Kategorie-Archiv: Universitätsmedizin Mainz

16. Mainzer Wissenschaftsmarkt: Mensch und Umwelt Unseren Planeten Erde verstehen, (be)greifen und bestaunen

WiMa2017(Mainz, 24.08.2017-BL) – Wo gibt es Wolken zum Mitnehmen? Wer schnüffelt gegen den Treibhauseffekt? Was gibt es im virtuellen Ice-Cube-Experiment zu sehen? Und: Was passiert im Dschungelcamp? Am 9. und 10. September 2017 ist wieder Zeit zum Fragen stellen, zum (Be)greifen, Mitmachen und zum Staunen – eben Zeit für den Mainzer Wissenschaftsmarkt, der auf dem Gutenbergplatz wieder seine Zelte aufschlägt. Die rund 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Mitgliedsinstitutionen der MAINZER WISSENSCHAFTSALLIANZ e.V. zeigen in diesem Jahr rund um das Thema „Mensch und Umwelt“ über 30 Projekte, an denen sie gerade forschen, die sich in der Umsetzungsphase befinden oder sogar schon angewendet werden. Und sie präsentieren dies wieder auf leicht verständliche Art und Weise für alle Besucherinnen und Besucher, ob jung oder alt, ob Laie oder Experte.

„Aktuelle Entwicklungen, wie der Klimawandel oder zunehmende negative globale soziale Auswirkungen unseres Wirtschaftens und Konsumverhaltens, fordern uns heraus, den Umgang mit Ressourcen täglich zu hinterfragen. Hier arbeiten Wissenschaft, Politik und viele weitere Akteure daran, nach Lösungen für einen geringeren Ressourcenverbrauch, wie etwa im Bereich der Kreislaufwirtschaft oder Energieeffizienz, zu suchen“, erklärte Ulrike Höfken, Ministerin für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz. „Die Bedeutung unserer Handlungen für die zukünftige Entwicklung unseres Planeten hat die MAINZER WISSENSCHAFTSALLIANZ mit ihrem Themenjahr 2017 `Mensch und Umwelt´ aufgegriffen und zeigt nun dazu auf dem Wissenschaftsmarkt ein breites Spektrum der Forschungen – aktuell, informativ und spannend“, sagte Professor Dr. Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz. Dass die Einladung an alle Bürgerinnen und Bürger Mensch und Umwelt zu erkunden und sich im Rahmen von Aktionen und Vorführungen zu informieren, gerne wieder von diesen in großer Zahl angenommen wird, darüber sind sich Höfken und Wolf einig.

Foto: Diether v. Goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow

„Ich freue mich besonders, dass zu dem Thema ‚Mensch und Umwelt‘ alle Facetten dazu auf dem Wissenschaftsmarkt zum Zuge kommen. So beschreitet die Katholische Hochschule den Pfad von Ethik und Werten und setzt sich mit verschiedenen Begriffen aus der Umwelt-Enzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus auseinander. Dann gibt es natürlich viel zu sehen, woran gerade geforscht wird, wie beispielsweise beim Max Planck-Institut für Polymerforschung mit der Entwicklung von neuartigen mikro- und nanostrukturierten Oberflächen, oder dem Sonderforschungsbereich Spin+X der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und der TU Kaiserslautern, dessen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neuartige Materialien, mit denen zukünftig energieeffizientere und damit umweltschonendere Technologien entwickelt werden können, erforschen. Auch bereits in der Anwendung befindliche Entwicklungen werden präsentiert, unter anderem von der TH Bingen, der Hochschule Mainz oder dem Fraunhofer ICT-IMM“, führt Professor Dr. Gerhard Muth, Vorstandsvorsitzender der MAINZER WISSENSCHAFTSALLIANZ und Präsident der Hochschule Mainz aus und nennt noch ein weiteres, die Vielfalt bereicherndes Projekt: „Schön ist auch, dass wir mit ‚Dark Matters. Die Dunklen Materien der Stadt‘ ein Projekt an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Stadtgesellschaft dabei haben, das spielerisch die Dimensionen des Unbekannten und die Ränder des aktuellen Wissens erlebbar macht.“ Für Professor Muth ist ganz klar: „Mit dem Wissenschaftsmarkt zeigt sich immer wieder die große Stärke unseres Netzwerkes: Leidenschaft für Forschung in Verbindung mit Wissen im Herzen!“

Auch für Michael Ebling, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz, ist es wichtig, das enge Miteinander der zahlreichen Beteiligten, welche diese Veranstaltung engagiert mittragen – sowohl die Institutionen mit ihren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern als auch die überzeugten Sponsoren und Projektpartner – herauszustellen. „Wir danken all jenen, die es erneut ermöglichen, einen vielschichtigen Bereich unserer Stadt auf diese unkonventionelle Weise zu entdecken und näher kennen zu lernen“, freut er sich. Ebling findet es zugleich „großartig“, dass die Landeshauptstadt Mainz beim Thema Mensch und Umwelt mit seinem „Masterplan 100 % Klimaschutz“-Projekt vertreten ist und sich dabei vorgenommen hat, die Abläufe der Weltklimakonferenz verständlicher zu machen und zu zeigen, wie eine Stadt lokale Lösungen anbietet.

Doch das ist lange noch nicht alles an Projekten und Themen zu Mensch und Umwelt, die auf über 800 qm Zeltfläche, gruppiert in vier große und mehrere kleine Zelte, zu sehen sind. Einblicke in Forschung, Umsetzung und Anwendung geben beispielsweise auch das i3mainz (Institut für raumbezogenen Informations- und Messtechnik) / Hochschule Mainz: Es zeigt verschiedene Möglichkeiten der Erfassung, Darstellung und Auswertung digitaler Geländemodelle und stellt sein geographisches Informationssystem (GIS) zur Unterstützung der Vorhersage und Bewältigung einer städtischen Flutkatastrophe vor. Beim Fraunhofer ICT-IMM heißt es „Schnüffeln gegen den Treibhauseffekt“ mit dem Leck-Suchgerät, dessen Helium-Sensor dort entwickelt wurde.

Das begehbare Herz. Foto: Diether v. Goddenthow
Das begehbare Herz. Foto: Diether v. Goddenthow

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) bietet auf dem Wissenschaftsmarkt Einblicke in aktuelle Forschungsprojekte rund um das Verständnis zur Entstehung, Entwicklung und Zukunft unseres Planeten. „Die Universität öffnet dabei die Tür zu wissenschaftlichen Projekten, die in der Regel dem außeruniversitären Publikum gar nicht oder nur sehr selten zugänglich sind“, erklärt der Präsident der JGU, Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch. „In den Mittelpunkt rücken wir auch unsere Kooperationen mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie beispielsweise mit den Max-Planck-Instituten oder dem Helmholtz-Institut Mainz. Gerade diese Kooperationen gehören zum Kern der Mainzer Forschungskultur und bilden das Fundament des dynamischen Wissenschaftsstandorts Mainz.“ So können mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Exzellenzclusters PRISMA, des Instituts für Informatik, des Ada Lovelace-Projekts und dem Helmholtz-Institut Mainz natürliche Radioaktivität in der Nebelkammer beobachtet und Neutrinos im virtuellen Ice-Cube-Experiment erlebt werden. Die AG Geophysik und Geodynamik des Instituts für Geowissenschaften der JGU präsentiert eine sehr große Bandbreite ihrer Forschung – von der Deformation der Erde über geothermische Exploration bis zu industriellen Prozessen. „Unsere Forschung ist wichtig, um Naturkatastrophen und mögliche negative Folgen menschlichen Handelns zu vermeiden sowie die Qualität einiger wichtiger Materialien wie Glas zu verbessern“, erläutern die Projektverantwortlichen Beatriz Martínez Montesinos und Linfeng Ding. Zum Thema Versauerung von Ozeanen wirft das NatLab für Schülerinnen und Schüler der JGU einen experimentellen Blick auf die Meere und fragt: „Hängt das CO2-Problem und die Versauerung der Meere zusammen?“

„Die Technische Hochschule (TH) Bingen will die Lebensqualität in der Region verbessern und gleichzeitig den Umweltschutz voranbringen“, erklärt deren Präsident Professor Dr. Klaus Becker. „Dazu gehen wir der Frage nach, wie stark sich die Geräusche der Güterzüge im Mittelrheintal unterscheiden. Gibt es schon einen Fortschritt bei den umgerüsteten Waggons und wie groß ist dieser Effekt?“. Und in einem weiteren Experiment zeigt die TH Bingen, wie Dachbegrünungen das Klima in der Stadt beeinflussen. „Die bewachsenen Dächer tragen dazu bei, die Temperatur in den Städten zu senken und die Klimagase zu absorbieren. Sie können Regenwasser zurückhalten und bieten verschiedenen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum“, erläutert Prof. Becker.

Das Thema Umwelthygiene verdeutlicht die Abteilung für Hygiene und Infektionsprävention/ Universitätsmedizin Mainz der JGU am Beispiel Trinkwasseranalyse. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler lassen das Unsichtbare in dem so wichtigen Bestandteil unseres Lebens sichtbar werden. Dem lebenswichtigen Prozess der Blutgerinnung widmet sich das Zentrum für translationale Vaskuläre Biologie (CTVB) / Universitätsmedizin Mainz der JGU. In anschaulichen Experimenten zeigt es, welche Blutzellen an der Bildung von Blutgerinnseln beteiligt sind. Forscherinnen und Forscher des Instituts für Physik der Atmosphäre / JGU und des Max Planck-Instituts für Chemie (MPI-C) erzeugen Wolken in der Wolkenkammer und zeigen, wie sie so wichtige Informationen für die Klimaforschung und Wettervorhersagen erhalten. Und auch im Dschungelcamp des MPI-C, mitten im brasilianischen Regenwald, werden Wetterdaten sowie Informationen zu Treibhausgasen und Aerosolpartikel für die Klimaforschung gesammelt.

Wie wir Menschen Umwelt nutzen, schützen und auch verändern bzw. dies in der Vergangenheit getan haben, das zeigen das Römisch-Germanische Zentralmuseum, das Naturhistorische Museum, das Landesmuseum Mainz und auch die Akademie der Wissenschaften und Literatur. Last, but not least, lädt das Kooperationsprojekt des Instituts für Film-, Theater- und empirische Kulturwissenschaft, Abteilung Theaterwissenschaft der JGU, des Staatstheaters Mainz und des Netzwerks für Urbane Übergänge „Dark Matters. Die Dunklen Materien der Stadt“ zur Spurensuche nach dem Unsichtbaren und Unterschwelligen ein. „Wir wollen unsichtbare Netzwerke wie Viren, Datenströme, Pilzstrukturen oder Müll- und Abwassersysteme aufspüren und nach Zusammenhängen jenseits alltäglicher Wahrnehmung und heutiger Wissensgrenzen suchen“, schwärmen Dr. Annika Wehrle und Malin Nagel, beide federführend für das Projekt.

Foto: Diether v. Goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow

Die feierliche Eröffnung des 16. Mainzer Wissenschaftsmarkts findet am Samstag, 9. September 2017, um 10 Uhr vom Balkon des Staatstheaters aus statt. Mit dabei sind Professor Dr. Konrad Wolf, Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz, Dr. Thomas Griese, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz, der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz, Michael Ebling, der Intendant des Staatstheaters, Markus Müller, sowie Professor Dr. Gerhard Muth, Vorstandsvorsitzender der MAINZER WISSENSCHAFTSALLIANZ und Präsident der Hochschule Mainz. Das Intro zur Eröffnung gestalten Blechbläser des Philharmonischen Staatsorchesters Mainz unter Leitung von Hermann Bäumer. Vertreter der Presse sind herzlich willkommen.

WEITERE INFORMATIONEN

Öffnungszeiten Wissenschaftsmarkt 2017:
Samstag, 9. September 2017, 10 bis 18 Uhr
Sonntag, 10. September 2017, 11 bis 18 Uhr

Eröffnung am Samstag, 9. September 2017, 10 Uhr, vor dem Staatstheater

Allgemeine Informationen: Mainzer Wissenschaftsmarkt

 

500 JAHRE REFORMATION – TAG DER OFFENEN TÜR AM SAMSTAG, 9. 9. 2017

Leibniz-Institut für Europäische Geschichte

Der Tag der offenen Tür 2017 steht ganz im Zeichen des Reformationsjubiläums. Mit Hilfe einer Luther-Box kann auf dem Gutenberg-Platz spielerisch in die Welt Martin Luthers eingetaucht werden. Codes müssen geknackt und Gegenstände kombiniert werden – und am Ende wartet ein Preis, der im IEG-Gebäude abgeholt werden kann.
Dort warten weitere Aktivitäten auf die Besucherinnen und Besucher: mit Hilfe einer Druckpresse kann die Technik des Buchdrucks, der für die Verbreitung der Reformation eine große Rolle spielte, erlernt werden. Weitere Bastelstationen beschäftigen die Kleinen, während sich das IEG mit seiner Bibliothek, dem Stipendiatenwohnheim und seiner Forschung den Großen im Rahmen einer Führung präsentiert.
Welche Rolle die Reformation in Mainz spielte, verraten zwei Stadtführungen.

INTERAKTION
Marktplatz: Luther-Box
Stadtführungen zum Thema Reformation in Mainz
Samstag, 9.9., um 10 Uhr und 11 Uhr.
Treffpunkt: Gutenberg-Statue

ZIELGRUPPE
ab 10 Jahren

DARK MATTERS. DIE DUNKLEN MATERIEN DER STADT

Johannes Gutenberg Universität Mainz | Institut für Film-, Theater- und empirische Kulturwissenschaft, Abteilung Theaterwissenschaft
Staatstheater Mainz in Kooperation mit dem Netzwerk für Urbane Übergänge

„Dark Matters. Die Dunklen Materien der Stadt“ lädt ein zu einer Spurensuche nach dem Unsichtbaren und Unterschwelligen in Mainz. Unsichtbare Netzwerke wie Viren, Datenströme, Pilzstrukturen oder Müll- und Abwassersysteme werden aufgespürt und nachgezeichnet. In Workshops, Stadttouren, Vorträgen, virtuellen Rundgängen, Lesungen, Vorträgen, Konzerten und Ausstellungen werden die Teilnehmenden zu geladenen Teilchen, die im urbanen und virtuellen Raum fluktuieren. Von verschiedenen physikalischen, gesellschaftlichen und kulturellen Kräften angezogen und abgestoßen, werden sie Teil des Gewimmels unter den Oberflächen.

PROGRAMM

  • Sa/ So ganztägig (Foyer Staatstheater): Dark Matters – die Ausstellung. Installative Ausstellung zu den „Dunklen Materien“ der Stadt Mainz
  • Sa, 14:00 – 17:00 (Treffpunkt: Foyer des Staatstheaters): Dark Matters – der Workshop. Unter Leitung der Politikwissenschaftlerin Jacqueline Rudolf gehen die Teilnehmenden des Workshops den Dunklen Materien im gesellschaftlich-politischen Raum nach.
  • So, 14:00 und 16:00 (Treffpunkt: Foyer des Staatstheaters): Dark Matters. Die Tour.

Weitere Veranstaltungen im Rahmen des Projekts „Dark Matters“ finden am 16. und 17.9. im Kino Capitol statt.

INTERAKTION

  • Neugier und Entdeckerlust werden geweckt durch den Blick unter die Oberflächen der Stadt.
  • Das Projekt befindet sich an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Stadtgesellschaft und macht spielerisch die Dimensionen des Unbekannten und die Ränder des (aktuellen) Wissens erlebbar.

ZIELGRUPPE
ab Jugendliche

Begleitprogramm

SAMSTAG, 09.09.2017

zu den Marktzeiten

IEG – Leibniz-Institut für Europäische Geschichte
Tag der Offenen Tür zum Thema Reformation
10:00 Stadtführung – Die Rolle der Reformation in Mainz
11:00 Stadtführung – Die Rolle der Reformation in Mainz
Der Treffpunkt ist jeweils die Gutenberg-Statue auf dem Gutenbergplatz

NatLab-Showtime

Dronen-Vorführungen – MAINZER STADTWERKE

Theaterwissenschaft der JGU und Staatstheater Mainz
in Kooperation mit dem Netzwerk für Urbane Übergänge
Dark Matters – die Ausstellung.
Installative Ausstellung zu den „Dunklen Materien“ der Stadt Mainz
ganztägig (Foyer Staatstheater)

Theaterwissenschaft der JGU und Staatstheater Mainz
in Kooperation mit dem Netzwerk für Urbane Übergänge
Dark Matters – der Workshop.
Unter Leitung der Politikwissenschaftlerin Jacqueline Rudolf gehen die Teilnehmenden des Workshops den Dunklen Materien im gesellschaftlich-politischen Raum nach.
14:00 – 17:00 (Treffpunkt: Tritonplatz)


SONNTAG, 10.09.2017

NatLab-Showtime

Dronen-Vorführungen – MAINZER STADTWERKE

Theaterwissenschaft der JGU und Staatstheater Mainz
in Kooperation mit dem Netzwerk für Urbane Übergänge
Dark Matters – die Ausstellung.
Installative Ausstellung zu den „Dunklen Materien“ der Stadt Mainz
ganztägig (Foyer Staatstheater)

Theaterwissenschaft der JGU und Staatstheater Mainz
in Kooperation mit dem Netzwerk für Urbane Übergänge
Dark MattersTour
14:00 – 17:00 (Treffpunkt: Foyer Staatstheater)

Landeshauptstadt Mainz MIT Intervention creartiv Köln
Was sind schon 2 Grad?
„Wahl: Wahrheit oder Pflicht“ – das heiße Spiel zum Klimawandel der League of Creative
Interventionists – Köln auf dem Mainzer Wissenschaftsmarkt,
ab 12:00 Uhr in Intervallen

STAATSTHTEATER MAINZ – GROSSES HAUS

19:00 Uhr Physik im Theater | Die dunkle Seite des Universums
Prof. Dr. Laura Baudis | Universität Zürich

Allgemeine Informationen: Mainzer Wissenschaftsmarkt

„Menschsein aus christlicher Sicht“ am 3.Mai 2017 Hörsaal 505 Unimedizin Mainz

Fortsetzung der Vorlesungsreihe „Was ist der Mensch?“ am 03. Mai 2017

(Mainz, 28. April 2017, br) Am 3. Mai setzt die Medizinische Gesellschaft Mainz ihre Vorlesungsreihe „Was ist der Mensch?“ fort. Antworten aus christlicher Sicht gibt Prof. Dr. Gerhard Kruip, Inhaber des Lehrstuhls für Christliche Anthropologie und Sozialethik der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Dabei geht er insbesondere auf die Frage ein, was, unberührt von Missdeutung und Missbrauch, von Illusion und Aberglaube, als Kern der Frohen Botschaft bleibt. Moderiert wird der Abend von Prof. Dr. Jürgen Knop, dem ehemaligen Direktor der Hautklinik der Universitätsmedizin Mainz. Der Themenabend findet um 19.15 Uhr im Hörsaal Chirurgie (Gebäude 505H) der Universitätsmedizin Mainz (Langenbeckstraße 1, 55131 Mainz) statt. Interessierte sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.

„Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst?“ So lautet die an Gott gerichtete Frage in Psalm 8. Dort wird die Frage so beantwortet: „Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.“ Judentum und Christentum haben eine sehr hohe Meinung vom Menschen. Sie schreiben ihm eine unverlierbare Würde und Menschenrechte zu – und dies unabhängig von Geschlecht, Rasse, sozialem Status, religiösem Bekenntnis oder nationaler Zugehörigkeit.

Eine solche Sicht des Menschen beinhaltet Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten, der leider auch Juden und Christen nicht immer gerecht geworden sind und werden. Deshalb ist auch die Frage nach Schuld und Vergebung für die jüdisch-christliche Sicht vom Menschen von großer Bedeutung. Professor Kruip wird mit Rückbezug auf biblische Texte diese Zusammenhänge deutlich machen und überdies zeigen, wie die christliche Hoffnung auf die Auferweckung von den Toten auch dem schuldlosen Scheitern im Einsatz für Gerechtigkeit und Menschlichkeit Sinn verleiht.

Die neue, 11 Vorlesungen umfassende Reihe „Was ist der Mensch?“ beleuchtet aus dem Blickwinkel verschiedener Wissenschaften, was den Mensch zum Menschen macht und was sein Wesenskern ist. Sie stellt die evolutionsbiologische Sicht ebenso dar wie Aspekte zum Dasein des Menschen als soziales, zur Moral befähigtes, lustbedürftiges, religiöses, kunstschaffendes und kunstbedürftiges Wesen. Die Reihe lädt ein, darüber nachzudenken und zu diskutieren, was den Menschen zum Menschen macht, um so ein Stück weit Aufschluss über die eigene Identität zu erhalten.

March for Science in Frankfurt gegen Fake-News u. Religionsfundamentalismus für eine aufgeklärte, pluralistische Gesellschaft

Kurzfassung: March for Science in Frankfurt gegen Fake-News und Religionsfundamentalismus

March for Science Frankfurt am 22.April 2017 Foto: Diether v. Goddenthow
March for Science Frankfurt am 22.April 2017 Foto: Diether v. Goddenthow

Ob US-Präsident Donald Trump und sein Vize Mike Pence mit dem Bau einer Arche Noah beginnen werden, sollte ihr Klima-Bus   tatsächlich in den Abgrund rasen, wie Professor  Dr. Joachim Curtius vom Institut für Atmosphäre und Umwelt der Goethe-Universität Frankfurt, auf der Abschlusskundgebung des March for Science in Frankfurt auf dem Römerberg am 22. April 2017 befürchtete (siehe unten), wissen wir nicht. Gesichert ist jedoch, dass der US-Präsident den Klimawandel als Gerücht und „chinesischen Trick“ abtut, dass er per Dekret Klimaschutz-Auflagen für Kohlekraftwerke sowie für die Gas- und Ölförderung zurückgenommen hat, die Mittel für die Klimaforschung von EPA bis zur NASA kürzte, die Infos über Klimawandel von den staatlichen Webseiten entfernte, in der Gentechnik die Stammzellenforschung beschnitt, und Beamten verbot, sich darüber öffentlich zu äußern. Trumps Wohnungsbauminister Ben Carson soll sogar überzeugt davon sein, dass der Teufel Charles Darwin bei der Formulierung seiner Evolutionstheorie ritt. Gesundheitsminister Tom Price gehört einem Verband an, der Abtreibung als eine Ursache von Brustkrebs ausgemacht hat. Und das Rauchen schlecht für die Lunge ist, sei laut Mike Pence noch nicht ausreichend belegt. Das Tempo der neuen US-Regierung, wie sie mit Ignoranz, verdrehten Fakten und Meinungen die „Weltmacht der Wissenschaft“ zu zerlegen scheint, ist erschreckend. John Holdren, Ex-Wissenschaftsberater Barak Obamas fürchtet, dass die Wissenschaft im Weißen Haus keine Stimme mehr habe. „Die Regierung Trump hat sich von den Fakten abgewandt. Dieses Land braucht aber einen Präsidenten, der die Bedeutung der Wissenschaft versteht (Quelle: „Sag die Wahrheit“, Roman Deiniger, in: Zurück auf die Arche Noah,  Süddeutsche Zeitung Nr. 93, 22./23.April 2017)

An der Bockenheimer Warte findet der erste Kundgebungsteil des March for Science Frankfurt statt.Foto: Diether v. Goddenthow
An der Bockenheimer Warte findet der erste Kundgebungsteil des March for Science Frankfurt statt.Foto: Diether v. Goddenthow

Aber auch in vielen anderen Ländern, etwa in Ungarn, Russland und in der Türkei bedrohen Kulturkampf und religiöser Glaubenswahn oftmals den Fortschritt von Wissenschaft und Forschung. Dort werden Gelder gekappt, Wissenschaftler entlassen, verfolgt, eingesperrt oder ihres Landes verwiesen, weil die Fakten vielfach nicht zu den konstruierten Weltbildern und Wirklichkeiten von vorherrschenden politischen, wirtschaftlichen und/ oder religiösen Zielen passen.

Peter Feldmann, Oberbürgermeister, Prof. Brigitta Wolff, Goethe-Universitätspräsidentin, Professor Dr. Frank E.P. Dievernich, Präsident der Frankfurter University of Applied Science Foto: Diether v. Goddenthow
Peter Feldmann, Oberbürgermeister, Prof. Brigitta Wolff, Goethe-Universitätspräsidentin, Professor Dr. Frank E.P. Dievernich, Präsident der Frankfurter University of Applied Science Foto: Diether v. Goddenthow

Um gegen das Verleugnen und Verdrehen von Fakten und für die Freiheit von Forschung und Wissenschaft als Grundlage einer offenen, freien pluralistischen Gesellschaft zu demonstrieren,  zogen  auch in Frankfurt am 22. April 2017 rund 2500 Wissenschaftler, Studenten, Bürger und Anhänger der Evolutionstheorie und Aufklärung im Rahmen des weltweit in 500 Städten stattfindenden   „March for Science“ von der Bockenheimer Warte  bis zum Frankfurter Römerberg. Unterstützt wurden sie dabei von drei Universitätspräsidenten, namhaften Wissenschaftlern und vom Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt, Peter Feldmann, der die Protestkundgebung eröffnete.
Hochrangig besetzt war auch die Rednerliste der Abschlussveranstaltung auf dem Römerberg, dem Block II des March for Science in Frankfurt. Aber der Reihe nach:

Treffpunkt und Kundgebung an der Bockenheimer Warte

( v.l.) Dr. Julia Krohmer, Biologin,von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung  und Susanne Ficus, Scientific Sales Specialistin, begrüßen die Teilnehmer Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
( v.l.) Dr. Julia Krohmer, Biologin,von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und Susanne Ficus, Scientific Sales Specialistin, begrüßen die Teilnehmer Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Zunächst begrüßte die Moderatorin des Tages, Susanne Ficus, im Hauptberuf Scientific Sales Specialistin, die Teilnehmer,. Sie bat, dass sich 20 bis 30 Leute als Ordner für die spätere Demo-Zugbegleitung meldeten und stellte das Orga-Team vor. Das hatte in aller kürzester Zeit seit Februar den March for Science Frankfurt ad hoc organisiert. Unterstützt wurden sie dabei von der Girodano-Bruno-Stiftung. Wir haben uns – zum Teil bis vorhin – nicht gekannt, freut sich Susanne Ficus über die trotzdem so tolle Zusammenarbeit, als sie die Kerntruppe  auf der Lastwagen-Tribühne  kurz vorstellt. Von links nach rechts: Anette Thumser von den Humanisten, Dr. Julia Krohmer von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, „die die meiste Pressearbeit gemacht hat“, Dr. Anke Lischeid, Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie, „die uns unterstützt haben, die Banner und unsere Westen bezahlen – ganz herzlichen Dank!“. Fellow-Student Joe aus den USA, der von Marburg aus dazu stieß. Steven from United Kingdom, der das Design „for twitter, for Facebook, for the banners“ übernommen hatte. Dr. Nathalie Dehne von der Goethe-Universität Frankfurt, Biologin. Dr. Gerold Hümmer von den Skeptikern, „Physiker, der uns auch mit vielen Ideen unterstützt hat“

Anette Thumser von den Humanisten, Dr. Julia Krohmer von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Susanne Ficus, Moderatorin und im Hauptberuf Scientific Sales Specialistin, Dr. Anke Lischeid, Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie, Joe  Fellow-Student Marburg aus den USA, Steven from United Kingdom, Dr. Nathalie Dehne Biologin von der Universität Frankfurt, Dr. Gerold Hümmer von den Skeptikern Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Anette Thumser von den Humanisten, Dr. Julia Krohmer von der Senckenberg
Gesellschaft für Naturforschung, Susanne Ficus, Moderatorin und im Hauptberuf Scientific Sales Specialistin, Dr. Anke Lischeid, Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie, Joe Fellow-Student Marburg aus den USA, Steven from United Kingdom, Dr. Nathalie Dehne Biologin von der Universität Frankfurt, Dr. Gerold Hümmer von den Skeptikern Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

OB Feldmann eröffnet: „Noch nie war Ihre wissenschaftliche Arbeit so wichtig wie heute“

Oberbürgermeister Peter Feldmann Foto: Diether v. Goddenthow
Oberbürgermeister Peter Feldmann Foto: Diether v. Goddenthow

Oberbürgermeister Peter Feldmann begrüßte die Teilnehmer mit einem gewissen Stolz, da sie das  Leugnen von Fakten, das Löschen von Daten, ob es den Klimaschutz, die Erderwärmung oder anderes betrifft, nicht unwidersprochen hinnehmen wollten. Wir brauchten solche Proteste  heute umso mehr, „damit diejenigen, die demagogisch versuchen, Politik zu machen und despotischer Weise versuchen, das Rad der Geschichte zurückzudrehen, um die Menschen zu benebeln, eine Antwort bekommen. Das ist die Botschaft von heute, das ist die Botschaft von Ihnen, und das ist natürlich auch die Botschaft von mir als Oberbürgermeister dieser alten Wissenschaftsstadt Frankfurt.“, so Peter Feldmann wörtlich.

Die Realität sei,  dass Donald Trump in seiner ersten Amtswoche die wissenschaftlichen Fakten aus dem Regierungs-Computer löschen ließ und den Klimawandel mal einfach per Dekret abschaffen wollte. „Und ich sage sehr klar, und ich denke, da bin ich mit ihnen einer Meinung: Er wird damit scheitern!“, so der Oberbürgermeister. Trump werde alle anderen mit sich ziehen, die immer wieder versuchten oder als Despoten meinten, sie könnten mit dem Leugnen von Fakten dann auch den Menschenverstand endgültig aushebeln. „Das können sie nicht, das kann kein Präsident der USA und auch nicht die Parteivorsitzende von rechtspopulistischen Parteien in Deutschland oder in Europa“, so Peter Feldmann, der darauf hinwies, dass bereits in der – eher galamäßig angelegten – Senckenberg-Night die Idee aufkam, mit einem March for Science nach dem Vorbild „Women’s March in USA“ nicht bis zur nächsten Gala 2018 zu warten. Es habe ihn ermutigt, dass er statt Buhrufe nur Zustimmung erhielt, „und ich bin dem Senckenberg sehr dankbar, dass eben Wissenschaft nicht nur in Museen, nicht nur in Hörsälen, sondern auch mal auf der Straße ihr Gesicht zeigt. Das hat lange gefehlt.“, so Peter Feldmann. „Frankfurt war und ist und bleibt eine Stadt der Wissenschaft. Alle, die sich dazu bekennen, sind hier herzlich willkommen. Sie sind Teil unserer historischen Realität“, sagte der Oberbürgermeister und rief abschließend den begeisterten Teilnehmern zu: „Noch nie war Ihre wissenschaftliche Arbeit so wichtig wie heute!“.

Professorin Dr. Brigitta Wolff –   „Die Erde sei eine Scheibe? – so geht das nicht!“

Professorin Dr. Brigitta Wolff, Präsidentin der Universität in Frankfurt. Foto: Diether v. Goddenthow
Professorin Dr. Brigitta Wolff, Präsidentin der Universität in Frankfurt. Foto: Diether v. Goddenthow

Zwar sei das Methodenrepertoir der Wissenschaft riesig und pluralistisch, aber „auf die Straße zu gehen, gehört normalerweise nicht dazu“, begann  Professorin Dr. Brigitta Wolff, Präsidentin der Universität in Frankfurt augenzwinkernd ihr Statement, in dem sie interne Einblicke in den weltweiten Wissenschaftsbetrieb gab und aktuelle konkrete Fehlentwicklungs-Beispiele aufzeigte: „Wir sorgen uns um die Freiheit der Wissenschaft. Und wir sorgen uns auch um die Freiheit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Uns als Goethe-Uni erreichen in den letzten Monaten in der Tat besorgniserregende Anfragen aus Ländern, mit denen wir bislang extrem eng und in Freundschaft wissenschaftlich, das heißt in Forschung und Lehre, kooperiert haben. Es erreichen uns Anfragen und Nachrichten von ganz konkreten bedrängten, bedrohten, teils entlassenen und vertriebenen Wissenschaftskollegen: Es geht um Freiheit. Es geht um Menschenrechte. Und diese Anfragen haben alle einen besorgniserregenden Inhalt, und auch Ton.“, so Professorin Brigitta Wolff.

Die Freiheit der Wissenschaft sei, daran würden sie aktuell immer wieder in drängender Weise erinnert, nicht überall selbstverständlich, obwohl die Wissenschaftler und Forscher das ganz lange geglaubt haben und glauben wollten. „Und darauf müssen wir aufmerksam machen liebe Freundinnen und Freunde der Wissenschaft. Und danke, dass wir das heute hier gemeinsam tun! „Ich will ganz konkrete Zahlen und Daten und Fakten nennen“, so die Unipräsidentin.

Erstes  Beispiel: „Aus Ungarn schrieb uns eine unserer Absolventinnen, die aktuell ihren Master an der Central European University macht. Sie schrieb von jenem inzwischen berühmten Gesetzesvorhaben der Regierung, dass im Wesentlichen eine Universität betrifft, und zwar eine, die sich ganz besonders der offenen Gesellschaft verpflichtet fühlt: Und sie hat darum gebeten, dass wir mit ihr kommunizieren, was da passiert, natürlich nicht in der Hoffnung, dass wir das eins zu eins verhindern können. Aber wir können wenigstens darauf aufmerksam machen. „

Weitere Beispiele: Schon unmittelbar nach der letzten Präsidentschaftswahl in den USA bekamen wir Anfragen per E-Mail und auf anderem Weg, ob wir kurzfristig Kolleginnen und Kollegen bei uns beschäftigen, bei uns unterbringen könnten. Eine unserer Studierenden aus der Theologie, deren Vater aus Syrien stammt, und die eine doppelte Staatsbürgerschaft hat, durfte auf einmal nicht zu einer Exkursion nach Princeton (Privatuni im US-Bundesstaat New Jersey) mitfahren und dann am Ende, nach ganz viel Hickhack nur mit einem Sondervisum.

Erasmusaustausch bricht im Moment faktisch zusammen

Noch mehr Beispiele: Fakten, liebe Freundinnen und Freunde! Die Goetheuniversität hat 20 Erasmus-Partnerunis in der Türkei. An 12 davon wurden laut der Beobachterseite turkeypurge,com Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entlassen. Stand April 2017: schon über 800.

Nächstes Beispiel: Die Studierendenmobilität nimmt ab: Im Jahr 2015 /2016 gingen noch über 30 Studierende der Universität an unseres Partnerunis in die Türkei. Jetzt für 17/18 sind nur noch weniger als 10 angemeldet. Das Bild der aus der Türkei zu uns kommenden Erasmusstudierenden ist ähnlich. Auch da kommen wir von einer Größenordnung von fast 30 noch letztes Jahr, jetzt angekündigt für’s nächste akademische Jahr auf gerade noch 4. Das heißt: Der Erasmusaustausch der Studierenden, einer der besten Erfindungen der EU, bricht im Moment faktisch zusammen. Und das macht uns verdammt große Sorgen. Das meine Damen und Herren sind Zahlen, Daten und Fakten, nicht irgendwelche gefühlten alternativen parafaktiven oder postfaktischen Auffassungen.“

Professorin Brigitta Wolff verdeutlichte, dass man es sich ja leichtmachen und all diese „Beispiele als individuelle Schicksale oder kleine Betriebsunfälle abtun“ könne. „Ich kann und will das aber nicht!“, so die Unipräsidentin ganz im Sinne der Anwesenden. Denn „freie Bildung und Wissenschaft sind die Voraussetzung für das Gelingen, nicht nur des persönlichen Lebens von Menschen, sondern auch für die Lebens- und Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaften.

Freie Wissenschaft, Freie Bildung, sei die absolute Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit offener, pluralistischer und demokratischer Gesellschaften, so Professorin Brigitta Wolff: „Wenn wir den Herrschenden es überließen, alleine zu bestimmen, was geforscht wird, was wahr ist, und was falsch, müssten wir heute alle noch glauben, die Erde sei eine Scheibe. So geht das nicht!“

Professor Dr. Frank E.P.Dievernich – Es geht um die Freiheit unserer Gesellschaft

Professor Dr. Frank E.P. Dievernich, Präsident der Frankfurter University of Applied Science Foto: Diether v. Goddenthow
Professor Dr. Frank E.P. Dievernich, Präsident der Frankfurter University of Applied Science Foto: Diether v. Goddenthow

Als nächster Redner wies Professor Dr. Frank E.P.Dievernich, Präsident der Frankfurter University of Applied Science, darauf hin, dass wir, was wir hier gerade heute alle zusammen machen, nichts Geringeres sei, „als dass wir in die Demokratie einzahlen, die die Grundlage für unser Wirken und Arbeiten ist.“ Es sei toll zu sehen, wie viele Menschen sich beteilitgen, nicht nur in Frankfurt, sondern deutschland- und weltweit an der Stelle. „Und ich glaube und ich hoffe sehr, dass dieses Zeichen über den Atlantik hinüber schwappt“, so Professor Frank Dievernich.

Als Vertreter der Hochschulen für angewandte Wissenschaften unterstrich der Hochschulpräsident die Bedeutung von faktenbasierter Wissenschaft für die tägliche praktische Studien- und Zusammenarbeit mit seinen Hochschulpartner aus Wirtschaft, Medien und Sozialbereich. „Eine Lehre, die nicht auf Fakten basiert, bedeutet, dass wir Studierende in eine Gesellschaft entlassen, die sie ein Stück weit nicht einordnen können“ „Was für eine Gesellschaft produzieren wir, wenn wir nicht auf Fakten letztendlich achtgeben? so Professor Frank Dievernich.  „Wir müssen uns einsetzen, dass diese Wissenschaft tatsächlich faktenbasiert ist, und es ist wichtig, mitzunehmen, dass wir heute ein Zeichen setzen (…) denn es geht um die Freiheit unserer Gesellschaft!“, so der Hochschulpräsident.

Vorführung in angewandter Physik
Als kleine Zwischen-Entspannung bat Susanne Ficus nach dieser  „ersten Theorie-Runde“ der Redner  Markus Furtner zu seiner  Show-Einlage in angewandter Physik auf die Bühne. Niemand beherrsche so gut wie Mathematiker Furtner mit den Bevel-Sticks das Spiel   mit der Gravitation und mit dem Impuls. Markus Furtner trat in 21 Ländern auf, darunter auch im Cirque du Soleil.

Mathematiker Markus Furtner beherrscht das Spiel von Gravitation und Impuls mit den  Bevel-Sticks perfekt. Foto: Diether v. Goddenthow
Mathematiker Markus Furtner beherrscht das Spiel von Gravitation und Impuls mit den Bevel-Sticks perfekt. Foto: Diether v. Goddenthow

 

 

 

Professor Dr. Joybrato Mukherjee – Den Sonnenschein der Freiheit für den Baum wissenschaftlicher Erkenntnis sichern

Nach der akrobatischen Physik-Nummer, bei der Markus Furtner letztlich doch nicht wie „fliegende Jogis“ die Schwerkraft seiner wirbelnden Stöckchen überwinden vermochte, holte der Präsident der Universität Gießen, Professor Dr. Joybrato Mukherjee, die lebendige Menge wieder zum eigentlichen Thema zurück: Er brachte Intention und Ziel des March for Science mit den Worten Justus Liebigs auf den Punkt, dass es in diesen Tagen „um eine eigentlich selbstverständliche Unterscheidung, nämlich um Fantasie und Verstand, ginge. Justus Liebigs, Begründer der organischen Chemie, nach dem auch seine Universität benannt sei, habe das mal folgend formuliert: „Die Erfindung ist Gegenstand der Kunst, der der Wissenschaft ist die Erkenntnis, die erstere findet oder erfindet die Tatsachen, die andere erklärt sie; die künstlerischen Ideen wurzeln in der Phantasie, die wissenschaftlichen im Verstande“

Professor Dr. Joybrato Mukherjee, Präsident der Universität Gießen Foto: Diether v. Goddenthow
Professor Dr. Joybrato Mukherjee, Präsident der Universität Gießen Foto: Diether v. Goddenthow

„‚Fantasie versus Verstand‘ darum geht es!“, so Professor Dr. Mukherjee: „Wer Daten herbeifantasiert, Ereignisse und Entwicklungen erfindet, Erklärungen aus Bauchgefühl oder gar Machtkalkül heraus entwickelt, der kann für sich keine Wissenschaftlichkeit beanspruchen.“, sagte der Unipräsident und konnte es kaum fassen, dass wir, obgleich wir in einem der Kernstaaten des aufgeklärten Westen lebten, heute gegen die Angriffe der Unterscheidung zwischen  Fantasie und Verstand die Stimme erheben und uns wehren müssten. Wir müssten die Dinge wieder beim Namen nennen, Eternity Facts sind Lügen.  Fake News sind Erfindungen. Meinungen sind keine Tatsachen!“, so Professor Mukherjee.

Niemand ist eine Insel – Wissenschaft wirkt global

Selbst Einschränkungen der Wissenschaft in anderen Ländern träfe auch uns, denn wir lebten in einer internationalen vernetzten Wissenschaftsgemeinde. Und gerade wir in Deutschland wären ein global vernetzter Wissenschaftsstandort, wie nur wenige andere. Ohne internationale Zusammenarbeit, „ohne das Zusammenbringen der besten Köpfe weltweit, ohne den ständigen interkulturellen Erfahrungsaustausch werden wir die großen Fragen und drängenden Probleme der Menschheit nicht angehen können, sei es in den geistigen Sozialwissenschaften, sei es in den Natur- und Lebenswissenschaften, sei es in den Ingenieur- und Technikwissenschaften“, so  Professor Dr. Mukherjee

Deutschland stelle mit seinen 80 Millionen Einwohnern lediglich ein Prozent der Weltbevölkerung: „Ohne den Austausch mit den vielen klugen Menschen unter den anderen 99 Prozent der Weltbevölkerung sind wir verloren. Das sollte uns klar sein. „

Deswegen gäbe es in Sachen Wissenschaftsfreiheit keine Außenpolitik. Alles sei Innenpolitik. „Das finanzielle Aushungern von Wissenschaftsgebieten wie der Klimaforschung in den USA, die Schließung von wissenschaftlichen Institutionen in Ungarn, die Drangsalierung von Wissenschaftlern in der Türkei, all das geht uns an, betrifft uns, kann uns nicht kalt lassen. Auch dagegen wehren wir uns hier und heute!“, bekräftigte der Unipräsident die Wichtigkeit des March for Scienc in Frankfurt.

Politik und Gesellschaft müssen Pluralität von Wissenschaft aushalten

Auch bei uns in Deutschland müssten wir wachsam sein und bleiben. Auch bei uns käme es mitunter vor, dass Kolleginnen und Kollegen von bestimmten lautstarken Gruppen wegen ihrer wissenschaftlichen Meinung diffamiert würden, dass politisch oder gesellschaftlich unerwünschte Forschungsergebnisse entwertet würden, dass ganze Wissenschaftsthemen diskreditiert würden. „Politik und Gesellschaft müssen es aushalten, dass Wissenschaft Pluralität braucht, dass Erkenntnisfortschritt ohne eine Vielfalt der Ansätze und Plausibilisierungen nicht möglich ist, dass die die wissenschaftliche Suche nach der Wahrheit nicht immer kompatibel ist mit der Suche nach einer politischen oder gesellschaftlichen Mehrheit“, so der Gießender Unipräsident.

Es ginge in diesen Tagen einmal mehr um die Erhaltung des wachsenden Baums der Erkenntnis.  „Wir wissen jetzt“, zitiert Professor Dr. Mukherjee Justus Liebig, „daß die Ideen der Menschen nach bestimmten Gesetzen der Natur und des Geistes organisch sich entwickeln und sehen den Baum menschlicher Erkenntnis wachsen ohne Unterbrechung und im Sonnenschein der Freiheit blühen und Früchte tragen zur richtigen Zeit!“

Dieser Baum der wissenschaftlichen Erkenntnis sei  „unser Baum, den wir hegen und pflegen, den wir schützen müssen, für den wir den Sonnenschein der Freiheit sichern müssen. Darum geht es!“, so Professor Dr. Mukherjee

 

Dr. Sascha Vogel- Mehr darauf achten, was Leute tun, weniger hören, was sie sagen

Dr. Sascha Vogel Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) an der Goethe-Uni  Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Sascha Vogel Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) an der Goethe-Uni Foto: Diether v. Goddenthow

Dr. Sascha Vogel Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) an der Goethe-Uni ist Physiker und ein „vielseitig begabter Wissenschaftskommunikator“, hatte es, da er noch auf eine Hochzeit musste, sehr eilig, und erwähnte dies nur, da er dem Brautpaar viele „kleine Wissenschaftler“ wünschte, die hoffentlich in einer freiheitlichen pluralistischen offenen Gesellschaft frei forschen könnten, wofür „er heute hier sei“.

Shit-Mails gegen Wissenschaftler ärgern

Er ärgere sich über E-Mails von Science-March-Skeptiker, „um es mal diplomatisch“ auszudrücken: „Und wenn man da so ein bisschen nachguckt, aus welcher Ecke die kommen, findet man relativ schnell, dass der Klimawandel doch irgendwie gar nicht so schlimm ist, dass das mit dem Impfen auch so gar keine gute Idee ist, und dass alle Wissenschaftler sowieso von der Pharmaindustrie bezahlt sind“ analysierte Dr. Vogel über 9 Seiten ausgedruckten E-Mail-Shit. Es sei kein Witz, sein Highlight wäre folgende E-Mail: „Man darf sich fragen, welche NGO und Geheimdienste diesmal bestimmt wurde, hiermit zweifelhaften Vergnügen für einen Aufmarsch von Gleichgesinnten zu sorgen, die bislang noch nicht wussten, was sie wollten und mit wem.“ Also die Gleichgesinnten wären Sie!

„Warum mache ich den ‚Scheiß’?“ (die Wissenschaft)

Dieses Statement und diese E-Mails, die ich bekommen habe, hätten ihn dazu bewogen, nachzudenken,  warum diese Leute, die so etwas verbreiten, so viel Gewicht haben, und diese vielen jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler denn nicht!  Das habe ihn letztlich so ein bisschen wütend gemacht, und er habe nochmals den Titel seines heutigen Beitrags in  „Warum machen wir den Scheiß?“ geändert.  Dr. Vogels Fazit: „Der Grund, warum ich Wissenschaft gemacht habe, und ich unterstell das jetzt einfach mal der Mehrheit hier, ist, weil es einfach Spaß macht. Wissenschaft zu machen, macht man, weil es Spaß macht, weil es cool ist, weil es ein tolles Gefühl ist, als erster Mensch auf der Welt immer zu verstehen, und dass man einfach sagt: Das habe ich zum ersten Mal gesehen. Und das, das finde ich toll.“.

Aber dann  gäbe es Leute wie die „diplomatisch genannten“ Science-March-Skeptiker, die einfach versuchten, das kaputt zu machen, dass man nachher sage: „Naja, dass stimmt ja alles gar nicht, was sie da machen: Das ist ja sowieso alles gekauft“ Das sei einfach, so Dr. Vogel, weil das mit zwei Sätzen alles zerstöre, das werde einfach behauptet, die Relativitätstheorie funktioniere ja sowieso  nicht,  Adorno sei sowieso ein Dummlaberer und mit dem Impfen sei das sowieso alles total Schwachsinn.

„Das sind zwei, drei Sätze mit denen ich alles kaputt machen kann. Aber das ist mir persönlich zu wenig. Das ist einfach mir persönlich zu wenig, dass man das einfach so tut.

Wieder mehr auf die Leute hören, die handeln statt reden!

Und nun kommt Dr. Vogel zum Punkt seines Vortrags, nämlich „nicht zu sehr darauf achten, was Leute sagen, man sollte darauf achten, was sie tun.“, was er an einem Mitmach-Experiment demonstrierte, indem er aufforderte nur nach seiner Anweisung runterzählend von 3,2,1 auf Null zu klatschen, während er selbst auf der Bühne mit seinen Händen die Übung mitmachte. Und klar: Die Leute klatschten nicht auf sein Kommando „Klatschen“, sondern als sie seine Hände bei Null zusammenklatschen sahen. Der Mensch orientiere sich im Grunde genommen danach, was andere tun, weniger danach, was sie sagen. „Und ich glaube“, so Dr. Vogel aufmunternd: „in diese Mentalität sollten wir auch mal wieder in der Wissenschaft kommen: dass wir nicht auf die vielen Leute hören, die sagen: ‚Ja das ist ja alles falsch, und mit dem Adorno und Kant, und der Statistik, und mit dem Impfen …. dass wir vielleicht nicht so sehr auf die hören, sondern vielmehr wieder auf die Leute hören, die es tun. Diese Leute, die einfach 16 Stunden am Tag im Labor stehen, und irgendwelche Zellkulturen hegen und pflegen, die irgendwelche gekoppelten Differentialgleichungen rechnen, die irgendwelche Statistiken repräsentativ machen, statt ihre zwei Freunde und Freundinnen zu fragen. Vielleicht sollten wir wieder auf diese Leute hören.“, so Dr. Vogel.

Und immer schön skeptisch bleiben – Teilnehmerbeiträge

Nach diesen engagierten Beiträgen von Feldmann, Wolff, Dievernich, Mukherjee und Vogel für die Freiheit der Wissenschaft und gegen Leugnung und Verdrehung von Fakten ergriffen einige Teilnehmer die Gelegenheit, Ergänzendes beizutragen. Im Wesentlichen bekräftigten sie Gesagtes. Eine türkische Wissenschaftlerin bedankte sich, hier frei forschen zu können, und bat, nicht aufzuhören, mit den Wissenschaftlern in der Türkei in Kontakt zu bleiben, egal wie schwierig das zur Zeit auch sei. Ein Student mahnte zur generellem Skepsis. Man solle nicht immer alles sofort glauben, was in Sozialen Medien oder sonstwo verbreitet würde,  sondern die Dinge, auch die der Wissenschaft, stets hinterfragen. Damit war der erste Kundgebungs-Block beendet und der March for Science durch die Frankfurter Innenstadt konnte beginnen.

„We want facts, nothing else.“ – March for Science bis zum Römerberg
Nach der Kundgebung Teil 1 formierte sich der große Demo-Zug "March for Science" an der Bockenheimer Warte und starte ab 14 Uhr mit Marschtrommeln und Sprechchören zum Römer-Berg, Kundgebung 2. Teil Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Nach der Kundgebung Teil 1 formierte sich der große Demo-Zug „March for Science“ an der Bockenheimer Warte und starte ab 14 Uhr mit Marschtrommeln und Sprechchören zum Römer-Berg, Kundgebung 2. Teil Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Die Banner “March for Science“ und „Science not Silence“ von der Lastwagenbühne werden die Frontschürze des Zuges sein. 2500 Leute wollen vom Veranstaltungsplatz auf der Bockenheimer Straße in die gewünschte Position gebracht werden. Ordner aus Teilnehmern werden rekrutiert und eingeteilt, Trommler zu positioniert, freiwillige Bannerträger gefunden und die genaue Wegstrecke mit der äußerst hilfsbereiten Polizei abgeklärt.
Alles geschieht erstaunlich fix, reibungslos,  beinahe professionell, bedenkt man, dass das Science-March-Orga-Team kaum über derlei profunde Erfahrungen Zugführer-Erfahrungen verfügt. Binnen einer Viertelstunde setzt sich der lange March for Science Frankfurt in Bewegung, darunter viele Familien mit Kindern, Großeltern mit Enkeln. Vorneweg ein Alt-Sponti, sichtlich demoerfahren, animiert und dirigiert ein wenig, bringt die Spitze immer wieder, falls nötig, in Form, schaut, ob die Banner noch straff, das Tempo nicht zu flott ist und der Gleichschritt noch synchron ist.

Imposant zieht die generationsübergreifende Demonstration der internationalen akademischen Community Frankfurts, Mainz, Gießens und Wiesbadens, unterstützt vom Marschtakt der Trommeln, durch die Rhein-Main-Metropole. Foto: Diether v. Goddenthow
Imposant zieht die generationsübergreifende Demonstration der internationalen akademischen Community Frankfurts, Mainz, Gießens und Wiesbadens, unterstützt vom Marschtakt der Trommeln, durch die Rhein-Main-Metropole. Foto: Diether v. Goddenthow

Imposant zieht die generationsübergreifende Demonstration der internationalen akademischen Community Frankfurts, Mainz, Gießens und Wiesbadens, unterstützt vom Marschtakt der Trommeln, von der Bockenheimer Landstraße, vorbei an Alter Oper, Goethe-Platz und Paulskirche zum Römerberg vors Rathaus. Vorneweg brüllt unablässig eine Mädchengruppe: „We want facts, nothing else“. Ihre Stimmen sind so ansteckend, dass immer mehr Teilnehmer mitskandieren. Selbst die Polizisten lassen sich stimmungsmäßig ein wenig mitreißen: Als in Höhe der Paulskirche der Mädchenchor stimmlich etwas abflaut, ermutigt ein Beamter die jungen Damen, beim Abbiegen zum Römerberg nochmal etwas „Gas zu geben“.

Der March for Science Frankfurt, vorbei an der Paulskirche, dem Symbol deutscher freiheitlicher Demokratie schlechthin. Foto: Diether v. Goddenthow
Der March for Science Frankfurt, vorbei an der Paulskirche, dem Symbol deutscher freiheitlicher Demokratie schlechthin. Foto: Diether v. Goddenthow

Teil 2 – Abschlusskundgebung am Römerberg

Die Ankunft des Demo-Lindwurms auf dem Römerberg markiert den zweiten Block des March-for-Science Frankfurt mit Redebeiträgen und einer super improvisierten Tanzeinlage von Kindern der Teilnehmer.

Der March for Science Frankfurt erreicht den Römerberg Foto: Diether v. Goddenthow
Der March for Science Frankfurt erreicht den Römerberg Foto: Diether v. Goddenthow

Inzwischen sind viele Römerbergbesucher, darunter etliche Touristen dazu gestoßen, der Platz vor dem Frankfurter Rathaus ist voll. Überall werden Plakate, Text- und Bildtafeln mit Sprüchen in die Höhe gereckt oder am Körper vorne und hinten gezeigt. Auf der Bühne skandiert die Demoführung, die Banner hochhaltend „We want facts, nothing else.“

Gemeinsam lautstark im Chor: „We want facts, nothing else.“ Foto: Diether v. Goddenthow
Gemeinsam lautstark im Chor: „We want facts, nothing else.“ Foto: Diether v. Goddenthow

In ihrer anschließenden Begrüßung skizziert Susanne Ficus  bei der Auflistung der Liste der anstehenden Redner kurz den weiteren Verlauf der Abschlusskundgebung des March for Science Frankfurt.

Tanzen für Freiheit und Frieden - Jugendliche unterhalten mit einer spontanen Impro-Dance-Show Foto: Diether v. Goddenthow
Tanzen für Freiheit und Frieden – Jugendliche unterhalten mit einer spontanen Impro-Dance-Show Foto: Diether v. Goddenthow

Zur Überbrückung improvisieren Kinder und Enkel von Demonstranten eine super Tanzshow.

 

 

 

 

Professorin Concettina Sfienti – Der Fortschritt gehört den Menschen

Professorin Concettina Sfienti, Dekanin des Fachbereichs Physik der Gutenberg-Universität in Mainz, in privater Mission. Foto: Diether v. Goddenthow
Professorin Concettina Sfienti, Dekanin des Fachbereichs Physik der Gutenberg-Universität in Mainz, in privater Mission. Foto: Diether v. Goddenthow

Dann ergreift die erste Rednerin der Abschlusskundgebung, Professorin Dr. Concettina Sfienti, Dekanin des Fachbereichs Physik der Gutenberg-Universität in Mainz, das Wort. Selbstironisch meint siedass sie eigentlich lieber ‚E-Mail lesen‘ würde, als vor großem Publikum zu reden“. „Ich hasse das!!“. Aber ihre Abneigung, öffentlich zu reden, und da ist sie schon beim Thema,  habe einen bestimmten Grund. Der Grund ihrer Redeangst, von der man nicht mal ansatzweise etwas spürt,  hätte ihrer Meinung nach vermieden werden können, wenn die Schule in ihrer Kindheit rechtzeitig auf wissenschaftliche Fakten und weniger auf Tradition oder Meinungen gehört hätte. Professorin Concettina Sfienti, die rein privat gekommen sei und nicht für ihre Uni spreche, erzählte, dass sie Linkshänderin sei, und seitdem  sie ihre Lehrerin bei der Einschulung zum Rechtsschreiben gezwungen habe, stottere. Bis in die 70er Jahre galt Rechtshändigkeit als die Norm, was bedeutete, so Professorin Concettina Sfienti, das  Linkshänder gezwungen wurden, entgegen ihrem Naturell mit der rechten Hand zu schreiben. „Schon damals übrigens gab es wissenschaftliche Beweise, Fakten, die darauf hingewiesen haben: Leute, wenn ihr Linkshänder zwingt, mit der rechten Hand zu schreiben, dann bekommen diesen Menschen Sprachstörungen bis hin zu physischen Störungen. Schon damals jedoch wären Meinungen lauter gewesen als ordentliche Beweise, warnt Professorin Concettina Sfienti vor Wissenschaftsignoranz anhand des eigenen Schicksals. Mit viel Training und Mühen habe sie sich das Stottern wieder abtrainieren können. Stimmt, und zwar so gut, dass sie beim Zuruf, näher ans Mikro zu gehen augenzwinkernd ins Publikum ruft: „Ich bin Italienerin, eigentlich sollten sie mich hören auch ohne Mikro!!“

Ich bin Italienerin, eigentlich sollten sie mich hören auch ohne Mikro!!“ ruft Professorin Concettina Sfienti augenzwinkernd dem Publikum zu als sie  gebeten  wurde näher ans Mikro zu gehen.Foto: Diether v. Goddenthow
„Ich bin Italienerin, eigentlich sollten sie mich hören, auch ohne Mikro!!“ ruft Professorin Concettina Sfienti augenzwinkernd dem Publikum zu, als sie gebeten wurde näher ans Mikro zu gehen. Foto: Diether v. Goddenthow

Auch die Kinderlähmung ihrer Großmutter, die trotz Rollstuhlschicksal ihren Humor nie verloren hätte, wäre vielleicht in den späten 50er Jahren vermeidbar gewesen, hätte man sich im damaligen Sizilien rascher frei für den wissenschaftlichen Fortschritt des Schutzimpfens entscheiden können. Dr. Jonas Edward Salk, der Erfinder der Polio-Schutzimpfung, habe übrigens am 12. April 1955 in einem Interview auf die Frage, wem das Patent gehöre, gesagt: „Den Menschen!“ Diese Erfindungen, die Krankheiten heiln oder ähnliche Dinge täten, gehörten den Menschen, und Salk habe hinzugefügt: „Würden Sie die Sonne patentieren?“.

Und genau das sei ihr Punkt, dass ihrer Meinung  nach nämlich wissenschaftlicher Fortschritt den Menschen gehöre. Aber den Menschen gehöre mehr, nämlich alles, was dahinter steht, „insbesondere die wissenschaftliche Methode, die ihnen ermöglicht, auf Fakten basierende Entscheidungen zu treffen“, plädiert  Professorin Dr. Concettina Sfienti gegen eine „Wissenschaft der Herrschenden“. Dies dürfe man nie vergessen, weil eine freie Zugänglichkeit von Wissenschaft und ihren Methoden jedes wissenschaftliche Ergebnis überprüfbar mache. Man solle auch den Regimen sagen, „die die Wissenschaft zum Schweigen bringen wollen, ob deren Theorien überprüfbar sind. Die müssen Vorhersagen machen. Sei die Erde flach! Ja, wunderschön! Dann sag mir, was du anderes vorhersagen kannst mit dieser wunderschönen Theorie?“, führt die Kernphysikerin all jene vor, die aus politischem, religiösem oder wirtschaftlichen Kalkül unüberprüfbar „Fakten“ oder bewusst „alternative Fakten“ in die Welt setzten.

Nach viel Applaus folgt ohne Pause sofort der nächste hochkarätige Redner:

Professor Dr. Joachim Curtius – Trump ist ein Schlag ins Gesicht der Wissenschaft

Professor Dr. Joachim Curtius vom Institut für Atmosphäre und Umwelt der Goethe-Universität Frankfurt warnt vor dem "Klima-Busfahrer" Trump Foto: Diether v. Goddenthow
Professor Dr. Joachim Curtius vom Institut für Atmosphäre und Umwelt der Goethe-Universität Frankfurt warnt vor dem „Klima-Busfahrer“ Trump Foto: Diether v. Goddenthow

Mit Professor Dr. Joachim Curtius vom Institut für Atmosphäre und Umwelt der Goethe-Universität Frankfurt kommt nun ein Spezialist der experimentellen Atmosphärenforschung zu Wort. Der „March for Science“ sei auch zugleich der „Earthday“, der Tag der Erde, weswegen es für ihn ein doppelter Grund sei, hier zu sprechen, so der Klimaforscher. Denn das Thema Klimawandel sei sicherlich ein besonders plakatives Beispiel für die Inhalte und Entwicklungen auf die die Wissenschaft mit dem heutigen Marsch aufmerksam machen möchte.

Breiter Konsens: Klimawandel schreitet rasch voran!

In den vergangenen Jahrzehnten hätten die Klimaforscher Tausende von Datensätzen zusammengetragen. Klimaforscher, das seien Naturwissenschaftler, Physiker, Chemiker, Biologen, Meteorologen, die sich alle den Regeln des Wissenschaftsbetriebs und der Wissenschaft verpflichtet fühlten, die ihre Daten sehr sorgfältig erhöben, die Daten methodisch analysierten und Unsicherheiten auch berechneten und angeben bei ihren Arbeiten. Vor allem würden all die publizierten Arbeiten gegengelesen von anderen Wissenschaftlern, erläutert Professor Dr. Joachim Curtius und garantiert: „Die werden geprüft, und dieses System ist ein ganz essentieller Teil unserer Wissenschaft. Und auch, wenn es viele offene Fragen um den Klimawandel natürlich gibt. Der allgemeine Gesamtbefund ist ganz eindeutig: Es gibt einen breiten Konsens unter allen seriösen  Klimawissenschaftlern, dass es einen erheblichen Klimawandel gibt, dass er atemberaubend schnell voranschreitet, und zwar so schnell, dass sich viele Arten nicht daran anpassen können. Und dieser Klimawandel ist im Wesentlichen von Menschen verursacht“, so Professor Dr. Joachim Curtius und warnt davor dass wir „mit einem ‚Weiter-so-wie-bisher‘ eine ganze Reihe von katastrophalen Folgen wahrscheinlich machen“.

Nicht nur in Amerika, auch in Deutschland gäbe es noch erhebliche Teile der Bevölkerung, die diese Befunde nicht anerkennten. Bei kaum einen anderen wissenschaftlichen Thema werde so häufig an den Befunden gezweifelt, wie beim Klimawandel, aber ohne entsprechende Gegenbeweise vorzulegen, so der Spezialist der experimentellen Atmosphärenforschung Professor Joachim Curtius.

Trump  – alles andere als eine Randerscheinung

Demonstranten mit Schrifttafeln gegen Leugnung des Klimawandels.Foto: Diether v. Goddenthow
Demonstranten mit Schrifttafeln gegen Leugnung des Klimawandels.Foto: Diether v. Goddenthow

„Der wahre Erfolg von Herrn Trump in den USA, der wiederholt per Twitter behauptet hat, dass Klimawandel nur eine Eirfindung Chinas sei, um die amerikanische Wirtschaft zu beschädigen, zeigt leider, dass hier inzwischen sogar eine Mehrheit der Bevölkerung jemanden wählt, der wissenschaftliche Fakten einfach mit populistischen Kurznachrichten vom Tisch wischt, ohne jemals einen wissenschaftlichen  Gegenbeweis  vorzulegen“, ärgert sich Professor Joachim Curtius.

Trump, wehe wenn er völlig von der Kette gelassen wird. Super Motiv beim March for Sciene, der Künstler schaut uns unten an. Danke! Hier bei der Abschlusskundgebug auf dem Römerberg. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Trump, wehe wenn er völlig von der Kette gelassen wird. Super Motiv beim March for Sciene, der Künstler schaut uns unten an. Danke! Hier bei der Abschlusskundgebug auf dem Römerberg. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Vor allem „dass jemand in den USA zum Präsidenten gewählt wird, in dem Land, das seit Jahrzehnten in der Wissenschaft vorne steht, die meisten Nobelpreisträger hervorgebracht hat, auch in den Klimawissenschaften ganz vorne steht“, kann Professor Joachim Curtius wie wohl alle hier auf dem Römerberg kaum fassen. „Das dort jemand zum Präsidenten gewählt wird, der vermutlich in naher Zukunft die Budgets von Klima- und Umweltforschung bei der NASA, NOA, EPA drastisch zusammenkürzen wird, und der möglicherweise entscheidet, dass die USA aus dem Pariser Klimaabkommen wieder aussteigen: das ist eigentlich ein Schlag ins Gesicht der gesamten Wissenschaft!“, empört sich Professor Joachim Curtius unter lautstarkem solidarischen Buhrufen der vielen Tausend Zuhörer.

Fast noch erschreckender sei, dass  dieser Mann von einer Mehrheit gewählt wurde und somit alles andere als eine Randerscheinung sei, „die schon wieder weggehen wird“, befürchtet der Klimaforscher.

Aber auch in Europa sei dieser US-Trend „weg vom wissenschaftlichen Diskurs, hin zum ‚ungeprüften-Behaupten und ins Netz stellen‘“ zu beobachten. Diesem Trend folgten anscheinend immer mehr Menschen. „Und diesen Trend gilt es auch aufzuhalten, und dies ist sicher ein Hauptanliegen dieser Veranstaltung heute.“, fordert Professor Joachim Curtius.

Probleme auch Europa – Brexit, Co2-Ausstoß

Ganz bang kann es einem auch beim tieferen Blick nach Europa werden: „Beispielsweise befürchte ich“, so Professor Joachim Curtius, „dass im Zuge eines harten Brexit viele hervorragende britische Forscher in Zukunft nicht mehr in europäischen Forschungsprojekten mitarbeiten dürfen. Auch das wäre ein herber Rückschlag für die Forschung in Europa.“

Und zurück zum Thema Klimawandel, weiß Curtius, dass es sich hierbei ein sehr ernstes und langfristiges Problem sei, weswegen wir  jetzt handeln müssten. Vielleicht sei auch „dieser Hang zu den alternativen Fakten jetzt halt so groß, weil die Aufgabe so gigantisch ist“, fragt der Klimaforscher in die Runde. „Wir müssen die vollständige Dekarbonisierung (Reduzierung von CO2-Emissionen) innerhalb von ein paar  Jahrzehnten schaffen. Dies erfordert den Umbau des gesamten Energiesystems: Verkehr, Landwirtschaft und Privathaushalte, alle müssen da vollständig umorganisiert werden.“, ist Professor Joachim Curtius sicher, wollen wir überhaupt noch eine kleine Chance haben, den Klimawandel zumindest zu verlangsamen.

In Deutschland sei zwar  inzwischen die Erkenntnis da, etwas tuen zu müssen, aber das sei vergleichbar mit den guten Vorsätzen an Silvester, endlich etwas abzunehmen. Aber wenn dann die Verlockungen auf dem Tisch stünden, sei es einfach sehr schwer „absichtlich Diät zu halten“, so Curtius.

Abrupter Klimawandel immer wahrscheinlicher

Deutschland habe in einigen Sektoren sicherlich schon viel erreicht, und gerade bei der regenerativen Stromerzeugung habe sich enorm viel getan. Doch es müsse auch gesehen werden,  dass es noch Sektoren gäbe, wie zum Beispiel die Luftfahrt, bei dem wir uns vom  Ziel, Co 2 einzusparen, eher immer weiter entfernten. „Der Frankfurter Flughafen, der unbestritten extrem wichtig für diese Region ist, dort werden heute pro Jahr 50 Prozent mehr Kerosin in die Flugzeuge vertankt, als noch vor 25 jahren. Wir entfernen uns also von dem Ziel, wirklich drastische Einsparungen bei den Co2-Emmissionen zu schaffen, in diesem Sektor vollständig“, stellt Professor Joachim Curtius dieses Beispiel heraus und warnt eindringlich: „Meine Damen und Herren, beim ungedrosselten ‚Weiterso-wie-bisher‘ wird auch ein abrupter Klimawandel immer wahrscheinlicher. Eine starke Zunahme von Wetterextremen, wie beispielsweise extreme Dürre, und Wasserknappheit im Mittelmeerraum oder prognostizierte Sommertemperaturen oberhalb von 60 Grad am Persischen Golf werden wahrscheinlich.“

Und das ereile Länder, in denen die Lage ohnehin schon sehr problematisch, sehr angespannt und prekär sei. Mehr noch: Die gegenwärtige „Situation ist durchaus vergleichbar mit einem vollbesetztem Bus, der auf eine Steilklippe zufährt: Die USA haben in dieser Situation gerade einen Busfahrer engagiert, der alle Stoppschilder ignoriert, alle Alarmzeichen außer Acht lässt und statt zu bremsen, kräftig Gas gibt“, beschreibt Professor Joachim Curtius Trump als eine Art apokalyptischen Klima-Reiter.

Selbst für eine Vollbremsung wäre es bald zu spät, weswegen wir, die Menschheit, keine Zeit mehr verplempern dürfen. „Wir haben nur einen Planeten, und egal, welche Partei regiert, welcher Couleur man angehört: Nur mit Wissenschaft, mit einer gründlichen Erforschung der sehr komplexen Zusammenhänge und mit faktenbasierten vernünftigen Maßnahmen haben wir eine Chance die Probleme in den Griff zu bekommen“, ist sich der Klimaforscher ganz sicher.

Wissenschaftler live befragt – mit Oliver Bechthold von Schlaulicht

Oliver Bechthold, Podcast-Moderator von Schlaulicht, interviewt die letzten drei hochkarätigen Redner,  hier auf der Bühne mit Professor Dr. Dittmar Graf, den Geschäftsführenden Direktor des Instituts für Biologiedidaktik der Universität Gießen, einer der größten Mahner vor weltweit zunehmenden Kreationismus.Foto: Diether v. Goddenthow
Oliver Bechthold, Podcast-Moderator von Schlaulicht, interviewt die letzten drei hochkarätigen Redner hier auf der Bühne mit Professor Dr. Dittmar Graf, den Geschäftsführenden Direktor des Instituts für Biologiedidaktik der Universität Gießen, einer der größten Mahner vor weltweit zunehmenden Kreationismus.Foto: Diether v. Goddenthow

Oliver Bechthold, Podcast-Moderator von Schlaulicht, interviewt die drei letzten hochkarätigen Redner auf der Abschlusskundgebung des March for Science auf dem Frankfurter Römerberg: Dr Stephanie Dreyfuerst, Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, GWUP), Professor Dr. Dittmar Graf, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Biologiedidaktik der Universität Gießen und Dr. Holm Gero Hümmler, Wissenschafts-Blogger und -autor, GWUP)
Moderator Oliver Bechthold stellt sich und seinen Wissenschafts-Podcast Schlaulicht kurz vor: „Ich bin kein Wissenschaftler, aber ich bemühe mich um Wissenschaftskommunikation“ „Wir bringen einen Podcast heraus, der nennt sich Schlaulicht http://schlaulicht.info/ und der ist adressiert an Neugierige zwischen 7 und 99. Wir versuchen, wissenschaftlich Themen zu vermitteln, zu kommunizieren, vielleicht auch ein bisschen kindgerecht herunter zu brechen. Und wie gesagt, ich bin kein Wissenschaftler, und dann suchen wir uns oft Hilfe, also Experten, die wir dann „Schlaulichtgestalten“ nennen. Die interviewen wir dann. Und dasselbe mache ich heute mal vor diesem Publikum“, so Olli, wie ihn sein Publikum nennt.

Dr. Stephanie Dreyfürst bringt Übernatürliches auf den Prüfstand

Dr. Stephanie Dreyfürst, stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, GWUP. Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Stephanie Dreyfürst, stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, GWUP. Foto: Diether v. Goddenthow

Als erste im Reigen begrüßt Olli  Dr. Stephanie Dreyfürst, stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, GWUP, und Leiterin des Schreibzentrums an der Goethe-Universität.  Er befragt sie, was GWOP sei und mache und welche Ziele verfolgt würden. Dr. Stephanie Dreyfürst erläutert, dass die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, wie schon der Name sage, sich mit allen Dingen beschäftigen, wovon behauptet würde, dass sie übernatürlich seien auf ihre Stichhaltigkeit hin. Sie nennten sich auch Skeptiker, aber in Bezug auf Parawissenschaften und stellten stets solche Fragen: „Ist das so? Kann man diese Behauptung irgendwie nachweisen? Was hat das eigentlich mit der Wissenschaft zu tun?“ „wir versuchen einfach skeptisch zu bleiben in dem Sinne, dass wir nichts erstmal einfach glauben, was einem erzählt wird, egal, ob das sich jetzt um Aufkleber handelt die man sich an sein Auto kleben soll, um angeblich weniger Benzin damit zu verbrauchen oder um irgendwelche Schamanen, die einem erzählen, dass man irgendwie sein Chi erstmal schön durchgeputzt bekommt, damit das mit dem Leben besser klappt“, erläutert Dr. Stephanie Dreyfürst die Haltung von GWUP und den Skeptikern.

Mit PSI-Tests der übernatürlichen Wahrheit auf der Spur

Olli hakt nach, fragt nach Tests, die die GWUP durchführt: „Genau: Es gibt einmal im Jahr die sogenannten PSI-Tests. Wer das vielleicht schon mal gehört hat: Die finden in Würzburg statt, und da kann man, wenn man glaubt, parawissenschaftliche Fähigkeiten zu haben, sich melden und sagen: ‚Ja, ich kann das mit der Wünschelrute, und finde jeden Goldschatz,  ich kann auspendeln, ob diese Pflanze irgendwie vom Schimmelpilz befallen ist oder nicht“, so Dr. Stephanie Dreyfürst.  Und würde das unter strengen wissenschaftlichen Bedingungen getestet, und wer sozusagen oberhalb der statistischen Wahrscheinlichkeit eine Trefferquote erzielte, bekäme 10 000 Euro. Diese 10 000 Euro seien jedoch in der mittlerweile schon Jahrzehnte lang stattfindenden Testreihe noch niemals vergeben worden, weiß Dr. Stephanie Dreyfürst zu berichten. Diese ernüchternden Ergebnisse hielten aber viele Leute nicht davon ab, es dennoch zu versuchen und ihre ausgemachten übernatürlichen Phänomene oder eigenen Kräfte messen zu lassen.. Das sei ja auch genau der Sinn der Sache. „Also wer sich dafür interessiert: Unter PSI-Tests (http://blog.gwup.net/category/psi-tests/ ) findet man da auch die spannende Versuchsanordnung, die im Übrigen mit den Personen selbst ausgehandelt werden, die sozusagen diese Behauptungen, sie könnten zum Beispiel den ‚Toten Hund der Nachbarin orten‘, aufstellen“, erklärt die Skeptikerin die Regularien.

Demo-Impressionen beim March for Science. Alle können bei den Skeptikern mitmachen.Foto: Diether v. Goddenthow
Demo-Impressionen beim March for Science. Alle können bei den Skeptikern mitmachen.Foto: Diether v. Goddenthow

Nicht nur Naturwissenschaftler und Akademiker können bei den Skeptikern mitmachen, sondern Menschen aus allen Berufen, die einfach eine skeptische Motivation haben?, lädt Dr. Stephanie Dreyfürst Interessenten ein, sich den Skeptikern anschließen zu können und nennt als aktuelle Veranstaltung Skepkon in Berlin. (https://www.skepkon.org)

 

Professor Dr. Dittmar Graf: Wer Wissenschaft ablehnt, lehnt häufig auch die Evolution ab!

Professor Dr. Dittmar Graf, den Geschäftsführenden Direktor des Instituts für Biologiedidaktik der Universität Gießen: "Über 40 Prozent lehnen in den USA  die Evolution ab".   Foto: Diether v. Goddenthow
Professor Dr. Dittmar Graf, den Geschäftsführenden Direktor des Instituts für Biologiedidaktik der Universität Gießen: „Über 40 Prozent lehnen in den USA die Evolution ab“. Foto: Diether v. Goddenthow

Nonstop folgt der nächste hochkarätige Gast in der Talkrunde: Olli begrüßt Professor Dr. Dittmar Graf, den Geschäftsführenden Direktor des Instituts für Biologiedidaktik der Universität Gießen. Professor Graf ist ein international bekannter und renommierter Didaktiker, der sich mit Lehren und Lernen in Hochschulen, Schulen und der Bildung  beschäftigt. Olli befragt ihn über die Einstellung zur Evolution in den USA und in Deutschland, und da sprudelt es nur so aus dem Didaktik-Professor heraus, als habe er eine wunden Pickel erwischt:  Es wäre tatsächlich so erschreckend wie  Umfragen immer wieder zeigten, „dass in den USA über 40 Prozent der Menschen, die befragt werden, Evolution als Tatsache ablehnen!“. Professor Dittmar Graf ist so erschüttert darüber, dass er es nochmals wiederholt: „Über 40 Prozent lehnen in den USA also die Evolution ab. Eine wissenschaftliche Tatsache wird einfach so schlichtweg abgelehnt.“ Er und Kollegen versuchten nun bei diesen Dingen die Ursachen zu erforschen. „Wieso lehnen die das ab?“

Nicht bloß „Fromme“ sind gegen die Evolution

Was vielleicht das Naheliegendste dabei immer sei, zu denken, bloß jemand, der sehr stark gläubig wäre, der sich sehr stark an der Bibel orientiere, lehne  Evolution ab. Das stimme zwar auch, so der Biologiedidaktiker. Aber es gäbe noch einen zweiten Faktor, der eigentlich noch stärker durchschlage, was vielleicht ein bisschen überraschend wäre: „Das ist tatsächlich das Verständnis von Wissenschaft, Verständnis und Akzeptanz von Wissenschaft. Wer Wissenschaften nicht versteht, und Wissenschaft ablehnt, der lehnt in vielen Fällen auch die Evolution ab,“ hat Professor Dittmar Graf herausgefunden. Und es sei für ihn als Didaktiker eine zentrale Aufgabe, „dafür zu sorgen, dass in der Schule, das was Wissenschaft ist, das was Wissenschaft ausmacht, das was Wissenschaft will, wie Wissenschaft funktioniert, in einer viel breiter gehenden Art und Weise zu vermitteln als das bis jetzt gemacht wird.“, erläutert Professor Dittmar Graf.

Demo-Impressionen des March for Science Frankfurt. Foto: Diether v. Goddenthow
Demo-Impressionen des March for Science Frankfurt. Foto: Diether v. Goddenthow

Kochrezept-Wissenschaft statt Forschungsdrang zu wecken

Was Professor Dittmar Graf zurzeit auch ein wenig wurme, wäre, dass Wissenschaft, wissenschaftliche Experimente, häufig  in Schulen wie Kochrezepte durchgeführt würden. Als wäre Wissenschaft so eine Art Kuchenbacken nach Rezept, dabei bliebe jedoch der Forschergeist, die Suche nach der Wahrheit und die Neugierde, Neues selbst zu entdecken, häufig auf der Strecke.

Religion ist im Unterricht der USA verboten

Und wie es um den Schulunterricht in Bezug auf Wissenschaft in den USA bestellt sei, fragt Olli von Schlaulicht nach:

In den Vereinigten Staaten werde ja schon, solange es Evolution regelmäßig im Unterricht gäbe, also seit den 60er Jahren, versucht, „das entweder wieder herauszunehmen, oder eine Schöpfungslehre oder schöpfungslehrenartige Inhalte zur Seite zu stellen“, erläutert Professor Dittmar Graf. „Das endet regelmäßig in den Vereinigten Staaten vor Gericht. Das heißt also: Richter entscheiden darüber, ob das Wissenschaft ist. Creation Science gab’s mal, Kreationswissenschaft wurde das genannt, war aber keine Wissenschaft. Das einzige, was die gemacht haben, ist, in die Türkei zu fahren zum Berg Ararat, (http://www.sueddeutsche.de/wissen/vermeintlicher-arche-noah-fund-steinige-enttaeuschung-1.911085 ) um dort nach Überbleibseln der Arche Noah zu suchen. Das war dann die Wissenschaft.“, erläutert Professor Dittmar Graf kopfschüttelnd den  Aktionismus. Damals  haben die Richter vor Gericht entschieden, dass Kreationswissenschaft  reine Religion sei.

Auf den Kreationismus folgte Intelligent-Design

„Dann kam ein paar Jahre später ein neuer Versuch“, so der Biodidaktiker fortfahrend. Es wurde nicht mehr von einem Gott gesprochen, der „alles gemacht hat, sondern von einem intelligenten  Designer. Intelligent Design (https://de.wikipedia.org/wiki/Intelligent_Design  hieß diese Bewegung dann. Der intelligente Designer wurde nicht näher benannt, jeder wusste, dass Gott gemeint ist, es könnte natürlich auch ein Außerirdischer sein. Auch das endete wieder vor Gericht: Und wurde wieder als Religion abgelehnt.“, so Professor Dittmar Graf.

Man müsse dazu sagen, um das zu verstehen, dass in den USA  die Trennung zwischen Staat und Kirche viel ausgeprägter als hier in Deutschland. Man solle es nicht glauben, so Professor Dittmar Graf, aber es dürfe im Unterricht keine religiöse Unterweisung gegeben werden. Alles Religiöse müsse komplett raus. Deswegen versuchten die Anhänger eben auch,  Religiöses als Wissenschaft zu verkaufen.

Neueste Entwicklung: Religion über die Hintertür gegen Evolution und Klimawandel

Anette Thumser von den Humanisten mit dem Brechtzitat: "Wissenschaft: Es ist nicht ihr Ziel, der unendlichen Weisheit eine Tür zu öffnen, sondern eine Grenze zu setzen dem unendlichem Irrtum".Foto: Diether v. Goddenthow
Anette Thumser von den Humanisten mit dem Brechtzitat: „Wissenschaft: Es ist nicht ihr Ziel, der unendlichen Weisheit eine Tür zu öffnen, sondern eine Grenze zu setzen dem unendlichem Irrtum“.Foto: Diether v. Goddenthow

Der neueste Schlenker wäre, so Professor  Dittmar Graf, nun,  nachdem  2005 Intelligent Design ebenfalls von Richtern als Religion entlarvt und als Schulstoff gerichtlich untersagt wurde, den Blick zu erweitern! „Nicht nur die Evolutionsbiologie, oder den Kreationismus nimmt man in den Focus, sondern nimmt den – ebenfalls von vielen bestrittenen – Klimawandel und auch ethische Problemstellungen dazu, etwa mit Fragestellungen: Darf Gentechnik alles Mögliche tun“, so Professor Dittmar Graf. Und dann behaupte man:  Das seien alles gesellschaftliche Probleme, die stark und intensiv diskutiert werden müssten. „Als Schüler kannst Du da nur mitreden, wenn du beide Seiten kennst. Und so solle halt wieder der Kreationismus, die Kreationismuslehre, und eben auch das Leugnen des Klimawandels in den Unterricht hineinkommen.“, zeigt Professor Dittmar Graf die gegenwärtige Entwicklung in diversen US-Bundesstaaten auf. „Das ist ein offenes Rennen. Bis jetzt ist da noch nichts von irgendwelchen Gerichten zu hören. Das wird man sehen, wie sich das in den nächsten zwei, drei Jahren entwickelt.“, so Graf.

Forderung nach Evolution als Unterrichtsfach von der Grundschule an

Selbst in Deutschland, wenn man Befragungsergebnisse anschaue, lehnten immerhin ungefähr 20 Prozent der Bevölkerung die Evolution ab. Die seien natürlich nicht alle Kreationisten. Vielmehr wäre es oft so ein diffuses Ablehnen, wohl eher aus Unwissenheit heraus, was, wenn man in die Schulen schaue, nicht sehr verwunderlich wäre: Klassischer weise sei „Evolution“ ein Abschluss-Thema, werde kurz vor dem Abitur behandelt oder irgendwo gegen Ende der Sekundarstufe I. Es werde auch gerne, wenn man das nicht unterrichten will, solange rumgemacht, bis das Thema gar nicht mehr drankomme, weswegen es absolut zu kurz käme, hat Professor Dittmar Graf herausgefunden.

Die Humanisten stehen für die individuelle Freiheit, eine soziale Gesellschaft und wissenschaftlichen Fortschritt statt auf religiöse Perspektiven zur Erklärung der Welt  Foto: Diether v. Goddenthow
Die Humanisten stehen für die individuelle Freiheit, eine soziale Gesellschaft und wissenschaftlichen Fortschritt statt auf religiöse Perspektiven zur Erklärung der Welt Foto: Diether v. Goddenthow

EVO-Kids – Evolutionsunterricht schon ab der Grundschule

Um endlich die wissenschaftlich fundierte Lehre von der Evolution verstärkt an junge Leute heranzubringen, wurde die Initiative EVO-Kids (https://evokids.de/) ins Leben gerufen. Zumindest sei eines der Dinge, die EVO-Kids will, „den Evolutionsunterricht deutlich nach vorne ziehen bis hin in die Grundschule. Dass Evolution stattgefunden hat, verstehen Kinder in der Grundschule auch schon. Die interessieren sich sogar wahnsinnig für Dinosaurier. Das wissen alle. Und trotzdem kommt es in den Grundschullehrplänen nicht vor. Das halten wir für einen großen Fehler, und wie gesagt: Wir stehen dafür und haben schon ganz viel Unterrichtsmaterialien für die Grundschule entwickelt“, berichtet der Institutsleiter, der zwei Tage zuvor, gemeinsam mit namhaften Kollegen und der führenden Wissenschaftsorganisation Leopoldina eine über 50seitige Stellungnahme zum Evolutionsunterricht an der Schule und auch an der Hochschule herausgegeben hat. Denn die momentane weltweite Ausbreitung des Kreationismus, auch in der muslimischen Welt, sei geradezu erschreckend.

https://www.leopoldina.org/uploads/tx_leopublication/2017_Stellungnahme_Evolutionsbiologie.pdf

Dr. Holm Gero Hümmlers „Quantenquark“ – und andere entlarvte alternativen Fakten 

Vor Ollis Mikro: Dr. Holm Gero Hümmler. Physiker, Unternehmensberater und Autor von: "Relativer Quantenquark. Kann die moderne Physik die Esoterik belegen?" Foto: Diether v. Goddenthow
Als Abschlussredner vor Ollis Mikro: Dr. Holm Gero Hümmler. Physiker, Unternehmensberater und Autor von: „Relativer Quantenquark. Kann die moderne Physik die Esoterik belegen?“ Foto: Diether v. Goddenthow

Last but noch least, begrüßt Interviewer Oliver Bechthold von Schlaulicht den Schlussredner der Abschlusskundgebung auf dem Römerberg des March for Science Frankfurt: Dr. Holm Gero Hümmler. Er ist Physiker, Unternehmensberater und Autor mit dem gerade im renommierten Wissenschaftsverlag Springer erschienenen Buch: „Relativer Quantenquark. Kann die moderne Physik die Esoterik belegen?“,

Einmal befragt, was Quantenquark sei, redet sich der Kern-Physiker mit Ausführungen über Tachyonen-Schwindel, Beobachter-Effekt-Verdrehung  und die „Erforschung von Beamen“ sofort in Rage:

„Quantenquark“ nenne er Versuche,“ ganz gezielt Dinge als wissenschaftlich, als Physik zu verkaufen, die absolut nichts mit Wissenschaft zu tun haben“, so Dr. Hümmler und nennt als Beispiel den Tachyonen-Schwindel. „Tachyonen ist etwas, was man in der theoretischen Physik rechnen kann, als wären es Teilchen, die sich schneller bewegen als das Licht. Das kann man rechnen. Das kann man auch suchen und das tut man seit 100 Jahren. Man hat seit 100 Jahre keine gefunden. Mit anderen Worten: Tachyonen sind rein hypothetische Teilchen“, der Kernphysiker rasch einen laienverständlichen Überblick. Obwohl es die Teilchen gar nicht gibt, können Sie „sich allerdings auch einen Tachyonen-Lufterfrischer kaufen. Sie können Tachyonen-Gegenstände benutzen, mit denen sie Lebensmittel zubereiten können, und dann sollen die Lebensmittel deutlich gesünder sein. Sie können sich Tachyonen-Massage-Öl kaufen, Tachyonen-Gleitgel und Tachyonen-Potenzmittel. Und Sie können sich auch mit Tachyonen massieren lassen. Das ging bis vor kurzem, bis ich angefangen habe, in meinem Blog darüber zu schreiben, unter anderem in einem öffentlichen Wellnessbad der Stadt Ruhpolding. Das passiert alles, und das ist Quantenquark“, regt sich Dr. Hümmler über die Esoterik-Szene auf, die mit -falschverstandener Quantenphysik Geld verdienen möchte.

Aber wo sei denn jetzt das Problem, wenn sich jemand so ’ne Tachyonen-Creme auftrüge, hakt Olli nach. Das Problem wäre einmal, dass die Leute mit solchen Präparaten über den Tisch gezogen würden. Und Dr. Hümmler gibt gleich ein Beispiel von einer Dame. Die hatte letzten Herbst gegen Depressionen ein sogenanntes Quantenenergie-Geräte erworben. Nachdem sie Dr. Hümmlers Blogbeitrag über den Schwindel gelesen habe, habe sie bei ihm angerufen, um nachzufragen, da 1800 Euro, die Gerätekosten, für sie viel Geld seien. „Das ist der eine Aspekt: Da werden Leute wirklich um erhebliche Geldbeträge gebracht für absoluten Unsinn“, resümiert Dr. Hümmler.

Der „Beobachter-Effekt“ ist kein „Teilchen-Bewusstsein“

Ein Beispiel wäre, dem Beobachter-Effekt ein „Teilchen-Bewusstsein“ anzudichten. Es gäbe in der Teilchen-Physik dieses Phänomen, dass man ein kleinstes Teilchen messen kann, ohne es irgendwie zu verändern: „Ich brauche eine Wechselwirkung und muss irgendwie das Teilchen in Kontakt mit dem Messgerät bringen. Und wenn es nur ein einzelnes Teilchen ist, dann wird dieses Teilchen durch diesen Kontakt mit dem Messgerät verändert. Das nennt man Beobachter-Effekt.“, erklärt Holm das Phänomen. Da sei eigentlich nichts hochgradig Besonders dran. „So, und aus diesem Beobachter-Effekt folgern jetzt Leute, beispielsweise Dipl. Ing. (FH) Walter Thurner, der im rechtsesoterischen Sendungskanal Querdenken TV verbreitet hat, dass kleinste Teilchen ein Bewusstsein haben. Denn sie (die Teilchen) wüssten ja, dass sie gemessen werden. Deswegen verändern die sich. Und diese kleinsten Teilchen denken nach, und merken, dass sie jemand misst. Also, das ist Quanten-Quark.“, entrüstet sich der Kernphysiker erneut.

Aufregen kann sich Dr. Hümmler auch über reißerischen und falsch verstandene  Wissenschaftskommunikation, wenn etwa aus der Erforschung  der Quantenteleportation die „Erforschung des Beamens mit Aussicht auf baldigen Durchbruch“ werde. „Leute bleibt seriös, redet über das, was ihr tut, und stellt es vernünftig da. Weil auch das ist Teil guter Wissenschaftskommunikation, ehrlich und solide zu bleiben“ mahnt Dr. Hümmler an.  Wer mehr und genaueres lesen möchte, dem sei Hümmlers Buch „Relativer Quantenquark. Kann die moderne Physik die Esoterik belegen?“ wärmstens empfohlen.

Dr. Julia Krohmer  – Resümee: Einmaliges Ereignis

Dr. Julia Krohmer, Biologin am Senckenberg-Institut: "Es gab nie eine Veranstaltung, die so breit von allen wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland unterstützt wurden".Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Julia Krohmer, Biologin am Senckenberg-Institut: „Es gab nie eine Veranstaltung, die so breit von allen wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland unterstützt wurden“.Foto: Diether v. Goddenthow

Dr. Julia Krohmer, vor allem für die Pressearbeit im Orgateam der March for Science zuständig, verabschiedet die Teilnehmer, nachdem sie  Oliver für seinen Rundumschlag  in dieser Interviewform herzlich dankte. Wieder an die Menschenmenge gerichtet, resümierte die Biologin: „dass Sie heute hier alle an einem wirklich einmaligen Ereignis dabei waren. Es gab nie eine Veranstaltung, die so breit von allen wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland unterstützt wurden: die  Hochschulrektorenkonferenz, die Allianz der Wissenschaftsorganisationen und wirklich alle namhaften Einzeleinrichtungen. Alle haben hier geschlossen zum March for Science  aufgerufen  und das gab’s in der Geschichte noch nie“,  freute sich die Biologin von  der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Wer das nochmal nachlesen wolle, könne dies auf der Seite des Science-March Germany. Dort sei die komplette Unterstützerliste angezeigt, die sich für heute solidarisch erklärt haben, so Dr. Julia Krohmer und fügt hinzu: „Was ich auch noch sagen wollte: Wir haben jetzt das heute als einmaliges Ereignis geplant. Der Schwung, der jetzt zustande kam, Ideen, die auftauchen: Es kann ja weitergehen. Wir haben dazu momentan noch keinen Plan. Aber wiederum auf der Seite von Science-March-Germany, wenn Sie das mal googeln, gibt es eine Rubrik, eine Maske, wo man sich eintragen kann, wenn man sich einbringen möchte, Ideen vorbringen, Diskussion anregen, wie es hier weitergehen könnte mit dieser Initiative.“, lädt Dr. Julia Krohmer Interessenten auf die Website ein.

Demo-Impression March for Science Frankfurt am 22. April 2017. Hier: vorbei an der Alten Oper.Foto: Diether v. Goddenthow
Demo-Impression March for Science Frankfurt am 22. April 2017. Hier: vorbei an der Alten Oper.Foto: Diether v. Goddenthow

Vielleicht könne man  draus etwas machen, was länger dauere, was Schwung in die Welt bringe, was dafür sorge, dass langfristig  Wissenschaft die Grundlage unserer offenen demokratischen  Gesellschaft bleibe, motiviert die Biologin zum Weitermachen im Kampf gegen die wachsende Einschränkung freier Wissenschaft und Forschung!

Diether v. Goddenthow / Rhein-Main.Eurokunst

Kurzfassung: March for Science in Frankfurt gegen Fake-News und Religionsfundamentalismus

Siehe auch: https://www.facebook.com/ScienceMarchFFM/

„Marsch für Wahrheit und Freiheit“ – March for Science für eine offene Gesellschaft am 22.April 2017 ab Bockenheimer Warte Frankfurt

„Die Erschaffung Adams“ Michelangelo, zwischen 1508 und 1512, Deckenfresko in der Sixtinischen Kapelle, Petersdom Rom,    Mittels seines Zeigefingers lässt Gott den Lebensfunken auf Adam überspringen.
„Die Erschaffung Adams“ Michelangelo, zwischen 1508 und 1512, Deckenfresko in der Sixtinischen Kapelle, Petersdom Rom, Mittels seines Zeigefingers lässt Gott den Lebensfunken auf Adam überspringen, bevor er aus dessen Rippe Eva erschafft.

Am 22. April werden weltweit Forscher, unter anderem auch in Frankfurt am Main, mit einem „Science March“ gegen alternative Fakten und die Schikanen der neuen US-Regierung  demonstrieren. Die US-Forscher sind entsetzt über die Wissenschaftsfeindlichkeit der neuen Regierung von Präsident Donald Trump.  „Mike Pence, Trumps Vizepräsident, kritisiert die Evolutionstheorie, die wissenschaftlich anerkannt und tausendfach bewiesen ist, als lediglich eine weitere Theorie neben der biblischen Schöpfungsgeschichte.“ (Kathrin Zinkant, Süddeutsche Zeitung 13. April 2017). Katholik Pence konvertierte zur evangelikalen Grace Evangelical Church. Diese erzkonservativen Protestanten legen Wert darauf, „dass jedes einzelne Wort in der Bibel wahr ist. Pence ist demnach ein radikaler Katholik, der jedes Bibel-Wort für die Wahrheit hält.“ (Thorsten Denkler, Süddeutsche Zeitung, 10. November 2016)

Auch in Europa geraten Wissenschaftler zusehends unter Druck:“‚Wir erleben derzeit weltweit einen politischen Angriff auf die Wissenschaft‘, sagt Craigie. Die Chirurgin nennt vor allem die dramatischen Umwälzungen in Ungarn – und in der Türkei, wo Hunderte Wissenschaftler an den Universitäten entlassen oder sogar verhaftet wurden, weil sie unabhängig forschen wollten. ‚Wir können nicht zulassen, dass die Wissenschaft, anstatt objektiv zu bleiben, politischer Subjektivität unterworfen wird.'“ (Kathrin Zinkant, Süddeutsche Zeitung 13. April 2017)

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Science-March Frankfurt:

march.of.scienceAm 22. April werden weltweit in über 514 Städten Menschen auf die Straße gehen, um für die Freiheit von Wissenschaft und Forschung sowie deren Bedeutung als Grundlage unserer offenen und demokratischen Gesellschaft zu demonstrieren. In Deutschland findet der Science March in 20 Städten statt. Eine davon ist Frankfurt am Main.

Wissenschaft ist kein Selbstzweck! Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben den Anspruch, dass ihre Forschungsergebnisse einen Nutzen für die Gesellschaft erbringen. Sie erwarten aber auch, dass wissenschaftliche Erkenntnisse in die gesellschaftliche und politische Entscheidungsfindung ein‐ gehen. Politische Entscheidungen sollten nicht auf diffusen Bauchgefühlen und persönlichen Meinungen Einzelner beruhen.

Wir sehen mit Sorge, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht nur in den USA, sondern auch in anderen Ländern der Welt, in Bedrängnis geraten und dass die Forschungsfreiheit vielerorts gefährdet ist – daher ist es ein Ziel des Science March, unsere Solidarität auszudrücken.
Wir sind außerdem besorgt über zunehmende Tendenz zur Abschottung einzelner Nationen, deren Folgen auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler spüren. In kaum einem anderen gesellschaftlichen Bereich sind die internationale Zusammenarbeit und ein gleichberechtigtes Miteinander von
Menschen aller Nationalitäten schon heute so sehr Alltag wie in Forschung und Wissenschaft. Die nationalistisch‐populistischen Tendenzen in vielen Ländern bedrohen diese globale und offene wissen‐ schaftliche Gesellschaft und haben schon jetzt spürbare Auswirkungen auf die wissenschaftliche Community. Mit dem Science March möchten wir dies in den Fokus der Öffentlichkeit rücken.

Das Rhein‐Main‐Gebiet und vor allem die Stadt Frankfurt gelten als Finanzplatz und Bankenhochburg. Dank zahlreicher Hochschulen und Forschungseinrichtungen hat die Region jedoch auch einen internationalen Ruf als bedeutender Wissenschaftsstandort. Und alle großen Universitäten, viele Forschungseinrichtungen und Wissenschaftsinstitutionen nicht nur aus Rhein‐Main, sondern z.B. auch aus Marburg und Gießen unterstützen den Science March. Sie rufen ihre Beschäftigten, Studierenden und alle jene, für die Wissenschaft als Basis unserer Gesellschaft nicht verhandelbar ist, zur Teilnahme auf.

Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe‐Universität Frankfurt, betont: „Freiheit ist ein Wert an sich. In der Wissenschaft ist Freiheit darüberhinaus funktional: Forschung und Lehre sind ohne sie nicht denkbar, Kommunikation und Aufklärung nicht möglich. Ohne Freiheit keine Wissenschaft, ohne Wissenschaft und Bildung keine zukunftsfähige Gesellschaft.“ Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, Präsident der Justus‐Liebig‐Universität Gießen und Vizepräsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes ruft ebenfalls dazu auf, sich beim Science March gemeinsam für eine freiheitliche und kritische Wissenschaft einzusetzen: „Wissenschaftliche Erkenntnisse können nur in einem offenen, freien und internationalen Diskurs gewonnen werden. In einer global vernetzten Wissenschaftsgemeinde gilt: Wenn in anderen Ländern die Wissenschaftsfreiheit bedroht ist, geht uns das auch in Deutschland unmittelbar an. Gerade jetzt, in Zeiten internationaler Krisen und Konflikte, kommt der Wissenschaft eine wichtige Rolle als Bindeglied zu – jenseits von politischen Interessen und über akademische Disziplinen, Nationen und Kulturen hinweg. Gerade jetzt, da die Unterscheidung zwischen Fakten und der Interpretation von Fakten verloren geht und damit der Kern von Wissenschaft bedroht ist, gilt es, die Wissenschaft als ein hohes Gut zu schützen.“

Der Science March Frankfurt beginnt um 13 Uhr mit einer Auftaktkundgebung an der Bockenheimer Warte, um 14 Uhr bricht der Demonstrationszug Richtung Innenstadt auf, wo ab 16 Uhr die Abschlusskundgebung am Römer stattfindet.

(Text: Frankfurter Science March-Team, Dr. Julia Krohmer, Dr. Anke Lischeid, Susanne Ficus, Dr. Nathalie Dehne)

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PS: Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung unterstützt den Science March.

Jeder ist eingeladen mitzumarschieren. Praktische Hinweise für Teilnehmerinnen und Teilnehmer:

Infos zum Science-March Frankfurt und FAQ

Auf der Website http://marchforscience.de/klickspiel/ finden sich Inspirationen für die Sloganauswahl für den Marsch, und unter https://shop.spreadshirt.de/marchforscience/ kann man sich noch rechtzeitig stilvoll ausstatten. Wer möchte, ist herzlich eingeladen, den Science March durch eine Spende zu unterstützen:
https://www.startnext.com/marchforscience

Rednerinnen und Redner (Stand 12. April):
 Peter Feldmann (Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt)
 Prof. Dr. Birgitta Wolff (Präsidentin der Goethe‐Universität Frankfurt)
 Prof. Dr. Joybrato Mukherjee (Präsident der Justus‐Liebig‐Universität Gießen und Vizepräsi‐
dent des DAAD)
 Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich (Präsident der Frankfurt University of Applied Science)
 Dr. Sascha Vogel (Theoretischer Physiker und Wissenschaftskommunikator)
 Prof. Dr. Concettina Sfienti (Dekanin des Fachbereichs Physik, Mathematik und Informatik der
Johannes Gutenberg‐Universität Mainz)
 Prof. Dr. Joachim Curtius (Experimentelle Atmosphärenforschung, Institut für Atmosphäre und
Umwelt, Goethe‐Universität Frankfurt)
 Prof. Dr. Dittmar Graf, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Biologiedidaktik der Uni‐
versität Gießen
 Dr. Stephanie Dreyfürst (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissen‐
schaften, GWUP)
 Dr. Holm Gero Hümmler (Wissenschaftsblogger und‐autor, GWUP)
Weitere Rednerinnen und Redner werden hinzukommen. Außerdem sind ein Offenes Mikrophon, Mu‐
sik und Überraschungsaktionen geplant.

Aktueller Stand der unterstützenden Einrichtungen in Frankfurt:
Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF)
Deutsche Gesellschaft für Information und Wissen e.V. (DGI)
Deutsche Physiologische Gesellschaft (DPG)
EXPERIMINTA ScienceCenter FrankfurtRheinMain
Frankfurt University of Applied Sciences
Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie e.V. (GBM)
Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh)
Goethe‐Universität Frankfurt
Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON)
House of Finance, Goethe‐Universität Frankfurt
ISOE ‐ Institut für sozial‐ökologische Forschung
Leibniz Institut Hessische Stiftung Friedens‐ und Konfliktforschung
Physikalischer Verein ‐ Gesellschaft für Bildung und Wissenschaft
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

Rhein‐Main und/oder Hessen:
Justus‐Liebig‐Universität Gießen, Gießen
Philipps‐Universität Marburg,
Technische Universität Darmstadt
Gutenberg‐Universität Mainz
Max‐Planck‐Institut für Chemie, Mainz
Science Bridge e.V., Kassel
Wissenschaftsstadt Darmstadt, Darmstadt

Seit 6. April 2017 unterstützt die Allianz der Wissenschaftsorganisationen den March of Science

Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen begrüßt und unterstützt den „March for Science“.
Er wird, initiiert in den Vereinigten Staaten, am 22. April auch in zahlreichen deutschen Städten und an vielen anderen Orten in der Welt stattfinden. Der Demonstrationszug ist ein wichtiges und deutliches Zeichen für die Freiheit der Wissenschaften. Er richtet sich gegen die Angriffe, denen diese Freiheit derzeit in einer ganzen Reihe von Gesellschaften und Staaten auch mitten in der Europäischen Union ausgesetzt ist. Antidemokratische und wissenschaftsfeindliche Handlungen und Strömungen, verantwortet von politischen Entscheidungsträgern oder populistischen Bewegungen, bedrohen die Arbeit und die Werte der Wissenschaften und aller in ihr Tätigen. Sie beeinträchtigen die gesellschaftliche Leistungsfähigkeit der Wissenschaften und rühren zugleich an die Grundprinzipien liberaler Verfassungsordnungen und offener Gesellschafts- und Lebensformen. Beidem müssen die Wissenschaft und ihre Organisationen nicht nur um ihrer selbst willen entschieden entgegentreten. Deutschland besitzt ein weltoffenes, pluralistisches und auch deswegen besonders leistungsfähiges Wissenschaftssystem. Die Freiheit von Forschung und Lehre hat Verfassungsrang und wird getragen von breitem gesellschaftlichem und politischem Vertrauen. Dieses drückt sich auch in erheblichen öffentlichen Investitionen und in Rahmenbedingungen aus, um die wir in vielen anderen Staaten beneidet werden. Diese besondere Stellung ist zugleich Verpflichtung, Position zu beziehen gegen jedwede Bedrohung der Wissenschaften und ihrer Freiheit. Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen ist ein Zusammenschluss der bedeutendsten Wissenschaftsorganisationen in Deutschland. Sie nimmt regelmäßig Stellung zu wichtigen Fragen der Wissenschaftspolitik. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist Mitglied der Allianz und hat 2017 die Federführung übernommen. Weitere Mitglieder sind die Alexander von Humboldt-Stiftung, der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die FraunhoferGesellschaft, die Hochschulrektorenkonferenz, die Leibniz-Gemeinschaft, die Max PlanckGesellschaft, die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften und der Wissenschaftsrat.

Institutionen

„Der Mensch – ein religiöses Wesen?“ Vortrag am 12. April in der Universitätsmedizin Mainz

Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Fortsetzung der Vorlesungsreihe „Was ist der Mensch?“ am 12. April 2017

(Mainz, 10. April 2017, ok) Man kann Religion und Glauben als Erfindung des Menschen, möglicherweise die schlechteste, als Illusion, als Wahn oder als ein Geschenk Gottes sehen. Das Phänomen der Religion ist eine Tatsache, die sich vom Sonnenkult der Indianer, über die heiligen Eichen der Germanen bis zu den Heiligen der Kirche in fast allen Gesellschaften nachweisen lässt. Ist es die Sehnsucht des Menschen nach Orientierung, nach Sicherheit und Gerechtigkeit, nach Erklärung des Unerforschlichen? Gehört die Fähigkeit zur Spiritualität und Transzendenz zur Grundausstattung des Menschen? Verschafft sie ihm einen Überlebensvorteil? Auf diese Fragen geht der Direktor des Instituts für Physiologie der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Heiko Luhmann in seinem Vortrag ein, den er am Mittwoch, 12. April, im Rahmen der Reihe „Was ist der Mensch?“ der Medizinischen Gesellschaft Mainz hält. Moderator des Abends ist der Leiter des Open Access Wissenschaftsportals Physioklin, Prof. Dr. Rolf Zander. 

In der Evolution des Menschen traten erste Formen religiösen Ausdrucks vor etwa 100.000 Jahren auf. Mit der Verbreitung des Menschen über den Globus, der Besiedlung neuer Lebensräume und mit der Entstehung größerer Gemeinschaften entwickelten sich unterschiedliche Religionen, die sich im Laufe von Jahrhunderten weiter entfalteten und aufgliederten. Mit der Entstehung von landwirtschaftlichen und ersten städtischen Siedlungsformen kam es zu einem Wandel der Sozialstrukturen; die Gruppengröße wuchs von wenigen hundert Mitgliedern in Jäger-Sammler-Gemeinschaften zu einigen tausend Mitgliedern.

Evolutionsbiologische und neurowissenschaftliche Befunde zeigen, dass unser Gehirn einen gut funktionierenden sozialen Austausch nur bis zu einer Gruppengröße von etwa 150 Mitgliedern leisten kann. Mit dem zunehmenden Wachstum von Gemeinschaften waren zur Kontrolle des Sozialgefüges neue Mechanismen erforderlich. Der kollektive religiöse Glaube an eine übergeordnete Instanz erlaubte auch in großen Gemeinschaften ein geordnetes Zusammenleben. Weiterhin werden durch Religionen gemeinschaftsfördernde Prinzipien, wie Mitgefühl und Barmherzigkeit, unterstützt. Nach der „social brain-Hypothese“ war für die evolutionäre Entwicklung dieser Fähigkeiten ein Wachstum bestimmter Hirnstrukturen notwendig. Im Vortrag werden die evolutionären Vorteile religiösen Glaubens und deren neurowissenschaftlichen Grundlagen vorgestellt.

Der Referent, Prof. Luhmann, Naturwissenschaftler, Neurophysiologe und Neurobiologe an der Universitätsmedizin Mainz ist Autor des Bestsellers „Alles Einbildung!“

Zeit und Ort:

Der Themenabend findet um 19.15 Uhr im Hörsaal Chirurgie (Gebäude 505H) der Universitätsmedizin Mainz (Langenbeckstraße 1, 55131 Mainz) statt. Interessierte sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.

2. Internationaler 3D-Print Kongress in der Medizin in Mainz am 19. u. 20. Mai 2017

Einfluss des 3D-Drucks auf die regenerative Medizin im Fokus

(Mainz, 10. April 2017, ok) Herzklappen, Kniegelenke, Zahnprothesen oder Gefäße aus dem 3-D-Drucker – längst ist das keine Science Fiction mehr, sondern Realität. Die schier unbegrenzten Möglichkeiten des 3D-Printverfahrens stehen auch bei der Neuauflage des Internationalen 3D-Print Kongress am 19. und 20. Mai 2017 im Mittelpunkt. Veranstaltungsort ist das Kurfürstliche Schloss zu Mainz. Schirmherrin der Veranstaltung ist die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Interessierte können sich online anmelden unter http://www.3dprint-congress.com/ und auf der Homepage des Kongresses das Veranstaltungsprogramm finden.

„Tissue-Engineering“ zu Deutsch: Gewebe-Herstellung, so lautet das Zauberwort für die medizinische Nutzung des 3-D-Druckverfahrens. Um Gewebe künstlich herzustellen, werden einem Patienten Zellen entnommen, die dann außerhalb des Körpers vermehrt werden. Aus diesen Zellen werden dann mittels 3-D-Drucker beispielsweise Knochenersatzmaterial oder Haut künstlich hergestellt. Auch wenn dieses Ziel in der klinischen Anwendung noch Zukunftsmusik ist, so zeichnen sich doch bereits erste Anwendungen und Erfolge ab.

3d Kopf Implantat Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
3d Kopf Implantat Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Die rasanten Entwicklungen und Fortschritte im Bereich des medizinischen 3D-Drucks stehen auch beim 2. Internationalen 3D-Print Kongress im Mittelpunkt. Die Teilnehmer des Kongresses können sich darüber hinaus ein Bild davon machen, in welchen medizinischen Disziplinen der 3D-Druck bereits für patientenindividualisierte Lösungen eingesetzt wird. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn es darum geht, durch Verletzung, Krankheit oder durch degenerative Entwicklungen im Alter verloren gegangenes Gewebe durch Transplantate zu ersetzen. So setzen beispielsweise Augenärzte, Dermatologen, Gefäßchirurgen, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen, Orthopäden und Urologen auf 3D-Implantate.

Der Kongress richtet den Blick auch auf die Beschaffenheit neuer Materialien, aus denen patientenindividuelle Implantate hergestellt werden. Des Weiteren stehen neue Technologien und deren Weiterentwicklung auf dem Feld der regenerativen Medizin im Mittelpunkt der Veranstaltung.

Auch die zweite Auflage des Kongresses zielt darauf ab, den interdisziplinären Dialog zwischen Experten aus den Bereichen Medizin, Materialwissenschaften und Ingenieurswesen zu fördern. Zudem bietet der Kongress den Teilnehmern die Möglichkeit, Synergien aus den unterschiedlichen Bereichen zu bündeln, und auf Basis dessen nationale und internationale Kooperationsprojekte zu entwickeln.

„Der Affe in uns“ Fortsetzung der Vorlesungsreihe „Was ist der Mensch?“ am 01. März 2017 im Hörsaal Chirurgie Unimedizin Mainz

(Mainz, 24. Februar 2017, br) Wo steckt der Affe in uns? Was haben wir mit Menschenaffen gemeinsam? Welche Merkmale teilen wir mit anderen Organismen? Worin erweist sich der Mensch als einzigartig? Um diese und andere Fragen näher zu beleuchten, stellt der Referent des nächsten Vortragsabends der Reihe „Was ist der Mensch?“, Prof. Dr. Carel van Schaik, Primatenforscher (Orang Utan in Borneo und Sumatra), Anthropologe und Direktor des Instituts und des Museums für Anthropologie an der Universität Zürich, die sogenannte „cooperative breeding hypothesis“ vor. Den Abend moderieren wird Univ.-Prof. Dr. Karl Lackner, Direktor des Institutes für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin der Universitätsmedizin Mainz. Der Themenabend findet am Mittwoch, 1. März 2017 um 19.15 Uhr im Hörsaal Chirurgie (Gebäude 505H) der Universitätsmedizin Mainz (Langenbeckstraße 1, 55131 Mainz) statt. Interessierte sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei.

Alle Hauptfragen der Philosophie scheinen letztlich auf eine Frage hinauszulaufen: Was ist der Mensch? Die Biologie gibt eine scheinbar einfache Antwort: Der Mensch ist eindeutig als eine Art afrikanischer Menschenaffe einzuordnen. Doch damit ist nicht beantwortet: Was liegt in der Natur des Menschen? Worin unterscheidet er sich von anderen Lebewesen? Welche Eigenschaften sind nur ihm zu Eigen? Welche Stellung nimmt er im Universum ein?

Für mögliche Antworten und Erklärungen dienen seit jeher Tiere als Vergleichsobjekte. In der Philosophie hat sich beispielsweise die Sichtweise durchgesetzt, dass es einen fundamentalen Unterschied zwischen Homo sapiens einerseits und allen Tierarten andererseits gibt. Die Philosophen bezeichnen diese Ungleichheit als anthropologische Differenz. Die Frage nach den Unterschieden zwischen den Menschen und den Menschenaffen, unseren nächsten Verwandten, ist auch Teil der Naturwissenschaften. Forschungen haben gezeigt, dass viele Merkmale dieser beiden Daseinsformen in mehreren Hinsichten übereinstimmen. Schimpansen teilen beispielsweise 98 Prozent der DNA-Sequenzen mit den Menschen und unterscheiden sich genetisch gesehen somit kaum von diesen.

Gleichwohl gibt es auch eine Reihe von Merkmalen, die anerkanntermaßen als abgeleitet gelten. Dabei ist es hilfreich, diese weiter zu differenzieren: Zum einen sind es Merkmale, die der Mensch mit anderen Organismen teilt, auch wenn sie nicht bei den Menschenaffen vorkommen. Zum anderen weist der Mensch Merkmale auf, die tatsächlich völlig einzigartig abgeleitet sind. Die Entstehung von genau diesen Merkmalen versucht die sogenannte „cooperative breeding hypothesis“ zu erklären. Diese Theorie den Veranstaltungsbesuchern näher vorzustellen, dass ist das Ziel von Prof. Carel van Schaik und seinem Vortrag „Der Affe in uns“.

Die neue, 11 Vorlesungen umfassende Reihe „Was ist der Mensch?“ beleuchtet aus dem Blickwinkel verschiedener Wissenschaften, was den Mensch zum Menschen macht und was sein Wesenskern ist. Sie stellt die evolutionsbiologische Sicht ebenso dar wie Aspekte zum Dasein des Menschen als soziales, zur Moral befähigtes, lustbedürftiges, religiöses, kunstschaffendes und kunstbedürftiges Wesen. Die Reihe lädt ein, darüber nachzudenken und zu diskutieren, was den Menschen zum Menschen macht, um so ein Stück weit Aufschluss über die eigene Identität zu erhalten.

Weitere Termine in 2017:

  1. März 2017:              Das gelingende Leben – das Leben als Kunstwerk
  2. März 2017:              Der Mensch spricht – aber seit wann?
  3. April 2017:              Der Mensch – ein religiöses Wesen?
  4. Mai 2017:                Was ist der Mensch aus christlicher Sicht?
  5. Juni 2017:               Was ist der Mensch – die Antwort Shakespeares
  6. September 2017:     Kunst, um mit dem Leben klar zu kommen

 

Zeit und Ort:
1. März 2017 um 19.15 Uhr
Hörsaal Chirurgie (Gebäude 505H)
Universitätsmedizin Mainz
Langenbeckstraße 1, 55131 Mainz)

Von Klimahelden, Ozeanen und Artenvielfalt – Mainzer Wissenschaftskampagne „Wissen im Herzen“ 2017

Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

(rap) Wissen im Herzen startet in das Themenjahr „Mensch und Umwelt“

Mensch und Umwelt, Umwelt und Mensch – die Wechselwirkungen dieser spannenden Beziehung setzt die Mainzer Wissenschaftskampagne „Wissen im Herzen“ 2017 in Szene.

„Mit ,Wissen im Herzen‘ möchten wir auch in diesem Jahr wieder Wissen aus der Wissenschaft in die breite Öffentlichkeit tragen und die Mainzerinnen und Mainzer dazu animieren, zuzuschauen, nachzufragen und mitzumachen,“ erläutert der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling. „Als Ansprache nutzen wir vor allem unterhaltsame Wissenschaftsvideos, spannende Vorträge, Filmvorführungen, Social-Media-Aktivitäten und Veranstaltungen.“

Das inzwischen dritte Themenjahr „Mensch und Umwelt“ des Partners MAINZER WISSENSCHAFTSALLIANZ, mit der die Landeshauptstadt Mainz die Wissenschaftskampagne federführend umsetzt, soll das öffentliche Bewusstsein für das Thema stärken und die Leistungen des Standorts Mainz zeigen.

Der aktuelle Schwerpunkt ist – wie bereits seine Vorgänger – nicht zufällig gewählt: „Zahlreiche Institutionen in und um Mainz befassen sich mit der nachhaltigen Entwicklung und Gestaltung der Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt. Viele entwickeln auch Lösungen und Produkte, die uns ein gesundes Leben in einer lebenswerten Umwelt möglich machen“, sagt Professor Dr. Gerhard Muth, Vorstandsvorsitzender der MAINZER WISSENSCHAFTSALLIANZ und Präsident der Hochschule Mainz. „Dazu kommt, dass in Mainz das Zeitalter des ,Anthropozäns‘ begründet wurde. Chemie-Nobelpreisträger Paul Crutzen, der lange Jahre in Mainz wirkte, prägte diesen Begriff ,Anthropozän‘ und wollte damit zum Ausdruck bringen, dass unsere Handlungen entscheidend für die zukünftige Entwicklung unseres Planeten sind.“

Entsprechend breit gefächert ist die Themenpalette, die vom Klima über Müll, Ressourcennutzung, Energie bis zu Mobilität, Konsum und der Betrachtung der Umwelt als Wert reicht. Hierbei werden nicht nur naturwissenschaftliche und ethische Perspektiven berücksichtigt, sondern auch historische, soziologische und wirtschaftliche. Neben vielen weiteren Partnern aus Mainz und der Region kooperieren die Macher von „Wissen im Herzen“ eng mit dem Projekt „Masterplan 100% Klimaschutz Mainz“ – Mainz wurde im Sommer 2016 vom Bundesumweltministerium als eine der Masterplan-Kommunen ausgezeichnet.

„Der Masterplan, den wir bis zum Sommer entwickeln, beinhaltet auch eine stärkere Einbeziehung und Sensibilisierung der Stadtgesellschaft für Belange des Klimaschutzes. Die Frage, in welcher Stadt wir alle leben wollen, rückt in den Mittelpunkt“, so Katrin Eder, Beigeordnete der Landeshauptstadt Mainz für Umwelt, Grün, Energie und Verkehr. „Das Jahr ,Mensch und Umwelt‘ eignet sich daher hervorragend, um gemeinsam die Klimaschutzziele der Stadt ansprechend, wissenschaftlich fundiert und interaktiv zu kommunizieren und neue aktive Mitstreiter für das Thema zu begeistern.“ Eines der ersten sichtbaren Ergebnisse der Kooperation ist der kurze Auftaktfilm zum Themenjahr: Unter dem Titel „Klimaheld 001“ erfahren die Zuschauerinnen und Zuschauer, mit welchen Entscheidungen sie täglich für einen klimafreundlichen Alltag sorgen können.

Der Film und weitere Informationen zum Themenjahr sind zu finden unter: www.wissenimherzen.mainz.de und www.facebook.com/wissenimherzen

Ein erster größerer Programmpunkt zum Themenjahr ist die Filmvorführung und Matinee „S.O.S. Eisberg“ (1933) am Sonntag, 19. Februar um 11 Uhr im Capitol Kino Mainz, organisiert von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz. Nach der Vorführung werden Matthias Fanck, Enkel des Regisseurs, der Polarforscher Jörn Thiede und Nina Goslar (Filmredaktion ZDF/ARTE) über den Film sprechen.

Hintergrund Mainz trägt „Wissen im Herzen“ – und bringt es direkt in die Köpfe! Denn Mainz ist nicht nur Standort für Spitzenforschung. Ergänzend haben es sich die Wissenschaftsinstitutionen auch auf die Fahnen geschrieben, ein großes und abwechslungsreiches Programm für alle interessierten Mainzerinnen, Mainzer und Gäste anzubieten.

Unter dem Dach „Wissen im Herzen“ laden die Landeshauptstadt Mainz und die MAINZER WISSENSCHAFTSALLIANZ zu Events ein und kreieren Fakten- und Fragen-Videos – alles rund um die Mainzer Wissenschaft. Und das jährlich wechselnd zu einem neuen Thema. 2017 dreht sich alles um „Mensch und Umwelt“.

„Zum Wohle der Patienten und nicht der Zahlen“ Dr. Eckhart von Hirschhausen begeistert Studenten mit seinen deutlichen Worten bei seiner Gastvorlesung an der Universitätsmedizin Mainz

Vollends begeistert von der Gastvorlesung von Eckart von Hirschhausen waren auch der Pflegevorstand der Universitätsmedizin Mainz, Marion Hahn, der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität, Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch, und der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann. Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Vollends begeistert von der Gastvorlesung von Eckart von Hirschhausen waren auch der Pflegevorstand der Universitätsmedizin Mainz, Marion Hahn, der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität, Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch, und der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

„Bei allem technischen Fortschritt sind und bleiben kluge Fragen und einfühlsame Gesprächsführung die wichtigsten diagnostischen und therapeutischen Instrumente des Arztes!“, so die Überzeugung von Dr. Eckart von Hirschhausen. Sein aktuelles Buch „Wunder wirken Wunder“ ist seit Erscheinen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste und zeigt, wie groß das Bedürfnis nach verständlichen und fundierten Gesundheitsinformationen in Deutschland ist. Hirschhausen ist es eine Herzensangelegenheit, die Ärzte dieser und der nächsten Generation zu inspirieren, Worte als Medizin wertzuschätzen und bewusster einzusetzen. „Der Placebo-Effekt wird oft missverstanden als eine Täuschung des Patienten. Dabei geht es im Kern darum, positive Erwartungen zu wecken und professionell zu nutzen, statt die Menschen frustriert der Alternativmedizin zu überlassen.“

Dr. Eckard von Hirschhausen posiert mit dem ehrenamtlichen Mainzer Team Humor hilft Heilen am Spendenverkaufs-Tisch der Roten Nasen im Foyer Hörsaal Chirurgie. Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Dr. Eckard von Hirschhausen posiert mit dem ehrenamtlichen Mainzer Team Humor hilft Heilen am Spendenverkaufs-Tisch der Roten Nasen im Foyer Hörsaal Chirurgie. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

In diesen Tagen  hielt der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen auf Einladung des Wissenschaftlichen Vorstands der Universitätsmedizin Mainz und der Teddyklinik Mainz eine Vorlesung für Studierende und Lehrende des Fachbereichs Universitätsmedizin. Vor der Vorlesung gab es bereits die berühmten roten Nasen gegen eine kleine Spende. Mit diesen und auch aus Erlösen aus seinen Büchern fördert der Entertainer seit Jahren  über die Stiftung HUMOR HILFT HEILEN die Clownsvisiten in der Mainzer Kinderklinik, Fortbildungen für Pflegekräfte und Studien, warum Lachen tatsächlich die beste Medizin ist.

Dr.Eckart von Hirschhausen posiert neben Patrick Jacobi  stolz mit dem soeben verliehenem  Ehrendoktor-T-Shirt.Foto: Diether v. Goddenthow  © atelier-goddenthow
Dr.Eckart von Hirschhausen posiert neben Patrick Jacobi stolz mit dem soeben verliehenem Ehrendoktor-T-Shirt.Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Zum Auftakt verlieh Patrik Jacobi vom Orgateam der Teddyklinik Mainz  Eckard von Hirschhausen die Ehrendoktorwürde der Teddyklinik Mainz. Hirschhausen war hocherfreut und gelobte im bis zum letzten Platz besetzten Hörsaal : „Ich werde sie in Ehren behalten, sie bedeutet mir tatsächlich viel.“ Es wäre seine erste Ehrendoktorwürde, und von der Teddyklinik-Mainz verliehen wäre sie besonders wertvoll. Er dankte Teddyklinik Mainz für ihre Initiative, die zu seiner Einladung führte. „Ich bin sehr gern nach Mainz gekommen“, auch, „da Mainz für mich eine Hochburg des Humors ist“, so der bekannte Entertainer.

Zum Wohle der Patienten und nicht der Zahlen

Dr. Eckart v. Hirschhausens Mission ist, für eine humanere Medizin zu plädieren. Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Eckart v. Hirschhausens Mission ist, für eine humanere Medizin zu plädieren. Foto: Diether v. Goddenthow

Hirschhausen  ist jedoch nicht nur Komiker und Entertainer, sondern auch Arzt. Und so war er weniger zum „Witzemachen“ der Einladung der Universitätsmedizin gefolgt. Vielmehr hatte der beliebte Entertainer eine zentrale Mission im Gepäck, nämlich: die Medizin wieder menschlicher zu machen. So avancierte sein Auftritt zu einem Rund-um-Umschlag gegen die gewärtige Entwicklung im Gesundheitswesen. Er warnte vor der  wachsenden Diskrepanz zwischen Pflege und Ärzteschaft, zwischen Arzt und Patienten und vor der einer voranschreitenden Ökonomisierungen der Kliniken, die wie Unternehmen und nicht wie Krankenhäuser, als Häuser für Kranke, geführt würden.

„Alles, was Zuwendung, alles was Pflege, was ein Bett,  ein Essen, ein Gefühl von Zeit zum Heilen angeht,“ so Hirschhausen, sei in diesem System nicht mehr vorgesehen. Und dadurch sei  die Medizin nicht billiger geworden, sondern nur unsinniger, und gerade das, wofür er heute hierhergekommen sei, sei ein Kern der Medizin, „den Ihr verteidigen müsst gegen eine Ökonomisierung, die so um sich gegriffen hat, wie ich mir das, als ich so alt war wie ihr, nicht habe vorstellen können“, so der Entertainer.

Der Kern der Medizin sei ein Kern unserer abendländischen Kultur, so Hirschhausen, „wenn man hochtrabend werden darf“. Der Name Hospital käme sicherlich nicht von Shareholder value, sondern aus dem Lateinischen Hospitium, und bedeute in diesem Zusammenhang „Herberge für Kranke“. Ein Krankenhaus wäre im Kern ein Ort für kranke Menschen. Ein Patient wäre ein Leidender und kein Kunde. Und auch im  21. Jahrhundert sollte die erste Frage immer noch lauten: “Wie kann ich Dir helfen, und nicht: ‚Wie mache ich mit dir in einem solidarischen System privatwirtschaftlich 20 Prozent Rendite?‘“, so von Hirschhausen.

Nach 20 Jahren Fallpauschale befänden wir uns mittlerweile in „einer  Zeit, wo die Medizin auf dem Wege ist, zu einer Bedrohung für Menschen zu werden“, so Hirschhausen. „Wir übertherapieren nach ökonomischen Richtlinien. Das Fallpauschalen-System wurde eingeführt, weil das System davor auch nicht richtig gut war“, da Kliniken für jeden Tag, in dem jemand im Klinikum lag, also auch freitags, samstags und sonntags, abrechnen konnten. Doch seitdem die Kliniken vorrangig nach ökonomischen Gesichtspunkten geführt würden, da sie nur noch eine fixe Summe pro Fall bekämen, führe das dazu, „dass im Moment, wo jemand aus dem OP kommt,  für den Verwaltungs-Chef uninteressant würde, so Hirschhausen. „Denn jeder Tag Pflege, jedes Essen, jedes Bett und jede Physiotherapie geht ihm – gefühlt – von seinem Gewinn weg. Und das führt –  und das haben auch alle vernünftigen Leute vorhergesagt – dazu, dass wir von den lukrativen Operationen immer mehr machen. Und von dem, was den Kern der Medizin ausmacht, nämlich ein gutes Gespräch, Veränderung zu Lebensführung, gute Medikamente usw. immer weniger stattfindet“,  kritisiert von Hirschhausen.

Das bedeute, dass ein großer Teil von Wirkung von guter – preiswerterer –  Medizin jeden Tag verschenkt werde, weil „wir es nicht hinkriegen, so (und ausreichend) mit den Patienten zu sprechen“. Angehende Ärzte sollten sich immer wieder neu klar machen, wie wichtig die richtigen Worte im Umgang mit Patienten für dessen Heilung seien.

Zuwendung und Worte können Leben retten

Zuwendung, für die in modernen Kliniken immer weniger Zeit bleibe, könne lebensrettend sein, so Hirschhausen und gab ein Beispiel für seine These: Ein junger ZDF-Reporter,  ein Bekannter des Kabarettisten, der sich bei einer Recherchereise in Afrika seinen Halswirbel gebrochen hatte und nicht mehr leben wollte, hatte sich in der Klinik nur eine Frage gestellt: „Wie kann ich mit meinem Rollstuhl so die Treppe runterfahren, dass ich garantiert tot bin?“ Er wollte auf keinen Fall so mehr leben,. Er war ein junger Mann, strotzte vor Kraft, und sagte, „nun bin ich ein Krüppel, was hat dieses Leben noch einen Wert?“ Hirschhausen habe ihn später, als er wieder zuhause war, gefragt, warum er es nicht gemacht habe, worauf der querschnittgelähmte Reporter antwortete: “Weil es einen Medizinstudenten gab, der, nachdem die Stationsarbeit zu Ende war, jeden Abend zu mir ans Bett kam, sich hingesetzt hat, und die Hand gehalten hat, und gefragt hat, wie es mir geht.“

Dr. Eckart v. Hirschhausen.Über Zuwendung lasse sich sehr vieles erreichen. „das ist Eure Kraft, wenn Ihr dem Patienten sagt, es wird wieder“, betonte der Arzt und Kabarettist. „Ihr seid Hoffnungsträger!“ Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Eckart v. Hirschhausen.Über Zuwendung lasse sich sehr vieles erreichen. „das ist Eure Kraft, wenn Ihr dem Patienten sagt, es wird wieder“, betonte der Arzt und Kabarettist. „Ihr seid Hoffnungsträger!“ Foto: Diether v. Goddenthow

„Wollt Ihr diejenigen sein, die merken, wenn jemand so etwas braucht?“, fragt Hirschhausen ins Plenum die Studenten? „Warum war es ein Student und kein ‚Profi'“, der den verunglückten Reporter besuchte?, „Weil du noch nicht hinter deiner Maske erstarrt warst! Weil du noch wach warst!, Weil du gemerkt hast, dieser Mensch braucht etwas!“, so Hirschhausen.  Das sei nicht nur eine Frage von Zeit. Zeit sei immer knapp. Aber es sei eine Frage von Achtsamkeit: „Hingehen, sich diesen Moment zu nehmen, kurz zu fragen, ihn kurz in die Augen zu gucken. Und das kann ein Leben retten. So groß ist die Kraft von Zuwendung.“, veranschaulicht von Hirschhausen.

Manchmal seien es einzelne Worte, die tatsächlich über das Leben entscheiden, über Leben und Tod, so der Entertainer:  „Ein Nachbar von mir stirbt an Darmkrebs mit Mitte 30. Warum? Weil eine Frage nicht gefragt wurde im Arzt-Patienten-Gespräch: Er ging nämlich vor 10 Jahren  zu einem Gastroenterologen und sagte: ‚Ich hätte gern eine Darmspiegelung!‘ Und was sagt dieser Vollidiot? Er sagte: ‚Sie sind doch noch viel zu jung dafür! Gehen Sie wieder nach Hause! Kommen Sie mit 55 wieder, dann zahlt es auch die Kasse!‘ Welche entscheidende Frage wurde nicht gestellt?: ‚Haben Sie irgendeinen Grund anzunehmen, dass ihr Risiko für Darmkrebs höher ist, als in der Allgemeinbevölkerung?‘ Hätte er diese Frage gestellt, so Hirschhausen,  hätte der Gastroenterologe sofort gehört: „Ja klar, ich habe einen Onkel und drei weitere Verwandte mit Darmkrebs!“ Eine Darmspiegelung sei in solch einer Situation sofort angeraten, um nachzuschauen und mögliche Polypen herauszuschneiden, so dass man in der Regel 10 Jahre Ruhe habe, erläuterte Hirschhausen und bekräftigte seine These: Eine Frage verändert das Leben! Der Wert richtigen Fragens könne nicht hoch genug geschätzt werden. Und wie hier können einzelne Worte über Leben und Tod entscheiden

Vorsicht „Bestätigungs-Irrtum!“

Erkennen und vermeiden Sie die größte Medizinerfalle,  den „Bestätigungs-Irrtum“? ruft Hirschhausen den angehenden Jungmedizinern zu: Denn, wenn Ärzte Patienten sehen, sei der größte Fehler, den sie machen könnten, zu schnell zu wissen, was mit ihm los ist. Sie machten sich zu rasch ein Bild von ihm und geraten dann oftmals in  eine der größten Denkfallen,  in die Confirmation Bias, den Bestätigungsfehler:  „Du denkst, der hat das und das, und dann fragst du so, dass seine Antworten zu deiner Verdachtsdiagnose passt. Und wir wissen aus der Pathologie: Grob die Hälfte von Diagnosen, die auf dem Zettel stehen, ist falsch. Das heißt: Wir irren uns jeden Tag. Und deswegen ist einer der wichtigsten Qualifikationen, seine eigenen Denkprozesse zu beobachten und immer wieder zu fragen: ‚Wie sicher kann ich mir da überhaupt sein?‘“, so Hirschhausen und gibt gleich eine Hilfestellung wie Jungmediziner ihre Diagnose absichern könnten: „Hat er denn irgendetwas, was zu meinen Verdacht passt? Was sagt denn der, wenn ich ihm das nicht in den Mund lege? Was kommt von dem alleine?“  Und, Patienten wüssten oft auch erstaunlich gut, wenn Ärzte daneben lägen. Sie trauten sich das nur nicht zu sagen. Und deswegen sei es so wichtig, dass es eben Kräfte gibt, die beide Seiten kennen, „und ich wünsche mir das dir das bewusst ist, wenn du Ärztin bist, denn das geht verloren!“, so Hirschhausen.

Vorbild „Landarzt“

Dr. Eckart v. Hirschhausen interviewt Studentin, die ihren Landarzt-Onkel als "Idealbild eines Arztes" zum Vorbild hat. Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Eckart v. Hirschhausen interviewt Studentin, die ihren Landarzt-Onkel als „Idealbild eines Arztes“ zum Vorbild hat. Foto: Diether v. Goddenthow

Die Gastvorlesung war zudem garniert mit etlichen Interaktionen zwischen Vortragendem und Publikum. So ließ sich Eckart von Hirschhausen beispielsweise von Studierenden schildern, wer ihnen als Vorbild diene. Eine Medizinstudentin nannte ihren Onkel im nördlichen Niedersachsen, der lange Wege für Hausbesuche in Kauf nehme, alte Leute aufsuche und deren ganze Familie, Krankheiten und Sorgen kenne und über alles in Ruhe spreche, um herauszufinden, ob beispielsweise die Bauchschmerzen einer Enkelin ernsthaft oder eher prüfungsstressbedingt sein könnten. „Der ist wirklich so das Idealbild eines Arztes für mich!“ Sie könne sich vorstellen, mal seine Nachfolgerin zu werden.

In Deutschland gäbe es ein Phänomen, so von Hirschhausen, das es in keinem anderen Land gibt, nämlich, dass 90 %  der Ärzte Fachärzte werden, und nur 10 Prozent Allgemeinmediziner sind. Der Entertainer warb für den Beruf des Facharztes für Allgemeinmedizin. Der Hausarzt habe  stets den ganzen Patienten im Auge. Bei ihm liefen die Untersuchungs-Ergebnisse zusammen. Er entscheide und begleite die Therapie.

„So viel nicht zu tun, wie möglich!“

Auch würden bis heute immer wieder schreckliche Kunstfehler passieren: „Falscher Patient, falsches Bein, falsches Organ!“, oder „jahrelanges Operieren mit nicht sterilem OP-Besteck“, wie einstmals in Mannheim, weil sich keiner traute, etwas zu sagen. Und es sei doch etwas Grundsätzliches im Medizinbetrieb falsch, wenn – wie eine Umfrage im Ärzteblatt einst ergab – 25 Prozent der Ärzte von einer Behandlung in ihrer eigenen Klinik eher abrieten.
All diese Dinge seien durch Kommunikation vermeidbar. Jungmediziner sollten sich nicht scheuen, Missstände zu benennen, um Menschenleben zu schonen und zu retten. Sie sollten nachfragen,  sich trauen, ihren Mund aufzumachen und Hilfe zu holen.
„Wenn ihr aber so tut, als wärt Ihr schon die Größten“, macht Ihr Fehler!“, ermahnt Hirschhausen.

Gemäß Hippokrates Leitspruch solle der Patient von seiner Behandlung mehr Nutzen als Schaden haben. Oder nach „House of God“ (Medizinerpflichtlektüre) ausgedrückt: „Die Kunst der Medizin besteht darin, so viel nicht zu tun, wie es geht!“ Der Gesundheitsmarkt boome, aber die Gesundheit der Menschen nicht,“ so Hirschhausen.

Oft sei in der Medizin weniger mehr, und wichtig dabei seien vor allem korrekte Informationen, was im Zeitalter von alternativen Fakten, manipulierten bzw. unterschlagenen Studien nicht immer einfach sei, so Hirschhausen, dessen Doktorarbeit einstmals nicht publiziert wurde, „weil da etwas herauskam, was nicht so schmeichelhaft war für das Unternehmen, die das bezahlt hat. Ich habe an Schweinen die Wirkung von einem  Immunglobulin-Präparat getestet und das ging denen auf die Nieren. Und die Firma hatte komischerweise kein Interesse, dass das publik wird.“, erzählt Hirschhausen und appelliert an die Studenten: „Sorgt dafür, wenn ihr etwas rauskriegt, dass das auch publiziert wird!“ und fasst zusammen: „Was sauberes Wasser für die Medizin im letzten Jahrhundert war, ist sauberes Wissen für die Medizin heute“, so Hirschhausen, Psychosomatik

„Lerne, deine Gedanken kennen und nimm sie nicht so ernst!“.

Dr. Eckart v. Hirschhausen wichtig als Arzt auch für das eigene Sorgenheil zu sorgen. Foto: Diether v. Goddenthow
Dr. Eckart v. Hirschhausen wichtig als Arzt auch für das eigene Sorgenheil zu sorgen. Foto: Diether v. Goddenthow

Schließlich spricht Eckart von Hirschhausen  über die große Rolle  von Psychosomatik menschlicher Gesundheit: „Die Hälfte der Patienten, mit denen Ihr zutun habt, hat psychosomatische Ursachen“ und sei nicht  rein körperlich erkrankt .“Wenn Ihr dafür keine Antenne habt, dann geht in die Forschung. pipettiert!“ „Aber, wenn Ihr gute Ärzte sein wollt,“ so Hirschhausen weiter, „dann solltet Ihr die Grundlagen der Psychosomatik kennen.“ Und warnend an die Nachwuchsmediziner selbst gerichtet: „Depressionen, depressive Symptome bei jungen Ärzten sind höher als in der Bevölkerung!“ Als Nebenwirkungen davon gäbe es unter Medizinern doppelt so viele Suchterkrankungen wie in vielen anderen Berufsgruppen, maßgeblich auch in der Anästhesie.

Hirschhausen reißt zahlreiche weitere Themen an, etwa über:

  •  den künftig „kompetenteren Patienten“, der über alle seine  Diagnosen und Blutwerte per Internet Bescheid wüsste,
  •  den Tod, den man „als Freund“ betrachten solle,
  • eine günstige Selbstbeeinflussung von Insulinresistenz, etwa durch mindestens 12-stündige Eß-Pausen,
  • die Sinnhaftigkeit von PSA-Tests und mitunter vorschnelle Prostata-OPs bei Männern mit kleinen und wenig aggressiven Tumoren,
  • Demenz-Prophylaxe per Sozial-Kontaktpflege, geistige Tätigkeiten und Sport mit Koordinationsbedarf (z.B.  Tanzen, PinPong),
  •  die Wichtigkeit – auch  für Ärzte – , sich rechtzeitig einen körperlichen Ausgleich zu verschaffen, etwa mit Hilfe von  Achtsamkeitsmeditation.

Das klinge so esoterisch, wäre es aber überhaupt nicht, so von Hirschhausen. Achtsamkeitsmeditation sei etwas ganz Einfaches, „das Ihr für Euer Seelenheil machen könnt, und was Ihr auch den Patienten nahelegen könnt. Gerade bei Depressiven, bei psychosomatischen Erkrankungen, bei chronischen Schmerzen ist es nachweislich wirksam. Der Kern heißt: ‚Lerne deine Gedanken kennen und nimm sie nicht so ernst. Lass sie weiterziehen, hefte dich nicht an!‘“, so von Hirschhausen.

Humor hilft Heilen

"Trag es mit Humor!", so das T-Shirt-Motto von "Humor hilft heilen", welches aber auch auf Gesunde bestens zutrifft. Foto: Diether v. Goddenthow
„Trag es mit Humor!“, so das T-Shirt-Motto von „Humor hilft heilen“, welches aber auch auf Gesunde bestens zutrifft. Foto: Diether v. Goddenthow

Die allerbeste Medizin wäre Lachen: „‘Humor-hilft-heilen‘ wurde vor 10 Jahren gegründet, um sozusagen ein Gegenpol zu sein zur Genentwicklung in der Medizin“, so Hirschhausen. Seine von ihm geförderte Stiftung fördere Clowns und führe Qualitätssicherung für die Clownarbeit durch. Zudem bildeten sie Pflegekräfte aus in Fähigkeiten wie etwa: „authentischer Kontakt“, „Was macht’s für’n Unterschied, wie ich mit jemanden rede!“ usw.  „Wir haben an der Uni Greifswald Kinder begleitet zum OP durch Clowns, und konnten Oxytocin-Steigerung von 30 Prozent messen. Das heißt: Vertrauen wächst, Angst wird minder. Wir haben 3000 Pflegekräfte geschult, und auch Herzpatienten.“, fühlt sich Hirschhausen von „Lachen als beste Medizin“ vollauf  bestätigt.  „Das Lachen zu untersuchen“, wäre einer seiner Lieblingsbeschäftigungen, „und ich komme gerne noch einmal, vielleicht gibt es auch mal so etwas wie ein Lehrauftrag“.

Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann dankt und verabschiedet den Entertainer Dr. Eckart von Hirschhausen. Foto: Diether v. Goddenthow
Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann dankt und verabschiedet den Entertainer Dr. Eckart von Hirschhausen. Foto: Diether v. Goddenthow

Voll des Lobes für die Gastvorlesung von Eckart von Hirschhausen war auch der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann: „Im Rahmen der medizinischen Ausbildung möchten wir unseren Studierenden vermitteln, dass adäquate kommunikative Kompetenzen und eine einfühlsame Gesprächsführung – unabhängig vom jeweiligen Fachgebiet – wichtige Kernkompetenzen eines jeden Arztes darstellen. In seiner Gastvorlesung bringt Dr. Eckart von Hirschhausen genau diese Botschaft auf sehr anschauliche und humorvolle Art und Weise auf den Punkt.“

Informationen: Stiftung Humor hilft heilen
Dr. Eckart von Hirschhausen

 

Wunder wirken Wunder

Wie Medizin und Magie uns heilen

wunder-wirken-wunderEin heilsamer Blick auf die Wunderwelt der Heilkunst
Die Wissenschaft hat die Magie aus der Medizin vertrieben, aber nicht aus uns Menschen. Welche Kraft haben positive und negative Gedanken? Wieso täuschen wir uns so gerne? Und warum macht uns eine richtige Operation manchmal nicht gesünder als eine vorgetäuschte? Der Placeboeffekt ist mächtig! Und wenn wir so viele Möglichkeiten haben, den Körper mit dem Geist zu beeinflussen – warum tun wir es so selten gezielt?
Mit viel Humor zeigt Eckart von Hirschhausen, wie Sie bessere Entscheidungen für Ihre eigene Gesundheit treffen, was jeder für sich tun und auch lassen kann. Klartext statt Beipackzettel. Ein versöhnliches Buch, das Orientierung gibt: Was ist heilsamer Zauber, und wo fängt gefährlicher Humbug an? Hirschhausen entdeckt neue Wundermittel im Alltag.
Wundern wir uns vielleicht zu wenig? Jesus konnte Wasser in Wein verwandeln. Aber ist es nicht mindestens so erstaunlich, dass der menschliche Körper in der Lage ist, über Nacht aus dem ganzen Wein wieder Wasser zu machen?
Wenn Sie dieses Buch nicht mit eigenen Augen gelesen haben – mit welchen dann?
«’Wunder wirken Wunder› ist mein persönlichstes Buch. Ich erzähle Ihnen von meiner Reise durch das unübersichtliche Gebiet der Medizin und Alternativmedizin und verrate Ihnen, wie Sie gesünder durch ein krankes Gesundheitswesen kommen – mit dem Besten aus beiden Welten.» (Eckart von Hirschhausen)

 

Neujahrsempfang der Unimedizin im Mainzer Staatstheater – Positive Jahresbilanz und musikalisches Zeichen gegen grenzenloses Miteinander der Menschen

Neujahrsempfang der Unimedizin im Mainzer Staatstheater - Positive Jahresbilanz und musikalisches Zeichen gegen grenzenloses Miteinander der Menschen. Foto: Diether v. Goddenthow
Neujahrsempfang der Unimedizin im Mainzer Staatstheater – Positive Jahresbilanz und musikalisches Zeichen gegen grenzenloses Miteinander der Menschen. Foto: Diether v. Goddenthow

Mit einem bunten Streifzug durch die Highlights der Opern aus dem Programm des Mainzer Staatstheaters feierten gestern Abend über 900 Angehörige der Universitätsmedizin Mainz mit zahlreichen prominenten Gästen, unter ihnen Oberbürgermeister Michael Ebling, Wissenschaftsminister Professor  Konrad Wolf und Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig den 2. Neujahrsempfang.

Nach einem Auftakt mit der Overtüre «Mathis der Maler» von Paul Hindemith, vorgetragen vom  Philharmonischen Staatsorchester Mainz unter Leitung  Hermann Bäumer, begrüßten der Intendant des Mainzer Staatstheaters Markus Müller und die Vorstandsvorsitzende des Medizinischen Vorstands Professor Dr. Babette Simon in der Rolle des  „Albrecht von Brandenburg“ alle Anwesenden.

Dass die Unimedizin Mainz auch in diesem Jahr wieder einen musikalischen Rahmen gewählt hat, liege daran, dass Musik bewege und Menschen und Einrichtungen verbände, Brücken baue und eine Sprache sei, die in der ganzen Welt grenzenlos verstanden würde. Damit wolle die Unimedizin Mainz, gerade in Zeiten wie diesen, ein Zeichen setzen, so Professor Dr. Babette Simon im Namen des Vorstands. Wörtlich sagte die Vorstandsvorsitzende: „wo wir offenbar in unserer Kulturnation von Brandstiftern umgeben sind, darf man nicht nur die fachlichen Belange im Blick haben, sondern eben auch die moralischen und politischen Dinge. Und was passiert, wenn man diese aus dem Blick verliert, wissen wir aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts.“, so Frau Professor Simon.

Sich auf Aristoteles beziehend, verwies die Vorstandsvorsitzende aber darauf, dass es auch im Wesen von Musik liege, Freude zu bereiten, insbesondere an diesem Abend, auch als Dank und Hochachtung für die großartigen Leistungen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im vergangenen Jahr.

Vorstandsvorsitzende des Medizinischen Vorstands Professor Dr. Babette Simon. Foto: Diether v. Goddenthow
Vorstandsvorsitzende des Medizinischen Vorstands Professor Dr. Babette Simon. Foto: Diether v. Goddenthow

In einem kleinen Rückblick ließ Frau Professor Simon einige wichtige Meilensteine der Klinikentwicklung Revue passieren. So gelang in der Onkologie die Anerkennung als onkologisches Spitzenzentrum, einem sogenanntem Comprehensive Cancer Center. Dies sei nur möglich geworden, da eine exzellente Krankenversorgung mit exzellenter Forschung interagierten. Das sei ein ganz großartiger Erfolg für die Universitätsmedizin und auch im Kampf gegen Krebs in Rheinland-Pfalz, so die Vorstandsvorsitzende.
Weitere wichtige Stationen in der dynamischen Weiterentwicklung der Universitätsmedizin Mainz lagen auch im Bereich der Herzkreislauf-Behandlung, etwa die Gründung des Herzzentrums Mainz, welches nur durch Integration verschiedener Kliniken möglich wurde. Zudem sei der hochmoderne Neubau der Onkologie bezogen und das erste Kunstherz implantiert worden. Den Neurowissenschaften gelang die erfolgreiche Einwerbung eines neuen Sonderforschungsbereiches zur Resilienz, wodurch Mainz nun über ein Resilienz-Zentrum verfüge. Zugleich ging die Universitäre Geriatrie an den Start und es konnte mit der Rudolf Jan-Klinik ein Trainingszentrum für ärztliche Fertigkeiten eröffnet werden, „wovon unsere Studierenden enorm profitieren werden“, so Frau Professor Simon, die noch etliche weitere Highlights der Weiterentwicklung in der Mainzer Universitätsmedizin nannte, etwa:  Tumorklink, OP-Zentrum und Zentrale Notaufnahme sowie Kooperationen und Vernetzungen in die Region nach Rheinland-Pfalz hinein als nachhaltige Verbesserung der medizinischen Versorgung.

Mit der Uraufführung eines Image-Kurzfilms über zentrale Leistungen der Mainzer Universitätsmedizin mit 7.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurde die Jahres-Rückblende mit einem gut aufgestellten Ausblick aufs neue Jahr 2017 kompetent abgerundet.

Chor und Extra-Chors des Mainzer Staatstheater stimmgewaltig mit „O Futura“  aus der Oper "Carmina Burana" von Carl Orff. Foto: Diether v. Goddenthow
Chor und Extra-Chor des Mainzer Staatstheater stimmgewaltig mit „O Futura“ aus der Oper „Carmina Burana“ von Carl Orff. Foto: Diether v. Goddenthow

Der Hauptteil des Abends war jedoch musikalischer Art. Den Arienreigen eröffnete Alexandra Samouilidou mit dem „Walzer der Musetta“ aus Puccinis »La Bohème«.“ Gefolgt von Nadja Stefanoff mit Norma aus der gleichnamigen Oper von Bellini. Als Höhepunkt stimmte der Chor und Extra-Chors des Mainzer Staatstheaters „O Futura“ aus der Oper „Carmina Burana“ von Carl Orff an, Gänsehautfeeling inklusive! Aus selbiger Oper gab Brett Carter –  ebenso grandios – mit der „Vaganten-Beichte“ eine weitere Kostprobe. Ähnlich stimmgewaltig schlüpfte auch Linda Sommerhage in die Rolle der „Prinzessin Eboli“ aus der Opber „Don Carlos“ von Giuseppe Verdi.

Mit Edward Elgar –„Pomp and Circumstance March No.1“ klang bei tosendem Applaus der Abend beschwingt aus. Als Zugabe hatte Herrmann Bäumer und sein Philharmonisches Orchester jedoch noch Johann Strauß Radetzky Marsch im Petto, was der Stimmung einen weiteren Aufschwung verlieh: Immer wieder musste das Orchester  den zackigen Marsch spielen, begleitet von frenetisch-rythmischen Applaus des begeisterten Publikums.
Derart gut gelaunt traf man sich anschließend beim Empfang.

Diether v. Goddenthow (Rhein-Main.Eurokunst)