Kategorie-Archiv: Museum Wiesbaden

„Eduardo Chillida – Architekt der Leere“ – Große Überblicksausstellung ab 16. November 2018 im Museum Wiesbaen

Ausstellungs-Impression "Eduardo Chillida - Architekt der Leere vom 16.Nov. - 10.März 2019. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungs-Impression „Eduardo Chillida – Architekt der Leere vom 16.Nov. – 10.März 2019. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die umfassende Ausstellung „Eduardo Chillida – Architekt der Leere“ präsentiert das Lebenswerk eines der bedeutendsten Bildhauer der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Eduardo Chillida (1924 – 2002). Die Überblicksschau ist die umfassendste Retrospektive seit dem Tod des Künstlers und stellt mit über 120 Werken, darunter zwölf großformatigen Skulpturen sein Lebenswerk vor.

Eduardo Chillidas skulpturale Arbeit kreiste Zeit seines Lebens um den Begriff der Leere. Das Zusammenspiel von Leerraum und seiner äußeren Hülle faszinierte ihn und charakterisiert sein Werk. Vergleichbar mit der Arbeit eines Architekten sah der baskische Bildhauer seine Aufgabe darin, in seinen Skulpturen Leerräume aufzutun. Seine in der urbanen oder natürlichen Landschaft verorteten Monumente sind für die Öffentlichkeit geschaffen und stehen in Bezug zum Menschen und der Umgebung. Die in der Bucht von San Sebastián, der Heimatstadt des Künstlers, auf drei Klippen montierten Windkämme „Peine del viento XV“ zählen zu den Meisterwerken Chillidas. Die jeweils 12 Tonnen schweren Stahlskulpturen verbinden Wind und Wasser, die Stadt, Natur und das Baskenland. Eine der letzten öffentlichen Arbeiten Chillidas befindet sich vor dem Bundeskanzleramt in Berlin. Die ineinandergreifenden Stahlelemente der Großplastik „Berlín“ erscheinen als Einheit, trotz räumlicher Trennung. Für Chillida sind seine Arbeiten Orte der Begegnung und Räume des Dialogs, die dem Menschen dienen und für Menschenrechte, Toleranz, Brüderlichkeit oder Respekt vor der Natur stehen: „[M]eine wichtigen Arbeiten sind für die Öffentlichkeit gemacht. Sie sind für die Menschen und sie gehören allen.“

Ausstellungs-Impression "Eduardo Chillida - Architekt der Leere vom 16.Nov. - 10.März 2019. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungs-Impression „Eduardo Chillida – Architekt der Leere vom 16.Nov. – 10.März 2019. © Foto: Diether v. Goddenthow

Bevor der baskische Künstler sich jedoch dem Medium der Skulptur widmete, studierte er Architektur. Sein Studium bricht Chillida 1947 ab, um am Círculo de Bellas Artes in Madrid Zeichenunterricht zu nehmen, und in der Bildhauer Werkstatt von José Mertínes Repullés zu arbeiten. So entstanden im Laufe seiner künstlerischen Tätigkeit neben den ikonischen Großprojekten auch zeichnerische Arbeiten auf Papier. Beginnend mit dem traditionell baskischen Werkstoff Eisen ergründete Chillida in den 1950er-Jahren die Eigenschaften und Widerstände des Materials, welche die Form seiner Skulpturen stets bedingen sollten. In seiner Schmiedewerkstatt spaltete und formte er fasziniert von der physischen Kraft des Arbeitsprozesses schwere Metalle, im Atelier entstanden plastische Arbeiten aus Holz, Alabaster, Terrakotta und Granit. Sein künstlerisches Interesse galt vor allem der Verortung seiner Skulpturen im Raum: „Ich trachte meinerseits danach, die dreidimensionale Leere durch die dreidimensionale Fülle zu definieren und zwar durch das gleichzeitige Schaffen einer Wechselbeziehung und eines Dialogs zwischen ihnen. Dank dieser Wechselbeziehungen leiten uns die äußeren Volumina, die uns leicht zugänglich sind, zu den uns weniger gegenwärtigen, verborgenen Räumen.“

Seit 1948 installierte Eduardo Chillida über 40 monumentale Arbeiten, die noch heute auf verschiedenen Plätzen in der ganzen Welt verstreut sind, darunter Houston, Madrid, Washington, Düsseldorf, Frankfurt und Helsinki. Eduardo Chillida starb im Alter von 78 Jahren in seiner Heimatstadt San Sebastián. Das umfangreiche Werk Chillidas wurde in namhaften Museen ausgestellt und mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Großen Preis der Biennale von Venedig im Jahr 1958.

Ausstellungs-Impression "Eduardo Chillida - Architekt der Leere vom 16.Nov. - 10.März 2019. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungs-Impression „Eduardo Chillida – Architekt der Leere vom 16.Nov. – 10.März 2019. © Foto: Diether v. Goddenthow

Das Museum Wiesbaden stellt in der Retrospektive Eduardo Chillida – Architekt der Leere (16. November 2018 – 10. März 2019) mit über 120 Werken, darunter Skulpturen, Modelle von Großprojekten, Druckgrafiken, Zeichnungen und Collagen in sieben Ausstellungsräumen das vielseitige Œuvre des Künstlers vor. Beginnend mit figürlichen Arbeiten und Skizzen die angelehnt an griechische Skulpturen im Louvre entstanden, werden Chillidas Eisenskulpturen der 1950er-Jahre thematisiert. Ein Raum ist dem Großprojekt „El Peine del viento XV“, den Windkämmen gewidmet. Die Materialfülle im Werk Chillidas veranschaulicht ein weiterer Raum in dessen unmittelbarer Nähe der „Gurutz Aldare“ aus der Kölner Kirche Sankt Peter zu sehen ist. Eine Übersicht der deutschen Großprojekte gibt ein weiterer Raum mit Modellen, darunter von den Skulpturen aus Münster, Berlin, München und Frankfurt. In der letzten Ausstellungsstation wird die Leere anhand von Arbeiten des Spätwerks Chillidas zum Thema. Zur Ausstellung ist der gleichnamige, zweisprachiger Katalog beim Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln (ISBN: 978-3-96098- 464-1, Preis: 34,- €) erschienen.

Ausstellungs-Impression "Eduardo Chillida - Architekt der Leere vom 16.Nov. - 10.März 2019. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungs-Impression „Eduardo Chillida – Architekt der Leere vom 16.Nov. – 10.März 2019. © Foto: Diether v. Goddenthow

Die Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Museo Chillida Leku und wird von den Kulturfonds Frankfurt RheinMain unterstützt.

Laufzeit der Ausstellung: 16. November 2018—10. März 2019
https://museum-wiesbaden.de/eduardo-chillida

Der vergessene Mondrian: Museum Wiesbaden zeigt erste Mondrian-Retrospektive im Rhein-Main-Gebiet

Piet Mondrian, Komposition mit großer roter Fläche, Gelb, Schwarz, Grau und Blau, 1921. Sammlung Gemeentemuseum Den Haag, Den Haag, Niederlande
Piet Mondrian, Komposition mit großer roter Fläche, Gelb, Schwarz, Grau und Blau, 1921. Sammlung Gemeentemuseum Den Haag, Den Haag, Niederlande

Das Museum Wiesbaden zeigt vom 26. Oktober 2018 bis 17. Februar 2019 die erste groß angelegte Retrospektive zum Schaffen des niederländischen Malers Piet Mondrian im Rhein-Main-Gebiet. 49 Gemälde und 11 Grafiken zeichnen anhand von 8 thematisch gegliederten Ausstellungsräumen den Werdegang des niederländischen Malers nach, von den Anfängen in der naturalistischen Malerei bis zur absoluten Gegenstandslosigkeit. Arbeiten von Bart van der Leck und Friedrich Vordemberge-Gildewart sowie Korrespondenz Mondrians ergänzen die Schau.

„Ich konstruiere auf einer Fläche Linien und Farbkombinationen mit dem Ziel, die allgemeine Schönheit möglichst bewusst darzustellen. Die Natur (beziehungsweise das, was ich sehe) inspiriert mich; ich möchte jedoch der Wahrheit möglichst nahe kommen und deshalb alles abstrahieren, bis ich zum Fundament (einem immer noch äußerlichen Fundament!) der Dinge gelange.“ Piet Mondrian (1872–1944) beschreibt 1914 seinen Zwischenschritt hin zu den streng geometrischen, in Primärfarben ausgeführten Werken als Abstraktionen der Natur und seines Erfahrungsfeldes. Die Gemälde gelten heute als Ikonen der modernen Kunst; der niederländische Maler zählt zu den wichtigsten Künstlern der Klassischen Moderne.

Was im kollektiven Gedächtnis zu einem Œuvre moderner, rasterförmiger Arbeiten verschmilzt, ist das Ergebnis eines langen Prozesses der Rekonstruktion von Natur durch die Malerei. Mondrian vermochte es, in seinem Spätwerk die Essenz seiner weniger bekannten, naturalistischen Landschaftsmalerei auf Primärfarben und geometrische Raster und Formen zu reduzieren. Natur und Konstruktion beschäftigen den Künstler, der zunächst im Stil der Haager Schule, später angelehnt an sein zwischenzeitliches holländisches Vorbild Vincent van Gogh malte, sein ganzes Leben lang. Ansichten von Windmühlen, Bäumen und Bauerngehöften charakterisieren das künstlerische Schaffen Piet Mondrians vor seiner neoplastischen Schaffensperiode ab 1921. Doch auch im Spätwerk des Künstlers spiegeln sich diese frühen Arbeiten wider, die intensive Auseinandersetzung mit der Natur ist das Fundament der neoplastischen Rasterbilder – auch wenn der Naturbezug visuell nicht mehr nachvollziehbar ist. Die Natur und ihre Konstruktion bleiben trotz des hohen Grades der Abstraktion stets fest miteinander verbunden: „Um eine Harmonie zu erzielen, sollte die Kunst sich nicht nach der äußeren Erscheinung der Natur, sondern nach deren Wesen richten.“ Piet Mondrian, 1941

Das Museum Wiesbaden stellt mit „Piet Mondrian – Natur und Konstruktion“ (26. Oktober 2018 – 17. Februar 2019) in enger Kooperation mit dem Gemeentemuseum Den Haag einen Maler vor, der hinsichtlich des radikalen Umbruchs an der Schwelle des 19. und 20. Jahrhunderts eine entscheidende Rolle spielt. Anhand von acht Stationen stellt die Retrospektive schrittweise alle Entwicklungsstufen Mondrians vor – ausgehend von der naturalistischen Malerei Mitte der 1890er-Jahre, über eine abstrahierende Phase zwischen 1908 und 1917 bis hin zur abstrakten, gegenstandslosen Malerei der 1920er- und 1930er-Jahre. Ausgewählte Arbeiten von Bart van der Leck treten mit den 47 Gemälden und 10 Zeichnungen und Aquarellen Mondrians in Diskurs. Darüber hinaus ermöglichen Briefe und Postkarten an seinen Freund Friedrich Vordemberge-Gildewart Einblicke in die Gedanken-welt des Malers.

Zur Ausstellung erscheint ein gleichnamiger Katalog beim Wienand Verlag, Köln (ISBN: 978-3-86832-463-1, Preis: 32,- €).

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Wepke Kingma, Botschafter des Königreichs der Niederlande und wird gefördert durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain.
Laufzeit der Ausstellung: 26. Oktober 2018—17. Februar 2019
https://museum-wiesbaden.de/mondrian

Ab Sonntag geht’s im Wiesbadener Museum auf „Eiszeit-Safari“ – Sensationelle Tier-Rekonstruktionen hautnah erleben!

Eiszeit-Safari im Wiesbadener Landesmuseum entführt die Besucher in eine faszinierende Welt,  als Mammutherden und Wollnashörner noch durch unsere Landschaft streiften, als Höhlenlöwen zu den gefährlichsten Raubtieren gehörten und Riesenhirsche mit ihrem Geweih selbst Wölfe beeindruckten.© Foto: Diether v. Goddenthow
Eiszeit-Safari im Wiesbadener Landesmuseum entführt die Besucher in eine faszinierende Welt, als Mammutherden und Wollnashörner noch durch unsere Landschaft streiften, als Höhlenlöwen zu den gefährlichsten Raubtieren gehörten und Riesenhirsche mit ihrem Geweih selbst Wölfe beeindruckten.© Foto: Diether v. Goddenthow

Die Eiszeit lebt: Ab Sonntag dem 7. Oktober 2018 öffnet das Museum Wiesbaden in Kooperation mit den Mannheimer Reiss-Engelhorn Museen das Tor zu einer Zeitreise der ganz besonderen Art. Es lädt zu einer wissenschaftlich flankierten Safari in die letzte Kaltzeit Europas ein. Diese war vor zirka 30 000 bis 15 000 Jahren, als noch Mammutherden, Wollnashörner und Riesenhirsche durch das Rhein-Main-Gebiet streiften, der Höhlenlöwe zu den gefürchtetsten Raubtieren zählte und unsere Vorfahren recht erfinderisch sein mussten, um als Jäger und Sammler in der unwirtlichen Umgebung mit karger Vegetation über die Runden zu kommen.
Dies uns vieles mehr können Besucher anhand von 100 sensationellen, lebensechten Tierrekonstruktionen und Pflanzen-Präparaten sowie Skeletten, Fossilien und Artefakten aus der Region Hessen auf 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche hautnah erleben.

Prof. Dr. Wilfried Rosendahl, Direktor der Reiss-Engelhorn-Museen und Ausstellungskurator , stellt Urs und Lena,  die  beiden Reiseführer der Eiszeitsafari vor.  Menschen der Eiszeit haben vor etwa 30 000 bis 12 000 Jahren gelebt. Vor 30 000 Jahren  hatten sie noch eine etwas dunklere Hautfarbe vergleichbar mit der heutiger  Marokkaner. Der Homo sapiens sapiens, vor zirka 40 000 Jahren aus Afrika gekommen, hat sich auch mit dem hier lebenden Neandertaler vermischt.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Prof. Dr. Wilfried Rosendahl, Direktor der Reiss-Engelhorn-Museen und Ausstellungskurator , stellt Urs und Lena, die beiden Reiseführer der Eiszeitsafari vor. Menschen der Eiszeit haben vor etwa 30 000 bis 12 000 Jahren gelebt. Vor 30 000 Jahren hatten sie noch eine etwas dunklere Hautfarbe vergleichbar mit der heutiger Marokkaner. Der Homo sapiens sapiens, vor zirka 40 000 Jahren aus Afrika gekommen, hat sich auch mit dem hier lebenden Neandertaler vermischt. Aus „Gendergründen“ habe man Lena (r.) auch einen Speer in die Hand gedrückt. © Foto: Diether v. Goddenthow

„Eiszeitsafari“ klinge erstmal nach einem Widerspruch, so Professor Dr. Wilfried Rosendahl, Direktor der Reiss-Engelhorn-Museen und Ausstellungskurator. Denn schließlich stünde ja „Eiszeit“ für „kalt, eisig und lebensfeindlich“, „Safari“ hingegen für „sonnig, heißt und voller Leben“, würde mit Afrika assoziiert, was eigentlich gar nicht zusammenpasse. Doch wenn man genauer hinschaue, erkenne man, dass es auch verblüffende Ähnlichkeiten, etwa die Begegnung mit großen exotischen Tieren gebe. Im heutigen Afrika sind das beispielsweise Elefant, Löwe, Hyäne, Nashorn und Büffel. In der Eiszeit waren es in dieser Region: Mammut, Höhlenlöwe, Höhlenhyäne, Wollnashorn und Steppenbison.

Bis in letzte Detail, wie hier die überlangen Augenwimpern des Wollhaarmammuts, wurden die vorzeitlichen Tiere der Eiszeit rekonstruiert. © Foto: Diether v. Goddenthow
Bis in letzte Detail, wie hier die überlangen Augenwimpern des Wollhaarmammuts, wurden die vorzeitlichen Tiere der Eiszeit rekonstruiert. © Foto: Diether v. Goddenthow

Das Konzept und die Tierrekonstruktionen der Schau sind von den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim entwickelt worden und gehen von dort aus auf Wanderschaft. Darüber hinaus haben die Naturhistorischen Sammlungen des Landesmuseums die Ausstellung mit Tierpräparaten, Fossilien und Zeugnissen menschlichen Wirkens aus den eigenen Sammlungen erweitert.

Leihgaben von bedeutenden Fundstätten der Region zeigen, wie Menschen in der Eiszeit lebten, jagten und sich künstlerisch betätigten. Diese hinterließen ihre Spuren an unterschiedlichen Orten: Sie jagten Wildpferde in Igstadt und badeten in den heißen Quellen von Wiesbaden. An der Lahn stellten sie Schmuck aus Knochen her und im Mittelrheintal zeichneten sie tausende von Tieren und Menschen auf Schiefertafeln.

Urs und Lena haben wohl in solch einem Zelt gelebt. Etliche Menschen haben zu der Zeit aber auch noch in Höhlen gewohnt.© Foto: Diether v. Goddenthow
Urs und Lena haben wohl in solch einem Zelt gelebt. Etliche Menschen haben zu der Zeit aber auch noch in Höhlen gewohnt.© Foto: Diether v. Goddenthow

Ein Highlight der Ausstellung sind die Nachbildungen eines Sommer- und Winterzelts der eiszeitlichen Jäger, die insbesondere Kindern beim Betreten große Freude bereiten. Ein Modell der Steedener Höhlen bei Runkel an der Lahn aus dem Bestand des Stadtmuseums veranschaulicht einen der wichtigsten hessischen Fundorte eiszeitlicher Natur und Kultur. Zu sehen sind Stein- und Knochenwerkzeugen sowie verzierter Knochen, Schmuckstücke und Nähnadeln.

Modell der Steedener Höhlen bei Runkel an der Lahn.© Foto: Diether v. Goddenthow
Modell der Steedener Höhlen bei Runkel an der Lahn.© Foto: Diether v. Goddenthow

Die Funde stammen von unterschiedlichen Kulturstufen zwischen 38.000 bis vor 12.000 Jahre vor unserer Zeit an. Ein besonderer Fund aus diesen Höhlen – die bedauerlicherweise 1953 für den Kalkabbau zerstört wurden – ist der Unterkiefer eines Höhlenlöwen.

Dipl.- Biol. Fritz Geller-Grimm, Abteilungsleiter und  Kurator  Naturwissenschaft im Museum Wiesbaden, erläutert die zirka 600 000 Jahre alten Fossilien, die 2017 in der Baugrube gegenüber der Rheinstrasse 5, Bauprojekt Wilhelm IX, gefunden und vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen geborgen wurden. Sie stammten aus dem mittelpleistozänen Cromer-Komplex. Damals gab es mitten im heutigen Wiesbaden Flussablagerungen am Rande eines stehenden und morastigen Gewässers. © Foto: Diether v. Goddenthow
Dipl.- Biol. Fritz Geller-Grimm, Abteilungsleiter und
Kurator Naturwissenschaft im Museum Wiesbaden, erläutert die zirka 600 000 Jahre alten Fossilien, die 2017 in der Baugrube gegenüber der Rheinstrasse 5, Bauprojekt Wilhelm IX, gefunden und vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen geborgen wurden. Sie stammten aus dem mittelpleistozänen Cromer-Komplex. Damals gab es mitten im heutigen Wiesbaden Flussablagerungen am Rande eines stehenden und morastigen Gewässers. © Foto: Diether v. Goddenthow

Im Zuge der Kooperation mit den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim wurde aktuell für die Eiszeit-Schau das absolute Alter dieses Fossils aus der Sammlung des Museums Wiesbaden mit der 14C- oder -Radiokarbonmethode bestimmt. Das Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie hat ein Alter zwischen 36.600 bis 35.900 Jahre ermittelt. Der rund 36.000 Jahre alte Unterkiefer wird auch in der Ausstellung präsentiert. Damit trafen die ersten modernen Menschen Europas auf dieses Tier.

Ausstellungs-Impression. Ein Riesenhirsch begrüßt die Besucher. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungs-Impression. Ein Riesenhirsch begrüßt die Besucher. © Foto: Diether v. Goddenthow

In der 1000 Quadratmeter großen Ausstellung „Eiszeit-Safari“ (7. Oktober 2018 – 21 April 2019) können die Besucherinnen und Besucher auf dem Weg durch drei Ausstellungsräume die Big Five der Eiszeit entdecken: Mammut, Höhlenlöwe, Höhlenhyäne, Wollhaarnashorn und Steppenbison. Dabei stehen ihnen unsere Vorfahren Urs und Lena zur Seite. Beide Scouts, die auch in der Ausstellung mit Kleidung, Schmuckstücken und Werkzeugen zu sehen sind, begleiten die Gäste bis zum Ausgang.

Die Pflanzenwelt der letzten Kaltzeit Europas.© Foto: Diether v. Goddenthow
Die Pflanzenwelt der letzten Kaltzeit Europas.© Foto: Diether v. Goddenthow

Die Vielfalt der Tiere erstaunt insbesondere auch deshalb, weil sowohl kälteliebende Tiere, wie das Mammut als auch wärmeliebende Tiere, wie zum Beispiel das Wisent, Teil der Eiszeit-Safari sind. Die Ausstellung konzentriert sich zwar auf die letzte große Kaltzeit des Eiszeitalters bis vor 12.000 Jahren. Doch seit etwa 12.000 Jahren wird es wärmer und die heutige Tier- und Pflanzenwelt zog nach Mitteleuropa ein. Mammut, Wollnashorn, Riesenhirsch und Steppenbison starben aus.

Das Europäische Waldbison erscheint in am Ende der letzten Eiszeit, als Wälder häufiger werden. Damit löst er das Steppenbison ab. Die Berberaffen (u.Mitte i Bild) verschwanden hierzulande mit der letzten Kaltzeitphase vor 30 000 Jahren. © Foto: Diether v. Goddenthow
Das Europäische Waldbison 8r.) erscheint in am Ende der letzten Eiszeit, als Wälder häufiger werden. Damit löst er das Steppenbison ab. Die Berberaffen (u.Mitte i Bild) verschwanden hierzulande mit der letzten Kaltzeitphase vor 30 000 Jahren. © Foto: Diether v. Goddenthow

Am Ende des Rundgangs begegnen die Besucher einem Flusspferd, das heute nur noch aus Afrika bekannt ist. Noch zur letzten großen Warmzeit vor 115.000 Jahren gab es diese auch in unserer Region. Originale Zähne und Knochen lassen sich in den Rheinschottern finden. Wer weiß, ob diese bei noch stärkerer Erwärmung zurück nach Wiesbaden finden?

Veranstaltungsprogramm mit Vorträgen und Aktionstagen

Blick in den oberen Teil der fantastischen Ausstellung. © Foto: Diether v. Goddenthow
Blick in den oberen Teil der fantastischen Ausstellung. © Foto: Diether v. Goddenthow

Ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm mit Vorträgen und Aktionstagen für Familien und Kinder umrahmt die Ausstellung. Die nächsten Eiszeittage finden zum Thema „Leben als Jäger und Sammler“ am eintrittsfreien Samstag, den 3. November 2018 von 12 bis 15 Uhr statt. Das gesamte Begleitprogramm ist online verfügbar.

Zur Ausstellung sind die Begleitbücher „Eiszeit-Safari —Reisebegleiter“ (ISBN 978-3-89937-204-5; 19,90 €) und „Eiszeit-Safari —Urzeitabenteuer für Kinder“ (ISBN 978-3-89937-205-2; 7,90 €) im Verlag Dr. Friedrich Pfeil erschienen. Die bilinguale App „Eiszeit-Safari“ steht zum kostenlosen Download im App Store und bei Google Play sowie im Museum auf Leihgeräten gegen Gebühr zur Verfügung.

Informationen zum umfangreiches Begleit- und Pädagogikprogramm

Ort:

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden
Fon 0611 ⁄335 2250, Fax 0611 ⁄335 2192
www.museum-wiesbaden.de, museum@museum-wiesbaden.de

Öffnungszeiten*
Mo geschlossen
Di, Do 10:00—20:00 Uhr
Mi, Fr-So, Feiertage 10:00—17:00 Uhr

Eintritt
Sonderausstellung* 10,— Euro (7,— Euro)
Dauerausstellung* 6,— Euro (4,— Euro ermäßigt)
* Der Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Dauerausstellung. Kinder und Jugendliche
unter 18 Jahre freier Eintritt in die Sammlungen. Weitere Ermäßigungen und Tarife für Gruppen unter:
www.museum-wiesbaden.de ⁄preise

Service
Ausleihbare Rollstühle, Buggies und Sitzhocker im Foyer. Die die Ausstellungsbegleitende App mit dem Multimedia-Guide ist auf Leihgeräten in begrenzter Anzahl gegen eine Gebühr erhältlich.

„Lieblingsorte – Erinnerungen verbinden“ – Coop-Projekt des Museum Wiesbaden und der Opelvillen Rüsselsheim

„Lieblingsorte – Erinnerungen verbinden“ – Das Museum Wiesbaden und die Opelvillen Rüsselsheim laden ein zum gemeinsamen Vermittlungsprojekt

Das Museum Wiesbaden und die Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim kooperieren zum ersten Mal im Bereich der Kunstvermittlung. Die beiden Häuser haben durch ihre jeweils außergewöhnlichen Vermittlungsprogramme für ältere Menschen zusammengefunden. Ihr erstes gemeinsames Kooperationsprojekt „Lieblingsorte – Erinnerungen verbinden“ von Oktober bis November 2018 richtet sich sowohl an interessierte Menschen in Rüsselsheim als auch in Wiesbaden. Gemeinsam laden die Institutionen ein, auf Zeitreise zu gehen, um Erinnerungen und Anekdoten auszutauschen, die von den jeweiligen Orten handeln. Ein gegenseitiges Besuchen und Kennenlernen ist Teil des Projektes. Geplant ist, dass sich an vier aufeinander folgenden Dienstagnachmittagen: 16. Oktober, 23. Oktober, 30. Oktober und 6. November bis zu acht Teilnehmer nachmittags in den jeweiligen Kultureinrichtungen treffen. Am 16. und 23. Oktober treffen sich die Rüsselsheimer in den Opelvillen und die Wiesbadener im Museum Wiesbaden. Am 30. Oktober besucht die Rüsselsheimer Gruppe dann das Museum Wiesbaden und am 6. November erwarten die Rüsselsheimer ihre Gäste aus dem Museum Wiesbaden. Die jeweiligen Transfers sind organisiert und kostenfrei für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Bei den ersten beiden Treffen in den jeweiligen Kulturinstitutionen stehen ein erstes Kennenlernen und eine gemeinsame Erkundung des Hauses, sowie Kaffee und Gebäck auf dem Programm. Das Vermittlungsteam möchte über Zeitzeugen mehr über die Historie ihrer Häuser erfahren. Eine Erinnerung an ein Exponat, eine Ausstellung, an Personen oder auch Hintergründe sind von großem Nutzen für die Geschichtsschreibung beider Institutionen.

Anmelden können sich interessierte Bürgerinnen und Bürger aus Rüsselsheim und Wiesbaden ab sofort mit der Angabe ihres Namens, ihrer Telefonnummer und Adresse unter info@opelvillen.de oder 06142835907. Da die Plätze begrenzt sind, zählt das Datum der Anmeldung. Das Mitbringen einer Anekdote oder auch eines Fotos zum jeweiligen Haus wünschen sich die Veranstalter. Gefördert wird das Projekt durch die Seniorenpolitische Initiative des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Vermittlungsprogramme sowohl der Opelvillen als auch des Museums Wiesbaden richten sich an Besucherinnen und Besucher, verschiedener Altersstufen und Herkunftsländer.

Im Kooperationsprojekt »Erinnerungen verbinden« können Geschichten zur Entwicklung beider Häuser ausgetauscht werden. Die Kunstvermittlerinnen Samira Idrisu für die Opelvillen und Astrid Lembcke-Thiel für das Museum Wiesbaden freuen sich auf einen regen Dialog. Die Historie beider Häuser lässt viele Anekdoten vermuten, die sie festhalten möchten. Die Opelvillen wurden vor Stiftungsgründung 2001 als Krankenhaus und später Amtsgericht vielfältig genutzt. Stets waren die Villen über Jahrzehnte ein wichtiger Bezugspunkt für Rüsselsheimer Bürgerinnen und Bürger. Hier wurde gewohnt, operiert, geheiratet, sich getrennt, politisch diskutiert und gefeiert. Seit 1973 gehört das Museum Wiesbaden zu den drei großen Landesmuseen in Hessen. Seine Geschichte reicht zurück bis in das frühe 19. Jahrhundert. Heute finden Besucherinnen und Besucher im Zweispartenhaus Kunstwerke aus neun Jahrhunderten sowie eine exquisite Sammlung naturhistorischer Präparate.

Carl Remigius Fresenius: Chemie des Alltags – Museum Wiesbaden würdigt den Wiesbadener Ehrenbürger im Jahr seines 200. Geburtstags mit einer Kabinettausstellung

Ausstellungsansicht. Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert
Ausstellungsansicht. Foto: Museum Wiesbaden/Bernd Fickert

Heute mit Beginn der Wiesbadener Biennale eröffnet um 18.00 Uhr das Museum Wiesbaden die Kabinettausstellung „Chemie des Alltags“ anlässlich des 200. Geburtstags von Carl Remigius Fresenius.

Am 28. Dezember 2018 wäre Carl Remigius Fresenius 200 alt geworden. Das Wirken des Mitbegründers der modernen Chemie steht im Zentrum der Kabinettausstellung der Naturhistorischen Sammlungen des Museums Wiesbaden. In Zusammenarbeit mit der Hochschule Fresenius werden vom 23. August 2018 bis zum 20. Januar 2019 anhand von rund 200 Objekten Aspekte der Wasseranalytik, Kriminaltechnik und Materialforschung vorgestellt.

Wenigen Chemikern ist es vergönnt, über lange Zeit hinweg im allgemeinen Bewusstsein zu bleiben. Der Frankfurter Carl Remigius Fresenius (1818–1897), widmete sein Leben und Wirken der Analytik. Seine chemischen Analyseverfahren dienten der Untersuchung von Mineralwassern, aber auch anderen alltäglichen Dingen wie der Nahrungsmittel- oder Weinanalytik. Um die entscheidenden Fragen „Was ist drin? – Wieviel ist drin?“ zu beantworten, entwickelte und prüfte er Methoden und wendete sie auf alltägliche und industrielle Fragestellungen an. In fast fünfzig Jahren veröffentlichte er zahlreiche Bücher, eine Fachzeitschrift und hatte über 2000 Schüler. Noch heute ist Fresenius Forschung zur chemischen Analytik relevant und moderne Adaptionen seiner Analyseverfahren finden in der Wissenschaft gebrauch. Aus dem Kreis von Fresenius Studenten gingen Begründer großer Chemiekonzerne und zahlreicher weiterer Firmen hervor. Andere Gründer schickten ihre Söhne und Enkel zur ersten Ausbildung zu Fresenius.

Fresenius studierte nach einer Apothekenlehre in Bonn und Gießen. 1842 wurde er zum Staatsassistenten am Universitätslaboratorium zu Gießen berufen und promovierte und habilitierte sich bei Justus Liebig. Nach seiner Berufung an das Landwirtschaftliche Institut in Wiesbaden gründete er in der Hauptstadt des Herzogtums Nassau das Chemische Laboratorium Fresenius, aus dem das SGS-Institut Fresenius in Taunusstein und die Hochschule Fresenius Idstein hervorgingen. Die Hochschule wird ab 2019 in ihrem Neubau in der Moritzstraße nach 23 Jahren und kurz nach dem 200. Geburtstag ihres Gründers mit den Fachbereichen Wirtschaft & Medien, Design sowie Gesundheit & Soziales wieder in Wiesbaden ansässig werden.

Die Kabinettausstellung „Carl Remigius Fresenius“ (23. August 2018-20. Januar 2019) veranschaulicht viele Facetten der Analytik. Ausgehend von rund 200, zum Teil historischen Laborgeräten aus der Sammlung Rainer Friedrich rekapitulieren sieben Ausstellungskapitel den Werdegang des Wegbereiters der Analytik. Beginnend mit seinen Anfängen als Wissenschaftler bis hin zu Fresenius Tätigkeit als Unternehmer werden Einblicke in die wichtigsten Aspekte des Lebens und die bedeutendsten Errungenschaften Carl Remigius Fresenius gegeben. Darüber hinaus werden Messprinzipien sowie moderne Entsprechungen der von Fresenius genutzten oder entwickelten Analyseverfahren vorgestellt. Die gezeigten Geräte und Messergebnisse stammen alle aus Partnerfirmen und -instituten der Hochschule Fresenius, so z.B. dem Bundeskriminalamt, und den Forschungslabors der Hochschule.

Die Kabinettausstellung ist in Zusammenarbeit mit der Hochschule Fresenius entstanden.
Begleitend zur Ausstellung ist der Katalog „Carl Remigius Fresenius– Vater der Analytischen Chemie“ erschienen (Autor: Leo Gros, ISBN: 978-3-89258-120-8, Preis: 7,-€).

Kurze Nacht der 23 Galerien und Museen in Wiesbaden war selbst mit Oldtimer-Shuttle-Service nicht zu bewältigen

An 23 Stationen besichtigten am Samtagabend  bei der 18. Kurzen Nacht der Galerien und Museen in Wiesbaden Scharen von Kulturinteressierten Orte der Kunst. Hier bei der Galerie Roter Winter in der Taunusstrasse 52 durch's Fenster geschaut. © Foto: Diether v. Goddenthow
An 23 Stationen besichtigten am Samtagabend bei der 18. Kurzen Nacht der Galerien und Museen in Wiesbaden Scharen von Kulturinteressierten Orte der Kunst. Hier bei der Galerie Roter Winter in der Taunusstrasse 52 durch’s Fenster geschaut. © Foto: Diether v. Goddenthow

Noch fasziniert von der großartigen Architektur des neuen RheinMain CongressCenters (RMCC) wechselten am Samstagabend, am 14. April 2018 gegen 18 Uhr, zahlreiche Kulturinteressierte  nonstop vom  „Tag der offenen Tür des RMCC“  zur Eröffnung der 18. Kurzen Nacht der Galerien und Museen ins Wiesbadener  Stadtmuseum am Markt (SAM)  .  Im  einstigen Marktlager-Gewölbekeller aus der Gründerzeit stimmte der international renommierte PopJazzChor Wiesbaden unter Leitung von Clemens Schäfer die Besucherschar  ein auf die „Kurze Nacht“ mit 23 beteiligten  Galerien und Museen.

Chorleiter Clemens Schäfer, im Hintergrund vlnr.: Museumsdirektorin  Sabine Philipp, Kulturdezernent Alexander Imholz und Stadtverordnetenvorsteherin Christa Gabriel, etwas dahinter: Bundestagsabgeordneter Ingmar Jung und Ortsvorsteher Nordort Theo Baumstark. © Foto: Diether v. Goddenthow
Chorleiter Clemens Schäfer, im Hintergrund vlnr.: Museumsdirektorin Sabine Philipp, Kulturdezernent Alexander Imholz und Stadtverordnetenvorsteherin Christa Gabriel, etwas dahinter: Bundestagsabgeordneter Ingmar Jung und Ortsvorsteher Nordort Theo Baumstark. © Foto: Diether v. Goddenthow

Eröffnet hatten die „Kurze Nacht“ Sabine Philipp, die neue Direktorin des Stadtmuseums, Alexander Imholz, Kulturdezernent der Landeshauptstadt, und Erhard Witzel, seit 18 Jahren Haupt-Regisseur der von der Interessengemeinschaft der Galerien (IG Galerien) veranstalteten „Kunstnacht“. Sabine Philipp und Alexander Imholz dankten ihm und allen Akteuren, die diese wunderbare Kulturveranstaltung mit 23 Galerien und Museen erneut ermöglichten, insbesondere auch Rainer Wehner und Herrn Weber für die Organisation des Oldtimer-Shuttle-Service vom Rollenden Museum Wiesbaden.

Oldtimer bringen Besucher an eine von fünf Haltestellen in Nähe  gewünschter Kunstorte. © Foto: Diether v. Goddenthow
Oldtimer bringen Besucher an eine von fünf Haltestellen in Nähe gewünschter Kunstorte. © Foto: Diether v. Goddenthow

Mit einer Flotte von 80 Oldtimern  konnten wieder Scharen von Kunstinteressierten über ein Netz von fünf Haltepunkten bis gegen Mitternacht durch die Stadt  chauffiert werden. „Ich habe den Verdacht“, so Stadtrat Imholz ein wenig augenzwinkernd, „dass es auch ein paar Autobegeisterte gibt, die heute nur kommen, um Oldtimer zu fahren und weniger um sich Kunst und Kultur zu gönnen. Da wäre mein Rat: Sie können ja den Schwerpunkt auf die Autos setzen, und trotzdem bei der Kunst mal reinschauen. Es lohnt sich in jedem Fall, es erweitert natürlich auch den persönlichen Horizont“, wobei er aber zugab, als man ihn mit einem Senator-Oldtimer abholte, doch lieber den längeren Fahrtweg zum SAM gewählt zu haben. Er wolle heute Abend all die Stationen besuchen, die er beim letzten Mal nicht geschafft habe, so der Kulturdezernent.

Kulturdezernent Alexander Imholz: "Suchen Sie sich etwas aus, übernehmen Sie sich nicht, erholen Sie sich zwischendrin!". Im Hintergrund der PopJazzChor Wiesbaden. © Foto: Diether v. Goddenthow
Kulturdezernent Alexander Imholz: „Suchen Sie sich etwas aus, übernehmen Sie sich nicht, erholen Sie sich zwischendrin!“. Im Hintergrund der PopJazzChor Wiesbaden. © Foto: Diether v. Goddenthow

Auch seien wieder neue Teilnehmer hinzugekommen, etwa das Schloss Freudenberg, das MI, eine Mischung aus Restaurant und Kunstgalerie, oder auch der Berufsverband der Künstler (BBK) in seinen neuen Räumen in der Nerostrasse. Aber es seien einfach so viele Orte, mit dem Nassauischen Kunstverein und dem Bellevuesaal und den vielen anderen, die Jahr für Jahr mit neuen Ausstellungen am Start sind, dass es gar nicht alles zu schaffen sei. „Also suchen Sie sich etwas aus, übernehmen Sie sich nicht, erholen Sie sich zwischendrin“, riet Imholz und empfahl, zwischendurch ein Gläschen Wein für den guten Zweck „Kunstkoffer“ zu trinken. „Wir haben nicht nur ein, sondern mehrere Weingüter mit dabei, die diese Veranstaltung unterstützen. Auch dafür herzlichen Dank!“

Seit Anfang an organisiert und realisiert Erhard Witzel die Kurze Nacht.© Foto: Diether v. Goddenthow
Seit Anfang an organisiert und realisiert Erhard Witzel die Kurze Nacht.© Foto: Diether v. Goddenthow

Erhard Witzel bedankte sich bei der Stadt und allen Beteiligten, und versicherte, dass es ihm auch nach 18 Jahren immer noch Spaß mache, die Kurze Nacht zu organisieren. Auch er empfahl ein wenig für den guten Zweck „zu trinken“. Die Hälfte der Erlöse aus dem Weinkonsum flössen direkt in das Projekt „Kunstkoffer“, so Witzel.

 

 

Für Sabine Philipp, der neuen Direktorin des SAM, ist es die erste "Kurze Nacht der Galerien ..."  © Foto: Diether v. Goddenthow
Für Sabine Philipp, der neuen Direktorin des SAM, ist es die erste „Kurze Nacht der Galerien …“ © Foto: Diether v. Goddenthow

Der Weg sei mitunter schon das Ziel, zumindest ein bisschen, war SAM-Direktorin Sabine Philipp vom Oldtimer-Shuttle-Service besonders angetan, aber auch darüber, was die einzelnen Institutionen und Einrichtungen Wertvolles und Aufsuchenswertes zu bieten hätten. „Im Sam haben wir natürlich auch ein bisschen was zu bieten, etwa die aktuelle Sonderausstellung „Impulse – Nassau im Spannungsfeld der Konfessionen“, warb die Museumsdirektorin.

Oberhalb vom SAM, im Restaurant Lumen, hatte im Obergeschoss die GALERIE H22 aus der Herderstrasse 22, zu einem Ausstellungs-Intermezzo von Amador Vallina eingeladen.

AndreaMaria Bresson „Caleidoscope - Drei Partituren" Leben - Tanz - BeWusstSein in der AIDS Hilfe Wiesbaden. © Foto: Diether v. Goddenthow
AndreaMaria Bresson „Caleidoscope – Drei Partituren“
Leben – Tanz – BeWusstSein in der AIDS Hilfe Wiesbaden. © Foto: Diether v. Goddenthow

In Richtung Wilhelmstraße gelangte man in der Karl-Glässing-Str. 5 bei der AIDS Hilfe Wiesbaden im dritten Stockwerk zur Ausstellung von Andrea Maria Bresson „Caleidoscope – Drei Partituren“ Leben – Tanz – BeWusstSein. Einen Teil dieser Ausstellung, die Buddha-Connection,  lag im Dunkeln, und war nur per Taschenlampe bzw. Smartphoneleuchte zu erkunden.

Nur ein paar Schritte weiter in der Wilhelmstrasse 14, zeigte die Lumas Editionsgalerie zumeist großformatige Fotoarbeiten in den Themengruppen   „Ein Himmel voller Blumen“  und  „elements of nature“.

Nassauischer Kunstverein

Isabell Ratzinger, Die Schuhe, 2017. Der Apparat Schuhe zieht zehn Paar Herrenschuhe, die an einem Seil befestigt sind, um zwei Fahrradfelgen. In einer nicht enden wollenden Kreisbewegung verfolgen sie einander ohne ihren Vorläufer je einholen zu können. ... Dieses Werk ist Teil der Ausstellung  bee bee nnz krr müü - der Titel der Ausstellung entstammt der Ursonate von Kurt Schwitters. Nur aus einzelnen Lauten bestehend ist das Gedicht ein Sinnbild für die Destruktion vorherrschender Sinngebung und bürgerlicher Ordnung um 1918. © Foto: Diether v. Goddenthow
Isabell Ratzinger, Die Schuhe, 2017. Der Apparat Schuhe zieht zehn Paar Herrenschuhe, die an einem Seil befestigt sind, um zwei Fahrradfelgen. In einer nicht enden wollenden Kreisbewegung verfolgen sie einander ohne ihren Vorläufer je einholen zu können. … Dieses Werk ist Teil der Ausstellung bee bee nnz krr müü – der Titel der Ausstellung entstammt der Ursonate von Kurt Schwitters. Nur aus einzelnen Lauten bestehend ist das Gedicht ein Sinnbild für die Destruktion vorherrschender Sinngebung und bürgerlicher Ordnung um 1918. © Foto: Diether v. Goddenthow

Im   Nassauischen Kunstverein, Wilhelmstr. 15, wurden die Besucher gefordert mit der aktuellen Gemeinschafts-Ausstellung „Rinnzekete bee bee nnz krr müü“ von Leda Bourgogne / Ryan Cullen / Diogo Duda / Beate Engl / FORT / Daniel Kemeny / Ulrike Königshofer / Tobias Krämer / Hanne Lippard / Isabell Ratzinger.

Beim Projekt FREEDOM & INDEPENDENCE hinterfragt Bjørn Melhus in experimentellen Science-Fiction-Kurzfilmen Ideologien eines religiös geprägten Kapitalismus. Ideen und Zitate der selbsternannten objektivistischen Philosophin und Schriftstellerin Ayn Rand werden dabei mit evangelikalen Inhalten US-amerikanischer Mainstream-Filme konfrontiert.

Corpse Flowers. Gerrit Frohne-Brinkmann ist der zehnte Stipendiat des von der Landeshauptstadt Wiesbaden und dem Nassauischen Kunstverein Wiesbaden ins Leben gerufenen Stipendiums Follow Fluxus – Fluxus und die Folgen. © Foto: Diether v. Goddenthow
Corpse Flowers. Gerrit Frohne-Brinkmann ist der zehnte Stipendiat des von der Landeshauptstadt Wiesbaden und dem Nassauischen Kunstverein Wiesbaden ins Leben gerufenen Stipendiums Follow Fluxus – Fluxus und die Folgen. © Foto: Diether v. Goddenthow

Ein weiterer Schwerpunkt sind im 3. OG die lebensgroßen Keramiknachbildungen riesiger Blüten von verschiedenen Corpse Flowers, landläufig als fleischfressende Pflanzen bekannt, von Gerrit Frohne-Brinkmann, dem zehnten Fluxus-Stipendiaten Wiesbadens. Ihr künstlich erzeugter Verwesungs-Hautgout ist nicht zu verfehlen, und wem dies nicht auf den Magen schlug, konnte  sich vor der dreistöckigen Altbauvilla an Wiesbadens Prachtstrasse mit „Fluxus-Burgern“ ,„bee-bee-Spezials“ und „Pulled Pork Swadwiches“ stärken,  dazu vielleicht noch ein Gläschen Riesling vom „Weingut Prinz von Hessen“ für den guten Zweck schlürfen.

Heizung von Albert Niemann.© Foto: Diether v. Goddenthow
Heizung von Albert Niemann.© Foto: Diether v. Goddenthow

Auf allen Etagen helfen an diesem Abend (Kunst-)Studentinnen aus Koblenz, Mainz, Frankfurt und Wiesbaden, Besuchern fachkundig, Kunstwerke auf den Raumplänen zu identifizieren und die dazu gehörenden Beschreibungen im Begleitskript zu finden.

Vom NKV aus haben Besucher geographisch die Wahl, entweder die Wilhelmstrasse in Richtung Friedrich-Ebert-Allee zum Museum Wiesbaden zu marschieren oder  retour wieder zum Marktplatz zu laufen, um am dortigen Shuttle-Halt ein Oldtimer-„Taxi“ zu den Galerien in der Taunusstrasse, etwa zu Rother Winter, G 21 oder zum BBK in der Nerostrasse, zu besteigen.

Die Oldtimer rollen an, hier an der SAM-Haltestelle. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Oldtimer rollen an, hier an der SAM-Haltestelle. © Foto: Diether v. Goddenthow

Am SAM Oldtimer-Halt warten Scharen Kulturinteressierter auf „ihren“ Oldtimer-Favoriten. Die Auswahl der bejahrten Fahrzeuge ist riesig. Es gibt praktisch alle Marken. Selbst ein VW-Bus-Krankenwagen aus den 60ern ist dabei. Und für den, der eben nicht einen Rolls Royce, Porsche, Mustang, Jaguar, Mercedes, Opel-Senator, BMW & Co ergattert, kann auch eine  Fahrt im Gogo-Mobil unvergesslich bleiben, insbesondere mi Fall längerer Knie.

Am Shuttle-Halt Taunusstrasse-/Ecke Röderstrasse neben der Galerie Rother-Winter herrscht reger Betrieb.

Impression aus der Galerie Rother Winter. © Foto: Diether v. Goddenthow
Impression aus der Galerie Rother Winter. © Foto: Diether v. Goddenthow

Drangvolle Enge auch in der Galerie Rother Winter. Diese  präsentiert Skulpturen von René Dantes und Gemälde von Otto Ritschl ihrer neuesten Ausstellung, und kredenzt zur Verkostung feine Weine  des Hauses Georg Müller Stiftung aus Hattenheim, zudem vielen bekannt für den Kunstkeller.

Über den idyllischen Hinterhof mit Kuh und Yucca palmen geht's rechts die Steintreppe zum Ausstellungsraum hoch. © Foto: Diether v. Goddenthow
Über den idyllischen Hinterhof mit Kuh und Yucca palmen geht’s rechts die Steintreppe zum Ausstellungsraum hoch. © Foto: Diether v. Goddenthow

Besonders stimmungsvoll begrüßt die Hinterhauskulisse der BBK SCHAUstelle in der Nerostrasse 32 die nachtschwärmenden Besucher. Nur eine recht angejährte, schmale Steintreppe führt empor zum großen Ausstellungsraum.

14 Künstlerinnen des Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Wiesbaden e.V. zeigen hier  Werke ihrer neuesten Ausstellung mit der an die Besucher gerichteten Fragen „WAS SEHEN SIE?“.

BBK Schaustelle in der Nerostrasse 32.  © Foto: Diether v. Goddenthow
BBK Schaustelle in der Nerostrasse 32. © Foto: Diether v. Goddenthow

 

Inspiriert von dieser Frage decken die gezeigten Werke ein breites Spektrum ab. Das Flüchtige soll sichtbar gemacht werden, bis hin zur Frage: „Was sehe ich, wenn ich nichts (mehr) sehe?“. Weitere Schwerpunkte beschäftigen sich mit dem „Leben als Bühnenstück“, „Authentizität“, „Relevanz“ usw.

In der Taunusstrasse 19 lädt die GALERIE 21 ein zu „Wir sammeln, was wir lieben“. Gezeigt werden zeitgenössische Positionen origineller Künstler aus dem In- und Ausland

G21, gallery in der Taunusstrasse 19. © Foto: Diether v. Goddenthow
G21, gallery in der Taunusstrasse 19. © Foto: Diether v. Goddenthow

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Kunst Schäfer in der Faulbrunnenstrasse 11 präsentiert in der Ausstellungshalle unter „Doppelspiel“ zwei Ausstellungen von Anna Flores und Ralf Bohnenkamp, und in der Studiogalerie: „Secret terrain“.

Impression Kunst Schäfer in der Faulbrunnenstrasse 11. © Foto: Diether v. Goddenthow
Impression Kunst Schäfer in der Faulbrunnenstrasse 11. © Foto: Diether v. Goddenthow

Vor der Galerie malt Aktionskünstler Bernd Schneider auf einer Endlosrolle Bilder am „Fließband“ und kommt mit den Leuten ins Gespräch.

Aktionskünstler Bernd Schneider malt unaufhörlich auf eine Endlosrolle vor der Galerie Kunst Schäfer in der Faulbrunnenstrasse. © Foto: Diether v. Goddenthow
Aktionskünstler Bernd Schneider malt unaufhörlich auf eine Endlosrolle vor der Galerie Kunst Schäfer in der Faulbrunnenstrasse. © Foto: Diether v. Goddenthow

Zwei Häuser neben Kunst Schäfer gelegen, präsentiert die IG Galerien im Kunstraum Faulbrunnenstraße Wolfgang Gemmers Ausstellung „blingbling“.

Kunstraum der Interessengemeinschaft der Galerien (IG Galerien)  in der Faulbrunnenstrasse. © Foto: Diether v. Goddenthow
Kunstraum der Interessengemeinschaft der Galerien (IG Galerien) in der Faulbrunnenstrasse. © Foto: Diether v. Goddenthow

Im Museum Wiesbaden haben  alle aktuellen  Ausstellungen geöffnet. Zu den Highlights zählen „Frühe Bilder“ von Gerhard Richter.  Die kürzlich eröffnete  Überblicksausstellung  „Von Beckmann bis Jawlensky – Die Sammlung Frank Brabant“,  „Pilze – Nahrung, Gift und Mythen“ sowie  „Orchideen“.
Gegen 19 Uhr findet die Präsentation der Ergebnisse des Kooperationsprojekts #shortnight statt. „Arbeiten der Leistungskurse Kunst der Oranienschule Wiesbaden treten in den Dialog mit Werken der ständigen Sammlungen des Museums Wiesbaden“.
Gegen 21.30 Uhr tritt ein zweites Mal der PopJazzChor Wiesbaden auf. Es herrscht Hochbetrieb, auch  am Stand von Weingut Schloß Vollrads.

Mehr Stationen sind an diesem Abend nicht zu schaffen.
Alles „endet“ im  Bellevue-Saal, in der Wilhelmstrasse 32. Vor dem Hintergrund der Ausstellungen von Heiko Sievers „together“ und Konstantin Voit „Konzeptkunst/Zeichnung/Malerei“ steigt gegen 23.30 Uhr zur Krönung der „Kurzen Nacht“ das  Abschlussfest.

Die Abschlussfete der Kurzen Nacht fand im Bellevue-Saal in der Wilhelmhelmstrasse 32 statt ab 23.30 Uhr.  © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Abschlussfete der Kurzen Nacht fand im Bellevue-Saal in der Wilhelmhelmstrasse 32 statt ab 23.30 Uhr.
© Foto: Diether v. Goddenthow

Alle teilnehmenden Galerien und Museen, sowie Infos zum Rollenden Museum, finden Sie  unter http://www.kurze-nacht.de/,

Vormerken:  19. Kurze Nacht der Galerien und Museen in Wiesbaden wieder im April 2019.

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein verleiht Wiesbadener Kunstmäzen Frank Branbant die Goethe-Plakette

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein  hat dem Kunstmäzen Frank Brabant die höchste Auszeichnung seines Ministeriums überreicht bei der Eröffnung der Sonderausstellung "von Beckmann bis Jawlensky. Die Sammlung Frank Brabant in Schwerin und Wiesbaden. Foto: Heike v. Goddenthow
Kunst- und Kulturminister Boris Rhein hat dem Kunstmäzen Frank Brabant die höchste Auszeichnung seines Ministeriums überreicht bei der Eröffnung der Sonderausstellung „von Beckmann bis Jawlensky. Die Sammlung Frank Brabant in Schwerin und Wiesbaden. Foto: Heike v. Goddenthow

Wiesbaden. Kunst- und Kulturminister Boris Rhein hat heute dem Kunstliebhaber und Wahl-Wiesbadener Frank Brabant die Goethe-Plakette des Landes Hessen für seine außerordentlichen Verdienste um die Kunst und Kultur überreicht. Anlass für die Ehrung war die Eröffnung der Sonderausstellung „Von Beckmann bis Jawlensky. Die Sammlung Frank Brabant“ im Museum Wiesbaden am heutigen Abend. Frank Brabant hat dem Museum Wiesbaden einen Teil seiner umfangreichen Sammlung geschenkt.

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein: „Für Frank Brabant sind seine gesammelten Werke nicht nur Bilder, sie sind Teil seines Lebens, seiner Biographie – und seines persönlichen Umfeldes: Immer, wenn er die Gemälde ausstellte, waren seine Wände zu Hause leer. So viel Leidenschaft für die Kunst berührt. Deswegen ist es für mich eine umso größere Ehre, Herrn Brabant mit der Goethe-Plakette des Landes Hessen die höchste Auszeichnung des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst zu verleihen.“

Siehe zur Ausstellung selbst: ZU SEINEM 80. STIFTET FRANK BRABANT SEINE HOCHKARÄTIGE KUNSTSAMMLUNG – ÜBERBLICKS-AUSSTELLUNG „VON BECKMANN BIS JAWLENSKY“ AB 13.APRIL IM MUSEUM WIESBADEN

Zu seinem 80. stiftet Frank Brabant seine hochkarätige Kunstsammlung – Überblicks-Ausstellung „Von Beckmann bis Jawlensky“ ab 13.April im Museum Wiesbaden

Der Kunstmäzen Frank Brabant, bei seinem 80.Geburtstag am 11.April 2018, vor Rudolf Schlichters (1890 - 1955) Werk "Der Würger" von 1938.© Foto: Diether v. Goddenthow
Der Kunstmäzen Frank Brabant, bei seinem 80.Geburtstag am 11.April 2018, vor Rudolf Schlichters (1890 – 1955) Werk „Der Würger“ von 1938.© Foto: Diether v. Goddenthow

Das Museum Wiesbaden präsentiert vom 13. April bis 30. September 2018 eine einzigartige Überblicks-Ausstellung der wichtigsten Werke „Von Beckmann bis Jawlensky – Die Sammlung Frank Brabant (13. April bis 30. September 2018).

Spätestens als Kunstsammler Frank Brabant zum 150. Geburtstag des Malers Alexej von Jawlensky (18 64–1 941) dem Landesmuseum Wiesbaden das Gemälde „Helene im spanischen Kostüm“ schenkte, statt einem Angebot aus Russland von gebotenen 8 Mio. Euro nachzugeben, kennt den Kunstmäzen in der Landeshauptstadt jeder. Jetzt, zu einem 80. Geburtstag, am 11.April 2018, hat der frühere Gastronom und Diskothekenbetreiber noch eins drauf gesetzt: Er verschenkt im Rahmen einer Stiftung seine gesamte, auf 20 bis 40 Millionen geschätzte Kunstsammlung je hälftig dem Staatlichen Museum Schwerin (Geburtsort von Brabant) und dem Landesmuseum Wiesbaden (seit 60 Jahren seine Wahlheimat).

v.l. Dr. Alexander Klar, Direktor des Wiesbadener Landesmuseum, Dirk Blübaum, Direktor des Staatlichen Museums Schwerin, Kunstsammler und Sammlungs-Stifter Frank Brabant, Dr. Roman Zieglgänsberger, Kustos Klassische Moderne am Landesmuseum Wiesbaden und Kurator der Ausstellung, der maßgeblich mit Dirk Blübaum die Aufteilung der Sammlung realisierte. Frank Brabant erzählt den Journalisten wie alles mit seiner Sammelleidenschaft anfing, welche Schwierigkeiten er mit seiner ersten Disko mit der Obrigkeit hatte, und kleine Anekdoten aus seinem wechselvollen Leben © Foto: Diether v. Goddenthow
v.l. Dr. Alexander Klar, Direktor des Wiesbadener Landesmuseum, Dirk Blübaum, Direktor des Staatlichen Museums Schwerin, Kunstsammler und Sammlungs-Stifter Frank Brabant, Dr. Roman Zieglgänsberger, Kustos Klassische Moderne am Landesmuseum Wiesbaden und Kurator der Ausstellung, der maßgeblich mit Dirk Blübaum die Aufteilung der Sammlung realisierte. Frank Brabant erzählt den Journalisten wie alles mit seiner Sammelleidenschaft anfing, welche Schwierigkeiten er mit seiner ersten Disko mit der Obrigkeit hatte, und kleine Anekdoten aus seinem wechselvollen Leben © Foto: Diether v. Goddenthow

Aufgeteilt wurde die über 600 Werke umfassende Kunstsammlung der Klassischen Moderne seit 2017 im besten und freundschaftlichen Einvernehmen, so dass jedes Haus diejenigen Werke aus der Sammlung Frank Brabants zugesprochen bekam, die sich am besten mit der eigenen über Jahrhunderte gewachsenen Sammlungsgeschichte zusammenbringen ließen, so Dr. Roman Zieglgänsberger, Kustos Klassische Moderne am Landesmuseum Wiesbaden und Kurator der Ausstellung. Frank Brabants Bilder sollten nicht wie zufällig hinzugekommen erscheinen, sondern sie sollen, immer mit dem Namen des Schenkens kenntlich gemacht, als integrativer Bestandteil der Wiesbadener und der Schweriner Sammlung erscheinen. „Die Aufteilung der Bilder sei ja nicht wie in Stein gemeißelt, sondern das zudem Reizvolle dabei sei, dass die Museen Wiesbaden und Schwerin Werke für Ausstellungen rund um das Themengebiet des Sammlers einander zur Verfügungen stellen und damit die Zusammenarbeit der beiden Häuser stärken könnten, erläuterten Dirk Blübaum, Direktor des Staatlichen Museums Schwerin und Dr. Alexander Klar, Direktor des Hessischen Landesmuseums Wiesbaden. So erkläre sich auch der Titel des Begleitkatalogs „Von Beckmann bis Jawlensky – Die Sammlung Frank Brabant in Wiesbaden und Schwerin“ zur jetzt in Wiesbaden gezeigten Überblicksausstellung „Von Beckmann bis Jawlensky“ vom 13. April bis 30.September 2018.

Dr. Roman Zieglgänsberger, Kustos Klassische Moderne am Landesmuseum Wiesbaden und Kurator der Ausstellung, führt die Presse durch die Ausstellung, hier im Raum 1, Räum der Mäzene.© Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Roman Zieglgänsberger, Kustos Klassische Moderne am Landesmuseum Wiesbaden und Kurator der Ausstellung, führt die Presse durch die Ausstellung, hier im Raum 1, Räum der Mäzene.© Foto: Diether v. Goddenthow

Mit über 600 Werken zählt die Sammlung Brabant zu den großen privaten Kunstsammlungen der Klassischen Moderne in Deutschland. Die Sammlung Brabant zeichnet sich nicht nur durch ihre hohe Qualität aus: Ihre besondere Bedeutung liegt in der Vielfalt, die das Kunst- und Kulturgeschehen sowie die politischen und sozialen Verwerfungen, Ängste, Hoffnungen und Utopien der Menschen zwischen den beiden großen Weltkriegen des 20. Jahrhunderts widerspiegelt. 2017 verfügte Frank Brabant, dass seine Sammlung nach seinem Tod der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden solle. Dazu überlässt er sie dem Museum Wiesbaden und dem Staatlichen Museum Schwerin in einer Stiftung.

Der Kunstmäzen Frank Brabant

Der "Kreuzgang", so der letzte Raum der Ausstellung gehört zu den absoluten Höhepunkten, hier mit  Frank Brabant, der einem Journalisten die Hängung seiner Werke erläutert.© Foto: Diether v. Goddenthow
Der „Kreuzgang“, so der letzte Raum der Ausstellung gehört zu den absoluten Höhepunkten, hier mit Frank Brabant, der einem Journalisten die Hängung seiner Werke erläutert.© Foto: Diether v. Goddenthow

Der 1938 in Schwerin geborene Kunstsammler Frank Brabant (*1938 in Schwerin), der heute in der Tradition bedeutender Wiesbadener Sammler wie Heinrich Kirchhoff und Hanna Bekker vom Rath steht, machte Wiesbaden vor knapp 60 Jahren zu seiner Wahlheimat. 1969 eröffnet er die erfolgreiche Diskothek „Pussycat“, in der er zu „ZDF Zeiten“ der Stadt Wiesbaden bis in die späten 1980er Jahre prominente Gäste wie Udo Jürgens oder Donna Summer begrüßte. Die Schwerpunkte seiner Sammeltätigkeit liegen vornehmlich auf expressionistischer und neusachlicher Kunst der Avantgarde am Beginn des 20. Jahrhunderts und der Weimarer Zeit der Zwischenkriegsjahre.
Das erste Kunstwerk – einen Holzschnitt von Max Pechstein – erwarb Brabant 1964 im „Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath“. Die Sammlerin, Mäzenin und Kunsthändlerin Hanna Bekker (1893–1983) prägte mit ihrem Galerieprogramm, dessen Basis die Malerei der Künstlervereinigungen „Brücke“ und „Der Blaue Reiter“ war, auch den Geschmack Frank Brabants. Immer wieder kaufte er bei ihr hochrangige Werke, teils in Ratenzahlung. Hanna Bekker wiederum wurde geprägt von dem ebenfalls mäzenatisch ausgerichteten Wiesbadener Sammler Heinrich Kirchhoff (1874–1934), den sie zweimal (1918 und 1927) in seiner Villa besuchte und dessen Begeisterung sie angesteckt haben muss.
Brabant erwarb stets zielgerichtet Werke der frühen Avantgarde, zumeist Maler der Künstlervereinigungen „Brücke“, „Der Blaue Reiter“ oder „Junges Rheinland“ sowie der Berliner Gruppen „Neue Sezession“, „Freie Sezession“, „November-Gruppe“ oder „Sturm“.

Die Ausstellung „Von Beckmann bis Jawlensky

Ausstellungs-Impression. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungs-Impression. © Foto: Diether v. Goddenthow

Heute versammeln sich in der reichhaltigen Kollektion neben großen Namen wie Otto Dix, Wassily Kandinsky, Alexej von Jawlensky vor allem auch viele Künstlerinnen, darunter Käthe Kollwitz, Jeanne Mammen oder Hanna Höch, deren Arbeiten erst vor kurzem im kunstgeschichtlichen Diskurs wiederentdeckt wurden.

Die jetzt gezeigte Überblicks-Ausstellung „Von Beckmann bis Jawlensky“ stellt anhand von 138 Werken neben namhaften künstlerischen Positionen des Expressionismus, des Magischen Realismus und der Neuen Sachlichkeit insbesondere das breite Spektrum der Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor. Einen Filmraum, indem ein ausführliches Interview mit Frank Brabant zu sehen ist und spannende Einblicke in die Wohnung des Sammlers gegeben werden, sowie neun thematisch gegliederte Räume umfassend, gibt die Ausstellung Einblicke in Brabants Sammlertätigkeit und die Kunstströmungen vom Expressionismus bis hin zur Neuen Sachlichkeit, aber auch Blumendarstellungen ist ein Raum gewidmet – darunter Max Beckmanns „Stillleben mit grüner Kerze“. Eigens für die Ausstellung hat der Sammler Mobiliar aus seiner Wohnung zur Verfügung gestellt.

Ausstellungskatalog
katalog-cover.wVon Beckmann bis Jawlenksy. Die Sammlung Frank Brabant in Schwerin und Wiesbaden Hg. Dirk Blübaum, Gerhard Graulich, Alexander Klar und Roman Zieglgänsberger Mit Beiträgen von Gerhard Graulich, Roman Zieglgänsberger, Katharina Uhl, Deborah Bürgel, Sibylle Discher, Moritz Jäger, Vera Klewitz, Kornelia Röder und Rebecca Krämer. 304 Seiten, Michael Imhof Verlag 2017 ISBN: 978-3-7319-0557-8, 29,90,- Euro (Museumskasse).
Besonders hilfreich sind die Künstlerbiografien und das komplette Sammlungsverzeichnis der Sammlung Frank Brabants.

Bei der Orientierung, in wie die Werke der Sammlung  auf die Museen aufgeteilt wurden, hilft die unterschiedliche Farbigkeit der Bildlegenden. Rote Bildunterschriften stehen für Werke im Staatlichen Museum Schwerin, blaue Bildunterschriften für die ans Wiesbadener Landesmuseum gegangenen Werke.

Führungen und Veranstaltungen

Führungen
Sa 14 Apr 15:00 Uhr
So 15 Apr 15:00 Uhr
Sa 5 Mai 15:00 Uhr
Sa 12 Mai 15:00 Uhr
So 20 Mai 15:00 Uhr
Mo 21 Mai 15:00 Uhr
Sa 26 Mai 15:00 Uhr
Sa 23 Jun 15:00 Uhr
Di 26 Jun 18:00 Uhr
Sa 30 Jun 15:00 Uhr
Di 10 Jul 18:00 Uhr
So 15 Jul 15:00 Uhr
Di 17 Jul 18:00 Uhr
Sa 21 Jul 15:00 Uhr
So 22 Jul 15:00 Uhr
So 29 Jul 15:00 Uhr
Sa 4 Aug 15:00 Uhr
Sa 11 Aug 15:00 Uhr
So 19 Aug 15:00 Uhr
Di 21 Aug 18:00 Uhr
So 26 Aug 15:00 Uhr

KunstPause
Mi 18 Apr 12:15 Uhr Max Beckmann
Mi 30 Mai 12:15 Uhr Karl Hofer
Mi 27 Jun 12:15 Uhr Max Pechstein
Mi 8 Aug 12:15 Uhr Conrad Felixmüller

Kunst & Religion
Di 8 Mai 18:30 Uhr
„Blau, blau, blau sind alle meine…“ Karl Hofer, Mädchen mit blauer Vase, 1923

Kunst & Kuchen
Do 10 Mai 15:00 Uhr
Kunst interaktiv
Do 19 Jul 10:30 Uhr Tendenzen der Neuen Sachlichkeit
Art after Work
Di 17 Apr 19:00 Uhr Die Zukunft der Sammlung Brabant in Schwerin und Wiesbaden

Angebote für Kinder und Familien
Sa 14 April 11:00 – 13:30 Uhr

Museumswerkstatt für Kinder: „Kräftige Farben, vereinfachte Formen, ausdrucksstark“ Porträts in der Ausstellung „Von Beckmann bis Jawlensky“ entdecken und eigene malen

Sa 7 Juli 11:00 – 14:00 Uhr Maltisch in der Wandelhalle
Sa 7 Juli 12:00 Uhr Familienführung „Von Beckmann bis Jawlensky“

Angebote für Schulen
Wege in die Abstraktion ( Sek I ab Kl. 9 + Sek II)
Anhand ausgewählter Werke und Künstler der Sammlung Brabant werden in den Workshops in einer dialogischen Führung die Vielfalt und Motive der Abstraktion des Expressionismus bis hin zur Gegenbewegung der Neuen Sachlichkeit der Weimarer Zeit erschlossen.

Workshop I: nach freier Wahl eines Kunstwerkes Stilmerkmale zeichnerisch herausarbeiten und im Atelier in Ölkreide auf Holz oder Pappe malerisch paraphrasieren.

Workshop II: Kreatives Schreiben zu Werken nach Wahl – mit Textvortrag Von Brücke bis Blaue Reiter und mehr! ( Sek I )
Die Vielfalt der Porträts (wahlweise Landschaft oder Stillleben) in der Sammlung Brabant und ihre Bedeutung als Ausdrucksträger für Empfindungen und Seelenzustände von Künstlern entdecken und verstehen lernen

Workshop I: Malen eines eigenen Portraits ( Landschaft/ Stillleben) in Ölkreide auf Packpapiertüte oder Holzplatte. Nach Anregung durch Skizzen vor Originalen in der Ausstellung
Workshop II: Kreatives Schreiben zu Werken nach Wahl (Sek I ab Kl. 8)

Das bist Du und das bin ich! (Kita und Grundschule)
Grüne Wangen, gelbe Nasen, gestreifte Münder– warum sind hier Menschen und Gesichter so anders geformt und farbig? In der Ausstellung „Von Beckmann bis Jawlensky“ können Kinder im Dialog mit einer Kunstvermittlerin mit Papier und Zeichenstift selbst erkunden, warum Künstler vor rund 100 Jahren so abstrakt und nicht naturgetreu gemalt haben.

Workshop: Malen eines ausdrucksstarken Gesichts in Jaxon-Ölkreide auf Papiertüte

Öffnungszeiten
Mo geschlossen
Di, Do 10:00—20:00 Uhr
Mi, Fr—So 10:00—17:00 Uhr
An Feiertagen 10:00—17:00 Uhr geöffnet.
Auch Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag und Fronleichnam geöffnet.

Eintritt
Sonderausstellung* 10,— Euro (7,— Euro) * Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen.
Familienangebot: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre in Begleitung ihrer Eltern freier Eintritt. Weitere Ermäßigungen und Tarife für Gruppen unter: www.museum-wiesbaden.de ⁄preise

Ort:
Museum Wiesbaden Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden Fon 0611 ⁄335 2250, Fax 0611 ⁄335 2192
www.museum-wiesbaden.de
museum@museum-wiesbaden.de

Von Beckmann bis Jawlensky – Die Sammlung Frank Brabant vom 13. 04. – 30.09.2018 im Museum Wiesbaden

Abb.: Sammlung Frank Brabant, Foto: Museum Wiesbaden /  Bernd Fickert
Abb.: Sammlung Frank Brabant, Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert

Die Sammlung Frank Brabant zählt zu den großen privaten Kunstsammlungen der Klassischen Moderne in Deutschland. Bedeutsam ist die Sammlung neben ihrer hohen Qualität vor allem, weil sie aufgrund ihrer Vielfalt das Kunst- und Kulturgeschehen sowie die politischen und sozialen Verwerfungen, Ängste, Hoffnungen und Utopien der Menschen zwischen den beiden großen Weltkriegen des 20. Jahrhunderts spiegelt.

Das erste Kunstwerk – einen Holzschnitt des Brücke-Künstlers Max Pechstein – erwarb Frank Brabant 1964 im „Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath“. Später kamen Werke von Max Beckmann, Otto Dix, Alexej von Jawlensky, Ernst Ludwig Kirchner, August Macke, Emil Nolde und vielen anderen hinzu.

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden

www.museum-wiesbaden.de
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Überblicksschau „Gerhard Richter – Frühe Bilder“ im Museum Wiesbaden ab 16. März 2018

Dr. Jörg Daur, Stellvertretender Direktor und Kustos moderne und zeitgenössische Kunst, erläutert beim heutigen  Presserundgang  die Technik und mögliche Bewandtnis des 1974 erworbenen Richter-Bildes "Terese Andeszka". Es zeigt ein  Foto, übermalt, zum Teil bis ins Abstrakte übergehend.  Die Vorlage stammt eventuell aus einer Illustrierten. Mit der unvollständigen Bildlegende (wohl vom Originalillustriertenfoto übernommen); "Ein Wunder rettete! .. Terese Andeszka und ihr Mann Fran .." gibt es dem Betrachter Rätsel auf, etwa: ob es sich um Tereses Familie nach einer gelungenen Flucht aus dem Ostblock handelt. Damit erhält das Werk nochmals eine neue, eine politische Dimension, wenngleich es Richter vor allem auf die Malerei ankam. © Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Jörg Daur, Stellvertretender Direktor und Kustos moderne und zeitgenössische Kunst, erläutert beim heutigen Presserundgang die Technik und mögliche Bewandtnis des 1974 erworbenen Richter-Bildes „Terese Andeszka“. Es zeigt ein Foto, übermalt, zum Teil bis ins Abstrakte übergehend. Die Vorlage stammt eventuell aus einer Illustrierten. Mit der unvollständigen Bildlegende (wohl vom Originalillustriertenfoto übernommen); „Ein Wunder rettete! .. Terese Andeszka und ihr Mann Fran ..“ gibt es dem Betrachter Rätsel auf, etwa: ob es sich um Tereses Familie nach einer gelungenen Flucht aus dem Ostblock handelt. Damit erhält das Werk nochmals eine neue, eine politische Dimension, wenngleich es Richter vor allem auf die Malerei ankam. © Foto: Diether v. Goddenthow

Nur wenigen dürfte bekannt sein, dass Gerhard Richter, einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler, seine erste Ausstellung, nämlich 7 Werke in einem eigenen Raum der Gemeinschaftsausstellung „Düsseldorfer Malerei“ mit Thomas Bayrle, Konrad Lueg, Sigmar Polke 1966 im Museum Wiesbaden hatte. In den 1970er Jahren konnten zentrale Arbeiten wie „Terese Andrszka“ und „Königin Elisabeth“ für die Sammlungen erworben werden, die heute zu den Inkunabeln, aber auch den am häufigsten angefragten Bildern der Sammlung des Museums Wiesbaden zählen.
Eigentlich wollte man schon seit fünf Jahren Gerhard Richter eine Ausstellung widmen, da die Malerei von Gerhard Richter inzwischen eine zentrale Rolle in der Sammlung des Museums Wiesbaden spielt. Doch wollte man auch nicht die 107. Richter-Ausstellung weltweit sein, und zudem sind allein die Versicherungs- und Transportkosten angesichts der enormen Bildwerte immens.
Erst durch eine fruchtbare Kooperation mit dem Kunstmuseum Bonn und dem S.M.A.K. in Gent, hatten sich Dr. Alexander Klar, Direktor des Museums Wiesbaden, und Dr. Jörg Daur, Stellvertretender Direktor und Kustos moderne und zeitgenössische Kunst, entschlossen die schon seit Jahren in der Schublade schlummernden Pläne einer Richter-„Show“ doch umzusetzen, indem sie die Bonner Ausstellung „Gerhard Richter – Frühe Bilder“ als dritte Station nun – ergänzt um die Wiesbadener Werke und in anderer Hängung – vom 16. März bis 17. Juni 2018 im Museum Wiesbaden  präsentieren.

Dr. Jörg Daur, ein profunder Kenner Richters, ist nun mit seiner Bildauswahl und der Art seiner Hängung ein geniales Wechselspiel zwischen Richters Werk und den Räumlichkeiten des Wiesbadener Museums gelungen.

Ausstellungs-Impression. © Foto: Diether v. Goddenthow
Ausstellungs-Impression. © Foto: Diether v. Goddenthow

Für Gerhard Richter war das Foto stets das perfektes Bild: „es ändert sich nicht, es ist absolut, also unabhängig, unbedingt, ohne Stil. Es ist mir deshalb in der Weise, wie es berichtet und was es berichtet, Vorbild.“. Wenn man Gerhard Richter richtig versteht, hat er sich zeitlebens an der Fotografie abgearbeitet, auf ganz unterschiedliche Weise, wobei er die Trennung gegenständlicher und abstrakter Malerei aufhob, indem er beispielsweise in der bewussten Herbeiführung von Unschärfen und ins Flächige verfließende Fotovermalungen eine Bild-Öffnung herbeiführte, den Werken eine Art Unendlichkeit gab. Und umgekehrt macht er sich quasi auf den Weg, seine konstruierten, abstrakt begonnenen offenen Bildern zu schließen, ihnen Form oder Rahmen zu geben. So steht Gerhard Richters Malerei bis heute sinnbildlich für seine Auseinandersetzung von Gegenständlichkeit und Abstraktion, von Bildraum und Bildfläche. Im Besonderen gilt das für seine Tür-, Vorhang- und Fensterbilder der 1960er-Jahre, die im Zentrum der Ausstellung stehen. Schlieren und Wolken, Durchgänge und Türen sind zentrale Motive der Malerei Richters.

Für alle, die Gerhard Richter lieben, ablehnen, ihn schon immer mal näher kennen lernen wollten oder ganz gezielt sein Frühwerk studieren möchten, bietet sich ein Besuch dieser Überblicksschau „Gerhard Richter – Frühe Bilder“ vom 16. März bis 17. Juni 2018 im Museum Wiesbaden geradezu an.

Um Gerhard Richter und sein (Früh-)Werk kennen und besser verstehen zu lernen, empfiehlt sich eine Führung zu buchen.

Empfehlenswert ist auch der Begleitkatalog zur Ausstellung, der in Richters Werk zuverlässig einführt.

 

Gerhard Richter
Gerhard Richter, geboren 1932 in Dresden wuchs in der Oberlausitz auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er zuerst eine Lehre als Schriftenmaler. 1951 erfolgte die Zulassung an der Hochschule für bildende Künste, Dresden. Nach dem Diplom bei Heinz Lohmar wurde ihm ein eigenes Atelier an der Hochschule zuerkannt. 1959 besuchte Richter die documenta II in Kassel. 1961 flieht er im März zusammen mit seiner Frau Ema (Marianne Eufinger), die er 1957 geheiratet hatte, über Berlin in den Westen. Ab dem Herbst 1961 studiert er an der Kunstakademie in Düsseldorf, nach dem ersten Semester wechselt er zusammen mit Konrad Lueg (Fischer) in die Klasse von Karl Otto Götz. 1966 stellt er – auf Anregung von Götz, der seit Mitte der 1950er-Jahre dem damaligen Museumsdirektor Clemens Weiler freundschaftlich verbunden ist – zusammen mit Lueg, Sigmar Polke, Thomas Bayrle u. a. erstmalig im Museum Wiesbaden aus. Aus der damaligen Präsentation zeigt das Museum heute „Vorhang IV“, ein Schlüsselbild der aktuellen Ausstellung.

Laufzeit der Ausstellung: 16 Mär—17 Jun 2018
www.museum-wiesbaden.de/ausstellungen/gerhard-richter
Weitere Informationen: https://www.gerhard-richter.com/de

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum
für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden
Fon 0611 ⁄335 2250, Fax 0611 ⁄335 2192
www.museum-wiesbaden.de
museum@museum-wiesbaden.de

Führungen und Veranstaltungen zur Ausstellung

Gerhard Richter – Frühe Bilder
Führungen
Sa 17 Mär 15:00 Uhr
So 18 Mär 15:00 Uhr
Sa 24 Mär 15:00 Uhr
Di 27 Mär 18:00 Uhr
Fr 30 Mär 15:00 Uhr
So 1 Apr 15:00 Uhr
Mo 2 Apr 15:00 Uhr
Sa 7 Apr 15:00 Uhr
Di 17 Apr 18:00 Uhr
Sa 21 Apr 15:00 Uhr
Sa 28 Apr 15:00 Uhr
Di 8 Mai 18:00 Uhr
Do 10 Mai 15:00 Uhr
So 13 Mai 15:00 Uhr
Di 15 Mai 18:00 Uhr
Sa 19 Mai 15:00 Uhr
Di 22 Mai 18:00 Uhr
So 27 Mai 15:00 Uhr
Do 31 Mai 15:00 Uhr
So 3 Jun 15:00 Uhr
Di 5 Jun 18:00 Uhr
Sa 9 Jun 15:00 Uhr
So 10 Jun 15:00 Uhr
Di 12 Jun 18:00 Uhr
Sa 16 Jun 15:00 Uhr
So 17 Jun 15:00 Uhr

KunstPause
Mi 4 Apr 12:15 Uhr
Mi 2 Mai 12:15 Uhr
Kunst & Religion
Di 10 Apr 18:30 Uhr
„Zu Hornbach oder zu Obi?“, Gerhard Richter, 256 Farben / 256 Colours, 1974
Kunst & Kuchen
Do 12 Apr 15:00 Uhr
Art after Work
Di 20 Mär 19:00 Uhr
Di 15 Mai 19:00 Uhr

Angebote für Kinder und Familien
Sa 24 Mär 11:00 – 13:30 Uhr
Museumswerkstatt für Kinder: „Auf der Suche“ Malen und Zeichnen inspiriert durch die
Ausstellung „Gerhard Richter – Frühe Bilder“
Sa 7 Apr 12:00 Uhr
Familienführung „Gerhard Richter – Frühe Bilder“
Sa 26 Mai 11:00 – 13:30 Uhr
Museumswerkstatt für Kinder: „Was ist Malerei, was kann es heute sein?“ Diesen und
ähnlichen Fragen Gerhard Richters in der Ausstellung „Die frühen Bilder“ selbst malend
nachspüren

Museum Wiesbaden
Hessisches Landesmuseum
für Kunst und Natur
Friedrich-Ebert-Allee 2, 65185 Wiesbaden
Fon 0611 ⁄335 2250, Fax 0611 ⁄335 2192
www.museum-wiesbaden.de
museum@museum-wiesbaden.de

Öffnungszeiten
Mo geschlossen
Di, Do 10:00—20:00 Uhr
Mi, Fr—So 10:00—17:00 Uhr
An Feiertagen 10:00—17:00 Uhr geöffnet.
Auch Ostermontag und Pfingstmontag geöffnet.

Eintritt
Sonderausstellung* 10,— Euro (7,— Euro)
* Eintritt in die Sonderausstellungen beinhaltet den Besuch der Sammlungen.
Familienangebot: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre in Begleitung ihrer Eltern freier
Eintritt. Weitere Ermäßigungen und Tarife für Gruppen unter:
www.museum-wiesbaden.de ⁄preise

Verkehrsanbindung
PKW und Reisebusse: A 66, Abfahrt Wiesbaden-Erbenheim, Richtung Stadtmitte, Parkhaus Rheinstraße
Bahn: Zum Hbf Wiesbaden mit DB und S1, S8 und S9 aus Richtung Frankfurt und Mainz.
Vom Hbf 10 min Fußweg zum Museum
Linienbusse: Rheinstraße und Wilhelmstraße
Service
Auch während der Sanierungsmaßnamen an der Fassade sind Museum und Café weiterhin
geöffnet. Derzeit wie gewohnt über den Haupteingang in der Friedrich-Ebert-Allee.