschichte des Landesmuseums. Ihr Wert wird mit 42 Millionen Euro beziffert. Als sichtbares Zeichen des Dankes und der Anerkennung für seinen Verdienst, die Werke einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und sie dem Land Hessen und der Stadt Wiesbaden dauerhaft zur Verfügung zu stellen, hat der Wiesbadener Kunstmäzen die Georg August Zinn-Medaille vom Ministerpräsidenten erhalten. Sie wird seit 1997 für herausragende Verdienste und sehr großes Engagement zur Förderung des Gemeinwohls verliehen. „Die Hessische Museumslandschaft ist durch Herrn Neess um eine weitere kunsthistorische Attraktion reicher“, betonte Bouffier.

Impression der Jugendstilausstellung. © Foto: Diether v Goddenthow
Impression der Jugendstilausstellung. © Foto: Diether v Goddenthow

Über 40 Jahre hatte der heute 90-Jährige die Kunstobjekte des Jugendstils und des Symbolismus gesammelt. Die Leidenschaft habe mit einem Kauf in den sechziger Jahren begonnen. Als Banklehrling hatte er damals zwei Jugendstil-Leuchten erworben. Ein geschenkter Katalog sei dann die Initialzündung gewesen, die ihn endgültig zum Kunstmäzen machte.
Im Laufe der Zeit hat Neess rund 570 Jugendstil-Stücke aus dem 19. Jahrhundert zusammengetragen. Darunter finden sich unter anderem Möbel, Gemälde, Lampen und Glaskunst. „Die Schenkung ist einzigartig. Wir haben in Hessen nun, neben Darmstadt und Bad Nauheim, eine dritte Jugendstil-Hochburg. Darauf können wir stolz sein“, erklärte der Ministerpräsident. Die Exponate können von nun an in einer Dauerstellung, die im Juni 2019 eröffnet wurde, betrachtet werden. „Künftige Generationen nach uns werden noch viel Freude an den Exponaten haben“, erklärte der Ministerpräsident.

Dr. Jörg Dauer, kommissarischer Museumsdirektor und Abteilungsleiter für Kunst. © Foto: Diether v Goddenthow
Dr. Jörg Dauer, kommissarischer Museumsdirektor und Abteilungsleiter für Kunst. © Foto: Diether v Goddenthow

Dr. Jörg Daur kommissarischer Direktor und Kustos moderne und zeitgenössische Kunst, dankte dem Mäzen ganz herzlich und unterstrich, dass durch die Sammlung Jugendstil und Symbolismus das Museum Wiesbaden „seit nunmehr vier Monaten einen außerordentlichen Zuspruch erfahre. Tausende begeisterte Besucherinnen und Besucher besuchen die Neess’sche Sammlung, die „nun eben auch die unsere Sammlung“ sei, so Daur. Das Wichtigste sei vielleicht, dass „uns der Zugang der Jugendstilsammlung die Chance“ gebe, „uns selbst und unsere Sammlungen in wissenschaftlicher Hinsicht neu zu befragen. Wir nehmen dieses Geschenk also nicht nur mit großem Dank, sondern auch als Aufgabe an. Wir feiern hier heute also nicht nur das glorreiche Ergebnis einer Entwicklung, sondern zugleich auch den Aufbruch und den Beginn einer neuen Geschichte hier im Museum Wiesbaden“, so Daur in seiner Begrüßung.

Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende. © Foto: Diether v Goddenthow
Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende. © Foto: Diether v Goddenthow

Oberbürgermeister Gert Uwe Mende gratulierte im Namen der Gremien der Stadt Wiesbaden Wolfgang Neess ganz herzlich für diese hohe Auszeichnung. Wiesbaden würde durch diese großartige Sammlung nunmehr in einem Atemzug mit den Jugendstil-Städten Darmstadt und Bad Nauheim genannt werden. Er könne sich vorstellen, dass für Kunstliebhaber alleine diese Jugendstilsammlung eine Reise nach Wiesbaden wert sei. Die Präsentation sei wirklich rundum gelungen. „Es ist ein wirkliches Highlight, wie wunderbar diese Ausstellung gelungen ist, auch in ihrer räumlichen Ausstattung und in der der Art und Weise wie die Kunstwerke dort präsentiert werden mit einer solchen Schönheit, mit einer solchen Anmut, dass es einem wirklich das Herz warm werden lässt“, so Mende.

Dr. Gerd Eckelmann, Vorsitzender des Vorstandes der Freunde des Museums Wiesbaden unterstrich diese außerordentliche Bedeutung der Sammlung Neess für das Hessische Landesmuseum und dankte auch im Namen der Freunde des Museums ganz herzlich dem Ehepaar Neess.

Kunstsammler Ferdinand Wolfgang Neess.© Foto: Diether v Goddenthow
Kunstsammler Ferdinand Wolfgang Neess.© Foto: Diether v Goddenthow

Der Geehrte Friedrich Wolfgang Neess, dankte ganz herzlich für diese Anerkennung und betonte, dass es „meine größte Freude ist, dass Museum Wiesbaden und die Stadt Wiesbaden mit dieser Schenkung glücklich gemacht zu haben“. „Ich übertrage das auch gleichzeitig auf meine Frau, die ein gutes Stück meines Weges, was die Sammlung betrifft, mich begleitet hat und mir mitgeholfen hat mit Rat und Tat und stets zur Seite stand, und der auch die Ehrung heute zusteht. Vielen Dank!“

Storytellin in Times of Change – Crossover Folk and Flute Ensemble – Norwegische Musik im Museum Wiesbaden anlässlich Sohlbergausstellung u. Buchmesse

Das norwegische Flötenensemble mit Solistin  Marin Stallemo Bakke, die das traditionelle norwegische Volksmusikinstrument Hardingfele spielt. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Das norwegische Flötenensemble mit Solistin Marin Stallemo Bakke, die das traditionelle norwegische Volksmusikinstrument Hardingfele spielt. © Foto: Diether v Goddenthow

Im Rahmen der aktuellen Ausstellung „Mittsommernacht. Harald Sohlberg. Ein norwegischer Landschaftsmaler“ und als Beitrag des Ehrengastlandes Norwegen anlässlich der diesjährigen Frankfurter Buchmesse spielte das Norwegische Flötenensemble (Norwegian Flute Ensemble), ergänzt von Flöstinnen aus dem Rhein-Main-Gebiet und von der Violinistin Marin S. Bakke auf einer Hardanger Fidel, am 13.Oktober vormittags im Museum Wiesbaden klassische und folkloristische Stücke norwegischer Komponisten.

Solistin war Marin Stallemo Bakke, die das traditionelle norwegische Volksmusikinstrument Hardingfele spielte. Marin Stallemo Bakke wurde schon früh in das Young Musicians Program der Universität Agder aufgenommen und hat kürzlich ihr Studium an der norwegischen Musikakademie in Oslo als klassische Geigerin abgeschlossen. Neben ihrer Orchester- und Solotätigkeit spezialisierte sie sich auf Volksmusik und trat als Hardingfele-Solistin mit mehreren professionellen Symphonieorchestern in Norwegen auf.

Das Norwegische Flötenensemble wurde 2008 auf Anregung von Prof. Jørn Schau gegründet und ist das einzige Ensemble dieser Art in Norwegen. In Originalbesetzung vereint das Ensemble Flötenstudierende und -profis der Universität Agder, Kristiansand, Norwegen. Das norwegische Flötenensemble tritt regelmäßig bei Internationalen Festivals auf. Die Anzahl der Ausführenden variiert zwischen 6 und 24. Eines der Hauptziele des Ensembles besteht darin, norwegische Komponisten und Komponistinnen zu ermutigen, Werke für unterschiedliche Flöten zu schreiben (von Piccolo bis Kontrabaß Flöte) und so das Repertoire für Flötenensembles weiter auszubauen. Das Ensemble hat bereits 4 CDs aufgenommen. Einige der aufgenommenen Werke norwegischer Komponisten sind dem Ensemble gewidmet.

Information zur Ausstellung „Mittsommer. Harald Sohlberg. Ein norwegischer Landschaftsmaler“

Am Samstag freier Eintritt ins Museum Wiesbaden – Highlights: Mittsommernacht: Harald Sohlberg – „Jetzt! Junge Malerei in Deutschland“ u. „Jugendstil-Ausstellung“

Sohlberg: Sommernacht . © Foto: Diether v Goddenthow
Sohlberg: Sommernacht . © Foto: Diether v Goddenthow

Freier Eintritt ins Museum Wiesbaden an jedem ersten Samstag im Monat – Mittsommernacht: Harald Sohlberg

Das Museum Wiesbaden lädt am Samstag, den 5. Oktober 2019 bei freiem Eintritt zum Besuch der aktuellen Sonderausstellungen und Sammlungspräsentationen ein.

Am kommenden Termin steht die Retrospektive „Mittsommernacht — Harald Sohlberg: Ein norwegischer Landschaftsmaler“ im Fokus der Veranstaltungen für Klein und Groß.

Das Museum Wiesbaden zeigt mit der Ausstellung „Mittsommernacht: Harald Sohlberg – Ein norwegischer Landschaftsmaler“ (bis 27. Oktober 2019) in enger Kooperation mit dem Nationalmuseum Oslo die erste Retrospektive des norwegischen Künstlers Harald Sohlberg (1869–1935) auf dem europäischen Festland. Harald Sohlberg gehört neben Edvard Munch (1863–1914) und Nikolai Astrup (1880–1928) zu den wichtigsten Künstlern Norwegens an der Schwelle zur Moderne. Sein Hauptwerk „Winternacht in Rondane“ gilt als ikonisch und wurde nach Erwerbung des Nationalmuseums im Jahr 1918 noch nie verliehen. Das Gemälde in Wiesbaden zu präsentieren ist außergewöhnlich und zählt zu den rund 70 ausgestellten, und aus internationalen Sammlungen zusammengetragenen Werken.

Um 12 und 12:45 Uhr können Eltern mit ihren Kindern an Familienführungen teilnehmen. Junge Gäste können ihre gesammelten Eindrücke von 11 bis 15 Uhr ebenfalls am Maltisch in der Wandelhalle festhalten. Um 15 Uhr wird eine Führung durch die Sohlberg-Retrospektive angeboten.

Ebenfalls können die Sonderausstellungen „Jetzt! Junge Malerei in Deutschland“ (bis 19. Januar 2020), „Mit fremden Federn“ (bis 8. März 2020) sowie die Dauerausstellungen bei freiem Eintritt besucht werden.

Ermöglicht in Kooperation mit den Freunden des Museums Wiesbaden e. V.

Hessisches Landesmuseum
für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2
65185 Wiesbaden
www.museum-wiesbaden.de

Sonderausstellung „Jetzt! Junge Malerei in Deutschland“ zeigt Querschnitt aus der Gegenwarts-Malerei einer neuen Künstler-Generation – Museum Wiesbaden – 19.9.2019 – 19.1.2020.

Florian Meisenberg Reichswald.Day 5 : 8 mm Installation Wiesbaden  Öl, Ölstift, Airbrush, Glasstaub.  ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Florian Meisenberg Reichswald.Day 5 : 8 mm Installation Wiesbaden Öl, Ölstift, Airbrush, Glasstaub. © Foto: Diether v Goddenthow

Das Ausstellungsprojekt „Jetzt! Junge Malerei in Deutschland“ verfolgt das Ziel, einen gültigen Querschnitt durch die junge, in Deutschland entstandene Malerei zu geben und dabei alle Erscheinungsformen des Mediums ohne konzeptuelle oder ideologische Einschränkungen zu berücksichtigen – einzig der Rückbezug auf das Tafelbild, als klassische Erscheinungsform der Malerei gibt dabei einen gedachten „Rahmen“ vor. Vom 19. September 2019 bis zum 19. Januar 2020 präsentiert die Schau zeitgleich an drei Ausstellungsorten, dem Kunstmuseum Bonn, dem Museum Wiesbaden und den Kunstsammlungen Chemnitz – Museum Gunzenhauser, rund 500 Werke von 53 Künstlerinnen und Künstlern. Jeder der drei Ausstellungsorte stellt alle teilnehmenden Künstler*innen mit jeweils bis zu vier Arbeiten vor. Die Wiesbadener Station der Ausstellung (20.9.2019-19.1.2020) zeigt 164, teils großformatige Arbeiten in 15 Ausstellungsräumen. Im Anschluss übernehmen die Deichtorhallen Hamburg mit ausgewählten Werken aller teilnehmenden Künstler*innen die Ausstellung.

Dr. Jörg Daur. Leiter Museum Wiesbaden Kurator: Cornelia Baltes Bilder erscheinen wie Nahaufnahmen vergrößerter Ausschnitte realer Alltagsmotive mit cartoonhaften Effekten.  ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Dr. Jörg Daur. Leiter Museum Wiesbaden Kurator: Cornelia Baltes Bilder erscheinen wie Nahaufnahmen vergrößerter Ausschnitte realer Alltagsmotive mit
cartoonhaften Effekten. © Foto: Diether v Goddenthow

Das Tafelbild als traditionsreiches künstlerisches Medium der Malereigeschichte erfreut sich bis heute großer Beliebtheit. Wie schon bei den alten Meistern ist die Mehrheit der gemalten Bilder heute viereckig, vielfarbig und transportabel. Seit seinen Anfängen stand das Tafelbild in einem Gefüge zwischen immateriellen Bildgegenstand und dessen Materialisierung durch Farbe und Bildträger. Handwerkliche Aspekte der Umsetzung fließen bei der Erschaffung von Bildräumen, die auf flachen, festen oder flexiblen Bildträgern entstehen, ebenfalls mit ein.

Moritz Schleime. Keine Pizza auf Ibiza (The Diary), Öl auf Leinwand. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Moritz Schleime. Keine Pizza auf Ibiza (The Diary), Öl auf Leinwand. © Foto: Diether v Goddenthow

Das Bild als Medium der Malerei ist bis heute in stetiger Diskussion. Was ist die gegenwärtige Situation des Mediums Malerei? Die Gemeinschaftsausstellung „Jetzt! Junge Malerei in Deutschland“ wirft diese Fragestellung auf und präsentiert Künstlerpositionen, die die Möglichkeiten des Mediums auf unterschiedlichste Weise ausloten. Dabei zeigen die Werke der jungen Malerinnen und Maler, dass die Bedeutung von Farbmaterial und Bildträger für die zeitgenössische Malerei, unabhängig der Diskussionen um expansive Spielarten des Mediums, ungebrochen ist. Auf der Suche nach einem zeitgenössischen Ausdruck der Malerei werden die Elemente des Tafelbilds weiterhin genutzt. Oftmals ist die Leinwand aktiver Teil der medialen Selbstreflexion und wird als Material oder Metapher eingesetzt. Auch das Spektrum der malerischen Bildproduktion ist facettenreich: Unterschiedlichste Auseinandersetzungen mit Rahmen, Leinwand, Maltechnik, Art des Farbauftrags und der Konstruktion des Bildmotivs werden anhand der in der Ausstellung gezeigten Werke deutlich. Manche Arbeiten wecken Assoziationen zu Stillleben, figürlicher Portraitmalerei oder wirken comic-artig, erinnern an Karten oder Mindmaps. Andere sind abstrakt, gliedern sich in monochrome Farbfelder, ergänzen die Leinwand mit Objekten wie Arzneirezepten und anderen Fragmenten der „realen“ Welt oder sie sind ganz der Maltechnik und dem daraus folgenden Schaffensprozess verschrieben.

Lea Schäfer, Kuratorin erläutert Maximilians Kirmses Werk, unter anderem hier: Dinos, Öl auf Leinwand. ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Lea Schäfer, Kuratorin erläutert Maximilians Kirmses Werk, unter anderem hier: Dinos, Öl auf Leinwand. © Foto: Diether v Goddenthow

Die Auswahl der Künstler erfolgte in zahlreichen Atelierbesuchen durch das Kuratorenteam bestehend aus Prof. Dr. Stephan Berg, Dr. Fréderic Bußmann, Dr. Jörg Daur, Prof. Dr. Alexander Klar, Anja Richter, Lea Schäfer und Dr. Christoph Schreier. Das Team der Kurator*innen wurde ferner in der Selektion der Künstler*innen von arrivierten Maler*innen, Kunsthochschulen, Kunstkritiker*innen und Kolleg*innen aus anderen Museen beratend unterstützt. Aus einer ersten Auswahl von mehr als 200 Künstlerpositionen wurden am Ende 53 Malerinnen und Maler gewählt.

Dabei bedingten drei für das Projekt festgelegte Kriterien die Auswahl der beteiligten jungen Künstlerpositionen: Nur Malerei im Sinne des klassischen Tafelbilds sollte Gegenstand der Gemeinschaftsausstellung sein, zentral ist also die Auseinandersetzung mit dem Medium auf der begrenzten Fläche des Bildgevierts. Dabei wurde auf alle Formen der Erweiterung der Malerei, darunter malerisch angelegte, rauminstallative Interventionen, multimediale Malerei-ohne-Malerei Explorationen verzichtet, um erörtern zu können, welche Möglichkeiten das gemalte Bild vor dem Hintergrund der Digitalisierung heute noch hat. Ebenfalls konzentriert sich die Schau nur auf Künstlerinnen und Künstler, geboren seit den späten 1970er-Jahren; mithin die erste Generation, die im Wesentlichen nicht mehr in der Erfahrung des geteilten Deutschlands aufgewachsen ist und ausgebildet wurde. Der jüngste Künstler ist 28 Jahre alt. Der geographische Rahmen der Ausstellung ist auf die in Deutschland entstandene Malerei beschränkt, um das Untersuchungsgebiet des Projekts überschaubar zu halten und einen repräsentativen Schnitt der jungen Malerei in Deutschland zu ermöglichen.

Ausstellungs-Impression ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Ausstellungs-Impression © Foto: Diether v Goddenthow

Der Rundgang der Wiesbadener Schau (20.09.2019-19.1.2020) ist nicht thematisch gegliedert, sondern arbeitet mit 164, auf 15 Ausstellungsräume verteilten Werken die unmittelbaren Beziehungen zwischen den Künstlerpositionen heraus. Hängung und Durchblicke in die angrenzenden Räume ermöglichen Vergleiche und lassen den Betrachter die verbindenden Elemente der im jeweiligen Raum vorhandenen Künstlerkonstellationen entdecken. Gerade im vergleichenden Sehen können Aufschlüsse zu Malprozess und Bildthema gegeben werden und es wird deutlich, welche vielseitigen Möglichkeiten und Grenzen das Medium der Malerei haben kann.

Beteiligte Künstler*innen: Mona Ardeleanu, Israel Aten, Paula Baader, Lydia Balke, Cornelia Baltes, Jagoda Bednarsky, Viola Bittl, Peppi Bottrop, Andreas Breunig, Paul Czerlitzki, Benjamin Dittrich, Jens Einhorn, Jenny Forster, Pius Fox, Max Frintrop, Sabrina Fritsch, Ina Gerken, Fabian Ginsberg, Gregor Gleiwitz, Lukas Glinkowski, Henriette Grahnert, Dana Greiner, Vivian Greven, Sebastian Gögel, Toulu Hassani, Sabrina Haunsperg, Franziska Holstein, Aneta Kajzer, Sumi Kim, Maximilian Kirmse, Li-Wen Kuo, David Lehmann, Benedikt Leonhardt, Florian Meisenberg, Monika Michalko, Hannes Michanek, Simon Modersohn, Bastian Muhr, Anna Nero, Moritz Neuhoff, Vera Palme, Alexander Pröpster, Franziska Reinbothe, Daniel Rossi, Markus Saile, Moritz Schleime, Jana Schröder, Daniel Schubert, Kristina Schuldt, Alicia Viebrock, Stefan Vogel, Jonas Weichsel, Tristan Wilczek

Mit der Magenta VR -Brille kann man zugleich auch virtuell  durch einige  Ausstellungsräume  in Bonn und Chemnitz  "schreiten". ©  Foto: Diether  v Goddenthow
Mit der Magenta VR -Brille kann man zugleich auch virtuell durch einige Ausstellungsräume in Bonn und Chemnitz „schreiten“. © Foto: Diether v Goddenthow

Ein Virtual Reality Projekt verbindet die drei Stationen der Ausstellung. Besucherinnen und Besucher können wie durch ein virtuelles Fenster Blicke in die Ausstellungsräume der jeweiligen anderen Museen erhaschen. Das Virtual Reality Projekt wurde gemeinsam von der Telekom Deutschland und den Freunden des Kunstmuseum Bonn e.V entwickelt.

Die Wiesbadener Ausstellung wurde unterstützt durch die Art Mentor Foundation Lucerne, Habbel, Pohlig und Partner, die Deutsche Telekom AG und die Freunde des Museums Wiesbaden e.V.

Anlässlich des Ausstellungsprojekts erscheint der Katalog „Jetzt! Junge Malerei in Deutschland“ beim Hirmer Verlag, München (978-3-7774-3419-3, 35 Euro an der Museumskasse).

 

„Mittsommer“ – Norwegens berühmtester Landschaftsmaler, Harald Sohlberg, erstmals auf EU-Festland im Museum Wiesbaden ab 12. Juli – in Kooperation zur Buchmesse Frankfurt

1996 wählten die Norweger "Winternacht" zu ihrem beliebtestem Bild. Fast 15 Jahre lang hat Harald Sohlberg an seinem 1915 fertiggestellten Meisterwerk gemalt. Erst als sich 1917 eine Farblithografie von „Winternacht“ bestens verkaufte, nahm das Osloer Nationalmuseum das einst von ihr abgelehnte Werk als Geschenk eines privaten Erwerbers an. Sohlberg hat  auch mit diesem Bild die Seele der Norweger getroffen: Ein außergewöhnliches Werk, welches das erste Mal überhaupt vom Osloer Nationalmuseum verliehen wurde und den Höhepunkt der Wiesbadener Ausstellung "Mittsommer" darstellt. © Foto: Diether v. Goddenthow
1996 wählten die Norweger „Winternacht“ zu ihrem beliebtesten Bild. Fast 15 Jahre lang hat Harald Sohlberg an seinem 1914 fertiggestellten Meisterwerk gemalt. Erst als sich 1917 eine Farblithografie von „Winternacht“ bestens verkaufte, nahm das Osloer Nationalmuseum das einst von ihr abgelehnte Werk als Geschenk eines privaten Erwerbers an. Sohlberg hat auch mit diesem Bild die Seele der Norweger getroffen: Ein außergewöhnliches Werk, welches das erste Mal überhaupt vom Osloer Nationalmuseum verliehen wurde und den Höhepunkt der Wiesbadener Ausstellung „Mittsommer“ darstellt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Volker Bouffier zeigt das Museum Wiesbaden mit der Sommerausstellung „Mittsommernacht: Harald Sohlberg – Ein norwegischer Landschaftsmaler“ in enger Kooperation mit dem Nationalmuseum Oslo die erste Retrospektive des norwegischen Künstlers Harald Sohlberg (1869–1935) auf dem europäischen Festland. Anlass ist der 150. Geburtstag des Malers sowie unter anderem eine Kooperation mit NORLA, Norwegian Literature Abroad im Rahmen des Gastlandauftritts auf der diesjährigen  Frankfurter Buchmesse (siehe unten). Harald Sohlberg gehört neben Edvard Munch (1863–1914) und Nikolai Astrup (1880–1928) zu den wichtigsten Künstlern Norwegens an der Schwelle zur Moderne. Sein Hauptwerk „Winternacht in Rondane“ gilt als ikonisch und wurde nach Erwerbung des Nationalmuseums im Jahr 1918 noch nie verliehen. Das Gemälde in Wiesbaden zu präsentieren ist außergewöhnlich und zählt zu den rund 70 ausgestellten, und aus internationalen Sammlungen zusammengetragenen Werken. In sechs thematischen Räumen wird Sohlbergs Entwicklung vom 12. Juli bis 27. Oktober 2019 repräsentativ abgebildet, von seinen frühsten Arbeiten als 20-Jähriger bis zu seinem letzten Lebensjahr.

Harald Sohlbergs „Sommernacht“, 1899, zeigt den kurzen Moment des nordischen Mittsommers am 21. Juni mit Blumen, deren Blüten sich nicht schließen und mit einen offenen Blick von der Terrasse aus in die Ferne als symbolische Fragestellung nach menschlicher Identität, Existenz und Entwicklung. Das „Existenzielle“ ist sein Grundthema. Anders als bei Edvard Munch und Caspar David Friedrich bleiben Sohlbergs Bilder menschenleer und beschränken sich eher auf Wege oder Wegmarken und auf Metaphern. © Foto: Diether v. Goddenthow
Harald Sohlbergs „Sommernacht“, 1899, zeigt den kurzen Moment des nordischen Mittsommers am 21. Juni mit Blumen, deren Blüten sich nicht schließen und mit einen offenen Blick von der Terrasse aus in die Ferne als symbolische Fragestellung nach menschlicher Identität, Existenz und Entwicklung. Das „Existenzielle“ ist sein Grundthema. Anders als bei Edvard Munch und Caspar David Friedrich bleiben Sohlbergs Bilder menschenleer und beschränken sich eher auf Wege oder Wegmarken und auf Metaphern. © Foto: Diether v. Goddenthow

Harald Sohlberg kam 1869 als Sohn eines Pelzhändlers in Kristiania (Oslo) zur Welt. Seine künstlerischen Wurzeln liegen in der Dekorations- und Theatermalerei. Er lernte unter Wilhelm Krogh und nahm Unterricht an der Königlichen Kunst- und Handwerksschule in Kristiania. Nach nur vier Jahren wandte er sich jedoch von der klassischen Handwerkerlehre ab, um sich vollständig auf eine Karriere als Künstler zu konzentrieren. Sohlberg bereiste Ende des 19. Jahrhunderts Kopenhagen (1891), Paris (1895) und Weimar (1896/97). Insbesondere der mehrmalige Besuch an der Kunstschule Weimar und das Umfeld um Arnold Böcklin (1827-1901) spiegeln sich in seinem künstlerischen Interesse an der Kunstrichtung Symbolismus wieder sowie auch die romantischen Werke Caspar David Friedrichs (1774–1840) Einfluss auf sein Schaffen nahmen. Einen eigenen Stil erarbeitete der Norweger kurz vor der Jahrhundertwende, nachdem er bei Künstlern wie Eilif Peterssen, Eik Werenskiold oder Harriert Backer Techniken und Malstile auslotete und seine Arbeit an dem Gemälde „Abendrot“ ihm zum Durchbruch auf der Suche nach einem eigenen Stil verhalf. Seine Kunst erfährt in den Folgejahren durch internationale Ausstellungsbeteiligungen, darunter Helsinki, Rom, Wien, New York, London und Barcelona Anerkennung. 1935 verstirbt der Künstler im Alter von 66 Jahren nach langer Krankheit.

Ausstellungsimpression - Blick auf Harald Sohlbergs "Landstrasse II", 1916. Öl. aus Privatbesitz. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungsimpression – Blick auf Harald Sohlbergs „Landstrasse II“, 1916. Öl. aus Privatbesitz. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die oft menschenleeren Landschaften Sohlbergs stehen künstlerisch zwischen der traditionellen Landschaftsmalerei und der Moderne. In ihnen verbinden sich Elemente der Romantik, des Symbolismus und der Neuen Sachlichkeit. Die Gemälde zeigen Städteszenen, lichtdurchflutete Landschaften, Bauten und nur vereinzelt Menschen. Unter den grafischen Arbeiten befinden sich Studien für Gemälde aber auch Experimente mit welchen Sohlberg neue Techniken erprobte. Ferner machte sich der Landschaftsmaler das Medium der Fotografie zu nutzen, arbeitete unter freiem Himmel und suchte unentdeckte Orte und Szenerien in seiner Heimat. Das Besondere am Œuvre des Künstlers ist die Sichtbarkeit der innigen Beziehungen, die er zu den eingefangenen Motiven aufbaut, und in seinen Bildern atmosphärisch aufzuladen wusste. Sohlberg bannt Lichtstimmungen wie kaum ein anderer auf die Leinwand. Auch das Spirituelle und Themen wie Sehnsucht, Leben, Tod und Paradiesvorstellungen sind in Sohlbergs Landschaften verankert. Er ergründet verborgene Verbindungen zwischen der äußerlich wahrnehmbaren Welt und den inneren Befindlichkeit des Menschen. Sein Hauptwerk „Winternacht in den Bergen“ 1914 vereint Romantik, Jugendstil und Symbolismus. In einem Schneefeld kurz unterhalb des höchsten Gipfels Høgronden ist unauffällig eine Kreuzform dargestellt. Sie befindet sich auf der gleichen Höhe wie der helle Stern, der im Zentrum der Komposition leuchtet. In dieser Verbindung von christlichem Symbol und Stern wird der spirituell überzeitliche Anspruch des Werks offensichtlich. Das Bild wurde in den 1990er-Jahren zum beliebtesten Gemälde Norwegens gewählt. Wiederholt beschäftigen ihn die Gebirgslandschaft von Rondane oder die Minenstadt Røros. Die atmosphärische Beschaffenheit der skandinavischen Landschaft wird durch gezielte Interpretationen des Ortes festgehalten. Die Landschaften wirken monumental, oft sind Vordergründe detailgetreu ausgearbeitet während die Landschaft im Hintergrund in vereinzelten groben Flächen dargestellt wird.

„Ich habe alle meine Fähigkeiten mobilisiert, um diese schwierige Aufgabe zu lösen: Die Details, das Monumentale und die großen dekorativen Effekte, zu einer Gesamtheit zu kombinieren, wie ich es am persönlichsten sehe und fühle. Dies ist der zentrale Punkt in meiner Kunst.“ Harald Sohlberg.

Ausstellungsimpression . © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungsimpression . © Foto: Diether v. Goddenthow

„Mittsommernacht: Harald Sohlberg – Ein norwegischer Landschaftsmaler“ (12. Juli – 27. Oktober 2019) zeigt 56 Gemälde und zehn Zeichnungen Sohlbergs auf einer Ausstellungsfläche von rund 400 qm. In sechs Ausstellungskapiteln verfolgt die Retrospektive den Werdegang des Landschaftsmalers. Die ersten Räume widmen sich den künstlerischen Anfängen des Malers. Frühe Hauptwerke aus den Jahren 1896 bis 1905 sind Thema des zweiten Ausstellungsraums. Im dritten Raum stehen Zeichnungen und Experimente zwischen 1889 und 1898 auf Sohlbergs Suche nach einem eigenen Stil im Fokus. Der heutigen UNESCO Weltkulturerbestadt Røros ist mit Werken der 1902er- bis 1905er-Jahre ein eigener Raum gewidmet. Der folgende Ausstellungsbereich zeigt Landschaften aus Gullikstad, Kerringvik, Ranviken und Sagen(1906-1911). Die letzte Station der Ausstellung präsentiert das Rondane-Gebirge mit Arbeiten zwischen 1899-1915 sowie das Spätwerk des Künstlers bis 1932.

unendlichelandschaften2Zur Ausstellung ist der Katalog „Harald Sohlberg – Unendliche Landschaften“ im Hirmer Verlag (ISBN: 978-3-7774-3206-9, 25,– Euro) sowie das Kinderbuch „Der Maler und sein Hund. Eine Erzählung über Harald Sohlberg“ im Nasjonalmuseet (ISBN: 978-82-8154-133-7; 12,– Euro) erschienen.

Die Ausstellung ist in enger Kooperation mit dem Nasjonalmuseet Oslo und der Dulwich Picture Gallery, London entstanden. Gefördert durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain und die Sparebankstiftelsen DnB.

Im Rahmen der Buchmesse 2019 Ehrengastland Norwegen finden in Kooperation mit NORLA, Norwegian Literature Abroad die Konzerte „EXPLORING AND ADVENTURES – Norway and the Sea“ (22.09.2019, 11 Uhr, Vortragssaal Museum Wiesbaden) und „STORY TELLING IN TIMES OF CHANGE – Crossover Folk and Flute Ensemble“ (13.10.2019, 11 Uhr, Vortragssaal Museum Wiesbaden) statt. Darüber hinaus widmet die FilmBühne Caligari Wiesbaden der Schau eine Filmreihe mit Schwerpunkt Norwegen.

2 Konzerte im Rahmen der Harald Sohlberg Ausstellung im Museum Wiesbaden:

Datum: 22.09.2019, Museum Wiesbaden, Konzertsaal, Matinee, 11h
EXPLORING AND ADVENTURES – Norway and the Sea
Trio Sørlandet
Veronika Keber, Flöte
Aldo Hodja, Violoncello
Lars Fredrik Nystad, Klavier

Programm:
Philippe Gaubert, 3 Water Colours
Trygve Madsen, Divertimento for fløyte, cello og klaver, op. 152 (Uraufführung)
George Crumb, Vox Balanae – Gesang der Wale

Das Trio Sørlandet hat sich an der Universitetet i Agder in Kristiansand zusammengefunden. In dem Ensemble begegnen sich drei Musiker unterschiedlicher Nationalitäten: die deutsche Flötistin Veronika Keber, der albanische aus Tirana stammende Cellist Aldo Hodja und der norwegische Pianist Lars Fredrik Nystad.

Gemeinsam widmen sich die Mitglieder des Trios hauptsächlich der Kammermusikliteratur der Romantik und der Moderne. Im aktuellen Programm stellt das Ensemble unter anderem eine Uraufführung eines norwegischen Werks (Trio op. 152 des zeitgenössischen norwegischen Komponisten Trygve Madsen) sowie ein wegweisendes Werk für diese Besetzung vor: Vox Balaenae von George Crumb, das Prof. Cordula Hacke, die viele Jahre mit dem Komponisten zusammenarbeitete und die die Mitwirkung der UiA Ensembles bei der diesjährigen Ehrengastland Reihe initiierte, mit dem Trio einstudiert hat.

Alle drei Ensemblemitglieder haben Erfahrung in der Kammermusik und konzertieren in unterschiedlichen Besetzungen.
Die Flötistin Veronika Keber ist Mitglied im Wiesbadener Ensemble „I Giocosi“ und ist an verschiedenen Schulen und Projekten im Rhein-Main-Gebiet als Instrumentalpädagogin tätig.
Der junge Cellist Aldo Hodja ist Teilnehmer und erster Preisträger zahlreicher Wettbewerbe und in verschiedenen Orchestern und als Solist aktiv.
Vielfach ausgezeichnet und Teilnehmer zahlreicher internationaler Wettbewerbe ist auch der Pianist des Trios, Lars Fredrik Nystad, der 2012 sein Debut als Solist mit dem Philharmonischen Orchester Bergen gab. Sein Klaviertrio gewann 2014 den ersten Preis des Kammermusikwettbewerbs der Norwegischen Musikakademie.

Im Rahmen der Buchmesse 2019 Ehrengastland Norwegen
logo-gastland-norwegen

Datum: 13.10.2019, Museum Wiesbaden, Konzertsaal, Matinee, 11h

STORYTELLING IN TIMES OF CHANGE – Crossover Folk and Flute Ensemble

Norwegian Flute Ensemble
Marin Stallemo Bakke, Hardingfele

Das Norwegische Flötenensemble wurde 2008 auf Anregung von Prof. Jørn Schau gegründet und ist das einzige Ensemble dieser Art in Norwegen. In Originalbesetzung vereint das Ensemble Flöten-studierende und -profis der Universität Agder, Kristiansand, Norwegen. Das norwegische Flötenensemble tritt regelmäßig bei Internationalen Festivals auf. Die Anzahl der Ausführenden variiert zwischen 6 und 24. Eines der Hauptziele des Ensembles besteht darin, norwegische Komponisten und Komponistinnen zu ermutigen, Werke für unterschiedliche Flöten zu schreiben (von Piccolo bis Kontrabaß Flöte) und so das Repertoire für Flötenensembles weiter auszubauen. Das Ensemble hat bereits 4 CDs aufgenommen. Einige der aufgenommenen Werke norwegischer Komponisten sind dem Ensemble gewidmet.

Im Rahmen der Buchmesse 2019 Ehrengastland Norwegen wird das Norwegian Flute Ensemble von Flötistinnen und Flötisten aus dem Rhein-Main-Gebiet ergänzt. Solistin ist Marin Stallemo Bakke, die das traditionelle norwegische Volksmusikinstrument Hardingfele spielt. Marin Stallemo Bakke wurde schon früh in das Young Musicians Program der Universität Agder aufgenommen und hat kürzlich ihr Studium an der norwegischen Musikakademie in Oslo als klassische Geigerin abgeschlossen. Neben ihrer Orchester- und Solotätigkeit spezialisiert sie sich auf Volksmusik und tritt als Hardingfele-Solistin mit mehreren professionellen Symphonieorchestern in Norwegen auf.

Daten Biografie Harald Sohlberg

Harald Sohlberg (1869 - 1935), Selbstporträt um 1896, Öl auf Leinwand. © Foto: Diether v. Goddenthow
Harald Sohlberg (1869 – 1935), Selbstporträt um 1896, Öl auf Leinwand. © Foto: Diether v. Goddenthow

1869
Harald Oskar Sohlberg wird am 29. November in Kristiania (Oslo) als achtes von zwölf Kindern geboren. Vater Johann Sohlberg ist Pelzhändler.

1885
Lehrling beim Dekorateur- und Malermeister Wilhelm Krogh und Schüler der Königlichen Kunst- und Handwerksschule in Kristiania.

1889
Schließt die Handwerksausbildung ab, verbleibt aber bis Ende 1890 in der Akt-Klasse der
Kunst- und Handwerksschule und konzentriert sich fortan auf seine Karriere als Künstler.

1890
Schüler des Malers Sven Jorgensen in Slagen (Provinz Vestfold).

1891
Verbringt den Winter und Frühling auf dem Hof Rotnes (Provinz Nittedal), wo er ohne Anleitung arbeitet. Sommeraufenthalt mit Thorvald Erichsen in Gausdal (Provinz Oppland). Im Herbst Arbeit unter Anleitung bei Eilif Peterssen und Erik Werenskiold, bevor er im Dezember nach Kopenhagen reist.

1892
Januar bis Mai Schüler bei Kristian Zahrtmann in Kopenhagen. Wehrpflicht in der Festung Oscarsborg (Drobak). Künstlerisches Debüt mit zwei Zeichnungen auf der Schwarz-Weiß-Ausstellung in der Galerie Tostrupgarden in Kristiania.

1893
Verbringt den Sommer mit seinen Eltern auf der Insel Nordre Langoy im Bunnefjorden (bei Kristiania), bis 1897 jeden Sommer. Eröffnet sein eigenes Atelier in Kristiania.

1894
Das Gemälde Abendrot wird von Eilif Peterssen auf der Staatlichen Kunstausstellung gekauft, der es an die Nationalgalerie weiterverkauft. Vier Monate lang Schüler in der Malereischule von Harriet Backer und Eilif Peterssen.

1895
Reist im Herbst mit 1500 Kronen, die er von der Stiftung A. C. Houens legat erhalten hat, nach Paris.

1896/97
Weitere finanzielle Mittel aus A. C. Houens legat. Reist im Dezember nach Weimar, wo er an der Kunstschule Weimar Schüler von dem norwegischen Portrait- und Genremaler Frithjof Smith wird.

1898
Der Kunstverein Trondheim kauft das Gemälde Studie aus einem Arbeiterviertel in Oslo, das 1901 auf der internationalen Kunstausstellung in München gezeigt wird (und das beim Rücktransport bei einer Explosion auf dem Dampfschiff »Kong Alf« zerstört wird).

1899
Zu Ostern im Rondane-Gebirge. Sommernacht wird auf der Herbstausstellung gezeigt und von der Nationalgalerie angekauft.

1900
Verlegt seinen Wohnsitz ins Rondane-Gebirge und wohnt dort an verschiedenen Orten, um an den Entwürfen zu Winternacht in den Bergen zu arbeiten.

1901
Harald Sohlberg und Lilli Hennum heiraten.

1902
Zieht nach Røros um. Der erste Sohn Harald wird geboren. Die Mutter Johanne und der Bruder Einar sterben.

1903
Sohn Einar wird geboren.

1904
Zieht von Røros aus 4 bis 5 Kilometer nach Norden auf den Hof Gullikstad.

1905
Zieht in die Tostrups Gate in Kristiania. Sohn Dag wird geboren. Sohlberg bekommt das Henrichsens Stipendium.

1906
Reist mithilfe des Stipendiums über Amsterdam – Haag – Haarlem – Antwerpen – Brüssel nach Paris. In Paris ist er in Gesellschaft mit Jens Thiis und dem Maler Ludvig Karsten. Den Sommer verbringt er in Slagen bei Asgardstrand am Kristianiafjord (Oslofjord).

1907
Von Januar bis Mai reist er über Hamburg und München nach Venedig. Ein Haus an der Küste wird bei der Biennale ausgestellt. Reist über Verona, Burano und Hamburg nach Norwegen zurück. Aufenthalt in Kjerringvik im Bezirk Vestfold.

1908
Reist nach Kopenhagen, um eine Ausstellung zur englischen Malerei zu besuchen.

1909
Der Kunstsammler Rasmus Meyer bestellt bei Sohlberg drei Gemälde. Der Vater Johan stirbt.

1910
Zieht nach Skovly in Nordberg/Vestre Aker vor den Toren von Kristiania.

1911
Erneut Aufenthalt im Rondane-Gebirge, wo er zeichnet und fotografiert. Stellt bei der norwegischen Ausstellung in Helsinki und bei der Esposizione Internazionale di Roma aus.

1912
Stellt beim Künstlerbund Hagen in Wien und bei der Wanderausstellung The Scandinavian Exhibition in den American Art Galleries in New York aus. Die Ausstellung wurde dann 1913 in der Albright Gallery in Buffalo, im Kunstmuseum von Toledo, im Art Institute of Chicago und schließlich im Boston Museum gezeigt. Verbringt den Sommer in Hoxtvedt in As südöstlich von Kristiania, bis einschließlich 1916 jeden Sommer. Die Tochter Kari wird geboren.

1913
Zieht in sein Arbeitszimmer in der neuen Frauenklinik in Kristiania, wo er an Winternacht in Rondane arbeitet. Zahlreiche grafische Arbeiten.

1914
Nimmt u.a. mit Winternacht in Rondane an der Jubiläumsausstellung (100-jähriges Verfassungsjubiläum in Norwegen) in Kristiania teil. Die Nationalgalerie spricht sich gegen einen Kauf des Werkes aus.

1915
Nimmt an der Weltausstellung in San Francisco teil und wird mit der Ehrenmedaille ausgezeichnet. Ist auf der norwegischen Ausstellung im Schloss Charlottenborg in Kopenhagen vertreten.

1916
Malt Motive aus der Gegend um As im Bezirk Akershus und arbeitet an der Farblithografie Winternacht in Rondane.

1917
Den Sommer verbringt die Familie in Hvalstad/Asker, während Sohlberg versucht, die Farblithografie Winternacht in Rondane fertigzustellen, die er dann aber erst im folgenden Jahr beendet.

1918
Winternacht in Rondane geht als Schenkung von Jorgen Breder Stang an die Nationalgalerie.

1919
Erkrankung an der Spanischen Grippe.

1920
Reist im Sommer nach Varvagen bei Helgeroa im Bezirk Vestfold, wo er bis einschließlich 1923 jeden Sommer verbringt. Wird wegen Gallensteinen operiert.

1921–1923
Verbringt die Sommer in Helgeroa und arbeitet an mehreren Bildern. Erkrankt an Nierensteinen.

1924
Verbringt den Sommer in Kristiania und fertigt Studien der Festung Akershus an.

1925
Verbringt den Sommer in Tingelstad, Gemeinde Hadeland, wo er das große Gemälde Historische Landschaft malt.

1928
Verbringt den Sommer in der Provinz Hedmark, wo er auch arbeitet. Nimmt an der Exhibition of Norwegian Art in London teil.

1929
Aufenthalt in Stockholm. Nimmt an der Weltausstellung in Barcelona teil und wird mit dem Diplom Ersten Ranges ausgezeichnet.

1930
Sommer in Narsnes bei Slemmestad, Gemeinde Royken, Buskerud. Hier verbringt er von da ab und bis 1932 jeden Sommer.

1932
Wird als Kandidat für ein staatliches norwegisches Künstlergehalt vorgeschlagen, doch der Antrag wird vom Parlament abgelehnt. Als Protest erteilt der Künstlerverband Sohlberg für ein Jahr ein Künstlergehalt.

1935
Drei Monate vor seinem Tod durch Rückenmarkkrebs wird ihm vom norwegischen Parlament das staatliche Künstlergehalt gewährt. Harald Sohlberg stirbt am 19. Juni. Seine Witwe Lilli sorgt in unermüdlicher Arbeit dafür, den künstlerischen Ruf von Sohlberg aufrechtzuerhalten.

1936
Große Gedenkausstellung im Kunstnernes Hus in Oslo. Andere größere Ausstellungen gab es 1971 im Kunstverein Oslo, 1985 im Trondheim Kunstforening, 1986 in der Galleri K in Oslo und 1991 im Henie Onstad Kunstsenter bei Oslo.

Eine der bedeutendsten europäischen Privatsammlungen des Jugendstils und Symbolismus öffnet am 29.6.2019 für immer im Wiesbadener Museum für Kunst und Natur

Der dem Foyer folgende  Raum ist der Idee des Gesamtkunstwerks des Jugendstils gewidmet. Dabei spielt der Einsatz  von elektrischem Licht eine besondere Rolle, mit dem sie eine künstlich beleuchte Welt aus Blumenblättern und Früchten auf transparentem Glas zauberten. Louis Comfort Tiffanys berühmter Ausspruch »Das Licht der Lampe soll uns jederzeit die Sonnenstunden des Tages herbei ¬ zaubern« steht stellvertretend für den Fortschrittsglauben der Künstler der Zeit“ (zit. N. Begleitkatalog,  S. 34.) © Foto: Diether v. Goddenthow
Der dem Foyer folgende Raum ist der Idee des Gesamtkunstwerks des Jugendstils gewidmet. Dabei spielt der Einsatz von elektrischem Licht eine besondere Rolle, mit dem sie eine künstlich beleuchte Welt aus Blumenblättern und Früchten auf transparentem Glas zauberten. Louis Comfort Tiffanys berühmter Ausspruch »Das Licht der Lampe soll uns jederzeit die Sonnenstunden des Tages herbei ¬ zaubern« steht stellvertretend für den Fortschrittsglauben der Künstler der Zeit“ (zit. N. Begleitkatalog, S. 34.) © Foto: Diether v. Goddenthow

Mit der millionenschweren Schenkung der Familie Ferdinand Neess steigt das Hessische Landesmuseum für Kunst und Natur Wiesbaden zu einem der international bedeutendsten Häuser für Jugendstil und Symbolismus auf. Morgen, am 29. Juni 2019, wird parallel zum Museumsfest (Beginn 17.00 Uhr) mit der Dauer-Ausstellung „Jugend­stil. Schen­kung Samm­lung F. W. Neess“ um 18.00 Uhr der neue permanente Sammlungsbereich der Galerien im Südflügel seiner Bestimmung übergeben. Die neue Jugendstil-Dauerausstellung präsentiert auf 800 qm Ausstellungsfläche in sieben Räumen über 500 Objekte von höchster Qualität, darunter komplette Möbelensembles, Lampen, Glasarbeiten, Silber, Keramik und 63 Gemälde, Pastelle und Aquarelle unter anderem von Franz von Stuck, Heinrich Vogeler und Gustave Moreau, die sich als „Gesamtkunstwerk“ in den neu gestalteten Ausstellungsräumen vereint finden.

Kunstministerin Angela Dorn. © Foto: Diether v. Goddenthow
Kunstministerin Angela Dorn. © Foto: Diether v. Goddenthow

Es sei „ein großer Tag für das Museum Wiesbaden und ein Anlass zu großer Dankbarkeit“, betonte die Hessische Kunstministerin Angela Dorn beim gestrigen Pressegespräch, und dankte Ferdinand Wolfgang Neess und seiner Frau Danielle im Namen der hessischen Landesregierung „und aller künftigen, hoffentlich zahlreichen Besucherinnen und Besucher des Landesmuseums dafür, dass wir in den Genuss dieser großartigen Sammlung kommen dürfen.“ Die Ministerin hob hervor, dass das die morgige Eröffnung einen „ Meilenstein in der Geschichte des Museums Wiesbaden“ markiere. Denn nunmehr könne das Landesmuseum Wiesbaden nun Kunst- und Kulturgeschichte von 1850 bis in die Gegenwart durchgängig in Spitzenwerken präsentieren. „Besonders freut mich,“ so Dorn,“ dass der Jugendstil ab jetzt mit Wiesbaden einen neuen prominenten Ort auf der hessischen Landkarte bekommen hat, neben dem Landesmuseum und der Mathildenhöhe in Darmstadt und den Kuranlagen in Bad Nauheim.“

Ausstellungs-Impression. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungs-Impression. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die auf einen Wert von mindestens 41 Millionen Euro geschätzte Ausstellung hat nach ihrem Umzug aus der von Josef Beitscher 1901/02 erbauten Jugendstil-Villa »Weisse Haus« in der Bingertstraße 10, nunmehr ihren neuen Ausstellungsort auf der Ebene 1 des Südflügels des Museums, in den historischen Ausstellungsräumen der Nassauischen Altertümer gefunden. Für die 1,5 Millionen Euro teure Sanierung steuerte die Familie Neess noch einmal eine Millionen dazu. Mit der neuen dauerhaften Nutzung würden, so Direktor Alexander Klar, die von Theodor Fischer für die Ausstellung von Objekten und Skulpturen vorgesehenen Räume wieder ihrer ursprünglichen Anmutung als Tageslichtgalerien für Objekte zugeführt. „Theodor Fischers Raumfolge ist eine für die Präsentation von Objekten, Möbeln und Interieurs maßgeschneiderte Architektur, die nun wieder ihre ursprüngliche Erscheinung als Ausstellungsräume für eine kulturhistorische Sammlung erhalten hat.“, sagte Klar und dankte allen Unterstützern, die es möglich gemacht haben, die Sammlung Neess in diesen Räumen zu zeigen, darunter in erster Linie den Stiftern, dem Land Hessen, der Hessischen Kulturstiftung und der Stadt Wiesbaden und insbesondere Peter Forster, Kustos Alte Meister und Jugendstil Sammlung F.W. Neess. Peter Forster ist es maßgeblich zu verdanken, dass die Schenkung ans Museum Wiesbaden kam und die Ausstellung aus dem Privatbereich des „Weissen Hauses“ so gekonnt ins Wiesbadener Museum überführt und zu dieser sensationellen, wissenschaftlich fundierten Präsentation gebracht werden konnte.

Peter Forster, Kustos Alte Meister und Jugendstil Sammlung F.W. Neess führt durch die auch brillant präsentierte Jugendstilausstellung Hier erläutert er die große Bodenvase mit Masken, deren Besonderheit in der Entwicklung der sich an der französischen Kunstkeramit orientierenden Steinzeugserie Grès-Bijou lag. © Foto: Diether v. Goddenthow
Peter Forster, Kustos Alte Meister und Jugendstil Sammlung F.W. Neess führt durch die auch brillant präsentierte Jugendstilausstellung Hier erläutert er die große Bodenvase mit Masken, deren Besonderheit in der Entwicklung der sich an der französischen Kunstkeramit orientierenden Steinzeugserie Grès-Bijou lag. © Foto: Diether v. Goddenthow

Stifter Ferdinand Wolfgang Neess sei ein „Pionier in der Wiederentdeckung des Jugendstils“, sagte Peter Forster, denn er habe zu einem Zeitpunkt Jugendstil zu sammeln begonnen , als diese Kunstrichtung nicht hoch im Kurs stand. Wie kaum ein zweiter Sammler habe er sich in den Stil der Jugend eingefühlt, habe deren Credo der Einheit aus Kunst und Leben zu seinem eigenen gemacht. Und das von ihm selbst so apostrophierte Bauchgefühl habe ihn niemals im Stich gelassen. Neess sei immer, so Foster, von seiner Fachkompetenz geleitet gewesen. „Mit einer einzigartigen Treffsicherheit hat er sich der Materie angenommen und eine Sammlung aufgebaut, die aus dem Geist des Gesamtkunstwerks geboren und selbst zum Gesamtkunstwerk geworden ist und die europaweit ihresgleichen sucht“, lobt der Kustos das hohe Niveau der Schenkung Neess. Forster dankte der Familie Neess, insbesondere auch Direktor Alexander Klar, der ihn habe „machen lassen“, seinem engagierten Mitarbeiterteam.

Filmaufnahmen der Tänzerin Loïe Fuller (1862-1928) mit Nutzung von Lichteffekten im Foyer-Bereich. © Foto: Diether v. Goddenthow
Filmaufnahmen der Tänzerin Loïe Fuller (1862-1928) mit Nutzung von Lichteffekten im Foyer-Bereich. © Foto: Diether v. Goddenthow

Der Rundgang beginnt mit historischen Filmaufnahmen der Tänzerin Loïe Fuller (1862-1928), einer Amerikanerin, die sich das kurz zuvor erfundene elektrische Licht auf der Bühne zu eigen machte, und mit ihrem Tanz auf der Pariser Weltausstellung 1900 die Kunstwelt inspirierte. Parallel dazu wird eine bedeutende Quelle für den biomorphen Formenschatz des Jugendstils im Vorraum des Saales der Formenvielfalt mit lithografischen Bildtafeln aus Ernst Haeckels (1834-1919) Kunstformen der Natur vorgestellt, zumal die Natur von Beginn an das Wörterbuch der Jugendstilkünstler bildete. Der folgende Ausstellungsraum beschäftigt sich mit der Idee des „Gesamtkunstwerks“. Eine besondere Rolle spielte dabei auch hier der Einsatz von elektrischem Licht. Die Jugendstilkünstler schufen mit ihrem Fantasie¬ und Formenreichtum eine künstlich beleuchtete Welt aus Blumenblättern und Früchten auf transparentem Glas.

Wohnen im individuellen Gesamtkunstwerk - Ausstellungs-Raum D. © Foto: Diether v. Goddenthow
Wohnen im individuellen Gesamtkunstwerk – Ausstellungs-Raum D. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Kunst sollte insgesamt den privaten Lebensraum vollständig durchdringen, Alltagsgegenstände wurden künstlerisch überformt und das Ideal ging dabei über das bloße Wohnen inmitten der Kunst weit hinaus; erfüllte sich erst in einer existenziellen Verschränkung von Leben und Kunst. Der zweite Raum konzentriert sich auf Art Nouveau in Frankreich. In Form einer begehbaren Skulptur mit Hauscharakter vereint er die wesentlichen Strömungen der floral¬ symbolistischen Variante des Jugendstils. Wichtige Positionen sind Hector Guimard und Vertreter der École de Nancy, des Zentrums des Art Nouveau, mit ihren Hauptprotagonisten Émile Gallé und Louis Majorelle. Frauenbilder und Geschlechterrollen um 1900 sind Schwerpunkt zahlreicher Gemälde und Objekte. Ein weiterer Raum ist der Weltausstellung 1900 in Paris gewidmet. Zahlreiche Objekte aus der Sammlung befanden sich in der Kunstausstellung und werden atmosphärisch von originalen Film¬ und Bildaufnahmen umfangen. Ferner stellt ein Ausstellungsraum die Wiener Werkstätte und die sogenannte Wiener Secession vor. Der Rundgang endet mit der deutschen Ausprägung des Jugendstils und präsentiert Künstlerpositionen zwischen München und Worpswede.

Zahlreiche der gezeigten Exponate  wurden auf der Pariser Weltausstellung ausgestellt. © Foto: Diether v. Goddenthow
Zahlreiche der gezeigten Exponate wurden auf der Pariser Weltausstellung ausgestellt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Eröffnung der Jugendstilschenkung wird im Rahmen des eigens aus diesem Anlass ins Leben gerufene „Jugendstiljahr Wiesbaden 2019/2020“ über die Dauer eines Jahres würdig gefeiert. Rund um die morgige Eröffnung im Museum Wiesbaden warten übers Jahr verteilt, zahlreiche Wiesbadener Institutionen mit einem vielfältigen und abwechslungsreichen Programm auf. Mehr Informationen unter www.jugendstiljahr.de

Ort:
museum-wsbMuseum Wiesbaden
Friedrich-Ebert-Allee 2,
65185 Wiesbaden

Weitere Informationen Jugendstilausstellung!

Wiesbaden wird wichtiges Zentrum des Jugendstils – Vorschau auf das Jugendstil-Jahr 2019 /2020

Jugendstil - Muschelsaal im Kurhaus Wiesbaden. © Foto: Diether v. Goddenthow
Pressekonferenz im Jugendstil – Muschelsaal, Kurhaus Wiesbaden. © Foto: Diether v. Goddenthow

Umgeben vom Jugendstil-Flair des Muschelsaals im Wiesbadener Kurhaus gaben heute Axel Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Wiesbaden, Dr. Peter Forster, Leiter des Jugendstil-Projektes und Kustos im Museum Wiesbaden,
Jörg-Uwe Funk, neuer Kulturamtsleiter der Landeshauptstadt Wiesbaden und Dr. Helmut Müller, Geschäftsführer des Kulturfonds Frankfurt RheinMain,  eine Vorschau auf das Wiesbadener Jugendstiljahr 2019 /2020.

Mit der über 700 Exponate umfassenden Jugendstilschenkung der Kunsthändlerfamilie Neess im April 2017, der größten Schenkung die das Museum Wiesbaden jemals erhielt, steigt Wiesbaden neben Darmstadt und Bad Nauheim zu einem wichtigen internationalen Zentrum des Jugendstils auf. Mit dem Jugendstil-Jahr 2019 /2020 möchte die Hessische Landeshauptstadt dieses Ereignis feiern und  sich als neue Metropole des Jugendstils präsentieren. Zahlreiche Wiesbadener Kulturinstitutionen werden das Jugendstiljahr Wiesbaden 2019 /2020 mit einem Veranstaltungsprogramm spartenübergreifend   ausrichten.

Bekanntermaßen formte sich der Jugendstil als ein internationales Phänomen des ausgehenden 19. Jahrhunderts als Antwort auf die Industrialisierung und den Historismus in Europa, wobei noch strittig ist, ob, wie der 2011 verstorbene Hessische Landeskonservator Gottfried Kiesow vertrat, der Jugendstil  aus dem Historismus heraus entstanden sei, oder, ob er sich als dessen Gegenbewegung verstand.

Angefangen mit der britischen ‚Arts and Crafts‘-Bewegung suchten Künstlerinnen und Künstler in ganz Europa und
darüber hinaus nach einem Stil der eigenen Zeit mit eigenem Charakter und definierten Gegenstände des Alltags neu. Viele von ihnen, darunter Émile Gallé oder Alphonse Mucha, fanden Inspiration in der Natur und verbanden ihre Kunst mit geschwungenen Linien oder floralen Ornamenten. Aber auch düstere, symbolistische Motive nahmen Einfluss auf die Kunst und Kultur des Fin de Siécle.

Bildausschnitt aus: „Der Reigen“ von Franz von Stuck, der Sammlung Neess, ab 29. Juni 2019 in der neuen Jugendstil-Dauerausstellung im Wiesbadener Museum zu sehen.
Bildausschnitt aus: „Der Reigen“ von Franz von Stuck, der Sammlung Neess, ab 29. Juni 2019 in der neuen Jugendstil-Dauerausstellung im Wiesbadener Museum zu sehen.

Dr. Peter Forster, der mit seinem Museumsteam seit zwei Jahren aus der Sammlung Neess die große Jugendstil-Dauerausstellung entwickelt hat, schwärmt, dass nun das Museum Wiesbaden mit dieser Bandbreite an Exponaten nicht nur die bisherige Lücke im Bestand zur klassischen Moderne schließen, sondern Jugendstil auch als ein Gesamtkunstwerk zeigen könne.  Hierzu zählten nicht nur wertvolle Bilder, allein 10 Werke von Franz von Stuck und Heinrich Vogler, wodurch zudem die ganze Lebensreformbewegung thematisiert werden könne. Auch Möbel, Geschirr und Gegenstände des Alltags würden gezeigt werden, bis hin zu Besichtigungen von Jugendstil-Architektur, die sich entsprechend prägend im Stadtbild niedergeschlagen habe. Ein bauliches Beispiel sei das „Weiße Haus“ der Familie Neess, ein 1901 erbautes Jugendstiljuwel des Architekten Josef Beitscher in der Binger Strasse, welches quasi wie eine Schatulle oder ein Gesamtkunstwerk bislang die Jugendstilsammlung beherbergt habe.

Das internationale Flair, welches Wiesbaden einst auch als künstlerisch blühende Kurstadt des Art Nouveaus und des Jugendstils mit neuen und verspielten Formen, Motiven und Klängen bis hin zu Aufbruch symbolisierenden Tänzen ausgezeichnet hatte, würde nun wieder zurückgeholt. Hierzu greifen über 20 am Wiesbadener Jugendstiljahr gestaltend beteiligte Kultur-Institutionen (siehe unten) zur Feier der Eröffnung der Jugendstilsammlung Ferdinand Wolfgang Neess im Hessischen Landesmuseum für Kunst und Natur die Idee dieser fast zwei Jahrzehnte anhaltenden internationalen Strömung auf. Theateraufführungen, Konzerte, Opern, eine Filmreihe, Ausstellungen, Seminare und Workshops, Stadtführungen, Vorträge und Lesungen bieten von Mai 2019 bis Juli 2020 Einblicke in diese vom Aufbruch geprägte Zeit.

Das Hessische Landesmuseum für Kunst und Natur Wiesbaden zeigt ab dem 29. Juni 2019 die Sammlung von Ferdinand Wolfgang Neess als dauerhafte Präsentation in seinem Südflügel. Ferdinand Wolfgang Neess hat seit über 40 Jahren Kunst und Leben, ganz im Geiste der Stilrichtung, miteinander verbunden. Im März 2017 erfolgte die Schenkung seiner Sammlung an das Wiesbaden. Die über 700 Objekte umfassende Sammlung bildet einen Querschnitt durch alle Gattungen des Jugendstils und zählte bislang zu den bedeutendsten Privatsammlungen des Jugendstils und des Symbolismus in Europa und wird mit dem Einzug ins Hessische Landesmuseum erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dieses Geschenk an Wiesbaden feiert das Kooperationsprojekt Jugendstiljahr Wiesbaden 2019/2020 über die Dauer eines Jahres.

Auftaktkonzert am 26.  und Ausstellungs-Eröffnung am 29. Juni 

Der Auftakt des Jugendstiljahrs findet am Hessischen Staatstheater Wiesbaden am 26. Juni 2019 mit einem Eröffnungskonzert des Hessischen Staatsorchesters Wiesbaden WIR 8 statt. Rund um die Eröffnung der Jugendstilschenkung F.W. Neess im Museum Wiesbaden am 29. Juni 2019 warten zahlreiche Wiesbadener Institutionen mit einem vielfältigen und abwechslungsreichen Programm auf.

Hans Christiansen- Ausstellung ab 26. Mai
hans-christiansen169Noch vor der Eröffnung der großen Jugendstil-Ausstellung im Museum Wiesbaden, wird am Sonntag 26. Mai 2019, 11.30 Uhr die Ausstellung „Hans Christiansen, Gesamtkunstwerker des Jugendstils“ in der Kunstarche, Im Rad 42, als Beitrag zum Jugendstiljahr Wiesbaden 2019/ 2020 eröffnet werden. Die Realisierung war nur mit den Leihgaben der Mannheimer Sammlung Kirsch und anderen Leihgebern möglich.

Weitere Informationen unter: www.jugendstiljahr.de

Das Jugendstiljahr Wiesbaden 2019/2020 wird gefördert durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain.

Teilnehmende Institutionen Jugendstiljahr Wiesbaden 2019 / 2020

ATELIER Römerberg e. V.
Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Wiesbaden e.V.
Brentanos Erben
Caligari FilmBühne
Freies Theater Wiesbaden
Henkell Freixenet
Hessisches Staatstheater Wiesbaden
Hinterhof Palazzo – Werkstatt für Gesang, Spiel und Sprache
Kammerspiele Wiesbaden
Katholische Erwachsenenbildung Wiesbaden
Kulturamt Wiesbaden
Kunstarche Wiesbaden e. V.
Literaturhaus Villa Clementine
Lutherkirche Wiesbaden
Murnau-Filmtheater
Museum Wiesbaden
Nassauer Kunstverein Wiesbaden
PANAKUSTIKA – Konzerte für Querhörer
sam – Stadtmuseum am Markt
Stadtarchiv Wiesbaden
Volksbildungswerk Klarenthal e.V.
Wiesbaden Marketing / Tourist Information
Wiesbadener Freie Kunstschule
Wiesbadener Musikakademie

Das Gesamtprogramm der folgend aufgeführten Institutionen

Zum ersten Mal in Deutschland: Joanna Pousette-Dart „Die Leinwand als Landschaft“ im Landesmuseum Wiesbaden

Ausstellungs-Impression der Künstlerin Joanna Pousette-Dart, Jahrgang 1947, lebt und arbeitet heute in New York. Die ausbalancierten Bogenformen der abstrakten zugleich aber farbenfrohdynamischen Arbeiten Pousette-Darts laden die Betrachter ein, die Licht- und Farbspiele in immer neuen Variationen zu erkunden.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungs-Impression der Künstlerin Joanna Pousette-Dart, Jahrgang 1947, lebt und arbeitet heute in New York. Die ausbalancierten Bogenformen der abstrakten zugleich aber farbenfrohdynamischen Arbeiten Pousette-Darts laden die Betrachter ein, die Licht- und Farbspiele in immer neuen Variationen zu erkunden. © Foto: Diether v. Goddenthow

Gestern Abend eröffneten Dr. Alexander Klar, Direktor des Museums Wiesbaden und der Kurator der Ausstellung, Dr. Jörg Daur, Stellvertretender Direktor sowie Kustos moderne und zeitgenössische Kunst, die erste in Deutschland gezeigte Ausstellung der bekannten US-amerikanischen Künstlerin Joanna Pousette-Dart (*1947). Die New Yorkerin ergründe, so Daur in seiner Einführung, in ihren großformatigen Wandtafeln die Weite lichtdurchfluteter Landschaften. Bereits seit den 1970er-Jahren seien die Leinwände, auf denen ihre Gemälde entstünden dynamisch-ausbalancierte Tafeln, deren gekurvte Formen Horizontlinien, sich wandelnde Lichtverhältnisse und den weit ausgreifenden Raum zu fassen suchten. Neben diesen landschaftlichen Bezügen prägten ornamentale Formen, historische romanische, wie auch islamische und indigene Einflüsse ihre Malerei. Eine Malerei, die sich zwischen Landschaft und Abstraktion bewege, so der Kurator.

Die ausbalancierten Bogenformen der abstrakten zugleich aber farbenfrohdynamischen Arbeiten Pousette-Darts laden die Betrachter ein, die Licht- und Farbspiele in immer neuen Variationen zu erkunden. Ab dem 29. März 2019 präsentiert das Museum Wiesbaden 25 ihrer ‚shaped canvases‘, ergänzt durch 13 Arbeiten auf Papier in der ersten Einzelausstellung der Künstlerin in Deutschland.

Joanna Pousette-Dart lebt und arbeitet in New York. Ab Mitte der 1970er-Jahre reist sie wiederholt nach New Mexico und entwickelt zu dieser Zeit ihre charakteristische Formensprache. Sie entwickelt die traditionell rechteckige Leinwand weiter zu ‚shaped canvases‘, dynamisch-ausbalancierten Tafeln, deren gekurvte Formen Horizontlinien, sich wandelnde Lichtverhältnisse, und ihr linearer Aufbau den weit ausgreifenden Raum zu fassen suchen. Ihre Arbeiten erscheinen vertikal gestapelt.
Jedes Element hat eigens auf die Arbeit abgestimmte Maße, seine Umrissformen bestimmen die farbige Binnenstruktur, so dass sich die einzelnen Elemente in Farbe, Größe und Form voneinander unterscheiden. Dabei ist die Farbwahl der Künstlerin klar strukturiert, mit einer leicht pastelligen Farbpalette. Verbindendes Glied der shaped canvases ist eine lineare Struktur, welche die geschwungene Form widerspiegelt, aber nicht wiederholt. So beziehen sich die einzelnen Formen von Pousette-Darts Komposition fast wie ein Echo aufeinander.

Neben landschaftlichen Assoziationen – so schafft Pousette-Dart beispielsweise mit Farbtönen wie Rot und kontrastreichem Gelb-Orange einen Eindruck der Landschaft der American Southwest Desert – prägen ornamentale Formen, historische romanische, wie auch islamische und indigene Einflüsse ihre Malerei. Eine Malerei, die sich zwischen Landschaft und Abstraktion bewegt und dabei auf eine Weise mit Linien, Farben und Formen spielt, die äußerst modern erscheint und doch einen ausgesprochen poetischen Ausdruck findet. Die geschwungenen Linien der Arbeiten Pousette-Darts nehmen den Betrachter mit auf eine imaginäre Reise durch weite Räume, lichtdurchflutete Landschaften.

„Mit den Shaped Canvases begann ich in Galisteo, New Mexico. Die gebogene Form ermöglichte es mir, einen Bildausdruck zu entwickeln, der sich auszudehnen scheint, der Bewegung andeutet und der einen Ausdruck der unermesslichen Weite und Wandlungsfähigkeit des Raumes zu ermöglichen schien, den ich dort erfahren hatte. Ich verstand diese Bilder als eine Art Dialog zwischen mir selbst und dem fernen Horizont.“ Joanna Pousette Dart

Die Ausstellung Joanna Pousette-Dart (29. März – 30. Juni 2019) stellt das Werk der US-amerikanischen Künstlerin zum ersten Mal in Deutschland vor. Es ist die erste umfassende Museumsausstellung der Künstlerin überhaupt. In einem thematisch angelegten Rundgang zeigt die Schau auf rund 600 qm Ausstellungsfläche 25 Wandtafeln und 13 Arbeiten auf Papier aus den letzten fünfzehn Jahren.

Begleitend zur Ausstellung erscheint im Mai ein gleichnamiger Ausstellungskatalog mit aktuellen Installationsansichten der Wiesbadener Präsentation.

Laufzeit der Ausstellung: 29. März – 30. Juni 2019
https://museum-wiesbaden.de/joanna-pousette-dart

Forms larger and bolder: Überblicksschau zu Eva Hesses Zeichnungen im Museum Wiesbaden

Kurator und Hesse-Experte Dr. Jörg Daur, stellvertretender Direktor Kustos moderne und zeitgenössische Kunst, beim Presserundgang in der neuen Überblicksausstellung "Eva Hesse – Zeich­nun­gen" vom 15.3. bis 23.06. 2019 © Foto: Diether v. Goddenthow
Kurator und Hesse-Experte Dr. Jörg Daur, stellvertretender Direktor Kustos moderne und zeitgenössische Kunst, beim Presserundgang in der neuen Überblicksausstellung „Eva Hesse – Zeich­nun­gen“ vom 15.3. bis 23.06. 2019 © Foto: Diether v. Goddenthow

Das Hessische Landesmuseum Wiesbaden rückt fünfzehn Jahre nach der groß angelegten Retrospektive in einer Überblicksausstellung „Eva Hesse – Zeichnungen“ (15. März– 23. Juni 2019) erneut das Schaffen einer der bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts seinen Mittelpunkt. Vernissage ist am 14. März um 19.00 Uhr.

Die wenigsten wissen, dass das Museum Wiesbaden der wohl wichtigste Sammler von Werken von Eva Hesse (1936–1970) in Europa ist. Tatsächlich seien dies zahlenmäßig lediglich fünf skulpturale Arbeiten, drei Gemälde und drei Zeichnungen. Das sei aber bei Eva Hesse schon sehr viel, so Dr. Jörg Daur, stellvertretender Direktor, Kustos moderne und zeitgenössische Kunst, und Kurator der Ausstellung. Dauer hat bereits die erste Hesse-Ausstellung 2002, damals noch als Assistent, mitorganisiert und über die Ausnahmekünstlerin promoviert. Denn in ihrem kurzen Leben konnte Eva Hesse im Bereich der Malerei und der Skulptur nur wenig mehr als 100 Arbeiten überhaupt schaffen, so der Kurator heute beim Presserundgang. Eva Hesse ist 1970 im Alter von 34 Jahren an einem Gehirnturmor viel zu früh verstorben.
Insofern sei es „auch immer ein bisschen schwierig beim Werk von Eva Hesse von Früh- und Spätwerk, von Chronologie und Entwicklung zu reden“. Es handele sich letztlich eben nur um eine Schaffensperiode von 10 Jahren. Aber in diesen 10 Jahren sei wirklich Wesentliches passiert, „was uns auch hier im Museum Wiesbaden seit vielen Jahren beschäftigt“, so Daur. Allerdings sei neue Ausstellung, „natürlich eine andere als damals, wobei der Fokus jetzt nicht auf dem skulpturalen Werk, sondern auf den Zeichnungen liege.

Ein Grund dafür sei natürlich auch, dass seit der Wiederentdeckung von Eva Hesses Werk nach Erscheinen ihres Werkverzeichnisses 1989 mit der folgenden Rezeptionsgeschichte in den 1990er Jahren die Skulpturen im Wert so extrem gestiegen sind, dass sie kaum mehr verliehen werden, da sich selbst größere Häuser die horrenden Versicherungssummen kaum mehr leisten können. Insofern ist das Museum Wiesbaden natürlich sehr glücklich über seinen eigenen Fundus.

Dennoch ist es zum ersten Mal mit der Ausstellung „Eva Hesse – Zeichnungen“ gelungen das gesamte Schaffen der US-amerikanischen Künstlerin mit deutschen Wurzeln in den Fokus zustellen. Anhand der 72, teils kleinformatigen zeichnerischen Arbeiten lassen sich unterschiedliche Stränge in Hesses Werk verfolgen und Rückschlüsse auf die Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen Zeichnung, Malerei und Skulptur ziehen. Die Ausstellung zeigt in einem chronologisch angelegten Rundgang frühe Studienskizzen neben malerischen Gouachen und Aquarellen, dazu expressive Tusch- und Farbstiftzeichnungen, Collagen wie auch Konstruktionszeichnungen und Entwürfe für skulpturale Arbeiten. Eine Auswahl von Gemälden und Skulpturen aus der Sammlung des Museums Wiesbaden ergänzen die Schau, der Großteil der Leihgaben speist sich aus den Beständen des Allen Memorial Art Museums, Oberlin College (Ohio).

Die Künstlerin selbst sei natürlich auch mit ihrem deutschen Bezug zu sehen, so der Kurator. Eva Hesse, 1936 in Hamburg als zweite Tochter eines renommierten Rechtsanwalts geboren, wird im Rahmen der elterlichen Fluchtpläne nach den Ereignissen der Reichspogromnacht bereits 1938 mit ihrer älteren Schwester Helen über Amsterdam nach London geschickt und von dort ging es dann 1939 in die USA nach New York, wo die Familie, wieder zusammengeführt, sich in der deutsch-jüdischen Nachbarschaft in Washington Heights niederließ. Eva Hesse, die ihr malerisches Talent wohl von ihrer künstlerisch begabten Mutter geerbt hatte, und nach der elterlichen Scheidung und Selbstmord ihrer Mutter, zunächst beim sorgeberechtigten Vater aufwuchs, studierte später an der Cooper Union School und an der Yale School of Art and Architecture. 1961 heiratete sie den berühmten Bildhauer Tom Doyle.
Damals war sie als Künstlerin noch völlig unbedeutend, galt eher als Ehefrau des großen Bildhauers, die eben auch Kunst studiert hatte, so Daur. Das sollte sich aber bald ändern, nachdem sie zusammen mit Doyle von 1964 bis 1965 ein Jahr lang in Deutschland, Kettwig an der Ruhr, auf Einladung des Industriellenpaares Isabell und Friedrich Arnhard Scheidt verbrachte. Hier fand sie zu ihrer eigenen Kunst, arbeitete schließlich nur noch figural.

Während des Deutschlandaufenthalt unternehmen sie gemeinsam Reisen durch ganz Europa, unter anderem nach Kassel (Besuch der documenta 3), Basel, Bern, Brüssel, Paris, Rom, Florenz, Zürich und Berlin. Im Atelier des stillgelegten Teils der Scheidt’schen Textilfabrik entstehen Zeichnungen und Gemälde mit Motiven der dort herumliegenden Maschinenteile. Im März 1965 entsteht Hesses erstes Relief Ringaro und Arosie. Im Mai stellt sie im Gewächshaus auf dem Scheidt’schen Anwesen ihre fünf Reliefs und Maschinenzeichnungen aus. Die Kunsthalle Düsseldorf zeigt unter dem Titel „Materialbilder und Zeichnungen“ im August alle vierzehn Reliefs. Im September kehren Hesse und Doyle nach New York zurück.

New York 1966–1970 Im Januar 1966 trennt sich das Paar. Im August stirbt Wilhelm Hesse. Im September zeigt Hesse in der von Lucy Lippard kuratierten Ausstellung „Eccentric Abstraction“ in der Fischbach Gallery Metronomic Irregularity II. Zu Hesses Freundeskreis gehören inzwischen Robert Smithson, Nancy Holt, Dan Graham, Mel Bochner, Donald und Julie Judd sowie Dan und Sonja Flavin. Im Januar 1967 geht Hesse bei der Fischbach Gallery unter Vertrag. In der School of Visual Arts nimmt sie gemeinsam mit Louise Bourgeois und Paul Thek an einer Podiumsdiskussion über erotischen Symbolismus teil. Sie entdeckt Latex als künstlerischen Werkstoff und es entstehen erste Teststücke.

Ab 1968 experimentiert Hesse zusammen mit Doug Johns mit Fiberglas und Polyester. Im September übernimmt sie einen Lehrauftrag an der School of Visual Arts. Ihre erste Ausstellung als Objektkünstlerin feiert Hesse im November in der Fischbach Gallery mit der Ausstellung „Eva Hesse: Chain Polymers“. Im Januar 1969 vollendet Hesse die beiden Arbeiten Sans III und Vinculum II, die für die Ausstellung „Live in Your Head. When Attitudes Become Form“ von Harald Szeemann in der Kunsthalle Bern bestimmt sind. Sie nimmt einen Lehrauftrag an der Boston Museum School an. Im März mehren sich die Anzeichen einer beginnenden Krankheit und sie ist zunehmend auf Hilfe durch die Assistenten Doug Johns und Martha Schieve angewiesen. Die Ärzte diagnostizieren einen Hirntumor. Trotz ihrer Erkrankung ist mit der Beteiligung an 21 Gruppenausstellungen 1969 das Jahr ihrer großen Ausstellungserfolge.

Im Mai 1970 erscheint ein ausführliches Interview mit Cindy Nemser. Ende März wird sie zum dritten Mal an einem Gehirntumor operiert. Im Frühjahr findet eine Einzelausstellung ihrer Zeichnungen in der Fischbach Gallery statt und sie beteiligt sich an einer Gruppenausstellung im Owens-Corning Fiberglas Center in New York. Nachdem Eva Hesse eine Woche im Koma liegt stirbt sie am 29. Mai im Alter von 34 Jahren.

Die Ausstellung „Eva Hesse – Zeichnungen“ stellt das gesamte Schaffen der US-amerikanischen Künstlerin in den Fokus. Anhand der 72, teils kleinformatigen zeichnerischen Arbeiten lassen sich unterschiedliche Stränge in Hesses Werk verfolgen und Rückschlüsse auf die Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen Zeichnung, Malerei und Skulptur ziehen. Die Ausstellung zeigt in einem chronologisch angelegten Rundgang frühe Studienskizzen neben malerischen Gouachen und Aquarellen, dazu expressive Tusch- und Farbstiftzeichnungen, Collagen wie auch Konstruktionszeichnungen und Entwürfe für skulpturale Arbeiten. Eine Auswahl von Gemälden und Skulpturen aus der Sammlung des Museums Wiesbaden ergänzen die Schau, der Großteil der Leihgaben speist sich aus den Beständen des Allen Memorial Art Museums, Oberlin College (Ohio).

Diese Ausstellung wurde organisiert in Zusammenarbeit mit dem Estate of Eva Hesse, der Galerie Hauser & Wirth sowie dem Allen Memorial Art Museum, Oberlin College.

Laufzeit der Ausstellung: 15. März – 23. Juni 2019
https://museum-wiesbaden.de/hesse

Begleitpublikation
eva-hesse-publikationDie Publikation „Eva Hesse – Unheimlich lustig“, 2019, MuWi-Buch / MuWi Book (ISBN: 978-3-89258-122-2, Preis: 14,50 Euro) beschreibt Werk und Schaffen sowie systematisch die Eva Hesses Ausstellung. Es ist sehr empfehlenswert.

 

 

 

Auswahl der wichtigsten Ausstellungen

Einzelausstellungen (Auswahl)
1963 Eva Hesse, Recent Drawings, Allan Stone Gallery, New York
1965 Eva Hesse. Materialbilder und Zeichnungen, Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen / Kunsthalle Düsseldorf, Düsseldorf
1968 Eva Hesse. Chain Polymers, Fischbach Gallery, New York
1970 Eva Hesse. New Drawings, Fischbach Gallery, New York
1972 Eva Hesse. A Memorial Exhibition, Solomon R. Guggenheim Museum, New York; Albright-Knox Art Gallery, Buffalo; Museum of Contemporary Art, Chicago; Pasadena Museum of Modern Art, Pasadena; University Art Museum, Berkeley
1979 Eva Hesse. Sculpture, Whitechapel Art Gallery, London; Rijksmuseum Kröller-Müller, Otterlo; Kestner-Gesellschaft, Hannover
1992 Eva Hesse. A Retrospective, Yale University Art Gallery, New Haven; The Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Smithsonian Institute, Washington
2002 Eva Hesse Retrospective, San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco; Museum Wiesbaden, Wiesbaden; Tate Modern, London
2013 Eva Hesse. One More than One, Hamburger Kunsthalle, Hamburg

Gruppenausstellungen (Auswahl)
1961 Drawings. Three Young Americans, John Heller Gallery, New York
1966 Eccentric Abstraction, Fischbach Gallery, New York
1969 Live in Your Head. When Attitudes Become Form. Works, Concepts, Processes, Situations, Information, Kunsthalle Bern, Bern; Museum Haus Lange, Krefeld; ICA – Institute of Contemporary Art, London

Führungen und Veranstaltungen

Öffentliche Führungen
Sa 16 Mär 15:00 Uhr
So 17 Mär 15:00 Uhr
Sa 23 Mär 15:00 Uhr
So 31 Mär 15:00 Uhr
So 7 Apr 15:00 Uhr
So 14 Apr 15:00 Uhr
Fr 19 Apr 15:00 Uhr
Mo 22 Apr 15:00 Uhr
So 28 Apr 15:00 Uhr
Sa 4 Mai 15:00 Uhr
Di 14 Mai 18:00 Uhr Kuratorenführung
So 12 Mai 15:00 Uhr
Di 14 Mai 18:00 Uhr
Di 28 Mai 18:00 Uhr
So 2 Jun 15:00 Uhr
Sa 15 Jun 15:00 Uhr
So 23 Jun 15:00 Uhr

Vortrag
Do 25 Apr 18:00 Uhr
Zwischen Gemälde und Skulptur –Die Zeichnung im Werk von Eva Hesse. Mit Dr. Renate
Petzinger. In Kooperation mit den Freunden des Museums Wiesbaden e.V.

Film
Do 4 Apr 17:30 Uhr
„Eva Hesse“. Regie: Marcie Begleiter, 2015. In Kooperation mit der Caligari FilmBühne.

Kunstpause
Mi 3 Apr 12:15 Uhr
Mi 12 Jun 12:15 Uhr
Art after Work
Di 16 Apr 19:00 Uhr
Kunst und Religion
Di 2 Apr 18:30 Uhr

„Preziosen auf Papier“ – Eva Hesse, ohne Titel, 1965
60+
Di 16 Apr 15:00 Uhr
Kunst und Kuchen
Do 11 Apr 15:00 Uhr

Angebote für Kinder und Familien
Sa 23 Mär 11:00 – 13:30 Uhr

Museumswerkstatt für Kinder: Den Rätselhaften Formen der Künstlerin Eva Hesse in der
Ausstellung „Zeichnungen“ auf der Spur.

Freier Samstag Sa 6 Apr
Maltisch in der Wandelhalle 11:00 – 14:00 Uhr
Familienführungen 12:00 Uhr, 12:45 Uhr

Angebote für KITAS und Schulen
Pädagogische Gruppen und zwei Begleitpersonen erhalten freien Eintritt in die Dauer- und Sonderausstellungen des Museums Wiesbaden.
Eintritt frei für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

Einfache Führungen
Dauer: 45 Minuten (1 Schulstunde)
Kosten für Schul- und Kindergartengruppen:
45,— Euro, Freier Eintritt für Kinder und 2 Betreuer
Kosten für Privatgruppen: 70,— Euro zzgl. Eintritt

Erweiterte Führungen
Dauer: 90 Minuten (2 Schulstunden)
Kosten für Schul- und Kindergartengruppen:
75,— Euro, Freier Eintritt für Kinder und 2 Betreuer

Führung mit Workshop
Dauer: 135 Minuten (3 Schulstunden)
Kosten für Schul- und Kindergartengruppen:
90,— Euro, Freier Eintritt für Kinder und 2 Betreuer

Der wilde Raum: Zeichnungen und Collage bei Eva Hesse
Das Ringen um naturalistische Abbildung kennen alle Schülerinnen und Schüler. Inspiriert durch Hesses Lust an der Form und ihrem spielerischen Umgang damit – fernab von naturalistischen Zwängen – geht es in der Vermittlung darum, sich in der Begegnung mit ihren Arbeiten für den eigenen Ausdruck inspirieren zu lassen. Eva Hesse verwendet u.a. die Technik der Collage, um sich in der Arbeit im Zweidimensionalen auf der Bildfläche vorhersehbaren Kompositionsschemata zu entziehen und erweitert dadurch auch gleichzeitig den Bildraum ins Dreidimensionale. Dieses Verfahren wird auch als Strategie in der Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern genutzt und erprobt, damit ihr jeweils eigener zeichnerische Ausdruck einen „wilden Raum“ findet.

Workshop:
Eigenes kreatives Erproben in unseren Ateliers mittels der künstlerischen Arbeitsweisen: Collage • Formwiederholung • Mixed Media

Anmeldung, Buchung und Beratung für Schulgruppen unter 0611 / 335 2185 oder
bildungundvermittlung@museum-wiesbaden.de.

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden
Fon 0611 ⁄ 335 2170, Fax 0611 ⁄ 335 2192
direktion@museum-wiesbaden.de

„Heißzeit“ zum Wort des 2018 gekürt

"Heißzeit" Wort des  Jahres 2018. © Foto: Diether v. Goddenthow
„Heißzeit“ Wort des Jahres 2018. © Foto: Diether v. Goddenthow

Zum  42. Mal in Folge hat am 14. Dezember 2018 die Gesellschaft für Deutsche Sprache GfdS im Wiesbadener Rathaus die Wörter des Jahres bekannt gegeben. Bevor der Vorsitzende der Gesellschaft für Deutsche Sprache,  Prof. Dr. Peter Schlobinski, Professor  für Germanistische Linguistik an der Leibniz Universität Hannover, gemeinsam mit der Geschäftsführerin der Gesellschaft für Deutsche Sprache Dr. Andrea-Eva Ewels das Wort des Jahres verriet, erklärte er kurz die Verfahrensweise:

Dr. Andrea-Eva Ewels, Geschäftsführerin der Gesellschaft für Deutsche Sprache und Prof. Dr. Peter Schlobinski, Vorsitzende der Gesellschaft für Deutsche Sprache sowie Annika Hauzel (im Hintergrund)  geben das Wort des Jahres 2018 bekannt.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Andrea-Eva Ewels, Geschäftsführerin der Gesellschaft für Deutsche Sprache und Prof. Dr. Peter Schlobinski, Vorsitzende der Gesellschaft für Deutsche Sprache sowie Annika Hauzel (im Hintergrund) geben das Wort des Jahres 2018 bekannt. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Mitarbeiter der Gesellschaft für Deutsche Sprache (GfdS) hatten in diesem Jahr eine Liste mit weit über 1000 Wörtern zusammengetragen, darunter 300 Einsendungen von Bürgern. Diese Liste wurde dann von einer fachkundigen Jury bei einer Sitzung auf zirka 130 Wörter kondensiert. Von diesen 130 Wörtern haben es schließlich 10 Wörter ins Ranking der Zehner-Liste geschafft, die heute der Presse im Wiesbadener Rathaus präsentiert wurde.  Zu den zentralen Auswahlkriterien gehörten nicht Wort-Frequenz, also die Häufigkeit der Wortverwendung, sondern, welche gesellschaftliche Bedeutung die Wörter im Jahr 2018 gehabt hätten, welche Rolle sie spielten und wie signifikant sie gesellschaftliche Themen und Interessen im weitesten Sinne widerspiegelten, so Schlobinski.

Die Wörter des Jahres 2018
1. Heißzeit
2. Funklochrepublik
3. Ankerzentren
4. Wir sind mehr
5. strafbelobigt
6. Pflegeroboter
7. Diesel-Fahrverbot
8. Handelskrieg
9. Brexit-Chaos
10. die Mutter aller Probleme

Heißzeit

Der Dürre der Heißzeit folgt nach Abschmelzen der Pole durch den Anstieg der Meere bis zu 60 Metern eine Überflutung große Teile Europas, hier modellhaft dargestellt. Zu besichtigen in der derzeitigen Ausstellung Eiszeit-Safari vom 7 Okt — 21 Apr 2019 im Museum Wiesbaden.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Der Festlands-Dürre der Heißzeit folgt nach Abschmelzen der Pole durch den Anstieg der Meere bis zu 60 Metern eine Überflutung großer Teile Europas, hier modellhaft dargestellt. Zu besichtigen in der aktuellen Ausstellung Eiszeit-Safari vom 7 Okt — 21 Apr 2019 im Museum Wiesbaden. © Foto: Diether v. Goddenthow

Das Wort des Jahres 2018 ist Heißzeit thematisiert  nicht nur einen extremen Sommer, der gefühlt von April bis November dauerte. Ebenfalls angedeutet werden soll eines der gravierendsten globalen Phänomene des frühen 21. Jahrhunderts, der Klimawandel. Nicht zuletzt ist Heißzeit eine interessante Wortbildung. Mit der lautlichen Analogie zu Eiszeit erhält der Ausdruck über die bloße Bedeutung ›Zeitraum, in dem es heiß ist‹ hinaus eine epochale Dimension und verweist möglicherweise auf eine sich ändernde Klimaperiode.

Auf Platz 2 wählte die Jury Funklochrepublik. Vor allem im ländlichen Raum ist in Deutschland die Mobilfunkabdeckung vergleichsweise schlecht, was spätestens seit dem letzten Bundestagswahlkampf ein politisches Thema ist. Ob der neue Mobilfunkstandard 5G »an jeder Milchkanne nötig« sei oder nicht, wurde von Vertreterinnen und Vertretern der Großen Koalition intensiv diskutiert.

Mit der Einführung von Ankerzentren (Platz 3) wollte die Große Koalition das Problem der unkontrollierten Migration in den Griff bekommen. Das Erstglied Anker steht hier nicht für Fixierung oder Sicherung wie beim Anker eines Schiffs, sondern für »Ankunft, Entscheidung, Rückführung«, ist also eine Art Akronym (ein Wort, das aus Anfangsbuchstaben oder -silben anderer Wörter gebildet wird). In einem Ankerzentrum sollen Flüchtlinge untergebracht werden, bis sie in Kommunen verteilt oder aber – nach Ablehnung ihres Asylantrags – in ihr Herkunftsland abgeschoben werden.

Mit dem Satz Wir sind mehr (Platz 4) reagierte eine breite Öffentlichkeit auf fremdenfeindliche Kundgebungen in Chemnitz. Zunächst handelte es sich dabei um den Titel eines Konzerts »gegen Rechts«, zu dem im September mehr als 65.000 Besucher in die sächsische Stadt kamen.

Strafbelobigt (Platz 5) oder auch strafbefördert wurde Hans-Georg Maaßen, der Präsident des Bundesverfassungsschutzes. Er hatte sich mehrfach mit politischen Stellungnahmen weit aus dem Fenster gelehnt. Vor allem die SPD, aber auch Teile der CDU forderten seine Ablösung. Innenminister Seehofer hielt zunächst seine Hand über ihn und wollte ihn zum Staatssekretär im Innenministerium befördern, was die Große Koalition an den Rand des Bruchs brachte. Nach einer öffentlich gewordenen Politiker-Schelte Maaßens sah sich der Minister gezwungen, ihn in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen.

Platz 6 belegt der Ausdruck Pflegeroboter. Das Wort steht stellvertretend für eine Diskussion um die Zukunft der Betreuung von Pflegebedürftigen und Kranken, in der in absehbarer Zeit Roboter den Platz von Pflegekräften übernehmen könnten. Der Roboter »Pepper« wurde 2018 als Prototyp vorgestellt.

Ein Diesel-Fahrverbot (Platz 7) wurde in verschiedenen deutschen Städten erlassen, um die Einhaltung einer EU-Richtlinie zu Stickstoffdioxid-Grenzwerten durchzusetzen. Dieselfahrzeuge älterer Bauart sind besonders umweltbelastend. Trotz zweier Spitzentreffen von Vertretern des Bundes, der Länder und der Kommunen, bei denen 2017 vereinbart worden war, mehrere Milliarden Euro für die Investition in sauberere Dieselmotoren zur Verfügung zu stellen, ließen sich die Fahrverbote nicht überall vermeiden.

Ein Handelskrieg (Rang 8) wurde von US-Präsident Trump als politisches Mittel der Wahl nicht nur der EU, sondern auch dem großen Konkurrenten China mehrfach angedroht. Handelskriege seien »gut und leicht zu gewinnen«, teilte Trump mit, um seinen Entschluss zu rechtfertigen, Strafzölle auf Stahl und Aluminium zu erheben.

Mit Brexit-Chaos (Platz 9) greift die GfdS-Jury ein Thema auf, das mehr oder weniger das gesamte Jahr 2018 begleitete. Die schwierigen Verhandlungen über den EU-Austritt Großbritanniens führten die Gefahr eines harten oder auch ungeordneten Brexits mit kaum auszudenkenden Folgen vor Augen und ließen eine Wortkreuzung zweiter Ordnung entstehen: gegenüber den Brexiteers (›Brexit-Befürwortern‹) gewannen die Bregretter (›Brexit-Gegner‹) immer mehr an Boden. War schon Brexit eine Wortkreuzung aus Britain und Exit, so erscheint Bregretter als Wortkreuzung aus Brexit und regret (›bedauern‹).

Platz 10 belegt der Ausdruck die Mutter aller Probleme. So hatte Innenminister Horst Seehofer die Migration bezeichnet und damit eine intensive Debatte ausgelöst, in deren Verlauf vielerlei als Mutter aller Probleme bezeichnet wurde: von der CSU bis zu Horst Seehofers Mutter. Die GfdS weist mit ihrer Wahl zugleich auf ein sprachliches Muster hin, wonach die Mutter aller … für das größte aller Exemplare einer Kategorie steht: die Mutter aller Schlachten (nannte Saddam Hussein 1990 den 2. Golfkrieg), die Mutter aller Bomben (warfen die USA 2017 über Afghanistan ab), die Mutter aller Niederlagen (erlebte die CSU bei der Landtagswahl 2018) usw.