Verlorene Zeit der Corona-Jugend? – „JuCo2“: Zweite bundesweite Befragung zum Befinden von Jugendlichen in der Pandemie veröffentlicht

FRANKFURT. Die Erfahrungen der Corona-Pandemie machen jungen Menschen Angst vor der Zukunft. Vor allem junge Erwachsene, die die Schule abgeschlossen haben und nun an der Schwelle zur Berufsausbildung oder zum Studium stehen, sorgen sich um die langfristigen, auch ökonomischen Folgen der Pandemie.

Nahezu die Hälfte aller Jugendlichen äußert dies im Rahmen der am 10. Dezember veröffentlichten, zweiten bundesweiten Online-Befragung „JuCo2“: Mehr als 7.000 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 15 bis 30 Jahren gaben Auskunft darüber, welche Konsequenzen die Pandemie für ihren Alltag hat und mit welchen Sorgen sie auf ihr persönliches Leben und die gesellschaftliche Entwicklung blicken. Durchgeführt wurde die Umfrage von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Forschungsverbunds „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“ der Goethe-Universität Frankfurt und Stiftung Universität Hildesheim.

Anders als bei der ersten Online-Befragung im Frühjahr 2020 beteiligten sich an der Befragung mehr junge Menschen in einer biographischen Übergangssituation: Etwa zwei Drittel der Befragten besuchten zum Zeitpunkt der Befra­gung nicht die Schule, befanden sich in Ausbildung oder im Studium. Rund 10 Prozent der Befragten waren in Freiwilli­gendiensten aktiv. Ein Drittel der jungen Menschen gab an, sich in der Pandemie einsam und belastet zu fühlen; rund 80 Prozent betonen, wie sehr ihnen der Ausgleich zum Lernen durch soziale Kontakte und Freizeitaktivitäten fehle. Auch sprechen sie ihre Ängste vor einer Zukunft ohne Nebenjobs und finanzielle Unterstützung im Studium an.

In 1.400 Kommentaren nehmen die Jugendlichen die Gelegenheit wahr, sich mitzuteilen: Manche empfinden das Jahr 2020 als Zeitverschwendung, als ein Jahr im Wartezustand; andere schreiben vom Lernen allein zu Hause, das ihnen „unglaublich schwergefallen“ sei; von belastenden psychischen Problemen in der Familie; wie „emotional ermüdend“ es sei, sich in der Schule ohne ausreichend Abstand unter Vielen bewegen und dabei konzentriert für die nächste Klassenarbeit lernen zu müssen; wie einsam sie ohne ihre Freunde seien und „ohne alles, was Spaß macht“. „Unter diesen Bedingungen den Schulabschluss zu machen, war echt unfassbar hart für mich.“

Die Studie macht deutlich: Die geäußerten Ängste führen aber keineswegs dazu, dass die Jugendlichen die Maßnahmen zum Infektionsschutz mehrheitlich ablehnen und nicht bereit sind, sich daran zu halten. Im Gegenteil: Nur zehn Prozent der jungen Menschen äußern Zweifel an den Einschränkungen, mehr als zwei Drittel hält sie für sinnvoll und folgt ihnen. Allerdings wünschen sich die jungen Erwachsenen, dass von ihnen nicht nur erwartet wird, sich zu qualifizieren. Sie fordern auch, dass ihre Bedürfnisse bei politischen Maßnahmen gesehen werden und sie bei der Gestaltung miteinbezogen werden. Fast 65 Prozent der Jugendlichen haben eher nicht oder gar nicht den Eindruck, dass die Sorgen junger Menschen in der Politik gehört werden.

Die Jugendlichen haben nämlich – auch das zeigt die Befragung – nicht nur ihre eigene Lebenssituation im Blick: Sie machen sich ebenso Gedanken über die globalen Folgen der Pandemie für die Gesellschaft. Einige berichten aber auch davon, mehr sozialen Zusammenhalt zu erleben und sich bewusst zu werden, wie wichtig Zuwendung für ihre soziale und emotionale Entwicklung sowie ihr Wohlbefinden sei.

„Für manche Jugendliche ist das Verwiesen-Sein auf die Familie und den häuslichen Raum ein Geschenk“, sagt Prof. Dr. Sabine Andresen, Familienforscherin an der Goethe-Universität. „Für andere kann die Situation aber sehr belastend sein, vor allem wenn auch für die Eltern das soziale Umfeld wegfällt und Unterstützungsnetzwerke nicht mehr wie bisher funktionieren“.

Die Rede von der „Coro­na-Jugend“, für die die Pandemie zu einer „prägenden Erfahrung für die ganze junge Generation“ werden könnte, lehnen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Studie jedoch vehement ab. „Wir halten diese Einschätzung für verfrüht, wenn nicht für politisch fatal. Denn noch haben wir es jugendpolitisch in der Hand, ob junge Menschen die Zeit der Corona-Pandemie als verlorene Zeit ansehen werden und ob sie sich als verlorene Jugendzeit in ihre generationale Erfahrung einschreiben wird.“

Dem Team des Forschungsverbunds „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“ gehören Prof. Dr. Sabine Andresen und Johanna Wilmes vom Institut für Sozialpädagogik und Familienforschung an der Goethe-Universität an sowie Prof. Dr. Wolfgang Schröer, Dr. Tanja Rusack, Dr. Severine Thomas, Anna Lips und Lea Heyer vom Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim.

Der Fragebogen wurde diesmal auch in einfacher Sprache angeboten – diese Variante wurde in der „JuCo 2“-Studie von knapp zehn Prozent der Befragten genutzt.

Daniel Kehlmann, Karen Köhler und Juan Moreno als neue PEN-Mitglieder zugewählt

Wie das PEN-Zentrum Deutschland e.V. mitteilt, wurden 41 Autorinnen und Autoren – vorbehaltlich ihrer Unterzeichnung der Charta des internationalen PEN – neu in das PEN-Zentrum Deutschland aufgenommen, darunter die mit dem Kurt Sigel-Lyrikpreis des deutschen PEN 2020 ausgezeichnete Dichterin Claudia Gabler, der Schriftsteller und Literaturkritiker Daniel Kehlmann, die Schriftstellerin, Dramatikerin und Schauspielerin Karen Köhler, der Journalist Juan Moreno, welcher den Fälschungsskandal beim Magazin „DER SPIEGEL“ aufgedeckt hat, der Schriftsteller Frank Schätzing sowie die Kulturjournalistin Cornelia Zetzsche.

„Wir haben im vergangenen Jahr um manchen verstorbenen PEN-Freund und Weggefährten getrauert, darunter der langjährige Generalsekretär Wilfried F. Schoeller und der ehemalige PEN-Präsident Karl Otto Conrady, Günter de Bruyn und Guntram Vesper. Unser Verein lebt vom Renommee und dem Einsatz unserer Mitglieder. Ich freue mich, so viele großartige Kolleginnen und Kollegen neu im deutschen PEN begrüßen zu dürfen, und hoffe auf einen regen Austausch und gute Begegnungen, spätestens bei unserer Jahrestagung Anfang Juli in Hamburg – dann hoffentlich auch wieder ganz altmodisch analog“, so PEN-Präsidentin Regula Venske.

PEN-Zentrum Deutschland e.V.,
Kasinostr. 3,
64293 Darmstadt

Weihnachtsbeleuchtung auf dem Wiesbadener Luisenplatz – Corona-Regeln beachten

Mit Eintritt der Dämmerung wird täglich ab 17.00 Uhr der Wiesbadener Luisenplatz weihnachtlich illuminiert. © Foto Diether v. Goddenthow
Mit Eintritt der Dämmerung wird täglich ab 17.00 Uhr der Wiesbadener Luisenplatz weihnachtlich illuminiert. © Foto Diether v. Goddenthow

Seit Sonntagabend, 6. Dezember, leuchtet der Luisenplatz in vorweihnachtlichem Glanz. Nachdem der Sternschnuppenmarkt in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden kann und der Einzelhandel massiv von den Einschränkungen betroffen ist, konnte dank der Entscheidung durch die Stadtverordnetenversammlung die Weihnachtsbeleuchtung erweitert werden. Damit ist auch eine Unterstützung des Einzelhandels in der Innenstadt verbunden, denn die Besucherinnen und Besuchern werden durch die stimmungsvolle und vorweihnachtliche Atmosphäre angezogen. Neben der Weihnachtsbeleuchtung auf dem Schlossplatz, in der Fußgängerzone und der Wilhelmstraße, ergänzt die Lichtinszenierung auf dem Luisenplatz das ansprechende Angebot.

Einer der Lichter-Höhepunkte ist die Rokoko- Prunkkutsche. © Foto Diether v. Goddenthow
Einer der Lichter-Höhepunkte ist die Rokoko- Prunkkutsche. © Foto Diether v. Goddenthow

„Wir befinden uns zur Zeit in einem Teillockdown, der uns nicht alles verbietet. Wir versuchen, den Menschen in den momentan schwierigen Zeiten auch etwas zu bieten. Ich freue mich daher sehr darüber, dass sich die Lichtillumination so großer Beliebtheit erfreut, appelliere aber an die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener auf Abstand, Mund-, Nasenbedenkung und die Hygiene zu achten“, sagt Bürgermeister Dr. Oliver Franz. Er weist darauf hin, dass die Illumination noch bis zum 6. Januar zu bewundern ist.

Besonders stimmungsvoll und spannend sind die wechselnden Lichtspiele an der St. Bonifatius-Kirche. © Foto Diether v. Goddenthow
Besonders stimmungsvoll und spannend sind die wechselnden Lichtspiele an der St. Bonifatius-Kirche. © Foto Diether v. Goddenthow

„Wir freuen uns, dass wir die deutschlandweit bekannte und anerkannte Firma Boehlke Lichtdesign, die unter anderem den Kurfürstendamm und das Schloss Bellevue in Berlin in Szene setzt, mit ihrem Licht-Designkonzept für den Wiesbadener Luisenplatz als Teil der Weihnachtsbeleuchtung in der Innenstadt gewinnen konnten. Ich danke der städtischen WVV Holding für die finanzielle Unterstützung in Höhe von 5.000 Euro. Der Firma Boehlke Lichtdesign, die Leistung im Wert von 10.000 Euro kostenfrei beisteuerte, danke ich ebenfalls sehr“, so Oliver Heiliger, Geschäftsführer der Wiesbaden Congress & Marketing GmbH.

Die Besucherinnen und Besucher werden gebeten, sich verantwortungsvoll an die aktuell geltenden Corona-Vorgaben zu halten. Die Abstandsregeln sind auf dem Platz streng einzuhalten; sie werden von der Stadtpolizei kontrolliert und der Platz wird verstärkt bestreift. Sollte festgestellt werden, dass die Corona-Auflagen nicht gewissenhaft beachtet werden, behält sich die Stadt weitergehende Maßnahmen vor. Die am Luisenplatz ansässige Gastronomie ist ebenfalls aufgerufen, die geltenden Corona-Regeln zu beachten.

Selbst der Sternschnuppen-Markt vor dem Wiesbadener Rathaus ist wie immer festlich erleuchtet, wenngleich der Weihnachtsmarkt wegen Corona abgesagt werden musste. © Foto Diether v. Goddenthow
Selbst der Sternschnuppen-Markt vor dem Wiesbadener Rathaus ist wie immer festlich erleuchtet, wenngleich der Weihnachtsmarkt wegen Corona abgesagt werden musste. © Foto Diether v. Goddenthow

Verschärfte Corona-Regeln ab 12. Dezember 2020

Ab Samstag, 12. Dezember, gilt auf dem Luisenplatz inklusive der Bushaltestelle bis Mittwoch, 6. Januar, täglich von 16 bis 23 Uhr eine Maskenpflicht. Auch der Konsum alkoholhaltiger Getränke ist in dieser Zeit untersagt. Details regelt eine städtische Allgemeinverfügung. Bereits seit längerem untersagt zusätzlich eine Landesverordnung den Alkoholkonsum zwischen 23 und 6 Uhr im öffentlichen Raum in ganz Hessen und damit auch in Wiesbaden.

Die verschärften Corona-Schutz-Maßnahmen, mit der auch eine Landesvorgabe für besonders frequentierte Flächen umgesetzt wird, wurden auch nötig, weil es sich in den vergangenen Tage zeigte, dass etliche Besucher des Luisenplatzes nicht immer die Mindestabstände vor Ort eingehalten haben. In der aktuellen Corona-Kontakt-und Betriebsbeschränkungsverordnung des Landes steht: „Eine Mund-Nasen-Bedeckung ist zu tragen während des Aufenthaltes auf stark frequentierten Verkehrswegen, Plätzen und Flächen unter freiem Himmel, sofern dort eine durchgängige Einhaltung des Mindestabstandes von 1,5 Metern zu Personen anderer Hausstände nicht sichergestellt werden kann.“

Besucher halten nicht immer die Mindestabstände ein, weswegen nun die Corona-Schutzmaßnahmen  verstärkt wurden. © Foto Diether v. Goddenthow
Besucher halten nicht immer die Mindestabstände ein, weswegen nun die Corona-Schutzmaßnahmen verstärkt wurden. © Foto Diether v. Goddenthow

Die Masken dürfen zum Essen, Rauchen und Trinken, mit Ausnahme alkoholhaltiger Getränke, kurz abgenommen werden; vorausgesetzt, dass der Mindestabstand von 1,50 Metern zu anderen Personen, die nicht zum eigenen oder einem weiteren Hausstand gehören und insgesamt die Höchstzahl von fünf Personen nicht überschreiten, nicht dauerhaft unterschritten wird. Die Maskenpflicht gilt nicht für Kinder unter sechs Jahren und Personen, die aufgrund einer gesundheitlichen Beeinträchtigung oder Behinderung keine Mund-Nasen-Bedeckung tragen können.

Bereits seit Sonntag, 15. November, gilt in Wiesbaden eine Maskenpflicht in der Innenstadt-Fußgängerzone, auf dem Bahnhofsplatz und im Bereich des Berufsschulzentrums. Die exakten Grenzen der Bereiche mit Maskenpflicht können unter wiesbaden.de/coronavirus eingesehen werden.

„Fatal genial – Ludwig-Hohlwein (1874-1949)“ – SAM Stadtmuseum Wiesbaden ehrt Erfinder des künstlerischen Werbe-Plakats

sam - Stadtmuseum am Markt im historischen Marktkeller am Dern'schen Gelände. © Foto Diether v. Goddenthow
sam – Stadtmuseum am Markt im historischen Marktkeller am Dern’schen Gelände. © Foto Diether v. Goddenthow

Auch das sam – Stadtmuseum am Markt in Wiesbaden ist nach derzeitigem Kenntnisstand bis zum 10. Januar 2021 geschlossen. Bereits begonnene Ausstellungsvorhaben wurden nun trotzdem fertig gestellt.

Zur Wiedereröffnung im kommenden Jahr ist zum einen die Sonderausstellung „Fatal genial – Ludwig-Hohlwein (1874-1949)“ zu sehen. Zum anderen hat die Schatzkammer im Marktkeller eine gestalterische Veränderung erfahren und zeigt als erste Präsentation im neuen Gewand die Ausstellung „Bei Licht besehen – Geweihleuchter aus der Sammlung Nassauischer Altertümer“.

„Fatal genial – Ludwig-Hohlwein (1874-1949)“

hohlwein-olympia-plakat1936Ludwig Hohlwein, geboren am 27. Juli 1874 in Wiesbaden, gilt als einer der großen Erfinder des künstlerischen Werbe-Plakats in Deutschland und Modernisierer der
frisch entdeckten Reklame-Kunst. 1899 ließ er sich in München als Maler, Möbeldesigner und Plakatkünstler nieder. Hohlwein erlangte erste Berühmtheit durch
seine Tiergemälde auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1905 und avancierte vom Malerfürst zum Reklame-Gott. Er schuf zahlreiche Stil-Ikonen und prägte wie kein anderer Produktmarken renommierter Firmen. Zusammen revolutionierten sie die Werbegrafik und das Verpackungsdesign, wofür er bis heute berühmt ist. Schon vor 1933
stellte er seine Kunst jedoch auch in den Dienst faschistischer Propaganda. Seiner Geburtsstadt Wiesbaden blieb er zeitlebens durch Aufträge verbunden.

Mit dieser Ausstellung ehrt und beleuchtet das Stadtmuseum Wiesbaden erstmals die Entwicklung und internationale Bedeutung des Verpackungsdesigns dieses genialen Künstlers und wohl ersten Grafiker Ludwig Hohlwein- Mit seinen Werk schrieb er Marken- und Werbegeschichte. Mit zahlreichen Exponaten erinnert die Ausstellung an einen Mann, der vermutlich bis heute einer der prominentesten Söhne dieser Stadt geblieben ist – eine Künstlerpersönlichkeit des 20. Jahrhunderts, die viele Widersprüche in sich vereint.
Detaillierte Infos und Flyer über: Fatal genial – Ludwig-Hohlwein (1874-1949)

SAM – Stadtmuseum am Markt Wiesbaden

,Querdenker‘- Großdemonstration am 12. Dezember in Frankfurt verboten

Archivbild: Querdenken-Kundgebung in Wiesbaden am 7.11.2020
Archivbild: Querdenken-Kundgebung in Wiesbaden am 7.11.2020

(ffm) Die Versammlungsbehörde im Frankfurter Ordnungsamt hat mit heutiger Verfügung (8. Dezember 2020) die für Samstag, 12. Dezember, angemeldeten Kundgebungen der Organisation „Querdenken69-Frankfurt“ mit anschließendem Demonstrationszug verboten. Geplant waren für die circa 40.000 erwarteten Teilnehmer Kundgebungen an zwölf verschiedenen Orten im Innenstadtbereich, die jeweils von unterschiedlichen bundesweiten Querdenker-Initiativen gesteuert werden sollten. Im Anschluss an diese stationären Versammlungen sollten alle Kundgebungsteilnehmer auf einer Strecke von 6,2 Kilometern durch die Frankfurter Innenstadt ziehen, um im Anschluss daran wieder an ihren vorherigen Versammlungsort zurückzukehren und die Veranstaltung dort enden zu lassen.

Bei „Querdenken69-Frankfurt“ handelt es sich um eine Organisation, die die derzeit angeordneten Maßnahmen zum Schutz vor dem Virus ablehnt und die Auswirkungen der Infektion verharmlost oder vollständig negiert.

Das Grundrecht der Versammlungsfreiheit nach Artikel 8 GG ist ein hohes Rechtsgut, in das nur zum Schutz gleichgewichtiger anderer Rechtsgüter eingegriffen werden darf – unter anderem dann, wenn die öffentliche Sicherheit oder Ordnung durch eine Versammlung gefährdet ist. Nach Auffassung der Versammlungsbehörde ist durch die geplante Versammlung mit Demonstrationsaufzug die öffentliche Sicherheit, nämlich Artikel 2 GG (Grundrecht auf Leben, körperliche Unversehrtheit und Gesundheit) unmittelbar gefährdet. Bei zwölf dezentralen Kundgebungen und dem anschließend geplanten Demonstrationszug aller Teilnehmer durch die Frankfurter Innenstadt, den zu erwartenden Gegendemonstrationen und den damit verbundenen Gefahren von Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Gruppierungen ist von einer konkreten Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung auszugehen.

Eine Versammlung dieser Größenordnung am Samstag vor dem 3. Advent mit ohnehin erhöhtem Besucheraufkommen wegen der zu erledigenden Weihnachtseinkäufe, führt unweigerlich zu einer Durchmischung von Teilnehmenden der Versammlung und Passanten, die bei weiterhin hohen Inzidenzzahlen in Frankfurt am Main nicht vertretbar ist.

Bereits bei vorangegangenen Demonstrationen der Querdenker-Organisation mit weitaus weniger Teilnehmern kam es zu massiven Verstößen gegen die Auflagen der derzeit gültigen Corona-Kontakt- und Betriebsbeschränkungsverordnung, zuletzt am 14. November, wo die Versammlung wegen erheblicher fortgesetzter Auflagenverstöße letztlich durch die Polizei aufgelöst werden musste. In den der Entscheidung der Versammlungsbehörde vorausgegangenen Kooperationsgesprächen zwischen Anmelder, der Polizei und dem Ordnungsamt konnte durch den Anmelder nicht überzeugend dargestellt werden, dass er in der Lage und auch gewillt ist, die Einhaltung der absolut elementaren Hygieneregeln, wie das Tragen der Mund-Nase-Bedeckungen und der Einhaltung der Mindestabstände, sicherzustellen.

Insofern ist bei der angemeldeten Versammlung eine kollektive Nichteinhaltung jeglicher Schutz- und Hygienekonzepte sowie entsprechend verfügter Auflagen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu erwarten. Bei der Gegenüberstellung der beiden kollidierenden Grundrechte aus Artikel 2 und Artikel 8 GG wiegt somit das öffentliche Interesse am Schutz der Bevölkerung vor der weiteren Ausbreitung des Coronavirus schwerer als das Grundrecht der Versammlungsfreiheit. Nachdem die in den Kooperationsgesprächen angeboten Alternativen zur Durchführung der Versammlung durch den Anmelder abgelehnt wurden, bleibt zur Wahrung der öffentlichen Sicherheit somit nur ein Verbot der Versammlung.

Sicherheitsdezernent Markus Frank sagt: „Die geltenden Kontaktbeschränkungen und Hygieneregeln stehen nicht zur Disposition. Das aktuelle Infektionsgeschehen erfordert, dass alle Menschen sich solidarisch, vernünftig und rechtskonform verhalten. Wer offensiv die Meinung vertritt, dass er die Gesundheitsgefährdung anderer Menschen in Kauf nimmt, und mit seinem bisherigen Verhalten das auch gezeigt hat, kann nicht unter dem Deckmantel der Versammlungsfreiheit die behördliche Toleranz von Verstößen gegen Maskenpflicht und Sicherheitsabständen einfordern!“

(Presseamt der Stadt Frankfurt)

Hessen sichert mit „Film-Ausfallfonds“ Kino- und Fernsehauftragsproduktionen ab Haushaltsauschuss genehmigt 4 Millionen Euro aus Sondervermögen

Wiesbaden. Die Corona-Pandemie trifft auch die Filmbranche hart: Kinofilme, Serien- und Fernsehauftragsproduktionen müssen unterbrochen oder ganz abgesagt werden. Um der Film- und Medienbranche durch die Krise zu helfen, haben Bund und Länder einen Ausfall-Fonds auf die Beine gestellt. Hessen beteiligt sich mit insgesamt vier Millionen Euro. Der Fonds soll coronabedingte Produktionsstörungen von Kinofilmen, Serien und Fernsehauftragsproduktionen absichern.

„Durch die Pandemie finden derzeit kaum Produktionen von Kinofilmen, Serien- und Fernsehauftragsproduktionen statt. Das hängt damit zusammen, dass das Risiko eines coronabedingten Drehabbruches groß und so teuer ist, dass kleinere und mittelständische Produktionsunternehmen schnell existenzgefährdet sind, da diese Risiken nicht über die üblichen Ausfallversicherungen abgedeckt werden können“, erklärt Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Zur Existenzsicherung der hessischen Produktionslandschaft und zur Stabilisierung der Auftragslage für hessische Kreative ist dieser Ausfallfonds von großer Bedeutung. Schließlich arbeiten wir in Hessen seit der Gründung der HessenFilm und Medien GmbH an einer Stärkung der Film- und Medienbranche, die nun durch die Coronakrise wieder stark gefährdet ist.“

Der Fonds besteht aus zwei Teilen:
Mit dem Ausfallfonds I werden Kinofilme und HighEnd-Serienformate abgesichert, deren Herstellung durch den Bund oder die Länder gefördert wurde. Der Bund stellt bereits seit September für diesen Fonds 50 Millionen Euro zur Verfügung. Andere Bundesländer haben ihre Beteiligung erklärt. Hessen wird sich an diesem Fonds nun ebenfalls mit drei Millionen Euro beteiligen. Der Produzent trägt in der Regel nur noch zehn Prozent vom Schaden. Den Rest übernimmt der Fonds. In den Regularien wird dabei sichergestellt, dass im Schadensfall ein Land nur herangezogen wird, wenn es an dieser Produktion mit Fördermitteln, d.h. auch mit einem nachweisbaren Standorteffekt beteiligt ist.

Mit dem Ausfallfonds II sollen von durch Sender oder Streaming-Plattformen beauftragte Produktionen abgesichert werden. Die Details des Fonds befinden sich derzeit noch in der Endabstimmung zwischen den Sendern und den Ländern. Die Regularien sollen aber weitestgehend deckungsgleich zum Ausfallsfonds I sein. Bereits jetzt steht fest, dass sich Hessen auch an diesem Fonds mit einer Millionen Euro beteiligen wird. Für die Frage, welches Land den Schaden absichert und ggf. dann auch einen Schadensausgleich vornehmen muss, soll der Sitz des Produzenten maßgeblich sein, der den Auftrag ausführt. Da in Hessen auch einige Auftragsproduzenten ihren Sitz haben, stellt die Beteiligung an diesem Fonds sicher, dass es im Schadensfalls zu keinen existenzgefährdenden Situationen für hessische Produzenten kommt.

Die Filmförderanstalt (FFA) administriert bereits den Ausfallfonds I und soll auch den Ausfallfonds II abwickeln. Zu diesem Zweck wird das Land mit der FFA eine Verwaltungsvereinbarung abschließen. Der Start ist dann für Anfang nächsten Jahres geplant.

Illusionistische Schaukästen der Natur Neues Senckenberg-Buch „Senckenbergs historische Dioramen“ erschienen

© E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung oHG
© E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung oHG

Frankfurt am Main, 08.12.2020. Sie erschaffen die Illusion eines Lebensraumes, sind echte Kunstwerke mit langer Geschichte und gehören weltweit zu den Hauptattraktionen in Naturkundemuseen: Dioramen. Wie eine Art Bühnenbild stellen sie die Tier- und Pflanzenwelt eines Ökosystems dreidimensional und naturgetreu nach. Im heute erschienenen Senckenberg-Buch „Senckenbergs historische Dioramen“ gibt der langjährig bei Senckenberg beschäftigte Zoologische Präparator Udo Becker einen Einblick in die Entstehung dieser einzigartigen Naturszenen im Frankfurter Naturmuseum, die zum großen Teil bis heute zu sehen sind. Dabei rollt er neben der Geschichte der Dioramen auch die des ersten Museums am Eschenheimer Turm – dessen Gründung vor 200 Jahren 2021 gefeiert wird – und des neu erbauten Museums an der Senckenberganlage auf. Zudem stellt er Techniken beim Aufbau und der Präparation von Dioramen vor.

Ein Giraffenjunges trinkt auf weit gespreizten Beinen an einer Wasserstelle, beschützt von der Mutter und dem riesigen, fast viereinhalb Meter großen Giraffenbullen, der in einiger Entfernung wartet. Antilopen und Gazellen umringen die Gruppe, Affen klettern umher, ein Waran liegt in der Abendsonne. Am Horizont leuchten die schneebedeckten Gipfel des Kilimandscharo-Massivs. Am 13. Oktober 1908 konnten die Besucher*innen das erste Diorama im neu erbauten Museum an der Senckenberganlage bestaunen und wie durch ein Fenster in eine ferne Welt blicken. Dem „Ostafrika-Diorama“ folgten 1910 das Diorama „Arktische Gruppe“, das das Tierleben im Grönländischen Eismeer zeigte, sowie 1935 die „Frankfurter Urlandschaft“ und 1936 das „Riesenelch-Diorama“. Diese eindrucksvollen Momentaufnahmen der Tier- und Pflanzenwelt, exisitieren heute leider nicht mehr – sie wurden im zweiten Weltkrieg zerstört. Die von 1936 bis 1942 nach und nach eröffneten zehn kleineren Dioramen „Tiere der Heimat“ wurden nach dem Krieg wieder aufgebaut und sind heute mit fünf neu gestalteten Lebensgruppen in ähnlicher Weise im Senckenberg Naturmuseum zu sehen.

Der Entstehungsgeschichte der Senckenberg-Dioramen ist Autor Udo Becker in seinem Buch nachgegangen. Er erläutert detailliert die Entscheidungsprozesse der beteiligten Direktoren und Mitarbeiter*innen vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse, schildert die Herkunft der Exponate und die Arbeit der Präparatoren und Künstler. Anekdoten machen die Geschichte der Dioramen lebendig. So erfahren die Leser*innen, dass sich die Präparationswerkstatt für die Arbeit am Giraffenbullen des Ostafrika-Dioramas als zu niedrig erwies. Kurzerhand wurde ein Loch in die Decke geschlagen, so dass der Kopf der Giraffe vom oberen Raum präpariert werden konnte. Ebenso bemerkenswert ist die Geschichte des Dioramas „Frankfurter Urlandschaft“. Dieses zeigte die Umgebung am heutigen Standort des Senckenberg Naturmuseums vor mehreren tausend Jahren: Ein sumpfiger See, an dessen Uferzone Elche und Biber lebten. Im Vordergrund die Skelette eines Auerochsen und eines Wildhundes, die im Morast versanken. Die rund 11.000 Jahre alten Skelette wurden 1914 bei Ausschachtungsarbeiten neben dem heutigen Museum gefunden und sorgfältig geborgen.

Ergänzt wird die Geschichte der Dioramen durch Informationskästen zu beteiligten Persönlichkeiten wie Präparatoren, Künstlern und Museumsdirektoren. Den Rahmen setzen Kapitel zur allgemeinen Historie der Dioramen, der Entwicklung der Schausammlungsinhalte und der Ausstellungskonzeption in naturkundlichen Museen, Erläuterungen der Präparationstechniken sowie eine Zusammenfassung der Geschichte der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und dem Frankfurter Senckenberg Naturmuseum. Historische Fotografien, zahlreiche Skizzen, Berichte von Zeitzeug*innen und eine umfangreiche Literatur- und Quellensammlung komplettieren den Band. Annette Scheersoi, Professorin für Biologiedidaktik an der Universität Bonn, greift im Abschlusskapitel „Dioramen – Zeitzeugen oder zeitlos?!“ die Frage auf, welchen didaktischen Wert Dioramen naturkundlicher Museen in der heutigen Zeit erfahren.

Udo Becker absolvierte an der Senckenberg-Schule eine Ausbildung zum technischen Assistenten für naturkundliche Museen und Forschungsinstitute und erlernte anschließend den Beruf des Zoologischen Präparators. In dieser Profession ist er seit 1985 bei der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung tätig. Seine Leidenschaft gilt neben diesem vielfältigen Beruf der Beschäftigung mit der Historie der zoologischen Präparation sowie der Geschichte der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, des Frankfurter Naturmuseums und dessen historisch bedeutsamen Exponaten.

Annette Scheersoi ist Professorin für Biologiedidaktik an der Universität Bonn. Ihr Forschungsschwerpunkt ist das Biologielernen an außerschulischen Lernorten. Hierbei befasst sie sich vor allem mit Fragen der Interessenentwicklung. Mit Museen verband sie schon immer eine besondere Affinität.

cover-senckenbergs-historische-dioramen-160-2020Udo Becker (mit einem Beitrag von Annette Scheersoi) Senckenbergs historische Dioramen
2020, 132 Seiten, 106 Abbildungen
durchgehend farbig, 20 x 22,5 cm, broschiert,
ISBN 978-3-510-61417-2,
Senckenberg-Buch 85, 14,90 Euro
www.schweizerbart.de/9783510614172

Livestream mit Deniz Ohde // Frankfurter Premieren // 09.12.2020, 19:30 Uhr

Deniz Ohde © Foto Diether v. Goddenthow
Deniz Ohde © Foto Diether v. Goddenthow

(ffm) Die vom Kulturamt Frankfurt organisierte Reihe Frankfurter Premieren stellt neue Bücher aus Frankfurter Verlagen oder von Autoren mit Frankfurt-Bezug vor. Die letzte Folge des Jahres findet als Livestream statt.

Am Mittwoch, 9. Dezember, um 19.30 Uhr, ist die in Frankfurt geborene und aufgewachsene Schriftstellerin Deniz Ohde zu Gast und stellt im Gespräch mit Shirin Sojitrawalla ihren Debütroman „Streulicht“ (Suhrkamp Verlag) vor. Der Aufzeichnung steht via YouTube kostenfrei zur Verfügung und ist im Anschluss eine Woche auf Abruf bereit unter https://www.youtube.com/watch?v=EVVZTQkQVA8&feature=youtu.be im Internet.

Versuchter Bildungsaufstieg und eine Jugend im Schatten des Industrieparks: Drastisch und feinsinnig zugleich erzählt „Streulicht“ die Geschichte eines deutsch-türkischen Mädchens von „ganz unten“. In der Schule kann es sich keine Französisch-Vokabeln merken, weil es zu sehr darauf konzentriert ist, die stumme Sprache der Wohnung zu verstehen: zerbrochenes Glas, der jähzornige Vater, die Löcher in der Kleidung. Die Armut ist so alltäglich wie die unzähligen, mehr oder weniger subtilen Erfahrungen von Ausgrenzung und Diskriminierung. Sie bleiben zurück als seelische Narben, selbst als die junge Frau entgegen aller Wahrscheinlichkeit dem Arbeitermilieu der Eltern doch noch zu entkommen scheint.

Dem Mythos von der Chancengleichheit hält Ohde in ihrem Roman die bittere Realität der Klassengesellschaft entgegen. Wie die jüngsten Bücher von Nicolas Mathieu und Édouard Louis, Anna Mayr und Christian Baron wirft auch „Streulicht“ einen schonungslosen Blick auf die soziale Wirklichkeit und die Machtmechanismen, die in ihr wirken. Das wichtigste Debüt des Jahres stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2020 und wurde mit dem Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung ausgezeichnet.

Ohde, geboren 1988 in Frankfurt am Main, studierte Germanistik in Leipzig, wo sie auch lebt. 2016 war sie Finalistin des 24. „open mike“ und des 10. „poet bewegt“ Literaturwettbewerbs, 2017 Stipendiatin des 21. Klagenfurter Literaturkurses. 2019 stand sie auf der Shortlist für den Wortmeldungen-Förderpreis. Shirin Sojitrawalla lebt in Wiesbaden und schreibt als freie Journalistin und Kritikerin unter anderem für Die Zeit, die taz, den Deutschlandfunk und das Portal http://www.nachtkritik.de .

Die Veranstaltung mit Deniz Ohde und Shirin Sojitrawalla ist eine Kooperation des Kulturamts Frankfurt am Main mit der Evangelischen Akademie Frankfurt und wird gefördert im Rahmen von „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durch den Deutschen Literaturfonds.

Livestream aus der Evangelischen Akademie Frankfurt

Die Digitalisierung der Reihe wird in loser Folge fortgesetzt.

Bisher sind in der Reihe Frankfurter Premieren digital erschienen:
#1 Ingo Schulze im Gespräch mit Alf Mentzer – „Die rechtschaffenen Mörder“
#2 Julia Malik im Gespräch mit Bärbel Schäfer – „Brauch Blau“
#3 Leif Randt im Gespräch mit Christian Metz – „Allegro Pastell“
#4 Jürgen Kaube im Gespräch mit Lothar Müller – „Hegels Welt“

Alte Oper und Städtische Bühnen Frankfurt bleiben bis Ende Januar geschlossen

Alte Oper Frankfurt © Foto Diether v. Goddenthow
Alte Oper Frankfurt © Foto Diether v. Goddenthow

(ffm) Die drei städtischen Kultureinrichtungen Alte Oper sowie Oper und Schauspiel Frankfurt setzen ihren Spiel- und Veranstaltungsbetrieb bis voraussichtlich Sonntag, 31. Januar, aus. Damit folgt die Stadt der Hessischen Landesregierung, die eine Aussetzung des Bühnen- und Spielbetriebs für die Staatstheater des Landes Hessen bis zu diesem Tag beschlossen hat.

Zuvor hatten Bund und Länder in der vergangenen Woche die Verlängerung der Corona-Maßnahmen und damit auch die Schließung der Kultureinrichtungen bis vorerst 10. Januar 2021 beschlossen.

Kulturdezernentin Ina Hartwig bedauert das weiterhin ausbleibende Kulturangebot. Sie befürwortet jedoch die Schließung angesichts der unverändert hohen Infektionszahlen und im Sinne der Planungssicherheit für alle Beteiligten.

Über die detaillierten Auswirkungen werden die Abonnenten sowie alle weiteren Besucher von den jeweiligen Häusern entsprechend informiert.

Alte Oper

Städtische Bühnen

Farbbeutelanschlag auf das Weltkulturen Museum

© Foto Diether v. Goddenthow
© Foto Diether v. Goddenthow

(ffm) Am Wochenende wurde das Weltkulturen Museum Ziel einer Aktion, die sich laut Schablonenschriftzug als antikolonial bezeichnete. Die roten Farbbeutelflecken auf der Fassade der Ausstellungsvilla am Schaumainkai 29 bedurften dieser Erklärung.

Ohne diese hätte die Vermutung einer aggressiv-rassistischen Handlung nahegelegen, gingen doch alle Farbbeutelwürfe mehr oder weniger in Richtung des Ausstellungsbanners, das das Projekt der Ko-Kuratoren der laufenden Ausstellung anzeigt. In diesem Projekt eines Künstlerkollektivs mit Wurzeln im heutigen Ostindonesien äußern sich molukkisch-niederländische Frauen zu ihren kulturellen Wurzeln und den Folgen kolonialer Strukturen.

Kulturdezernentin Ina Hartwig erklärt hierzu: „Ich bin erschüttert angesichts dieses Aktes von Vandalismus ausgerechnet gegen eine Kultureinrichtung, die so klug und differenziert mit dem kolonialen Erbe umzugehen versteht.“

Die Direktorin des Weltkulturen Museums, Eva Raabe, sagt: „Da die Aktion anonym war, kann man nur darüber spekulieren, gegen wen oder was sie sich richtet: Gegen unsere molukkisch-niederländischen Partner? Anzunehmen ist wohl, dass die Akteure, wer immer sie auch waren, sich gar nicht mit den kritisch-reflexiven Inhalten der Ausstellung ‚Weltenbewegend. Migration macht Geschichten‘ auseinandergesetzt haben. Oder war das Weltkulturen Museum als Ganzes gemeint? Was sollte dann kritisiert werden: seine Ursprünge oder seine Arbeit?“

Den Mitarbeitern des Weltkulturen Museum ist durchaus bewusst, dass Teile der Museumssammlungen kolonialzeitliche Erwerbungen sind und seine Gründung 1904 in der Kolonialzeit stattfand. Gerade deshalb setzt sich das Weltkulturen Museum kritisch mit Themen wie kolonialem Erbe, Rassismus und sensiblem Sammlungsgut auseinander.

So ging es in der Ausstellung „Entre Terra E Mar“ in Zusammenarbeit mit einem afrobrasilianischen Künstler um die Folgen von Sklaverei und kolonialer Ausbeutung. In „Gesammelt Gekauft Geraubt?“ wurde der sensible Erwerbskontext kolonialzeitlicher Sammlungsobjekte transparent gemacht. Gerade hat das Museum einen Film zusammen mit kanadischen Indigenen produziert. Es steht im permanenten Austausch mit indigenen Aktivisten und hat eine Ausstellung in Kooperation mit Sea-Watch kuratiert. Bereits seit den 1970er Jahren, als in der Öffentlichkeit das Thema Kolonialismus und Rassismus noch gar nicht als wichtig wahrgenommen wurde, engagierte sich das Weltkulturen Museum im Bereich zeitgenössischer Kunst dafür, dass indigene Künstler auch in Frankfurt ihre postkolonialen Erfahrungen zum Ausdruck bringen konnten.

Das Weltkulturen Museum möchte die Urheber dieser antikolonialen Aktion gerne zum Dialog einladen. Ein öffentlicher Dialog bringt allemal mehr Aufmerksamkeit für eine gute Sache als anonymer Vandalismus.

Museum der Weltkulturen
Ein Museum der Stadt Frankfurt am Main
Schaumainkai 29-37
60594 Frankfurt am Main