Hessischer Staatspreis für das deutsche Kunsthandwerk auf der Frankfurter Ambiente verliehen

Verleihung des Hessischen Staatspreises für das Deutsche Kunsthandwerk im Rahmen der internationalen Frankfurter Konsumgüter-Messe Ambiente 2024 (v.l.n.r.): Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, Emma Brix (Förderpreis), Christoph Leuner (1. Platz), Marianne Kassamba, Bundesverband Kunsthandwerk, Dora Herrmann und Alexandra Wiechert (3. Platz), Philipp Gröninger (2. Platz), Kaweh Mansoor, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen und Moderator Stefan Suchaneck. © Foto: Diether von Goddenthow
Verleihung des Hessischen Staatspreises für das Deutsche Kunsthandwerk im Rahmen der internationalen Frankfurter Konsumgüter-Messe Ambiente 2024 (v.l.n.r.): Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, Emma Brix (Förderpreis), Christoph Leuner (1. Platz), Marianne Kassamba, Bundesverband Kunsthandwerk, Dora Herrmann und Alexandra Wiechert (3. Platz), Philipp Gröninger (2. Platz), Kaweh Mansoor, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen und Moderator Stefan Suchaneck. © Foto: Diether von Goddenthow

Frankfurt am Main, 26. Januar 2024. Ausgezeichnete Arbeiten, strahlende Gesichter: Am 26. Januar 2024 wurde der 72. Hessische Staatspreis für das deutsche Kunsthandwerk verliehen. Über den Award freuten sich Christoph Leuner, Philipp Gröninger und Dora Herrmann sowie über den Förderpreis die Newcomerin Emma Brix. Der feierliche Festakt fand im Rahmen der internationalen Konsumgütermesse Ambiente statt, auf der noch bis zum 30. Januar die Ausstellung aller 25 nominierten Arbeiten zu sehen ist.

Produkte, die jeder kennt – und die doch so besonders gedacht und gemacht sind, dass sie die erfahrene Fachjury im Sturm erobert haben: Den ersten Platz in dem Wettbewerb um den Hessischen Staatspreis für das deutsche Kunsthandwerk erlangte der Schreinermeister Christoph Leuner mit seinen künstlerisch gearbeiteten Dosenobjekten „Hohl-Körper“. Zweiter wurde der Gold- und Silberschmiedemeister Philipp Gröninger mit seiner handgeschmiedeten silberne Kaffeepresse ausgezeichnet. Die Handweberin Dora Herrmann erhielt den dritten Preis für ihren zeitgemäßen konzeptionellen Ansatz der Wolldecke unter dem Label „Gemeinsam Regional“. Über den Förderpreis freut sich die Absolventin der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Emma Brix, die in ihren „Luftschlössern“ die Faszination der Weihnachtspyramiden in einen neuen Kontext setzt.

Im Rahmen der internationalen Konsumgütermesse Ambiente übergab der Hessische Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum Kaweh Mansoori am Freitag in Frankfurt den 72. Hessischen Staatspreis für das deutsche Kunsthandwerk.© Foto: Diether von Goddenthow
Im Rahmen der internationalen Konsumgütermesse Ambiente übergab der Hessische Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum Kaweh Mansoori am Freitag in Frankfurt den 72. Hessischen Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk.© Foto: Diether von Goddenthow

Der Hessische Staatspreis gilt als einer der wichtigsten und renommiertesten Auszeichnungen für das deutsche Kunsthandwerk. In diesem Jahr wurde das Preisgeld von 8.500 Euro auf insgesamt 13.000 Euro angehoben. Kaweh Mansoori, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum, sagte bei der Auszeichnung: „Allen Bewerberinnen und Bewerbern, die sich für den Hessischen Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk beworben haben, möchte ich meine große Anerkennung für Ihre Arbeit aussprechen. Sie spiegeln die Vielfalt des Kunsthandwerks mit seiner tiefen Verbindung zwischen Tradition und Moderne, Individualität und Nachhaltigkeit wider. Unsere Wertschätzung für die herausragenden Leistungen zeigen wir mit diesem Preis und mit einer besonderen Veränderung ab diesem Jahr – der Erhöhung der Preisgelder auf insgesamt 13.000 Euro.“

Zum Wettbewerb 2024 hatten rund 150 Kunsthandwerker*innen ihre Arbeiten eingereicht und damit fast 50 mehr als im Vorjahr. Besonders ins Auge fällt der gestiegene Anteil junger und erstmaliger Teilnehmer*innen. Diese positive Entwicklung betonte Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt, im Rahmen der festlichen Preisverleihung: „Das deutsche Kunsthandhandwerk hat traditionell eine besondere Bedeutung für die Ambiente, deren Aufgabe es unter anderem ist, den Facettenreichtum zeitgenössischer Gestaltungskunst zu spiegeln. Daher freue ich mich sehr, dass sich das deutsche Kunsthandwerk heute so vital und jung präsentiert.“ Insgesamt zeichnen sich die nominierten Einreichungen durch ihre beeindruckend kontemporären Ansätze aus. Darin überführen die Kunsthandwerker aktuelle Themen wie Nachhaltigkeit und Entschleunigung in anspruchsvolle und poetische Arbeiten, die durch einen hohen qualitativen und konzeptionellen Anspruch auffallen. In diesem Kontext setzt auch gerade die jüngere Generation klare Statements und zeigt Werke, in denen sie dem technisierten und schnelllebigen Lifestyle ihre große Wertschätzung für regionale Traditionen, Techniken und Materialien entgegensetzt. Die Ausstellung aller nominierten Arbeiten ist in der Halle 3.1 Stand J71 zu sehen.

Die Jury des Hessischen Staatspreises 2024.
Die fünfköpfige Jury setzt sich aus Persönlichkeiten aus dem Bereich des Kunsthandwerks und des Designs zusammen. Die Jurymitglieder 2024 sind:

  • Alexandra Gerlach, Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum
  • Dr. Sabine Wilp, Bundesverband Kunsthandwerk
  • Prof. Matthias Wagner K, Museum Angewandte Kunst
  • Britt Fröse, Handwerkskammer Wiesbaden
  • Tischlerei Sommer, 1. Preisträger 2023
  • Preisträger*innen 2024 – Werk und Jurystatement

1. Preis: Christoph Leuner für Dosenobjekte „HOHL-KÖRPER“

Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori und Marianne Kassamba, Bundesverband Kunsthandwerk, sind beeindruckt von Christoph Leuner "Hohlkörpern: Dosenobjekte". © Foto: Diether von Goddenthow
Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori und Marianne Kassamba, Bundesverband Kunsthandwerk, sind beeindruckt von Christoph Leuner „Hohlkörpern: Dosenobjekte“. © Foto: Diether von Goddenthow

Christoph Leuner (geb. 1956), Schreinermeister aus Garmisch-Partenkirchen, beschäftigt sich schon lange mit dem Drechseln von Hohlkörpern: Dosenobjekte, in denen Menschen Dinge aufbewahren, die für sie eine besondere Bedeutung haben – seien es ganz reale Objekte oder auch Gedanken, Wünsche und Ideen.

Christoph Leuner fachsimpelt mit Holzbildhauerinnen über seine Hohlkörper, für die er mit dem 1. Preis des 72. Hessischen Staatspreises für das Kunsthandwerk  ausgezeichnet wurde. © Foto: Diether von Goddenthow
Christoph Leuner fachsimpelt mit Holzbildhauerinnen über seine Hohlkörper, für die er mit dem 1. Preis des 72. Hessischen Staatspreises für das deutsche Kunsthandwerk ausgezeichnet wurde. © Foto: Diether von Goddenthow

Mit der neuen Hohl-Körper Serie #12 setzt er sich mit der Frage auseinander, ob das Aufbewahren von bedeutungsvollem Inhalt auch ein wertvolles Material des Gefäßes verlangt. Oder anders gefragt: Kann ein eher preiswertes, zweitrangiges Material auch zum Hüter und Träger von Bedeutungen werden? Für die Dosen dieser Reihe wurden Spanplatten und MDF-Platten miteinander verleimt und dann von Hand gedrechselt. Dieses eher einfache Material künstlerisch so zu bearbeiten, dass die haptischen und ästhetischen Reize hervortreten, war eine spannende Herausforderung. Die Jury zeigte sich begeistert und erkannte Christoph Leuner einstimmig den ersten Preis des Hessischen Staatspreises für das Deutsche Kunsthandwerk 2024 zu.

2. Preis: Philipp Gröninger für  Handgeschmiedete Kaffeepresse aus Silber

Philipp Gröninger vor seiner handgeschmiedeten silbernen Kaffeepresse mit dem hölzernen Griff, für die er mit dem 2. Preis des 72. Hessischen Staatspreises für das Kunsthandwerk  ausgezeichnet wurde. © Foto: Diether von Goddenthow
Philipp Gröninger vor seiner handgeschmiedeten silbernen Kaffeepresse mit dem hölzernen Griff, für die er mit dem 2. Preis des 72. Hessischen Staatspreises für das Deutsche Kunsthandwerk ausgezeichnet wurde. © Foto: Diether von Goddenthow

Philipp Gröninger (geb. 1984) trat bereits früh in die Fußstapfen seines Vaters und hatte schon als kleiner Junge seine eigene Werkbank. Seither beschäftigt er sich kontinuierlich mit der Arbeit mit Edelmetallen und schafft anspruchsvolle Designstücke für die feine Tafel. 2015 schloss er seine Berufsausbildung zum Gold- und Silberschmiedemeister ab, bildete sich vielfach weiter und zog 2022 zog mit seiner Werkstatt nach Caan in den Westerwald.

Gröningers anspruchsvolle Arbeiten sind geprägt von der Hingabe zu immer neuen gestalterischen Herausforderung. In diesem Kontext entstand auch die handgeschmiedete silberne Kaffeepresse mit dem hölzernen Griff. Sie besticht durch eine gradlinige Formensprache und modernes Design.

Wirtschaftsminister Kaweh Mansoor betrachtet gemeinsam mit Jurorin Alexandra Gerlach, vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Christoph Leuners handgeschmiedete silberne Kaffeepresse mit dem hölzernen Griff, für die er mit dem 2. Preis des 72. Hessischen Staatspreises für das Kunsthandwerk  ausgezeichnet wurde. © Foto: Diether von Goddenthow
Wirtschaftsminister Kaweh Mansoor betrachtet gemeinsam mit Jurorin Alexandra Gerlach, vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Christoph Leuners handgeschmiedete silberne Kaffeepresse mit dem hölzernen Griff, für die er mit dem 2. Preis des 72. Hessischen Staatspreises für das Deutsche Kunsthandwerk ausgezeichnet wurde. © Foto: Diether von Goddenthow

Elegant und trotzdem nicht mit dem Nimbus des unberührbaren Silbers behaftet, verlangt sie gerade danach, in einer edlen Küche zum Einsatz zu kommen. Die Jury zeigte sich fasziniert und vergab mit Freude den zweiten Preis für diese Einreichung.

3. Preis: Dora Herrmann  für Wolldecke des Labels „Gemeinsam Regional

Dora Herrmanns "Wolldecke" des Labels „Gemeinsam Regional“. Die mit dem 3. Preis des Hessischen Staatspreis für das Kunsthandwerk bedachte Wolldecke  zeigt, auf, dass heimische Wolle durchaus ein hochwertiges, regionales Material darstellt, aus dem besondere und nachhaltige Produkte entstehen können. © Foto: Diether von Goddenthow
Dora Herrmanns „Wolldecke“ des Labels „Gemeinsam Regional“. Die mit dem 3. Preis des Hessischen Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk bedachte Wolldecke zeigt, auf, dass heimische Wolle durchaus ein hochwertiges, regionales Material darstellt, aus dem besondere und nachhaltige Produkte entstehen können. © Foto: Diether von Goddenthow

Dora Herrmann (geb. 1965) ist Handweberin gründete 1993 die eigene Werkstatt im Spritzenhaus in Wennigsen / Bredenbeck. In ihrer Arbeit ist sie stark in der Region verankert. Aus diesem Ansatz heraus entstand das ausgezeichnete Produkt. Eine Decke kann einen in einem Stück komplett umhüllen, bietet Schutz und stellt so eine Art Zuhause zum Mitnehmen dar. Das ausgezeichnete Textil ist darüber hinaus mit dem Begriff „Zuhause“ eng verbunden: Die Decke entstand unter dem Label „Gemeinsam Regional“ firmiert. Im Rahmen dieser Kooperation arbeiten drei Frauen zusammen, die im Umkreis von 20 Kilometern in der Peripherie von Hannover leben: eine Züchterin von
rauwolligen Pommerschen Landschafen, die Inhaberin der „kleinen Spinnerei“, die die Schafwolle zu einem mitteldicken, zweifädigem Garn verarbeitet, und eine Handweberin, die aus dem Material mit seiner eigenwilligen Struktur eine Decke webt, in der sich der Farbenreichtum der kleinen Herde widerspiegelt.

Zum Hintergrund: In Deutschland werden kaum noch Garne produziert. Regionale Wolle endet in der Regel als wertloser Abfall oder maximal als Dünger. Die preisgekrönte Decke zeigt, auf, dass heimische Wolle durchaus ein hochwertiges, regionales Material darstellt, aus dem besondere und nachhaltige Produkte entstehen können. Die Jury hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, den dritten Preis an Dora Herrmann zu vergeben und will damit explizit auch auf das wichtige Thema einer achtsamen und regionalen Produktion aufmerksam machen.

Förderpreis:

Wirtschaftsminister Kaweh Mansoor und  Jurorin Alexandra Gerlach, vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, sind ganz fasziniert von der ohne Kerzen funktionierenden federleichten erzgebirgischen Weihnachtspyramiden, die den Förderpreis  des Hessischen Staatspreises für das Kunsthandwerk   © Foto: Diether von Goddenthow
Wirtschaftsminister Kaweh Mansoor und Jurorin Alexandra Gerlach, vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, sind ganz fasziniert von der ohne Kerzen funktionierenden federleichten erzgebirgischen Weihnachtspyramiden, die den Förderpreis des Hessischen Staatspreises für das Kunsthandwerk © Foto: Diether von Goddenthow

Emma Brix (geb. 1997) hat 2023 ihr Bachelor-Studium an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule in Halle abgeschlossen. 2021 absolvierte sich ein Praktikum als Gestalterin bei Emil A. Schalling KG Erzgebirgisches Kunstgewerbe in Seiffen, in dessen Rahmen die ausgezeichnete Arbeit entstand. Darin widmet sie sich einem gut bekannten Produkt, das bisher eher weniger im Fokus der jungen Generation stand.
Die erzgebirgische Weihnachtspyramide ziert in der Adventszeit viele Wohnungen – ein bisschen altbacken, ein bisschen traditionell, ein bisschen heimelig. In ihrer Arbeit greift Brix die gesamte Faszination der Weihnachtspyramiden auf und setzt diese in einen neuen Kontext. Anstelle von Figuren drehen sich kleine reifengedrehte Häuser wie von Zauberhand durch Torbögen hindurch. Brix „Luftschlösser“ entstehen in Kooperation mit der Firma Emil A. Schalling. Das Besondere: Die saisonunabhängigen Designs können
das ganze Jahr hindurch zum Einsatz kommen. Dabei brauchen sie keine Kerzen, sondern können einfach auf der Fensterbank oder dem Kaminsims stehen. Schon der kleinste Luftzug setzt die „fliegende Stadt“ in Bewegung. Eine absolut gelungene Mischung von Kunsthandwerk und Design befand die Jury und erkannte Emma Brix den Förderpreis zu.

Hessischer Staatspreis für das deutsche Kunsthandwerk
Der Hessische Staatspreis gilt als der erste Staatspreis in Deutschland und stellt bis heute einer der wichtigsten Preise für das deutsche Kunsthandwerk dar. Ins Leben gerufen wurde er 1951 auf Initiative des Kunsthandwerk Hessen e. V., um einen Anreiz für
besonders kreative Leistungen zu schaffen. Seitdem sind jährlich Kunsthandwerker*innen aus der gesamten Bundesrepublik dazu eingeladen, sich mit ihre besten aktuellen Arbeiten dem Wettbewerb zu stellen. Im Fokus stehen dabei überzeugende eigenständige Gestaltungsansätze, Innovationen, Beherrschung von Material und Technik sowie ein überzeugendes Gesamtbild des Oeuvres. Die feierliche Preisverleihung und die Ausstellung aller nominierten Einreichungen finden traditionell im Rahmen der Frankfurter Konsumgütermessen statt.

Die Ambiente findet 2024 erneut zeitgleich mit der Christmasworld und Creativeworld auf dem Frankfurter Messegelände statt:

  • Ambiente/Christmasworld: 26. bis 30. Januar 2024
  • Creativeworld: 27. bis 30. Januar 2024

Weitere Informationen zum Hessischen Staatspreis für das Kunsthandwerk

Jahresempfang der Industrie- und Handelskammer Frankfurt: Caspar: „Jahrzehnt historischer Verantwortung, Jahre bis 2030 nutzen“

Beim diesjährigen Jahresempfang kamen rund 1.500 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft miteinander ins Gespräch. Caspar nutzte die Gelegenheit, den neuen hessischen Koalitionsvertrag aus Sicht der Wirtschaft zu bewerten. Der Koalitionsvertrag sei eine gute Grundlage für die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Hessenpolitik. © Foto: Diether von Goddenthow
Beim diesjährigen Jahresempfang kamen rund 1.500 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft miteinander ins Gespräch. Caspar nutzte die Gelegenheit, den neuen hessischen Koalitionsvertrag aus Sicht der Wirtschaft zu bewerten. Der Koalitionsvertrag sei eine gute Grundlage für die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Hessenpolitik. © Foto: Diether von Goddenthow

Beim traditionellen Jahresempfang der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main nahm Präsident Ulrich Caspar Bezug auf die herausfordernde wirtschafts- und gesellschaftspolitische Lage. Diese könne Gefahren für den Standort mit sich bringen „Wir leben nicht nur in einem Jahrzehnt der historischen Chancen, sondern auch der wirtschaftspolitischen Verantwortung. Es ist Aufgabe auch der regionalen Wirtschaft Haltung zu beziehen und unser gemeinsames Werteverständnis zu verteidigen. FrankfurtRheinMain ist international und vielfältig – seit Jahrhunderten, und heißt jeden willkommen, der sich zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung bekennt“, so Caspar. „Wir brauchen eine Willkommenskultur für Fachkräfte. Unternehmen sollten in diesem Punkt nicht durch bürokratische Strukturen ausgebremst werden.“

Zukunftsthemen wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz bedürfen aber ebenfalls einer Willkommenskultur und nicht einer Politik der Diskriminierung und Ausbremsung. Jahrhundertprojekte, wie der Bau der Frankfurter Bühnen, die die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts fördern, benötigten eine kluge Mitfinanzierung durch private Investoren und sollten nicht nur mit Steuermitteln gestemmt werden: „Wir würden uns aus Sicht der regionalen Wirtschaft wünschen, dass Politik und Verwaltung die Expertise der Wirtschaft nutzen, um effizienter politische Ziele wie z. B. Klimaschutz zu erreichen. Bürokratie und lange Verfahren sollten abgebaut, das Vertrauen in Wirtschaft gestärkt und der gesellschaftliche Wettbewerb geweckt werden. Die nächsten Jahre bis 2030 sind entscheidend.“

Festredner Bernd Loebe, Intendant und Geschäftsführer der Oper Frankfurt, sagte in seinem Vortrag zum Thema: „Handwerk – Kunstwerk: Welche Rolle spielt die Oper für Stadt und Land?“:„Finanziell durchsetzbare, opportunistische, pragmatische Lösungen mit moralischen Werten zu verknüpfen: dies ist die Aufgabe der Politik und unserer Gesellschaft“.

Beim diesjährigen Jahresempfang kamen rund 1.500 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft miteinander ins Gespräch. Caspar nutzte die Gelegenheit, den neuen hessischen Koalitionsvertrag aus Sicht der Wirtschaft zu bewerten. Der Koalitionsvertrag sei eine gute Grundlage für die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Hessenpolitik. Die Wirtschaft spüre täglich den Fachkräftemangel. Daher sollten die Regierungspartner die geplante Stärkung der Berufsorientierung an allen Schulformen schnell und erfolgreich umsetzen und mehr beziehbaren Wohnraum ermöglichen. Der kommunale Finanzausgleich sollte nunmehr bald zugunsten von Kommunen, die Bauland für Wohnen, Gewerbe und Industrie ausweisen, geändert werden, wie es der Koalitionsvertrag vorsehe.
Auch der Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef hielt ein Grußwort. Er sagte: „Mich freut es, wenn sich Unternehmen bewusst für den Standort Frankfurt entscheiden. Im November war ich zu Gast bei der Eröffnung des neuen Standorts von IBM, mit individuellen KI-Lösungen wird dort die Digitalisierung vorangetrieben. Mir wurde berichtet, dass sich die Besuche ausländischer Kunden innerhalb kürzester Zeit vervielfacht haben. Das zeigt: Frankfurt hat als Verkehrsknotenpunkt einen eindeutigen Standortvorteil. Frankfurt ist die Stadt der wirtschaftlichen Stärke, der Vielfalt, der Innovation. Und weil wirtschaftlicher Erfolg kein Selbstläufer ist, bin ich allen dankbar, die daran mitwirken. Ich werde meinen Beitrag dazu leisten.“
Der Jahresempfang stand auch im Zeichen der IHK-Wahl, die derzeit hessenweit stattfinden. In Frankfurt haben sich 180 Unternehmerinnen und Unternehmer aus zwölf Wahlgruppen entschieden, zu kandidieren.

Bewerbungsfrist für den Hessischen Verlagspreis ist der 15. März 2024

© Foto: Diether von Goddenthow
© Foto: Diether von Goddenthow

Wiesbaden. Das Land schreibt erneut den Hessischen Verlagspreis aus und rückt so einen wichtigen Zweig der Literaturförderung in den Mittelpunkt. Bewerben können sich alle unabhängigen Verlage mit Firmensitz in Hessen und einem jährlichen Umsatz unter zwei Millionen Euro. Der Preis wird gemeinsam mit dem Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. vergeben. Er ist insgesamt mit 27.000 Euro dotiert: Verliehen werden ein Hauptpreis mit einem Preisgeld von 20.000 Euro und ein Sonderpreis mit einem Preisgeld von 7.000 Euro für einzelne Komponenten eines Verlagsprogramms.

„Verlage geben Geschichten ein Zuhause – ob zwischen Buchdeckeln oder auf dem E-Reader. Aber vor allem sind Verlage und Bücher wichtige Stützen unserer Demokratie“, so Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels. „Sie ermöglichen die eingehende Auseinandersetzung, Basis einer jeden Diskussion, und erlauben uns, den Dingen auf den Grund zu gehen. Umso glücklicher können wir uns schätzen, in Hessen eine so vielfältige Verlagslandschaft zu besitzen. Mit dem Hessischen Verlagspreis möchten wir sie und ihre kulturelle sowie gesellschaftliche Bedeutung in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Ich danke dem Landesverband des Börsenvereins für die enge Zusammenarbeit und ermutige Hessens Verlage, sich mit ihren herausragenden Programmstrategien, Autorinnen- und Autorenpflege zu bewerben.“

Lothar Wekel, Vorsitzender des Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland des Börsenvereins, ergänzt: „Nach den letzten Krisenjahren gezeichnet von Corona und den immer noch anhaltenden Kriegen in Europa und dem Nahen Osten ist es für unsere Demokratie im Land so wichtig, dass viele Stimmen gehört, dass viele Haltungen diskutiert und dass viele Perspektiven abgewogen werden können. Dafür steht die vielfältige Verlagswelt auch hier in Hessen. Umso wichtiger und in seiner Bedeutung gewachsen ist in diesem Zusammenhang der Hessische Verlagspreis. Er lässt ausgewählten Verlagen jene Unterstützung und Ehrung zukommen, die für ihre Arbeit so wichtig ist, und spornt andere Verlage an, nicht nachzulassen in allen Bemühungen, nachhaltig zu sein, innovativ und inhaltlich ambitioniert. Daher darf ich unseren herzlichen Dank an das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur aussprechen, für diese langjährige Kontinuität danke sagen und auch unsere Hoffnung an Minister Timon Gremmels richten: Bitte führen Sie dieses wichtige Engagement weiter und lassen Sie uns diese Ehrungen auch mit neuen Ideen anreichern.“

Bis zum 15. März 2024 sind Bewerbungen möglich. Dabei stehen die Verlagsstrategie und das Gesamtprogramm im Mittelpunkt, nicht einzelne Bucherfolge oder bekannte Autoren. Die Ausschreibung richtet sich an alle Verlagssparten wie Belletristik, Lyrik & Sachbuch, Fachbuch & Wissenschaft sowie Kunst- & Regionalbuch.

Die Bewerbungsunterlagen können auf der Website des Landesverbandes Hessen Rheinland-Pfalz, Saarland des Börsenvereins abgerufen werden. Mehr Informationen zur hessischen Literaturförderung gibt es auf kunst.hessen.de/kultur-erleben/literatur. Weitere Informationen zum Bewerbungsverfahren erteilt der Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

Kritik an Politik und Bürokratie auf dem Wiesbadener IHK-Neujahrsempfang – 360 Gäste danken mit Stan­ding Ova­tions scheidendem IHK Präsident Dr. Christian Gastl

Mehr als 360 Gäste aus der Politik des Landes Hessen wie der Kommunen waren beim Neujahrsempfang der IHK-Wiesbaden am 23.01.2024 nach drei Corona-Jahren und abgeschlossenen Brandschutzumbaumaßnahmen   im Erbprinzen-Palais wieder waren „At Home“ © Foto: Diether von Goddenthow
Mehr als 360 Gäste aus der Politik des Landes Hessen wie der Kommunen waren beim Neujahrsempfang der IHK-Wiesbaden am 23.01.2024 nach drei Corona-Jahren und abgeschlossenen Brandschutzumbaumaßnahmen im Erbprinzen-Palais wieder  „At Home“ © Foto: Diether von Goddenthow

Die Tatsache, dass Gastl in seiner mehrfach von spontanem Beifall unterbrochenen Rede nicht gerade sanft mit der Politik ins Gericht ging und ein eher von Skepsis geprägtes Stimmungsbild der Unternehmen im Kammerbezirk wiedergab, tat der guten Stimmung der mehr als 360 Gäste aus der Politik des Landes Hessen wie der Kommunen und der Wirtschaft beim  Neujahrsempfang der IHK-Wiesbaden am 23.01.2024 keinen Abbruch. Sie waren nach drei Jahren wieder „At Home“, wie es Gastl nannte, im Veranstaltungssaal der IHK, nach Unterbrechungen durch die Pandemie und der Brandschutzsanierung im Erbprinzenpalais.

An der Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements in der Vollversammlung ließ Gastl, der aus seinem Amt als Präsident scheidet, jedoch erneut für eine Mitgliedschaft kandidiert, ebenso wenig Zweifel aufkommen wie IHK-Hauptgeschäftsführerein Sabine Meder: „Es geht um sehr viel, denn die Unternehmerinnen und Unternehmer geben den Belangen der Wirtschaft mit ihrer Stimme mehr Gewicht und uns mehr Schlagkraft. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit Ihnen etwas zu bewegen“, sagte sie in einer Talk-Runde mit Christian Gastl und IHK-Pressesprecher Roland Boros, der als Moderator durch den Abend führte.

Sabine Meder, Hauptgeschäftsführerin der IHK-Wiesbaden. © Foto: Diether von Goddenthow
Sabine Meder, Hauptgeschäftsführerin der IHK-Wiesbaden. © Foto: Diether von Goddenthow

Meder freut sich, dass unter den 106 Kandidatinnen und Kandidaten 44 Newcomer sind, und der Anteil der Kandidatinnen immerhin von 19 auf 23 habe gesteigert werden können. „Das Engagement lohnt sich doppelt“, so Gastls Erfahrung, denn es bestehe die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen, und durch die konstruktiven Gespräche entstehe ein großer Mehrwert. Kurz an der Bar, an der alkoholfreie Drinks nach Wunsch zubereitet wurden, und dann ab ins auf der Bühne platzierte Wohnzimmer oder die Sitzbank im Garten: In abwechslungs- und temporeichen Gesprächsrunden kamen neben Landtagspräsidentin Astrid Wallmann (CDU) auch Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) und Sandro Zehner (CDU), Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises, zu Wort – und bezogen Stellung unter anderem auch zu den Defiziten, die IHK-Präsident Gastl in seiner Rede etwa in puncto Bürokratisierung, Digitalisierung, Fachkräftemangel und Infrastruktur ausgemacht hatte.

 IHK-Pressesprecher Roland Boros, der pointiert als Moderator durch den Abend führte, im Gespräche mit Landtagspräsidentin Astrid Wallmann. © Foto: Diether von Goddenthow
IHK-Pressesprecher Roland Boros, der pointiert als Moderator durch den Abend
führte, im Gespräche mit Landtagspräsidentin Astrid Wallmann. © Foto: Diether von Goddenthow

Landtagspräsidentin Wallmann war es bei der Veranstaltung wichtig, trotz der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen, einen hoffnungsvollen Blick auf das neue Jahr zu richten: „Es gibt zwar weder wirtschaftlich noch politisch in unserem Land Anlass, selbstzufrieden zu sein und sich auf dem Status quo auszuruhen – aber ein gesunder Optimismus, der auch die Stärken unseres Wirtschaftsstandorts und unseres politischen Systems nicht verkennt, ist dennoch angebracht. Wenn wir diesen Optimismus sowohl mit dem Mut und dem Willen zur Veränderung als auch mit der nötigen Umsicht und einem Gespür für Maß und Mitte in wirtschaftliches und politisches Handeln umsetzen, werden wir auch in Zukunft in unserem Land erfolgreich sein.“ Bei einem Ausblick auf die Arbeit im Landtag sagte sie, dass sie sich eine „noch stärkere Digitalisierung“ des Hauses vorgenommen habe. Auch die Art der Debattenkultur während der Plenarsitzungen sei ihr ein großes Anliegen. Wer hier mit Redebeiträgen die „Würde des Hauses“ verletze, könne künftig auch mit einem Ordnungsgeld belangt werden, so die Politikerin.

Scheidender IHK-Präsident Dr. Christian Gastl, appellierte an die Politik, die überbordende Bürokratie abzubauen. © Foto: Diether von Goddenthow
Scheidender IHK-Präsident Dr. Christian Gastl, appellierte an die Politik, die überbordende Bürokratie abzubauen. © Foto: Diether von Goddenthow

Der Umgang der Menschen miteinander, vor allem jedoch das Einstehen für die Demokratie, bewegt Politik und Wirtschaft: Es sei ein wichtiges Zeichen, dass in diesen Tagen Tausende von Menschen in ganz Deutschland auf die Straße gingen, um „für unsere Demokratie einzustehen“, so IHK-Präsident Gastl unter dem Beifall der Gäste. Applaus gab´s auch für seine Kritik an den Beschlüssen der Landeshauptstadt Wiesbaden, Gebühren, Abgaben und die Gewerbesteuer anzuheben, „die uns Gewerbetreibende mit rund 3,5 Millionen Euro pro Jahr belasten wird“. Dass gleichzeitig die Leistungen des öffentlichen Nahverkehrs reduziert werden, stellt nach den Worten Gastls einen eklatanten Widerspruch dar: „Aus unternehmerischer Sicht kann ich klar sagen, dass mehr Geld für weniger Leistung kein nachhaltiges Geschäftsmodell ist.“ Ob Nachhaltigkeitsabgabe für Trinkwasser, höhere Gebühren für Abwasser und Straßenreinigung oder die Erhöhung des Kurbeitrags auf künftig fünf Euro pro Gast und Übernachtung – nur einige wenige Beispiele, die laut Gastl als Belastung auf Unternehmen, aber auch die Gastronomie, den Einzelhandel und kulturelle Einrichtungen zukommen. Der IHK-Präsident führte ferner die „stark angespannte konjunkturelle Lage“ ins Feld, der „IHK-Geschäftsklimaindex fällt von 101 auf 96 Punkte“, sagte er. Im Gegensatz zu einer Handabstimmung, mit der die Gäste zu Beginn des Abends ihre Erwartung an eine im Jahr 2024 „bessere Lage“ signalisiert hatten, bezeichnete der IHK-Präsident die aktuelle Geschäftslage als schlecht – und der Ausblick der Unternehmen falle noch schlechter aus. An die Adresse der anwesenden hessischen Ministerinnen und Minister sowie Landtagsabgeordneten richtete sich sein Appell zur Entlastung der Unternehmen bei Bürokratie, Dokumentations- und Berichtspflichten: Beschleunigung der Genehmigungsverfahren, Vereinfachung bei Förderprogrammen und Schaffung eines digitalen Portals für Verwaltungsprozesse – „schnelle, digitale und bürgerfreundliche Verwaltungsleistungen helfen auch beim Fachkräftemangel“, von dem jedes zweite Unternehmen in RheinMain betroffen sei, erklärte Gastl. Die Fachkräftesicherung bleibe eines der Kernthemen der IHK, sicherte er zu; die Industrie- und Handelskammer initiiere viele verschiedene Aktionen und Maßnahmen auch über die digitalen Medien, um Nachwuchs für die duale Berufsausbildung zu gewinnen.

IHK-Pressesprecher Roland Boros im Talk mit Landrat Sandro Zehner: „Als Staat müssen wir weniger statisch denken“, meint Zehner, der dafür plädiert, „auch mal Abkürzungen zu nehmen“. © Foto: Diether von Goddenthow
IHK-Pressesprecher Roland Boros im Talk mit Landrat Sandro Zehner: „Als Staat müssen wir weniger statisch denken“, meint Zehner, der dafür plädiert, „auch mal Abkürzungen zu nehmen“. © Foto: Diether von Goddenthow

Neben dringendem Handlungsbedarf zur Bekämpfung des Leerstands in den Innenstädten und einer Agenda für mehr Unternehmertum und mehr Start-Ups, hat Gastl die angestrebte Reaktivierung der Aartalbahn als „enormen Gewinn für unseren Wirtschaftsstandort und gerade für den Untertaunus“ ausgemacht. Dem vermochte Landrat Sandro Zehner nur zuzustimmen. Nach einer Einschätzung befragt, äußerte er die Hoffnung, in zehn, „vielleicht sogar in sieben Jahren“ mit der Aartalbahn fahren zu können – den Abbau der „Pförtnerampel“ wünscht er sich, wie zahlreiche der applaudierenden Gäste, „schon früher“. Der CDU-Politiker sieht die Migration wie den Zusammenhalt in der Gesellschaft als große Herausforderungen der Zeit an, und macht die Bundespolitik als Verursacher aktueller Defizite wie einer strukturellen Unterdeckung aus. Sein Appell um Unterstützung richtet sich an das Land und die Bundesregierung, „denn die Gesellschaft steht an einem Kipp-Punkt“. „Als Staat müssen wir weniger statisch denken“, meint Zehner, der dafür plädiert, „auch mal Abkürzungen zu nehmen“. Applaus auch für seine Feststellung, dass „wir das Land nicht besser meckern, sondern nur besser machen können.“

„Der Haushalt ist ein Gesamtkunstwerk“, so Oberbürgermeister Gerd-Uwe Mende über die Schwierigkeit, in Zeiten knapper Kassen die Balance der Belastungen und Kürzungen für einzelne Gruppen einigermaßen auszubalancieren. Hier beim  Gespräch mit IHK-Pressesprecher Roland Boros. © Foto: Diether von Goddenthow
„Der Haushalt ist ein Gesamtkunstwerk“, so Oberbürgermeister Gerd-Uwe Mende über die Schwierigkeit, in Zeiten knapper Kassen die Balance der Belastungen und Kürzungen für einzelne Gruppen einigermaßen auszubalancieren. Hier beim Gespräch mit IHK-Pressesprecher Roland Boros. © Foto: Diether von Goddenthow

„Es gibt keine Alternative zum Optimismus, und Optimismus hat nichts mit Naivität zu tun“, macht Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende deutlich, der die Lebensfreude hochhält, die Hoffnung darauf, „etwas verändern zu können“, verteidigt, und die Beobachtung gemacht hat, „dass wir häufig unsere Resilienz unterschätzen“. Den Anwürfen des IHK-Präsidenten, der die veränderten Rahmenbedingungen für die Entwicklung des Ostfeldes, nämlich den Wegfall der für das Gewerbe relevanten südlichen B2-Fläche, bemängelt hatte, begegnete Mende gelassen: „Der Prozess läuft“, sagte er mit Hinweis darauf, dass es für das Bundeskriminalamt, das die nördliche Gewerbefläche des Ostfeldes vollständig benötigt, keinerlei Zweifel am Standort Wiesbaden geben dürfe. „Der Haushalt ist ein Gesamtkunstwerk“, erwiderte er auf den von Gastl ausgemachten Widerspruch zwischen Abgabenerhöhungen und Leistungskürzungen. Man könne, so Mende, jede getroffene Entscheidung hinterfragen, es geht jedoch darum, die Last auf viele unterschiedliche Schultern zu verteilen. Die Gewerbeansiedlung sei und bleibe ein „großes Thema“. Das neue Jahr wird nach seinen Worten erneut von Baustellen geprägt sein: Zur Umsetzung der Energiewende sei der Ausbau von Fernwärme unverzichtbar. „Diese Infrastrukturmaßnahmen machen keinen Spaß, müssen aber sein“, sagte der Oberbürgermeister. Die Gäste des Neujahrsempfangs ließen sich von dieser Aussicht nicht den Abend verderben, der neben kulinarischen Leckereien und Getränken auch Musik der Band „Neelah“ sowie angeregte und anregende Gespräche bereithielt.

Abschließend wurde vor Beendigung des offiziellen Teils des Neujahrsempfangs der Industrie- und Handelskammer Wiesbaden dem scheidenden IHKPräsidenten Dr. Christian Gastl für seine zehnjährige Amtszeit mit Standing ovations gedankt. Die neue IHKVollversammlung – die digitale Wahl hat begonnen und findet bis 20. Februar statt – wird eine neue Präsidentin oder Präsidenten wählen.

(Text IHK Wiesbaden)

Impression vom NJE 2024 der IHK Wiesbaden . © Foto: Diether von Goddenthow
Impression vom NJE 2024 der IHK Wiesbaden . © Foto: Diether von Goddenthow

Weitere Informationen zur IHK-Wahl 2024 .

Bach, Bruckner und der Klangforscher Crumb Semesterabschlusskonzerte des Collegium Musicum der Goethe-Universität

FRANKFURT. Mit großen Musikwerken wie Bachs „Johannes-Passion“ und der beliebten „Romantischen“ von Anton Bruckner präsentieren die Ensembles des Collegium Musicum der Goethe-Universität in drei Abschlusskonzerten die Ergebnisse ihrer Semesterproben.

Die Konzerte des Sinfonieorchesters und Chors unter der Leitung von Jan Schumacher beginnen am

25. Januar 2024, um 20 Uhr,
mit dem Werk von Anton Bruckner
Sinfonie Nr. 4, Es-Dur
„Romantische“ (2. Fassung)
im Casino-Festsaal, Campus Westend.

Auf dem Programm des zweiten Konzerts steht am

8. Februar, um 20 Uhr,
Johann Sebastian Bachs „Johannes Passion“
mit dem Chor und Kammerorchester des Collegium Musicum
unter der Leitung von Jan Schumacher
im Casino-Festsaal, Campus Westend.

Die Solisten sind Martin Höhler (Tenor), Katharina Blattmann (Sopran), Nicole Schumann (Alt), Emanuel Fluck (Bass; Arien) und Florian Rosskopp (Bass; Jesus).

Die Konzertreihe beschließt der Kammermusikabend am
13. Februar, um 19 Uhr,
mit Mitgliedern des Collegium Musicum in kleiner Besetzung
in der Lobby des PA-Gebäudes, Campus Westend.

Gespielt werden kammermusikalische Stücke der Komponisten Domenico Scarlatti und Bohuslav Martinů sowie u.a. die berühmte Cello-Solosonate des 2022 verstorbenen Komponisten, Klangforschers und Pulitzer-Preisträgers George Crumb.
Der Eintritt zu allen Konzerten ist frei.

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Römische Mosaike aus Mainz – Dr. Jens Dolata referiert einführend über die archäologische Revision der Mosaikfunde im Landesmuseum Mainz

Ausschnitt aus dem Orpheus-Mosaik im Landesmuseum Mainz. © Foto: Diether von Goddenthow
Ausschnitt aus dem Orpheus-Mosaik im Landesmuseum Mainz. © Foto: Diether von Goddenthow

Es war der damals bedeutendste derartige Fund aus dem römischen Mainz: Bei Bauarbeiten in der Badergasse, im Herzen der Mainzer Altstadt, trafen Archäologen der damaligen Archäologischen Denkmalpflege 1995 auf die Überreste eines außergewöhnlichen Mosaikbodens einer römischen Stadtvilla des 2./3. Jahrhunderts, die in Teilen ausgegraben werden konnte.

Ausgehend vom Fund dieses Orpheus-Mosaiks, das aktuell im Marstall des Landesmuseums Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) ausgestellt wird, erforscht die Landesarchäologie gerade alle überlieferten Fundstellen römischer Mosaike aus Mainzer Stadtvillen. Zum Forschungsstand bietet Dr. Jens Dolata, stellvertretender Außenstellenleiter der Landesarchäologie Mainz, einen einführenden Vortrag an mit dem Titel „Pavimenta tessellata Mogontiacenses – Erste Einblicke in die archäologische Revision der Mosaikfunde aus dem römischen Mainz“. Der Vortrag läuft am 30. Januar 2024 um 18 Uhr als Hybrid-Veranstaltung im Landesmuseum Mainz.

Für Dolata bietet die eingehende Beschäftigung mit den Fundorten und Befunden der Überreste stattlicher Schmuckfußböden neue und überraschende Einblicke in prächtige Wohnausstattungen im römischen Mainz. In seinem Vortrag beleuchtet er nicht nur Baukontexte, vergesellschaftete Funde und besondere Erhaltungssituationen, sondern erklärt auch Bildmotive und ordnet sie ein. Dabei sind die aus viereckigen Stückchen oder Würfelchen, lateinisch tessellae, erstellten Mosaike für Dolata „ganz besondere Fundstücke, die unseren Blick auf außergewöhnliche Häuser von Mogontiacum lenken.“

Die Präsentation von römischen Mosaiken im Marstall ist ein gemeinsam vom Landesmuseum Mainz und der Landesarchäologie Mainz durchgeführtes Projekt, das unter anderem aufzeigen soll, dass auch in Mainz in römischer Zeit repräsentative Stadtvillen vorhanden waren.

Der Vortrag wird als Hybrid-Veranstaltung durchgeführt. Es besteht demnach die Möglichkeit, in Präsenz teilzunehmen oder der Veranstaltung in digitaler Form zu folgen.

Da die Zahl der Teilnehmenden begrenzt ist, wird um eine Anmeldung bis 29. Januar 2024, 12 Uhr, per E-Mail unter anmeldung@gdke.rlp.de gebeten, die Platzvergabe erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldungen. Der Zugangslink wird den Teilnehmenden nach Anmeldeschluss per E-Mail zugeschickt. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Bereits über 100.000 Besucher in der Hamburger Jubiläumsausstellung CASPAR DAVID FRIEDRICH. Kunst für eine neue Zeit – noch bis zum 1.04.2024

© Foto: Diether von Goddenthow
© Foto: Diether von Goddenthow

Die Ausstellung CASPAR DAVID FRIEDRICH. Kunst für eine neue Zeit hat bereits nach rund fünfeinhalb Wochen die 100.000 Besuchermarke erreicht. Über 185.000 Tickets wurden bisher verkauft.

Die Jubiläumsausstellung zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich (1774 Greifswald–1840 Dresden), die seit dem 15. Dezember 2023 in der Hamburger Kunsthalle zu sehen ist, präsentiert die umfangreichste Werkschau des bedeutendsten romantischen Malers seit vielen Jahren. Die thematisch ausgerichtete Retrospektive mit über 60 Gemälden und rund 100 Zeichnungen zeigt unter anderem äußerst seltene und hochkarätige Friedrich-Leihgaben. Ergänzend werden rund 20 ausgewählte Arbeiten von Künstlerfreunden wie Carl Gustav Carus, Johan Christian Dahl, August Heinrich und Georg Friedrich Kersting präsentiert. Ein zweiter eigenständiger Teil der Ausstellung nimmt mit Werken von 20 Künstler aus dem In- und Ausland die Romantik, ihr Naturverständnis und die Kunst Friedrichs in den Blick. Zu sehen sind Werke von Ann Böttcher, Elina Brotherus, Julian Charrière, David Claerbout, Mari Eastman, Olafur Eliasson, Jonas Fischer, Alex Grein, Swaantje Güntzel, Jochen Hein, Nina K. Jurk, Johanna Karlsson, Hiroyuki Masuyama, Lyoudmila Milanova, Andreas Mühe, Mariele Neudecker, Ulrike Rosenbach, Susan Schuppli, Santeri Tuori und Kehinde Wiley.

Aufgrund der großen Nachfrage wird empfohlen, Zeitfenstertickets vorab über die Website der Hamburger Kunsthalle online zu buchen. Zudem ist es ratsam, die Ausstellung unter der Woche zu besuchen, da die Wochenenden sehr stark nachgefragt sind. Der Einlass ist während des gesamten Zeitfensters möglich. Die Aufenthaltsdauer ist nicht begrenzt.

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 10–19 Uhr
Donnerstag 10–21 Uhr
Montag geschlossen

Weiterführende Links:
https://www.hamburger-kunsthalle.de/ausstellungen/caspar-david-friedrich-0
https://cdfriedrich.de/

Landeshauptstadt Mainz fördert Brauchtum und Straßenfastnacht

© Foto: Diether von Goddenthow
© Foto: Diether von Goddenthow

(skh) Fastnacht ist gelebtes Brauchtum in Mainz und der Rosenmontagszug DAS Highlight jeder Kampagne. Seit 1838 veranstaltet und organisiert der Mainzer Carneval Verein 1838 e.V. den Mainzer Rosenmontagszug. In der Kampagne 2023 / 2024 wird der Zug zum 121. Mal stattfinden; ab 11.11 Uhr schlängelt sich der närrische Lindwurm mit rund 10.000 Teilnehmern und rund einer halben Million Besuchern auf seiner bewährten Strecke durch Neu- und Altstadt.

Die vergangene Fastnachtskampagne hat allenthalben gezeigt, dass steigende Sicherheitsauflagen für Kostensteigerungen bei den Vereinen sorgen, die diese kaum noch tragen können. So geht der MCV für die Kampagne 23/24 von einem drohenden Defizit von 250.000 Euro aus – und das obwohl durch mehrjährige Verträge mit Dienstleistern bereits Einspareffekte erzielt werden können.

„Unsere Fastnacht ist auf unvergleichliche Art und Weise mit unserer Stadt verknüpft; ein Rosenmontagszug, der aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht stattfindet ist für mich undenkbar. Daher haben wir uns in langen und intensiven Gesprächen mit dem MCV darauf geeinigt, dass die Landeshauptstadt Mainz eine finanzielle Förderung für die Brauchtumspflege in Höhe von bis zu 200.0000 Euro pro Kampagne gewähren wird. Unsere Fastnacht hat so viele positive, gerade auch wirtschaftlich positive Auswirkungen durch Kartenverkäufe, Hotelübernachtungen und die Nutzung unserer vielfältigen gastronomischen Angebote, dass wir sie sehr gerne an dieser Stelle fördern“, so Oberbürgermeister Nino Haase.

Der Präsident des MCV, Hannsgeorg Schönig, ergänzt: „Wir sind sehr froh, dass die Stadt nun nach unseren langen, guten Gesprächen in die Finanzierung der Sicherheitskosten einsteigt. Alleine hätten wir als Verein die Kostensteigerungen nicht tragen können. So kann es uns nun weiterhin gelingen, einen tollen Rosenmontagszug für die Mainzerinnen und Mainzer und all unsere Gäste auf die Beine zu stellen.“

© Foto: Diether von Goddenthow
© Foto: Diether von Goddenthow

Auch der Finther Carneval Verein 1947 e.V., der den Zug der Finther Lebensfreude, der zweitgrößte Umzug jeder Kampagne, ausrichtet, erhält von der Landeshauptstadt Mainz eine finanzielle Förderung in Höhe von bis zu 20.000 Euro.

Außer diesen nun zusätzlichen Förderungen erbringt die Landeshauptstadt Mainz schon seit vielen Jahren Sachleistungen für die Umzüge (bspw. Toiletten, Sanitätsdienste, Reinigung, Absperrungen, etc.) in Höhe von rund 800.000 Euro pro Kampagne. Um die zusätzliche Förderungen in Anspruch nehmen zu können, müssen die jeweiligen Vereine einen Antrag auf Förderung stellen und einen Schlussverwendungsnachweis vorlegen, der ein etwaiges Defizit nachweisen würde.

Die Verwaltung knüpft an die Förderung für den MCV die Auflage, dass der Verein, gemeinsam mit den einschlägigen Stellen der Verwaltung, prüft, ob und wie die Straßenfastnacht nachhaltiger aufgestellt werden kann. Insbesondere soll hier die Abfallproblematik in den Fokus genommen werden.

Da auch in den Folgejahren ähnliche Defizite erwartet werden, wird die Verwaltung im Rahmen der kommenden Haushaltsplanaufstellung entsprechende Mittel vorsehen, wobei der Stadtrat selbstverständlich über jeden Haushalt beschließen muss. Der finale Beschluss dieser nun dem Finanzausschuss vorgelegten Vorlage soll am 31. Januar 2024 im Stadtrat erfolgen.

JGU feiert Richtfest des Neubaus Rechenzentrum, dem künftigen Herzstück der gesamten IT-Infrastruktur der Universität

Der Rohbau des künftigen Rechenzentrums auf dem Campus der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität. Neubau beherbergt zukünftig die gesamte IT-Infrastruktur der Universität.  © Foto: Diether von Goddenthow
Der Rohbau des künftigen Rechenzentrums auf dem Campus der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität. Der Neubau beherbergt zukünftig die gesamte IT-Infrastruktur der Universität. © Foto: Diether von Goddenthow

Der Rohbau des neuen Rechenzentrums auf dem Campus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ist nur rund neun Monate nach Baubeginn fertiggestellt. Mit dem heutigen Richtfest feierten Gäste aus Politik und Wissenschaft gemeinsam mit den Baubeteiligten die Halbzeit der Bauarbeiten. Bau- und Finanzministerin Doris Ahnen, Wissenschaftsstaatssekretär Dr. Denis Alt und JGU-Präsident Prof. Dr. Georg Krausch würdigten die Fortschritte am Rechenzentrum, welche im derzeit vorgesehenen Zeit- und Kostenrahmen liegen.

Der Neubau ist wichtig, um die universitäre IT-Infrastruktur und das Nationale Hochleistungsrechnen (NHR) erfolgreich aufrechtzuerhalten und weiterzuentwickeln. Das neue Rechenzentrum beherbergt künftig die komplette IT-Infrastruktur der Universität, die für den akademischen Betrieb und administrative Aufgaben erforderlich ist. Im Fokus stehen dabei die Sicherheit und Verfügbarkeit der Daten sowie die optimierte Performance der Systeme. Die Gesamtbaukosten belaufen sich auf rund 29 Millionen Euro, die vom Land Rheinland-Pfalz übernommen werden.

Richtfest für das neue Rechenzentrum auf dem Gutenberg-Campus: (v.l.) Wissenschaftsstaatssekretär Dr. Denis Alt, Bau- und Finanzministerin Doris Ahnen, JGU-Präsident Prof. Dr. Georg Krausch, JGU-Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs Prof. Dr. Stefan Müller-Stach, Carsten Allendörfer, technischer Leiter des ZDV, und Dr. Stefan Schardt, kaufmännischer Leiter des ZDV. © Foto: Diether von Goddenthow
Richtfest für das neue Rechenzentrum auf dem Gutenberg-Campus: (v.l.) Wissenschaftsstaatssekretär Dr. Denis Alt, Bau- und Finanzministerin Doris Ahnen, JGU-Präsident Prof. Dr. Georg Krausch, JGU-Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs Prof. Dr. Stefan Müller-Stach, Carsten Allendörfer, technischer Leiter des ZDV, und Dr. Stefan Schardt, kaufmännischer Leiter des ZDV. © Foto: Diether von Goddenthow

„Das heutige Richtfest ist ein weiteres Signal für die Forschungsstärke in Rheinland-Pfalz. Die vielen Baumaßnahmen in Planung und Ausführung an den Universitäts- und Hochschulstandorten in unserem Land zeigen, dass die Modernisierung und der Ausbau der Hochschulliegenschaften bedeutende Aufgaben für unser Land sind. Durch die geplante Photovoltaikanlage, die vorbereiteten Schnittstellen für die Nutzung der Abwärme zur Wärmeversorgung und die Optimierung der Energie- und Ressourceneffizienz entsteht nicht nur ein hochfunktionales, sondern auch ein nachhaltiges Rechenzentrum. Wir finanzieren den Neubau landesseitig mit 29 Millionen Euro. Eine gute Investition in den Forschungsstandort Mainz und in die Region. Das neue Rechenzentrum ist eine hervorragende Basis, um die JGU auf ihrem erfolgreichen Weg im Bereich des Hochleistungsrechnens zu unterstützen“, betont Bau- und Finanzministerin Doris Ahnen.

„Hochleistungsrechnen ist eine Schlüsseltechnologie, ohne die Spitzenforschung kaum mehr möglich ist. Mit diesem Neubau entsteht nicht nur ein technologischer Knotenpunkt. Hier entsteht ein Ort, an dem Forschung, Lehre und Innovation zusammenkommen, um wissenschaftlichen Fortschritt zu ermöglichen. Die Attraktivität des Hochleistungsrechnens kann damit gesteigert und in die Breite der Wissenschaft und in die Anwendung getragen werden, so dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Qualität des Hochleistungsrechnens für ihre eigene Forschung – auch neu – entdecken und auf vielfältige Weise nutzen können“, sagt Dr. Denis Alt, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit.

Meilensteine erreicht: Richtfest markiert Baufortschritt

„Über den planmäßigen Baufortschritt des neuen Rechenzentrums freuen wir uns sehr“, erklärt der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch. „Denn für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Mainz, Rheinland-Pfalz und auch ganz Deutschland ist eine moderne und leistungsfähige IT-Infrastruktur der Spitzenklasse unerlässlich – sei es beispielsweise das Wissenschaftsnetz Rheinland-Pfalz oder auch das vernetzte Hochleistungsrechnen als Schlüsseltechnologie für die Spitzenforschung in vielen Bereichen. So trägt die Investition in das neue Rechenzentrum des Zentrums für Datenverarbeitung (ZDV) dazu bei, dass Arbeitsgruppen, die auf leistungsstarke Hochleistungsrechner angewiesen sind, die führende Stellung auf ihren Forschungsgebieten halten und weiter ausbauen können.“

Impressionen der Rohbausituation, seitlich mit vorgesehenen getrennten Rechner-Boxen getrennt von Kühlfluren. © Foto: Diether von Goddenthow
Impressionen aus der Rohbausituation, seitlich mit vorgesehenen abgeschotteten Rechner-Boxen getrennt von Kühlfluren. © Foto: Diether von Goddenthow

Bis zum heutigen Richtfest konnte das Generalunternehmen, die rheinland-pfälzische DC-Datacenter-Group GmbH (Data Center Group), wesentliche Arbeiten am neuen Rechenzentrum erfolgreich abschließen. Der Rohbau ist fertiggestellt, und die Stahlbühnen auf dem Flachdach sind montiert. Diese Stahlkonstruktionen tragen die bereits angelieferten sechs Rückkühler für die Warm- und Kaltwasserkühlung. Auch die Malerarbeiten im Erd- und Obergeschoss wurden termingerecht ausgeführt, mit einer Besonderheit. Aufgrund der nachfolgenden aufwendigen Installationsarbeiten musste bereits jetzt und nicht wie üblich am Ende des Bauprozesses gestrichen werden. Im Erdgeschoss wurden Teile der Wasserleitungen verlegt und auch bei den Außenanlagen hat die Data Center Group GmbH Fortschritte erzielt: Die Entwässerungskanäle und das Rückhaltebauwerk sind verlegt. Seit Baubeginn wurden insgesamt 8.450 Kubikmeter Erdreich abgetragen, bewegt und teilweise wieder eingebaut, was einer Gesamtmenge von 12.675 Tonnen entspricht.

Nach dem Richtfest stehen zunächst weitere Arbeiten im Erdgeschoss an: der Anlagenbau mit den erforderlichen Trassen für Kühlung, Lüftung und Elektro. Des Weiteren erhält das Flachdach über dem Obergeschoss eine extensive Begrünung.

„Das neue Rechenzentrum wird von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gemäß einer Vereinbarung mit dem Landesbetrieb LBB in fachlicher Rückkopplung mit der Bauabteilung des Ministeriums der Finanzen in Eigenregie gebaut. Die gesteckten Ziele der Einhaltung des Budgets, der termingerechten Fertigstellung sowie der Gewährleistung einer optimalen IT-Infrastruktur können hierbei nach gegenwärtigem Stand über das von Land und Universität gewählte Verfahren realisiert werden“, erklärt die kommissarische Kanzlerin der JGU, Annette Seliger. „Bei der Planung dieses Neubaus haben wir unseren Fokus insbesondere auf Sicherheit und Nachhaltigkeit gelegt. Hierzu gehören zum Beispiel eine hohe Energie- und Ressourceneffizienz, innovative Ansätze zur Kühlung oder auch Wärmerückgewinnung.“

Zukünftiges Rechenzentrum setzt Maßstäbe für Universität und Wissenschaft

Von der Tram-Haltestelle Hochschule Mainz (nicht zu verwechseln mit dem Halt Universität) nahe der MEWA-Arena, hat man einen Blick auf die Rohbau-Rückseite des künftigen Campus-Rechenzentrums der Uni Mainz. © Foto: Diether von Goddenthow
Von der Tram-Haltestelle Hochschule Mainz (nicht zu verwechseln mit dem Halt Universität) nahe der MEWA-Arena, hat man einen Blick auf die Rohbau-Rückseite des künftigen Campus-Rechenzentrums der Uni Mainz. © Foto: Diether von Goddenthow

Das Rechenzentrum beherbergt im sogenannten Enterprise-Bereich die komplette IT-Infrastruktur der Universität und die Systeme, die für das Wissenschaftsnetz Rheinland-Pfalz und die im Rahmen der Rechenzentrumsallianz Rheinland-Pfalz (RARP) angebotenen Dienste benötigt werden. Im HPC-Bereich werden die Hochleistungsrechner MOGON NHR Süd-West und das geplante Nachfolgesystem von MOGON II untergebracht. Seit Oktober 2021 ist die JGU als Teil des länderübergreifenden Konsortiums NHR Süd-West einer der Betreiber der NHR-Infrastruktur in Deutschland.

Sicherheit hat höchste Priorität

Damit die Universität jederzeit Forschung, Lehre und Studium sicherstellen kann, sind ausfallsichere Systeme von großer Bedeutung. Der Neubau ist so konzipiert, dass der IT-Betrieb eine nahezu 100-prozentige Ausfallsicherheit gewährleisten kann und kritische Dienste wie E-Mail, Lernmanagement-Systeme und Datenbanken immer verfügbar sind. Im Zentrum des Rechenzentrums befinden sich die Serverräume. Diese sind von Fluren umgeben, an die die notwendigen Technikräume wie Transformatoren, Mittelspannungshauptverteilung (MSHV), unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV), Gaslöschanlage, Notstromaggregat und Sicherheitstechnik anschließen.

Zum Schutz sensibler und vertraulicher Daten wie Forschungsergebnisse, personenbezogene Daten von Studierenden und Mitarbeitenden wird auf vier vordefinierte Schutzzonen gesetzt. Der Zugang zum Gebäude und insbesondere zu den Serverräumen ist nur über ein Zutrittskontrollsystem mit Schleusenfunktion möglich.

Nachhaltige Entwicklung am Campus konsequent fortgesetzt

Eine optimale Temperatur im Rechenzentrum ist von besonderer Bedeutung. Die vielen Server erzeugen eine enorme Wärme, die zu einer Überhitzung und Serverausfällen führen kann. Um diesem Problem entgegenzuwirken, werden etwa 80 Prozent der Kühlung mit einem geschlossenen Wasserkreislauf realisiert, ohne den Einsatz von Kompressorkältemaschinen. Dieses Verfahren spart Energie und ist besonders effizient. Zusätzlich werden Vorkehrungen getroffen, um in Zukunft einen großen Teil der Abwärme weiterverwenden zu können.

Auf der freien Dachfläche werden Photovoltaik-Module installiert. Die Jahresleistung der Solaranlage lässt sich auf ca. 73.000 kWh abschätzen und würde ausreichen, um ca. 20 Einfamilienhäuser über das Jahr mit Strom zu versorgen.

Neubau ist Voraussetzung für weitere Baumaßnahmen auf dem Campus

Ein Umzug der IT-Infrastruktur ist aus baulichen und energetischen Gesichtspunkten notwendig. Die Verwaltung des ZDV und die Büros des ZDV-Personals bleiben in der Naturwissenschaftlichen Fakultät (NatFak – Gebäude 1341) in der sich momentan auch der aktuelle Serverraum befindet. Nach dem Umzug stehen in dem Raum Ressourcen für den Fall eines Hardwareausfalls zur Verfügung. Darüber hinaus ist eine Renovierung des Gebäudes 1341 geplant. Für die komplette Fertigstellung des neuen Rechenzentrums rechnet die Bauleitung mit rund zwei Jahren. Es soll Mitte 2025 in Betrieb gehen.

Daten und Fakten:

Gesamtfläche des Gebäudes: 1.870 Quadratmeter
So groß wie ca. ¼ Fußballfeld
Baukosten: 29 Millionen Euro
PUE-Wert: ≤ 1,15
Die Kenngröße für die Energieeffizienz von Rechenzentren ist die Power Usage Effectiveness (PUE). Sie ermittelt, wie effektiv die zugeführte Energie in einem Rechenzentrum verbraucht wird. Bei der Konzeption wurde darauf geachtet, einen möglichst niedrigen Wert zu erreichen.
32 Serverschränke im Enterprise-Bereich und 112 Serverschränke im HPC-Bereich (davon maximal 84 gleichzeitig in Betrieb)
Maximale IT-Last: 3.600 kW
Moderne Windräder haben eine Erzeugerleistung von ca. 5.000 kW.
Photovoltaik-Module mit einer Leistung von 73 KWp
Die Jahresleistung der Solaranlage lässt sich auf ca. 73.000 kWh abschätzen und würde ausreichen, um ca. 20 Einfamilienhäuser ein Jahr mit Strom zu versorgen.
DIN EN 50600: aktuelle europäische Norm für Rechenzentren und deren Infrastruktur.
Die Norm legt Anforderungen bzgl. Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit und Sicherheit von Rechenzentren fest. Dazu gehören unter anderem Anforderungen an Planung, Bau, Betrieb und Instandhaltung von Rechenzentren sowie Anforderungen an die Gebäudetechnik, die Infrastruktur und die IT-Systeme in einem Rechenzentrum. Des Weiteren werden Themen wie Energieeffizienz, Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit dem Betrieb von Rechenzentren berücksichtigt.
Nach der DIN EN 50600 gibt es vier Verfügbarkeitsklassen.
Verfügbarkeitsklassen sind Kategorien, die den Grad der Zuverlässigkeit und des Ausfallschutzes von IT-Systemen beschreiben. Je höher die Verfügbarkeitsklasse, desto geringer ist das Risiko eines Ausfalls und desto höher ist die Sicherheit für den Nutzer.
Rechenzentrumsbereiche: Enterprise (Verfügbarkeitsklasse 3) und High Performance Computing (Verfügbarkeitsklasse 2)

Nachhaltigkeit
Verzicht auf Verbundbaustoffe wie zum Beispiel Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) und beschichtete Holzwerkstoffe, um einen sortenreinen Rückbau zu ermöglichen. Die verwendeten Materialien können so wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden.
Geringe Versiegelung der Außenanlagen: Für notwendige Wartungs- und Umfahrungsflächen kommen versickerungsfähige Rasengittersteine zum Einsatz.
Das gesamte Regenwasser wird zurückgehalten und in Erdmulden geleitet, wo es verdunsten oder wiederverwendet werden kann.
Die Anzahl und Auswahl der Bäume und Bepflanzungen wurden dem Standort angepasst.

Uwe Eric Laufenberg verlässt Staatstheater Wiesbaden

Der Intendant des Hessischen Staatstheaters Uwe-Eric Laufenberg scheidet aus seinem Amt. Archivfoto PK Maifestspiele 2023 © Foto: Diether von Goddenthow
Der Intendant des Hessischen Staatstheaters Uwe-Eric Laufenberg scheidet aus seinem Amt. Archivfoto PK Maifestspiele 2023 © Foto: Diether von Goddenthow

Timon Gremmels, Hessischer Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, hat sich unmittelbar nach seinem Amtsantritt mit dem Intendanten des Staatstheaters Wiesbaden, Uwe Eric Laufenberg, zu einem Gespräch getroffen. Beide Seiten haben beschlossen, die gemeinsame Arbeit nach fast zehn Jahren zum 22. Januar 2024 zu beenden. Uwe Eric Laufenberg wird seine Arbeit zu diesem Datum im Staatstheater Wiesbaden einstellen und dort weder weiter spielen noch inszenieren.

Minister Gremmels: „Ich freue mich, dass in dem lang schwelenden Konflikt nun einvernehmlich ein Lösungsansatz gefunden werden konnte. Mir war vor allem wichtig, schnell ein umfassendes Bild der Situation zu erhalten. Ich danke Intendant Laufenberg für seine gute künstlerische Arbeit in Wiesbaden.“

In die Lösungsfindung war auch die Landeshauptstadt Wiesbaden als weitere Trägerin des Hauses ins Benehmen gesetzt. Dazu Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende: „Der heutige Schritt soll ermöglichen, dass im Staatstheater Ruhe einkehrt und nun endlich wieder die künstlerische Strahlkraft des Staatstheaters im Fokus steht.“

Uwe Eric Laufenberg: „Ich danke Minister Gremmels für seine Initiative. Ich hoffe, durch diesen Schritt dazu beitragen zu können, dass für das Publikum und die Mitarbeitenden des Theaters eine gute Perspektive geschaffen wird. Ich danke auch dem Publikum und allen Mitarbeitern für die gute gemeinsame Zeit und freue mich auf neue Herausforderungen.“

Über die Bedingungen der Vertragsauflösung ist Stillschweigen verabredet worden. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur führt zeitnah Gespräche mit den Spartenleitungen des Hauses zur weiteren Programmgestaltung.