600 000 bei Rosenmontagszug in Mainz, 300 000 Jecken in Wiesbaden beim Fastnachtszug

Impression Mainzer Rosenmontagszug -  Die Mainzer Schwellköpp bilden die Zugspitze © Foto Diether von Goddenthow
Impression Mainzer Rosenmontagszug – Die Mainzer Schwellköpp bilden die Zugspitze © Foto Diether von Goddenthow

Erstmals nach drei Corona-Jahren setzten sich am Wochenende und Rosenmontag im Rhein-Main-Gebiet  die Fastnachtszüge wieder in Bewegung. Die Menschen haben sich nach Fastnacht gesehnt. Schätzungsweise mehrere Millionen Närrinnen und Narrhalesen waren insgesamt in den närrischen Hochburgen um Mainz und in Rheinhessen, Wiesbaden und Frankfurt im Straßenfastnacht unterwegs, um wieder mal „maskenlos“ ausgelassen feiern zu können.

Mainzer Rosenmontagszug

Impression Mainzer Rosenmontagszug - Tribüne vor dem Landestheater Mainz © Foto Diether von Goddenthow
Impression Mainzer Rosenmontagszug – Tribüne vor dem Landestheater Mainz © Foto Diether von Goddenthow

In Mainz säumten knapp 600 000 Närrinnen und Narrhalesen, so viele wie noch nie, links und rechts die rund vier Kilometer lange Wegstrecke des Rosenmontagszuges mit rund 9000 aktiven Fastnachtern und 139 Zugnummern und einer Gesamtlänge von zirka sieben Kilometern.
Schon Stunden zuvor hatten sich am 20. Februar 2023 zahlreiche Fastnachter links und rechts der Zugstrecke platziert, manche mit Stehtischchen und Hockern, um sich möglichst eine gute Sicht auf die Motivwagen, Garden, Musik- und Themengruppen zu sichern.

v.li.: Ex-OB Michael Ebling, Innenminister RLP. Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Bürgermeister Günther Beck und Bau-und Kulturdezernentin Marianne Grosse haben viel Spass und jubeln den Zugteilnehmern zu. © Foto Diether von Goddenthow
v.li.: Ex-OB Michael Ebling, Innenminister RLP. Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Bürgermeister Günther Beck und Bau-und Kulturdezernentin Marianne Grosse haben viel Spass und jubeln den Zugteilnehmern zu. © Foto Diether von Goddenthow

Auch die Zuschauertribüne vor dem Mainzer Theater war bis auf den letzten Platz belegt, darunter viel Prominenz auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Mit Blick auf das tolle Wetter, begrüßte Ministerpräsidentin Malu Dreyer die Menschen von der Ehrentribüne mit Helau-Rufen und sagte „Gott Jokus meint es gut mit uns“. In einer Uniform der Prinzengarde verfolgte Ex-Oberbürgermeister und neuer Innenminister Michael Ebling den Zug.

Akrobatik auf den Wagen des Zirkus  Salto Mortale.© Foto Diether von Goddenthow
Akrobatik auf den Wagen des Zirkus Salto Mortale.© Foto Diether von Goddenthow

Überall an diesem Rosenmontag beste Stimmung. Auf allen Straßen und Plätzen wurde geschunkelt, gegrölt, getanzt und getrunken. Die Domstadt bebte, insbesondere auf dem Schillerplatz am Fastnachtsbrunnen, dem Zentrum der fröhlichen Narretei, ging die Party ab. Nach dem Zug feierten hier und in der Ludwigsstraße tausende Menschen bei der sogenannten „Rosenmondnacht“ mit heißen Rhythmen ausgelassen bis zum späten Abend weiter. Für aller Sicherheit sorgten über 1000 Polizistinnen und Polizisten sowie zusätzlich private Sicherheitsdienste und 500 Sanitäterinnen und Sanitäter.

Energiewende: Der Mainzer Leberkäsesser furzt die Ozonschicht kaputt direkt in Gretas Gesicht. © Foto Diether von Goddenthow
Energiewende: Der Mainzer Leberkäsesser furzt die Ozonschicht kaputt direkt in Gretas Gesicht. © Foto Diether von Goddenthow

Wie es seine Tradition ist, hatte der Mainzer Rosenmontagszug auch wieder etliche brisante Themen aus Politik und Weltgeschehen humorvoll aufgespießt. Entsprechend des diesjährigen Zug-Mottos: «In Mainz steht Fastnacht voll und ganz für Frieden, Freiheit, Toleranz!“, nahmen die Politischen-Motivwagen in diesem Jahr besonders  die „Energiekrise“, „Übertreibungen in der Klima-Diskussion“, das „iranische Mullah-Regime“ und mehrfach auch  „Putins Ukraine-Krieg“  auf die Schippe.

Wiesbaden

Mit  „Eye of the tiger”der Titelmusik aus den Rocky-Filmen, bildete der Musikzug Grebenstein die Spitze des Wiesbadener Fastnachts-Zugs. Dieser setzte sich  pünktlich um 12.11 Uhr ab dem Wiesbadener Museum die Wilhelmstrasse hoch Richtung Kureck in Bewegung. © Foto Diether von Goddenthow
Mit „Eye of the tiger”der Titelmusik aus den Rocky-Filmen, bildete der Musikzug Grebenstein die Spitze des Wiesbadener Fastnachts-Zugs. Dieser setzte sich pünktlich um 12.11 Uhr ab dem Wiesbadener Museum die Wilhelmstrasse hoch Richtung Kureck in Bewegung. © Foto Diether von Goddenthow

In Wiesbaden erreichte die Fastnacht bereits am Fastnachtssonntag, 19. Februar, ihren närrischen Höhepunkt.

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Etwa 300 000 Besucherinnen und Besucher aus Wiesbaden und der Region waren am Sonntag in die Hessenmetropole gekommen, um den Fastnachtssonntagszug zu sehen, der sich kurz nach 12 Uhr, erstmals von der Friedrich-Ebert-Anlage aus, mit seinen rund 170 Zugnummern in Bewegung setzte und sich über die Wilhelmstrasse usw. durch die Innenstadt schlängelte über den Schlossplatz am Rathaus vorbei.

Frankfurt

Impressionen vom Fastnachtsumzug 2023 durch die Frankfurter Innenstadt (4), Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Holger Menzel
Impressionen vom Fastnachtsumzug 2023 durch die Frankfurter Innenstadt (4), Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Holger Menzel

Auch in Frankfurt waren am Sonntag die Narren nach dreijähriger coronabedingter Zug-Zwangspause wieder zurück. Auch in der Bankenmetropole schlängelte sich der Fastnachtsumzug die Innenstadt. Auf einer Strecke von vier Kilometern rollten die Wagen – insgesamt waren 195 Zugnummern angemeldet – von ihrem Startpunkt im Westhafen ab 12.21 Uhr an den feiernden Zuschauern vorbei. Angeführt wurde der Zug von Ratspräsident Axel Heilmann und dem Corpus Honestum, dem Frankfurter Offizierscorps des Großen Rats.

Auch wenn die Wagen erst gegen 16.45 Uhr auf dem Römerberg eintrafen, wurde dort bereits seit 12 Uhr mit einem Unterhaltungsprogramm passend zum diesjährigen Kampagnenmotto „Frankfurts Fastnacht – schrill und fein, und sechsfarbbunt noch obendrein“ ausgelassen gefeiert. Auf der Ehrentribüne nahmen Stadtrat Stephan Siegler und weitere Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Frankfurt Platz.

Urformen – Figürliche Eiszeitkunst Europas vom 1.03. bis 11.06.2023

© SAM
© SAM

Vom 1. März bis 11. Juni 2023 zeigt das Stadtmuseum Wiesbaden (SAM) in der Wanderausstellung „Urformen – Figürliche Eiszeitkunst Europas“ 23 hochspannende Kunstwerke aus der Wiege der modernen Zivilisation, die Besucher auf faszinierende Weise in die jüngere Altsteinzeit entführen. Die Figuren der Eiszeit-Kunst stammen aus berühmten Fundorten Deutschlands, Frankreichs, Tschechiens, der Slowakei und aus Russland.

Viele dieser Figurinen sind nur bruchstückhaft erhalten. Ziel der Wanderausstellung ist es, die Objekte in ihrem ursprünglichen und vollständigen Zustand zu zeigen sowie die künstlerische Entwicklung zu veranschaulichen. Dafür wurden die Figuren in filigraner Handarbeit von professionellen Schnitzmeistern aus den originalen Materialien nachgeschnitzt und in ihren Formen ergänzt. Damit werden sie erstmals wieder in ihrem ursprünglichen Aussehen erlebbar,
darunter unter anderem künstlerische Mammut- und Löwen-Schnitzereien aus der berühmten Vogelherdhöhle auf der Schwäbischen Alb. Diese altsteinzeitlichen Höhlen von der Schwäbischen Alb sind UNESCO-Welterbe als Fundstädte, aus der die weltweit ältesten Zeugnisse figürlicher Kunst der Menschheit stammen.

Begleitprogramm zur Ausstellung „Urformen“
Begleitend zur Ausstellung werden verschiedene Vorträge im Marktkeller angeboten, die kostenlos besucht werden können.

Veranstaltungen & Vorträge

Donnerstag | 20.04.2023 | 18 Uhr
Dr. Sibylle Wolf
Der Mensch als Schöpfer: Kleinkunst und Höhlenmalerei
zwischen 42.000 und 11.000 Jahren vor heute

Dienstag | 09.05.2023 | 18 Uhr
Dr. Frank Moseler
Mensch, Kunst, Kommunikation –
Eine kreative Explosion in der letzten Eiszeit

Dienstag | 06.06.2023 | 18 Uhr
Dr. Liane Giemsch
Die Zeit der Jäger und Sammler –
Streifzüge durch die Altsteinzeit Hessens

Dienstag | 11.07.2023 (nach Ausstellungsende) | 18 Uhr
Dr. Daniel Burger-Völlmecke
Mit Forschergeist und Spaten – Die Sammlung
Nassauischer Altertümer und ihre Bedeutung für die
Anfänge der Archäologie
Vortrag im Rahmen der Kulturinitiative Wiesbaden

Der Eintritt zu den Vorträgen
im Marktkeller ist frei.

Weitere Informationen zum Begleitprogramm

Ort:
SAM – Stadtmuseum am Markt
Marktplatz
65187 Wiesbaden

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 11–17 Uhr
Donnerstag 11–20 Uhr

Eintritt
4 € | ermäßigt 2 € *
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
haben freien Eintritt!
* Ermäßigung für Studierende, Auszubildende,
Freiwilligendienstleistende, Schwerbehinderte,
Arbeitslose, Besitzende der Wiesbaden TouristCard,
der Ehrenamtscard oder der Kurkarte,
Fahrkarten THermine.

Villa Clementine Wiesbaden: Nina Kunz über persönliches Schreiben mit dem „Essayistischen Ich“ – Workshop-Reihe „Treib-Stoffe“ im Anderen Salon

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Wie schafft man aus der eigenen Person eine Erzähl-Persona mit dem richtigen Maß an Distanz und Persönlichkeit? Welches Essay-Format bietet sich für solch eine Erzählhaltung an? Die Autorin und Journalistin Nina Kunz zeigt in einem Workshop im Anderen Salon des Literaturhauses Villa Clementine am Samstag, 25. Februar 2023, Chancen und Tücken des „Essayistischen Ichs“ auf und lehrt spannende Funktionsweisen des persönlichen Schreibens. Der Workshop beginnt um 14:30 Uhr mit einer kurzen Einführung, anschließend kommen die Teilnehmenden ins Gespräch und machen kreative Schreibübungen. Das Ende ist gegen 17 Uhr. Veranstalter ist das Literaturhaus Villa Clementine/Kulturamt.

Nina Kunz wurde 1993 geboren und arbeitet seit 2017 als Kolumnistin und Journalistin. Texte von ihr erschienen unter anderem in der Neuen Zürcher Zeitung oder der ZEIT. 2018 sowie 2020 wurde sie zur „Kolumnistin des Jahres“ gewählt. Mit „Ich denk, ich denk zu viel“ erschien 2021 ihr erstes Buch.

Bei jedem der regelmäßig stattfindenden Workshops der Reihe „Treib-Stoffe“ geht es für die Teilnehmenden im Gespräch mit Autorinnen und Autoren um verschiedene Lebensthemen wie das Alleinsein, Kreativität oder sie gehen gemeinsam philosophischen Ansichten auf den Grund.

Zeit und Ort:
Sa 25.02.2023, 14:30 Uhr,
Literaturhaus Villa Clementine, Anderer Salon, Frankfurter Straße 1, 65189 Wiesbaden
Kartenvorverkauf: € 17 / erm. € 13 inkl. VVG. Tourist-Information Wiesbaden, Marktplatz 1, Telefon: 0611 / 1729-930; online unter www.wiesbaden.de/literaturhaus.

„In Mainz steht Fastnacht voll und ganz für Frieden, Freiheit, Toleranz“ Mainzer politische Motivwagen mit subversiv-humorvoller Sprengkraft

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Zum ersten Mal in der Fastnachts-Kampagne 2023 ließ sich am 14. Februar der MCV in die närrischen Karten schauen und öffnete für Journalisten schon einmal die MCV-Wagenhalle. Dabei bekamen die Medienleute einen ersten Geschmack von den spektakulären Motivwagen des 119. Mainzer Rosenmontagszugs, der erste wieder nach zwei Jahren Corona-Zwangspause. Unter dem Motto „In Mainz steht Fastnacht voll und ganz für Frieden, Freiheit, Toleranz“ wird am 20. Februar 2023 der Zug sich durch die Straßen der Stadt ziehen. In der Boppstraße macht sich der vierfarbbunte Lindwurm traditionell um 11:11 Uhr auf seine rund sieben Kilometer lange Strecke. Über 9000 Närrinnen und Narrhallesen werden bei dem Umzug mit 139 Wagen-Nummern mitmarschieren. Für Rollstuhlfahrer wurde diesmal ein spezieller Bereich am Höfchen eingerichtet.

Die Mainzer haben das Feiern nicht verlernt - endlich wieder uff de Gass © Foto Diether von Goddenthow
Die Mainzer haben das Feiern nicht verlernt – endlich wieder uff de Gass © Foto Diether von Goddenthow

Termine: Rosenmontag ist am 20. Februar 2023, 11.11 Uhr ist Abfahrt ab Josefs-/Ecke Boppstraße,
12.15 Uhr Tribüne Gutenbergplatz, Beginn der TV-Übertragung,
13.30 Uhr erreicht die Spitze des Zugs den Münsterplatz, danach löst sich der Zug auf.
Die letzten Teilnehmer werden gegen 16.30 Uhr am Münsterplatz eintreffen.

Erwartete Zugteilnehmer und Gäste:
Anzahl Zugnummern: 137
Musikgruppen: ca. 40
Musiker: 2012
Pferde im Zug: 51
Närrische Wagen, Motivwagen und Komitees: 164
Traktoren, Zugmaschinen: 115
Fahnen- und Schwellkoppträger: 92
Gesamtteilnehmer: ca. 9202
Zuschauer: ca. 555.000

Die schon legendären politischen Mainzer Motivwagen und Markenzeichen des Mainzer Rosenmontagszugs sind in diesem Jahr besonders geladen mit einzigartiger subversiv-humorvoller Sprengkraft. Entwickelt werden die Themen der Motivwagen nach Ideen des MCV-Kreativkreises, ausgewählt durch die Zugleitung des MCV, gezeichnet von Michael Apitz und umgesetzt von Wagenbauer Dieter Wenger in der Wagenhalle des MCV. Parallel werden zu jedem Wagen passende Verse geschmiedet. Eine Besonderheit der Motivwagen sind die bis ins Detail realitätsnah gestalteten Gesichter und eine  raffinierte Symbolik. Veranstalter der Mainzer Straßenfastnacht ist der Mainzer Carneval-Verein 1838 e.V. (MCV).

MCV-Präsident Hannsgeorg Schönig. © Foto Diether von Goddenthow
MCV-Präsident Hannsgeorg Schönig. © Foto Diether von Goddenthow

MCV-Präsident Hannsgeorg Schönig präsentierte die Motiv-Wagen, erläuterte die Themen und zeigte, wer in diesem Jahr besonders  auf die närrische Schippe genommen wird. Unterstützt dabei wurde er von MCV-Pressesprecher Michael Bonewitz und Zugleiter Thorsten Hartel sowie von Dieter Wenger und Thomas Apitz.

 

Gast war die  Mainzer Polizeidirektorin Corinna Koch. Sie informierte über wesentliche Eckpunkte der Sicherheit. Die Polizei werde mit mobilen Einsatzgruppen mit insgesamt knapp 1000 Einsatzkräften an den tollen Tagen ab Gründonnerstag bis Fastnachts-Dienstag rund um die Uhr präsent sein, den Verkehr um Mainz herumleiten, und vor allem dafür sorgen, dass der Rosenmontagzug reibungslos durchkommet und niemand verletzt wird. In der gesamten Innenstadt herrsche Glasverbot.

Das Sicherheitsthema bereitet den Fastnachtsvereinen und Veranstaltern der Straßenfastnacht wegen der auflagenbedingt exorbitant gestiegenen Kosten für derartige Großveranstaltungen zusehends Kopfzerbrechen. Viele Vereine können die Sicherheits-Kosten einfach nicht mehr aufbringen, weswegen in diesem Jahr zahlreiche Faschings-Umzüge in Rheinland-Pfalz abgesagt werden mussten. Allein in Mainz seien aufgrund der immer schärferen Auflagen des Landes Rheinland-Pfalz die Sicherheitskosten für den MCV von 40 000 Euro in 2015 auf 190 000 Euro in 2023 gestiegen.
Deswegen sei der MCV besonders froh, dass sich erstmals in diesem Jahr auch zahlreiche Carneval-Clubs und Garden an den Kosten für die Finanzierung der teuren Motivwagen beteiligen würden.

Wagen-Motive von Künstler Michael Apitz gegen Spende

der bekannte Künstler Michael Apitz mit Thomas Dietsch präsentieren die Drucke, die man mit einer Spende erwerben kann. © Foto Diether von Goddenthow
der bekannte Künstler Michael Apitz mit Thomas Dietsch präsentieren die Drucke, die man mit einer Spende erwerben kann. © Foto Diether von Goddenthow

Thomas Dietsch, Vorsitzender des Förderverein Mainzer Straßenfastnacht e.V., präsentierte zur Linderung der großen Finanznöte eine tolle neue Spendenidee, wonach nämlich jeder gegen eine Spende ab 55 Euro humoristische Wagen-Motive des bekannten Künstlers Michael Apitz auf Leinwand gedruckt erwerben kann. Alle Details dazu findet man unter: https://www.xn--frderverein-mainzer-strassenfastnacht-fxd.de/ und https://www.xn--frderverein-mainzer-strassenfastnacht-fxd.de/motivwagen/

Vorbesichtigung der Motivwagen in Mainz am 19.02.2023

Zugnummer 20 – finanziert vom Mainzer Carneval Club (MCC) „Wind of Change“ Hier hält eine Iranerin einen Spiegel in ihrer Hand, auf dem das Symbol für „weiblich“ prangt und auf dem steht, was auf der Straße gerufen wird. In der anderen Hand hält sie einen Föhn, der in ihr offenes Haar weht, durch das der „Wind of Change“ bläst, der zugleich den Mullah hinter ihr fast wegpustet. © Foto Diether von Goddenthow
Zugnummer 20 – finanziert vom Mainzer Carneval Club (MCC)
„Wind of Change“ Hier hält eine Iranerin einen Spiegel in ihrer Hand, auf dem das Symbol für „weiblich“ prangt und auf dem steht, was auf der Straße gerufen wird. In der anderen Hand hält sie einen Föhn, der in ihr offenes Haar weht, durch das der „Wind of Change“ bläst, der zugleich den Mullah hinter ihr fast wegpustet. © Foto Diether von Goddenthow

Traditionell können am Sonntag (19.02.2023) Interessenten in der Ludwigsstrasse die Motivwagen des Rosenmontagszugs schon vorab besichtigen (siehe Programm der Straßenfastnacht 2023 unten).

Zugnummer 52 – finanziert vom Mainzer Carneval-Verein (MCV) „Scharfer Ostwind“ © Foto Diether von Goddenthow
Zugnummer 52 – finanziert vom Mainzer Carneval-Verein (MCV)
„Scharfer Ostwind“ © Foto Diether von Goddenthow

Die Zugnummer 52 „Scharfer Ostwind“, finanziert vom Mainzer Carneval-Verein (MCV), spießt Putins Bemühen auf, die Partner der Europäischen Union auseinanderzubringen. Bislang haben die EU-Partner, obgleich stets zerstritten,  zwar gemeinsam Sanktionen beschlossen und liefern beständig Waffen –  aber wie lange noch? Die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, spannt hier symbolisch den Europa-Schirm und stemmt sich dem scharfen Wind aus Osten, der die Gesichtszüge Putins trägt, entgegen, in der Hoffnung, dem scharfen Ostwind standzuhalten. Der passende Vers vorneweg lautet treffend:
Ein scharfer Ostwind bläst durchs Land,
doch die EU hält bisher stand.
Zu hoffen ist, dass es so bleibt
und sie nicht auseinandertreibt.

Zugnummer 115 – finanziert vom Mainzer Carneval-Verein (MCV) „Ein ganz Feiner!“  © Foto Diether von Goddenthow
Zugnummer 115 – finanziert vom Mainzer Carneval-Verein (MCV) „Ein ganz Feiner!“ © Foto Diether von Goddenthow

Besonders bissig geglückt ist die Zugnummer 115 – finanziert vom Mainzer Carneval-Verein (MCV) –„Ein ganz Feiner!“ Hierbei wird das Einknicken der Deutschen beim Verkauf eines Teils des Hamburger Hafens durch die chinesische Reederei Cosco auf’s Korn genommen. Der Deutsche Michel, hier als zahmer Männchen machender Schäferhund karikiert, portiert „brav“ den unterzeichneten Cosco-Verkaufsvertrag, wofür er vom chinesischen Herrscher Xi  als „feiner Kerl“ gelobt wird mit den doppelzüngigen Worten: „Wir lieben Hunde“, zu sehen auf einem hinter seinen Rücken verborgenen Eimer. In diesem sind entsprechende Schlachtutensilien zu sehen.
Dazu die passenden Verse:
Ganz brav Scholz Cosco apportiert,
macht freudig Männchen, wurd´ dressiert,
von Xi Jinping, von seinem Herrn
und der hat ihn zum Fressen gern.

Eine Vorbesichtigung aller politischen Motivwagen  am 19.2.2023 lohnt sich.

Programm der Straßenfastnacht 2023
Fastnachtsbrunnen - Schillerplatz: Närrisches Treiben- Fastnachtsparty. © Foto Diether von Goddenthow
Fastnachtsbrunnen – Schillerplatz: Närrisches Treiben- Fastnachtsparty. © Foto Diether von Goddenthow

Donnerstag, 16.02.2023 Weiberfastnacht
11:11 Uhr Eröffnung der Weiberfastnacht am
Fastnachtsbrunnen Moderation: Lilli Neger & RPR1
17:11 Uhr MusiggBox auf der LU: Weiberparty

Freitag, 17.02.2023
16:11 Uhr Närrisches Treiben
19:11 Uhr MusiggBox auf der LU: Fastnachtsparty

Samstag, 18.02.2023
13:11 Uhr Närrisches Treiben
14:11 Uhr Kinder- und Jugendmaskenzug
direkt im Anschluss Rekrutenvereidigung auf der LU
17:11 Uhr Narrenbühne Schillerplatz: Fastnachtsparty
MusiggBox auf der LU: Fastnachtsparty

Sonntag, 19.02.2023
11:11 Uhr Parade der närrischen Garden, Tanz auf der LU
11:11 Uhr Närrisches Treiben
12:11 Uhr Fastnachtsbrunnen – Fastnachtsparty
Moderation: Lilli Neger & RPR1
13:11 Uhr Parade der Motivwagen in der Ludwigstraße:
Schwellköpp und Guggemusiken –
Tradition zum Anfassen
16:30 Uhr Guggemusik-Festival in der Innenstadt
18:11 Uhr MusiggBox auf der LU: Fastnachtsparty

Montag, 20.02.2023 – Rosenmontagszug

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

11:11 Uhr Der Mainzer Rosenmontagszug
Fastnachtsmusik vor dem Zug
Zugmoderation und Open-Air Disco nach dem Rosenmontagszug
Narrenbühne Schillerplatz: Fastnachtsparty
Narrentor am Höfchen: Fastnachtsparty
11:11 Uhr Närrisches Treiben
16:33 Uhr MusiggBox auf der LU: Fastnachtsparty

Dienstag, 21.02.2023
14:11 Uhr Närrisches Treiben
15:11 Uhr Kappenfahrt durch Mainz

Die Stadtverwaltung Mainz weist darauf hin, dass während der närrischen Tage (16. Februar bis 21. Februar) das Markttreiben auf dem Hauptmarkt Fastnachtspause hat. Ab Freitag, 24. Februar 2023 findet der Wochenmarkt dann wieder wie gewohnt auf dem Höfchen, Markt und Liebfrauenplatz statt.
Auf den Nebenmärkten der Ortsteile können sich die Bürgerinnen und Bürger weiterhin mit frischen Produkten versorgen, so die Stadtverwaltung.

Weitere Informationen: Mainzer Fastnacht

Neu im Frankfurter Zoo: Eine Kolonie Nacktmulle hat ihre Anlage im Grzimekhaus bezogen

Nacktmulle im Zoo Frankfurt. ©  Zoo Frankfurt am Main,   Foto: Salome Roessler
Nacktmulle im Zoo Frankfurt. © Zoo Frankfurt am Main, Foto: Salome Roessler

ffm. Zugegeben, es sind vielleicht nicht die allerschönsten Tiere, die im Frankfurter Zoo leben, aber sie sind ausgesprochen interessant: Nacktmulle. Mit Hilfe des Fördervereins Zoo-Freunde Frankfurt ist in den vergangenen Monaten für die unterirdisch lebende Art ein Gehege im Nachttierhaus entstanden, das Einblicke in die verborgene Welt der Nagetiere bietet.

Bereits im April 2022 bekam der Zoo Frankfurt eine Gründungskolonie aus dem Zoo von Dresden. Die Tiere lebten seither „hinter den Kulissen“. Nun sind die sieben Nacktmulle in ihre neugestaltete Schauanlage im Grzimekhaus eingezogen. Das Leben der Nagetiere findet ausschließlich unter der Erde statt. Um einen Blick in das Reich der Kolonie werfen zu können, wurde eine etwa sechs Quadratmeter großen Anlage mit einem System aus einsehbaren Röhren und Höhlen ausgestattet. Finanziert wurde die neue Anlage von den Zoo-Freunden Frankfurt – dem 2021 gegründeten Förderverein des Zoos.

„Der 2021 gegründete Förderverein Zoo-Freunde Frankfurt unterstützt den Zoo bei der Erfüllung seiner Aufgaben tatkräftig und mit finanziellen Mitteln. Die Anlage für Nacktmulle ist das erste von den Zoo-Freunden geförderte Projekt. Über 5700 Euro konnten dem Zoo für Umbau und Einrichtung des Geheges zur Verfügung gestellt werden. Für dieses wertvolle Engagement möchte ich mich bei allen Mitgliedern des Fördervereins herzlich bedanken. Mein Dank gilt aber auch dem Team des Frankfurter Zoos für die Realisierung dieses schönen Projekts, das die ohnehin schon große Attraktivität des Tag- und Nachttierhauses noch einmal steigert“, sagt Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft.

Nacktmulle (Heterocephalus glaber) sind etwa sieben bis elf Zentimeter lang, ihre faltige Haut ist nahezu unbehaart und meist rosafarben. Zwei große Grabzähne und einige Tasthaare zieren das Gesicht, Augen und Ohren sind winzig. Ihr einziges natürliches Verbreitungsgebiet sind die Halbwüsten Ostafrikas. In den Nacktmull-Kolonien pflanzt sich ausschließlich eine Königin mit ein bis drei Männchen fort. Die anderen Koloniemitglieder sind sexuell unterdrückt und für den Ausbau der Gänge oder das Bewachen des Baus zuständig. Nach einer Tragzeit von etwa 70 Tagen bringt eine Nacktmull-Königin bis zu 28 Junge zu Welt – und das vier bis fünf Mal pro Jahr. Eine Kolonie kann bis zu 300 Mulle umfassen.

„Über Nacktmulle lässt sich unendlich viel Interessantes erzählen“, erklärt Zoodirektorin Christina Geiger. „Angefangen von ihrer Sozialstruktur, der Atmung, der Ernährung bis hin zu ihrer Resistenz gegenüber bestimmten Krankheiten. Die Lebenserwartung von Nacktmullen ist um ein Vielfaches höher als die anderer Nagetiere, und sie sind unempfindlicher gegenüber Schmerzen. Aufgrund ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten sind sie interessant für unterschiedliche Forschungsbereiche. Die neuen Informationstafeln an der Anlage vermitteln bereits einiges Wissen über die Tiere, wir werden die Nacktmulle aber mit weiteren Angeboten wie Vorträgen, Podcast und Veranstaltungen sozusagen aus dem Verborgenen holen und unseren Besucherinnen und Besuchern näherbringen. Dass wir das nun tun können, verdanken wir zu einem großen Teil unserem Förderverein. Ich bin den Zoo-Freunden sehr dankbar für ihr finanzielles und tatkräftiges Engagement bei diesem Projekt, das wir ohne deren Hilfe aktuell nicht hätten realisieren können“, sagt Geiger.

„Die im Englischen auch sand puppies genannten Kleintiere wurden vor genau 181 Jahren vom bekannten Frankfurter Naturwissenschaftler Eduard Rüppell wissenschaftlich beschrieben. Sie gehören daher einfach in den Frankfurter Zoo“, gibt Prof. Bruno Streit, der 1. Vorsitzende der Zoo-Freunde Frankfurt, zu bedenken, „Dies umso mehr, als wir in den letzten Jahren auch schier Unglaubliches über ihr Sozialsystem erfahren haben, welches an das der Bienen und Ameisen erinnert – aber wahrlich kein Vorbild für eine menschliche Gesellschaft wäre!“

Für die Nacktmull-Anlage wurde die ehemalige Tupaia-Anlage in der Tagabteilung des Grzimekhauses umgebaut. Die Glasscheibe wurde durch eine naturalistisch gestaltete Wand mit Einblicken in das Tunnel- und Höhlensystem der Nacktmulle ersetzt. Hinter der Wand verbergen sich Wohn- und Schlafhöhlen, die aus Kisten gebaut und mit Röhren verbunden wurden. Die Anlage bietet den Mullen einen großen Bewegungsspielraum und ist ausgelegt für mehrere Dutzend Tieren.

Informationen zum Förderverein Zoo-Freunde Frankfurt und wie man diesen unterstützen kann, gibt es unter zoofreundefrankfurt.de im Internet.

Hessische Landesregierung: Abschlussbericht ist wichtige Grundlage für Neuaufstellung der documenta

documenta 15 Zentrum war traditionell das  Museum Fridericianum , hier beim Fachbesuchertag am 15. Juni 2023  © Foto Diether von Goddenthow
documenta 15 Zentrum war traditionell das Museum Fridericianum , hier beim Fachbesuchertag am 15. Juni 2023 © Foto Diether von Goddenthow

Wiesbaden. Aus Sicht der Landesregierung stehen die Gesellschafter der documenta gGmbH, Stadt Kassel und das Land Hessen, in der Verantwortung, Konsequenzen aus dem Bericht der Fachwissenschaftlichen Begleitung zu antisemitischer Bildsprache auf der documenta fifteen zu ziehen. „Ich habe hier im Landtag und, noch wichtiger, dem Zentralrat und den jüdischen Gemeinden eine schonungslose Aufarbeitung und strukturelle Konsequenzen zugesagt. Ich bin überzeugt, dass nur so ein dauerhafter Schaden von der documenta abgewendet werden kann“, erklärte Kunstministerin Angela Dorn in einer von der Fraktion der GRÜNEN beantragte Aktuellen Stunde des Hessischen Landtages zu diesem Thema. Die Gesellschafter haben im Aufsichtsrat bereits beschlossen, dass die Empfehlungen als Grundlage in eine von ihnen initiierte Organisationsuntersuchung einfließen werden.

„Stadt und Land wollten eine schonungslose Analyse – die haben wir bekommen: Mindestens vier Werke waren klar antisemitisch. Das wissenschaftliche Gremium hat sich aber auch grundsätzlich mit dem Umgang mit Antisemitismus, kuratorischen Konzepten und Fragen der Kunstfreiheit beschäftigt. Sie hat die Governance der documenta untersucht und, wie wir es erbeten hatten, Empfehlungen für die künftige Struktur gegeben“, so Ministerin Dorn weiter. „Dabei wird deutlich: Es braucht klarer definierte Verantwortlichkeiten. Es war nicht der kollektive Ansatz der Kuratoren, der dazu geführt hat, dass antisemitische Werke zu sehen waren. Es war eine Kombination aus strukturellen Schwächen und der Art, wie einige der handelnden Personen ihre Rollen wahrgenommen – oder eben nicht wahrgenommen haben. Daraus wollen wir die Konsequenzen ziehen. Wir brauchen mehr externe Expertise, echte Mitsprachemöglichkeit der Bundesebene und eine Nachschärfung der Strukturen und Rollen.“

„Während der documenta liefen die Anstrengungen des Landes, der Gesellschafter und auch von mir oft ins Leere. Ich habe beispielsweise noch vor der documenta-Eröffnung Anfang Juni eine Begleitung durch das Demokratiezentrum angeregt, um handlungsfähig zu sein. Dieser Rat wurde leider nicht berücksichtigt. Der Bericht bestätigt nun: Die documenta braucht externen Rat und interne Konfliktmechanismen, um ohne politische Interventionen und staatliche Eingriffe in die Kunstfreiheit arbeiten zu können. Es ist gut, dass mit dem Bericht deutlich wird: Beratung ist kein Eingriff in Kunstfreiheit. Im Gegenteil: Ein Beirat kann vermitteln. Auch Kontextualisierungen wären legitim, sogar geboten gewesen. Wissen, das einordnet; Wissen, das hilft, um zu verstehen: Das widerspricht der Kunstfreiheit nicht. Das ergänzt und stützt sie.“

„Ich möchte, dass die documenta als weltweit bedeutendste Ausstellung für zeitgenössische Kunst in Kassel eine starke Zukunft hat. Und wenn uns die strukturelle Reform der documenta gelingt, können wir damit auch insgesamt für den Kulturbetrieb vorbildhaft wirken. Denn das Spannungsfeld zwischen Kunstfreiheit und Diskriminierung betrifft viele Kultureinrichtungen. Die Bekämpfung von Antisemitismus – auch in der Kultur – ist eine Aufgabe, vor der wir alle stehen.“

Documenta

Schreibzentrum der Goethe-Universität lädt vom 2. zum 3. März zur Langen Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten

© Schreibzentrum der Goethe-Universität
© Schreibzentrum der Goethe-Universität

Gemeinsam den inneren Schweinehund und die Angst vor dem leeren „Blatt“ besiegen. Das geht gemeinsam besser, und nun endlich wieder in Präsenz. Aus diesem Grund lädt das Schreibzentrum der Goethe-Universität nicht nur alle Schreib-Prokrastinierer zur 13. Langen Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten (LNDAH) ein:

am Donnerstag, 2. März, 18 Uhr (Ende: Freitag, 3. März 1 Uhr), ins Q1 des Bibliothekszentrums Geisteswissenschaften (IG Farben-Gebäude, Norbert-Wollheim- Platz 1, 60323 Frankfurt)

Die LNDAH, die traditionell am ersten Donnerstag im März stattfindet, wurde von der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder ins Leben gerufen und findet mittlerweile an Unis in ganz Deutschland statt. Nach zwei Jahren im Online-Format wird die LNDAH des Schreibzentrums der Goethe-Universität nun wieder in Präsenz veranstaltet – mit zusätzlichen digitalen Angeboten. Das diesjährige Programm lässt den teilnehmenden Studentinnen und Studenten also die Wahl: Sie können entweder bequem von zu Hause aus mitmachen oder sich auf dem Campus Westend von der gemeinschaftlichen Lernatmosphäre inspirieren lassen. Insgesamt werden 200 Plätze angeboten.

Bei der LNDAH können die Studierenden sich gemeinsam mit anderen den Herausforderungen von Schreibprojekten stellen, anstatt alleine vor sich hin zu grübeln. Selina Müller, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Schreibzentrum: „Der soziale Austausch fördert die Motivation beim Schreiben besonders“. Umso besser also, dass sich dieses Jahr in den Bibliotheksräumen wieder die Möglichkeit echter Begegnungen bietet.

Verschiedene Programmpunkte unterstützen die Studierenden beim wissenschaftlichen Schreiben zusätzlich. Neben der persönlichen Schreibberatung stehen Inputs zu Argumentation, Überarbeitungs-, Lese- und Schreibstrategien sowie zum Umgang mit KI-Tools auf dem Plan. Zentrale Einrichtungen der Goethe-Universität bereichern das Angebot mit Workshops zu Erhebungsmethoden, Literaturrecherche, Zeitmanagement und Entspannungstechniken. Denn „für jede Herausforderung gibt es die richtige Methode, man muss sie nur kennen“, so Flora Schilling, Peer-Tutorin am Schreibzentrum.

Ob in Präsenz oder digital in der Pandemiezeit – die LNDAH kommt bei Studierenden offenbar gut an. So kommentierten Teilnehmende in den Vorjahren: „Schreiben mit anderen macht zuversichtlicher“, „diese Veranstaltung könnte jeden Monat stattfinden“, „tolle Arbeitsatmosphäre!“

Im Anschluss an die LNDAH veranstaltet das Schreibzentrum außerdem eine digitale Schreibwoche, um mit der frischen Motivation der LNDAH erfolgreich weiterzuschreiben. Beginn ist Montag, 6. März, um 9 Uhr über Zoom.

Weitere Infos zur LNDAH sowie zur digitalen Schreibwoche finden Sie unter http://tinygu.de/SZSchreibevents.

Internationale Tage Ingelheim 30. April bis 9. Juli 2023 – Ernst Ludwig Kirchner. Stationen

Ernst Ludwig Kirchner Strand auf Fehmarn, 1912 Aquarell über Bleistift 45,9 x 58,5 cm Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett
Ernst Ludwig Kirchner Strand auf Fehmarn, 1912 Aquarell über Bleistift 45,9 x 58,5 cm Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett

Erstmals wird das künstlerische Schaffen von Ernst Ludwig Kirchner (1880 – 1938) im Rahmen einer monografischen Ausstellung im Rahmen der Internationalen Tage in Ingelheim präsentiert. Mit über 90 Werken – Zeichnungen, Aquarellen, Druckgrafik und einigen beispielhaften Gemälden – werden Einblicke in die wichtigsten Stationen eines der bedeutendsten und einflussreichsten Künstler in Deutschland gewährt.

Angepasst an die Ausstellungsfläche des Kunstforums Ingelheim –Altes Rathaus – sieht das Konzept der Kuratoren Dr. Ulrich Luckhardt und Dagmar Lott M.A. eine auf fünf Räume präzise zugeschnittene Auswahl an Werken vor, die einen Einblick in das Schaffen Kirchners ermöglicht. Jeder der Ausstellungsräume veranschaulicht eine »Station« im Leben und im künstlerischen Wirken des Künstlers. Ausgewählt wurden Motivgruppen, denen sich Kirchner in der jeweiligen Entstehungszeit besonders intensiv widmete und die seine thematische wie stilistische Entwicklung exemplarisch verdeutlichen.

1. Station: Dresden. Das Atelier als Ort der Freiheit
Für den jungen Künstler, der in Dresden Architektur studierte, ist es zunächst das Atelier, das ihm als Ort der Freiheit Raum für ein ungezwungenes Leben und künstlerisches Schaffen bot. Weibliche und männliche Modelle, die sich freizügig im Atelier Kirchners bewegen und zeichnen lassen, stehen im Zentrum der Jahre 1908 bis 1910. Eine wichtige Rolle zwischen den kleinen, intimen Darstellungen und den Gemälden spielen dabei großformatige Zeichnungen und Holzschnitte, mit denen Kirchner bildmäßige Kompositionen schafft.

2. Station: Berlin. Straßenszenen
Bereits vor seinem Umzug nach Berlin 1913 verändert sich Kirchners Stil, weg von der fließenden Linie hin zu einer kantigeren Bildsprache. Diese kommt ihm bei den Berliner Straßenszenen entgegen, in denen er auf ungewöhnliche Weise die Beziehungen zwischen Kokotten und ihren Freiern beobachtet.

3. Station: Fehmarn. Einheit von Mensch und Natur
Der Großstadt entfliehend, findet Kirchner seit 1912 eine quasi exotische Idylle auf der Ostseeinsel Fehmarn, wo er seine Vorstellungen von der Einheit von Mensch und Natur verwirklicht sieht. Das manchmal raue Wetter und das Treiben der Badenden inspirieren Kirchner zu einer großen Anzahl von Zeichnungen und Druckgrafiken, die zum wichtigsten Teil seines gesamten Schaffens zählen.

4. Station: Krise
Eingezogen als Soldat im Ersten Weltkrieg stürzt Kirchner in eine schwere psychische Krise, die eine Zäsur in seiner Kunst darstellt. Als Patient der Sanatorien in Königstein und Kreuzlingen dokumentiert der Künstler mit eindringlichen Selbstbildnissen seine desolate innere Verfassung. Symbolhaft dafür ist auch die Folge der farbigen Holzschnitte zu Adalbert von Chamissos „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“ zu sehen.

5. Station: Davos. Die neue Lebenswelt
Mit dem ersten Aufenthalt im schweizerischen Davos im Sommer 1917 verändert sich Kirchners Situation grundlegend. Zur Erholung verbringt er einige Wochen auf der hochgelegenen Stafelalp, umgeben von der monumentalen Bergwelt und den Bauern, die sich als Nachbarn um den Künstler kümmern. Mit der endgültigen Übersiedlung in die Umgebung von Davos im folgenden Jahr findet Kirchner zu neuer Schaffenskraft und einer Motivik, die sein Naturerlebnis und die Beziehung zu den Einheimischen ins Zentrum rückt.

Das Ziel der Ingelheimer Ausstellung „Ernst Ludwig Kirchner. Stationen“ ist es, die fünf wichtigen Abschnitte in Kirchners künstlerischem Werk und Leben mit prägnanten Beispielen von höchster Qualität zu präsentieren. Die Schau umfasst über 90 Werke, die aus öffentlichen wie privaten Sammlungen in Deutschland und der Schweiz als Leihgaben zur Verfügung gestellt werden.

Im Frühjahr 2023 erscheint im HIRMER Verlag ein umfangreicher Katalog, in dem alle ausgestellten Werke farbig reproduziert sind.

Ernst Ludwig Kirchner. Stationen
30. April bis 9. Juli 2023
Kunstforum Ingelheim – Altes Rathaus
François-Lachenal-Platz 1, 55218 Ingelheim am Rhein

Alexander Held erhält Ehrenpreis des 19. Deutschen FernsehKrimi-Festivals

Alexander Held © Jürgen Olczyk
Alexander Held © Jürgen Olczyk

Wiesbaden, den 15. Februar 2023 – Der renommierte Charakterdarsteller und Publikumsliebling Alexander Held erhält den Ehrenpreis des Deutschen FernsehKrimi-Festivals 2023 für herausragende Leistungen in seiner Paraderolle als Kriminalhauptkommissar Ludwig Schaller in der ZDF-Krimiserie München Mord.

„Alexander Held verbindet auf einmalige Weise höchsten künstlerischen Anspruch, differenzierte, feinfühlige Charakterisierungskunst und perfekte Sprechkultur mit Unterhaltsamkeit und einer eigensinnigen Komik, an der auch Karl Valentin seine helle Freude gehabt hätte“, begründet die Jury, der Filmjournalist und Moderator Knut Elstermann, Produzentin Liane Jessen und Festivalleiterin Cathrin Ehrlich angehören.

Seit 1981 steht der gebürtige Münchner vor der Kamera und war bislang in mehr als 160 Film- und Fernsehproduktionen zu erleben. Bekannt wurde er einem breiten Publikum vor allem als Karl May im Kinofilm Der Schuh des Manitu sowie durch seine Rollen in Der Untergang, Napola – Elite für den Führer und Sophie Scholl – Die letzten Tage. Seit 2010 spielt er an der Seite von Katharina Wackernagel den Hauptkommissar Karl Hidde in der ZDF-Krimireihe Stralsund. Auch als Theaterschauspieler ist Alexander Held erfolgreich. 1980 erhielt er sein erstes Engagement bei den Münchner Kammerspielen, weiter Engagements führten ihn an das Staatsschauspiel Hannover, an die Volksbühne Berlin, an das Theater Basel und zu den Salzburger Festspielen.

Seit 2013 ist Alexander Held in der Hauptrolle der Erfolgsserie München Mord zu sehen, die regelmäßig zwischen sechs und sieben Millionen Zuschauer erreicht. Für seine Rolle als sonderbarer Ermittler Schaller erhielt Alexander Held 2014 bereits den Bayerischen Fernsehpreis.

Der Ehrenpreis des Deutschen FernsehKrimi-Festivals wird am 12. März um 18.00 Uhr in der Caligari FilmBühne übergeben, im Anschluss wird die erste Folge der Reihe München Mord – Wir sind die Neuen (ZDF) gezeigt. Die Moderation übernimmt Ariane Binder (3sat). Die Laudationes halten Knut Elstermann sowie Helds München-Mord-Kolleg*innen Bernadette Heerwagen und Marcus Mittermeier.

Seit 2019 wird der Ehrenpreis des Deutschen FernsehKrimi-Festivals für besondere Verdienste um den Fernsehkrimi vergeben. Ehrenpreisträger*innen sind Ulrike Folkerts, Matthias Brandt, Barbara Auer, Eoin Moore und Anna Schudt.

Das 19. Deutsche FernsehKrimi-Festival findet vom 12. bis 19. März 2023 in Wiesbaden statt. Der Kartenvorverkauf beginnt am Freitag, 3. März, ab 10 Uhr in der Tourist-Information, Marktplatz 1, 65183 Wiesbaden und auf der Website des Festivals unter www.fernsehkrimifestival.de.

Über das Festival:
Das Deutsche FernsehKrimi-Festival ist eine Veranstaltung des Kulturamtes der Landeshauptstadt Wiesbaden mit Unterstützung durch die HessenFilm GmbH, den Hessischen Rundfunk und die Sparkassenversicherung, in Kooperation mit dem Medienzentrum Wiesbaden und dem Wiesbadener Kurier.

Die Internationalen Maifestspiele 2023 in Wiesbaden für weltweite Meinungsfreiheit – über 680 Künstler – Kartenverkauf ab 17. Februar

TANZ. Koreanisches Nationalballett. KR Le Corsaire. Choreografie von Jungbin Song (basierend auf Marius Petipa) © Foto: Korean National Ballet
TANZ. Koreanisches Nationalballett. KR Le Corsaire. Choreografie von Jungbin Song (basierend auf Marius Petipa) © Foto: Korean National Ballet

„Flieg, Gedanke, auf den goldenen Schwingen“ aus Verdis berühmtem Gefangenen-Chor der Oper Nabucco ist Leitgedanke der Internationalen Maifestspiele 2023 Wiesbaden vom 30.April bis 31.Mai 2023, die allen politischen Gefangenen weltweit gewidmet sind. Kaum zuvor beteiligten sich mit 680 Künstlern aus aller Welt so viele Darsteller wie in diesem Jahr. Die Künstler kommen aus Australien, Dänemark, Griechenland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Südkorea, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Slowakei, Spanien, der Schweiz, Tschechien, der Ukraine, den USA und Deutschland. Vorgesehen sind 26 Gastspiele, sieben Produktionen des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, von denen drei Produktionen während der Internationalen Maifestspiele ihre Premiere feiern werden. Bei den Jungen Maifestspielen wird es insgesamt acht Produktionen und Lesungen zu erleben geben. Außerdem mischt die Freie Szene aus Wiesbaden mit und ist mit sechs Projekten vertreten.

Hoch her ging es bei der diesjährigen Theaterpressekonferenz zur Vorstellung des Programms der Internationalen Maifestspiele 2023 vom 30.4. bis 31.05. im neobarocken Foyer des Hessischen Staatstheaters. v.li.: Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, Uwe Eric Laufenberg, Intendant Hessisches Staatstheater Wiesbaden und Anastasia Pastuchov, Produktionsleiterin Internationale Maifestspiele & Wiesbaden Biennale © Foto Diether von Goddenthow
Hoch her ging es bei der diesjährigen Theaterpressekonferenz zur Vorstellung des Programms der Internationalen Maifestspiele 2023 vom 30.4. bis 31.05. im neobarocken Foyer des Hessischen Staatstheaters. v.li.: Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, Uwe Eric Laufenberg, Intendant Hessisches Staatstheater Wiesbaden und Anastasia Pastuchov, Produktionsleiterin Internationale Maifestspiele & Wiesbaden Biennale © Foto Diether von Goddenthow

Nie zuvor gab es aber auch im Vorfeld der Internationalen Maifestspiele Wiesbaden eine so heftige Debatte um die künstlerische Freiheit bei der Frage, ob die bereits im Herbst 2021 „gebuchte“ russische Sopranistin Anna Netrebko bei den Maifestspielen 2023 in Wiesbaden angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine am 24.2.2022 auftreten dürfe. Die Stadt Wiesbaden und das Land Hessen hatten sich gegen den Auftritt von Opernsängerin Anna Jurjewna Netrebko bei den Maifestspielen ausgesprochen. In einer gemeinsamen Erklärung von Stadt und Land vom 23. Januar 2023 heißt es dazu: „Der Künstlerische Leiter der Internationalen Maifestspiele widmet die Internationalen Maifestspiele 2023 denjenigen, die aufgrund ihrer Meinung im Gefängnis sitzen. Er erwähnt hierbei unter anderem den russischen Aktivisten Alexei Anatoljewitsch Nawalny. Das Land, in dem er im Gefängnis sitzt, führt derzeit einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Täglich sterben Menschen. Angesichts dieser Tatsachen, ist es unseren ukrainischen Freundinnen und Freunden nicht zu vermitteln, weshalb die Opernsängerin Anna Jurjewna Netrebko bei den Internationalen Maifestspielen auftreten soll. Dieses Verhalten ist höchst unsensibel. Netrebko steht auf einer Sanktionsliste der Ukraine und hat sich bis heute nicht von Putin und seinem Regime distanziert. Wir haben den Intendanten gebeten auf Frau Netrebko zu verzichten. Leider erfolglos.“

Intendant Laufenberg war und ist empört und antwortete: “Ich sehe mich nicht in der Lage, gegenüber Frau Netrebko, der persönlich keine Beteiligung an einem Angriffskrieg unterstellt werden kann, ein Auftrittsverbot zu verhängen“. In seinem öffentlichen Statement vom 31.Jaunur 2023 präzisiert Laufenberg sein Votum für die Freiheit der Kunst, die über politischer Sensibilität zu stehen habe: „Für uns würde das bedeuten, dass wir keinerlei russische Künstler mehr auftreten lassen könnten, keinerlei russische Musik mehr spielen (was wir mit Tschaikowskis Violinkonzert bei den IMF tun) und auch keine russischen Dichter mehr zu Wort kommen lassen dürften (was in unserer Eröffnungspremiere mit der Vertonung von Dostojewskis »Aus einem Totenhaus« passieren wird). Diese Forderung des ukrainischen Kulturministers, die russische Kultur aus unseren Spielplänen ganz zu entfernen, kann für uns in einem freien Land nicht hinnehmbar sein.“

Gerd-Uwe Mende, Wiesbadener Oberbürgermeister © Foto Diether von Goddenthow
Gerd-Uwe Mende, Wiesbadener Oberbürgermeister © Foto Diether von Goddenthow

Dieser Konflikt beherrschte auch die  Theater-Pressekonferenz  am 13. Februar. Da Intendant Laufenberg wie erwartet an seiner Position festhielt, bat Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, dass die Diskussionen um den Auftritt der russischen Sopranistin Anna Netrebko nicht den Blick auf das hervorragende Programm der Maifestspiele verstellen möge und versuchte eine Brücke zwischen den festgefahrenen Positionen zu bauen; „Den Widerspruch zwischen zwei unterschiedlichen Sphären, nämlich der künstlerischen Verantwortung des Intendanten auf der einen Seite, und der politischen Verantwortung des Magistrats auf der anderen Seite, den gilt es jetzt in gegenseitiger Wertschätzung und in gegenseitigem Respekt auszuhalten.
Mir ist wichtig, dass der Blick auf diese sehr relevante wirklich auch zu recht diskutierte Frage nicht den Blick versperren auf das großartige Programm, das wir in diesem Jahr geboten bekommen. Dass die Debatte nicht alles überlagert, auch das ist eine Frage der Wertschätzung, eine Frage der Wertschätzung gegenüber den Künstlerinnen und Künstlern, gegenüber den Ensembles, gegenüber allen Beteiligten, die zu diesen Maifestspielen etwas beitragen.“, sagte der Oberbürgermeister.

Uwe Eric Laufenberg, Intendant Hessisches Staatstheater Wiesbaden © Foto Diether von Goddenthow
Uwe Eric Laufenberg, Intendant Hessisches Staatstheater Wiesbaden © Foto Diether von Goddenthow

Intendant Uwe Eric Laufenberg stimmte in dem Punkt, den Dissens zwischen Politik und Kultur aushalten zu müssen, mit  Oberbürgermeister Mende überein.  Er blieb weiterhin empört über die Einmischung der Politik in die Freiheit der Kunst.  Er sprach von einer allgemeinen Hysterie, einer Moralhysterie, die um sich greife. „Frau Netrebko hat sich nichts zu schulden kommen lassen. Es gibt nichts, für was sie verurteilt worden ist“, so der Intendant. Die Kunst sei frei, und die ukrainischen Künstler selbst hätten  keinerlei Berührungsängste mit ihren russischen Kollegen, so der Intendant.

„Wir greifen nicht in die Kunstfreiheit ein, aber wir positionieren uns“, sagte Mende.

Das Theater sei, so Laufenberg, „ eines der letzten wirklich offenen Foren, auf dem Menschen sich wirklich ehrlich als Menschen jetzt und in diesem Moment begegnen. Auf dem Skandale passieren. Auf dem wütend direkt gegeneinander agiert wird. Ein Ort, wo gemeinsam gelacht und geweint werden kann. Ein Ort, wo wir uns noch treffen können. Im wahrsten Sinne. Wo immer Krieg ist, aber nur gespielt wird. Und wo immer Frieden und Einklang möglich ist. Theater ist ein Ort der wahren Menschlichkeit. Lasst uns da treffen!“, so der Intendant.

Impression von der Theaterpressekonferenz zur Vorstellung des Programms der Internationalen Maifestspiele 2023 vom 30.4. bis 31.05. im neobarocken Foyer des Hessischen Staatstheaters © Foto Diether von Goddenthow
Impression von der Theaterpressekonferenz zur Vorstellung des Programms der Internationalen Maifestspiele 2023 vom 30.4. bis 31.05. im neobarocken Foyer des Hessischen Staatstheaters © Foto Diether von Goddenthow

Die Internationalen Maifestspiele 2023 eröffnen mit dem Janáček-Doppel »Die Sache Makropulos« und »Aus einem Totenhaus« unter der Musikalischen Leitung von Johannes Klumpp und in der Inszenierung von Nicolas Brieger. Die beiden Opern behandeln das Leben und Sterben des modernen Menschen. »Die Sache Makropulos« ist eine kafkaeske Metapher über die Sehnsucht nach Unsterblichkeit. »Aus einem Totenhaus« erzählt aus einem russischen Gefangenenlager.

Ein weiteres Highlight am 5. und 7.Mai sind die beiden konzertanten Aufführungen von Giuseppe Verdis »Nabucco«, in denen die Opernsopranistin Anna Netrebko und der Opernbariton Željko Lučić ihr Rollendebüt geben werden. Diese Oper, in der der Gefangenenchor vom imperialistischen Babylon singen, ist allen politischen Gefangenen weltweit gewidmet. Aus diesem Grund wird Amnesty International die Veranstaltungen im Theater und an anderen Orten begleiten.
Die Musikalische Leitung hat Michael Güttler inne. Es spielt das Hessische Staatsorchester Wiesbaden und es singt der Opernchor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden sowie der Opernchor des Staatstheaters Darmstadt.

Trotz der Unterschiede der beiden Opern gehören sie zusammen, ergänzen sich. Gemeinsam schaffen sie ein existenzielles Bild des Lebens in der Moderne. Geprägt ist dieses Leben zum einen von der Suche nach Sinn in einer Welt, in der alles flüchtig geworden ist, und in der ldentitäten ständig wechseln. Zugleich ist das Gefangensein nicht nur ein Motiv der existenzialistischen Literatur, das Gefangenenlager ist auch wesentlicher ort der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Und angesichts aktueller Entwicklungen – man denke an polilische Ce[angene in Russland, China, Iran und weiteren Staaten – droht es auch zur conditio humana des 21.‘ Jahrhunderts zu werden.

„,Findet der Mensch einen Sinn,lebt er. Wird er ihm genommen, stirbt er. Das ist alles‘, berichtet ein Gulag-Überlebender in Viktor Funks dokumentarischem Roman »Wir verstehen nicht, was geschieht“. Und liest man die Berichte aus den Lagern – sei es zaristisches Katorga oder sowjetisches Gulag – so stellt sich aufgrund des Entsetzens, das einen angesichts der menschenunwürdigen Bedingungen ergreift, die Frage, was diese Menschen am Leben gehalten hat. Janäöek stellt seiner Oper „Aus einem Totenhaus“ ein Zitat voran, das Dostojewkis Vorlage entnommen ist: „ln jeder Kreatur ein Funke Gottes.“ Und nicht nur in diesem Motto ist ein utopisches Moment enthalten. Verbunden sind die Stücke auch durch das Theater im Theater: Emilia Marty ist Opernsängerin. Ihre Existenz besteht aus ständigen Rollenwechseln, im Leben wie auf der Bühne. Die Gefangenen in „Aus einem Totenhaus“ führen im Lager ein Theaterstück auf und finden eine Gegenwelt darin (…)“ (Programm-Vorschau, S. 18).

Programm auf einen Blick

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Auftakt-Podiumsdiskussion zur Meinungsfreiheit
Zum Auftakt der Maifestpiele ist am 30. April um 11 Uhr im Foyer des Hessischen Staatstheaters eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion geplant zum aktuellen Thema der „Meinungsfreiheit weltweit. Und wie sich Künstler und Künstlerinnen sich dafür einsetzen“. Anwesend dabei werden sind Vertreter von Amnesty, Reporter ohne Grenzen und dem PEN-Zentrum .

Oper / Konzert
Wie beschrieben, eröffnen die Internationalen Maifestspiele 2023 mit dem Janáček-Doppel »Die Sache Makropulos« und »Aus einem Totenhaus«. Ein weiteres Highlight sind am 5. und 7.Mai die beiden konzertanten Aufführungen von Giuseppe Verdis »Nabucco«.

Auch in diesem Jahr werden wieder Opernproduktionen des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden von den größten Komponisten verschiedener Epochen präsentiert: In den Hauptrollen von Richard Wagners »Tristan und Isolde« singen der Heldentenor Andreas Schager und Opernsopranistin Anja Harteros. Die Musikalische Leitung übernimmt Alexander Joel.
Eine weitere Produktion, die von Intendant Uwe Eric Laufenberg inszeniert wurde, ist Giacomo Puccinis »Il trittico« mit u.a. Olesya Golovneva, die zurzeit als Rusalka in Wiesbaden zu sehen ist, in drei Rollen. Die Musikalische Leitung der drei Szenen übernimmt Albert Horne. Ein Melodramma in drei Akten ist Giuseppe Verdis Meisterwerk »Rigoletto«. Die Sopranistin, Cristina Pasaroiu, die zuletzt in Wiesbaden in Verdis »Don Carlo« überzeugte, wird in dieser Inszenierung die Rolle der Gilda übernehmen. Außerdem singen Željko Lučić als Rigoletto und Piero Pretti als Herzog von Mantua. Will Humburg, der in der Spielzeit 2022.2023 bereits mit »Fidelio« einen großen Erfolg feierte, hat nun auch bei den Internationalen Maifestspielen 2023 einmal mehr die musikalische Leitung inne. Munter geht es in der Komödie von Richard Strauss’ »Der Rosenkavalier« zu. Hierbei handelt es sich um eine frühere Inszenierung von Nicolas Brieger und auch hier verantwortet Johannes Klumpp die musikalische Leitung. In den Hauptrollen singen Maria Bengtsson, Silvia Hauer, Timo Riihonen und Katharina Konradi.
Ein Gastspiel hat die Barockoper »Polifemo« von Nicola Antonio Porpora, die bereits bei den Salzburger Festspielen zu sehen war. Bei den Internationalen Maifestspielen 2023 sind nun die führenden Barocksänger:innen wie Julia Lezhneva und Max Emanuel Cenčić zu erleben.

Neben dem Musiktheater bieten die Internationalen Maifestspiele 2023 auch wieder Konzerte verschiedenster Musikrichtungen. Highlights sind z.B. »Die Vier Jahreszeiten im Klimawandel« mit Stargast Harald Lesch und dem Merlin Ensemble Wien, »Sommernachtstraum« mit dem Freiburger Barockorchester und dem RIAS Kammerchor Berlin unter der Leitung von Pablo Heras-Casado und das »7. Sinfoniekonzert« mit Kompositionen von Mussorgski, Tschaikowski und Janáček mit Michael Barenboim an der Violine. Fans von tanzbaren Klängen kommen bei »Wildes Holz« und »Super Natural« auf ihre Kosten. Neu im Programm sind die »Pussy Riots«, die am 24. Mai mit ihrem Programm »Riot Days« auftreten. Dieses basiert auf dem gleichnamigen Buch der Frontsängerin Maria Alyokhina, in welchem sie über ihre Erfahrungen in russischen Gefängnissen reflektiert.

Schauspiel
Auch dieses Jahr ist das Berliner Ensemble mit gleich drei Schauspielproduktionen vertreten. Den Anfang machen am 1. Mai Tilo Nest, Constanze Becker und Fine Arts Big Band mit »Big Brecht«. Am 16. Mai zeigt das »BE« die Inszenierung »Der Theatermacher« in der Regie von Oliver Reese und der vielgelobten Stefanie Reinsperger in der Titelrolle. Am 18. Mai folgt das musikalische Schauspiel »It’s Britney, Bitch!« von Lena Brasch und mit Sina Martens. Auch Thorsten Lensing ist ein gern gesehener Gast bei den Internationalen Maifestspielen. In diesem Jahr ist seine Inszenierung »Verrückt nach Trost« mit Ursina Lardi und Devid Striesow zu sehen, die viele Zuschauer:innen bereits aus dem vorigen Jahr kennen.
Das Thalia Theater Hamburg kommt mit einem Klassiker des französischen Autoren Molière nach Wiesbaden. Leander Haußmann inszenierte die Komödie »Der Geizige«. Das Burgtheater Wien zeigt mit »Eurotrash« eine Romanadaption des gleichnamigen Bestsellers von Christian Kracht. Burgtheater-Ensemblemitglied Itay Tiran inszenierte.

Tanz / Performance
Hoher Besuch kommt in diesem Jahr im Bereich Tanz aus Südkorea, das Koreanische Nationalballett ist zu Gast in Wiesbaden und zeigt »Le Corsaire« als Neuinszenierung von Marius Petipas in der Choreografie von Jungbin Song. Damit ist eines der großen klassischen Ballette zu Gast in Wiesbaden.
Auch eine Eigenproduktion des Hessischen Staatsballett wird im Rahmen der Internationalen Maifestspiele ihre Uraufführung feiern. Unter dem gemeinsamen Titel »gerade NOW« kommt das Doppel »Midnight Raga« von Marco Goecke und »Of Prophets and Puppets« von Martin Harriague auf die Bühne.
Einen mitreißenden Tanzdoppelabend präsentiert das Ballet du Grand Théâtre de Genève mit »Faun« ihres weltbekannten Direktors und Chefchoreografen Sidi Larbi Cherkaoui und der Neukreation »VÏA« von Fouad Boussouf. Ein weiteres Highlight ist die Performance »Liebestod« der spanischen Künstlerin Angelica Liddell, in der es um den legendären Torero Juan Belmonte, aber auch ein Stück von Liddells eigener Biografie geht. Ein Abend der Extreme, der gemeinsam mit dem Mousonturm Frankfurt präsentiert wird.

Projektstipendien der Stadt Wiesbaden
Das Projektstipendium Internationale Maifestspiele wurde erneut ausgeschrieben, da sich die Zusammenarbeit des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden mit dem Kulturamt Wiesbaden zur Stärkung und Sichtbarmachung der Freien Szene bewährt hat. Um weitere inhaltliche Spielräume zu ermöglichen, wurde auf ein konkretes Motto verzichtet. Alternativ wurde ein neuer, dauerhafter Titel ergänzt: »Freiräume – Projektstipendium Internationale Maifestspiele«. Auf die Zuschauerinnen und Zuschauer warten spannende Projekte aus den Bereichen Theater, Tanz, Bildende Kunst, Performance und Musik.

Junge Maifestspiele
Auch die Jungen Maifestspiele haben wieder ein umfangreiches Programm mit Gästen aus den verschiedensten Ländern zu bieten. Der Auftakt für die Jungen Maifestspiele fällt dabei am 1. Mai zwischen 13.00 und 18.00 Uhr beim großen »Eröffnungsfest« für die ganze Familie. Im Rahmen der Internationalen Maifestspiele feiert das Partizipationsprojekt von Hannah Biedermann »Ein Fisch wird nur so groß wie sein Aquarium« am 13. Mai Premiere. Auch dabei sein werden das Theater Marabu mit ihrer Performance »SPLASH!« und Ayşe Bosse mit einer Lesung ihres Buches »Pembo«. Bei einer weiteren Lesung, auf die sich Theaterfans wie Bücherwürmer freuen können, stellt Deutschlands meistgespielter Gegenwartsdramatiker Roland Schimmelpfennig sein Buch »Die Biene im Kopf« vor. Außerdem richtet das Junge Staatstheater (JUST) die ASSITEJ-Werkstatt mit dem Titel »Zwischen Zurschaustellung & Empowerment« aus, bei der es um die Frage geht, wie man die Ansichten und Meinungen junger Menschen auf die Bühne bekommt, ohne dabei den Authentizitätsanspruch aus den Augen zu verlieren oder in Voyeurismus zu verfallen.

Bonus Tracks
Die IMF Extras sind in diesem Jahr den Ensemblemitgliedern des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, Lina Habicht und Felix Strüven, vorbehalten. Sie zeigen ein Programm aus szenischen Collagen und ein Live-Hörspiel.
In der FilmBühne Caligari werden in diesem Jahr, teilweise begleitend zu anderen Vorstellungen im Musiktheater und Schauspiel, eine Handvoll internationaler Filme gezeigt: so beispielsweise der Filmklassiker »Ein Sommernachtstraum« von Michael Hoffmann.

Die Durchführung der »Internationalen Maifestspiele« 2023 wird durch die Unterstützung der Landeshauptstadt Wiesbaden, des Landes Hessen, der NASPA, und des Förderkreises der Internationalen Maifestspiele e.V. sowie durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain ermöglicht.

Weitere Info:
Programm Internationale Maifestspiele 2013
issuu-Programm zum Durchblättern

Karten
Der Kartenvorverkauf für Mai startet am 17. Februar 2023 um 10 Uhr. Es wird nicht möglich sein, vorab eine Warteposition im Webshop einzunehmen.
Karten sind an der Theaterkasse, telefonisch unter 0611.132 325 oder online unter www.maifestspiele.de erhältlich.