Kategorie-Archiv: Buchmesse Frankfurt

Ehrengast Norwegen überreicht die GastRolle an Kanada – Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2020

Gastland Norwegen Stand auf der Buchmesse.  © Foto: Diether v Goddenthow
Gastland Norwegen Stand auf der Buchmesse. © Foto: Diether v Goddenthow

Auf Wiedersehen Norwegen, willkommen Kanada!
Feierliche Zeremonie mit dem norwegischen Autor Erlend Loe und der kanadischen Autorin Margaret Atwood

Nachdem die Besucherinnen und Besucher der diesjährigen Frankfurter Buchmesse über 100 norwegische Autorinnen und Autoren erleben konnten, fand am Nachmittag des Messesonntags das festliche Ende des Ehrengastauftrittes Norwegens im Gastland-Pavillon statt. In einer feierlichen Zeremonie mit dem Buchmessedirektor Juergen Boos übergab Margit Walsø, Direktorin von NORLA – Norwegian Literature Abroad, die GastRolle an Caroline Fortin, Vorsitzende des Ehrengastkomitees CanadaFBM2020. Das eigens dafür geschaffene Kunstobjekt der Frankfurter Buchmesse wird in jedem Jahr um einen literarischen Beitrag des nachfolgenden Gastlandes erweitert.

Norwegen hatte im vergangenen Jahr das Gedicht „Das ist der Traum“ von Olav H. Hauge (1908 – 1994) gewählt. Im Jahr 2016 wählten die Leserinnen und Zuschauer des norwegischen Senders NRK dieses Gedicht zum bedeutendsten norwegischen Gedicht aller Zeiten. Norwegens Motto als Ehrengast – „Der Traum in uns“ – basiert auf dem Gedicht des beliebten Dichters:

Det er den draumen
Deter den draumen me ber på
at noko vedunderleg skal skje,
at det må skje –
at tidi skal opna seg,
at hjartaskal opna seg,
at dører skal opna seg,
at berget skal opna seg,
at kjeldor skal springa –
at draumen skal opna seg,
at me ei morgonstund skal glida inn
på ein våg me ikkje har visst um.

Das ist der Traum
Das ist der Traum, den wir tragen,
daß etwas Wunderbares geschieht,
geschehen muß –
daß die Zeit sich öffnet,
daß das Herz sich öffnet,
daß Türen sich öffnen,
daß der Berg sich öffnet,
daß Quellen springen –
daß der Traum sich öffnet,
daß wir in einer Morgenstunde gleiten
in eine Bucht, um die wir nicht wußten.

Übersetzung von „Das ist der Traum“ („Det er den draumen“, in Dropar i austavind, Noregs boklag 1966) ins Deutsche von Klaus Anders.

Kanada schrieb sich nun mit einem Gedicht von Georgette Leblanc in die Rolle ein:

J’sons
De parenté à parenté à parenté
All my relations

C’est ici le lieu du poème
Et nos yeux sont remplis de paysages vivants
We should know, we are the dreamers.
X, we are responsible
For Beauty.

Je prends la glace par les hanches
Je sais ce que je fais malgré ma jeunesse
His mother talks in pictures
Language, too, is a natural phenomenon.

Ej parle le pissenlit, le corbeau, et une miette de goemon
Creative activity of all kinds becomes possible
Energy is no longer suppressed
Il y a toujours une vie à faire
ou à refaire
De parenté à parenté à parenté

Gedicht von Georgette Leblanc, mit Auszügen verschiedener Autoren

I am, are*
From relation to relation to relation
All my relations

Here is the place of the poem
And our eyes are awash with the living
We should know, we are the dreamers.
X, we are responsible
For Beauty.

I take ice by the thighs
I know what I am doing, regardless of my youth
His mother talks in pictures
Language, too, is a natural phenomenon.

I speak dandelion, crow, some seaweed
Creative activity of all kinds becomes possible
Energy is no longer suppressed
There is always a life to create
or recreate
From relation to relation to relation

English translation by Georgette Leblanc

Ich bin, sind
Von Verwandten zu Verwandten zu Verwandten
All my relations, alle verbunden

Hier ist der Ort des Gedichts
Unsere Augen erfüllt von lebendigen Landschaften
Wir sollten es wissen, wir sind die Träumenden
X, wir sind verantwortlich
Für Schönheit

Ich packe das Eis bei den Hüften
Ich weiß, was ich tue, trotz meiner Jugend
Seine Mutter spricht in Bildern
Auch Sprache ist ein Naturphänomen
Ich kann nur Löwenzahn, Rabe und ein paar Brocken Alge
Kreative Aktivität aller Art wird möglich
Energie wird nicht länger unterdrückt
Man kann immer etwas aus seinem Leben machen
Etwas Altes oder Neues
Von Verwandten zu Verwandten zu Verwandten

Deutsche Übersetzung von Sonja Finck

Auf wiedersehen Norwegen!

Zuvor fand ein literarisches Gespräch mit dem norwegischen Autor Erlend Loe und der kanadischen Autorin Margaret Atwood statt. Durch die Veranstaltung führte der Autor und Moderator Thomas Böhm.

Die Direktorin von NORLA, Margit Walsø, blickte auf einen gelungenen Gastlandauftritt zurück:

„Bereits vor der Messe war uns klar, dass wir 510 Bücher über Norwegen oder aus dem Norwegischen übersetzte Titel hier präsentieren können. Und wir wussten, dass es knapp 1000 Veranstaltungen mit norwegischen Autorinnen und Autoren sowie Künstlerinnen und Künstler im deutschsprachigen Raum gegeben hat. Aber der Publikumsandrang auf der Buchmesse übertraf alle unsere Erwartungen, und war natürlich auch eine große Freude für die 100 mitreisenden Autorinnen und Autoren, die hier aufgetreten sind: So ist es uns gelungen, auf der Buchmesse die Literatur in den Mittelpunkt zu stellen.“

Impressionen auf die ins Unendliche zielenden Wandspiegelungen im norwegischen Pavillon.© Foto: Diether v Goddenthow
Impressionen auf die ins Unendliche zielenden Wandspiegelungen im norwegischen Pavillon.© Foto: Diether v Goddenthow

Halldór Guðmundsson, der Projektleiter des norwegischen Gastlandauftrittes, fügte hinzu, dass Norwegen nicht zuletzt auf Nachhaltigkeit setzt, und zwar durch die Zusammenarbeit mit dem deutschen Buchhandel: „Wir haben viele deutsche Buchhändlerinnen und Buchhändler nach Norwegen eingeladen. In hunderten von deutschen Buchhandlungen fanden dieses Jahr norwegische Lesungen statt, und auch im November setzen wir das Programm fort. Jetzt nach der GastRollen-Übergabe, wenn der norwegischen Pavillon zusammengepackt wird, ist es auch schön zu wissen, dass die 23 Phantasiebüchertische, die den Haupteil der Ausstellung ausmachten, in Buchhandlungen in Deutschland weiterleben werden – als Symbol dieser schönen Zusammenarbeit.“

Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse: „Norwegens Ehrengastauftritt hat uns gezeigt, wie Träume in Erfüllung gehen können: Im Mittelpunkt stand die Begegnung mit Autorinnen und Autoren, deren Werke in Deutschland und weltweit Millionen von Leserinnen und Leser begeistern. Innerhalb eines Jahres sind 510 Neuerscheinungen von norwegischen Autorinnen und Autoren sowie Titel über Norwegen in 217 deutschsprachigen Verlagen erschienen – diese Zahl spricht für einen überaus erfolgreichen Auftritt. Mit seinen Beiträgen zu den Schwerpunkten der diesjährigen Buchmesse, Meinungsfreiheit und Nachhaltigkeit, setzte Norwegen wichtige Akzente. Den Projektverantwortlichen Margit Walsø, Halldór Guðmundsson und dem Team von Norla ist es gelungen, der norwegischen Literatur eine große Bühne zu bereiten. Unter dem Motto „Singular Plurality, Singulier Pluriel“ wird Kanada, Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2020 (10.-14. Oktober 2020), seine literarische Vielfalt erlebbar machen – darauf freue ich mich schon ganz besonders. Schon in diesem Jahr lud Kanada uns ein, junge literarische Talente zu entdecken; mit Margaret Atwood war eine der wichtigsten Vertreterinnen der kanadischen Literatur bei uns.“

Kanada ante portas

Kleine Fläschchen Ahorn-Sirup waren  ein süßer Gruß des Ehrengastlandes Kanda 2020 bei der Vorfeldpressekonferenz. © Foto: Diether v Goddenthow.
Kleine Fläschchen Ahorn-Sirup waren ein süßer Gruß des Ehrengastlandes Kanda 2020 bei der Vorfeldpressekonferenz. © Foto: Diether v Goddenthow.

Caroline Fortin, Vorsitzende des Ehrengastkomitees CanadaFBM2020, sagte: „Kanada ist eklektisch und vielfältig. Unsere Unterschiede sind in ein buntes Geflecht verwoben, das eine Nation zeigt, die wächst und danach strebt, an allen Fronten voranzukommen, und dabei eine lebendige und kreative Branche schafft. Dies spiegelt die heutige kanadische Literatur wider, die mehr denn je vor neuen Stimmen und Perspektiven strotzt, und ein breites Publikum erreicht. Daher wird die kanadische Literatur der Star unseres Gastlandauftrittes 2020 sein, und aufstrebende Schriftsteller sowie hochgelobte und renommierte Autoren präsentieren. Kanada wird kraftvolle Texte aus allen literarischen Genres von französischen, englischen und einheimischen Stimmen zeigen. Gleichzeitig werden wir die unzähligen Geschichten verkünden, die unser Land repräsentieren – unsere SINGULAR PLURALITY/ SINGULIER PLURIEL.“

„Wo Literatur ist, ist auch immer Hoffnung – Erste Literaturgala der Frankfurter Buchmesse

In einer Zeit der Vorurteile, der Emotionen, des Populismus seien Bücherfür uns alle ein Ort des Denkens und des Nachdenkens, begrüßte Fernsehmoderatorin Bärbel Schäfer die über 1000 Gäste auf der ersten Literaturgala der Frankfurter Buchmesse im Congresscentrum am gestrigen Samstagabend. „Ich glaube wir brauchen wieder etwas mehr Vernunft in dieser Welt“, so die Schäfer, die gemeinsam mit dem Autor, Moderator und Literaturvermittler Thomas Böhm durch den Abend führte.

Das fröhliche Moderatorenpaar der ersten Literaturgala der Frankfurter Buchmesse Thomas Böhm und Bärbel Schäfer.  © Foto: Diether v Goddenthow
Das fröhliche Moderatorenpaar der ersten Literaturgala der Frankfurter Buchmesse Thomas Böhm und Bärbel Schäfer. © Foto: Diether v Goddenthow

Die Frankfurter Buchmesse sei ein Ort der Vielfalt, des Respektes und der Anerkennung des anderen, „und ich habe das Gefühl: Wo Literatur ist, wo Kreativität ist, da ist auch immer Hoffnung! Eingeladen hatten die Veranstalter, die Frankfurter Buchmesse und der HR 2 sowie die Buchhandlung, ein Riege internationaler Bestseller-Autoren wie: Elif Shafak, Colson Whitehead, Maja Lunde, Ken Follett und Margaret Atwood sowie zum Vorlesen von Textpassagen aus Neuerscheinungen die bekannte deutsche Schauspielerin Nina Petri und Bela B Felsenheimer. Er ist Gitarrist, Komponist, Sänger und Schlagzeuger und Mitglied der Punkrock-Band Die Ärzte sowie Schriftsteller und Synchronsprecher. „Genießen sie! Don’t be german, be emotional! Gründen Sie Familien!“, brachte Bärbel Schäfer zu Beginn der Gala die Gäste in Stimmung!

Elif Safak „Unerhörte Stimmen “

Elif Safak © Foto: Diether v Goddenthow
Elif Safak © Foto: Diether v Goddenthow

Thomas Böhm und Elif Safak machten den Anfang. Elif Şafak, geboren als Elif Bilgin, ist eine türkische Schriftstellerin, die in türkischer und englischer Sprache schreibt. Sie gehört zu den meistgelesenen Schriftstellerinnen in der Türkei sowie zu den türkischen Schriftstellern mit hohem Bekanntheitsgrad im Ausland. Ihrem neuen Roman „Unerhörte Stimmen “, erschienen bei „Kein & Aber“, liegt die wissenschaftlich erforschte Tatsache zugrunde, dass, wenn der Körper tot ist, das Gehirn noch etwa 10 Minuten weiterleben kann. Und was dann passieren kann, erzählt Shafak anhand ihrer Hauptprotagonistin Leila, einer zu Sexarbeit genötigten jungen Frau, die ermordet wurde, und flugs – durch Gerüche und Geschmäcke – im Zustand einer Art Zwischenwelt ihr eigenes Leben Revue passieren lässt.

Schauspielerin Nina Petri liest Passagen aus den Neuerscheinungen. © Foto: Diether v Goddenthow
Schauspielerin Nina Petri liest Passagen aus den Neuerscheinungen. © Foto: Diether v Goddenthow

Elif Shafak erzählt nicht nur eine spannende Kriminalgeschichte, sondern will an die Stimme der Vergessenen erinnern, eine Geschichte die erinnern soll an Menschen, die tatsächlich in Istanbul ermordet und in eine Mülltonne geworfen wurden. Das Werk ist geprägt von der Empathie mit den Anderen genauso wie von der Hinwendung zur muslimischen Mystik als Quelle einer großen Tradition des oralen Erzählens, fasst Thomas Böhm zusammen.

Colson Whitehead „Die Nickel Boys“

Colson Whitehead © Foto: Diether v Goddenthow
Colson Whitehead © Foto: Diether v Goddenthow

Colson Whitehead ist ein US-amerikanischer Schriftsteller. Er wurde für seinen Roman The Underground Railroad 2016 mit dem National Book Award und 2017 mit dem Pulitzer Prize for Fiction sowie der Andrew Carnegie Medal for Excellence in Fiction und dem Arthur C. Clarke Award ausgezeichnet.

In seinem neuesten Buch „Die Nickel Boys“ erzählt Whitehead wie in der Nickel Academy, einer Besserungsanstalt der frühen 60er Jahre in den Sümpfen Floridas, verwahrloste und auffällig gewordene Jugendliche misshandelt wurden und zu Tode gekommen sind. Seine fiktionale Geschichte bleibt dabei aber eng an der Realität der Jahrzehnte lang begangenen Verbrechen, die erst 2014 öffentlich bekannt wurden durch Skelette-Funde eines ehemaligen Friedhofs vis-à-vis der Nickel Academy.
Colson Whitehead, Bela B Felsenheimer, der auch noch ein paar Fragen an den Autor hatte,  und Bärbel Schäfer. © Foto: Diether v Goddenthow

Colson Whitehead, Bela B Felsenheimer, der auch noch ein paar Fragen an den Autor hatte, und Bärbel Schäfer. © Foto: Diether v Goddenthow

Sein sechzehnjähriger Protagonist Elwood lebt mit seiner Großmutter im schwarzen Ghetto von Tallahassee und ist ein Bewunderer Martin Luther Kings. Als dieser einen Platz am College bekommt, scheint sein Traum von gesellschaftlicher Veränderung in Erfüllung zu gehen. Doch durch einen Zufall gerät er in ein gestohlenes Auto und wird ohne gerechtes Verfahren in die Besserungsanstalt Nickel Academy gesperrt. Dort wurde auch er missbraucht, gepeinigt und ausgenutzt. Mit seinem spannenden Roman bringt der Autor zugleich den tief verwurzelten Rassismus und das nicht enden wollende Trauma der amerikanischen Geschichte zutage.

Maja Lunde „Die Geschichte des Wassers“

Maja Lunde. © Foto: Diether v Goddenthow
Maja Lunde. © Foto: Diether v Goddenthow

Die in Oslo geborgene Norwegerin Maja Lunde studierte Literatur, Psychologie und Kommunikationswissenschaften an der Universität ihrer Heimatstadt. Nach dem Studium arbeitete sie in einem Filmmuseum und bei Filmproduktionen. Sie wurde schließlich Autorin. Ihr Buch „Die Geschichte der Bienen“,ein aufrüttelndes literarisches Plädoyer für die Natur, wurde das meistverkaufte Buch 2018. Mit ihrem neuen Werk „Die Geschichte des Wassers“ begibt sich  Signes, eine 70jährige Umweltaktivistin, auf eine riskante Reise mit einem Segelboot von Norwegen nach Frankreich, an Bord eine Fracht, die das Schicksal des blauen Planeten verändern kann. In einem anderen Strang, Frankreich 2014, werden Menschen durch eine große Dürre gezwungen von Südeuropa in den Norden zu flüchten, wo jedoch auch das Trinkwasser knapp ist. Als der junge Vater David und Tochter Lou in einem vertrockneten Garten ein uraltes Segelboot, Signes Segelboot, finden, keimt Hoffnung auf. Mit ihrem Roman stellt Lunde die Bedeutung von Wasser, die Basis allen irdischen Lebens, ins Zentrum als Warnung vor wachsender Wasserknappheit, vor allem, wenn wir Menschen nicht lernen, anders mit dem kostbaren Nass umzugehen.

Ken Follett „Notre-Dame: A Short History of the Meaning of Cathedrals“

Ken Follett © Foto: Diether v Goddenthow
Ken Follett © Foto: Diether v Goddenthow

Ein weiterer Höhepunkt war der Starautor Ken Follett, der in der Literaturszene neben Stephen King, Dan Brown, John Grisham oder Michael Crichton als einer der international erfolgreichsten und auflagenstärksten „Schreib- und Epenunternehmer“ gilt. Denn seit geraumer Zeit arbeitet er mit einem zwanzigköpfigen Mitarbeiterstab, das Follett Office, zusammen. Während Follett die kreative Arbeit des Schreibens leistet, übernehmen seine Crue, darunter auch Historiker, Journalisten usw., übernehmen Recherchen, organisatorische und administrative Aufgaben. Schnellschreiber Follett rechnet für ein Buch, natürlich abhängig vom Umfang, ungefähr 24 Monate, nämlich 8 Monate für die Recherche, 8 Monate für den Entwurf und nochmals 8 Monate für die Endfassung. Mittlerweile hat er allein in Deutschland an die 30 Millionen Bücher verkauft. Für seine Trilogie „Sturz der Titanen“, „Winter der Welt“ und „Kinder der Freiheit“ soll er ein Garantiehonorar von 14 Millionen Euro erhalten haben. 2017 erschien wiederrum im Bastei-Lübbe-Verlag „Das Fundament der Ewigkeit“. Insgesamt hat Follett über 20 ins Deutsche übersetzte Romane geschrieben. Aber er war nicht immer so erfolgreich, erzählt er. Als er merkte, dass er als „Enthüllungsjournalist“ ungeeignet war, begann nebenbei abends und wochenends Kurzgeschichten und Romane zu schreiben. Das führte zwar zur Publizierung einiger Bücher, wovon sich aber keines wirklich gut verkaufte. Dank seine Agenten, der an ihn glaubte, blieb er am Ball. Als dann 1978 sein Roman Die Nadel erschien, wurde er über Nacht Bestseller-Autor, so erfolgreich, dass er seinen bisherigen Beruf in einem kleinen Verlag aufgeben konnte. Er mietete sich in Frankreich eine Villa und widmete sich nun ausschließlich seinem nächsten Roman Dreifach.

Ken Follett liest aus seinem Buch: Notre-Dame: Eine kurze Geschichte der Bedeutung der Kathedralen: "„Die wunderbare Kathedrale Notre-Dame de Paris, eine der größten Errungenschaften der europäischen Zivilisation, stand in Flammen. Der Anblick verwirrte und störte uns zutiefst. Ich war den Tränen nahe. Vor unseren Augen starb etwas Unbezahlbares. Das Gefühl war verwirrend, als würde die Erde beben." © Foto: Diether v Goddenthow
Ken Follett liest aus seinem Buch: Notre-Dame: Eine kurze Geschichte der Bedeutung der Kathedralen: „„Die wunderbare Kathedrale Notre-Dame de Paris, eine der größten Errungenschaften der europäischen Zivilisation, stand in Flammen. Der Anblick verwirrte und störte uns zutiefst. Ich war den Tränen nahe. Vor unseren Augen starb etwas Unbezahlbares. Das Gefühl war verwirrend, als würde die Erde beben.“ © Foto: Diether v Goddenthow

Bislang nur in Englisch erschien soeben: „Notre-Dame: A Short History of the Meaning of Cathedrals“ (Notre-Dame: Eine kurze Geschichte der Bedeutung der Kathedralen). In diesem kurzen, bezaubernden Buch beschreibt der internationale Bestsellerautor seine die Gefühle, die ihn beschäftigten, als er von dem Feuer erfuhr, das eine der größten Kathedralen der Welt, die Notre-Dame de Paris, zu zerstören drohte Welt. Follett erzählt die Geschichte der Kathedrale, von ihrem Bau bis zu ihrer Rolle im Laufe der Zeit und der Geschichte. Er zeigt den Einfluss, den die Notre-Dame auf Kathedralen auf der ganzen Welt und auf das Schreiben einer seiner berühmtesten und bekanntesten Romane „Die Säulen der Erde“ hatte.

Margaret Atwood „Die Zeuginnen“

Moderator Thomas Böhm, Schrifstellerin Margaret Atwood und Moderatorin Bärbel Schäfer.© Foto: Diether v Goddenthow
Moderator Thomas Böhm, Schrifstellerin Margaret Atwood und Moderatorin Bärbel Schäfer.© Foto: Diether v Goddenthow

Kämpferisch wie ihre Fans sie kennen, gab sich die weltweit für ihre zahlreichen Romane, Erzählbände, Gedicht- und Kinderbücher bekannte, in Ottawa geborene Schriftstellerin Margaret Atwood. Sie ist unbestritten eine der wichtigsten Autorinnen Nordamerikas. Ihre Werke liegen in über 20 Sprachen übersetzt vor und wurden national wie international vielfach ausgezeichnet. Mit „Die Zeuginnen“ hat Atwood nun 34 Jahre später die Fortsetzung des Kultbuches „Der Report der Magd“ vorgelegt, erschienen im Berlin-Verlag. Darin erzählt sie vom Ende des Gottesstaates „Gilead“, womit sie sich in den Olymp der großen Dystopien wie George Orwells „1984“ oder Aldous Huxleys „Schöne Neuer Welt“ geschrieben hat.

Margaret Atwood. © Foto: Diether v Goddenthow
Margaret Atwood. © Foto: Diether v Goddenthow

Margaret Atwood liebt nicht nur Geschichten vom Ende der Welt, wie etwa die ihrer Trilogie „MaddAddam“, in der sie eine Sintflut herauf beschworen hat, oder ihre dreibändige Saga von Oryx und Crake, in der nach einer Seuche, er größte Teil der Menschheit hinweg gerafft wurde. Nein, die Trägerin des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2017 liebt Geschichten. Denn „Geschichten haben es in sich. Sie können das Denken und Fühlen der Menschen verändern – zum Besseren oder zum Schlechteren“, so die Autorin. Atwood, deren Vater Biologe war, setzt sich nicht nur auch sehr für die Emanzipation der Frau ein, sondern auch für den Klimaschutz und lobt Greta und die junge Generation, die es geschafft habe, dass nunmehr auch die Politiker Klimaschutz als wichtiges Thema sehen.

Erste Literaturgala auf der Frankfurter Buchmesse 2019. © Foto: Diether v Goddenthow
Erste Literaturgala auf der Frankfurter Buchmesse 2019. © Foto: Diether v Goddenthow

Wim Wenders hält die Laudatio auf Sebastião Salgado anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels – ZDF Liveübertragung

Der Fotograf und Journalist Sebastião Salgado erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2019. © Foto: Diether v Goddenthow
Der Fotograf und Journalist Sebastião Salgado erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2019. © Foto: Diether v Goddenthow

Morgen, am 20. Oktober 2019, zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse wird traditionell in der Paulskirche in Frankfurt am Main der mit 25 000 Euro dotierte Friedenspreis des Deutschen Buchhandels vergeben, in diesem Jahr an den Fotografen Sebastião Salgado. „Ich kann mir dieses Jahr keinen besseren Friedenspreisträger vorstellen als Sebastiao Salgado“, so Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und zugleich Stiftungsratsvorsitzender, beim Pressegespräch. Sebastião Salgado behandelte seit über 40 Jahren in seinen großangelegten Projekten  eigentlich alle Themen, die die Menschheit betrifft. Ob das der Klimawandel sei, die Naturkatastrophen, das große Thema Migration und Arbeitsbedingungen usw., so Riethmüller. Man könne sagen: „Er beschreibt die Menschheit, die in der Globalisierung angekommen ist, und die Folgen der Globalisierung!“. Dies sei aber nur das eine, was ihn für die Auszeichnung so prädestiniere.

genesis2Das andere sei, dass Sebastião Salgado mit seinem letzten Projekt Genesis auch Hoffnung in die Welt sende. Er zeige die Schönheiten unseres Planeten und der Welt und der Erde. Und sein Aufruf an uns alle laute, diese Erde, diese Schönheit der Schöpfung, zu bewahren und unseren Lebensstil radikal zu ändern, damit alles erhalten bleibe, was es noch an Schönheit und Intaktheit gäbe.
Das Dritte sei, so Riethmüller, dass Sebastião Salgado nicht nur die Schönheit und die Schrecken dieser Welt beschriebe, sondern auch etwas tue. Es habe vor 25 Jahren mit seiner Frau Lélia Deluiz ein großes Wiederaufforstungsprogramm „Instituto Terra“ in Brasilien gestartet, wodurch über 3 Millionen Bäume wieder gepflanzt werden konnten. In einer verkarsteten Landschaft entstand ein grüner Wald mit zurückgekehrter Natur.

Sebastiao Salgado berichtet, dass es der „glückliche“ Umstand war, dass er von seinem Vater eine ehemalige Rinderfarm im Vale do Rio Doce im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais übernehmen musste, was er eigentlich nur widerstrebend wollte. Er sei dort mit sieben Schwestern dort aufgewachsen, „inmitten einer tropischen Vegetation voller Vögel und wilder Tiere mit fischreichen Flüssen und umgeben von sanften Hügeln, von denen wir unsere Familie hinaus die Welt schweifen ließen.“, so Salgado. „Aber dieses Paradies war nun verschwunden. Bis zur Mitte der 1990er Jahre hatten Rodungen und Bodenerosion das Land, wie bei so vielen Farmen in der Region, in eine leblose Ödnis verwandelt,“ erläuterte der Fotograf seine Intention, an dieser Situation etwas zu verändern, nämlich mit der „kühnen Idee, einen Walt mit all den Arten wiedererstehen zu lassen, die einmal heimisch waren. Wir träumten von nicht weniger als von der Wiedergeburt jenes kleinen Ökosystems, das ich als Kind gekannt hatte. Wir pflanzten über 300 verschiedene Baumarten, und als die Setzlinge begannen, das Land wieder grün zu färben, sahen wir mit Erstaunen, wie Vögel, Schmetterlinge, Käfer und tropische Blumen zurückkehrten,“, so Salgado. Er sei aber nicht als Journalist oder Wissenschaftler oder Anthropologe an das Projekt „Genesis“ herangegangen, sondern mit dem romantischen Traum, „eine unberührte Welt zu finden, und zu zeigen, die unseren Blicken nur allzu oft entzogen und für uns unerreichbar ist.

Sebastião Salgados großen Bildbände erscheinen in Deutschland im Taschen-Verlag,. © Foto: Diether v Goddenthow
Sebastião Salgados großen Bildbände erscheinen in Deutschland im Taschen-Verlag,. © Foto: Diether v Goddenthow

Der Autor und Filmregisseur Wim Wenders hält die Laudatio auf Sebastião Salgado, der in diesem Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt wird. Die Verleihung findet während der Frankfurter Buchmesse am Sonntag, 20. Oktober 2019, um 11 Uhr in der Frankfurter Paulskirche statt und wird live im ZDF übertragen.

Büchner-Preisträger Lukas Bärfuss auf dem Gemeinschaftsstand der Hessischen Verlage

Am Gemeinschaftsstand der hessischen Verlage (v.li.) Barbara Jost, Vorsitzende des Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz und  Saarland eV. im Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Lukas Bärfuss, Georg-Büchner-Preisträger 2019, Hessische Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn und Karoline Sinur, 2. Vorsitzende und Sprecherin des Hessischen Literaturrats e.V. © Foto: Diether v Goddenthow
Am Gemeinschaftsstand der hessischen Verlage (v.li.) Barbara Jost, Vorsitzende des Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland eV. im Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Lukas Bärfuss, Georg-Büchner-Preisträger 2019, Hessische Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn und Karoline Sinur, 2. Vorsitzende und Sprecherin des Hessischen Literaturrats e.V. © Foto: Diether v Goddenthow

 

Ein großes Literaturangebot mit Lesungen, Interviews und Diskussionen finden Bücherfreunde noch bis zum Sonntag  auch wieder  auf dem zum zweiten Mal an der Buchmesse teilnehmenden Gemeinschaftsstand  der Hessischen Verlage und Literatur des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst und des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels Landesverband Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland, sowie des Hessischen Literaturrats e.V..

Ein Highlight war gestern die Lesung des Büchner-Preisträgers 2019 Lukas Bärfuss und das anschließende  Gespräch mit Moderator Ernst Osterkamp von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Beisein der Hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kultur Angela Dorn, die den Gemeinschaftsstand offiziell eröffnet hatte.

Der Autor Lukas Bärfuss (links) im Gespräch mit Moderator Ernst Osterkamp von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung auf dem Literatur-Gemeinschaftsstand  Hessen während der Frankfurter Buchmesse 2019. © Foto: Diether v Goddenthow
Der Autor Lukas Bärfuss (links) im Gespräch mit Moderator
Ernst Osterkamp von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung auf dem Literatur-Gemeinschaftsstand Hessen während der Frankfurter Buchmesse 2019. © Foto: Diether v Goddenthow

Der Schweizer Autor präsentierte seinen neuen Erzählband „Malinois“. Hierin behandelt der Autor die Liebe und das Begehren in all ihren Spielarten: Wie begegnen wir uns? Welche Sehnsüchte treiben uns um? Nach welchen Vorlagen entwerfen wir die Geschichten unserer Leidenschaften? Bärfuss zeichnet eine Kartographie der Passionen. Seine Geschichten handeln von Grenzerfahrungen, die wir mitten im Alltag machen können. Sie zeigen die Momente der Verwandlung.

 

Frankfurter Buchmesse: Buchblog-Award: Das sind die besten Buchblogs 2019

Buchblog-Award 2019 im Frankfurt Pavilion. © Foto: Diether v Goddenthow
Buchblog-Award 2019 im Frankfurt Pavilion. © Foto: Diether v Goddenthow

Vier Buchblogs auf der Frankfurter Buchmesse ausgezeichnet / 652 Blogs nominiert / Erstmals Auszeichnung für den besten Buchhandlungs- und Verlagsblog / Porträts der Ausgezeichneten ab November auf www.boersenblatt.net

Blogs mit Kreativität und Haltung: NetGalley Deutschland und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels haben auf der Frankfurter Buchmesse mit dem Buchblog-Award die besten Buchblogs 2019 in vier Kategorien gekürt. Der Buchblog-Award zeichnet den „Besten Buchblog“, den „Besten Newcomer“ und zum ersten Mal den „Besten Buchhandlungsblog“ sowie den „Besten Verlagsblog“ aus.

Die Gewinner-Blogs in den einzelnen Kategorien sind:
Bester Buchblog: Nacht und Tag, Nicole Seifert
Bester Newcomer: Die lesende Käthe, Katharina Severa
Bester Buchhandlungsblog: @bookupwithjakob (Instagram), Buchhandlung Jakob, Nürnberg
Bester Verlagsblog: Red Bug Culture Blog, Red Bug Books
652 Buchblogs und -kanäle waren in den vier Kategorien um den Buchblog-Award 2019 ins Rennen gegangen. Aus einem öffentlichen Online-Voting gingen je zehn Finalisten in den Kategorien „Bester Buchblog“ und „Bester Newcomer“ hervor, aus denen die Jury pro Kategorie einen Gewinner-Blog wählte. Bei den Buchhandlungsblogs und den Verlagsblogs entschied allein die Zahl der Stimmen im Online-Voting.

Die Jury kommentiert ihre Auswahl: „Sowohl die etablierten Blogs als auch die Newcomer überzeugten mit einer ausgesprochen hohen Qualität, alle 20 Blogger*innen haben sehr unterschiedliche Herangehensweisen gewählt und sowohl inhaltlich als auch optisch ganz eigene Wege gefunden. So schwierig das die Entscheidungsfindung der Jury gemacht hat, so sehr spiegelt es doch die Vielfalt und Kreativität der Szene. Dass viele Blogger*innen auch über die Literatur hinaus ihre gesellschaftliche oder politische Haltung auf dem Blog transportieren, hat uns gefreut und beeindruckt.“

Die vollständigen Begründungen der Jury zum „Besten Buchblog“ und zum „Besten Newcomer“ sind auf www.buchblog-award.de/news/bubla19-gewinner abrufbar.

Der Jury des Buchblog-Awards 2019 gehören an: Antonia Baum (freie Autorin, ZEIT), Jo Lendle (Verleger, Carl Hanser Verlag), Tina Lurz (Mitgründerin Agentur ehrlich&anders), Carolin Wolf (Inhaberin Buchhandlung Carolin Wolf) und Torsten Woywod (Online-PR und Social-Media-Manager, DuMont Verlag).

Teilnehmen konnten ausschließlich deutschsprachige Blogs und Social-Media-Kanäle, die sich überwiegend mit Literatur befassen und regelmäßig Beiträge veröffentlichen. Alle Finalisten sind abrufbar unter: www.buchblog-award.de/news/finalisten2019

Die Gewinner*innen in den Kategorien „Bester Buchblog“ und „Bester Newcomer“ dürfen sich jeweils über zwei Übernachtungen für zwei Personen im Gutshotel Groß Breesen, dem ersten Bücherhotel Deutschlands, freuen. Sie bekommen außerdem einen BücherScheck im Wert von je 100 Euro. Die Teams des besten Verlagsblogs und des besten Buchhandlungsblogs erhalten je einen Präsentkorb für ihre Siegesfeier. Das Börsenblatt veröffentlicht auf www.boersenblatt.net ab November ausführliche Porträts aller Gewinner*innen.

Sponsoren des Buchblog-Awards 2019 sind die Frankfurter Buchmesse und JETZT EIN BUCH!, die Initiative der deutschen Buchbranche.

Die Initiatoren

BuchblogAward2019Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ist die Interessenvertretung der deutschen Buchbranche gegenüber der Politik und der Öffentlichkeit. Er wurde 1825 gegründet und vertritt rund 4.500 Buchhandlungen, Verlage, Zwischenbuchhändler und andere Medienunternehmen. Er veranstaltet die Frankfurter Buchmesse, vergibt den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels sowie den Deutschen Buchpreis, engagiert sich in der Leseförderung und für die Freiheit des Wortes.

NetGalley ist eine Online-Plattform für digitale Leseexemplare und den Austausch zwischen Buchverlagen und professionelle Leser*innen. Verlage haben die Möglichkeit, neue oder noch unveröffentlichte Titel bekannt zu machen. Rezensent*innen, Blogger*innen, Journalist*innen, Buchhändler*innen, Bibliothekar*innen sowie Lehrende erhalten kostenfreien Zugang zu digitalen Lese- und Rezensionsexemplaren. Die Plattform ist seit März 2016 auf Deutsch verfügbar und wird von knapp 14.500 professionellen Leser*innen sowie zahlreichen großen und kleinen Verlagen genutzt.

Ansprechpartnerin für Fragen zum Wettbewerb: Karina Elm, info@buchblog-award.de, +49 (0) 30 23456 340

Hashtag zum Award: #bubla19
Website: www.buchblog-award.de
Facebook: www.facebook.com/BuchblogAward
Twitter: @BuchblogAward

aspekte-Literaturpreis 2019 für „Kintsugi“ – Miku Sophie Kühmels Debütroman hat die Jury überzeugt

Für ihr Romandebüt "Kintsugi" erhielt  Miku Sophie Kühmel am 17.10.2019 den aspekte Literatur-Preis auf dem blauen Sofa während der Buchmesse. Hier im Interview mit Daniel Fiedler.  © Foto: Diether v Goddenthow
Für ihr Romandebüt „Kintsugi“ erhielt Miku Sophie Kühmel am 17.10.2019 den aspekte Literatur-Preis auf dem blauen Sofa während der Buchmesse. Hier im Interview mit Daniel Fiedler. © Foto: Diether v Goddenthow

Im Rahmen der Frankfurter Buchmesse wurde auf dem „Blauen Sofa“ am ZDF-Stand in Halle 3.1 K25 und L25 heute der ZDF-„aspekte“-Literaturpreis an Miku Sophie Kühmel für ihren Debüt-Roman „Kintsugi“ verliehen. Er wurde seit 1979 zum 40. Mal vergeben. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und die bedeutendste Auszeichnung für deutschsprachige Erstlingsprosa.

Die Jury begründet ihre Entscheidung wie folgt:
„Was neu ist, ist zunächst heil. Erst nach und nach zeigen sich Gebrauchsspuren und Risse. Risse, die manchmal zu kitten sind, die aber trotzdem sichtbar bleiben. Bis die Dinge ganz zerbrechen. Was für Tassen oder Teller gilt, das gilt in Miku Sophie Kühmels erstaunlichem Debütroman ‚Kintsugi‘ auch für die menschlichen Beziehungen. Der Archäologieprofessor Max und der Künstler Reik sind seit 20 Jahren ein Paar, glücklich und beneidet. Zusammen mit ihrem Freund Tonio und dessen Tochter Pega verbringen sie ein Wochenende in ihrem Ferienhaus auf dem Land. Was idyllisch beginnt, zeigt schon bald Kratzer in der perfekt erscheinenden Oberfläche. Und endet in Scherben. ‚Kintsugi‘ blättert nach und nach die wahlverwandtschaftlichen Verhältnisse dieses Quartetts auf. Miku Sophie Kühmel gestaltet dies mit Bravour und Raffinesse und durchleuchtet prägnant den Beziehungsknäuel ihrer vier Charaktere.“

Zur aktuellen Jury des ZDF-„aspekte“-Literaturpreises gehören Julia Encke (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung), Daniel Fiedler (Leitung Kultur Berlin), Jana Hensel (Autorin), Ursula März (Die Zeit) und Volker Weidermann (Das Literarische Quartett, Der Spiegel).

Hintergrund-Info zum „aspekte“-Literaturpreis

Der „aspekte“-Literaturpreis versteht sich als Förderpreis für literarische Debütantinnen/Debütanten und wird jeweils im Oktober eines Jahres in Form eines finanziellen Zuschusses von maximal 10.000 Euro zu einem Arbeitsstipendium vergeben. Die Form dieses Arbeitsstipendiums (zum Beispiel Studienaufenthalt, Studienreise) kann die Preisträgerin/der Preisträger selbst bestimmen.

Der Preis wird für ein belletristisches Prosawerk vergeben, mit dem sich eine deutschsprachiger Autor erstmals in Buchform der Öffentlichkeit präsentiert. Das Buch muss jeweils im laufenden Kalenderjahr erschienen sein.

Der Preisträger wird von einer fünfköpfigen Jury bestimmt. Derzeit setzt sich die Jury des ZDF-„aspekte“-Literaturpreises aus Ursula März (Die Zeit), Jana Hensel (freie Autorin), Volker Weidermann (Das Literarische Quartett, Der Spiegel), Simon Strauß (FAZ) und Daniel Fiedler (Redaktionsleiter ZDF Kultur Berlin) zusammen.

Mit dem Preis, den das ZDF 1979 zum ersten Mal verliehen hat, begannen für die Schriftsteller fast immer große literarische Karrieren. Mit ihm wurden Autoren wie Thomas Hürlimann, Ingo Schulze, Zoë Jenny, Stefan Thome, Eugen Ruge, Hanns-Josef Ortheil, die spätere Büchnerpreisträgerin Felicitas Hoppe und die spätere Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller ausgezeichnet.

Die Debüt-Romane können in der Regel bis 31. August bei der ZDF-Redaktion Kultur Berlin eingereicht werden. Der Preisträger wird im Herbst in der Sendung “ aspekte“ vorgestellt, der Preis auf der Frankfurter Buchmesse verliehen.

Bisherige Preisträger:

2018: Bettina Wilpert für „Nichts, was uns passiert“.
Jury: Julia Encke (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung), Daniel Fiedler (Leitung ZDF Kultur Berlin), Jana Hensel (Autorin), Ursula März (Die Zeit) und Volker Weidermann („Das Literarische Quartett“, Der Spiegel).

2017: Juliana Kálnay für „Eine kurze Chronik des allmählichen Verschwindens“
Jury: Jana Hensel (freie Autorin), Ursula März (Die Zeit), Daniel Fiedler (Redaktionsleiter ZDF Kultur Berlin), Simon Strauß (FAZ) und Volker Weidermann (Das Literarische Quartett, Der Spiegel)

2016: Philipp Winkler für „Hool“
Jury: Jana Hensel (freie Autorin), Ursula März (Die Zeit), Daniel Fiedler (Redaktionsleiter ZDF Kultur Berlin) und Volker Weidermann (Das Literarische Quartett, Der Spiegel)

2015: Kat Kaufmann für ihr Debüt „Superposition“
Jury: Jana Hensel (freie Autorin), Ursula März (Die Zeit), Daniel Fiedler (Redaktionsleiter ZDF Kultur Berlin), Clemens Schick (Schauspieler) und Volker Weidermann (Das Literarische Quartett, Der Spiegel)

2014: Katja Petrowskaja für „Vielleicht Esther“
Jury: Jana Hensel (Der Freitag), Ursula März (Die Zeit), Daniel Fiedler (Redaktionsleiter ZDF Kultur Berlin) und Volker Weidermann (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung)

2013: Eberhard Rathgeb für „Kein Paar wie wir“
Jury: Jana Hensel (Der Freitag), Ursula März (Die Zeit), Daniel Fiedler (Redaktionsleiter ZDF Kultur Berlin), Clemens Schick (Schauspieler) und Volker Weidermann (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung)

2012: Teresa Präauer für „Für den Herrscher aus Übersee“
Jury: Pia Reinacher (freie Kritikerin), Anton Thuswaldner (Salzburger Nachrichten), Hubert Spiegel (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Hajo Steinert (Deutschlandfunk Köln) und Christhard Läpple (Leiter des ZDF-Kulturmagazins „aspekte“)

2011: Eugen Ruge für „In Zeiten des abnehmenden Lichts“
Jury: Pia Reinacher (freie Kritikerin), Anton Thuswaldner (Salzburger Nachrichten), Hubert Spiegel (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Hajo Steinert (Deutschlandfunk Köln) und Christhard Läpple (Leiter des ZDF-Kulturmagazins „aspekte“)

2010: Dorothee Elmiger für „Einladung an die Waghalsigen“
Jury: Pia Reinacher (freie Kritikerin), Anton Thuswaldner (Salzburger Nachrichten), Hubert Spiegel (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Hajo Steinert (Deutschlandfunk Köln)und Wolfgang Herles (Leiter des ZDF-Kulturmagazins „aspekte“)

2009: Stephan Thome für „Grenzgang“
Jury: Pia Reinacher (freie Kritikerin), Anton Thuswaldner (Salzburger Nachrichten), Hubert Spiegel (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Hajo Steinert (Deutschlandfunk Köln) und Wolfgang Herles (Leiter des ZDF-Kulturmagazins „aspekte“)

2008: Maria Cecilia Barbetta für „Änderungsschneiderei Los Milagros“
Jury: Pia Reinacher (freie Kritikerin), Anton Thuswaldner (Salzburger Nachrichten), Hubert Spiegel (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Hajo Steinert (Deutschlandfunk Köln) und Wolfgang Herles (Leiter des ZDF-Kulturmagazins „aspekte“)

2007: Thomas von Steinaecker für „Wallner beginnt zu fliegen“
Jury: Pia Reinacher (freie Kritikerin), Anton Thuswaldner (Salzburger Nachrichten), Hubert Spiegel (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Hajo Steinert (Deutschlandfunk Köln) und Wolfgang Herles (Leiter des ZDF-Kulturmagazins „aspekte“)

2006: Paul Ingendaay für „Warum Du mich verlassen hast“
2005: Jens Petersen für „Die Haushälterin“
2004: Thomas Stangl für „Der einzige Ort“
2003: Roswitha Haring für „Ein Bett aus Schnee“
2002: Zsuzsa Bánk „für Der Schwimmer“
2001: Sherko Fatah für „Im Grenzland“
2000: Andreas Maier für „Wäldchestag“
1999: Christoph Peters für „Stadt Land Fluß“
1998: John von Düffel für „Vom Wasser“
1997: Zoë Jenny für „Das Blütenstaubzimmer“
1996: Felicitas Hoppe für „Picknick der Friseure“
1995: Ingo Schulze für „33 Augenblicke des Glücks“
1994: Radek Knapp für „Franio“
1993: Manfred Rumpl für „Koordinaten der Liebe“
1992: Dagmar Leupold für „Edmond“
1991: Burkhard Spinnen für „Dicker Mann im Meer“
1990: Ulrich Woelk für „Freigang“
1989: Irina Liebmann für „Mitten im Krieg“
1988: Christa Moog für „Aus tausend grünen Spiegeln“
1987: Erich Hackl für „Auroras Anlaß“
1986: Barbara Honigmann für „Roman von einem Kinde“
1985: Jochen Beyse für „Der Aufklärungsmacher“
1984: Herta Müller für „Niederungen“
1983: Beat Sterchi für „Blösch“ und Zsuzsanna Gahse „Zero“
1982: Inge Merkel für „Das andere Gesicht“
1981: Thomas Hürlimann für „Die Tessinerin“
1980: Michael Schneider für „Das Spiegelkabinett“
1979: Hanns-Josef Ortheil für „Fermer“

Mahnwache auf der Frankfurter Buchmesse für die Meinungsfreiheit #FreeGuiMinhai #FreeHongKong #FreeTheWords

Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins: "Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit sind Menschenrechte und nicht verhandelbar. © Foto: Diether v Goddenthow
Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins: „Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit sind Menschenrechte und nicht verhandelbar. © Foto: Diether v Goddenthow

„Der größte Feind der Meinungsfreiheit ist die Untätigkeit.“ #FreeGuiMinhai #FreeHongKong #FreeTheWords

Heute haben Besucherinnen und Besucher der Frankfurter Buchmesse gemeinsam mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Amnesty International, der European and International Booksellers Federation (EIBF), der International Publishers Association (IPA), dem PEN-Zentrum Deutschland und PEN International ein Zeichen für Meinungsfreiheit gesetzt. Mit aufgespannten Regenschirmen zeigten sie Solidarität mit der Hongkonger Freiheitsbewegung und forderten die Freilassung des schwedisch-hongkonger Autors, Verlegers und Buchhändlers Gui Minhai, der 2015 verschleppt wurde. Gui Minhai hatte in Hongkong regimekritische Schriften verlegt und verkauft und dadurch den Unmut der chinesischen Regierung auf sich gezogen.

Buchmessebesucher mit aufgespannten Regenschirmen auf der Agora des Frankfurter Messegeländes. © Foto: Diether v Goddenthow
Buchmessebesucher mit aufgespannten Regenschirmen auf der Agora des Frankfurter Messegeländes. © Foto: Diether v Goddenthow

Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins: „Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit sind Menschenrechte und nicht verhandelbar. Während in Hongkong Bürgerinnen und Bürger für ihre Freiheitsrechte kämpfen, baut das chinesische Regime an seinem Traum von der perfekten Diktatur. Das können und wollen wir nicht tatenlos hinnehmen. Wir zeigen Solidarität mit Gui Minhai und den Freiheitskämpfern in Hongkong. Wir fordern die unverzügliche Freilassung des Autors, Buchhändlers und Verlegers sowie Freiheit für alle inhaftierten Kunst- und Kulturschaffenden weltweit. Die Bundesregierung rufen wir dazu auf, freiheitlich-demokratische Werte wie Meinungsfreiheit nicht wirtschaftlichen Interessen unterzuordnen: Sie muss kompromisslos Position für die Freiheit zu beziehen – in China, in der Türkei, in Saudi-Arabien und weltweit. Als Kulturschaffende tragen wir eine besondere Verantwortung für die Gesellschaft und ganz besonders die Meinungsfreiheit.

Lam Wing Kee (Hongkonger Buchhändler im Exil) sowie Liao Yiwu (Chinesischer Autor im Exil und Friedenspreisträger) © Foto: Diether v Goddenthow
Lam Wing Kee (Hongkonger Buchhändler im Exil) sowie Liao Yiwu (Chinesischer Autor im Exil und Friedenspreisträger) © Foto: Diether v Goddenthow

Die gesamte Zivilgesellschaft ist gefragt, sich für die Freiheitsrechte einzusetzen, damit sie auch in Zukunft Bestand haben. Das gilt gerade auch für die wirtschaftlichen Eliten: Sie sollten bedenken, dass sie ihre gesamten Entfaltungsmöglichkeiten den Freiheiten verdanken, die in unserem Land gelten. Der größte Feind der Meinungsfreiheit ist die Untätigkeit.“

Jennifer Clement (Präsidentin PEN International).© Foto: Diether v Goddenthow
Jennifer Clement (Präsidentin PEN International).© Foto: Diether v Goddenthow

Bei der Veranstaltung sprachen neben Alexander Skipis auch Lam Wing Kee (Hongkonger Buchhändler im Exil), Liao Yiwu (Chinesischer Autor im Exil und Friedenspreisträger) und Jennifer Clement (Präsidentin PEN International).
Pressefotos zur freien Verwendung unter Angabe des Bildnachweises: vntr.media

Frankfurter Buchmesse: Gelungener Start für die CREATE YOUR REVOLUTION-Kampagne – „Im Leben geht es darum, einen Unterschied zu machen.“

© Foto: Diether v Goddenthow
© Foto: Diether v Goddenthow

Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union steht unmittelbar bevor. Deutschland feiert zeitgleich den 30. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer. Diese und andere Revolutionen, die Europa geprägt haben und prägen werden, sind Ausdruck der dynamischen Zeiten, in denen die 71. Frankfurter Buchmesse (16.-20. Oktober 2019) stattfindet. Welche Rolle spielt Kultur im Rahmen dieser Veränderungen, aber auch vor dem Hintergrund globaler politischer und gesellschaftlicher Umbrüche? Was kann Kultur leisten? Und warum ist sie heute wichtiger denn je? Das sind die Kernfragen von CREATE YOUR REVOLUTION (CYR), der Kampagne der Frankfurter Buchmesse. Sie standen auch bei den CYR-Talks am Mittwochabend im Mittelpunkt.

Die CREATE YOUR REVOLUTION-Talks, die im THE ARTS+ Areal stattfanden, „waren ein fantastischer Abend mit außergewöhnlichen Vorträgen aus aller Welt“, fasst John Kampfner zusammen. Der ehemalige Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Kreativwirtschaft und TV-Journalistin Nazan Gökdemir moderierten die Veranstaltung, die Meinungsfreiheit, kreativen Wandel und eine bessere Welt feierte. Während des dreistündigen Events begeisterten Kulturaktivistinnen aus aller Welt das Publikum mit persönlichen Geschichten und Ideen für die Zukunft von Demokratie und Kultur. Phyllis Omido, Umweltaktivistin und Gründerin des Center for Justice, Governance, and Environmental Action, rief das Publikum zur weltweiten gegenseitigen Unterstützung auf: „Wir teilen uns einen Planeten und was auch immer in Afrika passiert, hat Auswirkungen in Europa – wir sollten uns gegenseitig unterstützen.“ Doch der Abend präsentierte nicht nur herausragende Aktivisten für den weltweiten Wandel, die leidenschaftlich über ihre Ideen diskutierten, sondern auch ausdrucksstarke Performances. Corey Scott-Gilbert zeigte einen Ausschnitt aus Sasha Waltz‘ Tanz-Performance „Kreatur“.

Eine Zusammenfassung der Highlights der Veranstaltung ist ab dem 23. Oktober 2019 in der ARTE Mediathek (arte.tv/buchmesse) verfügbar.

Wie geht es weiter? Das Engagement der Kampagnen-Partner

Die Kampagne wird auf unterschiedliche Weise von den Partnern – den Vereinten Nationen (UN), ARTE, dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels, THE ARTS+/B3 und Spreadshop – unterstützt.

Für die Vereinten Nationen stehen im Rahmen ihres Engagements die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG) im Mittelpunkt. Melissa Fleming, UN Under-Secretary-General for Global Communications, unterstreicht, dass Kultur dabei helfen kann, die Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erreichen. „Kultur kann so viel mehr sein als Unterhaltung; sie kann eine Kraft für das Gute sein. Kunst und Literatur können Einstellungen verändern, die Phantasie anregen und zu positiven Veränderungen inspirieren.“ Die UN veranstaltet deshalb am Samstag, 19. Oktober 2019, von 10 bis 12 Uhr, die SDG Media Zone auf der THE ARTS+ Stage in Halle 4.1. Unter dem Motto „Creating A Revolution for Change“ bringt das englischsprachige Programm Menschen zu Themen, die im Mittelpunkt der Ziele der nachhaltigen Entwicklung stehen, zusammen. Es geht um Diskussionen und Denkanstöße zu dringlichen Themen unserer Zeit und um die Menschen, die den Wandel und den Fortschritt vorantreiben und grundlegende Debatten führen. Memory Banda wird über „Gleichberechtigung für Mädchen in Malawi“ sprechen. Sie ist Feministin und glühende Kämpferin für Bildung und gegen Kinderehen. In „Der Zustand des Planeten“ sprechen Alexander Repenning (Co-Autor von Vom Ende der Klimakrise) und Dr. Ina Knobloch (Aufschrei der Meere) über die Konsequenzen des Klimawandels (Die Veranstaltung findet auf Deutsch statt). Weitere Gäste sind Diane Drubay, Gründerin von We are museums, Dr. Peter Kurz, Bürgermeister von Mannheim und Vorsitzender des Weltverbandes der Bürgermeister, und Marcin Krupa, Bürgermeister von Katowice. Begleitet wird das SDG-Fachprogramm von Sherri Aldis, Leiterin der UN-Kommunikation, und Arne Molfenter, Head of Liason Office, UN Regional Information Centre for Western Europe.

ARTE brachte bereits in Vorbereitung auf die Frankfurter Buchmesse Menschen zusammen, die etwas verändern wollen. Persönlichkeiten aus Kultur und Zeitgeschehen, die erkannt haben, dass sie die Welt durch ihr kreatives Handeln zum Besseren verändern können. In spannenden Video-Beiträgen, verfügbar in der ARTE Mediathek (arte.tv/buchmesse), sprechen Klimaaktivistin Luisa Neubauer und Pianist Igor Levit sowie Ai Weiwei mit Moderatorin Nazan Gökdemir darüber, wie und warum sie aktiv geworden sind und wie sie ihre Stimmen, ihre Ideen in das aktuelle Weltgeschehen einbringen. Für Ai Weiwei steht fest: „Im Leben geht es darum, einen Unterschied zu machen.“ Im Video spricht er über die Stärke von Kultur und die Bedeutung von Kunst, um Politik und Gesellschaft zu verändern.

Auch der Börsenverein des Deutschen Buchhandels engagiert sich im Rahmen von CREATE YOUR REVOLUTION. Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis fasst es so zusammen: „Kulturschaffende haben etwas zu sagen und können wesentliche Impulse in Politik und Gesellschaft setzen. Es gilt, immer wieder die Stimme zu erheben, wenn Politiker etwa Verstöße gegen die Menschenrechte in anderen Ländern übergehen, um wirtschaftliche oder politische Vorteile zu erzielen. Kreative müssen sich mehr einmischen, nicht zuletzt in einer Zeit der ,einfachen Wahrheiten‘!“ Bereits Anfang Oktober fand im Schauspiel Frankfurt hierzu die Veranstaltung „Wen interessieren Werte? Zur Relevanz der Kultur in politischen Entscheidungen“ mit Schriftstellerin Jagoda Marinić statt. Am 17. Oktober 2019 um 13.30 Uhr lädt der Börsenverein mit Partnern zu einer Mahnwache für Meinungsfreiheit auf der Agora ein. Mit der Veranstaltung rufen sie dazu auf, Solidarität mit dem seit 2015 inhaftierten schwedisch-hongkonger Autor, Verleger und Buchhändler Gui Minhai zu zeigen und ein Zeichen zu setzen für Meinungsfreiheit in Hongkong und weltweit – mit aufgespannten Regenschirmen, dem Symbol der Hongkonger Freiheitsbewegung.

Damit die Menschen, die die Welt verändern, auch visuell zeigen können, wofür sie stehen, ist Spreadshop Partner von CREATE YOUR REVOLUTION. Mit dem Online-Shopsystem von Spreadshirt zeigen Aktivistinnen und Aktivisten das, was sie bewegt – auf Kleidung und Accessoires mit individuellem Aufdruck. Spreadshop hat das CYR-Team bereits im Vorfeld mit CYR-Merchandise ausgestattet, hat den offiziellen CYR-Spreadshop aufgesetzt (shop.spreadshirt.de/createyourrevolution) und wird auf der Frankfurter Buchmesse (in Halle 4.1) live T-Shirts drucken, um so die kreative Revolution sichtbar voran zu treiben. „Es gibt unglaublich viele Aktivisten, Autorinnen und Vordenker mit inspirierenden Ideen und noch viel mehr Anhänger, Leserinnen und Fans, die diese Ideen lieben. Wir bieten den Menschen und ihren Unterstützern die Möglichkeit, ihre Ideen mit Merchandise in die Welt zu tragen“, erklärt Philip Rooke, CEO von Spreadshirt, die CYR-Unterstützung des Unternehmens.

THE ARTS+/B3 ist inhaltlich über das gemeinsame Leitthema „Future of Culture“ mit der Kampagne CREATE YOUR REVOLUTION verwoben. Das Festival im Rahmen der Frankfurter Buchmesse hat nicht nur kommunikativ die Kampagneninhalte vorangetrieben, sondern zentrale Elemente der Kampagne finden auf dem THE ARTS+/B3 Areal statt.

CREATE YOUR REVOLUTION – INITIATIVE FOR THE FUTURE OF CULTURE wird auch nach der Frankfurter Buchmesse fortgesetzt. ARTE wird weitere Videos produzieren. Als nächstes kommen Milo Rau und Andrea Venzon sowie Lady Bitch Ray und Hanns Zischler für die Videoaufnahmen zusammen. Und es werden u.a. Veranstaltungen und Kooperationen zu den Themen Aktivismus, Sprache, Leben mit Maschinen, Vertrauen, Zukunft, Identität, Nachhaltigkeit und Bildung stattfinden. Weitere Informationen auf www.cyr.world #CREATEYOURREVOLUTION

Frankfurter Buchmesse – Eröffnung des Weltempfangs

Eröffnung: Weltempfang Bühne (Halle 4.1 B 81) © Foto: Diether v Goddenthow
Eröffnung: Weltempfang Bühne (Halle 4.1 B 81) © Foto: Diether v Goddenthow

Gletscherschmelzen, Waldbrände, Müllberge, Mikroplastik: Unser Einfluss auf die Natur ist unübersehbar, und das weltweit. Einst der Natur ausgeliefert, ist der Mensch inzwischen die verändernde Kraft auf dem Planeten. „Anthropozän“ bezeichnet das Zeitalter, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Prozesse auf der Erde geworden ist. Unter diesem Motto wird im Weltempfang, dem Zentrum für Politik, Literatur und Übersetzung der Frankfurter Buchmesse in Halle 4.1, bei zahlreichen Veranstaltungen das Verhältnis zwischen Kultur und Natur diskutiert.

Tobias Voss, Geschäftsleitung Internationale Beziehungen bei der Frankfurter Buchmesse, sagt: „Dieses Thema betrifft uns alle: Täglich werden wir in den Medien mit Meldungen zu Klimawandel und Naturkatastrophen konfrontiert. Wir finden uns in einer Situation wieder, in der wir Menschen Verursacher zahlreicherer Veränderungen auf dieser Erde sind. Andererseits steigt das gesellschaftliche Bewusstsein über komplexe Abhängigkeiten von und innerhalb der Natur, über die Empfindlichkeit ganzer Ökosysteme, über Verlorengegangenes und über nicht zu fassende, nicht zu kontrollierende Phänomene. Wie müssen wir handeln? Und haben wir noch die Möglichkeit, eine ökologisch stabile und lebenswerte Zukunft auf den Weg zu bringen? Diesen und weiteren Fragen wollen wir  im Weltempfang 2019 nachgehen.“

 

Eröffnung des Weltempfangs: Das Anthropozän – steht die Kultur über der Natur?

Irmgard Maria Fellner (Beauftragte für Auswärtige Kulturpolitik und stellvertretende Leiterin der Abteilung Kultur und Kommunikation, Auswärtiges Amt, eröffnete gemeinsam mit Buchmessendirektor Juergen Boos den Weltemmpfang.© Foto: Diether v Goddenthow
Irmgard Maria Fellner (Beauftragte für Auswärtige Kulturpolitik und stellvertretende Leiterin der Abteilung Kultur und Kommunikation, Auswärtiges Amt, eröffnete gemeinsam mit Buchmessendirektor Juergen Boos den Weltemmpfang.© Foto: Diether v Goddenthow

Gestern, am ersten Buchmessentag eröffneten Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse und Irmgard Maria Fellner, Beauftragte für Auswärtige Kulturpolitik und stellvertretende Leiterin der Abteilung Kultur und Kommunikation, Auswärtiges Amt mit den Diskutantinnen Maja Lunde Autorin des Weltbestseller Die Bienen,  Dr. Friederike Otto, Environmental Change Institute, Oxford University, und  Prof. Dr. Harald Welzer, Direktor, FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit und Professor für Transformationsdesign an der Universität Flensburg den Weltempfang.  Jenny Friedrich-Freksa, Chefredakteurin, Kulturaustausch moderierte die sehr gut besuchte Veranstaltung gegen 16.30 Uhr Bühne (Halle 4.1 B 81)

(v.li.) Die Diskutanten: Prof. Dr. Harald Welzer (Direktor, FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit und Professor für Transformationsdesign, Universität Flensburg),Maja Lunde (Autorin), Dr. Friederike Otto (Environmental Change Institute, Oxford University) und Moderatorin Jenny Friedrich-Freksa (Chefredakteurin, Kulturaustausch) © Foto: Diether v Goddenthow
(v.li.) Die Diskutanten: Prof. Dr. Harald Welzer (Direktor, FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit und Professor für Transformationsdesign, Universität Flensburg),Maja Lunde (Autorin), Dr. Friederike Otto (Environmental Change Institute, Oxford University) und Moderatorin Jenny Friedrich-Freksa (Chefredakteurin, Kulturaustausch) © Foto: Diether v Goddenthow

Kranke Haltung: Das Mensch-Tier-Verhältnis in der industriell betriebenen Zucht
Bereit vor der offiziellen Eröffnung gab es einige Diskussionsveranstaltung, unter anderem  Jean-Baptiste Del Amo Autor,  Robert Habeck und Bundesvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen. Moderiert hatte Cord Riechelmann, Publizist und Autor.

 

Weitere Highlights auf der Bühne Weltemmpfang werden  in den nächsten Tagen werden sein:

Britische Schriftsteller über den Brexit
Mit: Jan Carson (Schriftstellerin und kommunale Projektentwicklerin); Bonnie Greer (Schriftstellerin, Dramatikerin und Journalistin); Patrick McGuiness (Schriftsteller und Wissenschaftler); Moderation: Alexandra Büchler (Direktorin, Literature Across Frontiers)
Freitag, 18. Oktober 2019, 13.30-14.30 Uhr, Weltempfang Bühne (Halle 4.1 B 81)

Die Literatur von Sinti und Roma – in Deutschland und in der Welt
Mit: Veijo Baltzar (Autor, Dramaturg, Präsident der International Roma Writers Association); Dr. Beate Eder-Jordan (Literaturwissenschaftlerin, Universität Innsbruck); Erika Hornbogner (Leiterin, Drava-Verlag); Ruždija Sejdović (Schriftsteller, Dramaturg und Übersetzer); Moderation: Barbara Wahlster (Leiterin Literaturredaktion, Deutschlandradio Kultur)
Samstag, 19. Oktober 2019, 10.30-11.30 Uhr, Weltempfang Bühne (Halle 4.1 B 81)

Populismus versus Demokratie – was ist los in Lateinamerika?
Mit: Gioconda Belli (Schriftstellerin und Dichterin); Carlos Franz (Journalist und Schriftsteller); Luiz Ruffato (Schriftsteller); Moderation: Lutz Kliche (Übersetzer und Literaturvermittler)
Samstag, 19. Oktober 2019, 14.30-15.30 Uhr, Weltempfang Salon (Halle 4.1 B 81)

Künstlerin, Kämpferin, Kosmopolitin: Frauen schreiben das 21. Jahrhundert
Mit: Jennifer Clement (Autorin und Präsidentin, PEN International); Mercedes Rosende (Autorin und Rechtsanwältin, LiBeraturpreis-Gewinnerin 2019); Elif Shafak (Autorin); Moderation: Juergen Boos (Direktor der Frankfurter Buchmesse)
Samstag, 19. Oktober 2019, 16.30-17.30 Uhr, Weltempfang Bühne (Halle 4.1 B 81)

Zwischen Hilflosigkeit und Hoffnung – Leben mit dem Klimawandel
Mit: Thore D. Hansen (Autor); Michael Müller (Bundesvorsitzender, NaturFreunde Deutschlands und parlamentarischer Staatssekretär a.D., Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit); Luisa Neubauer (Klimaschutz-Aktivistin und Mitorganisatorin der „Fridays for Future“-Proteste); Prof. Uwe Schneidewind (Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie); Moderation: Ulrich Noller (Journalist und Autor)
Sonntag, 20. Oktober 2019, 15.00-16.00 Uhr, Weltempfang Bühne (Halle 4.1 B 81)

Das gesamte Programm des Weltempfangs finden Sie unter www.buchmesse.de/weltempfang2019
sowie in unserem Online-Veranstaltungskalender und in der kostenlosen Frankfurter Buchmesse App.

Eröffnung von Open Book – dem großen Frankfurter Lesefest zur Buchmesse

Eröffnung von OPEN BOOKS. Im Gespräch mit Luzia Braun, Sonja Vandenrath, Dorothea Westphal sowie Gert Scobel stellten die Gäste ihre aktuellen Publikationen vor. Auf dem Blauen Sofa nahmen gestern Abend Platz: Joachim Gauck „Toleranz: einfach schwer“. Felicitas Hoppe „Grimms Märchen für Heldinnen von heute und morgen“. David Wagner „Der vergessliche Riese“ und Saša Stanišić, der   Träger des Deutschen Buchpreises 2019 mit "Herkunft". © Foto: Diether v Goddenthow
Eröffnung von OPEN BOOKS. Im Gespräch mit Luzia Braun, Sonja Vandenrath, Dorothea
Westphal sowie Gert Scobel stellten die Gäste ihre aktuellen Publikationen vor. Auf dem
Blauen Sofa nahmen gestern Abend Platz:
Joachim Gauck „Toleranz: einfach schwer“. Felicitas Hoppe „Grimms Märchen für Heldinnen von heute und morgen“. David Wagner „Der vergessliche Riese“ und Saša Stanišić, der Träger des Deutschen Buchpreises 2019 mit „Herkunft“. © Foto: Diether v Goddenthow

Das elfte OPEN BOOKS, das große Lesefest zur Buchmesse der Stadt Frankfurt, wurde gestern Abend in der völlig ausverkauften Deutschen Nationalbibliothek gleich mit vier bekannten Autoren, darunter der neu gekürte Träger des Deutschen Buchpreises 2019, Saša Stanišić, eröffnet.
In diesem Jahr werden vom 15. bis 19. Oktober über 240 Autorinnen und Autoren bei rund 160 Veranstaltungen ihre neuen Bücher an Veranstaltungsorten rund um den Frankfurter Römerberg präsentieren. Am BuchmessenWochenende lädt das Kinderprogramm zu 13 Veranstaltungen im Jungen Museum am Römerberg ein. 94 Verlagshäuser aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nutzen die Möglichkeit, die Novitäten ihres Herbstprogramms bei OPEN BOOKS vorzustellen. Neben den Veranstaltungen zu deutschsprachigen Belletristik, neuen Sachbüchern, Lyrik und Graphic Novels werden Lesungen internationaler Autorinnen und Autoren mit einem besonderen Schwerpunkt auf dem diesjährigen Gastland Norwegen stattfinden.

Sonja Vandenrath im Gespräch mit Buchpreisträger Saša Stanišić über sein Werk "Herkunft" und seine Kritik an Literaturnobelpreisträger 2019  Peter Handke.© Foto: Diether v Goddenthow
Sonja Vandenrath im Gespräch mit Buchpreisträger Saša Stanišić über sein Werk „Herkunft“ und seine Kritik an Literaturnobelpreisträger 2019 Peter Handke.© Foto: Diether v Goddenthow

Den Abschluss des Lesefests bildet die OPEN PARTY in guter Tradition im Literaturhaus Frankfurt.

Weitere Informationen zum Programm von OPEN BOOKS und Literatur im Römer ist hier
zur finden: www.openbooks-frankfurt.de