Papier ist für die Ewigkeit – Ausstellung der Stadtdruckerin im Gutenbergmuseum Mainz eröffnet

© massow-picture
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Gestern Abend wurde bei einem Grußwort von Kulturdezernentin Marianne Grosse und mit einer furiosen Laudatio des bekannten Schauspielers Joachim Król die Ausstellung „Papier ist für die Ewigkeit“ der amtierende Stadtdruckerin Angela Glajcar im Gutenberg-Museum Mainz feierlich eröffnet.

Eigens für  das Gutenberg-Museum hatte die Künstlerin, die ursprünglich aus der Bildhauerei kommt und in Nürnberg ausgebildet wurde, eine monumentale begehbare Skulptur aus Papier geschaffen: Licht und Schatten, gerade und gerissene Kanten, geometrische oder asymmetrische Formen eröffnen faszinierende Einblicke und ermöglichen durch die akustische Relevanz der Arbeit eine neue Raumwahrnehmung. Aus Papier geformt, wirken Angela Glajcars schwebende Arbeiten trotz ihrer skulpturalen Präsenz zart und leicht. Das ist schon eine auch rein körperlich großartige Leistung, bedenkt man, dass die amtierende Stadtdruckerin immerhin 200 Meter 350er-Gramm-Papier, also halbe Pappe, per  Hand verarbeitete und gerissen hat.

Es  gibt keine zweite Chance bei der Arbeit, denn einmal gerissen, ist gerissen und manchmal eben auch zerrissen. Aber nichts dergleichen ist zu bemerken, wenn man sich den abgehenden Lawinen ähnlichen Papiergebirgen im Ausstellungsraum nähert und sich fragt: „Was soll das eigentlich alles bedeuten? War es nötig, so viel tolles Papier  ‚sinnlos‘ zu entrollen?“ Und genau das beabsichtigt die Künstlerin mit ihrer Großinstallation: nämlich den Betrachter zu verführen, sich auf das wunderbare Material Papier einzulassen. Das ist vor allem im digitalen Zeitalter einmal mehr eine Herausforderung, da Printdruck zusehends ins Hintertreffen gerät.

Museumsleiterin Dr. Annette Ludwig unterstrich in ihrer Einführung, dass das Gutenberg-Museum sehr stolz darauf sei, die international gefragte und ungemein produktive Künstlerin erstmals mit einer Sonderausstellung in Mainz präsentieren zu können. Kulturdezernentin Marianne Grosse machte darauf aufmerksam, dass der Mainzer Stadtdruckerpreis, der mit 6000 Euro dotiert ist, beim nächsten Mal bundesweit ausgeschrieben werden würde, und fügte hinzu, dass man mit Angela Glajcar bereits eine Künstlerin von internationalem Rang mit Bezug zur Gutenbergstadt Mainz gefunden habe, „beinahe wie eine Art vorauseilendes Gehorsam“, so die Kulturdezernentin.

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Joachim Król, uns aus unendlich vielen Filmen von Rossini, Polizeiruf 110, Tatort usw. bekannt, hielt eine sehr persönliche Rede über sein Faible in Galerien, Museen und Ausstellungen neu aufzutanken und über seine Begegnung mit Angela Glajcars Installation in St. Peter in Köln. Im Vorfeld der Abfassung seiner Laudatio hatte er um ein Lieblingsbuch der Künstlerin gebeten, und den Titel „Mit dem Körper sehen: Was bedeutet es, ein Kunstwerk zu betrachten?“ von Siri Hustvedt genannt bekommen. Hieraus entwickelte Joachim Król eine tiefgründige, wie auch humoristisch garnierte, furiose Rede. „Allein wegen dieser Rede hätte es sich gelohnt, zu kommen“, hörte man später an so manchem Tisch.

Di – Sa 9 – 17 Uhr, So 11 – 17 Uhr
Montags und an gesetzlichen Feiertagen geschlossen.

Gutenberg-Museum
Museum für Buch-, Druck- und Schriftgeschichte
Liebfrauenplatz 5
55116 Mainz