Kategorie-Archiv: Wirtschaftskultur

Salzbachtalbrücke: OB Mende und Verkehrsdezernent Kowol informieren sich vor Ort

v.l.n.r.: Alexander Pilz, Leiter der Außenstelle Darmstadt der Autobahn GmbH, Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, Andreas Kleber, stellvertretender Amtsleiter der Feuerwehr Wiesbaden und Verkehrsdezernent Andreas Kowol. Foto:  Stadt Wiesbaden
v.l.n.r.: Alexander Pilz, Leiter der Außenstelle Darmstadt der Autobahn GmbH, Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, Andreas Kleber, stellvertretender Amtsleiter der Feuerwehr Wiesbaden und Verkehrsdezernent Andreas Kowol. Foto: Stadt Wiesbaden

Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, Verkehrsdezernent Andreas Kowol und Andreas Kleber, stellvertretender Amtsleiter der Feuerwehr Wiesbaden, haben sich am Dienstag, 22. Juni, gemeinsam mit Alexander Pilz, Leiter der Außenstelle Darmstadt der Autobahn GmbH, vor Ort in sicherem Abstand zur beschädigten Salzbachtalbrücke getroffen, um sich über die Situation zu informieren und das weitere Vorgehen zu besprechen.

„Die mit der Brückensperrung verbundenen Verkehrseinschränkungen stellen unsere Stadt und die gesamte Region vor enorme Herausforderungen“, so Oberbürgermeister Mende. „Es stimmt mich jedoch zuversichtlich, dass in dieser schwierigen Situation die Beteiligten auf allen Ebenen gut und unkompliziert zusammenarbeiten und Sofortmaßnahmen umsetzen, um diese Situation für die Bürgerinnen und Bürger so erträglich wie möglich zu gestalten.“

Verkehrsdezernent Andreas Kowol ergänzt: „Schon am Wochenende haben wir begonnen, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, um bestimmte Ausweichstrecken für die nun deutlich erhöhte Verkehrsbelastung zu ertüchtigen und den Pendlerinnen und Pendlern, die auf den ÖPNV angewiesen sind, Alternativangebote zu machen, sodass diese auch weiterhin mobil sein können. Ich bedanke mich bei allen hieran Beteiligten und vor allem auch bei den Bürgerinnen und Bürgern, die in den kommenden Wochen und Monaten einiges an Geduld aufbringen müssen.“

In Kürze wird die Stadt Wiesbaden eine Unterseite auf der städtischen Homepage einrichten, auf der die wichtigsten Informationen rund um die Brückensperrung für alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer zusammengefasst sind.

Wegen großer Risse, einer Absenkung der Fahrbahn um 30 Zentimeter und heruntergestürzter Betonteile war die Brücke am Freitagabend gesperrt worden. Gesperrt ist auch die unter der Brücke verlaufende B263 (Mainzer Straße) sowie die Bahntrasse. Der Hauptbahnhof ist fast komplett vom Bahnverkehr abgehängt. Für den unmittelbaren Gefahrenbereich rund um die Brücke ist eine Sicherheitszone eingerichtet. Sowohl das Queren unter der Brücke für alle Verkehrsteilnehmer auch Fußgänger und Radfahrer als der Aufenthalt im Gefahrbereich muss zur eigenen Sicherheit unterbleiben.

„Auch wenn wir als Stadt unverschuldet in diese Notlage geraten sind, müssen wir diese Situation bestmöglich bewältigen“, appellieren OB Mende und Verkehrsdezernent Kowol an die Rücksichtnahme und Geduld aller staugeplagten Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer in dieser schwierigen Zeit.

Foto:  Stadt Wiesbaden
Foto: Stadt Wiesbaden
Geänderte Verkehrssituation in Wiesbaden sorgt für Anpassungen bei Feuerwehr und Rettungsdienst
Durch die aktuell stark angespannte Verkehrslage in und um Wiesbaden wurden für die Einsatzkräfte der Feuerwehr und in Vorplanung auch für den Rettungsdienst Maßnahmen getroffen, welche schnelle Hilfe im Gefahrenfall auch zu den Hauptverkehrszeiten gewährleisten.
Die aktuelle Verkehrslage wird durch die Mitarbeitenden in der Zentrale Leitstelle laufend beobachtet. Der Lagedienst der Feuerwehr entscheidet bei jedem Einsatz, ob ein situationsbedingtes Abweichen von der standardisierten Alarm- und Ausrücke-Ordnung erforderlich ist, um die Einsatzstelle schnellstmöglich erreichen zu können. In der Alarm- und Ausrücke-Ordnung wurden durch die Einsatzplanung der Feuerwehr Wiesbaden die zu alarmierenden Einheiten für die verschiedenen Einsatzszenarien festgelegt. Vom diesem Standard kann abgewichen werden, wenn es die Situation erfordert.
Zudem wurden Fahrzeuge und ein Abrollbehälter zu anderen Standorten der Berufsfeuerwehr verschoben, um auch bei diesem massiven Verkehrsaufkommen in allen drei Wachbezirken der Stadt jederzeit flächendeckenden Schutz gewährleisten zu können. Verstärkt unterstützt wird die Berufsfeuerwehr durch Einsatzkräfte der zwanzig Freiwilligen Feuerwehren Wiesbadens. „Es zeigt sich bei Betrachtung der Maßnahmen, dass die Feuerwehr in der Stadt einen soliden Schutz bietet“, sagt Andreas Kleber, stellvertretender Amtsleiter der Feuerwehr. „Der große Wert, der örtlichen Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren, wird hierbei erneut deutlich. Die Wichtigkeit der Zusammenarbeit der Freiwilligen Feuerwehr und der Berufsfeuerwehr tritt bei solchen Herausforderungen besonders hervor.“
Weitere Maßnahmen, wie Festlegungen zur Sicherstellung einer ausreichenden Personalstärke auf den Feuerwachen, tragen dazu bei, dass die Einsatzbereitschaft rund um die Uhr 24/7 erhalten bleibt. „Für unsere Einsatzkräfte ist es selbstverständlich, dass alle Dienstfunktionen besetzt bleiben, auch wenn die Ablösung verspätet eintrifft“, sagt Kleber.
„Wir appellieren an die Bürgerinnen und Bürger, unsere Arbeit zu unterstützen. So gilt es, sofort bei Stauungen eine Gasse für die Einsatzfahrzeuge zu bilden und diese offen zu halten. Das betrifft nicht nur Autobahnen oder mehrspurigen Straßen, sondern auch Straßen in der Innenstadt“, ergänzt Kleber weiter. Über diese Rettungsgassen können die Einsatzkräfte in medizinischen Notfällen oder bei Bränden und Hilfeleistungen ihren Einsatzort schnellstmöglich erreichen. Hierfür werden neben den optimierten Routen, die durch das Einsatzleitsystem für jeden Einsatz ausgedruckt werden, auch die in den letzten Jahren eingeführten Einsatz-Tablets verwendet. Durch digitale Karten erhalten die Einsatzkräfte ein Bild der aktuellen Verkehrslage und können kritische Stellen umfahren. Für die Rückfahrt von der Einsatzstelle auf die Wachen oder den Patiententransport in die Klinik wird zurzeit an einer Wegoptimierung gefeilt, welche eine zügige Verfügbarkeit für weitere Einsatzaufträge gewährleistet. Hier erfolgt eine direkte Abstimmung mit dem Verkehrsdezernat, um die nun deutlich längeren Rückfahrtzeiten zu verkürzen.
Zur Sicherstellung der Einsatzbereitschaft für Fälle, in denen höchste Eile geboten ist, wird man auch Abwägungen treffen, unkritische Hilfeleistungen nötigenfalls mit externen Dienstleistern gemeinsam zu bearbeiten. Sollte sich die Verkehrslage auf längere Dauer als schwierig gestalten, ist es vorstellbar, an einer oder mehreren, örtlich günstigen Stellen im Stadtgebiet, während der verkehrsstarken Zeiten, eine „mobile Wache“ einzurichten. Auch hier sind die Vorplanungen bereits am Laufen. Mit diesen Maßnahmen wird der Dienstbetrieb nach den Herausforderungen der Pandemie nun auf andere Weise vor Herausforderungen gestellt. Die Feuerwehr bewertet, dass der Schutz der Wiesbadener Bevölkerung dennoch sichergestellt ist.

IHK Wiesbaden zur Sperrung der Salzbachtalbrücke: Erneut eine Katastrophe für unsere Region

Staus auf der Ausweichroute über Kasteler  Straße und Biebricher Allee in beide Richtungen. © Foto Diether v. Goddenthow
Staus auf der Ausweichroute über Kasteler Straße und Biebricher Allee in beide Richtungen. © Foto Diether v. Goddenthow

Die Vollsperrung der Salzbachtalbrücke mit allen ihren Konsequenzen stürzt die Region rund um Wiesbaden ein weiteres Mal in ein Verkehrschaos. Im Unterschied zur Situation rund um die Schiersteiner Brücke ist dieses Mal auch der Zugverkehr erheblich betroffen. Die Landeshauptstadt Wiesbaden ist per Bahn praktisch nicht mehr zu erreichen.

Verwaist: Der Wiesbadener Hauptbahnhof wird nicht mehr angefahren. © Foto Diether v. Goddenthow
Verwaist: Der Wiesbadener Hauptbahnhof wird nicht mehr angefahren. © Foto Diether v. Goddenthow

Erneut ist der westliche Teil des Rhein-Main-Gebiets bis ins Mark getroffen – für Pendlerinnen und Pendler, den Individual- und Wirtschaftsverkehr geht wieder einmal nichts mehr. Die bereits vorher vom Stau stark betroffene Landeshauptstadt wird sich auf unabsehbare Zeit auf überfüllte Straßen einstellen müssen. Abgeschnitten von seiner wichtigsten Verkehrsachse ist auch der Rheingau. „Gerade jetzt, wo sich der Tourismus wieder erholt, bedeutet das einen herben Rückschlag für die Corona-gebeutelten Hotel- und Gastronomiebetriebe“, sagt IHK-Präsident Dr. Christian Gastl.

Existenzängste der Ladenbetreiber am Wiesbadener Hauptbahnhof. Menschenleer der Zeitungsladen um 9:40 Uhr. © Foto Diether v. Goddenthow
Existenzängste der Ladenbetreiber am Wiesbadener Hauptbahnhof. Menschenleer der Zeitungsladen um 9:40 Uhr. © Foto Diether v. Goddenthow

Für die IHK Wiesbaden wird einmal mehr deutlich, wie sehr unsere verzahnte Wirtschaft auf funktionierende Mobilitätsangebote angewiesen ist. „Die Abhängigkeit von wenigen Zufahrtsachsen ist für die Erreichbarkeit unserer Region fatal, wie wir vor einigen Jahren schon bei der Sperrung der Schiersteiner Brücke erfahren mussten“, erklärt Gastl. Der Vergleich mit anderen Wirtschaftsräumen zeigt, dass eine Region gut daran tut, auf mehrere alternative Mobilitätskonzepte zu setzen. Wie schon bei der Schiersteiner Brücke sieht man, dass Deutschland erkennbar ein Problem mit der zeitnahen Modernisierung maroder Infrastruktur hat. „Ein Weiter-So kann es jetzt nicht mehr geben“, fordert Gastl. „Die Wirtschaft braucht zuverlässig funktionierende Verkehrsströme, um nicht abgehängt zu werden“.

Was Corona nicht schaffte, schafft nun eine seit Jahren halbherzige fehlgeschlagene Brückensanierung: Völliger Stillstand am Hauptstadtbahnhof. © Foto Diether v. Goddenthow
Was Corona nicht schaffte, besorgt nun eine seit Jahren  halbherzig betriebene  fehlgeschlagene Brückensanierung: Völliger Stillstand am Hauptstadtbahnhof. © Foto Diether v. Goddenthow

ESWE-Information

IHK-Vollversammlung wählt Hähner zum Präsidenten – Neuer Amtsinhaber nennt Schwerpunkte – Günster wird Ehrenpräsident

(v.l.n.r.) Dr. Engelbert J. Günster, IHK-Ehrenpräsident, Peter Hähner, Präsident der IHK für Rheinhessen, und Günter Jertz, Hauptgeschäftsführer der IHK für Rheinhessen, Foto Alexander Sell
(v.l.n.r.) Dr. Engelbert J. Günster, IHK-Ehrenpräsident, Peter Hähner, Präsident der IHK für Rheinhessen, und Günter Jertz, Hauptgeschäftsführer der IHK für Rheinhessen, Foto Alexander Sell

Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen hat Peter Hähner zum neuen Präsidenten der IHK gewählt. Der Regionalvorstand der LBBW löst in diesem Ehrenamt Dr. Engelbert J. Günster ab, der nach acht Jahren Amtsführung zum Ehrenpräsidenten der IHK für Rheinhessen gewählt wurde.

Schwerpunkte seiner Präsidentschaft nannte Peter Hähner (62) nach seiner Wahl in der Antrittsrede. Priorität genießt demnach die Stabilisierung und Erhaltung des Wirtschaftsstandortes in der Covid-19-Pandemie. Dass in Rheinhessen gerade im Krisenjahr 2020 mit 54,6 Prozent die höchste Exportquote seit 15 Jahren erzielt wurde, zeuge von der grundsätzlich robusten Struktur der traditionell außenhandelsorientierten Wirtschaft. IHK-Initiativen wie die kürzlich vorgestellte Impfstrategie tragen laut Hähner dazu bei, den Betrieben eine Perspektive für die Rückkehr zu geordneten Geschäften zu eröffnen. Krisengefährdete Branchen werde die IHK auch weiterhin mit einem umfangreichen Beratungsangebot begleiten.

In Bezug auf das politische Krisenmanagement setzt der neue IHK-Präsident auf Dialog: „Es ist jetzt nicht die Zeit, über Politik zu urteilen. Es ist mehr denn je erforderlich, intensiv mit ihr zu kommunizieren.“ Dass die Politik die Rolle der Kammern als konstruktive Berater und kritische Begleiter würdigt, zeige der Wille der Bundesregierung, den Deutschen Industrie- und Handelskammertag als Institution zu erhalten. Diese Wertschätzung herrsche in Rheinland-Pfalz auch auf Landes- und kommunaler Ebene und bilde eine solide Basis, um die drängendsten Herausforderungen der regionalen Wirtschaft zu bewältigen: Fachkräftemangel, Unternehmensgründung und Digitalisierung.

Dr. Engelbert J. Günster verabschiedete sich aus dem IHK-Ehrenamt mit dem Dank an alle Unternehmerpersönlichkeiten, die sich über die Führung ihrer Betriebe hinaus für den Erfolg der Region einsetzen. Gemeinsam sei es gelungen, gerade für die Anliegen und Chancen der produzierenden Industrie wichtige Impulse in die Wirtschaftspolitik des Landes zu geben. Zufrieden zeigte Günster sich auch über die stärker etablierte Einbindung Rheinhessens in die dynamische Metropolregion Frankfurt Rhein Main. Um die IHK zu einem noch effizienteren Dienstleister für die Unternehmen zu machen, habe er sich für eine zeitgemäße Personalentwicklung eingesetzt. Das habe sich besonders in der Corona-Krise bewährt, als ein motiviertes Team den akut aufkommenden Informations- und Vernetzungsbedarf der Betriebe mit hoher Servicebereitschaft deckte. Günster warb bei den Unternehmerinnen und Unternehmern dafür, auch den neuen IHK-Präsidenten zu unterstützen: „Gestalten Sie mit. Bringen Sie den Standort Rheinhessen voran.“

IHK Wiesbaden wundert sich über einseitige Öffnung des Einzelhandels in Mainz am Montag, 8.3.2021

Dr. Christian Gastl, Präsident der IHK Wiesbaden Archivbild vom Jahresempfang 2020  © Foto Diether v. Goddenthow
Dr. Christian Gastl, Präsident der IHK Wiesbaden Archivbild vom Jahresempfang 2020 © Foto Diether v. Goddenthow

Zur einseitigen Öffnung des Einzelhandels in Mainz  erklärt Dr. Christian Gastl, Präsident der IHK Wiesbaden: „Für die Händler ist es kaum erklärbar, dass Geschäfte in Mainz wieder öffnen dürfen, in Wiesbaden aber nicht. Gerade bei benachbarten Landeshauptstädten sind solche Unterschiede nicht nur für die Unternehmen ein Problem, sondern auch für den Gesundheitsschutz. Denn es steht jetzt zu befürchten, dass es zum Shopping-Tourismus über den Rhein kommt. Für die Wiesbadener bedeutet das zudem einen Wettbewerbsnachteil – damit werden Betriebe, die eigentlich alle in der gleichen Notlage sind, gegeneinander ausgespielt. Bei den Lockerungen wäre eine stärkere Abstimmung zwischen unmittelbar benachbarten Ländern sinnvoll, damit die Regeln auch noch nachvollzogen werden können. Im Beschlusspapier von Bund und Ländern steht wörtlich: ‚Mit den benachbarten Gebieten mit höheren Inzidenzen sind gemeinsame Absprachen zu treffen, um eine länderübergreifende Inanspruchnahme der geöffneten Angebote möglichst zu vermeiden.‘ Wir fragen uns, wie das hier umgesetzt werden soll.“

Gipfeltreffen zur Lage der Veranstaltungsbranche im RheinMain CongressCenter Wiesbaden am 11. u. 12.02.2021

RheinMain CongressCenter © Foto Diether v. Goddenthow-
RheinMain CongressCenter © Foto Diether v. Goddenthow-

Für Donnerstag und Freitag, 11. und 12. Februar, lädt die Wiesbaden Congress & Marketing GmbH zu einem Gipfeltreffen der deutschen Veranstaltungswirtschaft nach Wiesbaden ins RheinMain CongressCenter ein. Eine Initiative mit dem Titel „Pfade in die Zukunft“ in einer Zeit großer Verunsicherung, eine Einladung an die Veranstaltungsbranche, gemeinsam einen Blick in die Post-Pandemie-Ära zu werfen. Die Veranstaltung wird inhaltlich von Helmut M. Bien, langjähriger Kurator der Luminale, begleitet.

Wie hat sich die Welt der Präsenz-Veranstaltungen verändert? Wie sieht die neue Normalität aus? Was sind Konzepte, die neues Vertrauen schaffen? Über 35 Branchen-Expertinnen und Experten teilen ihre gesammelten Erfahrungen, ihr Wissen, ihre Einschätzungen und Zukunftsprognosen. Mit dabei sind unter anderem Stephan Grünewald vom rheingold-institut Köln, Matthias Schultze vom German Convention Bureau, Jan Kalbfleisch, FAMAB, Dr. Stephan Wilhelm, Fraunhofer Institut, Wolf Lotter, brand eins, und viele mehr. Mit Li Edelkoort, international bekannte Trendforscherin, konnte eine Top Key-Note Speakerin zum Thema Zukunftstrends gewonnen werden.

Die Umsetzung der Veranstaltung könnte nicht besser in diese Zeit passen: In elf Panels diskutieren zugeschaltete Redner aus ganz Deutschland über die Zukunft der Veranstaltungsbranche. An der Veranstaltung interessierte Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgen den Erfahrungsaustausch über einen Livestream online – und können sich virtuell an der Veranstaltung inhaltlich beteiligen.

RMCC – Gastgeber für die Veranstaltungsbranche „Pfade in die Zukunft“: am 11./12.02.2021 diskutiert die Zukunft der Branche. © RMCC
RMCC – Gastgeber für die Veranstaltungsbranche „Pfade in die Zukunft“: am 11./12.02.2021 diskutiert die Zukunft der Branche. © RMCC

„Wiesbaden wie die gesamte Rhein-Main-Region profitieren seit Jahrzehnten vom Kongress- und Tagungsgeschäft. Die Branche ist essentiell für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Denn auf Veranstaltungen wird alles Wichtige verhandelt, was uns am Herzen liegt: Innovationen und Inspirationen, Forschung und Fortbildung und auch Anerkennung und Aufmerksamkeit. Die Veranstaltungen sind moderne Marktplätze auf denen kommuniziert wird. Und weil wir das wissen und uns die Bedeutung insbesondere für den Wirtschaftsstandort Wiesbaden bekannt ist, haben wir uns des Themas im Rahmen der heute und morgen stattfindenden Konferenz angenommen. Ich freue mich sehr über diese Initiative, die aus Wiesbaden kommt – denn: es kommt auch wieder eine Zeit nach der Pandemie und darauf sind wir vorbereitet“, referiert Bürgermeister und Wirtschaftsdezernent Dr. Oliver Franz über die Motivation hinter dem Gipfeltreffen.

Martin Michel, Geschäftsführer der Wiesbaden Congress & Marketing GmbH, ergänzt: „Die größte Herausforderung für Messe & Kongressveranstalter aber auch für Veranstaltungshäuser ist die Digitalisierung. Diese begrüßen wir. Digitalisierung eröffnet uns Reichweiten, von denen wir nur träumen konnten. So können im RMCC beispielsweise 1.000 Teilnehmer auf einer Veranstaltung zusammenkommen, die alle Vorzüge der Präsenz genießen können und eine Vielfaches an Besuchern können darüber hinaus in Online-Formaten vom Streamings bis zu Clips und Edutainments zugeschaltet werden. Und es kann einen wertvollen Nebeneffekt haben. Kongresse, die unseren Kapazitäten entwachsen waren, melden sich wieder zurück, weil sie unsere Atmosphäre und unseren Service schätzen und hier ihre verkleinerten Live-Veranstaltungen durchführen können, die sie ins Netz übertragen. Dafür haben wir die Kapazitäten und Kompetenzen aufgebaut.“

Das Programm ist einsehbar unter: www.wiesbaden.de/gipfeltreffen

 

Martin Michel, Geschäftsführer der Wiesbaden Congress & Marketing GmbH © RMCC
Martin Michel, Geschäftsführer der Wiesbaden Congress & Marketing
GmbH © RMCC

Interview mit Martin Michel, Geschäftsführer der Wiesbaden Congress & Marketing GmbH, über die Motivation hinter dem Gipfeltreffen:

Wie kamen Sie auf die Idee für diese Veranstaltung zu diesem ambitioniert frühen Termin?  Es ist ein Trugschluss, dass der Shutdown dazu führt, dass die Welt stillsteht. Sie dreht sich weiter und für uns mit erhöhtem Tempo. Wir müssen uns jetzt auf die Zukunft vorbereiten, voneinander lernen und uns stark machen. Viele Veranstaltungen haben einen langen Vorlauf, so dass es auch nach dem Ende des Shutdowns nicht gleich wieder losgeht. Unsere Kunden sind kritischer geworden, sie hinterfragen Veranstaltungsformate. Dies auch vor dem Hintergrund der Corona bedingt sehr schnellen und dynamischen Etablierung digitaler Alternativen. Wer jetzt noch davon ausgeht, dass sich alles in alt bewährter Form einspielt, der braucht gar nicht mehr am Markt anzutreten. Corona ist eine disruptive Herausforderung für das meiste, das uns lieb ist: die Spontanität der Begegnung, die Globalisierung, das Meet & Greet bei Konferenzen und Konzerten. Deshalb waren wir sofort dabei als uns Helmut M. Bien (westermann kommunikation) anbot, eine Konferenz zu dem Thema zu kuratieren. Er gehört zu den Kennern und Akteuren der Messe- und Kulturlandschaft und hat mit seinem Konzept ‚Luminale’ erstmals die Festivalisierung von Messeveranstaltungen erfolgreich organisiert. Das war der Einstieg in hybride Formate zwischen Hallengeländen und dem städtischen Umfeld, zwischen Kommerz und Kultur. Auch sonst hat er Erfahrungen mit Konferenzen, die Leute aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern mit verschiedenen Perspektiven zusammenbringen. Einen solchen Pfad bildenden Event wollen wir jetzt mit vereintem Know-How stemmen.

Wie hat sich denn das Geschäft schon verändert? Die Veranstaltungsanfragen haben sich verändert, denn unsere Kunden sind in vielen Bereichen weiter als manche andere in der Branche. Wir haben auch unsere Kunden zu dieser Konferenz eingeladen. Die Veranstalter führen nicht nur ihre entsprechenden Veranstaltungen durch, sondern sorgen für einen ganz wesentlichen Effekt. Durch die Teilnehmer werden Umsätze in Hotellerie, Gastronomie und Einzelhandel generiert. Damit sichern die Veranstaltungen nicht nur Umsätze, sondern auch Arbeitsplätze in der Stadt. Die ganze Infrastruktur gerät ins Wanken, wenn die Veranstaltungsbranche brachliegt. Wir wollen uns aktiv einbringen in diesen Wettlauf um den Erhalt unserer Lebensqualität. Wir haben im Augenblick beispielsweise ein großes Impfzentrum im RMCC eingerichtet, weil wir über das flexible Raumangebot verfügen und die Improvisationsfähigkeit für solche temporären Aktionen, die Leben retten und rasch in eine neue Normalität führen.

 

Welchen Herausforderungen müssen Sie sich aktuell stellen? Die größte Herausforderung für Messe & Kongressveranstalter aber auch für Veranstaltungshäuser ist die Digitalisierung. Braucht es in der Zukunft überhaupt noch große Hallen oder verschwindet nicht vieles im Netz? So wie Netflix die Medien herausfordert, Amazon den Einzelhandel, so sind es Formate wie Zoom, die quasi über Nacht einen neuen Kanal und ein eigenes Format aufgezogen haben. Zoomen wird das neue Googeln.

Wir sind froh, dass unsere Veranstaltungshäuser mitten in der Stadt zentral und fußläufig in einem attraktiven grünen Umfeld liegen. In unserer Multitasking-Welt können Sie hier zur Ruhe kommen und sich mal auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren. Wir haben ideale Raumformate mit einem menschlichen Maßstab. Im RMCC fühlt man sich nicht allein und verloren und auf der falschen Veranstaltung, weil es bei uns keine Massen braucht, um die Situation als angenehm gefüllt zu empfinden. Man will ja Menschen treffen in einer entspannten und angenehmen Atmosphäre, schließlich liegt ja genau darin unser Geschäftsmodell wir führen Menschen zusammen.

Unsere Kunden bestätigen uns darin, dass auch sie diese Vorzüge der PräsenzVeranstaltung schätzen. Gerade die Erfahrungen mit Digitalformaten zeigen, dass oft genug nach einem Tag am Flachbildschirm nur ein schales Gefühl bleibt. Es ist wie manchmal beim Fernsehprogramm: Am nächsten Tag kann man sich nur noch schwer an das erinnern, was man gesehen hat.

Sie setzen also nach wie vor auf das soziale und physische Face to Face? Schon das ist ja eine Verengung. Kommunikation muss, wenn sie erfolgreich sein will, dargestellt und verkörpert werden. Messen und Kongresse sind eben keine ‚Talking Heads’ sondern es sind Bühnen, auf denen die Teilnehmer performen. Kleidung, Körpersprache, Gesten und Berührungen schaffen Vertrauen und Pausen sind das Wichtigste. Es ist ein Irrglaube, dass die Leute nur wegen der Inhalte kommen, sie wollen in den Pausen sich vernetzen und Erfahrungen austauschen, Missverständnisse ausräumen, von eigenen Erfolgen berichten, sich beruflich Weiterentwickeln eben das ganze Socializing. Wir sind als Peoplepilots unterwegs.

Wir bringen Menschen zu Themen zusammen und je verschiedener die Perspektiven sind umso inspirierender sind sie. Künftig gehen Sie nicht für Routinen auf Veranstaltungen, sondern wegen eines besonderen Inspiration, einer Information, die den persönlichen Horizont erweitert. Darum geht’s und weniger um Bestellvorgänge und Abwicklungsmodalitäten. Das ist jetzt endgültig ein Modell von gestern. Das interessiert kaum noch jemanden. Dafür gibt’s schließlich das Netz.

Und die Digitalisierung? Die begrüßen wir. Wir glauben an die Segnungen, die sich damit verbinden lassen. Digitalisierung eröffnet uns Reichweiten, von denen wir nur träumen konnten. Wir bringen demnächst beispielsweise 1.000 Leute auf eine Veranstaltung, die alle Vorzüge der Präsenz genießen können und eine Vielfaches an Besuchern darüber hinaus in Online-Formaten vom Streaming bis zu Clips und Edutainments, Digitorials und, und und…. Die Harvard University kauft die besten Professoren der Welt ein. Sie haben auch Performerqualitäten, weil die Vorlesungen ins Netz übertragen werden. Da sitzen viele Studierende an den Bildschirmen und haben so Zugang zu den Besten der Besten. Es ist wie im Theater. Da haben wir bisher nur Parkett und Bühne und jetzt gibt es über die digitalen Kanäle eine prinzipiell unbegrenzte Zahl von Stehplätzen. Unsere Veranstaltungen brauchen künftig eine Choreographie wie internationale Modenschauen, in denen eine relativ kleine Vor-OrtGruppe das Live-Erlebnis hat und die Masse dennoch nicht ausgesperrt ist. Das ist ein weiterer und bedeutender Schritt im Rahmen der Veranstaltungsorganisation, zumal die Leute im Digitalen sich die Dinge dann anschauen können, wann es Ihnen passt und nicht dem Veranstalter. Die leidige Diskussion um Termine entspannt sich dadurch sehr.

Und es kann einen wertvollen Nebeneffekt haben. Kongresse, die unseren Kapazitäten entwachsen waren, melden sich wieder zurück, weil sie unsere Atmosphäre und unseren Service schätzen und hier ihre verkleinerten Live-Veranstaltungen durchführen können, die sie ins Netz übertragen. Dafür haben wir die Kapazitäten und Kompetenzen aufgebaut.

Aber diese neuen Formate erhöhen doch die Zahl möglicher Konferenzstandorte? Das täuscht. Die Mehrzahl der Veranstaltungen fand auch bisher in Kongress-Hotels statt. In Wiesbaden sind wir mit ihnen in einer Allianz verbunden und wir haben nicht das Interesse, deren Geschäft zu kannibalisieren. Wir konzentrieren uns wie bisher auch, auf Veranstaltungen, die in Kapazitäten von Kongress-Hotels nicht abbildbar sind. Außerdem konkurrieren wir nicht mit Veranstaltungsstandorten in Gewerbegebieten. Wir spielen in einer anderen Liga.

Wie bereiten Sie dieses Gipfeltreffen vor? Wir haben gerade einen ‚Call for Innovations’ gestartet und bitten unsere Kollegen Beiträge für dieses Gipfeltreffen anzumelden. Sie können mit Helmut M. Bien unserem Kurator Kontakt aufnehmen und ein persönliches Gespräch führen. Zugleich haben wir eine Reihe von Koryphäen der Marktforschung und Kommunikationspsychologie, der Trendforschung und Event-Kommunikation, der Hospitality-Gestaltung angesprochen, Kollegen aus anderen Häusern und natürlich auch diejenigen, die Events umsetzen: von den Szenographen bis zu Technik-Dienstleistern.

Wir blicken grundoptimistisch in die Zukunft. Vieles wird wegfallen, das schon länger als Auslaufmodell gilt. Aber es eröffnen sich neue Konstellationen und Verbindungen, zum Beispiel für Leute, die Content haben oder aufbereiten können, die Medien und Kommunikationsagenturen und Seminarveranstalter. Das pure Geschäft mit Quadratmetern ist aus unser Sicht kein Zukunftsmodell. Es geht um Qualität, um Werte, die man mit Kunden teilt, um echte Innovationen, Nachhaltigkeit und nicht um immer mehr vom gleichen.

Unsere Veranstaltung ist ein Mutmacher. Wir jedenfalls haben Lust auf diese Zukunft und freuen uns, wenn es endlich wieder losgeht. Wirtschaft ist zu 50 Prozent Psychologie, meinte schon Ludwig Ehrhard aus Bad Homburg. Und dafür ist es unabdingbar, dass sich die Menschen wieder auf Veranstaltungen treffen können.

Das Programm ist einsehbar unter: www.wiesbaden.de/gipfeltreffen

Frankfurter Gründerpreis 2021 in Zeiten von Corona – Jetzt bewerben

Fotolia 42002584 XS copyright
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Obgleich in zahlreichen Branchen coronabedingt derzeit kein günstiges Gründungsklima herrscht und viele Selbständige in etlichen Bereichen wie Nonfood-Einzelhandel, Gastronomie, Kultur- und Veranstaltungsbranchen sowie in freien Berufen ums bloße wirtschaftliche Überleben kämpfen müssen, gibt es Branchen wie IT und digitale Dienstleistungen, in denen es häufig richtig gut läuft. Deswegen ruft die Wirtschaftsförderung Frankfurt allem Corona zum Trotz zur Bewerbung für den Frankfurter Gründerpreis 2021 auf. Startups, Gründerinnen und Gründer, die im Jahr 2020 im Frankfurter Stadtgebiet gegründet oder 2020 mit ihrem Kundengeschäft begonnen haben, sind eingeladen, sich bis zum 15. April zu bewerben. (mehr)

Ausschreibung für Robert Gernhardt Preis 2021 startet – Bewerbungen bis Ende März möglich

© Foto Diether v. Goddenthow-
© Foto Diether v. Goddenthow-

Wiesbaden. Ab sofort läuft die Ausschreibung für den Robert Gernhardt Preis 2021. Bewerben können sich Autorinnen und Autoren, die aktuell an einem größeren literarischen Projekt arbeiten und einen Bezug zu Hessen haben. Der Robert Gernhardt Preis ist mit insgesamt 24.000 Euro dotiert. Das Preisgeld wird von der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen bereitgestellt. Die Bewerbungsfrist endet am 31. März 2021.

„Der Robert Gernhardt Preis soll Autorinnen und Autoren die Möglichkeit geben, ein noch nicht vollendetes literarisches Projekt voran- oder zum Abschluss zu bringen. Gerade in der aktuellen Zeit ohne öffentliches Kulturleben ist die Förderung von Autorinnen und Autoren notwendiger denn je“, so Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. „Und auch wir, die Leserinnen und Leser, brauchen besonders jetzt Bücher, die uns träumen lassen, zum Nachdenken bringen oder einfach gut unterhalten. Ich freue mich, dass wir für den Robert Gernhardt Preis, der weit über Hessens Grenzen hinaus bekannt ist und sich in der Vita vieler namhafter Autorinnen und Autoren findet, seit über zehn Jahren erfolgreich mit der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen zusammenarbeiten.“

Der Robert Gernhardt Preis ist nach dem 1937 in Reval geborenen und 2006 in Frankfurt am Main gestorbenen Autor, Zeichner und Maler Robert Gernhardt benannt. Die Auszeichnung wird seit 2009 jährlich an zwei Autorinnen bzw. Autoren mit einem Preisgeld von jeweils 12.000 Euro vergeben.

„Literatur ist ein Begleiter auch in einsamen Zeiten. Literatur kann erhellen, und zwar sowohl emotional als auch intellektuell. Und sie ist in ihrer Wahrnehmung zutiefst individuell. Dies alles sind Attribute, die wir gerade jetzt besonders brauchen. Was wären wir also ohne Literatur?“, sagt Dr. Michael Reckhard, Mitglied der Ge-schäftsleitung der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen.

Alle Informationen zur Ausschreibung des Robert Gernhardt Preises finden Sie unter www.kunst.hessen.de/robert-gernhardt-preis.

Jury des Robert Gernhardt-Preises

UNESCO zeichnet Bauhüttenwesen aus

Experimentelle Archäologie: Im Wald  von  Guédelon (Frankreich) errichten seit über 20 Jahren zirka 35   Steinbrecher, Steinmetze, Maurer, Holzarbeiter, Zimmerleute, Schmiede, Ziegelmacher, Fuhrleute, Korbflechter, Seiler und Helfer mit mittelalterlichen Werkzeugen eine Burg im 13. Jahrhundert. Seit dem frühmittelalterlichen Burgen- und Kirchenbaus entstanden die ersten Bauhütten. © Foto Diether v. Goddenthow
Experimentelle Archäologie: Im Wald von Guédelon (Frankreich) errichten seit über 20 Jahren zirka 35 Steinbrecher, Steinmetze, Maurer, Holzarbeiter, Zimmerleute, Schmiede, Ziegelmacher, Fuhrleute, Korbflechter, Seiler und Helfer mit mittelalterlichen Werkzeugen eine Burg im 13. Jahrhundert. Seit dem frühmittelalterlichen Burgen- und Kirchenbaus entstanden die ersten Bauhütten. © Foto Diether v. Goddenthow

 

Die UNESCO hat heute das Bauhüttenwesen in das Register guter Praxisbeispiele zum Erhalt Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Damit würdigt die UN-Kulturorganisation den internationalen Modellcharakter der Bauhütten, die als fest eingerichtete Werkstätten seit Jahrhunderten für den Erhalt von Großbauten sorgen und dabei traditionelles Handwerk mit neuester Technik verbinden.

An der Nominierung waren 18 Bauhütten aus fünf Ländern beteiligt. Gemeinsam mit Frankreich, Norwegen, Österreich und der Schweiz hatte Deutschland die Aufnahme in das UNESCO-Register beantragt. Der Zwischenstaatliche Ausschuss zum Immateriellen Kulturerbe tagt noch bis zum 19. Dezember online.

Europäisches Erfolgsmodell
Zur Auszeichnung des Bauhüttenwesens sagt Michelle Müntefering, Staatsministerin für internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt: „Die auf das Mittelalter zurückgehende Tradition der Bauhütten dokumentiert, wie wichtig der grenzüberschreitende Kulturaustausch und die Zusammenarbeit von Künstlern und Handwerkern für gesellschaftliche und baukünstlerische Entwicklungen in Europa waren und sind. Ich freue mich sehr über die Anerkennung der UNESCO für das gemeinsam von Frankreich, Norwegen, Österreich, der Schweiz und Deutschland vorgeschlagene Bauhüttenwesen. Die Aufnahme in das Register guter Praxisbeispiele unterstreicht die Zukunftsfähigkeit traditioneller Handwerkstechniken, ihre Weitergabe trägt zur Erhaltung des europäischen Kulturerbes bei.“

In den Bauhütten werden traditionelle Techniken, Bräuche und Rituale verschiedenster Gewerke bis heute gepflegt. Unter der Leitung einer Dombaumeisterin oder eines Dombaumeisters arbeiten dort vor allem Steinmetze und Bildhauerinnern, aber auch Dachdecker, Tischlerinnen, Gerüstbauer, Malerinnen, Elektriker, Schlosserinnen, Schmiede und Glasmalerinnen für den Erhalt historischer Bauwerke.

Wissensspeicher des Handwerks
Die Bauhütten zeugen von der Effizienz und Qualität traditioneller handwerklicher Arbeit. Sie bewahren Wissen und tragen so zu einem umfassenden Verständnis komplexer Großbauwerke bei: Historische Pläne, Hüttentagebücher, Wetteraufzeichnungen, persönliche Notizen, Fotografien, Gutachten und Rechnungsbücher helfen den Fachleuten heute dabei, Restaurierungsmaßnahmen vorausschauend und denkmalgerecht zu planen.

Dazu erklärt Kulturstaatsministerin Monika Grütters: „Das Bauhüttenwesen ist vielen vor allem durch die europäischen Dombauhütten ein Begriff. UNESCO-Welterbestätten wie der Kölner, der Aachener oder der Naumburger Dom zeugen von der großen Bedeutung der Bauhütten: Als international vernetzte Orte der Forschung und Ausbildung bringen sie großes Fachwissen mit außergewöhnlichen Handwerksfertigkeiten zusammen. Ohne das Bauhüttenwesen wäre die Restaurierung der großen europäischen Kirchenbauten gar nicht denkbar. Dies wirkt weit über den kirchlichen Raum hinaus und hat etwa bei der Rekonstruktion der barocken Fassade des Humboldt Forums im Berliner Schloss eine wichtige Rolle gespielt. Umso verdienter ist die heutige Auszeichnung durch die UNESCO.“

Historisch eng vernetzt
Bauhütten gelten seit dem Mittelalter als Innovationsbetriebe, deren Wissen und Fertigkeiten durch die hohe Mobilität der Bauleute im gesamten europäischen Raum Verbreitung fanden. Bis heute sind sie eng miteinander vernetzt. So beteiligten sich an der UNESCO-Nominierung Bauhütten aus Basel, Linz, Straßburg, Trondheim und Wien sowie aus Aachen, Bamberg, Dresden, Freiburg, Köln, Lübeck, Mainz, Passau, Regensburg, Schwäbisch Gmünd, Soest, Ulm und Xanten.

Bernd Sibler, Vorsitzender der Kulturministerkonferenz und Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, betont: „Die erfolgreiche Einschreibung der Bauhütten würdigt deren Vorbildfunktion bei der Weitergabe traditioneller Gewerke. Besonders beeindruckend ist die sehr fruchtbare Vernetzung und der fachliche Austausch zwischen den deutschen Bauhütten – 13 von ihnen beteiligen sich am Modellprogramm. Dom- und Münsterbauhütten in ganz Deutschland bewahren einmalige Sakralbauten wie den Kölner und Regensburger Dom, die Kirchen des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg und das Freiburger Münster. Aber auch der Dresdner Zwinger als Profanbau unterhält eine eigene Bauhütte. Hier zeigt sich nicht nur die Vielfalt der Bauhüttenlandschaft in Deutschland, sondern auch ihre große Bedeutung für den Erhalt unseres kulturellen Erbes.“

Gelebte Tradition
Der Erfolg der Bauhütten beruht auf ihrer Fähigkeit, alte Handwerkstechniken systematisch von Generation zu Generation weiterzugeben und sie mit neuen Erkenntnissen aus Forschung und Technik innovativ zu kombinieren. Zugleich fördern die Werkstätten den kollegialen Austausch von Wissen und Können. Davon zeugt etwa die bis heute in vielen Gewerken lebendige Walz, die im Bauhüttenwesen ihren Ursprung hat.

Christoph Wulf, Vizepräsident der Deutschen UNESCO-Kommission und Vorsitzender des Expertenkomitees Immaterielles Kulturerbe in Deutschland, macht deutlich: „Das Bauhüttenwesen zeigt uns, wie wir traditionelle Handwerkstechniken erfolgreich bewahren, fördern und weitergeben können. Die enge Verzahnung der unterschiedlichen Berufe in den Werkstätten ist historisch faszinierend und ein Modell für die Zukunft des Bauens. Dass so viele Bauhütten von Trondheim über Dresden bis Wien gemeinsam auf die Aufnahme ins UNESCO-Register hingearbeitet haben, ist ein hervorragendes Beispiel dafür, was das Immaterielle Kulturerbe leistet: Es bringt Menschen zusammen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen, allen sprachlichen und gesellschaftlichen Unterschieden zum Trotz. So geht Europa!“

Hintergrund
Zum Immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Seit 2003 unterstützt die UNESCO den Schutz, die Dokumentation und den Erhalt dieser Kulturformen. Bis heute sind 180 Staaten dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes beigetreten. Deutschland gehört dem Vertrag seit 2013 an.

Einzelne Elemente aus den nationalen Verzeichnissen der Vertragsstaaten können für eine von drei UNESCO-Listen des Immateriellen Kulturerbes vorgeschlagen werden. Dazu gehören bereits der Tango aus Argentinien und Uruguay, die traditionelle chinesische Medizin, Reggae aus Jamaika und der Blaudruck in Deutschland, Österreich, Tschechien, der Slowakei und Ungarn.

Der Zwischenstaatliche Ausschuss setzt sich aus 24 gewählten Vertragsstaaten der Konvention zusammen. Er entscheidet jährlich über die Aufnahme neuer Kulturformen auf die UNESCO-Listen des Immateriellen Kulturerbes.

Museum Reinhard Ernst für abstrakte Kunst zeigt „Abstraktion im Quadrat“ auf dem Noch-Bauzaun

Etage um Etage wächst der Bau in die Höhe und lässt die konkreten Formen des Gebäudes erkennen. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren, sodass mit der Fertigstellung des Rohbaus im Frühling 2021 gerechnet werden kann. © Foto Diether v. Goddenthow
Etage um Etage wächst der Bau in die Höhe und lässt die konkreten Formen des Gebäudes erkennen. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren, sodass mit der Fertigstellung des Rohbaus im Frühling 2021 gerechnet werden kann. © Foto Diether v. Goddenthow

Bislang konnte selbst „Corona“ die Verwirklichung der Vision des Stifter-Ehepaars Reinhard Sonja Ernst, ein Museum für abstrakte Kunst an der Wilhelmstraße 1 in Wiesbaden zu errichten, nicht bremsen. So wächst der Bau Etage um Etage in die Höhe und lässt bereits die konkreten Formen des späteren Sichtbeton-Gebäudes erkennen. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren, sodass mit der Fertigstellung des Rohbaus im Frühling 2021 gerechnet werden kann, wie es in einer Meldung heißt.

Bereits im Frühjahr 2020 konnte das Team der Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung elf pädagogische Einrichtungen in Wiesbaden für das Projekt eines zur Bauzaungalerie umfunktionierten Bauzauns gewinnen. Hierbei handelt es sich um 114 Laufmeter Holzzaun, der die derzeitige Baustelle des Museum Reinhard Ernst einfasst, und als Freilichtgalerie bestehen bleiben und große, farbstarke Gemälde präsentieren soll. So entstand die Idee, diesen Bauzaun von jungen Menschen bespielen zu lassen und ihre Neugier auf Abstrakte Kunst zu wecken.

"Abstraktion im Quadrat", auf 114 Metern zur Bauzaungalerie umfunktionierten Bauzaun werden 76 abstrakte Kunstwerke von  Jugendlichen aus zehn Schulen und der Kulturwerkstatt im Jugendhilfezentrum Johannesstift gezeigt. © Foto Diether v. Goddenthow
„Abstraktion im Quadrat“, auf 114 Metern zur Bauzaungalerie umfunktionierten Bauzaun werden 76 abstrakte Kunstwerke von Jugendlichen aus zehn Schulen und der Kulturwerkstatt im Jugendhilfezentrum Johannesstift gezeigt. © Foto Diether v. Goddenthow

Die Stiftung stellte Malutensilien und Tafeln im Format 1 x 1 Meter zur Verfügung, formale Vorgabe war einzig das Thema „Abstraktion“. Im Sommer waren die Gemälde fertiggestellt. Unter verschärften Bedingungen (Masken, Abstand, limitierte Gästeliste, strenges Hygienekonzept) fand nun die Ausstellungseröffnung Mitte September 2020 statt. Neben den Künstlerinnen und Künstlern, ihren pädagogischen Betreuerinnen und Betreuern erschienen auch zahlreiche Presseschaffende sowie Vertreter der Landeshauptstadt Wiesbaden – Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, Kulturdezernent Axel Imholz und Kulturamtsleiter Jörg-Uwe Funk. Auch Elke Gruhn, Leiterin des benachbarten Nassauischen Kunstvereins, ließ sich dieses Ereignis nicht entgehen, wie es im neuesten Newsletter der Stiftung heißt.

Die 76 Kunstwerke, die in zehn Wiesbadener Schulen und der Kulturwerkstatt im Jugendhilfezentrum Johannesstift entstanden sind, können bis zum Frühjahr 2021 besichtigt werden. In ihrer Ursprünglichkeit und Farbigkeit stehen die Schüler-Werke manch professioneller Abstraktion in nichts nach! Ein Laie würde zumeist nicht unterscheiden können, ob Schüler oder berühmter Künstler.

Weitere Details hier!

Informationen: Museum Reinhard Ernst