Kategorie-Archiv: Deutscher Cartoonpreis 2016

DEUTSCHER CARTOONPREIS 2016 FÜR DIE „BESTEN BILDER“ AN LOENHARD RIEGEL (1.PREIS), BECK (2.PREIS) UND MARIO LARS (3.PREIS)

Die Freiluftausstellung "BESTE BILDER" vor dem großen Lesezelt auf der Frankfurter Buchmesse zeigt 50 der besten Cartoons, darunter auch die der drei diesjährigen Gewinner des Deutschen Cartoonpreises 2016.  Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Die Freiluftausstellung „BESTE BILDER“ vor dem großen Lesezelt auf der Frankfurter Buchmesse zeigt 50 der besten Cartoons, darunter auch die der drei diesjährigen Gewinner des Deutschen Cartoonpreises 2016.
Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

2016 sei für Humoristen, Cartoonisten und Menschen, die irgendwie mit Satire zu tun haben, ein außerordentlich spannendes, ja  auch gewissermaßen ein trostreiches Jahr gewesen, rief Jurysprecher und Leiter der Caricatura Kassel Martin Sonntag der „Zunft der komischen Zeichner“ bei der Verleihung des  Deutschen Cartoon Preises 2016 zu. Dieser wurde gemeinsam von der Frankfurter Buchmesse und  dem  Lappan Verlag in der Carlsen Verlags GmbH  im Lesezelt auf der 68. Frankfurter Buchmesse verliehen. „All die Menschen, Cartoonisten, Satiriker“, so Sonntag ,“ die sich jemals gefragt haben, ob ihnen denn irgendjemand zuhört, und ob irgendjemand liest und sieht, was sie so machen, kann man heutzutage mindestens sagen: ‚Beruhig Dich, Erdogan liest auf jeden Fall mit!“ Endlich würde Satire mal wieder ernst genommen. Es habe im vergangen Jahr extrem viele Nachrichten gegeben. Es sei das Jahr der Scharfmacher, Zündler, der Beleidigten, der Besorgten und der Schnütchenzieher gewesen. Und  all diese Dinge hätten die Cartoonisten in diesem Jahr wieder in wunderbare Bilder umgewandelt.

Erstmals wurde beim Deutschen Cartoonpreis auf eine  Themenvorgabe verzichtet. Alle Themen waren zugelassen, so  Jürgen Boos, Jurymitglied und Direktor der Buchmesse. Und es waren erstmals nicht nur der Nachwuchs zum Deutschen Cartoonwettbewerb eingeladen. Alle Profizeichner der komischen Kunst konnten ihre besten Arbeiten seit 2015 einreichen. Zudem: Der Deutsche Cartoonpreis war erstmals dotiert. Statt „den“ Bembel  gab es „schnöden Mammon“:  für den dritten Preis 1000 Euro, für den zweiten Preis 2000 Euro und für den ersten Preis 3000 Euro. Zum Relaunch des Deutschen Cartoonpeises gehörte auch die Freiluftausstellung vor dem Lesezelt „50 BESTE BILDER“. Sie wird auch Basis sein der vom 12.11.2016 bis 19.02.2017  in der Caricatura Kassel gezeigten Ausstellung „BESTE BILDER“.

Gleich geblieben wie in den Vorjahren,  so Boos, sei wieder die Herausgabe des Buches  „BESTE BILDER 7 – Die Cartoons des Jahres“, des Jahres 2016. Hierin sind die besten 272 Cartoons von insgesamt 82 KünstlerInnen versammelt.

Groß-Taschenbuch: 168 Seiten, durchgehend farbig, 9,90 Euro, ISBN-13: 978-3830334316,
Groß-Taschenbuch: 168 Seiten, durchgehend farbig, 9,90 Euro, ISBN-13: 978-3830334316,

Das „Jahreskompendium“ der komischen Kunst erscheint zwar bereits in der 7. Ausgabe, wartet jedoch ebenfalls mit einer Neuerung auf: So ist das Werk „BESTE BILDER“  zum ersten Mal die Basis zur Vergabe des Deutschen Cartoon-Preises, so Dieter Schwalm, Programmleiter des  Lappan Verlags. Diese Idee, ein Buch zu machen, was BESTE BILDER heißt, hatten Wolfgang Kleinert und Dieter Schwalm vor sieben Jahren, wobei die  Idee dahinter war, allen  Cartoonisten die Gelegenheit zu geben, ihre besten Sachen, die sie in dem Jahr aktuell gemacht haben, einzureichen. „Das zweite Anliegen war,“ so Schwalm, „ mit diesen Werken zugleich einen satirisch gezeichneten Jahresrückblick zu schaffen, den es vorher so noch nicht gegeben hat.“ Ein Jahresrückblick, der zum einen natürlich die Ereignisse, die in diesem Jahr wichtig gewesen seien, nochmal aufzeige.  Und zum anderen wolle das Buch aber auch, wenn  die Sammlung groß genug sei, stilistische Sachen, inhaltliche Sachen dokumentieren, zeigen, wie sich Zeichenstile und die Auffassung der Cartoonisten, an diese Themen heranzugehen, veränderten. Das sei, so Schwalm,  die Idee hinter dem Buch  BESTE BILDER , welches in diesem Jahr zum ersten Mal die Basis für die Verleihung des Deutschen Preises sei.

Insgesamt folgten 100 Cartoonistinnen und Cartoonisten dem Aufruf, ihre besten Bilder seit 2015 einzureichen. Aus 3000 Arbeiten filterten die Herausgeber insgesamt  272 „BESTE BILDER“ heraus. Aus diesen wiederum ermittelte die Jury die drei Gewinner.

Der Jury gehörten an:  Jürgen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, Rolf Dieckmann, ehemaliger Humorchef beim STERN, Antje Haubner, Lektorin Lappan Verlag, Wolfgang Kleinert, Chef der Berliner Cartoonfabrik, Dieter Schwalm, Programmleiter Lappan Verlag und Martin Sonntag, Leiter der Caricatura in Kassel, an.

„Flüchtlinge“, „Merkel“, „AfD“, „Erdogan“, „Trump“, „IS-Terror“, „die Angst des besorgten Bürgers“ bis hin zu den „Pokémons“ waren die zentralen Themen, die die Cartoonisten-Szene bewegte und zu ganzen Serien wunderbarster Werke  inspirierte, weswegen  Moderator Markus Barth, Standup-Comedian und Autor von zuletzt „Soja-Steak an Vollmondwasser – Das Handbuch der überschätzten Lebensmittel“ zunächst einmal die „Besten“ aus „BESTE BILDER“ auf einer Groß-Leinwand dem Zeltpublikum präsentierte. Mit dabei waren auch die noch nicht als solche geouteten Sieger-Cartoons.

Deutscher Cartoonpreis 2016 für die drei „Allerbesten" der BESTEN BILDER v.l.n.r.: Loenhard Riegel (1.Preis), Beck (2.Preis) und Mario Lars (3.Preis) Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow
Deutscher Cartoonpreis 2016 für die drei „Allerbesten“ der BESTEN BILDER v.l.n.r.: Loenhard Riegel (1.Preis), Beck (2.Preis) und Mario Lars (3.Preis) Foto: Diether v. Goddenthow © atelier-goddenthow

Die Spannung, wer denn nun von den BESTEN die ALLERBESTEN waren, erreichte ihren Höhepunkt als Jurysprecher Martin Sonntag, zwar mit ein wenig Bedauern über fehlende Fanfaren, endlich die Preisträger bekannt geben konnte. Gemeinsam mit Antje Haubner, Lektorin im Lappan Verlag und Wolfgang Kleinert, Chef der Berliner Cartoonfabrik, überreichte er die „Trophäen“ an die Sieger: Mario Lars (3.Preis),  Beck (2.Preis) und Loenhard Riegel (1.Preis.)

Die Jurybegründungen (von Martin Sonntag)  

Der Deutsche Cartoonpreis, 3.Preis, wird verliehen an Mario Lars für seine folgende Zeichnung (aus urheberechtlichen Gründen hier nicht mehr abgebildet)

„Dieses Zeichnung von Mario Lars greift ein wichtiges Thema unser Gesellschaft auf, wenn nicht zwei sogar, nämlich die Themen FKK und Schilder. Wir alle wissen, wenn in Deutschland irgendwo etwas auf einem Schild steht, ist irgendetwas entweder zu unterlassen oder dringend umzusetzen. Also „Nicht vom Beckenrand springen!“, oder „Den Rasen nicht betreten“ oder „Rechts stehen, links gehen!“, zwingend umsetzen.

Genau das greift Mario Lars in seiner Zeichnung auf, hier wird FKK umgesetzt, und wer, wenn nicht Mario Lars wüsste am besten, was FKK ist. In Norddeutschland geboren und aufgewachsen, aktuell in Gneven bei Schwerin lebend, hat er gelernt, dass es bei FKK darum geht, die primären Geschlechtsmerkmale zu präsentieren. Das macht in diesem Cartoon eine vollverschleierte Frau, weil sie von einem Schild dazu aufgefordert worden ist. Die Zeichnung ist somit ein Lobgesang auf eine gelungene Integration, eine Abrechnung mit dem Themen FKK und Schilderhörigkeit in Deutschland. Die Jury war einhellig der Meinung, dass die vorgelegte Arbeit alle formalen Kriterien eines guten Cartoons erfüllt. Witztechnisch führt Mario Lars hier verschiedene Themen zusammen, die überhaupt nicht zusammengehören; also: Vollverschleierung, Schilder, FKK haben nichts miteinander zu tun. Wenn man dies zusammenführt, entsteht Comic, ein bewährtes Comic-Prinzip. Mario Lars veröffentlicht im Eulenspiegel, in mehreren Tageszeitungen, beispielsweise in der Sächsischen Zeitung,  Schweriner Volkszeitung“, so Martin Sonntag.

Lars Barth merkte in seiner kurzen Dankesrede an: Zum einen hat Facebook diesen Cartoon gesperrt,  nicht aus religiösen Motiven, sondern wegen „zu vielen Titten“. „Zweitens: wir hatten ja in Ostdeutschland nichts anzuziehen und haben aus unserer Not eine Tugend gemacht und den FKK erfunden, vielen Dank!“

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Der Deutsche Cartoonpreis, 2. Preis, wird verliehen an Beck für seine Zeichnung: „Zeit aufzustehen  und auf dein Telefon zu starre“.  (aus urheberechtlichen Gründen hier nicht mehr abgebildet)

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„Der Cartoon ist selbsterklärend. Diese Mutter ruht in sich. Sie kennt sich nicht aus in der Welt der Smartphones, glaubt ja sogar noch, dass ein Smartphone ein Telefon ist. Die weiß also nicht wirklich, worum es geht, was das soll, wozu das gut ist. Sie weiß aber eines, nämlich, dass ihr Kind, das den ganzen Tag macht: Aufs Telefon starren, und sie weiß, dass es langsam wieder Zeit wird. Das ist eine herrliche Studie über die Entwicklung in unserer Gesellschaft über die digitale Welt und darüber, dass die Unterschiede zwischen den Generationen vielleicht groß sein mögen, dass jedoch die Liebe einer Mutter unermesslich ist. Bei diesem Cartoon gefiel der Jury nicht nur die hervorragende Aufnahme der Themen Generationenkonflikt und Fragwürdigkeit im Umgang mit Digital Devices. Es gefiel auch die herausragende Technik des Künstlers, der mit wenigen Strichen eine Szenerie erschafft, die den Witz aufs Beste transportiert. Das liebevolle Tätscheln der Mutter der rechten Hand, über die Fingerspitzen, durch die die Bewegungslinien angedeutet sind. Dies glückselige und zufriedene Lächeln. Das in ihrer Wohnung. Da ist die Welt noch in Ordnung. Ausgeführt durch wenige Striche, ein sicherer Beweis für die große Könnerschaft, des Zeichners, nämlich des Zeichners Beck. Der Cartoonist aus Leipzig zeichnet für eine Vielzahl für Online- und Print-Medien in Deutschland, in der Schweiz …  Er zählt zu den Großmeistern der komischen Kunst (…)“, so Martin Sonntag

 

Beck: Danke der Jury für den überraschenden Preis „Auch das noch wollte ich fast sagen, „ ich habe mir natürlich schon was überlegt, was ich mit dem Preisgeld mache. Ich werde spenden an zwei Institutionen „Bürger für Leipzig“ und  an das „Wasserhahnprojekt“

 

Deutscher Cartoonpreis, 1. Preis, geht an  Leonhard Riegel für seine Zeichnung:  (aus urheberechtlichen Gründen hier nicht mehr abgebildet)

 

Eine Zeichnung von Leonhard Riegel: Bonjour tristesse, das zwischen Nonchalance, Verbitterung, aber auch Hoffnung jongliert. Man wird den Eindruck nicht los, dass diese Zeichnung irgendwas mit den Stichworten „Pegida“ und „Lügenpresse“ zu tun haben könnte. Eine Ausdeutung des Bildes ist an dieser Stelle nicht möglich, es fehlt schlicht und ergreifend die Zeit, denn in dieser Zeichnung steckt Material für eine ganze Doktorarbeit. Als Stichworte wurden schon genannt; Pegida, Lügenpresse, aber auch Tal der Ahnungslosen, Verödung, Flüchtlinge und Angst, Sozialneid und soziale Kontrolle, neue Technik und alte Technik, und so weiter und sofort. Also es steckt sehr viel drin. Aber bei aller dargestellten Trostlosigkeit vermittelt die Zeichnung Hoffnung; denn sitzt nicht immer, genau wie bei dieser Zeichnung von Leonhard Riegel, irgendwo ein kleiner süßer Vogel auf dem Dach und pfeift drauf. Auch wenn dem nicht so wäre: Die Jury war sich überwältigend schnell einig, das mit dem vorgelegten Cartoon von Leonhard Riegel nicht nur eine Zeichnung prämiert wird, die technisch einwandfrei ist, sondern auch eine Arbeit den ersten Preis belegt, die in ihrer Vielschichtigkeit auf mehreren Ebenen Bezug findet, die oben schon genannt worden sind. Es ist schlicht der beste Cartoon des Jahres 2016.  Leonard Riegel, Redakteur beim endgültigen Satiremagazin Titanic, lebt abwechselnd in Frankfurt und Kassel, zum Glück ist er heute in Frankfurt.“, gratulierte Martin Sonntag dem Preisträger.

Leonhard Riegel: „Vielen Dank ich freue mich sehr. Ich weiß gar nicht, ob man das auf der kleinen Projektion erkennt, wo der Witz eigentlich ist: Die telefonieren über Dosentelefone, nur nochmal  zu Sicherheit. „

Veranstaltungstipps

Tipp 1: „BESTE BILDER“, Ausstellung vom 12.11.2016 bis 19.02.2017  in der Caricatura Kassel.

Tipp 2: SternBilder, Ausstellung vom 10.11.2016 bis 12.03.2017 Caricatura Frankfurt

 

Groß-Taschenbuch: 168 Seiten, durchgehend farbig, 9,90 Euro, ISBN-13: 978-3830334316,
Groß-Taschenbuch: 168 Seiten, durchgehend farbig, 9,90 Euro, ISBN-13: 978-3830334316,

Frankfurter Buchmesse und Lappan verleihen den Deutschen Cartoonpreis 2016!

deutschercartoonpreis_2016Die Preisverleihung findet auf der Frankfurter Buchmesse am Freitag, 21.Oktober 2016 im Lesezelt auf der Agora statt.

Mehr als 100 Cartoonistinnen und Cartoonisten sind dieses Jahr dem Aufruf gefolgt und haben themenunabhängig ihre besten, seit November 2015 entstandenen Cartoons eingereicht. Es waren etwa 3000 Cartoons zu sichten. Aus den 272 Cartoons der 82 KünstlerInnen, die von den Herausgebern für das Buch BESTE BILDER 7 auserkoren wurden, wählte die Jury die Preisträger des Jahres 2016 aus.

Die Jury setzte sich zusammen aus:

 

Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse
Rolf Dieckmann, ehemaliger Humorchef beim STERN
Antje Haubner, Lektorin Lappan Verlag
Wolfgang Kleinert, Chef der Berliner Cartoonfabrik
Dieter Schwalm, Programmleiter Lappan Verlag
Martin Sonntag, Leiter der Caricatura in Kassel

Der Deutsche Cartoonpreis 2016 ist erstmals dotiert

3.000 € für den 1. Preis
2.000 € für den 2. Preis
1.000 € für den 3. Preis

Die Preisverleihung findet am Freitag, 21. Oktober 2016, um 14.00 Uhr im Lesezelt auf der Agora der Frankfurter Buchmesse statt. Moderiert wird die Veranstaltung von dem Comedian und Autor Markus Barth. Pünktlich zur Preisverleihung erscheint im Lappan Verlag der Cartoonband BESTE BILDER 7, der 274 ausgewählte Bilder aus dem diesjährigen Wettbewerb enthält und den die Gewinner im Anschluss an die Preisverleihung signieren werden.

Auf der Agora der Frankfurter Buchmesse sind erstmals 50 der BESTEN BILDER des Jahres 2016 in einer Freiluftausstellung zu sehen.

Caricatura Museum für komische Kunst, Kassel und Frankfurt, Gemeinschaftsstand auf der Frankfurter Buchmesse, Halle 3.0, Gang Stand  K 54.

Autoren und Cartoonisten auf dem Lappan-Stand Halle 3.0, Stand G 67

Weitere Infos zum Deutschen Cartoonpreis.