Frankfurt bleibt Bundeshauptstadt der komischen Kunst, das Caricatura logischerweise „Kanzleramt“

"Auch weiterhin wird das Museum ein Ort sein, der zum lauten Lachen einlädt" Martin Sonntag, neuer Leiter des Caricatura Museums Frankfurt. Er war seit 2000  Geschäftsführer der Galerie für Komische Kunst in Kassel.
„Auch weiterhin wird das Museum ein Ort sein, der zum lauten Lachen einlädt“ Martin Sonntag, neuer Leiter des Caricatura Museums Frankfurt. Er war seit 2000 Geschäftsführer der Galerie für Komische Kunst in Kassel.

Es fiel Martin Sonntag nicht leicht, jetzt nach dem unverhofften  frühen  Tod seines Vorgängers und jahrzehntelangen Freundes und „komischen“ Weggefährten  Achim Frenz, Heiterkeit in der Presserunde zu versprühen.  Aber  Humor macht keine Pause, insbesondere nicht im Caricatura Museum für Komische Kunst in Frankfurt, welches gerade seine grandiose Loriot-Schau bis zum 12. Mai 2024 verlängert hat.

Der neue Cariactura-Leiter Martin Sonntag,  gestern seit   99 Tagen im Amt,  entwarf, nachdem er alle „aufs Wildeste“ begrüßt hatte,  seine Pläne zur Zukunft des Museums als Gedächtnis, Motor und Ort der Komischen Kunst vor.  Das Caricatura Frankfurt sei das  Museum mit dem mutmaßlich höchsten Komikgehalt in der deutschen Museumslandschaft. Mit Karikaturen, Bildgeschichten, Cartoons und Comics zeige das einzige Museum für Komische Kunst in Europa die größte Vielfalt des Genres.

Caricatura-Museum  - Kanzleramt der komischen Kunst © Foto Diether von Goddenthow
Caricatura-Museum – Kanzleramt der komischen Kunst © Foto Diether von Goddenthow

Achim Frenz und seiner Hartnäckigkeit sei es zu verdanken, dass  2008  Caricatura im Herzen der Mainmetropole eröffnet werden konnte.  Und der der Standort sei kein Zufall, so Sonntag. Denn seit den frühen 60er Jahren behauptet sich Frankfurt am Main als Hauptstadt der Satire. „Die hier gegründeten Satiremagazine PARDON und TITANIC lockten zahlreiche Künstler wie F.W. Bernstein, Robert Gernhardt, Chlodwig Poth, Hans Traxler, F.K. Waechter sowie Autoren wie Bernd Eilert, Eckhard Henscheid und Pit Knorr in die Stadt. Sie schrieben als Künstlergruppe Neue Frankfurter Schule Kunstgeschichte und prägen bis heute die deutsche Komiklandschaft.“, so der neue Museumsleiter. Deswegen: „Frankfurt bleibt die Bundeshauptstadt der komischen Kunst.“ Und das Caricatura sei folglich dessen „Kanzleramt“, so Sonntag.

Mit dem „Kanzleramt“ habe man viel vor: „Alles wird anders“ und „doch bleibe alles gleich“.  Sonntag halte nichts davon, wie mancherorts üblich, dass sich mit der neuen Leitung auch gleich das Logo eines Hauses ändere. Das Caricatura-Logo bleibe wie es ist und das Caricatura bleibe auch – trotz gewisser Veränderungen – natürlich  weiterhin  Ort der Neuen Frankfurter Schule.

In Zukunft werde aber noch stärker als bisher auf die Nachwirkungen der Neuen Frankfurter Schule geschaut: „Wer sind die Kinder, Enkel und Urenkel dieser Komikschule und wie entwickelt sich die Komische Kunst grundsätzlich?“ Das seien Fragestellungen, so Sonntag, „die das Programm inhaltlich leiten sollen.“
Dazu werde die Sammlungsausstellungsfläche  neu gestaltet und inhaltlich neu aufgestellt. Auch in Zukunft werden immer Werke der Künstler der Neuen Frankfurter Schule zu sehen sein, „aber die Sammlung hat sich mittlerweile stark erweitert und wird auch weiterhin wachsen. So sieht das neue Konzept der Sammlungsausstellung vor, alle Künstlerinnen und Künstler, die in der Sammlung vertreten sind, regelmäßig in wechselnden Zusammenstellungen zu präsentieren.“

Bis die räumliche Umgestaltung abgeschlossen sein werde, gäbe es einen ersten Zwischenschritt auf dem Weg zur neuen Sammlungspräsentation. Zu seinem 95. Geburtstag würdigt das Museum im Mai 2024 Hans Traxler mit einem Schwerpunkt in der Sammlungsetage.

Gezeigt werden bisher unveröffentlichte Arbeiten Traxlers aus den letzten drei Jahren, „allesamt Arbeiten höchster künstlerischer Qualität, die die große Meisterschaft Hans Traxlers beweisen“, wie Martin Sonntag feststellt. Ein weiteres Kabinett ist F. W. Bernsteins Selbstportraits vorbehalten, von denen aktuell eine neue Buchzusammenstellung erschienen ist.

Geplant ist, bis Herbst 2024 die Umgestaltung der 1. Etage abzuschließen, um dann neben der Sammlungspräsentation auch einen zusätzlichen Kabinettraum nutzen zu können. „Mit diesem Bereich soll die Dynamik des Hauses erhöht werden“, sagt Sonntag. Kurzfristige und schnelle Präsentation aktueller Themen, Ausstellungen von Nachwuchskünstlerinnen und –künstlern sowie Ausflüge in Nachbardisziplinen von Karikatur und Cartoon sind geplant.

Drei Wechselausstellungen jährlich
Im Erdgeschoss und in der Galerie dürfen sich die Besucherinnen und Besucher auch weiterhin auf Wechselausstellungen freuen. Ab dem 30. Mai 2024 ist die Fläche dem Wuppertaler Zeichner und Cartoonisten André Poloczek alias POLO gewidmet. Ab September dem Sondermann-Schöpfer Bernd Pfarr. Für 2025 stehen Ausstellungen mit Werken von unter anderem Walter Moers und Michael Sowa auf dem Programm.

Jüngere satirefest machen
Insbesondere mit der Frage, wie man das Museum auch für jüngere Generationen attraktiv macht, will und wird sich Martin Sonntag mit seinem Team beschäftigen. „Wir müssen uns immer wieder die Fragen stellen: Warum sollte man ins Caricatura Museum gehen? Was macht es auch für die jüngere Generation attraktiv? Und was können wir aktiv tun, um die Hemmschwelle für einen Museumsbesuch zu senken?“ Dabei rückt vor allem der Nachwuchs in den Fokus der Kuratorinnen und Kuratoren. Die bisherigen Wechselausstellungen präsentierten bereits Künstlerinnen und Künstler, die in der Tradition der Neuen Frankfurter Schule beheimatet sind. Die nächsten Generationen junger Zeichnerinnen und Zeichner stehen in den Startlöchern oder am Anfang ihrer Karriere. Das Museum kann und will ihnen eine Plattform bieten. Und zeigen: Die Karikatur lebt, und die Komische Kunst hat etwas zu sagen. Vor allem  sei es auch ein Anliegen, Kinder und Jugendliche an Satire heranzuführen. So frühestens ab der 8. /9. Klasse wären Jugendliche allmählich  in der Lage, Ironie und leise Zwischentöne der Bildsatire zu verstehen.

Ein Museum des Lachens bleiben

Auch weiterhin wird das Museum ein Ort sein, der zum lauten Lachen einlädt. Es ist aber auch ein Ort der leiseren Zwischentöne, der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Themen, ein Ort des Diskurses. Das möchte Martin Sonntag in Zukunft verstärken. Bewusst will man einen Kontrapunkt zur aktuellen Erregungsgesellschaft setzen. „Satire spitzt zu, und der Betrachter muss sich zu ihr verhalten.“, erläutert Martin Sonntag. „Man muss mit ihren Inhalten nicht einverstanden sein. Das ist nicht ihre Absicht. Vielmehr deckt sie auf, provoziert und evoziert zum spannenden Meinungsaustausch und trägt – im besten Fall – zum Erkenntnisgewinn bei. Gerade unser Museum ist prädestiniert, generationenübergreifend ins Gespräch zu kommen, eine – im positiven Sinne – Streitkultur wiederzubeleben.“ Spaß und Erkenntnisgewinn dürfen aber einen wichtigen und nicht zu vernachlässigenden Aspekt nicht ausblenden: den der Ästhetik. Vom schnellen Strich bis hin zu opulenten Gemälden – Komische Kunst ist in Stilistik und Aussage vielfältig und auch ein ästhetischer Genuss. Was oftmals so spielerisch einfach daherkommt, ist hart erarbeitet.

Weitere Infos über: Caricatura Museum für Komische Kunst Frankfurt

75 Jahre DFF / 40 Jahre Deutsches Filmmuseum – DFF feiert an drei Tagen der Offenen Tür sein Jubiläum – 7. bis 9. Juni 2024

Deutsches Filmmuseum © Foto Diether von Goddenthow
Deutsches Filmmuseum © Foto Diether von Goddenthow

2024 ist ein ganz besonderes Jahr für das DFF. Das Haus am Schaumainkai feiert nicht nur den 40. Jahrestag der Eröffnung des Deutschen Filmmuseums (am 7. Juni 1984); es schaut außerdem stolz auf 75 Jahre DFF insgesamt zurück. Denn am 13. April 1949 wurde das Deutsche Institut für Filmkunde (DIF) in Wiesbaden gegründet, aus dem später das Deutsche Filminstitut und inzwischen das DFF mit dem integrierten Filmmuseum und dem Kino des DFF wurde.

Sein langjähriges Bestehen feiert das DFF mit drei Tagen der Offenen Tür für die ganze Familie und vielerlei Aktivitäten für alle Interessierten am Wochenende, 7. bis 9. Juni. An allen drei Tagen gilt von 11 bis 18 Uhr freier Eintritt im Museum, eine Tombola lockt mit attraktiven Gewinnen und ein Foodtruck bietet leckere Snacks. Am Samstag- und Sonntagnachmittag offeriert das Haus kostenfreie spannende Laterna-Magica-Vorführungen sowie eine Lesung im Kino des DFF.

© Foto Diether von Goddenthow
© Foto Diether von Goddenthow

Das Festprogramm:

Freitag, 7. Juni
11 bis 18 Uhr:
– Freier Eintritt im Museum, Programmangebote sind im Eintrittspreis enthalten
– Fotoausstellung mit prominenten DFF-Gästen, Kinofoyer
– Leseecke mit Ausstellungskatalogen aus 40 Jahren Filmmuseum, Kinofoyer
– Dauerausstellung: Erkundung des Projekts Constellation 2.0, das den Museumsbesuch in den digitalen Raum erweitert

Samstag, 8. Juni
11 bis 18 Uhr:
– Freier Eintritt im Museum, Programmangebote sind im Eintrittspreis enthalten
– Fotoausstellung mit prominenten DFF-Gästen, Kinofoyer
– Leseecke mit Ausstellungskatalogen aus 40 Jahren Filmmuseum, Kinofoyer
– Dauerausstellung: Erkundung des Projekts Constellation 2.0, das den Museumsbesuch in den digitalen Raum erweitert
13, 15 und 17 Uhr:
– Führung durch die Dauerausstellung
14 Uhr:
– Frühe Filme aus Frankfurt am Main von 1896 bis 1936 im Kino des DFF, moderiert von Alexandra Nagel
16 Uhr:
– Laterna-Magica-Vorführung für die ganze Familie im Kino des DFF
18 Uhr:
– Laterna-Magica-Vorführung für die ganze Familie im Kino des DFF
14 bis 18 Uhr:
– Besucher:innen beamen sich im Filmstudio im 4.OG in ihren Lieblingsfilm oder gleiten auf einem fliegenden Teppich durch die Frankfurter Skyline

Kostenpflichtige Kinovorführung um 20 Uhr:
AND THE KING SAYS, WHAT A FANTASTIC MACHINE (Schweden/Dänemark 2023, R: Axel Danielson, Maximilien Van Aertryc, 88 Min.)
Von der Geburt der Camera Obscura bis zur Vorführung des ersten bewegten Bildes und von der Erfindung der Webcam bis zum ersten viralen Video verfolgt die witzige und zum Nachdenken anregende Dokumentation den Aufstieg der Bildkultur, wie wir sie kennen.

Sonntag, 9. Juni
11 bis 18 Uhr:
– Freier Eintritt im Museum, Programmangebote sind im Eintrittspreis enthalten
– Fotoausstellung mit prominenten DFF-Gästen, Kinofoyer
– Leseecke mit Ausstellungskatalogen aus 40 Jahren Filmmuseum, Kinofoyer
– Dauerausstellung: Erkundung des Projekts Constellation 2.0, das den Museumsbesuch in den digitalen Raum erweitert
13, 15 und 17 Uhr:
– Führung durch die Dauerausstellung
14 Uhr:
– Frühe Filme aus Frankfurt am Main von 1896 bis 1936 im Kino des DFF, moderiert von Alexandra Nagel
15 Uhr: (ca 1 Stunde)
Interaktiv für Kinder: Zauberhafte Geschichten mit der Laterna Magica
16:30 Uhr:
– „Mit Wolkenkratzer und Handtasche“: Stephan Ahrens präsentiert sein Buch, in dem er sich mit der Geschichte der Filmmuseen auseinandersetzt
Dazu läuft der Film WAS GESCHAH WIRKLICH ZWISCHEN DEN BILDERN (BRD 1985 R: Werner Nekes, 83 Min.)
14 bis 18 Uhr:
Besucher:innen beamen sich im Filmstudio im 4.OG in ihren Lieblingsfilm oder gleiten auf einem fliegenden Teppich durch die Frankfurter Skyline

Das Festprogramm endet am Sonntag, 9. Juni, um 18 Uhr.

Corinna Harfouch zu Gast am Sonntag, 9. Juni, um 19 Uhr im Kino des DFF
Um 19 Uhr erwartet das Kinoteam des DFF in der Reihe „Was tut sich… im deutschen Film?“ die Schauspielerin Corinna Harfouch, die ihren neuesten Film STERBEN (DE 2024, R: Matthias Glasner) vorstellen wird (kostenpflichtig).

Die Geschichte des DFF

Die Institution, die heute als DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum bekannt ist, ging aus einer Reihe von Fusionen hervor, die in eine große Organisation mit sieben Standorten und rund 200 Mitarbeiter:innen (Freelancer, studentische Aushilfen und Praktikant:innen inklusive) mündete. Die Ursprünge des DFF liegen in der Gründung des Deutschen Instituts für Filmkunde (DIF) in Wiesbaden am 13. April 1949, das damit die älteste filmhistorische Institution in Deutschland ist. Eine kritische Biographie des Institutsgründers Hanns Wilhelm Lavies, der in den späten 1930er Jahren mit der Ufa-Lehrschau in Verbindung stand und höchstwahrscheinlich Mitglied der NSDAP war, ist das Thema eines aktuellen Forschungsprojekts des DFF. Von Anfang an konzentrierte sich die Sammeltätigkeit der Institution auf das Filmarchiv (anfangs ca. 1.000 Kopien, heute rund 31.000) sowie auf Bücher, Zeitschriften, Presseausschnitte, Filmprogramme, Zensurunterlagen und andere Papiermaterialien. Schon bei seiner Gründung betonte das DIF sein Ziel, als Dienstleister für die wissenschaftliche Nutzung zu fungieren. Von der ehemaligen Dokumentations- und Informationsabteilung des DIF führt eine direkte Linie zu den heutigen öffentlich zugänglichen, datenbankgestützten Online-Projekten.

Das Museum

(Text basiert auf dem Artikel „Staying Relevant in a Changing World – The DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum at 70“ aus dem FIAF Journal of Film Preservation #102 vom April 2020)
(Text basiert auf dem Artikel „Staying Relevant in a Changing World – The DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum at 70“ aus dem FIAF Journal of Film Preservation #102 vom April 2020)

1976 erwarb die Stadt Frankfurt am Main das Archiv für Filmkunde des lokalen Filmsammlers Paul Sauerlaender. Es handelte sich dabei um eine der größten deutschen Sammlungen zur Filmgeschichte, die vor und nach dem Zweiten Weltkrieg von privater Hand zusammengetragen wurde: Die Filmkopien, Fotos und Plakate, die Ausrüstung und eine einzigartige Sammlung von Stummfilmmusik wurden zunächst Teil des Historischen Museums der Stadt, da es damals noch kein Filmmuseum gab. Der Erfolg des 1971 gegründeten Kommunalen Kinos und der Reichtum der Sammlung Sauerlaender nährten den Wunsch des einflussreichen und fortschrittlichen Kulturpolitikers Hilmar Hoffmann, in Frankfurt ein Filmmuseum einzurichten. Das Deutsche Filmmuseum wurde am 7. Juni 1984 eröffnet und ermöglichte sowohl der Fachwelt als auch der interessierten Öffentlichkeit eine in der Bundesrepublik damals einzigartige Auseinandersetzung mit dem Film, seiner Geschichte und Gegenwart, seiner Theorie und Ästhetik. Die Dauerausstellung des Museums befasste sich auf zwei Etagen umfassend mit der Vielfalt der internationalen Bildmedien vom 18. und 19. Jahrhundert bis zur Erfindung des Films, aber auch mit der ästhetischen Form, Funktion und Wirkung, die der Film als Kunstform erzielt (zwei programmatische Schwerpunkte, die das Museum auch nach der großen Erneuerung im Jahr 2011, bei der das architektonische Interieur, die Infrastruktur und die Ausstellungskonzepte komplett modernisiert wurden, beibehalten hat). In seinen Sonderausstellungen griff das Museum eine Vielzahl von Einzelaspekten der Filmgeschichte auf, präsentierte deutsche und internationale Filmgeschichte in biografischen oder thematischen Ausstellungen und stellte seinen Sammlungsschwerpunkt Neuer Deutscher Film vor.

 Das Kino

Bis heute ist das Kino des DFF seinem Gründungsgedanken als Kommunales Kino (Eröffnung 1971) treu geblieben: Jedes Jahr gibt es rund 900 Filmvorführungen, zahlreichen Besuche von Filmemacher:innen, die ihre Werke in moderierten Filmgesprächen diskutieren, wobei die Filme stets in der Originalsprache und so nah am Originalformat wie möglich gezeigt werden.

Der Zusammenschluss

Das Kommunale Kino war bei der Eröffnung des Museums, 1984, in dessen Gebäude eingezogen, ebenso wie das privat-öffentliche DIF, das einen Teil seiner zentralen Abteilungen aus Wiesbaden unter das Dach des Frankfurter Museums verlegte. Nach einer heftigen Diskussion über eine mögliche Schließung des Kinos (Kultur gegen Wirtschaftlichkeit) übernahm das Museum 1993 das Kino – und rettete es damit. In der Folgezeit, mit einer Reihe von Parallelstrukturen, lag der Gedanke an eine formale Zusammenführung von DIF und Filmmuseum immer näher. Doch erst 2006 wurde das Filmmuseum nach jahrelangen Debatten und Verhandlungen in das personell und finanziell kleinere, aber flexiblere DIF integriert.

Die Vorteile des Zusammenschlusses lagen auf der Hand: eine Bündelung von Kompetenzen und Ressourcen, die vielseitige filmhistorische Projekte und Kooperationen ermöglichte.

Das DFF hat sich längst zu einem nationalen Vorreiter in der Filmdigitalisierung und Filmbildung, bei Datenmanagement und digitalen Projekten entwickelt (etwa auch als Betreiber von filmportal.de, der zentralen Plattform für filmografische Daten zum deutschen Film). Als Teilnehmer des 360-Grad-Projekts der Kulturstiftung des Bundes arbeitet das DFF seit 2020 intensiv daran, sich noch diverser aufzustellen und neue Zielgruppen zu erschließen. Im Projekt Constellation 2.0, erweitert sich das Museum gerade in den digitalen Raum und knüpft virtuelle Storylines in seine Sammlungen und diejenigen des acmi-Museums in Melbourne, Australien.

Die Ausstellungen und öffentlichen Angebote des DFF locken jährlich 200.000 Besucher aus der Region und der ganzen Welt in das Museum, und Wanderausstellungen wie „Stanley Kubrick“ wurden von mehr als zwei Millionen Besucher:innen weltweit gesehen. Die Online-Angebote des DFF, darunter virtuelle Ausstellungen, Streaming-Inhalte, Podcasts und Websites der Filmvermittlung haben rund eine Million Besucher:innen (Seitenaufrufe) pro Jahr.

Weitere Infos zur Geschichte des DFF hier

NABO GAß – NEW EXPERIENCE 08.04. – 31.05.2024 in der Galerie Rubrecht Contemprorary Wiesbaden

Nabo Gaß Impression aus NABO GASS – NEW EXPERIENCE vom 08.04. – 31.05.2024 © Foto Diether von Goddenthow
Nabo Gaß Impression aus NABO GASS – NEW EXPERIENCE vom 08.04. – 31.05.2024 © Foto Diether von Goddenthow

Zwei Jahre lang hatte sich der international bekannte und renommierte Glaskünstler Nabo Gaß ein wenig aus dem öffentlichen Trubel zurückgezogen. Ab gestern ist nabo nun mit der unter dem Arbeitstitel „Emotional Landscapes“ entstandenen neuen Reihe Emotional Landscapes und Frauenbilder wieder zurück, zu sehen in der Galerie Rubrecht Contenmprorary (Büdingenstraße 4-6, 65183 Wiesbaden) bis zum 31.05.2024, parallel zur KURZEN NACHT DER GALERIEN UND MUSEEN am 13.04.2024

Laudatorin Dorothee Baer-Bogenschütz mit Galerist  Leander Rubrecht bei der gestrigen Vernissage  © Foto Diether von Goddenthow
Laudatorin Dorothee Baer-Bogenschütz mit Galerist Leander Rubrecht bei der gestrigen Vernissage © Foto Diether von Goddenthow

Die bekannte Kunstkritikerin und Kulturjournalistin Dorothee Baer-Bogenschütz hielt zur Eröffnung eine kenntnisreiche Laudatio: „Glasmalerei für die Gegenwart“. Nabo Gass habe sich schon vor Jahren von dem allgemeinen Kunstmarkt und seinen – nicht immer wünschenswerten – Mechanismen verabschiedet. Ihm ginge es um die Schönheit in der Kunst, und nicht ausschließlich darum, auf dem Kunstmarkt besonders gut anzukommen.

Nabo Gaß sei einer der renommiertesten deutschen Glaskünstler, „arbeitet seit bald einem halben Jahrhundert im Medium Glas. 1976 hatte er sich handwerklich qualifiziert bei der Glasmalergesellenprüfung in Taunusstein. Die künstlerische Weiterbildung erfolgte in Berlin an der Hochschule der Künste. Neben mehrschichtigen Arbeiten auf der Grundlage von Glasmehlmalerei entstehen Glasobjekte sowie großformatige Arbeiten für den öffentlichen Raum.

Nabo Gaß bei der gestrigen Ausstellungseröffnung. © Foto Diether von Goddenthow
Nabo Gaß bei der gestrigen Ausstellungseröffnung. © Foto Diether von Goddenthow

Ihnen allen ist ein dialektisches Moment eigen. Zwischen Verbergen und Enthüllen, Vorder- und Hintergründigem bewegt sich Gaß. In den neuen Werkreihen Emotional Landscapes und Frauenbilder verhandelt er erneut facettenreich sein Kernthema Transparenz – auch als Rückgrat gesellschaftlichen Zusammenhalts. Grundsätzlich lädt Gaß ein zum entschlossenen Blickwinkelwechsel und stellt Flexibilität gegen das Festgefahrensein in starren Sichtweisen.“, so Baer-Bogenschütz.
Der Bildträger Glas ermögliche und provoziere die Auseinandersetzung mit der menschlichen Wahrnehmung. „Gaß‘ vielgestaltige Arbeiten stimulieren gleichermaßen Drauf- wie Durchsicht. Dabei ist der räumliche Kontext fester Faktor der Rezeption. Gaß sagt: „Ich male in die Landschaft oder in ein Interieur hinein“. Sein Anspruch: Ein Kunstwerk „muss zutiefst wahr sein“. Gaß orientiert sein Schaffen von Anfang an an der Maxime der Wahrhaftigkeit – glasklar.“, so die Laudatorin.

Auch in Wiesbaden kennt man die transparenten Kunstwerke von nabo im öffentlichen Raum: den Lesenden vor der Villa Clementine, die Säulen am Kureck oder die „Wall of Fame“ im Kurhaus.

NABO GASS – NEW EXPERIENCE 08.04. – 31.05.2024
Galerie Rubrecht Contemprorary
Büdingenstrasse 4-6,
65183 Wiesbaden
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag von 14 – 18 Uhr.

KURZEN NACHT DER GALERIEN UND MUSEEN am 13.04.2024, 19.00 Uhr – 24.00 Uhr

Die Fortsetzung von Hamburg: Caspar David Friedrich. Unendliche Landschaften – Ab 19. April in der Alten Nationalgalerie zu Berlin

Caspar David Friedrich, Mann und Frau in Betrachtung des Mondes, um 1824Öl auf Leinwand, 34 x 44 cmStaatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Fotograf: Jörg P. Anders
Caspar David Friedrich, Mann und Frau in Betrachtung des Mondes, um 1824Öl auf Leinwand, 34 x 44 cmStaatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Fotograf: Jörg P. Anders

Nachdem in Hamburg die Caspar David Friedrich-Ausstellung mit einem Zuschauer-Rekord von 335.000 Besuchern zum 1.April ihre Pforten schloss, setzt am 19. April 2024 die Alte Nationalgalerie in Kooperation mit dem Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin den Ausstellungs-Reigen anlässlich  des 250. Geburtstages von Caspar David Friedrich fort.  So wird mit der Fortsetzungs-Ausstellung „Caspar David Friedrich. Unendliche Landschaften“ vom 19. April – 4. August 2024 auch in der Alten Staatsgalerie erstmals eine große Ausstellung zum Werk des bedeutendsten Malers der deutschen Romantik gezeigt werden .

Über 60 Gemälde und 50 Zeichnungen Friedrichs aus dem In- und Ausland, darunter weltberühmte Ikonen wie das „Eismeer“, „Kreidefelsen auf Rügen“ oder der „Mönch am Meer“, werden zu sehen sein. Eine umfassende Ausstellung zu Caspar David Friedrich (1774–1840) ist gerade in Berlin überfällig, da die Nationalgalerie eine der größten Friedrich-Gemälde-Sammlungen weltweit bewahrt und da bereits zu Lebzeiten des Künstlers zahlreiche Erwerbungen und öffentliche Präsentationen in der preußischen Hauptstadt zu seinem frühen Ruhm beitrugen. Nachdem der Maler in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Vergessenheit geraten war, würdigte die Nationalgalerie mit der legendären „Deutschen Jahrhundertausstellung“ 1906 den Künstler mit 93 Gemälden und Zeichnungen so umfassend wie nie zuvor.

Friedrich wurde nun als herausragender Maler von Licht und Atmosphäre und als Vorreiter der Moderne gefeiert. Die Wiederentdeckung der Malerei Friedrichs, seine Bilderpaare sowie der Werkprozess und die Maltechnik des Künstlers stehen im Zentrum der Ausstellung. Anhand dieser Themen wird sowohl ein Überblick zum Leben und Wirken des Malers geboten als auch das Wesen seiner Kunst zwischen präzisem Naturstudium und romantischer Imagination anschaulich gemacht. Friedrich schuf Sehnsuchtslandschaften mit weiten Himmeln und fernen Horizonten, in denen die Unendlichkeit von Raum und Zeit spürbar wird. Seine zeitlosen Bilder regen Gedanken und Empfindungen an, deshalb sind sie bis heute so faszinierend.

Kuratiert wurde die Ausstellung von Birgit Verwiebe, Kuratorin für Malerei, Alte Nationalgalerie.

Tickets ab sofort erhältlich unter: www.smb.museum/tickets
Führungen sind buchbar unter: www.smb.museum/ang

Fast 200 000 Euro Preisgeld beim internationalen LONGINES PfingstTurnier Wiesbaden vom 17.-20. Mai 2024

Marc Houtzager –fantastischer Sieger im Longines Grand Prix von Wiesbaden 2023 Foto: www.tomspic.de
Marc Houtzager –fantastischer Sieger im Longines Grand Prix von Wiesbaden 2023 Foto: www.tomspic.de

Vom 17. bis 20. Mai geht es im Biebricher Schlosspark für die internationalen Springreiter um fast 280.000 Euro Preisgeld, um Springsport-Erlebnisse in einzigartigem Park-Ambiente und den Jubel der Wiesbadener Zuschauer. Außerdem: In vier Prüfungen haben die Springreiter Chance, Punkte für die Weltrangliste zu sammeln. Dabei dreht es sich längst nicht nur um einen ruhmreichen Platz des Rankings, davon abhängig ist nicht zuletzt auch die Vergabe der Startplätze auf begehrten Turniere wie dem PfingstTurnier. So stehen die Springreiter mit 16 internationalen Spring-Prüfungen auf Ein- und Vier-Sterne-Niveau – beim 86. LONGINES PfingstTurnier Wiesbaden auch 2024 wieder ganz hoch im Kurs.

Im olympischen Jahr
„Wir befinden uns in einem olympischen Jahr, da müssen wir uns nichts vormachen“, erklärt Ralf Hollenbach, der sich in diesem Jahr erstmals zusammen mit dem sportlichen Leiter Frank Rothenberger für Ablauf und Koordination der Springprüfungen in Wiesbaden verantwortlich zeichnet.

„Mit den Olympischen Spielen Ende Juli, Anfang August in Paris wird es schwer, die allererste internationale Garde zu uns in den Schlosspark zu bekommen. Aber die, die gerade auf dem Weg dorthin sind, die Spitzenreiter, die in diesem Jahr vielleicht kein Olympiapartner haben oder gerade auf dem Sprung in die exklusive 1a-Reihe der Weltelite sind, für die ist Wiesbaden eine absolute Top-Adresse.“

Der historische Platz mit dem gewaltigen Baumbestand, der gewachsene Rasenboden und das Parkambiente – das alles zusammen seien Bedingungen, die schwer zu toppen seien, betont Hollenbach und er kann es beurteilen. Der internationale Parcoursbauer kennt die Wiesbadener Bedingungen gut, zehn Jahre gehörte er dort zum Parcours-Team. „In diesem Jahr werde ich mich aber ganz meiner neuen Aufgabe widmen, die Koordination der Springen und Parcoursbau nebeneinander – das geht nicht.“

Live im HR-Fernsehen
Eins hat für Hollenbach oberste Priorität: Pünktlichkeit. Einerseits für Reiter und Zuschauer, die sich nach dem angegebenen Zeitplan richten, andererseits: „Wir werden am Sonntag und Montag Live-Übertragungen im HR-Fernsehen haben, da muss alles auf die Minute passen.“

Highlights
Highlight für die Springreiter ist natürlich am Montag der LONGINES Grand Prix, der Große Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden, bei dem allein es um 105.500 Euro Preisgeld geht. Zudem möchte sich jeder gerne in die Wiesbadener Siegerliste eintragen, auf der schon Namen wie Christian Ahlmann, David Will, Ludger Beerbaum und Marcus Ehning stehen – um nur einige deutsche Topnamen herauszupicken.

Für die Zuschauer gehören neben den klassischen Vier-Sterne-Springprüfungen das Barrierenspringen, der Preis der R+V Allgemeine Versicherung AG, am Freitagabend und das Jump & Drive, der Preis der ESWE Versorgungs AG Wiesbaden, am Sonntagnachmittag alljährlich zu den Publikums-Lieblingen.
(KiK/pe&pa)

Tickets:
‚Der Start ist frei‘, Kartenvorverkauf ab dem 15. Dezember.
Sichern Sie sich Ihre Karte für das LONGINES PfingstTurnier Wiesbaden entweder bei www.ticketmaster.de oder unter 01806 – 999 00 00.
Weitere Detail-Infos und Tipps zur Anreise unter: www.pfingstturnier.org

Bis zum LONGINES PfingstTurnier Wiesbaden 2024, vom 17.-20. Mai.
Informationen unter www.pfingstturnier.org

Robert Schumann-Preis für Dichtung und Musik 2024 an Adriana Hölszky für ihr Lebenswerk – Akademie der Wissenschaft und der Literatur Mainz

Die Jury würdigt mit Adriana Hölszky eine Komponistin, »für die Musik, Sprache und Bühne seit jeher ein multiples Aktionsfeld darstellen. Ihre Musik zeichnet sich durch eruptive Kraft und filigrane Bezüglichkeit aus. Es ist eine Musik, die jeden, der sich mit ihr beschäftigt, körperlich ergreift, angeht, bedrängt, fordert und nicht selten aus der Balance wirft. Seit jeher schafft Hölszky Klangereignisse aus variablen Zusammenhängen. Sie hat Sprache durch Musik und Musik durch die Strukturen der Sprache erkundet und sich dabei sogar auf das Wagnis eines textlosen Musiktheaters – von dem schon Robert Schumann träumte – eingelassen. So ist im Lebenswerk von Adriana Hölszky eine Fülle neuer, ungewohnter und im mehrfachen Wortsinn unerhörter Klangformationen entstanden.«

Adriana Hölszky, 1953 in Bukarest geboren, übersiedelte 1976 in die Bundesrepublik Deutschland, wo sie in Stuttgart ihr Kompositionsstudium fortsetzte. Sie unterrichtete an der Musikhochschule Stuttgart, ab 1997 Professuren für Komposition an der Musikhochschule Rostock und am Mozarteum Salzburg. Vielfach mit Kompositionspreisen ausgezeichnet, u.a. Max-Deutsch-Preis, Heidelberger Künstlerinnenpreis, SchneiderSchott-Musikpreis, Rom-Preis der Villa Massimo und Louis-Spohr-Preis.

Weitere Informationen: 

https://www.breitkopf.com/composer/427/adriana-holszky

Mit dem Robert Schumann-Preis für Dichtung und Musik zeichnet die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Persönlichkeiten für ein herausragendes Werk auf dem Gebiet der Dichtung und der Musik sowie der Musikvermittlung aus. Er ist mit 15.000 € dotiert. Stifter des Preises, der alle zwei Jahre verliehen wird, ist die Mainzer Strecker Stiftung. Bisherige Preisträger sind Pierre Boulez, Wolfgang Rihm, Aribert Reimann, Jörg Widmann, Olga Neuwirth und Heinz Holliger. Die Verleihung findet im Herbst 2024 in der Akademie der Wissenschaften und der Literatur statt. Eine gesonderte Einladung mit Programm erfolgt.