Kategorie-Archiv: Buchkultur

Buchblog-Award 2019: NetGalley und Börsenverein suchen die besten Buchblogs #bubla19

Nominierung und Abstimmung bis 30. August 2019 möglich / Auszeichnung für Blogs, Social-Media-Kanäle und Podcasts / Erstmals Preise für den besten Verlags- und Buchhandlungsblog / Neue Jurybesetzung / Preisverleihung am 18. Oktober 2019 auf der Frankfurter Buchmesse.

NetGalley und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels suchen die besten deutschsprachigen Buchblogs. Mit dem Buchblog-Award, dem einzigen genre-übergreifenden Preis für Buchblogs im deutschsprachigen Raum, zeichnen sie Blogs aus, die das öffentliche Gespräch über Bücher bereichern. Ab sofort können Leser*innen und Blogger*innen ihre Lieblings-Buchblogs unter www.buchblog-award.de/nominieren/ vorschlagen und bereits Nominierten eine Stimme geben. Als Buchblogs zählen auch Social-Media-Kanäle sowie Podcasts mit Buchbezug. Die Nominierung des eigenen Blogs ist ebenfalls möglich. Gewinnen können Buchblogs in den Kategorien „Bester Buchblog“ und „Bester Newcomer“. Erstmals können Leser*innen zudem in den Kategorien „Bester Buchhandlungsblog“ und „Bester Verlagsblog“ abstimmen. Die Frist für die Nominierungen und Abstimmung in allen Kategorien ist der 30. August 2019.

„Die Buchblog-Szene verändert sich schnell, da muss auch der Buchblog-Award agil sein. Buchblogs sind nicht mehr nur klassische Blogs, sondern auch Social-Media-Kanäle, auf denen die Blogger*innen direkte und persönliche Gespräche über Bücher mit Leser*innen führen. Verlage und Buchhandlungen beteiligen sich auf den eigenen Blogs und Kanälen daran. Mit dem Buchblog-Award 2019 möchten wir den gesamten online geführten, kreativen und für Bücher und das Lesen so wichtigen Austausch abbilden und honorieren“, sagt Karina Elm, Leiterin NetGalley Deutschland.
„Buchblogger*innen sind für Verlage und Buchhandlungen im Austausch mit ihren Leser*innen nicht mehr wegzudenken. Sie tragen Bücher und ihre Themen in den Alltag der Menschen, vermitteln die Besonderheiten des Lesens und begeistern für Literatur. Der Buchblog-Award macht im dritten Jahr die stetig wachsende Vielfalt der Szene sichtbar“, sagt Anne-Mette Noack, Leiterin Kulturprojekte, Marketing und Kommunikation des Börsenvereins.

Die jeweils zehn Blogs, die in den Kategorien „Bester Buchblog“ und „Bester Newcomer“ die meisten Stimmen erhalten, kommen ins Finale. Eine unabhängige Jury wählt aus den 20 Finalisten die Siegerblogs aus. Über die Auszeichnungen „Bester Buchhandlungsblog“ und „Bester Verlagsblog“ entscheidet ausschließlich die Zahl der Online-Stimmen, die bis 30. August eingehen.

Im dritten Jahr erhält der Buchblog-Award eine neue Jury. Die Jurymitglieder des Buchblog-Awards 2019 sind: Antonia Baum (freie Autorin, ZEIT), Jo Lendle (Verleger, Carl Hanser Verlag), Tina Lurz (Mitbegründerin, Agentur ehrlich&anders), Carolin Wolf (Inhaberin Buchhandlung Carolin Wolf) und Torsten Woywod (Online-PR und Social-Media-Manager, DuMont Verlag).

Teilnahmeberechtigt sind deutschsprachige Blogs, Social-Media-Kanäle und Podcasts, die sich überwiegend mit Büchern befassen und auf denen regelmäßig Beiträge erscheinen. Blogs in der Kategorie „Bester Newcomer“ dürfen nicht älter als zwölf Monate sein. Verlage können sich ausschließlich mit einem Blog oder Podcast und nicht mit ihren Social-Media-Kanälen bewerben. Für Buchhandlungs- und Verlagsblogs gilt, dass der letzte Beitrag nicht älter als einen Monat alt sein darf und sie mindestens seit Juli 2019 bestehen müssen.

Die Preisverleihung findet während der Frankfurter Buchmesse am 18. Oktober um 12 Uhr im Frankfurt Pavilion statt. Wer gewonnen hat, geben NetGalley und der Börsenverein erst vor Ort bekannt.

Die Gewinner*innen in den Kategorien „Bester Buchblog“ und „Bester Newcomer“ dürfen sich jeweils über zwei Übernachtungen für zwei Personen im Gutshotel Groß Breesen, dem ersten Bücherhotel Deutschlands, freuen. Sie bekommen außerdem einen BücherScheck im Wert von je 100 Euro. Die Teams des Verlagsblogs und des besten Buchhandlungsblogs erhalten einen Präsentkorb für die gemeinsame Siegesfeier. Das Börsenblatt veröffentlicht auf www.boersenblatt.net ausführliche Porträts aller Gewinner*innen.

Sponsoren des Buchblog-Awards 2019 sind JETZT EIN BUCH!, die Initiative der deutschen Buchbranche, und die Frankfurter Buchmesse.

Die Initiatoren
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ist die Interessenvertretung der deutschen Buchbranche gegenüber der Politik und der Öffentlichkeit. Er wurde 1825 gegründet und vertritt rund 4.500 Buchhandlungen, Verlage, Zwischenbuchhändler und andere Medienunternehmen. Er veranstaltet die Frankfurter Buchmesse, vergibt den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels sowie den Deutschen Buchpreis, engagiert sich in der Leseförderung und für die Freiheit des Wortes.

NetGalley ist eine Online-Plattform und ein Netzwerk für Buchverlage und professionelle Leserinnen und Leser. NetGalley ermöglicht Rezensenten, Bloggern, Journalisten, Buchhändlern, Bibliothekaren und Lehrenden kostenlosen Zugang zu digitalen Lese- und Rezensionsexemplaren und unterstützt Verlage beim Bekanntmachen neuer und noch unveröffentlichter Titel.

Ansprechpartnerin für Fragen zum Wettbewerb: Karina Elm, info@buchblog-award.de, +49 (0) 30 23456 340

Hashtag zum Award: #bubla19
Website: www.buchblog-award.de
Facebook: www.facebook.com/BuchblogAward
Twitter: @BuchblogAward

Literaturforum im Mousonturm – Programmvorschau September 2019

mousonturmMit der Premiere eines Debütanten meldet sich das Literaturforum im Mousonturm mit einem inspirierenden September-Programm zurück: Jan Wilm, der alles andere als ein Anfänger ist, lebt und arbeitet als Übersetzer und Kritiker in Frankfurt. Das hiesige Publikum kennt ihn als Moderator von Lesungen oder als Rezensent aus der FAZ. Nun stellt er am 5. September sein Winterjahrbuch vor, das sich jeder gängigen Gattungszuschreibung entzieht. Dem diesjährigen Gastland der Frankfurter Buchmesse erweisen wir mit Tomas Espedal schon mal eine Reverenz, während Gunther Geltinger seinen dritten Roman präsentiert, dessen Sogkraft man sich kaum entziehen kann. Die beiden weiblichen Stimmen schließlich, die aus Isabel Bogdans und Dagmar Leupolds Romanen sprechen, bestechen – bei allen Unterschieden – durch ihren Selbstbehauptungswillen.

Das September-Programm 2019

Donnerstag, 5. September 2019, 20 Uhr:
Jan Wilm: Winterjahrbuch (Buchpremiere)
Ein Tausendsassa, dieses Winterjahrbuch! Kein Roman oder Memoir, weder wissenschaftliche Studie noch Essay – kurzum: „Irgendwie eben ein Buch, das doch auch all diese Dinge sein könnte.“ So beschreibt Jan Wilm sein Vorhaben, als er beim „Scholar’s coffee“ des Getty Institute in LA danach gefragt wird, woran er arbeite. Das Thema? Schnee. Im Getty lagert der Nachlass von Gabriel Gordon Blackshaw, der diesen flüchtigen Stoff auf Zelluloid und Papier festzuhalten suchte. Statt daran zu forschen, hängt Wilm aber seinen Gedanken nach. Sein vom DAAD finanzierter Forschungsaufenthalt entpuppt sich als ein Fluchtversuch: vor einer gescheiterten Beziehung, vor der Zukunft und nicht zuletzt vor sich selbst. „Pinienduftgewürzt“ und voller „Lavendelduftwärme“ sind die Nächte an der Pazifikküste, in denen Wilm sich den Kopf darüber zerbricht, wie man Erinnerungen gleichermaßen bannen und bewahren kann. Dazu sollte man am besten Kopfhörer tragen. Denn dieses durch und durch poetische Debüt hat seine eigene Playlist.

Moderation: Björn Jager
Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintrtt: 7,-/4,- (VVK)| 8,-/5,- (AK)
Jan Wilm, geboren 1983, studierte Anglistik und Amerikanistik an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, wo er mit einer Arbeit über J. M. Coetzee promovierte. Als Literaturwissenschaftler arbeitete er in Darmstadt, Frankfurt und Essen. Er ist Autor, Übersetzer und Literaturkritiker. 2016 erschien von ihm das Buch »The Slow Philosophy of J. M. Coetzee«. Wilm lebt in Frankfurt am Main.

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Dienstag, 17. September 2019, 20 Uhr:
Tomas Espedal: Das Jahr
Die Sprache erscheint auf den ersten Blick spartanisch. Doch gerade darin liegt ihre Schönheit. Der Norweger Tomas Espedal vertritt, obwohl auch dem Autobiographischen verpflichtet, das Gegenmodell zu Karl Ove Knausgård. Nicht Raum zu greifen, sondern zu verknappen ist sein Programm. Das Jahr treibt diese Poetik, die Grenze zur Lyrik überschreitend, weiter voran: „Weiße Bäume./ Gefrorenes Wasser./ Der erste Schnee./ Ein einfaches Frühstück./ Kaffee.“ Das war eine Zugfahrt von Bergen nach Oslo. Unterwegssein ist eines der Grundmotive dieses prosaischen Langgedichts. Im Frühjahr, so fängt alles an, fliegt Tomas Espedal nach Nizza. Er ist Petrarca auf der Spur. Nichts Geringeres als dessen aussichtslosen Liebe zu Laura hilft ihm dabei, die Trennung von seiner Frau irgendwie auszuhalten. Verlusterfahrung und –angst sind Espedals ständigen Reisebegleiter. Nahezu ungeschützt erzählt er vom alternden Vater, von seiner Wut auf den Nebenbuhler, der Ohnmacht gegenüber den politischen Verhältnissen. Also von nicht mehr und nicht weniger als einem erwachsenen Leben.

Moderation: Hinrich Schmidt-Henkel
Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (Vorverkauf)| 8,-/5,- (Abendkasse)
Tomas Espedal, 1961 in Bergen geboren, gab sein literarisches Debut 1988 mit dem Roman En vill flukt av parfymer (Eine wilde Flucht vor dem Parfüm). Seither veröffentlichte er zahlreiche, mit vielen Preisen ausgezeichnete Romane und gilt neben seinem Freund Karl Ove Knausgård als einer der wichtigsten Schriftsteller Skandinaviens.

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Donnerstag, 19. September 2019, 20 Uhr:
Gunther Geltinger: Benzin

Intensiv – anders kann man die Wirkung, die dieser Roman entfaltet, kaum nennen. Der Rhythmus, die Metaphorik, das Setting – ihr Zusammenspiel macht die Lektüre atemlos. Benzin erzählt von Alexander und Vinz, einem schwulen Paar, das Südafrika abseits der üblichen Routen erkunden will. Sie haben schweres Gepäck dabei: sowohl den Wunsch, dass der Roadtrip ihrer in die Jahre gekommenen Beziehung neuen Schwung verleihen möge, als auch die bohrende Sehnsucht nach Manuel, in den Vinz sich unversehens verguckt hat. Im Laufe dieser Zerreißprobe platzt plötzlich ein Reifen ihres Mietwagens; Alexander hat jemanden angefahren. Der Mann, dem Anschein nach ein Einheimischer, heißt Unami. Aus ihrem Schuldgefühl heraus machen sie den Verletzten zu ihrem Guide. Doch der Weg, den er ihnen weist, führt nicht zu touristischen Attraktionen, sondern in ein Dickicht aus Brutalität und Ressentiments. Gunther Geltingers dritter Roman scheut vor den niedersten Instinkten des Menschen nicht zurück. Und trotzdem gibt er eine Hoffnung nicht auf, „nämlich die Hoffnung, die Welt zum Besseren hin verändern zu können, indem sie im Text neu erschaffen wird“ (Christoph Schröder).

Moderation: Björn Jager
Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (Vorverkauf)| 8,-/5,- (Abendkasse)
In Kooperation mit Kultur & Bahn e.V.
Gunther Geltinger wurde 1974 in Erlenbach am Main geboren und lebt heute in Köln. Er studierte Drehbuch und Dramaturgie an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien und an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Benzin ist sein dritter Roman.
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Mittwoch, 25. September 2019, 20 Uhr:
Isabel Bogdan: Laufen
Die Erzählerin in Isabel Bogdans neuem Roman ist nach dem Tod ihres Partners am Ende ihrer Kraft. Um gegen das Erstarrtsein anzukämpfen, fängt sie an zu laufen. Ist zunächst schon der Weg von der Wohnung bis zur Kreuzung eine Qual, werden ihre Runden von Woche zu Woche länger – und was als Davonlaufen beginnt, wird schließlich ein Weg zurück ins Leben. Mit jedem Schritt gewinnt sie die Souveränität über ihr Tun zurück. Immer an ihrer Seite: ihre Freunde, ihre Wut, ihre Liebe zur Musik und ein Humor, der ihrer Wut ebenbürtig ist.

Nach ihrem Bestseller Der Pfau überrascht Isabel Bogdan mit ihrem zweiten Roman: Nach einer Gesellschaftskomödie legt sie diesmal ein Trauerbuch vor. Ein Bruch? Nur auf den ersten Blick. Denn auch in Laufen finden sich Isabel Bogdans ganz eigener Blick, ihr Gespür für Witz und ihre Zugewandtheit zu ihren Figuren.

Moderation: Björn Jager
Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (Vorverkauf)| 8,-/5,- (Abendkasse)
Isabel Bogdan, geboren 1968 in Köln, studierte Anglistik und Japanologie in Heidelberg und Tokyo. Sie verfasste zahlreiche Übersetzungen, u.a. von Jane Gardam, Nick Hornby und Jonathan Safran Foer. 2011 erschien ihr erstes eigenes Buch, Sachen machen, bei Rowohlt, außerdem schrieb sie Kurzgeschichten in Anthologien. 2006 erhielt sie den Hamburger Förderpreis für literarische Übersetzung und 2011 den für Literatur. 2016 erschien ihr Roman Der Pfau, der ein Bestseller wurde.

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Donnerstag, 26. September 2019, 20 Uhr:
Dagmar Leupold: Lavinia
Zwischen Begehren und Gewalt besteht eine untergründige Beziehung. Ihr spürt Dagmar Leupold in Lavinia mit unbändiger Sprachlust nach. Dass der 25. Stock eines New Yorkers Wohnhauses, wo sich das Appartement der gleichnamigen Erzählerin befindet, den Anfang des Romans markiert, liegt an der Fallhöhe. Denn jene Beziehung kommt im Fallen ans Licht: Man sagt ‚fall in love’ auf Englisch, findet Gefallen aneinander auf Deutsch, aber die Gefallenen kehren nie mehr zurück. Menschen, so Lavinia, „brauchen den anderen und den Tod, um zu werden, was sie sind“. Stock für Stock bis ins Parterre hinab enthüllt sie mehr und mehr von sich, ihrer Familie, ihrem Leben, das sie von Deutschland über Italien in die USA geführt hat. Sie beweist dabei nicht nur ein Gespür für feinste sprachliche Nuancen, sondern eröffnet auch ein Panorama bundesrepublikanischer Geschichte. Darin tritt das, was sie als Frau am eigenen Leib erfährt, in Spannung zu dem, was nicht vergeht: die Schrecken von Terror und Krieg.

Moderation: Malte Kleinjung
Ort: Literaturforum im Mousonturm
Eintritt: 7,-/4,- (Vorverkauf)| 8,-/5,- (Abendkasse)
Dagmar Leupold, geboren 1955 in Niederlahnstein, lebt als Autorin und Übersetzerin in München. Sie studierte Germanistik, Philosophie und Klassische Philologie in Marburg, Tübingen und New York. Seit 2004 leitet sie das ›Studio Literatur und Theater‹ der Universität Tübingen. Zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt Tukan-Preis 2013. Ihr Werk umfasst Romane, Erzählungen, Gedichte und Essays. Für die Romane Unter der Hand (2013) und Die Witwen (2016) war sie für den Deutschen Buchpreis nominiert.
Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.
Waldschmidtstraße 4
60316 Frankfurt am Main

Spannender Bücherherbst im Literaturhaus Villa Clementine – Programmübersicht September 2019

Villa Clementine ©  Foto: Diether v Goddenthow
Villa Clementine © Foto: Diether v Goddenthow

Einen spannenden Bücherherbst läutet das neue September-Programm im Wiesbadener Literaturhaus Villa Clementine ein, welches ganz im Zeichen der 21. Literaturtage vom 15. bis 21. September steht.   Mit der Autorin und Journalistin Eva Menasse konnte wieder eine hochkarätige Kuratorin für die Wiesbadener Literaturtage gewonnen werden.  So darf man sich schon jetzt auf eine Woche voller spannender Veranstaltungen und hochkarätiger Gäste freuen.
Infos zu Programm und Vorverkauf unter www.wiesbaden.de/literaturtage

Im regulären Programm ist Anfang des Monats Jaroslav Rudiš im Literaturhaus zu Gast und stellt seinen ersten auf Deutsch verfassten Roman „Winterbergs letzte Reise“ vor, der in diesem Jahr für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert wurde. Im wiedereröffneten Literaturhaus-Café findet mit der Suppenlesung ein ganz neues Veranstaltungsformat statt, passend zum Jubiläumsjahr mit dem Schwerpunkt Theodor Fontane. Der Autor Raoul Schrott nimmt uns in seinem historischen Roman mit auf die Schiffe der Weltumsegler im 16. Jahrhundert und beleuchtet eine Randfigur in Magellans Flotte. Abenteuerlich geht es ebenfalls bei der Grundschullesung von Franziska Biermann zu, wenn sich ein Fuchsdetektiv auf die Suche nach einem Huhn begeben muss. Auch in diesem Jahr gibt es einen Schwerpunkt zum Gastland der Frankfurter Buchmesse, dessen Auftakt der renommierte norwegische Autor Erik Fosnes Hansen macht. Den in ihrer Poetikdozentur bereits angekündigten Roman „Schutzzone“ stellt Nora Bossong Ende September im Literaturhaus vor. Mit einer szenischen Lesung in Kooperation mit dem Rheingau Literatur Festival aus dem neu entdeckten, literaturhistorisch äußerst bedeutsamen Briefwechsel zwischen Achim von Arnim und Bettine Brentano endet der Monat mit einem weiteren Highlight.
Literaturhaus Villa Clementine
Frankfurter Str. 1
65189 Wiesbaden
www.wiesbaden.de/literaturhaus

Programm-Überblick

Mi 04.09. | 19.30 Uhr
Jaroslav Rudiš
„Winterbergs letzte Reise“
Autorenlesung
Moderation: Eric Marr (ZDF)

Jaroslav Rudiš schickt in „Winterbergs letzte Reise“ ein ungleiches Paar auf eine Zugreise: Der Tscheche Jan Kraus arbeitet als Altenpfleger in Berlin und begleitet Schwerkranke in den letzten Tagen ihres Lebens. Der Sudetendeutsche Wenzel Winterberg ist einer seiner Schützlinge. Es sind Kraus’ Erzählungen aus seiner Heimat Vimperk, die Winterberg aufwecken und ins Leben zurückholen. Gemeinsam treten sie eine letzte Reise an, die die beiden durch die Geschichte Mitteleuropas führt. Von Berlin nach Sarajevo über Reichenberg, Prag, Wien und Budapest. Die Geschichte um den 99-jährigen Winterberg und seinen Sterbebegleiter ist eine Reflexion über Europa nach 1989 und das Thema Heimatverlust.

Jaroslav Rudiš, geboren 1972 in Turnov, ist Schriftsteller, Drehbuchautor und Dramatiker. Seit 2004 erscheinen seine aus dem Tschechischen übersetzten Romane in Deutschland. „Winterbergs letzte Reise“, der erste Roman, den Rudiš auf Deutsch geschrieben hat, wurde 2019 für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. 2018 erhielt er den Preis der

€ 8 / erm. € 5 zzgl. VVG. Abendkasse: € 11 / erm. € 8
Veranstalter & Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden

Do 05.09. | 12.30 Uhr
Suppenlesung: Theodor Fontane

„Suppenlesung“ ist ein neues Veranstaltungsformat mit Klassikern der Weltliteratur. Im Fontanejahr 2019 starten das Literaturhaus Villa Clementine und sein Förderverein, der Pächter des Literaturhauscafés Holger Schwedler und das Wiesbadener Verlagshaus Römerweg mit einer Lesung aus Theodor Fontanes „Alles ist Zufall. Schriften eines Realisten“. Die Auswahl im Buch, herausgegeben von Günther Rüther, macht Fontanes persönliche, poetische und gesellschaftspolitische Entwicklung deutlich. Das Buch ist im marixverlag (Verlagshaus Römerweg) erschienen. Nach dem Angebot zur Mittagspause mit Suppe, Mineralwasser und einer kurzen Lesung aus dem Buch wird die Lektüre als Nachtisch mitgegeben. Es liest Armin Conrad (Förderverein Wiesbadener Literaturhaus Villa Clementine e.V.).

€ 15, Reservierung unter foerderverein.wiliteratur@online.de
Veranstalter: Literaturhaus Villa Clementine, Förderverein Wiesbadener Literaturhaus Villa Clementine e.V., Literaturhauscafé, Verlagshaus Römerweg
Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Literaturhauscafé, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden

Di 10.09. | 19.30 Uhr
Raoul Schrott
„Eine Geschichte des Windes oder Von dem deutschen Kanonier der erstmals die Welt umrundete und dann ein zweites und ein drittes Mal“
Autorenlesung
Moderation: Beate Tröger (FAZ, SZ, DLF u.a.)

In seinem neuen Buch reist Raoul Schrott einer Nebenfigur der Weltgeschichte hinterher und schenkt ihr ein ganzes Leben in Romanform: „Juan Aleman“, so heißt der deutsche Kanonier, der erstmals die Welt umrundete und dann ein zweites und ein drittes Mal. Oder auch: der Hannes aus Aachen. Vor 500 Jahren brach er mit Magellans Flotte zu den Gewürzinseln auf, überlebte Meutereien, Schiffbrüche, Menschenfresserei und kam als Erster einmal um die ganze Welt – als einer von nur 18 Seeleuten, die die Reise überlebten. Dass er noch ein zweites und sogar drittes Mal zur Weltumsegelung aufbrach, ist alles, was man von ihm weiß.

Raoul Schrott, geboren 1964, aufgewachsen in Tunis und Landeck/Österreich, studierte Literatur und Sprachwissenschaft. Er veröffentlichte Romane, Gedichtbände und Essays. Schrott erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Peter-Huchel-Preis und den Joseph-Breitbach-Preis. Er lebt in Österreich.

€ 10 / erm. € 6 zzgl. VVG. Abendkasse: € 13 / erm. € 9
Veranstalter & Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden

So 15.09. bis Sa 21.09.
21. Wiesbadener Literaturtage
Kuratorin: Eva Menasse

Streitlustig und sinnlich zugleich versprechen die 21. „Wiesbadener Literaturtage“ mit der renommierten österreichischen Journalistin und Schriftstellerin Eva Menasse als Gastgeberin zu werden. Die gebürtige Wienerin ist als äußerst facettenreiche Erzählerin bekannt. Ob Roman, Reportage, Essay oder Erzählung, stets macht sie das Erinnern zum Ausgangspunkt ihres Erzählens. Dazu gilt ihr besonderes Augenmerk auch der öffentlichen Rolle des Schriftstellers. Schlaglichter im Programm der Literaturtage sind so auch die Rolle der schreibenden Frau im Literaturbetrieb sowie die Frage, wie sich die Freiheit der Kunst und Political Correctness zueinander verhalten.

Eva Menasse, geboren 1970, arbeitete nach dem Studium zunächst als Journalistin. Seit 2003 lebt sie als freie Schriftstellerin in Berlin. Ihr Debütroman „Vienna“ erschien 2005. Eva Menasse erhielt zahlreiche Preise, u.a. den Heinrich-Böll-Preis und den Österreichischen Buchpreis.

Infos zu Programm und Vorverkauf unter www.wiesbaden.de/literaturtage

Di 24.09. | 11.00 Uhr
Franziska Biermann
„Jacky Marrone jagt die Goldpfote“

Grundschullesung im Rahmen des Festivals „Leseland Hessen“
Jacky Marrone ist ein pfiffiger Fuchs und Privatdetektiv mit einer außergewöhnlichen Spürnase für verzwickte Fälle. In seinem Büro am Rande der Stadt wartet er auf neue spannende Aufgaben. Gleich sein erster Fall wird rasant: Ein Huhn, das goldene Eier legen kann, ist verschwunden. Bei seinen Ermittlungen stößt Jacky Marrone nicht nur auf abgebrühte Superschurken, er begegnet auch der experimentierfreudigen Alice, die mit ihrer sensationellen Schrumpfflüssigkeit eine wichtige Rolle bei der Lösung des Falls spielt.
Franziska Biermann studierte an der Hamburger Fachhochschule für Gestaltung. Seit 1999 schreibt und zeichnet sie Kinderbücher. 2002 erhielt sie für ihr Buch „Herr Fuchs mag Bücher“ den Troisdorfer Bilderbuchpreis. 2007 wurde das Buch als Theaterstück in Kiel und Köln auf die Bühne gebracht. Seit 2017 schreibt Franziska Biermann die Abenteuer von Jacky Marrone.

€ 2, Geschlossene Veranstaltung für Schulklassen – Infos unter 0611 – 31 57 48
Veranstalter: Literaturhaus Villa Clementine mit freundlicher Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen sowie hr2-kultur.

Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden

Di 24.09. | 19.30 Uhr
Erik Fosnes Hansen
„Ein Hummerleben“
Autorenlesung
Moderation: Ulrich Sonnenschein (hr2-kultur)

„Ein Hummerleben“ erzählt die Geschichte des Niedergangs eines einstmals mondänen Hotels in den norwegischen Bergen. Der 13-jährige Sedd wächst bei seinen Großeltern auf, die das Berghotel hoch oben im norwegischen Fjell leiten. Über seinen Vater weiß er nicht viel, die Mutter ist verschollen. Liebevoll, aber bestimmt wird er von Opa und Oma auf seine Rolle als künftiger Hotelerbe vorbereitet. Er hilft als Laufbursche, Küchenjunge und Tourenbetreuer aus. Sein Zufluchtsort ist die Großküche des Hotels, in der der ehemalige Seefahrer Jim schaltet und waltet. Doch spätestens, als der Bankdirektor Berg bei einem Essen stirbt, zeigen sich erste Risse in der vermeintlichen Idylle.

Erik Fosnes Hansens neuer Roman kreist um Lügen, Geheimnisse, falsche Erwartungen und großelterliche Liebe. Der Autor wurde 1965 in New York geboren. Er wuchs in Oslo auf, wo er heute lebt. Seinen ersten Roman „Falkenturm“ schrieb er im Alter von 18 Jahren, das Buch wurde in Norwegen als literarisches Ereignis gefeiert. „Choral am Ende der Reise“ wurde zu einem internationalen Bestseller.

€ 8 / erm. € 5 zzgl. VVG. Für die Veranstaltungen des Gastland-Auftritts ist in der Tourist-Info ein Kombiticket erhältlich: 2er-Kombiticket: € 13 / erm. € 7; 3er-Kombiticket: € 18 / erm. € 12. Abendkasse: € 11 / erm. € 8.

Veranstalter und Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden

Mi 25.09. | 19.30 Uhr
Nora Bossong
„Schutzzone“
Autorenlesung
Moderation: Björn Hayer (Spiegel Online und DIE ZEIT)

In ihren Vorlesungen als Poetikdozentin der Hochschule RheinMain hat Nora Bossong bereits von ihrem Romanprojekt berichtet – nun ist „Schutzzone“ erschienen. Sie geht darin der Frage nach Vertrauen und Verantwortung in privaten Beziehungen wie auf der großen politischen Bühne nach: Wie greifen Schutz und Herrschaft ineinander? Wie verhält sich Zeugenschaft zur Wahrheit? Und wer sitzt darüber zu Gericht?

Mira arbeitet für das Büro der Vereinten Nationen in Genf. Tagsüber schreibt sie Berichte über Krisenregionen, abends eilt sie durch die Gänge der Luxushotels, um zwischen verfeindeten Staatsvertretern zu vermitteln. Als ihre Rolle bei der Aufarbeitung des Völkermords in Burundi hinterfragt wird, gerät Miras Souveränität ins Wanken.

Nora Bossong wurde 1982 in Bremen geboren. Sie studierte in Berlin, Leipzig und Rom. Neben Gedichten und Romanen verfasst sie Essays und Reportagen. Zuletzt erschien ihr Gedichtband „Kreuzzug mit Hund“. Sie wurde u.a. mit dem Peter-Huchel-Preis, dem Kunstpreis Berlin und dem Roswitha-Preis ausgezeichnet. Im Wintersemester 2018/19 war sie Poetikdozentin der Hochschule RheinMain und der Landeshauptstadt Wiesbaden.

€ 8 / erm. € 5 zzgl. VVG. Abendkasse: € 11 / erm. € 8
Veranstalter & Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden

Sa 28.09. | 20.00 Uhr
„Achim von Arnim & Bettine Brentano – Briefwechsel“
Buchvorstellung mit Renate Moering (Herausgeberin)
Szenische Lesung: Julia Elfert & Sebastian Kroll
Moderation: Wolfgang Bunzel

Der Briefwechsel zwischen Achim von Arnim und Bettine Brentano gehört zu den bedeutendsten Korrespondenzen deutscher Sprache. Er beginnt nach dem Kennenlernen im Jahr 1802 und reicht bis zum Tod Achim von Arnims im Januar 1831. Kontinuierlich wiederkehrende Themen darin sind Malerei, Musik, Architektur und Literatur. Renate Moering hat mit dem Band ein Zeitdokument von unschätzbarem Wert vorgelegt. Sie ist an der Frankfurter Brentano-Ausgabe beteiligt wie auch Herausgeberin der historisch-kritischen Arnim-Ausgabe in Weimar. Im Rahmen der Buchvorstellung werden Julia Elfert als Bettine Brentano und Sebastian Kroll als Achim von Arnim ausgewählte Textstellen lesen.

€ 22 / erm. € 11 zzgl. VVG. Vorverkauf über www.jetticket.net sowie bei der Tourist-Info Wiesbaden. Weitere Infos unter
www.rheingau-musik-festival.de/programm/rheingauliteraturfestival
Veranstalter: Rheingau Literatur Festival & Literaturhaus Villa Clementine
Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1, 65189 Wiesbaden

Hessischer Verlagspreis an Schöffling & Co. verliehen. Der Sonderpreis ging an den Mabuse-Verlag

Hessischer Verlagspreis 2019 © Foto: Diether v. Goddenthow
Hessischer Verlagspreis 2019 © Foto: Diether v. Goddenthow

Gemeinsam mit dem Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. , Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, überreichte Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn am 27. Juni 2019 während einer kleinen abendlichen Feierstunde in der Schalterhalle im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, den Hessischen Verlagspreis 2019

Mit dem Hessischen Verlagspreis wollen das Land Hessen und der Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. die kulturelle Vielfalt der Verlage in Hessen würdigen und unterstützen. In diesem Jahr gewann der Verlag Schöffling & Co. in Frankfurt den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis. Ein Sonderpreis in Höhe von 5.000 Euro ging an den Frankfurter Mabuse-Verlag.

(v.l.) Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn, Preisträger Klaus Schöffling, Juror Florian Balke (FAZ), Juryvorsitzende, Barbara Jost (Börsenverein d. Deutschen Buchhandels, Landesverband Hessen, RPL u. Saarland),© Foto: Diether v. Goddenthow
(v.l.) Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn, Preisträger Klaus Schöffling, Juror Florian Balke (FAZ), Juryvorsitzende, Barbara Jost (Börsenverein d. Deutschen Buchhandels, Landesverband Hessen, RPL u. Saarland),© Foto: Diether v. Goddenthow

Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn betonte, dass die Jury insbesondere das ambitionierte Gesamtkonzept des familiengeführten Verlag Schöffling & Co. überzeugt habe, zu dem Romane und Gedichtbände ebenso gehörten wie der ‚Literarische Katzenkalender‘. Der Mabuse-Verlag erhielte den diesjährigen Sonderpreis für sein Programm ‚Bücher für starke Kinder‘. „Ich gratuliere den Preisträgerinnen und Preisträgern herzlich zu ihrem Erfolg und wünsche ihnen weiterhin viel Tatendrang. Gleichzeitig bedanke ich mich bei den Jury-Mitgliedern und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels für die hervorragende Zusammenarbeit.“

Barbara Jost, Vorsitzende des Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland des Börsenvereins, gratuliert den beiden „sehr renommierten Frankfurter Verlagen“ und freute sich, „dass sowohl ein Literatur- als auch ein Fachverlag damit in den Fokus des Preises rücken. Beide Verlage leisten seit Jahrzehnten eine höchst professionelle Arbeit und sind überregional bekannt. Die Entscheidung, in diesem Jahr einen Sonderpreis auszuloben, begrüßen wir sehr.“

Aus Sicht der Jury zeigt Schöffling & Co. vorbildlich, wie man sich als literarischer Verlag erfolgreich auf dem immer schwieriger werdenden Buchmarkt behauptet. Klaus und Ida Schöffling und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen nicht nur auf einzelne Bücher, sondern pflegen Autorinnen und Autoren sowie deren Werk langfristig. Der Verlag veröffentlicht neben Romanen auch Erzählungen und Gedichtbände und immer wieder Wiederentdeckungen aus der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts. Der Verlag hat zudem das Literaturfestival „Frankfurt liest ein Buch“ angestoßen. Die humoristisch gepickte Laudatio für den Hauptpreisträger Schöffling & Co. hielt Wolfgang Schopf, Leiter des Literaturarchivs der Goethe-Universität im Universitätsarchiv und Kurator „Fenster zur Stadt.

(v.r.) Juryvositzende Barbara Jost, Jurorin Jutta Leimbert, Buchhandlung Vatternahm, Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn,  Preisträger Mabuse-Verlagsteam: Hermann Löffler, Nicola Weyer, Jana Puppala und Alice Gotzhein. © Foto: Diether v. Goddenthow
(v.r.) Juryvositzende Barbara Jost, Jurorin Jutta Leimbert, Buchhandlung Vatternahm, Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn, Preisträger Mabuse-Verlagsteam: Hermann Löffler, Nicola Weyer, Jana Puppala und Alice Gotzhein. © Foto: Diether v. Goddenthow

Mit dem Frankfurter Mabuse-Verlag zeichnet die Jury einen Fachverlag aus, der seit 1976 Schritt für Schritt aus einer Zeitschrift kritischer Frankfurter Medizinstudierender hervorgegangen ist. Zahlreiche Buchveröffentlichungen zu Gesundheitsthemen wie Pflege und Demenz kamen hinzu. Der Sonderpreis würdigt das über zehnjährige erfolgreiche Kinderfachbuchprogramm, das sich unter anderem an Kinder von psychisch Erkrankten sowie an deren Eltern, Erzieher und Begleiter richtet. Die Laudatio für den Sonderpreisträger Marbuse-Verlag hielt Gabriele Meyer-Enders, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin. Für sie war der Verlag „die Rettung“, da der Verlag praktisch der einzige sei, der kindgerechte Literatur für Kinder psychisch kranker Eltern anböte.

Um den Hessischen Verlagspreis 2019 konnten sich alle unabhängigen Verlage mit Sitz in Hessen bewerben, deren jährlicher Umsatz unter zwei Millionen Euro liegt. Bei der Bewertung der Jury spielten nicht einzelne Bucherfolge oder Autoren eine Rolle, sondern ausschließlich die Verlagsstrategie und das Gesamtprogramm. Der Verlagspreis wird seit 2018 vergeben. Er soll die Verbreitung und den Vertrieb von Büchern fördern und die komplexe und herausfordernde Verlagsarbeit in einer anspruchsvollen Phase sämtlicher Digitalisierungsaktivitäten in den Mittelpunkt stellen.

Der Jury gehörten an: Florian Balke (FAZ), Katharina Hesse (Stiftung Buchkunst), Björn Jager (Hessisches Literaturforum), Jutta Leimbert (Buchhandlung Vaternahm, Wiesbaden), Hans Sarkowicz (Hessischer Rundfunk), Ute Schwens (Deutsche Nationalbibliothek) und Aljoscha Walser (Berater für die Medienindustrie und ihre Dienstleister).

Nina Bußmann erhält den Robert Gernhardt Preis 2019

Wiesbaden. Die in Frankfurt am Main geborene Autorin Nina Bußmann erhält den gemeinsam vom Land Hessen und der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank) ausgelobten Robert Gernhardt Preis 2019. Diese Entscheidung der Jury hat Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn heute bekannt gegeben. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld in Höhe von 12.000 Euro verbunden.

Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn: „Ich gratuliere Nina Bußmann herzlich zum Robert Gernhardt Preis 2019. Ich wünsche ihr, dass die Auszeichnung dazu beiträgt, dass sie den noch im Entstehen begriffenen Roman vollenden und veröffentlichen kann. Ich danke der WIBank für die Bereitstellung des Preisgeldes und ihr Engagement in der hessischen Literaturförderung.“

„Unser Literaturpreis, benannt nach dem Universalkünstler Robert Gernhardt, bietet Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit, sich ganz auf ihren Schaffensprozess konzentrieren zu können. Uns erfüllt es immer wieder mit Freude und Stolz, wenn am Ende dieses Prozesses großartige Literatur entsteht, die unser Leben bereichert“, so Dr. Michael Reckhard, Mitglied der Geschäftsleitung der WIBank.

Nina Bußmann erhält die Auszeichnung für ihr Romanprojekt „Dickicht“. Der Roman erzählt von der Amtstierärztin Ruth Gretter, die eine Betäubungsmittelabhängigkeit entwickelt hat und deren Leben nach einem nächtlichen Sturz in einem Park endgültig aus den Fugen zu geraten droht. Der Text überzeugte die Jury: „Nina Bußmann erzählt in einer klaren Sprache von der Unklarheit eines modernen Bewusstseins zwischen Arbeits- und Lebenswelt, zwischen Freundschaft, Therapien und spirituellen Verlockungen“, heißt es in der Begründung. „In unterschiedlichen Stillagen – Aufzeichnungen, Tagebüchern, erzählende Prosa – entwickelt Bußmann gleich mehrere Charaktere, deren Existenzen sich scheinbar am Rand unserer Wahrnehmung befinden und doch mitten in unserer Gegenwart stehen.“

Nina Bußmann wurde 1980 in Frankfurt am Main geboren, studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in Berlin und Warschau und lebt heute in Berlin. Im Suhrkamp Verlag hat sie bisher die beiden Romane „Große Ferien“ und „Der Mantel der Erde ist heiß und teilweise geschmolzen“ veröffentlicht.

Der Robert Gernhardt Preis 2019 wird am 20. August 2019 in einer Feierstunde in Frankfurt am Main verliehen.

Weitere Informationen

Literaturhaus Frankfurt – Herbstvorschau und Shortlist-Abend zum Deutschen Buchpreis 2019

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Das vollständige Herbst-Programm erscheint am 17.7.:
http://literaturhaus-frankfurt.de/programm/kalender/

Montag 26.08.19 // 19.30 h // Eintritt 7 / 4 Euro // Karten ab 03.07., 10 h
Jan Brandt: Ein Haus auf dem Land / Eine Wohnung in der Stadt
Moderation: Oliver Elser (Deutsches Architekturmuseum)

Ein Autor greift ein: Engagierte Literatur
„Die Erfahrung der Wohnungslosigkeit hat mich sehr politisiert. Sie hat mich gezwungen, etwas gegen die herrschenden Verhältnisse zu unternehmen“, sagt der Autor Jan Brandt im SPIEGEL und schreibt zwei Bücher in einem, also ein Buch zum Wenden: „Ein Haus auf dem Land/ Eine Wohnung in der Stadt“ (DuMont). Während der Autor in Berlin kaum eine Wohnung findet, erfährt er, dass das Haus seines Urgroßvaters in Ostfriesland abgerissen werden soll. Profitgier treibt in Berlin wie in der Provinz die Spirale an. Aber Brandt begehrt auf und klagt an die Wohnungsbaupolitik, die Bankenstrategien, die Investoren und Spekulanten, die Eigentumsfuzzis, aber auch sich selbst. Moderation: Oliver Elser. In Kooperation mit dem Journal Frankfurt.

Donnerstag 29.08.19 // 19.30 h // Eintritt 7 / 4 Euro / Karten ab 03.07., 10 h
Norbert Zähringer: Wo wir waren
Moderation: Christoph Schröder

Aller Leute Mondlandung
Fünfzig Jahre nach der Mondlandung ist der Moment, in dem Neil Armstrong den ersten Fußabdruck hinterlässt, alles andere als vergessen. Vergessen ist aber auch nicht, wo wir waren in solchen Stunden. Ganz so erzählt es Norbert Zähringers gleichlautender Roman. Abermillionen verfolgten auf der Erde die Fernsehübertragung. Alle, die es miterlebt haben, wissen, wo sie damals gerade waren. Jahrzehnte später wird der 9. November 1989 solch ein kollektivierendes, zugleich hoch individuell erfahrenes Datum sein. „Wo wir waren“ (Rowohlt) ist ein breit angelegter, ein gesamtes Jahrhundert umspannender Roman einer zerrissenen Familie, ein Tableau, das Zeiten, Länder, Geschichtliches und vor allem eine Vielzahl von Schicksalen verschränkt. Und über allem die Frage: Wo waren wir, und wo werden wir einmal sein? Moderation: Christoph Schröder.

Montag 02.09.19 / 19.30 h / Eintritt 9 / 6 Euro / Karten ab 03.07., 10 h
Alina Bronsky: Der Zopf meiner Großmutter
Moderation: Dilek Üsük (ZDF)

Zu böse, um unwahr zu sein
Die Autorin Alina Bronsky hat eine große Lesergemeinde. Und glücklich ist, wer sich bereits dazu zählt. Denn Bronsky zu lesen macht uns unempfänglich für Vorurteilsfreude, Rechthaberei und Humorlosigkeit – und wer weiß, was sonst noch alles. So böse wie in „Der Zopf meiner Großmutter“ (KiWi) war Bronsky wohl noch nie. Aber vielleicht wurde insgeheim auch nie mehr geliebt als innerhalb ihrer Familienbande unter dem Okular. Die titelstiftende Großmutter ist unerträglich. Der erzählende Knirps tut einem nur leid. Der liebende Großvater: mein Gott! Die Geliebte. Das zweite Kind. Invasionen der Bitternis. Das deutsche Schulsystem. Flüchtlinge. Paranoia und Terror à la famille. Das ganze Buch ist eine ätzende Lachsalve. Also ein Buch, das wir brauchen. Es moderiert die TV-Journalistin Dilek Üsük (ZDF).

Mittwoch 04.09.19 / 19.30 h / Eintritt 7 / 4 Euro / Karten ab 03.07., 10 h
Christiane Neudecker: Der Gott der Stadt
Moderation: Sandra Kegel (F.A.Z.)

„Er streckt ins Dunkel seine Fleischerfaust.“ Georg Heym
Die Autorin, Theaterregisseurin, Librettistin und Kick-Boxerin Christiane Neudecker hat mit „Der Gott der Stadt“ (Luchterhand) einen Roman geschrieben, der zwei Todesfälle verbindet. Jemand versinkt unterm Eis, eine Leiche hängt von der Decke eines Theaters. Die Todesfälle liegen weit auseinander, wenn sie auch dasselbe Datum teilen, den 16. Januar. Im Winter 1912 ertrank der expressionistische Dichter Georg Heym beim Schlittschuhlaufen, 1995 werden die Novizen einer elitären Schauspielschule im gerade wiedervereinten Berlin auf Heyms verrätseltes Faust-Fragment angesetzt. Angestachelt von ihrem Professor verstricken sie sich immer tiefer in den Gedankenlabyrinthen des genialischen Dichters. Der psychologische Druck steigt, Konkurrenz entflammt, Wahn und Wirklichkeit beginnen zu verschwimmen. Das Gespräch mit der Autorin führt Sandra Kegel (F.A.Z.).

Hinweis! Am heutigen Abend eröffnet die kleinste Dauerausstellung der Welt: Die Schönsten Deutschen Bücher 2019.

Informationen und Karten über: Literaturhaus Frankfurt / Schöne Aussicht 2 / 60311 Frankfurt am Main, Tel.: 069 – 75 61 84 0 / Fax: 069 – 75 61 84 20 / www.literaturhaus-frankfurt.de

Das Literaturhaus Frankfurt zu Gast
im Schauspiel Frankfurt

Das Literaturhaus Frankfurt im Schauspiel Frankfurt
Montag 16.09.19 / 19.30 h / Eintritt 18 / 12 Euro
Cornelia Funke: Das Labyrinth des Fauns
Moderation: Anna Engel (hr2-kultur)
Lesung des Texts: Rainer Strecker
Eine Veranstaltung für alle ab 12 Jahren

Ein Abend mit Cornelia Funke über die Kraft der Fantasie
Fantasy ist das präziseste Mittel, das uns zur Verfügung steht, um all die Wunder und Schrecken der Realität darzustellen“, sagte Cornelia Funke einmal. In ihrem neuen Buch, das durch den Film „Pans Labyrinth“ von Guillermo del Toro inspiriert ist, zeigt sich das mit aller Wucht. Spanien, 1944: Ofelias Vater ist gestorben und mit ihrer Mutter zieht sie zu deren neuem Mann. Ihr Leben wird nun von Gewalt bestimmt – durch den Krieg wie den Stiefvater. Doch Ofelia findet ein Labyrinth und erfährt dort, dass sie die lang gesuchte Prinzessin eines unterirdischen Reiches ist. Bevor sie jedoch dahin zurückkehren kann, muss sie drei Prüfungen bestehen. Cornelia Funke nimmt uns gemeinsam mit dem Schauspieler Rainer Strecker mit in „Das Labyrinth des Fauns“ (S. Fischer). Durch den Abend führt Anna Engel (hr2-kultur).

Karten ab 22.08. unter www.schauspielfrankfurt.de. Mitglieder des Literaturhausvereins haben ab 19.08., 10 Uhr, ein Vorkaufsrecht.

Eine Veranstaltung des Jungen Literaturhauses Frankfurt in Kooperation mit dem Schauspiel Frankfurt. Das Junge Literaturhaus wird unterstützt von der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung.

Das Literaturhaus Frankfurt im Schauspiel Frankfurt
Sonntag 29.09.19 / 17.00 h / Eintritt 18 / 12 Euro
Die Autoren der Shortlist. Deutscher Buchpreis 2019
Moderation: Maike Albath, Anna Engel und Christoph Schröder

Die sechs für den Deutschen Buchpreis nominierten Autoren lesen in Frankfurt.
Kurz vor Eröffnung der Buchmesse wird in Frankfurt am Main der Roman des Jahres in deutscher Sprache gekürt. Mit dem Deutschen Buchpreis zeichnet die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels einen Roman stellvertretend für alle wichtigen Romane des Jahres aus. Aufgrund des Erfolgs dieser Veranstaltung und des Medien- und Publikumsinteresses in den letzten Jahren lesen die Autoren der Shortlist zwei Wochen vor der Verkündung des diesjährigen Preisträgers auch in diesem Herbst wieder im Schauspiel Frankfurt. Am 17. September erfahren Sie, wer die Sechs sind.

Karten ab 19.08., 10 Uhr, unter www.schauspielfrankfurt.de.

Eine gemeinsame Veranstaltung von Literaturhaus Frankfurt und Kulturamt Frankfurt am Main in Kooperation mit dem Schauspiel Frankfurt. Partner ist die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Medienpartner ist hr2-kultur. Zu hören sind die einzelnen Lesungen dort vom 07.10. bis 11.10. um 09.30 Uhr.

Das Literaturhaus Frankfurt zu Gast im Schauspiel Frankfurt
Mittwoch 16.10.19 / 18.00 h / Eintritt 18 / 12 Euro
Deniz Yücel: Agentterrorist
Moderation: Michel Friedman

Publizist & Philosoph
„Niemals“ werde man Deniz Yücel nach Deutschland ausliefern, erklärte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan im Frühjahr 2017, jedenfalls nicht, solange er, Erdogan, im Amt sei. Nach zwölf Monaten wurde Yücel endlich freigelassen. Die Inhaftierung des Türkei-Korrespondenten der WELT führte hierzulande zu einer riesigen Solidaritätsbewegung und sorgte für die bis dahin größte Belastung der deutsch-türkischen Beziehungen seit dem Zweiten Weltkrieg. Zugleich entfacht der Fall eine Debatte über das Verhältnis der Deutschtürken zu beiden Ländern. Jetzt erzählt Deniz Yücel in „Agentterrorist“ (KiWi), wie er dieses Jahr in Einzelhaft verbrachte. Eine Geschichte von Willkür, Erpressung, Solidarität, Liebe und Widerstand und auch ein Blick auf die Entwicklung der Türkei in den vergangenen Jahren. Michel Friedman tritt mit dem Publizisten ins Gespräch.

Karten ab 22.08. unter www.schauspielfrankfurt.de. Mitglieder des Literaturhausvereins haben ab 19.08., 10 Uhr, ein Vorkaufsrecht.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Schauspiel Frankfurt.

Das Literaturhaus Frankfurt zu Gast im Schauspiel Frankfurt
Mittwoch 16.10.19 / 20.15 h / Eintritt 18 / 12 Euro
Doris Dörrie: Leben, schreiben, atmen. Eine Einladung zum Schreiben

Der große Live-Versuch: Schreibwerkstatt für die eigene Biografie

Frankfurter Buchmesse. Schauspiel Frankfurt, Großer Saal. Lesung? – Nein, wir laden ein zur größten Schreibwerkstatt der Welt. Nicht, um ins Guinness-Buch der Rekorde zu gelangen, sondern um zu zeigen, was nur die Literatur vermag. Bringen Sie Block und Schreibstift mit. Wir machen den Versuch. Denn Schreiben heißt für die Regisseurin, Drehbuchautorin und Schriftstellerin Doris Dörrie, das eigene Leben bewusst wahrzunehmen. Wirklich zu sehen, was vor unseren Augen liegt. Oder wiederzufinden, was wir verloren oder vergessen glaubten. Schreiben ist Trost, Selbstvergewisserung, Anklage, Feier des Lebens. Doris Dörrie denkt in „Leben, schreiben, atmen“ (Diogenes) über das autobiografische Schreiben nach. Sie gibt darin Tipps und kreative Anleitungen und erzählt hinreißend ehrlich von ihrem eigenen Leben. Heute gibt es eine Weltpremiere: Gemeinsam mit Dörrie schreiben wir den ersten Satz unserer Autobiografie.

Karten ab 22.08. unter www.schauspielfrankfurt.de. Mitglieder des Literaturhausvereins haben ab 19.08., 10 Uhr, ein Vorkaufsrecht.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Schauspiel Frankfurt.

Das Literaturhaus Frankfurt zu Gast im Schauspiel Frankfurt
Donnerstag 17.10.19 / 18.00 h / Eintritt 26 / 12 Euro
Jostein Gaarder: Genau richtig. Die kurze Geschichte einer langen Nacht
Moderation (dt./engl.): Margarete von Schwarzkopf
Lesung deutscher Text: Christoph Pütthoff

Buchmesse-Ehrengast Norwegen: der Autor von „Sofies Welt“
Seit dem Erfolg „Sofies Welt“ von 1991 ist der Autor Jostein Gaarder einer der bekanntesten Vertreter skandinavischer Literatur. Und seit seinem israelkritischen Beitrag in Norwegens führender Zeitung Aftenposten vor 13 Jahren („Guds utvalgte folk“) steht auch er in der Reihe der Meinungsstarken und vorsätzlich Missverstandenen. Nun liegt ein neuer, schmaler Roman vor: Ein Mann erhält eine Diagnose. Das Leben selbst zu beenden, scheint eine Lösung zu sein. In einer einsamen Ferienhütte am Waldsee sucht er mit sich selbst ins Reine zu kommen und schreibt in das Hüttenbuch. „Genau richtig. Die kurze Geschichte einer langen Nacht“ (Hanser) erzählt von Ehe, Liebe, Familie und Krise. Irgendwann treibt ein Boot ruderlos auf dem See und ein Fremder erscheint. Die Übersetzung von Gabriele Haefs liest Christoph Pütthoff (Schauspiel Frankfurt). Das Gespräch mit dem norwegischen Autor leitet Margarete von Schwarzkopf. Eine Veranstaltung in deutscher und englischer Sprache.

Karten ab 22.08. unter www.schauspielfrankfurt.de. Mitglieder des Literaturhausvereins haben ab 19.08., 10 Uhr, ein Vorkaufsrecht.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Schauspiel Frankfurt. Mit freundlicher Unterstützung von NORLA – Norwegian Literature Abroad.

Das Literaturhaus Frankfurt zu Gast im Schauspiel Frankfurt
Samstag 16.11.19 / 19.30 h / Eintritt 26 / 12 Euro
Ulrich Tukur: Der Ursprung der Welt

Der Schauspieler, Musiker und Autor entflieht der Zeit. Ulrich Tukur ist womöglich schon immer: ein Ermittler. Jetzt schreibt er ein Buch, in dem er durch Gegenwartsflucht etwas herausfindet. Denn das hier ist nicht mehr die Welt von Paul Goullet: Er, der alte Bücher und Bilder liebt, die Schönheit, den Traum und die Fantasie, findet sich in einer Zeit kaum noch zurecht, in der das Chaos herrscht und die Algorithmen. Um dem zu entkommen, entflieht er nach Paris, wo er ein altes Fotoalbum findet. Dessen Bilder aber scheinen ihn selbst zu zeigen, inmitten eleganter Damen und Herren aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Fasziniert setzt sich Goullet auf die Fährte seines Doppelgängers, wechselt Zeiten und Kleider und kommt einem furchtbaren Geheimnis näher.

Karten ab 22.08. unter www.schauspielfrankfurt.de. Mitglieder des Literaturhausvereins haben ab 19.08., 10 Uhr, ein Vorkaufsrecht.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Schauspiel Frankfurt.

Literaturhaus Frankfurt / Schöne Aussicht 2 / 60311 Frankfurt am Main
Tel.: 069 – 75 61 84 0 / Fax: 069 – 75 61 84 20 / www.literaturhaus-frankfurt.de

Deutscher Buchpreis 2019: Die Shortlist-Autoren lesen am 29. September im Schauspiel Frankfurt

dtsch-bp-logo2Bereits im fünfzehnten Jahr bringt der Deutsche Buchpreis deutschsprachige Literatur ins Gespräch wie kaum eine andere Auszeichnung und gewinnt damit die Aufmerksamkeit der Leser wie Literaturkritiker gleichermaßen. Die Shortlist-Veranstaltung knüpft an diesen Erfolg an: Zum zwölften Mal präsentieren das Kulturamt Frankfurt am Main und das Literaturhaus Frankfurt in Kooperation mit der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, die den Preis vergibt, die Autoren der Shortlist des Deutschen Buchpreises vor der Preisverleihung Mitte Oktober. Die Finalisten, die in diesem Jahr in der Endauswahl für den deutschsprachigen Roman des Jahres stehen, stellen sich am 29. September – nach dem großen Erfolg im letzten Jahr – auch in diesem Herbst im Großen Haus des Schauspiel Frankfurt in Lesungen und Gesprächen vor. Der „Shortlist-Abend“ ist für das Frankfurter Publikum die Chance, die Nominierten des Deutschen Buchpreises im Vorfeld der Preisverleihung zu erleben. Die Moderationen übernehmen Maike Albath (freie Kritikerin), Anna Engel (hr2-kultur) und Christoph Schröder (freier Kritiker).

Karten zum Preis von 18 € / erm. 12 € gibt es im Vorverkauf des Schauspiel Frankfurt am Willy-Brandt-Platz ab 19. August 2019 (oder online unter www.schauspielfrankfurt.de, Tel.: 069 – 212 49494), evtl. Restkarten sind eine Stunde vor Vorstellungsbeginn an der Theaterkasse erhältlich.

Eine gemeinsame Veranstaltung von Kulturamt Frankfurt am Main und Literaturhaus Frankfurt in Kooperation mit dem Schauspiel Frankfurt. Partner ist die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Medienpartner ist hr2-kultur. Zu hören sind die einzelnen Lesungen dort vom 07.10. bis 12.10.2019 jeweils um 09:30 Uhr.

Ede und Unku – ein zeitgeschichtliches Dokument über die grausame Verfolgung der Sinti im Dritten Reich

Der durch die Gruppe „Sinti Swing“ bekannte Berliner Jazz-Musiker Janko Lautenberger hat gemeinsam mit der Journalistin Juliane von Wedemeyer mit „Ede und Unku – die wahre Geschichte“, 240 Seiten, Gütersloh 2018,  das erschütternde Schicksal seiner Sinti-Familie von der Weimarer Republik bis heute nachgezeichnet. Das Autorenduo hat mit ihrer Neuversion von „Ede und Unku“ ein über einen Roman weit hinausgehendes zeitgeschichtlich wertvolles Dokument gegen Rassismus, Diskriminierung  und Verfolgung von Minderheiten als Plädoyer für eine offene Gesellschaft geschaffen.

Ede_und_UnkuDie wahre Geschichte von Ede und Unku ist eine von den beiden Autoren in mühevoller Recherche-Arbeit zusammengetragene, sozialgeschichtlich absicherte „Fortsetzung“ des ursprünglichen Romans „Ede und Unku“, der mit über 5 Mio Exemplaren eines der meistverkauften Bücher in Deutschland ist. Die Erstausgabe erschien 1931, das Buch war viele Jahre Schullektüre und erzählt von der ungewöhnlichen Freundschaft zwischen dem Arbeiterjungen Ede und dem Sintimädchen Unku während der Weimarer Republik. Doch was kaum jemand weiß: Schon kurz nach der Machtergreifung Hitlers wurde das Buch verboten und das »Zigeunermädchen« Unku in einem Konzentrationslager umgebracht. Eben von diesem grausamen Schicksal seiner Ur-Groß-Cousine Unku erzählt der Musiker Janko Lauenberger und dokumentiert, wie sich die Nachfahren, seine Sinti-Familie und er,  in der ehemaligen DDR und später im wiedervereinigten Deutschland arrangiert und etabliert haben.

Gerade in diesen Tagen, da wir den 90. Geburtstag der mit 15 Jahren im KZ ermordeten Jüdin Anne Frank und ihren in 70 Sprachen übersetzten Tagebüchern gedenken, sei dieses Werk sehr empfohlen, weil es am Schicksal des  20jährigen Sinti-Mädchens Unku insgesamt das oftmals übersehene Unrecht  aufgreift, das  den Sinti- und Roma im dritten Reich grausamst widerfahren ist.

( Diether v. Goddenthow /Rhein-Main.Eurokunst )

Leseprobe

Acht Visionen Zukunft, Arbeit, Literatur – ab 18.09.2019 – Literaturhaus Frankfurt und Museum für Kommunikation

© Foto: Diether v. Goddenthow
© Foto: Diether v. Goddenthow

Das Literaturhaus Frankfurt und das Museum für Kommunikation Frankfurt stoßen unter dem Motto „Acht Visionen
Zukunft, Arbeit, Literatur“ gemeinsam einen literarischen Blick in die Zukunft an: Acht Autorinnen und Autoren sind beauftragt, einen Text zur Zukunft der Arbeit im digitalen Transformationsprozess zu schreiben. Die Autoren sind: Katharina Adler, Isabelle Lehn, Mariana Leky, Lukas Rietzschel, Jochen Schmidt, Thomas von Steinaecker, Daniel Wisser und Julia Wolf.

Die erste Lesung im perspektivisch-literarischen Reigen werden Katharina Adler und Daniel Wisser anbieten am Mittwoch,18. September 2019, 19.30 Uhr im Museum für Kommunikation Frankfurt, Schaumainkai 53 60596 Frankfurt/Main

Acht Visionen und Leben & Lernen X.0
Die Texte sollen thematisch inspiriert sein von dem Projekt „Leben & Lernen X.0. Digitale Bildung – Unsere Zukunft“, welches das Museum für Kommunikation 2017 angestoßen hat. Die Informations- und Vernetzungsplattform fragt in einem aktiven Bürgerdialog „Wie bewältigen wir die digitale Transformation?“. Ausgangspunkt ist die Dauerausstellung des Kommunikationsmuseums, in der 21 namhafte Vertreter und Vertreterinnen aus Wirtschaft, Politik und Journalismus in einer Videogalerie Perspektiven auf die digitale Zukunft der Kommunikation eröffnen und die Bedeutung des digitalen Wandels sichtbar machen.

Vier Premierenlesungen
Die acht Autoren werden ihre Texte in vier Premierenlesungen zwischen September 2019 und April 2020 im Museum für Kommunikation präsentieren. Jeweils am darauffolgenden Vormittag bietet das Junge Literaturhaus Schulklassen die Möglichkeit, die Autoren zu ihren Visionen zu befragen. Die Gespräche werden von Museumspädagogen geleitet. Im Juni 2020 erscheinen alle Texte der „Acht Visionen“ in einer Publikation. Die Buchpremiere mit allen acht Autoren findet zum Abschluss des Projekts am 24.06.2020 im Literaturhaus statt.

Lesungen im Museum für Kommunikation
· 18.09.2019: Katharina Adler und Daniel Wisser
· 27.11.2019: Isabelle Lehn und Jochen Schmidt
· 19.02.2020: Thomas von Steinaecker und Julia Wolf
· 22.04.2020: Mariana Leky und Lukas Rietzschel

Buchpremiere im Literaturhaus Frankfurt
24.06.20: Epilog und Premiere: Das Buch „Acht Visionen“ und die acht Autoren

Beginn der Veranstaltungen: 19.30 Uhr
Eintritt und Vorverkauf: 9 / 6 € im Vorverkauf. Karten für alle Veranstaltungen unter www.literaturhaus-frankfurt.de und an der Museumskasse. Der Kartenvorverkauf für die vier Veranstaltungen im Kommunikationsmuseum läuft. Karten für den Abschlussabend gibt es ab Mitte März 2020.

ACHT VISIONEN ist ein Projekt des Literaturhauses Frankfurt mit dem Museum für Kommunikation in Zusammenarbeit mit hr2-kultur. Gefördert von „experimente#digital“, der Kulturinitiative der Aventis Foundation, und dem Kulturamt Frankfurt am Main.

Ansprechpartner

Kristina Koehler
Literaturhaus Frankfurt e.V.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Schöne Aussicht 2, 60311 Frankfurt
Tel. 069 – 75 61 84 11
koehler@literaturhaus-frankfurt.de

Regina Hock
Museum für Kommunikation
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Schaumainkai 53, 60596 Frankfurt
Tel. 069 – 75 61 84 11 069 – 60 60 350
r.hock@mspt.de

„Acht Visionen“
Silke Hartmann – Projektkoordinatorin
Kulturperle – Kommunikation und Kulturmanagement
Im Sachsenlager 6, 60322 Frankfurt
Tel. 069 – 36 70 44 17
silke.hartmann@kulturperle.com

Biographien
Katharina Adler, geb. 1980, studierte Amerikanische Literaturgeschichte in München und
anschließend am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Ihr Romandebüt „Ida“ erschien 2018 bei
Rowohlt, stand auf der ORF-Bestenliste und war u.a. für den Klaus-Michael Kühne-Preis und den
aspekte-Literaturpreis nominiert. Katharina Adler lebt in München.

Isabelle Lehn, geb. 1979, studierte Allgemeine Rhetorik, Ethnologie und Erziehungs-wissenschaft in
Tübingen und absolvierte ein Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2016 erschien ihr
Debütroman „Binde zwei Vögel zusammen“ (Eichborn), aus dem sie im selben Jahr beim IngeborgBachmann-Wettbewerb las. 2019 erschien ihr zweiter Roman „Frühlingserwachen“ bei S. Fischer.
Isabelle Lehn lebt in Leipzig.

Mariana Leky, geb. 1973, studierte nach einer Buchhandelslehre Kulturjournalismus an der
Universität Hildesheim. Nach zahlreichen Veröffentlichungen erschien 2017 bei DuMont ihr Roman
„Was man von hier aus sehen kann“, der seit 100 Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste steht, in
über 14 Sprachen übersetzt wird und fürs Kino verfilmt werden soll. Mariana Leky lebt in Berlin und
Köln.

Lukas Rietzschel, geb. 1994, studierte Politikwissenschaften, Germanistik und Kulturmanagement.
2012 wurde sein erster Text im „ZEIT Magazin“ veröffentlicht, seitdem folgten Veröffentlichungen in
verschiedenen Anthologien. Mit seinem bei Ullstein erschienenen Romandebüt „Mit der Faust in die
Welt schlagen“ war er 2018 Finalist beim aspekte-Literaturpreis. Lukas Rietzschel lebt in Görlitz.

Jochen Schmidt, geb. 1970, studierte Informatik, Germanistik und Romanistik. 1999 war er
Mitbegründer der Berliner Lesebühne „Chaussee der Enthusiasten“. Er ist Übersetzer und Autor
zahlreicher Romane wie „Meine wichtigsten Körperfunktionen“ oder „Schmidt liest Proust“. Zuletzt
erschien von ihm 2019 „Ein Auftrag für Otto Kwant“ bei C.H. Beck. Jochen Schmidt lebt in Berlin.

Thomas von Steinaecker, geb. 1977, studierte Literaturwissenschaften. Er ist vielfach preisgekrönter
Roman-, Comic- und Hörspielautor sowie Dokumentarfilmer. Für seine insgesamt fünf Romane,
zuletzt „Die Verteidigung des Paradieses“, erschienen 2016 bei S. Fischer, war er mehrfach für den
Deutschen Buchpreis nominiert. Thomas von Steinaecker lebt in Augsburg.

Daniel Wisser, geb. 1971, studierte Germanistik. Er ist Autor und Mitbegründer der Band „Erstes
Wiener Heimorgelorchester“. Für seinen Roman „Königin der Berge“ (Jung und Jung, 2018) erhielt er
den Österreichischen Buchpreis. Zuletzt erschienen von ihm die Alben„Die Letten werden die Esten
sein“ (2018) und „anderwo“ (2019). Daniel Wisser lebt in Wien.

Julia Wolf, geb. 1980, studierte Nordamerikastudien, Lateinamerikanistik und Germanistik. Beim
Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2016 präsentierte sie einen Auszug aus ihrem zweiten Roman
„Walter Nowak bleibt liegen“ und erhielt dafür den 3sat-Preis. Der 2017 in der Frankfurter
Verlagsanstalt erschienene Roman stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis. Julia Wolf
lebt in Leipzig.

Sebastião Salgado erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2019

Sebastião Salgado erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2019.  Foto: Yann Arthus-Bertrand
Sebastião Salgado erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2019. Foto: Yann Arthus-Bertrand

Der Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels hat den brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado zum diesjährigen Träger des Friedenspreises gewählt. Das gab Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, bei der Eröffnung der Buchtage Berlin 2019 bekannt. Die Verleihung findet zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am Sonntag, 20. Oktober 2019, in der Paulskirche in Frankfurt am Main statt und wird live im Fernsehen übertragen. Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert.

In der Begründung des Stiftungsrats heißt es: „Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verleiht der Börsenverein 2019 an den brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado und zeichnet mit ihm einen Bildkünstler aus, der mit seinen Fotografien soziale Gerechtigkeit und Frieden fordert und der weltweit geführten Debatte um Natur- und Klimaschutz Dringlichkeit verleiht. Zugleich hat Sebastião Salgado mit seinem ,Instituto Terra‘ eine Einrichtung geschaffen, die einen direkten Beitrag zur Wiederbelebung von Biodiversität und Ökosystemen leistet. Mit seinem fotografischen Werk, das in zahlreichen Ausstellungen und Büchern veröffentlicht ist, nimmt er die durch Kriege oder Klimakatastrophen entwurzelten Menschen genauso in den Fokus wie jene, die traditionell in ihrer natürlichen Umwelt verwurzelt sind. Dadurch gelingt es Sebastião Salgado, Menschen weltweit für das Schicksal von Arbeitern und Migranten und für die Lebensbedingungen indigener Völker zu sensibilisieren. Indem der Fotograf seine aufrüttelnden, konsequent in schwarz-weiß gehaltenen Bilder als ,Hommage an die Größe der Natur‘ beschreibt und die geschändete Erde ebenso sichtbar macht wie ihre fragile Schönheit, gibt Sebastião Salgado uns die Chance, die Erde als das zu begreifen, was sie ist: als einen Lebensraum, der uns nicht allein gehört und den es unbedingt zu bewahren gilt.“

Sebastião Ribeiro Salgado, geboren am 8. Februar 1944 in Aimorés im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais, wuchs auf einer großen Rinderfarm im Regenwaldgebiet auf und studierte später Wirtschaftswissenschaften. Während der brasilianischen Militärdiktatur engagierte er sich in der linken Oppositionsbewegung, weswegen er 1969 nach Paris emigrieren musste. Ab 1971 betreute Sebastião Salgado als Ökonom Entwicklungshilfeprojekte in Afrika. Hier entdeckte er seine Leidenschaft für die Fotografie und entschied sich 1973, seinen Beruf aufzugeben und ganz als Fotograf zu arbeiten.

Von Beginn an waren bei seinen Langzeitprojekten Armut, Flucht, Heimatlosigkeit und Krieg die Hauptmotive seiner ausnahmslos in schwarz-weiß gehaltenen Fotografien. Zahlreiche dieser Projekte und der sie begleitenden Fotobände sind in Zusammenarbeit mit Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen, UNICEF, UNESCO oder Reporter ohne Grenzen zustande gekommen. Mit den Büchern „Migration“ und „The Children: Refugees and Migrants“ (dt. „Kinder der Migration“), die beide 2000 veröffentlicht wurden, machte er auf das Schicksal von damals 30 Millionen Flüchtlingen weltweit aufmerksam und sammelte Geld für die Kinderhilfsorganisation UNICEF.

Aus gesundheitlichen Gründen und weil ihn durch die direkte Konfrontation mit dem Völkermord in Ruanda Zweifel an seiner Arbeit überkamen, hörte er Mitte der 1990er Jahre für eine Zeit mit seiner fotografischen Arbeit auf. Gemeinsam mit seiner Frau, der Architektin Lélia Wanick Salgado, mit der er seit 1967 verheiratet ist, kehrte er nach Brasilien zurück und begann, die Fazenda seiner Eltern wieder aufzuforsten. 1998 wurden die 680 Hektar in ein Naturschutzgebiet umgewandelt und das gemeinnützige „Instituto Terra“ gegründet. Seither ist es ihnen gelungen, 2,7 Millionen Bäume zu pflanzen und den Wald wieder in einen weitgehend ursprünglichen Zustand mit einer großen Vielfalt an Pflanzen und Tieren zu versetzen.

Auch in seinem Werk wandte sich Sebastião Salgado ab den 1990er Jahren verstärkt der Landschaftsfotografie zu. Es entstanden die Werke „Africa“ (2007) und „Genesis“ (2013). Mit letzterem Projekt gab er seine Eindrücke der unberührten Natur, den dort angesiedelten Tieren und isoliert lebenden Menschen aus ursprünglichen Kulturen wieder, um zu zeigen, wie fragil die Welt mittlerweile geworden ist.

Sebastião Salgado erhielt zahlreiche Auszeichnungen für sein Schaffen, u.a. die Ehrenmitgliedschaft der American Academy of Arts and Letters (2019), den Save the Children International Prize (2010), den Rio-Branco-Orden (2004), die Jahrhundertmedaille der Royal Photographic Society of Great Britain (1994), den Grand Prix National de la Photographie (1994), den Prinz-von-Asturien-Preis (1998) sowie den World Press Photo Award (1985). 2016 wurde er als Mitglied in die Académie des Beaux-Arts des Institut de France aufgenommen, eine der wichtigsten kulturellen Ehrbekundungen Frankreichs.

Das Ehepaar Salgado lebt in Paris und hat zwei Söhne, Juliano (geboren 1976) und Rodrigo (geboren 1981).