Kategorie-Archiv: Frankfurter Buchmesse

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels: Philipp Blom und Stefan Könemann neu im Stiftungsrat

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels beruft den Schriftsteller und Historiker Philipp Blom in den Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels. Er folgt auf den Historiker Karl Schlögel, der nach sechs Jahren als Stiftungsratsmitglied ausscheidet. Zudem wird Stefan Könemann als einer der drei Vertreter aus dem Vorstand des Börsenvereins die Nachfolge von Thomas Wrensch antreten.

Der in Wien lebende promovierte Historiker Philipp Blom, geboren 1970 in Hamburg, arbeitete zunächst als Verlagslektor und Journalist, bevor er sich ganz auf seine schriftstellerische Tätigkeit konzentrierte. Große Anerkennung erhielt er vor allem für seine Publikationen „Der taumelnde Kontinent“ (2009) und „Die zerrissenen Jahre“ (2014). 2017 erscheint sein neuestes Buch „Die Welt aus den Angeln“ über die „Kleine Eiszeit“ im 17. Jahrhundert, die das Wetter in Europa dramatisch veränderte. Für seine Bücher wurde Blom mit dem NDR Kultur Sachbuchpreis (2009), dem Groene Waterman Prijs (2010) sowie dem Friedrich-Schiedel-Literaturpreis (2014) ausgezeichnet.

Stefan Könemann, geboren 1962 in Hagen, ist Geschäftsführer des Barsortiments Könemann und seit 2012 Vorsitzender des Ausschusses für den Zwischenbuchhandel im Börsenverein. Nach seinem juristischen Studium war er zunächst als Zeitungsredakteur tätig und lernte die Buchbranche anschließend bei KNV und Libri kennen. 1998 stieg er in die Geschäftsleitung des familieneigenen Barsortiments ein.

Der Stiftungsrat hat die Aufgabe, den Friedenspreisträger oder die Friedenspreisträgerin des jeweiligen Jahres zu benennen. Zu seinen Mitgliedern gehören neben Philipp Blom und Stefan Könemann: Stephan Detjen (Deutschlandfunk, Berlin), Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel (Theologe, Tübingen), Felicitas von Lovenberg (Piper Verlag, München), Prof. Dr. Ethel Matala de Mazza (Humboldt-Universität, Berlin), Janne Teller (Schriftstellerin, New York), Matthias Ulmer (Vorstandsmitglied des Börsenvereins, Stuttgart) sowie Heinrich Riethmüller (Tübingen), der als Vorsteher des Börsenvereins zugleich Vorsitzender des Stiftungsrates ist.

Im Frühjahr beginnt der Stiftungsrat mit seinen Beratungen zur Vergabe des Friedenspreises 2017. Voraussichtlich am 13. Juni wird der neue Friedenspreisträger oder die neue Friedenspreisträgerin bekannt gegeben. Die Verleihung des Friedenspreises findet zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am Sonntagvormittag, 15. Oktober, in der Frankfurter Paulskirche statt.

German Design Award für den Beauty and the Book Award für Website des Wettbewerbs der Frankfurter Buchmesse und der Stiftung Buchkunst

Der wichtigste Design-Preis Deutschlands prämiert die Website des Wettbewerbs der Frankfurter Buchmesse und der Stiftung Buchkunst

Frankfurt, 14.02.2017 – Der Rat für Formgebung zeichnet jedes Jahr, unterstützt durch eine 48-köpfige internationale Jury, wegweisende Produkte und Projekte mit dem German Design Award aus. The Beauty and the Book Award war in der Kategorie Excellent Communications Design Web mit dabei.

In der Jurybegründung heißt es dazu: „Die responsive Internetseite ist angenehm reduziert und klar gestaltet, wodurch sich die Aufmerksamkeit des Nutzers auf das konzentriert, worum es geht: auf die ästhetische Bewertung von Büchern.“

Das Projekt entstand in Kooperation zwischen der Stiftung Buchkunst und der Frankfurter Buchmesse im Jahr 2014. Die Frankfurter Kreativagentur Agentur Vier für Texas betreut das Projekt seit Projektbeginn. „Wir wollten Bücher zur Abwechslung mal ganz von außen betrachten – und haben eine Plattform gestaltet, die den Covern die Bühne überlässt. Wir freuen uns riesig, dass der Beauty and the Book Award so viele Einreichungen anzieht und jetzt selbst einen Preis gewonnen hat“, so Björn Eckerl, Geschäftsführer bei Vier für Texas.

„Die Auszeichnung mit dem German Design Award freut uns sehr und zeigt, dass wir den State-of-the-Art des digitalen Kommunikationsdesigns erfüllen. Damit geben wir den schönsten Büchern einen ebenso ansprechenden Rahmen zur Präsentation“, so Markus Gogolin, Leiter Strategisches Marketing der Frankfurter Buchmesse. Der Beauty and the Book Award startet in diesem Jahr am 23. März. Ab dann können Verlage und Buchliebhaber wieder ihr Lieblingscover zum Wettbewerb einreichen.

Über den The Beauty & The Book Award
Zusammen mit der Stiftung Buchkunst richtete die Frankfurter Buchmesse 2016 zum dritten Mal den The Beauty & The Book Award aus. Der Preis wurde in der  Halle 4.1 am Stand der Stiftung Buchkunst der Publikumspreis für das schönste Buch verliehen.

Über 600 Einreichungen und 150.000 Votes auf www.beautyandbook.com zeigten die große Bandbreite in diesem literarischen Schönheitswettbewerb: Vom kleinen Indie-Verlag bis hin zu bekannten Publikumsverlagen wie Carlsen und Reclam.

Über die Stiftung Buchkunst
Die Stiftung Buchkunst ist seit über 50 Jahren Garant dafür, dass gute Buchgestaltung und Herstellung genau den Stellenwert erfahren, den sie verdienen. Jährlich prämiert sie deswegen die „Schönsten deutschen Bücher“. Bewertet werden Gestaltungskonzept und technische Umsetzung von einer unabhängigen Fachjury.

Über die Frankfurter Buchmesse
Die Frankfurter Buchmesse ist mit über 7.150 Ausstellern aus 106 Ländern, rund 278.000 Besuchern, über 4.000 Veranstaltungen und rund 10.000 akkreditierten Journalisten, davon 2.400 Bloggern die größte Fachmesse für das internationale Publishing. Darüber hinaus ist sie ein branchenübergreifender Treffpunkt für Player aus der Filmwirtschaft und der Gamesbranche. Einen inhaltlichen Schwerpunkt bildet seit 1976 der jährlich wechselnde Ehrengast, der dem Messepublikum auf vielfältige Weise seinen Buchmarkt, seine Literatur und Kultur präsentiert. Die Frankfurter Buchmesse organisiert die Beteiligung deutscher Verlage an rund 20 internationalen Buchmessen und veranstaltet ganzjährig Fachveranstaltungen in den wichtigen internationalen Märkten. Mit der Gründung des Frankfurt Book Fair Business Clubs bietet die Frankfurter Buchmesse Unternehmern, Verlegern, Gründern, Vordenkern, Experten und Visionären ideale Voraussetzungen für ihr Geschäft. Die Frankfurter Buchmesse ist ein Tochterunternehmen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. http://www.buchmesse.de/de/

Frankreich, Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2017 präsentiert erste Autorennamen auf der Berlinale

Die Soirée française du cinéma findet in diesem Jahr mit Bezug zum zu „Francfort en français / Frankfurt auf Französisch“ statt

Frankfurt / Paris, 13.02.2017 – Am Montag, den 13. Februar, steht die Berlinale anlässlich der Soirée française du cinéma im Zeichen der französischen Kultur. Der französische Botschafter in Berlin, Philippe Etienne, lädt wie jedes Jahr zur feierlichen Verleihung des Verdienstordens für Kunst und Literatur (Chevalier des Arts et des Lettres). In diesem Jahr erhalten ihn: Daniel Brühl, Max Riemelt und Birgit Kohler.

Doch auch die französische Literatur steht im Zentrum der feierlichen Gala, denn Frankreich ist das Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. Der Generalkommissar des Gastlandaufritts Frankreichs, Paul de Sinety, nimmt gemeinsam mit Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, an der Soirée française du cinéma teil. Dieser Anlass bietet die Gelegenheit, das Projekt „Francfort en français / Frankfurt auf Französisch“ näher kennenzulernen sowie in direkten Kontakt mit Paul de Sinety und Juergen Boos zu treten.

Die mit Spannung erwarteten ersten Namen der auf der Frankfurter Buchmesse anwesenden Autoren aus dem Bereich der belletristischen Literatur stehen nun fest: Es sind Emmanuelle Bayamack-Tam, Patrick Boucheron, Emmanuel Carrère, Patrick Chamoiseau, Philippe Claudel, Marie Darrieussecq, Julia Deck, Jean-Baptiste Del Amo, Virginie Despentes, Négar Djavadi, Philippe Djian, Mathias Enard, Gaël Faye, Jérôme Ferrari, Tristan Garcia, Hédi Kaddour, Dany Laferrière, Alain Mabanckou, Mathias Malzieu, Achille Mbembe, Wajdi Mouawad, Amélie Nothomb, Sylvain Prudhomme, Atiq Rahimi, Noëlle Revaz, Olivia Rosenthal, Jean-Christophe Rufin, Leïla Slimani, Jean-Philippe Toussaint und Tanguy Viel.

„Diese ersten Autorennamen“, so Paul de Sinety, „stehen für die französischsprachige literarische Vielfalt, die auch eine verlegerische Aktualität in Deutschland haben. Verbunden mit dem Wunsch, dem deutschsprachigen Publikum die neuen Autorengenerationen bekannt zu machen.“

„Unser diesjähriger Ehrengast“, so Juergen Boos, „rückt Sprache als identitätsprägende Ausdrucksform in den Mittelpunkt. Die literarische Dimension wird hier um eine individuelle und zugleich politische Standortbestimmung erweitert. Wir werden im Oktober französischsprachige Autorinnen und Autoren in Frankfurt willkommen heißen, wie sie vielfältiger nicht sein könnten. Durch ihre Werke und im Austausch mit ihnen werden wir gegenwärtige Lebenswelten aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln erfahren können. Darauf bin ich persönlich sehr gespannt“, fasst Juergen Boos zusammen.

Die Namen der Autorinnen und Autoren sind eine erste Vorauswahl der Liste mit insgesamt 75 auf der Frankfurter Buchmesse anwesenden Autoren. Weitere Autorennamen aus dem Bereich des Kinder- und Jugendbuches und des Comics werden gleichzeitig auf der Leipziger Buchmesse und dem Salon du livre Paris im März bekannt gegeben. Der letzte Teil der Namen wird schließlich am 20. Juni auf der Pressekonferenz der Frankfurter Buchmesse im Rahmen der Präsentation des Ehrengast-Pavillons verkündet.

Ein Highlight dieses Ehrengast-Pavillons wird auf der Soirée française du cinéma vorgestellt: Die cabine L.I.R (dt.: digitale Lesekabine). Joris Mathieu und Nicolas Boudier haben diese Installation in Zusammenarbeit mit Haut et Court entwickelt.

Der Ehrengastauftritt Frankreichs auf der Frankfurter Buchmesse (11.-15. Oktober 2017) bildet den Höhepunkt eines französischen Kulturjahrs in ganz Deutschland mit einem vielfältigen und spartenübergreifenden Programm, das gemeinsam mit dem Institut français Deutschland umgesetzt wird. Mehr als 450 Veranstaltungen werden 2017 unter dem Label „Francfort en français / Frankfurt auf Französisch“ bundesweit stattfinden: Theater, aktuelle Musik, Bildende Kunst, Kino, Literaturbegegnungen und vieles mehr mit 250 beteiligten Künstlern und 75 französischsprachigen Autoren. Dabei sind schon vor der Buchmesse im Oktober 2017 spannende Höhepunkte zu erwarten: die Zusammenarbeit zwischen dem Krimi-Festival Quai du polar Lyon und der Leipziger Buchmesse sowie dieTour d’Allemagne französischer Autoren beginnend in Düsseldorf, wo auch die Tour de France startet.

FRANKFURTER BUCHMESSE
11.-15.10.2017 EHRENGAST >FRANKREICH<

Kathrin Grün übernimmt die Leitung der Kommunikationsabteilung der Frankfurter Buchmesse

Frankfurt, 02.02.2017 – Zum 1. Februar 2017 hat Kathrin Grün die Leitung der Kommunikationsabteilung der Frankfurter Buchmesse übernommen. Sie ist verantwortlich für die externe Unternehmens- und Produktkommunikation auf nationaler und internationaler Ebene sowie für die Positionierung des Unternehmens in der öffentlichen Wahrnehmung. Sie berichtet an Katja Böhne, Geschäftsleitung Marketing und Kommunikation der Frankfurter Buchmesse.

Kathrin-Grün © Katrin-Hage
Kathrin-Grün © Katrin-Hage

Kathrin Grün ist seit 2009 bei der Frankfurter Buchmesse beschäftigt, wo sie die integrierte Kommunikation der Auslandsaktivitäten, B2B-Angebote und Fachthemen der Frankfurter Buchmesse betreute.

Nach dem Studium der Amerikanistik, Neueren Deutschen Literatur und Komparatistik in Bonn und Mississippi (USA) und Hospitanzen bei Farrar Straus & Giroux, Lettre International, dem Carl Hanser Verlag und Beltz & Gelberg arbeitete Kathrin Grün als Assistentin der Chefredaktion beim Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. Es folgten berufliche Stationen als Pressereferentin des Deutschen Filmmuseums und des Deutschen Filminstitutes in Frankfurt am Main und als Pressesprecherin des White Star Verlages in Wiesbaden.

Zum Kommunikationsteam der Frankfurter Buchmesse gehören Jördis Hille, PR-Managerin mit Schwerpunkt deutschsprachige Presse und Ehrengastprogramm, Frank Krings, PR-Manager mit Schwerpunkt Social Media und Blogger Relations, Norbert Interwies, PR-Manager und verantwortlich für das Pressezentrum auf der Frankfurter Buchmesse, und Ines Bachor, Volontärin Marketing und Kommunikation.

„Francfort en français / Frankfurt auf Französisch“ – Frankreich Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2017

„Francfort en français / Frankfurt auf Französisch“ – Frankreich Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2017. Auftakt anlässlich des Besuchs von Bundespräsident Joachim Gauck in Paris 25.-27.01.2017
 
gastlandlogoFrankfurt / Paris, 24.01.2017 – Frankreichs Gastlandauftritt auf der Frankfurter Buchmesse 2017 startet zeitgleich mit dem Besuch von Bundespräsident Joachim Gauck in der französischen Hauptstadt. Es ist zugleich ein erster Höhepunkt im französischen Kulturjahr 2017. Zusammen mit dem Commissariat von „Francfort en français / Frankfurt auf Französisch“ wird eine Delegation aus Deutschland der Verleihung der Ehrendoktorwürde an den Bundespräsidenten durch die Universität Sorbonne sowie dem anschließenden Empfang in der Académie française beiwohnen. Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, nimmt zusammen mit Paul de Sinety, Commissaire von „Francfort en français / Frankfurt auf Französisch“, an den Feierlichkeiten teil.
Im Zentrum des Austauschs stehen der Austausch der Delegation aus Deutschland mit Expertinnen und Experten der frankophonen Literatur und Kultur, Gespräche mit dem Team von „Francfort en français / Frankfurt auf Französisch“ und dessen literarischen Beratern, die Teilnahme an Kulturveranstaltungen und der Besuch renommierter Kulturinstitutionen. Ein intensiver Kontakt zu Kulturschaffenden vor Ort wird geknüpft.
Juergen Boos: „Innerhalb Europas gewinnt die deutsch-französische Freundschaft immer weiter an Gewicht. Die Verleihung der Ehrendoktorwürde der renommierten Universität Sorbonne an den deutschen Bundespräsidenten Joachim Gauck symbolisiert die Tiefe der Beziehungen zwischen beiden Ländern. Französische Literatur wird längst nicht nur in Frankreich geschrieben. Als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse wird Frankreich dem Einfluss der französischen Sprache als weltumspannende Identität nachspüren und so einen Dialog im Sinne der kulturellen Diversität anstoßen.“
Paul de Sinety: „Die Reise des Bundespräsidenten Joachim Gauck nach Paris, an die Sorbonne und an die Académie française – einer seiner letzten offiziellen Staatsbesuche – ist ein Signal von allergrößter Bedeutung: das Kulturgut Buch steht im Zentrum der Kulturen unserer beider Länder. Und es obliegt der Jugend unserer beiden Länder die Herausforderung eines neuen, auf dieser Kultur basierenden, europäischen Humanismus anzunehmen. Eine erste Etappe auf diesem Weg ist ohne Zweifel die Frankfurter Buchmesse 2017, zu der Frankreich als Ehrengast geladen ist.“
 
Der Ehrengastauftritt Frankreichs auf der Frankfurter Buchmesse (11.-15. Oktober 2017) bildet den Höhepunkt eines französischen Kulturjahrs in ganz Deutschland mit einem vielfältigen und spartenübergreifenden Programm, das gemeinsam mit dem Institut français Deutschland umgesetzt wird. Mehr als 300 Veranstaltungen werden 2017 unter dem Label „Frankfurt auf Französisch“ bundesweit stattfinden: Theater, aktuelle Musik, Bildende Kunst, Kino, Literaturbegegnungen und vieles mehr mit 250 beteiligten Künstlern und französischsprachigen Autoren. Dabei sind schon vor der Buchmesse im Oktober 2017 spannende Höhepunkte zu erwarten: das Literaturfest LitCologne, die Zusammenarbeit zwischen dem Krimi-Festival Quai du polar Lyon und der Leipziger Buchmesse sowie die Tour d’Allemagne französischer Autoren beginnend in Düsseldorf, wo auch die Tour de France ihren Start nimmt.

DEUTSCHER CARTOONPREIS 2016 FÜR DIE „BESTEN BILDER“ AN LOENHARD RIEGEL (1.PREIS), BECK (2.PREIS) UND MARIO LARS (3.PREIS)

Die Freiluftausstellung "BESTE BILDER" vor dem großen Lesezelt auf der Frankfurter Buchmesse zeigt 50 der besten Cartoons, darunter auch die der drei diesjährigen Gewinner des Deutschen Cartoonpreises 2016.  Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Die Freiluftausstellung „BESTE BILDER“ vor dem großen Lesezelt auf der Frankfurter Buchmesse zeigt 50 der besten Cartoons, darunter auch die der drei diesjährigen Gewinner des Deutschen Cartoonpreises 2016.
Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

2016 sei für Humoristen, Cartoonisten und Menschen, die irgendwie mit Satire zu tun haben, ein außerordentlich spannendes, ja  auch gewissermaßen ein trostreiches Jahr gewesen, rief Jurysprecher und Leiter der Caricatura Kassel Martin Sonntag der „Zunft der komischen Zeichner“ bei der Verleihung des  Deutschen Cartoon Preises 2016 zu. Dieser wurde gemeinsam von der Frankfurter Buchmesse und  dem  Lappan Verlag in der Carlsen Verlags GmbH  im Lesezelt auf der 68. Frankfurter Buchmesse verliehen. „All die Menschen, Cartoonisten, Satiriker“, so Sonntag ,“ die sich jemals gefragt haben, ob ihnen denn irgendjemand zuhört, und ob irgendjemand liest und sieht, was sie so machen, kann man heutzutage mindestens sagen: ‚Beruhig Dich, Erdogan liest auf jeden Fall mit!“ Endlich würde Satire mal wieder ernst genommen. Es habe im vergangen Jahr extrem viele Nachrichten gegeben. Es sei das Jahr der Scharfmacher, Zündler, der Beleidigten, der Besorgten und der Schnütchenzieher gewesen. Und  all diese Dinge hätten die Cartoonisten in diesem Jahr wieder in wunderbare Bilder umgewandelt.

Erstmals wurde beim Deutschen Cartoonpreis auf eine  Themenvorgabe verzichtet. Alle Themen waren zugelassen, so  Jürgen Boos, Jurymitglied und Direktor der Buchmesse. Und es waren erstmals nicht nur der Nachwuchs zum Deutschen Cartoonwettbewerb eingeladen. Alle Profizeichner der komischen Kunst konnten ihre besten Arbeiten seit 2015 einreichen. Zudem: Der Deutsche Cartoonpreis war erstmals dotiert. Statt „den“ Bembel  gab es „schnöden Mammon“:  für den dritten Preis 1000 Euro, für den zweiten Preis 2000 Euro und für den ersten Preis 3000 Euro. Zum Relaunch des Deutschen Cartoonpeises gehörte auch die Freiluftausstellung vor dem Lesezelt „50 BESTE BILDER“. Sie wird auch Basis sein der vom 12.11.2016 bis 19.02.2017  in der Caricatura Kassel gezeigten Ausstellung „BESTE BILDER“.

Gleich geblieben wie in den Vorjahren,  so Boos, sei wieder die Herausgabe des Buches  „BESTE BILDER 7 – Die Cartoons des Jahres“, des Jahres 2016. Hierin sind die besten 272 Cartoons von insgesamt 82 KünstlerInnen versammelt.

Groß-Taschenbuch: 168 Seiten, durchgehend farbig, 9,90 Euro, ISBN-13: 978-3830334316,
Groß-Taschenbuch: 168 Seiten, durchgehend farbig, 9,90 Euro, ISBN-13: 978-3830334316,

Das „Jahreskompendium“ der komischen Kunst erscheint zwar bereits in der 7. Ausgabe, wartet jedoch ebenfalls mit einer Neuerung auf: So ist das Werk „BESTE BILDER“  zum ersten Mal die Basis zur Vergabe des Deutschen Cartoon-Preises, so Dieter Schwalm, Programmleiter des  Lappan Verlags. Diese Idee, ein Buch zu machen, was BESTE BILDER heißt, hatten Wolfgang Kleinert und Dieter Schwalm vor sieben Jahren, wobei die  Idee dahinter war, allen  Cartoonisten die Gelegenheit zu geben, ihre besten Sachen, die sie in dem Jahr aktuell gemacht haben, einzureichen. „Das zweite Anliegen war,“ so Schwalm, „ mit diesen Werken zugleich einen satirisch gezeichneten Jahresrückblick zu schaffen, den es vorher so noch nicht gegeben hat.“ Ein Jahresrückblick, der zum einen natürlich die Ereignisse, die in diesem Jahr wichtig gewesen seien, nochmal aufzeige.  Und zum anderen wolle das Buch aber auch, wenn  die Sammlung groß genug sei, stilistische Sachen, inhaltliche Sachen dokumentieren, zeigen, wie sich Zeichenstile und die Auffassung der Cartoonisten, an diese Themen heranzugehen, veränderten. Das sei, so Schwalm,  die Idee hinter dem Buch  BESTE BILDER , welches in diesem Jahr zum ersten Mal die Basis für die Verleihung des Deutschen Preises sei.

Insgesamt folgten 100 Cartoonistinnen und Cartoonisten dem Aufruf, ihre besten Bilder seit 2015 einzureichen. Aus 3000 Arbeiten filterten die Herausgeber insgesamt  272 „BESTE BILDER“ heraus. Aus diesen wiederum ermittelte die Jury die drei Gewinner.

Der Jury gehörten an:  Jürgen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, Rolf Dieckmann, ehemaliger Humorchef beim STERN, Antje Haubner, Lektorin Lappan Verlag, Wolfgang Kleinert, Chef der Berliner Cartoonfabrik, Dieter Schwalm, Programmleiter Lappan Verlag und Martin Sonntag, Leiter der Caricatura in Kassel, an.

„Flüchtlinge“, „Merkel“, „AfD“, „Erdogan“, „Trump“, „IS-Terror“, „die Angst des besorgten Bürgers“ bis hin zu den „Pokémons“ waren die zentralen Themen, die die Cartoonisten-Szene bewegte und zu ganzen Serien wunderbarster Werke  inspirierte, weswegen  Moderator Markus Barth, Standup-Comedian und Autor von zuletzt „Soja-Steak an Vollmondwasser – Das Handbuch der überschätzten Lebensmittel“ zunächst einmal die „Besten“ aus „BESTE BILDER“ auf einer Groß-Leinwand dem Zeltpublikum präsentierte. Mit dabei waren auch die noch nicht als solche geouteten Sieger-Cartoons.

Deutscher Cartoonpreis 2016 für die drei „Allerbesten" der BESTEN BILDER v.l.n.r.: Loenhard Riegel (1.Preis), Beck (2.Preis) und Mario Lars (3.Preis) Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Deutscher Cartoonpreis 2016 für die drei „Allerbesten“ der BESTEN BILDER v.l.n.r.: Loenhard Riegel (1.Preis), Beck (2.Preis) und Mario Lars (3.Preis) Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Die Spannung, wer denn nun von den BESTEN die ALLERBESTEN waren, erreichte ihren Höhepunkt als Jurysprecher Martin Sonntag, zwar mit ein wenig Bedauern über fehlende Fanfaren, endlich die Preisträger bekannt geben konnte. Gemeinsam mit Antje Haubner, Lektorin im Lappan Verlag und Wolfgang Kleinert, Chef der Berliner Cartoonfabrik, überreichte er die „Trophäen“ an die Sieger: Mario Lars (3.Preis),  Beck (2.Preis) und Loenhard Riegel (1.Preis.)

Die Jurybegründungen (von Martin Sonntag)  

Der Deutsche Cartoonpreis, 3.Preis, wird verliehen an Mario Lars für seine folgende Zeichnung (aus urheberechtlichen Gründen hier nicht mehr abgebildet)

„Dieses Zeichnung von Mario Lars greift ein wichtiges Thema unser Gesellschaft auf, wenn nicht zwei sogar, nämlich die Themen FKK und Schilder. Wir alle wissen, wenn in Deutschland irgendwo etwas auf einem Schild steht, ist irgendetwas entweder zu unterlassen oder dringend umzusetzen. Also „Nicht vom Beckenrand springen!“, oder „Den Rasen nicht betreten“ oder „Rechts stehen, links gehen!“, zwingend umsetzen.

Genau das greift Mario Lars in seiner Zeichnung auf, hier wird FKK umgesetzt, und wer, wenn nicht Mario Lars wüsste am besten, was FKK ist. In Norddeutschland geboren und aufgewachsen, aktuell in Gneven bei Schwerin lebend, hat er gelernt, dass es bei FKK darum geht, die primären Geschlechtsmerkmale zu präsentieren. Das macht in diesem Cartoon eine vollverschleierte Frau, weil sie von einem Schild dazu aufgefordert worden ist. Die Zeichnung ist somit ein Lobgesang auf eine gelungene Integration, eine Abrechnung mit dem Themen FKK und Schilderhörigkeit in Deutschland. Die Jury war einhellig der Meinung, dass die vorgelegte Arbeit alle formalen Kriterien eines guten Cartoons erfüllt. Witztechnisch führt Mario Lars hier verschiedene Themen zusammen, die überhaupt nicht zusammengehören; also: Vollverschleierung, Schilder, FKK haben nichts miteinander zu tun. Wenn man dies zusammenführt, entsteht Comic, ein bewährtes Comic-Prinzip. Mario Lars veröffentlicht im Eulenspiegel, in mehreren Tageszeitungen, beispielsweise in der Sächsischen Zeitung,  Schweriner Volkszeitung“, so Martin Sonntag.

Lars Barth merkte in seiner kurzen Dankesrede an: Zum einen hat Facebook diesen Cartoon gesperrt,  nicht aus religiösen Motiven, sondern wegen „zu vielen Titten“. „Zweitens: wir hatten ja in Ostdeutschland nichts anzuziehen und haben aus unserer Not eine Tugend gemacht und den FKK erfunden, vielen Dank!“

,

Der Deutsche Cartoonpreis, 2. Preis, wird verliehen an Beck für seine Zeichnung: „Zeit aufzustehen  und auf dein Telefon zu starre“.  (aus urheberechtlichen Gründen hier nicht mehr abgebildet)

,,

„Der Cartoon ist selbsterklärend. Diese Mutter ruht in sich. Sie kennt sich nicht aus in der Welt der Smartphones, glaubt ja sogar noch, dass ein Smartphone ein Telefon ist. Die weiß also nicht wirklich, worum es geht, was das soll, wozu das gut ist. Sie weiß aber eines, nämlich, dass ihr Kind, das den ganzen Tag macht: Aufs Telefon starren, und sie weiß, dass es langsam wieder Zeit wird. Das ist eine herrliche Studie über die Entwicklung in unserer Gesellschaft über die digitale Welt und darüber, dass die Unterschiede zwischen den Generationen vielleicht groß sein mögen, dass jedoch die Liebe einer Mutter unermesslich ist. Bei diesem Cartoon gefiel der Jury nicht nur die hervorragende Aufnahme der Themen Generationenkonflikt und Fragwürdigkeit im Umgang mit Digital Devices. Es gefiel auch die herausragende Technik des Künstlers, der mit wenigen Strichen eine Szenerie erschafft, die den Witz aufs Beste transportiert. Das liebevolle Tätscheln der Mutter der rechten Hand, über die Fingerspitzen, durch die die Bewegungslinien angedeutet sind. Dies glückselige und zufriedene Lächeln. Das in ihrer Wohnung. Da ist die Welt noch in Ordnung. Ausgeführt durch wenige Striche, ein sicherer Beweis für die große Könnerschaft, des Zeichners, nämlich des Zeichners Beck. Der Cartoonist aus Leipzig zeichnet für eine Vielzahl für Online- und Print-Medien in Deutschland, in der Schweiz …  Er zählt zu den Großmeistern der komischen Kunst (…)“, so Martin Sonntag

 

Beck: Danke der Jury für den überraschenden Preis „Auch das noch wollte ich fast sagen, „ ich habe mir natürlich schon was überlegt, was ich mit dem Preisgeld mache. Ich werde spenden an zwei Institutionen „Bürger für Leipzig“ und  an das „Wasserhahnprojekt“

 

Deutscher Cartoonpreis, 1. Preis, geht an  Leonhard Riegel für seine Zeichnung:  (aus urheberechtlichen Gründen hier nicht mehr abgebildet)

 

Eine Zeichnung von Leonhard Riegel: Bonjour tristesse, das zwischen Nonchalance, Verbitterung, aber auch Hoffnung jongliert. Man wird den Eindruck nicht los, dass diese Zeichnung irgendwas mit den Stichworten „Pegida“ und „Lügenpresse“ zu tun haben könnte. Eine Ausdeutung des Bildes ist an dieser Stelle nicht möglich, es fehlt schlicht und ergreifend die Zeit, denn in dieser Zeichnung steckt Material für eine ganze Doktorarbeit. Als Stichworte wurden schon genannt; Pegida, Lügenpresse, aber auch Tal der Ahnungslosen, Verödung, Flüchtlinge und Angst, Sozialneid und soziale Kontrolle, neue Technik und alte Technik, und so weiter und sofort. Also es steckt sehr viel drin. Aber bei aller dargestellten Trostlosigkeit vermittelt die Zeichnung Hoffnung; denn sitzt nicht immer, genau wie bei dieser Zeichnung von Leonhard Riegel, irgendwo ein kleiner süßer Vogel auf dem Dach und pfeift drauf. Auch wenn dem nicht so wäre: Die Jury war sich überwältigend schnell einig, das mit dem vorgelegten Cartoon von Leonhard Riegel nicht nur eine Zeichnung prämiert wird, die technisch einwandfrei ist, sondern auch eine Arbeit den ersten Preis belegt, die in ihrer Vielschichtigkeit auf mehreren Ebenen Bezug findet, die oben schon genannt worden sind. Es ist schlicht der beste Cartoon des Jahres 2016.  Leonard Riegel, Redakteur beim endgültigen Satiremagazin Titanic, lebt abwechselnd in Frankfurt und Kassel, zum Glück ist er heute in Frankfurt.“, gratulierte Martin Sonntag dem Preisträger.

Leonhard Riegel: „Vielen Dank ich freue mich sehr. Ich weiß gar nicht, ob man das auf der kleinen Projektion erkennt, wo der Witz eigentlich ist: Die telefonieren über Dosentelefone, nur nochmal  zu Sicherheit. „

Veranstaltungstipps

Tipp 1: „BESTE BILDER“, Ausstellung vom 12.11.2016 bis 19.02.2017  in der Caricatura Kassel.

Tipp 2: SternBilder, Ausstellung vom 10.11.2016 bis 12.03.2017 Caricatura Frankfurt

 

Groß-Taschenbuch: 168 Seiten, durchgehend farbig, 9,90 Euro, ISBN-13: 978-3830334316,
Groß-Taschenbuch: 168 Seiten, durchgehend farbig, 9,90 Euro, ISBN-13: 978-3830334316,

Mit großem Erfolg ist The Arts gestartet – Neue Messeheimat der digitalen Kultur und Kreativ-Industrie

THE ARTS+ ist Messe, Konferenz und Treffpunkt der Kultur- und Kreativindustrie und hat erstmals vom 19.-23. Oktober 2016 während der Frankfurter Buchmesse stattgefunden. Bild: am Stand des Taschen-Verlag. der das größte Buch der Buchmesse "David Hockney Sumo" mit 35 kg präsentierte. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
THE ARTS+ ist Messe, Konferenz und Treffpunkt der Kultur- und Kreativindustrie und hat erstmals vom 19.-23. Oktober 2016 während der Frankfurter Buchmesse stattgefunden. Bild: am Stand des Taschen-Verlag. der das größte Buch der Buchmesse „David Hockney Sumo“ mit 35 kg präsentierte. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

 

Die erste Messe für digitale kulturelle Inhalte THE ARTS+ hat erstmalig auf der Frankfurter Buchmesse stattgefunden und mit großem Erfolg abgeschlossen. Fünf Tage „Messe in der Messe“ und eine hochkarätig besetzte internationale Konferenz bildeten den Rahmen für die Premiere. Die Kooperation zwischen der Frankfurter Buchmesse und der Medienunternehmerin Christiane zu Salm konnte bereits im ersten Jahr 51 Aussteller und Partner gewinnen, darunter namhafte Firmen wie das Google Cultural Institute, der TASCHEN Verlag, SKY ARTS, das Van Gogh Museum, Kodak PixPro, Steinway oder Europeana. Aber auch junge Unternehmen wie Refrakt aus Berlin oder Culture Tech Montreal präsentierten im eigens gestalteten Areal ihre Ideen für digitales Business mit kreativen Inhalten.

The Arts+ Partner Kodak.
The Arts+ Partner Kodak.

„Mit THE ARTS+ ist es gelungen, den vielen neugierigen Besuchern einen ersten Einblick in die digitale Kunst- und Kulturwelt von Morgen zu geben“, freut sich Christiane zu Salm, Co-Founder von THE ARTS+.

„Virtual und Augmented Reality in Museen oder Copyright im digitalen Kunstmarkt ­– die Vielfalt der vergangenen fünf Tage zeigt deutlich die kommenden Chancen und Herausforderungen von digitalen kulturellen Inhalten“, so Holger Volland, Co-Founder von THE ARTS+ und Vice President der Buchmesse. „Wir sind sehr zufrieden mit dem ersten Aufschlag und werden die Messe jetzt zügig weiterentwickeln.“

The Artis + Mal- und Gestaltungswettbewerb am Stand Arts-Lab. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
The Arts + Mal- und Gestaltungswettbewerb am Stand Arts-Lab. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

“Wir hatten fünf sehr erfolgreiche Tage bei THE ARTS+. Wir haben Kollegen getroffen, haben unsere App präsentiert und konnten zeigen, was das Museum bietet, sowohl an Büchern als auch an digitalen Publikationen. Am Wochenende kam unser Direktor Axel Rüger hinzu und hat einem interessierten Publikum die verschiedenen Aspekte der digitalen Kulturvermittlung und die Forschung unseres Museums erklärt. Es war eine rundum tolle Erfahrung,“ fasst Suzanne Bogmann vom Van Gogh Museum Amsterdam die Tage bei THE ARTS+ zusammen.

Die digitale Kultur- und Kreativindustrie hat ihren Marktplatz. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow gefunden. Veranstaltungsbühne von TheArts.
Die digitale Kultur- und Kreativindustrie hat ihren Marktplatz. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow gefunden. Veranstaltungsbühne von TheArts.

Insgesamt standen 150 internationale Sprecher auf drei Bühnen. Die Auftaktkonferenz am Messemittwoch war mit 240 Teilnehmern ausverkauft. Über den Tag diskutierten u.a. Star-Choreographin Sasha Waltz, Edward Budd (Deutsche Bank), Giorgia Abeltino (Google Cultural Institute), Kunstsammlerin Julia Stoschek, Dieter Gorny (Bundesverband Musikindustrie), Jeff Jarvis (Autor „What would Google do?“) und Jens Nymand Christensen (European Commission) Themen wie Blockchain, Virtual Reality und Copyright.

Künstlerlegende David Hockney präsentiert auf dem Taschen-Stand seinen Sammelband digital gemalter Bilder. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow gefunden. Veranstaltungsbühne von TheArts.
Künstlerlegende David Hockney präsentiert auf dem Taschen-Stand seinen Sammelband digital gemalter Bilder. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow gefunden. Veranstaltungsbühne von TheArts.

Künstlerlegende David Hockney stellte einem begeisterten Publikum digitale Maltechniken und sein Lebenswerk anhand eines TASCHEN SUMO Bandes vor.

 

 

 

Bas Korsten aus Amsterdam zeigte „The Next Rembrandt“, ein 3D gedrucktes Portrait, das von einer künstlichen Intelligenz gemalt wurde, die aus 300 digitalisierten Originalwerken von Rembrandt gelernt hatte.

Solche digitalen Werkzeuge werfen nicht nur die Frage nach Originalität und Urheber auf, die angewandten Technologien ermöglichen auch neue Formen der Restaurierung, des Publishing und der Kunstvermittlung.

OPEN BOOKS und ‚Literatur im Römer‘ auch 2016 große Publikumsmagneten

openbooksLesefest zur Buchmesse verwandelt den Römerberg in ein pulsierendes Zentrum der Lesekultur
(kus) OPEN BOOKS und Literatur im Römer haben auch zur Buchmesse 2016 die wichtigsten Neuerscheinungen des Herbstes vorgestellt. Nach einem furiosen Auftakt mit dem frisch gekürten Buchpreisträger Bodo Kirchhoff ging am Samstagabend mit der langen Lyriknacht „Teil der Bewegung“ und der OPEN PARTY das vom Kulturamt der Stadt Frankfurt veranstaltete Lesefest erfolgreich zu Ende. Die neue Angebote wie das „Büro der überflüssigen Worte“ von Dirk Hülstrunk und die „Slow-Reading-Room“ fanden beim Publikum großen Anklang.

Insgesamt fanden über 130 Veranstaltungen mit mehr als 180 Mitwirkenden statt. Bereits Wochen vorher war die Eröffnungsveranstaltung im Chagallsaal des Schauspiel Frankfurt mit dem „Blauen Sofa“ ausverkauft – dort nahmen in diesem Jahr unter anderem der Buchpreisträger Bodo Kirchhoff, die Büchnerpreisträgerin 2013 Sybille Lewitscharoff und der designierte Büchnerpreisträger 2016 Marcel Beyer Platz. Aus den Gastländern Flandern/Niederlande war Connie Palmen zu Gast.

An den Folgetagen lockte das vielseitige Programm mit den interessantesten Neuerscheinungen des Herbstes zahlreiche Besucherinnen und Besucher in die zehn Veranstaltungsorte rund um den Römer. Die deutschsprachige Belletristik wurde im Frankfurter Kunstverein und in diesem Jahr zum zweiten Mal im Ratskeller und den Römerhallen vorgestellt. Das Sachbuch hatte sein Zentrum im Haus am Dom und die internationale Literatur in der Nikolaikirche. Trotz der Vielzahl an parallel laufenden Lesungen waren alle sehr gut besucht. Bis auf den letzten Platz belegt waren etwa die Lesungen von Sibylle Lewitscharoff, Leon de Winter, Barbara Vincken und Harald Weltzer sowie das Gespräch zwischen Herfried und Marina Münkler.

Auch vor den Römerhallen, dem traditionsreichen Veranstaltungsort von „Literatur im Römer“, wartete das literaturinteressierte Publikum am Buchmessen-Mittwoch und Buchmessen-Donnerstag bereits eine Stunde, um die 16 besten Romane des Herbstes in kurzen Gesprächen und Lesungen präsentiert zu bekommen.

Besonderen Zulaufs erfreute sich der in diesem Jahr erstmalig eingerichtete „Slow Reading Room“, in dem die Lesefest-Besucher sich in gemütlichem Ambiente in Ruhe zum Lesen der vorgestellten Bücher zurückziehen konnten. Beim „Büro der Überflüssigen Worte“ tauschte Soundpoet Dirk Hülstrunk den Wortmüll hunderter Besucher gegen Ersatzwörter. Auch der neue Comic-Schwerpunkt an zwei Tagen in der Heussenstamm-Galerie wurde vom Publikum begeistert angenommen.

Insgesamt kamen zum städtischen Lesefest OPEN BOOKS und zu „Literatur im Römer“ rund 12.000 Menschen. Die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, Dr. Ina Hartwig, hebt die Vielfalt der angebotenen Lesungen als besondere Stärke der beiden Formate hervor: „Die Buch- und Literaturstadt Frankfurt lebt. Literatur im Römer und das Lesefest OPEN BOOKS sind ein wunderbares Angebot der Stadt an seine Bürgerinnen und Bürger, die neuen Herbsttitel aus erster Hand kennenzulernen. Die Autorinnen und Autoren verlassen die Messe, um sich ihren Lesern im Herzen der Stadt zu präsentieren. Dass die Veranstaltungen bei OPEN BOOKS auch weiterhin eintrittsfrei sind, ist mir besonders wichtig. “ Die Leiterin von OPEN BOOKS, Dr. Sonja Vandenrath, ergänzt: „Auch Autoren schätzen das Angebot sehr, ihre neuesten Bücher bei OPEN BOOKS vorstellen zu können. Sie erleben ein interessiertes und aufmerksames Publikum, das dank einer Werbeaktion für OPEN BOOKS in der Goethe-Universität auch immer studentischer wird.“

Mit über 277.000 Besuchern ging am Sonntag die 68. Frankfurter Buchmesse zu Ende

68. Frankfurter Buchmesse zog vor allem auch viele junge Besucher an. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
68. Frankfurter Buchmesse zog vor allem auch viele junge Besucher an. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Vom Dazugehören und vom Teilen: Debatten um kulturelle Identitäten sowie geistiges Eigentum bestimmen die Themen der 68. Frankfurter Buchmesse.

Frankfurt, 23.10.2016 – Was die eigene kulturelle Identität ausmacht und wie ein Zugehörigkeitsgefühl über Grenzen hinweg entstehen kann, zeigte auf der Frankfurter Buchmesse 2016 nicht nur die Präsentation des Ehrengastes Flandern & die Niederlande.

Bei der Eröffnung des Ehrengast-Pavillons Flandern und Niederlande lassen sich König Philippe von Belgien (r.) u. Frau Paola u. König Willem der Niederlande (li.) die Live-Produktion eines Kunstmagazins erläutern.  Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Bei der Eröffnung des Ehrengast-Pavillons Flandern und Niederlande lassen sich König Philippe von Belgien (r.) u. Frau Paola u. König Willem der Niederlande (li.) die Live-Produktion eines Kunstmagazins erläutern. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Die Idee, dass Akzeptanz durch das Übereinanderlegen unterschiedlicher Positionen entsteht, zog sich als roter Faden durch zahlreiche politische Diskussionen. Aber auch die Frage, wie ein zukunftweisender Umgang mit geistigem Eigentum aussieht, beschäftigte die Buch- und Medienbranche in Frankfurt.

 

Künstlerlegende David Hockney präsentiert auf dem Taschen-Stand seinen Sammelband digital gemalter Bilder. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow gefunden. Veranstaltungsbühne von TheArts.
Künstlerlegende David Hockney präsentiert bei Taschen, einem Arts-Partner, das mit 35 kg größte Buch der Buch-Messe.  Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Mit THE ARTS+, einem neuen Schwerpunkt für die Creative Industries, der  Kommentierung der politischen Weltlage sowie mit viel Prominenz aus Politik, Literatur und Kunst ist die Frankfurter Buchmesse 2016 heute zu Ende gegangen. Insbesondere mit THE ARTS+ gelang es, neue Kundengruppen aus den angrenzenden Medienbranchen nach Frankfurt zu holen, Diskussionen anzustoßen und neue Geschäftsmodelle zu erschließen. „Die Frankfurter Buchmesse ist seit jeher der weltweit wichtigste Handelsplatz für geistiges Eigentum, wie das deutliche Wachstum des Literary Agents & Scouts Centre (LitAg) beweist. Mit zahlreichen prominenten Ausstellern, Sprechern und Besuchern war das neue ARTS+-Areal von der ersten Minute so lebhaft und dynamisch, wie wir es uns erhofft hatten. Und es untermauert die Relevanz von Intellectual Property für die weltweite Medienindustrie“, sagt Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse.

Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Daneben war die Frankfurter Buchmesse geprägt von politischen Appellen und Diskussionen, welche die derzeitigen gesellschaftlichen Spannungen weltweit widerspiegelten. Im Zentrum stand dabei die Verteidigung der Freiheit des Wortes: „Wir haben von dieser Frankfurter Buchmesse einen  Ruf für Freiheit und Demokratie in die Welt geschickt. So wie nie zuvor hat die Buch- und Medienbranche den Einsatz für Meinungsfreiheit zum Thema gemacht“, sagte der Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse.

Carolin Emcke auf der Pressekonferenz.  Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Carolin Emcke auf der Pressekonferenz. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Mit Carolin Emcke, Cees Nooteboom, Elif Shafak, Lamya Kaddor, Can Dündar, Herfried Münkler, David Hockney, Jeff Jarvis und Martin Schulz nutzten namhafte Autoren, zahlreiche Politiker und EU-Delegationen den weltweit größten Branchentreffpunkt für ihre Botschaften. „Der kulturelle Raum Europa muss gemeinsam verteidigt werden“, forderte der französische Premierminister Manuel Valls anlässlich der Pressekonferenz zum Ehrengastauftritt Frankreichs auf der Frankfurter Buchmesse 2017 am Messe-Donnerstag. Wie vielfältig sich der „kulturelle Raum Europa“ darstellt, und wie relevant der Austausch Europas mit der restlichen Welt ist, wurde an den vergangenen fünf Messetagen deutlich.

Und das war die Frankfurter Buchmesse 2016:

  • Positive Besucherbilanz Bis zum Ende des Tages erwartet die
    Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
    Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

    Messe insgesamt rund 277.000 Besucher. Dabei konnte während der Fachbesuchertage ein leichtes Plus von 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erzielt werden: Es kamen rund 142.300 Fachbesucher (2015: 140.474 Zählung am Messefreitag) auf das Messegelände. Für die Publikumstage weisen die vorläufigen Zahlen eine ähnliche Höhe wie 2015 (135.317) auf.

  • Politische Buchmesse „Wir beobachten mit großer Sorge, dass banner-turkey-250pxdie Meinungs- und Publikationsfreiheit in zahlreichen europäischen und außereuropäischen Ländern akut bedroht ist. Dieses Thema betrifft unsere Branche weltweit, und die große Welle der Solidarität, die auf der Buchmesse sichtbar wurde – für Can Dündar, Asli Erdogan oder Raif Badawi – wird global wahrgenommen“, sagte Juergen Boos.
  • Intellectual Property Auf über 2.000 Quadratmetern
    The Arts -  Mal- und Gestaltungswettbewerb am Stand Arts-Lab. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
    The Arts – Mal- und Gestaltungswettbewerb am Stand Arts-Lab. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

    Ausstellungsfläche. konnten Besucher des neuen Areals THE ARTS+ Virtual Reality und 3D-Kunst erleben, einen Museums- oder Creative-Hub besuchen und sich über digitale Plattformen informieren. 150 Sprecher aus 16 Ländern diskutierten während der fünf Tage in zahlreichen Workshops, Labs und Präsentationen. Die Konferenz am Messe-Mittwoch war ausverkauft. „THE ARTS+ hatte eine starke europäische Dimension, mit zahlreichen Partnern wie Europeana und EU-Kulturkommission. Wir wollen diese Dimension verstärken und ein europäisches Netzwerk für Innovation in der Kreativwirtschaft fördern“, bilanziert Holger Volland, VP Business Development bei der Frankfurter Buchmesse.

  • Internationaler Rechtehandel Das Literary Agents and Scouts
    Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
    Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

    Centre (LitAg) der Frankfurter Buchmesse hat neue Rekorde aufgestellt. In diesem Jahr nutzten über 700 Literaturagenten aus 300 Agenturen das Rechtezentrum in Halle 6.3. Abgeschirmt vom allgemeinen Messetrubel fanden an 460 Tischen Gespräche und Rechteverhandlungen im Halbstundentakt statt. Etwa 50 Prozent der LitAg-Kunden kamen aus der englischsprachigen Welt. Deutschsprachige Agenturen machen 15 Prozent der anwesenden Rechtehändler aus.

  • Business Club Im dritten Jahr seines Bestehens hat sich der Business Club der Frankfurter Buchmesse als exklusives Arbeitszentrum und optimaler Ort zum Netzwerken etabliert: Über 3.400 Besucher aus 74 Ländern nutzten den Business Club in diesem Jahr. An fünf Tagen fanden 45 Veranstaltungen statt, unter den rund 150 eingeladenen Experten waren der CEO von Bonnier Books, Jacob Dalborg, Massimo Turchetta, CEO von Rizzoli Libri Trade (Mondadori Publishing Group), Claude de Saint Vincent, Geschäftsführer von Média Participations oder Gaby Wood, künstlerische Leiterin der Booker Prize Foundation.
  • Buchmesse in der Stadt und Publikumstage Erstmalig luden in diesem Jahr die Frankfurter Buchmesse und die Frankfurter Initiative für Gastronomie e.V. zur Booknight ins Bahnhofsviertel ein. Acht ausgewählte Clubs, Bars und Restaurants boten den Messegästen ein Programm aus Performances, Lesungen sowie kulinarischen Neuinterpretationen niederländischer Klassiker wie Bitterballen und Fritten.
    openbooks

 

„Wir müssen uns nicht mögen!“ – Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2016 an Carolin Emcke

Konzentriert lauschen die prominenten Gäste in der Paulskirche Seyla Benhabibs Laudatio   (v.r.) Bundespräsident Joachim Gauck, Friedenspreisträgerin Carolin Emcke. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Konzentriert lauschen die prominenten Gäste in der Paulskirche Seyla Benhabibs Laudatio (v.r.) Bundespräsident Joachim Gauck, Friedenspreisträgerin Carolin Emcke. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Die deutsche Journalistin und Publizistin Carolin Emcke ist heute mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. Die Verleihung fand vor rund 1.000 geladenen Gästen in der Frankfurter Paulskirche statt, unter ihnen Bundespräsident Joachim Gauck. Die Laudatio hielt die Philosophin Seyla Benhabib.

Oberbürgermeister Peter Feldmann. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Oberbürgermeister Peter Feldmann. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Oberbürgermeister Peter Feldmann hatte bei seiner Begrüßung im Namen der Stadt Frankfurt unter anderem darauf hingewiesen, dass der Ort, an dem diese Auszeichnung alljährlich vergeben wird, die Wiege der Demokratie in Deutschland sei. Er hatte Carolin Emcke gratuliert und für ihr unermüdliches  Engagement gedankt, trotz oder wegen weltweiter Kriege und der wachsenden Zahl religiöser wie nationalistischer Fanatiker, die das gesellschaftliche Klima vergifteten, „unablässig an Aufklärung, Moral und Humanität“ zu appellieren. „Sie tun dies nicht mit dem Pathos des erhobenen Zeigefingers“, so Feldmann, „sondern schlicht und ergreifend dadurch, das Sie die Dinge zeigen und benennen, wie sie sind“.

Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

„Carolin Emcke macht uns klar, dass es einen Zusammenhang zwischen Gewalt und Sprache und Gewalt und Sprachlosigkeit gibt“, sagte Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins. „Sie schreibt das auf, was andere ihr erzählen und was sie selbst dabei empfindet, nämlich oft Angst, Wut und Hilflosigkeit. Ihre Reportagen und Briefe über ihre Reisen zu den Brennpunkten unserer Welt sind somit mehr als nüchterne Berichte. Sie rufen uns immer wieder und neu ins Gedächtnis, dass die Welt in Aufruhr ist, dass es an allen Ecken und Enden brennt. Auch der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels lebt von der Sprache und setzt mit den Reden seiner Preisträger Zeichen für Frieden und Verständigung.“
(Das vollständige Grußwort von Heinrich Riethmüller).

Professor Dr. Seyla-benhabib. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Professor Dr. Seyla-benhabib. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

In ihrer Laudatio stellte Seyla Benhabib Carolin Emckes Erzählkunst in den Mittelpunkt, die es ihr ermögliche, Dinge so zu benennen und zu erzählen, dass das Schweigen durchbrochen wird. „Als Erzählerin hat sie eine einmalige Mischung aus Reportage, philosophischer Reflektion und literarischer Komposition geschaffen, durch die sie ,moralisches Zeugnis‘ ablegen kann über menschliches Leid in gewaltsamen Konflikten, aber auch über andere Formen von Leid und Schweigen, die all jene verspüren, die anders sind, sei es sexuell, psychologisch, religiös oder ethnisch. Dadurch erlöst sie den Schmerz der Nicht-Sagbarkeit und bringt die Mauern des Schweigens und Leids zu Fall, hinter denen sich das Trauma des Unsäglichen auftürmt“, so Benhabib.
(Die vollständige Laudatio von Seyla Benhabib)

Wir müssen uns nicht mögen – aber in unserer Andersartigkeit respektieren.
Carolin Emcke auf der Pressekonferenz.  Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Carolin Emcke auf der Pressekonferenz. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Carolin Emcke rief in ihrer Dankesrede dazu auf, sich gemeinsam für eine freiheitliche und demokratische Gesellschaft einzusetzen. „Wir dürfen uns nicht wehrlos und sprachlos machen lassen. Wir können sprechen und handeln. Wir können die Verantwortung auf uns nehmen. Und das heißt: Wir können sprechend und handelnd eingreifen in diese sich zunehmend verrohende Welt“, so Emcke.

Dieser ausgrenzende Fanatismus“, so Emcke“ beschädigt nicht nur diejenigen, die er sich zum Opfern sucht, sondern alle, die in einer offenen, demokratischen Gesellschaft leben wollen. Das Dogma des Homogenen, Reinen, Völkischen verengt die Welt. Es schmälert den Raum, in dem wir einander denken und sehen können. Es macht manche sichtbar und andere unsichtbar. Es versieht die einen mit wertvollen Etiketten und Assoziationen und die anderen mit abwertenden. Es begrenzt die Phantasie, in der wir einander Möglichkeiten und Chancen zuschreiben. Mangelnde Vorstellungskraft und Empathie aber sind mächtige Widersacher von Freiheit und Gerechtigkeit.

Das ist eben das, was die Fanatiker und Populisten der Reinheit wollen: sie wollen uns die analytische Offenheit und Einfühlung in die Vielfalt nehmen. Sie wollen all die Gleichzeitigkeiten von Bezügen, die uns gehören und in die wir gehören, dieses Miteinander und Durcheinander aus Religionen, Herkünften, Praktiken und Gewohnheiten, Körperlichkeiten und Sexualitäten vereinheitlichen.“

Emcke gleißelt die Pathologie unserer Zeit, nämlich, dass Menschen „nach Begriffen und Hautfarben, nach Herkunft und Glauben, nach Sexualität und Körperlichkeiten“ klassifiziert und damit Ausgrenzung und Gewalt gegen sie gerechtfertigt würden.

Emcke hinterfragt auch die Bedeutung von „Zugehörigkeit“ : „Ist Zugehörigkeit also etwas, das aufscheint im Zusammensein mit anderen oder etwas, das aufscheint, wenn man als einziger aus einer Gemeinschaft herausfällt? „ und fragte dann: „Wem gehört also dieses An-gehöreneinem selbst oder den anderen? Gibt es das nur in einer Form oder in verschiedenen? Und vor allem: wieviele Kontexte und Verbindungen können für mich in diesem Sinne relevant und wichtig sein? Wieviele Schnittmengen gibt es von Kreisen, in denen ich passend bin und aus denen ich mich als Individuum zusammensetze?“

Aufgrund ihrer Homosexualität hat Carolin Emcke selbst erfahren, wie es sich anfühlen kann, als „nichtzugehörig“ eingestuft zu werden. So ahnte sie nicht, als sie sich das erste Mal in eine Frau verliebte, dass dies mit einer „Zugehörigkeit verbunden wäre“. Carolin Emcke war der Ansicht, „wie und wen ich liebe, sei eine individuelle Frage, eine, die vor allem mein Leben auszeichnete und für andere, Fremde oder gar den Staat, nicht von Belang. Jemanden zu lieben und zu begehren, das schien mir vornehmlich eine Handlung oder Praxis zu sein, keine Identität.

Es ist eine ausgesprochen merkwürdige Erfahrung, dass etwas so Persönliches für andere so wichtig sein soll, dass sie für sich beanspruchen, in unsere Leben einzugreifen und uns Rechte oder Würde absprechen wollen. Als sei die Art wie wir lieben für andere bedeutungsvoller als für uns selbst, als gehörten unsere Liebe und unsere Körper nicht uns, sondern denen, die sie ablehnen oder pathologisieren. Das birgt eine gewisse Ironie: Als definierte unsere Sexualität weniger unsere Zugehörigkeit als ihre. Manchmal scheint mir das bei der Beschäftigung der Islamfeinde mit dem Kopftuch ganz ähnlich. Als bedeutete ihnen das Kopftuch mehr als denen, die es tatsächlich selbstbestimmt und selbstverständlich tragen.“ so Emcke.

Es ist  die fremdbestimmende, entmündigende und einengende Übergriffigkeit  in die Freiheit des Lebens anderer, die Emcke geißelt, wer auch immer ihre Urheber sind,  privat wie auch öffentlich. Sie stellt dem Gleichschaltungswahn von „homogenen Volk“ oder „wahrer Religion„, „das Recht auf Verschiedenheit“ gegenüber. „Verschiedenheit ist kein Grund für Ausgrenzung, Ähnlichkeit  keine Voraussetzung für Grundrechte“ , so Carolin Emcke,:

Das bedeute, „dass wir uns nicht mögen müssen. Wir müssen einander nicht einmal verstehen in unseren Vorstellungen vom guten Leben. Wir können einander merkwürdig, sonderbar, altmodisch, neumodisch, spießig oder schrill finden.
Um es für Paulskirchen-Verhältnisse mal etwas salopp zu formulieren: ich bin Borussia Dortmund Fan. Ich habe, nun ja, etwas weniger Verständnis dafür, wie man Schalke Fan sein kann. Und doch käme ich nie auf die Idee, Schalke Fans das Recht auf Versammlungsfreiheit zu nehmen.“

Hardcover,  € (D) 20,00,  € (A) 20,60, ISBN: 978-3-10-397231-3
Hardcover, € (D) 20,00, € (A) 20,60 , ISBN: 978-3-10-397231-3

Menschen sollen selbst wählen können, wie und mit wem sie leben oder glücklich werden und an was sie glauben oder nicht glauben wollen, solange sie das Anderssein anderer respektieren.

Aber das muss geübt werden: „Eine freie, säkulare, demokratische Gesellschaft ist etwas, das wir lernen müssen. Immer wieder. Im Zuhören aufeinander. Im Nachdenken über einander. Im gemeinsamen Sprechen und Handeln. Im wechselseitigen Respekt vor der Vielfalt der Zugehörigkeiten und individuellen Einzigartigkeiten. Und nicht zuletzt im gegenseitigen Zugestehen von Schwächen und im Verzeihen.“

Natürlich wäre das mühsam und konfliktreich, etwa wenn „die jeweiligen religiösen Bezüge und die säkulare Ordnung in eine gerechte Balance“ gebracht werden müssten.

„Aber warum sollte es auch einfach zugehen?“, fragt Emcke. „Wir können immer wieder anfangen.
Was es dazu braucht?
Nicht viel: etwas Haltung, etwas lachenden Mut und nicht zuletzt die Bereitschaft, die Blickrichtung zu ändern, damit es häufiger geschieht, dass wir alle sagen: Wow. So sieht es also aus dieser Perspektive aus.“, so die Friedenspreisträgerin.

(Den kompletten Text von Carolin Emckes Friedenspreisrede):

Begründung der Jury
Carolin Emcke mit Urkunde  Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Carolin Emcke mit Urkunde Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

„Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verleiht der Börsenverein im Jahr 2016 an
Carolin Emcke
und ehrt damit die Journalistin und Publizistin, die mit ihren Büchern, Artikeln und Reden einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Dialog und zum Frieden leistet.

Ihre Aufmerksamkeit gilt dabei besonders jenen Momenten, Situationen und Themen, in denen das Gespräch abzubrechen droht, ja nicht mehr möglich erscheint. Carolin Emcke setzt sich schwierigen Lebensbedingungen aus und beschreibt – vor allem in ihren Essays und ihren Berichten aus Kriegsgebieten – auf sehr persönliche und ungeschützte Weise, wie Gewalt, Hass und Sprachlosigkeit Menschen verändern können. Mit analytischer Empathie appelliert sie an das Vermögen aller Beteiligten, zu Verständi-gung und Austausch zurückzufinden.

Das Werk von Carolin Emcke wird somit Vorbild für gesellschaftliches Handeln in einer Zeit, in der politische, religiöse und kulturelle Konflikte den Dialog oft nicht mehr zulassen. Sie beweist, dass er möglich ist, und ihr Werk mahnt, dass wir uns dieser Aufgabe stellen müssen.“

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels:
Paulskirche. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Paulskirche. Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Seit 1950 vergibt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Preisträger waren neben Amos Oz und Albert Schweitzer unter anderem Astrid Lindgren, Václav Havel, Jürgen Habermas, Susan Sontag, David Grossman, Liao Yiwu, Swetlana Alexijewitsch und im vergangenen Jahr Navid Kermani. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.

Weitere Informationen!