Kategorie-Archiv: Stadtmuseum am Markt

„Nach dem Leben geformt. Hans Wewerka und das Westerwälder Steinzeug des Jugendstils“ ab 20.03.2024 im Stadtmuseum Wiesbaden

Das sam – Stadtmuseum am Markt in Wiesbaden zeigt vom 20. März bis 21. Juli 2024 in der Sonderausstellung „Nach dem Leben geformt. Hans Wewerka und das Westerwälder Steinzeug des Jugendstils“ unter anderem 56 einzigartige, in Vergessenheit geratene Skulpturen des bekannten Bildhauers und Keramikers Hans Wewerka im Spannungsfeld von Jugendstil, Realismus und Expressionismus. Seine Motive zeigen vorwiegend Menschen des Alltags seiner Zeit wie Marktfrauen, Frauen mit Kindern und Wanderhändler. Kuratiert haben die Ausstellung Blanka Linnemann, M.A. und Ulrich Linnemann

Der lange Zeit nur Kennern bekannte Keramiker und Bildhauer Hans Wewerka (1888 – 1915), geboren in Nordböhmen bei Gablonz in Österreich‐Ungarn und aufgewachsen in Höhr‐Grenzhausen im Westerwald, wurde erst jüngst wiederentdeckt. Wiesbaden bildet die vierte und letzte Station der Wanderausstellung, deren Konzeption als Werkschau um neugewonnene Erkenntnisse zu Leben und Werk des im 1. Weltkrieg als Soldat jung gestorbenen Künstlers bereichert wird.

1912 erwarb das Landesmuseum Nassauischer Altertümer für den geplanten Museumsneubau an der Rheinstraße ein größeres Konvolut modernen Westerwälder Steinzeugs, darunter drei Figuren von Hans Wewerka. Das Ensemble von 18 Keramiken, dass sich im Sammlungsbestand der Stiftung Stadtmuseum Wiesbaden, Sammlung Nassauischer Altertümer befindet, wird in der Ausstellung in Teilen gezeigt. Es dient als Ankerpunkt für einen erweiterten Blick auf den künstlerischen Aufbruch, der das Westerwälder Steinzeug um 1900 erfasste und die Voraussetzungen für Hans Wewerkas innovative Figurenplastik schuf.

Auch Wiesbaden hatte Anteil an dieser Entwicklung. Heute vergessen, erhielt Ernst Barlach hier 1909 auf der 1. Großen Wiesbadener Kunst‐ und Gewerbeausstellung die Goldene Medaille und den Ehrenpreis des preußischen Staates für seine von der Russlandreise 1906 inspirierte Figurenplastik. 1904/05 begegnete Hans Wewerka ihm, der noch vor seinem künstlerischen Durchbruch stand, an der Königlichen Keramischen Fachschule in Höhr als Lehrer für figürliches Modellieren und Zeichnen. Dieses Zusammentreffen prägte persönlich und künstlerisch den jungen Hans Wewerka, wie sich an seinen figürlichen Arbeiten der Frühzeit deutlich zeigt.

Hans Wewerkas Figurenplastik – empathischer Blick auf Menschen des Alltags mit künstlerischer Raffinesse und Reduktion auf das Wesentliche

Hans Wewerkas Kleinplastik entstand zwischen 1908/1909 und 1913. In dieser Zeit bildete er sich an der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf bei Rudolf Bosselt (1871 – 1938) zum Bildhauer weiter und wirkte ab 1911 als Lehrer an der Kunstgewerbeschule Magdeburg in der Klasse für Bildhauer und Modelleure.

Die Figuren zeigen im Spannungsfeld von Jugendstil, Realismus und Expressionismus vorwiegend Menschen des Alltags wie Marktfrauen, Frauen mit Kindern und Wanderhändler. Seine Motive fand der Künstler zumeist auf der Straße und auf Marktplätzen in dem um 1900 verarmten, kleinbäuerlich geprägten Westerwald. Gezeigt werden alle bislang bekannten 56 Figuren, die 11 verschollenen im Foto. Ausgeführt zumeist in salzglasiertem Steinzeug durch die Keramikfirmen Reinhold Hanke und Reinhold Merkelbach, markieren sie den Beginn figürlicher Serienproduktion in der Westerwälder Steinzeugindustrie.

Schon die Zeitgenossen rühmen die hohe plastische Qualität von Wewerkas figürlicher Plastik, für die er, bisher unbekannt, 1910 auf der Brüsseler Weltausstellung eine Silbermedaille erhielt. Die reduzierte, blockhafte Formgebung im Frühwerk erinnert an Barlachs Figuren von Bauern und Bettlern, die nach der Russlandreise 1906 entstanden. Prägenden Einfluss, insbesondere bei der Themenwahl hatten darüber hinaus der für seine Kleinplastik gerühmte niederländische Bildhauer Joseph Mendes da Costa (1863 – 1939) sowie der Bildhauer und Reformpädagoge Rudolf Bosselt. Ausgewählte Werke aller drei Künstlern sind in der Ausstellung zu sehen.

Gezeigt werden in Wiesbaden auch die wenigen, sicher nachweisbaren Gefäßentwürfe, die Hans Wewerka mehrheitlich für die Firma Reinhold Hanke aus Steinzeug schuf. Darunter befindet sich als Leihgabe aus Magdeburger Museumsbesitz eine Bowle mit einem Fries musizierender Putten, die nunmehr zweifelsfrei als Werk von Hans Wewerka anzusehen ist.

Die Ausstellung bietet eine einzigartige Gelegenheit, das gesamte, vor allem figürlich geprägte Lebenswerk von Hans Wewerka vor dem Hintergrund seiner Biographie zu sehen und Hans Wewerkas bedeutenden Beitrag zur deutschen Keramikkunst des frühen 20. Jhs. zu würdigen.

„Nach dem Leben geformt. Hans Wewerka und das Westerwälder Steinzeug des Jugendstils“
20. März bis 21. Juli 2024 im sam – Stadtmuseum am Markt in Wiesbaden

sam – Stadtmuseum am Markt
Marktplatz, 65183 Wiesbaden
0611 – 44 75 00 60
info@stadtmuseum‐wiesbaden.de
Öffnungszeiten
Di – So 11 bis 17 Uhr, Do 11 bis 20 Uhr
Eintritt
6 € | 4 €*, Freier Eintritt für alle unter 18 Jahren.
*Ermäßigung für Studierende, Auszubildende, Freiwilligendienstleistende, Schwerbehinderte, Arbeitslose,
Besitzende der Wiesbaden TouristCard, der Ehrenamtscard oder der Kurkarte sowie Fahrkarten der Thermine.

 

Sonderausstellung zum Wiesbadener Porträt-Maler „Kaspar Kögler ‚In kleinem Kreis'“ ab 15.11.2023 im Stadtmuseum (SAM)

sam-koegler-maler-wiesbadener-industriellenfamilien2023 jähren sich das Geburts- und das Todesjahr Kaspar Köglers (Molsberg / Westerwald 1838–1923 Wiesbaden) zum 185. bzw. 100. Mal. Kögler war Ehrenvorsitzender des Nassauischen Kunstvereins und künstlerischer Berater der Stadt zum Bau des neuen Kurhauses und des neuen Museums. Aber vor allem war Kögler auch der Porträt-Maler zahlreicher aufstrebender Wiesbadener Industriellen-Familien. Aus diesem Anlass zeigt das Stadtmuseum Wiesbaden (SAM)  die Ausstellung „Kaspar Kögler ‚In kleinem Kreis'“, womit nicht nur an Köglers Schaffen und Wirken in Wiesbaden erinnert wird. Vielmehr werden tiefe  Einblicke ins Netzwerk Wiesbadener Industriellen-Familien Ende des 19. /Anfang des 20. Jahrhunderts gegeben.

Der vielseitige Künstler wirkte als Maler, Zeichner und Schriftsteller. Nach Wanderjahren als Kirchenmaler kam Kögler Anfang der 1860er Jahre nach Wiesbaden, wo er u.a. als Dekorationsmaler in öffentlichen Gebäuden wirkte, so etwa im Theater (Zuschauerraum und Foyer) oder im Neuen Rathaus (Ratskeller). Auf Vermittlung seines Ateliernachbarn und späteren Schwagers Wilhelm Bogler erhielt Kögler den Auftrag, den »Festsaal« (heute: »Friedrich-August-Saal«) der 1874 nach Plänen Boglers vollendeten Wiesbadener Casino-Gesellschaft auszumalen.
Dieser Auftrag lässt Köglers sehr ausgeprägte Verflechtung von Privat- und Berufsleben erkennen, weshalb die Ausstellung das Netzwerk des Künstlers beleuchtet. Dieses enthüllt auch ein dreiteiliges Gemälde (Triptychon), das Kögler um 1900 für die Biebricher Industriellen-Familie Dyckerhoff schuf und das den Mittelpunkt der konzentrierten Sonderausstellung im sam bilden wird. Zu Beginn des Jubiläumsjahres 2023 gelang es der Stiftung Stadtmuseum Wiesbaden, das Objekt zu erwerben und somit dauerhaft in die Sammlung zu integrieren.

Die drei zusammengehörenden Gemälde zeigen Mitglieder und Freunde der Familie Dyckerhoff in geselliger Runde, und zwar im Rokoko-Kostüm! Die Ausstellung ergründet, was es mit diesem kuriosen Gemälde auf sich hat und wie es sich in Köglers Gesamtwerk sowie die zeitgenössische Kunst einfügt.

Kaspar Kögler. In kleinem Kreis
15. November 2023 bis zum 03. März 2024 im sam – Stadtmuseum am Markt in Wiesbaden

sam – Stadtmuseum am Markt
Marktplatz, 65183 Wiesbaden
0611 – 44 75 00 60
info@stadtmuseum-wiesbaden.de

Urformen – Figürliche Eiszeitkunst Europas – Die ältesten Kunstwerke der Menschheit jetzt im Stadtmuseum Wiesbaden

Nicole Weidel, M.A. beim Rundgang durch die neue Ausstellung im SAM „Urformen – Figürliche Eiszeitkunst Europas“(1.März bis 11.Juni 2023). Die Anfänge künstlerischen Schaffens reichen bis in die jüngere Altsteinzeit der letzten Eiszeit vor 42.000 – 11.700 Jahren zurück, als großte Teile des nördlichen Europas noch unter riesigen Gletschern lagen, während Mammutherden durch die europäische Steppenlandschaft zogen, und das Homo sapiens, sapiens aus dem heutigen „Nahen Osten stammend“ gerade den Neandertaler hierzulande „abgelöst“ hatte. © Foto Diether von Goddenthow
Nicole Weidel, M.A. beim Rundgang durch die neue Ausstellung im SAM „Urformen – Figürliche Eiszeitkunst Europas“(1.März bis 11.Juni 2023). Die Anfänge künstlerischen Schaffens reichen bis in die jüngere Altsteinzeit der letzten Eiszeit vor 42.000 – 11.700 Jahren zurück, als große Teile des nördlichen Europas noch unter riesigen Gletschern lagen, während Mammutherden durch die europäische Steppenlandschaft zogen, und der frühe Mensch, der  Homo sapiens sapiens aus dem heutigen „Nahen Osten stammend“, gerade den Neandertaler hierzulande „abgelöst“  hatte. © Foto Diether von Goddenthow

Eigentlich müsste es ja Holz- oder Leder-Zeit heißen, aber es gäbe ja keine derartigen Funde, die dies unbeschadet 45 000 Jahre überdauert hätten, weswegen man eben von der Steinzeit, der Früh- und Spätsteinzeit, spräche, so Museumspädagogin Nicole Weidel M.A., beim  Rundgang durch die neue  Ausstellung „Urformen – Figürliche Eiszeitkunst Europas“. Diese wurde  gestern Abend im Stadtmuseum Wiesbaden am Markt (SAM) von Sabine Philipp M.A., Direktorin des Stadtmuseums, eröffnet. Angereist aus Michelstadt und Eberstadt im Odenwald  war das Elfenbein-Schnitzerteam um Designer- und Schnitzermeister Bernhard Röck aus Europas letzter Elfenbein-Schnitzschule, die übrigens junge begabte  Leute einlädt, bei ihnen das krisensichere Holz- und Elfenbein-Schnitzerhandwerk zu erlernen.

Frauenfigur. Originalgetreu nachgeschnitzt von Bernhard Röck. © Foto Diether von Goddenthow
Frauenfigur. Originalgetreu nachgeschnitzt von Bernhard Röck. © Foto Diether von Goddenthow

Die Elfenbeinschnitzer haben einen Großteil der präsentierten Figuren der „Eiszeitkunst“ in ihren Originalmaterialien nachgeschnitzt und somit originalgetreue Replikate geschaffen.  Diese vermitteln einen authentischen Eindruck von den ursprünglichen Formen der Figuren, welche die Menschen in ihrem Alltag einst umgaben. Die originalgetreuen Nachbildungen dürfen zudem angefasst werden, so dass ihr Aussehen und ihre vollendeten Formen auch taktil erlebbar werden. Das kommt insbesondere auch Menschen mit Sehbehinderungen und Kindern sehr entgegen.

 

Nachdem im vergangenen Jahr vier eigens im SAM kuratierte Ausstellungen gezeigt werden konnten, handelte es sich bei dieser Ausstellung „Urformen – Figürliche Eiszeitkunst Europas“ um eine Wanderausstellung der Arbeitsgemeinschaft Weltkultursprung aus Ulm. Die Ausstellung geht vom 1. März bis 11. Juni 2023 und präsentiert 23 ausgewählte Kunstwerke der jüngeren Altsteinzeit (42.000 bis 11.700 vor heute). Die Originale stammen aus den  berühmtesten Fundstellen in Deutschland, Frankreich, Tschechien, der Slowakei und Russland und sind zwischen 42.000 und 11.700 Jahre alt. Sie zeigen die Bedeutung des Kunstschaffens in der Steinzeit und geben Einblick in die Lebenswelt der damaligen Menschen. Sie sind die ältesten bekannten Kunstwerke der Menschheit überhaupt, und zeichnen sich durch ihre künstlerische Einzigartigkeit und zugleich überraschend modern anmutende Ästhetik aus.

Der Löwenmensch (Replikat), der im Museum Ulm steht, ist die größte und geheimnisvollste der Eiszeit-Skulpturen. © Foto Diether von Goddenthow
Der Löwenmensch (Replikat), der im Museum Ulm steht, ist die größte und geheimnisvollste der Eiszeit-Skulpturen. © Foto Diether von Goddenthow

Absolute Highlights sind unter anderem die gut 40 000 Jahre alten Schwanenflügelknochenflöte und Mammutelfenbeinflöte,  Replikats-Leihgaben aus dem Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren, sowie der „Löwenmensch“ , ein Höhlenfund vom Hohlenstein-Stadel im Lonetal (Schwäbische Alb). Beim  „Löwenmensch“ handelt es sich um eine 31,1 cm große und zirka 35.000 bis 41.000 Jahre alte Skulptur aus Mammut-Elfenbein. Sie stellt  einen Menschen mit dem Kopf und den Gliedmaßen eines Höhlenlöwen dar und gibt der Wissenschaften weiterhin viele Rätsel auf.

Ergänzung durch die ältesten „Kunstwerke“ Hessens

In den Vitrinen werden heimische Originalfunde gezeigt, etwa aus den eiszeitlichen Höhlen bei Runkel-Steeden (Kreis Limburg-Weilburg), die sich in der Sammlung Nassauischer Altertümer (SNA) der Stiftung Stadtmuseum Wiesbaden befinden. Die Funde gehören zu den ältesten menschlichen Artefakten in der SNA sowie zu den ältesten "Kunstwerken" Hessens. © Foto Diether von Goddenthow
In den Vitrinen werden heimische Originalfunde gezeigt, etwa aus den eiszeitlichen Höhlen bei Runkel-Steeden (Kreis Limburg-Weilburg), die sich in der Sammlung Nassauischer Altertümer (SNA) der Stiftung Stadtmuseum Wiesbaden befinden. Die Funde gehören zu den ältesten menschlichen Artefakten in der SNA sowie zu den ältesten „Kunstwerken“ Hessens. © Foto Diether von Goddenthow

Thematisch ergänzt wird die Ausstellung mit ausgewählten Originalfunden aus den eiszeitlichen Höhlen bei Runkel-Steeden (Kreis Limburg-Weilburg), die sich in der Sammlung Nassauischer Altertümer (SNA) der Stiftung Stadtmuseum Wiesbaden befinden. Sie gehören zu den ältesten menschlichen Artefakten in der SNA sowie zu den ältesten „Kunstwerken“ Hessens. Für die Archäologie der Altsteinzeit stellt der Fundplatz von Steeden darüber hinaus eine wichtige Referenz zur Schwäbischen Alb dar. Zusätzlich lieferten die aus Wiesbaden geleiteten Ausgrabungen im 19. Jahrhundert wichtige Impulse für die Erforschung des urgeschichtlichen Menschen.

Die Wanderausstellung ist eine Produktion der Arbeitsgemeinschaft Weltkultursprung, gefördert von der Stiftung Baden-Württemberg.

Begleitbroschüre
Zur Ausstellung ist eine kostenlose Begleitbroschüre im sam – Stadtmuseum am Markt erhältlich. Die Sonderausstellung und die Begleitbroschüre sind in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch und Russisch zugänglich.

Weitere Informationen, insbesondere auch über Führungen und  Rahmenprogramm!

Urformen – Figürliche Eiszeitkunst Europas vom 1.03. bis 11.06.2023

© SAM
© SAM

Vom 1. März bis 11. Juni 2023 zeigt das Stadtmuseum Wiesbaden (SAM) in der Wanderausstellung „Urformen – Figürliche Eiszeitkunst Europas“ 23 hochspannende Kunstwerke aus der Wiege der modernen Zivilisation, die Besucher auf faszinierende Weise in die jüngere Altsteinzeit entführen. Die Figuren der Eiszeit-Kunst stammen aus berühmten Fundorten Deutschlands, Frankreichs, Tschechiens, der Slowakei und aus Russland.

Viele dieser Figurinen sind nur bruchstückhaft erhalten. Ziel der Wanderausstellung ist es, die Objekte in ihrem ursprünglichen und vollständigen Zustand zu zeigen sowie die künstlerische Entwicklung zu veranschaulichen. Dafür wurden die Figuren in filigraner Handarbeit von professionellen Schnitzmeistern aus den originalen Materialien nachgeschnitzt und in ihren Formen ergänzt. Damit werden sie erstmals wieder in ihrem ursprünglichen Aussehen erlebbar,
darunter unter anderem künstlerische Mammut- und Löwen-Schnitzereien aus der berühmten Vogelherdhöhle auf der Schwäbischen Alb. Diese altsteinzeitlichen Höhlen von der Schwäbischen Alb sind UNESCO-Welterbe als Fundstädte, aus der die weltweit ältesten Zeugnisse figürlicher Kunst der Menschheit stammen.

Begleitprogramm zur Ausstellung „Urformen“
Begleitend zur Ausstellung werden verschiedene Vorträge im Marktkeller angeboten, die kostenlos besucht werden können.

Veranstaltungen & Vorträge

Donnerstag | 20.04.2023 | 18 Uhr
Dr. Sibylle Wolf
Der Mensch als Schöpfer: Kleinkunst und Höhlenmalerei
zwischen 42.000 und 11.000 Jahren vor heute

Dienstag | 09.05.2023 | 18 Uhr
Dr. Frank Moseler
Mensch, Kunst, Kommunikation –
Eine kreative Explosion in der letzten Eiszeit

Dienstag | 06.06.2023 | 18 Uhr
Dr. Liane Giemsch
Die Zeit der Jäger und Sammler –
Streifzüge durch die Altsteinzeit Hessens

Dienstag | 11.07.2023 (nach Ausstellungsende) | 18 Uhr
Dr. Daniel Burger-Völlmecke
Mit Forschergeist und Spaten – Die Sammlung
Nassauischer Altertümer und ihre Bedeutung für die
Anfänge der Archäologie
Vortrag im Rahmen der Kulturinitiative Wiesbaden

Der Eintritt zu den Vorträgen
im Marktkeller ist frei.

Weitere Informationen zum Begleitprogramm

Ort:
SAM – Stadtmuseum am Markt
Marktplatz
65187 Wiesbaden

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 11–17 Uhr
Donnerstag 11–20 Uhr

Eintritt
4 € | ermäßigt 2 € *
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
haben freien Eintritt!
* Ermäßigung für Studierende, Auszubildende,
Freiwilligendienstleistende, Schwerbehinderte,
Arbeitslose, Besitzende der Wiesbaden TouristCard,
der Ehrenamtscard oder der Kurkarte,
Fahrkarten THermine.

„Die Römer kommen!“ – Römertag am Stadtmuseum Wiesbaden 2.10.2022

flyerausschnitt---roemertag-2-okt-2022Ein abwechslungsreiches und spannendes Kinder- und Familienprogramm bietet der „Römertag“ auf dem Dernschen Gelände am Sonntag, 2. Oktober, von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ins sam – Stadtmuseum am Markt ist an diesem Tag frei.

Im Rahmen des „Wiesbadener Jahr des Wassers“ beleuchtet das sam – Stadtmuseum am Markt die Tradition des Wiesbadener Badewesens. Die aktuelle Sonderausstellung „Wasser Macht Identität“ ist bis zum 29. Januar 2023 im historischen Marktkeller zu sehen. Schwerpunkte bilden die Anfänge zur Zeit der Römer sowie ihre Rezeption und Interpretation um 1900, als die sogenannte »Weltkurstadt« ihre zweite Blütezeit erlebte. Hier knüpft das umfangreiche Begleitprogramm an, das viele Highlights ergänzend zur Sonderausstellung für die Besuchenden bereithält. Das Stadtmuseum bietet mit dem „Römertag“ einen besonderen Familientag vor den Türen des Museums an, inklusive freiem Eintritt in das Museum und die Sonderausstellung.

Am „Römertag“ dreht sich alles um Handwerker und Verkaufsstände mit Utensilien und Kostbarkeiten aus der römischen Antike, die das römische Leben lebendig machen und Spaß für die ganze Familie versprechen. Durch verschiedene Angebote der Schausteller aus ganz Deutschland wird für große und kleine Besucher der Einblick in das facettenreiche Leben und vor allem in den Alltag der Römer ein spannendes Erlebnis.

Wiesbaden bot seinen römischen Bürgern und Reisenden neben Erholung durch die Badeanlagen auch Freizeitspaß und kulturelle Vielfalt. Wie in der Antike erleben die Besucherinnen und Besucher zu den Themen Körperpflege und Wellness, Kult und Medizin sowie dem Alltag und der Freizeitgestaltung besondere Attraktionen. Verkaufsstände mit Duftölen, Kosmetika, Salben und Schmuck laden zum Verweilen ein. Rund um das Thema der antiken Heilkunde und des Badewesens werden Behandlungsmaßnahmen der römischen Medizin erklärt und gezeigt, wie man Badeschuhe für die Thermen produzierte. Mit der Herstellung römischer Öllampen und der Vorführung von Münzprägung und Töpferkunst wird das traditionelle Handwerk dargestellt. Daran knüpft die Schola Romana mit einem speziellen Schreibkurs an. Zum Alltag und zur Freizeit gehört ein Stand zum Schminken, Kleiden und Frisieren, der zum Thema Schönheitspflege ebenso bereitsteht wie römische Spiele, eine Hands-on-Station und die Spurensuche am „Tatort Antike“ zur Erkundung von Glücksspiel, Falschspiel und Flüchen. Begleitend zum Trubel auf dem Marktplatz präsentiert ein Musikensemble römische Musik auf der Hydraulis – einer römischen Wasserorgel, die als originelles Musikinstrument in Kombination mit anderen antiken Instrumenten besonders hervorsticht.

Beteiligte:

  • Römische Hands on – Archäologischer Park Xanten
  • Schminken, Kleiden und Frisieren – Ars Replika
  • Antike Heilkunde und Badewesen – Familie Teske
  • Römische Spiele – Diltheyschule Wiesbaden
  • Tatort Antike: Glücksspiel – Falschspiel – Flüche – Katja Kurth, Xanten
  • Schreiben wie die Römer – Schola Romana
  • Römische Töpferkunst Töpferei XAN-TST – Repliken und Vorführungen
  • Herstellung römischer Öllampen – Bastilippo
  • Badeschuhe für Thermen – Meister Knieriem
  • Vorführung von Münzprägung – Markus Gruner
  • Römische Musik auf der Hydraulis – Römische Wasserorgel und andere antike Musikinstrumente – Justus Willberg & Team.

Wiesbadens Geschichte neu erzählt aus der Perspektive seiner Wasserverwendung zur Römer- und Kaiser-Zeit – ab 21.09.2022 im sam

Am 2.Oktober 2022 – Römertag am SAM Dern’sches Gelände

Im Rahmen des "Wiesbadener Jahrs des Wassers" 2022 beleuchtet die Sonderausstellung "Wasser Macht Identität" im sam - Stadtmuseum am Markt - die kulturhistorische Seite der Wiesbadener Badetradition. Schwerpunkte bilden ihre Anfänge zur Römerzeit sowie ihre Rezeption um 1900, als die sogenannte "Weltkurstadt" ihre zweite Blütezeit erlebte. Zu sehen ist die Ausstellung vom 21. September 2022 bis zum 29. Januar 2023. Es gibt ein umfangreiches Begleitprogrammm. © Foto Diether von Goddenthow
Im Rahmen des „Wiesbadener Jahrs des Wassers“ 2022 beleuchtet die Sonderausstellung „Wasser Macht Identität“ im sam – Stadtmuseum am Markt – die kulturhistorische Seite der Wiesbadener Badetradition. Schwerpunkte bilden ihre Anfänge zur Römerzeit sowie ihre Rezeption um 1900, als die sogenannte „Weltkurstadt“ ihre zweite Blütezeit erlebte. Zu sehen ist die Ausstellung vom 21. September 2022 bis zum 29. Januar 2023. Es gibt ein umfangreiches Begleitprogrammm. © Foto Diether von Goddenthow

Seinen heißen Quellen hat es Wiesbaden zu verdanken, die älteste  durchgehend  besiedelte Stadt Hessens zu sein. Und sie ist mit Aachen zusammen die älteste Bäderstadt Deutschlands. Anhand des Elements Wasser und seiner vielfältigen – insbesondere kurativen –  Verwendung  wird nun die Geschichte Wiesbadens zur Römer- und Kaiser-Zeit  neu erzählt in der wunderbaren Ausstellung WASSER MACHT IDENTITÄT vom 21.09.2022 – 29.01.2023 im sam – Stadtmuseum am Markt (Dern’sche Gelände).

„Die heißen Quellen haben unsere Stadt zu dem gemacht, was sie heute ist! So ist das Wiesbadener Jahr des Wassers für uns eine großartige Gelegenheit, zwei Aspekten näher auf den Grund zu gehen: der Badekultur in Wiesbaden zur Römerzeit und dem Umgang mit diesem Erbe um 1900.“, so Sabine Philipp M.A., Direktorin des Wiesbadener Stadtmuseums (sam) bei einem Presserundgang. Ihr und den beiden Kuratoren, Dr. Vera Klewitz (für die Badekultur um 1900) und Dr. Burger-Völlmecke (für die antike Badekultur) ist mit der Ausstellung „Wasser Macht Identität“  gelungen, zu den Themen neue Erkenntnisse zu präsentieren und diese anschaulich zu vermitteln. „95 Prozent der Objekte stammen aus unserer umfangreichen und bedeutenden Sammlung Nassauischer Altertümer sowie der Stadthistorischen Sammlung, wovon viele der Öffentlichkeit bisher unbekannt sein dürften“, so die Museumsdirektorin.  Bereichert wird die Ausstellung durch Leihgaben, vorwiegend aus der Kulturregion RheinMain, darunter medizinisches sensationelles Instrumentarium, etwa ein Vaginalspeculum aus dem Römisch Germanischen Zentralmuseum Mainz (RGZM), wie es ähnlich  noch heute von Gynäkologen Verwendung findet.

Die Ausstellungsmacher (vli.:) Dr Burger Völlmecke, Kurator Sammlung Nassauischer Altertümer | Archäologie Vor- und Frühgeschichte bis Mittelalter;-Sabine-Philipp M.A. Direktorin sam, -Dr Vera Klewitz-Kuratorin Sammlung Nassauischer Altertümer | Sammlungen Kunsthandwerk & Grafik Mittelalter bis heute (©)-Diether von Goddenthow
Die Ausstellungsmacher (vli.:) Dr Burger Völlmecke, Kurator Sammlung Nassauischer Altertümer | Archäologie Vor- und Frühgeschichte bis Mittelalter;-Sabine-Philipp M.A. Direktorin sam, -Dr Vera Klewitz-Kuratorin Sammlung Nassauischer Altertümer | Sammlungen Kunsthandwerk & Grafik Mittelalter bis heute (©)-Diether von Goddenthow

Spektakulär ist auch Dr. Burger-Völlmeckes zufällige Entdeckung von Resten der baulichen Ausstattung aus den römischen Kranzplatz-Termen in Kisten der Sammlung Nassauischer Altertümer, darunter Fragmente einer Deckenverkleidung aus edlem Carrara-Marmor. Bislang war man davon ausgegangen, dass es von den römischen Kranzplatzthermen, deren gewaltige Fundamentreste beim Aushub für den Bau des Palasthotels (um 1903) entdeckt worden waren, keine physischen Überreste mehr vorhanden seien. Dieser Irrtum ist jetzt widerlegt und eröffnet auch hier neue Perspektiven wissenschaftlicher Betrachtung. Die Ausstellung steckt voll solch historischer Überraschungen.

Teil 1 „Wasser Macht Identität im römischen Wiesbaden“

wasser-macht-identitaet---zur-roemerzeitDer Zeitbogen wird  ab 6 /15 n. Chr. gespannt, also ab der Zeit kurz nach Ankunft römischer Truppen am Rhein, wodurch auch die  rechtsrheinische Region um die alte Keltensiedlung Wiesbaden insbesondere aufgrund ihrer heißen Quellen einen rasanten Aufstieg erfuhr. Diese Entwicklung bis zur Spätantike  veranschaulicht  Teil 1 der Ausstellung in den vier Schwerpunkten: Wasser für das Seelenheil – Religion und Kult, Wasser für Roms Städte – Meisterwerke der Infrastruktur, Wassertechnik, Wasser für den Leib – Wellness und Heilung.
Die heißen Quellen von Wiesbaden wurden schon bald für ausgedehnte Badeanlagen genutzt. Sie standen am Schützenhof, am Adlerterrain sowie am Kochbrunnen, deren heilsame Wirkung bis nach Rom bekannt war. Zu Ihnen gehörte auch das Angebot medizinischer Dienste, von denen das hochentwickele chirurgische und medizinische Besteck berichtet. Grabsteine von Soldaten und Zivilsten hingegen belegen deren Herkunft aus weit entfernten Gegenden des Römischen Reiches. Durch sie war das Leben im römischen Heilkurort Wiesbaden von vielen verschiedenen Kulturen und Religionen geprägt, die anhand von Fundmaterial rekonstruiert werden können. Reste von Wasserleitungen und Verteilerbecken bezeugen darüber hinaus das hochentwickelte Wissen römischer Ingenieure.

Teil 2 „Wasser Macht Identität in Wiesbaden um 1900

wasser-macht-identitaet---zur-roemerzeit-u-kaierzeit„Ende des 19. Jahrhunderts baute Wiesbaden sein System zur Ver- und Entsorgung von Wasser aus und investierte dabei zugleich in ihre Kuranlagen. Dabei besann sie sich auf ihre römischen Traditionen“, erläutert Dr. Vera Klewitz zur Einführung des Rundgangs durch Teil 2 der Ausstellung. Dieser Teil stünde in einem interessanten Spannungsbogen von Zerstörung, Interpretation und Rekonstruktion des römischen Erbes zu einer zweiten Blütezeit der Wiesbadener Badekultur um 1900, so die Kuratorin. Dabei wird aufgezeigt, welche Bedeutung Wiesbaden seiner römischen (Bade‐)Tradition beimaß, wie sich dies im öffentlichen Bewusstsein und schließlich im Stadtbild ausdrückte. So wurde Wilhelm II. bei seinen Besuchen in Wiesbaden mit dem Schriftzug »SALVE IMPERATOR« willkommen geheißen. Die römische »Heidenmauer« wurde zeittypisch instandgesetzt, erhielt jedoch ein neues »Römertor« zugunsten des Verkehrs. Antike Thermenanlagen wurden entdeckt, jedoch mit einem Hotel bzw. einer neuen Thermenanlage überbaut: dem Kaiser‐Friedrich‐Bad.

Besondere Themenschwerpunkte sind:  Alt weicht neu – das „Palasthotel“ und das „Römertor“ sowie „Baden im Luxus – das Baden im Kaiser Friedrich Bad“ und  „Trinken und Wandeln – Die Kochbrunnen-Anlage“ vor dem Hintergrund eines Zeitgeistes, als  die Menschen vom Wiesbadener Quellwasser des Kochbrunnens Heilung erwarteten – sei es durch innere oder äußere Anwendungen, so Dr. Vera Klewitz. Nachdem um 1890 der wetterfeste Trink- und Wandelgang nach Plänen des Architekten Wilhelm Christian Boglers errichtet worden war, wurde das Kochbrunnenwasser von uniformierten „Kochbrunnenmädchen“ der illustren Badegesellschaft gereicht. In der Ausstellung werden Pläne und Grundrisse gezeigt, und neben Bildern auch Geräte badeärztliche Verfahren präsentiert, wie sie damals als fortschrittlich galten, etwa der  „Blauen Heinrich“ zur Tuberkulose-Eindämmung.

Kuratorin Dr. Vera Klewitz erläutert die Funktion des Blauen Heinrich zur Eindämmung der Tuberkulose Ende des 19. Jahrhunderts. Foto (©)-Diether von Goddenthow
Kuratorin Dr. Vera Klewitz erläutert die Funktion des Blauen Heinrich zur Eindämmung der Tuberkulose Ende des 19. Jahrhunderts. Foto (©)-Diether von Goddenthow

Nur wenige Jahre nach der Entdeckung des Tuberkulose stellte der Kronberger Lungenfacharzt Peter Dettweiler 1889 beim 8. Kongress für Innere Medizin in Wiesbaden die vom ihm entwickelte „Taschenflasche für Hustende“, vor erläutert Dr. Vera Klewitz. In dieses blaue Fläschchen konnte der hoch infektiöse Auswurf hineingespuckt und unter dem Klappdeckel isoliert werden, statt wie bis dahin üblich als Ansteckungsquelle auf dem Trottoir zu landen. Der Fuß des Fläschchens war abschraubbar, so dass es  sich  mit Wasser oder einer Desinfektionslösung durchspülen und wieder  reinigen ließ.

Besucher sollten sich ein wenig Zeit nehmen für diese Ausstellung, die viele Überraschungen bereit hält und Wiesbadens Geschichte aus – kurativer – Wasseranwendung  neu erzählt.

(Diether von Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst)

Weitere Informationen 
Informationen zum interessanten Begleitprogramm

Kuratoren-Führung durch die Sonderausstellung „Im Spannungsfeld der Kulturen“

Als Bekrönung reitet Jupiter über einen schlangenförmigen Giganten – Die Römische Jupiter-Gigantensäule von Wiesbaden-Schierstein, Symbol der Verschmelzung römischer und keltischer Religion, ist eines der Highlights der Ausstellung „Keltenland Hessen – Im Spannungsfeld der Kulturen“ ab 16.3.2022 im SAM © Foto Diether v. Goddenthow
Als Bekrönung reitet Jupiter über einen schlangenförmigen Giganten – Die Römische Jupiter-Gigantensäule von Wiesbaden-Schierstein, Symbol der Verschmelzung römischer und keltischer Religion, ist eines der Highlights der Ausstellung „Keltenland Hessen – Im Spannungsfeld der Kulturen“ ab 16.3.2022 im SAM © Foto Diether v. Goddenthow

Am Sonntag, 31. Juli, um 15 Uhr führt der Kurator Dr. Daniel Burger-Völlmecke durch die aktuelle Sonderausstellung des Stadtmuseums „Im Spannungsfeld der Kulturen“, die im Rahmen des KELTEN LAND HESSEN bis zum 31.Juli 2022 gezeigt wird. Der Eintritt in die Ausstellung und für die Führung frei.

Die Ausstellung ist Teil des ersten archäologischen Jahres in Hessen „Kelten Land Hessen – Archäologische Spuren im Herzen Europas“, bei der zahlreiche Forschungseinrichtungen und Museen neue Erkenntnisse über die Zeit der Kelten im heutigen Hessen präsentieren.

Um Anmeldung zur Führung wird gebeten unter info@stadtmuseum-wiesbaden.de oder unter Telefon (0611) 44750060.

Archäologie-Jahr in Hessen widmet sich vom 10. März bis 31.12.2022 den Kelten mit Sonderausstellungen, Mitmachaktionen, Exkursionen und Vorträgen

Ausschnitt aus dem Gruppenbild aller am Projekt „Keltenland Hessen“ aktiv Beteiligter während der Auftaktveranstaltung am 4.08.2021 im Innenhof der Trinkkuranlage Bad Nauheim: In der ersten Reihe v.li.: Angela Dorn, Kunst- und Wissenschaftsministerin, dann hockend:Dr. Vera Rupp, Direktorin der Keltenwelt Glauberg und Sabine Philipp M.A.. Direktorin SAM Wiesbaden. In der hinteren Reihe v.li.: Prof. Dr. Udo Recker, Landesarchäologe von Hessen, Peter Krank, erster Stadtverordneter und Kulturdezernent  Bad Nauheim, Dr. Frank Verse, Direktor des Vonderau Museums Fulda, Dr. Karl-F. Rittershofer, Präsident der Archäologischen Gesellschaft in Hessen, Dr. Wolfgang David, Direktor des Archäologischen Museums Frankfurt.-v.r.: Stephan Medschinski , Wetterauer Archäologische Gesellschaft Glauberg, Dr. Daniel Burger-Völlmecke, Kurator Sammlung Nassauischer Altertümer, Sammlungsbereich Archäologie. © Foto Diether v. Goddenthow
Ausschnitt aus dem Gruppenbild aller am Projekt „Keltenland Hessen“ aktiv Beteiligter während der Auftaktveranstaltung am 4.08.2021 im Innenhof der Trinkkuranlage Bad Nauheim: In der ersten Reihe v.li.: Angela Dorn, Kunst- und Wissenschaftsministerin, dann hockend:Dr. Vera Rupp, Direktorin der Keltenwelt Glauberg und Sabine Philipp M.A.. Direktorin SAM Wiesbaden. In der hinteren Reihe v.li.: Prof. Dr. Udo Recker, Landesarchäologe von Hessen, Peter Krank, erster Stadtverordneter und Kulturdezernent Bad Nauheim, Dr. Frank Verse, Direktor des Vonderau Museums Fulda, Dr. Karl-F. Rittershofer, Präsident der Archäologischen Gesellschaft in Hessen, Dr. Wolfgang David, Direktor des Archäologischen Museums Frankfurt.-v.r.: Stephan Medschinski , Wetterauer Archäologische Gesellschaft Glauberg, Dr. Daniel Burger-Völlmecke, Kurator Sammlung Nassauischer Altertümer, Sammlungsbereich Archäologie. © Foto Diether v. Goddenthow

2022 findet das erste große Archäologie-Jahr in Hessen statt. Für das Projekt „KELTEN LAND HESSEN – Archäologische Spuren im Herzen Europas“ arbeiten Museen, Landesarchäologie, Stadt- und Kreisarchäologie, Forschungseinrichtungen und Vereine zusammen, um das reiche kulturelle Erbe der Kelten in Hessen sichtbar zu machen. Am 4. August 2021, ein halbes Jahr vor dem Start, informierten in Bad Nauheim Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn und die Beteiligten die Öffentlichkeit über das einzigartige landesweite Keltenprojekt vom 10. März bis 31.12.2022.

Ein halbes Jahr vor dem Start des ersten großen Archäologie-Jahres in Hessen informierten die Beteiligten gemeinsam mit Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn (am Pult) im Konzertsaal der Bad Nauheimer Trinkkuranlage die Öffentlichkeit über das Projekt. © Foto Diether v. Goddenthow
Ein halbes Jahr vor dem Start des ersten großen Archäologie-Jahres in Hessen informierten die Beteiligten gemeinsam mit Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn (am Pult) im Konzertsaal der Bad Nauheimer Trinkkuranlage die Öffentlichkeit über das Projekt. © Foto Diether v. Goddenthow

Zudem berichteten Projektpartner an zahlreichen Infotischen über ihre Themen und zeigten eine Auswahl an originalen Fundobjekten. Die Archäologische Restaurierungswerkstatt des Landesamt für Denkmalpflege zeigte Beispiele aus ihrer laufenden Restaurierungsarbeit keltischer Fundstücke für die geplanten Ausstellungen.

Begrüßung

Dr. Vera Rupp, Direktorin der Keltenwelt Glauberg © Foto Diether v. Goddenthow
Dr. Vera Rupp, Direktorin der Keltenwelt Glauberg © Foto Diether v. Goddenthow

Dr. Vera Rupp, Direktorin der Keltenwelt Glauberg, begrüßte gemeinsam mit Peter Krank, Erster Stadtrat und Kulturdezernent der Stadt Bad Nauheim, die Beteiligten des Keltenjahres und zahlreiche Gäste. Dabei machte die maßgebliche Initiatorin des Keltenprojektes einmal mehr deutlich, dass sämtliche Veranstaltungen im kommenden Jahr  unter das Label „Keltenland Hessen – archäologische Spuren im Herzen Europas“ gestellt wurden, um ganz gezielt den Blick auf die bewegte Zeit zwischen 800 vor Christus und den Beginn der Römerzeit am Ende des ersten Jahrhunderts vor Christus zu lenken. Bereits vor drei Jahren beschlossen auf Anregung der Keltenwelt Glauberg hessische Museen, Vereine, Institutionen und zahlreiche ehrenamtlich in der Archäologie Tätige das gemeinsame Kelten-Projekt. Coronabedingt wurde das Keltenjahr dann jedoch um ein Jahr verschoben. Doch die Motivation habe darunter keinesfalls gelitten, im Gegenteil: Die Museumsleute brennen darauf, nach Zeiten des Lockdowns endlich wieder Besucher begrüßen zu dürfen und freuen sich auf das Keltenjahr 2022. Zahlreiche Aktionen seien  geplant, darunter Exkursionen, Ausstellungen, Vorträge und Mitmachaktionen für jeden Geschmack und Alter.

Zu den wichtigsten Projekt-Partnern, so die Keltenwelt-Direktorin, gehören neben den Museen   die „Archäologische Gesellschaft in Hessen“ mit sehr vielen Mitgliedern sowie die Wetterauer Archäologische Gesellschaft Glauberg mit ihrem „Keltenmobil“. Das Keltenmobil werde auch im kommenden Jahr mit von der Partie sein, „und mit ihrem bewährten Vermittlungsprogramm Schulen besuchen“. Das Keltenmobil der Wetterauer Archäologischen Gesellschaft sei das einzige Projekt dieser Art in Hessen, „das mobil ist, und in die Schulen fährt, und dort eben Archäologie und Geschichte vermittelt und ein wenig Werbung für Besuche in Museen und Kultureinrichtungen mache“, so Dr. Vera Rupp.

Programm-Highlights

Auf Infotafeln und -tischen informierten die Museen über ihre Programmschwerpunkte zum Projektjahr Keltenland Hessen. © Foto Heike v. Goddenthow
Auf Infotafeln und -tischen informierten die Museen über ihre Programmschwerpunkte zum Projektjahr Keltenland Hessen. © Foto Heike v. Goddenthow

Neben den geplanten drei zentralen Veranstaltungen in der Keltenwelt Glauberg (Eine neue Zeit beginnt), im Archäologischen Museum Frankfurt (Kelten in Hessen?) und im Vonderau Museum Fulda (Eisen verändert die Welt), wird es auch zahlreiche Präsentationen und Sonderausstellungen in anderen hessischen Museen geben. Beispielsweise plant das Vordertaunusmuseum in Oberursel  die Sonderausstellung „Spuren aus keltischer Zeit im Hochtaunuskreis“ und zum Heide-Oppidum.  Zeiteninsel – Archäologisches Freilichtmuseum Marburger Land verspricht „ die Eisenzeit zum Anfassen“ mit Rekonstruktionen von Haus, Hof und Gärten in Originalgröße. Das Museum Bensheim beteiligt sich mit der Sonderausstellung „Die Kelten an der Bergstrasse“ und das Oberhessische Museum Gießen stellt in den Fokus seiner Ausstellung „Gold im Grab“ das bekannte Muschenheimer Schwert mit seinen spektakulären Goldresten aus der frühen Eisenzeit.  Die Städte und  Kreise Offenbach, Hanau und  Main-Kinzig-Kreis werden mit der Wanderausstellung „Mit dem Spaten ins Feld“ unterwegs sein.

Bronzener Schmuckanhänger des Pferdegeschirrs aus Hofheim. © Foto P. Odvody, hessenArchäologie, Außenstelle Darmstadt.
Bronzener Schmuckanhänger des Pferdegeschirrs aus Hofheim. © Foto P. Odvody, hessenArchäologie, Außenstelle Darmstadt.

Das Wiesbadener Stadtmuseum (SAM) wird von Anfang März bis Mitte August 2022 mit der Sonderausstellung „Hessen im Spannungsfeld der Kulturen“ an die keltischen Wurzeln Wiesbadens in römisch-germanischer Zeit erinnern. Das SAM wird zeigen, wie das Aufeinandertreffen von keltisch, germanisch und römisch geprägten Bevölkerungsteilen in der latènezeitlich geprägten Welt um 50 v. Chr. ein Prozess angestoßen wurde, aus dem neue kulturelle Formen und Traditionen entstanden,  so Dr. Daniel Burger-Völlmecke, Kurator Sammlung Nassauischer Altertümer, Sammlungsbereich Archäologie.

Bad Nauheimer Kelten betrieben größte vorindustrielle Saline Europas

Peter Krank, erster Stadtverordneter und Kulturdezernent  Bad Nauheim. © Foto Diether v. Goddenthow
Peter Krank, erster Stadtverordneter und Kulturdezernent Bad Nauheim. © Foto Diether v. Goddenthow

Wenig bekannt sei auch, dass Bad Nauheim nicht nur Jugendstil- und Sprudel-Bad, sondern auch Keltenstadt sei, weswegen er stolz sei, dass die Kick-off-Veranstaltung des Keltenjahres in Bad Nauheim stattfände, so Kulturdezernent Peter Krank bei seiner Begrüßung. Neben einem Rundweg auf den Spuren der Kelten in Bad Nauheim mit Infotafeln, gibt es einen Keltenpavillon am Gradierwerk I mit einem rekonstruiertem keltischen Siedeofen, Text- und Infotafeln sowie einen Film zum Thema „Keltische Saline“. Im dritten und zweiten Jahrhundert vor Christus haben die Kelten am Ufer der Usa auf der Länge von mehr als einem Kilometer die größte zeitgenössische Saline Europas betrieben. Obgleich die Kelten keine schriftlichen Zeugnisse hinterließen, sei ihr Tun durch archäologische Funde ausreichend belegt: Man fand beispielsweise flache gepflasterte Becken, in denen schwach salzhaltige Sole durch Verdunstung konzentrierte wurde, um den Siedeprozess zu verkürzen. Auch belegten tonnenweise Scherben von nach dem Sieden zerschlagenen Tongefäßen  den Umfang der keltischen   Salzgewinnung.

Europaweite Vernetzung frühkeltischer und mediterraner Kulturen

Angela Dorn, Kunst- und Wissenschaftsministerin. © Foto Heike v. Goddenthow
Angela Dorn, Kunst- und Wissenschaftsministerin. © Foto Heike v. Goddenthow

Kunst- und Wissenschaftsministerin Angela Dorn unterstrich in ihrem Grußwort mit Blick auf Bad Nauheim nochmals die Bedeutung der keltischen Salzgewinnung in Bad Nauheim. „Die Kelten geben der Wissenschaft bis heute Rätsel auf, da sie keine schriftlichen Zeugnisse hinterlassen haben. Wir wissen aber – unter anderem aus den Funden auf dem Glauberg –, dass schon die frühkeltischen Kulturen in Europa untereinander und mit den mediterranen Kulturen vernetzt waren“, erklärt Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Die Archäologinnen und Archäologen haben die faszinierende, aber auch oft kleinteilige und zeitintensive Aufgabe, die Vergangenheit anhand der Ausgrabungsergebnisse zu rekonstruieren. Viele Thesen werden im Verlaufe der Forschungen aufgestellt und verworfen, neue Funde können ein ganz anderes Bild ergeben: So ist Wissenschaft. Möglichst viele Menschen in diese Arbeit mit hineinzunehmen, das macht für mich den ganz besonderen Reiz dieses Archäologie- Jahres aus. Es ist eine einmalige Gelegenheit, die reiche Fund- und Forschungslandschaft Hessens für Klein und Groß erlebbar zu machen und vermeintlich Bekanntes aus einer neuen Perspektive zu entdecken.“

Erstmals ein archäologisches Thema  hessenweit im Fokus 

Prof. Dr. Udo Recker, Landesarchäologe von Hessen, © Foto Heike v. Goddenthow
Prof. Dr. Udo Recker, Landesarchäologe von Hessen, © Foto Heike v. Goddenthow

Prof. Dr. Udo Recker, Landesarchäologe von Hessen unterstrich: Mit dem Projekt „Keltenland Hessen – Archäologische Spuren im Herzen Europas“ finden zahlreiche wissenschaftliche Vorhaben in gewisser Weise ein Ende. Gleichzeitig weise das Projekt aber auch in die Zukunft. „Dass wir wissenschaftliche Ergebnisse in Museen präsentieren ist jetzt nichts Außergewöhnliches. Das ist der klassische Auftrag eines Museums, das zu tun und die breite Öffentlichkeit zu informieren. Dass wir das fokussiert auf das Thema Kelten tun, und dass wir das in dieser Breite tun, und dass wir uns praktisch im ganzen Land mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten dem Thema nähern, das ist neu. Das ist das erste Mal der Fall. Und das ist, glaube ich auch, ganz gut gelungen, und das ist ganz toll“, weil es auch die Bedeutung und das Interesse aller an einem solchen Projekt einmal mehr unterstreiche, so der Landesarchäologe in seinem Grußwort.

Kelten seien die Menschen der Eisenzeit

Dr. Frank Verse, Direktor des Vonderau Museums Fulda. © Foto Diether v. Goddenthow
Dr. Frank Verse, Direktor des Vonderau Museums Fulda. © Foto Diether v. Goddenthow

In seiner Einführung ins  „Keltenjahr“ machte Dr. Frank Verse, Direktor des Vonderau Museums Fulda, deutlich, dass es sich bei den Kelten nicht um eine eingewanderte Bevölkerungsgruppe handele: „Mit den Kelten wird die Bevölkerung der Eisenzeit, also die Bevölkerung des 8. bis 1. Jahrhunderts vor Christus, in Verbindung gebracht. Eisen bzw. Eisenerz, komme in der Natur deutlich häufiger vor als Kupfer und Zinn, den Metallen, aus denen Bronze legiert werde. „Dadurch ließ sich Eisen für die damalige Bevölkerung wesentlich leichter und in erheblich größeren Umfang beschaffen, was natürlich auch unmittelbare Auswirkungen auf die Herstellung von Waffen oder eisernen Geräte, und damit letztlich auch auf die Entwicklung der Kultur der Eisenzeit gehabt habe, so Dr. Frank Verse. Die Bedeutung dieses  technologischen Wandels in der Eisenzeit für die Kulturentwicklung machte der Museumsdirektor an einem Beispiel deutlich:
„Noch in der Bronzezeit wurde mit hölzernen Pflügen der Boden bestellt. Und erst in der Eisenzeit kommt der metallene Pflug, die eiserne Pflugschar dazu. Der eiserne Pflug, bzw. der Pflug mit eiserner Schar, ist natürlich deutlich stabiler gewesen, so dass sie wesentlich größere Flächen pro Tag annehmen konnten, und gleichzeitig auch schlechtere Böden bearbeitet werden konnten. Dies führte wiederum zu einer Steigerung des Ertrags und bildete die Grundlage für die Bildung größerer Ansiedlungen. Diese größeren Ansiedlungen mit Menschenansammlungen führten natürlich wiederum dazu, dass mehr Eisen benötigt wurde, und auch mehr Salz zur Konservierung von Lebensmitteln, um auf diese Weise eine Ernährungssicherheit herzustellen. Dies wiederum führte  zur Herausbildung früher Wirtschaftszentren wie hier etwa in Bad Nauheim zur Salzgewinnung oder im Bereich des Lahn-Tals zur Eisenproduktion“, erläuterte der Dr. Frank Verse.
Anhand dieses Beispiels ließe sich doch auch der Keltenbegriff grob erklären, nämlich „dass wir es bei den Kelten nicht mit einer neu eingewanderten Personengruppe zu tun haben, sondern, dass wir es mit einem materiellen und kulturellen Wandel zu tun haben, der im Wesentlichen durch die Eisentechnologie angestoßen wurde“, so Dr. Frank Verse . Dabei gäbe es innerhalb Hessens – mit einem erheblichen Nord-Südgefälle behaftet – deutliche regionale Unterschiede.

Keltenfest am Glauberg - © Foto Diether v. Goddenthow
Keltenfest am Glauberg – © Foto Diether v. Goddenthow

Wandel zur Eisenzeit vergleichbar mit digitalem Wandel
Man habe es zu Beginn der Eisenzeit  mit derselben Menschengruppe zu tun, wie am Ende der Bronzezeit, so der Museumsdirektor. Das belegten auch die Gräberfelder, die einfach am Übergang dieser Zeit Grenzen durchlaufen. Das mache aber die Beschäftigung mit der Eisenzeit umso spannender, „weil es auch deutliche Parallelen zu unserer Gesellschaft der Gegenwart gibt. Wir selber leben am Anfang des digitalen Zeitalters, und erleben bereits jetzt wie sehr diese neue Technik unser Lebens- und Arbeitsumfeld bereits nach wenigen Jahrzehnten umgeändert hat. Auch unsere Kultur befindet sich – ähnlich wie die in der eisenzeitlichen Bevölkerung – in einem starken Umbruch“, so Dr. Frank Verse.

Es ist aber auch kein Zufall, dass sich die Forschung immer wieder mit der Eisenzeit und damit mit den Kelten beschäftigt hat. Das Land Hessen ist dabei besonders gut aufgestellt, da es mit der Keltenwelt am Glauberg sowohl über ein eigenes Spezialmuseum verfügt, also auch mit dem Forschungszentrum eine entsprechende Forschungseinrichtung zu dieser Zeit besitzt. Und es wurde schon erwähnt: Es ist auch tatsächlich das einzige im Bereich der Denkmalpflege mit diesem ausschließlichen Forschungsauftrag, was für die Entwicklung sehr wichtig ist.

Info-Tisch der Restaurierungswerkstatt des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen mit Beispielen ihrer laufenden Restaurierungsarbeiten keltischer Fundstücke.  © Foto Heike v. Goddenthow
Info-Tisch der Restaurierungswerkstatt des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen mit Beispielen ihrer laufenden Restaurierungsarbeiten keltischer Fundstücke. © Foto Heike v. Goddenthow

Neben dem Glauberg mit der berühmten Statue eines Keltenfürsten sind der Dünsberg bei Wetzlar, der Altkönig und das Heidetränk-Oppidum im Taunus oder die Milseburg in der Rhön weitere bedeutende Zeugen keltischer Kultur in Hessen.
(Diether v. Goddenthow)

Informationen
Das Archäologie-Jahr umfasst Sonderausstellungen, Führungen, Mitmach-Aktionen und Vorträge vielerorts in Hessen. Der Veranstaltungskalender wird digital auf www.keltenland-hessen.de, Instagram und Facebook sowie gedruckt u.a. bei den Projektpartnerinnen und -partnern vor Ort zur Verfügung gestellt. Zudem wird es ein Begleitbuch zum Keltenjahr 2022 geben.

www.keltenland-hessen.de

Projektbüro
KELTENWELT AM GLAUBERG
Achäologisches Landesmuseum Hessen
Am Glauberg 1
63695 Glauburg
E-Mail: kontakt@keltenland-hessen.de

„Fatal genial – Ludwig-Hohlwein (1874-1949)“ – SAM Stadtmuseum Wiesbaden ehrt Erfinder des künstlerischen Werbe-Plakats

sam - Stadtmuseum am Markt im historischen Marktkeller am Dern'schen Gelände. © Foto Diether v. Goddenthow
sam – Stadtmuseum am Markt im historischen Marktkeller am Dern’schen Gelände. © Foto Diether v. Goddenthow

Auch das sam – Stadtmuseum am Markt in Wiesbaden ist nach derzeitigem Kenntnisstand bis zum 10. Januar 2021 geschlossen. Bereits begonnene Ausstellungsvorhaben wurden nun trotzdem fertig gestellt.

Zur Wiedereröffnung im kommenden Jahr ist zum einen die Sonderausstellung „Fatal genial – Ludwig-Hohlwein (1874-1949)“ zu sehen. Zum anderen hat die Schatzkammer im Marktkeller eine gestalterische Veränderung erfahren und zeigt als erste Präsentation im neuen Gewand die Ausstellung „Bei Licht besehen – Geweihleuchter aus der Sammlung Nassauischer Altertümer“.

„Fatal genial – Ludwig-Hohlwein (1874-1949)“

hohlwein-olympia-plakat1936Ludwig Hohlwein, geboren am 27. Juli 1874 in Wiesbaden, gilt als einer der großen Erfinder des künstlerischen Werbe-Plakats in Deutschland und Modernisierer der
frisch entdeckten Reklame-Kunst. 1899 ließ er sich in München als Maler, Möbeldesigner und Plakatkünstler nieder. Hohlwein erlangte erste Berühmtheit durch
seine Tiergemälde auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1905 und avancierte vom Malerfürst zum Reklame-Gott. Er schuf zahlreiche Stil-Ikonen und prägte wie kein anderer Produktmarken renommierter Firmen. Zusammen revolutionierten sie die Werbegrafik und das Verpackungsdesign, wofür er bis heute berühmt ist. Schon vor 1933
stellte er seine Kunst jedoch auch in den Dienst faschistischer Propaganda. Seiner Geburtsstadt Wiesbaden blieb er zeitlebens durch Aufträge verbunden.

Mit dieser Ausstellung ehrt und beleuchtet das Stadtmuseum Wiesbaden erstmals die Entwicklung und internationale Bedeutung des Verpackungsdesigns dieses genialen Künstlers und wohl ersten Grafiker Ludwig Hohlwein- Mit seinen Werk schrieb er Marken- und Werbegeschichte. Mit zahlreichen Exponaten erinnert die Ausstellung an einen Mann, der vermutlich bis heute einer der prominentesten Söhne dieser Stadt geblieben ist – eine Künstlerpersönlichkeit des 20. Jahrhunderts, die viele Widersprüche in sich vereint.
Detaillierte Infos und Flyer über: Fatal genial – Ludwig-Hohlwein (1874-1949)

SAM – Stadtmuseum am Markt Wiesbaden

Jubiläumsausstellung im SAM „70 Jahre Künstlergruppe50 Wiesbaden 1950 bis 2020″

logo-jubilaeumVom 4. bis 27. September 2020 zeigt die Jubiläumsausstellung der Künstlergruppe50 Wiesbaden mit Malerei, Grafik, Fotokunst, Plastik und Installationen einen Abriss des vielfältigen Schaffens seiner Mitglieder und Mitgliederinnen im „sam – Stadtmuseum am Markt

Namensgebend für die Künstlergruppe50 ist das Jahr ihrer Gründung. 1950 taten sich Wiesbadener Künstlerinnen und Künstler zusammen, um – nachdem die Fesseln der NS-Diktatur abgelegt waren – künstlerisch frei arbeiten zu können. Gründungsmitglieder waren Christa Moering (1916 bis 2013) und der Maler Heinz-Rudi Müller (1919 bis 1992), die beide von Vincent Weber, dem langjährigen Direktor der Wiesbadener Werkkunstschule, ausgebildet wurden.

Ziel der Gruppe war und ist es jedoch nicht, einer gemeinsamen Leitlinie zu folgen, sondern sich gegenseitig auszutauschen, anzuregen und die eigene Individualität beizubehalten. So finden sich innerhalb der Gruppe unterschiedlichste Techniken wieder: Malerei, Grafik, Fotokunst, Plastik und Installationen. So vielseitig verspricht auch die Sonderausstellung im Marktkeller zu werden, die von der Galerie Nero, Susanne Kiessling, kuratiert wird. Der Eintritt in die Ausstellung ist kostenlos möglich.

Eröffnung am 3. September im kleinen Rahmen

Auf Grund der Corona-bedingten Verordnungen kann die Eröffnung am 3. September nur mit einer begrenzten Teilnehmerzahl und auch nur mit angemeldeten Teilnehmern stattfinden. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Einladungskarte. Hierzu noch der Hinweis, dass die ersten beiden Zeit-Intervalle bereits ausgebucht sind, was auch an der Gruppengröße der Künstlergruppe liegt. Anmeldungen daher bitte nur noch ab 19 Uhr, wir bitten um Ihr Verständnis.

Während der Ausstellungszeit werden die Grußworte der Eröffnung, die Einführung in die Ausstellung des Kunsthistorikers Dr. Peter Lodermeyer sowie der Trailer des Dokumentarfilms über die Künstlergruppe50 Wiesbaden von Stella Tinbergen den Besucherinnen und Besuchern auf unserer Leinwand zur Verfügung stehen.

Weitere Informationen unter https://www.wiesbaden.de/microsite/sam/ausstellungen/content/kuenstlergruppe-50.php

Begleitprogramm zur Ausstellung

  • Stephan Wiesehöfer, ehemals Redakteur des ZDF, ruft im Stadtmuseum das Stadtgespräch ins Leben.
  • 8. September 2020, 18 Uhr – Stadtgespräch im sam mit Ricarda Peters und Roman R. Eichhorn
  • 15. September 2020, 18 Uhr – Stadtgespräch im sam mit Horst Reichard und Titus Grab
  • 22. September 2020, 18 Uhr – Stadtgespräch im sam mit Petra von Breitenbach und Tom Sommerlatte

Weitere Informationen und Details zum Begleitprogramm finden Sie hier