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Uraufführung »DER FINDLING« Nach der Novelle von Heinrich von Kleist am 20. Dez. 2016 im Schauspiel Wiesbaden

© massow-picture
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Premiere am 20. Dezember 2015 um 20:00 Uhr im Studio // die beiden nächsten Vorstellungstermine sind am 23. Dezember 2015 um 20:00 Uhr sowie am 10. Januar 2016 um 16:00 Uhr

Der römische Geschäftsmann Piachi rettet einen Waisenjungen vor der Pest – um den Preis des Lebens seines eigenen Kindes. Nachdem er ihn an Sohnes statt aufgezogen hat, muss er feststellen, dass er sich einen Todfeind ins Haus geholt hat. Wie die Seuche, vor der er bewahrt wurde, infiziert Nicolo alles um sich her. Gewandt zwar im Geschäftlichen, ist er lüstern, unehrlich, durchtrieben, bigott. Bis zur versuchten Vergewaltigung von Piachis junger Frau Elvire reicht die Liste seiner Untaten. Es ist, als führte allein seine Anwesenheit zur Auflösung natürlicher Bindungen. Aber ist er von Grund auf und ursprünglich böse, oder hat ihn erst ein Umfeld, das ihn immer nur als Stellvertreter hat sehen können ­­– des toten Sohnes für Piachi, eines verlorenen Liebhabers für Elvire –, dazu gemacht?

Kleists wohl letzte Erzählung, entstanden nicht lange vor seinem Tod am Wannsee, ist ein von romantischen Motiven wie Doppelgänger, Spiegelungen und Verwechslungen durchzogenes Anti-Idyll, das sich gegen alle bürgerlich-aufklärerischen Ideale von Erziehung und Familie stellt, mit düsterer emotionaler Wucht die kleinste gesellschaftliche Einheit von innen heraus sprengt. Regisseurin Felicitas Braun übersetzt sie in ebenso phantasievolle wie doppelbödige Bilder und hochemotionale Szenen.

Regie Felicitas Braun Bühne & Kostüme Sonja Böhm Dramaturgie Katharina Gerschler

Mit Janina Schauer, Stayce Camparo, Christian Erdt, Ulrich Rechenbach

Kasse im Großen Haus
Christian-Zais-Str. 3
65189 Wiesbaden
Telefon 0611.132 325
Fax 0611.132 367
E-Mail vorverkauf@staatstheater-wiesbaden.de

Öffnungszeiten:
Mo – Fr: 10.00 – 19.30 Uhr
Sa: 10.00 – 14.00 Uhr
So & Feiertag: 11.00 – 13.00 Uhr

Die Abendkasse ist jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn in der jeweiligen Spielstätte geöffnet.

SWRlive Weihnachtliches im Foyer nach Texten von Robert Gernhard, Bernd Eilert u. Pit Knorr am 9. Dez. 2016

© swr
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Mittwoch, 9.12., 19 Uhr Weihnachtliches im Foyer
Pit Knorr und die eiligen drei Könige:„Erna, der Baum nadelt!“
Ein Adventsabend der besonderen Art nach Texten von Robert Gernhardt, Bernd Eilert und Pit Knorr

Unglaublich! Völlig unerwartet werden Schorsch und Erna Breitlinger zu Zeugen eines schrecklichen Unglücks: Der Baum beginnt zu nadeln und ein dramatisches Schauspiel nimmt seinen Lauf.
Pit Knorr, Autor der Neuen Frankfurter Schule, Mitbegründer der Satirezeitschrift TITANIC und Texter von Otto Waalkes, liest den Kult-Sketch „Erna, der Baum nadelt!“ und andere Highlights aus dem Weihnachtsfundus des Autorentrios Robert Gerhardt/ Bernd Eilert/ Pit Knorr.
Unterbrochen wird er dabei immer wieder von weihnachtlicher Musik, fetzigem Blues und Rock von den Stars der Frankfurter Musikszene Ali Neander (Gitarre), Markus Neumeyer (Piano) und Frank Wolff (Cello). Sie sind die wahren Crossover-Engel zwischen E- und U-Musik und die eiligen drei Könige des Abends.

SWRlive! im Foyer des SWR Funkhauses Mainz, Am Fort Gonsenheim 139, 55122 Mainz.
Einlass: 1 Stunde vor Veranstaltungsbeginn; Eintritt frei;
Infotelefon: 06131/929-32244; swrlive@swr.de; www.swr.de/swrlive

Bärenkult und Schamanenzauber. Rituale früher Jäger – ab 5. Dez. 2015 im Archäologischen Museum Frankfurt

© Archäologisches Museum Frankfurt
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Ausstellung „Bärenkult  und  Schamanenzauber. Rituale  früher  Jäger“ vom 5. Dezember 2015 bis 28. März 2016 im Archäologischen Museum Frankfurt a. Main

Warum hat man Bären feierlich bestattet? Und in welchen Zauberwelten weilten Schamanen bei ihren Seelenreisen?
Bärenzeremoniell, Hirschtanz sowie Ren- und Elchkult waren religiös–schamanische Rituale zahlreicher indigener Jägervölker im Norden Skandinaviens und Sibiriens während des letzten Jahrtausends. In diesen archaischen Vorstellungswelten werden Züge einer menschlichen „Urreligion“ sichtbar, deren Wurzeln in den Jäger-Fischer-Sammler-Kulturen der Vorzeit liegen. Neben der weiten Verbreitung dieser Kulte über die gesamte zirkumpolare Zone erstaunt vor allem ihr unergründliches Alter: Die Verehrung von Bären und Geweihträgern, verbunden mit schamanischen Ritualen, ist schon für die Altsteinzeit vor etwa 40 000 Jahren belegt.

Erstmals weltweit wird dieses Thema in der Frankfurter Ausstellung beleuchtet. Einmalige archäologische Funde und faszinierende ethnologische Objekte verbinden sich dabei mit originalgetreuen Inszenierungen und aufschlussreichen Bildzeugnissen.

Der Ausstellungsbesuch wird zu einer Expedition in die religiöse Welt der menschlichen Frühzeit.

Spuren eines Bärenkults finden sich bereits in zahlreichen Höhlen der Altsteinzeit.
Noch bis in das 20. Jahrhundert hinein gehörte ein komplexes Bärenjagd- und Tötungszeremoniell zur Kultur der Jägervölker des zirkumpolaren Raums. Im Zentrum stand das große Bärenfest, das mit der feierlichen Beisetzung der Bärenknochen endete – so konnte der Herr des Waldes und Ahn des Menschen eines Tages wieder auferstehen.

Dieses Ritual wird in der Ausstellung mit reichen archäologischen und ethnographischen Zeugnissen illustriert. Highlights sind skandinavische Bärengräber aus Schweden und Norwegen.

Die Schamanen Sibiriens waren Mittler zwischen dem Diesseits und den jenseitigen Anderwelten. In Trance und Ekstase konnten sie, unterstützt von Hilfsgeistern, auf Seelenreise ins Jenseits gehen. In der Ausstellung werden eine komplette Schamanentracht und –ausstattung, zahlreiche Kultfigürchen sowie eine der seltenerhaltenen Schamanentrommel präsentiert.

Auch der kultischen Verehrung großer Geweihträger, Hirsch, Ren und Elch, die Symbol einer zyklisch wiederkehrenden Fruchtbarkeit waren, spürt die Schau mit hochkarätigen, erstmals außerhalb Skandinaviens gezeigten Ausstellungsobjekten nach. Maskentänze, allegorische Vereinigungen mit den mächtigen Tieren, lassen sich seit der Altsteinzeit bis ins 19. Jahrhundert der Polarregionen nachweisen.

Besucher sind zu vier Vorträgen (Eintritt frei) eingeladen, die verschiedene Themen der faszinierenden Welt des Schamanismus vertiefen.

An zwei festen Terminen pro Woche – sonntags um 14 Uhr und mittwochs um 18 Uhr – können interessierte Besucher ohne vorherige Anmeldung an öffentlichen Führungen durch die Sonderausstellung teilnehmen.

Besondere Glanzlichter im Rahmenprogramm sind das JOIK-Konzert (5.12.2015, 19 bis 21 Uhr) des gefeierten Künstlers und Joikers Simon Issát Mareinen sowie das ethno-poetische Erzähl-Spiel »Beim Alten in den Wäldern« (13.02.2016, 19 Uhr) für Jugendliche und Erwachsene.

Ein spezielles Führungsangebot richtet sich an Schulen, Kindertagesstätten und Jugendhäuser

Für Familien mit Kindern wird ein umfangreiches Programm mit einer musikalischen Märchenreise zu fernen Völkern, spannenden Taschenlampenführungen oder einer Lesung angeboten.

Kinder können außerdem mit dem Rätselheft »Bärenkult und Schamanenzauber – das bärenstarke Rätselheft« auf Expedition zum Polarkreis gehen und die geheimnisvolle  Welt der Schamanen entdecken.

Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog (14.95 €).

Die im Archäologischen Museum Frankfurt konzipierte Ausstellung entstand in Kooperation mit den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim und dem Neanderthal Museum Mettmann.

Förderung
Dezernat für Kultur und Wissenschaft  der Stadt Frankfurt am Main
Historisch-Archäologische Gesellschaft Frankfurt am Main e.V.
Verein für das Historische Museum und das Archäologische Museum

Öffnungszeiten
Dienstag – Sonntag
10 – 18 Uhr
Mittwoch 10 – 20 Uhr

Ort
Archäologisches Museum Frankfurt
Karmelitergasse 1, 60311 Frankfurt am Main
www.archaeologisches-museum.frankfurt.de

Terminübersicht Januar 2016 – Literaturhaus Villa Clementine

© massow-picture
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Terminübersicht Januar 2016 – Literaturhaus Villa Clementine
Das neue Jahr startet im Literaturhaus mit einer Lesung des renommierten Schriftstellers Ilija Trojanow aus seinem politischen Roman „Macht und Widerstand“. Außerdem sind der Schauspieler Felix von Manteuffel und der Philologe Sven Hanuschek im Literaturhaus zu Gast für einen Abend über Bernard von Brentanos Roman „Franziska Scheler“. Nicht fehlen darf zum Jahresbeginn natürlich auch das hr2-Hörfest mit zahlreichen Veranstaltungen rund um den auditiven Sinn.

Fr 15.01.2016 Ilija Trojanow liest aus „Macht und Widerstand“
Ilija Trojanow entfaltet in „Macht und Widerstand“ ein breites zeitgeschichtliches Panorama und schafft ein bewegendes Stück Erinnerungsarbeit: Konstantin und Metodi verbindet eine tiefe Gegnerschaft, die seit ihrer Kindheit in der bulgarischen Provinz Bestand hat. Während es Metodi als Karrierist bis in die obersten Ränge der Macht schafft, lehnt sich Konstantin leidenschaftlich gegen das Regime auf und wühlt sich auf seiner Suche nach Wahrheit durch die Archive der Staatssicherheit.

Eine Fülle einzelner Momente aus wahren Geschichten, die Trojanow seit den Neunzigerjahren in Gesprächen mit Zeitzeugen gesammelt hat, verdichtet sich hier zu einer spannenden Schicksalserzählung über menschliche Würde und Niedertracht.

Ilija Trojanow, geboren 1965 in Sofia, floh mit seiner Familie 1971 über Jugoslawien und Italien nach Deutschland, wo sie politisches Asyl erhielt. 1972 zog die Familie weiter nach Kenia. Von 1984 bis 1989 studierte Trojanow Rechtswissenschaften und Ethnologie an der Universität München. In München gründete er den Kyrill & Method Verlag und den Marino Verlag. 1998 zog Trojanow nach Bombay, 2003 nach Kapstadt. Heute lebt er – wenn er nicht reist – in Wien. Zu seinem Werk zählen die Romane „Die Welt ist groß und Rettung lauert überall“, „Der Weltensammler“ und zuletzt „Eistau“ sowie seine Reisereportagen „An den inneren Ufern Indiens“. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Fr 15.01. | 19.30 Uhr
Autorenlesung
Moderation: Insa Wilke
€ 8 / 7 – Reservierung unter 0611-3415837 oder literaturhaus-kartenreservierung@freenet.de
Veranstalter und Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1

Di 19.01. und Di 23.02.2016 – Das „Offene Literaturforum“
Das „Offene Literaturforum“ des Fördervereins Literaturhaus Villa Clementine unter der Leitung von Rita Thies will ein offener Gesprächskreis zur Gegenwartsliteratur sein, der alle vier bis sechs Wochen stattfindet. Hier sollen Leseempfehlungen ausgetauscht werden und ungezwungene Gespräche über interessante Bücher stattfinden. Alle, die Lust am Lesen haben, die gern auf literarische Entdeckungsreise gehen, sind eingeladen, mitzumachen.

Auch wenn Sie bei den letzten Treffen nicht teilnehmen konnten, das Literaturforum begrüßt Sie gerne auch bei seinem nächsten Treffen im Café des Literaturhauses. Das Team des Cafés ist so freundlich, das Literaturforum zu bewirten.

Di 19.01. sowie Di 23.02. | 19.30 Uhr
Eintritt frei
Veranstalter: Förderverein Wiesbadener Literaturhaus Villa Clementine e.V.
Ort: Literaturhauscafé, Frankfurter Str. 1

Mi 20.01.2016 hr2-Hörfest – die Kunst des Hörens und Zuhörens
Zum 15. Mal feiern die Stadt Wiesbaden und hr2-kultur vom 20.01. – 24.01. während des hr2-Hörfests die Kunst des Hörens und Zuhörens. Ein eigenes Festival für die Stimme und das Ohr, bei dem Jung und Alt gemeinsam lauschen, bei dem sich E und U, Musik und Sprache, Artistik und Wissenschaft begegnen – das ist einmalig und sichert Wiesbaden mit vollem Recht den Titel „Welthauptstadt des Hörens“. Das ausführliche Programm liegt aus.

Hanns Zischler liest zur Eröffnung des diesjährigen Hörfestes aus der Erzählung „Ein schlichtes Herz“ von Gustave Flaubert. Seine Lesung ist Teil der „Höredition der

Weltliteratur“. Hanns Zischler spielte in über 200 internationalen und nationalen Kinofilmen mit und arbeitete mit vielen hochkarätigen Regisseuren zusammen. Neben seiner Arbeit als Schauspieler und Sprecher zahlreicher Hörbücher ist Hanns Zischler auch als Autor und Herausgeber tätig. Zu seinen Veröffentlichungen zählen: „Kafka geht ins Kino“, „Der Schmetterlingskoffer“, „Berlin ist zu groß für Berlin“ und „Das Mädchen mit den Orangenpapieren“. Seit über 20 Jahren stellt er zudem seine Arbeiten als Fotograf aus. 2009 erhielt er den Heinrich-Mann-Preis der Berliner Akademie der Künste, 2011 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt, 2013 mit dem Preis der Literaturhäuser.

Mi 20.01. | 19.30 Uhr
€ 8 / 7 – Vorverkauf: Hessisches Staatstheater; Tourist Information sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen. Online-Kartenkauf: www.staatstheater-wiesbaden.de und www.hr2-tickets.de. Die genannten Eintrittspreise sind Abendkassenpreise, VVK-Gebühren je nach Verkaufsstelle.
Veranstalter: Kulturamt Wiesbaden und hr2-kultur
Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1

Do 21.01.2016 Der Poetikdozent Kristof Magnusson liest aus seiner „Gebrauchsanweisung für Island“ und spricht außerdem über seine Tätigkeit als Übersetzer aus dem Isländischen.

Trolle und Elfen, heiße Quellen und Vulkane, die ganz Europa lahmlegen: Der halb deutsche, halb isländische Schriftsteller Kristof Magnusson zeigt uns das sagenhafte Island wie das alltägliche – das jüngste Land der Erde, das vom Erdbeben bis zur Finanzkrise keinen Unfug auslässt. Er kennt das Sterben der Fischerdörfer und die Landflucht, nimmt uns mit in Nationalparks und zu Sommerfestivals, bei denen die Isländer in Scharen zelten. Er verrät, wie das Nachtleben in Reykjavík und wie die isländische Schwimmbadkultur funktioniert. Warum hier jeder zwei Jobs hat und wie die Banken größer werden konnten als der Staat. Weshalb die Sagas für die isländische Kultur immer noch so wichtig sind. Und was es mit der „Kochtopfrevolution“ auf sich hat.

Kristof Magnusson, geboren 1976 in Hamburg, machte eine Ausbildung zum Kirchenmusiker, arbeitete in der Obdachlosenhilfe in New York und studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Sein Debütroman „Zuhause“ (2005) wurde mit dem Rauriser Literaturpreis ausgezeichnet, seine Romane „Das war ich nicht“ und „Arztroman“ wurden zu Bestsellern.

Do 21.01. | 19.30 Uhr
Autorenlesung
Moderation: Ulrich Sonnenschein (hr2-kultur)
Eintritt frei
Veranstalter: Hochschule RheinMain in Kooperation mit dem Literaturhaus / Kulturamt Wiesbaden
Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1

Fr 22.01.2016 hr2-Hörfest
Im Rahmen des hr2-Hörfests sind während des „Labyrinth des Hörens“ drei Hör- und Stimmexperten zu Gast.

Ali N. Askin komponiert und produziert Film- und Fernsehmusik – unter anderem für „Türkisch für Anfänger“, „Tatort“, „Pettersson und Findus“ – aber er schreibt auch für das Musiktheater und das Radio. Seine verschiedenen musikalischen und außermusikalischen Interessen beeinflussen sich gegenseitig und halten seinen Blick auf die Dinge frisch. Denn in der kreativen Tätigkeit findet er kaum etwas so abtötend wie Routine und die daraus resultierende Langeweile. Er berichtet über seine Arbeit und was man dafür als Komponist mitbringen muss.

Uli Mangel und Georg Feils sprechen über Stimm- und Hör-Erfahrungen. Singen ist wieder gefragt – vor allem dann, wenn es Lieder sind, die das bisher bekannte

Repertoire verlassen. Nicht nur Neurowissenschaftler wie Georg Hüther betonen den

Wert der Stimmentwicklung und des Singens für die seelische Entwicklung. Zu Stimm-Experimenten, gemeinsamen Ad-hoc-Improvisationen, Raum-Erkundungen und zum

Zusammen-Singen laden Uli Mangel und Georg Feils vor allem auch diejenigen ein, die überzeugt sind, kaum singen zu können. Georg Feils („Ferry“) ist seit 30 Jahren Kinderlieder-Macher, Texter und Komponist, Sänger und Performer. Uli Mangel war Theaterkomponist und ist langjähriger Musikpädagoge in der Erzieher-Ausbildung. Alle drei Monate bieten beide die Reihe „Offenes Singen, für Alle, mit Allen“ in Frankfurt an.

Carmen Spiegel, Professorin für deutsche Sprache und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, lädt ein zu einer Reise in die Welt des Zuhörens.

„Aber ich hab Dir’s doch gesagt, weißt du nicht mehr?“, „Rede ruhig weiter, ich hör Dir zu!“ – „Du hörst mir ja nie zu!“ Hören wir einander wirklich zu, wenn wir meinen oder behaupten, dies zu tun? Was gewinnen wir, wenn wir zuhören, und was entgeht uns, wenn wir nur „mit halbem Ohr“ hinhören? Was brauchen wir, damit wir im Gespräch gut zuhören können? Ergebnisse der Gesprächslinguistik zeigen, dass Zuhören viel mit Interaktion zu tun hat.

Sendetermine: 31.01.16, 12.05 Uhr bis 13 Uhr; (Wdh. am 06.02.16, 18.05 bis 19 Uhr), hr2-Kulturszene Hessen

Fr 22.01. | 19.30 Uhr
€ 10 – Vorverkauf: Hessisches Staatstheater; Tourist Information sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen. Online-Kartenkauf: www.staatstheater-wiesbaden.de und www.hr2-tickets.de. Die genannten Eintrittspreise sind Abendkassenpreise, VVK-Gebühren je nach Verkaufsstelle.
Veranstalter: Kulturamt Wiesbaden und hr2-kultur
Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1

27. 01.2016 „Der Fotograf von Auschwitz – Das Leben des Wilhelm Brasse“
Im Rahmen des Gedenktages für die Opfer des NS-Regimes am 27. Januar stellt Reiner Engelmann auf Einladung des Literaturhauses und des Projektbüros Stadtmuseum sein Buch „Der Fotograf von Auschwitz – Das Leben des Wilhelm Brasse“ im Literaturhaus einer Schulklasse vor.

Das jüngst erschienene Jugendbuch schildert die barbarischen Begleitumstände der vierjährigen Inhaftierung des Wilhelm Brasse (1917–2012) in Auschwitz, das bei dessen Einlieferung noch ein Lager für polnische Gefangene gewesen ist. Nach monatelangem Zwangsarbeitseinsatz wurde der damals 23-jährige gelernte Fotograf wegen dieser Qualifikation und zudem wegen seiner Deutschkenntnisse beim Lagererkennungsdienst eingesetzt. Seine Aufgabe bestand hauptsächlich darin, die neu ankommenden Häftlinge für die dortige Kartei zu fotografieren. Ab 1942 handelte es sich dabei größtenteils um jüdische Menschen, die meist bereits kurz darauf in den Gaskammern ermordet worden sind. Auch solche waren darunter, die vom berüchtigten SS-Arzt Dr. Josef Mengele zu vorgeblich „medizinischen Forschungszwecken“ missbraucht wurden. Im Laufe der Zeit sind so annähernd 50.000 Porträtaufnahmen von Verfolgten bzw. von Mordopfern des NS-Regimes entstanden, denen allesamt ihre Ratlosigkeit, Verzweiflung und Todesangst ins Gesicht geschrieben standen. Hätte Brasse, der überdies an Fluchthilfeaktionen beteiligt war und konspirative Verbindungen zur polnischen Widerstandsbewegung in Krakau unterhielt, jene Arbeit verweigert, wäre dies sein eigenes Todesurteil gewesen. Als er kurz vor der Befreiung von Auschwitz den Befehl erhielt, sein gesamtes Fotomaterial unverzüglich zu vernichten, widersetzte er sich dem jedoch. Dadurch konnten seine Aufnahmen als Beweismittel dienen für die ungeheuerlichen Verbrechen, die von den NS-Rassisten in jener Völkermordfabrik verübt worden sind. Nach 1945 vermochte der schwer traumatisierte „Fotograf von Auschwitz“ nicht mehr in diesem Beruf zu arbeiten. In seinen letzten Lebensjahren hat er sich vor allem den nachgewachsenen Generationen als Zeitzeuge für das nach wie vor unfassbare Grauen jener Jahre zur Verfügung gestellt.

Reiner Engelmann liest während dieser Veranstaltung aus seinem dokumentarisch angelegten Werk und steht danach für Fragen zur Verfügung.

1952 in Völkenroth geboren, studierte Reiner Engelmann Sozialpädagogik und war anschließend im Schuldienst tätig. Dort betätigte er sich besonders in der Leseförderung, der Gewaltprävention sowie der Kinder- und Menschenrechtsbildung. Hierzu veröffentlichte er mehrere Bücher, auch solche zu sozialen Brennpunktthemen. Für Schulklassen und auch für Erwachsene organisiert er regelmäßig Studienfahrten nach Auschwitz.

Mo 25.01. | 10.30 Uhr
€ 2 – Geschlossene Veranstaltung für Schulklassen – Infos unter: 0611-3086365
Veranstalter: Kulturamt Wiesbaden / Literaturhaus Villa Clementine sowie Projektbüro Stadtmuseum Wiesbaden
Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1

29.01.2016 Felix von Manteuffel und Sven Hanuschek lesen aus dem Roman „Franziska Scheler“
Felix von Manteuffel und Sven Hanuschek sind zu einem Abend über die Fortsetzung des großen Romans „Theodor Chindler“ von Bernard von Brentano zu Gast, den das Publikum bereits 2014 während des Festivals „Projekt: Brentano“ begeistert wiederentdeckt hat. Der Roman „Franziska Scheler“ ist vor kurzem im Schöffling-Verlag in einer neuen Edition und einer Kommentierung des Philologieprofessors Sven Hanuschek erschienen. Der Ausgabe liegt erstmals ein Manuskript mit handschriftlichen Änderungen des Autors zugrunde, welches die noch lebenden Söhne Brentanos zur Verfügung gestellt haben. Der renommierte Schauspieler Felix von Manteuffel liest Passagen aus dem Roman, Sven Hanuschek spricht über Entstehungsgeschichte und Hintergründe des Werks.

Berlin 1929: Die Republik hat sich kaum vom Krieg erholt, schon bröckelt sie in Vorahnung der bevorstehenden Weltwirtschaftskrise. Leopold Chindler, Journalist und Autor, trifft in der Wohnung seines Bruders seine Jugendliebe aus Studientagen wieder – Franziska Scheler, die mittlerweile geschieden und allein mit ihrem kleinen Sohn in Berlin lebt. Das Zusammentreffen mit ihr lässt Leopold nicht mehr los, und er beginnt erneut um sie zu werben, doch die neue Liebe muss vorerst geheim bleiben aus Angst vor Richard Scheler, Franziskas Ex-Mann.

Bernard von Brentano, 1901 in Offenbach am Main geboren, war in den zwanziger Jahren Korrespondent der Frankfurter Zeitung in Berlin. Seine Bücher wurden nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten verbrannt. 1933 emigrierte er in die Schweiz, wo er für die Neue Zürcher Zeitung und die Weltwoche schrieb. Von 1949 bis zu seinem Tod 1964 lebte er in Wiesbaden.

Felix von Manteuffel wurde 1945 in Bayrischzell geboren. Von 1967 bis 1970 besuchte er die Otto-Falckenberg-Schule in München. Danach spielte er an zahlreichen Theatern. 1976 wurde er mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Außer im Theater hat Felix von Manteuffel in unzähligen Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt und zahlreiche Hörbücher („Homo faber“, „Harry Potter“) eingelesen.

Sven Hanuschek, geboren 1964, ist Publizist und Professor am Institut für deutsche Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zuletzt erschien von ihm eine Biografie über Elias Canetti (2005).

Fr 29.01. | 19.30 Uhr
€ 8 / 7 – Reservierung unter 0611-3415837 oder literaturhaus-kartenreservierung@freenet.de
Veranstalter und Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1

So 31.01. 2016 Gabriele Hannemann liest aus  „Marisha – Das Mädchen aus dem Fass“
Im Rahmen des Gedenktages für die Opfer des NS-Regimes am 27. Januar liest Gabriele Hannemann aus ihrem Buch „Marisha – Das Mädchen aus dem Fass“.

Es war kein Versteckspiel, aber ein verdammt gutes Versteck. Wo andere Kinder beim  Spielen abenteuerlustig für ein paar Minuten hineinkriechen, muss Marisha eineinhalb Jahre ausharren. In einem dunklen Fass! Marisha ist Jüdin und darf nicht gefunden werden.

Dieses Buch erzählt die wahre Geschichte der kleinen Marisha, die ohne Vater und Mutter ganz tapfer sein muss. Wie schafft man das? Und wer hat ihr dabei geholfen?

In kindgerechter Sprache erzählt Gabriele Hannemann von der Flucht aus dem Ghetto, vom Hunger, von der Angst, vom Tod und vom Überleben Marishas bis hin zu ihrer Überfahrt auf der Exodus nach „Eretz Israel“, dem Land Israel. Mit dieser authentischen Geschichte ermöglicht Gabriele Hannemann Kindern eine kindgerechte, emotional ansprechende und sensible Erstbegegnung mit der Shoah.

Gabriele Hannemann ist Lehrerin für Englisch, Deutsch und Religion. Sie ist Mitgründerin und 1. Vorsitzende von Yad Ruth e. V. in Hamburg zur Unterstützung von bedürftigen jüdischen Holocaustüberlebenden in Israel und Osteuropa, speziell im Baltikum und in Moldawien. 2013 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

So 31.01. | 16 Uhr
Autorenlesung
Eintritt frei
Veranstalter: Jüdische Gemeinde in Kooperation mit dem Literaturhaus und dem Stadtarchiv
Ort: Literaturhaus Villa Clementine, Frankfurter Str. 1

Papier ist für die Ewigkeit – Ausstellung der Stadtdruckerin im Gutenbergmuseum Mainz eröffnet

© massow-picture
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Gestern Abend wurde bei einem Grußwort von Kulturdezernentin Marianne Grosse und mit einer furiosen Laudatio des bekannten Schauspielers Joachim Król die Ausstellung „Papier ist für die Ewigkeit“ der amtierende Stadtdruckerin Angela Glajcar im Gutenberg-Museum Mainz feierlich eröffnet.

Eigens für  das Gutenberg-Museum hatte die Künstlerin, die ursprünglich aus der Bildhauerei kommt und in Nürnberg ausgebildet wurde, eine monumentale begehbare Skulptur aus Papier geschaffen: Licht und Schatten, gerade und gerissene Kanten, geometrische oder asymmetrische Formen eröffnen faszinierende Einblicke und ermöglichen durch die akustische Relevanz der Arbeit eine neue Raumwahrnehmung. Aus Papier geformt, wirken Angela Glajcars schwebende Arbeiten trotz ihrer skulpturalen Präsenz zart und leicht. Das ist schon eine auch rein körperlich großartige Leistung, bedenkt man, dass die amtierende Stadtdruckerin immerhin 200 Meter 350er-Gramm-Papier, also halbe Pappe, per  Hand verarbeitete und gerissen hat.

Es  gibt keine zweite Chance bei der Arbeit, denn einmal gerissen, ist gerissen und manchmal eben auch zerrissen. Aber nichts dergleichen ist zu bemerken, wenn man sich den abgehenden Lawinen ähnlichen Papiergebirgen im Ausstellungsraum nähert und sich fragt: „Was soll das eigentlich alles bedeuten? War es nötig, so viel tolles Papier  ‚sinnlos‘ zu entrollen?“ Und genau das beabsichtigt die Künstlerin mit ihrer Großinstallation: nämlich den Betrachter zu verführen, sich auf das wunderbare Material Papier einzulassen. Das ist vor allem im digitalen Zeitalter einmal mehr eine Herausforderung, da Printdruck zusehends ins Hintertreffen gerät.

Museumsleiterin Dr. Annette Ludwig unterstrich in ihrer Einführung, dass das Gutenberg-Museum sehr stolz darauf sei, die international gefragte und ungemein produktive Künstlerin erstmals mit einer Sonderausstellung in Mainz präsentieren zu können. Kulturdezernentin Marianne Grosse machte darauf aufmerksam, dass der Mainzer Stadtdruckerpreis, der mit 6000 Euro dotiert ist, beim nächsten Mal bundesweit ausgeschrieben werden würde, und fügte hinzu, dass man mit Angela Glajcar bereits eine Künstlerin von internationalem Rang mit Bezug zur Gutenbergstadt Mainz gefunden habe, „beinahe wie eine Art vorauseilendes Gehorsam“, so die Kulturdezernentin.

© massow-picture
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Joachim Król, uns aus unendlich vielen Filmen von Rossini, Polizeiruf 110, Tatort usw. bekannt, hielt eine sehr persönliche Rede über sein Faible in Galerien, Museen und Ausstellungen neu aufzutanken und über seine Begegnung mit Angela Glajcars Installation in St. Peter in Köln. Im Vorfeld der Abfassung seiner Laudatio hatte er um ein Lieblingsbuch der Künstlerin gebeten, und den Titel „Mit dem Körper sehen: Was bedeutet es, ein Kunstwerk zu betrachten?“ von Siri Hustvedt genannt bekommen. Hieraus entwickelte Joachim Król eine tiefgründige, wie auch humoristisch garnierte, furiose Rede. „Allein wegen dieser Rede hätte es sich gelohnt, zu kommen“, hörte man später an so manchem Tisch.

Di – Sa 9 – 17 Uhr, So 11 – 17 Uhr
Montags und an gesetzlichen Feiertagen geschlossen.

Gutenberg-Museum
Museum für Buch-, Druck- und Schriftgeschichte
Liebfrauenplatz 5
55116 Mainz

„Europäische Identität“ und „Asyl für die utopische Gesellschaft“ während der Wiesbadener Biennale 2016

Einer imaginären Gesellschaft, die niemals kommen darf, sollte man wenigstens mal Asyl gewähren, daher der eines Biennale-Projektes "Asyl des müden Europäers", so Kuratorin Maria Magdalena Ludewig auf der Pressekonferenz  © massow-picture
Einer imaginierten Gesellschaft, die niemals kommen darf,  weil sie ja ansonsten nicht mehr utopisch, sondern real wäre, sollte man wenigstens temporär  Asyl gewähren. Hieraus entwickelte sich das Motto der erstmalig auf der Biennale Wiesbaden  geplanten Eigenproduktionen : „Asyl des müden Europäers“, © massow-picture

Wiesbaden Biennale 25. August bis 4. September 2016: This is not Europe

Am Hessischen Staatstheater Wiesbaden stellten die Kuratoren Maria Magdalena Ludewig und Martin Hammer die neue Konzeption der Wiesbaden Biennale 2016 unter dem Titel »This is not Europe« vor, die vom 25. August bis zum 4. September 2016 stattfinden wird.

Anknüpfend an das traditionsreiche Festival »Neue Stücke aus Europa« steht die Frage nach einer europäischen Identität als komplexe gesellschaftliche Erzählung im Zentrum ihrer Neukonzeption. Unter dem Titel »This is not Europe« versammelt die Wiesbaden Biennale 2016 die Widersprüche der neuen Identitätserzählungen, die die massiven Erschütterungen des europäischen Selbstverständnisses hervorbringen. „Wer wollen wir sein, was macht uns aus?  Wer gehört zu uns?“ Wenn wir fragten, was denn eigentlich „unsere Identität“ sei, wer wir wären, stellten wir fest, dass „wir Identität als eine Erzählung aus unserer Biographie begreifen“, steigt Martin Hammer während der Pressekonferenz ins weite Feld „Identitätsfindung“ ein und macht den gespannten Hörer klar, dass diese Erzählungen über uns selbst immer wieder variiere, nämlich „je nachdem, wem man gegenüberstünde, wann und in welchem Zusammenhang man Persönliches erzähle“. Das bedeutete, dass Antworten auf die Frage, wer man sei, immer wieder anders ausfielen, und gleichzeitig seien aber alle Erzählungen irgendwie wahr, so Hammer weiter. Identität sei daher „etwas Flüchtiges, was jeweils neu konstruiert wird“. Und was wir für eine Biographie beschrieben, gelte natürlich auch – größer gedacht – für die Fragen „was denn eine europäische Identität“ sei: „Was ist denn eine europäische Identität?. Wer, welcher Autor, erzählt denn diese Geschichte, und wie setzt sich diese Geschichte zusammen? Welche Erzählungen werden  mitunter bewusst unterdrückt oder an den Rand gedrängt und sollen in dieser Identitätserzählung von Europa nicht vorkommen?“

Diese inhaltlichen Fragestellungen werden, so die Kuratoren, die Auswahl des Gastspielprogramms der Wiesbaden Biennale 2016 prägen. Wie bisher werden  10 internationale Produktionen zu sehen sein, in denen die Künstlerinnen und Künstler den Herausforderungen unserer Zeit mit unterschiedlichen Praktiken von Autorenschaft und Performance begegnen. Als Autoren ihrer Werke, international vernetzt arbeitend, schaffen sie transnationale Identitätserzählungen, in denen die Konflikte Europas erfahrbar werden.

„Asyl des müden Europäers“

„Aber vor allem wird es erstmals in der Geschichte des Festivals Neuproduktionen geben“, so Maria Magdalena Ludewig. Diese Neu-Produktion ist das Projekt, was wir im Moment unter „Asyl des müden Europäers“ verstehen. „Was ist das ‚Asyl des müden Europäers’?“, stellt Ludewig die Frage an die Runde, und beantwortet sie sogleich selbst: „Das fragen wir uns auch die ganze Zeit, zugegebenermaßen!“ Die Antwort ändere sich auch andauernd. Wenn man an die rechte Wandseite  schaue (siehe Foto oben), sehe man, dass der Slogan auch mal anders, nämlich „Asyl der kommenden Gemeinschaft“ hieß. Diese Motto wurde dann immer wieder ein bisschen umgedichtet, weil wir uns gefragt haben, „wie kann man eigentlich jenseits von dieser Alternativlosigkeit und diesem rein zweckorientierten Pragmatismus, wo uns die ganze Zeit gesagt wird ‚Wir müssen jetzt handeln!, Wir müssen das jetzt entscheiden, Wir haben jetzt keine Zeit für neue Ideen, neue Kultur usw.‘ wie kann man diesem festgefahrenen Denken eigentlich begegnen, und vielleicht doch einen Gegenentwurf wagen?“ Es müsse doch irgendwie möglich sein! Dann sind wir auf Herrn Agamben gestoßen und haben sein Buch über ‚Die kommende Gemeinschaft‘ gelesen“, so die Kuratorin.

„Die kommende Gemeinschaft“ bei Giorgio Agamben sei eigentlich relativ einfach beschrieben: „Es ist eine Gemeinschaft, die immer als die kommende imaginiert wird, die aber auf gar keinen Fall kommen darf. Denn wenn sie kommen würde, könnte man sie nicht mehr imaginieren, weil sie ja dann da wäre.“ Das wäre eigentlich recht komisch und beschreibe schon einen Widerspruch in sich. Aber eine Utopie sei nicht dazu da, dass sie Wirklichkeit werde, sondern sie sei dazu da, dass sie einem eine Handlungsmöglichkeit oder eine Handlungsrichtung in der Gegenwart gebe, so Ludewig. „Und wir haben uns gefragt: ‚Wie könnten wir das nutzen, wie könnten wir sozusagen einen Entwurf machen?‘ Die führte zu der Idee zu sagen: ‚Naja, wenn die kommende Gemeinschaft nie kommen darf, dann kann sie doch wenigstens mal temporär Asyl erhalten.‘ Das ist der eigentliche Überlegungsweg, der hinter dem Begriff ‚Asyl‘ steht, lange bevor die ganze Asyl-Debatte losging und sich zuspitzte, so Ludewig und weiter:.“Asyl ist erstmal etwas ganz Tolles, ein Zufluchtsort, ein Übergangsort, ein Transit-Ort. Das ist der einzige Ort des Neubeginns. Das ist ja eben ein gute Ort, an dem man Asyl findet.“, so Ludewig.

Die sechs Neu-Produktionen

Sechs Neuproduktionen werden derzeit vor Ort entwickelt, mit den international bekannten Residenzkünstlern Rabih Mroué, Dries Verhoeven, Thomas Bellinck, Tiago Rodrigues, Georgia Sagri, Ingo Niermann, Margarita Tsomou, Arkadi Zaides u. a. sowie weiteren. Die Idee ist, dass die Produktionen nicht im Theaterbau stattfinden, sondern in die Stadt hineingetragen werden und an vielen Orten „Asyl“ erhalten sollen, etwa im Alten Gericht, in der Anglikanischen Kirche, im Museum. im Theaterladen als Gemeinschaftszentrum usw. Der Name Asyl habe sich schon eingebürgert als Keimzelle für etwas, was später mal größer werden soll, und sich hier über die Stadt wie so ein Netzwerk von verschiedenen Orten spannen möge, erläuterten die Kuratoren.

Sich öffnen für die Stadtgesellschaft

„Wir wollen gleichzeitig aber auch versuchen,“ so Ludewig, „hier eine wirkliche Gemeinschaft mit unserem Publikum, mit unseren Künstlern um dieses 10 Tage-Festival zu leben.“ Es ginge nicht nur darum, künstlerische Projekte in die Stadt hinaus zu tragen, sondern auch um die Frage, inwiefern nicht schon das Festivalpublikum, die Künstler und alle, die hierbei „ineinander laufen, einander begegneten“ schon so etwas wie eine utopische Gemeinschaft seien, gemeinsam die Kunst wahrzunehmen. Und ihnen soll auch der Theaterladen (zwischen Kolonnaden und ehemaligem Café Wagner) Asyl (Begegnungsort) sein.

Utopia institutionell gedacht

Was braucht man für eine kommende Gemeinschaft? Jede Gemeinschaft besteht aus Institutionen. „Und wenn man Institutionen neu denkt, kann man auch eine Gemeinschaft neu denken, führt Maria Magdalena Ludewig in die Grundüberlegungen der Produktionsplanungen ein: „Das heißt: wir haben uns mit Künstlern zusammengesetzt und überlegt. wie  wir die Institutionen einer kommenden Gemeinschaft zusammen gründen können? Wie kann ein Künstler eine Institution, einen neuen Raum, einen neuen Rahmen und eine Idee davon entwickeln?“ Ganz unterschiedliche Projekte seien dabei herausgekommen, einige, die es schon mal gegen hat, andere Projekte, die absolut neu entwickelt werden,“bei denen wir noch gar nicht wissen, wo das Fertige hingeht“. Aber es ist ja auch noch ein wenig Zeit bis Ende August nächsten Jahres.

Dem Sterben imaginärer Werte, Gedanken, Geschichte etc. einen würdigen Rahmen verleihen
Dries Verhoeven (Niederlande), geboren 1976, arbeitet gemeinsam mit dem Autor Julian Pörksen (Deutschland), geboren 1985. Er wird sich ums imaginäres Abschiednehmen von Vorteilen, Werten usw. kümmern. Dazu entwickeln Dries und Pörksen zehn groß angelegte, sogenannte Beerdigungszeremonien, die täglich während des Theaterfestivals in der anglikanischen Kirche St. Augustine stattfinden werden. Welche „Werte“ beerdigt werden, steht noch nicht fest: Ist es beispielsweise an der Zeit, „uns von der ‚multikulturellen Gesellschaft‘ zu verabschieden? oder vom ‚Wohlfahrtsstaat‘ oder von der Idee des ‚Europäischen Gedanken’? Verhoeven orientiert sich mit großer Ernsthaftigkeit an christlichen Ritualen und schafft es, ganz unironisch den Blick auf »sterbende« Konzepte unserer Zeit zu lenken. 10 Tage lang wird es  mehrmals täglich zu einem thematischen Schwerpunkt  Beerdigungen geben! Verhoeven arbeitet als Performer, Theatermacher und Bildender Künstler. Seine groß angelegten Installationen, Performances und Happenings werden auf den wichtigsten europäischen Festivals gezeigt und fordern in ihrer radikalen Zuspitzung dazu heraus, den eigenen Standpunkt in Prozess der kollektiv produzierten Narration unserer Gesellschaft zu hinterfragen.

Das fiktive Museum »Domo de Eŭropa Historio en Ekzilo«.als Parodie im Alten Gericht Wiesbaden
Spannend verspricht auch Thomas Bellinck fiktives Museum als „Parodie auf das europäische Haus der Geschichte“ in Brüssel zu werden. Der Belgier wurde 1983 geboren und ist einer der bemerkenswertesten jungen Regisseure und Künstler Belgiens. Seine Arbeiten fallen durch sehr präzise Analysen der Wirklichkeit auf, die er in unterschiedlichste künstlerische Formate umsetzt. Im Rahmen des »Asyls des müden Europäers« entwirft Bellinck im »Alten Gericht« in Wiesbaden ein fiktives Museum: das »Domo de Eŭropa Historio en Ekzilo«. Aus dem Jahr 2021 blickt es auf den Zusammenbruch Europas zurück. Mit großer Liebe zum Detail entwirft Bellinck die Erzählung vom Untergang einer politischen Idee. »Dome de Eŭropa Historio en Ekzilo« entstand ursprünglich am KVS in Brüssel und wurde bei den Wiener Festwochen 2014 gezeigt. In Kooperation mit dem Onassis Centre wird eine Neuerarbeitung entwickelt, die 2016 in Athen und Wiesbaden gezeigt werden wird.

Grandhotel im prunkvollen Foyer des Theaters

© massow-picture
Theater-Foyer © massow-picture

Besonders originell und auf viel Interesse dürfte das im prunkvollen Theater-Foyer improvisierte Grandhotel stoßen.
Wiesbadenerinnen und Wiesbadener sowie ihre Gäste sind eingeladen, die Stadt und ihre Gemeinschaft durch den Blick der Künstlerinnen und Künstler neu zu entdecken: als Übernachtungsgäste im temporären Grandhotel im Foyer des Theaters als aktiv Beteiligte an einem der Projekte oder als Zuschauerinnen und Zuschauer der zahlreichen Veranstaltungen an besonderen Orten in der Stadt.
Ab 1. Dezember 2015 können Interessenten das Goldene Wellness-Ticket für 80 Euro und das Goldene Wellness Ticket de lux für 100 Euro zur Übernachtung im Foyer-Grandhotel an der Kasse des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden erwerben. Darin enthalten sind neben Tickets für vier Gastspiele ein Gemeinschafts-Frühstück, jeweils ein Bettgestell mit Matratze und Bettzeug (Feldbetten seien angesichts der gegenwärtigen Flüchtlingsdramatik unangemessen). Delux-Bucher genießen zudem mehr Privatsphäre durch zusätzliche Sichtschutzwänden.

Zwei Formate im Campus
Darüber hinaus wird es im Rahmen der Wiesbaden Biennale wieder einen Campus mit internationalen Studierenden und mit der »Academy of Translations« eine interkulturelle Plattform für Übersetzung und Sprache geben.

Tickets

Karten sind ab den o. g. Zeitpunkten an der Theaterkasse, telefonisch unter 0611. 132 325 oder auf www.staatstheater-wiesbaden.de sowie weitere Informationen auf www.wiesbaden-biennale.de erhältlich

Vortrag „Ethik und Klimagerechtigkeit“ am 2. Dez. im Senckenberg-Forschungszentrum Frankfurt

© massow-picture
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Beim Umgang mit den Folgen des Klimawandels geht es auch um globale Gerechtigkeit: Welche Ansprüche haben die ohnehin ärmeren Länder, die unter einer ungebremsten Erderwärmung am meisten leiden würden? Eine globale Klimapolitik darf sich nicht darauf beschränken, allein den Klimawandel begrenzen zu wollen. Sie muss vielmehr zugleich die Bekämpfung der Armut im Blick behalten. Der Klimawandel wirft eine Reihe zunehmend wichtiger moralischer Probleme auf, denen politisch begegnet werden muss.
Darrel Möllendorf ist einer der international einflussreichsten
politischen Philosophen, sein Forschungsschwerpunkt sind unter anderem Fragen globaler Gerechtigkeit.

Referent: Prof. Dr. Darrel Möllendorf, Goethe-Universität Frankfurt
Datum: Mittwoch, 2. Dezember, 19:00 Uhr
Ort: Hörsaal des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F), Georg-Voigt-Straße 14, 60325 Frankfurt.
Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Der Vortrag ist Teil der Reihe „Der Klimawandel und seine Folgen –
Frankfurter Forum zur UN-Klimakonferenz 2015″, die Senckenberg gemeinsam mit der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), dem Fachzentrum Klimawandel des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie und der Transferstelle für Klimaschutz und Emissionshandel Hessen organisiert.

Weitere Termine:

Dienstag, 8. Dezember 2015
Auswirkungen des globalen Klimawandels auf Hessen
Dr. Heike Hübener, Hessisches Fachzentrum Klimawandel im
Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie

Dienstag, 15. Dezember 2015
Klimawandel und -politik in globaler Perspektive
Prof. Dr. Christian-D. Schönwiese, Goethe-Universität Frankfurt

1848: Auf den Spuren einer deutschen Revolution – Stadtrundgang rund um die Paulskirche am 3. Dez. 2015

Stadtgang mit Hannes Pflügner rund um die Paulskirche auf den Spuren der deutschen Revolution 1948
(pia) Stadtgänger erleben Frankfurt am Donnerstag, 3. Dezember, als wichtigen Ort im Kampf um die erste deutsche Demokratie. Die Frankfurter Paulskirche als Ort der Zusammenkunft der ersten frei gewählten Nationalversammlung gilt als „Wiege der Demokratie“. Der Stadtgang mit Hannes Pflügner macht aus geschichtlichen Daten ein erlebtes Nachspüren der deutschen Revolution in Frankfurt. Los geht es um 17 Uhr, Treffpunkt die das Foyer des Historischen Museums. Die Teilnahme kostet sechs Euro.

Überall in Frankfurt kann man dem Verlauf der Revolution und dem Wirken der ersten Nationalversammlung nachspüren. Im rekonstruierten Palais Thurn und Taxis beispielsweise tagte von 1816 bis 1866 der Bundestag des Deutschen Bundes. Das während des Zweiten Weltkrieges stark beschädigte Palais wurde im Zuge der Neukonzeption des gesamten Areals nach Originalplänen wieder aufgebaut. Auch der als Treffpunkt für die liberalen Parlamentarier geschaffene Salon der politisch interessierten Frankfurterin Clotilde Koch-Gontard kann im Zuge des Stadtgangs bewundert werden. Sie war enge Vertraute von Heinrich Freiherr von Gagern, dem ersten Präsidenten der deutschen Nationalversammlung und unterhielt ein Parlamentstagebuch mit Einsichten in die Debatten. Neben den politischen Wirkungsstätten wird im Rundgang durch die Stadt auch das literarische Frankfurt erkundet.

Weg frei für den Bau der Goethehöfe und des Romantikmuseums in Frankfurt

Nachtmahr von Johann Heinrich Füssli, derzeit im Geothe-Haus Frankfurt  dürfte ins geplante Romantikmuseum umziehen.© Frankfurter Goethe-Haus
Nachtmahr von Johann Heinrich Füssli, derzeit im Geothe-Haus Frankfurt, dürfte wohl ins geplante Romantikmuseum umziehen.© Frankfurter Goethe-Haus

(pia) Bürgermeister Olaf Cunitz hat am 27. November eine Magistratsvorlage unterzeichnet und in den parlamentarischen Geschäftsgang gegeben, die den Weg frei macht für den Bau der sogenannten Goethehöfe und des Romantikmuseums in der Frankfurter Innenstadt. Mit der Vorlage wird sowohl der Verkauf städtischer Grundstücke am Großen Hirschgraben 17 als auch die Vergabe eines Erbbaurechts für die Flächen am Großen Hirschgraben 19-23 in die Wege geleitet.
„Durch die Bebauung des Kauf- und des Erbbaugrundstücks kann in diesem wichtigen innerstädtischen Quartier ein bauliches Ensemble entstehen, dass sich um einen Innenhof gruppiert, an den nördlich das Goethehaus angrenzt“, beschreibt Cunitz das Konzept. „Es ist eine besondere Form der Konversion, mit der bisherige Büroflächen in einen außergewöhnlichen Ort umgewandelt werden, der durch seine Mischung aus Kultur, Wohnen und Gastronomie sowohl für Frankfurter als auch für Gäste hochattraktiv sein wird.“

Beide Areale gehen – entsprechende Beschlüsse des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung vorausgesetzt – an die ABG Frankfurt Holding, die auch die Bebauung errichtet. Am Großen Hirschgraben 17 wird eine neue Wohnbebauung realisiert. Der bestehende Cantate-Saal, ein Veranstaltungsraum für Theateraufführungen, wird dabei in diese Bebauung integriert. Das bereits zugunsten der Frankfurter Aufbau AG (FAAG) bestehende Erbbaurecht wird von der ABG übernommen und der Bestand des Cantatesaals durch eine Dienstbarkeit für die Stadt Frankfurt abgesichert. Am Großen Hirschgraben 19-23 wird das Romantikmuseum errichtet. Die Grundstücke hierfür bleiben im Eigentum der Stadt Frankfurt, die nun ein Erbbaurecht für die ABG bestellt, das nach Fertigstellung des Museums von der ABG an den Träger des Museums, das Freie Deutsche Hochstift, übertragen werden wird.

Der Kaufvertrag umfasst eine Fläche von knapp 1.500 Quadratmetern mit einem Kaufpreis von rund 3,3 Millionen Euro. Damit verbunden ist eine Bauverpflichtung zur Errichtung eines Wohngebäudes mit Gastronomienutzung im Erdgeschoss binnen vier Jahren nach Vertragsabschluss. Der Erbbauvertrag umfasst eine Fläche von rund 660 Quadratmetern, die für eine Laufzeit von 99 Jahren für einen symbolischen Erbbauzins von einem Euro im Jahr zum Zweck des Baus des Romantikmuseums vergeben wird. Auf die Erhebung eines marktüblichen Erbbauzinses wird so lange verzichtet, wie die Flächen ausschließlich im Sinne der gemeinnützigen Aufgaben des Freien Deutschen Hochstifts genutzt werden. Es gilt eine Bauverpflichtung zur Errichtung eines Museumsgebäudes binnen vier Jahren nach Vertragsabschluss. Der gemeinsame Zugang zu den beiden Liegenschaften wird durch gegenseitige Grunddienstbarkeiten beziehungsweise Baulasten gesichert.

„Mainz – ein Blick, viele Ansichten“ – einzigartige Ausstellung zur wechselvollen Mainzer Baugeschichte im Landesmuseum ab 27.11.2015

Den Auftakt bildet eine große Schauwand (40 Quadratmeter) mit einem Panoramafoto der Rheinfront von Mainz. Anhand der wichtigsten historischen Stadtpläne seit 1575 können die Besucher die Veränderung des Stadtgrundrisses nachvollziehen. © massow-picture
Den Auftakt bildet eine große Schauwand (40 Quadratmeter) mit einem Panoramafoto der Rheinfront von Mainz. Anhand der wichtigsten historischen Stadtpläne seit 1575 können die Besucher die Veränderung des Stadtgrundrisses nachvollziehen. © massow-picture

Am heutigen Donnerstag, 26. November 2015, 20.00 Uhr, findet die Eröffnung der Sonderausstellung „Mainz – ein Blick, viele Ansichten“ (vom 27.11.2015 bis 6.11.2016)  in der Kirche St. Peter (Petersstraße 3) mit anschließender Vernissage im Landesmuseum Mainz (Große Bleiche 49-51) in Beisein von Oberbürgermeister Michael Ebling statt. Mit dieser Ausstellung begibt sich die Landesdenkmalpflege und das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) auf stadthistorische Spurensuche. Jedem Themenschwerpunkt werden durchschnittlich fünf Exponate gewidmet.

Neu ist: Nicht sämtliche Ausstellungsstücke werden auf einmal gezeigt: Neben der Entwicklung rund um den Dom und der Liebfrauenkirche liegen die Schwerpunkte bis Mitte Mai auf: St. Peter, St. Ignaz, Gutenbergplatz mit Dompropstei und Theater, Bischofspalais, Holzturm und Löhrsches Haus, Haus zum Korb sowie Fischtorplatz bilden die weiteren Themen des ersten Halbjahrs.
Zur Halbzeit der Ausstellung, ab dem 26. Mai 2016 gibt es einen Szenenwechsel: Jetzt lösen die  Altmünsterkirche, Johanniskirche, St. Christoph, Kronberger Hof, Schönborner Hof, Ludwigstraße und Neubrunnenplatz die Themen der ersten Ausstellungshalbzeit ab.

Modell St. Martin, Dom zu Mainz, © massow-picture
Modell St. Martin, Dom zu Mainz, © massow-picture

Der Dom, das ehemalige kurfürstliche Residenzviertel mit dem Schloss, der Markt und das Landesmuseum sind die vier Kern-Themen, die  kontinuierlich während der gesamten Laufzeit bis zum 6.11.2016  präsentiert werden.

Darüber hinaus wird es während des gesamten Ausstellungs-Jahres ein breites Begleitprogramm geben, unter anderem auch Exkursionen: Beispielsweise werden ausgehend von einem Exponat der Ausstellung denkmalaufsuchende Stadtrundgänge angeboten, um die heutige Situation zu erleben und zu erörtern. Zudem können Schüler, Studenten und auch interessierte Laien mit Stift und Papier bei kreativen Stadtrundgängen am „Urban Sketching“ teilnehmen und unter fachlicher Anleitung des Fachbereichs Architektur der Hochschule Mainz (Prof. Emil Hädler) an ganz unterschiedlichen Orten Stadtansichten skizzieren .

Die Ausstellungsabschnitte

Die Ausstelltung „Mainz – ein Blick, viele Ansichten“ startet mit einer 40 Quadratmeter großen Schauwand   in der Arkade des Landesmuseums mit einem Panoramafoto der Rheinfront von Mainz. Anhand der wichtigsten historischen Stadtpläne seit 1575 können die Besucher die Veränderung des Stadtgrundrisses auf einen Blick nachvollziehen, bevor sie sich den einzelnen bauhistorischen Abschnitten, beginnend im Schellbau, zuwenden.
Dort werden „zwölf Baudenkmäler und Denkmalbereiche“ der sich in den vielen Wirren der ständige veränderendenRheinmetropole aus ganz unterschiedlichen Blick- und Zeitperspektiven gezeigt .

Erklärende Textwand © massow-picture
Erklärende Textwand © massow-picture

Der Rundgang im Schellbau beginnt mit einer erstmaligen Zusammenstellung der ältesten Stadtansichten des 16. und 17. Jahrhunderts, die sich im Original z.B. als Buchschmuck, als Wandmalerei (in Rüdesheim) oder auf einem gotischem Flügelaltar (Kirchbrombach, Odenwald) finden.

Die dann beginnende Abfolge der Themen richtet sich nach der Ausstellungsarchitektur: das zweite Kabinett etwa enthält drei Themen (Alte Dompropstei, Gutenbergplatz, Staatstheater), während dem Dom als prominentestem Baudenkmal der größte Platz eingeräumt wird. Aus allen vier Himmelsrichtungen wird der Blick auf die Kathedrale und ihre teils noch vorhandene, teils verlorene umgebende Bebauung geworfen.

Ein aktuelles Foto (Jürgen Ernst, Landesdenkmalpflege), entstanden unter Tageslichtbedingungen und ohne weitere Nachbearbeitung, bildet jeweils den Ausgangspunkt der Präsentation; mit Archivfotografien und weiteren historischen Ansichten wird dann der Wandel – oder die Konstanz – der einzelnen Baudenkmäler nachgezeichnet. Der Dom ist erwartungsgemäß bis heute das meist dargestellte Baudenkmal in Mainz; die Ausstellung versammelt hier die verschiedensten Medien: Fotografie, Malerei, Zeichnung, Druckgrafik sowie Dreidimensionales wie Korkreliefs, Architekturmodelle und Skulptur.

Die unmittelbare Nachbarschaft von Exponaten rein dokumentarischen Charakters und Kunstwerken, die zunächst auf eine ästhetische Strahlkraft abzielen, führte bei den Vorbereitungen zu interessanten Diskussionen zwischen den kuratierenden Denkmalpflegern und den Museumsmitarbeitern, in diesem Fall die einen wie die anderen fast alle Kunsthistoriker. Beim Ausstellungsaufbau hat sich erwiesen, dass diese Nachbarschaft der heterogenen Exponate gut „funktioniert“, dass sie spannungsreich ist. Die Fragen und Vorschläge der Ausstellungsgestalter formfellows (Frankfurt/M.) gaben hier noch einmal wichtige Impulse bei der Umsetzung des Konzepts in das Medium der Ausstellung.

Dr. Joachim Glatz, ehemaliger Direktor Landesdenkmalpflege, GDKE, und Kurator der Ausstellung erläutert während eines Presserundganges die Veränderung der Situation um das Löhrsche Haus.  © massow-picture
Dr. Joachim Glatz, ehemaliger Direktor Landesdenkmalpflege, GDKE, und Kurator der Ausstellung erläutert während eines Presserundganges die Veränderung der Situation um das Löhrsche Haus. © massow-picture

Der bis heute prominente Holzturm, der u.a. von William Turner gemalt wurde (Sonderpräsentation seines Aquarells von Mitte Dezember bis Ende Februar) setzt den Rundgang fort; von dem einst ihm benachbarten Löhrschen Haus konnte bei dessen Abriss eine mächtige Skulptur des barocken Fassadenschmucks geborgen werden, die erstmals ausgestellt wird.
Ein größeres Kabinett ist wiederum dem Kurfürstlichen Schloss gewidmet, das in den letzten 250 Jahren als Residenz, Warenlager, Museum, „Gute Stub‘ von Mainz“ und Tagungsort gedient hat; im Mittelpunkt steht hier das Modell von 1960 (Konzeption: Karl-Heinz Esser, Ausführung Robert Schmitz), das zwischen den noch bestehenden bzw. wiederaufgebauten Palais (Zeughaus, Deutschhaus, Schloss) die abgängigen Bauten des einstigen Residenzviertels vor Augen führt (Schlosskirche, Hofkanzlei, Martinsburg).

Es folgen die Baudenkmäler St. Ignaz, Haus zum Korb, ehemaliges Bischofspalais. Letzteres ist wie das Löhrsche Haus ein von der damaligen Denkmalpflege als erhaltenswert und -fähig eingestuftes, kriegsbeschädigtes Baudenkmal, das 1961 dem Bau eines Parkhauses wich.
Die Gebäude des heutigen Landesmuseums und der Eltzer Höfe sind u.a. wiederum mit einem Modell im Zustand um 1790 vertreten.

© massow-picture
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Das abschließende Kabinett ist der Geschichte und der Gegenwart der Denkmalpflege gewidmet. Eine Bücherwand nimmt Schrifttum aus 200 Jahren offizieller (staatlicher und städtischer) Denkmalpflege auf, also die Ergebnisse denkmalpflegerischer Tätigkeit, soweit sie in Buchform darstellbar sind. Monatlich wechselnd wird hier zusätzlich aus der gegenwärtigen Praxis ein aktuelles Denkmal vorgestellt. Eine wandfüllende Projektion zeigt im Wechsel sämtliche Themen, die vom 27. November 2015 bis zum 6. November 2016 präsentiert und aufbereitet werden.
An geeigneten Orten im Landesmuseum finden sich während der Laufzeit der Ausstellung Werke zeitgenössischer Kunst, die sich mit der Stadtgestalt oder dem Leben in einer historischen Stadt beschäftigen.

Mainz – ein Blick, viele Ansichten versteht sich bewusst als „work in progress“, auch deshalb, weil hier das bewahrende Potential auf die tägliche Herausforderung der Denkmalpflege in der Praxis trifft.
Begleitprogramm und Vermittlungsangebote sind auf diese Spannung ausgerichtet und beziehen daraus ihre konzeptionellen Ansätze.