„Mainz – ein Blick, viele Ansichten“ – einzigartige Ausstellung zur wechselvollen Mainzer Baugeschichte im Landesmuseum ab 27.11.2015

Den Auftakt bildet eine große Schauwand (40 Quadratmeter) mit einem Panoramafoto der Rheinfront von Mainz. Anhand der wichtigsten historischen Stadtpläne seit 1575 können die Besucher die Veränderung des Stadtgrundrisses nachvollziehen. © massow-picture
Den Auftakt bildet eine große Schauwand (40 Quadratmeter) mit einem Panoramafoto der Rheinfront von Mainz. Anhand der wichtigsten historischen Stadtpläne seit 1575 können die Besucher die Veränderung des Stadtgrundrisses nachvollziehen. © massow-picture

Am heutigen Donnerstag, 26. November 2015, 20.00 Uhr, findet die Eröffnung der Sonderausstellung „Mainz – ein Blick, viele Ansichten“ (vom 27.11.2015 bis 6.11.2016)  in der Kirche St. Peter (Petersstraße 3) mit anschließender Vernissage im Landesmuseum Mainz (Große Bleiche 49-51) in Beisein von Oberbürgermeister Michael Ebling statt. Mit dieser Ausstellung begibt sich die Landesdenkmalpflege und das Landesmuseum Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) auf stadthistorische Spurensuche. Jedem Themenschwerpunkt werden durchschnittlich fünf Exponate gewidmet.

Neu ist: Nicht sämtliche Ausstellungsstücke werden auf einmal gezeigt: Neben der Entwicklung rund um den Dom und der Liebfrauenkirche liegen die Schwerpunkte bis Mitte Mai auf: St. Peter, St. Ignaz, Gutenbergplatz mit Dompropstei und Theater, Bischofspalais, Holzturm und Löhrsches Haus, Haus zum Korb sowie Fischtorplatz bilden die weiteren Themen des ersten Halbjahrs.
Zur Halbzeit der Ausstellung, ab dem 26. Mai 2016 gibt es einen Szenenwechsel: Jetzt lösen die  Altmünsterkirche, Johanniskirche, St. Christoph, Kronberger Hof, Schönborner Hof, Ludwigstraße und Neubrunnenplatz die Themen der ersten Ausstellungshalbzeit ab.

Modell St. Martin, Dom zu Mainz, © massow-picture
Modell St. Martin, Dom zu Mainz, © massow-picture

Der Dom, das ehemalige kurfürstliche Residenzviertel mit dem Schloss, der Markt und das Landesmuseum sind die vier Kern-Themen, die  kontinuierlich während der gesamten Laufzeit bis zum 6.11.2016  präsentiert werden.

Darüber hinaus wird es während des gesamten Ausstellungs-Jahres ein breites Begleitprogramm geben, unter anderem auch Exkursionen: Beispielsweise werden ausgehend von einem Exponat der Ausstellung denkmalaufsuchende Stadtrundgänge angeboten, um die heutige Situation zu erleben und zu erörtern. Zudem können Schüler, Studenten und auch interessierte Laien mit Stift und Papier bei kreativen Stadtrundgängen am „Urban Sketching“ teilnehmen und unter fachlicher Anleitung des Fachbereichs Architektur der Hochschule Mainz (Prof. Emil Hädler) an ganz unterschiedlichen Orten Stadtansichten skizzieren .

Die Ausstellungsabschnitte

Die Ausstelltung „Mainz – ein Blick, viele Ansichten“ startet mit einer 40 Quadratmeter großen Schauwand   in der Arkade des Landesmuseums mit einem Panoramafoto der Rheinfront von Mainz. Anhand der wichtigsten historischen Stadtpläne seit 1575 können die Besucher die Veränderung des Stadtgrundrisses auf einen Blick nachvollziehen, bevor sie sich den einzelnen bauhistorischen Abschnitten, beginnend im Schellbau, zuwenden.
Dort werden „zwölf Baudenkmäler und Denkmalbereiche“ der sich in den vielen Wirren der ständige veränderendenRheinmetropole aus ganz unterschiedlichen Blick- und Zeitperspektiven gezeigt .

Erklärende Textwand © massow-picture
Erklärende Textwand © massow-picture

Der Rundgang im Schellbau beginnt mit einer erstmaligen Zusammenstellung der ältesten Stadtansichten des 16. und 17. Jahrhunderts, die sich im Original z.B. als Buchschmuck, als Wandmalerei (in Rüdesheim) oder auf einem gotischem Flügelaltar (Kirchbrombach, Odenwald) finden.

Die dann beginnende Abfolge der Themen richtet sich nach der Ausstellungsarchitektur: das zweite Kabinett etwa enthält drei Themen (Alte Dompropstei, Gutenbergplatz, Staatstheater), während dem Dom als prominentestem Baudenkmal der größte Platz eingeräumt wird. Aus allen vier Himmelsrichtungen wird der Blick auf die Kathedrale und ihre teils noch vorhandene, teils verlorene umgebende Bebauung geworfen.

Ein aktuelles Foto (Jürgen Ernst, Landesdenkmalpflege), entstanden unter Tageslichtbedingungen und ohne weitere Nachbearbeitung, bildet jeweils den Ausgangspunkt der Präsentation; mit Archivfotografien und weiteren historischen Ansichten wird dann der Wandel – oder die Konstanz – der einzelnen Baudenkmäler nachgezeichnet. Der Dom ist erwartungsgemäß bis heute das meist dargestellte Baudenkmal in Mainz; die Ausstellung versammelt hier die verschiedensten Medien: Fotografie, Malerei, Zeichnung, Druckgrafik sowie Dreidimensionales wie Korkreliefs, Architekturmodelle und Skulptur.

Die unmittelbare Nachbarschaft von Exponaten rein dokumentarischen Charakters und Kunstwerken, die zunächst auf eine ästhetische Strahlkraft abzielen, führte bei den Vorbereitungen zu interessanten Diskussionen zwischen den kuratierenden Denkmalpflegern und den Museumsmitarbeitern, in diesem Fall die einen wie die anderen fast alle Kunsthistoriker. Beim Ausstellungsaufbau hat sich erwiesen, dass diese Nachbarschaft der heterogenen Exponate gut „funktioniert“, dass sie spannungsreich ist. Die Fragen und Vorschläge der Ausstellungsgestalter formfellows (Frankfurt/M.) gaben hier noch einmal wichtige Impulse bei der Umsetzung des Konzepts in das Medium der Ausstellung.

Dr. Joachim Glatz, ehemaliger Direktor Landesdenkmalpflege, GDKE, und Kurator der Ausstellung erläutert während eines Presserundganges die Veränderung der Situation um das Löhrsche Haus.  © massow-picture
Dr. Joachim Glatz, ehemaliger Direktor Landesdenkmalpflege, GDKE, und Kurator der Ausstellung erläutert während eines Presserundganges die Veränderung der Situation um das Löhrsche Haus. © massow-picture

Der bis heute prominente Holzturm, der u.a. von William Turner gemalt wurde (Sonderpräsentation seines Aquarells von Mitte Dezember bis Ende Februar) setzt den Rundgang fort; von dem einst ihm benachbarten Löhrschen Haus konnte bei dessen Abriss eine mächtige Skulptur des barocken Fassadenschmucks geborgen werden, die erstmals ausgestellt wird.
Ein größeres Kabinett ist wiederum dem Kurfürstlichen Schloss gewidmet, das in den letzten 250 Jahren als Residenz, Warenlager, Museum, „Gute Stub‘ von Mainz“ und Tagungsort gedient hat; im Mittelpunkt steht hier das Modell von 1960 (Konzeption: Karl-Heinz Esser, Ausführung Robert Schmitz), das zwischen den noch bestehenden bzw. wiederaufgebauten Palais (Zeughaus, Deutschhaus, Schloss) die abgängigen Bauten des einstigen Residenzviertels vor Augen führt (Schlosskirche, Hofkanzlei, Martinsburg).

Es folgen die Baudenkmäler St. Ignaz, Haus zum Korb, ehemaliges Bischofspalais. Letzteres ist wie das Löhrsche Haus ein von der damaligen Denkmalpflege als erhaltenswert und -fähig eingestuftes, kriegsbeschädigtes Baudenkmal, das 1961 dem Bau eines Parkhauses wich.
Die Gebäude des heutigen Landesmuseums und der Eltzer Höfe sind u.a. wiederum mit einem Modell im Zustand um 1790 vertreten.

© massow-picture
© massow-picture

Das abschließende Kabinett ist der Geschichte und der Gegenwart der Denkmalpflege gewidmet. Eine Bücherwand nimmt Schrifttum aus 200 Jahren offizieller (staatlicher und städtischer) Denkmalpflege auf, also die Ergebnisse denkmalpflegerischer Tätigkeit, soweit sie in Buchform darstellbar sind. Monatlich wechselnd wird hier zusätzlich aus der gegenwärtigen Praxis ein aktuelles Denkmal vorgestellt. Eine wandfüllende Projektion zeigt im Wechsel sämtliche Themen, die vom 27. November 2015 bis zum 6. November 2016 präsentiert und aufbereitet werden.
An geeigneten Orten im Landesmuseum finden sich während der Laufzeit der Ausstellung Werke zeitgenössischer Kunst, die sich mit der Stadtgestalt oder dem Leben in einer historischen Stadt beschäftigen.

Mainz – ein Blick, viele Ansichten versteht sich bewusst als „work in progress“, auch deshalb, weil hier das bewahrende Potential auf die tägliche Herausforderung der Denkmalpflege in der Praxis trifft.
Begleitprogramm und Vermittlungsangebote sind auf diese Spannung ausgerichtet und beziehen daraus ihre konzeptionellen Ansätze.