Kategorie-Archiv: Goethe-Universität Frankfurt

„50 Jahre 68 – Die Erziehung der Demokratie“ – Vortragsreihe ab 7. Juni 2018 an der Goethe-Uni Frankfurt

Summerhill, eine der ersten  Demokratischen Schulen der Welt, bereits 1921 von A. S. Neil  in Leiston (Suffolk, England) mit dem Anspruch „antiautoritärer Erziehung“ gegründet, sowie die Montessori- und Walddorf-Pädagogik waren geistige Wegbereiter von Reformpädagogik und der sich daraus entwickelnden Kinderladenbewegung. © Foto: Diether v. Goddenthow
Summerhill, eine der ersten Demokratischen Schulen der Welt, bereits 1921 von A. S. Neil in Leiston (Suffolk, England) mit dem Anspruch „antiautoritärer Erziehung“ gegründet, sowie die Montessori- und Walddorf-Pädagogik waren geistige Wegbereiter von Reformpädagogik und der sich daraus entwickelnden Kinderladenbewegung. © Foto: Diether v. Goddenthow

Vortragsreihe am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität

FRANKFURT. Die „pädagogische Dimension“ der Protestbewegung der späten 1960er Jahre wird bis heute selten thematisiert. Dabei macht gerade sie rückblickend die Besonderheit der westdeutschen Revolte aus, gerade auch im Vergleich mit Ereignissen und Entwicklungen in anderen Ländern. Mit der Bedeutung der Erziehung für den gesellschaftlichen Aufbruch befasst sich eine Vortragsreihe am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität in diesem Sommersemester. Den Auftakt dazu bildet am

Donnerstag, 7. Juni, 18 Uhr
Hörsaal 12, Hörsaalzentrum, Campus Westend
der Vortrag von Prof. Meike Sophia Baader (Universität Hildesheim) unter dem Titel „68 und die Pädagogik Revisited“. Weitere Vorträge im Juni und Juli befassen sich mit dem Antiautoritären Aufbegehren und der Erziehung nach Auschwitz, mit dem Frankfurter Projekt KiTa 3000 sowie den ersten Kinderläden und der Bedeutung der frühen Kindheit in der antiautoritären Bewegung.

Zwei zentrale Themen beeinflussten die damaligen Entwicklungen im Bereich der Erziehung wesentlich: Dies war einerseits die Kinderladenbewegung, die ihre Wurzeln in der starken Rezeption antiautoritärer Konzepte durch die Protagonisten der Bewegung sowie in den Emanzipationsbestrebungen von Studentinnen hatte. Andererseits führte die kritische Auseinandersetzung mit der Vätergeneration und der NS-Zeit zwangsläufig zu einer anhaltenden Autoritätskritik. Die „Erziehung nach Auschwitz“ (Adorno) als eine autoritäts- und herrschaftskritische Erziehung konnte sich in der Folge von 1968 weitgehend gesamtgesellschaftlich als maßgebliche und leitende Erziehungsvorstellung etablieren.

Weitere Termine und Themen im Überblick:

Donnerstag, 14. Juni
„Antiautoritäres Aufbegehren und Erziehung nach Auschwitz“
Prof. Dr. Micha Brumlik (Goethe-Universität)

Donnerstag, 5. Juli
„Das Frankfurter Projekt KiTa 3000. Antiautoritäre Erziehung in städtischen Kindertagesstätten“
Prof. Dr. Pia Schmid (Martin Luther-Universität Halle/Wittenberg)

Donnerstag, 12. Juli
„Die ersten Kinderläden. Zur Bedeutung der frühen Kindheit in der antiautoritären Bewegung“
Prof. Dr. Heide Kallert (Goethe-Universität)

Einen Beitrag über die Anfänge des Fachbereichs Erziehungswissenschaften, der Ende der 1960er Jahre an der Goethe-Universität etabliert wurde, lesen Sie in der diese Woche erschienenen neuen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Forschung Frankfurt“. Journalisten können die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ kostenlos bestellen bei Helga Ott, Vertrieb, ott@pvw.uni-frankfurt.de.

Im Internet: http://tinygu.de/ForschungFrankfurt-1-2018
Forschung Frankfurt abonnieren: http://tinygu.de/ff-abonnieren

Alle Vorträge beginnen um 18 Uhr im Hörsaal 12 im Hörsaalzentrum am Campus Westend.
Information und Anmeldung: Teresa Mari, Fachbereich Erziehungswissenschaften Dekanat, PEG-Gebäude, Campus Westend, Theodor-W.-Adorno-Platz 6, 60323 Frankfurt am Main, Telefon +49 (0)69 798 36211, Fax +49 (0)69 798 36304, E-Mail t.mari@em.uni-frankfurt.de

Tigermücken weiterhin auf dem Vormarsch – Einwanderung hat Tradition und wird durch den globalen Wandel und den Waren-/Reiseverkehr beschleunigt

Habitus eines Weibchens der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) Foto: Dorian D. Dörge (Goethe-Universität)
Habitus eines Weibchens der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) Foto: Dorian D. Dörge (Goethe-Universität)

FRANKFURT. Durch globalen Waren- und Reiseverkehr haben sich Stechmücken, die gefährliche Infektionskrankheiten übertragen können, nahezu weltweit verbreitet. Der Klimawandel begünstigt zusätzlich die Verbreitung Wärme liebender Arten. Wissenschaftler der Goethe-Universität und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung haben nun die ökologischen Nischen der Tiger- und der Gelbfiebermücke auf verschiedenen Kontinenten verglichen. Das Ergebnis: „Aufgrund ihrer längeren Einwanderungsgeschichte von 300 bis 400 Jahren füllt die Gelbfiebermücke ihre Nische in nicht-heimischen Gebieten fast vollständig aus, während die Tigermücke mit einer noch kurzen Einwanderungsgeschichte von 30 bis 40 Jahren noch nicht überall dort angekommen ist, wo sie geeignete Umweltbedingungen hätte“ sagt Prof. Dr. Sven Klimpel.

„In den nächsten ein bis fünf Dekaden werden durch Vektoren übertragene Infektionskrankheiten zunehmen“, davon geht das Team um Prof. Dr. Sven Klimpel an der Goethe-Universität und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung aus. Vektoren übertragen Infektionskrankheiten auslösende Erreger von einem Wirt auf einen anderen Organismus ohne dabei selbst zu erkranken. Viele bekannte Vektorarten sind in tropischen und subtropischen Gebieten heimisch. Wenn sie im neuen Verbreitungsgebiet Erreger vorfinden, weitet sich das Risikogebiet für die Krankheiten, die sie übertragen, aus.

Abb. 1: Weltweite Verbreitung der beiden invasiven Stechmückenarten, hier der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) und betrachtete Gebiete. Foto von Dorian D. Dörge (Goethe-Universität)
Weltweite Verbreitung der beiden invasiven Stechmückenarten, hier der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) und betrachtete Gebiete. Foto: Dorian D. Dörge (Goethe-Universität)

Zwei prominente Beispiele für Vektoren sind die asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) und die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti). Die Gelbfiebermücke gilt als Hauptvektor von Gelbfieber-Virus, Dengue-Virus, Zika-Virus und einige andere Viruserkrankungen. Die Tigermücke kann ebenfalls das Zika-Virus und das Dengue-Virus übertragen, aber auch weitere Krankheitserreger wie das West-Nil-Virus oder das Chikungunya-Virus. Diese beiden medizinisch relevanten Vektoren stehen im Fokus der aktuellen Studie in „Scientific Reports“.

Abb. 1: Weltweite Verbreitung der beiden invasiven Stechmückenarten, hier die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) und betrachtete Gebiete. Foto von Dorian D. Dörge (Goethe-Universität)
Weltweite Verbreitung der beiden invasiven Stechmückenarten, hier die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) und betrachtete Gebiete. Foto: Dorian D. Dörge (Goethe-Universität)

Die ursprünglich in Afrika heimische Gelbfiebermücke begann sich schon vor etwa 300 bis 400 Jahren weltweit auszubreiten – vermutlich durch die Ausweitung von Zuckerrohrplantagen und den Sklavenhandel. Die Tigermücke, die heute zu den 100 schlimmsten invasiven Arten gezählt wird, kommt ursprünglich aus Süd- und Südostasien. In den letzten Jahrzehnten ist sie vor allem durch Warentransporte und Reisetätigkeiten verschleppt worden. Dabei spielten der Handel mit Autoreifen und der sogenannte Glücksbambus (Dracaena spp.) eine wichtige Rolle. Auf dem Seeweg wurden dabei u.a. Eier, Larven und Puppen der Tigermücke in teilweise mit Wasser gefüllten gebrauchten Autoreifen oder den Wasserbehältern des Glücksbambus über weite Strecken transportiert.

 In ihrer Studie haben die Wissenschaftler die ökologischen Nischen beider Arten untersucht, also die Gesamtheit der Umweltbedingungen, unter denen eine Art vorkommen kann. Denn in den neuen Verbreitungsgebieten können Stechmücken anderen Umweltbedingungen ausgesetzt sein als im ursprünglichen Verbreitungsgebiet. Invasiven Stechmückenarten wird oft nachgesagt, dass sie sich besonders gut und schnell an neue Klimabedingungen anpassen können. Dafür fanden die Wissenschaftler jedoch keine Hinweise. Beide Arten besitzen eine breite Nische. Sie können im ursprünglichen Verbreitungsgebiet unter einer Vielzahl verschiedener Umweltbedingungen vorkommen. Da in den neuen Verbreitungsgebieten ähnliche klimatische Verhältnisse herrschen, lässt sich die weltweite Ausbreitung deshalb nicht durch Anpassung erklären, wobei lokale Anpassungen und genetische Merkmalsveränderungen nicht ausgeschlossen sind.

 Einen Unterschied zwischen beiden Arten haben die Wissenschaftler dennoch feststellen können, nämlich, dass Zeit eine wichtige Rolle bei der Ausbreitung oder Invasion von Arten spielt. Mit ihrer längeren Einwanderungsgeschichte füllt die Gelbfiebermücke ihre Nische in den neuen, nicht-heimischen Verbreitungsgebieten bereits annähernd aus, das heißt, sie kommt unter vielen Umweltbedingungen vor, die auch in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet vorliegen.

 Bei der Asiatischen Tigermücke sieht das hingegen anders aus. Sie kommt in den neuen Verbreitungsgebieten (noch) nicht überall dort vor, wo für sie geeignete Bedingungen herrschen. Daraus leiten die Forscher für die Zukunft ein weiteres Ausbreitungspotential für diese Art ab. “Mittlerweile ist die Asiatische Tigermücke in Südeuropa fast flächendeckend verbreitet und wird sich aufgrund der breiten Nische auch in Nordeuropa unaufhaltsam ausbreiten und etablieren. Und weitere exotische Mückenarten wie Aedes japoniucs (Asiatische Buschmücke), Aedes koreicus oder Aedes atropalpus werden folgen, respektive sind bereits in zentral Europa angekommen“, resümiert Klimpel.

Publikation:
Sarah Cunze, Judith Kochmann, Lisa K. Koch, Sven Klimpel: Niche conservatism of Aedes albopictus and Aedes aegypti – two mosquito species with different invasion histories, in Scientific Reports, doi:10.1038/s41598-018-26092-2

Informationen: Prof. Dr. Sven Klimpel, Institut für Ökologie, Evolution und Diversität, Fachbereich Biowissenschaften, Campus Riedberg Frankfurt am Main, Tel. (069) 798-42237, Klimpel@bio.uni-frankfurt.de

Die Dämonen des deutschen Familienromans – Dr. Gerd Koenen am 14.5. in der Stadtbücherei Frankfurt

Die Veranstaltung findet statt am Montag, 14. Mai 2018, um 19.30 Uhr in der Stadtbücherei Frankfurt, Hasengasse 4, 60311 Frankfurt am Main. © Foto: Diether v. Goddenthow
Die Veranstaltung findet statt am Montag, 14. Mai 2018, um 19.30 Uhr in der Stadtbücherei Frankfurt, Hasengasse 4, 60311 Frankfurt am Main. © Foto: Diether v. Goddenthow

Am 14. Mai steht die RAF-Terroristin Gudrun Ensslin im Fokus der Frankfurter Bürger-Universität

FRANKFURT. Das sogenannte „Rote Jahrzehnt“ zwischen 1967 und 1977 umschreibt im Kern einen Generationenkonflikt, der sich grell und folgenreich in der Karriere von Gudrun Ensslin spiegelt. Der bedingungslose, leere Existenzialismus ihres Eintretens für die Ziele der RAF bedarf einer Erklärung, die im Klischee der hypermoralischen Pfarrerstochter nicht aufgeht. Der Vortrag „Gudrun Ensslin – Die Dämonen des deutschen Familienromans“ von Dr. Gerd Koenen, Verfasser des Kommunismus-Kompendiums „Die Farbe Rot. Usprünge und Geschichte des Kommunismus“.

am Montag, 14. Mai 2018, um 19.30 Uhr in der Stadtbücherei Frankfurt, Hasengasse 4, 60311 Frankfurt am Main

in der Reihe „Wir wir wurden, wer wir sind“ versucht ihre Geschichte, die ein Rätsel bleibt, zumal außer wenigen Dokumenten aus ihrem Privatleben sowie einigen Haftkassibern wenig über sie bekannt ist, zu skizzieren. Koenen ist Publizist und freiberuflicher Historiker.

„Wie wir wurden, wer wir sind“ wird seit 2008 von Prof. Tilman Allert, Soziologe an der Goethe-Universität, kuratiert. Die Hauptreihe der Frankfurter Bürger-Universität im Sommersemester, die in diesem Jahr zehn Jahre alt wird, stellt an insgesamt sechs Abenden Lebensläufe berühmter Protagonisten der Kulturbewegung der 68er vor, die anlässlich des 50jährigen Jubiläums in diesem Jahr im Fokus steht.

Folgende Biografien erwarten Sie außerdem im Sommersemester:

28. Mai 2018
Prof. Ingrid Gilcher-Holtey
Rudi Dutschke
„Ohne Provokation werden wir gar nicht wahrgenommen“

11. Juni 2018
Dr. Ina Hartwig
Ingeborg Bachmann
Ich existiere nur, wenn ich schreibe

Beginn jeweils um 19.30 Uhr, Eintritt frei.

Alle Veranstaltungen finden im Foyer der Zentralbibliothek der Stadtbücherei (Hasengasse 4, 60311 Frankfurt am Main) statt.

Die Frankfurter Bürger-Universität ist ein Veranstaltungsformat, in dem Bürgerinnen und Bürger im Sommersemester „deutschen Biografien“ begegnen können und das im Wintersemester wechselnde Themen mit städtischem, gesellschaftsrelevantem Bezug aufgreift. Oft verlässt die Goethe-Uni mit ihren Hauptreihen den Campus und zieht an wechselnde Orte in der Stadt, um dort mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen. Die Bürger-Universität wird jedes Semester von einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm begleitet. Dieses beinhaltet neben der eigens konzipierten Vortragsreihe eine vielfältige Auswahl an öffentlichen Veranstaltungen der Goethe-Universität, ihrer Fachbereiche, (An)-Institute und Initiativen. Die Broschüre mit über 100 Veranstaltungen steht unter www.buerger.uni-frankfurt.de zur Verfügung.

50 Jahre 68: Drei Generationen diskutieren über das Erbe von 1968 am 15.Mai 2018 in der Goethe-Uni Frankfurt

50j68er2.w50 Jahre 68: Goethe-Universität und Frankfurter Rundschau laden zu gemeinsamen Diskussionsabend ein

FRANKFURT. Frankfurter Rundschau und Goethe-Universität organisieren unter den Titel „Was bleibt von 68?“ einen gemeinsamen Diskussionsabend, bei dem Angehörige von drei verschiedene Generationen miteinander ins Gespräch kommen. Die Kooperationsveranstaltung findet im Rahmen des Programms 50 Jahre 1968 der Goethe-Universität statt und nimmt auch Bezug auf die besondere Geschichte der Frankfurter Rundschau. Die Zeitung war 1968 für die meisten der Studierenden tägliche Pflichtlektüre. Aufgrund der eigenen 68er-Tradition der FR steht das Jubiläum auch im Fokus der aktuellen Berichterstattung: „Wir haben bereits im Herbst vorigen Jahres mit unserem Schwerpunkt ,50 Jahre 1968‘ begonnen und große Resonanz darauf erfahren“, sagt FR-Chefredakteurin Bascha Mika.

Wie hat sich der Blick auf das Jahr der Revolte im Abstand von 50 Jahren verändert? Wie steht es heute um das Erbe dieser Zeit? Wie verändern die Wandlungen der persönlichen Biografien, der Marsch durch die Institutionen, den Blick auf die damaligen Ereignisse und deren Bedeutung? Und welche Wahrnehmungen zu den Vorgängen und den davon ausgelösten heutigen Entwicklungen haben Vertreter verschiedener Altersgruppen? Nach der Begrüßung von Universitäts-Vizepräsident Prof. Dr. Roger Erb werden FR-Chefredakteurin Bascha Mika und Claus-Jürgen Göpfert die Moderation des Abends übernehmen.

Mit Ihnen auf dem Podium diskutieren
am Dienstag, den 15. Mai ab 19:30 Uhr im Hörsaal 5 im Hörsaalzentrum auf dem Campus Westend der Goethe-Universität

  • ehemalige und noch aktive Studierende der Goethe-Universität, die sich noch heute dem Erbe von 1968 auf unterschiedliche Weise verpflichtet fühlen:
  • Cornelia-Kathrin von Plottnitz, 68er-Studentin (Germanistik und Anglistik) und langjährige ehrenamtliche Stadträtin
  • Mike Josef, Asta-Vorstand im Protestjahr 2006 (gegen die Einführung von Studiengebühren), mittlerweile Frankfurter Planungsdezernent
  • Valentin Fuchs, amtierender Asta-Sprecher.

Der Eintritt ist frei.

Senckenberg-Wissenschaftler blasen zur Mückenjagd auf Friedhöfen in Wiesbaden, Lorch und Dornburg im Westerwald

Asiatische Buschmücke Aedes japonicus  nach einer Blutmahlzeit,  © Foto: James Gathany/CDC
Asiatische Buschmücke Aedes japonicus nach einer Blutmahlzeit, © Foto: James Gathany/CDC

Dem einen oder anderen aufmerksamen Friedhofsbesucher wird es schon aufgefallen sein: Seit kurzem stehen auf Friedhöfen in Wiesbaden, Lorch und Dornburg im Westerwald kleine, weiße Tonnen mit einem schwarzen Stutzen oder wassergefüllte, schwarze
Plastikbecher. Was so unscheinbar daher kommt, sind tatsächlich ausgeklügelte Fallen, mit denen Frankfurter Forscher auf Friedhöfen der Region drei Jahre lang Jagd auf exotische Stechmücken machen.

Unsere heimischen Stechmücken sind nicht mehr allein. Seit Jahren mischen sich exotische Zuwanderer unter sie. Einer dieser Neuankömmlinge ist die Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus japonicus), die erstmals 2008 in Deutschland nachgewiesen wurde. Derzeit kommt sie in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bayern vor.

„Laborexperimente zeigen, dass diese Mücken Krankheitserreger der Japanischen Enzephalitis oder des West-Nil-Virus übertragen können“, erklärt die Biologin Friederike Reuß, Abteilung Molekulare Ökologie des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums in Frankfurt am Main. Deshalb steht die Asiatische Buschmücken von nun an in Hessen unter Beobachtung der Frankfurter WissenschaftlerInnen.

Finanziert vom Fachzentrum Klimawandel (FZK) des Hessischen Landesamts für Natur, Umwelt und Geologie (HLNUG) haben die WissenschaftlerInnen auf den Friedhöfen Bierstadt und Süd in Wiesbaden, dem Friedhof Dorndorf in Dornburg/Westerwald, dem Neuen Friedhof in Hadamar und dem Friedhof Lorch am Rhein insgesamt zehn Fallen aufgestellt. Ihr Ziel: Herausfinden, wie viele Asiatische Buschmücken über das Jahr verteilt in diesen Regionen unterwegs sind.

Die kleinen, weißen Stofftonnen mit schwarzem Stutzen gaukeln Stechmücken vor, lebendige Stechobjekte zu sein, indem sie Kohlendioxid und Duftstoffe ausstoßen. Über einen Ventilator werden die Mücken dann in die Falle gesaugt. Sitzt die Mücke in der Tonne, kann sie nicht wieder heraus.

Falle zum Fang ausgewachsener Stechmücken;  die Tiere werden mit Kohlendioxid und Duftstoffen  angelockt, © Foto: Axel Magdeburg/Senckenberg
Falle zum Fang ausgewachsener Stechmücken; die Tiere werden mit Kohlendioxid und Duftstoffen angelockt, © Foto: Axel Magdeburg/Senckenberg

„Friedhofsbesucher müssen also keine Angst haben, in der Nähe der Fallen besonders oft gestochen zu werden. Außerdem locken wir keine zusätzlichen Mücken an, sondern fangen nur die bereits vorhandenen“, erklärt Reuß. Zusätzliche kleine Behälter mit stehendem Wasser sollen zudem Aufschluss über die Eiablage der Mücken geben.

Die ersten Stechmückenfallen haben die Frankfurter WissenschaftlerInnen Ende Oktober in Betrieb genommen. Im Winter werden sie zwei Mal pro Monat, im Sommer wöchentlich geleert und der Inhalt wird in Frankfurt ausgewertet. Denn außer der Asiatischen Buschmücke gehen den Forschern auch allerhand andere Stechmücken und Insekten in die Falle.

Die erwachsenen Stechmücken und deren Larvalstadien werden im Labor bestimmt und gezählt. Mit gutem Grund: „Das Wissen darum, wann wie viele Asiatische Buschmücken schlüpfen und fliegen, ist Voraussetzung für eventuelle Aktionen zur Eindämmung“, so Reuß.

Ein mögliches natürliches Bekämpfungsmittel testet das Team bereits in einem weiteren Projekt, das ebenfalls vom FZK des HLNUG finanziert wird. An einzelnen Stellen wird Nelkenöl in die Eiablagegefäße mit stehendem Wasser getropft. Dadurch sollen vorhandene Larven abgetötet werden. Ob der großflächige Einsatz sinnvoll ist, wird die Forschung zeigen.

Das Forschungsprojekt läuft noch mindestens bis zum Sommer 2020 unter der Leitung des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums und des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Goethe-Universität Frankfurt. Des Weiteren sind das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung und die Hochschule Geisenheim University maßgeblich an der Forschung beteiligt.

WissenschaftlerInnen des ISOE werden untersuchen, inwieweit die natürliche Mückenbekämpfung mittels Nelkenöl bei Friedhofsbesuchern auf Zustimmung stößt. Die Hochschule Geisenheim wiederum will die im Projekt gesammelten Daten für Modelle nutzen, die zeigen, wo und mit wie vielen Mücken zukünftig zu rechnen ist.

10 Jahre Goethe-Medienpreis – Ausschreibungsrunde bis 31.Juli 2018

Sechste Ausschreibungsrunde/Weiterhin einzige Auszeichnung für Journalisten im hochschul- und wissenschaftspolitischen Metier

FRANKFURT. Vor 10 Jahren feierte der Goethe-Medienpreis für wissenschafts- und hochschulpolitischen Journalismus auf Initiative der Goethe-Universität und der FAZIT-Stiftung Premiere. Bis heute ist er weiterhin die einzige Auszeichnung im deutschsprachigen Raum, bei der ausschließlich die Arbeiten wissenschafts- und hochschulpolitisch tätiger Journalisten im Mittelpunkt stehen. 15 Preisträgerinnen und Preisträger wurde in dieser Zeit prämiert mit Preisgeldern in Höhe von insgesamt mehr als 37.000 Euro in den Kategorien Print, Online und Hörfunk – gestiftet von der FAZIT-Stiftung. Die Jury aus renommierten Fachleuten (s.u.) hatte in dieser Zeit die Qual der Wahl zwischen mehr als 250 zumeist überregionalen Bewerbungen.

Die Präsidentin der Goethe-Universität, Prof. Dr. Birgitta Wolff, sagte: „Zehn Jahre nach seiner Gründung schafft der Goethe-Medienpreis spürbar mehr Aufmerksamkeit für wissenschafts- und hochschulpolitische Themen im Journalismus. Die Auszeichnung soll Ansporn sein, diesen Themen in den Redaktionen heute noch mehr Gewicht zu geben. Ich danke der Jury und der Fazit-Stiftung für ihr langjähriges und großartiges Engagement. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag für die Zukunft des Qualitätsjournalismus, der im Zeitalter von ‚fake news‘ notwendiger ist denn je.“

Nach nunmehr fünf erfolgreichen Ausschreibungen startet der alle zwei Jahre vergebene Preis 2018 in die sechste Runde und hat sich damit als unabhängige Auszeichnung im breiten Feld der mehr als 300 deutschen Journalistenpreisen etabliert. Das zeigt insbesondere der mit inzwischen 80 Prozentsehr hohe Anteil von Bewerbungen aus überregionalen Leitmedien. Ob Süddeutsche Zeitung oder Spiegel, ob Frankfurter Allgemeine Zeitung oder ZEIT: Journalisten mit wissenschafts- und hochschulpolitischem Schwerpunkt beteiligten sich in der letzten Runde wieder mit etwa 50 Einsendungen.

Preisträgerinnen und Preisträger der letzten 10 Jahre haben sich auf höchst anschauliche, hintergründige, zum Teil alarmierende und gelegentlich auch kurzweilige Weise vertieft in herausfordernde Themen wie die Präsenz von Humboldts Denken in deutschen Unis („Goodbye Humboldt“), das Germanistik-Studium nach Einführung des Bachelors („Lesen ist kein Modul“) und die fatale Wirkung der so genannten Kapazitätsverordnung auf das deutsche Hochschulwesen („Die fiese Formel“). Die Autoren haben der universitären Wissenschaft aber auch kriminalistische Seiten abgewonnen („Der Fall Christoph Broelsch“), das immer schneller rotierende Berufungsgeschäft an deutschen Hochschulen mit dem Transfergeschäft im Fußball verglichen („Das Millionenspiel“) oder die Folgen von Ausländerfeindlichkeit in einem wichtigen Hochschulstandort analysiert („Vor Dresden wird gewarnt“). Bei aller Unterschiedlichkeit im Thema verbinden jedoch neben dem wissenschaftspolitischen Hintergrund zwei Kriterien alle diese Arbeiten und viele, die in die engere Wahl kamen: Qualität und Originalität.

Die Ausschreibungsrunde 2018, die bis zum 31. Juli läuft, startete Ende April mit einer öffentlichen Ausschreibung in der „Deutschen Universitätszeitung“ sowie „Forschung & Lehre“. Im November kommt die Jury in Frankfurt zusammen, um die Preisträger zu bestimmen, im Frühjahr 2019 ist die feierliche Preisverleihung im Rahmen der DHV-Wissenschaftsgala.

Bewerberinnen oder Bewerber schicken bitte ihre formlose Bewerbung mit dem entsprechenden Beitrag zusammen mit einer maximal einseitigen Begründung, weshalb sie ihre Arbeit für preiswürdig halten, unter dem Stichwort „Goethe-Medienpreis“ an folgende Adresse: Goethe-Universität Frankfurt, Abteilung PR und Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main.

Je Bewerber ist nur ein Beitrag zulässig. Im Falle einer thematisch orientierten Artikelserie eines Autoren-Teams wird der Preis auf die Mitglieder der Autorengruppe aufgeteilt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Mitglieder der Jury:

  • Prof. Dr. Bernhard Kempen (Präsident des Deutschen Hochschulverbandes)
  • Prof. Dr. Margret Wintermantel (Präsidentin Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD))
  • Werner D‘Inka (Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeine Zeitung)
  • Prof. Dr. Christian Floto (Abteilungsleiter Wissenschaft und Bildung, Deutschlandfunk),
  • Dr. Reinhard Grunwald (Generalsekretär a.D. der Deutschen Forschungsgemeinschaft),
  • Dr. Martin Doerry (Leitender Redakteur, DER SPIEGEL)
  • Dr. Wolfgang Heuser (Herausgeber Deutsche Universitätszeitung)
  • Marco Finetti (Pressesprecher der Deutschen Forschungsgemeinschaft)

Informationen: Dr. Olaf Kaltenborn, Leiter PR und Kommunikation,
Campus Westend, Tel: (069) 798-13035, kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de,

http://goethe-medienpreis.uni-frankfurt.de

Römerberggespräche: Was soll vom 68er-Erbe bleiben?

Kooperationsveranstaltung am 28. April im Schauspiel Frankfurt zum Thema „1968 – 2018: What is left?“ mit dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität

FRANKFURT. „1968 – 2018: What is left? Errungenschaften und Bürde eines politischen Aufbruchs“ – Unter diesem Titel fragt die traditionsreiche Reihe der Frankfurter Römerberggespräche am 28. April, was uns „68“ heute noch zu sagen hat: Was ist vom Aufbegehren übriggeblieben, und was davon sollte in die Zukunft weitergetragen werden? Zu den institutionellen Partnern der öffentlichen Veranstaltung im Schauspiel Frankfurt (Beginn 10 Uhr, Eintritt frei) gehört der Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität, der auch personell beteiligt ist.

„Wir wollen erörtern, wo das Erbe von 1968 liegt, wie man es richtigerweise annehmen könnte und in welchen Punkten man es womöglich ausschlagen sollte“, so Miloš Vec, Vorsitzender des ausrichtenden Trägervereins. Vec ist Professor für Rechts- und Verfassungsgeschichte an der Universität Wien und assoziiertes Mitglied des Frankfurter geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungsverbundes. Auf dem Programm der kommenden Römerberg-Ausgabe stehen fünf Vorträge und eine Podiumsdiskussion. Die Moderation liegt in den Händen von Insa Wilke (Literaturkritikerin und Moderatorin u.a. für WDR und SWR) sowie Alf Mentzer (Leiter des Ressorts hr2-Tagesprogramm im Hessischen Rundfunk).

Der erste Vortragende, um 10.15 Uhr, ist Armin Nassehi, Soziologieprofessor an der  Ludwig-Maximilians-Universität München. Er widmet sich dem Thema: „Reflexion und Moralisierung als Pose – was von 1968 geblieben ist“. Nassehi sieht im heutigen linken Spektrum, aber auch auf der rechten Seite, die Tendenz, dass der Bezug auf gute Gründe ersetzt wird durch das Einnehmen von Identitäts-Posen, die sich selbst als unhinterfragbare Grundlage für Anerkennungsansprüche darstellen.

Um 11.15 Uhr geht Priska Daphi in ihrem Vortrag der Frage nach: „Wie sieht heutige Protestkultur aus?“. Die promovierte Soziologin lehrt an der Goethe-Universität und leitet die Nachwuchsgruppe „Konflikt und Soziale Bewegungen“ am Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), einem Partner im Verbund des Frankfurter Clusters. Daphi schlägt einen Bogen von den 68er-Protesten bis zur heutigen Zeit und nimmt dabei Kontinuitäten, Bezüge und Unterschiede in den Blick.

„Reform und Revolte – 1968 in diachroner und transnationaler Perspektive“ lautet um 12.15 Uhr der Analysegegenstand von Ulrich Herbert, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Freiburg. Dem Autor der viel beachteten „Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert“ geht es auch um einen Vergleich der damaligen Geschehnisse in der Bundesrepublik, der DDR und im Osten Europas – wobei verschiedene, keineswegs einheitliche Facetten sichtbar werden.

„Vom Nutzen und Nachteil der 68er-Geschichte für linke Politik“ handelt um 14.15 Uhr der erste Vortrag nach der Mittagspause. Referent ist Wolfgang Kraushaar von der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur. Der promovierte Politikwissenschaftler sieht Organisationen und Bewegungsformationen, die sich auf das utopische Projekt einer Gesellschaftsveränderung berufen, dem Totalitarismusverdacht ausgesetzt. Die 68er hätten vor allem soziokulturelle Wirkungen gehabt. Beispielsweise hätten die vielen seither entstandenen Bürgerinitiativen für das Gefühl gesorgt, Politik auch selbst gestalten zu können.

Für 15.30 Uhr ist die Podiumsdiskussion terminiert. „Wie emanzipatorisch war 1968?“ lautet ihr Titel, die Teilnehmerinnen sind Christina von Hodenberg, Professorin für Europäische Geschichte an der Queen Mary University in London, und Gisela Notz, promovierte Sozialwissenschaftlern und freie Publizistin mit einem Schwerpunkt auf der Geschichte der Frauenbewegung. Ebendiese wird bei der Betrachtung der späten sechziger Jahre und ihrer Langzeitwirkung häufig nicht hinreichend gewürdigt. Die Anstöße für Veränderungen der Geschlechterrollen und sexueller Normen kamen ganz wesentlich von Frauen, die vielfach in Vergessenheit gerieten.

Martin Saar, Professor für Sozialphilosophie an der Goethe-Universität und Mitglied des Exzellenzclusters, hält den abschließenden Vortrag. Sein Thema um 17 Uhr: „Was hieß (und was heißt) ‚Demokratisierung der Demokratie‘?“ Man könne, so Saar, argumentieren, dass die Zeit um 1968 eine Station auf dem Weg zur Selbstkritik und zivilgesellschaftlichen Öffnung demokratischer Institutionen war, verbunden mit der Forderung, dass nur eine reflexive, plurale Demokratie Legitimität beanspruchen dürfe. In diesem Sinn stecke der Stachel „1968“ bis heute noch im Fleisch des politischen Lebens der westlichen Demokratien.

Programm-Überblick
EINTRITT FREI
Samstag, 28. April 2018
IM SCHAUSPIEL FRANKFURT
Moderation: ALF MENTZER und INSA WILKE

10:00 Uhr Begrüssung
10.15 Uhr Armin Nassehi
Reflexion und Moralisierung als Pose – was von 1968 geblieben ist

11:15 Uhr Priska Daphi
Wie sieht heutige Protestkultur aus?

12:15 Uhr Ulrich Herbert
Reform und Revolte – 1968 in diachroner und transnationaler Perspektive

13.00 Uhr Mittagspause
14:15 Uhr Wolfgang Kraushaar
Vom Nutzen und Nachteil der 68er-Geschichte für linke Politik

15:30 Uhr Christina von Hodenberg und Gisela Notz im Gespräch
Wie emanzipatorisch war 1968?

17:00 Uhr Martin Saar
Was hieß (und was heißt) „Demokratisierung der Demokratie“?

ENDE GEGEN 18:00 UHR

Programm: www.roemerberggespraeche-ffm.de

March for Science 2018: Auch Frankfurt/Rhein‐Main am 14. April  wieder beim weltweiten Marsch für die Wissenschaft dabei

Frankfurter March for Science 2017. © Foto: Diether v. Goddenthow
Frankfurter March for Science 2017. © Foto: Diether v. Goddenthow

Am 14. April gehen wieder weltweit Menschen auf die Straße, um für die Freiheit von Wissenschaft und Forschung sowie deren Bedeutung als Grundlage unserer offenen und demokratischen Gesellschaft zu demonstrieren. In Deutschland sind aktuell in 16 Städten und Regionen Veranstaltungen im Rahmen des March for Science geplant. Eine davon ist Frankfurt/Rhein‐Main.

Der March for Science ist eine internationale Bewegung mit dem Ziel, die Freiheit der Wissenschaft zu verteidigen. Die weltweiten Demonstrationen und sonstigen Events setzen ein Zeichen gegen jede Einschränkung der Freiheit von Forschung und Lehre. Wir in Deutschland sind zwar in der glücklichen Situation, dass unsere Freiheit nicht so direkt bedroht ist wie in vielen anderen Ländern. Aber auch wir haben allen Grund, wachsam zu sein und Fehlentwicklungen rechtzeitig entgegenzutreten: Das Beispiel USA zeigt, wie schnell sich Dinge radikal ändern können. Und dieWissenschaft in Deutschland und Europa sieht sich aktuell einem zunehmenden Vertrauensschwund gegenüber.

Demokratiefeindliche Kräfte versuchen, daraus politisches Kapital zu schlagen.

Nach dem aktuellen Planungsstand sind in Frankfurt nach einem kurzen Auftakt um 13 Uhr an der Bockenheimer Warte ein Marsch durch die Innenstadt und eine Kundgebung um 16 Uhr auf dem Römerberg geplant. Eine anschließende Science Arena, ebenfalls auf dem Römerberg, lädt zum Gespräch mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein, den Abschluss bildet eine Podiumsdiskussion im nahe gelegenen Haus am Dom, bei der es um die Rolle und Bedeutung der Universität in der heutigen Forschungslandschaft  geht.
Den aktuellen Planungsstand sowie die Namen der bereits bestätigten Rednerinnen und Redner finden Sie auf unserer lokalen Webseite: https://marchforscience.de/auch‐in‐deiner‐stadt/frankfurt‐rhein‐main/

Website: marchforscience.de/auch‐in‐deiner‐stadt/frankfurt‐rhein‐main/
Twitter: @ScienceMarchFFM
Facebook: ScienceMarch Frankfurt‐am‐Main

Unterstützende Einrichtungen in Frankfurt:
Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF)
Deutsche Gesellschaft für Information und Wissen e.V. (DGI)
Deutsche Physiologische Gesellschaft (DPG)
EXPERIMINTA ScienceCenter FrankfurtRheinMain
Frankfurt University of Applied Sciences
Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie e.V. (GBM)
Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh)
Goethe‐Universität Frankfurt
Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON)
House of Finance, Goethe‐Universität Frankfurt
ISOE ‐ Institut für sozial‐ökologische Forschung
Leibniz Institut Hessische Stiftung Friedens‐ und Konfliktforschung
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Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2018 an Anthony Cerami und David Wallach verliehen, Tim J. Schulz erhielt Nachwuchspreis

Impression - Verleihung des Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preises 2018 am 14. März 2018, dem Geburtstag von Paul Ehrlich, in der Frankfurter Paulskirche an den US-Amerikaner Professor Anthony Cerami und den Israeli Professor David Wallach. Tim J. Schulz erhielt Nachwuchspreis. Foto: Diether v. Goddenthow
Impression – Verleihung des Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preises 2018 am 14. März 2018, dem Geburtstag von Paul Ehrlich, in der Frankfurter Paulskirche an den US-Amerikaner Professor Anthony Cerami und den Israeli Professor David Wallach. Tim J. Schulz erhielt Nachwuchspreis. Foto: Diether v. Goddenthow

FRANKFURT am MAIN. Heute, 14.03.2018 wurde in der Frankfurter Paulskirche der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis 2018 an den US-Amerikaner Professor Anthony Cerami und den Israeli Professor David Wallach verliehen. Professor Thomas Boehm, Vorsitzender des Stiftungsrats der Paul Ehrlich-Stiftung, überreichte die Urkunden und Medaillen. Die Laureaten teilen sich den mit €120.000 dotierten Preis. Professor Tim J. Schulz vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) Potsdam-Rehbrücke wurde mit dem €60.000 dotierten Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis geehrt. An dem Festakt nahm Patrick Burghardt, Staatssekretär beim Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst teil.

Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preisverleihung 2018 an Professor Dr. Dr. h. c. mult Anthony Cerami und Professor Dr. David Wallach

(v.l.)  Die Preisträger Professor Anthony Cerami (USA) und Professor David Wallach (Israel), Professor Thomas Boehm, Vorsitzender des Stiftungsrats der Paul Ehrlich-Stiftung, Laudator Professor Charles A. Dinarello von der Universität Colorado in Denver und Mitglied des Stiftungsrates.Foto: Diether v. Goddenthow
(v.l.) Die Preisträger Professor Anthony Cerami (USA) und Professor David Wallach (Israel), Professor Thomas Boehm, Vorsitzender des Stiftungsrats der Paul Ehrlich-Stiftung, Laudator Professor Charles A. Dinarello von der Universität Colorado in Denver und Mitglied des Stiftungsrates.Foto: Diether v. Goddenthow

„Anthony Cerami und David Wallach teilen sich diesen Preis, weil ihre Arbeiten und Entdeckungen die Grundlagenforschung und die klinische Medizin stark beeinflusst haben“, sagte Professor Charles A. Dinarello von der Universität Colorado in Denver und Mitglied des Stiftungsrates bei seiner Laudatio in der Frankfurter Paulskirche. „Beide haben in verschiedenen Hemisphären gearbeitet und kommen aus verschiedenen Forschungsgebieten, trotzdem haben sie zur Aufklärung des gleichen Krankheitsmechanismuses beigetragen und dazu, wie wir diese Krankheiten heute behandeln“. Cerami und Wallach haben die Bedeutung und die Signalwirkung des Botenstoffs TNF entschlüsselt. Rheuma, Schuppenflechte, Morbus Crohn und andere chronisch-entzündliche Erkrankungen werden heute weltweit mit Antikörpern oder Proteinen behandelt, die diesen Botenstoff neutralisieren.

„Die Arbeiten der beiden sind ein großartiges Beispiel dafür, wie ausdauernder, von wissenschaftlicher Neugier angetriebener und von keinem Rückschlag entmutigter Erkenntnisdrang in ganz unerwarteter Weise zum Wohle kranker Menschen beitragen kann“, sagt Boehm in seiner Eröffnungsansprach. Dabei seien die segensreichen Konsequenzen dieser Forschung zunächst keineswegs absehbar gewesen. Über Jahre hinweg hätte man ihr leicht das Etikett „Elfenbeinturm-Forschung“ anheften können, so Boehm weiter. Erst mit der Zeit habe sich ihre ganze Relevanz offenbart. Boehm appellierte daran, diese Lektion im Blick zu haben, wenn über den möglichen Nutzen einer stabilen und dauerhaften Forschungsförderung nachgedacht werde.

Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis 2018
Tim Julius Schulz für Arbeiten zur Fettzellbiologie ausgezeichnet

(v.l.) Laudator Professor Florian Greten vom Georg-Speyer-Haus in Frankfurt, Paul-Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchs-Preisträger Professor Tim J. Schulz vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) Potsdam-Rehbrücke , Professor Thomas Boehm, Vorsitzender des Stiftungsrats der Paul Ehrlich-Stiftung, Foto: Diether v. Goddenthow
(v.l.) Laudator Professor Florian Greten vom Georg-Speyer-Haus in Frankfurt, Paul-Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchs-Preisträger Professor Tim J. Schulz vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) Potsdam-Rehbrücke , Professor Thomas Boehm, Vorsitzender des Stiftungsrats der Paul Ehrlich-Stiftung, Foto: Diether v. Goddenthow

Der Nachwuchspreisträger wurde für seine Arbeiten zur Fettzellbiologie geehrt. Schulz hat gezeigt, unter welchen Bedingungen Stammzellen weißes und braunes Fett hervorbringen und wie weißes Fett der Knochengesundheit im Alter schadet. Er hat zudem ermittelt, dass eine bei der Behandlung von Diabetes oftmals benutzte Wirkstoffklasse die schädliche Wirkung des weißen Fetts im Knochen mindert. Der Nachwuchspreisträger habe mit dem Thema Übergewicht ein hoch relevantes Forschungsgebiet aufgegriffen und seine Arbeiten ebenfalls auf Translation angelegt, sagte der Stiftungsratsvorsitzende in der Paulskirche. Der Laudator Professor Florian Greten vom Georg-Speyer-Haus in Frankfurt betonte in seiner Rede, dass Schulz den Preis nicht nur für eine einzige herausragende Arbeit erhalte, sondern für eine ganze Reihe von besonderen Entdeckungen auf dem Gebiet des Energiestoffwechsels. Diese Arbeiten hätten eine hohe Relevanz für das Verständnis der komplexen Vorgänge beim Altern und beim Übergewicht. Schulz habe zudem interessante neue Therapiestrategien aufgedeckt, so Greten weiter. Eine dieser Strategien zielt darauf ab, Übergewicht durch die vermehrte Bildung von braunem Fett zu bekämpfen. Braunes Fett erzeugt nur Wärme und wäre ein perfekter Schlankmacher

Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von Anne Siebrasse und Regina Reiter, dem Duo Saxophilie. Foto: Diether v. Goddenthow
Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von Anne Siebrasse und Regina Reiter, dem Duo Saxophilie. Foto: Diether v. Goddenthow

Der Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis wird seit 1952 verliehen. Bisher wurden 128 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgezeichnet. 22 Preisträger wurden auch mit dem Nobelpreis geehrt. Die Paul Ehrlich-Stiftung ist eine rechtlich unselbstständige Stiftung der Vereinigung von Freunden und Förderern der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main e.V. Die Vereinigung feiert in diesem Jahr ihren 100sten Geburtstag. Sie unterstützt die Goethe-Universität jährlich mit mehreren hunderttausend Euro für konkrete Projekte. Mit mehr als 1600 aktiven Mitgliedern ist sie eine der größten und lebendigsten Einrichtungen dieser Art in Deutschland.

Weitere Informationen

„68er“, Chiffre für den Wunsch nach sozialem Wandel – Themen und Veranstaltungen an der Goeth-Uni im aktuellen UniReport

Chiffre für Wunsch nach sozialem Wandel
„50 Jahre 68“: Ausblick auf Themen und Veranstaltungen an der Goethe-Universität im aktuellen UniReport 

 FRANKFURT. Frankfurt war neben Berlin der Universitätsstandort in Deutschland, an dem die Studentenproteste im Jahre 1968 besonders heftig ausbrachen. Im „Sommer der Revolte“ wurden Institute besetzt, neue Lern- und Lebensformen erprobt und die Verbindlichkeit von gesellschaftlichen Sitten und Werten in Frage gestellt. 50 Jahre später beschäftigt sich auch die Forschung mit dem Jahr des Umbruchs. Dr. Steffen Bruendel, Direktor des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften an der Goethe-Universität, spricht in der neuen Ausgabe des UniReports davon, dass 68 heute als „Chiffre für ein weltweites Phänomen gilt, für einen vor allem von jungen Leuten artikulierten Wunsch nach sozialem Wandel und einer anderen Gesellschaftsordnung.“ Auch wenn das Jahr ein halbes Jahrhundert zurückliege, hätte es auch für heutige Studierende seine „Faszination“ behalten.

Porträtiert wird im UniReport eine von den damals politisch engagierten Studierenden der Goethe-Universität: Barbara Köster studierte Soziologie bei Theodor W. Adorno, war Mitglied im SDS und im so genannten „Weiberrat“ tätig. Sie zeigt sich im Rückblick sehr zufrieden mit dem, was ihre Generation auf den Weg gebracht hat, gerade auch im Bereich der Erziehung; sie sieht aber auch die Gefahr, dass gesellschaftliches Engagement von manchen politischen Gruppierungen heute als „Gutmenschentum“ verurteilt werde.

Ein Überblick über Ausstellungen, Vorträge und Diskussionen zu „50 Jahre 68“ an der Goethe-Universität rundet den Themenschwerpunkt im UniReport ab.

 Die weiteren Themen im aktuellen UniReport:

  •  –      Debatte über Meinungsfreiheit an der Universität: Fragen an Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff zur Podiumsdiskussion „Diskurskultur im Zwielicht“.
  • –      Erziehungswissenschaften begleiten jedes Lebensalter: Frankfurt glänzt mit eigenständigem Bachelor- und Masterstudiengang.
  • –      Können nationale Egoismen überwunden werden? Podiumsdiskussion zur Zukunft der Eurozone.
  • –      Prof. Nicola Fuchs-Schündeln gewinnt Leibniz-Preis: ein Porträt der innovativen Wirtschaftswissenschaftlerin.
  • –      Der Paläontologe und das Meer: Prof. Eberhard Gischler erforscht das Klimagedächtnis von Korallenriffen.
  • –      Durchschnittsalter der Einsteiger liegt bei 65 Jahren: Studierenden-Befragung an der Universität des 3. Lebensalters.
  • –      Zu Gast an der University of Toronto: Andrea Stork, Verwaltungsangestellte am Institut für Politikwissenschaft, über ihren Besuch in Kanada im Rahmen der Strategischen Partnerschaft.
  • –      Erfolgreicher Start ins Berufsleben mit Doktortitel: Europäische Studie untersucht Zufriedenheit der GRADE-Alumni.

Download:  UniReport 1/2018